Kategorien
(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Kultur das beste Mittel, um Demokratie zu stärken und zu leben“

Barnim/Uckermark — Bere­its zum zweit­en Mal ver­lieh die Bürg­er­s­tiftung Barn­im Uck­er­mark den „Barn­imer Förder­preis für Demokratie“. Als Preisträger aus­geze­ich­net wur­den die The­ater­gruppe „Akzent“ aus Eber­swalde und das Jugend­pro­jekt „BAFF – Bands auf fes­ten Füßen“ aus Joachimsthal.

Alle Ini­tia­tiv­en ver­di­enen Anerken­nung und öffentliche Würdi­gung“, erk­lärt Johan­na Funk von der Bürg­er­s­tiftung Barn­im Uck­er­mark anlässlich der Ver­lei­hung des „Barn­imer Förder­preis­es für Demokratie“ am 19. Novem­ber 2010. Seit 2008 wird der Preis im Tur­nus von zwei Jahren von der Bürg­er­s­tiftung vergeben. Vier Pro­jek­te hat­ten es in die engere Auswahl geschafft: das Bünd­nis Barn­im Naz­ifrei, die Eber­swalder Nor­dend­schule, die The­ater­gruppe „Akzent“ sowie das Jugend­pro­jekt „BAFF – Bands auf fes­ten Füßen“. Ursprünglich sollte nur ein Pro­jekt mit dem mit 2.000 Euro dotieren Preis aus­geze­ich­net wer­den. Als Uta Leich­sen­ring, Vor­sitzende des Stiftungsrates, und Vik­to­ria Enzen­hofer, Vor­sitzende des Stiftungsvor­standes, mit den Worten „Wir kom­men zu zweit“ die Bühne betrat­en, ahn­ten einige Anwärter aber schon, dass es eine Über­raschung geben werde. Gle­ich zwei Ini­tia­tiv­en zeich­nete die Jury mit dem Preis aus: die The­ater­gruppe „Akzent“ aus Eber­swalde und das Jugend­pro­jekt BAFF aus Joachim­sthal. Die Entschei­dung fiel der Jury sichtlich schw­er. „Zu groß war die Auswahl und zu vielfältig die Vorstel­lun­gen von Demokratieförderung“, hieß es in ihrer Begrün­dung.

Mit Kun­st und Kul­tur Brück­en bauen“ 

Dass man „mit Kun­st und Kul­tur Brück­en bauen kann“ zeige die The­ater­gruppe „Akzent“ ein­drucksvoll, lobte Leich­sen­ring den ersten Preisträger. 1997 her­vorge­gan­gen als Pilot­pro­jekt aus einem Deutsch-Sprachkurs von Zuwan­der­ern mit über­wiegend rus­sis­ch­er Mut­ter­sprache, hat sich das semi­pro­fes­sionelle Schaus­pie­lensem­ble inzwis­chen als eine feste Instanz der regionalen The­ater­welt etabliert. Junge Zuwan­der­er wür­den durch das ehre­namtliche Engage­ment in der The­ater­gruppe ihre „Rolle“ in der Auf­nah­mege­sellschaft find­en, ehrte die Jury die Arbeit des Pro­jek­ts. Über­glück­lich erk­lärte Ker­stin Wal­ter, kün­st­lerische Lei­t­erin von „Akzent“, das man bere­its im Jan­u­ar mit den Proben für ein neues Stück beginne.

Seit 15 Jahren engagiere sich das Pro­jekt BAFF der Kirchenge­meinde Joachim­sthal gegen Recht­sex­trem­is­mus und Frem­den­feindlichkeit, würdigte Enzen­hofer den zweit­en Preisträger. Ent­standen war das Pro­jekt nach­dem Jugendliche aus Berlin-Kreuzberg Opfer eines Über­falls von Neon­azis in Joachim­sthal wur­den. Ins­beson­dere die Vielfältigkeit der Arbeit von BAFF beein­druck­te die Jury. So bere­ichere BAFF mit Musik- und Tanz­grup­pen, Work­shops, Konz­erten und gemein­samen Reisen das kul­turelle Ange­bot der Region. 6 Kinder- und Jugend­bands beste­hen derzeit. Pfar­rerin Beat­rix Spreng bedank­te sich bei Uwe Kol­berg, dem Leit­er der ver­schiede­nen Bands, und lud gle­ichzeit­ig die Anwe­senden für den 4. Dezem­ber zu „Jugend im Advent“ ein – neben „Musik im Park“ das jährliche Konz­erthigh­light von BAFF. Bei­de Preisträger kündigten am Ende an, das Preis­geld von 1.000 Euro in die weit­ere Arbeit zu investieren.

Jed­er kann das machen“

Mit dem „Barn­imer Förder­preis für Demokratie“ würdigt die Bürg­er­s­tiftung Barn­im Uck­er­mark beispiel­haftes Engage­ment für Demokratie, Weltof­fen­heit, Tol­er­anz und den Schutz der Men­schen­rechte. Zum zweit­en Mal wurde der Preis dieses Jahr ver­liehen. Ins­ge­samt 15 Ini­tia­tiv­en hat­ten sich bewor­ben. „In der Demokratie muss jed­er selb­st etwas tun“, unter­strich auch Fes­tred­ner Rupert Graf Stra­ch­witz, Direk­tor des Mae­ce­na­ta Insti­tuts und Vor­sitzen­der des Stiftungsrates der Amadeu Anto­nio Stiftung die Bedeu­tung des Preis­es. Dies sei manch­mal zwar müh­sam, aber jed­er könne das machen, so der Zivilge­sellschaft­sex­perte weit­er. Um die Arbeit der Engagierten auch kün­ftig anzuerken­nen, möchte die Bürg­er­s­tiftung den Preis 2012 zum drit­ten Mal vergeben.

Von Chris­t­ian Müller

Kategorien
Antifaschismus

Simmersdorf – Ein Ort, wo Nazis sich wohlfühlen können

Sim­mers­dorf — Am ver­gan­genen Son­ntag stellte Bran­den­burg Aktuell in sein­er Rubrik Land­schle­ich­er ein ganz beson­ders idyl­lis­ches Dorf im Land­kreis Spree-Neiße vor. Die cir­ca 300 Einwohner_innen feiern gern, freut sich die amtierende Bürg­er­meis­terin Doris Tamm, und ver­anstal­ten deshalb einen Wei­h­nachts­markt. Um tatkräftige Hil­fe braucht sich kein Men­sch Sor­gen machen. Es gibt die Frei­willige Feuer­wehr, den Dor­f­club für die Alten und den Jugend­klub für die jungge­bliebe­nen Nazis. Deshalb mag kein Men­sch in Sim­mers­dorf Aus­län­der. Es gibt zwar keine, aber nation­al denken viele trotz­dem. Im Land­kreis Döbern, zu dem Sim­mers­dorf gehört, wurde zweis­tel­lig nation­aldemokratisch gewählt.

Nazis gibt es selb­stver­ständlich nicht in Sim­mers­dorf. Die Bewohner_innen sind ein­fach nur tol­er­ant und wählen gern Protest. Mit den „etablierten Volksparteien“ wollen sie nix zu tun haben. Früher war’s die SED heute sind es die SPD, CDU, FDP, die Linke und so weit­er. Deshalb sitzt auch kein_e „Systempartei“-Bürokrat_in im Gemein­der­at – nur Aktive Sport sowie Heimat- und Naturfreunde.

Rico Tob­schall sitzt auch in der Volksvertre­tung des cir­ca 300-See­len-Dor­fes. Der glat­trasierte junge Mann, der gerne Thor Steinar Klam­ot­ten trägt und auf nordis­che Mytholo­gie ste­ht, führt außer­dem den Jugend­klub des Ortes. Von den 30 jun­gen Men­schen kom­men zwar nur noch wenig, aber diejeni­gen, die kom­men, sind äußerst aktiv.

Kristin Krüger ist aber trotz­dem gar nicht aufge­fall­en, daß Nazis und ihr Gedankengut in Sim­mers­dorf unkri­tisch wach­sen und gedei­hen darf. Die Frei­willige Feuer­wehr lebt von ihren Nazis. Der Jugend­club sowieso. Schließlich trägt sein Chef unhin­ter­fragt Nazik­lam­ot­ten spazieren. Cot­tbus, Sprem­berg und die anderen Zen­tren des Nationalen Wider­stands sind eben­falls nicht weit weg. Aber all das inter­essiert Krüger offen­bar nicht. Dann lieber schon die net­ten Dorfbewohner_innen zeigen.

Eine „rechte Szene“ gibt es in Sim­mers­dorf selb­stver­ständlich nicht. Die Blood & Hon­our Band Frontalkraft aus Cot­tbus probt(e) nur seit Jahren in ein­er ehe­ma­li­gen LPG Baracke am Dor­frand. Die ominösen “White Aryans Bran­den­burg” scheinen eben­falls eine beson­dere Beziehung zum Land­kreis Spree-Neiße zu haben. Im Okto­ber 2009 fan­den gle­ich zwei Ver­anstal­tun­gen von Nazis statt. Aber mit den Jugendlichen im Dorf hat das nix zu tun. Meint zumin­d­est die ehre­namtliche Bürg­er­meis­terin Doris Tamm.

Es gibt keine recht­sex­tremen Ten­den­zen im Ort. Es ist eine rechte Grup­pierung pri­vat untergekom­men. Für meine Leute im Jugend­klub im Gemein­dezen­trum lege ich dage­gen meine Hand ins Feuer. Das sind vernün­ftige Leute, die etwas im Kopf haben.”

Na wenn sich Frau Tamm bei ihrem Bür­gen für die Sim­mers­dor­fer Jugendlichen nicht mächtig ver­bren­nt. Aber die Nazis in ihrem Dorf sind ohne­hin nicht ihr größtes Prob­lem. Das Image der Stadt als Nar­ren­metro­pole und aus­ge­lassenes Feier­dorf inter­essiert sie mehr.

Der Ort darf durch so etwas nicht in Mitlei­den­schaft gezo­gen wer­den. So etwas kann man auch nicht beweisen. Ich kenne doch auch die ganze Sym­bo­l­ik nicht.”

Ihr Unwis­sen und ihre Igno­ranz gegenüber dem Prob­lem hätte durch Kristin Krüger und den rbb beseit­igt wer­den kön­nen und müssen. Dann hätte die Bürg­er­meis­terin schnell fest­gestellt, daß Rico Tob­schall, ihr Chef des so hochgelobten Jugend­klubs, eine maßge­bliche Rolle in den Nazistruk­turen im Ort spielt.

Außer­dem müßte Tamm spätestens nach dem Wirbel um ein von Polizeikräften aufgelöstes Nazikonz­ert im Ort und dem Besuch der Chefin des Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutzes im ver­gan­genen Herb­st zu Sym­bol­en und Klam­ot­ten umfaßend informiert sein. Da Tob­schall aber immer noch im Jugend­klub ist, fröh­lich Thor Steinar Klam­ot­ten und andere ein­schlägige Naz­i­mode trägt, scheint Tamm ihr Ober­nazi egal zu sein.

Die Baracke am Dor­frand, in der Nazis immer wieder auch schon vor dem aufgelösten Nazikonz­ert und danach gefeiert haben, wurde im Früh­jahr diesen Jahres Ziel ein­er Brand­s­tiftung. Die Polizei sprach in diesem Zusam­men­hang von einem „Jugendtr­e­ff der recht­en Szene“.

Also, der Ort Sim­mers­dorf ist offen­sichtlich doch nicht so idyl­lisch und harm­los. Kristin Krüger hätte dies wis­sen müssen und hat es selb­st gese­hen. Nur ein wenig Recherche in den eige­nen Archiv­en und in der Lausitzer Rund­schau hätte dazu geführt den Ort etwas dif­feren­ziert­er und kri­tis­ch­er zu betra­cht­en. Diese Igno­ranz gegenüber den Struk­turen stärkt die Freie Nationalist_innen Szene.

Über­griffe übri­gens wird es in Sim­mers­dorf sel­ten geben. Schließlich gibt es keine alter­na­tive Gegenkul­tur oder Migrant_innen im Ort. Mil­i­tant aktiv sind die Nazis der Region deshalb vor allem in Cot­tbus. Um darauf aufmerk­sam zu machen fand am Sam­stag in Cot­tbus eine Antifa Demo gegen Nazige­walt statt. Krüger ignori­ert dies. Hin­ter­grund waren zunehmend gewalt­tätigere Über­griffe im Spree-Neiße Landkreis.

Der Beitrag von Kristin Krüger zeigt ein­drucksvoll, wozu Ver­schweigen und Igno­ranz führt. Nazis dür­fen sich unge­niert äußern. Das Dorf und sein Zusam­men­halt wird beispiel­gebend. Die „Glatzen“, Bomber­jack­en und die anderen Old­school-Nazi-Assec­oires fall­en gar nicht auf. Krüger hat so einen ver­harm­losenden und steuer­fi­nanzierten PR-Beitrag für ein Dorf abgeliefert, in dem Nazis unbe­hel­ligt, etabliert und vom Dorf geschützt schal­ten und wal­ten können.

Update

Der rbb hat das Video und den Text des “Land­schle­ich­ers” von sein­er Seite ent­fer­nt. Hier der Google-Cache. Wenn jemen­sch weiß, wie der Beitrag gerettet wer­den kann, dann bitte ergänzen und / oder verlinken.

Kategorien
Antifaschismus

Antifa-Protest gegen Nazigewalt

INFORIOT Am Sam­stag haben in der Cot­tbusser Innen­stadt etwa 250 Antifas gegen rechte Gewalt demon­stri­ert. Unter dem Mot­to “Es ist immer ein Angriff auf uns alle” wurde auf die mas­sive Nazige­walt in den ver­gan­genen Monat­en in Südost-Bran­den­burg hingewiesen.

Auf­fäl­lig ist, wie sehr alter­na­tive Tre­ff­punk­te in den Fokus der mil­i­tan­ten Recht­en gerückt sind. Erst am 11. Novem­ber zer­schmetterten Neon­azis die Scheiben des Cot­tbusser Alter­na­tivpro­jek­ts Zelle 79. Als Reak­tion auf diesen Angriff hat­te die Antifa Cot­tbus kurzfristig zu der Demon­stra­tion aufgerufen.

Zu nen­nen sind jedoch noch weit­ere ähn­liche Attack­en. In Sprem­berg wurde der Klub des Vere­ins Pirat­en gle­ich mehrfach, zulet­zt am 13. Novem­ber, attack­iert. Auch auf dem Gelände des Park 7 in Forst warf vor eini­gen Monat­en eine Gruppe ver­mummter Neon­azis die Scheiben ein. Hinzu kommt eine große Anzahl von Gewalt­tat­en gegen Per­so­n­en. (Beispiele sind in einem Bericht der Opfer­per­spek­tive gelistet.)

Vom Laut­sprecher­wa­gen der Demon­stra­tion aus wur­den Pas­san­tInnen immer wieder mit kurzen Ansagen auf die Eskala­tion rechter Gewalt aufmerk­sam gemacht. Die Demon­stran­tInnen riefen Parolen wie “Aler­ta Antifascista”.

Von einem Häuser­dach aus wurde die Demon­stra­tion von eini­gen AktivistIn­nen mit einem Feuer­w­erk und dem Schwenken ein­er Antifa-Fahne gegrüßt. Die Demon­stran­tInnen freute es sichtlich, die Polizei weniger — sie stürmte mit einem Dutzend Behelmten in das Haus.

In ver­schiede­nen Rede­beiträ­gen wurde neben der Gewalt auch der Struk­tu­rauf­bau der Neon­azis in Cot­tbus und Umge­bung the­ma­tisiert. Mit­tler­weile gibt es in Cot­tbus selb­st mit dem “Dev­ils Right Hand Store” und dem Thor-Steinar-Laden “Ose­berg” gle­ich zwei rechte Sze­negeschäfte. Kam­er­ad­schaften sind in der Region ver­ankert und die NPD sitzt mit zwei Man­dat­en im Cot­tbusser Stadtparlament.

Die Demon­stra­tion kon­nte erst mit etwa ein­er Stunde Ver­spä­tung starten. Grund: Am Haupt­bahn­hof war zum Zeit­punkt des eigentlichen Ver­samm­lungs­be­ginns eine größere Gruppe Antifas von der Polizei mit unbekan­nter Begrün­dung eingekesselt worden.

Nach unbestätigten Angaben von Beobach­terIn­nen sei es dort auch zu min­destens ein­er Fes­t­nahme gekom­men. Um die eigentliche Demon­stra­tion herum bewegten sich immer wieder kleinere Grup­pen Neon­azis. Es kam jedoch bis zum Demoende am späten Nach­mit­tag zu keinen Konfrontationen.

Kategorien
(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Alarmierende Entwicklung in Südostbrandenburg

In den ver­gan­genen Monat­en ist die Zahl rechtsmo­tiviert­er Angriffe auf alter­na­tive und linke Jugendliche drama­tisch gestiegen. Zudem attack­ieren mil­i­tante Rechte alter­na­tive Jugend­pro­jek­te in Cot­tbus, Forst und Sprem­berg. Bere­its im April hat­te die Opfer­per­spek­tive auf die beden­klichen Entwick­lun­gen in Südost­bran­den­burg hingewiesen. Auf dem Sprem­berg­er Heimat­fest am zweit­en August­woch­enende dieses Jahres kam es zu ein­er Rei­he schw­er­er rechtsmo­tiviert­er Straftat­en. So wurde unter anderem ein Punk mit einem Base­ballschläger attack­iert und ver­let­zt. Direkt auf dem Fest­gelände schlu­gen ver­mummte Neon­azis mit Quarzhand­schuhen und Teleskop­schlagstöck­en zwei Jugendliche. Beobach­tun­gen zufolge zogen zudem rund 50 Neon­azis vom Heimat­fest zum nahegele­ge­nen alter­na­tiv­en Jugend­klub »Pirat­en«. Beim Ver­such, das Haus zu stür­men, wurde die Haustür beschädigt. Schon einige Tage vor dem Fest­geschehen war ein Punk von zwei Recht­en zusam­mengeschla­gen worden.

 

Gezielte Angriffe auf alter­na­tive Strukturen

 

Seit August ist es in Sprem­berg zu weit­eren recht­en Angrif­f­en gekom­men. Am 11. Sep­tem­ber 2010 schlu­gen Rechte einen Alter­na­tiv­en so heftig zusam­men, dass er im Kranken­haus behan­delt wer­den musste. Am 12. Novem­ber 2010 ran­dalierten Rechte erneut vor dem Jugend­klub »Pirat­en«. Zehn Tage später, am 22. Novem­ber 2010, trak­tierten in Großräschen vier Neon­azis mit Schlä­gen ein Vor­standsmit­glied des Trägervere­ins des Jugend­klubs. In Sprem­berg dro­ht die Gewalt­strate­gie der Neon­azis aufzuge­hen: Weil er die übri­gen Bewohner­In­nen seines Haus­es durch die Attack­en der Recht­en gefährdet sieht, hat der Ver­mi­eter den Mietver­trag mit den »Pirat­en« gekündigt. Der Klub ist dadurch in sein­er Exis­tenz bedroht.

In Forst ste­hen das unab­hängige Kul­tur- und Begeg­nungszen­trum »Park 7« und seine BesucherIn­nen im Fokus der lokalen recht­en Szene. Im Juli ran­dalierten 15 bis 20 Ver­mummte vor dem Klub­haus und war­fen Fen­ster­scheiben ein. Alles deutet darauf hin, dass die Angreifend­en dem recht­en Spek­trum ange­hörten. Mitte Okto­ber fand mor­gens ein junger Link­er aus Forst, der in Leipzig gegen einen Neon­azi­auf­marsch protestieren wollte, sein Auto mit eingeschla­gen­er Frontscheibe vor – bek­lebt mit rechtem Propagandamaterial.

In Cot­tbus war­fen Mitte Novem­ber drei ver­mummte Per­so­n­en im Haus­pro­jekt »Zelle 79« die Scheiben ein. Durch die Stein­würfe entsand erhe­blich­er Sach­schaden. Einen Tag später wurde der sow­jetis­che Ehren­fried­hof in Cot­tbus geschän­det. Seit den Som­mer­monat­en bis in den Herb­st hinein kam es in Cot­tbus immer wieder zu teil­weise mas­siv­en Belei­di­gun­gen und Ein­schüchterun­gen alter­na­tiv­er Jugendlich­er und Men­schen mit Migra­tionsh­in­ter­grund. Ins­beson­dere im Puschk­in­park wur­den mehrfach Jugendliche ange­grif­f­en. Es ist davon auszuge­hen, dass nicht alle Kör­per­ver­let­zun­gen von den zum Teil sehr jun­gen Opfern angezeigt wurden.

Eine Eskala­tion rechter Gewalt ist zu befürchten

In Südost­bran­den­burg existieren aktive Neon­azistruk­turen. Vor allem die soge­nan­nte Volk­stod-Kam­pagne der Kam­er­ad­schaftsstruk­tur »Spreelichter« ent­fal­tet seit Anfang 2009 aus­ge­hend ins­beson­dere von Lübben und Lübbe­nau eine bedrohliche Wirkung. Mit­tels pathetisch insze­nierte Aktio­nen und über das Inter­net ver­bre­it­eter Texte und Videos wird ver­sucht, die Demokratie zu diskred­i­tieren und verächtlich zu machen. Spruch­bän­der, die an Häusern und Auto­bahn­brück­en aus­gerollte wer­den, Sprühereien und verklei­dete Auftritte bei Fes­ten und Ver­anstal­tun­gen sind zu einem Marken­ze­ichen der »Spreelichter« in ganz Südost­bran­den­burg gewor­den. Inzwis­chen entste­hen auch in anderen Städten, z. B. in Sprem­berg, Inter­net­seit­en nach dem Vor­bild des Neon­az­izusam­men­hangs. Aktiv ist auch die NPD. Das ganze Jahr über war sie an fast jedem Woch­enende mit Infos­tän­den in Süd­bran­den­burg­er Gemein­den präsent. Seit August wird der rechte Lifestyle zudem von einem neuen Ladengeschäft in der Cot­tbuser Bahn­hof­s­traße bedi­ent. Im »Ose­berg« sind Klei­dungsstücke der Marke »Thor Steinar« zu bekom­men. Die Bek­lei­dungs­marke bedi­ent sich völkisch­er Sym­bo­l­ik mit NS-Bezug und ist unter Neon­azis sehr beliebt.

Die Angriffe auf alter­na­tive Tre­ff­punk­te in Südost­bran­den­burg müssen in einem über­re­gionalen Zusam­men­hang betra­chtet wer­den. Auf­fäl­lig ist, dass sich direk­te Angriffe von Neon­azis in Ost­deutsch­land häufen. Zu nen­nen sind etwa die Bran­dan­schläge auf Wohn­pro­jek­te in Dres­den, ein Angriff auf ein alter­na­tives Zen­trum in Salzwedel (Sach­sen-Anhalt), mehrere Angriffe auf das Jugend­wohn­pro­jekt »Mit­ten­drin« in Neu­rup­pin (Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin) sowie der Bran­dan­schlag auf einen linken Buch­laden in Berlin-Kreuzberg. Belege für ein Erstarken der recht­en Szene – nicht nur in Südost­bran­den­burg. Die Opfer­per­spek­tive befürchtet angesichts der zahlre­ichen Vor­fälle in jüng­ster Zeit, dass eine weit­ere Eskala­tion rechter Gewalt in dieser Region nicht auszuschließen ist.

siehe auch Cot­tbus: Anhal­tende Gewalt gegen alter­na­tive Jugendliche

Chronolo­gie von Angrif­f­en in Südost­bran­den­burg, die auf Recherchen der Opfer­per­spek­tive beruht.

Nr. Datum Ort Geschehen
1 15.2.10 Cot­tbus Ein junger Mann wurde am späten Abend aus ein­er größeren Gruppe her­aus ange­grif­f­en. Die Täter schlu­gen mit Flaschen auf ihn ein und trat­en ihn, bis er zu Boden ging. Dort liegend wurde er weit­er geschla­gen, getreten und mit Flaschen beworfen.
2 16.2.10 Cot­tbus Zwei deutsche Staats­bürg­er wurde Opfer ein­er gefährlichen Kör­per­ver­let­zung, die sich »gegen links« richtete. Es wur­den zwei Tatverdächtige ermit­telt. Nähere Angaben liegen nicht vor.
3 16.2.10 Cot­tbis Beim Ver­lassen sein­er Woh­nung traf ein junger Mann auf eine Gruppe Neon­azis, die ihn mit den Worten »Jet­zt kriegen wir Dich!« begrüßten. Der Jugendliche ran­nte weg. Die ihn ver­fol­gen­den Neon­azis kon­nten ihn jedoch nicht einholen.
4 20.2.10 Cot­tbus Eine 17-Jährige wurde im Stadtzen­trum von zwei jun­gen Män­nern im Alter von 18 und 20 Jahren geschla­gen und getreten. Dabei wurde die linksori­en­tierte junge Frau am Knie ver­let­zt. Die Täter sind der Polizei als recht­sori­en­tiert bekannt.
5 23.3.10 Cot­tbus In der Puschk­in­prom­e­nade wurde ein Schüler kurz nach 9 Uhr von ein­er Gruppe Rechter als Zecke beschimpft. Die Angreifer, die szene­typ­is­che Klei­dung tru­gen, schlu­gen mehrfach auf den 19-Jähri­gen ein. Ein Auffind­en der Täter gelang der her­beigerufe­nen Polizei nicht.
6 26.3.10 Döbern Nach Dro­hun­gen im Inter­net schlu­gen zwei Rechte einen 19-Jähri­gen mit der Faust ins Gesicht und ver­set­zten ihm einen Kopf­s­toß. Später skandierte unter anderem der Haupt­täter vor der Woh­nung des Ver­let­zten Parolen. Am Fol­ge­tag ran­dalierte der Rechte mit einem Begleit­er vor der Woh­nungstür des Jugendlichen und belei­digten dessen Mutter.
7 8.4.10 Cot­tbus Am Puschk­in­park wurde ein 20-jähriger Alter­na­tiv­er von zwei Recht­en geschla­gen. Am Boden liegend traf ihn unter anderem ein Tritt mit einem Springer­stiefel im Gesicht.
8 8.4.10 Cot­tbus Ein 17-Jähriger wurde aus ein­er Gruppe von etwa zehn Recht­en als »Scheiß Zecke« belei­digt, vom Fahrrad gezo­gen und mit einem Teleskop­schlag­stock zusam­mengeschla­gen. Das Opfer erlitt unter anderem einen Trom­melfel­lan­riss und musste ambu­lant im Kranken­haus behan­delt werden.
9 4.5.10 Drebkau Ein Staats­bürg­er viet­name­sis­ch­er Herkun­ft wurde aus ras­sis­tis­chen Motiv­en Opfer ein­er gefährlichen Kör­per­ver­let­zung. Es wurde ein Tatverdächtiger ermit­telt. Nähere Angaben liegen nicht vor.
10 3.6.10 Drebkau Ein Deutsch­er viet­name­sis­ch­er Herkun­ft wurde aus ras­sis­tis­chen Motiv­en Opfer ein­er gefährlichen Kör­per­ver­let­zung. Es wurde ein Tatverdächtiger ermit­telt. Nähere Angaben liegen nicht vor.
11 4.6.10 Cot­tbus Vier im Puschk­in­park Punkmusik hörende Jugendliche wur­den von etwa 15 Recht­en ange­sprochen und provoziert. Kurz danach eskalierte die Sit­u­a­tion. Zwei der alter­na­tiv­en Jugendlichen wur­den mehrfach geschlagen.
12 7.7.10 Cot­tbus Vor dem Cot­tbuser Bahn­hof wurde ein Stu­dent aus Sim­bab­we ras­sis­tisch belei­digt und bedroht.
13 15.7.10 Forst In den frühen Mor­gen­stun­den betrat­en 15 bis 20 ver­mummte Per­so­n­en das Gelände des alter­na­tiv­en Jugendtr­e­ffs »Park7« und war­fen mit Pflaster­steinen die Fen­ster­scheiben des Haupt­ge­bäudes ein.
14 19.7.10 Cot­tbus Beim Fil­men von soge­nan­nten Stolper­steinen zur Erin­nerung an von Nation­al­sozial­is­ten deportierte Cot­tbuser wurde ein rbb-Kam­era­mann angerem­pelt. Anschließend spuck­te der unbekan­nte Angreifer in Rich­tung des Gedenksteins.
15 31.7.10 Sprem­berg In der Nacht zum Son­ntag wurde ein Punk, der auf dem Fahrrad unter­wegs war, von zwei Recht­en ange­hal­ten. Sie ver­stell­ten ihm den Weg, stießen ihn zu Boden und schlu­gen auf ihn ein.
16 7.8.10 Sprem­berg Während des Heimat­festes griff eine Gruppe rechter Jugendlich­er wieder­holt das Haus an, in dem sich der alter­na­tive Jugendtr­e­ff der »Pirat­en e.V.« befind­et. Sie bedro­ht­en den Ver­mi­eter und beschädigten die Eingangstür.
17 8.8.10 Sprem­berg Ein Jugendlich­er wurde gegen 21.30 Uhr von drei dunkel gek­lei­de­ten unbekan­nten Per­so­n­en mit einem Teleskop­schlag­stock geschlagen.
18 8.8.10 Sprem­berg Ein als gewalt­tätig bekan­nter Neon­azi näherte sich mit dem Ruf »Hey, die Zeck­en« zwei jun­gen Besuch­ern des Heimat­festes. Als sie auf­grund der bedrohlichen Sit­u­a­tion flo­hen, wur­den sie verfolgt.
19 8.8.10 Sprem­berg Auf dem Heimat­fest bedro­hte eine Gruppe rechter Jugendlich­er linksalter­na­tive Fes­t­be­such­er. Die Angreifer ver­fol­gten die Jugendlichen und prügelte auf zwei von ihnen ein. Ein­er der Betrof­fe­nen wurde durch Schläge mit Quarzsand­hand­schuhen leicht ver­let­zt, ein ander­er erlitt durch einen Schlag mit einem Totschläger ein Schädelhirntrauma.
20 8.8.10 Sprem­berg Am Rande des Heimat­festes schlug eine Gruppe Rechter einen Punk mit einem Base­ballschläger. Der Betrof­fene musste sich im Kranken­haus behan­deln lassen.
21 9.9.10 Cot­tbus Zwei schwarz gek­lei­dete Män­ner fol­gten nachts einem Mann aus Burk­i­na Faso und bedro­ht­en ihn unter anderem mit den Worten »Hier regiert der Nation­al­sozial­is­mus« ein. Sie zeigten den soge­nan­nten Hit­ler­gruß. Als der Betrof­fene die Polizei ver­ständigte, hiel­ten die Angreifer ihn von hin­ten fest und nötigten ihn, das Gespräch zu beenden.
22 11.9.10 Sprem­berg Ein Alter­na­tiv­er wurde von Recht­en so heftig geschla­gen, dass er ins Kranken­haus ein­geliefert wer­den musste.
23 14.9.10 Cot­tbus In Sach­sendorf wurde eine 29-jährige Kameruner­in ras­sis­tisch belei­digt. Der 22-jähriger Täter wurde von der Polizei gefasst.
24 15.10.10 Forst Am Auto eines gegen Rechts engagierten Mannes wurde die Frontscheibe einge­wor­fen und das Fahrzeug mit recht­en Aufk­le­bern beklebt.
25 11.11.10 Cot­tbus Drei Per­so­n­en, mut­maßlich Rechte, war­fen im Alter­na­tivtr­e­ff­punkt »Zelle 79« zwei Fen­ster­scheiben ein und flüchteten.
26 12.11.10 Cot­tbus Am sow­jetis­chen Ehren­fried­hof wur­den 26 Grab­steine umgestoßen und auf ein­er Stele mit Farbe das Wort »Juden« aufgetragen.
27 12.11.10 Sprem­berg Sachbeschädi­gun­gen an den Räu­men des alter­na­tiv­en Jugend­klubs »Pirat­en«. Es wur­den Mar­mor­plat­ten zer­schla­gen, Eimer umherge­wor­fen und eine Markise durch Böller beschädigt. Laut Zeu­gen fie­len Worte, die deut­lich auf eine rechte Moti­va­tion der Tat hinweisen.
28 22.11.10 Großräschen Ein Vor­standsmit­glied des Sprem­berg­er Klubs »Pirat­en« wurde von vier Neon­azis zusammengeschlagen.
Kategorien
Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Eine Nacht, die vieles in der Stadt verändert hat

Am 6. Dezem­ber 2010 jährt sich zum zwanzig­sten Mal der Todestag von Amadeu Anto­nio Kiowa. Eine Zeitung, die als Beilage der Märkischen Oderzeitung im Barn­im erscheint, erin­nert an die Ereignisse vor 20 Jahren und wirft Fra­gen nach dem Gedenken an Opfer rechter Gewalt auf.

Down­load hier (PDF-Datei, 800 KB).

In der Nacht vom 24. auf den 25. Novem­ber 1990 wurde der Angolan­er von recht­en Jugendlichen, die »Neger aufk­latschen« woll­ten, zu Tode geprügelt. Der 28-Jährige starb zwölf Tage später an den Fol­gen des Angriffs.

Kaum ein anderes Ereig­nis hat Eber­swalde in den let­zten Jahrzehn­ten so geprägt. In der damals erst wenige Wochen alten wiedervere­in­ten Bun­desre­pub­lik war Amadeu Anto­nio eines der ersten Todes­opfer rechter Gewalt, über das öffentlich gesprochen wurde.

Kategorien
Antifaschismus

Es ist immer ein Angriff auf uns alle!

Antifa-Demo
Am: Sam­stag, 27. Novem­ber 2010
Ort: Cot­tbus
Straße der Jugend 16, am Jugend­kul­turzen­trum Glad­house
Start: 14 Uhr

Mobil­isierungs-Jin­gle

Das Jahr 2010 ist in Cot­tbus durch rechte Gewalt und mas­sive Nazipräsenz gekennze­ich­net. Die Liste der Gewalt­tat­en ist lang. Seit der NPD-Demon­stra­tion am 15. Feb­ru­ar 2010 kam es ver­stärkt zu recht­en Aktiv­itäten. Regelmäßig wer­den links-alter­na­tive Men­schen in Süd­bran­den­burg bedro­ht, belei­digt und zusammengeschlagen.

Auch struk­turell ver­suchen die Nazis zu punk­ten und pro­bieren den “Recht­en Lifestyle” in Cot­tbus zu etablieren. Neben dem recht­en Plat­ten- und Klam­ot­ten-Laden “The Dev­ils Right Hand Store” gibt es seit Sep­tem­ber mit dem Naziladen “Ose­berg” einen “Thor Steinar”-Vertrieb in der Innen­stadt. Des Weit­eren sitzt eine der aktivsten Kreisver­bände des Lan­des Bran­den­burg, die “NPD Lausitz”, im Cot­tbuser Stadt­par­la­ment und bietet geisti­gen Nährbo­den für mil­i­tante Neonazis.

Als wäre es selb­stver­ständlich ver­anstal­tet die NPD und soge­nan­nte “Freie Kräfte” in unser­er Region Kundge­bun­gen, Konz­erte, Kam­er­ad­schaftsabende und Aufmärsche. Angriffe, wie auf die Räum­lichkeit­en des alter­na­tiv­en Klubs “Pirat­en e.V.” in Sprem­berg und das Jugend- und  Kul­turzen­trum “Park7” in Forst, gehören eben­falls zu ihrer Strate­gie der “Nation­al befre­ite Zone”.

Gle­ich­es geschah auch in Cot­tbus als am 11. Novem­ber das linke Wohn- und Kul­tur­pro­jekt “Zelle 79” ange­grif­f­en wurde. Dabei wur­den zwei Scheiben mit zer­broch­enen Gehweg­plat­ten einge­wor­fen. Im Zusam­men­hang mit drei Bran­dan­schlä­gen in Dres­den und Berlin im Okto­ber, bei denen wie durch ein Wun­der keine Men­schen getötet wur­den, bilden diese Vor­fälle einen ost­deutschen Trend. Dieser forderte am 24.10. diesen Jahres sein erstes Todes­opfer in Leipzig, wo ein junger Irak­er von einem beken­nen­den Neon­azi niedergestochen wurde.

Wir wer­den wed­er die Het­ze der NPD im Par­la­ment schweigend tolerieren, noch lassen wir uns durch Nazis ein­schüchtern. Es ist an der Zeit laut und kon­se­quent gegen alte und neue Faschis­tenIn­nen vorzuge­hen und unseren Unmut laut auf die Straße zu tragen.

Deshalb rufen wir alle dazu auf, nicht länger schweigend zuzuschauen und sich an der antifaschis­tis­chen Demo Cot­tbus zu beteiligen.

Nazis aktiv und entschlossen entgegentreten!

Antifa Cot­tbus

Kategorien
Antifaschismus Law & Order

Extremismusklausel zurücknehmen!

Mobile Beratung­steams und Beratungsstellen für Opfer rechter, ras­sis­tis­ch­er und anti­semi­tis­ch­er Gewalt schließen sich der Kri­tik an der “Extrem­is­musklausel” an. Sie begrüßen die Entschei­dung des säch­sis­chen Vere­ins AKu­BiZ, den mit 10.000 Euro dotierten Säch­sis­chen Demokratiepreis nicht anzunehmen.

Eine erfol­gre­iche mobile Beratung gegen Recht­sex­trem­is­mus sowie eine pro­fes­sionelle Beratung von Opfern rechter Gewalt basieren auf einem bre­it angelegten Net­zw­erk. Unsere Koop­er­a­tionspart­ner kom­men aus unter­schiedlichen poli­tis­chen und sozialen Feldern. Den gemein­samen Nen­ner dieses Net­zw­erks bilden demokratis­che Grundüberzeu­gun­gen, die Men­schen­rechte und das kon­se­quente Ein­treten gegen Recht­sex­trem­is­mus und für die Opfer. Wir kön­nen und wollen die poli­tis­che Ein­stel­lung unser­er Koop­er­a­tionspart­ner nicht über­prüfen. Die Net­zw­erke, die in den ver­gan­genen Jahren aufge­baut wor­den sind, wür­den anhal­tend geschwächt.

Die in Sach­sen ver­wen­dete “Extrem­is­musklausel” entstammt einem Entwurf aus dem Bun­des­fam­i­lien­min­is­teri­um, mit der ab dem kom­menden Jahr eine Über­prü­fung aller vom Bund geförderten Vere­ine, Pro­jek­te und Ini­tia­tiv­en geplant wird. Wir fordern das Fam­i­lien­min­is­teri­um auf, diese Klausel zu stre­ichen, die einem “Gen­er­alver­dacht” gle­ichkommt. Eine Schwächung der Pro­jek­te und Ini­tia­tive gegen Rechts wäre die Folge. Das kann nie­mand wollen!

* Opfer­per­spek­tive Bran­den­burg e.V.
* Kul­tur­büro Sach­sen
* Lob­bi — Lan­desweite Opfer­ber­atung für Betrof­fene rechter Gewalt in
Meck­len­burg-Vor­pom­mern
* Opfer­ber­atung der RAA-Sach­sen — Unter­stützung für Betrof­fene
rechtsmo­tiviert­er und ras­sis­tis­ch­er Gewalt
* Mobile Beratung für Opfer rechter Gewalt, Sachen-Anhalt
* Rea­chOut — Opfer­ber­atung und Bil­dung gegen Recht­sex­trem­is­mus,
Ras­sis­mus und Anti­semitismus
* Mobile Beratung gegen Recht­sex­trem­is­mus Berlin
* AKE-Bil­dungswerk Vlotho — Mobile Beratung im Regierungs­bezirk Det­mold
(NRW)
* mobim — Mobile Beratung im Regierungs­bezirk Mün­ster. Gegen
Recht­sex­trem­is­mus, für Demokratie
* Mobiles Beratung­steam gegen Recht­sex­trem­is­mus Ham­burg
* Miteinan­der Net­zw­erk für Demokratie und Weltof­fen­heit in
Sach­sen-Anhalt e.V.
* Mobiles Beratung­steam gegen Recht­sex­trem­is­mus und Ras­sis­mus — für
demokratis­che Kul­tur in Hes­sen
* Mobit — Mobile Beratung in Thürin­gen. Für Demokratie — Gegen
Recht­sex­trem­is­mus * Gewalt Akademie Vil­ligst/­SOS-Ras­sis­mus-NRW

Kategorien
Antifaschismus Gender & Sexualität

Nichts geschnallt?

 

Es fol­gt ein Beitrag von den Herausgeber_innen des Sam­mel­ban­des “ ‘Was ein rechter Mann ist…’ Männlichkeit­en im Recht­sex­trem­is­mus”. Das Buch ist kür­zlich im Karl Dietz Ver­lag Berlin erschienen. Es kann kosten­los als PDF-Datei herun­terge­laden wer­den. Bezugsin­fos für die Print­aus­gabe hier.

Fam­i­lie, Sex­u­al­ität und Geschlecht sind zen­trale Ele­mente des Recht­sex­trem­is­mus. Sie prä­gen seine öffentliche Insze­nierung und stellen zugle­ich Felder dar, in denen sich männliche Dom­i­nanz kon­sti­tu­iert. Trotz­dem wer­den Männlichkeit beziehungsweise Inter­essen von Män­nern im Recht­sex­trem­is­mus nur sel­ten als solche benan­nt. Der Ver­such, männliche Herrschaft infrage stel­lende Pro­gramme wie Gen­der Main­stream­ing, als kün­stlich oder dik­ta­torisch zu verunglimpfen, geriert sich der­weil als des Volkes boden­ständi­ge Stimme: eine Welt, in der man sich noch treu sein kann, in der Mann noch Mann sein darf.

Grund­sät­zlich­es vor­weg: Die Kat­e­gorie Gen­der, deren Ver­wen­dung in der Bun­desre­pub­lik im Zuge der Etablierung von Frauen- und Geschlechter­forschung Ein­gang in den bun­desre­pub­likanis­chen Diskurs gefun­den hat, wird vom Recht­sex­tremen (bewusst) nicht ver­standen . Mehr noch: Die Behaup­tung, dass aus der (ver­meintlichen) Biolo­gie ein­er Per­son nicht sogle­ich ihre sozialen Eigen­schaften resul­tieren, wird von völkischen Ide­olo­gen in aller Härte abgestrit­ten, bringt sie doch das Grundgerüst biol­o­gisch ori­en­tierten Denkens ins Wanken, auf das sich Recht­sex­treme seit eh und je berufen. Denn inner­halb der recht­sex­tremen Geschlechterkon­struk­tion funk­tion­ieren Geschlecht, „Rasse“ und Sex­u­al­ität als ein­deutige soziale Platzan­weis­er, die Lebenswege unverän­der­lich festschreiben sollen. Nicht, dass sich hier nicht Anschlussfähigkeit­en in die soge­nan­nte „Mitte der Gesellschaft“ fän­den, nur hat diese durch Frauen­be­we­gung und weit­ere soziale Bewe­gun­gen eine spez­i­fis­che soziale Durch­läs­sigkeit erre­icht, die Recht­sex­treme nur verächtlich als die Schaf­fung „iden­tität­skas­tri­ert­er Gegen­wart­skrüp­pel“ beschimpfen (Aufruf auf antikap.de).

Aus dieser Kas­tra­tionsangst her­aus wer­den Pro­gramme wie Gen­der Main­stream­ing als „Gen­dert­er­ror“ verunglimpft und zum Wider­stand gegen die als „Umerziehung“ emp­fun­dene Gle­ich­stel­lungspoli­tik aufgerufen. Hier­bei bilden Fem­i­nis­mus, Homo­sex­u­al­ität und Ein­wan­derung bzw. das, was Recht­sex­treme darunter ver­ste­hen wollen, ein abzuwehren­des Kon­glom­er­at aus allem, was dem völkischen Welt­bild als „per­vers“ bis kün­stlich auf­s­toßen muss, über jegliche Wider­sprüche hinweg.

Im Kern geht es den Recht­sex­tremen einzig und allein um das Fes­tk­lam­mern an bish­er als solide und sich­er betra­chteten Iden­titäten. So basiert das hier­ar­chis­che Gefüge neona­tion­al­sozial­is­tis­chen Denkens auf gewalt­tätig vertrete­nen Auss­chlüssen, in denen ein mythis­ch­er „früher­er Zus­tand“ her­bei gerufen und roman­tisiert wird. Dieser, so die Argu­men­ta­tion, fußte auf klaren (Geschlechts-) Iden­titäten, in denen sich Mann und Frau ent­lang ihrer ange­blichen biol­o­gis­chen Ver­an­la­gung am Besten im Dienst am Volke ent­fal­ten kon­nten. Aus dieser Per­spek­tive muss jede Unternehmung, Iden­titäten zu plu­ral­isieren oder gar aufzulösen, als ver­brecherisch gegeißelt wer­den. Migrant_innen, emanzip­ierte Frauen, Homo­sex­uelle oder alter­na­tive Jugendliche verkör­pern hier­bei das „Andere“, das der „natür­lichen“ Ord­nung widerspräche.

So ruft die recht­sex­treme Inter­net­seite „spreelichter.info“ (Unter­ti­tel: „Infos­ys­tem der Wider­stands­be­we­gung in Süd­bran­den­burg“) in ihrem Beitrag über die befre­un­dete recht­sex­treme Ini­tia­tive „Raus aus den Köpfen — Gen­dert­er­ror abschaf­fen“ zum Kampf gegen die „‘Gender’-Ideologie“ auf. Über die franzö­sis­che Fem­i­nistin Simone de Beau­voir heißt es dort: „Dabei ist das ‘Lebens­mod­ell’, das Beau­voir ent­warf und heute aus uns den neuen ‘Gen­der-Men­schen’ for­men soll, nichts weit­er als eine auf sich selb­st zugeschnit­tene The­o­rie, mit der sie ihre eigene Mis­ere zur bewussten Entschei­dung stil­isierte.“ De Beau­voirs Aufruf, „der Sklaverei der Mut­ter­schaft“ zu ent­fliehen, wird hier verkürzt als die Grund­formel des Fem­i­nis­mus beschworen und zugle­ich als „Mis­ere“ ausgegeben.

Daran anschließend unternehmen die Redak­teure des aufwendig gestal­teten recht­sex­tremen Blogs mal eben einen fix­en Ritt, der von John Mon­ey, einem Sex­u­alther­a­peuten der 1960er Jahre, bis zum Gen­der Main­stream­ing führt. Zwis­chen­drin gehen mehrere Jahrzehnte Frauen- und Geschlechter­forschung samt all ihrer Brüche, Wider­sprüche und inhaltlichen Neuori­en­tierun­gen ver­lustig. Der Sinn dieser gewoll­ten Verkürzung ist sim­pel: Empörung erzeu­gen, Wider­willen schüren. Dem recht­en Pop­ulis­mus war der Fem­i­nis­mus schon immer ein Dorn im Auge, Vor­würfe über­zo­gen­er Sex­u­al­isierung nach „1968“ bis hin zu Pädophilie nicht weit: “Zur Sprache kom­men unter anderem der Psy­chologe und Sex­ologe John Mon­ey, der ein­er der ersten Ver­fechter der The­o­rie war, was der Unter­schied zwis­chen Gle­ich­berech­ti­gung zu Gle­ich­macherei ist, wie sich die Gen­der­main­stream­ing-Poli­tik auf unseren All­t­ag auswirkt, wie aus Bruce Bren­da und aus Bren­da David wurde, was es mit der sys­tem­a­tis­chen Sex­u­al­isierung des Volkes auf sich hat und wie Gen­der­main­stream­ing pädophiles Ver­hal­ten fördert.“ (Aus der Ankündi­gung des selb­st­pro­duzierten Radiofea­tures „Gen­der­main­stream­ing“)

Den braunen Ide­olo­gen zufolge, sei das Ziel von Gen­der Main­stream­ing ein gigan­tis­ches „Umerziehung­spro­gramm“, in dessen Folge Frauen nicht mehr Frauen und Män­ner nicht mehr Män­ner seien dürften. Eine Riesen­lücke stark­er männlich­er Vor­bilder sei die Folge, Geburten­rat­en gin­gen zurück, famil­iäre Bindun­gen wür­den allzu früh durch die Beruf­stätigkeit der Müt­ter und staatliche Erziehung­sein­rich­tun­gen zer­stört – die Kinder zu „Gen­der-Men­schen“ umer­zo­gen. Im Bekla­gen dieses Bedro­hungsszenar­ios ste­hen die Recht­sex­tremen nicht allein, was schon ein Blick in die Lin­klis­ten der Beiträge ver­rät: Unter anderem wird auf einen Artikel des recht­skon­ser­v­a­tiv­en Jour­nal­is­ten Volk­er Zas­trow in der „Frank­furter All­ge­meinen Zeitung“ zu „poli­tis­ch­er Geschlecht­sumwand­lung“ vom Juni 2006 Bezug genommen.

Aus den Quellen und Prax­en aktiv­er Recht­sex­tremer ist jedoch bekan­nt, wozu man sich hin­ter der pro­pa­gan­dis­tis­chen Het­ze nur sel­ten beken­nt: Starre Iden­titäten in klas­sis­chen Mustern sollen erhal­ten wer­den. Emanzi­pa­tion in jeglich­er Hin­sicht bleibt ein Has­s­be­griff für sich. Insofern ent­pup­pt sich der Diskurs um bzw. gegen Gen­der Main­stream­ing als antifem­i­nis­tis­che Strate­gie zur Resou­veränisierung tra­di­tioneller, hege­mo­ni­aler Männlichkeit. Hin­ter der Agi­ta­tion gegen alles, was Gen­der im Namen trägt, steckt das Beschwören tra­di­tioneller Iden­titäten: Da ist der sol­datis­che und helden­hafte Mann auf der einen und die an Heim und Herd für­sor­gende Mut­ter viel­er Kinder auf der anderen Seite. Archais­ch­er geht’s nicht.

 

Kategorien
Antifaschismus

Elf “Hausbesuche” durch Neonazis in drei Jahren

Seit dem Bericht „Zeuthen – Neue idyl­lis­che Brown­town am Rande von Berlin“ (nachzule­sen hier) hat sich nicht viel geän­dert. Es ist aber für uns spür­bar, das auch soge­nan­nte „autonome Nation­al­is­ten“ hier ver­suchen sich zu etablieren. Seit Anfang des Jahres 2010 nehmen wir ver­stärkt ihre Präsenz unter diesem Label im öffentlichen Raum wahr. Sie ver­suchen anhand von verkleben rechter Plakate ( So am 10.08.2010 für den Nazi­auf­marsch in Bad Nen­ndorf ), Aufk­le­ber, schmieren von recht­en Parolen bis hin zu nächtlichen Haus­be­suchen bei alter­na­tiv­en bzw ver­meintlichen Antifa-Aktivis­ten_in­nen, auf sich aufmerk­sam zu machen.

 

Zudem lassen sich ger­ade im schö­nen Berlin­er Umland gern Mit­glieder ver­schieden­er Kam­er­ad­schaften häus­lich nieder, so auch die 39 Jährige Sab­ri­na Sch. aus Zeuthen.

Sie ist Mit­glied der recht­sex­tremen Kam­er­ad­schaft Spreewacht, dessen Aktions­feld eher in Berlin-Licht­en­berg zu find­en ist. Bei dieser Per­son gab es deswe­gen am 02.09.2009 eine Haus­durch­suchung (Medi­en berichteten).
Neon­azis lassen sich gern am Rande von Berlin nieder, weil sie denken dass sie dort ungestört weit­er­hin agieren können.

 

Let­z­tendlich ist es deren Ziel, einen Angstraum zu schaf­fen indem Men­schen „ander­er“ Herkun­ft, Reli­gion, Haut­farbe oder ein­fach nur wegen ihrer antifaschis­tis­chen Ein­stel­lung, Gefahr laufen Betroffene_r ein­er Gewalt­tat zu wer­den. Unser Haup­tau­gen­merk für diese recht­en Umtrieben liegen unser­er mei­n­ung nach am S‑Bahnhof Zeuthen als sowohl im Zen­trum.
Das Trau­rige an der Sache ist, das genau das couragierte Han­deln bzw Ein­greifen von örtlichen Antifaschisten_innen krim­i­nal­isiert und mit Repres­sio­nen abges­traft wird.

 

Auf der einen Seite wer­den Notrufe von hil­fe­suchen­den Men­schen im Ort, die Betrof­fene von rechter Gewalt gewor­den sind, von der örtlichen Polizei­di­en­st­stelle nicht bear­beit­et, wie z.B. zahlre­iche Haus­be­suche von örtlichen Neon­azis, darunter auch Mit­glieder der Freien-Kräfte-Königs-Wuster­hausen. Auf der anderen Seite wird antifaschis­tis­ches Engage­ment ver­fol­gt bzw. ver­sucht zu krim­i­nal­isieren um dies im Keim erstick­en zu können.

 

So zählten wir im Raum KW und Zeuthen seit dem Jahr 2007 bis zu 11 Haus­be­suchen durch Neon­azis. Unter anderem in der Nacht vom 12–13.03.2010, wurde eine Sachbeschädi­gung an ein­er Haustür eines örtlichen Antifaschis­ten in KW in Form von recht­en Aufk­le­bern und Sprühereien (Dro­hun­gen) getätigt. Höhep­unkt aber war, die Beschädi­gung dessen PKWs an der Frontscheibe und den Seitenscheiben.

 

Einige Genossen_innen hat­ten am 23.10.2009 eine Spon­tandemon­stra­tion abge­hal­ten um genau auf diese Missstände in und um Zeuthen aufmerk­sam zu machen.

Und auch hier wur­den und wer­den Sie immer noch mit Repres­sio­nen kon­fron­tiert bis hin zu ein­er Gerichtsvor­ladung und das alles nur weil sich couragierte Antifaschisten_innen es sich nicht nehmen ließen ihren Unmut auf die Straße zu tra­gen. Dazu sagen wir nur, würde Men­sch die Prob­leme der erstark­enden Neon­aziszene und deren Auswirkun­gen hier im Ort ernst nehmen, so wäre diese Demon­stra­tion nicht notwendig gewesen.

 

Aber wenn wir uns die Wahlergeb­nisse zur Bürg­er­meis­ter_in­nen-Wahl 2009 in Zeuthen vor Augen hal­ten, wird einem klar wie recht­sex­tremes Gedankengut in der Mitte der Gesellschaft wieder angekom­men ist.

Denn der in Zeuthen zur Wahl gestellte NPD-Kan­di­dat Michael Grabow erlang immer­hin 3,2% der Wäh­ler­stim­men, dass bedeutet das 218 Bürger_innen Zeuthens ihn wählten. Manch ein­er wird wegen der Zahl schmun­zeln aber wenn man die gesamte Ein­wohn­erzahl von Zeuthen betra­chtet, so ist diese Zahl doch sehr Angst einflößend.

Solange dies nicht in den Köpfen der Bürger_innen von Zeuthen klar wird, welche rechte Hege­monie sich hier entwick­elt bzw. zu etablieren ver­sucht, solange sehen wir uns in der Auf­gabe verpflichtet den recht­en Spuk in und um Zeuthen weit­er­hin vielfältig, laut und Bunt die Stirn zu bieten.

 

Dies ist zeit­gle­ich ein Appell an alle Zeuthen­er Bürger_innen und seine Gäste, bei recht­sex­tremen Über­grif­f­en sowie Pro­pa­gan­dade­lik­ten nicht wegzuschauen son­dern couragiert dem entgegenzutreten.

 

Zusam­men für eine sol­i­darische Gesellschaft jen­seits von Aus­gren­zung, Aus­beu­tung und Unterdrückung.

Gemein­sam gegen Alt- und Neon­azis aktiv werden !!!

Kategorien
(Anti-)Rassismus Antifaschismus Law & Order

MILDES URTEIL GEGEN VORBESTRAFTEN SCHLÄGER

Mit ein­er Bewährungsstrafe endete heute vor dem Amts­gericht Pots­dam der
Prozess gegen einen vorbe­straften Deutschen. Er hat­te im ver­gan­genen
Jahr in Pots­dam einen Keni­an­er ras­sis­tis­chen belei­digt und tätlich
ange­grif­f­en.

Dass Andre P. am 30. Mai 2009 den damals 23-jähri­gen Keni­an­er an ein­er
Straßen­bahn­hal­testelle zu Boden gestoßen und in eine »Rangelei
ver­wick­elte« habe, sah das Gericht als erwiesen an. Dass der Angeklagten
den Geschädigten gewürgt habe, sei jedoch »im Detail« nicht nach­weis­bar.
Nicht angeklagt waren die ras­sis­tis­chen Belei­di­gun­gen, die während des
Angriffs gefall­en sein sollen.

In sein­er Ein­las­sung bestritt der Angreifer ein aus­län­der­feindlich­es
Motiv. Die Belei­di­gun­gen wollte er nicht auss­chließen. Er sei von ein­er
Par­ty kom­mend auf den Keni­an­er los­ge­gan­gen. Zuvor hat­te eine sein­er
Beglei­t­erin­nen ihm berichtet, dass sie »schon ein­mal von einem Schwarzen
ange­bag­gert wor­den sei«. Mit seinem Angriff wollte er »klarstellen«,
dass dies nicht gin­ge. Dass seine Beglei­t­erin den an der Bushal­testelle
ste­hen­den Mann noch nie gese­hen hat­te, war ihm dabei egal.

P. weist ins­ge­samt neun Verurteilun­gen wegen Dieb­stahl und
Kör­per­ver­let­zungs­de­lik­ten auf. Eine Bewährungsstrafe ist noch offen. Die
zur Auflage gemacht­en Geldzahlun­gen gehen nur unregelmäßig ein. Das
Gericht hegte Bedenken gegen eine erneute Bewährungsstrafe. Zuvor darauf
hingewiesen, dass nur eine Ein­las­sung eine Haft­strafe ver­hin­dern könne,
gab P. am Ende des Ver­fahrens das im Laufe der Ver­hand­lung bere­its
bewiesene zu und verneinte das strittige.

Vor dem Hin­ter­grund dieser Ein­las­sung verurteilte das Gericht den
Angeklagten zu sechs Monat­en, die auf drei Jahre auf Bewährung
aus­ge­set­zt wur­den. Das Gericht entsch­ied sich sowohl gegen eine
Geld­strafe wie auch gegen Schmerzens­geldzahlung an den Geschädigten.
Sein ver­di­entes Geld brauche er schließlich, sich ein neues Leben
aufzubauen, begrün­dete das Gericht seine milde Entschei­dung im Hin­blick
auf die weit­ere Zukun­ft des Verurteilten.

Inforiot