??? Techno, Trash & Ablasshandel ???
? 15.12. ? 21 Uhr ? Datscha ?
? Techno (Hölle): DJ rAve Maria (https://soundcloud.com/leibniz) ? Pope
of Potsdam ? Ryuho Okawa & Hogen Fukunaga ? Die Vorhölle ? Tebass van
Elst ?
? 80s/Pop/Tash (Himmel): Broken Steißbein ? Koshr ? Jesus Fistus ?
„Wer von euch ohne Sünde ist, der Werfe den ersten Stein.“
So steht es geschrieben im Johannes Evangelium (8,7). Hüten muss sich
aber heute der/die/das, der/die/was die christliche Lehre noch in
orthodoxer Lesart als eigenes Lebensprojekt auffasst und also einen,
nein viele! Steine geworfen hat. Daher ist der Hintergrund des 15.12.
der offensichtliche: ein Genosse war wieder zu christlich unterwegs…
Sie sagen: Störung des religiösen Frieden! Sie sagen: Straftatbestand
nach §167 / § 113!
Wir sagen: Gegenreformation.
In einer Stadt, in der im Gewand der Versöhnung niederste Götzenanbetung
als christlich ausgegeben wird, kann die Aufgabe der revolutionären
Philologen – „Und solche sind wir nun einmal“ (Karl Held) – nur sein,
auf die Tafeln zu verweisen, die Moses nach seinem Rendezvouz mit dem,
der ist, was er sein wird, erhielt. Die #1 des Dekalogs lautet:
DU SOLLST NEBEN MIR KEINE ANDEREN GÖTTER HABEN!
Die weltliche Vertretung der Trinität in Potsdam ist – man muss es so
sagen – der degenerierte Antichrist. Wer das nicht hören will, der
bleibe fern.
Allen anderen versprechen wir: blühende Landschaften.
Ab 21 Uhr führen uns zwei altgediente und stadtbekannte Häretiker
metaphorisch durch die unheiligen Hallen des gotteslästerlichen
Preussentempels und in den Abend ein. Dazu wird ein Gläschen heißer
Messwein gereicht.
Autor: Nathan
Impulse und Gespräche mit Sabine Seyb von “ReachOut”, Berlin, Augusto Jone Munjunga von Palanca e.V., Eberswalde und Marcus Reinert vom Verein Opferperspektive, Potsdam. Moderiert von Sofia Hamaz.
Ort: Martin-Luther-Saal, Kirchstraße 6, 16225 Eberswalde
Tag der Menschenrechte, Montag, 10. Dez., 19 Uhr:
Herzliche Einladung im Rahmen des Gedenkens und Mahnens anlässlich des 28. Todestages von Amadeu Antonio.
Afrikanischer Kulturverein Palanca e.V.
Barnimer Kampagne “Light me Amadeu”
Alle Jahre wieder versucht der Staatsapparat mit der Forderung des
Verbots der Roten Hilfe und anderer linker Organisationen jedes allzu
grundlegende Aufbegehren gegen die Herrschaft von Kapital und Staat zu
kriminalisieren und so im Keim zu ersticken. Aktuell ist es das
Bundesinnenministerium unter Horst Seehofer (CSU), das die Rote Hilfe
e.V. verbieten möchte.
Gerade in Zeiten, in denen Polizeigesetze in allen Bundesländern und
auch in Brandenburg verschärft werden sollen, Rassismus und
Fremdenfeindlichkeit wieder wachsen und linke Strukturen angegriffen
werden, ist Solidarität überlebenswichtig.
Die Rote Hilfe hat ihre Tradition im antifaschistischen Kampf der 1920er
Jahre. Heute hat sie in ihren 43 Ortsgruppen über 9000 Mitglieder im
ganzen Land. Durch die Solidaritäts- und Öffentlichkeitsarbeit für
betroffene linke Aktivist*innen ist sie mittlerweile zur größten linken
Organisation in Deutschland geworden, die weiterhin Mitglieder gewinnt.
Die Rote Hilfe gibt Hilfestellung im Fall von Ermittlungsverfahren oder
vor Gericht. Wir organisieren Veranstaltungen, vermitteln Anwält*innen
oder leisten finanzielle Unterstützung für Aktivist*innen. Ob bei
Anti-Pogida-Demos, Hausbesetzungen in der Potsdamer Innenstadt oder bei
Aktionen gegen die AfD: die Rote Hilfe unterstützt die Betroffenen.
Der Angriff auf die Rote Hilfe ist ein Angriff auf die
außerparlamentarische linke Arbeit, auf den Antirassismus, den
Antifaschismus und den Antikapitalismus. Zeigt euch solidarisch – tretet
in die Rote Hilfe ein!
Eure Rote Hilfe Potsdam
& Brandenburg Südwest
‑Die Schutzzonen-Aktion der NPD-
Die NPD kündigte bereits in einem Video, welches bei ihrer Kundgebung auf dem Bad Belziger Marktplatz in diesem Sommer unter dem Motto “Wir schaffen Schutzzonen” gedreht wurde, ihre Pläne für ganz Deutschland an. Auf dem YouTube-Account des stellvertretenden NPD-Parteivorsitzenden Ronny Zasowk, heißt es dazu: „Auf einer Kundgebung im brandenburgischen Bad Belzig haben wir darauf aufmerksam gemacht, dass wir Bürger das Recht haben, uns selbst zu schützen, wenn der Staat dazu nicht mehr Willens oder in der Lage ist. Wir rufen alle Deutschen dazu auf, in ihrer Heimat Schutzzonen einzurichten, mit denen unseren Landsleuten wieder mehr Sicherheit geboten wird.” (https://www.youtube.com/watch?v=OkJgb4_1ZwI)
Ausrüstung und Infomaterialien verteilten sie schon länger bei Kundgebungen und Infoständen an die eigene Anhängerschaft. Dazu zählte nicht nur ein Taschenalarm sondern auch Pfeffersprays für die “Kameraden”. Laut der NPD-nahen Facebookseite “Schutzzone” wurde am 30. Oktober die “Schutzzonen-Gruppe” in Bad Belzig eingerichtet. “Nun wird in Bad Belzig für Ordnung gesorgt” heißt es dort. Auf Facebook berichten Anwohner darüber, die Gruppe schon häufiger gesehen zu haben. Scheinbar klingelten sie sogar an Wohnungen.
‑Sie machen ernst, wenn man ihnen Raum lässt!-
„Die Fallzahlen in der Kriminalitätsstatistik sinken – in Bad Belzig und Umgebung wie auch bundesweit“, erklärte Bürgermeister Roland Leisegang (parteilos) bereits in diesem Jahr gegenüber der MAZ. Dennoch versucht die NPD dieser Tage, anderen rechten Parteien in nichts nach zu stehen. Angst schüren vor vermeintlichen Übergriffen und bewusste Grenzüberschreitung wider jeglicher Realität in unserer Stadt gehört auch hier zum Repertoire. Für uns ist diese Grenzüberschreitung aber auch symptomatisch für die Akzeptanz, die die NPD mittlerweile nicht zuletzt auch in der SVV genießt. Die NPD scheint für einige Abgeordnete ein akzeptabler Partner auf kommunaler Ebene geworden zu sein: Fußballturniere oder Genehmigungen für das (nicht korrekte) Entfernen von vermeintlich linksextremen Graffiti. Herr Schär bekommt den Spielraum und nutzt diesen im Internet wo er sich als engagierter Bürger darstellen kann. Im rechtsextremen Wahn ist der Weg selbst die Rolle des Ordnungshüters zu übernehmen da nicht mehr weit.
‑Klare Kante gegen Bürgerwehr und NPD-
In Anbetracht der unzähligen Übergriffe auf unser Infocafé “Der Winkel” in den letzten Jahren kann man sich nur Schutz vor dieser “Schutzzone” wünschen. Auch bleibt grundsätzlich festzuhalten, dass in diesem Land die Polizei für Recht und Ordnung auf der Straße sorgt und eben zurecht keine Privatpersonen ohne jegliche Rechtskenntnis und Befugnisse.
Wir fordern den Stadtverordneten Herrn Andre Schär (NPD) auf, diese Aktivitäten, die in keinem demokratischem Rahmen vertretbar sind, einzustellen sowie alle weiteren Stadtverordneten und den Bürgermeister sich klar gegen derartige Willensbekundungen zur Selbstjustiz zu positionieren!
Nicht zuletzt ist der Schaden, der für Bad Belzig und die Region aus solchen Aktionen entsteht, nicht absehbar. Welcher Tourist hat schon Lust nach einem Besuch der Burg oder der Therme einer selbsternannten rechtsextremen Bürgerwehr in die Arme zu laufen. Auch zeigen sich viele Bürgerinnen und Bürger in den sozialen Netzwerken ängstlich und besorgt. Wir befinden uns im Jahr 2018 und nicht 1933. Es ist höchste Zeit, sich der von der NPD ausgehenden Gefahr u.A. für das Bild Bad Belzigs bewusst zu werden! Das bedeutet nicht nur diese Entwicklung nicht zu normalisieren, sondern auch klar Stellung zu beziehen und Rechtsextremen keine Freiräume zu bieten.
Belziger Forum e.V. gegen Rechtsextremismus und Gewalt
Die planmäßig letzte Versammlung der extrem rechten Vereinigung „Bürgerbündnis Havelland“ im Jahr 2018 fand am Montagabend auf dem Rathenower August Bebel Platz unter dem Zeichen der so genannten Gelbwesten-Bewegung statt. Die zur Spitzenzeit 15, an der angemeldeten Kundgebung teilnehmenden Vereinsmitglieder sowie Sympathisierende aus Rathenow, Premnitz, Brandenburg an der Havel und Berlin wollten damit offenbar ihre Verbundenheit mit Protestierenden in Frankreich demonstrieren. Dort führte die Entscheidung der französischen Regierung die Spritpreise vorgeblich zu Gunsten der Umwelt zu erhöhen zu teilweise heftigen, aber – auf das Land bezogen – durchaus typischen Protesten aller politischen Lager.
In der Bundesrepublik erfahren die Aktionen der „Gelbwesten“ allerdings bisher fast ausschließlich bei extrem rechten Gruppen aus dem PEGIDA-Spektrum einen Widerhall. Erst am vergangenen Samstag zeigten sich beispielsweise in Berlin mehrere Teilnehmende eines Marsches der flüchtlingsfeindlichen Initiative „Zukunft Heimat“ in gelben Warnwesten. Andere PEGIDA-ähnliche Gruppen, wie zB eine Initiative aus Mönchengladbach, versuchten in kleiner Anzahl durch das kontinuierliche Überqueren von Zebrastreifen – erfolglos und begleitet von großem Spott in den sozialen Medien – den Verkehr lahm zu legen.
In Rathenow blieb es am Montagabend, ähnlich wie in Berlin, lediglich bei einem symbolischen Zeigen von gelben Warnwesten mit der Aufschrift: „Bürgerbündnis Havelland“. Dennoch ließ der Vorsitzende des offiziell „gewaltfreien“ Vereines, Christian Kaiser, durchblicken, dass er durchaus Sympathie mit diesen – aus seiner Sicht – „antikapitalistischen“ Protesten habe, auch wenn dabei eben auch Autos angezündet werden. Denn Schuld seien ja angeblich die Politiker, welche das Volk zur „Weißglut“ brächten. Ähnliche Protestformen von autonomen Gruppen, beispielsweise anlässlich des G20-Gipfels im vergangenen Jahr in Hamburg, wurden vom „Bürgerbündnis“ hingegen damals verurteilt und sich mit der Polizei solidarisiert. Die Realität wird eben so hingebogen wie sie für die Propaganda erforderlich ist.
Der gleiche Widersinn trifft für die Attribute „unabhängig“ und „parteilos“ zu, welche noch immer groß auf dem Gruppenbanner prangen. Denn der Vorsitzende des „Bürgerbündnisses Havelland“ ist seit jüngstem auch Landesvorsitzender der extrem rechten Partei „ Die REPUBLIKANER“ (REP). Dazu wurde ihm gestern auch offiziell von einem seiner Getreuen auf der Kundgebung gratuliert.
Allerdings bleibt unklar, ob tatsächlich alle Vasallen des Kaisers Engagement für die REPs gut heißen. Ein erheblicher Teil des „Bürgerbündnisses“ ist nämlich regelmäßiger Gast bei den AfD Stammtischen in Rathenow. Konflikte im eigenen Milieu sind somit vorprogrammiert, insbesondere wenn der Kaiser – wie gestern wieder – über die blaue Partei lästert.
Ansonsten blieb die gestrige Versammlung des „Bürgerbündnisses Havelland“ im üblichen Niveau. Die üblichen Gestalten versuchten auf die für sie typischen Art und Weise, ihr immer gleiches Anliegen und ihren schwierigen Kampf mit sich selbst den genervten Passanten und Anwohnenden näher zu bringen. Zu den vier Redenden am Montagabend gehörten, neben dem bereits erwähnten Kaiser aus Rathenow-West mit seinem gewohnt ambivalentem Verhältnis zur deutschen Sprache, auch wieder die verbittert, von Hass zerfressen wirkende Frau aus Berlin, der Chemtrail-Spezialist aus der Waldsiedlung sowie der trockene (?) Alkoholiker mit seinem wirren Träumen.
Die Veranstaltungsreihe soll im Januar 2019 fortgesetzt werden.
Fotos hier: https://flic.kr/s/aHsmuFNnqg
Rathenow — Mit radikalen Statements und neuen Fahnen – betont in Schwarz-Weiß-Rot – setzte sich am Montagabend in Rathenow die Veranstaltungsreihe der extrem rechten Vereinigung „Bürgerbündnis Havelland“ fort.
Zu der stationären Kundgebung auf dem Märkischen Platz erschienen ungefähr 30 Sympathisierende, 15 davon versammelten sich unmittelbar vor der Bühne, 15 weitere saßen etwas distanziert auf den Bänken nahe City Center sowie nahe Goethestraße.
Die Versammlung fand unter dem Eindruck zweier Todesfälle im Zusammenhang mit gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Geflüchteten und deutschen Staatsbürgern in Chemnitz (Sachsen) und Köthen (Sachsen-Anhalt) sowie anschließend initiierter „Trauermärsche“ extrem rechter Organisationen mit mehreren hundert bis mehreren tausend Teilnehmenden statt.
Nach einer „Gedenkzeremonie“, bei der zuvor ausgeteilte Grabkerzen entzündet und Blumen niedergelegt wurden, hielt der Vereinsvorsitzende Christian Kaiser einen – vergleichsweise – deutlich radikaleren Redebeitrag. Darin rief er zunächst sein „Volk“ zur Geschlossenheit auf und verlangte, dass das „eigene Ego immer sechs Schritte hinter der Sache“ zu stehen habe. „Nur gemeinsam“ sei „man stark“, „einzeln“ hingegen, so Kaiser, sei „man gar nichts“. Ausdrücklich betont wurde, das in seinen Reihen „jeder“ willkommen wäre, egal ob er nur „AfD“, „Republikaner“, „NPD“, einer „freien Bürgerbewegung“ oder gar „niemanden Angehöre“. Anschließend relativierte Kaiser die Gewalt in Chemnitz, sprach von „Pogromen“ gegen Deutsche und bestritt Übergriffe auf „Ausländer“. Angstmache und Zuspitzung dürfte auch hinter seiner dem Statement zum Todesfall in Köthen gesteckt haben. Entgegen der bereits am Sonntagabend verbreiteten Meldung der Staatsanwaltschaft, dass der dort Verstorbene einem akuten Herzversagen erlag, behauptete Kaiser, dass der Tote erstochen worden sei und es sich bei der Tat um „einen brutalen Mord“ handele.
Höhepunkt der Hetze des Bürgerbündnis-Chefs, der im folgenden Zusammenhang offenbar auch als Mitglied der „Republikaner“ sprach, war jedoch ein Zitat einer Rede seines Thüringer Parteigenossen David Köckert, die dieser am Sonntag während des „Trauermarsches“ in Köthen hielt. In dieser Rede wird zunächst festgestellt, dass es auf dem Planeten „8 Milliarden Menschen“ gäbe und davon nur noch „300–400 Millionen weiße Menschen“ seien, um dann daraus den Schluss zu ziehen, dass es mit der „Masseneinwanderung“ einen „Rassenkampf“ in Europa gäbe. Kaisers Kommentar dazu: „Ich finde er hat Recht damit!“. Das ist offener Rassismus.
Auch bei zwei anderen Rednern war eine rassistische Motivation in den Beiträgen erkennbar. Einer versuchte sich mit einem „Gedicht“, in dem „Schwarz“ als negativ, angsteinflößend dargestellt wurde. Ein weiterer Mann äußerte sich am „offenen Mikrofon“ abwertend gegenüber Menschen mit dunkler Hautfarbe.
Lediglich zwei Redner äußerten sich etwas abgeschwächter. Beide äußerten sich jedoch negativ gegenüber Geflüchtete. Einer der Beiden gab an, selber in die Bundesrepublik immigriert zu sein und seit knapp zehn Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft zu besitzen. Inwiefern der Mann, der seine Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien verortete und – soweit bekannt – erstmals beim „Bürgerbündnis“ auftauchte, sich jedoch weiterhin bei künftigen Versammlungen der „Bündler“ einbringt, bleibt jedoch offen. Während der letzten Versammlung, am 27. August 2018, hatte Bürgerbündnis-Chef Kaiser nämlich noch in einer Rede getönt, dass es für ihn nur „Deutsche nach Abstammung“ gäbe, „Passdeutsche“ hingegen nicht.
Fotos hier: https://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/albums/72157695374334330
Rathenow — Mit radikalen Statements und neuen Fahnen – betont in Schwarz-Weiß-Rot – setzte sich am Montagabend in Rathenow die Veranstaltungsreihe der extrem rechten Vereinigung „Bürgerbündnis Havelland“ fort.
Zu der stationären Kundgebung auf dem Märkischen Platz erschienen ungefähr 30 Sympathisierende, 15 davon versammelten sich unmittelbar vor der Bühne, 15 weitere saßen etwas distanziert auf den Bänken nahe City Center sowie nahe Goethestraße.
Die Versammlung fand unter dem Eindruck zweier Todesfälle im Zusammenhang mit gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Geflüchteten und deutschen Staatsbürgern in Chemnitz (Sachsen) und Köthen (Sachsen-Anhalt) sowie anschließend initiierter „Trauermärsche“ extrem rechter Organisationen mit mehreren hundert bis mehreren tausend Teilnehmenden statt.
Nach einer „Gedenkzeremonie“, bei der zuvor ausgeteilte Grabkerzen entzündet und Blumen niedergelegt wurden, hielt der Vereinsvorsitzende Christian Kaiser einen – vergleichsweise – deutlich radikaleren Redebeitrag. Darin rief er zunächst sein „Volk“ zur Geschlossenheit auf und verlangte, dass das „eigene Ego immer sechs Schritte hinter der Sache“ zu stehen habe. „Nur gemeinsam“ sei „man stark“, „einzeln“ hingegen, so Kaiser, sei „man gar nichts“. Ausdrücklich betont wurde, das in seinen Reihen „jeder“ willkommen wäre, egal ob er nur „AfD“, „Republikaner“, „NPD“, einer „freien Bürgerbewegung“ oder gar „niemanden Angehöre“. Anschließend relativierte Kaiser die Gewalt in Chemnitz, sprach von „Pogromen“ gegen Deutsche und bestritt Übergriffe auf „Ausländer“. Angstmache und Zuspitzung dürfte auch hinter seiner dem Statement zum Todesfall in Köthen gesteckt haben. Entgegen der bereits am Sonntagabend verbreiteten Meldung der Staatsanwaltschaft, dass der dort Verstorbene einem akuten Herzversagen erlag, behauptete Kaiser, dass der Tote erstochen worden sei und es sich bei der Tat um „einen brutalen Mord“ handele.
Höhepunkt der Hetze des Bürgerbündnis-Chefs, der im folgenden Zusammenhang offenbar auch als Mitglied der „Republikaner“ sprach, war jedoch ein Zitat einer Rede seines Thüringer Parteigenossen David Köckert, die dieser am Sonntag während des „Trauermarsches“ in Köthen hielt. In dieser Rede wird zunächst festgestellt, dass es auf dem Planeten „8 Milliarden Menschen“ gäbe und davon nur noch „300–400 Millionen weiße Menschen“ seien, um dann daraus den Schluss zu ziehen, dass es mit der „Masseneinwanderung“ einen „Rassenkampf“ in Europa gäbe. Kaisers Kommentar dazu: „Ich finde er hat Recht damit!“. Das ist offener Rassismus.
Auch bei zwei anderen Rednern war eine rassistische Motivation in den Beiträgen erkennbar. Einer versuchte sich mit einem „Gedicht“, in dem „Schwarz“ als negativ, angsteinflößend dargestellt wurde. Ein weiterer Mann äußerte sich am „offenen Mikrofon“ abwertend gegenüber Menschen mit dunkler Hautfarbe.
Lediglich zwei Redner äußerten sich etwas abgeschwächter. Beide äußerten sich jedoch negativ gegenüber Geflüchtete. Einer der Beiden gab an, selber in die Bundesrepublik immigriert zu sein und seit knapp zehn Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft zu besitzen. Inwiefern der Mann, der seine Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien verortete und – soweit bekannt – erstmals beim „Bürgerbündnis“ auftauchte, sich jedoch weiterhin bei künftigen Versammlungen der „Bündler“ einbringt, bleibt jedoch offen. Während der letzten Versammlung, am 27. August 2018, hatte Bürgerbündnis-Chef Kaiser nämlich noch in einer Rede getönt, dass es für ihn nur „Deutsche nach Abstammung“ gäbe, „Passdeutsche“ hingegen nicht.
Fotos hier: https://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/albums/72157695374334330
Rathenow — Auf dem Rathenower Stadtfest ist bisher zu keinen größeren Konfrontation zwischen Personengruppen kommen. Dies kann nach einer ersten Auswertung des gestrigen Abends resümiert werden. Auch am Freitagabend wurde keine größeren Auseinandersetzungen bekannt. Zu mehreren kurzen Polizeieinsätzen, die sich gegen einzelne Personen richteten, kam es ledig im Bereich der Jugendbühne. Dort wurden mindestens zwei – augenscheinliche – Jugendliche in Polizeigewahrsam genommen.
Rechte Szene wollte Signal setzen
Im Vorfeld des Rathenower Stadtfestes hatte es mehrere weitläufige Hinweise gegeben, dass die rechte Szene ein Signal setzen wolle. Als Hintergrund wird eine Auseinandersetzung am Himmelfahrtstag 2018 angesehen. Dort kam es zu einer Schlägerei zwischen jugendlichen Geflüchteten auf der einen Seite und deutschen Männern, darunter Angehörige des neonazistischen Milieus, auf der anderen Seite. Des Weiteren soll die rechte Szene wegen der tödlichen Auseinandersetzung in Chemnitz zusätzlich sensibilisiert sein.
Stadt und Polizei sollen jedoch auf alle eventuellen Situationen vorbereitet gewesen sein und zuvor ein Sicherheitskonzept verfasst haben. Tatsächlich war am Wochenende Bereitschaftspolizei vor Ort und zusätzlich auch noch private Security im Einsatz.
Bereich Jugendbühne unter Beobachtung
Da das Rathenower Stadtfest am Freitag vorwiegend auf dem überwiegend umschlossenen und damit gut kontrollierbaren Optikparkgelände am Schwedendamm stattfand und dort bereits im Vorfeld nicht mit größeren Auseinandersetzungen zu rechnen war, richtete sich das Hauptaugenmerk vor allem auf Samstag. An diesem Tag weitete sich die Festivität bis in den Kern der Neustadt aus.
Sensibelster Ort des Stadtfestes am Samstagabend war dann vor allem die Jugendbühne auf dem August-Bebel-Platz. Ungefähr 200–300 Menschen hielten sich dort zeitweise auf. Aufgrund ihrer weltoffenen Ausrichtung war sie vor allem ein Anziehungspunkt für alternative Jugendliche sowie Geflüchtete und damit auch im Fokus der rechten Szene.
46 Männern und Frauen des neonazistischen Milieus frequentierten u.a. den Bereich Jugendbühne. Diese traten allerdings nicht als geschlossener Block auf, sondern wurden als Kleingruppen von zwei bis zehn Personen wahrgenommen. Zudem waren die Neonazis und ihre Bezugspersonen nur sehr vereinzelt offen erkennbar. Lediglich drei Personen trugen szenetypische Kleidung (T‑Shirts von Rechtsrock Bands). Vierzehn Neonazis waren als gewaltbereit bekannt oder erkennbar, zwei davon saßen in der Vergangenheit mehrfach wegen Gewaltdelikten im Gefängnis.
Mehrfache Polizeieinsätze gegen Einzelpersonen
Die Polizei war mit mehreren Einsatzkräften der Bereitschaftspolizei im Einsatz. Gemäß Beobachtung des Presseservice Rathenow gab es im Bereich der Jugendbühne drei Einsätze.
Der erste Einsatz richtete sich gegen mehrere Jugendliche hinter einem Wohngebäude in der Berliner Straße. Die Polizei nahm anschließend von mindestens zwei Personen Höhe Volksbank die Personalien auf. Ein Anlass der Auseinandersetzung war nicht erkennbar, Verletzte gab es offenbar auch nicht.
Im zweiten Fall hatte ein Mitarbeiter des Bierstandes die Polizei angefordert, weil mehrere erkennbare Sympathisierende der rechten Szene auffällig wurden. Der Polizeieinsatz endete aber ohne erkennbare Maßnahmen gegen diese Personen. Die Situation galt dann allerdings auch als entschärft.
Der dritte Einsatz richtete sich gegen einzelne Jugendliche, die laut Auskunft eines DJs im Bereich der Bühne randalierten. Mindestens zwei Personen wurden in Polizeigewahrsam genommen.
Weitere Fälle wurden bis Sonntag 01.30 Uhr nicht bekannt.
Weitere Fotos hier: https://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/albums/72157699547131451
Sommer, See und Antifa
INFORIOT Tief im Wald versteckt und bei Temperaturen über 30 Grad trafen sich etwa 200 Aktivist_innen vom 26. bis 29. Juli bei Wittstock. Nach dem erfolgreichen Start im letzten Jahr in Cottbus fand nun zum zweiten Mal das “JanzWeitDraussen”-Camp statt. Dort tauschten sich die Teilnehmenden in Workshops und Vorträgen über antifaschistische Politik in Brandenburg aus.
Der Erfolg aus dem letzten Jahr ermutigte die Organisator_innen auch in diesem Jahr ein Antifa-Camp in Brandenburg zu organisieren. Gestützt von verschiedenen Antifagruppen, linken Projekten und Einzelpersonen konnte erneut ein volles Programm auf die Beine gestellt werden, das durch Ideen der Teilnehmenden ergänzt wurde.
Janz Weit Draussen – aber nicht allein
Aus ganz Brandenburg und den benachbarten Bundesländern reisten junge wie ältere Antifas an, die sich vor Ort vernetzten und Erfahrungen austauschten. Gelegenheiten dafür gab es vor Ort reichlich: Neben dem umfangreichen inhaltlichen Programm bot der nahe liegende See ebenso einen Ort um ins Gespräch zu kommen, genauso wie beim Eis-Essen oder abends während der Parties. Das kulturelle Programm durfte somit ebenfalls nicht fehlen. Am Freitag sorgten Entartist, die PC Toys und Lady Lazy sowie Jameric für einen wunderschönen Abend. Am Samstag heizten dann United and Strong sowie die Kaput Krauts auf der Bühne ein, bevor es im sogenannten „Bunker“ mit den FemHoolz, Schnöselpöbel und dem Geheimtipp Rüpelhaft statt Einzelhaft weiterging.
Nicht nur musikalisch haben sich die Organisator_innen etwas einfallen lassen. Am Donnerstag konnten alle in ihren Bezugsgruppen im Antifa Familienduell gegeneinander antreten. Am Freitag wurde mit „Hamburger Gitter“ ein wichtiger Beitrag zu Polizeitaktik während des G20 gezeigt und am Samstag konnten die Kenner_innen der regionalen Neonaziszene ihr Wissen im Nazi-Bingo überprüfen.
Bildet Banden und Reflektionsgruppen
Inhaltlich ging es diesmal verstärkt um die eigene Szene. Selbstkritisch wurde sich in den Workshops mit Hierachien in selbstorganisierten Gruppen auseinander gesetzt und über Antifa und Männlichkeit gesprochen. In den Workshops zu Neuer Rechten, Antisemitismus und Verschwörungstheorien wurden gemeinsame Handlungsmöglichkeiten diskutiert. Natürlich durften trotz der heißen Temperaturen auch praktische Workshops nicht fehlen, bot doch der Sprung in den See danach eine willkommende Abkühlung. Die Ausstellung [Kein schöner Land] der Opferperspektive gab zudem einen Überblick um die mörderischen Ausmaße neonazitischer Gewalt in Brandenburg seit 1990, denen mindestens 22 Menschen zum Opfer gefallen sind.
Alle Angebote hatten natürlich den Fokus auf den Austausch der unterschiedlichen Gruppen und Generationen der Teilnehmenden. Mit Hilfe der F_antifa Brandenburg wurde zusätzlich eine eigene FLTI*-Vernetzung ermöglicht. Der Vernetzungsanspruch scheint durchaus Erfolg gehabt zu haben. Einige ex-Brandenburger_innen trafen hier alte und neue Bekannte aus ihren Heimatstädten wieder. Andere kamen über gemeinsame Erfahrungen ins Gespräch und tauschen Kontaktdaten aus. Besonders für junge Menschen aus der Region um Wittstock bot das Camp zudem die Möglichkeit mit anderen Aktivist_innen in Kontakt zu treten.
Höhepunkte
Neben dem durchweg sommerlichen Wetter, war das Gelände selbst eines der Höhepunkte dieses Wochenendes. Weit entfernt von der nächsten größeren Stadt, gelegen an einem wunderschönen See, konnten sich alle Teilnehmenden hier entspannen und die einzigartige Atmosphäre genießen.
Diesmal Wittstock, nächstes Mal vielleicht in deiner Region
Nachdem das Camp im vergangenen Jahr sich mit Cottbus einen Hotspot der Neonazi-Szene aussuchte, war auch die Entscheidung für die Region in Ostprignitz-Ruppin mit dem Wunsch verbunden, erneut in eine Region zu gehen, wo es in der Vergangenheit immer wieder zu rassistischer Gewalt und Übergriffen durch Neonazis kam; um damit den wenigen Antifas vor Ort zu zeigen, dass sie nicht alleine sind.
Bereits jetzt steht fest, dass es auch 2019 „Janz weit nach draussen“ gehen wird. Die Organisator_innen überlegen sich bereits, wo das Camp dann seine Zelte aufschlagen wird. Denn wie im letzten Jahr, so stand auch im diesen Jahr das JWD-Camp unter dem Motto: Support your local Antifa.
Mehr Bilder gibt es hier.
Erneut mobilisieren Neonazis bundes- und europaweit nach Berlin-Spandau um dem Hitlerstellvertreter Rudolf Heß in Berlin zu gedenken. Der Erfolg
der AfD und die damit verbundenen schlechten Wahlergebnisse vieler Naziparteien, machen Nazigroßevents wie im sächsischen Ostritz zur
logischen Konsequenz für NPD und Co: Für die eigene Finanzierung und den Schulterschluss des militanten Nazispektrums. Der Aufmarsch in Spandau
ist Teil dieser Strategie und steht in einer Linie mit derlei Nazigroßveranstaltungen. Diesem Spektrum bleibt nur das offene
Propagieren und gewalttätige Ausüben ihrer NS-Ideologie, wenn es nicht an Bedeutung verlieren will. Dies birgt eine enorme Gefahr. Schon kurz
nach dem Heß-Aufmarsch 2017 wurde die Mobilisierung in der Naziszene als Erfolg verbucht, da es den Veranstalter*innen gelungen war Parteien wie
Die Rechte, die NPD, den III. Weg und Kameradschaften auf diesem Aufmarsch-Event zu einen. Mit der Wiederbelebung der Heß-Märsche droht
erneut ein neofaschistischer Großaufmarsch zum jährlichen erinnerungspolitischen Ritual der NS-Szene zu werden. Dies müssen wir
verhindern – zusammen und mit unterschiedlichen Mitteln!
Mi. 01. August 2018: 19 Uhr, Horte, Peter-Göring-Str. 25, Strausberg
Do. 09. August 2018: 19 Uhr, La Datscha, Am Babelsberger park 15, Potsdam
Referent*innen:
Bündnis “NS-Verherrlichung stoppen!”
http://nsverherrlichungstoppen.blogsport.eu/