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Antifaschismus

Chronik neonazistischer Aktivitäten in Potsdam und Umgebung

Jeden Monat ver­bre­it­en Neon­azis in Pots­dam und Umland ihr men­schen­ver­ach­t­en­des Gedankengut durch zahlre­iche Inter­net­pub­lika­tio­nen oder verteilte Pro­pa­gan­da auf den Straßen (rund 2 Pro­pa­gan­daak­tio­nen pro Monat). In dieser Chronik sind vor allem die Aktiv­itäten der NPD, «Alter­na­tiv­en Jugend Pots­dam (AJP)» und «Freie Kräfte Pots­dam (FKP)» aufge­führt und mit Dat­en über ras­sis­tis­che Gewalt in Pots­dam und Umland ergänzt.

Diese Chronik kann nicht als voll­ständi­ger Bericht des Jahres 2010 gese­hen wer­den, da sehr oft Betrof­fene von Neon­azi-Gewalt oder ras­sis­tis­ch­er Gewalt ihre Erfahrun­gen aus Angst nicht äußern und sie somit nicht öffentlich gemacht wer­den. Die Chronik ist ein Ver­such, neon­azis­tis­che Aktiv­itäten im Raum Pots­dam und Umland zu erfassen. Dabei dienen zahlre­iche Berichte aus der «Pots­damer Neusten Nachricht­en», der «Opfer­per­spek­tive» und der «[a] antifaschis­tis­che linke pots­dam (AALP)» als Daten­grund­lage. Eben­falls sind aber auch Aktio­nen und Berichte der Neon­azis selb­st mit aufgeführt.

Kurz gefasst:Die DVU ist tot, die NPD sprang aus ihren Startlöchern

Seit Anfang Jan­u­ar 2010 sind enorme Aktiv­itäten der NPD in Pots­dam und Umge­bung zu verze­ich­nen. Nach den Land­tagswahlen im Herb­st 2009 ver­lor die DVU in Pots­dam nicht nur ihre Sitze im Bran­den­burg­er Par­la­ment, son­dern auch viele Anhänger_innen und Funktionär_ innen an die NPD. So entsch­ied sich auch Anfang des Jahres der Stadtverord­nete Mar­cel Guse von der DVU zur NPD zu wech­seln. Er grün­dete daraufhin im Jan­u­ar 2010 den Pots­damer NPD-Stadtver­band. Seit dieser Zeit kön­nen immer wieder seine lan­gen und sin­n­freien Texte auf der Inter­net­seite der «NPD Hav­el-Nuthe» aufgerufen wer­den. Aus sein­er neon­azis­tis­chen Weltan­schau­ung macht er dabei kein Geheim­nis. Doch nicht nur durch «Inhalte» ver­sucht die NPD in Pots­dam präsent zu sein, auch wird seit Jahres­be­ginn ein monatlich­er Stammtisch der NPD abge­hal­ten. Dabei wird vorzugsweise ver­sucht «promi­nente» Referent_innen einzu­laden. Hier­bei ist festzustellen, dass der monatliche Stammtisch der gesamten Pots­damer Neon­aziszene eine Plat­tform für Aus­tausch, Ver­net­zung und gemein­same Aktio­nen liefert. Neben Verteilen ihrer Pro­pa­gand­ablät­tern («Pots­damer Fack­el» und «Wahrheit für Bran­den­burg») gehört wohl zu ihrem größten Event der «Preußen­tag» am 2.Oktober 2010, bei dem auch die Pots­damer Neon­azi-Band «Preußen­stolz » auftritt.

Die «Alter­na­tive Jugend Pots­dam» wie auch die «Freie Kräfte Pots­dam», zu let­zter­er zählt auch die neon­azis­tis­chen Plat­tform «Info­por­tal Pots­dam», sind vor allem pro­pa­gan­dis­tisch — mit Plakat­en, Aufk­le­bern, Sch­ablo­nen­sprühereien oder Tran­spi­ak­tio­nen — auf den Straßen unter­wegs. Auch von ihren Krei­de­malereien kon­nten sie sich nicht tren­nen. All diese Aktiv­itäten waren auch schon 2009 zu beobacht­en. Was nur zum ver­gan­genen Jahr noch hinzukommt ist ihr unsäglich­er Drang zur Selb­stin­sze­nierung, wie durch ihre großen Inter­ne­tankündi­gun­gen zum 14.04.2010, der «Nacht von Pots­dam». Zu ein­er anderen the­atralis­chen Aktion zählt ihr Posieren mit weißen Masken vor Pots­damer Wahllokalen Mitte Sep­tem­ber, bei der sie sich sowohl inhaltlich als auch ästhetisch der Aktions­for­men süd­bran­den­bur­gis­ch­er Neon­azis bedienten.

Pots­damer Neon­azis, egal ob NPD, «AJP» oder «FKP», hal­ten nicht nur bran­den­burg­weit Tre­f­fen ab, son­dern beteili­gen sich auch bun­desweit an Neon­azi-Demon­stra­tio­nen, wobei die Ver­net­zung mit gle­ich­gesin­nten Brandenburger_innen im Vorder­grund steht. 

Im Jahr 2010 gab es bei der Aktiv­ität der Neon­azis klare Schw­er­punk­te während der Monate Feb­ru­ar und Mai. Die Aktiv­itäten lassen sich durch die his­torischen Dat­en der Bom­bardierung Dres­dens, der «Nacht von Pots­dam» und dem Tag der Befreiung leicht zuord­nen. Ger­ade in diesen Tagen wurde großflächig Pro­pa­gan­da verteilt und Aktio­nen bzw. Aufmärsche unter­stützt und ini­ti­iert. Ein weit­er­er Schw­er­punkt neon­azis­tis­ch­er Aktiv­itäten stellt der Monat Sep­tem­ber dar, in dem ver­sucht wurde eine antifaschis­tis­che Demon­stra­tion in Pots­dam durch zahlre­iche Aktio­nen zu behin­dern. Außer­dem wurde die Ober­bürg­er­meis­ter­wahl zum Anlass von Aktio­nen. Ins­ge­samt sind für das Jahr 2010 viele neon­azis­tis­che Aktiv­itäten zu verze­ich­nen, die vor allem durch zahlre­iche und großflächige Pro­pa­gan­daak­tio­nen zu beschreiben sind. Weit­er­hin sind die his­torischen Dat­en und neon­azis­tis­che Aufmärsche in Deutsch­land immer wieder auss­chlaggebend für Aktiv­itäten. Eben­so die zunehmende lokale Ver­net­zung, durch zum Beispiel den NPD Stammtisch,macht es Neon­azis in Pots­dam möglich, das ganze Jahr über präsent zu sein.

 

Jan­u­ar
Anfang Jan­u­ar: Der NPD-Stadtver­band Pots­dam grün­det sich. (Quelle: NPD)

16.01.2010 – Neon­azi­auf­marsch in Magde­burg. Mit dabei Pots­damer Neon­azis der «FKP», «AJP» und NPD (Quelle: AALP)

23.01.2010 – Ver­net­zungstr­e­f­fen mit Neon­azis aus Bran­den­burg (Quelle: «AJP»)

30./31.01.2010 – 1. Stammtisch der NPD Pots­dam. Die Pots­damer Neon­aziszene trifft sich auf Ein­ladung der NPD Pots­dam. (Quelle: NPD)

Feb­ru­ar
07.02.2010 – Die «FKP» und «AJP» fahren in das ehe­ma­lige Konzen­tra­tionslager Sach­sen­hausen und bericht­en in geschicht­sre­vi­sion­is­tis­ch­er Manier von ihrem «Aus­flug» auf ihren Internetseiten.(Quelle: «AJP», «FKP»)

12.02.2010 – Die «AJP» sprühen einen 30m lan­gen geschicht­sre­vi­sion­is­tis­chen Schriftzug an eine Mauer an der Bun­desstraße 2. The­ma ist die Bom­bardierung Dres­dens im Zuge des 2. Weltkrieges. (Quelle: AALP)

13.02.2010 – Neon­azi­auf­marsch in Dres­den. Mit dabei Pots­damer Neon­azis der «FKP», «AJP» und NPD (Quelle: AALP)

13.02.2010 – Ein deutsch­er Staats­bürg­er wurde aus ras­sis­tis­chen Motiv­en Opfer ein­er Kör­per­ver­let­zung. Es kon­nte ein Tatverdächtiger ermit­telt wer­den. Nähere
Angaben liegen nicht vor. (Quelle: LKA)

14.02.2010 – Geschicht­sre­vi­sion­is­tis­che Gedenkak­tion der «FKP» und «AJP» auf dem alten Markt. The­ma ist die Bom­bardierung Dres­dens im Zuge des 2. Weltkrieges. (Quelle: «AJP», «FKP»)

20.02.2010 – Ein 34-jähriger Kameruner wurde auf dem Pots­damer Haupt­bahn­hof von einem 31-jähri­gen Betrunk­e­nen ras­sis­tisch beschimpft und unter dem Ruf «Ich steche dich ab!» mit einem Mess­er bedroht.(Quelle: dpa, 25.02.2010; Polizei)

23.02.2010 – Pro­pa­gan­daak­tion der «FKP» zum Todestag von Horst Wes­sel. Es wur­den zahlre­iche Sch­ablo­nen­sprühereien mit dem Kon­ter­fei des Nazi-Märthyr­ers und weit­ere größere Parolen in Fahrland, Mar­quardt, Wald­stadt, Rehbrücke und am Stern ange­bracht. (Quelle: AALP)

27./28.02.2010 – 2. Stammtisch der NPD Pots­dam. Dies­mal sprach ein «Wort­führer des JN-Stützpunk­tes Pots­dam […] Er informierte […] über die Arbeit des Stützpunk­tes» (Quelle: NPD)


März

07.03.2010 – Die «AJP» fahren in das Marien­bad in Bran­den­burg und bericht­en davon auf ihrer Inter­net­seite. Dabei leug­nen sie den Holo­caust. (Quelle: AALPAJP»)

20./21.03.2010 – 3. Stammtisch der NPD Pots­dam. Mit dabei der dem NPD Kreisver­band Ober­hav­el ange­hörende Thomas Salomon. (Quelle: NPD)

27.03.2010 – Neon­azi­auf­marsch in Neu­rup­pin. Mit dabei Pots­damer Neon­azis der «FKP», «AJP» und NPD


April

07.04.2010 – Ein libane­sis­ch­er Fam­i­lien­vater wurde in einem Einkauf­cen­ter von einem 45-Jähri­gen ange­grif­f­en. Der Täter schlug dem 32-Jähri­gen ins Gesicht und bedro­hte sein Opfer, dessen Frau und zwei Kinder mit ein­er Pis­tole­nat­trappe. Die Polizei nahm den Angreifer fest.(Quelle: PNN, 08.04.2010, OPP)

11.04.2010 – Die «FKP», «AJP» und NPD laden zeit­gle­ich ein Update bzgl. der «Nacht von Pots­dam» hoch. Darin betra­cht­en sie, mit einem geschicht­sre­vi­sion­is­tis­chen Blick, die Bom­bardierung Pots­dams am 14.04.1945.(Quelle: AALP)

12.04.2010 – Pro­pa­gan­daak­tio­nen der «FKP» und NPD bzgl. der «Nacht von Pots­dam». Sie putzen Kriegsdenkmäler.(Quelle: AALP)

12.04.2010 – Pro­pa­gan­daak­tio­nen in den Stadt­ge­bi­eten Zen­trum-Ost, dem Stern, Drewitz und der Wald­stadt. Hier­bei wer­den zahlre­iche Aufk­le­ber bzgl. der «Nacht von Pots­dam» verklebt und Parolen auf Straßen und Wände geschrieben. (Quelle: AALP)

13.04.2010 – Neon­azis verteilen den Pots­damer NPD-Pro­pa­gandafly­er «Pots­damer Fack­el» in Potsdam-West.(Quelle: AALP)

20.04.2010 – Die «AJP» nimmt an ein­er Mah­nwache in Nauen teil. The­ma ist die Bom­bardierung der Stadt am 20.04.1945. (Quelle: AJP)

29.04.2010 – Plakatak­tion für die Mobil­isierung zum 01.Mai/Berlin in Potsdam-Nord

Mai
01.05.2010 – Neon­azi­auf­marsch in Berlin. Mit dabei Pots­damer Neon­azis der «AJP» und NPD.(Quelle: AALP)

01.05.2010 – Neon­azi­auf­marsch in Hoy­er­swer­da. Mit dabei Pots­damer Neon­azis der «FKP» und NPD. (Quelle: AALP)

05.05.2010 – Plakatak­tion der «FKP» und «AJP» zum 08.Mai 1945 mit der Auf­schrift «8.Mai – wir kapit­ulieren nie!» in Fahrland, Mar­quardt, Satzko­rn, Groß-Glienicke, Drewitz, Schlaatz, Wald­stadt, Rehbrücke und dem Stern sowie der Stadt Brandenburg.

08.05.2010 – Neon­azi­auf­marsch in Bran­den­burg. Mit dabei Pots­damer Neon­azis der «AJP», «FKP» und NPD. (Quelle: Antifa Westhavelland)

09.05.2010 – Die «AJP» bringt über 100 neon­azis­tis­che und geschicht­sre­vi­sion­is­tis­che Sch­ablo­nen­sprühereien in Fahrland, Neu-Fahrland Mar­quardt und Groß-Glienicke an. Die Polizei nimmt daraufhin Ermit­tlun­gen wegen des Straftatbe­stands der Volksver­het­zung auf.(Quelle: AALP, PNN 10.05.2010)

13.05.2010 – Neon­azis aus Pots­dam beteili­gen sich an ein­er Pro­pa­gan­daak­tion auf der 20. Bran­den­bur­gis­chen Land­wirtschaft­saustel­lung im Erleb­nis­park Paaren und verteilen NPD Flug­blät­ter. (Quelle: NPD)

15./16.05.2010 – Neon­azis beschmieren am Stern das Bürg­er­büro des Linke-Poli­tik­ers Hans Jür­gen Schar­fen­berg mit ein­er Dop­pel­si­grune und mehreren Hak­enkreuzen. (Quelle: PNN)

22./23.05.2010 – 4. Stammtisch der NPD Pots­dam. Der JN/»Spreelichter» Kad­er Sebas­t­ian Richter war zu Besuch und sprach zum The­ma »Dieses Sys­tem bringt uns den Volk­stod!» (Quelle: NPD)

29.05.2010 – Ver­suchter Neon­azi­auf­marsch in Bernau. Mit dabei Pots­damer Neon­azis der «AJP» und NPD.

Juni
Anfang Juni: Mar­cel Guse hält einen völkischen und anti­semi­tis­chen Vor­trag vor Neon­azis in Bran­den­burg an der Hav­el und bere­it­et sie damit auf einen «möglichen Bürg­erkrieg» vor. (Quelle: NPD)

13.06.2010 – Die «AJP» fährt auf den Wald­fried­hof in Halbe (Quelle: «AJP»)

26./27.06.2010 – 5. Stammtisch der NPD Potsdam.(Quelle: NPD)

Juli
07.07.2010 – Nach dem WM-Fußball­spiel Deutsch­land- Spanien wurde am Haupt­bahn­hof ein Regierungsvertreter aus dem Jemen durch einen Schlag gegen den Kopf ver­let­zt. Der Angreifer zeigte dabei den soge­nan­nten Hit­ler­gruß. Der Tatverdächtige wurde in Gewahrsam genom­men. (Quelle: Polizei; OPP)

Mitte Juli: Die NPD Pots­dam verteilt die Bran­den­burg­er NPD-Pro­pa­gan­dazeitung «Wahrheit für Bran­den­burg» in Michen­dorf. (Quelle: NPD)

24.07.2010 – 6. Stammtisch der NPD Pots­dam. Nach dem Vor­trag eines Neon­azis der JN Pots­dam wird über den «Volk­stod» disku­tiert. (Quelle: NPD)

31.07.2010 – Ver­net­zungstr­e­f­fen mit Neon­azis aus Bran­den­burg (Quelle: «AJP»)

August
19.08.2010 – Die NPD Pots­dam verteilt die Bran­den­burg­er NPD-Pro­pa­gan­dazeitung «Wahrheit für Bran­den­burg» in Pots­dam und Tel­tow. (Quelle: NPD)

Sep­tem­ber
01.09.2010 – Pro­pa­gan­daak­tion im Stadt­teil Schlaatz bzgl. der Antifade­mo am 25.09.2010. Unter anderem wer­den auch Hak­enkreuze und durchgestrich­ene David­sterne auf die Straße gemalt und zahlre­iche Neon­azi­aufk­le­ber verklebt. (Quelle: AALP)

04./05.09.2010 – 7. Stammtisch der NPD Pots­dam. Neben inter­es­san­ten Fak­ten zum deutschen Bauern­tum wird sich ordentlich über die «viele[n] Kam­er­aden aus freien Struk­turen» gefreut, die ange­blich zum Stammtisch erschienen. (Quelle: NPD)

07.09.2010 – Neon­azis der «AJP» ent­fer­nen Plakate für die Antifade­mo am 25.09.2010 in den Stadt­teilen Fahrland, Neu Fahrland, Mar­quardt, Satzko­rn, Born­im und Born­st­edt. (Quelle: «AJP»)

Mitte Sep­tem­ber: Mar­cel Guse verteilt mit weit­eren Neon­azis die Bran­den­burg­er NPD-Pro­pa­gan­dazeitung «Wahrheit für Bran­den­burg» in Treuen­bri­et­zen. (Quelle: NPD)

13.09.2010 – Mar­cel Guse – als par­la­men­tarisch­er Arm der Anti-Antifa – stellt eine Anfrage an den Ober­bürg­er­meis­ter bzgl. d
er Antifade­mo am 25.09.2010. Dadurch ver­sucht er Infor­ma­tio­nen über den_die Anmelder_in sowie die Route der Demon­stra­tion zu erlangen.(Quelle: AALP)

14.09.2010 – Im Umfeld der «Datscha», in der an dem Abend eine Infover­anstal­tung zur Antifade­mo am 25.09.2010 stat­tfind­et, wer­den zahlre­iche Neon­azi­aufk­le­ber verklebt. (Quelle: AALP)

19.09.2010 – Neon­azis der «FKP» ver­mum­men sich mit weißen Masken und zeigen vor ver­schiede­nen Wahllokalen in Pots­dam eine Trans­par­ent mit der Auf­schrift «Die Demokrat­en brin­gen uns den Volk­stod». (Quelle: «FKP»)

22.09.2010 – Neon­azis­tis­che Plakatak­tion der «AJP» in Pots­dam-Nord mit der zen­tralen Parole «Für nationalen Sozial­is­mus». (Quelle: AALP)

23.09.2010 – In der Wald­stadt II wer­den vor mehreren Woh­nun­gen ver­meintlich link­er Jugendlich­er Nazi­parolen geschrieben und dadurch ver­sucht sie ein zu schüchtern. (Quelle: AALP)

25.09.2010 – Die «AJP» besprühen die Fach­hochschule Pots­dam mit der Parole «NS Jet­zt». (Quelle: AALPPNN)

25.09.2010 – Neon­azis sprühen und kleben – «Sum­mer Of Hate Reloaded» – großflächig ent­lang der Route der Antifade­mo (Quelle: Antifa West­havel­land, AALP)

Okto­ber
02.10.2010 – Die Pots­damer Band «Preussen­stolz» tritt beim ersten «Preußen­tag» der NPD in Finow­furt auf. (Quelle: NPD)

16./17.10.2010 – 8. Stammtisch der NPD Pots­dam. Mit dabei, der NPD-Kreistagsab­ge­ord­nete aus dem Land­kreis Havel­land, Dieter Brose. (Quelle: NPD)

18.10.2010 – «Die Demokrat­en brin­gen uns den Volk­stod » heißt die neuen Internet(unter)seite der «FKP» welche sie auf ihrer Home­page ein­gerichtet haben. Die Seite soll den Start ein­er gle­ich­nami­gen Kam­pagne markieren. (Quelle: «FKP»)

Novem­ber
13.11.2010 – 9. Stammtisch der NPD Pots­dam. Mit der Floskel «Volks­ge­mein­schaft statt Klassenkampf» lässt sich der Inhalt dieser Ver­anstal­tung, bei der dies­mal Ralph Tegeth­off zu Gast war, wohl aus­re­ichen zusam­men­fassen. Dieser war in der ver­bote­nen «FAP» aktiv und wurde unter anderem dadurch bekan­nt, da er 1983 beim hantieren mit ein­er Rohrbombe festgenom­men wurde. (Quelle: NPD)

14.11.2010 – Drei Neon­azis verteilen den Pots­damer NPD-Pro­pa­gandafly­er «Pots­damer Fack­el» im Wohnge­bi­et Zen­trum-Ost (Quelle: NPD)

14.11.2010 – Mar­cel Guse ist zu Gast bei der NPD-Augs­burg und hält dort einen Vor­trag. (Quelle: NPD)

17.11.2010 – Pots­dam – Zwei Män­ner belei­digten in der Straßen­bahn einen Flüchtling ras­sis­tisch und bespuck­ten ihn. Als ein­er der Män­ner den Keni­an­er zu schla­gen ver­suchte, kon­nte der Ange­grif­f­ene auswe­ichen. Obwohl ein Mann mit Migra­tionsh­in­ter­grund ver­suchte, einzu­greifen, kon­nten die Täter unbe­hel­ligt die Tram ver­lassen. (Quelle: Polizei, OPP)

21.11.2010 – Die «FKP» ver­anstal­ten zusam­men mit den «Spreelichtern» und «Freien Kräften» aus Leipzig eine Gedenkver­anstal­tung auf dem Sol­daten­fried­hof in Jüter­borg. (Quelle: APAP)

27./28.11.2010 – 10. Stammtisch der NPD Pots­dam. Es wer­den ver­schiedene Gedichte vor­ge­tra­gen und erk­lärt, warum dem dro­hen­den «Volk­stod» nur durch «Fam­i­lien­grün­dun­gen und eine vor­bildliche Lebens­führung» begeg­net wer­den kann. (Quelle: NPD)

Dezem­ber
Anfang Dezem­ber führt die NPD Pots­dam, ihren eige­nen Angaben zufolge, mehrere kleinere Gedenkver­anstal­tun­gen «zu Ehren unser­er vor dem Feind gebliebe­nen Sol­dat­en» in Pots­dam und Umge­bung durch. (Quelle: NPD)

07.12.2010 – Die NPD Pots­dam verteilt den Pots­damer NPD-Pro­pa­gandafly­er «Pots­damer Fack­el» und het­zt darin in ras­sis­tis­ch­er und wohl­stand­schau­vin­is­tis­ch­er Manier gegen Asylsuchende.(Quelle: NPD)

25./26.12.2010 – 11. Stammtisch der NPD Pots­dam. Dies­mal wurde sich der in Hen­nigs­dorf wohnende Maik Ham­pel ein­ge­laden. Dieser war Anfang der 1990er Jahre Mit­glied in der inzwis­chen ver­bote­nen «Nation­al­is­tis­chen Front». (Quelle: NPD)

Ende Dezem­ber – «Jahresab­schlussver­anstal­tung» der NPD Potsdam

 

kon­takt: apap@activist.com

https://inforiot.de/adresse/antifaschistisches-pressearchiv-potsdam-apap

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Bericht — Antifa Demo in Spremberg

Sprem­berg- Am ver­gan­genen Sam­stag, 15. Jan­u­ar, fand in Sprem­berg (Süd­bran­den­burg / bei Cot­tbus) unter dem Mot­to „Nazi­ak­tiv­itäten in Sprem­berg stop­pen! – Linke Freiräume erkämpfen!“ eine antifaschis­tis­che Demon­stra­tion statt. Der Demon­stra­tion, zu der die Antifa Sprem­berg und die Antifa Cot­tbus aufgerufen haben, fol­gten ca. 150 Antifaschist_Innen und Bürger_Innen.

Anlass der Demon­stra­tion ist die ansteigende rechte Gewalt in der Region und beson­ders in Sprem­berg. Im Jahr 2010 kam es monatlich zu kör­per­lichen Angrif­f­en auf alter­na­tive und nicht rechte Jugendliche in Sprem­berg. Beson­ders oft kam es zu Über­grif­f­en auf Per­so­n­en aus dem Umfeld des linksori­en­tierten „Pirat­en e.V.“. Nicht nur die Mit­glieder des Vere­ins son­dern auch ihre Vere­in­sräume wur­den oft zum Angriff­sziel. Es wur­den Scheiben eingeschla­gen, in den Innen­hof einge­drun­gen und ran­daliert. Die Kon­se­quenz dieser Über­fälle war die Kündi­gung der Räume durch den pri­vat­en Ver­mi­eter. Somit stand der let­zte alter­na­tive Tre­ff­punkt der Stadt kurz vor dem aus. Durch ein ziv­il-gesellschaftlich­es Engage­ment kon­nte der Ver­trag um einige Zeit ver­längert wer­den. Um dieser Ten­denz der recht­en Gewalt etwas ent­ge­gen­zuset­zen wurde gemein­sam mit bürg­er­lichen Kräften der Stadt eine Demon­stra­tion organ­isiert. Ziel war es zu zeigen das Opfer rechter Gewalt nicht alleine gelassen wer­den und um ein entschlossenes State­ment gegen alte und neue Nazis zu setzen.

Die Demon­stra­tion ver­lief friedlich aber den­noch kämpferisch durch die Innen­stadt von Sprem­berg. Mit Flug­blät­tern, mehreren Kundge­bun­gen mit Rede­beiträ­gen wur­den Spremberger_Innen auf die Nazi-Aktiv­itäten in ihrer Stadt aufmerk­sam gemacht. Eben­so wurde gezeigt das rechte Gewalt nicht unbeant­wortet bleibt und nicht tot­geschwiegen son­dern the­ma­tisiert und bekämpft wird. Es fol­gten Sol­i­dar­itäts­grüße nach Magde­burg und Aufrufe sich in Dres­den an den Block­aden, am 19. Feb­ru­ar,  zu beteiligten. Ins­ge­samt kann ver­merkt wer­den, dass über die gesamte Demon­stra­tion hin­weg   rege Aufmerk­samkeit bei den Bewohner_Innen Sprem­bergs erzielt wer­den konnte.

Am Rande der Demon­stra­tion kam es immer wieder zu Pro­voka­tio­nen durch Neon­azis. Schon auf dem Demon­stra­tionstr­e­ff­punkt, dem Sprem­berg­er Mark­t­platz, taucht­en bekan­nte Neon­azis auf und ver­sucht­en zu provozieren. Hier­bei kam es zu Rangeleien, die durch Cot­tbuser Polizis­ten in „Ziv­il“ unter­bun­den wurden.

Immer wieder ließen sich jedoch am Rande des Aufzuges auf­fäl­lige Pho­tographen und Neon­azis blick­en, die durch ein­schre­it­en der Demo-Teil­nehmer_In­nen erkan­nt und des Ortes ver­wiesen wur­den. Ein weit­er­er Zwis­chen­fall ereignete sich kurz vor dem Ende der Demon­stra­tion, als ein junger Antifaschist in ein­er Lokalität vor mehreren „Gästen“ attack­iert wurde. Daraufhin besucht­en mehrere Antifaschis­ten die Räum­lichkeit­en und erkan­nten Neon­azis, wo es zu ein­er weit­eren Auseinan­der­set­zung kam, die durch ein­stür­mende Polizei-Ein­heit gestoppt wurde. Während­dessen wur­den weit­ere Neon­azis in unmit­tel­bar­er Demo-Nähe gesichtet, die eben­falls die Demon­stra­tion angreifen woll­ten jedoch ließen diese von ihrem Plan ab als sie sich der Überzahl an Demonstrant_Innen gegenüber sahen und ergrif­f­en die Flucht. Die anwe­senden Polizei-Ein­heit­en und die Vielzahl der Polizis­ten in „Ziv­il“ aus Cot­tbus hiel­ten sich weitest­ge­hend zurück. Laut dem „Ermit­tlungsauss­chuss-Cot­tbus“ gab es keine Festnahmen.

In den Abend­stun­den kam es in Sprem­berg zu weit­eren Über­grif­f­en. Die Vere­in­sräume des alter­na­tiv­en „Pirat­en e.V.“  wur­den wieder­holt zur Zielscheibe rechter Gewalt.  Zwei mal wur­den die Räum­lichkeit­en durch ca. 20 Neon­azis mit Böllern und Rauch­bomben bewor­fen und es wurde ver­sucht in den Innen­hof des Haus­es zu gelan­gen. Ohne Erfolg. Laut Polizei wur­den beim zweit­en Angriff sieben Neon­azis festgenom­men, gegen die wegen „Land­friedens­bruchs“ ermit­telt wird. Es ist ver­wun­der­lich wie selb­st der son­st so fleißig in alle Rich­tun­gen ermit­tel­nde Staatss­chutz solche Angriffe nicht vorherse­hen konnte.

Polizeiliche Willkür und Repres­sion gegenüber linken Aktivisten_Innen sind allen bekan­nt, doch bei Neon­azis drückt man sicht­bar das rechte Auge zu. In Pub­lika­tio­nen wie „Ver­fas­sungss­chutzbericht“ protzen die Dien­ste mit ange­blichem Hin­ter­grund­wis­sen, Recherche-Arbeit und Infor­ma­tio­nen von Spitzeln aus der Szene, doch das ein­fach­ste wird wohl nicht getan.

Schon vor Wochen veröf­fentlicht­en Neon­azis aus Sprem­berg auf ihrem Blog den Spruch „WER UNS DIE HAND REICHT, DEM REICHEN WIR SIE AUCH. WER UNS DIE FAUST BALLT DEM BRECHEN WIR SIE AUF!“ in Bezug auf die bevorste­hende Antifa-Demo in ihrer „Heimat­stadt“. Wem doch real die Faust gebrochen wurde ist mehr als streitbar.

Diese Vor­fälle, wie provozierende Neon­azis vor, während und nach der Demon­stra­tion und die bei­den Angriffe auf das Vere­in­shaus zeigen noch ein­mal deut­lich wie wichtig antifaschis­tis­ches Engage­ment in Sprem­berg und Umland ist. Es ist selb­stver­ständlich das diese Demon­stra­tion nur eine Aktion von vie­len war. Weit­er­hin ste­ht unser­er Region ein Nazi­auf­marsch am Dien­stag dem  15.02., dem Tag der Bom­bardierung von Cot­tbus durch Alli­ierte im zweit­em Weltkrieg bevor. Es ist wichtig den Neon­azis aus der Region einen Strich durch die Rech­nung zu machen und diesen Auf­marsch zu verhindern!

Süd­bran­den­burg antifaschis­tisch rock­en! Am 15.02. auf nach Cot­tbus – Nazi­auf­marsch verhindern!

(Antifa Sprem­berg) (Antifa Cottbus)

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Zossen im Januar 2011? Holocaustgedenktag!

Am 27. Jan­u­ar jährt sich zum sech­sund­sechzig­sten Mal die Befreiung des Konzen­tra­tions- und Ver­nich­tungslagers Auschwitz-Birke­nau durch die Rote Armee. Das KZ Auschwitz ste­ht sym­bol­isch für den ökonomisch und gesellschaftlich zugerichteten Massen­mord an Mil­lio­nen vor allem jüdisch markiert­er Men­schen zur Zeit des deutschen Faschis­mus. Zur Erin­nerung an diese Befreiung, zum Gedenken an die Opfer, aber auch zur Mah­nung und kri­tis­chen Auseinan­der­set­zung mit faschis­tis­ch­er Ide­olo­gie etablierte sich dieses Datum weltweit als „Inter­na­tionaler Holo­caustge­denk­tag“.    
Um diesen Tag eben­falls in Tel­tow — Fläming angemessen gestal­ten zu kön­nen, organ­isiert die Bürg­erini­tia­tive „Zossen zeigt Gesicht“ zusam­men mit linken Grup­pen seit 2009 eine Gedenkkundge­bung mit anschließen­der Schweigeminute auf dem Zossen­er Mark­t­platz. In der Region spielt Zossen hier­bei eine beson­dere Rolle: Die let­zte Gedenkver­anstal­tung war über­schat­tet von dem, von lokalen (Neo)Nazis verübten, Bran­dan­schlag auf das „Haus der Demokratie“, zudem wurde das Gedenken von ca. 15 Nazis durch die laut­starke Leug­nung des Holo­causts, sowie Hit­ler­grüßen gestört. Auf­grund dieser Geschehnisse und ein­er unkri­tis­chen Bürg­er­meis­terin, welche die offen­sichtliche Bedro­hungslage durch organ­isierte (Neo)Nazis in der Kle­in­stadt ver­harm­loste, erfuhr Zossen zu Recht bun­desweit neg­a­tive medi­ale Präsenz.
Ger­ade deshalb und in Anbe­tra­cht his­torisch einzi­gar­tiger Ver­brechen des deutschen Faschis­mus, welche sich nie wieder­holen dür­fen und der kri­tis­chen Erin­nerung bedür­fen, wollen wir auch in diesem Jahr gemein­sam mit vie­len Zossen­er Anwohner­in­nen ein gedenkpoli­tis­ches Zeichen set­zen, wobei wir wed­er alte noch neue Nazis tolerieren wer­den. Zossen: Keine Home­zone für Faschisten! 

Die Ver­nich­tung des Nazis­mus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Auf­bau ein­er neuen Welt des Friedens und der Frei­heit ist unser Ziel“.
[Schwur von Buchen­wald — 1945 ]

Gedenkkundge­bung Mark­t­platz                                                                                  Vor­trag
27.01.2011, um 18 Uhr                                                                                                   19 Uhr

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Antifaschismus Law & Order

Oberhaveler Neonazi verurteilt

Am gest­ri­gen Diens­tag fand um die Mit­tags­zeit ein Pro­zess gegen den NPD-?ler An­dre­as Rot­kohl [1] am Ora­ni­en­bur­ger Amts­ge­richt. Er wurde an­ge­klagt einen Jour­na­lis­ten im April be­lei­digt zu haben.

Die Tat wurde bei ein­er Ver­an­stal­tung der Cou­ra­ge-?El­ser-?In­itia­ti­ve Ora­ni­en­burg [2] be­gan­gen.
Wäh­rend im Saal des Bür­ger­zen­trums Georg Elser vor­ge­stellt wer­den soll­te, stell­ten sich meh­re­re Neo­na­zis vor die Schei­ben. Dabei hiel­ten sie Schil­der hoch auf denen Namen von Op­fern des El­ser-?An­schla­ges zu lesen waren. Unter den Neo­na­zis be­fan­den sich die NPD-?Ab­ge­ord­ne­ten Rei­mar Leib­ner[3] und Det­lef Appel[4], die NPD-?ler An­dre­as Rot­kohl und Burk­hard Sah­ner[5], sowie min­des­tens zwei un­be­kann­te Neonazis.

Als der Jour­na­list An­dre­as Rot­kohl auf seine Ak­ti­on an­sprach, er­wi­der­te die­ser laut OGA[6]: „Dich hat man da­mals ver­ges­sen.“ Für die­sen Aus­spruch wurde Rot­kohl nun mit ein­er Geld­stra­fe von 1750 Euro be­straft. Bei einem Pro­zess im März 2009[7] konn­te er ein­er Ver­ur­tei­lung noch entgehen.

Bei der Ver­hand­lung am Diens­tag war Rot­kohl nicht al­lei­ne. Er wurde von 6 Neo­na­zis ge­schützt. Dar­un­ter waren Lore Lier­se[8], Burk­hard Sah­ner und vier Un­be­kann­te, von denen zwei[9] am 1.?Mai mit Leib­ner, Sah­ner und Rot­kohl am Na­zi­auf­marsch in Ber­lin teilnahmen.

 

[1] An­dre­as Rot­kohl; Foto: Apa­biz e.V.
[2] Mär­ki­sche All­ge­mei­ne, 12.?04.?2010
[3] Rei­mar Leib­ner; Foto: Apa­biz e.V.
[4] Det­lef Appel; Foto An­ti­fa Ber­nau
[5] Burk­hard Sah­ner; Foto: Apa­biz e.V.
[6] Ora­ni­en­bur­ger Ge­ne­ral­an­zei­ger, 11.?01.?2011
[7] Mär­ki­sche All­ge­mein, 20.?03.?2009
[8] Ar­ti­kel über Lore Lier­se
[9]Un­be­kann­te am 1.?Mai; Fotos: Antifa

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Antifaschismus

Gewöhnlich – ungewöhnlich ?!

Seit ge­ra­de ein­mal 2004 ist Lore Lier­se in der neo­na­zis­ti­schen NPD Mit­glied, ist aber umso ak­ti­ver und un­ver­zicht­ba­rer als an­de­re Mit­glie­der. Grund hier­für ist, dass sie in vie­len so­zia­len Netz­wer­ken ist und dabei eine Mi­schung von Po­li­tik und „nor­ma­ler“ Welt. Doch be­gin­nen wir die Vor­stel­lung Chronologisch.

Die am 09.?12.?1955 ge­bo­re­ne Müh­len­be­cke­rin (wohnt in der Berg­stra­ße 2) ist drei­fa­che Mut­ter und en­ga­gier­te sich auch vor ihrem NPD-?Ein­tritt po­li­tisch in der Re­gi­on. In der DDR en­ga­gier­te sie sich in di­ver­sen Ge­werk­schaf­ten und bekam so ein Ar­beits­ver­bot. Sie ar­bei­te­te als Zahn­tech­ni­ke­rin in Ber­lin-?Wei­ßen­see. Spä­ter ließ sie sich von der „AG Müh­len­beck“ in den Ge­mein­de­rat von Müh­len­beck wäh­len, in wel­chem sie seit 2003 sitzt. Pri­vat muss­te sie ihren Beruf auf­ge­ben und er­öff­ne­te mit ihrer Toch­ter Me­la­nie eine Zoo­hand­lung in Müh­len­beck (Haupt­stra­ße 6, „Tier­stüb­chen Müh­len­beck), und er­wei­te­re ihr Ge­schäft um einen Hun­de­fri­sör­la­den in Ber­nau (Frie­denstha­ler Platz 36, „Tier­stüb­chen und Hun­de­freund“). Mit ihrer Toch­ter Me­la­nie fing sie nun an Hunde zu züch­ten (Schnaut­zer). Dies ist die Ak­ti­vi­tät die ihr Pri­vat­le­ben be­stimmt. So ist sie Orts-?Vor­sit­zen­de des „Pin­scher-?Schnau­zer-?Klub 1985 e.V.“ und hat damit einen fes­ten Stand in der Hun­de­züch­ter­sze­ne. Auf eine An­fra­ge be­züg­lich des Vor­sit­zes durch ein NPD-?Vor­stands­mit­glied re­agier­te der Ver­ein nicht. Sie be­treut bis zu drei Beep­world­sei­ten und nimmt an meh­re­ren Mes­sen im Jahr teil (zu­letzt am 8.?12. bei der Hip­po­lo­gi­ca in Ber­lin). Auch re­gio­nal ist sie auf die­sem Ge­biet be­son­ders aktiv. In meh­re­ren Foren be­schreibt sie, wann sie wo mit Freun­den Hunde aus­führt. Dabei be­wirbt sie auch den „Tier- und Frei­zeit­park Ger­men­dorf“. In einem Forum schreibt hier­zu ein User: „an sich ein schö­ner Park, aber die vie­len an Thor Stei­nar Kla­mot­ten er­kenn­ba­ren Nazis im Diens­te der Fress­bu­den lässt mich nur kot­zen.“(QYPE.?de)

In vie­len so­zia­len Netz­wer­ken agiert sie unter dem Namen „Zoo­frau“ wel­cher auch auf eine Web­sei­te ver­weist. 2003/2004 kam sie in fi­nan­zi­el­le Schwie­rig­kei­ten durch fal­sche Steu­er­be­ra­tung. Mit 60000 Euro Schul­den ver­lor sei Haus, Ge­schäft und bekam Ge­wer­be­ver­bot. Sie woll­te durch Brie­fe an Kom­mu­ne und Par­tei­en Hil­fe er­hal­ten – die ein­zi­gen (laut ihrer Aus­sa­ge) war die NPD, die re­agier­te. Aus die­sem Grund trat sie 2004 in die NPD ein und er­klär­te ihr neues Ziel „Egal, wo – erst­mal die Deut­schen“.

Sie ist eine Per­son, wel­che ver­sucht der NPD ein bür­ger­li­ches Ant­litz zu geben, wes­halb sie sich über Det­lef Appel echauf­fier­te, nach­dem er eine Hetz­re­de gegen Aus­län­der in Ora­ni­en­burg hielt (Fe­bru­ar 2010). In den sechs Jah­ren hat sich Lore Lier­se in den Vor­stand der NPD Ober­ha­vel rein­ge­ar­bei­tet und ist die Lei­te­rin des kom­mu­nal­po­li­ti­schen Ar­beits­krei­ses in­ner­halb des Lan­des­vor­stan­des der NPD.

Nach außen ist sie nicht die ak­tivs­te, so nahm sie in den letz­ten Jah­ren nur an zwei Kund­ge­bun­gen teil und be­ob­ach­tet de­mons­tra­tiv die tra­di­tio­nel­le An­ti­ra­de­mo in Ora­ni­en­burg (2007). Die eine Kund­ge­bung fand in Müh­len­beck statt und wurde von ihr an­ge­mel­det (27.?01.?2009), die an­de­re fand im ha­vel­län­di­schen Nauen statt (20.?04.?2010). Auch einen Info­stand in den Ora­ni­en­bur­ger Ha­vel­pas­sa­gen führ­te sie durch (30.?07.?2009). An der in­ter­nen Ar­beit nimmt sie eben­falls sehr en­ga­giert teil. Sie nahm an der Grün­dungs­ver­an­stal­tung des KV Bar­nim-?Ucker­mark teil und hielt eine Rede (28.?12.?2006), sie mie­te­te ein Lokal in Krem­men für eine par­tei­in­ter­ne Ver­an­stal­tung an(05.?10.?2007), des wei­te­re nahm sie an ein­er Schu­lungs­ver­an­stal­tung in Bir­ken­wer­der teil (25.?07.?2008).

Durch ihre Ak­ti­vi­tä­ten, ihrem all­ge­mei­nen Stan­ding und ihrer Bür­ger­lich­keit war auch klar, dass die NPD sie bei der Kom­mu­nal­wahl im Sep­tem­ber 2008 auf ihre Liste schrei­ben wird. Dabei wurde sie nicht in den Kreis­tag, aber in die Ge­mein­de­ver­tre­tung von Müh­len­beck ge­wählt (347 Stim­men). Bei der Land­­tags-? und Bun­des­tags­wahl 2009 stand sie eben­falls auf der Liste und war sog­ar die Di­rekt­kan­di­da­tin für Ober­ha­vel für den Bundestag.

Po­li­tisch wich­tig ist Lore Lier­se neben der na­tio­na­len „Auf­ga­be“ auch die Auf­ga­be, die NPD ge­ra­de für Frau­en at­trak­tiv zu ma­chen. Als Stel­la Häh­nel (Pres­se­spre­che­rin LV Ber­lin, Ring Na­tio­na­ler Frau­en, Mit­glied im BV) ein Haus­ver­bot im Fa­mi­li­en­zen­trum Hohen Neu­en­dorf er­hielt(vor­her ar­bei­te­te sie dort eh­ren­amt­lich), ver­teil­te Lore Lier­se Fly­er und ver­öf­fent­lich­te Le­ser­brie­fe in den lo­ka­len Zei­tun­gen um ihrer Ka­me­ra­din den Rü­cken zu stär­ken. Sie ver­band schon früh eine Freund­schaft zu Häh­nel, sowie zur Lich­ten­ber­ger NPD-?Ab­ge­ord­ne­ten Ma­nue­la Tön­hardt. Dies war dann der Grund im Früh­jahr 2008 den Ring na­tio­na­ler Frau­en zu grün­den. An­we­send waren, laut Selbst­aus­kunft, bis zu 30 Frau­en und als Lan­des­vor­sit­zen­de wurde die Hen­nigs­dor­fe­rin Chris­tel Laske gewählt.

Auch in Zu­kunft ver­sucht Lore Lier­se mit ihrer Hun­de­zucht „nor­mal“ zu ar­bei­ten. Dass ein Vor­stands­mit­glied der NPD dabei ein Hob­by hat, wo es um „reine Ras­sen“ geht ist dabei nur die Spit­ze des Eis­ber­ges. In­zwi­schen kün­digt sie an, einen Stand für ihren Laden auf der Bran­den­bur­ger Land­wirt­schafts­mes­se 2011 auf­zu­stel­len. Eine sol­che Ak­zep­tanz von Neo­na­zis in der Ge­sell­schaft darf nicht ein­fach so hin­ge­nom­men werden.

An­ti­fa Grup­pe Ora­ni­en­burg – Ja­nu­ar – 2011

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PREMNITZER NEONAZIS STEHEN IN POTSDAM VOR GERICHT

Pots­dam — Vor dem Landgericht Pots­dam find­et am Mittwoch, den 12. Jan­u­ar 2011, die Beru­fungsver­hand­lung gegen zwei Mit­glieder der recht­en Szene in Prem­nitz (Havel­land) statt. Die zum Teil ein­schlägig Vorbe­straften waren in erster Instanz wegen gemein­schaftlich began­gener Kör­per­ver­let­zung zu Haft­strafen zwis­chen neun Monat­en und einem Jahr und sechs Monat­en sowie zu Schmerzens­geldzahlun­gen an den Geschädigten verurteilt wor­den. Gegen das Urteil legten sie Beru­fung ein.

Die zwei Angeklagten Alexan­der K. und Peer S. hat­ten, gemein­sam mit dem bere­its recht­skräftig verurteil­ten Kevin B., im Okto­ber 2009 einen Punk nach einem Diskobe­such zusam­mengeschla­gen und schw­er ver­let­zt. Das Gericht stellte in erster Instanz fest, dass der ver­mummte Alexan­der K. den Punk völ­lig grund­los ansprang und zu Boden riss. Am Boden liegend
trat­en Kevin B. und der Mitangeklagte Peer S. auf den Geschädigten ein. Der Punk musste mit ein­er Nasen­be­in­frak­tur, gebroch­en­em Fuß und Hämatomen im Kranken­haus behan­delt wer­den. Noch heute lei­det er unter den Verletzungsfolgen.

Vor allem der Angeklagten Alexan­der K. ist kein Unbekan­nter. Er ist bere­its wegen rechter Gewalt­de­lik­te ein­schlägig vorbe­straft. Alexan­der K. ist seit langem Mit­glied der Prem­nitzer Kam­er­ad­schaftsszene und unter­stützt aktiv die NPD. 2007 wurde er wegen Verabre­dung zum Mord in Tatein­heit mit schw­er­er Brand­s­tiftung vom Landgericht Pots­dam verurteilt. Gemein­sam mit anderen Recht­en hat­te er geplant, mit Molo­tow­cock­tails den von alter­na­tiv­en Jugendlichen besucht­en Prem­nitzer Jugend­klub Pre­Ju zu über­fall­en. Laut Antifa war K. auch der Betreiber der regionalen Anti-Antifa-Seite im Inter­net. Auf ihr wur­den Infor­ma­tio­nen über ver­meintliche Linke und AntifaschistIn­nen samt Porträt­fo­tos, Namen und Wohnan­schrift zusammengetragen.

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Antifaschismus

Antifa Demo in Spremberg

Tre­ff­punkt: 15.01.11 | 11h | Mark­t­platz Sprem­berg (bei Cottbus)

Über­griffe durch Neon­azis haben in Sprem­berg eine lange Tra­di­tion. In den frühen 90er Jahren wurde im Stadt­teil „Schwarze Pumpe“ ein Asyl­be­wer­ber­heim durch einen Bran­dan­schlag bis auf die Grund­mauern niederge­bran­nt. Die Jahre bis 1997 waren geprägt von beina­he wöchentlichen Angrif­f­en auf antifaschis­tis­che Men­schen und Ein­rich­tun­gen. Im Jahr 2008 trat der Ort­steil „Schwarze Pumpe“ aber­mals in die Öffentlichkeit. Auf dem Gelände ein­er ansäs­si­gen San­itär­fir­ma wur­den Clu­bräume ent­deckt, die mit Schwarz-Weiß-Roten Borten und Porträts von Land­sern geschmückt waren. Diese Räume, mit dem Namen „Bunker 38“ bilde­ten die kul­turelle Hochburg für örtliche Neon­azis. Nach­dem es in Sprem­berg zwis­chen 1998 und 2008, bed­ingt durch ein effek­tives antifaschis­tis­ches Ein­greifen und ein bre­it gefächertes bürg­er­lich­es Engage­ment zu weniger Vor­fällen kam, flammt die recht­sex­treme Gewalt nun erneut auf.

Seit Mitte des Jahres 2009 sind fast monatlich Über­griffe auf Alter­na­tive Men­schen die nicht in das Welt­bild der Recht­en passen oder auf den alter­na­tiv­en Jugend­club „Pirat­en e.V.“ zu verze­ich­nen. Zulet­zt am 13. 11. 2010 drangen mehrere ver­mummte Neon­azis in den Innen­hof des Haus­es ein, zün­de­ten Knal­lkör­p­er und beschädigten Gebäudeteile.

Erst kür­zlich, am Nach­mit­tag des 07. 12. 2010 kam es zu einem Über­griff auf zwei nicht rechte Jugendliche. Bei­de wur­den durch Schläge mit Knüp­peln und Fausthieben ver­let­zt und erlit­ten Blutergüsse und Schwellungen.

Im Zusam­men­hang mit zün­del­nden Nazis in Dres­den und Berlin, mor­den­den Nazis in Leipzig oder dem Angriff auf das linke Haus­pro­jekt „Zelle79“ am 11. 11. 2010, als in Cot­tbus vier ver­mummte Neon­azis die Fen­ster des Haus­es mit zer­broch­enen Gehweg­plat­ten ein­war­fen, bilden die Über­griffe in Sprem­berg einen trau­ri­gen „ost­deutschen Trend“.

Nicht nur die Mit­glieder des „Pirat­en e.V.“ oder antifaschis­tis­che Jugendliche sind von der Gewalt der Neon­azis betrof­fen, son­dern wir alle. Deshalb rufen wir zu ein­er antifaschis­tis­chen Demon­stra­tion in Sprem­berg auf. Wir möcht­en mit dieser Demon­stra­tion ein entschlossenes State­ment gegen alte und neue Nazis in und um Sprem­berg set­zen und zeigen dass in unser­er Stadt und ander­swo kein Platz ist für ihre Gewalt. [Antifa Sprem­berg]

ES IST IMMER EIN ANGRIFF AUF UNS ALLENAZIGEWALT STOPPEN!

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Antifaschismus

Pressemitteilung der Initiative “Zossen zeigt Gesicht”

In weni­gen Wochen jährt sich unrühm­lich­es Kapi­tel in der Geschichte der Stadt Zossen: Am 23. Jan­u­ar 2010 wurde das Haus der Demokratie (HdD) von Recht­sex­tremen in Brand gesteckt und vernichtet.

Die Bürg­erini­tia­tive Zossen zeigt Gesicht, die sich für mehr Demokratie und gegen die Aus­bre­itung des Recht­sex­trem­is­mus in der Stadt engagiert, hat sich nach diesem furcht­baren Ereig­nis nicht aufgelöst. Im Gegen­teil, wir erleben bis auf den heuti­gen Tag eine bre­ite Unter­stützung von Per­so­n­en und Insti­tu­tio­nen auch weit über die Stadt­gren­zen hin­aus. Beispiel­haft seien das Aktions­bünd­nis Tol­er­antes Bran­den­burg, die Akademie der Kün­ste zu Berlin, Lan­desmin­is­te­rien und auch der Min­is­ter­präsi­den­ten des Lan­des Bran­den­burg genannt.

Gemein­sam mit dem BAZ e.V., dem Träger des HdD, sucht­en wir ein neues Dom­izil. Von Beginn an stand uns der Land­kreis helfend zu Seite und bot auch finanzielle Unter­stützung für den Wieder­auf­bau an.

Noch vor dem Som­mer 2010 wurde ein neues Gebäude mit der Fis­ch­er­straße 26 gefun­den, das mit viel Kraft und einem enor­men finanziellen Aufwand saniert wer­den müsste. Es wurde ein neuer Trägervere­in gegrün­det, der Vere­in Haus der Demokratie. Handw­erk­er, eine Architek­tin aus der Region und Fach­leute des Land­kreis­es unter­stützten uns bei ersten Gedanken zur Pla­nung. Gle­ichzeit­ig began­nen Vere­in und Bürg­erini­tia­tive gemein­sam mit Jun­gendlichen aus dem Land Bran­den­burg das Grund­stück aufzuräu­men und das Gebäude zu entk­er­nen. Die bish­eri­gen mich gerin­gen Kosten kon­nten dank der Spenden, die die BI für den Auf­bau eines neuen Haus­es der Demokratie erhal­ten hat­te, gedeckt werden.

Bis zu diesem Zeit­punkt schienen sich Stadtver­wal­tung und Bürg­er­meis­terin nicht für unser Vorhaben zu inter­essieren. Im einem Brief vom .…, der die BI, lei­der nicht den Vere­in als Ansprech­part­ner, vor­ab als Fax erre­ichte, wur­den wir von Frau Schreiber informiert, dass die Stadt das Vorkauf­s­recht für das Objekt in der Fis­ch­er­straße 26 ausüben wolle. Zum einen, um „die Immo­bilie für die Bürg­erini­tia­tive vor dem Abriss zu sich­ern“ und um dort ein Haus der Vere­ine zu schaf­fen. Wie wir aus der MAZ erfahren haben, stand ein Abriss nie zur Debat­te. Auch will der HdD-Vere­in kein Haus der Vere­ine bauen. Und die BI Zossen zeigt Gesicht braucht keine Heim­statt, die find­en wir mit­tler­weile über­all in der Stadt und ihren Ort­steilen. Was als Idee in der Bi geboren wurde und, was die Stadt braucht, ist ein Haus der Demokratie, von Bürg­ern und für Bürg­er, die sich dort in poli­tis­chen, kul­turellen und sozialen Pro­jek­ten unab­hängig von Poli­tik, Wirtschaft und Ver­wal­tung engagieren wollen. Das weiß auch die Bürgermeisterin.

Die Stadt hat inzwis­chen das Vorkauf­s­recht wahrgenom­men, der Land­kreis wird keinen Wider­spruch ein­le­gen. Ein verabre­detes Gespräch zwis­chen Vere­in und Bürg­er­meis­terin, am 16.12., ließ Frau Schreiber kurzfristig absagen.

Stattdessen erfahren wir auf der Inter­net­plat­tform der Zossen­er Wäh­lerge­mein­schaft Plan B von deren Sprech­er Thomas Böhm am 18.12., dass es mit der Stadt und ihrer Bürg­er­meis­terin von Plan B in Zossen kein Haus der Demokratie geben wird. Unmissver­ständlich schreibt der Plan-B-Sprech­er, dass die Stadt und ihre Bürg­er­meis­terin nie ein Inter­esse an einem solchen Haus hat­te. Unser Antwort: Um Demokratie leben und prak­tizieren zu kön­nen, muss man sie ver­ste­hen und durch­set­zen wollen, müssen Tol­er­anz und gegen­seit­ige Achtung an ober­ster Stelle ste­hen. Und: Der Vere­in Haus der Demokratie und die BI Zossen zeigt Gesicht wer­den sich in ihrem Bemühen um Tol­er­anz, für Demokratie und gegen Frem­den­hass von diesen poli­tis­chen Machtkämpfen nicht beein­druck­en lassen. 

Peter Schmitt

Jörg Wanke
Vor­sitzen­der Vere­in HdD BI Zossen zeigt Gesicht

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus Law & Order

PM — Rechte Schmierereien an den Räumlichkeiten des Utopia e.V.

In der Nacht zum Son­ntag, den 05.12.2010, wur­den mehrere Gebäude auf dem Hof des alter­na­tiv­en Kul­tur- und Bil­dungsvere­ins Utopia mit recht­en Parolen besprüht. Wie im Polizeibericht vom 06.12.2010 zu lesen war, kon­nten die Täter_innen offen­sichtlich noch in der sel­ben Nacht dingfest gemacht wer­den. Sie hin­ter­ließen an ver­schiede­nen Stellen Losun­gen wie “Nationaler Sozial­is­mus”, “Hate Marx”, “Good Night Left Side” und ihre Inter­net­seite. Diese machen deut­lich, wessen geistes Kind die Verfasser_innen sind: die for­mulierten Inhalte lassen einen Zusam­men­hang mit dem Spek­trum der Autonomen Nation­al­is­ten, genauer, mit der Grup­pierung “Autonome Nation­al­is­ten Oder-Spree” erken­nen. Diese lose Grup­pierung tritt seit einiger Zeit zunehmend unter anderem durch das Sprühen ein­deutiger Parolen in Erschei­n­ung und strebt nach einem “nationalen Sozial­is­mus“, in dem keine Men­schen Platz haben, welche antifaschis­tis­che Bil­dungs- und Kul­tur­ar­beit leis­ten. Dies wird deut­lich durch die Ver­wen­dung der Slo­gans “Hate Marx” und “Good Night Left Side”.

Eben­falls auf­fäl­lig ist, dass die Schmier­ereien an den Gebäu­den des Utopia e.V. sowie in unmit­tel­bar­er Umge­bung ange­bracht wur­den und sich somit gezielt gegen einen zivilge­sellschaftlich Akteur, der sich im beson­deren Maße dem Antifaschis­mus und Anti­ras­sis­mus verpflichtet fühlt, richt­en. Damit wird ver­sucht, ein Kli­ma zu schaf­fen, das eben diese engagierten Per­so­n­en ein­schüchtern soll. Immer wieder kam es in der Ver­gan­gen­heit im Raum Frank­furt (Oder), aber auch im Raum Eisen­hüt­ten­stadt und Cot­tbus, zu solchen Sprühereien — meist eben­falls in unmit­tel­bar­er Nähe zu linksalter­na­tiv­en Pro­jek­ten. Dies stellt eine neue Stufe der Bedro­hung dar, vor allem wenn berück­sichtigt wird, dass das gewalt­bere­ite Spek­trum der Autonomen Nation­al­is­ten auch vor tätlichen Angrif­f­en auf Ein­rich­tun­gen und Per­so­n­en nicht zurückschreckt. Als Beispiel kann der Angriff von Nazis auf das linksalter­na­tive Pro­jekt “Zelle 79” in Cot­tbus vor eini­gen Wochen genan­nt werden.

 

Kon­takt: utopia-ffo@riseup.net

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

100 Menschen erinnnerten an den Mord an Amadeu Antonio

Am Mon­tag, dem 6. Dezem­ber 2010, ver­sam­melten sich in Eber­swalde etwa 100 Men­schen zu Gedenkver­anstal­tun­gen zum 20. Todestag von Amadeu Anto­nio Kiowa. Vor 20 Jahren hat­ten 60 Neon­azis den Angolan­er in Eber­swalde zu Tode gejagt und geprügelt. Es war der erste öffentlich bre­it wahrgenommene ras­sis­tis­che Mord nach dem Ende der DDR.

Aus Anlass des Jahrestages fan­den eine Kundge­bung am dama­li­gen Tatort sowie eine Gedenk­feier im Fam­i­lien­garten statt. Dort wurde auch eine Ausstel­lung über das Leben der angolanis­chen DDR-Ver­tragsar­beit­er gezeigt. In den Vor­wochen hat­te es außer­dem eine Podi­ums­diskus­sion und ein Chorkonz­ert gegeben.

Hier ein Rück­blick auf das Geschehen vor 20 Jahren.

Novem­ber 1990: Amadeu Anto­nio traf, nach­dem er mit vier Freund_innen das Lokal “Hüt­ten­gasthof“ in Eber­swalde ver­ließ, auf 60 Neon­azis, die “Neger klatschen“ woll­ten, so ein Zeuge vor Gericht. Auf Anto­nio und seine Freund_innen wurde mit Lat­ten­zäunen und Base­ballschlägern bru­tal eingeschla­gen. Bei dem Ver­such zu fliehen, teilte sich die Gruppe. Amadeu´s Freund_innen kon­nten entkom­men. Er selb­st jedoch nicht.

Der angolanis­che Ver­tragsar­beit­er wurde im späteren Ver­lauf von rund zehn Neon­azis ver­fol­gt, zusam­mengeschla­gen und zu Tode geprügelt. Erst als ein Bus vor­bei­fuhr, ließen die Täter von ihrem bere­its bewusst­losen Opfer ab. Zivilpolizis­ten, die diese grausame Tat von Anfang an beobachteten, forderten lediglich Ver­stärkung an, anstatt aktiv in das Geschehen einzu­greifen, wom­it sie Schlim­meres hät­ten ver­hin­dern können. 

Am 6. Dezem­ber 1990 starb Amadeu Anto­nio im Alter von 28 Jahren an seinen Ver­let­zun­gen,  ohne sei dem Angriff das Bewußt­sein wieder­erlangt zu haben. Er hin­ter­ließ seine schwan­gere Fre­undin, die ihr gemein­sames Kind am 9. Jan­u­ar 1991 zur Welt brachte, dem Tag, an dem sein Leich­nam nach Ango­la über­führt wurde.

Der Tather­gang

Am Abend des 24. Novem­ber 1990 hat­ten sich Neon­azis aus mehreren Ortschaften in der Woh­nung eines bekan­nten Eber­swalder Neon­azis ver­sam­melt. Sie tat­en sich mit etwa 50 weit­eren Jugendlichen aus der Diskothek “Rock­bahn­hof“, ein­er Heavy-Met­al Diskothek zusam­men. Später zogen 60 Neon­azis zum nahegele­ge­nen “Las Vegas“, mit dem Vorhaben linke Jugendliche “aufzuk­latschen“. Das “Las Vegas“ war zu diesem Zeit­punkt jedoch geschlossen. 

Der 60-köp­fige Trupp, zog daraufhin weit­er Rich­tung “Hüt­ten­gasthof“, eine Diskothek die dafür bekan­nt war, dass Men­schen mit alter­na­tivem oder Migra­tionsh­in­ter­grund sich dort aufhiel­ten und auch willkom­men waren.

Zivilpolizis­ten, die den Trupp beobachteten, informierten den Wirt des “Hüt­ten­gasthofs“, der sofort sein Wirtshaus schloss. Anto­nio und seine Begleit­er die sich in diesem Haus aufhiel­ten ver­ließen kurze Zeit später das Lokal und beschlossen sich auf den Heimweg zu machen. Als sie auf Augen­höhe mit den  Neon­azis geri­eten, rief ein­er aus deren Gruppe: “Da sind die Neger“. Was fol­gte war eine bar­barische Het­z­jagd, bei der sich nur Antonio´s Begleit­er ver­let­zt in Sicher­heit brin­gen konnten. 

Amadeu Anto­nio blieb hil­f­los zurück. Er wurde von rund 10 Neon­azis mit Lat­ten­zäunen und Base­ballschlägern mal­trätiert. Als er schon bewusst­los am Boden lag, sprang ein­er mehrmals auf den Kopf. Erst als ein Bus vor­bei­fuhr ließen sie von ihm ab. Elf Tage später, am 06. Dezem­ber starb Amadeu Anto­nio, ohne je das Bewußt­sein wieder­erlangt zu haben.

“Für einen Afrikan­er mache ich nichts“

Die Polizei wusste am Abend des 24. Novem­bers über das Tre­f­fen der recht­en Schläger und das Ziel bescheid. Drei Zivilpolizis­ten beobachteten den kom­plet­ten Tather­gang. Das einzige Ein­greifen jedoch beruhte lediglich auf den Ruf von Ver­stärkung. Diese traf auch ein, griff aber viel zu spät ein. Eine Zeu­g­in sagte, dass sie gehört habe wie ein­er der Polizis­ten sagte: “Für einen Afrikan­er mache ich nichts. Ich set­ze nicht mein Leben auf´s Spiel.“

Der Prozessver­lauf

Das Ver­fahren wurde nur gegen sechs der Täter eröffnet. Ein­er bekam eine zwei­jährige Bewährungsstrafe. Der Rest wurde bis zu vier Jahren Jugend­strafe vor dem Landgericht Frank­furt (Oder) verurteilt. Der Prozess wurde damals vom Recht­san­walt Ronald Reimann, Vertreter der Neben­klage so beschrieben: “Die väter­lich-gut­mütige Prozeßführung des Richters wurde der Schwere der Tat ins­ge­samt nicht gerecht. Oft schien es so, als ob nicht der Tod eines Men­schen Anlaß des Prozess­es war, son­dern ein banaler Ladendieb­stahl von Jugendlichen.“ Und Unrecht hat­te er gewiss nicht.

Ein Polizist sagte aus: “ Ich rief sofort meine bei­den Kol­le­gen zurück, da ich ver­hin­dern wollte, dass diese mit der Gruppe in Kon­flikt ger­at­en“. Auf die Frage: “Waren sie bewaffnet?“, antwortete er: “Ja“. Auf die Frage: “Wären Sie eingeschrit­ten, wenn Sie gewußt hät­ten, daß ein Men­sch zu Tode kommt?“, schweigt er. Der Richter wies ihn auf seine Aus­sagev­er­weigerung hin, die er dann dank­end annahm. 

Dass die Polizei in diesem Fall nicht verurteilt wurde, über­rascht mich nicht. Die Insti­tu­tion ist hier­ar­chisch aufge­baut und endet im Innen­min­is­teri­um. Wenn man dort länger ermit­telt hätte, hätte man auch eigene Ver­fehlun­gen eingeste­hen müssen“, so Pro­fes­sor Dr. Moni­ka From­mel, Direk­torin des Insti­tuts für Sank­tio­nen­recht und Krim­i­nolo­gie der Uni­ver­sität zu Kiel.

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