Kategorien
Antifaschismus

(Neo)nazis planen Aufmarsch zum 18. April in Rathenow

Nach dem die NPD im Zuge der Kom­mu­nal­wahlen in 2008 nun auch im havel­ländis­chen Kreistag vertreten ist und im laufend­en Jahr neue Wahlter­mine anste­hen ist die (neo)nazistische Partei bestrebt ihre regionalen Struk­turen zu kon­so­li­dieren und weit­er auszubauen. Dabei kann beobachtet wer­den, dass die so genan­nten „Nation­aldemokrat­en“ vor allem bere­its aktive (Neo)nazis aus dem per­so­n­en­starken regionalen Kam­er­ad­schaftsm­i­lieu in plaka­tive Aktio­nen ein­binden und dadurch den Anschein erweck­en im Raum Rathenow – Prem­nitz immer stärk­er aufzutreten.

 

Die Allianz der (neo)nazistischen Partei mit den so genan­nten „freien“ Kam­er­aden ist jedoch nicht unprob­lema­tisch. Nur wenige Kam­er­ad­schaft­sange­hörige – gemessen an den Teil­nehmerzahlen entsprechen­der Ver­anstal­tun­gen – inter­essieren sich tat­säch­lich für Tage­spoli­tik, son­dern sind eher bestrebt die NS – Dik­tatur zu glo­ri­fizieren bzw. deren his­torisch erwiesene Ver­brechen zu leug­nen bzw. durch revi­sion­is­tis­che Kam­pag­nen, wie die jährlichen Aufmärsche zu den Gedenk­ta­gen an die alli­ierten Bombe­nan­griffe, zu relativieren.

Insofern ist die NPD hier seit 2005 bestrebt, durch das Ange­bot von entsprechen­den Ver­anstal­tun­gen das lokale Milieu für sich zu gewin­nen. Ein regionaler Schw­er­punkt bildet dabei, dass „Gedenken“ an die Opfer des alli­ierten Bombe­nan­griffs auf Rathenow, am 18. April 1944, bei dem unge­fähr 60 Men­schen ums Leben kamen.

Das auch in diesem Jahr an jenen Tag vor 65. Jahren erin­nert wer­den soll, hat die lokale NPD Sek­tion bere­its am ver­gan­genen Woch­enende durch als Post­wurf­sendung verteilte Flug­blät­ter ver­laut­en lassen, die schon beim ersten Hin­blick die tat­säch­liche Inten­sion der geplanten Ver­anstal­tung erken­nen lassen. Das Bild, welch­es auf dem A5 Flug­blatt unter der beze­ich­nen­den Über­schrift „Gedenken an den Bomben­ter­ror vor 65 Jahren“ abge­druckt ist und das zer­störte Post­ge­bäude in der heuti­gen Berlin­er Straße sowie die Ruine der Sankt Marien Andreas Kirche qua­si als Beweis präsen­tiert, zeigt gar nicht die Auswirkun­gen des Bombe­nan­griffs im Jahr 1944, son­dern stellt die Zer­störun­gen im Stadt­ge­bi­et unmit­tel­bar nach den let­zten Kämpfen im Mai 1945 dar.

Wir erin­nern uns. Um die Flucht von Ange­höri­gen der let­zten kämpfend­en Ein­heit­en der nation­al­sozial­is­tis­chen Wehrma­cht und der Waf­fen SS über die Elbe bei Tanger­münde, Schön­hausen und Fer­ch­land zu ermöglichen, erk­lärten die ver­ant­wortlichen Gen­eräle die Städte Rathenow und Bran­den­burg auf­grund ihrer strate­gis­chen Posi­tion, als wichtige Havelübergänge, zu so genan­nten „Fes­tun­gen“, die um jeden Preis die vor­rück­ende Rote Armee aufhal­ten sollten.

Über die Geschehnisse in und um Rathenow ist dies­bezüglich in der Mil­itär­lit­er­atur aus­führlich­er in Geller­manns „Die Armee Wenck – Hitlers let­zte Hoff­nung“ und in Tiekes Buch „Das Ende zwis­chen Oder und Elbe“ einge­gan­gen wor­den. Die dor­ti­gen Texte, die auf Aufze­ich­nun­gen ehe­ma­lige Kom­man­deure der nation­al­sozial­is­tis­chen Wehrma­cht basieren, bezeu­gen darin vorder­gründig den Ablauf der mil­itärischen Oper­a­tion, den detail­lierten Auf­bau der Kampfver­bände sowie die „Ver­di­en­ste“ der Armeeführung im Hin­blick auf den Rück­zug der Truppe über die Elbe.

Dort genan­nte Orte erscheinen hinge­gen lediglich als Punk­te auf der Land­karte bzw. als mil­itärische Stel­lung ohne das dabei son­der­lich auf die Sit­u­a­tion der dama­li­gen Bevölkerung einge­gan­gen wird, es sei denn, dass die auch in der dama­li­gen NS Pro­pa­gan­da aufgew­erteten „Gräueltat­en“ der Roten Armee, als Recht­fer­ti­gung für die Fort­set­zung des sinnlosen Kampfes dienten.

In Rathenow war gemäß den Angaben genan­nter Lit­er­atur die 309. Infan­teriedi­vi­sion des XXXIX. Panz­erko­rps sta­tion­iert. Diese Ein­heit ver­fügte auch über Artillerie, die jen­seits der Hav­el, aus dem Raum Klein­buck­ow und Göt­tlin, die dies­seits gele­gene Rathenow­er Alt­stadt sowie die Neustadt im Abwehrkampf mit den her­an­rück­enden sow­jetis­chen Trup­pen Salve um Salve kurz und klein schoss. Auch die auf oben genan­nten NPD Flug­blatt zu erken­nen­den Gebäude wur­den erst zu dieser Zeit zerstört.

Der Schaden den die Amerikanis­chen Bomberver­bände am 18. April 1944 verur­sacht­en waren ver­gle­ich­sweise hierzu eher ger­ing. Trotz­dem spricht die NPD dies­bezüglich von einem „Ver­brechen an der deutschen Zivil­bevölkerung in Rathenow“, dass „Mil­lio­nen von Deutsche vom Leben und von Haus und Hof befreite“.

Auch wenn die For­mulierung schon offen­sichtlich falsch ver­fasst wurde, da in Rathenow niemals wed­er „Mil­lio­nen“ Men­schen lebten noch star­ben und die Partei später auch nur von 54 Toten spricht, bezeugt der Inhalt doch in welche Rich­tung die Partei den Empfänger des Flug­blattes lot­sen will. Es geht um Zahlen­spiele, um Gegen­rech­nung der im Krieg getöteten deutschen Zivil­bürg­er mit den Mil­lio­nen in den Ver­nich­tungslagern der Nation­al­sozial­is­ten ermorde­ten Men­schen. Wobei diese Absicht am offen­sichtlich­sten durch den von der NPD Frak­tion im säch­sis­chen Land­tag geprägten Begriff „Bomben­holo­caust“ verdeut­licht wird.

Das dieser Begriff in jeglich­er Hin­sicht hinkt, braucht hier nicht erläutert wer­den. Jedoch auch der Begriff “Bomben­ter­ror”, den die NPD in der Region Rathenow ver­wen­det, hält den Ver­gle­ich mit der dama­li­gen Wirk­lichkeit wed­er qual­i­ta­tiv noch quan­ti­ta­tiv stand. Im Gegen­satz zu Städten wie Ham­burg, Berlin und Dres­den, wo eben auch die Zivil­bevölkerung erhe­blich durch das starke Bom­barde­ment betrof­fen war, traf es näm­lich in Rathenow, als „Ersatzziel“ für einen eigentlich auf die dama­lige Reichshaupt­stadt geplanten Angriff, nicht auss­chließlich, jedoch in erster Lin­ie die Kriegsindustrie.

Ein Schw­er­punkt des Fliegeran­griffs am 18. April 1944 waren näm­lich die ARADO Flug­w­erke in Hei­de­feld. Hier wurde das Kessel­haus und zwei der drei Mon­tage­hallen stark beschädigt und somit die Lizen­zpro­duk­tion der berüchtigten Heinkel — Bomber, die in den vorheri­gen Kriegs­jahren Städte wie Lon­don, Coven­try, Warschau und Rot­ter­dam in Schutt und Asche legten, hier endgültig gestoppt.

Den „sinnlosen Bomben­ter­ror“ den die NPD in ihrem Flug­blatt darstellte und bei ihrem Auf­marsch am 18. April 2009 in Rathenow wieder darstellen wird, so denn er nicht ver­hin­dert wird, hat es hier so nicht gegeben.

Im Gegen­teil der Unter­gang der Stadt im zweit­en Weltkrieg, den die NPD heute beklagt und den alli­ierten Befreiern anlas­ten will, trägt allein die Hand­schrift der geisti­gen Vorväter der Partei, den Nationalsozialisten.

Kategorien
Antifaschismus

Feierlichkeiten in Biesenthal

Pin­now — Das ehe­ma­lige Stasigelände in Biesen­thal ist das erste Mal von der NPD und Kam­er­ad­schaften im größeren Stil genutzt wor­den. Am 21. März 2009 fand dort ein Tre­f­fen von 80 bis 100 Recht­sex­trem­is­ten statt. Das Tre­f­fen wurde im Bran­den­bur­gis­chen Innen­min­is­teri­um bestätigt. Zu weit­eren Einzel­heit­en wollte man dort allerd­ings keine Angaben machen.

Nach Infor­ma­tio­nen von „gegenrede.info“ wurde dort das zwei­jährige Beste­hen der „Kam­er­ad­schaft Märkisch Oder Barn­im“ (KMOB) gefeiert. Als Gäste sollen Kam­er­aden aus dem Barn­im, Berlin und der Uck­er­mark geladen gewe­sen sein.

Beobachter wollen neben den Dober­män­nern von Ex-NPD-Kreis­chef Mike Sandow, den aktuellen Kreisvor­sitzen­den der NPD Barn­im-Uck­er­mark, Mar­co Rohde, Roy Grass­mann ehe­mals Nationales Bünd­nis Preußen aus Bernau und den DVUler Klaus Mann mit Frau aus­gemacht haben.

Mit­glieder des Motor­rad­klubs Ger­ma­nia, der Van­dalen und der Hate­core War­riors Uck­er­mark, sollen den Geburt­stagskindern eben­falls die Ref­erenz erwiesen haben.

Das Gelände, das früher von der Stasi und nach der Wende durch den Kreis Barn­im als Asyl­be­wer­ber­heim genutzt wurde, gilt schon seit let­ztem Jahr als Opjekt recht­sex­trem­istis­ch­er Begier­den. Möglich­er Pächter oder zukün­ftiger Eigen­tümer wird nach jet­zigem Wis­sens­stand allerd­ings nicht die NPD sein. „Das Gelände ist von ein­er Dev­as­ta GmbH in Grün­dung gepachtet wor­den. Geschäfts­führer ist der ehe­ma­lige NPD-Kreis­chef von Barn­im-Uck­er­mark Mike Sandow”, so Biesen­thals Bürg­er­meis­ter André Stahl. Man ver­suche hier Neben­struk­turen aufzubauen, um so bei einem zukün­fti­gen Ver­botsver­fahren der NPD das Gelände außen vor zu hal­ten, ver­mutet der Bürgermeister.

Rechtliche Hand­haben gegen die Nutzung des Gelän­des durch die NPD oder Kam­er­ad­schaften gibt es kaum. Lediglich über das Bau­recht hat hier der Kreis Barn­im Ein­flussmöglichkeit­en, die er mit regelmäßi­gen Bege­hun­gen des Gelän­des auch nutzt.

Kategorien
(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Neonazi-Schläger festgenommen

Gegen drei Straus­berg­er, die einen 18-Jähri­gen, viet­name­sis­ch­er Herkun­ft, in Wriezen belei­digt und gewalt­tätig ange­grif­f­en haben, ist Haft­be­fehl erlassen wor­den. Dem Jugendlichen wurde von drei Neon­azis am Fre­itag, den 20.03.2009 in der Krausen­straße aufge­lauert. Er wurde sofort als “Fid­schi“ beschimpft. Im weit­eren Tatver­lauf wurde er von hin­ten gepackt und sein rechter Arm wurde nach hin­ten gedreht, wobei er weit­ere frem­den­feindliche Äußerun­gen ver­nahm. Erst als die Täter, welche ihre Gesichter hin­ter Schals ver­bar­gen, weit­ere Per­so­n­en auf der Straße wahrnah­men, ließen sie von ihrem Opfer ab und ergrif­f­en die Flucht.

Der Jugendliche hat­te schon mehrmals in der Ver­gan­gen­heit Prob­leme mit örtlichen Neon­azis. So kam es am frühen Abend des 08. Dezem­ber 2008 zu mehreren Belei­di­gun­gen und einem tätlichen Angriff am Wriezen­er Bahn­hofsvor­platz. Als er diesen passieren wollte, wurde eine Glas­flasche nach ihm gewor­fen, welche ihn zum Glück verfehlte.

Kategorien
(Anti-)Rassismus Law & Order

Beleidigung Templiner Bürger indischer Herkunft konnte nicht verhandelt werden

Pren­zlau — Am Don­ner­stag dieser Woche wurde der zur recht­en Tem­plin­er Szene zäh­lende Ron­ny Fred M. wegen mehrerer Gewalt­tat­en zu ein­er Gesamt­strafe von 18 Monat­en Haft verurteilt. Die Strafe wird zu drei Jahren auf Bewährung aus­ge­set­zt. Hinzu kom­men noch Schmerzens­geldzahlun­gen in Höhe von 250 und 500 Euro. Die Belei­di­gung ein­er Tem­plin­er Bürg­erin mit indis­ch­er Herkun­ft als „Scheiß Aus­län­der!“ kon­nte wegen eines Form­fehlers nicht ver­han­delt werden.

Das Gericht sah es als Erwiesen an, dass der 18-jährige Ron­ny Fred M., der während der Ver­hand­lung auf einen Rechts­bei­s­tand verzichtete, am 13. Okto­ber 2008 sowohl eine junge Frau vor dem Ede­ka-Markt in Tem­plin geschla­gen als auch zwei der Frau zur Hil­fe eilende junge Män­ner geschla­gen, getreten und erhe­blich ver­let­zt hatte.

Der Angeklagte, der sich recht patzig gegenüber dem Gericht äußerte, stellte seine Tat­en als Notwehr dar und wurde in dieser Hal­tung lediglich von sein­er 15-jähri­gen Fre­undin unter­stützt. Alle anderen Zeu­gen – inklu­sive der Opfer – behaupteten, dass die Aggres­sion von Ron­ny Fred M. ausging.

Hin­ter­grund der Tat­en war ein Beziehungstratsch. Das eine Opfer, Man­ja K. (20), hat­te über einen Seit­en­sprung von Ron­ny Fred M. in ihrem Bekan­ntenkreis berichtet. Ron­ny Fred. M. wollte sie daraufhin zur Rede stellen, was dann in eine doch recht ein­seit­ige Schlägerei ausartete.

Während der Ver­hand­lung wurde mit Zus­tim­mung des Angeklagten eine weit­ere Anklage ver­han­delt. Die Öffentlichkeit wurde daraufhin von der Ver­hand­lung nach Ver­lesung der Anklageschrift aus­geschlossen, da Ron­ny Fred M. zum Zeit­punkt dieser Tat noch ein Jugendlich­er war.

Gemein­schaftliche schwere Kör­per­ver­let­zung wurde hier Ron­ny Fred M. und dem zweit­en geson­dert ver­fol­gten Mike B. vorge­wor­fen. Dabei soll das Opfer in den Schwitzkas­ten genom­men wor­den und mit Faustschlä­gen und Trit­ten an den Kopf trak­tiert wor­den sein. Das Opfer soll dann am Boden liegend mit Stahlkap­pen­schuhen an den Hin­terkopf getreten und dazu mit einem Besen geprügelt wor­den sein.

Die Belei­di­gung ein­er Tem­plin­er Bürg­erin indis­ch­er Herkun­ft kon­nte gar nicht erst ver­han­delt wer­den, da man bei der Anklage davon aus­ging, dass nicht sie son­dern ihr Ehe­mann als „Scheiß Aus­län­der!“ belei­digt wor­den war. Er war es auch, der die Anzeige bei der Polizei unter­schrieben hat­te. Damit war die Anzeige hin­fäl­lig. Im Zeu­gen­stand erkan­nte Rajit R. die 15-jährige Fre­undin von Ron­ny Fred M. als diejenige wieder, die sein Kinder vor dem Haus beschimpft und bedro­ht hat­te. Der Richter forderte Rajit R. auf umge­hend Anzeige zu erstatten.

Kategorien
Law & Order

Prozess wegen Brandanschlag auf alternativen Jugendclub

Am 02. April 2009 find­et vor dem Amts­gericht Bad Freien­walde ein Prozess wegen ein­er Brand­s­tiftung statt. Angeklagt ist laut der Opfer­per­spek­tive ein 20-jähriger Recht­sextmist aus dem Ort.

In der Nacht zum 13. Juni 2008 war in dem selb­stver­wal­teten Jugend­klub Maquis in Bad Freien­walde ein Brand gelegt wor­den. Der Tre­ff­punkt bran­nte fast voll­ständig nieder. Die dort verkehren­den Jugendlichen hat­ten zuvor mehrfach auf Dro­hun­gen hingewiesen. In den Monat­en vor dem Brand waren dem Bericht zufolge Clubbe­such­er mehrmals durch Mit­glieder der örtlichen Neon­azi-Szene eingeschüchtert wor­den, die gedro­ht hat­ten, dass sie die “Baracke abfack­eln” würden.

Seit dem Jahr 2000 hat die Opfer­per­spek­tive mehr als 1000 recht­sex­treme Gewalt­tat­en in Bran­den­burg doku­men­tiert: Chronolo­gie 2008, Chronolo­gie 2008 als rss2, Chronolo­gie nach Jahren, Kom­munen, Land­kreisen Im ver­gan­genen Jahr sank die Zahl der Gewalt­tat­en in dem Bun­des­land nach offiziellen Angaben um 22 Delik­te auf 71.

Kategorien
(Anti-)Rassismus Law & Order

Templiner Mord vor Gericht: Weiterer Zeuge für Montag erwartet

Neu­rup­pin — Im Mord­prozess gegen Sven P. und Chris­t­ian W., die im Som­mer 2008 den arbeit­slosen Bernd K. bru­tal mis­shan­delt und ermordet haben sollen, wies das Landgericht Neu­rup­pin den Befan­gen­heit­santrag gegen seine 1. Große Strafkam­mer zurück. Die Vertei­di­gung reagierte auf die Ablehnung mit weit­eren Beweisanträgen.

Eine andere Kam­mer des Gericht­es befand die Ein­wände der Vertei­di­gung für unzuläs­sig. Die Anwälte ver­fol­gten ver­fahrens­fremde Zwecke mit den Anträ­gen, hieß es zur Begrün­dung. Prozess­beobachter hat­ten schon zuvor die Mei­n­ung geäußert, dass es dem Vertei­di­ger von Sven P. mit seinem Befan­gen­heit­santrag nicht um die Vertei­di­gung seines Man­dan­ten, son­dern vielmehr darum gehe, Revi­sion­s­gründe zu schaffen.

Immer­hin set­zte sich der Vertei­di­ger mit seinem Antrag durch, einen weit­eren Zeu­gen zu hören, der bele­gen soll, dass sich Sven P. am 22. Juli 2008 bis 22.00 Uhr bei ihm aufge­hal­ten habe. Allerd­ings fand die Tat in der Nacht vom 21. auf den 22. Juli statt. Der Vor­sitzende Richter wies mit Recht darauf hin, dass der Vertei­di­ger hier wohl im Datum geir­rt habe.

Weit­er hieß es in dem Beweisantrag, dass der zu lan­dende Zeuge bele­gen könne, dass Sven P. ein ganz ruhiger Men­sch und kein austick­ender Recht­sex­trem­ist sei, dass er sich lediglich für deutsche Geschichte inter­essiere und die son­st bei Recht­en beliebte Klei­dung nur trage, weil sie ihm gefalle.

Diese Aus­sagen des Vertei­di­gers von Sven P. führten zum ersten Mal zu ein­er gewis­sen Heit­erkeit im Gerichtssaal, erin­nerten sich doch einige Zuschauer an das Hess-T-Shirt in der Tat­nacht und an Geschicht­en über Sven P., wie der schreiend und um sich schla­gend von Polizis­ten zur Ruhe gebracht wer­den musste.

Kategorien
Antifaschismus Law & Order

Neuansetzung des Prozesses gegen Stechert in Bad Freienwalde

Vor inzwis­chen mehr als 10 Monat­en, wurde das alter­na­tive Jugendzen­trum “Maquis” von dem ein­schlägig bekan­nten Neon­azi Mar­cel Stechert niederge­bran­nt. Am 02. April 2009 um 09.00 Uhr wird der Prozess gegen den recht­sex­tremen Täter stat­tfind­en, nach­dem der erste Ter­min vom 19. März 2009 aus­ge­fall­en ist.

Am neuen Prozesster­min soll gegen den Aktivis­ten der so genan­nten “Kam­er­ad­schaft Märkisch Oder Barn­im” (KMOB) ver­han­delt wer­den. Er war schon in der Ver­gan­gen­heit des Öfteren durch diverse ras­sis­tis­che Gewalt­de­lik­te aufge­fall­en. Nun muss er sich für den ver­heeren­den Brand vor dem Amts­gericht Bad Freien­walde ver­ant­worten, welchen er in der Nacht vom 12. Juni zum 13. Juni 2008, zusam­men mit dem Nach­wuch­snazi Mike Schmidt, in dem Jugendzen­trum “Maquis” legte. Dieses wurde durch den Bran­dan­schlag vol­lkom­men zer­stört und inzwis­chen ist an seinem ehe­ma­li­gen Stan­dort nur noch eine Leere zu sehen.

Der Prozess, ist ein wichtiger Anlass, bei dem wir zeigen wer­den, dass nichts vergessen ist! Aktiv­er Antifaschis­mus vor Ort ist wichtiger denn je. Wir wer­den weit­er­hin nach dem Prinzip “Wer Wind sät, wird Sturm ern­ten” han­deln. Die Zer­störung des “Maquis” wird nur der Wind gewe­sen sein! Auch dies­mal wird vor­sor­glich darüber informiert, sodass es nach dem genan­nten Prozess kurzfristig zu kleineren Pro­gram­man­pas­sun­gen kom­men kann.” So Lena Serath, Press­esprecherin der Antifa Bad Freienwalde.

Es wird weit­er dazu aufgerufen, an dem öffentlichen Prozess teilzunehmen, um zu verdeut­lichen, dass es nicht egal ist, wenn ein linkes Jugendzen­trum niederge­bran­nt wird und solche Täter in Freien­walde nicht toleriert, geschweige denn akzep­tiert werden!

Kategorien
Antifaschismus

Übergriff nach NPD Aktion

 

In Bran­den­burg soll es wieder Wölfe geben“ heißt es in einem pop­ulären Musik­stück unser­er Zeit. Und in der Tat – es gibt sie, allerd­ings nicht ganz so wie es die Satire ver­spricht. Im havel­ländis­chen Prem­nitz ver­sam­melten sich näm­lich am heuti­gen Sam­stag die oft besagten „Wölfe im Schaf­spelz“ in Gestalt der „NPD“  auf dem örtlichen Mark­t­platz um sich in „Räu­berziv­il“ ihrer ver­meintlichen Wäh­ler­schar zu präsen­tieren und (neo)nazistische Pro­pa­gan­da an aus­gewählte Bürg­er zu verteilen. Ab 10 Uhr wurde dies­bezüglich auch durch Aktivisten_innen des „NPD Kreisver­band Hav­el Nuthe“ und ins­beson­dere dessen Unter­gliederung „NPD Stadtver­band Rathenow“ sowie Sympathisanten_innen aus dem Kam­er­ad­schaftsm­i­lieu mit­ten im „Nichts“  ein Info­s­tand aufge­baut, um den sich die Aktivis­ten­schar, darunter auch der NPD Kreisver­bandsvor­sitzende Michel Müller sowie der NPD Kreistagsab­ge­ord­nete und Rathenow­er Stadtver­bandsvor­sitzende  Dieter Brose,  versammelte. 

Zeit­gle­ich fan­den sich auch einige Antifaschist_innen ein, um den unheim­lichen Treiben im Stadtzen­trum zumin­d­est durch Präsenz etwas ent­ge­gen­zuset­zen. Zeitweise kon­nte der Stand sog­ar durch Absper­rband unzugänglich gemacht wer­den, bis sich “Staats­feind” Dieter Brose den Vertretern der exeku­tiv­en Gewalt in der Bun­desre­pub­lik, namentlich den Beamten der nahen Polizei­wache, anbiederte und  diese zur Ent­fer­nung der Sper­rung auf­forderte. Wie üblich wurde dem, unter Hin­weis auf die “strafrechtliche” Rel­e­vanz der Aktion, beamten­seitlich auch Folge geleis­tet. Platzver­weise wur­den allerd­ings nicht ausgesprochen. 

Auch einige Punk Rock­er hat­ten sich inzwis­chen einge­fun­den, um den star­ren und autoritären Gehabe der (Neo)nazis ein wenig Lebens­freude und Stim­mung ent­ge­gen­zuset­zen, was allerd­ings eini­gen NPD Sym­pa­thisan­ten offen­sichtlich über­haupt nicht gefiel. Bere­its während der angemelde­ten NPD Aktion begab sich der Prem­nitzer (Neo)nazis René Dur­del zur Punker­com­bo und dro­hte mit Repres­salien im Anschluss der Veranstaltung.

Es ste­hen drei Nazis auf den Hügeln und find­en keinen zum ver­prügeln” heißt im bere­its oben erwäh­n­ten Liedti­tel iro­nisch weit­er. Denn lei­der sind Gewaltüber­griffe, zu den auch die NPD Jugen­dor­gan­i­sa­tion “JN” durch auf Aufk­le­bern veröf­fentliche Parolen, wie “Nation­al­be­fre­ite Zone erkämpfen”, ein­lädt, nach wie vor Real­ität in Bran­den­burg. Genan­nter Dur­del begab sich so unmit­tel­bar nach dem Abbau des NPD Info­s­tandes ziel­gerichtet zu dem auch auf der aktuellen “Red­watch” — Seite abge­bilde­ten Punker S., sprang den auf den Boden ver­har­ren­den an und  schlug und trat mit voller Kraft auf ihn ein, bis ihn aus der Wache eilende Polizeibeamte über­wältigten und abführten. 

S., der weit­ge­hend unver­let­zt blieb, wurde erst vor sieben Monat­en von (Neo)nazis im Stadt­ge­bi­et von René  Dur­dels Brud­er Peer während eines öffentlichen Festes in Prem­nitz ange­grif­f­en. Peer Dur­del wurde deswe­gen am ver­gan­genen Don­ner­stag wegen diesem und weit­eren Delik­ten zu ein­er langjähri­gen Jugend­strafe verurteilt.

 

Kategorien
(Anti-)Rassismus Bildung & Kultur Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

Welle in Wallmow: „flur 1“ startet Diskussionsreihe “Miteinander im Gespräch”

Wall­mow — Fre­itagabend let­zter Woche hat­te der Dor­fkrug in Wall­mow zahlre­ichen Besuch. Etwa 50 Wall­mow­erIn­nen – die Hälfte davon unter 30 — waren gekom­men, um sich den Film „Die Welle“ von Den­nis Gansel anzuschauen und hin­ter­her darüber zu disku­tieren, ob “Faschis­mus” in Deutsch­land wieder möglich wäre.

Die sich an den Film anschließende Diskus­sion, die von Eva Wendt mod­eriert wurde, schilderten Anwe­sende als gut, offen, per­sön­lich und sehr nah am Film. Bezüge zum Dorf Wall­mow wur­den allerd­ings kaum gezogen.

Der eigentliche Anlass für die Diskus­sion­srei­he waren nicht näher in Erfahrung zu brin­gende Vor­fälle mit rechtem Hin­ter­grund und Stre­it­ereien, die es im let­zten Jahr um den Wall­mow­er Jugend­klub gegeben haben soll. Auch in diesem Jahr soll es bere­its wieder Ärg­er mit recht­en Jugendlichen gegeben haben.

Das The­ma schien auch ein paar Kam­er­aden aus der recht­en Szene der Uck­er­mark ange­lockt zu haben. Ste­fan Schulz, NPD Kan­di­dat für den Wahlkreis 4 bei den Kreistagswahlen im let­zen Jahr, betrat den Film­saal kurz nach­dem das Licht gelöscht wor­den war. Begleit­et wurde er von dem Wolliner Chris­t­ian Z., der in Pots­dam Ver­wal­tungswis­senschaft studiert, und dem Blondschopf K. aus Wollin (Randow­tal), der erst im Feb­ru­ar auf der Dres­den­er Nazi-Demo im Barn­im-Uck­er­mark Block gesichtet wor­den war. Nach der Auf­forderun­gen, sich doch ein­fach zu set­zen, maulte Schulz zurück, dass er lieber ste­he. Die drei jun­gen Män­ner zogen sich kurze Zeit später in den Schankraum zurück und verzichteten darauf, eine Welle zu machen.

Im April plant die Jugend­kun­stschule “flur 1” eine Gespräch­srunde und zeigt den Film „Der Kick“ von Andres Veiel, der sich mit dem grausamen Mord an einem Jugendlichen in Pot­zlow beschäftigt.

Kategorien
Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Ein “Versöhnungshaufen” an Frau Steinbach

INFORIOT Am Don­ner­stag, den 26.März, protestierten ca. sechzig Men­schen in Pots­dam am Neuen Markt, als die Vor­sitzende des „Bun­des der Ver­triebe­nen“ (BdV), Eri­ka Stein­bach, in Pots­dam eine Ver­anstal­tung gegen 19Uhr abhielt. Unter dem Mot­to „60 Jahre Demokratie- von der Vertrei­bung zur Ver­söh­nung“ referierte sie auf Ein­ladung der Pots­damer CDU-Fraktion.

Ende Mai let­zten Jahres plante schon ein­mal das His­torische Insti­tut der Uni­ver­sität Pots­dam eine Vor­tragsrei­he zur „Sied­lungs­geschichte der Deutschen in Ost­mit­teleu­ropa“ mit Eri­ka Stein­bach.
Nach hefti­gen Protesten, die unter anderem einen gewalt­täti­gen Polizeiein­satz mit sich tru­gen, sagte die CDU-Bun­destagsab­ge­ord­nete weit­er geplante Ter­mine ab.

 

Dies­mal sollte alles anders laufen. Die Polizei sper­rte die Eingänge des Ver­anstal­tung­sortes kom­plett ab, ein­treten durften nur diejeni­gen, die eine Ein­ladung vor­weisen kon­nten.
Wenn es auch dies­mal, wie bei den let­zten Protes­tak­tio­nen, keine Wasser­bomben waren, die Eri­ka Stein­bach als Protest gegen sie und ihre Poli­tik hin­nehmen musste, so war es dies­mal ein riesiger Mis­thaufen, der vor dem Hofein­gang des Ver­anstal­tung­sortes gegen 18:00 Uhr vorzufind­en war.
In einem Fly­er, ein­er Par­o­die der „Char­ta der deutschen Heimatver­triebe­nen“ wurde der große Mis­thaufen als „Ver­söh­nung­shaufen“ ernan­nt. („Diesen Haufen mit Zwang von sein­er Heimat tren­nen, bedeutet, ihn im Geiste töten“).

 

Die Protestieren­den erfreuten sich an dem Anblick des riesi­gen Mis­thaufens und ergänzten ihren Protest mit Trans­par­enten und Papp­schildern. Lei­der kon­nte die Ver­anstal­tung zur „Vertrei­bung“ ohne weit­ere Störun­gen stattfinden.

Inforiot