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(Anti)militarismus Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Ich glaub’, wir haben ’ne Chance!”

Knapp 50 Men­schen unter­schiedlich­sten Alters haben sich am Don­ner­stagabend zum Grün­dungstr­e­f­fen der Ini­tia­tive in den Räu­men des Kabaretts „Obelisk“ in Pots­dam ver­sam­melt. Sie grün­de­ten die Ini­tia­tive “Pots­dam ohne Gar­nisonkirche”, die sich gegen den Wieder­auf­bau der Gar­nisonkirche ein­set­zen will.

Die Initiator_innen des Tre­f­fens hat­ten fest­gestellt, dass die Protagonist_innen des Wieder­auf­baus der Gar­nisonkirche in den let­zten Jahren sehr erfol­gre­ich gewe­sen sind. Dabei man­gele es nicht an kri­tis­chen Stim­men in der Bevölkerung. Mit diesem Tre­f­fen sollte der Ver­such unter­nom­men wer­den, die Gegner_innen des Wieder­auf­baus an einen Tisch zu bringen.

Schnell wurde offen­sichtlich, dass es an begrün­de­ten Ein­wän­den gegen einen Wieder­auf­bau der Kirche nicht man­gelt. Im Mit­telpunkt der Kri­tik stand dabei der offen­sichtliche Bezug der “Sol­datenkirche” zu preußis­chem Mil­i­taris­mus und zur deutschen Kriegstreiberei, der ihre gesamte Geschichte durchzieht. Bekan­ntes Datum ist der „Tag von Pots­dam“, der 21. März 1933, an dem mit einem Händ­e­druck zwis­chen Hin­den­burg und Hitler der Schul­ter­schluss zwis­chen der recht­skon­ser­v­a­tiv­en preußis­chen Elite und den Nazis besiegelt wurde. Ein Schritt, der für den Mach­taus­bau der Nazis von einiger Bedeu­tung war. Dass es sich dabei um einen „Miss­brauch“ der Kirche gehan­delt haben soll, wie an ander­er Stelle oft for­muliert wird, kann get­rost in Frage gestellt wer­den – passten doch preußis­ch­er Mil­i­taris­mus und Kadav­erge­hor­sam gut mit der nation­al­sozial­is­tis­chen Ide­olo­gie zusam­men. Ein in der Pots­damer Friedens­be­we­gung aktiv­er Red­ner brachte es auf den Punkt: „Wir müssen alles tun, um diesen Bau, dieses schreck­liche Sym­bol in Pots­dam zu verhindern!“

The­ma­tisiert wurde auch die Finanzierung des Kirchen­wieder­auf­baus. Während in der öffentlichen Debat­te meis­tens davon die Rede ist, dass es sich um ein spenden­fi­nanziertes Pro­jekt han­delt, wurde the­ma­tisiert, dass auch die öffentliche Hand über zwei Mil­lio­nen Euro (aus dem Ver­mö­gen der DDR-Massenor­gan­i­sa­tio­nen) zum Wieder­auf­bau zuschießt. Das sind Gelder, die schließlich auch dort fehlen, wo sich — etwa bei den KZ-Gedenkstät­ten — im Gegen­satz zur Gar­nisonkirche um einen bewussteren Umgang mit Geschichte bemüht wird.

Die 1732 eingewei­hte Pots­damer Gar­nisonkirche wurde im 2. Weltkrieg beschädigt und die Ruine schließlich im Jahre 1968 auf Anweisung der DDR-Regierung gesprengt. Seit den 1980er Jahren hat­te sich zunächst die „Tra­di­tion­s­ge­mein­schaft Pots­damer Glock­en­spiel“, eine Ini­tia­tive von nach rechts außen weit offene­nen Mil­itärs rund um den ehe­ma­li­gen Bun­deswehrof­fizier Max Klaar mit­tels Spenden­samm­lun­gen für den Wieder­auf­bau einge­set­zt. Heute haben die „Förderge­sellschaft für den Wieder­auf­bau der Gar­nisonkirche Pots­dam e.V.“ und die „Stiftung Gar­nisonkirche Pots­dam“ das Heft in der Hand.

Das näch­ste Tre­f­fen der Bürg­erini­tia­tive wird am 26. Mai stat­tfind­en. Wieder sind alle Inter­essierten willkom­men. Wie mehrmals betont wurde, man­gelt es nicht an Möglichkeit­en, sich zu engagieren. „So viele, wie wir sind, kön­nen wir sehr viel erre­ichen!“, schloss ein Teilnehmer.

Anmerkung: Zum The­ma S. auch die umfan­gre­iche Artikel­samm­lung in unserem Archiv

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Bildung & Kultur Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

Ravensbrück — Workcamp vom 30.07. bis 05.08.2011

Wir wollen nicht vergessen, welch­es Leid Faschist_Innen über die Welt gebracht haben, wer bei ihren abscheulichen Ver­brechen mit­gemacht hat und auch nicht wer davon prof­i­tiert hat. Die Nazis waren keine UFOs die auf ein­mal kamen und alles kaputt geschla­gen haben, son­dern sie waren mit ihrer men­schen­feindlichen Ide­olo­gie tief in der deutschen Gesellschaft verwurzelt.

Und auch die Grund­lage, die den faschis­tis­chen Ter­ror möglich gemacht hat, existiert bis heute fort: ein glob­aler Kap­i­tal­is­mus, der in der Logik von Ver­w­er­tungszwang, Konkur­renz und Lohnar­beit unser Leben dik­tiert. Die Zus­pitzung dieser Aus­beu­tung des Men­schen durch den Men­schen fand in den Konzen­tra­tions- und Ver­nich­tungslager der Faschist_Innen statt. Ein­er­seits Ver­nich­tung soge­nan­nten “min­der­w­er­ti­gen Lebens”, ander­er­seits wirtschaftliche Aus­beu­tung durch Zwangsar­beit – die Gren­zen waren hier­bei fließend. Für uns ist dieses Kapi­tel noch nicht abgeschlossen und das wird es auch nicht. Wir set­zen uns mit der Geschichte auseinan­der. Nach einem ersten antifaschis­tis­chen Work­camp in der Gedenkstätte Ravens­brück im Som­mer 2010 wollen wir für 2011 an diesen Erfolg anknüpfen.

Dabei wer­den wir unser Work­camp 2011 sog­ar noch aus­bauen – bis zu 60 junge Antifaschist_Innen wer­den an ver­schiede­nen Pro­jek­ten im Siemenslager (welch­es zum Lagerkom­plex Ravens­brück gehört) arbeit­en und recher­chieren. Dazu wer­den wir uns aber auch inhaltlich mit Zwangsar­beit, Faschis­mus, Kap­i­tal­is­mus und aktueller Gedenkstät­ten­poli­tik beschäfti­gen. Natür­lich brauchen wir auch den Raum und die Zeit um die Ein­drücke an diesem Ort ver­ar­beit­en zu kön­nen – die Teil­nahme an den Teil­pro­jek­ten und Work­shops ist natür­lich frei­willig. Das Camp wird offen und basis­demokratisch organ­isiert sein – Jede und Jed­er trägt Ver­ant­wor­tung für das Gelin­gen der Pro­jek­te. Und auch im Vor­feld des Camps freuen wir uns über prak­tis­che Mith­il­fe für das Camp. Mit Video­tage­büch­ern, Pressear­beit, Aktio­nen und Demos wollen wir diese Inhalte stärk­er in das öffentliche Bewusst­sein rück­en, denn Men­schen­feindlichkeit und Ras­sis­mus haben viele For­men wie z.B. Sar­razin erst kür­zlich bewies. Wir wis­sen wohin das führt, wir wis­sen woher das kommt – wir haben darauf keinen Bock!

Gemein­sam gegen Faschist_Innen auf allen Ebe­nen!
Im Gedenken an alle Kämpfer_Innen gegen den Faschis­mus und für eine befre­ite Gesellschaft!
Auf zum Antifa-Ravens­brück-Work­camp 2011 vom 30.07 – 05.08.!

Mehr Infos zum let­ztjähri­gen Camp find­et ihr unter: http://ravensbrueck2011.blogsport.eu/ und Infos zum aktuellen Stand gibt es per Mail an info@jwp-mittendrin.de. Wir nehmen euch auch gerne in den Vor­bere­itungsverteil­er auf, also meldet euch!

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Antifaschistisches Gedenkcamp

Mobilisierungsvideo

Kein Vergeben, kein Vergessen – das gilt für die Tat­en von alten und neuen Nazis. Wir wollen nicht vergessen, welch­es Leid Faschist_Innen über die Welt gebracht haben, wer bei ihren abscheulichen Ver­brechen mit­gemacht hat und auch nicht wer davon prof­i­tiert hat. Die Nazis waren keine UFOs die auf ein­mal kamen und alles kaputt geschla­gen haben, son­dern sie waren mit ihrer men­schen­feindlichen Ide­olo­gie tief in der deutschen Gesellschaft verwurzelt.

Und auch die Grund­lage, die den faschis­tis­chen Ter­ror möglich gemacht hat, existiert bis heute fort: ein glob­aler Kap­i­tal­is­mus, der in der Logik von Ver­w­er­tungszwang, Konkur­renz und Lohnar­beit unser Leben dik­tiert. Die Zus­pitzung dieser Aus­beu­tung des Men­schen durch den Men­schen fand in den Konzen­tra­tions- und Ver­nich­tungslager der Faschist_Innen statt. Ein­er­seits Ver­nich­tung soge­nan­nten “min­der­w­er­ti­gen Lebens”, ander­er­seits wirtschaftliche Aus­beu­tung durch Zwangsar­beit – die Gren­zen waren hier­bei fließend. Für uns ist dieses Kapi­tel noch nicht abgeschlossen und das wird es auch nicht. Wir set­zen uns mit der Geschichte auseinan­der. Nach einem ersten antifaschis­tis­chen Work­camp in der Gedenkstätte Ravens­brück im Som­mer 2010 wollen wir für 2011 an diesen Erfolg anknüpfen.

 

Dabei wer­den wir unser Work­camp 2011 sog­ar noch aus­bauen – bis zu 60 junge Antifaschist_Innen wer­den an ver­schiede­nen Pro­jek­ten im Siemenslager (welch­es zum Lagerkom­plex Ravens­brück gehört) arbeit­en und recher­chieren. Dazu wer­den wir uns aber auch inhaltlich mit Zwangsar­beit, Faschis­mus, Kap­i­tal­is­mus und aktueller Gedenkstät­ten­poli­tik beschäfti­gen. Natür­lich brauchen wir auch den Raum und die Zeit um die Ein­drücke an diesem Ort ver­ar­beit­en zu kön­nen – die Teil­nahme an den Teil­pro­jek­ten und Work­shops ist natür­lich frei­willig. Das Camp wird offen und basis­demokratisch organ­isiert sein – Jede und Jed­er trägt Ver­ant­wor­tung für das Gelin­gen der Pro­jek­te. Und auch im Vor­feld des Camps freuen wir uns über prak­tis­che Mith­il­fe für das Camp. Mit Video­tage­büch­ern, Pressear­beit, Aktio­nen und Demos wollen wir diese Inhalte stärk­er in das öffentliche Bewusst­sein rück­en, denn Men­schen­feindlichkeit und Ras­sis­mus haben viele For­men wie z.B. Sar­razin erst kür­zlich bewies. Wir wis­sen wohin das führt, wir wis­sen woher das kommt – wir haben darauf keinen Bock!

Gemein­sam gegen Faschist_Innen auf allen Ebe­nen! Im Gedenken an alle Kämpfer_Innen gegen den Faschis­mus und für eine befre­ite Gesellschaft! Auf zum Antifa-Ravens­brück-Work­camp 2011 vom 30.07 – 05.08.! Mehr Infos zum let­ztjähri­gen Camp find­et ihr unter: http://ravensbrueck2011.blogsport.eu/ und Infos zum aktuellen Stand gibt es per Mail an info@jwp-mittendrin.de. Wir nehmen euch auch gerne in den Vor­bere­itungsverteil­er auf, also meldet euch!

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

15.02. — Naziaufmarsch in Cottbus blockieren!

Seit mehreren Jahren ver­suchen Neon­azis in Cot­tbus ihre geschicht­sre­vi­sion­is­tis­che Gedenkkul­tur rund um die Bom­bardierung auf Cot­tbus im 2. Weltkrieg zu etablieren. Auch in diesem Jahr wollen Neon­azis, am Dien­stag den 15.02., einen Auf­marsch durch Cot­tbus durch­führen. Doch wir wer­den dem deutschen Opfermythos der Neon­azis nicht die Straße über­lassen! Im Zusam­men­hang mit der mil­itärischen Zer­schla­gung Nazideutsch­lands, kam das, was von deutschem Boden aus­ging und mil­lio­nen­fach­es Leid und Schreck­en über die Welt gebracht hat, am 15.02.1945 auch nach Cot­tbus zurück. Alli­ierte Bomberver­bände grif­f­en den Cot­tbuser Bahn­hof als einen logis­tis­chen Punkt an und tru­gen dazu bei den Krieg zu been­den und Europa vom Faschis­mus zu befreien. Heute, 66 Jahre nach Kriegsende, ver­suchen die NPD, “Freie Kräfte” und andere Ewiggestrige mit einem soge­nan­nten „Trauer­marsch“ die Geschichte zum wieder­holten Male zu ver­drehen. Im öffentlichen Diskurs ver­suchen sie ihre geschichtsverk­lären­den und rel­a­tivieren­den Posi­tio­nen zu ver­ankern. Sie sehen deutsche Täter_Innen als Opfer und stellen die deutsche Kriegss­chuld in Frage. Damit find­en sie eben­falls in offiziellen Kreisen der Stadt Cot­tbus, mit ihrer Jahre lan­gen Gedenkpoli­tik, Anschluss. Indem die Bom­bardierung der Stadt Cot­tbus aus ihrem his­torischen Kon­text geris­sen und die damit ver­bun­dene Ver­ant­wor­tung der Deutschen für Nation­al­sozial­is­mus und Holo­caust aus­ge­blendet wird, find­et eine Ver­harm­lo­sung der Ereignisse statt. 

Aber nicht mit uns! Lasst uns gemein­sam und entschlossen den Nazi­auf­marsch in Cot­tbus blockieren! 

Nie wieder Krieg! — Nie wieder Faschismus! 

Infos wie Tre­ff­punkt, EA-Num­mer, Stadtkarte etc. fol­gen in der näch­sten Zeit!

 

Das neue Bünd­nis COTTBUS NAZIFREI! hat sich eben­falls zum Ziel geset­zt den Nazi­auf­marsch zu block­ieren! www.cottbus-nazifrei.info

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

Der 27. Januar 2011 in Potsdam

Am 27.01. fand um 18.00 Uhr eine Gedenkver­anstal­tung am Platz der Ein­heit in Pots­dam anlässlich des 66. Jahrestages der Befreiung des Konzen­tra­tionslager Auschwitz. Die ca. 50 Zuhörer_innen wurde von Redner_innen des VVN-Bda, des Anti­mil­i­taris­tis­chen Fördervere­ins und der Autonomen Antifaschis­tis­che Linken Pots­dam über ver­schiedene The­men informiert, ein Gedicht von Bertolt Brecht wurde vor­ge­tra­gen und es gab eine Gedenkminute. Des weit­eren wurde der Ver­schluss des Deser­teurs­denkmals und die bürg­er­liche Erin­nerungspoli­tik kri­tisiert. Dabei wurde darauf ver­wiesen, dass es nicht aus­re­icht nur den Opfern zu gedenken und die Täter nicht zu nen­nen. Eben­so wurde sich entsch­ieden gegen die Gle­ich­set­zung von Sozial­is­mus und Nation­al­sozial­is­mus gewandt.

Anschließend liefen die Teil­nehmer der Gedenkver­anstal­tung zum Fried­hof der Sow­jet­sol­dat­en am Bass­in­platz. Dort wurde eine Rede über die Befreiung von Auschwitz und die Enste­hung und Entwick­lung der Roten Armee gehal­ten. Die danach fol­gende Gedenkminute und Sol­i­dar­itäts­bekun­dung mit den sow­jetis­chen Befreiern wurde allerd­ings durch zwei Polizeibeamte gestört, die offen­bar nicht wussten, dass Gedenkver­anstal­tun­gen nicht angemeldet wer­den müssen. Hans Schmidt von der [a]alp zog eine pos­i­tives Resümee: “Es war wie die ver­gan­gene Jahre würdi­ge Gedenkver­anstal­tung. Diese sind wichtig um nicht zu vergessen welche Ver­brechen damals stattge­fun­den haben und auch zukün­ftig gegen Faschis­mus und für eine andere Gesellschaft zu stre­it­en. Erin­nern heißt kämpfen!”

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

Holocaustgedenktag in Zossen: Antifa demonstriert spontan.

Am gestri­gen Don­ner­stag demon­stri­erten in der Zossen­er Innen­stadt (Tel­tow — Fläming) rund 50 Antifaschistin­nen. Anlass war der 66. Jahrestag der Befreiung des Konzen­tra­tions- und Ver­nich­tungslagers Auschwitz — Birke­nau durch die Rote Armee.

Zur Erin­nerung an diese Befreiung, zum Gedenken an die Opfer, aber auch zur kri­tis­chen Auseinan­der­set­zung mit faschis­tis­ch­er Ide­olo­gie, etablierte sich dieser Tag inter­na­tion­al als „Holo­caustge­denk­tag“.

Aus­ges­tat­tet mit Trans­par­enten, Schildern und Fah­nen zogen die Demon­stran­tinnen über den Mark­t­platz bis hoch zum Gerichts­ge­bäude und dann zurück zum Bahn­hof. Auch einige Zossen­er Bürg­erin­nen, die vorher an der öffentlichen Gedenkver­anstal­tung vor dem Rathaus teil­nah­men, schlossen sich dem an. Der Demon­stra­tionszug machte laut­starkauf die latente Bedro­hung durch (Neo-)Nazis in der Region aufmerk­sam. Ger­ade am Holo­caustge­denk­tag störten in den ver­gan­genen Jahren (Neo-)Nazis immer wieder das Gedenken durch „Lüge, Lüge“ Rufe, Hit­ler­grüße und das Sin­gen nation­al­sozial­is­tis­chen Lieder. 2010 bran­nten diese, im Vor­feld des Holo­caustge­denkens, sog­ar das „Haus der
Demokratie“ nieder.

Nathan Rosen­thal, ein­er der Organ­isatoren und Sprech­er des „Linken Fläming Unit­ed“ dazu: » Wir woll­ten mit der Demo vor allem ein gedenkpoli­tis­ches Zeichen set­zen, um an die Opfer des deutschen Faschis­mus erin­nern, aber auch verdeut­lichen, dass Faschis­mus nicht nur ein Phänomen der Ver­gan­gen­heit ist. Die Kle­in­stadt Zossen ist z.B. ein Schw­er­punkt des organ­isierten Neon­azis­mus im Umland von Berlin. Kri­tis­che Bügerin­nen und Bürg­er vor Ort soll­ten es als ihre Auf­gabe begreifen, diesem Prob­lem entschlossen ent­ge­gen­zutreten und sich mit Betrof­fe­nen zu sol­i­darisieren. Nur so
kann mit­tel­fristig das gesellschaftliche Prob­lem adäquat bekämpft werden«.

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Zossen im Januar 2011? Holocaustgedenktag!

Am 27. Jan­u­ar jährt sich zum sech­sund­sechzig­sten Mal die Befreiung des Konzen­tra­tions- und Ver­nich­tungslagers Auschwitz-Birke­nau durch die Rote Armee. Das KZ Auschwitz ste­ht sym­bol­isch für den ökonomisch und gesellschaftlich zugerichteten Massen­mord an Mil­lio­nen vor allem jüdisch markiert­er Men­schen zur Zeit des deutschen Faschis­mus. Zur Erin­nerung an diese Befreiung, zum Gedenken an die Opfer, aber auch zur Mah­nung und kri­tis­chen Auseinan­der­set­zung mit faschis­tis­ch­er Ide­olo­gie etablierte sich dieses Datum weltweit als „Inter­na­tionaler Holo­caustge­denk­tag“.    
Um diesen Tag eben­falls in Tel­tow — Fläming angemessen gestal­ten zu kön­nen, organ­isiert die Bürg­erini­tia­tive „Zossen zeigt Gesicht“ zusam­men mit linken Grup­pen seit 2009 eine Gedenkkundge­bung mit anschließen­der Schweigeminute auf dem Zossen­er Mark­t­platz. In der Region spielt Zossen hier­bei eine beson­dere Rolle: Die let­zte Gedenkver­anstal­tung war über­schat­tet von dem, von lokalen (Neo)Nazis verübten, Bran­dan­schlag auf das „Haus der Demokratie“, zudem wurde das Gedenken von ca. 15 Nazis durch die laut­starke Leug­nung des Holo­causts, sowie Hit­ler­grüßen gestört. Auf­grund dieser Geschehnisse und ein­er unkri­tis­chen Bürg­er­meis­terin, welche die offen­sichtliche Bedro­hungslage durch organ­isierte (Neo)Nazis in der Kle­in­stadt ver­harm­loste, erfuhr Zossen zu Recht bun­desweit neg­a­tive medi­ale Präsenz.
Ger­ade deshalb und in Anbe­tra­cht his­torisch einzi­gar­tiger Ver­brechen des deutschen Faschis­mus, welche sich nie wieder­holen dür­fen und der kri­tis­chen Erin­nerung bedür­fen, wollen wir auch in diesem Jahr gemein­sam mit vie­len Zossen­er Anwohner­in­nen ein gedenkpoli­tis­ches Zeichen set­zen, wobei wir wed­er alte noch neue Nazis tolerieren wer­den. Zossen: Keine Home­zone für Faschisten! 

Die Ver­nich­tung des Nazis­mus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Auf­bau ein­er neuen Welt des Friedens und der Frei­heit ist unser Ziel“.
[Schwur von Buchen­wald — 1945 ]

Gedenkkundge­bung Mark­t­platz                                                                                  Vor­trag
27.01.2011, um 18 Uhr                                                                                                   19 Uhr

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

100 Menschen erinnnerten an den Mord an Amadeu Antonio

Am Mon­tag, dem 6. Dezem­ber 2010, ver­sam­melten sich in Eber­swalde etwa 100 Men­schen zu Gedenkver­anstal­tun­gen zum 20. Todestag von Amadeu Anto­nio Kiowa. Vor 20 Jahren hat­ten 60 Neon­azis den Angolan­er in Eber­swalde zu Tode gejagt und geprügelt. Es war der erste öffentlich bre­it wahrgenommene ras­sis­tis­che Mord nach dem Ende der DDR.

Aus Anlass des Jahrestages fan­den eine Kundge­bung am dama­li­gen Tatort sowie eine Gedenk­feier im Fam­i­lien­garten statt. Dort wurde auch eine Ausstel­lung über das Leben der angolanis­chen DDR-Ver­tragsar­beit­er gezeigt. In den Vor­wochen hat­te es außer­dem eine Podi­ums­diskus­sion und ein Chorkonz­ert gegeben.

Hier ein Rück­blick auf das Geschehen vor 20 Jahren.

Novem­ber 1990: Amadeu Anto­nio traf, nach­dem er mit vier Freund_innen das Lokal “Hüt­ten­gasthof“ in Eber­swalde ver­ließ, auf 60 Neon­azis, die “Neger klatschen“ woll­ten, so ein Zeuge vor Gericht. Auf Anto­nio und seine Freund_innen wurde mit Lat­ten­zäunen und Base­ballschlägern bru­tal eingeschla­gen. Bei dem Ver­such zu fliehen, teilte sich die Gruppe. Amadeu´s Freund_innen kon­nten entkom­men. Er selb­st jedoch nicht.

Der angolanis­che Ver­tragsar­beit­er wurde im späteren Ver­lauf von rund zehn Neon­azis ver­fol­gt, zusam­mengeschla­gen und zu Tode geprügelt. Erst als ein Bus vor­bei­fuhr, ließen die Täter von ihrem bere­its bewusst­losen Opfer ab. Zivilpolizis­ten, die diese grausame Tat von Anfang an beobachteten, forderten lediglich Ver­stärkung an, anstatt aktiv in das Geschehen einzu­greifen, wom­it sie Schlim­meres hät­ten ver­hin­dern können. 

Am 6. Dezem­ber 1990 starb Amadeu Anto­nio im Alter von 28 Jahren an seinen Ver­let­zun­gen,  ohne sei dem Angriff das Bewußt­sein wieder­erlangt zu haben. Er hin­ter­ließ seine schwan­gere Fre­undin, die ihr gemein­sames Kind am 9. Jan­u­ar 1991 zur Welt brachte, dem Tag, an dem sein Leich­nam nach Ango­la über­führt wurde.

Der Tather­gang

Am Abend des 24. Novem­ber 1990 hat­ten sich Neon­azis aus mehreren Ortschaften in der Woh­nung eines bekan­nten Eber­swalder Neon­azis ver­sam­melt. Sie tat­en sich mit etwa 50 weit­eren Jugendlichen aus der Diskothek “Rock­bahn­hof“, ein­er Heavy-Met­al Diskothek zusam­men. Später zogen 60 Neon­azis zum nahegele­ge­nen “Las Vegas“, mit dem Vorhaben linke Jugendliche “aufzuk­latschen“. Das “Las Vegas“ war zu diesem Zeit­punkt jedoch geschlossen. 

Der 60-köp­fige Trupp, zog daraufhin weit­er Rich­tung “Hüt­ten­gasthof“, eine Diskothek die dafür bekan­nt war, dass Men­schen mit alter­na­tivem oder Migra­tionsh­in­ter­grund sich dort aufhiel­ten und auch willkom­men waren.

Zivilpolizis­ten, die den Trupp beobachteten, informierten den Wirt des “Hüt­ten­gasthofs“, der sofort sein Wirtshaus schloss. Anto­nio und seine Begleit­er die sich in diesem Haus aufhiel­ten ver­ließen kurze Zeit später das Lokal und beschlossen sich auf den Heimweg zu machen. Als sie auf Augen­höhe mit den  Neon­azis geri­eten, rief ein­er aus deren Gruppe: “Da sind die Neger“. Was fol­gte war eine bar­barische Het­z­jagd, bei der sich nur Antonio´s Begleit­er ver­let­zt in Sicher­heit brin­gen konnten. 

Amadeu Anto­nio blieb hil­f­los zurück. Er wurde von rund 10 Neon­azis mit Lat­ten­zäunen und Base­ballschlägern mal­trätiert. Als er schon bewusst­los am Boden lag, sprang ein­er mehrmals auf den Kopf. Erst als ein Bus vor­bei­fuhr ließen sie von ihm ab. Elf Tage später, am 06. Dezem­ber starb Amadeu Anto­nio, ohne je das Bewußt­sein wieder­erlangt zu haben.

“Für einen Afrikan­er mache ich nichts“

Die Polizei wusste am Abend des 24. Novem­bers über das Tre­f­fen der recht­en Schläger und das Ziel bescheid. Drei Zivilpolizis­ten beobachteten den kom­plet­ten Tather­gang. Das einzige Ein­greifen jedoch beruhte lediglich auf den Ruf von Ver­stärkung. Diese traf auch ein, griff aber viel zu spät ein. Eine Zeu­g­in sagte, dass sie gehört habe wie ein­er der Polizis­ten sagte: “Für einen Afrikan­er mache ich nichts. Ich set­ze nicht mein Leben auf´s Spiel.“

Der Prozessver­lauf

Das Ver­fahren wurde nur gegen sechs der Täter eröffnet. Ein­er bekam eine zwei­jährige Bewährungsstrafe. Der Rest wurde bis zu vier Jahren Jugend­strafe vor dem Landgericht Frank­furt (Oder) verurteilt. Der Prozess wurde damals vom Recht­san­walt Ronald Reimann, Vertreter der Neben­klage so beschrieben: “Die väter­lich-gut­mütige Prozeßführung des Richters wurde der Schwere der Tat ins­ge­samt nicht gerecht. Oft schien es so, als ob nicht der Tod eines Men­schen Anlaß des Prozess­es war, son­dern ein banaler Ladendieb­stahl von Jugendlichen.“ Und Unrecht hat­te er gewiss nicht.

Ein Polizist sagte aus: “ Ich rief sofort meine bei­den Kol­le­gen zurück, da ich ver­hin­dern wollte, dass diese mit der Gruppe in Kon­flikt ger­at­en“. Auf die Frage: “Waren sie bewaffnet?“, antwortete er: “Ja“. Auf die Frage: “Wären Sie eingeschrit­ten, wenn Sie gewußt hät­ten, daß ein Men­sch zu Tode kommt?“, schweigt er. Der Richter wies ihn auf seine Aus­sagev­er­weigerung hin, die er dann dank­end annahm. 

Dass die Polizei in diesem Fall nicht verurteilt wurde, über­rascht mich nicht. Die Insti­tu­tion ist hier­ar­chisch aufge­baut und endet im Innen­min­is­teri­um. Wenn man dort länger ermit­telt hätte, hätte man auch eigene Ver­fehlun­gen eingeste­hen müssen“, so Pro­fes­sor Dr. Moni­ka From­mel, Direk­torin des Insti­tuts für Sank­tio­nen­recht und Krim­i­nolo­gie der Uni­ver­sität zu Kiel.

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Eine Nacht, die vieles in der Stadt verändert hat

Am 6. Dezem­ber 2010 jährt sich zum zwanzig­sten Mal der Todestag von Amadeu Anto­nio Kiowa. Eine Zeitung, die als Beilage der Märkischen Oderzeitung im Barn­im erscheint, erin­nert an die Ereignisse vor 20 Jahren und wirft Fra­gen nach dem Gedenken an Opfer rechter Gewalt auf.

Down­load hier (PDF-Datei, 800 KB).

In der Nacht vom 24. auf den 25. Novem­ber 1990 wurde der Angolan­er von recht­en Jugendlichen, die »Neger aufk­latschen« woll­ten, zu Tode geprügelt. Der 28-Jährige starb zwölf Tage später an den Fol­gen des Angriffs.

Kaum ein anderes Ereig­nis hat Eber­swalde in den let­zten Jahrzehn­ten so geprägt. In der damals erst wenige Wochen alten wiedervere­in­ten Bun­desre­pub­lik war Amadeu Anto­nio eines der ersten Todes­opfer rechter Gewalt, über das öffentlich gesprochen wurde.

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NPD Preußentag am 2. Oktober in Finowfurt – Anmeldung in Biesenthal abgesagt

Preußen ist größer als Berlin — Bran­den­burg“ meint die NPD Bran­den­burg und lädt für den 2. Okto­ber unter dem Mot­to „Für eine echte Wiedervere­ini­gung“ zum ersten soge­nan­nten „Preußen­tag“ ein. Damit will sich die neon­azis­tis­che Partei deut­lich von den Feier­lichkeit­en zum Tag der Deutschen Ein­heit am 3. Okto­ber abgrenzen.

Neuer Ver­anstal­tung­sort: Schorfhei­de (Finow­furt)

Nach­dem die Suche nach Ver­anstal­tung­sorten im West­en Bran­den­burgs erfol­g­los war, weicht die NPD nun nach Finow­furt (Land­kreis Barn­im) aus. Eine Ver­anstal­tung war kurz zuvor noch für das Gelände der NPD in Biesen­thal (eben­falls Barn­im) angemeldet und nun abge­sagt. Die Partei musste damit rech­nen, dass eine Ver­anstal­tung dort nicht lange stat­tfind­en kann. In der Ver­gan­gen­heit wur­den mehrfach Ver­anstal­tun­gen durch die Polizei unter­bun­den und aufgelöst (siehe u.a. hier und hier). Zwar hat­te die Partei noch Anfang des Jahres angekündigt gegen die Ein­schränkung durch Stadt, Land­kreis und Polizei vorzuge­hen, hat­te damit bish­er offen­bar keinen Erfolg. Der Preußen­tag wird nun, so kündigt es die NPD auf ihren Son­der­seite an, auf dem Grund­stück von Klaus Mann in Finow­furt stat­tfind­en. Klaus Mann gehört dem Lan­desvor­stand der DVU an und gilt als Schnittstelle zwis­chen NPD, DVU und Kam­er­ad­schaftsszene. Durch seine Kon­tak­te in die Recht­srock­szene kon­nten diverse Konz­erte auf seinem Grund­stück stat­tfind­en. Jährlich find­et dort außer­dem das Som­mer­fest der DVU statt. 

Der Preußen­tag – ein Großevent für die NPD Brandenburg 

Neben ein­er Rei­he von Redner_innen der NPD aus Bran­den­burg – Klaus Beier (NPD-Lan­deschef in Bran­den­burg, Bun­de­spress­esprech­er), Ron­ny Zasowk (NPD-Kreisvor­sitzen­der der Lausitz) und Manuela Kokott (NPD- Vor­sitzende im Oder­land und RNF-Aktivistin) wird auch Ralph Tegeth­off (Ex-Wik­ing-Jugend, Ex-FAP) auftreten. Spie­len wer­den neon­azis­tis­che Bands aus Bran­den­burg und Meck­len­burg Vor­pom­mern (Mehr zu den Bands hier). Außer­dem haben sich nahezu alle NPD — Organ­i­sa­tio­nen für den Preußen­tag angekündigt – der „Ring Nationaler Frauen“ (RNF), die Frauenor­gan­i­sa­tion der Partei, die Jugen­dor­gan­i­sa­tion „Junge Nation­aldemokrat­en“ JN, des Deutsche Stimme Ver­sand aus Sach­sen oder auch der NPD Mate­rial­dienst – ein Onlin­ev­er­sand für NPD Materialien. 

Kreisver­band Barn­im-Uck­er­mark auch dabei 

Mit dem Preußen­tag kann auch die regionale NPD nach län­ger­er Ruhep­hase wieder auf sich aufmerk­sam machen, nach dem Aus­tritt von Mike Sandow (MdK Barn­im, Stadtverord­neter Biesen­thal) war von der NPD wenig zu hören, auch auf der Inter­net­seite tut sich kaum etwas und das “Nationale Net­z­tage­buch”, eines der ersten Pro­jek­te der NPD Barn­im- Uck­er­mark, ist mit­tler­weile nur noch ein Twit­ter­ac­count. Am 2. Okto­ber kann die NPD auf die Unter­stützung alter Fre­unde bauen: Dazu gehört bspw. Gor­don Rein­holz, der mit seinem Nationalen Medi­en­ver­sand vor Ort seien wird. Rein­holz und der Barn­imer NPD Kreisvor­sitzende Mar­co Rhode ken­nen sich noch aus Zeit­en des Märkischen Heimatschutzes (MHS), als dessen Chef Rein­holz bis zur Auflö­sung 2006 agierte.

Inforiot