Auch in diesem Jahr wollen wir am 9.11. an die Novemberrevolution 1918 erinnern und den Opfern der Reichspogromnacht 1938 gedenken. Gerade in Zeiten, in denen Neonazis wieder in den Bundestag einziehen und massive faschistische Gewalt weiterhin Menschen bedroht, dürfen wir nicht vergessen. Wir tragen Verantwortung für das, was hier und jetzt passiert! Kommt mit uns am 9. November 2017 um 19:00 Uhr zum Platz der Einheit an das Mahnmal für die Opfer des Faschismus!
Erinnern heißt kämpfen!
Autor: Greg
Bald ist es soweit – der Turmbau zu Bab…äh Potsdam soll beginnen. Dies wollen wir nicht unkommentiert geschehen lassen.
Die Garnisonkirche wurde vom Soldatenkönig „Friedrich Wilhelm I.“ in Auftrag gegeben und am 17.August 1732 eingeweiht. Im Laufe der Jahre wurden hier Soldaten für den Krieg geehrt und Trophäen, die während der Kriege erobert wurden, ausgestellt.
Es war ein Symbol preußischer Herrschaft. Während die Menschen damals unter erbärmlichsten Bedinungen leben mussten, oft hungerten und für militärische Abenteuer ihrer despotischen Herrschenden in die Armee geprügelt wurden, ließen sich die Monarchen prunkvolle Paläste und eben auch Kirchen in der Residenzstadt Potsdam erbauen.
Zur Zeit der Weimarer Republik wurde die Kirche aufgrund ihrer militaristischen preußisch-deutschen Ausrichtung häufig von Nationalisten und ihren Wehrverbänden für ihre Aktivitäten genutzt, bis der Tag von Potsdam die rechte Aufladung der Kirche auf die Spitze trieb. Hitler wählte die Garnisonkirche aus, um hier am 21.3.1933 seine Machtübernahme zu inszenieren. Auch die sogenannten Widerstandskämpfer und Hitlerattentäter vom 20. Juli 1944 trafen sich in der Garnisonkirche. Diese heute als Beispiele des Antifaschismus verehrten Christen der Garnisonkirche haben den Überfall auf die Sowjetunion geplant und durchgeführt. Sie beteiligten sich am Massenmord, der Mithilfe der Wehrmacht in ganz Europa organisiert wurde oder duldeten diesen zumindest. Erst als sich eine militärische Niederlage abzeichnete, wollten sie Hitler beseitigen. Eher ein Beispiel für Mitläufertum und moralischer Beliebigkeit, insofern aber ganz passend für die Geschichte dieser Kirche, denn genau das wurde in ihr gepredigt.
Somit wurde die Garnisonkirche für alle progressiven Kräfte zum Symbol für Militarismus, Preußentum und Nationalsozialismus. Wie kaum ein anderer Ort in Potsdam verdeutlichte es die Tradition alles Reaktionären. Es ist ein Skandal, diese wieder aufzubauen, nachdem sie vom Krieg zerstört und die Ruine zu DDR-Zeiten gesprengt wurde. In Deutschland – dem Land der Täter_innen – dieses Symbol wieder zu errichten, welches mit seinem 88 Meter hohem Turm das neue „Wahrzeichen von Potsdam“ werden und als „Versöhnungszentrum“ fungieren soll, ist eine eindeutiges Zeichen städtebaulicher Revision. Die Geschichte – vor allem die der Nazizeit – hat in Potsdam Baulücken hinterlassen. Ein deutliches Ergebnis der deutschen Täterschaft!
Nun soll also versöhnt werden. Mit was eigentlich? Mit der Nazi-Vergangenheit? Mit dem alten Preußen? Mit der Verquickung von Staat und Kirche? Nein, danke! Wie geschichtsvergessen und naiv müssen die Menschen sein, die solch ein Gebäude, dass ja nicht mehr steht, als Symbol von Versöhnung wieder aufzubauen. Da könnte ja auch ein Schlachthaus als Symbol für Tierrechte stehen oder eine königliches Schloss als Symbol der parlamentarischen Demokratie, zumindest letztes hat Potsdam ja bereits.
Auch ein weiteres Narrativ dieser Versöhnung, Nationalsozialismus und DDR in einen Topf zu werfen, lehnen wir strikt ab. Wir finden auch die Geschichte der DDR sehr bedenklich und erinnerungswürdig. Diese aber quasi gleich zu setzen mit der systematischen Ermordung von mehr als 6 Millionen Jüd_innen und anderen erklärten Feind_innen der Barbarei relativiert die Schande der Nazis. Von der Stiftung Garnisonkirche wird die Sprengung der Kirche durch die DDR viel stärker thematisiert als die Machtübernahme Hitlers, was völlig unverhältnismäßig ist und von einem katastrophalen Geschichtsverständnis zeugt. Die Kirche wieder aufzubauen und sie „Friedens- und Versöhnungszentrum“ zu nennen, ist reiner Hohn.
Gerade in Zeiten, in denen sich große Teile der Bevölkerung offen für rechte bis rechtsextreme Hetze zeigen, darf ein Ort wie dieser unter keinen Umständen wieder errichtet werden. Es ist eine Schande für Potsdam!
Das Argument, es sei ja „schön, altes wieder neu aufzubauen“, ist angesichts der historischen Ereignisse mehr als lächerlich und unverantwortungsvoll. Besonders, wenn wenige Reiche behaupten, Potsdam lebe davon, dass es schön sei, zeigt, wie wenig sie die (soziale) Realität dieser Stadt kennen. Die Umgestaltung Potsdams zu einem preußischen Disneyland, in dem bezahlbarer Wohnraum wenn überhaupt am Stadtrand noch möglich ist, hat nichts mit sozialer Stadtpolitik zu tun. Der Abriss der Fachhochschule, die auch ein historisches Gebäude ist und einen öffentlichen Raum für Kunst, Kultur, Sport und Politik in der Innenstadt darstellen könnte, ist ein weiteres Beispiel der verklärten Stadtpolitik, die völlig an den Bedürfnissen der meisten Bewohner_innen vorbei geht.
Der Bund beiteiligt sich mittlerweile am Wiederaufbau, Bundespräsident Steinmeier ist Schirmherr des Projekts. Es ist also anscheinend von nationaler Bedeutung, dieses Schandmal der deutschen Geschichte wieder neu aufzubauen.
Es gibt noch nicht mal Erinnerungsstätten für alle deutschen Vernichtungslager in Osteuropa. Dem wird offensichtlich nicht die gleiche nationale Bedeutung beigemessen. Während sich diese Garnisonkirche nämlich dank ihrer protzenden Schönheit wunderbar ins kitschige Stadtbild einfügt, sind die Orte der Verbrechen wirkliche Stachel der Erinnerung. Wer Preußens Glanz und Gloria wieder aufbaut, will aber nicht erinnern, sondern umdeuten.
Willkommen in der deutschen Realität!
United we stand
Der G20-Gipfel in Hamburg ist erst seit wenigen Wochen vorbei und die Ergebnisse lassen sich grob in zwei Aspekte aufteilen.
1. Politische Ergebnisse
Diese fallen eher mager aus. Trotz der freundlichen Einladung und Bewirtung durch Deutschland von Diktatoren, Autokraten und Nationalisten aus aller Welt konnten sich die teilnehmenden Ländern nicht darauf einigen Probleme anzugehen. Daran hindert sie offensichtlich die kapitalistische Konkurrenz. Das Konzert in der Elbphilharmonie hingegen war großartig, da lassen sich Kriege, Klimawandel, Wirtschafts- und Energiekrise, diese immer wieder eingeforderten „Menschenrechte“ und tausende Menschen, die jährlich im Mittelmeer ertrinken, doch schnell vergessen.
Doch gab es noch einen anderen Punkt der uns an dieser Stelle wichtig ist.
2. Politische Ergebnisse nach Innen
Der Gipfel erschien uns als ein Warmlaufen gegen den Aufstand von Innen. Knüppelnde Bullen, eingesetztes SEK, unzählige Hausdurchsuchungen, Anquatschversuche, VS-Berichte, Demoverbote, Hetze gegen Aktivist_innen, Angriffe auf Schlafplätze, eingesetzte Zivilbullen und die mediale Aufbereitung des Ganzen sind wohl das wesentliche Ergebnis des G20. In Zeiten großer sozialer Verwerfungen scheint es für die Repressionsorgane nötig zu sein, sich auf Kämpfe gegen soziale Bewegungen in den Städten vorzubereiten. So hat es unseres Wissens bisher noch nie einen Einsatz von Spezialeinheiten gegen Demonstrant_innen oder alkoholisierte Jugendliche gegeben.
So weit, so schlimm. Der Einsatz der Cops ist damit sicherlich nicht zu Ende. Noch immer laufen Verfahren gegen Genoss_innen und auch die alltägliche Repression wird weiter anziehen: Der Feind steht für den Staat links.
Daher halten wir es für wichtig, nochmal auf einige grundlegende Verhaltensweisen und Vorsichtsmaßnahmen hinzuweisen:
- keine Gespräche über Aktionen in der Kneipe oder sonstigen öffentlichen Orten
- Bude aufräumen, Rechner und Telefon verschlüsseln (notfalls Hilfe bei eurer örtlichen Kryptogang holen)
- wie immer: keine Aussagen bei Polizei und Justiz
- wehrt euch gegen Anquatschversuche vom VS und den Bullen, macht diese öffentlich
- wendet euch bei Repression an die Rote Hilfe, euren Ermittlungsausschuss oder sonstige Antirepressionsgruppen
- bei Gesprächen über sensible Dinge: Telefone verbannen!
- wenn Leute neu in die Szene (oder in euer Hausprojekt) kommen, erkundigt euch nach ihnen: Wer kennt sie, was haben sie vorher gemacht?
Es geht hier nicht um Misstrauen, sondern um den Schutz eigener Strukturen. Ihr kennt sicherlich die Fälle in Hamburg, wo jahrelang Zivibullen in unseren Strukturen unterwegs waren (Bei Fragen dazu wendet euch an eure Antirepressionsgruppen. Keine voreiligen Verdächtigungen!)
- überlegt, mit wem ihr was macht
- seid solidarisch mit Genoss_innen, die von Repression betroffen sind!
Eine erstarkende Rechte, staatliche Repression und ein Kapitalismus in der Krise müssen uns keine Angst machen wenn wir zusammen stehen. Bildet euch! Bildet Banden! Nichts und niemand ist vergessen…
Am kommenden Dienstag (15.8.) plant die AFD eine Demonstration durch Eberswalde. Es soll unter anderem der PEGIDA-Mitbegründer Siegfried Däbritz auftreten.
Ein breites Bündnis aus Initiativen, Parteien und Gewerkschaften organisiert Gegenproteste unter dem Motto „Aufstehen gegen Rassismus!“
Auf dieser Übersichtskarte könnt ihr sehen, wo Gegenkundgebungen angemeldet sind.
Kommt auf die Straße und zeigt deutlich, dass ihr keinen Bock darauf habt, dass rassistische und nationalistische Hetzer durch Eberswalde marschieren!
Weitere Infos stehen im Aufruf des Bündnisses:
Aufstehen gegen Rassismus – Unser Alternative ist Solidarität!
Die AfD plant für den 15.08.2017 eine Kundgebung in Eberswalde. Sie will damit vor den Bundestagswahlen Stimmung machen gegen Geflüchtete, politisch Andersdenkende und gegen alle, die für eine weltoffene und solidarische Gesellschaft stehen.
Die „Alternative für Deutschland“ (AfD) ist mittlerweile keine Protestpartei mehr, sondern ein Sammelbecken und Sprachrohr für rassistische Politik. Sie versucht derzeit bundesweit, wie auch im Barnim, zu einem Zentrum der Rechten zu werden. Es werden nationalistische, rassistische und zum Teil auch Naziparolen verbreitet und es wird gegen Andersdenkende gehetzt. So werden politische Diskurse und das gesellschaftliche Klima nach rechts verschoben.
Doch die AfD ist nicht nur wegen ihres offenen Rassismus eine ernsthafte Gefahr für die Gesellschaft. Das Parteiprogramm ist in vielerlei Hinsicht reaktionär. Unter anderem wird ein traditionelles Familienbild propagiert, welches in letzter Konsequenz die Frauen zurück an den Herd drängt. Auch sollen beispielsweise soziale Sicherungssysteme zurückgefahren und Steuern für die Reichen gesenkt werden. Offensichtlich ist das alles nicht im Sinne der gesellschaftlich Benachteiligten, die diese Partei wählen sollen.
Vor den anstehenden Wahlen versucht die AfD auf Bundesebene, sich einen gemäßigten Anstrich zu verpassen. Im Barnim läuft das offensichtlich anders. Die angekündigten Redner sind klar im äußeren rechten Flügel der Partei positioniert und stehen für eine völkisch-nationalistische Politik. Der Schulterschluss mit dem Pegida-Gründer Siegfried Däbritz aus Dresden zeigt, dass die sogenannte Alternative nicht einmal den Versuch unternimmt sich vom gewaltbereiten rechten Potential abzugrenzen. Auch die anderen Redner sind klar als rechtsaußen Politiker bekannt und haben keine Berührungsängste zur NPD, wie zum Beispiel der Bürgermeisterkandidat aus Bad Freienwalde Lars Günther mit einer gemeinsamen Demo „gegen Überfemdung“ vor einigen Jahren mit der NPD und anderen bewiesen hat.
Egal unter welchem Label sich Rassist_innen, Nationalist_innen und die alten und neuen Nazis versammeln, wir werden ihnen keinen Platz lassen in Eberswalde oder anderswo. Wir sind viele Menschen unterschiedlichster Herkunft, unterschiedlichsten Alters und politischer Orientierung. Wir sind geeint in dem Willen für eine gerechte, weltoffene und tolerante Gesellschaft zu streiten. Deshalb rufen wir am 15.08.2017 ab 18.00 Uhr zu einer Protestkundgebung in der Nähe des Eberswalder Marktplatzes (Richtung Kirchhang) auf. Wir wollen ein deutliches Zeichen gegen Rassismus, Antisemitismus und Ausgrenzung setzen!
Light Me Amadeu
DGB Region Ostbrandeburg
Bündnis 90/ Grüne
DIE LINKE Eberswalde
SPD Eberswalde und Finow
Runder Tisch Willkommen in Eberswalde
Jusos Barnim
Linksjugend solid Barnim
Antifaschistische Initiative Eberswalde
english below
Vom 09. bis 11. Juni findet in Brandenburg/Havel die 2. Refugee-LGBTIQ*-Conference statt. Seit der letzten Conference hat sich einiges getan, leider viel Negatives: Asylrechtsverschärfung, Forderungen nach Obergrenzen und schnellere Abschiebungen in vermeintlich sichere Herkunftsländer. Obwohl es in einigen Großstädten Deutschlands jetzt Unterkünfte für besonders schutzbedürftige Geflüchtete gibt, können nur wenige LGBTIQ*s davon profitieren. Die Möglichkeit der sichereren Unterkunft ist bei der Verteilung der Geflüchteten selten von Belang und wer außerhalb der Großstädte lebt, hat keinen Zugang zu diesen. Daher fordern wir eine dezentrale Unterbringung aller geflüchteter Menschen und sensibilisierte Mitarbeiter_innen und Übersetzer_innen im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, sodass LGBTIQ*s ein faires Asylverfahren erhalten.
Kommt mit uns am 11. Juni auf die Straße um den Forderungen nach dezentraler Unterbringung, sensibilisierten Mitarbeiter_innen und einem Abschiebestopp in vermeintliche sichere Herkunftsländer Nachdruck zu verleihen, sowie auf die rassistischen und homo- sowie trans*feindlichichen Zustände aufmerksam zu machen!
english:
The second Refugee-LGBTIQ*-Conference in Brandenburg/Havel will take place from 9th June – 11th June. A lot has happened since the last conference, unfortunately a lot of negative things: aggravations of the asylum law, demands for maximum limits and faster deportations to allegedly safe countries.
Even though some of the bigger cities in Germany now offer accommodations for refugees in special need of protection, there are only a few LGBTIQ*-people who benefit from them. The possibility of safe accommodation is rarely relevant upon distribution. Furthermore, people, who live out-of-town, get denied access to these safe accommodations. That is, why we call for decentralized accommodation of all refugees and sensitized employees and translators at the Federal Office for Migration and Refugees (BAMF), so that LGBTIQ*-people receive a fair asylum procedure. Join us in taking to the streets on 11th June to lend weight to our demand for decentralized accommodation, sensitized employees and a ban on deporting to allegedly safe countries!
Let us rise awareness for the prevailing racist, homophobic andtransphobic conditions in our society!
Am heutigen Morgen, dem 26.05.2017, haben Kletteraktivist_innen ein Transparent in einem Baum im Park Sanssouci gegenüber der sogenannten Friedenskirche angebracht. Auf dem roten Transparent, das in etwa acht Meter Höhe in einem Baum befestigt ist, steht geschrieben “Martin Luther — Sexist, Antisemit, Tyrannfreund!”.
Die Aktion richtet sich gegen das Motto des diesjährigen evangelischen Kirchentags in Berlin, Potsdam und Wittenberg ‘500 Jahre Reformation und Luther’ und gegen das ausgerufene Luther Jahr 2017 allgemein. Denn 500 Jahre sind zu viel!
Martin Luther ist kein Held, sondern ein frauenfeindlicher, antisemitscher Hetzer. Ihn dieses Jahr (und die letzten Zehn im Sinne der Lutherdekade) so unkritisch zu feiern ist gefährlich und unangemessen. Das wollen wir nicht unkommentiert lassen und werden daher mit verschiedenen bunten, kreativen Aktionen versuchen das wahre Gesicht Luthers sichtbar zu machen.
Wir haben die sogenannte Friedenskirche im Park Sanssouci als Ort für unsere Kletteraktion ausgewählt, da die Kirche einer der zentralen Veranstaltungsorte des evangelischen Kirchentages in Potsdam ist. Zudem fand dort am Vortag, dem 25. Mai, eine “Luthermesse” statt, am heutigen Abend findet ein “Der Klang der Reformation” Konzert statt. Wir fordern von der evangelischen Kirche eine kritische und ehrliche Auseinandersetzung mit Martin Luther und der Reformation, anstatt von stumpfen Abfeiern und Ignorieren oder Kleinreden jeglicher Kritik.
500 Jahre Reformation und Luther sind zu viel!
In diesem Jahr endet die 2008 begonnene Lutherdekade der evangelischen Kirche mit dem 500-jährigen Jubiläum des Thesenanschlags Martin Luthers an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg. In der öffentlichen Debatte und in den Schulen wird meist betont, dass Luther „der mutige Kämpfer gegen die katholische Übermacht“ gewesen sei, „die arme Gläubige mit Ablassbriefen ausbeutete“.
Ihr feiert einen Wegbereiter der protestantischen Erwerbsethik
500 Jahre Reformation beflügelten Kapitalismus und Lohnarbeit in enormer Dimension und kreierte das unangefochtene Mantra der Gegenwart: Ich arbeite, also bin ich. Der Arbeitsfanatiker Luther („Der Mensch ist zur Arbeit geboren wie der Vogel zum Fliegen“) meinte, dass diverse Auserwählte bereits mit ihrer Geburt für das Paradies prädestiniert wären und deswegen allein irdische Erfolge, Fleiß und harte Arbeit Indikatoren für die bevorstehende Erlösung seien. Seine Gedanken hatten schwerwiegende Folgen. Die damals selbstverständlich bestehende Allmende wurde der Allgemeinheit, oftmals in blutigen Szenen, aus den Händen gerissen und erschuf Lohnarbeiter*innen en masse. Diese mussten ihr Überleben sichern, indem sie das einzige Eigentum, was ihnen geblieben war auf dem Markt anboten: ihre eigene Arbeitskraft. Im weiteren Verlauf entstand ein neuartiger Begriff der Arbeit: Sie wurde vom notwendigen Übel zur fiktiven heilbringenden Berufung. Infolgedessen etablierte sich der, bis in die Gegenwart unerschütterliche, Irrglaube, dass nur (lohn-)arbeitende Menschen in einer Gesellschaft nützlich seien und alle Erwerbslosen eine Belastung für die selbige darstellten. Obendrein bringt Lohnarbeit gesellschaftlichen Bestätigung hervor, wohingegen unbezahlte Hausarbeit chronisch als Trivilität angesehen und an den Rand der Gesellschaft geschoben wird. Das führt uns zu einem weiteren Wesenszug Luthers:
Ihr feiert einen dogmatischen Sexisten
Luther schuf die wesentliche Prämisse für die Marginalisierung der Frau in der protestantischen Welt, indem er ihnen die Aufgaben „Hausarbeit und Männer gebären“ als gottgegebene Bestimmung aufs Auge drückte. Neben der Montage des Bildes einer bürgerlichen Frau, unterstützte Luther einen grausamen Disziplinierungsprozess, durch den Frauen als „Sündige“, „Verderbende“ und vor allem „Wissende“ stigmatisiert und umgebracht wurden („Die Zauberinnen sollst du nicht leben lassen… Es ist ein gerechtes Gesetz, dass sie getötet werden, sie richten viel Schaden an.“, 1526).
Ihr feiert einen fanatischen Antisemiten
Primär muss zwingend bedacht werden, dass Martin Luther ein relevanter Teil einer langen Geschichte des christlichen Antijudaismus und christlicher Gewalt gegen Jüd*innen war. Seine Werke (bspw.: „Von den Juden und ihren Lügen“, 1543) und deren Rezeption, waren ein Beweggrund für die Entstehung und Verwirklichung einer nationalsozialistische Ideologie. Luther stellte die Frage:
„Was sollen wir Christen nun tun mit diesem verdammten, verworfenen Volk der Juden?“
Seine Antwort waren sieben Schritte, die er zynisch als „scharfe Barmherzigkeit“ betitelte: Mensch solle „Synagogen verbrennen, Häuser zerstören, deren Bewohner*innen in Ställen unterbringen, Gebet- und Talmudbücher wegnehmen, Rabbiner*innen das Lehren unter Androhung der Todesstrafe verbieten, Händler*innen ihr Wegerecht entziehen, weiterhin ihnen das Geldgeschäft verbieten und all ihr Bargeld und ihren Schmuck enteignen“. Abschließend sollten, Luthers Ansicht nach, alle „jungen Jüd*innen ihr Brot im Schweiße ihres Angesichts mit harter Arbeit verdienen“. Luthers Schriften sprach Jüd*innen die Menschenwürde vollkommen ab und formulierte wesentlich das Muster der Schoah im Nationalsozialismus. Kann es eine protestantische Theologie nach Auschwitz überhaupt geben, die beharrlich jenen Autor glorifiziert, der von Nationalsozialist*innen in den Nürnberger Prozessen als Legitimationsgrundlage für ihr barbarisches Handeln genutzt wurde?
Danke für Nichts!
Martin Luther wird als Freiheitskämpfer, Humanist und Retter des Christentums betrachtet. Das diese Rezeption eine Illusion sondergleichen ist, hat dieser Text hoffentlich aufzeigen können. Seine Unterstützer*innen und die protestantische Kirche verteidigen ihn als „Kind seiner Zeit“ und deuten seine barbarischen Offenbarungen mit allerlei Interpretationsgeschick um, damit sie dem Mythos eines „deutschen Helden“ gerecht werden. Der Reformator, der die christliche Religion aus einer Krise befördert haben soll, wird durch einen kritischen Blick, derjenige, der eine neue Krise an das Ende der alten Misere gesetzt hat, der wir bis heute nicht gänzlich entfliehen konnten. Es wird Zeit für eine deutliche Kritik, die das öffentliche Mythos eines „barmherzigen Reformators“ zerstört und eine zeitgemäße Debatte, jenseits des artifiziellen Heldentums, fördert.
500 Jahre Reformation – Kein Grund zum Feiern, Zeit für einen endgültigen Schlussstrich!
Mehr Informationen und weiteführende Links und Literatur zu Luther und Reformation gibt es hier:
gegendiehelden.blogsport.eu
Zur lokalen Initiative gegen den evangelischen Kirchentag in Potsdam, schaut mal hier drauf:
gegendiehelden.blogsport.eu/potsdam/
Nachdem vermehrt über den tatsächlichen Charakter des angeblichen “Friedensfestivals” Pax Terra Musica berichtet wird (u.a. hier) springen erste Bands und Aussteller ab, die offensichtlich getäuscht wurden und nichts mit Verschwörungstheoretikern und Antisemiten zu tun haben wollen. Danke dafür.
Auch für die am 3. Juni geplante “Pax-Terra-Musica”-Soli-Veranstaltung in Berlin-Friedrichshain gibt es Neuigkeiten. Die wochenlang von der Querfront beworbene Location stellte sich als Lüge heraus. Der Club OI-Zosch wusste nichts von der Veranstaltung und sagt, er habe den “Pax Terra Musica”-Machern niemals eine Zusage gegeben. [Diese stellen das anders dar und behaupten weiterhin, es habe sehr wohl eine Zusage gegeben. Allerdings sind diese Leute schon in der Vergangenheit mehrfach der Lüge überführt worden.]
Nun haben die Aluhüte einen neuen Ort für den 3.6. gefunden: das sogenannte “Jugendwiderstandsmuseum” in der Rigaer Straße in Fhain. Auch hier ist zu befürchten, dass die Betreiber nicht über die rechtsoffenen Hintermänner des “Pax Terra Musica” Bescheid wissen. Eigentlich ist das “Jugendwiderstandsmuseum” ein linkes Projekt.
Veranstalter des Soli-Konzerts ist Frank Georg, ein enger Unterstützer des “Pax Terra Musica”-Festivals. Auf seiner öffentlich einsehbaren Facebook-Seite sympathisiert er mit der rechtsextremen Identitären-Bewegung und dem Compact-Magazin. Dazu benutzt er Reichsbürger-Codes und veröffentlicht Bilder, in denen Deutschland als von den USA und Israel gesteuerte GmbH bezeichnet wird. Auch das stört den “Pax Terra Musica”-Initiator Malte Klingauf nicht.
Für das “Pax Terra Musica” in Brandenburg sind Aussteller wie “NuoViso.TV” angekündigt, die mit Pegida und Compact zusammenarbeiten bzw. freundlich über sie berichten. Auch die “Deutsche Mitte” ist dabei. Deren Chef Christoph Hörstel behauptet, unter den 2015 nach Deutschland gekommenen Geflüchteten befänden sich „30000 Terroristen, Häuserkämpfer und Mörder“. Dahinter stecke Angela Merkel, die in Deutschland einen Bürgerkrieg auslösen müsse, um das Land kaputt zu machen. Das sei nämlich die Bedingung, damit sie später UNO-Generalsekretärin werden könne. (Quellen dazu <a href=“https://www.youtube.com/watch?v=aLEuFuRz82Q&t=3095s“hier und hier)
“Pax Terra Musica”-Initiator Malte Klingauf erklärt dazu, man könne ihm keinen Vorwurf machen, es gebe keine “Kontaktschuld”.
Angst und Schrecken statt Schutz und Willkommen?
In diesem Jahr sind im Landkreis Barnim zahlreiche Abschiebungen und Abschiebeversuche bekannt geworden. Menschen die auf ihrer Flucht bei uns Schutz suchen, sollten sich sicher fühlen können. Doch viele der Flüchtlinge im Barnim haben Angst. Einige schlafen nicht mehr in ihren Zimmern, weil sie fürchten in der Nacht aus ihren Betten geholt und direkt abgeschoben zu werden.
Am 3. April um 4 Uhr rissen Mitarbeiter der Barnimer Ausländerbehörde einen aus dem Tschad geflohenen Mann im Übergangswohnheim Bernau-Lobetal aus seinem Schlaf. Sie brachten ihn sofort zu einem Flugzeug nach Berlin mit dem er nach Frankreich abgeschoben wurde. Dort droht ihm eine Abschiebung in den Tschad, einem der ärmsten Länder der Welt, in dem es laut Amnesty International zu massiven Menschenrechtsverletzungen kommt. Diese Abschiebung sorgte bei den anderen Bewohnern des Heimes für große Angst, weil auch sie betroffen sein könnten. Ein anderer Mann aus dem Tschad sprang in Panik aus dem Fenster, stürzte durch ein Glasdach und zog sich dabei erhebliche Schnittverletzungen zu.
Wir fordern vom Barnimer Landrat Bodo Ihrke und der Leiterin der Barnimer Ausländerbehörde Ilka Zerche-Roch einen sofortigen Abschiebestopp. Setzen Sie sich auf Landes- und Bundesebene ebenfalls
dafür ein.
Schluss mit dem Klima der Angst!
— Initiative Barnim für alle
Kommt zahlreich!
Donnerstag, 8. Juni// Start: 16:30 am Bahnhof Eberswalde
*** Mobimaterial: ***
zum Drucken (hohe Qualität, große Dateien):
— Plakat A3 (pdf)
— Flyer A6 beidseitig (pdf)
zum Onlinegebrauch in Emails oder Websites (geringere Qualität, kleine Dateien):
— Plakat (png)
— Flyer beidseitig (pdf)
Wer heute durch Potsdam geht, wird sie unschwer übersehen: Über Nacht haben sich einige Werbetafeln verändert. Statt wie immer die übliche sexistische Werbung unkommentiert zu zeigen, ist diese nun mit ergänzenden Überklebern versehen. „Wir hatten echt kein Bock mehr, uns den ganzen sexistischen Kackscheiß jeden Tag aufs Neue anzutun!“ sagte Erna, die Initiator*in der Aktion Selbstbestimmte Werbevitrinen für Emanzipation und Herrschaftsfreiheit (SWfEuH)“ und selber Werbevitrine, die oft unter sexistischer Werbung leiden muss.
Beitrag der Werbung zur Potsdamer Frauenwoche
Anlässlich des Frauenkampftages am 8. März ist in der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam Frauenwoche. Unter dem Motto „Frauen Macht faire Chancen“ wird mit vielen Veranstaltungen auf die leider weiter bestehenden Diskriminierungen von allem, was nicht männlich, weiß und heterosexuell ist, hingewiesen. Ein besonderes Highlight ist dabei die Ausstellung „Wer braucht Feminismus?“ im Rathaus. Die Angebote scheinen derart überzeugend zu sein, dass sich in der Nacht vom 11. auf den 12.3.2017 einige Werbetafeln in der Potsdamer Innenstadt der feministischen Bewegung anschlossen und mittels Überkleber auf sexistische Werbung aufmerksam machten.
Rathaus
Mit dabei sind zwei Werbetafeln am Rathaus. Auf einer Werbung für Parfüm fragt der abgebildete Frauenkopf nun: „Warum sind Frauenkörper nur Eyecatcher?“ Gegenüber zeigte eine Werbetafel ursprünglich Werbung für ein Einkaufszentrum und bildete dabei eine weiße Klischee-Kleinfamilie ab. Die Werbetafel schloss sich dem Protest an und ergänzte sich dazu um einen Überkleber. Statt „Generation Stern-Center“ lautet der Slogan nun „Generation Patriarchat“ und „Unsere Werbung: Sexistisch“.
Platz der Einheit
Auch am Platz der Einheit drei Werbevitrinen offensichtlich unzufrieden mit den Werbekampagnen ihrer Mieter*innen. Die Werbung für das Einkaufszentrum änderte sich auf „Generation Sexismus“ und wahlweise „Unsere Mode: Rock und Hose“ oder „Boys in blue. Girls in pink“. Eine weitere Variante ergänzte sich um eine Sprechblase. Eine der weiblich gelesenen Personen kommentiert das Plakat nun mit den Worten: „Gut, dass ich diese Show nur für‘s Bild ertragen muss…“.
Bildungsforum
Am Bildungsforum veränderte sich u.a. eine Werbung für Zigaretten. In der ursprünglichen Version zeigt das Plakat eine männlich gelesene Person, die in mackriger Pose neben einem Motorrad sitzt. Die Schrift lautete „1 Bike. 3 Stunden Tuning. 5 Minuten Freiheit“. Nun steht dort: „1 Bike. 3 Stunden Tuning. Alle Klischees bedient“ und „Geschlechter-Stereotype überwinden!“ Die bereits oben beschriebe Parfümwerbung ergänzte sich über Nacht um die die Abbildung kommentierende Frage: „(Warum) haben Frauen keine Achselhaare?“ Die Werbung für eine Internet-Partner*innenvermittlung hatte auch keine Lust mehr auf die Reproduktion sexistischer Wahrnehmungsmuster. Dem Kommentar „Ein Ausschnitt sexistischer Kackscheiße“ ist wohl nichts hinzu zu fügen.
Nachtrag: Blöde Geschichte am Schloss/Landtag
Viel Glück hatte die Aktion Selbstbestimmte Werbevitrinen für Emanzipation und Herrschaftsfreiheit (SWfEuH) am als Brandenburgischer Landtag genutzten Potsdamer Stadtschloss. Hier fiel der Aktionsgruppe ein vom Platz der Einheit zunächst mit Blaulicht heranrasender Streifenwagen auf. Beim Einfahren auf die Straßenbahnspur schalteten die Beamt*innen das Blaulicht ab. Das Muster der sogenannten Stillen Fahndung erkennend, setzen sich die heimlichen Werbevitrinen-Veränderer*innen unauffällig ab.
Unbeteiligte von Polizei behelligt
Weniger Glück hatten Passant*innen, die neugierig vor den Werbevitrine stehen blieben. Als der Streifenwagen die Personen erreichte, versuchten die Beamt*innen vermutlich, sich diese vorzuknöpfen. Das führte dazu, dass die Personen versuchten, wegzurennen (wir wollen gar nicht darüber spekulieren, wieso, es gibt genug gute Gründe, warum man in einer Samstag Nacht keine Lust auf Polizei haben könnte, und eine Menge davon sind erst mal sympathisch…). Leider scheint die Streifenwagenbesatzung mindestens eine Person gestellt zu haben.
Bitte um Verständnis
Wir haben das Geschehen nicht weiter verfolgt und die Gunst der Stunde genutzt, dass die Cops mit irgendwelchen Leute beschäftigt sind, um ein paar Meter zwischen uns und das Geschehen zu bringen. Wir möchten dafür auf diesem Wege für Verständnis bitten. Falls irgendwelche Leute da draußen jetzt Stress wegen uns haben sollten, meldet euch bitte bei unserer Mailadresse (swfeuh@riseup.net). Wenn ihr nicht gerade Nazis seid, und sie euch jetzt nicht ausgerechnet wegen Nazikram Ärger machen, bemühen wir uns, bei dem Tragen der Folgen einen Beitrag zu leisten.
Aktion Selbstbestimmte Werbevitrinen für Emanzipation und Herrschaftsfreiheit (SWfEuH)
Bilder zu der Aktion gibt es hier.
Am 11.03.2017 sollen drei Bands mit zweifelhaften Hintergrund in dem besetzten Haus „Trebbe 12“ in Luckenwalde (Brandenburg) auftreten. Sie stammen aus Magdeburg, Bremerhaven, Wismar und spielten auch schon in dem besetzten Haus. Beworben wird das Konzert unter anderem vom ungarischen Ableger des neonazistischen Musiknetzwerks „Blood & Honour“.
Die Trebbe 12
Die „Trebbe 12“, in der Trebbiner Straße in Luckenwalde, wurde im Jahr 2000 von Jugendlichen und jungen Erwachsenen besetzt. Die Nutzerschaft der „Trebbe 12“ rühmt sich damit, dass man weiterhin keinen Vertrag und somit noch einen Besetzerstatus habe. Neben einem Konzertraum und einer Kneipe hat das Objekt Wohnräume für bis zu 20 Menschen.
Inzwischen scheint man sich vom ursprünglich linken Anspruch des alternativen Lebens und des Freiraums „emanzipatorischen Austausches“, wie es auf der Webseite heißt, distanziert zu haben. Bei vergangenen Konzerten gab man Flugblätter als Werbemittel heraus, auf denen vor politischer Unkorrektheit gewarnt wurde. Gleichzeitig nutzte man das antifaschistische Symbol, bei dem ein Hakenkreuz in einen Mülleimer entsorgt wird, und erweiterte es um das kommunistische Symbol dem Hammer und der Sichel. Sie beziehen dabei Position gegen sog. „Extremismus“, bzw. sehen sich als ein Raum, der frei von Politik sein soll.
Ebenfalls teilt der Facebook-Account der „Trebbe 12“ Inhalte von rechten und verschwörungstheoretischen Facebook-Seiten, wie „KenFM“, „Der Wächter“, „Freie Medien“ oder Texte, die sich gegen sog. „Linksfaschisten“ richten.
Die Bands
Alle drei Bands, „Rien ne va plus“ aus Magdeburg, „Loi!chtfeuer“ aus Bremerhaven und „4. Division Ostfront“ aus Wismar, sehen sich als „unpolitische“ Interpreten der Skinheadszene und spielen eine harte Musikrichtung mit dem Namen „Oi!“. Doch die Texte, die Hintergründe und Kontakte solcher Bands sind oft alles andere als unpolitisch, weshalb Kritiker hier häufig eine „Grauzone“ ausmachen. Es handelt sich dabei nicht um Neonazis, aber Bands und/oder Musiker bewegen sich in eindeutigen Milieus, sowie im sog. „alternativen Raum“.
Die Wismarer von „4. Division Ostfront“ als Beispiel besingen die Tötung von Antifaschisten im Lied „Antifa“. Dort heißt es u.a. „Ein Baum, ein Strick, ein Antifagenick“. Auf der selben Veröffentlichung befindet sich auch das Lied „FC Anker Wismar“ über den lokalen Fußballverein. Dessen Fanszene verbindet eine enge Freundschaft zu Dynamo Schwerin, bei denen Fans sich im rechten Hooliganspektrum von HoGeSa-Nachfolgestrukturen engagierten. Ebenfalls ist man mit Dynamo Wismar befreundet. Dort ist einer der Sponsoren der NPD-Aktivist Steffen Meinecke, welcher zum Umfeld des „Thinghaus“ in Grevesmühlen gehören soll.
Die Band hatte sich 2011 aufgelöst, ihr Sänger „Pöhnisch“ half damals u.a. bei der RAC-Band „Ultio Regni“ aus – beide Bands verband offenbar eine Freundschaft. „Ultio Regni“ spielte Konzerte in neonazistischen Räumlichkeiten, wie dem „Thinghaus“ in Grevesmühlen. RAC steht für „Rock Against Communism“ und stammt als Label von Blood & Honour, welche unter diesem Motto in den 1980er Jahren Konzerte in Großbritannien organisierten.
Die Gruppe „Rien ne va plus“ aus Magdeburg hat da noch nähere Kontakte. Ihre CDs findet man in einschlägigen neonazistischen Versänden, wie „Opos Records“. Angeboten wird deren Musik unter anderem mit dem Begriff „RAC“. Die Labels auf denen „Rien ne va plus“ die Musik verlegten, nennen sich „Feindkontakt Records“ oder „Aggressive Zone Records.“ Eine CD trägt den Titel „Schützt die Heimat vor fremden Fahnen“. Bei ihrem aktuellen Label „Aggressive Zone“ finden sich im Fanshop Kleidungsstücke, die in der rechten Szene beliebt sind, sowie verschiedene Tonträger von Neonazibands.Darunter CDs der 1981 gegründeten Rechtsrck-Band Endstufe, welche mit den bei „Aggressive Zone“ gelisteten Bands „Last Resort“ gemeinsam CDs produzierten. Weitere CDs, die angeboten werden, kommen von mittlerweile aufgelösten Rechtsrock- und Nazipunkbands wie „Ultima Thule“ oder „Migdards Söner“.
Bereits in der Vergangenheit traten „Rien ne va plus“ mit Bands aus dem Bereich Grauzone bis Braunzone auf.
Bei der dritten Band, „Loi!chtfeuer“ aus Bremerhaven wird es sogar noch deutlicher. Deren Sänger, Michael Schäfer, war NPD-Funktionär in Bremerhaven, sein Mitmusiker Lasse Krüger Aktivist der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ (JN). Beide behaupten von sich, inzwischen aus der rechten Szene ausgestiegen zu sein. Michael Schäfer vollzog Mitte der 2000er Jahre schon einmal einen solchen „Ausstieg“ und landete am Ende auf dem Posten des stellvertretenen Landesvorsitzenden der NPD. Lasse Krüger soll u.a. die NPD-Jugend in Lüneburg geleitet und bis Ende 2014 auf der Bühne der HoGeSa (Hooligans gegen Salafisten)-Demonstration in Hannover – als Redner und Mitorganisator gestanden haben.
Es ist also kein Wunder, wenn „Lo1chtfeuer“ ankündigen, dass bei diesem Konzert „Keine PC Fotzen. Keine Extreme. Keine Jihadisten“ erwünscht seien. Der neonazistische HoGeSa-Kontext setzt sich trotz des vermeintlichen Ausstieges fort.
Blood & Honour
Das rechte Musiknetzwerk „Blood & Honour“ entstand 1987 in Großbritannien und sollte der subkultureller Vorbau der militanten Neonaziszene darstellen. Initiator war der Skrewdriver-Sänger Ian Stuart Donaldsson. Mitglieder der Band wurden am Rande von rassistischen Ausschreitungen in Cottbus Anfang der 1990er Jahre festgenommen. Donaldsson starb 1993 in Folge eines Verkehrsunfalls. An seinem Todestag finden in Europa immer wieder Gedenkkonzerte statt.
Das Netzwerk besitzt einen paramilitärischen Terrorarm mit dem Namen „Combat 18“, wobei die 18 für den ersten und achten Buchstaben des Alphabets steht. Der Name lautet übersetzt also „Schlacht Adolf Hitler“. Im Jahr 2000 erfolgte das Verbot des „Blood & Honour“ Netzwerkes in Deutschland, inzwischen fungieren sie mit dem Zahlencode „28“. Aktivisten der „Blood & Honour“ Sachsen sollen wichtige Unterstützer der NSU-Terroristen gewesen sein. Ähnlich wie der NSU, entwickelte sich auch in Dortmund eine bewaffnete Zelle des „Combat 18“-Netzwerkes, versorgte sich mit Waffen und die lokale Band „Oidoxie“ gehört ebenfalls diesem Netzwerk an.
Auch in Brandenburg war „Blood & Honour“ bis zum Verbot aktiv. So produzierte man unter anderem einen Sampler der „Blood & Honour Brandenburg“, auf dem verschiedene bekannte Neonazibands aus Berlin und Brandenburg versammelt wurden. Nach dem Verbot wich die Postadresse von Berlin nach Lehnin aus. Der NPD-Aktivist Stefan Rietz aus Lehnin saß 2008 vor Gericht, da er und andere Neonazis das verbotene Netzwerk weitergeführt und Konzerte organisiert haben sollen. Ein Brandenburger der ebenfalls die verbotene Struktur weiterführte, wurde Später V‑Mann des Brandenburger Verfassungsschutzes. Auch Toni Stadler, V‑Mann des Brandenburger Verfassungsschutzes und aktiv im Umfeld des NSU, soll aus dem „Blood & Honour“-Netzwerk stammen, auch wenn „niemand persönlich kennen“ möchte.
Viel an Werbung läuft über die Seite der ungarischen „Blood & Honour“ Sektion. In der Übersicht aus dem Oktober für „NS & Oi Konzerte“ findet man den Flyer für das Konzert der Trebbe. Ein Screenshot der Seite ist hier hinterlegt: LINK
Brandenburg-Ungarn-Connection
Auch zum ungarischen Ableger des Musiknetzwerkes gibt es direkte Verbindungen nach Brandenburg. Rund um den 11. Februar veranstaltet das Netzwerk jährlich in Budapest einen „Marsch der Ehre“ und simuliert dabei den Ausbruchsversuch der Achsenmächte aus dem sowjetischen Kessel. 2014 nahm auch eine NPD-Delegation am Aufzug teil. Unter ihnen befand sich der Veltener Robert Wolinski. Er ist neben der Parteiarbeit auch im Rechtsrockgeschäft umtriebig. Vor Jahren vertrieb er Musik im inzwischen gelöschten neonazistischen „Thiazi-Forum“, was zu Ermittlungen und Hausdurchsuchungen bei ihm führte. Auch soll er am Vertrieb einer CD der Berliner Neonaziband „Deutsch, Stolz, Treue“ beteiligt gewesen sein. Inzwischen organisiert er selber Konzerte, vorwiegend in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Doch auch international hat er Kontakte zu Neonazis hergestellt. Nicht nur nach Ungarn, sondern auch nach Italien und Skandinavien – ebenfalls Länder mit starken „Blood & Honour“-Strukturen.
Ein anderer Brandenburger, der damals teilnahm wurde vor einem Monat vom Landgericht Potsdam zu einer fast zehnjährigen Haftstrafe verurteilt. Maik Schneider lief direkt hinter Robert Wolinski, inzwischen hat man sich wohl eher entfremdet. Während Wolinski und seine NPD mit den Abendspaziergängen in Oberhavel versuchte auf Bürgerlichkeit zu setzen, ging Maik Schneider den Weg des Rechtsterrorismus. Er soll Rädelsführer eines Netzwerkes gewesen sein, welches mehrere Anschläge in Nauen an öffentlichen Plätzen, dem Linksparteibüro und einer potentiellen Asylunterkunft verübt hat. Gegen das Urteil haben Schneider und einer seiner Mitangeklagten Revision eingelegt, welches nun vom Bundesgerichtshof geprüft wird.
Wieso das ungarischen Neonazinetzwerk ausgerechnet darauf kommt diese Veranstaltung zu bewerben ist nicht bekannt. Aber die Verbindungen Brandenburger Neonazis ins Netzwerk und die Auswahl der Bands könnte hierfür durchaus eine Rolle gespielt haben. Laut den Veranstaltern ist das Konzert bereits ausverkauft.