Wie schon öffentlich bekannt geworden, verübten Neonazis am Abend des 9.11.2016 an mehreren Orten in Frankfurt (Oder) Anschläge auf den öffentlichen Anstand. Nur Stunden nach dem Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Pogrome des 9. Novembers 1938 am Ort der zerstörten Synagoge, drapierten sie Grablichter vor der jüdischen Gemeinde, dem Backdoor und dem Utopia e.V. Auf einem Ausdruck war zudem ein schlechtes Gedicht zu lesen (“In München war’n viele dabei […] Es traf […] Deutsche Helden das tödliche Blei”), gewidmet den “Märtyrern” des Hitlerputsches.
Schon am 23. Februar dieses Jahres mussten wir am Todestag der Neonazi-Symbolfigur Horst Wessel ein vor unserem Haus abgestellten Trauerblumenstrauß und ein Grablicht entsorgen. So verstörend aber harmlos diese symbolischen Aktionen auf den ersten Blick scheinen mögen, so sehr deuten sie jedoch auf ein sich stetig radikalisierendes, vermutlich jugendliches, Neonazi-Milieu in Frankfurt (Oder). Hier konstituiert sich eine Gruppe von Neonazis, die die Muße haben, sich durch Online-Nazienzyklopädien zu klicken und ihre kruden Geschichtsphantasien der Öffentlichkeit anzubieten. An den realen Orten des alltäglich gelebten Widerstands gegen den heutigen Faschismus — wie der jüdischen Gemeinde sowie den Räumen alternativer und antifaschistischer Jugendkultur — zeigen sie ihre Präsenz und die Tradition ihrer Menschenverachtung.
Die antifaschistischen Akteur_innen der Stadt sind gefragt, diesem sich etablierenden Milieu das Wasser abzugraben. Ihre Verherrlichung des Holocausts und ihre Huldigung zerstörter Leben darf nicht unwidersprochen bleiben!
Kategorie: Antifaschismus
“Rechte Zusammenhänge aufdecken”
Am Donnerstag, dem 24. November ’16 beginnt in Potsdam ein Gerichtsprozess gegen fünf Brandenburger Neonazis. Einer der Angeklagten ist Maik Schneider, ein bekannter Neonazi und NPD-AKtivist, spielt eine tragende Rolle bei diesem Verfahren. Es wird ihnen unter anderem vorgeworfen in Nauen eine Turnhalle angezündet zu haben, in der Geflüchtete unterkommen sollten. Außerdem werden der Neonazigruppierung ebenfalls verschiedene andere Straftaten wie Sachbeschädigung oder Brandstiftung zur Last gelegt.
Ein wichtiger Faktor für die öffentliche Wirksamkeit ist, dass es ausnahmsweise überhaupt zu einem Prozess kommt. Bei einem Großteil der Brandstiftungen und Angriffe auf Unterkünfte von Geflüchteten oder die Geflüchteten selbst kommt es zu keiner Strafverfolgung. Und das angesichts erschreckend hoher Zahlen, 1.147 Übergriffe* auf Geflüchtete und ihre Unterkünfte gab es seit Januar 2015. Das heißt, das deutschlandweit alle 14 Stunden eine Geflüchtetenunterkunft oder ihre vermeintlichen Bewohner_innen angegriffen wurden. Die schiere Anzahl dieser Anschläge ist erschreckend.
Nun stehen ab dem 24. November fünf mutmaßliche Täter_innen und sichere Neonazis vor Gericht. Für uns ist das kein Grund zur Freude. Angesichts des staatlich verursachten Massensterbens an den Grenzen Europas, der reihenweise Abschiebungen von verzweifelten Asylsuchenden und vor allem der weiteren Lieferung von Waffen und Kriegsgeräten, an so ziemlich jeden zahlenden Kunden weltweit, erscheint es realitätsfern ausgerechnet vom deutschen Staat zu erwarten, das gesamtgesellschaftliche Problem Rassismus zu lösen. In einer Zeit, wie der Aktuellen, in welcher Rassist_innen derart wortgewaltig und frei von der Leber weg Kommentarspalten von Zeitungen und Facebookseiten zumüllen und sich dieses Gedankengut dann in Taten Bahnen bricht, kann Rassismus nicht zu einer Frage der staatlichen Sicherheitskräfte gemacht werden.
Rassismus ist keine Ideologie, die ein Entgegenkommen bedarf. Nichts, dass in seiner breiten Masse durch ein bisschen Verständnis wieder verschwinden würde. Und eben nichts, das sich auflöst wenn ein Mike Schneider oder ein Christian Müller im Knast landen.
Aber wenn es nicht der Staat ist der Rassimus und aufkommenden Faschismus bekämpfen kann, wer soll diese Aufgabe denn dann übernehmen? Du! Ja genau: DU! Und ich. Und wir. Wir, die wir am 23. November zusammen mit euch auf die Straße gehen wollen. Wir, die wir schon gemeinsam die Neonazis von Pogida in die Marginalität getrieben haben. Wir, die entschlossen zusammenarbeiten können wenn es gegen die AfD in Potsdam geht.
Wir wollen uns dem konsequent entgegenstellen, denn Rassismus ist nicht allein das Problem rechter Terrorzellen, es ist ein Problem des Alltags, ein Problem der deutschen Mitte. Ein Problem in unseren Familien, im Kolleg_innenkreis, unter den Mitschüler_innen, in der Nachbarschaft. Wir können und wollen dieses mitunter lebensgefährliche Problem nicht einem Staat überlassen, für den letztendlich nur wirtschaftliche Intereressen zählen.
Deshalb geht mit uns zusammen auf die Straße am 23. November um 18 Uhr am Landtagsschloss.
*https://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/service/chronik-vorfaelle (Stand Nov. 2016)
In Zeiten der rassistischen Mobilisierung ist es wichtig gezielt linke und linksalternative Aktivist_innen zu unterstützen und zu vernetzen, um sich gemeinsam gegen die stets stärker werdende Rechte zu engagieren. Doch manchmal fehlt das nötige Know-How, um die hiesigen Zustände effektiv aufzumischen. Mit der f_antifaschistischen “Skills for Intervention”-Tour kommt die f_antifa brandenburg (fabb) am 26. und 27.11. nach Cottbus und organisiert zusammen mit der „Ladydays“ Initiative ein Wochenende mit Workshops zu:
– Einführung ins Layouten,
– DJ_ane und Technik, mit anschließender kleiner Party
– Selbstbehauptung
Worum geht’s?
Antifa & Feminismus sollen zusammengeführt werden! Wir wollen nicht nur ein praktisches Bildungsangebot für Antifaschist*innen in Brandenburg bieten. Wir stellen und vermitteln einen Pool an Referent_innen für vielseitige Workshops, die nur von Frauen* und Trans* durchgeführt werden. Denn es ist in der antifaschistischen Szene leider keine Selbstverständlichkeit, dass Workshops nicht von Männern durchgeführt werden. Mit den Workshops wollen wir eine stärkere Sichtbarmachung dieser Menschen als Macher_innen gewährleisten. In dem Projekt sind die Workshops nur für fltiq* (Frauen-Lesben-Trans-Inter-Queer) offen, um sich über Sexismus in den eigenen politischen Strukturen auszutauschen und Frauen und Trans* vor Ort zu empowern, zu unterstützen und untereinander zu vernetzen.
Um euch für das Wochenende oder einzelne Workshops anzumelden, schreibt
eine Mail an: ladydays-cb@riseup.net
Mehr Infos: fabb.antifa.cc
Aufgrund der durchaus positiven Resonanz auf die Theatertour im Jahr 2014 planen wir eine neue Theatertour mit dem Stück A wie Aufklärung vom Nö Theater durch einige Städte Brandenburgs (Frankfurt/O., Strausberg, Bernau, Neuruppin, Cottbus) im Zeitraum 16. bis 20. November diesen Jahres. Das neue Stück beschäftigt sich mit der Frage der Aufarbeitung der NSU-Verbrechen. Die diesjährige Theatertour soll gerade vor dem Hintergrund der Einrichtung des NSU-Untersuchungsausschuss im brandenburgischen Landtag den Blick vor Ort schärfen und das Thema auch in die kommunale Öffentlichkeit bringen.
Das Stück wirft Fragen auf wie:
• Bestand der NSU wirklich nur aus Einzeltätern??
• Ist das Zeugensterben während des Gerichtsverfahrens nur Zufall?
• Wie ist der Mord an Halit Yozgat in Kassel wirklich abgelaufen??
• Was stand in den geschredderten Akten des Verfassungsschutzes?
• Warum und von wem wird die Aufklärung verhindert?
Damit wollen die Künstler verhindern, dass die Fragen in Vergessenheit geraten. Sie wollen auf die Kontinuität und Aktualität des rechten Terrors hinweisen und einen Blick auf die Struktur des gesellschaftlichen und institutionellen Rassismus werfen. Das Nö Theater will, auch fünf Jahre nach Bekanntwerden der NSU-Morde, die Perspektive der Betroffenen stärken.
Bereits 2014 haben wir eine Theatertour durch vier Brandenburger Städte durchgeführt (Strausberg, Brandenburg a.d.Havel, Neuruppin, Frankfurt/O.). Damals führte das Nö Theater des Stück “V wie Verfassungsschutz” auf. Bei “V wie Verfassungsschutz” handelt es sich um ein politisches Satirestück, welches sich mit der Geschichte des deutschen Inlandsgeheimdienstes beschäftigt und dessen Entwicklung auf Interviews, Reisebeobachtungen, Dokumentationen, Biographien und Zeitungsartikeln basiert.
Die diesjährigen Gastspiele mit dem Stück “A wie Auklärung” finden in folgenden Städten statt:
Cottbus
in Kooperation mit Cottbus Nazifrei!
— Datum: 16.11.16
— Ort: Familienhaus Cottbus, Am Spreeufer 14–15, 03044 Cottbus
— Beginn: 19:00 Uhr (Einlass ab 18:30 Uhr)
Frankfurt/Oder
in Kooperation mit Utopia e.V.
— Datum: 17.11.16
— Ort: Modernes Theater Oderland, Ziegelstraße 28a, 15230 Frankfurt/O.
— Beginn: 18:00 Uhr (Einlass ab 17:00 Uhr)
Strausberg
in Kooperation mit dem AJP 1260 e.V.
— Datum: 18.11.16
— Ort: Gemeindesaal, Große Str. 56, 15344 Strausberg
— Beginn: 19:00 Uhr (Einlass ab 18:00 Uhr)
Neuruppin
in Kooperation mit JWP Mittendrin e.V.
— Datum: 19.11.16
— Ort: Altes Gymnasium, Am Alten Gymnasium 1–3, 16816 Neuruppin
— Beginn: 18:30 Uhr (Einlass ab 17.00 Uhr)
Bernau
in Kooperation mit dem Netzwerk für Weltoffenheit
— Datum: 20.11.16
— Ort: Klub am Steintor, Berliner Str. 1, 16321 Bernau
— Beginn: 17:00 Uhr (Einlass ab 16:30 Uhr)
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist kostenfrei.
Zusätzlich zu den Aufführungen wird es vor Ort ggf. Rahmenprogramme rund um das angerissene Thema geben. Dazu informieren wir kurzfristig auf unserer Homepage.
Dieses Projekt wird unterstützt von der Amadeu-Antonio-Stiftung, dem Bundesprogramm “Demokratie leben!” des LAP Cottbus und Märkisch-Oderland, sowie der Stadt Strausberg.
Linke und linksalternative Aktivist_innen stehen derzeit vor der großen Aufgabe den rassistischen Vormarsch zurückzudrängen. Viele neue und junge Menschen haben sich entschlossen die Zustände nicht länger hinzunehmen und sich antirassistischen und antifaschistischen Kämpfen anzuschließen. In Zeiten der rassistischen Mobilisierung ist es besonders wichtig gezielt linke und linksalternative Aktivist_innen zu unterstützen und zu vernetzen, um sich gemeinsam gegen die stets stärker werdende Rechte zu engagieren. Doch manchmal fehlt das nötige Know-How, um die hiesigen Zustände effektiv aufzumischen. Dies soll mit der f_antifaschistischen Herbstoffensive ändern! Mit der “Skills for Intervention”-Tour kommen wir in eure Stadt und unterstützen euch mit einem praktischen Bildungsangebot. Ziel ist es auf Bedürfnisse von lokalen Gruppen und Akteur_innen einzugehen und mit vorhandenem Know-How erwünschte Impulse zu setzen.
Antifa & Feminismus zusammenführen!
Wir wollen nicht nur ein praktisches Bildungsangebot für Interventionen in Brandenburg bieten. Wir stellen und vermitteln einen Pool an Referent_innen für vielseitige Workshops, die nur von Frauen* und Trans* durchgeführt werden. Denn es ist in der antifaschistischen Szene leider keine Selbstverständlichkeit, dass Workshops von nicht cis-männlichen Menschen durchgeführt werden. Mit den Workshops wollen wir eine stärkere Sichtbarmachung dieser Menschen als Macher_innen gewährleisten. In dem Projekt sind die Workshops for all* gender offen, es sei denn, es gibt in der Absprache explizite Wünsche, bestimmte Workshops an fltiq* vor Ort zu richten. Zudem bieten wir nach Wunsch im Rahmen der Workshops fltiq*-Räume an, um sich über Sexismen in den eigenen politischen Strukturen auszutauschen und Frauen und Trans* vor Ort zu empowern, zu unterstützen und untereinander zu vernetzen. Dies kann z.B. durch einen zusätzlichen Workshop, durch einen Kneipenabend oder eine Party realisiert werden.
Die Wochenenden werden gemeinsam mit den Aktivist_innen vor Ort organisiert – ob eine Party noch stattfindet, sich Menschen nur Workshops oder nur ein fltiq* Cafe wünschen – entscheiden vor allem die Personen vor Ort, da sie die Expert_innen ihrer regionalen Zustände sind. Wir freuen uns auf jeden Fall auf einen heißen Herbst!
Wir kommen in folgende Städte:
29.10. — 30.10. Frankfurt Oder
12.11. — 13.11. Bernau
26.11. — 27.11. Cottbus
Weitere Städte folgen! Checkt fabb.antifa.cc
Mit ein wenig Verspätung möchten wir noch einmal kurz auf die jüngste rassistische Demonstration in Frankfurt (Oder) eingehen. Zum zweiten Mal in diesem Jahr versammelten sich am 3. September knapp 100 Neonazis in der Oderstadt. Der angekündigte Schulterschluss deutscher Neonazis und polnischer Ultranationalist*innen blieb wie zu erwarten aus. Dem Aufruf folgten wenige Frankfurter*innen, dafür Nazis und Wutbürger*innen aus Chemnitz und Lichtenau, sowie aus dem Umfeld von Bärgida. Die Gruppierung „Protest Lichtenau“ hat den rechten Aufmarsch als Enttäuschung gewertet: zu viele Linke, zu „bunt“ und zu wenige Teilnehmer*innen bei den Rechten. Die Facebook-Gruppe „Frankfurt/Oder wehrt sich“ teilte diesen Beitrag auf der eigenen Seite. Sie waren wohl auch mit ihrem Aufmarsch unzufrieden. Nichtsdestotrotz ist eine weitere Radikalisierung der Frankfurter Neonaziszene zu beobachten.
Ohne den Mantel der Bürgerlichkeit treten sie jetzt offen neonazistisch auf. So war bei der Demonstration am 03.09. die Partei „Der III. Weg“ federführend. Eine ausführlichere Zusammenfassung der Ereignisse am 03. September ist auf inforiot erschienen.
Wir werten die geringe Anzahl lokaler Nazis unter den Teilnehmenden als Erfolg antifaschistischer Interventionen in Frankfurt (Oder). Regelmäßige und konsequente Berichterstattung, sowie die Konfrontation von Arbeitgeber*innen mit den neonazistischen Aktivitäten ihrer Mitarbeiter*innen haben unter anderem dafür gesorgt, dass viele potenzielle Teilnehmer*innen Angst vor persönlichen Konsequenzen haben und den Auftritt bei einer öffentlichen Versammlung meiden. Parallel beobachten wir jedoch eine Radikalisierung vor allen Dingen junger Neonazis. Rassistisch und Neonazistisch motivierte Übergriffe, einschüchterndes Verhalten und Alltagsrassismus gehören zum traurigen Alltag all derer, die nicht in das beschränkte Weltbild vieler Frankfurter*innen passen.
Mit folgender Übersicht wollen wir erneut einen Überblick über die Teilnehmer*innen des Aufmarsches geben. Informationen zu entsprechenden Personen können vertraulich und verschlüsselt an recherche_ffo@riseup.net gesendet werden.
Flop für Cottbuser „Patrioten“
Zur wochenlang angekündigten „Kundgebung gegen Asylmissbrauch“ der „Patrioten Cottbus“ am Samstag erschienen nur wenige Teilnehmer – einen Auftritt hatte dort die extrem rechte Wanderrednerin Ester Seitz.

Zunächst musste der Anmelder die wenigen Teilnehmer aufrufen, doch das Transparent mit hochzuhalten, weil er selber ja das Megaphon bedienen muss. „Kein Mensch kann illegal sein, sein Aufenthalt schon“, lautete das Motto und darunter fand sich die Zeile „Merkel muss weg“, garniert mit einem durchgestrichenen Konterfei der Bundeskanzlerin. Nachdem die organisatorischen Fragen leidlich geklärt waren, beklagte der Anmelder aus Sachsen, dass sich kaum Cottbuser auf der Kundgebung eingefunden hätten. Dabei nannten sich die rechten Organisatoren, die über Facebook zu der Aktion mobilisiert hatten „Patrioten Cottbus“. Aus Leipzig war auch ein H.J. Müller gekommen, der sich als Mitbegründer des Neuen Forums im Herbst 1989 in der DDR vorstellte und für seine kurze Rede Höflichkeitsapplaus bekam.
An vorderster Front in Dresden dabei
Gefeiert wurde dagegen die extrem rechte Aktivistin Ester Seitz für ihre kurze Rede. Betonte sie doch gleich zu Beginn, dass sie erst vor wenigen Tagen angefragt worden war und sich sofort aus Baden-Württemberg auf dem Weg gemacht hätte, um ihre Warnung vor dem drohenden Untergang Deutschlands zu verkünden. Die Begründerin der Gruppierung „Widerstand Ost West“ ist es als Wanderpredigerin auf diversen rassistischen Veranstaltungen quer durch die Republik gewöhnt, nur die eigene Szene zu erreichen. In Cottbus sparte sie denn auch nicht mit Pathos. Selbst wenn Deutschland untergehe, könnten die wenigen Teilnehmer zumindest ein „gutes Gewissen haben, alles getan zu haben, um das zu verhindern“, machte sie den wenigen Teilnehmern Mut. Ester Seitz berichtete auch, wie sie am 3. Oktober an vorderster Front dabei war, als Bundeskanzlerin Merkel und Bundespräsident Gauck in Dresden beschimpft und ausgepfiffen wurden und sich der Platz immer mehr gefüllt habe.
Vom 3. Oktober in Dresden schwärmen auch die „Patrioten Cottbus“ auf ihrer Facebook-Seite und posten ein Foto von ihrem Transparent, das sie dort in die Höhe gehalten hatten. Bereits in der Vergangenheit haben sich die „Patrioten Cottbus“ mit Peinlichkeiten und öffentlich ausgetragenen internen Streitigkeiten selbst in der rechten Szene von Cottbus und Umgebung so gründlich diskreditiert, dass die die angekündigte Kundgebung vom Samstag ignorierte. Auch das Bündnis „Cottbus Nazifrei“ verzichtete auf Proteste gegen den Auftritt der „wirren Patrioten“ wegen deren Irrelevanz.
Keine Abschiebung von Geflüchteten! Keine Diskriminierung! Keine Abschiebehaft! Gegen Nationalstaatsgrenzen! Keine Trennung von Familien!
Kommenden Samstag, den 22. Oktober, wollen wir — das ist eine Gruppe junger Menschen aus Brandenburg — eine Demonstration durch Eisenhüttenstadt machen. Los gehts um 14 Uhr am Bahnhof um dann zur ZABH zu laufen.
Wir wollen auf die Straße um unsere Stimme zu erheben
- gegen Abschiebung und Abschiebehaft
- gegen Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz
- gegen Diskriminierung und Übergriffe
- egen sichere Herkunftsländer und Abschottung.
Wir sind für eine offene und tolerante Gesellschaft in der man sich frei bewegen kann und nicht aufgrund von Abstammung, Geschlecht, sozialer Herkunft, Religion, Sexualität sowie geistigen Fähigkeiten oder körperlichem Erscheinungsbild diskriminiert wird.
Eisenhüttenstadt wurde durch all seine bürokratischen Monströsitäten, wie das BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) und Abschiebeknäste, zum Symbol für Angst und Rassismus. Lasst uns unsere Stimmer dagegen erheben! Verlasst eure Komfortzone und schließt euch uns an. Unterstützt Refugees und selbstorganisierte Kämpfe!
Zugtreffpunkte für Samstag RE1 nach Frankfurt (Oder):
11:30 Uhr Potsdam Hauptbahnhof, Bahnsteig 4
12:00 Uhr Berlin Hauptbahnhof, Bahnsteig 12 / 12:00 Berlin Alexanderplatz
Train meeting point Potsdam Hauptbahnhof:
11:30 at platform 4, RE1 to Frankfurt(Oder)
Train meeting point Berlin Hauptbahnhof:
12:00 at platform 12
#NO deportation of refugees! #NO discrimination ! #NO deportation prisons! #NO borders! #NO seperation of families!
Eisenhüttenstadt has become a symbol of fear and
racism, with all its bureaucratic monsters, like
BAMF and the deportation prison. Let’s say #NO!
Get out of your comfort zone and join us. Support Refugees!
#NON aux expulsions de réfugié*es!
#NON à la discrimination! #NON aux prisons des expulsions!
#NON aux frontières! #NON à la séparation des familles!
Eisenhüttenstadt est devenu un symbole de peur et racisme avec tous ses monstres bureaucratiques comme le BAMF et la prison des expulsions.
sors de ta zone de confort
rejoins nous
soutiens refugié*es

Die Relevanz antifaschistischer Recherche muss sicherlich nicht erörtert werden. Ihre besondere Bedeutung für politische Diskussionen, Interventionen und für die Zukunft wollen wir in diesem Artikel darlegen.
Antifaschistische Recherche — weg von der Abgeschiedenheit
Antifaschistische Recherche oder die Dokumentation von antifaschistischer Arbeit sind wichtige Grundlagen für eine politische Praxis. Es ist keine „zusätzliche Aufgabe“, sie ist Bestandteil jeder Praxis, auch wenn sie in vielen Zusammenhängen erstmal nicht komplex und explizit erscheint. Wenn ich eine Demonstration gegen eine Neonazi-Kundgebung organisiere, muss ich wissen, was das für eine Neonazi-Kundgebung ist, wer sie angemeldet hat, mit wie vielen Personen gerechnet wird usw. An dieser Stelle beginnt bereits die Recherchearbeit für z.B. einen Aufruf und sie endet für dieses Szenario mit der Auswertung der Neonazi-Veranstaltung.
Recherche-Feld an gesellschaftliche Zustände anpassen
Das zu recherchierende Feld richtet sich dabei meist an den gesellschaftlichen Zuständen und Ereignissen aus. Im Zuge der Anti-Asyl- und rassistischen Proteste hat sich daher der Fokus automatisch auf „Bürgerinitiativen“ und andere rassistische Zusammenschlüsse gelegt. Wenn sich immer mehr RassistInnen zusammenschließen und organisieren, muss das entsprechend dokumentiert werden: Sind bereits bekannte Neonazis in diesen Zusammenhängen organisiert bzw. führen sie diese Proteste? Wer sind die Teilnehmenden, die OrdnerInnen oder andere möglicherweise relevante AkteurInnen? Oftmals kann hier auf zurückliegende Recherchen zu organisierten Neonazis zurückgegriffen werden, um die aktuellen rassistischen Proteste ins rechte Licht zu rücken.
Recherche als historisches Dokument
Antifaschistische Dokumentationen und Chroniken erscheinen im gegenwärtigen Moment, wenn Wohnungen und Häuser von Geflüchteten brennen, möglicherweise als übermäßige Fleißarbeit. Jedoch können sie vor allem in den Folgejahren zu wichtigen historischen Dokumenten werden. Darüber hinaus ermöglicht die langfristige und stetige Beobachtung neonazistischer Bewegungen neben dem Aufzeigen von Kontinuitäten auch im Rückblick die Reflektion und Bewertung der Erfolge und Niederlagen antifaschistischer Interventionen.
Wichtig? Unwichtig? Wer entscheidet das?
Dass wir Informationen von Antifa- oder Antira-Gruppen in der Regel den Pressemeldungen der Polizei oder Veröffentlichungen vom Verfassungsschutz vorziehen, ist Praxis. Recherchearbeit muss in jedem Fall, egal welche Quellen genutzt werden, dahingehend reflektiert werden. Einerseits, wie wir mit Informationen aus welchen Quellen umgehen und welchen Prinzipien wir dabei folgen. Andererseits stellt sich die Frage, welche Informationen wie wichtig sind, und: Wer entscheidet, was wichtig ist? Entscheidet die Quelle, mit welcher Priorität Informationen behandelt werden? Entscheidet der Recherche-Zusammenhang? Entscheiden die Umstände, welche Informationen in welcher Form veröffentlicht werden?
Mit der Veröffentlichung folgen Reaktionen, die zuvor zum Teil abgewogen werden können. Durch Outing-Aktionen steigen möglicherweise die Sicherheitsvorkehrungen der geouteten Personen. Dadurch wird es für die Recherchierenden aufwändiger, weiterhin Informationen zu beschaffen oder Aktivitäten zu verfolgen. Was also explizite Ziele von Outings sind — Konsequenzen für den Alltag, Unsicherheitsgefühl, die Kündigung des Arbeitsplatzes — ist mitunter gleichzeitig eine Erschwerung antifaschistischer Recherche. Daher beinhalten Recherche-Veröffentlichungen in den meisten Fällen nicht alle bekannten Informationen über einzelne Personen oder Zusammenhänge. Was zur Verfügung gestellt wird und was nicht, muss ohnehin abgewogen werden — auch in Hinblick auf die eigene zukünftige Recherche-Arbeit.
Wenn Informationen unkommentiert publiziert oder weitergegeben werden, können diese eine gewünschte oder passende Wirkung verfehlen oder gar gänzlich unnütz sein. Ebenso muss in vielen Szenarien abgewogen werden, wann ein guter Zeitpunkt ist, Informationen zu veröffentlichen. Wenn bestimmte Themen über einen konkreten Neonazi in der regionalen Presselandschaft vorrangig diskutiert werden, haben andere „Outings“ oder sonstige Veröffentlichungen über andere menschenverachtende Aktivitäten oftmals keinen Raum, oder erfahren nicht die gewünschte Aufmerksamkeit. Dies ist besonders in kleineren Städten mit einer beschränkten Vielfalt von Medien der Fall. Es ist daher von immenser Bedeutung, Informationen strategisch positioniert, sowohl thematisch als auch zeitlich, herauszugeben.
Informationen über bestimmte Personen/Gruppierungen haben dabei erst Relevanz, wenn sie in einen Kontext gestellt werden. Erst durch die politische Arbeit, durch das Auseinandersetzen mit menschenverachtender Ideologie, mit politischer Theorie, wird das Recherchierte relevant und Teil einer zielorientiert arbeitenden antifaschistischen Praxis. Wenn die Recherche ohne Forderung nach diesem Kontext geschieht, ist sie ziel- und dementsprechend häufig wirkungslos.
Eine Veröffentlichung ist nicht gleich eine Veröffentlichung. Schaffen wir nicht erst unnötig Aufmerksamkeit durch einen eigenen Artikel über Neonazi-Aktionen und werten diese damit auf, anstatt diese einfach in einer jährlichen Chronik festzuhalten? Diese Frage kann nicht allgemeingültig beantwortet werden, sondern bedarf einer jeweiligen Abwägung verschiedener vielfältiger pro und contra Argumente. Von der Frage nach dem eigenen und/ oder gesellschaftlichen Fokus der aktuellen Debatten über gegebene Sachzwänge wie zeitliche oder finanzielle Ressourcen, bis hin zu Entscheidungen hinsichtlich der textlichen Positionierung basierend auf komplexen politischen Einschätzungen und Meinungen. Einen richtigen Weg gibt es nicht, nur einen jeweils begründeten und somit subjektiv guten.
Nach der Recherche folgt die Konsequenz
Mit unserer Recherche folgen Konsequenzen, wenn wir gewisse Informationen in gewissen Kontexten und Zusammenhängen bereitstellen. Welche Informationen wir bereitstellen, liegt oftmals an uns. Das passiert positioniert, sodass wir nicht von außen auf Geschehnisse schauen und diese analysieren, sondern eben Teil dieser Zusammenhänge sind. Wir sind Teil dieser heutigen Geschichte und genauso verantwortlich, ob wir recherchieren, was wir an Informationen herausgeben und vor allem auch wann. Daher ist eine Verortung unsererseits immer wieder wichtig zu betonen — sich als antifaschistisch begreifende Menschen, die Zustände durch Informationsweitergabe verändern wollen, und hoffen, dass danach Interventionen folgen — sei es, dass die Rassist_in ihre Arbeitsstelle verliert, der Neonazi-Verkaufsladen verschwindet oder auf Landesebene Demonstrationen und Gruppierungen verboten werden.
AfD Strukturen angreifen
Die Aktion richtet sich gegen den Aufsichtsratsvorsitzenden der IT-Firma Reinhard Irsigler, der aktives Berliner AfD-Mitglied ist und für die nationalistische, rechtskonservative Zeitschrift “Unser Mitteleuropa” schreibt. Darüber hinaus waren die Räumlichkeiten der Klitsche in der Vergangenheit auch schon für interne AfD-Versammlungen genutzt worden.
Außerdem soll mit der Aktion ein Zeichen gegen die rassistische und nationalistische Politik der AfD gesetzt werden. AfD-Strukturen angreifen, Rassist_Innen keinen Platz lassen!
No Borders, No Nations! Gegen die tötliche Politik Europas aufstehen. Hin zu den NoBorderActionDays!