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Geschichte & Gedenken

Q — Gegen Luther, Papst und Fürsten — Alles gehört Allen!

In der Repub­lik wird dieses Jahr “500 Jahre Luther” gefeiert. Allerd­ings find­en sich Luthers Fun­da­men­tal­is­mus und die Bru­tal­ität der Luther­schen Äußerun­gen, sein Juden- und Frauen­hass und seine wahn­hafte Apoka­lyp­tik nicht so recht im Mar­ket­ingkonzept von Weltof­fen­heit, Tol­er­anz und Fried­fer­tigkeit wieder, welch­es zu diesem his­torischen Ereig­nis ermit­telt wer­den soll.
Aus diesem Grund haben wir zum 31. Okto­ber, der dieses Jahr zum bun­desweit­en Feiertag zu Ehren Luthers gemacht wurde, mit Denis Mos­chi­to, Ruth Marie Kröger, Michael Kelle und Jörg Pohl ein ein hochkarätiges Schaus­piel­erensem­ble nach Pots­dam in den Spar­ta­cus ein­ge­laden. Sie zeigen die szenis­che Lesung “Q”, die uns die Zeit des Renais­sance-Human­is­mus und der Ref­or­ma­tion aus ein­er – beson­ders im „Luther­jahr“ – ungewöhn­lichen Per­spek­tive erleben lässt.
Insze­niert wurde das Stück von Thomas Eber­mann und Berthold Brun­ner. Wer die let­zten Stücke von Thomas Eber­mann im Spar­ta­cus erleben durfte, “Der Fir­men­hym­nen­han­del” und “Der Eindi­men­sion­ale Men­sch”, wird wis­sen, dass er es vortr­e­f­flich ver­ste­ht einen Stoff zu insze­nieren, welch­er die Fin­ger in die Wun­der der Gegen­wart legt.
1517 – 1555: Fast vierzig Jahre ist er, der so oft seinen Namen zu wech­seln gezwun­gen ist, dabei. Keine fromme oder unfromme Ket­zerei lässt er aus. Keinen Auf­s­tand gegen die klerikale und fürstliche Macht ver­passt er. Als Ver­trauter Thomas Müntzers wird dessen Cre­do — «alles gehört allen» — auch zu seinem. Die Nieder­lage im Bauernkrieg (1525) lässt ihn als einen der weni­gen Über­leben­den zurück. Bei den Wiedertäufern trägt er die Ver­ant­wor­tung zur Vertei­di­gung der Stadt Mün­ster, aus der das neue Jerusalem wer­den soll. Er feiert mit, bei den aus­ge­lasse­nen Fes­ten der Siege; er wird Zeuge der Ver­wand­lung rev­o­lu­tionär­er Ambi­tio­nen in religiösen Wahn, beim Umschlag von Befreiung in Ter­ror. Er wan­dert durch das «Europa der gescheit­erten Auf­stände», durch ver­lorene Schlacht­en und Nieder­la­gen, die Verzwei­flung erzeu­gen und Res­ig­na­tion nahelegen.
Wo immer er involviert ist, ist auch ein Zweit­er zuge­gen. Unerkan­nt und zunächst nur als eine vage Ahnung. Der Spi­on der Kurie und Agent der Inqui­si­tion, der seine Briefe mit «Q» unterze­ich­net, der dem Kar­di­nal (und späterem Papst) Gian­petro Carafa nicht nur über die pap­st­feindlichen Machen­schaften berichtet, son­dern auch ein­wirkt, vielle­icht sog­ar anwe­send ist, vielle­icht sog­ar alle Rebel­lion ins Unglück lenkt? Diesem Phan­tom zu begeg­nen, von Angesicht zu Angesicht, um die Opfer zu rächen, wird zur fix­en Idee des Aufrührers …
Kri­mi und High Noon am Ende des Mittelalters!
Bear­beit­et von Thomas Eber­mann und Berthold Brunner.
Ensem­ble: u.a. Denis Mos­chi­to, Ruth Marie Kröger, Michael Kelle,Jörg Pohl
Das Werk des linken Kollek­tivs Luther Blis­sett, das sich heute Wu Ming nen­nt, war in Ital­ien «die lit­er­arische Sen­sa­tion der Sai­son» (Süd­deutsche Zeitung). Es ver­mit­tle «eine Ahnung vom epochalen Dra­ma jen­er Zeit» (FAZ). Das Anliegen der Autoren ist, «eine Art von Gegengeschichte zu erzählen, eine sub­ver­sive Prax­is des Geschicht­en­erzäh­lens zu vol­lziehen.» (Literaturkritik.de)
Der in achtzehn Sprachen über­set­zte Roman ist von Assozi­a­tion A wieder aufgelegt worden.
Ein Beitrag der Rosa-Lux­em­burg-Stiftung zu 500 Jahre Ref­or­ma­tion. Die Auf­führung im Spar­ta­cus wird zusät­zlich unter­stützt vom AStA der Uni Potsdam.
Einen kurzen Ein­blick und einige Hin­ter­grund­in­fos zu dem Stück direkt durch Schaus­piel­er und Regis­seur bekom­men Sie hier: https://youtu.be/VLHW9Idb8hI
Fotos der Auf­führung die gerne benutzt wer­den dürfen:
https://www.flickr.com/photos/rosalux/34849100712/in/album-72157681590596592
Ort: Spar­ta­cus Pots­dam / frei­Land Pots­dam / Friedrich-Engels-Straße 22,
14473 Potsdam
Ter­min: 31.10.2017 || 19:30 Türen / 20:30 Uhr Beginn
Ein­tritt: VVK 7,70 € (ermäßigt) / 11,- € || Abend­kasse: 8,-€ (ermäßigt) /
13,- €
VVK unter: https://www.tixforgigs.com/site/Pages/Shop/ShowEvent.aspx?ID=22243

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Sonstiges

Richterin Ahle: „Dann werden wir das nächste mal auch fertig“

Der Prozess um die Block­ade eines Urantrans­portes gegen eine Klet­ter­ak­tivistin vor dem Amts­gericht Pots­dam wird am am 16. Okto­ber um 12:30 Uhr in Saal 21 fort­ge­set­zt. Es wird mit dem Urteil an diesem Tag gerech­net, sol­i­darische Unter­stützung ist Willkommen!
Der 3. Prozesstag lief am 26.9.  bis ca. 16 Uhr.  Es wur­den durch die Vertei­di­gung zahlre­iche Beweisanträge gestellt, die sowohl den Ablauf der Aktion als auch ihre Umstände und Hin­ter­gründe (Gefahren von Atom­trans­porten, Erkrankung von Arbeit­ern in der Anlage Nar­bonne Malvési, , etc.) betrafen.  Die Rich­terin ord­nete nach den ersten Anträ­gen das „Selb­stle­sev­er­fahren“ an. Die Begrün­dung der Anträge wurde nicht mehr ver­lesen. Damit die Ver­hand­lung schneller voran kommt. Sie verkün­dete eine Pause von 30 Minuten um… die über 70 Seit­en Anträge zu lesen und zu beschei­den. Über 2000 Worte pro Minute hätte sie lesen müssen. Nach ein­er Stunde verkün­dete sie dann einen Teil der Beschlüsse. Ein weit­er­er wird am 16. Okto­ber verkün­det. Der über­wiegende Teil der Beweisanträge wurde pauschal abgelehnt, als zur Erforschung der Wahrheit nicht erforder­lich. Ob die Rich­terin die Anträge wirk­lich gele­sen hat, darf bezweifelt wer­den… sie hat ca. 15 Anträge inner­halb ein­er Stunde gele­sen (?) und beschieden.
Rich­terin Ahle war zu Beginn der Ver­hand­lung – für ihre Ver­hält­nisse –  einiger­maßen entspan­nt, aber gegen Ende nicht mehr. 
Sie wirk­te unkonzen­tri­ert und gen­ervt. Ins­beson­dere als sie merk­te, dass sie wegen diesem Prozess mal wieder erst spät Feier­abend machen kann, wenn alle Kol­le­gen längst fer­tig sind und die Putzkolonne anrückt. Sie ließ mal wieder ihre Frust auf die Betrof­fene ab. Obwohl aus­gerech­net die Betrof­fene den größeren Aufwand mit 4‑stündiger Anreise (und 4 ‑stündi­ger Abreise) nach Pots­dam hat – und es sich um ein Ord­nungswidrigkeitsver­fahren han­delt. Rich­terin Ahle darf und kann jed­erzeit ein­stellen (Oppor­tu­nität­sprinzip). Das will sie partout nicht machen, ihr Urteil ste­ht schon fest.
Mit Bemerkun­gen à la „Wer hat die Anträge gestellt?“ und „Dann wer­den wir das näch­ste mal auch fer­tig“ set­zte sie die Betrof­fene unter Druck.
Das Gericht muss der mit­tel­losen Betrof­fe­nen eine Fahrkarte zur Ver­fü­gung stellen. Die aus­gestellte Fahrkarte für die Rück­fahrt am Dien­stag war jedoch für eine Verbindung gültig, die eine Abfahrt vor 16 Uhr erforder­lich gemacht hätte. Darauf ange­sprochen, schob Rich­terin Ahle die „Schuld“ auf die Betrof­fene, die mit ihren Anträ­gen den Prozess in die Länge ziehen würde: „Wer hat die ganzen Anträge gestellt?“ sagte sie. Für Rich­terin Ahle sind Angeklagten oder Betrof­fe­nen, die zur Vertei­di­gung ihrer Recht­spo­si­tion die Mit­tel der Straf­prozes­sor­d­nung anwen­den, wie das Recht Beweisanträge zu stellen, lästig. Das ver­hin­dert ein schnelles aburteilen. Abhil­fe schaffte Rich­terin Ahle nicht, das sei nicht möglich, die Zahlstelle des Gericht­es habe schon zu. Sie forderte somit die Betrof­fene dazu auf, mit ein­er ungülti­gen Fahrkarte die Rück­reise anzutreten!
Als sie den Fort­set­zung­ster­min fes­tlegte, zeigte sie sich sehr gereizt und erk­lärte, beim näch­sten Ter­min fer­tig wer­den zu wollen. Worauf die Betrof­fene erk­lärte, das es möglicher­weise auch so sein werde, sie aber nicht auf ihre prozes­sualen Rechte verzicht­en werde, sie werde sich das Unter-druck-set­zen durch Rich­terin Ahle auch nicht gefall­en lassen.
Fort­set­zung am 16. Oktober!

Weitere Informationen:

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Antifaschismus

Werder: Konzert gegen Rassismus

KdR_werderRas­sis­mus und Diskri­m­inierung sind keine Grund­lage für eine offene und sol­i­darische Gesellschaft. Deshalb set­zen wir in Werder am 30.10.2017 mit dem Konz­ert gegen Ras­sis­mus ein Zeichen gegen recht­es und intol­er­antes Gedankengut.
Eine Vielfalt von Bands und Musik­grup­pen aus der Region zeigen, dass Gemein­schaft in der Vielfalt nicht nur möglich, son­dern lebenswert ist. Dabei wer­den sie unter­stützt von der evan­ge­lis­chen Heilig-Geist-Kirchenge­meinde Werder und der Freien Wal­dorf­schule Werder. Unter anderem mit dabei: Lux­u­ria, Blues Groseros und The Hoo sowie der Kinder­chor der Carl von Ossi­et­zky Ober­schule und die Cajon­gruppe der Wal­dorf­schule. Als Gäste wer­den darüber hin­aus Aktive der
Anti­ras­sis­musar­beit und migrantisch-dias­porische Akteure aus Bran­den­burg erwartet. Auch ein kuli­nar­isches Begleit­pro­gramm wird geboten.
Das Konz­ert gegen Ras­sis­mus und Diskri­m­inierung find­et statt am 30. Okto­ber 2017 von 15.00 bis 22.00 Uhr vor der Heilig-Geist-Kirche Werder. Ein­lass ist ab 14.00 Uhr. Der Ein­tritt ist frei, um eine Spende für die Unkosten wird gebeten. Bei Regen find­et das Konz­ert in der Kirche statt.
Wir freuen uns auf dein/Ihr Kommen!

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Antifaschismus

Support your local scene, don’t move to Berlin”

number-two-mit-bildern-kopieAm 27.10.17 wollen wir, das Bünd­nis Cot­tbus Naz­ifrei, zusam­men mit euch tanzend durch die Cot­tbuser Stadt ziehen. Bere­its in den let­zten Jahren etablierte sich die Nacht&Tanz&Demo als fet­ziger Anlauf­punkt für eine weltof­fene, ebenswerte Stadt. Ver­schiedene Ini­tia­tiv­en, Vere­ine und alter­na­tive Struk­turen engagieren sich bere­its seit vie­len Jahren in Cot­tbus. So hat sich die Ini­tia­tive “Flu­mi­co” als anti­ras­sis­tis­che Struk­tur, die sich für Geflüchtete in und um Cot­tbus ein­set­zt, etabliert. Auch das Chekov als link­er und sub­kul­tureller Tre­ff­punkt sind fes­ter Bestandteil der alter­na­tiv­en Szene in Cot­tbus. Das selb­stver­wal­tete Haus­pro­jekt Zelle79 sichert seit mehr als 15 Jahren soziokul­turelle Jugen­dar­beit. Und auch wir das Bünd­nis Cot­tbus Naz­ifrei haben es geschafft, einen inner­städtis­chen Diskurs rund um die Bom­bardierung von Cot­tbus in einen geschichtlichen Zusam­men­hang einzuord­nen und den geschicht­sre­vi­sion­is­tis­chen Ideen einiger Ver­wirrter eine klare Abfuhr zu erteilen.
Oben genan­nte Struk­turen kön­nen nur durch ehre­namtlich­es Engage­ment erhal­ten bleiben. Ein Prob­lem dieser Ini­tia­tiv­en ist der Wegzug erfahren­er Aktivist*innen und das Wegge­hen junger Men­schen nach dem Schu­la­b­schluss. Lei­der egnagieren sich immer weniger Men­schen aus dem Umfeld der Student*innen, da zunehmend von Berlin nach Cot­tbus gepen­delt wird. “Sup­port your local scene” meint, dass es auch in der Prov­inz jede Menge Zusam­men­schlüsse gibt, welche gern Unter­stützung erfahren. Es gibt viel zu erleben, zu tun und zu genießen, wenn wir es wollen und uns die Oasen der Stadt erhal­ten und nicht die Flucht ergreifen.
Cot­tbus rechte Hochburg in der süd­bran­den­bur­gis­chen Provinz?
Völkische und nation­al­is­tis­che Ten­den­zen weit­en sich aus. Cot­tbus ist regelmäßig Schau­platz von neurecht­en Zusam­men­hän­gen. Denn obwohl die NPD in Cot­tbus an Bedeu­tung ver­loren hat, gibt es andere rechte Bewe­gun­gen, die in den Straßen Angst und Ter­ror ver­bre­it­en. Sei es durch Het­zre­den auf Demon­stra­tio­nen der AfD, mit mar­tialis­chen Aufmärschen oder mit direk­ter Gewalt. Aber die Bedro­hung kommt nicht nur von Seit­en offen­sichtlich­er Faschist*innen, auch Kon­ser­v­a­tive bedro­hen den All­t­ag aller Men­schen, die nicht in ihr arisches Welt­bild passen. Aus diesem Grund bedeutet Antifaschis­mus hier nicht nur hip­per Lifestyle, son­dern gehört zur Über­lebensstrate­gie, sich der Gesamtscheiße zu wider­set­zen. Deshalb hil­ft nur, sich zusam­men­zuschließen und gemein­sam die faschis­tis­chen Bestre­bun­gen zu bekämpfen. Lei­der bietet die Großs­tadt für viele Aktivist*innen die Ver­lock­ung, nicht per­ma­nent auf der Hut vor Nazis sein zu müssen. Sie schafft Rück­zugsraum und ermöglicht es, ger­ade jun­gen Leuten, die in diesem Mileu groß gewor­den sind, zu sehen, dass es auch anders geht.
Sup­port your local scene
Umso wichtiger, dass ger­ade in den kleinen Städten und Dörfern,jenseits der großen Zen­tren, Net­zw­erke entste­hen und beste­henende gestärkt wer­den. Das antifaschis­tis­che Jugend­camp “JWD” im Som­mer 2017 in Cot­tbus war ein Beginn, wie solche Net­zw­erke ausse­hen kön­nen, was erre­icht wer­den kann, wenn sich Men­schen zusam­men­schließen. Unsere Ideen sind die alter­na­tive zum stillen und stum­men Fol­gen! Anstatt Führer*innen und soge­nan­nten “Mächti­gen” hin­ter­her zu laufen, schaf­fen wir unsere eige­nen Ideen und brin­gen diese voran. Es liegt an uns, unsere Welt und unser Umfeld zu ändern. Das begin­nt beim Zusam­men­leben zu Hause, den Umgang mit Men­schen, dem Willkom­men heißen von ver­meindlich “Frem­den”, ein Nein zu akzep­tieren und auf die Bedürfnisse ander­er Rück­sicht zu nehmen. Organ­isiert euch zusam­men mit Freund*innen und gestal­tet euer Leben und euer Umfeld selb­st! Bringt euch in beste­hende Pro­jek­te ein und schafft Neue! Kommt am 27.10.17 um 18:30 Uhr auf den Cam­pus der BTU Cot­tbus und tanzt mit uns für diese Ideen durch die Nacht!
Weit­ere Infos unter www.cottbus-nazifrei.info
SUPPORT YOUR LOCAL SCENE, DON’T MOVE TO BERLIN!

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Law & Order

Tätlicher Angriff auf der Veranstaltung der AfD auf dem Altmarkt

Pressemit­teilung
Von: ++Cot­tbus schaut hin++
Cot­tbus, 22.09.2017
Am Abend des 19.09.2017 fand eine Kundge­bung mit promi­nen­ten AfD Vertretern auf dem Oberkirch­platz in Cot­tbus statt. Cir­ca 300 Per­so­n­en ver­sam­melten sich, um den Reden von
Alexan­der Gauland, Andreas Kalb­itz und Mar­i­anne Spring-Räum­schüs­sel Aufmerk­samkeit zu schenken. Während dessen kommt es zu einem Angriff, auf eine junge, sich nicht beteili­gende Frau,die die Aus­sagen von Her­rn Gauland in Frage stellt.
Um die 300 Per­so­n­en nehmen an der Ver­anstal­tung teil, bei der es zu einem tätlichen Angriff aus der Zuschauer­menge der Kundge­bung auf eine außen­ste­hende Gruppe von Fre­un­den, die im indis­chen Restau­rant „Shi­va“ essen, kommt. Während Herr Alexan­der Gauland seine Rede hält, tauschen sich die Gäste des Restau­rants über die poli­tis­chen Inhalte der AfD aus, stellen diese in Frage und eine Frau macht sich für Flüchtlinge stark. In eini­gen Metern Ent­fer­nung tritt aus ein­er Gruppe auf ein­mal ein junger Mann her­aus, der aggres­siv auf die Essenden zu läuft. Er nimmt sich einen Stuhl von der Ter­rasse des Restau­rants und bedro­ht die junge Frau damit. Daraufhin löst sich
ein weit­er­er Mann aus der Gruppe, hält den Täter zurück und zer­rt in wieder in die Menge der Zuschauer. Das Opfer sagt in einem Inter­view mit der Bürg­erini­tia­tive „Cot­tbus schaut hin“:
„Dieser aggres­sive Blick hat mir solche Angst gemacht. Ich habe mich so schut­z­los gefühlt, da die Polizei nicht in mein­er Nähe war.“ Die ange­grif­f­ene Frau wen­det sich danach an die Polizei, die ihr riet eine Anzeige gegen den Täter zu machen, wofür sie sich dann auch entschied.
Die Red­ner und die Red­ner­in der AfD bericht­en von der momen­ta­nen Entwick­lung Deutsch­lands, der Flüchtlingskrise, von unge­woll­ter mul­ti­kul­tureller Gesellschaft, Frau Merkel, Islamisierung und von der Angst, dass ihnen ihr Land weggenom­men wird. Herr Gauland sagte: „Das problematische
an dieser Entwick­lung ist nicht nur die Sache selb­st, son­dern wir fan­gen an uns daran zu gewöh­nen. Das ist das, was uns die bezahlten Psy­cholo­gen im Fernse­hen sagen und Herr Schäu­ble und Frau Merkel auch sagen. Ihr müsst euch daran gewöh­nen. Ihr müsst euch an den Ter­ror gewöh­nen!“ Mit diesem Satz zeigt die AfD nur ein­mal mehr, das sie ganz in recht­spop­ulis­tis­ch­er Manier agi­tieren, Angst und Hass schüren, Tat­sachen ver­drehen und sich trotz­dem als Sprachrohr des deutschen Volkes verstehen.
Doch während der Ver­anstal­tung kommt es zu dem beschriebe­nen tätlichen Angriff eines Zuschauers gegenüber ein­er jun­gen Frau, die sich in ein­er Unter­hal­tung mit Fre­un­den am Rande in einem Restau­rant für Flüchtlinge stark macht. Das Ver­hal­ten solch eines AfD-Sym­pa­thisan­ten wirft eher Fra­gen eines ras­sis­tis­chen Ter­rors in Cot­tbus auf. Recht­en Ter­ror gegenüber Geflüchteten und im Cot­tbuser Stadt­bild, welch­es über­all geprägt ist durch ras­sis­tis­che Parolen, Hak­enkreuze und
Has­sti­raden. Rechter Ter­ror den die Ini­tia­tive „Cot­tbus schaut hin“ schon seit län­gerem in ihrer Chronik verze­ich­net und darüber berichtet. Nicht etwa zufäl­lig ist es, das sich der Täter aus ein­er Gruppe junger Män­ner löst, die die Cot­tbuser Neon­azi-Marke „Black Legion“ tra­gen. Es zeigt welch­es Pub­likum die Alter­na­tive für Deutsch­land anspricht und mit wem sie sym­pa­thisieren. Das Pub­likum der Ver­anstal­tung der AfD in Unter­stützung der Bürg­erini­tia­tive „Zukun­ft Heimat“ ist
weitest­ge­hend älteres männlich­es Pub­likum neb­st  stadt­bekan­nten Neon­azis der Kampf­s­port­szene, recht­en Hooli­gans und pöbel­nde und ein­stim­menden Sym­pa­thisan­ten der Alter­na­tive für Deutschland.
„Cot­tbus schaut hin“ ist eine Gruppe von Men­schen, welche sich für ein gewalt­freies und tol­er­antes Cot­tbus ein­set­zen. Wir haben es uns als Ini­tia­tive zur Auf­gabe gemacht, frem­den­feindliche und
rechts motivierte Gewalt­tat­en in und um Cot­tbus zu d oku­men­tieren und die poli­tis­chen Entschei­dungsträger zum Han­deln zu bewe­gen. Die Atmo­sphäre in der Stadt hat sich für einige Per­so­n­en­grup­pen in ein Kli­ma des Unwohl­seins gewan­delt. Die Bürg­er der Stadt müssen für das The­ma sen­si­bil­isiert werden.
Ansprech­part­ner:
Ini­tia­tive „Cot­tbus schaut hin“
Web­site:  www.cottbus-schaut-hin.jimdo.de
Face­book:   www.facebook.com/Cottbus-schaut-hin-1334683443238188/
Mailadresse: cottbus-schaut-hin@t‑online.de
Telefonnr.01590 / 5661163
Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen:
https://runtervondermatte.noblogs.org/black-legion-the-iron-youth-division
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Aktion zum Wahlkampf der AFD

Neulich sollte es in unser­er Stadt eine Wahlkampf-Ver­anstal­tung der AFD geben. Aus diesem Anlass haben wir in der Umge­bung des vorge­se­henen Ortes Infor­ma­tion­s­ma­te­r­i­al verteilt. (Es muss vielle­icht gesagt wer­den, dass wir das nicht alle Tage machen.) Die ganze Aktion war nicht mit viel Aufwand ver­bun­den, weil es dankenswert­er­weise unter www.aufstehen-gegen-rassismus.de vor­bere­it­etes Mate­r­i­al gibt. Eine Stunde vor dem geplanten Beginn, sind wir in der Umge­bung die Läden abgeklap­pert – in Nul­lkom­manix waren 40 Plakate verteilt, viele davon kon­nten wir selb­st sofort aufhän­gen, einige weit­ere fol­gten schon bald nach­dem zum Beispiel Angestellte mit den BesitzerIn­nen der Läden gesprochen hatten.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es bei den Plakat­en gut ist, ein biss­chen Auswahl zu haben (z.B. Plakat „Stoppt die AfD“, oder Plakat „Nie wieder“, oder Plakat „Nein zur Het­ze gegen Mus­lime“, oder Plakat „Ras­sis­mus ist keine Alter­na­tive“.
Als Ergänzung haben Fly­er (Down­load z.B. hier: „Warum die AfD KEINE Alter­na­tive ist“ Außen­seite // Innen­seite) super funk­tion­iert … unsere hun­dert Stück waren schnell gedruckt und eben­so schnell weg und ver­grif­f­en. Eigentlich woll­ten wir sie den Pas­san­tInnen zum Tausch gegen die Fly­er der AFD anbi­eten … aber die AFD hat­te offen­bar ver­pen­nt und ist nicht gekommen.
Gefreut haben wir uns über die fast auss­chließlich pos­i­tive Res­o­nanz – ins­beson­dere auch in den Geschäften! … dies wird ver­mut­lich nicht unser let­zter Aus­flug gegen die Nazi-Umtriebe in der Gegend gewe­sen sein.
Eine Begeg­nung hätte etwas bren­zlig wer­den kön­nen … da sind wir wohl an einen AFD-Anhänger ger­at­en. Deshalb zu guter Let­zt noch ein Tipp: Macht euch, machen Sie sich schlau, wie es um die Nazis und andere Rechte in Ihrer Gegend ste­ht und gehen Sie im Zweifel nicht allein.

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Sonstiges

Warum steigen die Mieten?

Mal wieder haben wir uns ver­sam­melt, um hier in Pots­dam gegen steigende Mieten auf die Straße zu gehen. Während die Real­löhne in den let­zten 30 Jahren in Deutsch­land für große Teile der Bevölkerung gesunken sind, Lohn­er­höhun­gen kaum die Infla­tion aus­geglichen haben, sind die Mieten im Ver­gle­ich mas­siv angestiegen. Eine durch­schnit­tliche 3‑Raum-Woh­nung ist in Pots­dam kaum noch unter 800 Euro War­m­mi­ete zu beziehen. Nach oben sind die Preise offen, ger­ade für Wohneigen­tum soll­ten Men­schen schon mit einem Sack voll gold­en­er Löf­fel im Mund geboren wer­den, um sich diese leis­ten zu können.
Doch warum ist das so? Der Ober­bürg­er­meis­ter von Pots­dam hat schon vor Jahren verkün­det, dass der Markt die Anzahl der neuge­baut­en Woh­nun­gen reg­ulieren würde. Seine Kon­se­quenz war, die Hände in den Schoß zu leg­en und nichts zu tun. Wer will sich schon mit der unsicht­baren Hand anlegen?
Doch warum gibt seit Jahren diese mas­sive Teuerung? In allen Län­dern dieser Welt beste­ht die Ten­denz, vom Land in die Stadt zu ziehen. Die Men­schen, die nur ihre Arbeit­skraft zu verkaufen haben, müssen, um Arbeit zu find­en in die Städte ziehen. Das ist hier in Pots­dam wie über­all. Arbeit in Bran­den­burg gibt es nach der Dein­dus­tral­isierung in den 90er Jahren vor allem im Speck­gür­tel von Berlin. In der Uck­er­mark mag es zwar ruhig und beschaulich zuge­hen, aber eine Lebens­grund­lage bieten diese soge­nan­nten struk­turschwachen Regio­nen nur für Wenige.
Der Platz für Neubaut­en nimmt also ab. Doch dies allein ist nicht der Grund für steigende Mieten. Der Grund dafür ist glob­aler und durch den Ver­w­er­tungszwang des Kap­i­tals bestimmt.
Wir befind­en uns in ein­er Zeit der glob­alen Über­akku­mu­la­tion von Kap­i­tal. Die Pro­duk­tiv­ität hat weltweit einen Stand erre­icht, indem sich viele Unternehmungen schlichtweg nicht mehr lohnen. Es macht ökonomisch keinen Sinn mehr noch eine Aut­o­fab­rik, Pro­duk­tion­san­la­gen für Zahn­bürsten oder ähn­lich­es zu bauen, die zahlungs­fähige Nach­frage wird durch die beste­hen­den bere­its gedeckt. Seit etlichen Jahren herrscht Über­pro­duk­tion, die Welt erstickt ger­adezu in Waren wie Tex­tilien, Autos oder Elek­trogeräten aller Art, das Wach­s­tum der kap­i­tal­is­tis­chen Wirtschaft gerät immer mehr an seine Gren­zen. Im Rah­men des beste­hen­den Neolib­er­al­is­mus wurde ver­sucht, diese Sit­u­a­tion auf ver­schiedene Arten zu beseit­i­gen. Waren wur­den zwar massen­haft und bil­lig auf den Markt gewor­fen, aber ihre Leben­szeit wurde begren­zt, so sind die Men­schen gezwun­gen regelmäßig Neue zu kon­sum­ieren. Dann ver­schulde­ten sich die Staat­en nahezu ins Astronomis­che um nicht die Gewinne der Unternehmen zu schmälern und trotz­dem weit­er anlaufende Aus­gaben zu leis­ten. Weit­er wur­den durch die Pri­vatisierung ehe­mals staatlich­er Sek­toren neue Anlage­spähren für das Kap­i­tal geschaf­fen. Als dies nicht genügte, set­zte eine staatliche Dereg­ulierung der Finanzmärk­te ein, nicht weil die Banker so gierig waren, son­dern weil das Sys­tem in eine Krise gekom­men war und neue Ver­w­er­tungsmöglichkeit­en brauchte. Erst­mal eine ‚win win‘ Sit­u­a­tion. Das Kap­i­tal kon­nte sich durch Zin­sen ver­w­erten und die Pro­duk­tion von Immo­bilien und Kon­sumgütern wurde angeschoben. Alle beka­men und bekom­men weit­er­hin Kon­sumkred­ite nahezu hin­ter­herge­wor­fen. Nur zer­brachen diese Kred­itver­hält­nisse vor allem daran, dass die Rück­zahlung durch sink­ende Real­löhne nicht erfol­gen kon­nten. Dies und ein all­ge­mein­er Nach­fragerück­gang ken­nen wir heute als glob­ale Krise von 2007.
So ähn­lich ist auch der Zusam­men­hang hier bei uns. Immo­bilien sind für Fonds und Kap­i­tal­gebende ein­fach noch lohnende Anlage­pro­jek­te. Kap­i­tal muss sich bei Gefahr des Unter­gangs ver­w­erten, ihm ist es egal ob in Form von Pro­duk­tion oder als Immo­bilien- und Grundbe­sitzkap­i­tal. Nur, dass die Men­schen nicht beliebig hohe Mieten zahlen kön­nen. Dies führt dann, wie in Pots­dam, zum sozialen Auss­chluss ganz­er Bevölkerungsgruppen.
Ähn­lichen Sachzwän­gen unter­liegt die Stadt. Die Pro Pots­dam ist kein Wohlfahrt­spro­jekt und mal abge­se­hen von ein paar Pres­tige­pro­jek­ten wie der Hei­desied­lung oder der Behlert­straße, die ihr nur durch mas­siv­en öffentlichen Druck abgerun­gen wer­den kon­nte, zählt auch für sie nur: mehr Geld mit der Ver­mi­etung von Woh­nun­gen zu erwirtschaften, teil­weise zur eige­nen Refi­nanzierung, teil­weise um Haushalt­slöch­er der Stadt zu stopfen.
Wenn wir heute fordern, dass Wohn­raum keine Ware sein darf, so muss sich dieser Forderung die nach ein­er grund­sät­zlichen Abschaf­fung der Waren­form anschließen. Nur ein Aus­bruch aus den Mark­tver­hält­nis­sen ermöglicht ein men­schen­würdi­ges Leben für alle nach ihren Bedürfnis­sen. In Pots­dam gibt es jedoch im Ver­gle­ich zu anderen Städten noch eine andere Beson­der­heit, die über den Drang Kap­i­tal zu ver­w­erten hin­aus­ge­ht. Dies ist die Neugestal­tung der Pots­damer Innen­stadt nach soge­nan­ntem his­torischen Vor­bild. His­torisches Vor­bild ist dabei alles aus der Preußen­zeit und alles, was vor dem 2. Weltkrieg gebaut wurde. Dies wird über­wiegend mit dem zusam­men­hän­gen­den Ensem­ble und der Schön­heit der innen­städtis­chen Gebäude begrün­det. Obwohl Schön­heit ja bekan­ntlich sub­jek­tiv ist, maßen sich die Preußen­fans von ‚Mitteschön‘ und die Jauchs, Joops und Plat­tners sowie ihre Unterstützer_innen der mit­tler­weile gescheit­erten Rathauskoali­tion, aber auch die AfD an, objek­tiv festzustellen, dass FH, Mer­cure und Rechen­zen­trum architek­tonis­ch­er Müll sind, während Bar­beri­ni, Stadtschloss und Gar­nisonkirche eine Wohltat für das luxu­s­gewöh­nte Auge darstellen. Kön­nte Men­sch doch eigentlich meinen, was inter­essiert mich das Gewäsch einiger Narzist_innen und Freund_innen des preußis­chen Despo­tismus, dessen architek­tonis­ch­er Aus­druck nun­mal die wiedererbaute Pots­damer Innen­stadt ist?
Lei­der sehr viel. Denn die Brüche in der Gestal­tung der Stadt zeu­gen auf der einen Seite von der Geschichte Pots­dams. Viele der Preußen­tem­pel sind durch Kriegshand­lun­gen mas­siv zer­stört wor­den, durch die Bom­bardierung der west­lichen Alli­ierten, aber auch durch das Geschützfeuer der sow­jetis­chen Armee nach­dem die Stadt nicht kapit­ulierte. Somit erin­nerte auch die Neugestal­tung der Stadt an ihre dun­kle Geschichte und die began­genen Ver­brechen auch der Potsdamer_innen. Denn auch Pots­dam war eine Stadt der Täter_innen. Hier tagten Teile des Volks­gericht­shofes, auch hier wur­den Men­schen ver­schleppt und in die Ver­nich­tungslager deportiert, Sol­dat­en, Waf­fen und anderes Mate­r­i­al an die Front gebracht. Auch ger­ade vom kon­ser­v­a­tiv­en Pots­dam und auch von den soge­nan­nten Wider­ständlern des 20 Juli wurde der Angriff­skrieg auf ganz Europa geplant und durchge­führt. Das Vorkriegspots­dam wieder aufzubauen ist auch eine Art Geschichte zu ver­fälschen. Die Kains­male der Täter_innenstadt Pots­dam wer­den ein­fach über­baut, so als wäre nichts gewesen.
Doch das ist nur die eine Seite der Preußen­medaille. Auf der anderen prangt die Frage: Wem gehört die Stadt?
Alle Neubaupro­jek­te, die bish­er am Alten Markt errichtet wur­den, sind kom­merzial­isiert. Nur wer genü­gend Kohle hat, kann sich dort eine Woh­nung leis­ten, eines der Geschäfte besuchen. Sozial­woh­nun­gen wird es ‑wenn über­haupt- nur auf Zeit geben. Ein vor­mals öffentlich­er Raum für alle ist zu einem Raum der Priv­i­legierten verkom­men. So läuft das schon seit Jahren, Pots­dam ver­scher­belt seine Grund­stücke an pri­vate Inve­storen, die ver­suchen dann so gewinnbrin­gend wie möglich zu investieren, ob nun mit exk­lu­siv­en Eigen­tumswoh­nun­gen, über­teuerten Miet­woh­nun­gen, Museen oder son­sti­gen Geschäften. Das einzige “öffentliche” Gebäude am Alten Markt ist der an Kitschigkeit nicht mehr zu über­bi­etende Land­tag. In diesem thro­nen wie schon zu Zeit­en der Kaiser die Erwählten über Pots­dam, offen­bar unwis­send, dass es kein unver­schämteres und anmaßen­deres Sym­bol par­la­men­tarisch­er Über­he­blichkeit gibt, als aus der Kopie eines Stadtschloss her­aus zu regieren.
Während wahre Demokrat_innen, wie Max Dor­tu schon vor mehr als 150 Jahren ver­sucht­en, diesem monar­chis­tis­chem Gemäuer mit Pflaster­steinen beizukom­men, war sich keine der Bran­den­burg­er Parteien zu dumm dazu, dieses Sym­bol abso­lutis­tis­ch­er Herrschaft 2014 wieder in Betrieb zu nehmen. Die gesellschaftlichen Kämpfe in Pots­dam wer­den weit­er gehen. Der Kampf um bezahlbare Mieten kann dabei nur ein Anfang sein. Soziale Gerechtigkeit inner­halb des Kap­i­talsver­hält­niss­es bleibt ein Oxy­moron, ein Wider­spruch in sich. Eine Stadt für alle kann es daher let­ztlich nur in ein­er Gesellschaft ohne Kap­i­tal­is­mus geben. Bis es soweit ist, müssen wir dem Sys­tem so viel wie möglich Freiräume abnöti­gen und dies gelingt vor allem mit Druck von der Straße. Auch wenn die lokale Presse und Poli­tik der Mei­n­ung sind, sie kön­nen fes­tle­gen, welche For­men des Wider­standes angemessen und legit­im erscheinen, behal­ten wir uns vor, das selb­st zu entschei­den. Zwangsräu­mungen gehören ver­hin­dert! Leer­ste­hen­der Wohn­raum oder öffentliche Gebäude gehören beset­zt! Kein Men­sch braucht die Gar­nisonkirche! Die Fra­gen, wem diese Stadt gehört, wird somit auch zukün­ftig eine Klassen­frage sein und wir wer­den sie klar zu beant­worten wis­sen: UNS ALLEN gehört die Stadt!

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Sonstiges

Brandenburgs Innenminister treibt Politik der Ausgrenzung voran

*Pressemit­teilung, Pots­dam, 19. Sep­tem­ber 2017*
Flüchtlingsauf­nahme statt Abschiebe­lager – Flüchtlingsrat fordert Abschaf­fung der Iso­la­tion von Asylsuchenden 
Bran­den­burgs Innen­min­is­ter Karl-Heinz Schröter möchte zukün­ftig Schutz­suchende bis zu zwei Jahre in der Erstauf­nah­meein­rich­tung fes­thal­ten, wo sie grund­sät­zlich erschw­erten Zugang zu Beratungs- und Unter­stützungsstruk­turen im Land haben. Bran­den­burg wäre damit eines der ersten Bun­deslän­der, das die restrik­tive Bun­de­spoli­tik umset­zt. Ziel ist offen­sichtlich die möglichst rei­bungslose Abschiebung von Flüchtlin­gen unter Auss­chluss der Öffentlichkeit. Rück­endeck­ung erhält Schröter für seine diskri­m­inierende Iso­la­tion­spoli­tik durch Lan­dräte und Ober­bürg­er­meis­ter, wie nach ein­er Beratung mit diesen in Pots­dam am Mon­tag bekan­nt wurde.
Möglich wird der Vorstoß des Innen­min­is­ters durch das „Gesetz zur besseren Durch­set­zung der Aus­reisepflicht“, das im Juli 2017 in Kraft getreten ist. Allerd­ings räumt das Gesetz den Län­dern ein, von der Regelung zur Ver­längerung des Aufen­thaltes in der Erstauf­nahme keinen Gebrauch zu machen. Das Innen­min­is­ter Schröter sich zum wieder­holten Male damit pro­fil­iert, restrik­tive Bun­de­spoli­tik möglichst schnell umzuset­zen, ver­wun­dert lei­der nicht.1 Angesichts der unmit­tel­bar bevorste­hen­den Bun­destagswahl schielt Schröter offen­bar nach rechts und lässt Schutzbe­darfe außer Acht.
Die Fol­gen, Men­schen mit ange­blich „schlechter Bleibeper­spek­tive“ bis zu 24 Monat­en in der Erstauf­nahme unterzubrin­gen, die so als Abschiebe­lager miss­braucht wird, kön­nen für die Betrof­fe­nen ver­heerend sein: Der so erschw­erte Kon­takt zu Unterstützer_innen, Beratungsstellen und Rechtsanwält_innen führt dazu, dass Geflüchtete sowohl im Ver­fahren als auch bei dro­hen­der Abschiebung ohne Hil­festel­lung oder gar Zugang zu Rechtss­chutz bleiben. Es ist davon auszuge­hen, dass so in hohem Maße zahlre­iche Schutz­suchende nicht das Recht auf den Schutz bekom­men, der ihnen indi­vidu­ell zuste­ht. Selb­st Min­der­jährige wer­den von der Lagerpflicht nicht ausgenom­men. Das Kindeswohl ist dann so mas­siv gefährdet, dass eine Vere­in­barkeit mit der UN-Kinder­recht­skon­ven­tion äußerst fraglich ist. Men­schen durch ein Fes­thal­ten in der Erstauf­nah­meein­rich­tung bis zu zwei Jahren den Zugang zum Arbeits­markt zu ver­wehren, ver­hin­dert die Inte­gra­tion und wider­spricht den Vor­gaben der europäis­che Recht­snorm für die Auf­nahme Asylsuchender.
Schon jet­zt sind Rechtsver­let­zun­gen in der Erstauf­nahme an der Tage­sor­d­nung. Maßge­bliche EU-Richtlin­ien, die ins­beson­dere Kinder, Allein­erziehende, Frauen und Kranke schützen und die Qual­ität der Asylver­fahren und die Ver­sorgung gewährleis­ten sollen, wer­den in den bran­den­bur­gis­chen Erstauf­nah­meein­rich­tun­gen nicht umge­set­zt. Den Flüchtlingsrat erre­ichen regelmäßig mas­sive Beschw­er­den u.a. über die unzure­ichende Beratung zum Asylver­fahren, Män­gel bei der medi­zinis­chen Ver­sorgung und Erken­nung beson­der­er Schutzbe­darfe. Wür­den die Pläne des Innen­min­is­ters umge­set­zt, würde dies zur dauer­haften Real­ität für sehr viele Flüchtlinge in Brandenburg.
Der Flüchtlingsrat fordert deshalb das zuständi­ge Min­is­teri­um dazu auf, von diesen Plä­nen abzuse­hen. Eine dauer­hafte Iso­la­tion von Geflüchteten in der Erstauf­nahme darf nicht weit­er vor­angetrieben wer­den. Wed­er die Lan­desregierung noch die Zivilge­sellschaft soll­ten sich damit abfind­en, dass ein Par­al­lel­sys­tem für Schutz­suchende geschaf­fen wird, das ihre sys­tem­a­tis­che Entrech­tung und Aus­gren­zung vorantreibt. Der Zugang zu Rechtss­chutz, Unter­stützungsstruk­turen und Inte­gra­tionsleis­tun­gen muss für Schutz­suchende in Bran­den­burg offen sein. Der Flüchtlingsrat kri­tisiert außer­dem den rechtlich frag­würdi­gen Begriff der „schlecht­en Bleibeper­spek­tive“ aufs Schärf­ste, den der Innen­min­is­ter für eine Entschei­dung über die Dauer des Aufen­thaltes in der Erstauf­nahme offen­bar zu Grunde leg­en will. Der Kern des Asyl­sys­tems sieht eine indi­vidu­elle Prü­fung von Flucht­grün­den vor, und keine pauschale und oft willkür­liche Vor­ab-Ein­schätzung und Selek­tion anhand des Herkun­ft­s­lan­des. Das bre­it kri­tisierte Label der „gerin­gen“ oder „schlecht­en“ Bleibeper­spek­tive dient als zen­trales Instru­ment, schutz­suchen­den Men­schen Teil­habe zu ver­sagen und sie an ihrem indi­vidu­ellen Recht auf Auf­nahme und Schutz vor­bei schnell wieder außer Lan­des zu schaf­fen. Durch die monate- und jahre­lange Abschot­tung in den Erstauf­nah­meein­rich­tun­gen soll dies umge­set­zt wer­den. Bran­den­burg darf sich an dieser flüchtlings­feindlichen Poli­tik nicht beteiligen.
 
1     Der Flüchtlingsrat berichtete: _http://www.fluechtlingsrat-brandenburg.de/aktuelles/pm-mit-der-abschiebequote-gegen-den-rechtsstaat-fluechtlingsrat-fordert-ruecktritt-von-law-and-order-minister-schroeter_ _http://www.fluechtlingsrat-brandenburg.de/aktuelles/pm-von-der-willkommens-zur-abschiebekultur_
 
Pressekon­takt: Lot­ta Schwedler 0176 214 250 57

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Antifaschismus

Vier Tage zelten in der Nazihochburg

INFORIOT — Som­mer, Sonne, Antifa – vom 24. bis 27. August fand im Strom­bad in Cot­tbus zum ersten Mal das Janz-Weit-Draußen-Camp statt. An vier Tagen haben über hun­dert Antifaschist*innen disku­tiert, sich aus­ge­tauscht, gelacht und entspan­nt. Auch sowas geht in Cot­tbus – dem Ort, an dem seit Monat­en alle zwei Wochen um die 400 Neon­azis und
Ras­sis­ten auf­marschieren, beina­he täglich Leute bedro­ht und geschla­gen werden.
In Anlehnung an das in Meck­len­burg-Vor­pom­mern seit über 10 Jahren stat­tfind­ende alter­na­tive Jugend­camp (AJUCA), sollte es diese Form des Zusammenkommen‘s nun auch in Bran­den­burg geben. Das JWD-Camp wurde durch ver­schiedene Antifa­grup­pen, linke Pro­jek­te und Einzelper­so­n­en organ­isiert. So fand nach dem Mot­to: DIY (Do it your­self) vier Tage lang ein von Aktivist*innen selb­stor­gan­isiertes Miteinan­der statt, indem sich Teilnehmer*innen an der Gestal­tung des Camps ein­bracht­en und beteiligten.

Vernetzen und zusammen feiern

Aus ganz Bran­den­burg und darüber hin­aus kamen Jugendliche und Erwach­sene zusam­men und tauscht­en sich über die regionalen Bedin­gun­gen aus. Vere­inzelt waren auch aus anderen Bun­deslän­dern Leute vor Ort und kon­nten mit ihren Erfahrun­gen den Fokus über­re­gion­al erweitern.
An den Aben­den gab es dann ein entspan­ntes Zusam­menkom­men mit “Mukke aus der Dose” oder auch ver­schiedene Liveact‘s. So waren am Fre­itag Lena Stoehrfak­tor, Pöbel MC und Yansn vor Ort und am Sam­stag die Lie­der­ma­ch­er Atze Wellblech.

Sich bilden und gemeinsam diskutieren

In den Tagen gab es ein the­ma­tisch weit gefächertes Bil­dung­spro­gramm, welch­es sich sowohl inhaltlichen Fra­gen wid­mete als auch prak­tis­che Ange­bote bere­it hielt. Ein Fokus lag dabei auf dem Aus­tausch der unter­schiedlichen Gen­er­a­tio­nen, der zu dem Camp angereis­ten Teilnehmer*innen. So ging es z.B. um die Frage nach der Gestal­tung von poli­tis­ch­er Arbeit mit Kind und wie es weit­er­hin möglich ist, neben der doppelten
Belas­tung, auch poli­tisch aktiv sein zu kön­nen. In einem anderen Work­shop disku­tierten die Teilnehmer*innen das Prob­lem des dom­i­nantes Ver­hal­ten und Männlichkeit in poli­tis­chen Zusam­men­hän­gen und sucht­en gemein­same Lösungsansätze.
Am let­zten Abend gab es mit der Buchvorstel­lung „30 Jahre Antifa in Ost­deutsch­land“ auch nochmal einen zeitlichen Abriss, welch­er Verän­derun­gen der Bewe­gung aufzeigte und Berichte von Forscher*innen und Aktivist*innen preis gab.

Highlights

Eines der High­lights des Woch­enen­des war defin­i­tiv das som­mer­liche Wet­ter, das Gelände des Strom­bads, welch­es direkt an der Spree liegt und dort mit Strand und selb­st gebautem Floß, eine entspan­nte Atmo­sphäre schaffte.

Darum Cottbus

Das Camp aus­gerech­net in Cot­tbus zu organ­isieren, kommt nicht von unge­fähr: Im Ver­gle­ich zu anderen Gegen­den Bran­den­burgs gibt es hier eine beständig gewalt­tätige Neon­aziszene, die gemein­sam mit einem bre­it­en Spek­trum an Ras­sis­ten von AfD bis Zukun­ft Heimat, recht­en Fußball­hooli­gans und anderen Neon­azis alle zwei Wochen in der Stadt
demon­stri­eren. Aus dieser Drohkulisse her­aus fan­den Angriffe auf Gegendemonstrant*innen statt, die sich ein­rei­hen in eine Vielzahl von ras­sis­tis­chen Über­grif­f­en in der Region. Umso wichtiger ist ein solch­es antifaschis­tis­che Camp als starkes Sig­nal gegen die rechte Straßenge­walt und organ­isierte Neonaziszene.
Umso mehr ist dieses Camp in Süd­bran­den­burg ein wichtiges poli­tis­ches Zeichen gewe­sen, welch­es als erfol­gre­ich zu werten ist: Sup­port your local Antifa.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Freiheit Vielfalt Solidarität — Fahrraddemo in Cottbus

Mit ein­er Fahrrad-Demon­stra­tion für „Frei­heit, Vielfalt und Sol­i­dar­ität“ wird am 19.9. ab 18.00 Uhr erneut gegen eine rechte Kundge­bung in der Innen­stadt protestiert. Start­punkt ist das Staat­sthe­ater (Schiller­platz). Nach 8 Aufmärschen des Vere­ines Zukun­ft Heimat wird nun noch offen­sichtlich­er: es han­delte sich um AfD-Wahlkampf-Ver­anstal­tun­gen. Gegen 19.00 Uhr trifft sich die Fahrrad­de­mo mit ein­er Kundge­bung vom Cot­tbuser Auf­bruch an der Stadthalle, dann führt die Fahrrad­de­mo weit­er in Rich­tung der AfD-Versammlung.
„Wie in Lübben und Lübbe­nau nutzt die AfD die Ver­anstal­tun­gen von Zukun­ft Heimat für ihren Wahlkampf und insze­niert sich als Partei ein­er Basis­be­we­gung. Wir wollen dem etwas ent­ge­gen set­zen und ihnen die Straßen nicht über­lassen. Frem­den­feindlichkeit und Ras­sis­mus, die sich in sprach­lich­er und real­er Gewalt zeigen und auf diesen Ver­anstal­tun­gen vor­bere­it­et wer­den, dür­fen in Cot­tbus nicht Nor­mal­ität wer­den.“, so Luise Mey­er von Cot­tbus Nazifrei.
Die Teil­nehmerzahlen der Ver­anstal­tun­gen von Zukun­ft Heimat waren zulet­zt auf rund 200 zurück gegan­gen. Bei den Ver­anstal­tun­gen waren immer viele gewalt­bere­ite Neon­azis, Mit­glieder von NPD und AfD sowie der Iden­titären Bewe­gung anwe­send. Im Umfeld der zweit­en Demon­stra­tion kam es zu gewalt­täti­gen Übergriffen.
„Wir möcht­en, dass alle Men­schen sich in Cot­tbus frei und ohne Angst bewe­gen kön­nen. Wir wollen, dass in Cot­tbus Ver­schieden­heit als Bere­icherung ange­se­hen wird. Wir zeigen uns sol­i­darisch mit den Men­schen, die Benachteili­gung und Gewalt erfahren.“ so Luise Mey­er weiter.
Der Protest wird in Cot­tbus erst­ma­lig durch eine Fahrrad-Demon­stra­tion vor­ge­tra­gen. Diese startet ab 18.00 Uhr am Staat­sthe­ater und schließt sich ab 19.00 Uhr der Kundge­bung vom Cot­tbuser Auf­bruch unter dem Mot­to: „Nix drin für Nazis und Recht­spop­ulis­ten“ an. Zu Fuß und per Fahrrad geht es dann weit­er Rich­tung Sandow.
Alle Cottbuser*innen sind dazu aufgerufen, sich an der Demon­stra­tion zu beteili­gen und ein starkes Zeichen des Zusam­men­halts gegen Aus­gren­zung, Neon­azis, Recht­spop­ulis­mus und alle Spielarten der Her­ab­würdi­gung ander­er Men­schen zu setzen.
Fahrrad-Demon­stra­tion „Frei­heit, Vielfalt und Sol­i­dar­ität“ am 19. Sep­tem­ber 2017 ab 18.00 Uhr, Staatstheater

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