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Templin? (?Uckermark?): Der III. Weg im Konkurrenzkampf mit der NPD

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Am Sam­sta­gnach­mit­tag ver­anstal­tete die neon­azis­tis­che Klein­partei „Der dritte Weg“ mehrere Ver­samm­lun­gen im bran­den­bur­gis­chen Land­kreis Uck­er­mark. Ein­er kleineren Aktion in der Stadt Anger­münde fol­gte eine größere Kundge­bung in Tem­plin. Zu let­zt genan­nter wurde unter dem Mot­to „Asylflut stop­pen“ auch im Inter­net aufgerufen.
Der dritte Weg kon­so­li­diert sich
Die Ver­samm­lung in Tem­plin wurde auf dem Mark­t­platz vor dem his­torischen Rathaus abge­hal­ten. Dem Aufruf im Inter­net fol­gten zwis­chen 40 und 50 Per­so­n­en aus dem gesamten Land Bran­den­burg und Berlin. Die meis­ten Teilnehmer_innen waren bekan­nte Neon­azis. Sie kön­nen den drei bran­den­bur­gis­chen Parteistützpunk­ten in Pots­dam, Pots­dam-Mit­tel­mark und Uck­er­mark sowie dem in Berlin existieren­den zuge­ord­net wer­den. Darüber hin­aus waren auch Per­so­n­en aus Bran­den­burgs Land­kreisen Tel­tow-Fläming  und Oder-Spree angereist, in denen noch keine offiziellen Struk­turen des „drit­ten Weges“ existieren.
Haupt­the­ma: Het­ze gegen Flüchtlinge
Ähn­lich wie viele PEGI­DA-ähn­liche Ini­tia­tiv­en, die AfD und die NPD ver­sucht sich auch der dritte Weg mit Ressen­ti­ments gegen Asyl­suchende, mitunter aber auch durch defti­gen Ras­sis­mus in der gesellschaftlichen Debat­te  zur Auf­nahme bzw. zur Ablehnung von Flüchtlin­gen zu pro­fil­ieren. Auch am Sam­sta­gnach­mit­tag in Tem­plin wurde dies, beispiel­sweise durch Plakate und Ban­ner mit Parolen wie „Krim­inelle Aus­län­der raus“ und „Asylflut stop­pen“, offen­sichtlich. Allerd­ings kann der dritte Weg mit solchen Slo­gans kaum noch provozieren. Selb­st die ver­meintlich gemäßigten Rechtspopulist_innen von der AfD schla­gen momen­tan mitunter härtere Töne an.
Der dritte Weg als Alter­na­tive zur NPD?
Den­noch ist die weit­ere Entwick­lung des drit­ten Weges beobacht­enswert. Hier sam­melt sich näm­lich das mil­i­tante Neon­az­im­i­lieu, also Per­so­n­en, die bere­its in der Ver­gan­gen­heit durch schwere Gewalt­straftat­en auffie­len. Der dritte Weg bietet diesen Leuten fern­er eine straff organ­isierte Aktion­splat­tform und vor allem die bun­desweite Ver­net­zung mit ähn­lich gesin­nten Kräften. Die Partei emp­fiehlt sich somit ein­mal mehr als radikalere Alter­na­tive zur in Bran­den­burg (milieuin­tern) dominieren­den, aber ver­bots­bedro­ht­en NPD. Diese hat­te übri­gens erst in der ver­gan­genen Woche eine Ver­samm­lung in Tem­plin abge­hal­ten. Unge­fähr 60 NPD Sympathisant_innen aus ganz Bran­den­burg sollen an dieser teilgenom­men haben. Allerd­ings protestierten auch 150 Men­schen dagegen.
Geringe Außen­wirkung
Auch bei der Kundge­bung des „drit­ten Weges“ gab es einzelne Protest­bekun­dun­gen. Sympathisant_innen der Partei „Die Grü­nen“ und Antifas bekan­nten sich mit einem Plakat und ein­er Fahne gegen Neon­azis und für „Hil­fe statt Hass“. Eine offizielle Gegenkundge­bung gab es jedoch nicht. Bürger_innen, die mit dem „drit­ten Weg“ spon­tan sym­pa­thisierten und sich deren Kundge­bung anschlossen aber auch nicht. Eine ähn­liche Erfahrung hat­te bere­its die NPD in der ver­gan­genen Woche gemacht. Fraglich ist allerd­ings, ob dies beim kom­menden ersten „Abendspazier­gang (für eine angemessene Asylpoli­tik)“ so bleibt, wenn eben nicht offen­sichtlich erkennbare Neon­azis gegen Flüchtlinge het­zen, son­dern ver­meintlich bürg­er­liche „Asylkriter_innen“.
Fotos: hier

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Antifaschismus Flucht & Migration

III. Weg”-Kundgebung in Templin / Antifa-Demo in Neuruppin

INFORIOT Der 12. März war wieder ein aktion­sre­ich­er Tag in Bran­den­burg: In der Uck­er­mark hielt die Partei „Der III.Weg“ mehrere Kundge­bun­gen ab und in Neu­rup­pin ver­sam­melten sich Antifaschist_innen und Antirassist_innen zu ein­er kraftvollen Demonstration.
Kundge­bungs­tour des „III. Wegs“
Am Vor­mit­tag organ­isierte die Partei „Der III. Weg“ zwei Kundge­bun­gen in Anger­münde und eine Ver­samm­lung in Tem­plin. Die Kundge­bun­gen richtete sich gegen Asyl. Ange­führt wur­den die Ver­samm­lun­gen durch Matthias Fis­ch­er. An der Kundge­bung in Tem­plin nah­men etwa 50 Neon­azis der Partei und örtlichen Neon­azis teil. Die Stadt ist Fis­ch­ers Geburt­sort, derzeit soll er in der Nähe von Anger­münde wohnen. Von hier aus ver­sucht Fis­ch­er einen Stützpunkt des „III. Wegs“ aufzubauen, welch­er am 12. Dezem­ber 2015 gegrün­det wurde. In mehreren Reden het­zten er, Pas­cal Stolle und Robin Liebers gegen Asyl­suchende, die Poli­tik, gegen die USA und Israel.

Der "III. Weg" in Templin. Matthias Fischer hielt dort mehrere Reden. Bild: Ney Sommerfeld.
Der “III. Weg” in Tem­plin. Matthias Fis­ch­er hielt dort mehrere Reden. Bild: Ney Sommerfeld.

Unter­stützen fan­den die Bran­den­burg­er Aktivis­ten um Fis­ch­er durch Neon­azis aus Berlin. Der Berlin­er Stützpunkt der Partei um Franziska Grun­hold waren anwe­send. Zudem nah­men die Mit­glieder des Berlin­er Stützpunk­tes der Kle­in­st­partei „Die Rechte“ um Patrick Krüger und Bodo Dreisch an der Kundge­bung in Tem­plin teil. Tech­nis­che Unter­stützung bekam die Kundge­bung außer­dem von dem Ehep­aar Franziska und Peer Koss. Koss trat sog­ar erst­mals mit ein­er Jacke des „III.Wegs“ auf, was seine Mit­glied­schaft in der Partei nahelegt.
Rechts am Transparent: Peer Koss mit "III. Weg"-Jacke. Bild: Ney Sommerfeld.
Rechts am Trans­par­ent: Peer Koss mit “III. Weg”-Jacke. Bild: Ney Sommerfeld.

Tem­plin ist derzeit nicht nur für Fis­ch­er und seine Kam­eradIn­nen inter­es­sant, erst let­zte Woche Sam­stag ver­anstal­tete die NPD eine Kundge­bung. Und am kom­menden Fre­itag, den 18. März, soll der erste soge­nan­nte „Abendspazier­gang“ in Tem­plin stat­tfind­en. Alle drei Ver­samm­lun­gen richteten bzw. richt­en sich gegen die Asylpolitik.
Bilder: hier und hier.
120 bei antifaschis­tis­ch­er Demon­stra­tion in Neuruppin
An ein­er Demon­stra­tion gegen ras­sis­tis­che Het­ze und rechte Gewalt, die am Sam­sta­gnach­mit­tag in Neu­rup­pin stat­tfand, nah­men knapp 120 Men­schen teil. Unter­stützt wurde die Demon­stra­tion durch das Aktions­bünd­nis „Neu­rup­pin bleibt bunt“. Die Demon­stra­tion führte vor­bei an mehreren Neon­azi-Woh­nun­gen und dem Mak­ler­büro des Rathenow­ers Nico Tews. In einem Rede­beitrag wurde Tews als Organ­isator der ras­sis­tis­chen Aufmärsche in Rathenow the­ma­tisiert. Erst let­zte Woche ver­anstal­tete Tews eine Demon­stra­tion mit etwa 600 Neon­azis und Ras­sistIn­nen durch Rathenow. Sein Ziel war es diverse ras­sis­tis­che „Bürg­erini­tia­tiv­en“ zu vere­inen, aus Bran­den­burg, Sach­sen-Anhalt und Sach­sen waren diverse Organ­i­sa­tio­nen und Vere­ini­gun­gen angereist. Die Demon­stra­tion endete im Wohnge­bi­et um das REIZ-Einkauf­szen­trum, wo es zu ein­er kleinen Pro­voka­tion von zwei mut­maßlichen Neon­azis kam.
Antifaschistische Demonstration in Neuruppin. Bild: Ney Sommerfeld.
Antifaschis­tis­che Demon­stra­tion in Neu­rup­pin. Bild: Ney Sommerfeld.

Bilder: hier und hier.
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Antifaschismus

SS-Fans wollen in Brandenburg auftreten

INFORIOT “Keep your fuckin’ pol­i­tics out of met­al!”, fordert das “Under the black sun”-Festival auf sein­er Home­page. Seit 1998 find­et die jährliche Met­al­par­ty im Land Bran­den­burg, in Hele­ne­nau in der Nähe von Bernau statt. Auch wenn “Under the black sun” als Anspielung auf das Nazisym­bol der Schwarzen Sonne ver­standen wer­den kann, will das Fes­ti­val nichts mit Poli­tik oder gar mit Neon­azis­mus zu tun haben.

Werbung für das "Under the black sun" Festival 2016
Wer­bung für das “Under the black sun” Fes­ti­val 2016

Allerd­ings: Wenn das Fes­ti­val in diesem Jahr vom 30. Juni bis zum 2. Juli stat­tfind­et, soll eine mehr als zweifel­hafte Band auftreten. Angekündigt ist näm­lich ein Konz­ert der let­tis­chen Pagan-Met­al­gruppe Skyforger.
Die Gruppe betont eben­falls, mit Poli­tik nichts am Hut zu haben, ver­hält sich allerd­ings seit Jahren wider­sprüch­lich. Im Band­l­o­go war jahre­lang ein Hak­enkreuz eingear­beit­et. Die Band erk­lärt inzwis­chen, dieses Logo nicht mehr einzuset­zen, weil es immer wieder zu “Missver­ständ­nis­sen” deswe­gen gekom­men sei. Eigentlich sei das im Logo abge­bildete Sym­bol kein Hak­enkreuz, son­dern ein Don­nerkreuz, ein ange­blich altes let­tis­ches Zeichen. Und, das erwäh­nt die Band nicht — die “Don­nerkreu­zler” waren am Anfang des 20. Jahrhun­derts zeitweise die führende faschis­tis­che Partei in Let­t­land. Auf der offiziellen Inter­net­seite der Band wer­den Fanar­tikel mit den Hak­enkreu­zl­o­go weit­er zum Verkauf angeboten.
Weiterhin verkauft Skyforger Fanartikel mit dem Hakenkreuzlogo (Screenshot 11.3.2016)
Weit­er­hin verkauft Sky­forg­er Fanar­tikel mit dem Hak­enkreu­zl­o­go (Screen­shot 11.3.2016)

Die Band spielte in ihrer let­tis­chen Heimat auch Konz­erte zu Ehren der let­tis­chen Waf­fen-SS-Ver­bände. So trat sie 2012 im Rah­men des Pro­gramms des “Legionärstages” im Riga auf. Mehrere tausend Rechte gedacht­en an diesem Tag bei einem Gedenkmarsch der vorge­blichen Helden­tat­en der Waf­fen-SS, abends gab es ein ergänzen­des Konz­ert mit “Sky­forg­er” vor Hun­derten Fans.
Mehrfach trat­en Sky­forg­er mit der litauis­chen Neon­az­iband “Dik­tatu­ra” auf, welche schon die Bühne mit den deutschen Neon­azirock­stars der Lunikoff-Ver­schwörung die Bühne teilten.
Ver­mut­lich han­delt es sich bei den Musik­ern von Sky­forg­er nicht um Neon­azis und es ist nicht bekan­nt, dass sie ihre Konz­erte für agi­ta­torische Reden nutzen. Sie geben sich allerd­ings offen­bar gern für Waf­fen-SS-Pro­pa­gan­da her, scheuen die Nähe zu Neon­azis keineswegs, son­dern treten für ein solch­es Pub­likum und mit entsprechen­den Bands auf. Die Band verkauft — ent­ge­gen ander­slau­t­en­den Behaup­tun­gen — weit­er­hin Fanar­tikel mit Hak­enkreuzen. Man darf wohl meinen: Wenn das “Under the black sun”-Festival keine “Pol­i­tics” haben will, dann haben sie mit “Sky­forg­er” eine denkbar ungeeignete Band gebucht.
Der geplante Auftritt von Sky­forg­er ist jedoch beileibe nicht die erste frag­würdi­ge Band­buchung in der Geschichte des “Under the black sun”. 2004 durfte dort zum Beispiel die finnis­che Neon­az­iband “Satan­ic War­mas­ter” spie­len. Die schwu­len­has­senden und NS-Parolen “zur Pro­voka­tion” sin­gen­den “Impaled Nazarene” durften beim Fes­ti­val bere­its mehrmals auftreten. Und auch “Sky­forg­er” hat­ten schon ein­mal einen Auftritt, im Jahr 2006.
Mehr über “Sky­forg­er” ist in einem Artikel bei “Berlin Recht­saußen” zu erfahren.
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Antifaschismus Flucht & Migration Law & Order

Familie Novakovic aus Forst droht die Abschiebung – Minister Schröter missachtet Kinderrechte

Am 29. Feb­ru­ar 2016 hat Innen­min­is­ter Schröter das Ersuchen der Härte­fal­lkom­mis­sion für ein Bleiberecht der Fam­i­lie Novakovic abgelehnt. Vor dreiein­halb Jahren reiste das Ehep­aar Novakovic mit ihren drei Kindern nach Deutsch­land ein und beantragte Asyl. Als Roma sind die Kinder in Ser­bi­en in der Schule immer wieder mas­siv ange­fein­det und ange­grif­f­en wor­den. Auch nach wieder­holten Inter­ven­tio­nen der Eltern hat die Fam­i­lie von Ver­ant­wortlichen jahre­lang keinen Schutz oder Hil­fe erfahren. In der Folge kon­nten die Kinder die Schule nicht mehr besuchen. Um eine Zukun­ft für die Kinder ohne Gewalt und Diskri­m­inierung zu find­en, floh die Fam­i­lie nach Deutschland.
Der neun­jährige Kris­ti­jan ist der jüng­ste der drei Geschwis­ter. Er ist wegen sein­er trau­ma­tisieren­den Erfahrun­gen seit über einem Jahr in jugendpsy­chi­a­trisch­er Behand­lung. Sollte die Fam­i­lie abgeschoben wer­den, wird er die drin­gend notwendi­ge Behand­lung aller Voraus­sicht nach nicht fort­set­zen kön­nen. Roma wer­den in Ser­bi­en grundle­gende soziale Rechte ver­wehrt, viele leben weit unter dem Exis­tenzmin­i­mum. Den Novakovics dro­ht bei Rück­kehr unmit­tel­bar die Obdachlosigkeit. Die Kinder wür­den wieder dem gle­ichen Umfeld und Bedin­gun­gen aus­ge­set­zt sein, die sie bere­its vor ihrer Flucht nach Deutsch­land aus der Schule getrieben haben. Das Recht auf Bil­dung, auf geistige Entwick­lung und eine “nor­male” Kind­heit in einem sicheren Umfeld wären ihnen verwehrt.
Die UN-Kinder­recht­skon­ven­tion – von der Bun­desre­pub­lik im Jahr 2010 rat­i­fiziert — bes­timmt, dass Kinder nicht als Anhängsel ihrer Eltern behan­delt wer­den dür­fen, son­dern eigene Men­schen­rechte haben. Sie
verpflichtet Behör­den, bei jed­er Entschei­dung den Vor­rang des Kindeswohls zu garantieren. Zum Weltkindertag im Sep­tem­ber let­zten Jahres stellte das Deutsche Insti­tut für Men­schen­rechte unmissver­ständlich klar, dass staatlichen Behör­den auf Bun­des- , Lan­des- und kom­mu­naler Ebene zur Beach­tung der Kinder­rechte aus der UN-Kinder­recht­skon­ven­tion verpflichtet sind und dass diese Rechte für
alle Min­der­jähri­gen, unab­hängig von ihrer Staat­sange­hörigkeit, ihrem aufen­thalt­srechtlichen Sta­tus oder dem ihrer Eltern gelten.
Die psy­chis­che Sit­u­a­tion der Geschwis­ter Novakovic hat sich in den Jahren ihres Aufen­thalts in Bran­den­burg sta­bil­isiert und sie haben begonnen Wurzeln zu schla­gen. Die Fam­i­lie hat inzwis­chen viele
Unter­stützerIn­nen, gute Fre­undIn­nen und Nach­barIn­nen gefun­den. Bei­de Eltern arbeit­en ger­ingfügig. Frau Novakovic spricht fünf Sprachen und unter­stützt ehre­namtlich andere Flüchtlinge als Dol­metscherin und Inte­gra­tionslotsin. In Forst sind die Kinder bestens in der Schule inte­gri­ert. Sie gehen motiviert, gerne und regelmäßig zur Schule, so dass eine Lehrerin in einem der vie­len Unter­stützungsaufrufe schrieb: “Soll ihnen das alles wieder genom­men wer­den? Wie lange kann ein Kind eine ’solche Kind­heit’ noch verkraften?”
In diesem Sinne sind zahlre­iche Schreiben von LehrerIn­nen, Nach­barIn­nen, Kirchen­mit­gliedern, der Arbeit­ge­berin, Sozialar­bei­t­erIn­nen und Men­schen aus Ini­tia­tiv­en und Ver­bän­den ver­fasst wor­den. Alle appel­lierten an die Regierung, der Fam­i­lie ein dauer­haftes Bleiberecht zu gewähren, denn in Forst und Umge­bung wer­den sie als Vor­bild für soziale Inte­gra­tion angesehen.
Die Härte­fal­lkom­mis­sion war im Novem­ber 2015 zu dem sehr deut­lichen Ergeb­nis gekom­men, dass im Falle der Fam­i­lie Novakovic drin­gende human­itäre und per­sön­liche Gründe vor­liegen, die – ins­beson­dere im
Inter­esse der Kinder – die weit­ere Anwe­sen­heit im Bun­des­ge­bi­et erforder­lich machen. Innen­min­is­ter Schröter set­zte sich darüber hin­weg und entsch­ied gegen das Ersuchen der Kommission.
“Mit sein­er Entschei­dung sendet Innen­min­is­ter Schröter ein fatales Sig­nal in die Gesellschaft und an all diejeni­gen, die sich für die Auf­nahme und Inte­gra­tion von Fam­i­lie Novakovic und ander­er Flüchtlinge vor Ort engagieren. Die Entschei­dung ist ein Affront gegen die Bemühun­gen der Men­schen in Forst, Fam­i­lie Novakovic in ihrer Mitte aufzunehmen und sie mis­sachtet das Kindeswohl der betrof­fe­nen Kinder” sagte Ivana Domazet vom Flüchtlingsrat Brandenburg.
Der Flüchtlingsrat fordert die Lan­desregierung und den Innen­min­is­ter auf, der Fam­i­lie Novakovic ein dauer­haftes Bleiberecht zu gewähren und sie nicht aus dem Kreis ihrer neuen Fre­undIn­nen und Nach­barIn­nen zu reißen. Die Kinder dür­fen nicht aus der Schule und ihrem gewohn­ten Umfeld genom­men und nach Ser­bi­en ins Elend abgeschoben wer­den, wo sie wieder Diskri­m­inierung und Anfein­dun­gen aus­ge­set­zt wären und ihnen das Recht auf Bil­dung und Entwick­lung ver­wehrt bliebe.

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Antifaschismus Law & Order

Offener Brief bezüglich der Linksextremismus-Vorwürfe gegen Verein und Bündnis

+++ Link­sex­trem­is­mus-Vor­würfe seit­ens einzel­ner Stadtverordneter
+++ Spal­tung emanzi­pa­torisch­er Kräfte darf nicht zuge­lassen werden
+++ Offen­er Brief als Antwort gegen Vor­würfe von Vere­in und Bünd­nis verfasst
Die Stadtverord­neten Jür­gen Maresch (partei­los, ehem. Die Linke) und Wolf­gang Bialas (CDU) haben in der Stadtverord­neten­ver­samm­lung Link­sex­trem­is­mus-Vor­würfe gegen den Vere­in für ein
mul­ti­kul­turelles Europa e. V. sowie gegen das Bünd­nis Cot­tbus Naz­ifrei! vorge­bracht. Der Vere­in sah sich daraufhin gezwun­gen, den Antrag für eine jahre­lang gezahlte Unter­stützung vom
Jugen­damt zurück zu ziehen. Maresch fordert des Weit­eren die Stadt dazu auf, die Zusam­me­nar­beit mit dem Bünd­nis Cot­tbus Naz­ifrei! aufzugeben. Bei­de Ini­tia­tiv­en sollen sich vom
„Link­sex­trem­is­mus“ dis­tanzieren, um Sank­tio­nen zu ver­mei­den. „Wir haben jahre­lang eine finanzielle Unter­stützung für unsere vielfälti­gen Pro­jek­te seit­ens des Jugen­damtes erhal­ten. Durch
die Vor­würfe kön­nen wir diese Pro­jek­te nur noch schw­er ver­wirk­lichen“, so Maria Schnei­der vom Multikulti-Verein.
Das Bünd­nis Cot­tbus Naz­ifrei! und der Vere­in arbeit­en eng zusam­men und sind für die alter­na­tive Jugend­kul­tur in Cot­tbus unverzicht­bar. Im Bezug auf die Arbeit gegen faschis­tis­che Strukturen
kon­nte in Cot­tbus schon viel erre­icht wer­den. Die Proteste am 15. Feb­ru­ar sind dafür beispiel­haft. Die gute Zusam­me­nar­beit mit dem Aktions­bünd­nis Cot­tbuser Auf­bruch und der Stadt ist zudem ein
lan­desweites Vorzeige­pro­jekt. „‘Cot­tbus beken­nt Farbe’ sollte auch weit­er­hin weg­weisend im Kampf gegen Neon­azis und ras­sis­tis­che Het­ze sein. Wir sind froh, dass in Cot­tbus eben keine
Säch­sis­chen Ver­hält­nisse herrschen“, meint Luise Mey­er von Cot­tbus Nazifrei!
Beson­ders in der aktuellen Sit­u­a­tion ein­er erstark­enden Recht­en in Deutsch­land ist es wichtig, diese Zusam­me­nar­beit nicht zu gefährden. Alle demokratis­chen Kräfte müssen im Kampf gegen Organ­i­sa­tio­nen wie Pegi­da, die AfD und ver­meintlich „besorgte und heimatver­bun­dene Bürg­er­be­we­gun­gen“ zusam­men hal­ten und ihre ras­sis­tis­che Het­ze sowie Rück­wärts­ge­wandtheit entkräften und aufdecken.
Anlagen:
Offen­er Brief 
Hin­ter­grund­text zur Entste­hung des Offe­nen Briefs 
Weit­ere Informationen:
www.cottbus-nazifrei.info // fb/­cot­tbus-stellt-sich-quer
www.zelle79.blogspot.de/

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Antifaschismus Law & Order

Die Templiner Polizei und die “Befindlichkeiten” von Nazis

INFORIOT Haupt­sache alles so arrang­ieren, dass sich die NPD wohlfühlt. Dies scheint das Mot­to der Polizei in der Uck­er­mark zu sein. Am ver­gan­genen Sam­stag hielt die Neon­azi­partei eine ras­sis­tis­che Kundge­bung in Tem­plin ab. Von Seit­en der Stadt wurde darum am his­torischen Rathaus Plakate mit der Auf­schrift “Tem­plin bleibt bunt” ange­bracht. Der Polizei war das offen­bar zu viel und zu eskalierend: Sie ließ die Plakate mit Ver­weis auf das Ver­samm­lungs­ge­setz ent­fer­nen, aus “Deeskala­tion­s­grün­den”. Die Auf­schrift sei geeignet gewe­sen “die Befind­lichkeit­en der Ver­anstal­ter zu berühren”, also jene der Neon­azis. Dies berichtet die Tageszeitung Nord­kuri­er.

So berichtet der Nordkurier über das Handeln der Polizei in der Uckermark (Screenshot)
So berichtet der Nord­kuri­er über das Han­deln der Polizei in der Uck­er­mark (Screen­shot)

Von Seit­en Tem­plin­er Stadtverord­neter wird das Polizei­han­deln inzwis­chen als “über­zo­gen” kritisiert.
Es bleibt abzuwarten, ob die uck­er­märkische Polizei weit­er auf solch eine neon­az­ifre­undliche “Deeskala­tion” set­zen wird. Mögliche Ter­mine dafür gibt es gle­ich zwei: Am kom­menden Sonnabend will die Neon­azik­lein­partei “Der III. Weg” auf­marschieren und am Fre­itag, dem 18. März, plant “Tem­plin gegen Asylmiss­brauch” einen ras­sis­tis­chen “Abendspazier­gang” durch die Stadt.
In der Uck­er­mark gibt es immer wieder Vor­fälle, die ein mehr als zweifel­haftes Licht auf die Polizei wer­fen. Um nur einige Beispiele zu nen­nen: In Schwedt ver­hin­derten Polizis­ten die Strafver­fol­gung gegen “Sieg Heil”-rufende Neon­azis. Ein Polizist nahm an einem Nazi-Gedenkmarsch in Seelow selb­st teil. Der Vize-Chef der Polizei­in­spek­tion hat­te als Klin­gel­ton am Handy “Nachricht von der Ost­front” eingestellt. Eine Polizistin ist mit einem Neon­azi ver­heiratet — bei der Hochzeit posierte dieser mit Hakenkreuzarmbinde.
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Antifaschismus

Potsdam?: Proteste gegen Pogida-Miniaufmarsch im Zentrum

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An einem Auf­marsch der recht­en POGI­DA-Bewe­gung in Pots­dam haben sich am Mittwochabend unge­fähr 60 Per­so­n­en aus Berlin, Bran­den­burg und Sach­sen beteiligt. Es war die achte Ver­samm­lung dieser Art in der Bran­den­burg­er Lan­deshaupt­stadt. Die Achte, die nur durch ein enormes Polizeiaufge­bot aus mehreren Bun­deslän­dern und mit schw­erem tech­nis­chem Gerät, darunter zwei Wasser­w­er­fern, gegen den Willen der meis­ten Potsdamer_innen durchge­set­zt wurde. Ins­ge­samt beteiligten sich unge­fähr 650–700 Men­schen an den Protesten gegen den POGIDA Marsch. Unge­fähr 300 Gegendemonstrant_innen hat­ten sich am Lust­garten ver­sam­melt, 200 fol­gten ein­er Demon­stra­tion aus Babels­berg und 150–200 noch ein­mal spon­tan auf der Lan­gen Brücke. POGIDA hat­te sich indes am Nordein­gang des Pots­damer Haupt­bahn­hofes ver­sam­melt. Ihren Punkt für die Auf­tak­tkundge­bung mussten die Organ­isatoren dieser Ver­anstal­tung aber wieder um 50–100m ver­legen, da Unbekan­nte an zwei Fahrrädern im Ein­gangs­bere­ich des Bahn­hofes Kisten befes­tigt hat­ten, in denen ohren­betäuben­der Lärm erzeugt wurde. Nochmals wurde offen­sichtlich das POGIDA in Pots­dam offen­bar uner­wün­scht ist. Trotz mehrerer vor­ma­liger Ankündi­gun­gen sah Ver­samm­lungsleit­er Chris­t­ian Müller, u.a. auch während der Auf­tak­tkundge­bung, anscheinend keinen Grund seine Ver­anstal­tungsrei­he abzubrechen. Er hätte sich mit ähn­lich gesin­nten Ini­tia­tiv­en aus anderen Städten berat­en. Diese hät­ten ihn zur Fort­set­zung sein­er Aktiv­itäten in Pots­dam ger­at­en, zumin­d­est so lange bis ein für ihn entsprechen­der Ersatz gefun­den ist. Nach der kurzen Auf­tak­tkundge­bung, bei der auch ein Herr aus Dres­den zu Wort kam, zog POGIDA dann zum Film­mu­se­um. Dort sprach Müller erneut, eben­so wie Sebas­tiano Graziani. Als Front­ban­ner von POGIDA diente dies­mal übri­gens ein Stoff-Stück auf dem mit großen Buch­staben: „Wir sind keine Nazis“ zu lesen war. Dies mag inhaltlich für einige „besorgten Bürger_innen“ auf der Ver­samm­lung zu tre­f­fen, aber eben nicht für einen größeren Teil der Mitläufer_innen. Tat­säch­lich ist näm­lich zu beobacht­en das einige Kad­er der „Freien Kräften Neu­rup­pin / Osthavel­land“ sowie der lange Zeit inak­tiv­en neon­azis­tis­chen „Alter­na­tive Jugend Pots­dam“ immer öfter anlässlich der POGIDA Märsche in Erschei­n­ung treten. Ihnen ist auch das Ban­ner: „Asyl­hütte in Pots­dam? Kannste knick­en“ mit dem markan­ten Slo­gan: „Wohn­raum zuerst für Deutsche“ zuzuordnen.
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Antifaschismus Law & Order

[P] Das Wandern ist des Müllers Lust

Am heuti­gen Mittwoch fand ein weit­er­er unsäglich ras­sis­tis­ch­er Pogi­da-Auf­marsch, wieder angemeldet vom rast­losen Chris­t­ian Müller, am Pots­damer Haupt­bahn­hof statt. Auch wenn im Vor­feld wieder diverse Gerüchte und Aus­sagen wie „Wenn die Gut­men­schen ein weit­eres Asyl­heim am Schlaatz bauen, werde ich dieses abfack­eln und zwar mit Insassen!!!“ kur­sierten, schien es ins­ge­samt, als wäre an alllen Fron­ten Rou­tine in die wöchentlichen Aufmärsche gekehrt.
Noch vor Beginn der Pogi­da-Demon­stra­tion führte eine antifaschis­tis­che Demon­stra­tion von Alt-Nowawes über die Lotte-Pulewka-Straße zum Haupt­bahn­hof. Unter dem Mot­to „Nu Pogo­di, Pogi­da“ liefen 250 Men­schen in Rich­tung des Neon­azi-Auf­marsches, nicht zulet­zt, um diesen zu ver­hin­dern. Außer­dem stell­ten sich bei den angemelde­ten Kundge­bun­gen “Refugees Wel­come” auf der lan­gen Brücke und ein­er Ver­anstal­tung des Bünd­niss­es “Pots­dam beken­nt Farbe” etwa 500 Men­schen dem Irrsinn entgegen.
Als Ver­anstal­ter Chris­t­ian Müller seine Ver­samm­lung eröff­nen wollte, kam es zu ein­er Störung der Ver­anstal­tung durch eine lär­mende Kiste, die am Auf­tak­tort auf einem Fahrrad ange­bracht war. Die Polizei brauchte mehr als zehn Minuten unter­halt­samer Bemühun­gen und einen Bolzen­schnei­der, um den Kas­ten erfol­gre­ich in Gewahrsam nehmen zu kön­nen. Die Neon­azis ent­fer­n­ten sich unter­dessen um hun­dert Meter und bracht­en dort ihre Pro­pa­gan­da unter die anwe­senden knapp 50 Pogi­da-Anhänger_in­nen. Der Dres­d­ner Pogida-“Stargast” Jens Lorek erstat­tete nach eige­nen Aus­sagen später Anzeige gegen die Polizei, da diese die Pläne des Fahrrades nicht schon vorher durch­schaut hatte.
Neben dem bere­its bekan­nten Sebas­tiano Graziani war die Ver­schwörungsszene heute mit Jens Lorek promi­nent vertreten. Lorek erlangte zweifel­hafte Berühmtheit, weil er Mitte der 2000er von Aliens ent­führte Men­schen anwaltlich betreute. In der Neon­aziszene ist er eher bekan­nt, weil er als Anmelder von Aufmärschen in Fre­ital und Hei­de­nau in Aktion trat. Antifaschist_innen, wiederum, dürften Jens Lorek ken­nen, weil er lächer­liche “sta­tis­tis­che Meth­o­d­en” anwandte, um die Teilnehmer_innenzahl von Pegi­da festzustellen.
Ihr kurz­er 400 Meter Marsch führte Pogi­da über die Lange Brücke zum Stadtschloss. Dort hielt Sebas­tiano Graziani dann eine sein­er ewiglich währen­den Reden. In dieser beklagte er wie üblich den Bevölkerungsaus­tausch in Deutsch­land durch die Geflüchteten, den im 2. Weltkrieg an den Deutschen began­genen “Bomben­holo­caust” und ver­stieg sich zudem in einem wirr-ras­sis­tis­chen Ver­gle­ich der Sit­u­a­tion in Maze­donien, (wo Refugees seit langer Zeit unter men­schen­ver­ach­t­en­den Bedin­gun­gen fest­sitzen) mit der Belagerung von Kon­stan­tinopel (durch das Osman­is­che Reich im Jahr 1453). Damit war die Spitze des völkisch-ras­sis­tis­chen Eis­berges aber noch lange nicht erre­icht: Graziani wün­schte sich, dass statt syrischen Geflüchteten Wol­gadeutsche aufgenom­men wür­den (His­torisch­er Fakt: “Deutsch” sind die “Wol­gadeutschen” weil sie vor 1768 im Deutschen Reich lebten, danach zogen sie ins Rus­sis­che Reich).
Der einzige Licht­blick war hier die Aus­dauer der Gegendemonstrant_innen, die die Reden fast rest­los übertönten.
Nach­dem dieses Elend über­standen war, zog der Auf­marsch über seine küm­mer­liche Strecke wieder zurück, sie riefen neben dem üblichen “Wir sind das Volk” auch „Has­ta la vista antifascista“ und „Links­faschis­ten in die Kisten“.
Am Aus­gang­sort wieder angekom­men, nutzte der Auf­marsch-Anmelder Chris­t­ian Müller die Gele­gen­heit, munter Gerüchte unter seine Anhänger_innen zu streuen. Er berichtete, dass ihm berichtet wurde, dass ein Tax­i­fahrer berichtet habe, dass es “neulich” am Rewe­markt im Schlaatz zu ein­er Verge­wal­ti­gung gekom­men sei. Vor dem Markt hät­ten “betrunk­ene Aus­län­der” ges­tanden. Er wisse nicht, ob es einen Zusam­men­hang gäbe, habe aber Angst vor dem Früh­ling und dem Som­mer, weil er sich frage, was dann mit “unseren” Frauen und Kindern passiere. Die Antifa müsse dumm sein und werde außer­dem vom Staat bezahlt — das habe neulich ein Antifa-Aussteiger bei dem Bärgi­da-Auf­marsch berichtet.
Danach ver­streuten sich die Pogi­das, unter denen sich Gäste aus diversen Eck­en Ost­deutsch­land befan­den — so den Vorankündi­gun­gen Glauben geschenkt wer­den will.
Für die näch­ste Woche plant der Pogi­da-Müller (der ankündigte, erst­mal weit­er machen zu wollen) wohl eine Strecke in Babelsberg.
Dann vielle­icht mit 40 Leuten, die Woche darauf mit 30, dann…
Selb­st wenn Podi­ga sich abschafft, heißt das nicht, dass irgen­det­was bess­er ist!
Nur wenige Kilo­me­ter von Pots­dam gibt es Städte, wie Rathenow und Nauen, in denen das Aus­maß an ras­sis­tis­ch­er Moblil­isierung schon lange unerträglich ist.
Noch ein paar Kilo­me­ter weit­er ster­ben Men­schen an Europas Außen­gren­zen, die vor beispiel­losen Men­schen­rechtsver­let­zun­gen und Krieg fliehen.

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Opferperspektive verurteilt Abschiebung von Betroffenen rechter Gewalt in Finsterwalde

Anfang März hat der Land­kreis Elbe-Elster mehrere Geflüchtete aus Fin­ster­walde in ein­er Sam­me­lab­schiebung nach Polen abgeschoben. Darunter befan­den sich auch Betrof­fene eines recht­en Angriffes, der am am 12.Dezember 2015 in Fin­ster­walde stat­tfand. Sechs Kriegs­flüchtlinge aus Tschetsche­nien waren auf dem Weg zu ihrer Gemein­schaft­sun­terkun­ft aus einem vor­beifahren­den Auto beschossen wor­den. Die polizeilichen Ermit­tlun­gen zu dem Fall dauern noch an.
„Wir verurteilen die Abschiebung von Betrof­fe­nen rechter Gewalt durch die Aus­län­der­be­hörde des Land­kreis Elbe-Elster. Hier­durch wird den Betrof­fe­nen von ras­sis­tisch motivierten Gewalt­straftat­en die Möglichkeit genom­men, ihre Opfer- und Zeu­gen­schutzrechte wahrzunehmen und zum Beispiel eine Heil­be­hand­lung zu erhal­ten“, so Mar­tin Vese­ly von der Gewal­topfer­ber­atung des Vere­ins Opfer­per­spek­tive e.V.
Das Sozialamt des Land­kreis­es ver­weigerte den trau­ma­tisierten Kriegs­flüchtlin­gen bis Feb­ru­ar 2016 eine psy­chol­o­gis­che Unter­stützung. Nach­dem nun das Sozialamt zusicherte, eine psychologische
Min­destver­sorgung der Betrof­fe­nen erneut zu prüfen, wur­den min­destens zwei der Betrof­fe­nen kurz­er­hand durch die Aus­län­der­be­hörde abgeschoben.
Auch in ander­er Hin­sicht ist der Vor­gang skan­dalös: Durch die Abschiebung fehlen nun wichtige Zeu­gen in einem laufend­en Ermit­tlungsver­fahren. Der Land­kreis schützt somit im Endeffekt
ras­sis­tis­che Gewalt­täter vor Strafver­fol­gung. Dies ste­ht im ein­deuti­gen Wider­spruch zu sämtlichen Ver­sprechun­gen aus der Poli­tik, rechte Straftat­en mit allen zur Ver­fü­gung ste­hen­den Mit­teln zu verfolgen.
„Aus unser­er Beratung­sprax­is wis­sen wir, dass viele Strafver­fahren eingestellt wer­den oder mit einem Freis­pruch für die Täter_innen enden, wenn die Zeug_innen für Aus­sagen fehlen. Es drängt sich der Ein­druck auf, dass der Land­kreis eine Abschiebung forcierte, nach­dem die Betrof­fe­nen sich Hil­fe suchend an unsere Beratungsstelle wandten. Es ist unerträglich, dass den Betrof­fe­nen nun die Möglichkeit ein­er psy­chol­o­gis­chen Aufar­beitung des Angriffs in Fin­ster­walde genom­men wird.“ erk­lärt Mar­tin Vese­ly von der Opfer­per­spek­tive weiter.

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1747 Fälle politisch rechts motivierter Gewalt in Ostdeutschland, Berlin und NRW

++ Rechts motivierte Angriffe im Ver­gle­ich zu 2014 nahezu ver­dop­pelt ++ Drama­tis­ch­er Anstieg ras­sis­tis­ch­er Gewalt ++ 146 Angriffe an Geflüchtete­nun­terkün­ften, darunter 45 Brandanschläge ++
Im Jahr 2015 stieg die Zahl poli­tisch rechts, ras­sis­tisch und anti­semi­tisch motiviert­er Gewalt­tat­en erneut deut­lich an. In den ost­deutschen Bun­deslän­dern und Berlin haben sich die Angriffe von 782 auf 1468 nahezu ver­dop­pelt. Mit Nor­drhein-West­falen legt erst­ma­lig auch ein west­deutsches Bun­des­land unab­hängige Zahlen zur Angriff­s­si­t­u­a­tion vor. 279 rechtsmo­tivierte Angriffe wur­den in dem bevölkerungsre­ich­sten Bun­des­land gezählt, 1747 sind es damit in der Summe. Min­destens 2237 Per­so­n­en wur­den 2015 in den sieben Bun­deslän­dern ver­let­zt und mas­siv bedroht.
Bir­git Rheims von der Opfer­ber­atung Rhein­land sagt: /„Nach wie vor geht der flächen­deck­ende Aus­bau spezial­isiert­er und unab­hängiger Opfer­ber­atungsstellen in den west­deutschen Bun­deslän­dern zu langsam voran. Die Beratung­sein­rich­tun­gen ver­fü­gen nicht über aus­re­ichende Ressourcen, um ein pro­fes­sionelles Mon­i­tor­ing anbi­eten zu kön­nen. Wie wichtig das jedoch ist, zeigen die erst­ma­lig für NRW vorgelegten Zahlen, bei denen von ein­er hohen Dunkelz­if­fer auszuge­hen ist.“
Bei 1056 Angrif­f­en, d.h. 60 % der erfassten Fälle, spie­len ras­sis­tis­che Tat­mo­tive eine zen­trale Rolle. Die Gewalt richtete sich ins­beson­dere gegen Geflüchtete und deren Unterkün­fte. Sach­sen geri­et dabei mit Auss­chre­itun­gen, wie in Fre­ital, Dres­den und Hei­de­nau, immer wieder in die bun­desweit­en und zum Teil inter­na­tionalen Schlagzeilen. Auch in allen anderen Bun­deslän­dern nah­men ras­sis­tis­che Angriffe zu.
Andrea Hübler, von der Opfer­ber­atung der RAA Sach­sen: „Für Geflüchtete gibt es keine sicheren Orte in Deutsch­land. Anhal­tende ras­sis­tis­che Proteste gegen sie und ihre Unterkün­fte, die Aufmärsche von Pegi­da und ihren Ablegern in nahezu allen Bun­deslän­dern, tra­gen dazu maßge­blich bei. Gle­ichzeit­ig wer­den Geflüchtete in der gesellschaftlichen Debat­te als „Krise“ und nicht als Schutz­suchende darstellt.“
Das Gewalt­po­ten­tial ist gefährlich angestiegen. Zunehmend wur­den Waf­fen, Sprengstoffe und Brand­sätze einge­set­zt. Täter_innen nah­men häu­figer tödliche Ver­let­zun­gen in Kauf. Ins­ge­samt 146 gewalt­same Angriffe auf Geflüchtete und deren Unterkün­fte (bewohnte und unbe­wohnte; zen­trale und dezen­trale) zählten die Beratungsstellen in den ost­deutschen Bun­deslän­dern, Berlin und NRW. Dabei han­delte es sich u.a. um 45 (ver­suchte) Brand­s­tiftun­gen, 39 (ver­suchte) gefährliche Kör­per­ver­let­zun­gen, z.B. durch Stein­würfe, Pyrotech­nik bzw. Sprengstoff. Beson­ders viele Angriffe auf bzw. im Umfeld von Geflüchtete­nun­terkün­ften wur­den in Sach­sen (74) und NRW (54) reg­istri­ert, gefol­gt von Berlin (39). Auch Helfer_innen und Men­schen die mit der Unter­bringung von Geflüchteten befasst sind, Journalist_innen und Politiker_innen rück­ten 2015 in den Fokus, wur­den mas­siv bedro­ht und ange­grif­f­en. Ins­ge­samt 465 Angriffe (26%) gegen poli­tis­che Gegner_innen verze­ich­neten die Beratungsstellen, darunter 47 Attack­en gegen Journalist_innen, die meis­tens im Umfeld von Demon­stra­tio­nen stat­tfan­den. Ein solch­es Aus­maß an Gewalt gegen diese Betrof­fe­nen­gruppe ist neu, denn in den ver­gan­genen Jahren richteten sich ger­ade ein­mal halb so viele Angriffe gegen sie.
Dimen­sion rechter Gewalt
Die unab­hängi­gen Beratungsstellen verze­ich­nen in Ost­deutsch­land und Berlin für das Jahr 2015 einen Anstieg der recht­en Gewalt­tat­en um ca. 90 Prozent (zu NRW liegen für 2014 keine Ver­gle­ich­szahlen vor). In Sach­sen wur­den mit 477 Fällen die meis­ten Angriffe gezählt (2014: 257, 85 % mehr als in 2014). In Berlin wur­den 320 Angriffe reg­istri­ert (2014: 179 Angriffe, + 79 %), in NRW 279, in Sach­sen-Anhalt 217 Angriffe (2014: 120, + 80 %), in Bran­den­burg 203 (2014: 93, + 118 %), in Meck­len­burg-Vor­pom­mern 130 Angriffe (2014: 84, + 53 %) und in Thürin­gen 121 Angriffe (2014: 58, + 109 %). In allen Bun­deslän­dern, in denen bere­its 2014 Angriffe doku­men­tiert wur­den, stieg die Zahl deut­lich an. 2015 fan­den in Ost­deutsch­land, Berlin und NRW pro Tag im Durch­schnitt 4,8 poli­tisch rechts motivierte Gewalt­tat­en statt. Zum über­wiegen­den Teil han­delte es sich dabei um (ver­suchte) Kör­per­ver­let­zungs­de­lik­te: 10 schwere, 608 gefährliche und 613 ein­fache Körperverletzungen.
Ras­sis­mus als häu­fig­stes Tatmotiv
Die Zahl ras­sis­tisch motiviert­er Gewalt­tat­en stieg im Ver­gle­ich zu 2014 wie auch die Gesamtzahl rechtsmo­tiviert­er Gewalt­tat­en um 90 % (ohne NRW) an. In den ost­deutschen Bun­deslän­dern, Berlin und NRW waren 1056 der Angriffe ras­sis­tisch motiviert, 465 Angriffe richteten sich gegen Men­schen, die von den Täter_innen als poli­tis­che Gegner_innen ange­se­hen wur­den, darunter 47 gegen Journalist_innen und 71 Angriffe gegen nicht-rechte und alter­na­tive Per­so­n­en. 57 Gewalt­tat­en richteten sich gegen Men­schen auf­grund ihrer sex­uellen Orientierung/Identität, in 43 Fällen war Anti­semitismus das Motiv und in 18 Fällen Sozial­dar­win­is­mus. Zudem reg­istri­erten die Beratungsstellen 4 poli­tisch rechts motivierte Angriffe gegen Men­schen mit ein­er Behinderung.
Eine Sprecherin des Ver­ban­des der Beratungsstellen kom­men­tiert: „Ein großer Teil der rechtsmo­tivierten Angriffe 2015 stand im Zusam­men­hang mit dem The­ma Asyl. Sei es, dass sich Attack­en gegen die Geflüchteten selb­st oder gegen deren Unterkün­fte richteten, sei es, dass Unterstützer_innen, Antirassist_innen oder Politiker_innen und Journalist_innen ins Visi­er der Täter geri­eten. Die zuge­spitzte, teils offen ras­sis­tisch geführte Debat­te um die Auf­nahme von Geflüchteten lässt ein Kli­ma entste­hen, in dem Ras­sis­ten und Neon­azis in ihrem Han­deln bestärkt wer­den. Unzäh­lige Demon­stra­tio­nen und Kundge­bun­gen bun­desweit, Face­book­grup­pen, Pegi­da und AfD heizen die Stim­mung an.“

Inforiot