Kategorien
Antifaschismus Law & Order

Verfahren gegen Oranienburger Antifaschist*innen eingestellt

Nach­dem bere­its im Juni das Lan­des­gericht Neu­rup­pin, die Haus­durch­suchung als rechtswidrig ein­stufte, fol­gte nun als Kon­se­quenz die Ein­stel­lung des Ver­fahrens wegen Ver­leum­dung und Ver­stoßes gegen Kunsturheberrecht.

Die Staat­san­waltschaft, welche die Ermit­tlun­gen führte und die Haus­durch­suchung beantragte, stellte nun „nach inter­nen Recherchen“ fest, dass Volk­er Hell­riegel „den recht­sori­en­tierten” Andreas Rokohl vertei­digt hat, sowie auch der Vertei­di­ger, von NPD Mit­gliedern aus Ober­hav­el ist (Reimar Leib­n­er, Lore Lierse). Weit­er­hin war festzustellen, das er ein­mal Vertei­di­ger eines Beschuldigten war, welchem vorge­wor­fen wurde, Plakate der Partei “Die Linke” beschädig zu haben”. (Fehler im Orig­i­nal) Das dies nicht schon in den 12 Monat­en Ermit­tlun­gen vor der Haus­durch­suchung „intern“ her­aus­ge­fun­den wurde, ist mehr als ver­wun­der­lich. Auf­grund dieser „inter­nen Recherche“, kommt die Staat­san­waltschaft zur sel­ben Schlussfol­gerung, wie bere­its der Anwalt der Genoss*innen, dass der Begriff Neon­azian­walt einen Anwalt meint, welch­er „Per­so­n­en mit rechter Gesin­nung ver­tritt und nicht – wie zuvor angenom­men – auss­chließlich die Gesin­nung dieses Anwalts widerspiegelt.“

Auch der Vor­wurf des Ver­stoßes gegen das Urhe­ber­recht, kon­nte nun die Staat­san­waltschaft nicht mehr sehen, da „sich keine Anhalt­spunk­te [ergeben], dass der Anzeigen­er­stat­ter [Volk­er Hell­riegel] die Home­page allein ver­fasst hat und damit Urhe­ber der Home­page ist“.

Ten­den­z­iöse Ermit­tlun­gen im Vorfeld

Im Laufe der acht Monate, seit der Haus­durch­suchung, haben die Genossen*innen Abfra­gen beim Lan­deskrim­i­nalamt und dem Bran­den­bur­gis­chen Ver­fas­sungss­chutz gemacht, wodurch bekan­nt wurde, dass in den ver­gan­genen Jahren mehrere Ver­fahren, gegen einzelne Mit­glieder geführt wur­den. Nach Durch­sicht der Akten kam der „Antifa-Anwalt“ zu dem Entschluss, dass es sich um ten­den­z­iöse Ermit­tlun­gen durch den Staatss­chutz Ober­hav­el han­delt. Hier ein paar Auszüge der Ver­fahren, die zeigen mit welch­er Moti­va­tion der StaSchu Oranienburg/Oberhavel arbeitet.

U.a. wur­den Ver­fahren wegen „Vortäuschen ein­er Straftat” geführt, da in einem Artikel der Antifa Gruppe Oranien­burg zur Anti­ras­sis­mus­demon­stra­tion 2010 stand: „Einige Nazis grüßten mit dem Hit­ler­gruß aus ihren Woh­nun­gen in der Lehnitzs­traße“. Auf­grund dessen, dass ein Ver­stoß gegen §86a von Amtswe­gen ver­fol­gt wer­den muss, macht­en sich die Beamten sofort an die Ermit­tlun­gen. Dabei stellte der zuständi­ge Staatss­chutzbeamte fest, dass „nie­mand [gemeint sind die einge­set­zten Beamten] eine solche Straftat bemerkt [haben] und auch Zeu­gen melde­ten sich nicht“. (Fehler im Orig­i­nal). Die Schlussfol­gerung des Staatss­chutzbeamten ist daher, dass „die Straftat nur vor­getäuscht wurde, um […] als Antifa Oranien­burg […] Oranien­burg als eine Hochburg der recht­en Szene darstellen zu kön­nen“. Diese Ermit­tlun­gen, die man nun gegen Unbekan­nt führen sollte, wur­den allerd­ings sofort einem Genossen zuge­ord­net. Der Beamte schreibt dazu: „Die Anzeige richtet sich nun gegen den [Beschuldigten], weil dieser dafür bekan­nt ist Berichte dieser Art und Weise für Zeitun­gen und Plat­tfor­men […] zu ver­fassen“. Woher diese Erken­nt­nisse stam­men wird nicht mit­geteilt, auch nicht um welche Zeitun­gen oder Plat­tfor­men es sich dabei han­deln soll.

In einem ähn­lich gelagerten Ver­fahren, (es geht um einen Chronik Ein­trag vom 03.04.2010 wegen eines Hit­ler­grußes) ver­sucht­en die Staatss­chutzbeamten her­auszufind­en, wer unsere dama­lige E‑Mail-Adresse betreut. Dabei hat­ten sie bere­its „die Erken­nt­nis“, dass der Schreiber wieder nur der oben beschriebene Genosse sein könne, da dieser als Press­esprech­er in Zeitun­gen auftritt und auch an öffentlichen Ver­anstal­tun­gen, wie dem schein­bar vom Staatss­chutz überwacht­en Tre­f­fen des zivilge­sellschaftlichen Bünd­niss­es „Forum gegen Ras­sis­mus und rechte Gewalt Oranien­burg“ teil­nahm. Auch in diesem Fall erwäh­nen die Staatss­chutzbeamten, dass dieses Mit­glied Zeitungsar­tikel ver­fassen würde, ohne einen Nach­weis zu brin­gen. Um an die nöti­gen Erken­nt­nisse zu gelan­gen, wurde der Genosse polizeilich Vorge­laden. Sein Nichter­scheinen, sahen die Beamten als „unko­op­er­a­tives Ver­hal­ten“ an, weshalb sie nun Haus­durch­suchun­gen (ins­ge­samt drei) beantragten. Genauer ste­ht im Antrag, auf die Haus­durch­suchung, dass der Beschuldigte (ger­ade eben ging es noch darum, dass er Erken­nt­nisse zu Straftat­en geben kön­nte) durch den Staatss­chutz „immer mal ver­sucht [wurde] zu erre­ichen“, aber den Gespräch­sange­boten nicht nachkam. Oder anders gesagt: Auf­grund dessen, dass er seine Rechte wahrnahm, wurde hier ver­sucht seine Grun­drechte zu beschneiden. 

Die Staat­san­waltschaft, wollte allerd­ings keine Haus­durch­suchung zulassen, da die Ermit­tler „erneut darauf hingewiesen“ wur­den, dass es „eines begrün­de­ten Ver­dachts“ vor­raus­set­zt. Doch die Ermit­tlun­gen beruht­en auss­chließlich auf „vagen, vor­liegend zudem rein speku­la­tiv­en Annah­men“. Wegen, der Vortäuschung, der Straftat stellte die Staat­san­waltschaft fest, dass es hier eine „sehr vage Ver­mu­tung“ sei, da „die Fest­stel­lung, dass kein­er der […] Polizeibeamten [und auch keine Zeu­gen] auf der­ar­tige Hand­lungsweisen hin­wiesen, [diese bewusst] vor­getäuscht sind“. Klar­er kann eine Absage an ten­den­z­iös­er Ermit­tlung wohl nicht sein.

Auf den recht­en Auge (deut­lich) blind

Doch in den Ver­fahren, machte sich – neben dem Ver­fahren von Hell­riegel – der Staatss­chutz, auch gern zum Spiel­ball von Neon­azis. So tätigte, der Oranien­burg­er Neon­azi, Patrick Schulz eine Anzeige gegen Unbekan­nt, da in einem Bericht, zu einem Neon­azi­auf­marsch am 01.05.2010 in Berlin, an dem Schulz teil­nahm, sein Name und ein Foto der Demon­stra­tion zu sehen war. Außer­dem, standen bekan­nte Infor­ma­tio­nen über ihn, in dem Artikel, dass er eine Haft­strafe, wegen eines Bran­dan­schlags auf die Linksparteizen­trale absitzen musste und Mit­glied der neon­azis­tis­chen Kam­er­ad­schaften „Sturm Oranien­burg“ und „Kam­er­ad­schaft Märkisch Oder Barn­im“ war. Er sel­ber sagte aus, dass „die Angaben, welche in diesem Artikel enthal­ten sind, zwar der Wahrheit entsprechen, aber Nie­man­den was ange­hen.“ Es han­delt sich um einen – laut einem Oranien­burg­er Jugen­drichter – unbelehrbaren, welch­er mehrfach rechte Straftat­en beg­ing, in organ­isierten Kreisen unter­wegs ist und bin­nen 3 Jahren an mehr als ein Dutzend Neon­azi­aufmärschen teil­nahm. Dies sind sehr wohl Infor­ma­tio­nen, die von Inter­esse sind für Engagierte Men­schen in Oranienburg.

Der Gipfel der Absurdität

Ein weit­eres Ver­fahren wegen Ver­leum­dung, wurde durch den ehe­ma­li­gen Hohen Neuen­dor­fer Wirt, Rene Wern­er, aus­gelöst. In sein­er Anzeige ver­sucht Rene Wern­er, den Ham­mer als unpoli­tis­chen Wikinger­laden zu beschreiben, gibt aber zu, dass „vere­inzelt mal Rechte vor­bei“ kom­men, welche er an den Schriftzü­gen “White Pow­er oder 88“ erken­nen würde. Auch der Bekan­nte Neon­azi, Sascha Stein, sei „alle zwei Monate“ vor­beigekom­men, „weil es nur [im Ham­mer] Kirsch­porter gäbe“. Zu Stein habe er „gehört, dass [seine Nazi­ak­tiv­itäten] Ver­gan­gen­heit [sei] und er jet­zt nichts mehr der­gle­ichen macht“. Dass Stein einen recht­en Szeneladen in Oranien­burg zeit­nah betrieb, war wohl nur ein dum­mer Zufahl. Allerd­ings schien Wern­er, Steins Gesin­nung, wenig zu kümmern:
“Stein [ben­immt] sich wie jed­er andere Gast“. In ein­er weit­eren Anzeige, gab er erneut zu, dass „sich hin und wieder Per­so­n­en recht­en Klien­tels bei mir befind­en“ und beklagt „ich kann die nicht ein­fach rauss­chmeißen“. Gle­ichzeit­ig gab er zu, seine Tex­til­pro­duk­te, im neon­azis­tis­chen Laden, „On The Streets“ gedruckt zu haben. Als Grund gab er an, dass die Shirts nor­mal 24€ gekostet hät­ten und mit der ver­rä­ter­ischen „On The Streets“ Wer­bung, nur 8 € gekostet hät­ten und er ja „Geschäfts­mann“ sei. Die grund­sät­zliche Kri­tik daran, über­haupt bei Neon­azis druck­en zu lassen, ver­stand er nicht. So gab er sich pseu­do-geläutert: „[als] ich dann erfahren hat­te, was das für ein Laden war, habe ich die Logos nicht mehr rauf­druck­en lassen“. Außer­dem verkaufe er die Shirts nicht, son­dern ließ sie für seine „Bedi­enung anfer­ti­gen […] um zu zeigen, dass wir in den Laden gehören“. 

Im Laufe des Ver­fahrens, besucht­en zwei Staatss­chutzbeamte, Rene Wern­er in der Kneipe für ein „per­sön­lich­es Gespräch“. In diesem „per­sön­lichen Gespräch“ äußerte sich Rene Wern­er, bezüglich ein­er Sachbeschädi­gung, durch Farbe an sein­er Kneipe. Er habe „durch eine Per­son, dessen Namen er nicht näher ken­nt, erfahren, […] dass diese Aktion durch Mit­glieder der Antifa Oranien­burg durchge­führt wurde.“. Kurioser­weise, kon­nte Herr Wern­er einen Genossen beschreiben, ohne dass es je zu einem Kon­takt der bei­den kam. Dabei benan­nte Herr Wern­er ein offen­sichtlich­es Pseu­do­nym, welch­es der Staatss­chutz – ohne Hin­weis wie sie darauf kom­men – einem Genossen zuord­neten. Ohne, das der Genosse je zu ein­er poli­tis­chen Straftat verurteilt wurde, ist ein Akten­ver­merk mit den Worten „hin­re­ichend polizeilich bekan­nt“ und „Gewaltäter linksmo­tiviert“ zu lesen. Die unbekan­nte Mit­telsper­son von Rene Wern­er, hat­te ange­blich zu diesem Genossen Mailkon­takt, in dem der Genosse „ver­suchte ein­er direk­ten Antwort auszuwe­ichen [aber auch nichts] verneint“ habe. Fern­er soll der Genosse sich dahinge­hend geäußert haben weit­er­hin „gegen die Lokalität […] zu arbeit­en“. Inter­es­san­ter­weise gibt es keine Belege für diese Mails oder Aus­sagen, denn die Mails sind nicht mehr vorhan­den und der Mit­tels­mann ist sowohl Rene Wern­er und auch dem Staatss­chutz nicht bekan­nt. Doch dies, reichte den Beamten, um ein Ver­fahren wegen Sachbeschädi­gung, gegen den Genossen zu führen – noch mal – wegen nicht vorhan­den­er Mails, ein­er unbekan­nten Person.

Ein weit­er­er Neon­azi, Chris­t­ian Hei­dinger, stellte eben­falls Anzeige wegen Ver­leum­dung, da er als „rechter“ beze­ich­net wurde und dies nicht sei. Lei­der gab es in dem Artikel, gegen den er kämpfte, ein Bild von ihm, auf ein­er Neon­azide­mo in Berlin, mit dem Mot­to: „vom nationalen Wider­stand zum nationalen Angriff“. Was er als Nicht-Rechter dort suchte, bleibt wohl sein Geheimnis.

Faz­it

Es ist erschreck­end, zu sehen, wie sehr sich der Staatss­chutz Ober­hav­el, darin bemüht die Antifa Gruppe Oranien­burg bzw. einzelne Genossen zu krim­i­nal­isieren. Noch erschreck­ender wird es, wie gern Sie dabei Angaben von Neon­azis, für das Ver­fahren übernehmen und nicht nach­prüfen. In diesem Kon­text betra­chtet, kann die Haus­durch­suchung vom Feb­ru­ar, nur einen Grund haben: Ein geziel­ter Angriff auf die Unver­let­zlichkeit des Wohn- und Pri­va­traums. Fern­er, ist es ein Ver­such der psy­chis­chen Kriegs­führung und des Druck­auf­baus. Hier­bei, geht es um die Deu­tung­shoheit zum The­ma Neon­azis, welchen der Staatss­chutz nicht (mehr) hat. 

Hier zeigt sich auch, dass der Staatss­chutz, kein Bünd­nis­part­ner von zivilge­sellschaftlich­er Arbeit sein kann und darf, wie es lange Zeit in Oranien­burg üblich war. Er ist ein nicht demokratisch überwacht­es Organ, welch­es sich in Oranien­burg zum Werkzeug von Neon­azis gemacht hat und demokratis­che Ini­tia­tiv­en aus­nutzten, überwachen und Antifaschis­ten krim­i­nal­isieren wollte. Die demokratis­che Legit­i­ma­tion, für den Kampf gegen Neon­azis, in Oranien­burg, hat immer noch die örtliche Zivilge­sellschaft, in welch­er wir aktiv sind – und nicht bezahlte Rechtsbrecher!

Kategorien
Antifaschismus Arbeit & Soziales

Neues von der „Elefantifa“

Am 03. Jan­u­ar veröf­fentlichte der ak_antifa_potsdam eine Pressemit­teilung zu der Spon­tandemon­stra­tion am Sil­vester­abend, die auf uner­wartet große Res­o­nanz stieß. Wir möcht­en uns dieser Res­o­nanz im Fol­gen­den widmen.

Zunächst ein­mal sind wir nicht „die Pots­damer Antifa“. Selb­st in ein­er kleinen Stadt wie Pots­dam existiert eine Vielzahl von Grup­pierun­gen deren Aktivist_innen sich als Antifaschist_innen ver­ste­hen, u.a. die [Autonome] Antifaschis­tis­che Linke Pots­dam [AALP], Antifa Unit­ed, das Bünd­nis mad­stop und schließlich auch uns, den ak_antifa_potsdam. All diese Zusam­men­schlüsse haben unter­schiedliche Pro­file, machen auf ver­schiedene Art Poli­tik und wirken unter­schiedlich nach außen. Wir sprechen also nicht für „die Antifa“, son­dern nur im Namen unser­er Gruppe.

Es ist eben nicht so, dass „die Antifa“ für alles ver­ant­wortlich ist, wom­it sie sich sol­i­darisch zeigt. Die Vorstel­lung, die derzeit­i­gen Auseinan­der­set­zun­gen um Miet­poli­tik und linke Kul­tur- und Wohn­pro­jek­te könne auch Men­schen betr­e­f­fen, die kein­er Grup­pierung zu zuord­nen sind, liegt außer­halb des öffentlichen Ver­ständ­niss­es. Es muss eine Gruppe von Leuten iden­ti­fiziert, wer­den die für irgendwelche Aktio­nen im vollen Umfang ver­ant­wortlich ist. Dass Poli­tik nicht nur in der Stadtverord­neten­ver­samm­lung stat­tfind­et, son­dern ver­schieden­ste Leute sich ihre Woh­nung nicht mehr leis­ten kön­nen oder über­haupt erst keine find­en und diese Sit­u­a­tion nicht mehr hin­nehmen wollen, ist offen­sichtlich für viele unver­ständlich. Um das noch ein­mal deut­lich her­auszuar­beit­en: WIR haben diese Spon­tandemon­stra­tion NICHT organ­isiert, son­dern uns lediglich mit den Teil­nehmenden sol­i­darisiert. Es ist uns ein Rät­sel wie aus der vorherge­hen­den Pressemit­teilung eine Über­schrift wie „Pots­damer Antifa beken­nt sich zu Ran­dale an Sil­vester..“ resul­tieren kon­nte. Dies ist schlichtweg falsch.

Wir sind uns dur­chaus bewusst, dass ein paar zer­broch­ene Fen­ster­scheiben und ein demoliertes Polizeifahrzeug keine poli­tis­che Kehrtwende her­beiführen wer­den. Sie sind nichts weit­er als der verzweifelte Ver­such sich Gehör zu ver­schaf­fen – und das mit Nach­druck. Auf anderem Wege scheint es ja offen­sichtlich nicht zu funk­tion­ieren. Deswe­gen ver­ste­hen wir den Frust der Teilnehmer_innen der Spontandemonstration.

Anstatt die Demon­stra­tion am Sil­vester­abend als Indiz dafür zu nehmen, dass in dieser Stadt etwas mächtig schief läuft, wird sie als pubertäre Quen­gelei abge­tan. Eben­so wenig nützt es nun eine „link­sex­trem­istis­che Gefahr“ her­auf zu beschwören und sich auf Angaben des poli­tisch ten­den­z­iösen Ver­fas­sungss­chutzes zu stützen, der seine Unfähigkeit mehr als ein­mal skan­dalös unter Beweis stellte. Wenn der Ver­fas­sungss­chutz als „ser­iöse“ Quelle zu Rate gezo­gen wird, wun­dert es nicht, dass rechte Fack­elmärsche und linke Demon­stra­tio­nen in einen Topf gewor­fen wer­den. Dies entspricht der poli­tis­chen Lin­ie ein­er Bun­deszen­trale für poli­tis­che Bil­dung, die der Auf­fas­sung ist, es seien die linksau­tonomen „Autozün­deleien“ die Neon­azis zu „Dön­er­mor­den“ motivieren. Wer sich nicht über einige kaputte Schaufen­ster­scheiben und ein kaputtes Polizeifahrzeug aufregt, hat das Recht ver­loren sich gegen die men­schen­ver­ach­t­ende Ide­olo­gie von Neon­azis zur Wehr zu set­zen, darf nichts mehr sagen gegen bren­nende Asylbewerber_innenheime oder sich äußern zu der vom Staat finanzierten Mord­serie des NSU äußern?

Das ist kein “Hum­bug”, das ist nicht nur absurd, das ist naiv — gefährlich naiv.

Kategorien
Antifaschismus Arbeit & Soziales

PM zur Spontandemonstration am Silvesterabend

Dass es am Sil­vester­abend knallt ist hier zu Lande längst Tra­di­tion. Dass mit Parolen und Böllern auf poli­tis­che Prob­leme aufmerk­sam gemacht wird, ist für Potsdamer_innen eher ungewöhn­lich. So zogen am 31.12.2012 gegen 18.30 etwa 70 autonome Jun­gendliche von der Stift­straße in Rich­tung Innen­stadt. Es wurde Pyrotech­nik gezün­det, Geschäfte sowie ein Polizeiau­to ent­glast und Parolen auf Wände gesprüht und Sprechchöhre (u.a. „Miete ver­weigern, Kündi­gung ins Klo – Häuser beset­zen sowieso“) gerufen, um auf die Anliegen aufmerk­sam zu machen. Nach­dem die Demon­stra­tion längst aufgelöst war, kam es zu zehn Fes­t­nah­men. Die Ermit­tlungsstrate­gie der Polizei scheint sich neuerd­ings auf das Täter­pro­fil „Jugendlich­er“ zu beschränken. Wir wollen gar nicht wis­sen, wie viele interne Schu­lun­gen von Nöten waren, um die polizeiliche Ermit­tlungsstrate­gie auf diesen lächer­lichen, „neuesten“ Stand zu bringen.

Unsere Sol­i­dar­ität gilt denen, die der des­o­lat­en Miet­poli­tik der Stadt, sowie den direk­ten Angrif­f­en auf linke Kul­tur- und Wohn­pro­jek­te offen­siv ent­ge­gen­treten. Die Miet­mis­ere in Pots­dam wurde allzu lange nur hin­genom­men, bzw. lediglich mit sym­bol­is­chen Aktio­nen darauf reagiert.
Dazu sagt die Presssprecherin Alis­sa des ak_antifa_potsdam: „Solange der Woh­nungs­markt in Pots­dam und die Lage rund um die linken Pro­jek­te anges­pan­nt bleibt, wird auch die Sit­u­a­tion auf der Straße anges­pan­nt bleiben“.

Kategorien
Antifaschismus Arbeit & Soziales Law & Order

Archiv e.V. lehnt jede Form von Gewalt ab und ruft zu kreativem Protest auf

Der Archiv e.V. tritt für eine friedliche Protestkul­tur ein und dis­tanziert sich ein­deutig von jeglich­er Form gewalt­täti­gen Handelns.

Der Vere­in wider­spricht der Darstel­lung der Polizei, dass es sich bei der spon­ta­nen Demon­stra­tion am 31.12.2012 um eine „Archiv-Demo“ gehan­delt hätte. Keines der Gremien des Archiv e.V. hat die Durch­führung ein­er solchen Demon­stra­tion beschlossen und oder war an deren Durch­führung beteiligt.

Bei dieser — nicht nur durch die Polizei getätigten — Fehlbe­haup­tung han­delt es sich zum wieder­holten Male um einen durch­schaubaren und ungerecht­fer­tigten Ver­such, den Vere­in öffentlich zu krim­i­nal­isieren, um so dessen Bemühun­gen für den Erhalt des offe­nen, unkom­merziellen und soziokul­turellen Stan­dortes Leipziger Str. 60 zu untergraben.

Bere­its 1997 wurde der Vere­in fälschlich­er Weise bezichtigt, für eine Demon­stra­tion in der Innen­stadt Pots­dams ver­ant­wortlich gewe­sen zu sein. In übereil­ter Reak­tion auf diese Falschdarstel­lung wurde das Archiv wenig später unter Ein­satz von exzes­siv­er Gewalt durch die Polizei geräumt – unrecht­mäßig und geset­zeswidrig, wie das zuständi­ge Gericht wenig später urteilte.

Der Archiv e.V. fordert eine dif­feren­zierte Bew­er­tung der Ereignisse ein und verurteilt jede pop­ulis­tisch-ten­den­z­iöse „Auss­chlach­tung“ der vor­liegen­den Sit­u­a­tion auf das Schärfste.

Mit nur wenig Recherche lässt sich eine auf­schlussre­iche Darstel­lung der Demonstrant_innen unter fol­gen­der Inter­net-Adresse find­en: https://linksunten.indymedia.org/de/node/74983

Kay-Uwe Kärsten, der Sprech­er des Archiv e.V., kom­men­tiert die Sach­lage mit den Worten: „Druck erzeugt Gegen­druck. Die Lan­deshaupt­stadt Pots­dam muss sich nicht wun­dern, das Men­schen ihr Recht auf selb­st­bes­timmte Leben­sräume ein­fordern, wenn ihnen diese ent­zo­gen wer­den. So wie auf der „Mieten­stopp jet­zt“ Demon­stra­tion vom 2. Juni. 2012 rufe ich alle Potsdamer_innen zu friedlichen und kreativ­en Protesten auf!“

 

Mit fre­undlichen Grüßen,

der Archiv e.V.

Kategorien
Antifaschismus

Potsdam hat die Grauzone satt – Keine Bühne für „High Society“ im Nil

Pots­dam — Das Jahr 2013 steckt noch in den Startlöch­ern, da ste­hen schon Bands der Grau­zone bere­it um mit ihrem reak­tionären Pathos das Pub­likum zu unter­hal­ten. Im stu­den­tis­chen Nil-Klub am Neuen Palais find­et am 5. Jan­u­ar das jährliche Konz­ert der Band „Blutiger Osten“ statt. Seit 2009 treten die Musik­er mit wech­sel­nden Bands zum Jahresstart dort auf, dieses Jahr mit „High Soci­ety“ aus Dres­den und „Quitschbois“ aus Lehnin.

In den let­zten Jahren hat sich die Prob­lematik um die Grau­zone immens ver­schärft. Früher war es der Anspruch jed­er akzep­tierten Punk/Skinhead Band, sich klar von neon­azis­tis­chem Gedankengut und Per­so­nen­zusam­men­hän­gen zu dis­tanzieren und sich gegen eine Aufwe­ichung der Ablehnung eben dieser einzuset­zen. Mit­tler­weile gehört es lei­der zum guten Ton der unpoli­tis­chen Musik-Szene „Links­faschis­ten“ mit Neon­azis gle­ichzuset­zen und auf das Label Grau­zone stolz zu sein. Fehlen­des Prob­lem­be­wusst­sein und per­sön­liche Ver­strick­un­gen beflügeln den Trend, kon­ser­v­a­tive und anti-emanzi­pa­torische Inhalte unter dem Deck­man­tel der sys­temkri­tis­chen Rebellen wieder salon­fähig zumachen. Ger­ade bei jün­geren Men­schen führt das dazu, dass Parolen und Texte ohne Hin­ter­fra­gen aufge­so­gen und unre­flek­tiert wiedergegeben wer­den. Wo früher der Kampf gegen das Sys­tem, Bullen oder Nazis an erster Stelle in Song­tex­ten standen, sind diese The­men mit­tler­weile dem Saufen, der Heimatliebe oder dem „Wir-gegen-den-Rest“ gewichen. Wichtig dabei ist, nicht die Gren­zen zu ver­wis­chen, wie es eben diese Bands tun. Die Grau­zone hat im All­ge­meinen wenig mit Neon­azis am Hut. So sind auch die erneuten Beteuerun­gen im Vor­feld des Konz­erts im Nil-Klub „Wir sind keine Rechte- oder Recht­sof­fene Band. Wir sind keine Ras­sis­ten, Anti­semiten, wir sind nicht homo­phob und keine Sex­is­ten.“ ern­stzunehmen. Wed­er die Musik­er der Bands sollen als Neon­azis abgestem­pelt wer­den, noch Konz­ertver­anstal­ter. Jedoch ziehen solche Bands ver­mehrt Neon­azis als Konz­ert­gäste an und unter­graben geset­zte emanzi­pa­torische Posi­tio­nen. Mehr Infos zur Grauzone

Bere­its im April let­zten Jahres gaben sich die Grau­zo­nen-Com­bos „9mm“ und „Kärb­holz“ im Waschhaus „die Ehre“. Kri­tik und War­nun­gen Pots­damer Antifaschist_innen wur­den nicht für voll genom­men und das Konz­ert durchge­führt. Im Nach­hinein berichtete die Presse über Neon­azis im Pub­likum, eine Per­son, die den Hit­ler­gruß zeigte und ein­schlägige Nazi-Sym­bo­l­iken an Klei­dung und Fahrzeu­gen der Konz­ert­gäste. Im Okto­ber ver­hielt sich der Lin­den­park kon­se­quent, als nach bekan­nt gewor­de­nen Vor­wür­fen gegen die Band „Krawall­brüder“ kurz­er Hand das Konz­ert abge­sagt wurde. Die Band ver­legte das Konz­ert nach Berlin und hat­te auch dort Schwierigkeit­en einen Auftrittsort zu find­en.

Haup­tkri­tikpunkt des kom­menden Konz­erts ist die Band „High Soci­ety“. Die Band spielte im März 2007 mit den RAC-Bands „Dis­charg­er“ und „Glo­ry Boys“ im thüringis­chen Recht­srock-Laden „Skin­house Menfis“[Abb. 1]. Dort geben sich regelmäßig unter anderem die Neon­azi-Hooli­gan Band „Kat­e­gorie C“, die Naz­iband „End­stufe“, die Recht­srock­band „Bak­ers Dozen“ aber auch weit­ere Grau­zo­nen­bands wie „Schus­ter­jungs“, „Last Riot“ oder „Bombecks“ die Klinke in die Hand. Auch in den Jahren danach scheint die Band nicht geläutert und tritt weit­er­hin in dubiosen Loca­tions und mit strit­ti­gen Bands auf. Im Sep­tem­ber 2010 spielte sie im „Drums Weimar“, einem recht­slasti­gen Schup­pen der „Boot­boys Weimar“, der zeitweise als Ersatz für das „Skin­house“ diente. Auch dort trat­en RAC- und Recht­srock­bands wie „Booze & Glo­ry“ oder „The Corps“ auf. Für die Konz­ert­poli­tik beispiel­haft ist ein gemein­sames Konz­ert im Mai 2012 in Chem­nitz mit den Grau­zo­nen­bands „Stom­per 98“ und „Gum­bles“, die auch gerne mal auf Antifas ein­prügeln.

Nach­dem der Nil-Klub auf die Vor­würfe aufmerk­sam gemacht wurde, blieb die Dis­tanzierung von „High Soci­ety“ lei­der aus. In ein­er kurzen Stel­lung­nahme schreibt der Nil-Klub: „Zu der Zeit als die Band [im „Skin­house“] aufge­treten ist, befand sich der Laden wohl ger­ade in einem Umbruch. Es war vorher ein rein­er Pun­kladen und die Entschei­dung dort aufzutreten haben sie bewusst getrof­fen um darauf aufmerk­sam zu machen, dass der Laden immer mehr abdriftet.“ Zu dem Zeit­punkt des Auftrittes 2007 hat­te dort aber bere­its im Dezem­ber 2006 die Neon­az­iband „Kat­e­gorie C“ gespielt, was sich nach­weis­lich auf der Web­site des „Skin­house Men­fis“ find­en lässt. Daher ist die Aus­sage einem „Umbruch“ ent­ge­gen­zuwirken unver­ständlich bis absurd, da dieser augen­schein­lich bere­its stattge­fun­den hat­te. Weit­er schreibt der Nil: „[Die Band­mit­glieder von „High Soci­ety“] haben sich bei dem Konz­ert [im „Skin­house“] klar von der recht­en Szene dis­tanziert und woll­ten eigentlich ein Zeichen set­zen.“ Eine Dis­tanzierung von der recht­en Szene ist immer begrüßenswert. Jedoch kann sie nicht ernst genom­men wer­den, wenn bei dem Konz­ert „High Soci­ety“ mit den RAC-Bands „Dis­charg­er“ und „Glo­ry Boys“ auf der Bühne ste­ht. Als let­zter Punkt wird das ver­meintlich pro­gres­sive Label „Con­tra-Records“ als Argu­men­ta­tion­spunkt ange­führt: „[…]auch das Label bei welchem sie unter Ver­trag ste­hen, ste­ht unter dem Mot­to „love music – hate racism“. Dass bei „Con­tra Records“ Anti­ras­sis­mus groß geschrieben wird, möcht­en wir an dieser Stelle nicht demen­tieren, jedoch bewegt sich auch dieses Label im Sumpf der Grau­zone und ver­anstal­tete erst Anfang Dezem­ber die Record-Release-Show der ein­schlägi­gen Szene-Band „Stom­per 98“ mit und auch weit­ere Grau­zo­nen­bands, wie „On the Job“, veröf­fentlichen auf diesem Label.

Hin­ter dem brachialen Namen der gast­geben­den Band „Blutiger Osten“ steck­en sechs Punkrock­er aus Bran­den­burg an der Hav­el, die regelmäßig Konz­erte in und um Pots­dam geben und haupt­säch­lich in den neuen Bun­deslän­dern auftreten. Im Sep­tem­ber 2010 trat­en sie noch unter dem Mot­to „Fuck off Grau­zone“ in Chem­nitz auf. In let­zter Zeit kommt es jedoch ver­mehrt vor, dass auch mit umstrit­te­nen Bands wie „Pöbel und Gesocks“ oder „OHL“(Oberste Heeres Leitung) zusam­men gespielt wird. Nach dem Konz­ert mit let­zter­er Band im Oktober[Abb. 2] äußerte sich die Band auf Face­book belustigt über die Erwäh­nung in dem bekan­nten Grau­zone-Watch­blog „OireSzene“. Auf die iro­nis­che Frage, ob „Blutiger Osten“ denn über­haupt noch mit Grau­zo­nen­com­bos zusam­men­spie­len wollte, antworteten die Musik­er scherzhaft: „Da wir alle in der Band ein Augen­lei­den, dem grauen Star zum Opfer gefall­en sind kön­nen wir darüber hinwegsehen“[Fehler im Orig­i­nal]. Genau dieser Umgang mit Kri­tik ist der Nährbo­den für die voran­schre­i­t­ende Aufwe­ichung pro­gres­siv­er Nor­men und Werte ein­er alter­na­tiv­en Subkultur.

Wir fordern, dass die Band „High Soci­ety“ von dem Konz­ert aus­ge­laden wird und der Nil-Klub sowie die Band „Blutiger Osten“ ein­deutig gegen die Grau­zone Stel­lung bezieht!

Kategorien
Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Vergessen ist die Erlaubnis zur Wiederholung

Am 27. Jan­u­ar 2013 jährt sich der Jahrestag der Auschwitz-Befreiung zum 68. Mal. Zum 68. Mal wer­den von unter­schiedlichen Vere­ini­gun­gen Gedenkver­anstal­tun­gen durchge­führt. Das Gedenken an den Nation­al­sozial­is­mus soll die Erin­nerung an die Opfer wach hal­ten und die Bezwinger ehren. Vor allem aber soll durch das Wach­hal­ten der Erin­nerung an die ein­ma­li­gen Ver­brechen der Deutschen eine Wieder­hol­ung ver­hin­dert wer­den, denn das Vergessen ist die Erlaub­nis zur Wiederholung.

An die deutschen Ver­brechen zu erin­nern, aus der Geschichte gel­ernt zu haben, dazu beizu­tra­gen, dass nichts ähn­lich­es mehr sich wieder­hole, ja gar ein Beispiel zu sein für andere Län­der, wie man mit »schwieriger Geschichte« umzuge­hen habe, das beansprucht die staatliche und offizielle Erin­nerungspoli­tik Deutsch­lands mit ihren Denkmal­sein­wei­hun­gen, Ausstel­lun­gen und Gedenk­feiern auch für sich.

Doch was ist dieses Gedenken wert, in einem Land, das 68 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz weit­er­hin ver­sucht die Entschädi­gung von Opfern auf inter­na­tionaler Ebene zu ver­hin­dern, während es über seine eige­nen Gren­zen hin­aus Renten für die mörderischen Dien­ste der Täter zahlt?

Diesen und anderen kri­tis­chen Fra­gen wollen wir während unser­er Ver­anstal­tungsrei­he vom 13. bis 27. Jan­u­ar 2013 nachge­hen. Außer­dem wer­den wir ver­suchen einen eige­nen, emanzi­pa­torischen Umgang mit dem Gedenken an die Auschwitz-Befreiung zu finden.

»Wie wollen wir zukün­ftig Gedenkpoli­tik gestal­ten?«
13.01. – 19 Uhr • Frei­land Café

In Koop­er­a­tion mit der [a]alp laden wir alle Grup­pen und Einzelper­so­n­en ein, die sich mit uns zusam­men Gedanken über die zukün­ftige Gedenkpoli­tik in Pots­dam machen wollen. Nach ein­er kurzen Ein­stim­mung ins The­ma mit Hil­fe eines Films wollen wir im Rah­men eines offe­nen Aus­tausches neue Ideen find­en Gedenkpoli­tik zu gestalten.

»Anti­to­tal­i­taris­mus und Gedenken in Pots­dam«
15.01. – 19 Uhr • KUZE

Seit einem Jahr gibt es in Pots­dam erbit­terte Auseinan­der­set­zun­gen um den Umgang mit der Geschichte des 3. Reich­es und der DDR. Dieser Kon­flikt entzün­det sich vor allem an den Gedenkstät­ten in der Leis­tikow­straße und in der Lin­den­straße. Unter ein­er SPD-geführten Stadt­spitze und ein­er rot-roten Lan­desregierung wird mas­siv ver­sucht, die Gle­ich­set­zung vom 3. Reich und der SBZ/DDR, von Holo­caust und stal­in­is­tis­ch­er Repres­sion in der städtis­chen Geden­k­land­schaft zu ver­ankern. Mit mas­sivem materiellem und poli­tis­chem Aufwand soll Pots­dams Gedenkstät­ten­land­schaft anti­to­tal­itär neu aus­gerichtet wer­den. Wer da was warum betreibt soll an diesem Abend analysiert wer­den. Referent_in: VVN-BdA Potsdam

Infover­anstal­tung zu jüdis­chem Wider­stand in der NS-Zeit
16. Jan­u­ar 2013 – 20 Uhr • Spartacus

Ob Geschwis­ter Scholl oder Gen­er­al von Stauf­fen­berg. In Deutsch­land kur­sieren ver­schiedene, oft ide­al­isierte Bilder von Widerstandskämpfer_innen gegen den Nation­al­sozial­is­mus. Demge­genüber zeich­net sich ein Bild der pas­siv­en Opfer, Juden und Jüdin­nen, die sich viel zu oft wider­stand­s­los ver­fol­gen und umbrin­gen ließen. Doch von der Ret­tung jüdis­ch­er Kinder bis zur ›Liq­ui­dierung‹ von Gestapospitzeln, von der Her­stel­lung falsch­er Papiere bis zum Trans­port von Waf­fen und Infor­ma­tio­nen: von Frankre­ich bis Polen engagierten sich Jüdin­nen und Juden aktiv im Wider­stand gegen die deutsche Besatzung und die Poli­tik der ›Endlö­sung‹. Diese Ver­anstal­tung wird den jüdis­chen Wider­stand beleucht­en und stellt beson­ders jüdis­che Frauen in den Fokus.

»Hafner‘s Paradies« (Film)
18.
Jan­u­ar 2013 – 19 Uhr • Café 11line

Umgeben von seinen Naz­ifre­un­den lebt der frühere Schweinezüchter, ruinierte Erfind­er, Holo­caustleugn­er und ehe­ma­lige Waf­fen-SS-Offizier Paul Maria Hafn­er in Spanien und träumt vom kom­menden Vierten Reich. Im Laufe des Filmes führt er den Zuschauer in seine dun­kle und groteske Welt ein, die er sich nach seinem eige­nen Gut­dünken zurecht­gelegt hat. Fotos und Film­doku­mente über Konzen­tra­tionslager tut er als Fälschun­gen ab. Unter anderem durch ein Gespräch mit einem Über­leben­den aus Dachau wird auch er von der Real­ität eingeholt.

Führung KZ Sach­sen­hausen
19.
Jan­u­ar 2013 – 14 Uhr • Tre­ff­punkt Hbf. 12 Uhr

Die ca. zwei stündi­ge Führung durch das ehe­ma­lige Lagergelände set­zt sich sowohl mit dem Auf­bau und der Struk­tur des Lagers als auch mit dem All­t­ag der Häftlinge auseinan­der. The­men­schw­er­punkt wer­den hier­bei die Wider­stand­sprax­en der Häftlinge im KZ Sach­sen­hausen sein. Selb­st­be­haup­tung, Sol­i­dar­ität und Wider­stand der Häftlinge gehörten auch zum All­t­ag eines Konzen­tra­tionslagers. Daran gilt es zu erinnern!

»Kalt­land. Eine Samm­lung« (Lesung)
19.
Jan­u­ar 2013 – 19 Uhr • Sputnik

Ein Lese­buch, dass es so noch nicht gab, erzählt die unbe­que­men Kapi­tel der let­zten 20 Jahre deutsch­er Geschichte. Es han­delt vom ganz nor­malen Wahnsinn und den blind­en Fleck­en im nicht mehr ganz so neuen und vere­inigten Deutsch­land. Im deutschen Gedenkmarathon der let­zten drei Jahre bei dem der soge­nan­nten friedlichen Rev­o­lu­tion gedacht wurde, gin­gen einige Facetten der Ereignisse vor 20 Jahren unter. Viele Geschehnisse wie Ros­tock-Licht­en­hagen oder Hoy­er­swer­da oder auch bes­timmte Opfer­grup­pen wer­den ein­fach aus­geklam­mert. Ver­schiedene Autor_innen schrieben zu diesen The­men, welche im Buch »Kalt­land« gesam­melt wurden.

Führung Jüdis­ches Muse­um
22.
Jan­u­ar 2013 – 18 Uhr • Tre­ff­punkt Hbf. 16.30 Uhr

An diesem Tag wollen wir mit euch das Jüdis­che Muse­um in Berlin besuchen. Ihr kön­nt Fra­gen nach eurem Inter­esse ein­brin­gen und diese in der Gruppe diskutieren.

»Deutsche Macht­poli­tik in Europa und Entschädi­gungsver­weigerung« (ange­fragt)
24.
Jan­u­ar 2013 – 19 Uhr • KUZE

Anfang 2012 entsch­ied der Inter­na­tionale Gericht­shof in Den Haag, dass in Griechen­land und Ital­ien ergan­gene Urteile, die die Bun­desre­pub­lik verurteil­ten Schadenser­satz zu zahlen für die Ver­wüs­tun­gen die deutsche Trup­pen dort während des Zweit­en Weltkrieges verur­sacht hat­ten, für Massen­mord und das Abbren­nen von Dör­fern, nicht voll­streckt wer­den kön­nen. Sei­ther kann sich Deutsch­land sich­er sein: die Geschichte ist abgeschlossen, gezahlt wer­den muss im Großen und Ganzen nicht mehr. Was bedeutet dies für den Umgang mit der Geschichte und was bedeutet dies für die Stel­lung Deutsch­lands in der Welt heute? (AK Distomo)

Gedenkkundge­bung
27. Jan­u­ar 2013 – 18 Uhr • Platz der Einheit

An diesem Tag wollen wir am Platz der Ein­heit und anschließend am Bass­in­platz an die Befreiung von Auschwitz erinnern.

Adressen
Frei­land Café & Spar­ta­cus (Friedrich-Engels-Str. 22)
KUZE (Her­mann-Elflein-Str. 10)
Café “11line” (Char­lot­ten­str. 119)
Sput­nik (Char­lot­ten­straße 28)

Kategorien
Antifaschismus Arbeit & Soziales Law & Order

Spontandemonstration gegen Gentrifizierung

Die anges­pan­nte Sit­u­a­tion auf dem Woh­nungs­markt, die stetig steigen­den Mieten ein­herge­hend mit fehlen­dem Wohn­raum im niedri­gen Preis­seg­ment sowie die Bedro­hung link­er Freiräume und beset­zter Häuser in Pots­dam ist in den Medi­en fast ein alltäglich­es The­ma. Während kom­mu­naler und preiswert­er Woh­nungs­be­stand ver­schwindet, wie aktuell die Debat­ten um den Abriss des Stau­den­hof, der Verkauf von städtis­chen Eigen­tum wie am Fin­d­ling und die Sanierung der let­zten kostengün­sti­gen Wohn­quartiere zeigen, baut die Stadt Pots­dam auf Tra­di­tion und Preußen­tum. Für die Errich­tung der his­torischen Mitte (Stadtschloss, Gar­nisonkirche und andere Baut­en) wer­den öffentliche Gelder ver­schwen­det und Wohn­raum abgeris­sen. Auch wenn die Stadt nach Außen von ein­er kri­tis­chen Sit­u­a­tion auf dem Woh­nungs­markt spricht, zeigt sie mit ihrer Poli­tik und mit der Bedro­hung von linken Wohn­pro­jek­ten Freiräu­men, wen sie in der Stadt haben wollen und wen nicht. Ein Pots­dam für Reiche, Besserver­di­enende und Preußen­fetis­chis­ten? Ohne uns!

Rund 70 größ­ten­teils ver­mummte Autonome zeigten heute, was sie von der städtis­chen Poli­tik hal­ten. Mit Sprechchören gegen die Woh­nungspoli­tik und für die Sol­i­dar­ität mit den linken Wohn- und Kul­tur­pro­jek­ten began­nen sie ihre Demon­stra­tion im Pots­damer Stadt­teil Bran­den­burg­er Vorstadt, wo Wei­h­nacht­en vor einem Jahr ein Haus beset­zt wurde. Die Beset­zung wurde zwar nach 24 Stun­den been­det, doch medi­al war die Beset­zung ein voller Erfolg. Über elf Monate stand das Haus leer, im Dezem­ber 2012 began­nen dann Arbeit­en am Haus.

Die Demon­stra­tion zog an den Wohn­pro­jek­ten in der Zep­pelin­straße vor­bei, die sich aktuell in Ver­hand­lun­gen mit der städtis­chen Woh­nungs­bauge­sellschaft Gewo­ba befind­en, weil die Gewo­ba durch ihre Pachter­höhun­gen und baulichen Aufla­gen die Exis­tenz von derzeit vier Wohn- und Kul­tur­pro­jek­ten gefährdet. Mit aller­hand Pyrotech­nik, Trans­par­enten und Sprechchören bewegte sich die Demon­stra­tion weit­er in die Einkauf­s­meile Pots­dams, die Bran­den­burg­er Straße. Mit Parolen wurde immer wieder auf die kri­tis­che Sit­u­a­tion des linken Kul­turzen­trums „Archiv“ einge­gan­gen, dessen Sta­tus und Zukun­ft weit­er­hin ungek­lärt sind. Schon seit Jahren ste­ht der Erhalt des Archivs auf dem Spiel, welch­es sich gegenüber ein­er im Bau befind­lichen Luxus­wohnan­lage befind­et. Auch die Zukun­ft des beset­zten Haus­es „La Datscha“ ist mehr als fraglich. So ver­sucht der unmit­tel­bare Nach­bar, die Stiftung Preußis­che Schlöss­er und Gärten, das Gelände von der Stadt zu erzwin­gen, um eine Schutz­zone zum Park Babels­berg zu erricht­en. Selb­st drin­gend benötigte Fußballplätze dür­fen in der Rand­lage des Parks nicht gebaut werden.

Nach­dem Schaufen­ster divers­er Geschäfte zer­stört wur­den und die antr­e­f­fende Polizei ange­grif­f­en wurde, löste sich die Demon­stra­tion nach ca. 20 Minuten auf. Die Polizei ver­suchte anschließend flüch­t­ende Teil­nehmende festzunehmen. Ob es zu Fes­t­nah­men gekom­men ist, kann derzeit noch nicht fest­gestellt wer­den. Jeden­falls war die Demon­stra­tion endlich wieder ein Weck­ruf sowohl an die linke Szene als auch an die Stadt Potsdam.

Nehmt ihr uns die Häuser ab, dann machen wir die City platt!

Wir bleiben Alle!

Kategorien
Antifaschismus

Klamotten für den zeitgemäßen Szene-Style

(Fabi­an Kunow im Blick nach Rechts) Im Berlin­er Umland sind drei Fir­men ansäs­sig: Medi­a­tex GmbH, Pro­Tex GmbH und Skytec Out­lets GmbH, welche zusam­men die in der recht­sex­tremen Szene beliebte Marke „Thor Steinar“ pro­duzieren und vertreiben. Im Jahr 2010 betrug die Bilanz­summe von Medi­a­tex 4.605.516,75 Euro (2009: 6.419.236,83) von Pro­Tex 674.926,35 Euro (2009: 1.218.919,87) und Skytec Out­lets GmbH  2.839.412,62 Euro (2009: 2.381.878,14 Euro). Aktuellere Zahlen haben die Fir­men noch nicht vorgelegt. Sie zeigen aber an, wie viel Geld im braunen Chic steckt. „Thor Steinar“ lei­det zwar seit Jahren an einem schlecht­en Image bei den 100 Prozent-kor­rek­ten Neon­azis. Für die Schaf­fung eines zeit­gemäßen recht­sex­tremen Lifestyles, welch­er im Straßen­bild viel­er Städte ver­ankert ist, war und ist „Thor Steinar“ aber unverzicht­bar. Neben einem pro­fes­sionellen Inter­net­por­tal besitzt das Label zurzeit 12 eigene Ladengeschäfte. Die Marke ist aber darüber hin­aus auch in mehreren recht­en Szen­ev­er­sän­den und Geschäften zu beziehen und das nicht nur in Deutschland.

Die größte Konkur­renz für Thor Steinar kommt eben­falls aus Bran­den­burg: „Erik & Sons“ (ES). ES ist ästhetisch eine Kopie von „Thor Steinar“. Anders als „Thor Steinar“ pflegt ES aber offen­siv den Kon­takt ins neon­azis­tis­che Milieu.

My favorite Colour is White“

So wurde unter dem Mot­to „Luni hat gerufen“ über den ES-Newslet­ter zum „Eich­felder Heimattag“ 2011 mobil­isiert. Dafür waren die Recht­srock-Bands „Words of Anger“ und die „Lunikoff Ver­schwörung“ angekündigt. Hin­ter „Luni“ beziehungsweise „Lunikoff“ ver­birgt sich der ehe­ma­lige Sänger der ver­bote­nen Neon­azi-Band „Landser“ Michael „Lunikoff“ Regen­er. In der Mail wurde auch „mit riesigem Verkauf­s­stand – die wichtig­ste aller deutschen Tex­til­marken: Erik & Sons“ gewor­ben. Der let­zte Stre­ich von ES war eine Pro­mo­tions­fo­to­strecke zu seinem T‑Shirt „My favorite Colour is White“ im mul­ti­kul­turellen Berlin­er Stadt­teil Kreuzberg.

Pro­duziert und ver­trieben wird Erik & Sons von ein­er „Land­skamp Tex­tilu­nion Unternehmerge­sellschaft“. Let­ztere hat 147 771 Euro für 2010 (2009: 167.925) als Bilanz­summe aus­gewiesen. Trotz Szene-Cred­i­bil­i­ty, was sich unter anderem im Verkauf ihrer Klam­ot­ten im NPD-nahen Ver­sand Deutsche Stimme nieder­schlägt, kann die Marke aber noch nicht über eine größere ökonomis­che Potenz ver­fü­gen. Dieses zeigt sich unter anderem auch darin, dass es zurzeit keine „Erik & Sons“-Ladengeschäfte gibt.

T‑Shirt „Neuschwaben­land“

Eben­falls aus Bran­den­burg stammt die Marke „Fourth Time – Cloth­ing Brand“. Sie wurde nach eige­nen Angaben im August 2011 im bran­den­bur­gis­chen Tel­tow gegrün­det. Ästhetisch knüpft „Fourth Time“ an „Thor Steinar“ und „Erik & Sons“ an, obwohl der Inhab­erin keine Herkun­ft aus der extremen Recht­en nachzuweisen ist. Mit ihrem T‑Shirt „Neuschwaben­land“ liefert die Marke einen Ver­weis auf die Expe­di­tion in die Antark­tis 1938/39 und das dabei ange­blich neu ent­deck­te „Neuschwaben­land“, um welche Mythen und Ver­schwörungs­the­o­rien ranken. Diese Ver­schwörungs­the­o­rien wer­den in der extremen Recht­en rezipiert.

In der Rubrik „Händlerliste“ ist als einzige Adresse der Strike Back Shop Apol­da aufge­führt. Dieser Ver­sand und das Ladengeschäft entstam­men ein­deutig dem recht­sex­tremen Milieu. Hier kön­nen T‑Shirts der Marken „Ans­gar Aryan“, „Thor Steinar“, „Erik and Sons“ sowie T‑Shirts aus dem neon­azis­tis­chen Musik­m­i­lieu erwor­ben wer­den. Noch ist „Fourth Time“ eine sehr kleine Marke. Ob dieser Sta­tus bei der Konkur­renz von „Thor Steinar“ und „Erik & Sons“ sowie Preisen von 32 Euro für ein T‑Shirt ver­lassen wer­den kann, ist zweifelhaft.

Ein­deutig unein­deutige Aussagen

Auf einem wesentlich erfol­gre­icheren Kurs scheint das Markenge­flecht um die Szeneklam­ot­ten von „Box­ing Con­nec­tion“ beziehungsweise „Label 23“ zu sein. Über deren Hin­ter­gründe klärt das „Antifaschis­tis­che Infoblatt“ (AIB) in sein­er aktuellen Aus­gabe auf. So soll unter anderem der Cot­tbusser Neon­azi und erfol­gre­iche Kick-Box­er Markus W. dort eine nicht uner­he­bliche Rolle spie­len. Dem AIB zufolge war W. „…in das Süd­bran­den­burg­er Neon­azi-Net­zw­erk der Spreelichter eingebunden“.

Als Käufer­schicht­en sollen Kampf­s­portler und aktive Fußball­fans ange­sprochen wer­den. So wird Wer­bung auf  bedeu­ten­den Inter­net­por­tal­en der Ultra­szene geschal­tet und es wer­den erfol­gre­iche Kampf­s­portler gespon­sert. Poli­tis­che Aus­sagen sind hinge­gen auf den Shirts der Cot­tbusser Marke nur impliz­it vorhan­den. Wie bei „Thor Steinar“ und „Erik & Sons“ wird mit „ein­deutig unein­deutig“ gespielt.

Ein T‑Shirt, das W. im Urlaub dabei hat­te, war offen­bar nicht so ein­deutig unein­deutig, wie diejeni­gen, die er verkauft. W. wurde schließlich für das Tra­gen eines „Hitler- Gedenk-Shirts“ verurteilt.

Beim Inter­netver­sand der eben­falls aus Bran­den­burg stam­menden Marke „Her­rmanns­land“ des ehe­ma­li­gen Sängers der Neon­azi-Band „Landser“ Michael „Lunikoff“ Regen­er ist dage­gen zurzeit eine Baustelle.

Kategorien
Antifaschismus

Saskia Ludwig gratuliert den Salonfaschisten

INFORIOT Die Bran­den­burg­er CDU-Land­tagsab­ge­ord­nete Sask­ia Lud­wig ist weit­er­hin auf Kuschelkurs mit der Neuen Recht­en. Als vor weni­gen Tagen das “Insti­tut für Staat­spoli­tik” (IfS) eine Zweig­stelle in Berlin eröffnete, steuerte Lud­wig ein Gruß­wort bei. Laut ein­er Mit­teilung auf der Home­page der IfS-eige­nen Zeitschrift “Sezes­sion” äußerte sich Lud­wig wie fol­gt:

“Ich habe großen Respekt vor dem bish­er Geleis­teten. Ger­ade, weil Stand­haftigkeit die einzige Möglichkeit ist, Posi­tio­nen, Mei­n­un­gen und Argu­mente nicht zu räu­men und so den­jeni­gen die Deu­tung­shoheit zu über­lassen, die sich nicht mehr mit Argu­menten son­dern nur noch mit der soge­nan­nten ‘Stan­dortbes­tim­mung’ befassen. (…) Deshalb ist es so wichtig, dass im IfS ein Frei­heit­sraum für das Nach­denken vertei­digt wird. Im ewig neuen Rin­gen um Wahrheit und Frei­heit kön­nen hier Ideen entstehen.”

Das “Insti­tut für Staat­spoli­tik” ist eine pri­vate Ein­rich­tung, die als intellek­tueller Samm­lungspunkt für die Neue Rechte fungiert. Vertreten wer­den anti­demokratis­che Inhalte mit einem immer wieder kehren­den Bezug zur “Kon­ser­v­a­tiv­en Rev­o­lu­tion”. IfS-Grün­der Karl­heinz Weiß­mann hat­te erst im Okto­ber auf dem aus dem IfS-Spek­trum organ­isierten “Zwis­chen­tag” in Berlin Grundge­setz, Men­schen­recht­en und der Aufk­lärung eine Absage erteilt. Unter den Gästen waren unter anderem etliche Funk­tionäre der Neon­azi-Partei NPD.

Im März diesen Jahres war Sask­ia Lud­wig als Autorin der neurecht­en “Jun­gen Frei­heit” in Erschei­n­ung getreten. Nach heftiger Kri­tik an Inhalt und Pub­lika­tion­sort trat Lud­wig deswe­gen im Sep­tem­ber von ihren Ämtern als Bran­den­burg­er CDU-Vor­sitzende und als Land­tags­frak­tionsvor­sitzende zurück. Zuvor war ihr von ihrer Frak­tion das Ver­trauen ent­zo­gen worden.

Kategorien
Antifaschismus

Kurzes Zittern am Infostand

Einige Monate hat­te sich die „Nation­aldemokratis­che Partei Deutsch­lands“ in Bran­den­burg an der Hav­el nicht sehen lassen, heute war es nun wieder soweit. In der Zeit von 10.00 bis 14.00 Uhr hat­te die Partei einen Info­s­tand in der Nähe des Neustädtis­chen Mark­tes in Bran­den­burg an der Hav­el angemeldet, um dort Flug­blät­ter verteilen zu können.

NPD „klärte“ über „Ziele“ auf

Nicht ein­mal zwei Stun­den hiel­ten es die fünf Funk­tionäre, die sich um einen – schlauer weise – mit einem Son­nen­schirm, anstatt eines Heizgerätes, gar­nierten Tisch schar­rten, dann tat­säch­lich aus. „Echte Deutsche“, so mag men­sch nun meinen, „wär­men sich“ halt doch nicht mehr „an Eis­blöck­en“, wie ein alter Aber­glaube berichtet, sie erstar­ren neuerd­ings eher dazu.
Dass die NPD Pro­pa­gan­da dies freilich anders sieht, über­rascht hinge­gen wenig. „Trotzend der Kälte“ habe der Kreisver­band, so eine Mit­teilung auf dessen Präsenz im sozialen Net­zw­erk, „über die Ziele der NPD“ aufgek­lärt.

Innen­min­is­ter erken­nen Ver­fas­sungs­feindlichkeit in NPD „Zie­len“

Über die Ziele der NPD haben sich am let­zten Mittwoch übri­gens auch die Innen­min­is­ter der 16 Bun­deslän­der auf der Innen­min­is­terkon­ferenz aufgek­lärt und aus den daraus resul­tieren­den Erken­nt­nis­sen ein neues Ver­botsver­fahren gegen die Partei ein­geleit­et. (1.) „Wir“, so Lorenz Caffi­er (CDU), Vor­sitzen­der der Tagung der Lan­desin­nen­min­is­ter, „kön­nen mit öffentlich zugänglichen Beweis­mit­teln bele­gen, dass die NPD eine ver­fas­sungs­feindliche Partei ist“. (2.)
Diese Belege sind, neben Het­zre­den und ein­er aggres­siv­en Pro­gram­matik, auch Ereignisse, die von der Gewaltaffinität der Partei bzw. deren Funk­tionäre, direkt zeugen.

NPD Ortsvize Klause trotz Verurteilung weit­er aktiv

Im Früh­jahr 2012 wurde beispiel­sweise der Stu­dent Christoph K. vom stel­lvertre­tenden Vor­sitzen­den des NPD Orts­bere­ich­es Bran­den­burg, Fabi­an Klause, über­fall­en, mit der Faust ins Gesicht geschla­gen und danach noch mit „Hun­de­ab­wehrspray“ trak­tiert. (3.)
Klause wurde dafür zwar Ende Sep­tem­ber 2012 recht­skräftig verurteilt, kon­nte aber weit­er­hin für die Partei aktiv bleiben. Am 29. Sep­tem­ber 2012 wurde er sog­ar als Ord­ner bei einem NPD Auf­marsch in Sten­dal (Sach­sen-Anhalt) einge­set­zt. Und heute mor­gen eben auch als Repräsen­tant des Ortsver­ban­des Bran­den­burg an der Hav­el beim oben erwäh­n­ten Info­s­tand am Neustädtis­chen Markt.

Im Fall der NPD scheint also der Griff zur schw­er­wiegend­sten Sank­tion­ierung – dem Parteiver­bot – also in der reinen Notwendigkeit zu liegen. Wenn es die Partei nicht sel­ber schafft oder schaf­fen will, Ver­stöße ihrer Mit­glieder und Funk­tionäre gegen die geset­zliche Ord­nung zu ächt­en, muss dies als Zus­tim­mung zu der­ar­tigem Fehlver­hal­ten gew­ertet und dementsprechend auch beant­wortet werden.

Quellen:

1.) http://www.fr-online.de/politik/innenministerkonferenz-in-rostock-laender-stimmen-fuer-npd-verbot,1472596,21043756.html

2.) http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12436242/492531/

3.) http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12399249/61009/Frueherer-NPD-Vizechef-traktierte-linken-Studenten-mit-Faustschlag.html

Inforiot