Behauptet wird, damit besitze die Potsdamer Stadtgesellschaft die Chance, anhand originaler Substanz sich ihrer eigenen jüngsten Geschichte zu vergewissern und diese weiter zu erforschen.
Der Anspruch klingt honorig, aber er ist geschichtsvergessen und politisch problematisch.
Es handelt es sich hier nicht um eine „originale Substanz“. Die Garnisonkirche selber existiert weder in ihrer Bausubstanz, noch in irgendwelchen Überresten, die denkmalsfähig wären. Das Glockenspiel als früherer Teil der Garnisonskirche ist ebenfalls eine Nachbildung.
Schon seine Rekonstruktion in den 1980er Jahren in der damaligen BRD war ein extrem rechtes Ideologieprojekt, das genau darauf abzielte, den ursprünglichen Symbolgehalt der Garnisonkirche aufzugreifen, um einen Symbolort für die politische Rechte zu schaffen.
Die VVN-BdA und mit ihr Gruppen und Initiativen, die sich für eine angemessene Beschäftigung mit der deutschen Zeitgeschichte engagieren, fordern eine kritische Kontextualisierung des Glockenspiels. Nur dadurch kann einerseits die durch die Obere Landesdenkmalbehörde als Grund der Unterschutzstellung genannte öffentliche Kontroverse und problematische Vorgeschichte des Glockenspiels sichtbar gemacht werden und gleichermaßen der menschenfeindliche Symbolgehalt des Glockenspiels gebrochen werden.
Wir erwarten von der Landeshauptstadt Potsdam, dass sie in einem transparenten und demokratischen Prozess Ideen für eine kritische Einbindung des Glockenspiels in den Stadtraum entwickelt. An diesem authentischen Ort muss Potsdam Farbe bekennen, eine geeignete künstlerische Intervention oder Kommentierung zulassen und einen Lern‑, Erinnerungs- und Gedenkort schaffen.
Als bundesweiter Interessenverband der Opfer des NS-Regimes und ihrer Nachkommen und Unterstützer*innen möchten wir zugleich unsere Beteiligung an diesem Prozess einfordern.
Monat: August 2021
Flyer Bild
Leben ist schöner ohne Gewalt — Gegen Faschismus, Nationalismus & Krieg
Zum Anlass wird die Aussage des AfD-Kandidaten Hannes Gnauck genommen, der sich in einem Interview wie folgt äußerte:
Auch wird zum gemeinsamen Picknick eingeladen: Bringt gerne eine Decke und Dinge mit, die ihr gern esst, um am Abend entspannt gemeinsam zu picknicken. Zusätzlich stehen einige Kleinigkeiten zum (veganen) Essen und Trinken gegen Spende für euch bereit.
Wir freuen uns auch ganz arg über den Besuch und die Teilnahme von geflüchteten Menschen, BIPoCs, LGBTQ*+ Personen, Menschen mit Behinderungen und anderen marginalisierten Menschen und nichtmenschlichen Tieren.
Wir versuchen die Veranstaltung so save wie möglich für euch zu machen! Fühlt euch herzlich Willkommen.
Grobes Programm:
Wir hoffen damit ein deutliches “not welcome” überbracht zu haben und dass der Geruch den Veranstaltenden zumindest ein wenig den Tag vermiest und sei es bei Reinigungsversuchen.
Wir freuen uns über alle Beiträge zum breiten und bunten Protest gegen die AfD in Eberswalde und hoffen, mit unserem Beitrag zu mehr Kreativität in der Aktionslandschaft zu inspirieren.
einige Blasenschwache
Wir setzen ein Zeichen für eine solidarische, gerechte und offene Gesellschaft!
Es findet eine dramatische politische Veränderung statt: Rassismus, Antisemitismus und Menschenverachtung normalisieren sich und drohen sich auch bei dieser Wahl im Parlament festzusetzen. Ganz Europa ist von einer nationalistischen Stimmung der Entsolidarisierung und Ausgrenzung erfasst. Es ist eine Verschiebung nach rechts, die uns alle betrifft.
#Unteilbar – diesem Ruf folgten 2018 in Berlin über 250.000 Menschen, darunter auch viele Einzelpersonen, Gruppen und Initiativen aus Brandenburg. Wir wollen dieses Symbol nun aufgreifen und hier in Brandenburg die Unteilbarkeit derjenigen zeigen, die sich für eine solidarische Gesellschaft einsetzen. Wir stehen für eine Gesellschaft ein, in der Menschenrechte unteilbar sind. Eine Gesellschaft in der vielfältige und selbstbestimmte Lebensentwürfe möglich sind – in Südbrandenburg und überall!
Wir machen den solidarischen Osten sichtbar. Gemeinsam mit #unteilbar in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt, dem Bündnis Solidarisches Thüringen und unseren Freund*innen aus Sachsen und Berlin schließen wir uns zusammen und gehen in die Offensive. ✊🌱
Dafür stehen wir:
👉 Für ein gutes Leben für alle Menschen, ausnahmslos!
👉 Für eine Welt der Menschenrechte, des Friedens und der sozialen Gerechtigkeit!
👉 Für eine Gesellschaft ohne Armut, in der die Grundbedürfnisse aller Menschen
gesichert sind.
👉 Für eine geschlechtergerechte Gesellschaft!
👉 Für das Recht auf Asyl und Bewegungsfreiheit – gegen Lager und die Abschottung Europas!
👉 Für Klimagerechtigkeit und eine lebenswerte Zukunft für alle!
👉 Für einen gesellschaftlichen Schulterschluss gegen Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und die extreme Rechte!
👉 Für eine demokratische und offene Gesellschaft – Solidarität statt Ausgrenzung!
Damit dies Wirklichkeit wird, brauchen wir Ihre, eure und deine Unterstützung. Wenn wir uns alle beteiligen, dann zeigen wir: Es eint uns mehr, als uns trennt!
Schließt euch uns an! Wir sind #unteilbar in Südbrandenburg!
Am 25. August jährt sich zum 20. Mal die Räumung der „Breiti“. Die „Breiti“ war ein im Jahr 1996 besetztes Haus in der Rudolf-Breitscheid-Straße 6 im Herzen von Babelsberg. Das dem Oberlinverein gehörende Haus wurde nicht nur zum Wohnen von jungen Menschen genutzt, sondern hatte einen Proberaum und eine Kneipe. Das Haus, bzw. die Kneipe, dient als wichtiger Treffpunkt für junge Leute. Es gab regelmäßige Veranstaltungen wie die sogenannte „Volxküche“, Konzerte und Raum für politische Treffen.
Am 25. August 2001 kam es in Babelsberg zu einem DFB-Pokalspiel zwischen dem SV Babelsberg 03 und dem Bundesligisten Hertha BSC. In Babelsberg entwickelte sich eine aktive und engagierte Fanszene, die sich klar gegen Rassismus und Faschismus engagierte. Die Babelsberger Fanszene speiste sich aus Teilen der Hausbesetzerszene und linksalternativen Leuten, aber auch aus jüngeren Personen, die sich in der neu gegründeten Ultrabewegung wiederfanden. Auch hier gab es eine klare Positionierung gegen Nazis und Rassisten.
Im Vorfeld des Spiels gab es bereits weitreichende Drohungen von Hertha-BSC-Hools, ein Großteil von ihnen aus Potsdam und im Fanclub „Fanatics“ organisiert. Im Internet-Forum der „Fanatics“, aber auch in anderen Internet-Foren wie dem der Babelsberger Ultras „Filmstadtinferno´99“, wurden Naziparolen und Gewaltandrohungen geschrieben. Man wollte eine Jagd gegen Schwule und Zecken veranstalten und die „Nordkurve“, also den Babelsberger Fanblock, einnehmen. Ein Teil der „Fanatics“ wohnte in den südlichen Potsdamer Neubaugebieten wie Schlaatz und Waldstadt und ihre Gewaltaffinität und politische Ausrichtung stadtweit bekannt.
Es ist also klar, dass sich Hools und Nazis explizit zu diesem Spiel verabredeten, um Linke anzugreifen und im Babelsberger Kiez für Stress zu sorgen. Eine wichtige Rolle nimmt dabei die „Breiti“ ein, die auf dem Weg der „Auswärtsfans“ lag. Nachdem es den Hools und Nazis von Hertha BSC während des Spiels nicht möglich war, Babelsberger Fans anzugreifen, nutzten sie den Weg vom Stadion nach Hause aus, um die „Breiti“ anzugreifen. Als Potsdamer wussten sie ja, dass dort ein besetztes Haus war.
Die Bewohner:innen der „Breiti“ versuchten sich gegen die Masse an Hools und Nazis zu verteidigen. Doch statt das Haus zu schützen, ließ die Polizei, die bereits im Vorfeld über die Einträge in den Internet-Foren und die politische Brisanz des Aufeinandertreffens informiert waren, die Hools und Nazis minutenlang gewähren, Schotter aus dem Gleisbett der Straßenbahn auf die „Breiti“ und ihre Bewohner:innen zu werfen. Schlimmer noch, der Angriff von Hools und Nazis wurde genutzt, um das Haus durch die Landeseinsatzeinheit (LESE) stürmen zu lassen, die Inneneinrichtung zu zerstören und Bewohner:innen zu verletzen.
In der Presse berichtete die Polizei später, man habe bei der Hausdurchsuchung auch Waffen und Diebesgut gefunden. Man wollte somit den äußerst brutalen Polizeieinsatz in ihr richtiges Licht stellen und rechtfertigen. Es hieß, mehrere vermummte Personen aus dem besetzten Haus hätten die Fußballanhänger mit Steinen beworfen und als Nazis beschimpft. Keine Meldung gab es über die Drohungen im Vorfeld, die rund 200 Hools und Nazis, die sich vor dem Haus mit Hitlergruß sammelten und es schließlich angriffen.
Bei dem Polizeieinsatz gab es keine Festnahmen oder Personalienfeststellungen durch die Polizei gegenüber den Hools und Nazis, sondern stattdessen wurden die Bewohner:innen vorläufig festgenommen. Der Polizeieinsatz sorgte auch Wochen danach für politische Debatten und Untersuchungen, selbst parteiübergreifend musste in der Stadtverordnetenversammlung festgestellt werden, dass die Polizei überreagiert habe. In Gerichtsverfahren zeigten Videos eindeutig die Angriffe der Hools und Nazis und auch das Agieren der Polizei mit der Zerstörung des Mobiliars, Diebstahls und sogar Urinierens in die Polstermöbel.
Die Babelsberger Fans und andere linke Initiativen reagierten bereits am 8. September mit einer Demonstration unter dem Motto „Gegen Rassismus und Polizeiwillkür“. Hunderte zogen durch den Babelsberger Kiez und machten ihren Unmut über das Agieren der Polizei deutlich, aber auch ihren Kampf gegen Rassismus und Faschismus. 20 Jahre später veranstaltete der Verein SV Babelsberg 03 im Juli 2021 erneut ein Spiel gegen Hertha BSC unter dem Motto „Ein Hauch von Bundesliga-Luft weht durch das Karli“. Ein sensibler Umgang mit der eigenen Fanszene sieht anders aus.
Wir wollen hiermit an die Auseinandersetzungen und die Räumung der „Breiti“ in Babelsberg erinnern. Auch wenn im Zuge der Räumung, in Diskussionen mit dem Eigentümer des Oberlinvereins, aber auch aufgrund der politischen Debatte ein Ausweichobjekt für die Bewohner:innen gefunden wurde, so darf das Agieren der Polizei und auch die Wichtigkeit nach Verteidigung von linken Freiräumen nicht vergessen werden — getreu dem Motto: Gegen Rassismus und Polizeiwillkür!
Die AfD versucht gar nicht mehr sich das Deckmäntelchen einer demokratischen Partei überzuwerfen. Im brandenburgischen Wahlkampf gibt sie sich keine Mühe, ihre rechtsradikale Gesinnung zu verstecken.
Für Sonntag, den 22.08. hat sich auf dem Eberswalder Marktplatz kein geringerer als der Faschist Björn Höcke, vom rechtsextremen „Flügel“ der AfD angekündigt. Begleitet wird er u.a. von der AfD Politprominenz wie Alexander Gauland aber auch vom Soldaten Hannes Gnauck, der für den Bundestag antritt und den der militärische Abschirmdienst der Bundeswehr fehlende Verfassungstreue attestiert. Jeder einzelne dieser rechten Hetzer wäre eine eigene Kundgebung wert!
Wir halten weiter daran fest: das Eberswalde der Zukunft soll eine Stadt der Solidarität, der Weltoffenheit und ohne Rassismus und Hetze sein. Unsere Alternative heißt Solidarität! Wir treffen uns ab 10:30 Uhr in Sicht und Hörweite zum Marktplatz am Kirchhang!
In den letzten Jahren haben verschiedene Fälle polizeilichen Fehl-verhaltens die Notwendigkeit aufgezeigt, in Brandenburg eine unabhängige Beschwerdestelle für Betroffene polizeilichen Fehl-verhaltens zu schaffen. Vor allem immer wieder vorkommende Fälle, in denen sich Menschen über nicht gerechtfertigte Gewaltanwendungen oder rassistische Diskriminierungen durch Polizist:innen beschweren, zeigen wie notwendig es ist, die demokratische Kontrolle polizeilichen Handelns zu verbessern. Zuletzt sorgte der Fall eines in Kenia gebürtigen Potsdamers, der im Polizeigewahrsam nach einer Verletzung nicht medizinisch versorgt wurde und dem deshalb ein Fingerglied amputiert werden musste, für Aufsehen. Aus diesem Grund begrüßt die Opferperspektive e.V. die Vereinbarung der Regierungs-koalition, auch in Brandenburg eine unabhängige Polizeibeschwerdestelle einzuführen. Allerdings stockt der diesbezügliche Gesetzgebungsprozess seit längerem.
Die Opferperspektive e.V. veröffentlicht heute dazu ein Positionspapier, dass die Notwendigkeit einer solchen Stelle in Brandenburg aufzeigt. In dem Papier wird dargelegt, welche Voraussetz- ungen die Beschwerdestelle erfüllen muss, um Vorwürfe polizeilichen Fehlverhaltens tatsächlich überprüfen zu können. Der Verein fordert, noch in diesem Jahr mit der Einrichtung der Beschwerdestelle zu beginnen.
Hannes Püschel von der Opferperspektive e.V. erklärte dazu: „Eine effektive demokratische Kontrolle polizeilichen Handelns und eine schnelle und gründliche Aufklärung von Fällen etwaigen Machtmissbrauchs sind grundlegende Teile eines funktionierenden Rechtsstaates. Die Regierungsfraktionen stehen in der Verantwortung, endlich den Schutz und die Unterstützung für Menschen, die in Brandenburg Opfer rechtswidriger Handlungen von Polizeibeamt:innen werden zu verbessern.“
Familie C. floh Anfang Juli 2021 aus der Türkei über die Ukraine nach Berlin. Schlepper zwangen die verzweifelten Eltern, ihre 19- und 11-jährigen Töchter in Odessa zurückzulassen. Mit den verbleibenden Kindern – den 16 und 17 Jahre alten Töchtern und ihrem 6‑jährigen Sohn – beantragte die Familie bei Ankunft am Flughafen BER am 16. Juli Asyl. Der Antrag wurde im Schnellverfahren vier Tage später abgelehnt. Die Familie wird seitdem im Flughafengefängnis festgehalten.
Der Familienvater wurde in der Türkei Opfer von Folter. Frau C. war bis zu ihrer Flucht in einem politisch exponierten Büro der kurdischen Partei HDP aktiv, deren Parlamentsmitglieder vom Erdogan-Regime verfolgt werden. Frau C. wurde von den Behörden observiert und kontrolliert und entging Anfang 2021 mit einer ihrer Töchter nur knapp einem bewaffneten Angriff auf das Parteibüro.
Die Asylbefragung der Familie C. wurde ohne Rücksicht auf die erlittene Folter und die psychische Erkrankung des Vaters durchgeführt. Weder fanden die von ihm vorgelegten Atteste Beachtung noch wurde ein:e auf die Anhörung von Folteropfern geschulte:r Anhörer:in eingesetzt. Die Anhörung der Familie dauerte insgesamt fast neun Stunden, Pausen gab es nicht. Die Übersetzung hatte erhebliche Fehler und Lücken. Die mehrfache Bitte, eine:n Anwält:in kontaktieren zu dürfen, wurde der Familie verwehrt, obwohl nach europäischem Recht in allen Phasen des Asylverfahrens, also auch vor der Anhörung, „effektiv Gelegenheit“ zu geben ist, ein:e Anwalt:in zu konsultieren. Ein:e Psychiater:in wurde vor der Asylentscheidung zu keinem Zeitpunkt hinzugezogen.
Erst nach Ablehnung des Asylantrags durch das BAMF bekam die Familie Kontakt zu einer Anwältin. Einen Eilantrag auf aufschiebende Wirkung der eingereichten Asylklage lehnte das Verwaltungsgericht Potsdam ohne Anhörung der Betroffenen im Schnellverfahren am ab.
Als Reaktion auf die Asylablehnung des Gerichts unternahm Frau C. einen Suizidversuch. Schon am Folgetag wurde sie anstelle eines zunächst ärztlich angeratenen längeren Psychiatrieaufenthaltes aus dem Klinikum Neukölln in die Haftanstalt zurückgebracht, da durch die polizeiliche Aufsicht erneute Suizidversuche ausgeschlossen seien. Kurz darauf musste sie erneut notfallmäßig in eine psychiatrische Klinik aufgenommen werden. Eine nach dem Suizidversuch von der Bundespolizei beauftragte Vertragsärztin erklärte beide Ehepartner für reise- und flugunfähig. Die Bundespolizei beauftragte daraufhin einfach einen zweiten Vertragsarzt, der noch am selben Tag wunschgemäß die Reisefähigkeit beider Ehepartner bescheinigte.
Die Bundespolizei plant nun die Abschiebung der Familie am Freitag 13. August 2021 mit Ryanair FR 6925 um 6 Uhr ab BER nach Odessa/Ukraine in Begleitung von neun Polizist:innen und einem:r Ärzt:in. Es ist zu vermuten, dass aus der Ukraine umgehend eine Abschiebung in die Türkei erfolgt.
„Wir lehnen die Inhaftierung Schutzsuchender am Flughafen und die Durchführung von Asylverfahren unter Haftbedingungen grundsätzlich ab“, sagt Georg Classen vom Flüchtlingsrat Berlin. „Besonders zynisch ist, dass im Flughafen Willy Brandt sogar Kinder ins Gefängnis gesperrt werden.“
„Menschen, die gefoltert wurden, sind in der Asylanhörung häufig nicht zu einem den Anforderungen genügenden Sachvortrag in der Lage. Die Ermittlung der Asylgründe und die gebotene medizinische Diagnostik ist bei psychisch Traumatisierten nicht im Schnellverfahren möglich, schon gar nicht in einer Haftanstalt unter Polizeibewachung. Vielmehr folgt dann aus dem Asylgesetz in Verbindung mit den Maßgaben der EU für besonders schutzbedürftige Asylsuchende ein Anspruch auf unmittelbare Entlassung aus der Haft am Flughafen“, sagt Dietrich Koch von Xenion e.V.
„Wir sind entsetzt über die Grausamkeit und die Rechtswidrigkeit, mit der die Bundespolizei und das BAMF gegen Familie C. vorgehen“, so Lotta Schwedler vom Flüchtlingsrat Brandenburg. „Die Art und Weise der Asylanhörung in der Haftanstalt des Flughafens widerspricht grundlegenden rechtsstaatlichen Prinzipien, die etwa auch bei der Vernehmung von Straftäter:innen zu beachten sind.“
Die fortdauernde Inhaftierung der Familie C. ist untragbar. Die Familie wird mitsamt ihren Kindern einer unerträglichen psychischen Belastung ausgesetzt. Die Mutter ist suizidal, der traumatisierte Vater leidet unter nächtlichen Panikattacken und ist psychisch nicht in der Lage, sich um die Familie zu kümmern, und die Kinder werden durch die Erlebnisse in der Haft schwer traumatisiert.
Der Umgang mit Asylsuchenden am Flughafen Willy Brandt, dessen Namensgeber selbst Asyl vor dem Naziregime suchen musste, ist eine Schande für Berlin und Brandenburg.
Wir fordern die Länder Berlin und Brandenburg auf,
• die Haftanstalt für Asylsuchende am Flughafen Willi Brandt umgehend aufzulösen.
Wir fordern die Bundespolizei und das BAMF auf,
• Familie C. mit sofortiger Wirkung aus der Asylhaftanstalt zu entlassen, die Einreise zu gewähren sowie
• eine Wiederholung der Asylanhörung unter fairen Bedingungen und in Freiheit mit der Möglichkeit einer vorherigen anwaltlichen Beratung und fachärztlichen Diagnostik.
Es findet eine dramatische politische Veränderung statt: Rassismus, Antisemitismus und Menschenverachtung sind wieder in der Mitte der Gesellschaft angekommen und drohen sich auch bei dieser Wahl im Parlament festzusetzen. Ganz Europa ist von einer nationalistischen Stimmung der Entsolidarisierung und Ausgrenzung erfasst. Es ist eine Verschiebung nach rechts, die uns alle betrifft.
#unteilbar – diesem Ruf folgten 2018 in Berlin über 250.000 Menschen, darunter auch viele Einzelpersonen, Gruppen und Initiativen aus Brandenburg. Wir wollen dieses Symbol nun aufgreifen und hier in Brandenburg die Unteilbarkeit derjenigen zeigen, die sich für eine solidarische Gesellschaft einsetzen. Wir stehen für eine Gesellschaft ein, in der Menschenrechte unteilbar sind. Eine Gesellschaft in der vielfältige und selbstbestimmte Lebensentwürfe möglich sind – in Brandenburg und überall!
Wir machen den solidarische Osten sichtbar. Gemeinsam mit #unteilbar in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt, dem Bündnis Solidarisches Thüringen und unseren Freund*innen aus Sachsen und Berlin schließen wir uns zusammen und gehen in die Offensive.
Dafür stehen wir:
Für ein gutes Leben für alle Menschen, ausnahmslos!
Für eine Welt der Menschenrechte, des Friedens und der sozialen Gerechtigkeit!
Für eine Gesellschaft ohne Armut, in der die Grundbedürfnisse aller Menschen gesichert sind.
Für eine geschlechtergerechte Gesellschaft!
Für das Recht auf Asyl und Bewegungsfreiheit – gegen Lager und die Abschottung Europas!
Für Klimagerechtigkeit und eine lebenswerte Zukunft für alle!
Für einen gesellschaftlichen Schulterschluss gegen Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und die extreme Rechte!
Für eine demokratische und offene Gesellschaft – Solidarität statt Ausgrenzung!
Damit dies Wirklichkeit wird, brauchen wir Ihre, Eure und Deine Unterstützung. Wenn wir uns alle beteiligen, dann zeigen wir: Es eint uns mehr, als uns trennt!
Schließt euch uns an! Wir sind #unteilbar in Brandenburg!
Die Bronzetafel, die an das Treffen von über fünfzig antifaschistischen Widerstandskämpfer*innen im Gamengrund am 24. August 1941 erinnert, wurde aus ihrer Verankerung gerissen und gestohlen. Der Gedenkort wurde 1974 auf Betreiben des Vorläufers unserer Organisation eingerichtet, um an dieses historische Treffen nur wenige Wochen nach dem Überfall auf die Sowjetunion zu erinnern. Ein Großteil der Teilnehmenden wurde später durch den Verrat eines Gestapo-Spitzels festgenommen. Viele verloren durch diesen Verrat ihr Leben. Die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) Strausberg pflegte in den vergangenen Jahren diesen wichtigen Gedenkort.
Wolfram Wetzig, Sprecher des Kreisvorstands Märkisch-Oderland der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist*innen (VVN-BdA) sagte zum Diebstahl: „Wir sind wütend und bestürzt über diesen dreisten Diebstahl. Dieser ist vor dem Hintergrund des diesjährigen 80. Jahrestags des Überfalls auf die Sowjetunion umso verabscheuungswürdiger. Denn genau aus diesem Anlass trafen sich damals die mutigen Frauen und Männer.“


Der Kreisverband der VVN-BdA wird sich gemeinsam mit der DKP Strausberg und dem Stadtverband der LINKEN für die Anbringung einer neuen Tafel einsetzen. Zudem werden wir auch in diesem Jahr die Widerstandskämpfer*innen im Rahmen unserer Antifaschistischen Gedenkwanderung am 21. August 2021 von Tiefensee nach Strausberg würdigen.
Inschrift der gestohlenen Bronzetafel
Lasst die Toten in euren Taten leben!
Am 24. August trafen sich hier im Forst illegal über 50 Berliner Antifaschisten.
Im Februar 1942 wurden viele dieser Genossen durch Verrat der Gestapo ausgeliefert.
Zu ihnen gehörten:
Dr. Josef Römer geb. 17.12. 1892 hingerichtet an 25.9.1944
Willy Sachse „ 7.1.1896 „ „ „ 21.8.1944
Fritz Riedel „ 1.3.1908 „ „ „ 21.8.1944
Kurt Ritter „ 31.12.1909 „ „ „ 28.9.1944
Ihr Heldenhafter Kampf wurde unsere Wirklichkeit
Unsere Pressemitteilung war Anlass für die MOZ einen Artikel über die geklaute Tafel und ihre Geschichte zu schreiben: https://www.moz.de/lokales/strausberg/diebstahl-gedenktafel-fuer-widerstandskaempfer-gegen-nazis-bei-strausberg-gestohlen-58611789.html