Rund 300 Antifaschist*innen haben heute vielfältigen Protest gegen eine von rassistische Kundgebung vor einer künftigen Geflüchtetenunterkunft auf die Straße getragen. Die Teilnehmer*innen des Gegenprotestes waren ein Querschnitt der Frankfurter Zivilgesellschaft. Zunächst sammelte sich ab 11 Uhr der Gegenprotest auf dem Platz der Republik, um dann eine
Stunde später in einem Demonstrationszug durch das Zentrum zur Kundgebung am Karl-Marx-Denkmal zu ziehen. Leider unterband die Polizei einen Protest in Sicht- und Hörweite. Ein Gebot, dass es im Rahmen der demokratischen Meinungsäußerung einzuhalten gilt.
Nach nicht einmal einer Stunde wurde die rassistische Versammlung bereits beendet. Nach der Auflösung setzte sich eine circa dreißigköpfige Neonazigruppe nahezu ohne Polizeibegleitung in Bewegung. Im Zuge dessen versuchten die Rassist*innen Gegendemonstrant*innen anzugreifen, darunter Peer Koss, einer der Köpfe der flüchtlingsfeindlichen Gruppierung „Frankfurt/Oder wehrt sich”.
„Auffällig ist der verantwortungslose Umgang der Einsatzkräfte mit anund abreisenden Neonazis. Sowohl im August 2013 in Eisenhüttenstadt als auch im Mai 2014 und heute in Frankfurt (Oder): Wieder konnten größere, gewaltbereite Neonazigruppen durch die Stadt laufen und Gegendemonstrant*innen ins Visier ihrer menschenverachtenden Ideologie nehmen.” — so Janek Lassau, Sprecher das Bündnisses „Kein Ort für Nazis in Frankfurt (Oder)”.
An anderer Stelle verhielt sich die Polizei ähnlich skandalös. Ein Passant zeigte im beisein von Gegendemonstrant*innen und sich in unmittelbarer Nähe befindlichen Einsatzkräften wiederholt den verbotenen Hitlergruß. Trotzdem die Beamt*innen mehrmals darauf aufmerksam gemacht wurden, schritten sie nicht ein und weigerten sich, die Personalien des Täters festzustellen. Vertreter*innen des Bündnisses erwägen eine Dienstaufsichtsbeschwerde und eine Anzeige wegen Strafvereitlung zu stellen.
„Der heutige Tag ermutigt uns, in Zukunft weiter entschlossen und solidarisch gegen rassistische Hetze und für eine antirassistische Kultur einzustehen, 365 Tage im Jahr.” — so weiter Janek Lassau
Frankfurt (Oder), den 25. Juli 2015
Kategorie: Antifaschismus
Rassistischer Provokation gemeinsam entgegentreten!
Am Samstag, den 25.07.2015 wollen die Rassist*innen rund um „Frankfurt Oder wehrt sich“ nun zum vierten Mal in diesem Jahr aufmarschieren. Das Bündnis „Kein Ort für Nazis in Frankfurt (Oder)“ freut sich auf breite Beteiligung an einem vielfältigen, entschlossenen antifaschistischen Protest. Wir laden dazu Antifaschist*innen und Demokrat*innen aller Couleur ein, ab 11:00 Uhr an unserer zentralen Kundgebung am Platz der Republik (Haltestelle Zentrum) teilzunehmen.
Die Brisanz der rassistischen Mobilisierung hat seit der letzten neonazistischen Veranstaltung mitnichten nachgelassen. Dass die Hetze nun vor einer zukünftigen Unterkunft für Geflüchtete getragen werden soll, ist eine zusätzliche Provokation. „Nazis versuchen derzeit mit Gewaltdrohungen im Internet, antifaschistischen Protest einzuschüchtern.Wir werden uns aber davon nicht beeindrucken lassen“, so Janek Lassau, Sprecher des Bündnisses „Kein Ort für Nazis in Frankfurt (Oder)“.
Frankfurt (Oder), den 23.07.2015
Bereits zum vierten Mal will die rassistische Gruppierung „Frankfurt/Oder wehrt sich” am 25.07.2015 ihren Hass auf die Straße tragen. In der Vergangenheit wurden große Erfolge mit Blockaden von rassistischen und neonazistischen Aufmärschen erzielt. In den letzten Monaten jedoch ließ die Beteiligung an den Gegenprotesten nach. Aller Orts trauen sich Rassist*innen mittlerweile, unverhohlen gegen Geflüchtete und Andersdenkende zu hetzen oder versuchen nicht selten, ihre menschenfeindliche Ideologie mit einem bürgerlichen Deckmantel zu kaschieren. Dieses Mal gehen sie in Frankfurt (Oder) sogar so weit, den antifaschistischen egendemonstrant*innen via facebook mit Gewalt zu drohen. „Es gilt, sich davon nicht einschüchtern zu lassen und gemeinsam und solidarisch einen entschlossenen Protest auf die Straße zu tragen.” so Janek Lassau, Pressesprecher des Bündnisses „Kein Ort für Nazis in
Frankfurt (Oder)”.
„Seit einiger Zeit etabliert sich eine flüchtlingsfeindliche Stimmung in der Bundesrepublik. Das erfordert einen langen Atem von allen Antifaschist*innen. Wir dürfen in unserem Engagement gerade jetzt keinen Deut nachlassen.”, so Lassau weiter. „Was uns hier in Frankfurt begegnet, ist der Widerhall eines bundesweiten Phänomens.”.
Friedliche Menschenblockaden waren in der Vergangenheit das effektivste Mittel gegen neonazistische Aufmärsche. Eine anerkannte Protestform invielen Milieus, wurden die Blockaden aufgrund des erfolgreichen Verhinderns der europaweit größten neonazistischen Aufmärsche, die jährlich zum 13.Februar in Dresden stattfanden. Zehntausend Gegendemonstrant*innen setzten sich den Neonazis in den Weg.Dieser erfolgreiche Protest fand bundesweit Nachahmer. So konnten auch in Frankfurt (Oder) im Jahr 2012 neonazistische Aufmärsche durch an die tausend Gegendemonstrant*innen nach kurzer Strecke gestoppt werden. Seitdem wurden in Brandenburg und auch in Frankfurt (Oder) immer wieder neonazistische und rassistische Versammlungen durch Blockaden gestört oder verhindert.
Den Aufwind, welche rassistische Bewegungen bekommen, resultiert auch fehlenden sichtbaren Gegenprotesten. Kleine Blockaden werden daher oft geräumt oder umgangen. Blockaden, an denen sich hingegen viele Menschen beteiligen und die bunt und vielfältig sind, zwingen die Rassist*innen meist zum Abbruch ihrer Aufmärsche und zeigen auf, dass ihre Hetze nicht erwünscht ist. Blockaden gegen neonazistische Aufmärsche sind ein demokratisches Recht und machen sich stark gegen die gefährliche rassistische Stimmungsmache.
Es braucht einen langen Atem, sich den ständigen Aufmärschen in den Weg stellen! Es ist unentbehrlich, mit vielen Menschen am 25.07.2015 ein Zeichen gegen Rechts zu setzen!
Frankfurt (Oder), den 20.07.2015
Zentrale Kundgebung des Bündnisses „Kein Ort für Nazis in Frankfurt
(Oder)” am 25.07.2015
11 Uhr, Platz der Republik (Haltestelle Zentrum)
Bericht eines Augenzeugen, erstveröffentlicht auf Invia1200
Auf dem Parkplatz der Turnhalle in Brieskow-Finkenheerd versammelten sich heute ca. 80 Menschen, um der Hetze gegen Geflüchtete zu lauschen. Ca. ein Drittel waren angereiste Nazis, der Rest “besorgte Bürger*innen” aus dem Dorf. Hintergrund ist die bevorstehende Unterbringung von 13 Geflüchteten in drei Wohnungen.
Anmelder und erster Redner Björn Brusak betonte, dies sei keine Nazi-Veranstaltung. Er habe sie als Einwohner des Dorfes privat angemeldet und ohne Unterstützung aus NPD-Kreisen organisiert. Er sei acht Jahre lang Angehöriger der Bundeswehr gewesen und in Afghanistan verletzt worden. Zurück in der Heimat sei er von dem Staat im Stich gelassen worden, der statt seiner Kriegsopfer nur “Asylbetrüger” unterstützen würde. Wohlwollend nahm Björn Brusak zur Kenntnis, dass auch Bürgermeister Frank Richter auf seiner Versammlung sprechen wollte, aber leider durch Krankheit verhindert sei.
Zweite Rednerin der Nicht-NPD-Veranstaltung war “die Manuela”. Das Publikum erfuhr nicht, dass es Manuela Kokott war, die für die NPD bis 2014 im Kreistag LOS saß und aktuell in der Gemeindevertretung Spreenhagen. Sie beklagte die angeblich ausufernde Kriminalität, die durch die “Asylflut” ausgelöst würde. Wer das thematisiere, sei weder Nazi noch rassistisch. Die anfänglich zurückhaltenden “besorgten Bürger*innen” klatschten mehrheitlich.
Dritter Redner der Nicht-NPD-Veranstaltung war NPD-Landeschef Klaus Beier. Er gab sich immerhin als NPD-Vertreter zu erkennen. Inhaltlich war seine Rede ein Abklatsch der Vorredner*innen. Hetze gegen Asylbewerber*innen und Menschen, die sie unterstützen, war der Hauptinhalt seiner Rede.
Gegenprotest am Ort des Geschehens gab es nicht. Die wenigen erkennbaren Nazi-Gegner*innen wurden von Beauftragten des Veranstalters abgefilmt.
Hundert Meter weiter feierte eine etwa gleich große Gruppe im Garten der Luther-Kirche ein Integrationsfest mit Gottesdienst. Gast war u.a. Landesminister Jörg Vogelsänger.
Nach Abschluss der Nazi-Kundgebung tauchten einige Teilnehmer*innen dort auf und filmten wiederum Nazigegner*innen ab.
Der Riss in Brieskow-Finkenherd geht durch viele Familien. Während sich die Enkelin für Geflüchtete engagiert, jubelt die Oma den Nazis zu. Ein älterer Herr äußerte, sein verstorbener Vater, der für Hitler in den Krieg ziehen musste, hätte den neuen Nazis kräftig den Hosenboden versohlt. Beängstigend viele Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr beklatschten die Nazis.
An die Organisator_innen des Integrationsfestes in Brieskow-Finkenheerd:
Der Landkreis Oder-Spree will künftig auch in der Gemeinde Brieskow-Finkenheerd Flüchtlinge unterbringen und prompt wird eine Kundgebung gegen Flüchtlinge in der Nachbarschaft angekündigt. „Finkenheerd wehrt sich“ lautet das Motto der Veranstaltung am 18.7., die wohl von Personen aus neonazistischen Kreisen organisiert wird.
Das Bündnis „Kein Ort für Nazis in Frankfurt (Oder)“ stellt sich seit langem solchen Kundgebungen entgegen und begrüßt den sich in Brieskow-Finkenheerd formierenden Protest, der mit einem Integrationsfest in die Öffentlichkeit tritt.
Wir erklären unsere Solidarität mit den Geflüchteten und wünschen dem Integrationsfest einen guten Verlauf und eine breite Unterstützung durch die Bürger*innen der Gemeinde. Wir werden die Frankfurter*innen auf das Geschehen in der direkten Nachbarschaft hinweisen und für Unterstützung werben.
Gleichzeitig laden wir ein sich an der Protestkundgebung am 25. Juli in Frankfurt (Oder) zu beteiligen, da „Frankfurt/oder wehrt sich“ erneut seine rassistischen Positionen auf die Straße und vor eine Flüchtlingsunterkunft tragen will. Kundgebungsbeginn 11 Uhr vor dem Kaufland in der Heilbronner Straße (Platz der Republik).
Bündnis „Kein Ort für Nazis in Frankfurt (Oder)“

Ob in Freital, Meißen oder auch in Frankfurt (Oder), es wird von Rassist*innen gegen Geflüchtete mittels Ressentiments auf Facebook und auf der Straße gehetzt. In der Oderstadt soll am 25.07.015 bereits der vierte neonazistische Aufmarsch von der Gruppierung „Frankfurt/Oder wehrt sich!“ in diesem Jahr stattfinden. Dieser richtet sich gegen Geflüchtete und insbesondere gegen die geplante Geflüchtetenunterkunft am Karl-Ritter-Platz.
Zu den Teilnehmer*innen der vergangenen Aufmärsche gehörten stadt- und landesweit bekannte Neonazis. Auch wenn ihre Zahl bei den letzten Aufmärschen bei unter hundert lag, ist das mobilisierte Klientel ist jedoch gewaltbereit und hat ein geschlossenes rechtes Weltbild.
Das Bündnis „Kein Ort für Nazis in Frankfurt (Oder)“ wird sich auch am 25.07.2015 wieder gegen die menschenverachtende Hetze stellen. „Wir stellen uns offensiv einer verbrecherischen Ideologie entgegen, die Menschen als nicht gleichwertig erachtet. Wir akzeptieren nicht, dass Menschen aus ethnischen, sexuellen, religiösen oder anderen Gründen als „Anders“ markiert, diskriminiert, ausgegrenzt und angegriffen werden“, so Janek Lassau, Sprecher des Bündnisses.
Daher wird sich das Bündnis mit allen solidarischen Menschen am 25.07.2015 den Rassist*innen entgegenstellen und lautstark und vielfältig protestieren. Nur gemeinsam kann es gelingen, der Stimmungsmache gegen schutzsuchende Menschen etwas entgegenzusetzen!
Bundesweit häufen sich flüchtlingsfeindliche Demonstrationen, Angriffe auf Geflüchtete und Unterkünfte von Geflüchteten. Allein im Jahr 2014 stiegen Übergriffe mit rechten Hintergrund im Vergleich zu 2013 um 23,6 Prozent auf 990 Straftaten. Darunter wurden 170 Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte registriert. In diesem Jahr meldet die Amadeu-Antonio-Stiftung bereits schon 150 Angriffe auf Geflüchtetenunterkünfte. Auch in Frankfurt (Oder) gab es kürzlich Flaschenwürfe gegen die noch nicht bewohnte Unterkunft am Karl-Ritter-Platz. Die Chronik der Gewalt ist mehr als alarmierend.
Mehr Informationen zu den Aktivitäten des Bündnisses werden auf kein-ort-fuer-nazis.org veröffentlicht.
Frankfurt (Oder), den 07.07.2015

Am frühen Freitagabend sind Neonazis erneut in der havelländischen Kleinstadt Nauen aufmarschiert. Die Veranstaltung war als stationäre Kundgebung angemeldet worden und fand in einem Plattenbauviertel im Südosten der Ortschaft statt. Die neonazistische Versammlung richtete sich einmal mehr gegen die von den gewählten Vertreter_innen der Stadt beschlossene Aufnahme von Flüchtlingen in Nauen. Eine Gegenkundgebung der Initiative „Nauen für Menschlichkeit“ in der Feldstraße Ecke Bredower Straße wurde zwar, trotz sehr kurzfristiger Mobilisierung, immerhin von 20 Menschen besucht, blieb jedoch weitgehend unbeachtet. Möglicherweise, weil entsprechende Ausdrucksmittel, wie Plakate oder Transparente, fehlten.
Kundgebung von NPD und Freie Kräften
Die Neonazis versammelten sich hingegen unter dem Motto: „Unser Land unser Auftrag“ ungefähr 130m entfernt am Bredower Weg Ecke Straße des Friedens. Ungefähr 35 Personen aus dem Havelland, Oberhavel, Brandenburg an der Havel, Ostprignitz-Ruppin und Prignitz beteiligten sich daran. Als Veranstalter traten, laut einem zuvor verbreiteten Flyer, die „NPD Nauen“ und die „Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland“. Als Verantwortlicher im Sinne des Pressegesetzes wurde der Neuruppiner Stadtverordnete Dave Trick (NPD) genannt, der allerdings nicht persönlich anwesend war. Sowohl die NPD als auch die „Freien Kräfte“ waren bisher an allen Versammlungen gegen den Bau einer Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge und Asylsuchende beteiligt, traten jedoch heute erstmals unter ihrem Namen als Veranstalter auf. Bei vorher gehenden Veranstaltungen sollte offenbar der Eindruck von „Bürgerprotesten“ erweckt werden.
Stattdessen schienen die Neonazis und Rassist_innen heute offenbar eher eine Szeneveranstaltung durchzuführen. Zumindest wurde mehr Rechtsrock gespielt als sonst. Doch auch der Ton in den Redebeiträgen war deutlich schärfer. Christoph Meinecke beschimpfte Flüchtlinge und Asylsuchende in seiner Rede beispielsweise als „Hundesöhne“. Ebenso Marvin Koch. Dieser schwadronierte zudem wieder von seinem Lieblingsthema, dem „Rassenkampf“. Seiner Ansicht nach sei es nämlich angeblich „ethnisch nicht möglich (…) alle Kulturen friedlich in einem Topf zu werfen“. Und langsam sei bei ihm und seinen Sympathisant_innen, im Hinblick auf die steigenden Flüchtlingszahlen, ein Punkt erreicht, wo sie „kein Problem mehr“ hätten „mit einem Grinsen im Gesicht“ den „Kampf“ gegen „dieses respektlose Gesindel“ aufzunehmen. Natürlich werde die Gewalt nicht von „uns“ ausgehen, so Koch scheinheilig. Und weiter: „Doch wenn nur ein Tropfen Blut unseres Volkes unbegründet durch diese Herrschaften vergossen wird, dann haben sie diesen Krieg angefangen“. Weiterhin schwor Koch „bei Gott“: „diesen Krieg werden wir nicht verlieren “ und „dieser Krieg wird nicht beendet sein, bis wir wieder Herr im eigenen Haus sind“.
Ein wenig gemäßigter fasste sich dann erst wieder Pierre Boddin, der in seinem heutigen Redebeitrag „nur“ die Abschiebung jedes einzelnen „Asylbetrügers“, die Wiedereinführung der „Grenzen“ und sowie den Aufnahmestopp von Flüchtlingen forderte.
Aktueller Anlass für die Kundgebung, so klang es jedenfalls beim Redner Christoph Meinecke durch, schien übrigens eine Bekanntmachung zu sein, demnach der Landkreis Havelland beabsichtige, eine Sporthalle als vorübergehendes Notquartier für Flüchtlinge herzurichten. Ein Affront für die Rassist_innen und völkischen Nationalist_innen, die Nauen offenbar als ihre weiße Oase ansehen.
Schneider wieder NPD Abgeordneter in Nauen
Einer Drahtzieher der Anti-Asyl-Proteste im Ort scheint der Nauener Maik Schneider zu sein. Er war bereits bei allen vorgegangenen Veranstaltungen gegen das Heim in Nauen anwesend. Bei vier Märschen durch die Stadt stellte Schneider sogar seinen privaten Transporter als Lautsprecherwagen zur Verfügung. Heute kam all er allerdings zu spät, fuhr mit seinem Fahrzeug erst nach der Veranstaltung vor und gesellte sich noch kurz zu seinen mit dem Einpacken beschäftigten Freunden von den „Freien Kräften Neuruppin/Osthavelland“.
Seit dem 12. Februar 2015 soll gegen Schneider polizeilich ermittelt werden. An diesem Tag hatten er und weitere Personen eine öffentliche Versammlung der Stadt Nauen, welche hauptsächlich die Diskussion und die Abstimmung über den Verkauf eines Grundstück für den Bau einer Asylunterkunft beinhaltete, derart gestört, dass der Versammlungsort polizeilich geräumt werden musste. Schneider soll bei den Tumulten als Rädelsführer aufgetreten sein, so dass gegen ihn nun wegen Landfriedensbruch ermittelt werde. Dies scheint jedoch in neonazistischen Kreisen kaum jemanden wirklich zu beeindrucken. Im Gegenteil, seit dem 6. Juli 2015 sitzt Maik Schneider nun wieder für die NPD in der Nauener Stadtverordnetenversammlung. Er ersetzt den bisherigen Abgeordneten Erik Brüning, der möglicherweise aus privaten Gründen die Segel strich. Auch Schneider, der bereits von 2008 bis 2014 Stadtverordneter in Nauen war, hatte zuvor ebenfalls keine Ambitionen mehr dieses Mandat wahrzunehmen. Gemäß eigenem Bekunden auf einer NPD Seite im Internet war ihm das „theatralische Gehabe der Stadt und Kreistagsabgeordneten“ mehr als satt. Nun ist Schneider wieder da, um, wie er es sagt, den „Verrätern an Volk und Heimat“ nicht bedingungslos das Feld zu überlassen.Weiterer Aktionismus des neonazistischen Milieus scheint also vorprogrammiert.
Fotos: hier
INFORIOT Der Sommer ist da! Viele Menschen zeiht es in dieser heißen Zeit an den See, oder auch auf den einen oder anderen Acker in Brandenburg, um zusammen mit anderen bei Musik und Tanz den Hedonismus zu zelebrieren. Dabei erfreuen sich gerade Festivals jenseits des trostlosen Alltags zwischen Lohnarbeit, Schule oder Universität und anderer Zwänge an großer Beliebtheit. Ein Wochenende voller Musik, Tanz, Kunst und auch der ein oder andere Aktionismus ersetzt mittlerweile den ritualisierten Urlaubsspaß an den Küsten des Mittelmeeres und schont dabei vor allem den Geldbeutel.
Was gibt es eigentlich diesen Sommer an alternativen Festivitäten in Brandenburg zu erleben? In einem groben Überblick wollen wir euch einige Oasen jenseits des kommerziellen Terrors und durch kapitalisierten Großevent-Mainstreams in Brandenburg vorstellen. Wir wollen euch vor allem auf kleinere und größere Events hinweisen, die einerseits ein alternatives Selbstverständnis besitzen und andererseits einen D.I.Y.-Charakter pflegen.*
03.07.–06.07.2015: Antaris Projekt
Das Antaris findet zum 21. Mal auf den Flugplatz Otto-Lilienthal bei Rathenow statt und versteht sich selbst als ein Projekt „against war and for friendship, peace , freedom“. Das Antaris bietet eine musikalische Reise in eine psychodelische Welt auf zwei Floors mit einer unverwechselbaren Deko und Lichtschow. Das musikalische Spektrum erstreckt sich von „Psytrance, Oldschool, Progressive, Full-On über Tech House und fluffigen Techno bis hin zu Forest-und Hightech-Sounds“, so die Veranstalter_innen auf ihrer Seite.
Zur Festivalseite: http://www.antaris-project.de/

24.07.–26.07.2015: Serendubity Rhythm & Space Festival
3 Tage — 4 Floors — Workshops & Performences — Theater und vieles mehr. Auf einer verlassenen Militärbasis, zwischen bunt beleuchteten Flugzeugen und leerstehenden Hangars verwandelt das Serendubity Rhytm & Space Festival das Luftfahrtmusem Finowfurt bei Eberswalde zu einem ungewöhnlichen Ort. Das Festival versteht sich als eine non-profit Veranstaltung und wird organisiert durch eine Gruppe Enthusiast_innen, die an das Prinzip der Graswurzel-Demokratie glauben und Partys als Zelebrieren von Ideen und Krativität sehen, statt bloßen Konsum. Auch das musikalische Programm ist vielversprechend: Musikalisch werden den Gästen chillige Klänge von Dub, Reggae und Roots bis hin zu elektronischen Moves von Dubstep, Drum n’ Bass und Jungle, geht auch abrocken mit feinster Ska-Musik. http://www.serendubity.com/
05.08.–09.08.2015: Lausitzcamp
Das Lausitzer Klima- und Energiecamp findet bereits zum fünften Mal in Groß Gastrose bei Guben statt und engagiert sich für einen Strukturwandel in der Lausitz. „JA zur Lausitz – NEIN zu neuen Tagebauten“ ist das Motto des diesjährigen Camps, an dem sich jährlich viele Aktivist_innen aus der Lausitz, Polen, Berlin und dem ganzen Bundesgebiet engagieren. Seinen Höhepunkt soll das diesjährigen Lausitzcamp bei dem Aktionstag am 08. August finden. Außerdem soll das Camp das Ziel der diesjährigen umweltpolitischen Fahrradtour „Tour de Natur“ sein. Die Aktivist_innen fordern u.a. den sofortigen Stopp von Tagebauten und Kraftwerken, um die Auswirkungen des Klimawandels in der Region und darüber hinaus zu verringern. Außerdem beschreiben die Organisator_innen das Camp als eine Plattform zum „Meinungsaustausch, für politische Aktionen, Bildung und Kultur“. Zur Campseite: https://www.lausitzcamp.info/

07.08.–08.08.2015: Frierock Festival
Das Frierock Festival feiern sein nunmehr 17.-jähriges Bestehen. Das Frierock-Festival ist der Hot-Spot der alternativen Szene im Havelland und lockt jährlich hunderte Ska- und Rockwillige zur Freilichtbühne bei Friesack. Das Festival versteht sich als unkommerziell und bietet ein lautes Fest mit lokalen und überregionalen Bands zur fairen Preisen und in familiärer Atmosphäre. Derzeit sammelt das Frierock Festival in einer Crowdfounding Kampagne Finanzmittel, um die Israelische Band „The Angelcy“ auf das Fest zu holen. Zur Festivalseite: http://www.frierock-festival.de/
07.08.–08.08.2015: 11. Jenseits von Millionen Festival
Das Jenseits von Millionen ist eine jährlich wiederkehrendes Festival der Indy, Elektro und Alternative Musik. Das kleine aber feine Festival zieht jährlich mehrere Hundert Menschen auf die Burg Friedland in der Niederlausitz. Erst letztes Jahr spielt dort die Züricher Electropop Band „Saalschutz“, neben weiterer außergewöhnlicher Interpreten. Das Jenseits von Millionen Festival bewahrt einen emanzipatorischen Anspruch und veranstaltet das Fest für einen guten Zweck: 2€ je verkauftes Ticket und alles Geld nach Abzug der Festivalkosten fließen in die Kinderhilfsorganisation Raise a Smile e.V. im ländlichen Osten Sambias. Zur Festivalseite: http://jenseitsvonmillionen.de/
07.08.–09.08.2015: 2. Wilde Möhre Festival
Die Wilde Möhre findet nun zum zweiten Mal in Drebkau bei Altdöbern und gilt als eine Art „Mini-Fusion“ des Berliner Umlandes. Die Betreiber_innen des Festivals verfolgen das Ziel ihren Gästen eine besondere und entspannte Atmosphäre zu bieten. Die Wilde Möhre ist vor allem Entspannung pur zum Hören, Sehen und Fühlen. Neben elektronischer Musik und Bandperformance bietet die Wilde Möhre spannende Workshops für Leib, Seele und vor allem Verstand. Die Wilde Möhre versteht sich als ein „friedliches Festival in Rücksichtnahme und Toleranz zu den Mitmenschen, weshalb wir Waffen, Nazis, Homophobie oder Rassismus nicht dulden!“, so die Veranstalter_innen auf ihrer Seite. Auch wird Personen der rechten und gewaltbereiten Szene der Einlass verwehrt. Beste Voraussetzungen für eine entspannte Reise! Zur Festivalseite: http://wildemoehrefestival.de/
07.08.–09.08.2015: Horte Hoffest
Zum 23. Mal feiert das Horte in Strausberg ihr Hoffest mit Musik, Kultur und Workshops. Das Horte ist ein selbstverwaltetes Jugend- und Kulturprojekt und wird durch den Verein Alternatives Jugendprojekt 1260 e.V. getragen. Von Punk, Hardcore bis Hiphop ist das Horte Hoffest ein D.I.Y. ‑Highlight für jedermensch. http://horte-srb.de/
03.09.–05.09.2015: Spirit of the Street Festival
3. Tage. Über 50 Bands. Punkrock – Oi – Ska – und leider eine beträchtiger Teil an Grauzone. Eigentlich sollte es eine große Freude sein, dass das Spirit of the Street Festival ein Mal im Jahr die Punks, Skins und Ska-begeisterte an dem ersten September Wochenende nach Niedergörsdorf bei Jüterbog in Teltow-Fläming hinter den Öfen lockt. Punkrockgrößen wie Slime, Knorkator, Zaunphal oder Cock Sparror treten dieses Jahr auf dem Spirit auf. Wäre da nicht dieser fade Beigeschmack von Bands, die sich in ihren Texten, Auftreten und Kontakten nicht deutlich gegen Rechts distanzieren. Die Trennlinien zwischen einer begründeten Kritik und einer Unterstellung verläuft oft sehr dünn. Das Problem mit der Grauzone offenbart sich deutlich an dem Fall von der Skinhead Band Stomper 98 aus Göttingen, die dieses Jahr ebenfalls auf den Spirit auftreten. Im April 2008 tauchte im Internet ein Foto vom Sänger Sebastian „Sebi“ Walkenhorst mit dem Sänger der Rechtsrock-Band Endstufe. Antifaschistische Initiativen warfen der Band vor sich nicht gründlich von Neonazis zu distanzieren, der 10jährige Auftritt der Band im Conne Island in Leipzig wurde daraufhin im November 2008 abgesagt. Die Band reagierte nach einem bekannte Muster: sie wies die Vorwürfe zurück, bezeichnete sich selbst als antirassistisch und tat die Begegnung ab als eine Treffen zweier alten Freunde. Die Entpolitisierung ist exemplarisch für die vorliegende Problematik. Dabei wird verkannt, dass Subkultur nie unpolitisch gewesen ist. Andere Bands reagieren oft noch mit einem Beißreflex, in den sich diese oft gegen “jeglichen Extremismus”, ganz nach dem bürgerlichen Verständnis, positionieren. Eine weitere schwierige Trennschärfe besteht bei Bands, die zusammen mit Grauzonen- bis hin zu Braunzonenbands spielen, oder auf Konzerten, die durch Grauzonenveranstalter organisiert werden. Ein exemplarischer Fall hierfür ist der Auftritt der Band Dolly D, die ebenfalls auf dem Spirit auftritt, bei dem 10jährigem Jubiläm des Grauzonen Konzertreihe “Oi! the Nische” 2011 in Oranienburg aufgetreten sind. Das Highlight des Konzerts war die Tattosession mit dem bekannte Neonazi-Tättoowierer Olaf Werner. Den Tättowierten, die sich das Logo der Veranstalter_innen stechen ließen, winkte ein kostenloser Eintritt zu den Konzerten. Mittlerweile ist Werner verstrickt in eine Reihe von rassistischen Aufmärschen, die Ende 2014/Anfang 2015 regelmäßig in Oranienburg stattgefunden haben.
Ein Kinosommer gegen Nazis
Das Aktionsbündnis Brandenburg gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit veranstaltet zusammen mit dem Landesjugendring im Rahmen ihrer Kampagne „Schöner Leben ohne Nazis“ einen Open-Air Kinoreihe in mehr als zehn Brandenburger Städten. In den Städten werden Filme, die sich gegen Neonazis und Rassismus wenden, gezeigt. Zu jeder Filmvorführung wird ein buntes Begleitprogramm in den jeweiligen Städten organisiert, bei dem die lokalen Akteur_innen die Gelegenheit haben, für eine Willkommenskultur zu werben. Auch werden bei den Veranstaltungen Liegestühle mit dem Aufdruck für den gute Zweck ersteigert. Weitere Infos und alle Termine auf einem Blick: http://www.aktionsbuendnis-brandenburg.de/aktuelles/ein-kinosommer-gegen-nazis

*Die Auflistung wird sicherlich nicht vollständig sein. Über Ergänzungen freuen wir uns allemal.
Auch dieses Jahr präsentieren Euch die Red & Anarchist Skinheads Berlin-Brandenburg, das Filmstadtinferno 99, Scortesi und engagierte Einzelpersonen ein zweitägiges politisches Subkulturfestival!
Neben diversen Bands (u.a. Hors Controle, Bambix, The Movement, Brigadir, Gulag Beach, Cut My Skin, Torkel T & Riva, Alarmsignal, Alien Placenta, Dachlawine und Radical Hype), wird es am 12.7. auch ein schickes Freundschaftsspiel gegen Hapoel Tel Aviv im Karli geben, verschiedene Stände (u.a. Fire and Flames, Grndioso Versand) , politische Vorträge (u.a. zu DIY Fussball in Russland), Filmvorführungen (Une vie de lutte – Film über den ermordeten Antifaschisten Clément Méric), ein Ultrash-Unfug (Mehr dazu: http://ultrash.blogsport.eu/?p=843), eine fette Aftershowparty u.v.m.!
Hier das komplette Lineup 2015 in der aktuellen Form (Stand: 7.7.2015)
Donnerstag 9.7.2015 Schokoladen/Berlin: Ultrash Warmup
? One Step Ahead (AFA Hardcore-Punk/Limbach-Oberfrohna)
? P.I.T.S. (Vorschul-HC/Las Vegas-Potsdam)
anschl. DJ Kalli Krawalli (all time favourites, punk und trash)
Einlass 19.00 Uhr – Beginn pünktlich um 20.00 Uhr! Party: 22.00 Uhr
Ultrash-Warmup auf Facebook.
Freitag 10.7.2015 Spartacus/Potsdam (Indoor): Ultrash No.9 – Day I
? Bambix (Punk aus Nijmegen/Holland)
? Hors Control (AFA-Oi! – Kings of Lololo – Montceau/Frankreich)
? Alarmsignal (Deutschpunk aus Celle)
? Radical Hype (Punkrap/Bremen)
? Cut My Skin (Punk aus Berlin)
Freitag: 19.00 doors open
Konzert: 20.00 Uhr
Samstag 11.7.2015 Spartacus/Potsdam (Open Air): Ultrash No.9 – Day II
? The Movement (Antikapitalistischer Mod aus Kopenhagen/Dänemark)
? Brigadir (Redskin Oi! Aus St.Petersburg/Russland)
? Torkel T, Lady Lazy & Riva (AFA-Rap aus Berlin)
? Gulag Beach (Punkrock aus Berlin)
? Alien Placenta (Oldskool Hardcore aus Leipzig)
? Dachlawine (Naturkatastrophenpunk aus Potsdamned)
Samstag: 15.00 Uhr doors open
Konzert: 16.30 Uhr spätestens 17.00 Uhr
Vortrag: 15.30 Uhr
Auch dieses Jahr wird es an beiden Festivaltagen wieder jeweils eine Aftershowparty im Spartacus und im Haus 2 geben!:
Freitag:
– Team RamRod (https://www.facebook.com/pages/Team-RamRod/120215351419651?ref=ts&fref=ts)/Spartacus (80ies/Trash/Alltime-Favourites)
– Reggae/Rocksteady/Ska im Haus 2
Samstag:
– Roni & Maik / Spartacus (80ies/Trash/Alltime-Favourites)
– Northern Soul mit Kim Jong Soul von Gulag Beach im Haus 2
Sonntag 12.7. Freundschaftsspiel zwischen dem SV Babelsberg 03 und Hapoel Tel Aviv
Beginn: 16.00 Uhr Ort: Karl-Liebknecht-Stadion in Babelsberg

Pascal S. (38) gehört seit den 1990er Jahren zu den führenden Köpfen der neonazistischen Szene in Bad Belzig. Im Mai 2014 zog S. für die NPD (allerdings, laut eigenen Bekunden, ohne die dortige Mitgliedschaft) in die Stadtverordnetenversammlung seiner Heimatstadt ein, hat dieses Mandat aber inzwischen an einen anderen Neonazi abgegeben. Stattdessen ist S., seinen Angaben zufolge,nun bei der neonazistischen Kleinpartei „Der dritte Weg“ aktiv. Erst am 26. Juni 2015 trat er bei einer von dieser Organisation beworbenen Versammlung in Wittstock/Dosse als Redner auf.Gerne vertritt S. bei solchen Gelegenheiten die Position des Anklägers und greift in seinen Reden vermeintliche „Missstände“ im Land auf. Dabei diffamiert er Asylsuchende regelmäßig als Kriminelle und Schmarotzer. Heute saß der ALG II Empfänger S. allerdings selber auf der Anklagebank. Die Staatsanwaltschaft warf ihm die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen vor.
Hitlerbild in Socialmedia-Chronik
S. soll am 20. April 2014 ein Bildnis von Adolf Hitler in der Chronik seines Socialmedia-Profils „Kalle Weihnachten“ gepostet haben. Angeblich wollte er damit nur seine Freunde erreichen, von denen fünf, darunter auch der NPD Kreistagsabgeordnete André Schär, das Bild auch mit „Gefällt mir“ markierten. S. gab weiterhin zu, das Hitler-Bildnis auf seinem Handy gehabt und es von dort hochgeladen zu haben. Gemäß seiner gerichtlichen Aussage wollte er damit Hitler zum Geburtstag gedenken. Entsprechend war auch die Bildunterschrift: „Damals wie heute“ – eine Naziparole, die eigentlich mit dem Zusatzwort „Hitlerleute“ endet. Die nähere Bedeutung des gesamten Slogans, sei S. allerdings, laut eigenen Bekunden, nicht bekannt gewesen. Warum das Bild in der öffentlichen Chronik gelandet sei, könne er sich ebenfalls nicht erklären. Ihm sei auch klar gewesen, dass derartige Veröffentlichungen „Ärger“ nach sich ziehen würden.
Tatsächlich wurde die Begebenheit dann auch von der Presse thematisiert. S. war in den Fokus der Medien geraten, weil er bei den Brandenburger Kommunalwahlen als Kandidat für die NPD antrat. Auch ein Mitglied des „Aktionsbündnisses Brandenburg gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit“, das heute als Zeuge geladen war, dokumentierte den Chronikeintrag mit dem Hitler-Bild im Rahmen seiner pressemäßigen Tätigkeit. Das Aktionsbündnis Brandenburg porträtierte damals mehrere Wahlkandidaten der NPD, u.a. auch S. Die genaue Aufgabe des Zeugen bestand darin, die Quellen für diese Porträts zu prüfen und zu sichern. Woher er denn so sicher sei, dass „Kalle Weihnachten“ auch mit S. identisch sei, bohrte der Angeklagte fragend nach. Aberder Zeuge ließ sich nicht beirren und begründete dies mit einer eindeutigen ID, mit welcher ein Socialmedia-Nutzer ermittelt werden kann. Anzeige gegen S. habe das Aktionsbündnis allerdings nicht gestellt, dies sei nicht deren Aufgabe.
Diese Aufgabe übernahm stattdessen die Polizei und leitete die notwendigen Ermittlungen ein. Die mit dem Verfahren betraute Kriminalbeamtin erschien heute ebenfalls vor Gericht und sagte als Zeugin aus. Sie habe das Profil von S. ohne Einschränkungen einsehen und Sicherungen davon machen können.
Verurteilung zu einer Geldstrafe
Nach Abschluss der Beweisaufnahme sah die Staatsanwaltschaft somit den Anklagepunkt des „Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“, gemäß § 86a StGB, als erfüllt an und forderte eine Freiheitsstrafe von drei Monaten, ausgesetzt zu zwei Jahren auf Bewährung. Damit blieb sie exakt drei Monate unter der Forderung, wie in einem ähnlichen Fall, der in der vergangenen Woche verhandelt wurde. Dort war gegen denangeklagten Neonazi Sascha L. wegen des „Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“ ein Strafmaß von sechs Monaten, ausgesetzt zu zwei Jahren auf Bewährung, gefordert worden. L. gilt übrigens als Bekannter von S. und war heute ebenfalls im Gerichtssaal anwesend. Beide verbindet offenbar eine Karriere als Gewalttäter. Zeitweise saßen sie auch in derselben JVA ein.
Entsprechend üppig sindauch die Bundeszentralregistereinträge von S. Die erste Jugendstrafe, ein gemeinschaftlich begangener Diebstahl wurde 1993 verhandelt. Für 1996 gibt es zwei Einträge, einmal wegen Nötigung und gemeinschaftlich gefährlicher Körperverletzung und einmal wegen Nötigung und einfacher Körperverletzung. Ein weiterer Eintrag im Jugendstrafbereich folgte 1997. Wieder ging es um Nötigung, Körperverletzung und gefährliche Körperverletzung. Trotzdem wurden alle Strafen nur zur Bewährung ausgesetzt.Weitere Einträge folgten, unter anderem nochmals 1997 wegen Körperverletzung. 1998 wurde S. erstmals zu einer mehrjährigen Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt. Er hatte mit weiteren Tätern Mitglieder einer Punk Band in Pritzwalk (Landkreis Prignitz) überfallen und brutal zusammengeschlagen.
Doch auch der Aufenthalt in einer JVA schien S. nicht zur Vernunft gebracht zu haben. 2009 wurdeer erneut wegen eines Roheitsdeliktes (fahrlässiger Körperverletzung) verurteilt.
Darüber hinaus ist S. in zwei Fällen wegen Beleidigung (2000 und 2004) und einmal wegen Volksverhetzung in Tateinheit mit dem Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen (2010) im Bundeszentralregister verzeichnet.
Trotz der einschlägigen Karriere des Angeklagten verhängte der Richter jedoch keine Freiheitsstrafe, wie von der Staatsanwaltschaft gefordert. S. sei Vater von zwei, von ihm getrennt lebenden Kindern, für die er unterhaltspflichtig ist. Deshalb und aufgrund seiner finanziellen Situation sah das Gericht eine Geldstrafe von 60 Tagessätzen a 15,00 € als angemessen an.

