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Antifaschismus

Brandenburg an der Havel: Proteste gegen Neonazi-Versammlung

Am 16. März wollen Jugendliche in Bran­den­burg an der Hav­el gegen Neon­azis demon­stri­eren. Die angemelde­ten Proteste der Antifa Jugend Bran­den­burg richt­en sich gegen eine Ver­samm­lung ein­er Ini­tia­tive, die sich u.a. für den in der Stadt inhaftierten Shoaleugn­er Horst Mahler ein­set­zt. Ein weit­er­er, allerd­ings noch unbes­timmter Fak­tor im Ver­samm­lungs­geschehen des Tages ist ein für das­selbe Datum in Dessau-Roßlau angekündigter Auf­marsch der Partei Die.RECHTE.

Antifa Jugend Bran­den­burg will protestieren

50 Men­schen, so heißt es, wollen am Sam­stag, den 16. März 2019, im Rah­men ein­er Kundge­bung auf dem Neustädtis­chen Markt gegen eine Ver­samm­lung von Neon­azis protestieren. Die Gegen­ver­anstal­tung sei von der „Antifa Jugend Bran­den­burg“ am Fre­itag­mit­tag bei der Polizei angemeldet worden.

Als Ver­samm­lungsleit­er wurde Linken-Kreisvor­stand Daniel Her­zog benan­nt. Der Parteiver­ant­wortliche für die The­men Willkom­men­skul­tur und Antifa bestätigte diese Angaben gegenüber Press­eser­vice Rathenow. Er erwarte bunte und friedliche Proteste gegen die Neonazis.

Auch die Bran­den­burg­er Linksju­gend ‘Sol­id hat die Neon­aziver­samm­lung bere­its im kri­tis­chen Blick­feld. In einem vor kurzem im Social­me­dia veröf­fentlicht­en Press­es­tate­ment wiesen die jun­gen Leute auf diese Ver­anstal­tung und ihren geschichtsver­fälschen­den Charak­ter hin. Die Linksju­gend befürchtet durch der­ar­tige Zusam­menkün­fte sowie durch ver­mehrt in der Stadt reg­istri­erte Pro­pa­gan­daak­tiv­itäten ein Erstarken der neon­azis­tis­chen Szene in Bran­den­burg an der Havel.

Havel­län­der Neon­azis wollen sich für Horst Mahler einsetzen

Angemeldet sei die Neon­azi-Ver­samm­lung als sta­tionäre Kundge­bung für den Bere­ich Kathari­nenkirch­platz / Haupt­straße. Der Ver­anstal­tungs­be­ginn wird um 14.00 Uhr erwartet. Bei dem Anmelder soll es sich um einen NPD Funk­tionär aus Rathenow (Land­kreis Havel­land) handeln.

Im Inter­net ruft allerd­ings bish­er auss­chließlich die Ini­tia­tive „Tag der poli­tis­chen Gefan­genen“ zu der Ver­samm­lung auf. Deren Verbindung zum neon­azis­tis­chen Milieu ist jedoch offen­sichtlich. Bekan­nte, recht­skräftig wegen Volksver­het­zung verurteilte und zur Zeit in Gefäng­nis­sen ihre Strafe absitzende Gal­lions­fig­uren der Neon­azi-Szene, wie die Holo­caustleug­nen­den Ursu­la Haver­beck und Horst Mahler wer­den auf der Inter­net­seite der Ini­tia­tive als „poli­tis­che Gefan­gene“ dargestellt und deren Frei­heit gefordert.

Bei ein­er ersten Ver­anstal­tung von Neon­azis zum „Tag der poli­tis­chen Gefan­genen“ im ver­gan­genen Jahr in Pots­dam erschienen unge­fähr 40 Teil­nehmende aus NPD/JN, III. Weg und so genan­nten Freien Kräften. Bei dieser Ver­samm­lung sprach auch der Chem­nitzer Anwalt Mar­tin Kohlmann. Dieser gilt als eine Schlüs­selfig­ur der extrem recht­en Szene in Sach­sen. Als Sze­nean­walt vertei­digte er die Neon­azi-Ter­ror­is­ten der „Gruppe Fre­ital“ und als poli­tis­ch­er Aktivist ist er mit dem Vere­in „Pro Chem­nitz“ sel­ber im Milieu präsent. Bun­desweit wurde Kohlmann durch Anmel­dung mehrerer extrem rechter Großaufmärsche ab August 2018 in Chem­nitz bekannt.

RECHTE Auf­marsch in Dessau-Roßlau am sel­ben Tag

Die bun­desweite Ver­net­zung der Neon­azi-Struk­turen im Bere­ich Hav­el-Nuthe kön­nte übri­gens auch im Hin­blick auf eine weit­ere Ver­samm­lung am 16. März 2019 eine Rolle spie­len. Für diesem Tag will näm­lich Die.RECHTE Nieder­sach­sen im 90km südlich von Bran­den­burg an der Hav­el ent­fer­n­ten Dessau-Roßlau (Sach­sen-Anhalt) eben­falls einen Auf­marsch ab 12.00 Uhr durchführen.

Akteure der Nieder­säch­sis­chen RECHT­En sowie ihr nah­este­hende Neon­azis gel­ten als hochflex­i­bel und reise­freudig. Ihre Mobil­ität gibt ihnen die Möglichkeit mehrere Ver­samm­lun­gen an einem Tag durchzuführen bzw anzus­teuern. Außer­dem sind sie im Umgang mit den Ver­samm­lungs­be­hör­den erfahren. Aus Kundge­bun­gen her­aus wer­den, wie zulet­zt am 19. Feb­ru­ar 2019 in Dessau-Roßlau OT Roßlau, Spon­tan­märsche angemeldet.

Und auch die RECHTE, die gele­gentlich bei Ver­anstal­tun­gen mit der NPD kooperiert, nutzt die Holo­caustleug­nen­den als Gal­lions­fig­uren. Ursu­la Haver­beck führt beispiel­sweise die RECHTE-Kan­di­daten­liste für die Europawahl 2019 an. RECHTE-Sym­pa­thisierende aus Sach­sen-Anhalt führten zudem mehrfach Kundge­bun­gen in Dessau-Roßlau durch, bei der Frei­heit für den in der JVA Bran­den­burg an der Hav­el ein­sitzen­den Horst Mahler gefordert wurde.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Law & Order

Templin widersteht menschenfeindlicher Stimmungsmache

In Tem­plin demon­stri­erte am Mon­tagabend eine extrem rechte Mis­chszene. Akteure aus NPD/JN, parteilose Neon­azis, Hooli­gans und AfD Klien­tel betrieben aggres­sive Stim­mungs­mache unter dem Deck­man­tel sozialpoli­tis­ch­er Forderun­gen. Ein buntes Bünd­nis Tem­plin­er Ini­tia­tiv­en und Parteien set­zte dem extrem recht­en Aufzug vielfältige Protest­for­men, wie ein­er „Schüler_innendemo“, eine antifaschis­tis­che Sitzblock­ade, Live­musik oder ver­bale Proteste in Hör- und Sichtweite entgegen.

Aggres­sive Stim­mungs­mache durch extrem rechte Mischszene 

2019.02.25 Templin - Extrem rechter Aufmarsch und Proteste (13)
Gegen „Sozial­ab­bau“ sollte ursprünglich protestiert wer­den. Am Ende blieb auf der extrem recht­en Demon­stra­tion in Tem­plin nur men­schen­feindliche Hetze.

Die Däm­merung set­zte bere­its ein, als sich am Mon­tagabend die Sym­pa­thisieren­den der angemelde­ten extrem recht­en Demon­stra­tion an der Egelp­fuhl-Schule in der Rosa-Lux­em­burg-Straße Ecke Straße der Jugend im uck­er­märkischem Tem­plin sam­melten. Die etwa 80 Teil­nehmenden waren einem Ver­anstal­tungsaufruf unter dem Mot­to: „Sozial­ab­bau stop­pen – Zukun­ft gestal­ten“ gefol­gt, um sich – gemäß einem A5 Flug­blatt – zu unter­schiedlichen The­men, wie zur „GEZ“, zu „Hartz 4 Sank­tio­nen“, zur soziale Gerechtigkeit,  zu ange­blich­er „Über­frem­dung“, einem gerecht­en Gesund­heitssys­tem, Mei­n­ungs­frei­heit, gerecht­en Löh­nen, bezahlbaren Wohn­raum, bezahlbaren Kita-Plätzen, gegen „Kriegstreiber“ und den Migra­tionspakt zu positionieren.

Tat­säch­lich dominierten während des Aufzuges durch die Stadt jedoch Parolen wie „Asylflut stop­pen“ oder „wer Deutsch­land nicht liebt, soll Deutsch­land ver­lassen“. Die Demon­stri­eren­den gaben somit zu ver­ste­hen, dass ihr Antworten auf den „Sozial­ab­bau“ lediglich grup­pen­be­zo­gene Men­schen­feindlichkeit und Aus­gren­zung sind. Diese Ver­samm­lung hat­te somit einen deut­lich extrem recht­en Charakter.

Neon­azis waren darüber hin­aus auch in die Organ­i­sa­tion­struk­tur der Ver­anstal­tung einge­bun­den. Der Demowa­gen wurde vom Vor­sitzen­den des NPD Kreisver­ban­des Ober­hav­el, Burkhard Sah­n­er, gestellt. Ein bekan­nter JN Funk­tionär aus dem Land­kreis Ober­hav­el verteilte Bran­den­burg Fah­nen, seine Begleit­er hiel­ten ein Ban­ner mit der Auf­schrift: „Wir für Deutsch­land – gegen Über­frem­dung“. Die Eröff­nungsrede hielt der bun­desweit bekan­nte Neon­azi Dieter Riefling aus Hildesheim (Nieder­sach­sen).

2019.02.25 Templin - Extrem rechter Aufmarsch und Proteste (11)
Auch ein Tem­plin­er Stad­trat der AfD wurde auf der extrem recht­en Demon­stra­tion erkannt

Darüber hin­aus rei­ht­en sich in die Demon­stra­tion auch Per­so­n­en, die der in Bran­den­burg extrem rechts auftre­tenden AfD nahe ste­hen­den. Viele Gesichter waren bere­its bei den Protesten gegen Bun­deskan­z­lerin Angela Merkel zu sehen, als diese am 8. Feb­ru­ar 2019 zu Ehren­bürg­erin von Tem­plin ernan­nt wurde. Die Demon­stri­eren­den tru­gen damals ein Ban­ner mit der Auf­schrift: „Nicht meine Kan­z­lerin – nicht meine Ehren­bürg­erin“. Das­selbe Stoff­stück diente auch gestern einem Demon­stra­tions­block als Aus­drucksmit­tel. Als einen der in diesem Block Demon­stri­eren­den wollen Szeneken­ner den frak­tion­slosen Tem­plin­er Stadtverord­neten Arib­ert Christ (AfD) erkan­nt haben. Der Stad­trat hat­te bere­its während ein­er Kundge­bung der AfD-nahen Ini­tia­tive „Heimatliebe Bran­den­burg“ am 9. Feb­ru­ar 2019 in Eber­swalde (Land­kreis Barn­im) zur Teil­nahme an der gestri­gen Demon­stra­tion in Tem­plin aufgerufen.

Wider­spruch durch unter­schiedliche Aktionsformen

2019.02.25 Templin - Extrem rechter Aufmarsch und Proteste (1)
Antifaschis­tis­che Demon­stra­tion in Templin

Doch Men­schen wie Arib­ert Christ haben in Tem­plin nicht die alleinige Deu­tung­shoheit über gesellschafts- und sozialpoli­tis­che The­men. Dem frak­tion­slosen Abge­ord­neten sowie den extrem recht­en Demon­stri­eren­den im Ort, ste­ht ein starkes Bünd­nis viel­er in der Tem­plin­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung vertreten­er Parteien sowie außer­par­la­men­tarisch­er Ini­tia­tiv­en gegenüber.

Auch gestern mobil­isierte das Bunte Bünd­nis Tem­plin zu vielschichti­gen Protesten gegen den extrem recht­en Aufzug.

Eine „Schüler_innendemo“ demon­stri­erte beispiel­sweise in der Darg­ers­dor­fer Straße mit knapp 100 Teil­nehmenden gegen Ras­sis­mus und die AfD.

In der Nähe des Bah­nüber­gangs in der Robert-Koch-Straße ver­sucht­en unge­fähr 15 Antifaschis­ten den Aufzug der extrem Recht­en durch eine Sitzver­samm­lung zu blockieren.

Im Bere­ich eines Super­mark­tes sowie in einzel­nen Straßen­zü­gen protestieren Pas­san­ten außer­dem spon­tan sowie in Hör- und Sichtweite gegen den extrem recht­en Aufmarsch.

Eine zen­trale Gegenkundge­bung fand zudem auf dem Mark­t­platz in der his­torischen Alt­stadt von Tem­plin statt. Dort ver­sam­melten sich min­destens hun­dert Teil­nehmende zu Rede­beiträ­gen und Live­musik für Weltof­fen­heit und Demokratie.

Den extrem recht­en Demon­stri­eren­den wurde somit die in ihrem Mobil­isierungs­flug­blatt abge­druck­te Behaup­tung, sie seien „das Volk“ und somit das alleinige Sprachrohr der Bewohnen­den Tem­plins, widerlegt.

Weit­ere Fotos hier

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Antifaschismus

Demo gegen den rechten Aufmarsch in Templin


Am 25. Feb­ru­ar wollen Recht­sex­treme durch Tem­plin laufen und insze­nieren sich dabei als besorgte Bürger_innen. Ange­blich soll die unfaire Sozialpoli­tik kri­tisiert wer­den, let­z­tendlich wird jedoch alles Schlechte auf Geflüchtete pro­jiziert. Wir wer­den am 25.02 auf die Straße gehen, um zu zeigen das Frem­den­feindlichkeit und Nation­al­is­mus keine Lösung sind. Wir wollen zeigen, dass für eine ern­sthafte Lösung nach oben getreten wer­den muss – nicht nach unten.

Die rechte Szene in Tem­plin wird bedrohlich­er. Die Kon­tak­te zwis­chen AfD-Poli­tik­er_in­nen und Neon­azis sind sehr gut, die Bere­itschaft gewalt­sam gegen Ander­s­denk­ende vorzuge­hen steigt. Der Angriff auf das Mul­ti­kul­turelle Cen­trum Tem­plin zeigt, dass sich Recht­sex­treme in Tem­plin sich­er fühlen. Dies gilt es zu ändern, ob Arib­ert C., Enno V. Oder Matthias M., wir müssen ihnen den Platz nehmen zur Ver­bre­itung ihrer Ide­olo­gie stre­it­ig machen.

Kommt am 25.02. zur Demo für eine echte Sozialpoli­tik und gegen die recht­sex­tremen Net­zw­erke Templins!

Tre­ff­punkt: 25.02. // 17:20 Uhr // Park­platz Kur­park Tem­plin (Feld­straße Ecke Schre­ber­weg) Anreise aus Berlin: 25.02. // 15:40 Uhr // Ostkreuz, Gleis 14

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(Anti-)Rassismus

Barnimer Bürger*innenasyl

55 Men­schen aus dem Land­kreis Barn­im erk­lären sich öffentlich bere­it, Geflüchtete vor Abschiebun­gen zu schützen. Sie unter­schrieben die Erk­lärung des Barn­imer Bürger*innenasyls. Ihre Namen wer­den heute auf ein­er Web­site und am 17.02. im „Märkischen Son­ntag“ veröf­fentlicht. Unterze­ich­net haben z.B. Handw­erk­erin­nen, Lehrer, Ärztin­nen, Studierende und Rent­ner aus ver­schiede­nen Orten im Barn­im und alle sind sich einig: Nie­mand flüchtet frei­willig. Men­schen flücht­en vor Krieg, Ver­fol­gung und Armut.

Doch täglich wer­den Geflüchtete abgeschoben. Zuerst sollen sie auf Grund der Dublin-Verord­nung in das Land, in dem sie zum ersten Mal in Europa reg­istri­ert wur­den, zurück — ungeachtet der dor­ti­gen teil­weise katas­trophalen (Über-)Lebensbedingungen. „Das Dublin-Sys­tem ist ungerecht und men­schen­ver­ach­t­end. Leute, die neu hier ankom­men, müssen in den ersten Monat­en ständig eine Abschiebung fürcht­en. Sie lei­den unter dieser Angst und diesem Stress, anstatt sich hier ein­leben und sich­er fühlen zu kön­nen. Ziel von Bürger*innenasyl ist deshalb ein entschlossenes Zeichen gegen diese unmen­schliche Abschiebeprax­is zu set­zen“, erk­lärt Fania Taeger, eine Aktivistin der Ini­tia­tive. Das Bürger*innenasyl kann helfen, die Dublin­frist zu über­ste­hen, damit Deutsch­land für das Asylver­fahren zuständig wird.

Wird der Asy­lantrag abgelehnt, dro­ht die Abschiebung ins Herkun­ft­s­land. Hier soll das Bürger*innenasyl die konkrete Abschiebung ver­hin­dern, um dann gemein­sam nach einem Weg für eine Bleibeper­spek­tive zu suchen. Die Prü­fung des Asy­lantrags wird immer schneller und sehr oft fehler­haft durchge­führt. 2018 war jede dritte Klage gegen die Asy­lablehnung erfol­gre­ich. „Wir maßen uns gar nicht an, zu entschei­den, welche Flucht­gründe rel­e­vant und welche Herkun­ft­slän­der ange­blich sich­er sind. Die Men­schen, die wir ken­nen­gel­ernt haben, hat­ten Folter und Ver­fol­gung erlebt, ihre Asy­lanträge wur­den trotz­dem oft abgelehnt. Wir akzep­tieren dieses Sys­tem nicht.“ so Fania Taeger. Die Ini­tia­tive hat bere­its mit ihrer Arbeit begonnen und mehrere Per­so­n­en, darunter eine Fam­i­lie, vor ein­er Abschiebung geschützt. Dabei sieht sie ihre Arbeit als Ergänzung zum Kirchenasyl und zu den sol­i­darischen Struk­turen zwis­chen Geflüchteten.

Konkret stellt Bürger*innenasyl Wohn­raum zur Ver­fü­gung und unter­stützt finanziell und prak­tisch, beispiel­sweise durch Begleitung bei Ämtergän­gen oder ärztlichen Unter­suchun­gen. Die Barn­imer Ini­tia­tive ist die erste in Bran­den­burg, sie ist mit den anderen Bürger*innenasylgruppen bun­desweit ver­net­zt und hofft auf eine Ver­bre­itung der Idee und weit­ere Unterstützer*innen.

Infor­ma­tionen: www.b‑a­syl-barn­im.de
Kon­takt: buergerinnenasyl-barnim[at]systemli.org

Spendenkon­to: Barn­im für alle
IBAN: DE78 1705 2000 1110 0262 22
Sparkasse Barn­im
Ver­wen­dungszweck: Bürgerinnen-Asyl

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Geschichte & Gedenken

183 Todesopfer rechter Gewalt

Ab sofort ist die aktu­al­isierte Ausstel­lung »Opfer rechter Gewalt seit 1990«, der Kün­st­lerin Rebec­ca Forner und dem Vere­in Opfer­per­spek­tive, auslei­h­bar. Die Wan­der­ausstel­lung zeigt 183 Men­schen, die zwis­chen 1990 und 2017 durch rechte Gewalt­tat­en ums Leben gekom­men sind.

Viele wur­den getötet, weil für sie im Welt­bild der extremen Recht­en, der Rassist*innen und Men­schen­feinde kein Platz ist; manche, weil sie den Mut hat­ten, Nazi-Parolen zu wider­sprechen. Einige Schick­sale bewegten die Öffentlichkeit, viele wur­den kaum zur Ken­nt­nis genom­men, vergessen sind die meis­ten. Von vie­len der Toten wurde nie ein Foto veröf­fentlicht, von manchen nicht ein­mal ihr Name. Die Ausstel­lung »Opfer rechter Gewalt seit 1990« ist eine Doku­men­ta­tion wider das Ver­drän­gen und Rel­a­tivieren rechter Gewalt. Sie erin­nert an diese Men­schen und the­ma­tisiert zugle­ich die anhal­tende Ver­drän­gung rechter Gewalt.

Erst­mals gezeigt wurde die Arbeit »Opfer rechter Gewalt« der Kün­st­lerin Rebec­ca Forner im Jahr 2002 in der Berlin­er Gedenkstätte Topogra­phie des Ter­rors. 2004 ent­stand in Zusam­me­nar­beit mit der Opfer­per­spek­tive die Wan­der­ausstel­lung. Sie wurde seit­dem mehrfach über­ar­beit­et und liegt nun­mehr in der siebten Fas­sung vor.

Beglei­t­end zur Ausstel­lung bietet der Vere­in Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen und zuge­hörige Lern­ma­te­ri­alien für einen päd­a­gogisch begleit­eten Besuch der Ausstellung.

Aus­führliche Infor­ma­tio­nen zur Ausstel­lung, der Auslei­he und dem Begleit­ma­te­r­i­al sind auf der gle­ich­nami­gen Inter­net­seite zu finden:
https://opfer-rechter-gewalt.de/

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Antifaschismus Law & Order

Farid Guendoul: 20. Todestag

Vor 20 Jahren starb der 28-jährige Farid Guen­doul als Opfer ein­er ras­sis­tis­chen Het­z­jagd. In Guben wird am kom­menden Sam­stag, dem 16. Feb­ru­ar, um 10 Uhr, im Rah­men ein­er Gedenkver­anstal­tung an den jun­gen Algerier erinnert.

Lei­der ist ras­sis­tis­che Gewalt in Guben bis heute vir­u­lent. So verze­ich­nete die Opfer­per­spek­tive im Jahr 2018 fünf ras­sis­tisch motivierte Angriffe in der Stadt, die sich alle gegen Geflüchtete richteten. Mehrere davon ereigneten sich im direk­ten Umfeld der Unterkun­ft für Geflüchtete in der Deu­low­itzer Straße. Bei einem dieser Angriffe vom ver­gan­genen Jahr ist der dama­lige Haupt­täter Alexan­der B. drin­gend tatverdächtig.

Unsere Ausstel­lung „Todes­opfer rechter Gewalt in Bran­den­burg“ erin­nert an Farid Guen­doul und weit­ere 21 Men­schen, die in Folge rechter, ras­sis­tis­ch­er und sozial­dar­win­is­tis­ch­er Gewalt im Land Bran­den­burg star­ben. Wir doku­men­tieren hier den Text der Ausstel­lung zur Tat in der Nacht vom 12. auf den 13. Feb­ru­ar 1999. Aus­führliche Infor­ma­tio­nen zur Tat, dem Gerichtsver­fahren und dem Gedenken an Farid Guen­doul sind auf unser­er Inter­net­seite zur Ausstel­lung Todes­opfer rechter Gewalt in Bran­den­burg zu finden.

Was war passiert?

Am Abend des 12. Feb­ru­ar 1999 besucht der algerische Asyl­suchen­der Farid Guen­doul zusam­men mit zwei Fre­un­den die Diskothek Dance-Club in Guben. Unter den Gästen befind­et sich eine Gruppe jugendlich­er Neon­azis. Diese haben sich am Abend bei Alko­hol, rechter Musik und einem Skin­head­kult­film aufgeputscht.

Einige der recht­en Jugendlichen bedro­hen und belei­di­gen nun Gäste im Dance-Club. Bei der fol­gen­den Auseinan­der­set­zung vor der Tür wird ein­er der Angreifer von einem kuban­is­chen Gast leicht ver­let­zt. Empört sin­nen sie auf Rache und rufen Ver­stärkung, nach­dem sie den Ort ver­lassen haben. Kurz darauf bewe­gen sich die Neon­azis in mehreren Autos durch die Stadt, um „Aus­län­der“ zu jagen. Sie sind bewaffnet, brüllen rechte Parolen, ran­dalieren und bedro­hen Passant_innen.

In den frühen Mor­gen­stun­den des 13. Feb­ru­ar 1999 tre­f­fen sie auf Farid Guen­doul, Issa­ka K. und Khaled B., die auf dem Weg nach Hause sind. Eine Het­z­jagd begin­nt, die drei Fre­unde fliehen. Khaled B. bleibt ver­let­zt zurück. Panisch treten Farid Guen­doul und Issa­ka K. Die Scheiben eines Wohnauf­ganges ein, um von der Straße zu kom­men. Dabei schnei­det sich der 28-jährige Algerier die Haup­tar­terie im Knie auf. Der wer­dende Vater verblutet nach weni­gen Minuten auf der Kellertreppe. Die Neon­azis indes set­zen ihre Jagd nach den bei­den verbliebe­nen Fre­un­den so lange fort, bis ein Teil der Meute am frühen Mor­gen ver­haftet wird. Im Gegen­satz zu ver­gle­ich­baren Gewalt­tat­en bekommt der Fall schnell bun­desweite und inter­na­tionale Aufmerk­samkeit. Lan­desweit find­en Demon­stra­tio­nen, Gedenkver­anstal­tun­gen, Trauer­feiern und Bene­fiza­k­tio­nen statt. Auf antifaschis­tis­che Ini­tia­tive hin wird im Som­mer 1999 in der Nähe des Tatortes ein Gedenkstein für Farid Guen­doul gewei­ht. Er ist ein­er beispiel­losen Zer­störungswut aus­ge­set­zt, bis er Anfang 2000 gän­zlich gestohlen wird. Im Mai 2000 wird der Gedenkstein von der Stadt Guben erset­zt. Im Gegen­satz zum ursprünglichen Stein benen­nt dieser das Tat­mo­tiv Ras­sis­mus nicht.

Im gle­ichen Zeitraum find­et am Landgericht Cot­tbus der Prozess gegen die elf Täter statt. Einige, wie der spätere NPD-Funk­tionär Alexan­der B., sind in der organ­isierten Neon­aziszene aktiv, andere als extreme Gewalt­täter bekan­nt. Medi­en und Bun­de­spoli­tik ver­fol­gen die schlep­pende Gerichtsver­hand­lung von Anfang an kri­tisch. Einein­halb Jahre nach Prozess­be­ginn wird das Urteil gesprochen. Acht der Täter wer­den Ende 2000 wegen fahrläs­siger Tötung in Tatein­heit mit Kör­per­ver­let­zung verurteilt. Das höch­ste Straf­maß beträgt drei Jahre Jugendstrafe.

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Antifaschismus

Braune Laubenpieper im internationalen Neonazimilieu

In Rathenow unter­hal­ten lokale Unter­stützer der Neon­azior­gan­i­sa­tion „Ham­mer­skins“ eine Immo­bilie. Laut Innen­min­is­teri­um Bran­den­burg find­en dort Szen­e­tr­e­f­fen statt. Nun wurde bekan­nt, dass Per­so­n­en aus diesem Umfeld am so genan­nten „Tag der Ehre“, einem inter­na­tionalen Gedenken an SS Ange­hörige in #Budapest mitmarschierten.

Sturm­lokal in Kleingartenidylle

Inmit­ten dieser Idylle für Spätherb­stro­man­tik­er find­et sich an einem Zaun­tor ein war­nen­des Hin­weiss­child. „Betreten ver­boten – Lebens­ge­fahr“ ist dort in deutsch­er und türkisch­er Sprache zu lesen. Hin­ter dem Zaun, so ist es durch die Stäbe der Ein­friedung erkennbar, befind­et sich ein langgestreck­tes Grund­stück, welch­es sich in Park­fläche, Bebau­ung und Frei­fläche gliedert. Im Zen­trum befind­et sich ein ursprünglich als Garten­laube genutztes Objekt, dass mit schw­eren Eisen­bahn­schwellen aus Stahlbe­ton einge­friedet ist. Ein Armee-Tarn­netz ist erkennbar, eben­so wie die Bran­den­burg­er Lan­des­flagge, die durch die Maschen leuchtet.

Das Objekt an der Rhi­now­er Land­straße ist bekan­nt in Rathenow. Seit 2004 sind dort regelmäßig Neon­azis zu unter­schiedlichen Anlässen zuge­gen. Allerd­ings dürfte es dabei sel­ten um den Erfahrungsaus­tausch im Kul­tivieren von Kle­ingärten gehen. Szeneken­ner berichteten, dass die Garten­laube bere­its vor Jahren zu ein­er Art „Sturm­lokal“ umge­baut wurde.

Damals hat­te die neon­azis­tis­che Kam­er­ad­schaft „Sturm 27“ hier ihren Sitz. Fotos aus dieser Zeit zeigen Neon­azis im Kam­er­ad­schafts­dress und T‑Shirts, auf denen Hak­enkreuze abge­bildet sind. An den Tis­chen und am Bartre­sen im Laubenin­neren drängten sich zudem orts­bekan­nte Nazi-Skins, die zum Hit­ler­gruß posierten.

Die Kam­er­ad­schaft „Sturm 27“ wurde zwar im April 2005 ver­boten, das „Sturm­lokal“ blieb jedoch offen. Die NPD bzw. deren im Juli 2005 gegrün­de­ter Ortsver­band Rathenow nutzen nun die Immo­bilie. Unter anderem wur­den dort mehrere „Kinder­feste“ der Partei veranstaltet.

Verbindun­gen ins inter­na­tionale Rechtsrockbusiness

2018 Crew 38 Auto
Ver­steck­spiel in Rathenow: Die „38“ ist ein Zahlen­code für Unter­stützer des inter­na­tionalen Neon­azinet­zw­erkes „Ham­mer­skins“. Mit „Garten of Hate“ ist die Garten­laube in Rathenow-Nord gemeint, die als Stützpunkt fungiert.

Nach­dem das Grund­stück viele Jahre kaum Beach­tung fand, scheint das Bran­den­burg­er Innen­min­is­teri­um das Objekt wieder im Visi­er zu haben. Dies geht aus ein­er Antwort auf eine par­la­men­tarischen Anfrage der Partei Die.LINKE her­vor. Neon­azis­tis­che Ver­anstal­tun­gen sollen auf dem Are­al stattge­fun­den haben und Neon­azis aus diesem Spek­trum inter­na­tionale Kon­tak­te knüpfen.

Der Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutzbericht von 2017 erwäh­nte beispiel­sweise  in diesem Zusam­men­hang einen „Lieder­abend“ mit 50 Teil­nehmenden, in dessen Rah­men auch das Musikpro­jekt „Flak“ in Rathenow auftrat.

Die For­ma­tion um den Neon­azi Philipp Neu­mann aus Rhein­land ist im Milieu für ihren gitar­ren­be­gleit­eten Lied­vor­trag, vor allem aber wegen der ein­schlägi­gen Texte bekan­nt. Auf dem ersten, mit­tler­weile indizierten Album „Feuer­taufe“ find­en sich beispiel­sweise Liedti­tel wie „AJAB“ („all jews are bas­tards“) oder „Alle Ver­räter wer­den hängen“.

Flak“ und dessen Mit­glieder sind im inter­na­tionalen Recht­srock­geschäft tätig, trat­en u.a. bei Konz­erten in Frankre­ich und in der Schweiz auf. Die Band soll zum Naziskin-Net­zw­erk der 1986 in den USA gegrün­de­ten „Ham­mer­skin Nation“ gehören. Deren Sym­bol sind zwei gekreuzte Häm­mer. Die englis­che Beze­ich­nung „crossed ham­mers“ bzw. die Anfangs­buch­staben „C“ und „H“ wer­den mit den Zahlen „3“ und „8“ als „38“ codiert. Die Unter­stütze­ror­gan­i­sa­tion der „Ham­mer­skins“ nen­nt sich dementsprechend „Crew 38“. Auch Flak-Sänger Philipp Neu­mann wird dazugerech­net. Auf einem Foto im Social­me­dia trägt er ein T‑Shirt mit dem Auf­druck „Crew 38“.

Der Zahlen­code „38“ find­et in Rathenow eben­falls Anwen­dung. Akteure aus der Immo­bilie an der Rhi­now­er Land­straße nutzen es als Erken­nungsze­ichen an PKW-Num­mern­schildern. Auf einem Fahrzeug eines Aktiv­en der „Crew 38“ find­et sich auch eine Auf­schrift mit direk­tem Bezug zur Laube: „Garten of Hate ‑Rathenow“.

Reise zum SS Gedenken nach Budapest

Die lokalen Köpfe des „Crew 38“-Netzwerkes sind Mar­tin K aus Rathenow und Stephan H aus Prem­nitz. Bei­de sind seit Ende der 1990er Jahre im neon­azis­tis­chen Kam­er­ad­schaftsm­i­lieu aktiv. Als die Polizei die Vere­insver­bote gegen die Kam­er­ad­schaften „Hauptvolk“ und „Sturm 27“ voll­streck­te und bei 39 Per­so­n­en Haus­durch­suchun­gen durch­führten, waren bei­de jedoch nicht betrof­fen. Das ist insofern ungewöhn­lich, da Szeneken­ner sie bere­its damals zum harten Kern des lokalen neon­azis­tis­chen Milieus zählten. Mar­tin K trat in dieser Zeit zudem durch mehrere Gewalt­de­lik­te strafrechtlich in Erschei­n­ung. Doch auch in einem Straf­prozess, in dem mehrere Gewalt­tat­en aus dem Jahr 2005 ver­han­delt wur­den, wurde Nach­sicht gegenüber ihn gewährt. Er wurde zu ein­er auf Bewährung aus­ge­set­zten Frei­heitsstrafe verurteilt.

2015.01.26 BRB_Havel BraMM Demo
Unters „Volk“ gemis­cht: Mar­tin K und Stephan H während eines Auf­marsches des Bran­den­burg­er PEGI­DA-Ablegers „BraMM“ am 26. Jan­u­ar 2015 in Bran­den­burg an der Havel.

In den fol­gen­den Jahren nah­men K und H an ver­schiede­nen öffentlichen Ver­samm­lun­gen der NPD, dem Bran­den­burg­er PEGI­DA-Ableger „Bramm“ sowie vom „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ teil. Darüber hin­aus liegen belast­bare Hin­weise über die Teil­nahme Bei­der an Tre­f­fen des „Hammerskin“-Unterstützernetzwerkes vor.

Jet­zt wurde bekan­nt, das K und H am so genan­nten „Tag der Ehre“ in Budapest teil­nah­men. Auf Fotos sind Bei­de sog­ar mit Kennze­ichen der „Ham­mer­skins“ zu sehen, die auf eine Vollmit­glied­schaft bei dieser über­wiegend im Ver­bor­ge­nen arbei­t­en­den Organ­i­sa­tion hin­weisen. Die Patch­es mit den gekreuzten Häm­mern an den Jack­en von K und H deuten darauf hin.

2019.02.09 Budapest - Tag der Ehre
Stephan H. aus Prem­nitz (links) und Mar­tin K. aus Rathenow (rechts) im Ham­mer­skin-Out­fit, während des SS Gedenkens in Budapest (Ungarn). Foto: Pixelarchiv.org

Der „Tag der Ehre“ ist ein inter­na­tionales Ver­net­zungstr­e­f­fen von Neon­azis, welch­es der Glo­ri­fizierung der während des Zweit­en Weltkrieges im Kampf um Budapest 1945 gefal­l­enen Ange­höri­gen der Waf­fen SS dient. Bei der Zusam­menkun­ft am ver­gan­genen Woch­enende ver­sam­melten sich unge­fähr 300 Teil­nehmende aus Ungarn, Ser­bi­en, Nor­we­gen, Ital­ien, Ukraine, Rus­s­land und Deutsch­land in der ungarischen Haupt­stadt. Die Neon­azis gaben sich durch Fah­nen, Ban­ner und Klei­dungsstücke als Sym­pa­thisierende der neon­azis­tis­chen Net­zw­erke „Ham­mer­skin Nation“, „Blood & Hon­our“ und „Nordiska mot­stånd­srörelsen“ zu erken­nen.  Hitler­bild­nisse, Hak­enkreuze, SS Runen und ähn­lich­es wur­den offen zur Schau gestellt.

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Antifaschismus

Eberswalde: Unteilbar-Demo gegen Hetzkundgebung

In Eber­swalde (Land­kreis Barn­im) demon­stri­erte erneut „Heimatliebe Brandenburg“.
Das rechte Net­zw­erk agiert, ähn­lich wie dessen Süd­bran­den­burg­er Part­nervere­in „Zukun­ft Heimat“, im Rah­men eines Koop­er­a­tions­mod­ells zu Gun­sten der AfD.
Die Dauer­wer­bung für die rechte Partei erfuhr jedoch auch Wider­spruch, beispiel­sweise durch das Aktions­bünd­nis „Für ein tol­er­antes Eber­swalde“ (F.E.T.E.) unter dem Hash­tag #Eber­swalde­un­teil­bar.

150 Teil­nehmende bei extrem rechter Demon­stra­tion in Eberswalde

Der Mark­t­platz befind­et sich an zen­traler Stelle in der his­torischen Alt­stadt von Eber­swalde. Er hat eine Fläche von unge­fähr 4.550 m² und dürfte fast eben­so vie­len Men­schen einen beque­men Platz zum ver­sam­meln bieten. So viele wur­den es aber an diesem Sam­sta­gnach­mit­tag nicht, die sich für die angemeldete Ver­samm­lung des recht­en Net­zw­erkes „Heimatliebe Bran­den­burg“ interessierten.

Genauer gesagt wur­den es ger­ade ein­mal 150 Sym­pa­thisierende aus dem gesamten Land Bran­den­burg und Berlin, die der im Inter­net bewor­be­nen Ver­anstal­tung, welche let­z­tendlich bloß aus ein­er sta­tionären Kundge­bung bestand, bei­wohn­ten. Ein ursprünglich geplanter Marsch durch einzelne Straßen­züge hat­te die Ver­samm­lungsleitung – wegen schlecht­en Wet­ters – wieder abgesagt.

Die Orga-Crew um den recht­en Net­zw­erk­er Lars Gün­ther aus Bad Freien­walde (Land­kreis Märkisch-Oder­land), der u.a. das extrem rechte COMPACT Mag­a­zin  verteilt und dem Verbindun­gen zu Akteuren von NPD und Die.RECHTE nachge­sagt wer­den, ist noch in der Grün­dungsphase und bestrebt einen harten Kern für ihre Dauerver­samm­lun­gen zu konsolidieren.

Dass es für die Ver­anstal­tenden noch nicht ganz rund läuft, zeigte beispiel­sweise die für die heutige Ver­samm­lung als Mot­to genutzte Phrase: „Unsere Heimat – Unsere Werte“. Unter dem sel­ben Wort­laut führte näm­lich bere­its der CDU Kreisver­band Wesel beispiel­sweise im Früh­jahr 2018 eine Kam­pagne in Nor­drhein-West­falen durch. Die Bun­deskan­z­lerin, die aus der sel­ben Partei stammt, wurde hinge­gen von einem spon­tan einge­sprun­genen Red­ner aus Tem­plin wiederum mit den üblichen „Merkel muss weg“ – Rufen geschmäht.

Schmähun­gen macht­en übri­gens auch einen erhe­blichen Teil der Reden aus. Christoph Berndt von „Zukun­ft Heimat“ arbeit­ete sich beispiel­sweise an der „Amadeo-Anto­nio-Stiftung“ ab. Und das aus­gerech­net in Eber­swalde – dort wo der Namensge­ber der Stiftung im Jahr 1990 durch Neon­azis getötet wurde.

Auch Red­ner Stef­fen Kotré von der AfD wurde nicht Müde gegen bes­timmte Feind­bilder zu polemisieren. Sein The­ma war die ver­meintliche Islamisierung Bran­den­burgs, die er ins­beson­dere in der Lan­deshaupt­stadt Pots­dam auf dem Vor­marsch sah. Ihm störte in diesem Zusam­men­hang vor allem das Moslems dort öffentlich Beten kön­nen. Kotré sieht darin eine Macht­demon­stra­tion von Islamgläubigen.

Sein Parteikol­lege Stef­fen John dämon­isierte wiederum Geflüchtete. Er ver­mit­telte den Ein­druck, dass er in der Auf­nahme von Asyl­suchen­den vor allem eine „unkon­trol­lie Zuwan­derung von kul­turfrem­den und kul­tur­feindlichen Migranten“ sieht, die aus sein­er Sicht „wed­er moralisch, juris­tisch noch gesellschaft­spoli­tisch vertret­bar“ sei. Außer­dem störte John sich an der Arbeit rot-roten Lan­desregierung und forderte die Zuhören­den auf die AfD zu wählen.

Raumbe­set­zung im Sinne der AfD

Über­haupt scheint die AfD die Ver­samm­lun­gen von „Heimatliebe Bran­den­burg“ in Eber­swalde als Chance für ihre Selb­st­darstel­lung erkan­nt zu haben.

Es scheint deshalb kein Zufall sein, dass alle bere­its im Vor­feld zur heuti­gen Ver­samm­lung „Heimatliebe Bran­den­burg“ angekündigten Reden­den eine aktive Verknüp­fung mit dieser Partei haben. Drei der vier Red­ner – Christoph Berndt, Lars Gün­ther und Stef­fen John – befind­en sich auf der Lan­desliste der Bran­den­burg­er AfD für die Wahlen zum Lan­despar­la­ment im Sep­tem­ber 2019. Der vierte Red­ner, Stef­fen Kotré, sitzt bere­its seit 2017 für diese Partei im Deutschen Bundestag.

Ähn­lich sah es auch bei den vor­ange­gan­gen Ver­samm­lun­gen von „Heimatliebe Bran­den­burg“ im August und Novem­ber 2018 aus. Dort hat­ten eben­falls fast alle Redende eine aktive biografis­che Verknüp­fung mit der AfD und hoben durch ihr Engage­ment die Partei indi­rekt als Wählop­tion hervor.

Eine beson­ders bemerkenswerte Per­son­alie ist dabei der Wort­führer der extrem recht­en Vere­ini­gung „Zukun­ft Heimat“, Christoph Berndt aus Golßen (Land­kreis Dahme-Spree­wald), der nun schon zum drit­ten mal als Gas­tred­ner bei „Heimatliebe Bran­den­burg“ auf­trat. Im süd­bran­den­bur­gis­chen Cot­tbus  hat er gemein­sam mit seinem Vere­in der in Bran­den­burg eher extrem rechts aufgestell­ten AfD durch flüchtlings­feindliche Aufmärsche im vier­stel­li­gen Teil­nehmenden­bere­ich einen vor­poli­tis­chen Raum eröffnet, welch­er der Partei einen Weg zu extrem hohen Umfragew­erte ebnete und derzeit das Selb­st­be­wusst­sein ver­mit­telt, bei den kom­menden Wahlen stärk­ste poli­tis­che Kraft im Land zu wer­den. Berndts Engage­ment zahlte sich auch für ihn selb­st aus. Er wurde während des Lan­desparteitages der AfD in Rangs­dorf (Land­kreis Tel­tow-Fläming) auf Platz 2 der Lan­desliste für die Land­tagswahlen, gle­ich hin­ter Lan­deschef Andreas Kalb­itz, gewählt und dürfte damit – nach aktuellen Umfragew­erten – mit großer Wahrschein­lichkeit auch in das Bran­den­burg­er Lan­despar­la­ment einziehen. Berndt ließ daraufhin ver­laut­en, dass die Koop­er­a­tion sein­er „Bürg­erini­tia­tive“ mit der AfD ein Erfol­gsmod­ell sei, das er gedenke weiterzuentwickeln.

Bish­er gelang es ihm jedoch außer­halb von Cot­tbus kaum, qual­i­ta­tiv ähn­liche Struk­turen zu etablieren. Jedoch scheint zu min­destens im Raum Eber­swalde mit Lars Gün­ther ein rechter Net­zw­erk­er aktiv zu sein, der hier mit kon­tinuier­lichen Ver­samm­lun­gen den öffentlichen Raum zu Gun­sten der AfD offen hält und fähig zu sein scheint das „Cot­tbusser Koop­er­a­tions­mod­ell“ zumin­d­est im kleineren Maßstab auf den Nor­den Bran­den­burgs zu übertragen.

Auch in der Partei sel­ber find­et sein Aktion­is­mus dur­chaus Anerken­nung. Die Delegierten des AfD Lan­desparteitages hat­ten Gün­ther immer­hin auf Platz 26 (von 89 möglichen Plätzen) der Kan­di­daten­liste für die Bran­den­burg­er Land­tagswahl 2019 gewählt.

300 Men­schen bekan­nten sich zu #eber­swalde­un­teil­bar

Die von außen nach Eber­swalde hinein getra­ge­nen Het­zver­samm­lun­gen mit ihren vor allem geflüchteten- und islam­feindlichen Posi­tion­ierun­gen, stoßen in der Stadt jedoch auch auf Wider­spruch. Ver­schiedene Ini­tia­tiv­en riefen deshalb im Vor­feld der heuti­gen Ver­anstal­tung von „Heimatliebe Bran­den­burg“ zu Protestver­anstal­tun­gen auf. Das Aktions­bünd­nis „Für ein tol­er­antes Eber­swalde“ (F.E.T.E.) mobil­isierte beispiel­sweise unter dem Mot­to: „Unteil­bar gegen Hass“ zu ein­er Demon­stra­tion „für eine sol­i­darisches und soziales Miteinan­der“, statt „ Aus­gren­zung und Ras­sis­mus“. Unter­stützt wurde es dabei u.a. von der SPD, den Grü­nen, der LINKEn, deren Jugend­grup­pen sowie dem DGB, dem AStA der Fach­hochschule und der Eber­swalder Antifa-Gruppe „rum­ble“. Außer­dem waren einige Sym­pa­thisierende mit dem Zug aus Rich­tung Berlin gekommen.

Ent­lang des Bahn­hof­s­rings am Eber­swalder Haupt­bahn­hof bilde­ten die unge­fähr 300 Ver­sam­melten einen Demon­stra­tionszug, der über die Bun­desstraße 167, der Hauptverbindungsachse der Stadt in Ost-West Rich­tung, zur Alt­stadt führte und am Mark­t­platz in Hör- und Sichtweite zur Ver­anstal­tung von „Heimatliebe Bran­den­burg“ mün­dete. Von dort aus wider­sprachen die Protestieren­den laut­stark den het­zerischen Ver­laut­barun­gen der Reden­den des recht­en Netzwerkes.

Fotos: Press­eser­vice Rathenow, Oskar Schwartz, Nico­lai Koester

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

200 Personen protestieren gegen AfD-Landesparteitag

Quelle: Nico­lai Koester

INFORIOT — Knapp 200 Per­so­n­en beteiligten sich am 02. Feb­ru­ar an Protesten gegen den Lan­desparteitag der Alter­na­tive für Deutsch­land (AfD) in Rangs­dorf. Auf diesem Parteitag sollen über zwei Tage die Lis­ten­plätze 29 bis 40 für die diesjährige Land­tagswahl vergeben wer­den. Die ersten 28 Lis­ten­plätze wur­den bere­its Anfang Jan­u­ar vergeben – eben­falls im See­ho­tel Rangs­dorf. Auch die Lan­desliste zur Bun­destagswahl 2017 wurde schon an gle­ich­er Stelle vergeben.

Die Demon­stra­tion und anschließende Kundge­bung vor dem See­ho­tel wurde von einem bre­it­en Bünd­nis getra­gen. Neben lokalen Bürger_innen, Parteien und ein­er anti­ras­sis­tis­chen Ini­tia­tive hat­te eben­falls die Berlin­er Kam­pagne „Kein Raum der AfD“ zu den Protesten aufgerufen. Nach der Auf­tak­tkundge­bung am Bahn­hof Rang­dorf liefen die Teil­nehmenden ca. anderthalb Kilo­me­ter quer durch den west­lichen Teil Rangs­dorfs zum See­ho­tel. Dort wurde über zwei Stun­den laut­stark gegen die Poli­tik der AfD protestiert und beteiligte Ini­tia­tiv­en, sowie Einzelper­so­n­en forderten in Rede­beiträ­gen eine antifaschis­tis­che und anti­ras­sis­tis­che Poli­tik in und jen­seits von Par­la­menten ein.

Während die Proteste ohne Zwis­chen­fälle ver­liefen ließen es sich einige Teil­nehmerIn­nen des Parteitags nicht nehmen sich zu präsen­tieren und die Gegen­proteste abzu­fil­men um anschließend Bilder des poli­tis­chen Geg­n­ers auf Face­book zu ver­bre­it­en. Andreas Kalb­itz zeigte dem Protest sein Smart­phone und im Inter­net seine Zähne, Andreas Galau nutzte die Kulisse eben­falls für ein Bild und ver­mutete auf Face­book „Der Rest schlief noch.“. Lars Gün­ther aus Bad Freien­walde (Lis­ten­platz 26 zur Land­tagswahl) ist anscheinend genau das passiert, er reiste erst Nach­mit­tags an.

Andreas Galau gibt im Netz den Frühauf­ste­her, während Lars Gün­ther zu spät kommt | Quellen: Facebook/Nicolai Koester

Weit­ere Bilder: hier

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Antifaschismus

Heimatliebe Brandenburg den Tag versauen!

Am 09.02. möchte der rechte Mob um Lars Gün­ther erneut durch Eber­swalde laufen. Bere­its im August und Novem­ber let­zten Jahres ver­anstal­tete Gün­ther unter dem Label „Heimatliebe Bran­den­burg“ Demon­stra­tio­nen in Eber­swalde. Wie bei seinen Kundge­bun­gen und ein­er von ihm organ­isierten Demon­stra­tion 2015 zeigte sich, dass Gün­ther zusam­men­bringt, was offiziell nichts miteinan­der zu tun haben will: AfD, Iden­titäre und (organ­isierte) Neonazis.

Die Demon­stra­tio­nen in Eber­swalde find­en seit Anfang an mit tatkräftiger Unter­stützung durch den völkisch-nationalen Vere­in „Zukun­ft Heimat e.V.“ aus Süd­bran­den­burg statt. Während es per­son­elle Über­schnei­dun­gen zwis­chen dem Vere­in und den ver­bote­nen „Spreelichtern“ gibt, tritt der Vor­sitzende Christoph Berndt auf Platz zwei der AfD-Lan­desliste zur Land­tagswahl an. Weit­ere Red­ner­In­nen der let­zten Demon­stra­tio­nen Gün­thers waren unter anderem Siegfried Däbritz, Mit­grün­der von Pegi­da Dres­den, und André Poggen­burg. Poggen­burg gehörte dem völkischen Flügel in der AfD an, trat im Jan­u­ar 2019 jedoch aus und grün­dete seine eigene Partei „Auf­bruch deutsch­er Patrioten“.

Gün­ther ist in der gesamten (neu-) recht­en Szene Berlin-Bran­den­burgs sehr gut ver­net­zt und extrem umtriebig: 2017 trat er in Bad Freien­walde für die AfD als Bürg­er­meis­terkan­di­dat zur Wahl an, 2018 organ­isierte er zusam­men mit Ley­la Bilge den recht­en Frauen­marsch in Berlin, er arbeit­et aktiv im AfD-Kreisver­band Märkisch-Oder­land mit und ist beru­flich bei Jür­gen Elsässers Com­pact-Mag­a­zin tätig. Offen­sichtlich ist ihm dies nicht genug und es scheint so, als wolle er im Raum Märkisch-Oder­land und Barn­im mit diesen Ver­anstal­tun­gen eine rechte Hege­monie etablieren.

Neben ein­er angenehmen Bah­n­fahrt und einem Eber­swalder Spritzkuchen gibt es also viele gute Gründe am 09.02. die Prov­inz zu besuchen!
Kein Raum der AfD!
Keine Ruhe in der Provinz!

14 Uhr Demo BHF Eber­swalde | 15 Uhr Kundge­bung Kirchhang

Detail­in­fos zu Lars Gün­ther gibt es hier.

Inforiot