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Prozesserkenntnis: Obdachloser nur knapp am Tod vorbei

Gestern wur­den vor dem Jugend­schöf­fen­gericht in Pren­zlau zwei 22 und 24 Jahre alte Män­ner wegen gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung began­gen an einem Obdachlosen zu einem Jahr und sechs Monat­en Jugend­haft und zu einem Jahr Gefäng­nis verurteilt. Das Jahr Gefäng­nis wurde zu drei Jahren auf Bewährung ausgesetzt.

 

In der mündlichen Urteils­be­grün­dung des Jugen­drichters fie­len die Worte „unwertes Leben“ und „einem Obdachlosen den let­zten Tritt ver­passen“. Die Staat­san­wältin for­mulierte „haarscharf am Tod vor­bei“, sie sprach von „bösar­ti­gen“ und „men­schen­ver­ach­t­en­den“ Hand­lun­gen gegenüber ein­er hil­flosen Per­son. Starke Worte gegen eine Tat über die es ganz nüchtern am 01.10. 2007 in der Pren­zlauer Zeitung hieß: „Mann geschla­gen“. Und die hochschwan­gere Fre­undin des zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteil­ten Sven W. nach Prozessende jubeln ließ, was er doch für ein Schwein gehabt habe. Das Schwein wird er weit­er­hin brauchen, denn Sven W. und sein Prügel­part­ner Mike R. wer­den sich am 8. Okto­ber vor dem Schöf­fen­gericht in Pren­zlau erneut wegen gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung ver­ant­worten müssen.

 

Aus­gangspunkt für die starken Worte der Staat­san­wältin und des Richters war die Akten­no­tiz ein­er Polizeibeamtin, die nach der Fes­t­nahme der ver­meintlichen Täter mit Sven W. gesprochen hat­te. Sie ver­merk­te, dass der Beschuldigte in men­schen­ver­ach­t­en­der Weise über Obdachlose redete, sie als Sache beze­ich­nete und zitierte dann W. mit dem Satz: „Ich hätte ihn auch totgeschlagen!“

 

Tather­gang

 

Zur Rekon­struk­tion des Tather­gangs hörte das Gericht zwei Zeug­in­nen, die sich am 29. Sebtem­ber 2007 in zwei gegenüber­liegen­den Gebäu­den der Pren­zlauer Friedrich­straße befan­den. Die eine Frau hörte am 29.09.2007 mor­gens gegen 7.00 Uhr Schreie durch das geöffnete Fen­ster, blick­te daraufhin auf die Straße und sah wie zwei junge Män­ner auf einen drit­ten am Boden liegen­den Mann ein­schlu­gen und ein­trat­en. Sie rief aus dem Fen­ster, dass die Män­ner aufhören soll­ten. Kurze Zeit später hörte sie ein Stöh­nen unter ihrem Fen­ster und sie sah, dass sich das Opfer, ein stadt­bekan­nter heute 57jähriger Obdachlos­er, bis unter ihr Fen­ster geschleppt hat­te und dort auf dem Boden lag. Die Frau alarmierte die Polizei. Die bei­den Täter ent­fer­n­ten sich in den Hin­ter­hof des Haus­es. Kurze Zeit darauf kamen sie zurück und ein­er der bei­den sprang mehrfach mit bei­den Füßen auf den Rück­en des am Boden liegen­den Mannes.

 

Vom Post­ge­bäude an der gegenüber­liegen­den Straßen­seite aus beobachtete die zweite Zeu­g­in eben­falls wie ein Mann mehrfach mit bei­den Füßen auf das am Boden liegende Opfer sprang.

 

Sie informierte eben­falls die Polizei. Sie sah auch, dass die bei­den sich ent­fer­nen­den Täter von ein­er her­aneilen­den Polizeistreife aufge­hal­ten und über­prüft wur­den aber weit­erge­hen durften. Die zweite Zeu­g­in eilte auf die Straße, um den Polizis­ten mitzuteilen, dass sie die Täter ger­ade haben laufen lassen. Bei­de Frauen beschrieben die Täter ein­deutig mit ihrer Kleidung.

 

Eine Polizeibeamtin, die an jen­em Mor­gen an der Kon­trolle der bei­den jun­gen Män­ner beteiligt war, schilderte das Zusam­men­tr­e­f­fen: „Die haben uns gesagt, da hin­ten liege ein Assi.“

 

Moti­va­tion

 

Da die bei­den Angeklagten vor Gericht schwiegen und das Opfer sich vor Gericht an nichts mehr erin­nern kon­nte, bleibt die Frage nach der Vorgeschichte der Gewalt­tat unbeantwortet.

 

Auch die Frage, warum man sich ein der­art hil­flos­es Opfer aus­suchte, kon­nte damit nicht befriedi­gend beant­wortet wer­den. Das Gericht schenk­te den Aus­sagen der bei­den Frauen, die noch durch DNS-Spuren an den Klei­dungsstück­en bei­der Angeklagten unter­mauert wur­den, glauben und ver­warf die ursprünglichen Aus­sagen bei­der Angeklagten vor der Polizei, die darauf hin­aus­liefen Mike R. als jeman­den darzustellen, der nicht an der Tat beteiligt war und den ver­meintlichen Allein­täter Sven W. sog­ar an der Aus­führung der Bru­tal­itäten hin­dern wollte.

 

Nach aus­führlich­er Erörterung, ob Mike R., der zum Tatzeit­punkt noch 8 Tage bis zum Erre­ichen des Erwach­se­nen­strafrechts hat­te, wirk­lich die nötige Reife fehlte, entsch­ied sich das Gericht zur Anwen­dung des Jugend­strafrechts. Aber weil der Richter in den Tat­en des Mike R. eine „schädliche Nei­gung“ erkan­nte, ver­weigerte er die Bewährung und erhöhte das geforderte Straf­maß um sechs auf 18 Monate.

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NPD erneut in Joachimsthal — Mahnwache mit 70 Nazis am vergangenen Freitag

Infori­ot — Erneut gerät das kleine Örtchen Joachim­sthal im Barn­im in den Fokus von Nazis.

 

Am Fre­itagabend hat­te der Lan­desver­band der NPD zur Mah­nwache “Keine Gnade für die Täter! – Gebor­gen­heit statt Angst” “aufgerufen. Der Gegen­protest ließ nicht lange auf sich warten.

 

Etwa 70 Nazis von ver­schiede­nen Bran­den­burg­er NPD-Kreisver­bän­den, Kam­er­ad­schaften wie der „Kam­er­ad­schaft MärkischOder Barn­im“ (KMOB) sowie der Berlin­er Front­bann 24, gegen die derzeit ein Ver­botsver­fahren läuft , kamen zur Mah­nwache. Wie immer tumelte auch auch DVU Funk­tionär Klaus Mann samt Fam­i­lie unter den Teilnehmenden.

 

Nur wenige Meter von ihnen ent­fer­nt, sam­melte sich der Gegen­protest. Unter dem Mot­to „Deine Stimme gegen Nazis“ rief ein Bünd­nis aus evan­ge­lis­ch­er Kirche, das Jugend­pro­jekt „Bands auf fes­ten Füßen“ (kurz: BAFF), die linksju­gend [´sol­id] sowie die Jun­gen Sozialdemokrat­en (Jusos) um 18 Uhr zu ein­er Kundge­bung samt Konz­ert auf den Kirch­platz. Der laut­starke Protest sorgte für einen frühzeit­i­gen Abbruch der Mah­nwache der NPD.

 

Als Anlass für die Mah­nwache diente der NPD die Aus­set­zung der polizeilichen Tag und Nacht Bewachung des Sex­u­al­straftäters Wern­er K., der seit ver­gan­genem Jahr in Joachim­sthal lebt. Seit Wern­er K. nach sein­er Haf­tent­las­sung in Joachismthal lebt, gibt es immer wieder Proteste von Anwohner_innen.

Die NPD benutzt nun die Äng­ste der Bürger_innen und inti­gri­ert sie fest in ihre „Wahlkamp­fak­tiv­itäten“.

 

Bere­its im ver­gan­genen Jahr ver­suchte die NPD mit ihrer Parole „Todesstrafe für Kinder­schän­der“ und ihrem selb­ster­nan­nten Pro­gramm „Sicher­heit, Recht und Ord­nung“ Wahlkampf zu machen. Im Juni 2008 marschierten etwa 70 Nazis durch den kleinen Ort. Damals protestierten 150 Men­schen gegen die Nazis. Im Okto­ber skandierten sie u.a. Parolen wie „Ein Stock, ein Stein, schlagt Wern­er K. den Schädel ein!”.

Nicht weniger ein­deutig rief Klaus Beier (Lan­deschef der Bran­den­burg­er NPD) am Fre­itagabend dazu auf, die soge­nan­nten Kinder­schän­der in “Arbeit­slager” zu stecken.

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Erneut Naziaktivitäten in und um Krampnitz (bei Potsdam)

Nach langem Stillschweigen hat sich nun ein Teil der nördlichen

Neo-Naziszene Pots­dams wieder bemerk­bar gemacht und auf ein neues die ehe­ma­li­gen Kaser­nen in Kramp­nitz aufge­sucht. Wie zulet­zt im August
ver­gan­genen Jahres
, hat sich die AGPN (Aktion­s­gruppe Pots­dam Nord), dies­mal im Namen eines
“neuen” lokalen Zusam­men­schlusses, auf der Fas­sade der
Gebäude, mit Parole und Inter­ne­tadresse verewigt. Zu lesen war nun wieder
ein­mal die alt­bekan­nte Floskel “FREI SOZIAL NATIONAL”.
In einem Bericht auf ihrer Web­seite beken­nen sich die Neo-Nazis ger­adezu,
zu dieser Aktion: “Diese Aktion soll mithelfen auf die Prob­leme in
unserem Land aufmerk­sam zu machen und unsere Ziele in die Öffentlichkeit
zu tra­gen.”.
So soll der Aktion eine sin­nvolle Erk­lärung gegeben wer­den, wobei eine
schein­bare inhaltliche Auseinan­der­set­zung enthal­ten ist. Wenn men­sch sich
jedoch mit sel­biger auseinan­der­set­zt, fällt schnell die ide­ol­o­gis­che Nähe
zum Nation­al­sozial­is­mus auf. Bewusst wird heutzu­tage von einem
“Nationalen Sozial­is­mus” gere­det, wobei die ver­bale Nähe zum
bere­its genan­nten kein Zufall ist.

Laut einem weit­eren, etwa zwei Wochen altem, Bericht auf ihrer Home­page
erkun­de­ten sie “naturver­bun­den” die Döber­itzer Hei­de.
Dass sie sich während ihrer Wan­derung auf gesprengten Bunkern aufhiel­ten,
kann bei dem Grundgedanken der Wan­derung ja nur Zufall sein, weit­er liefen
sie dann, wie sie selb­st bericht­en, durch Kramp­nitz und somit schon fast
unmit­tel­bar neben den später bemal­ten Kaser­nen vorbei.

Bis zulet­zt kon­nten sich die Anwohner_innen in Fahrland, Mar­quardt und den
angren­zen­den Ortschaften, für etwa 9 Monate, rel­a­tiv ungestört von
Neo-Nazipro­pa­gan­da fühlen. Noch im ver­gan­genen Jahr waren diese Gegen­den
regelmäßig Ziele der Nazis, über Pots­dam Nord hin­aus ging es
glück­licher­weise nur selten.

Mit­tler­weile wurde die Pro­pa­gan­da wieder ent­fer­nt, allerd­ings taucht das
so viel geforderte zivilge­sellschaftliche Engage­ment nur sel­ten auf und wer
sich dann dazu bere­it erk­lärt Nazis­chmier­ere­in zu ent­fer­nen, der_die muss
dann damit rech­nen strafrechtlich belangt zu werden.

Am 31.07.09 berichtete die MAZ über Frau Irmela Mesah- Schramm. Auch
mit 64 Jahren ent­fer­nt sie Nazipro­pa­gan­da und andere diskri­m­inierende
Graf­fi­ti und Aufk­le­ber, lei­der bleibt auch sie nicht vor Repres­sion
ver­schont.
Fraglich ist, ob sich Herr Jakobs mit solchen Aktio­nen der Zivil­courage,
iden­ti­fizieren kön­nte oder sind das etwa undemokratis­che Nazimeth­o­d­en? Wir
erin­nern uns an die ent­täuscht­en Jugendlichen, die im Novem­ber 2008 die
Stadtverord­neten­ver­samm­lung besucht­en und darauf hin von Her­rn Jakobs mit
Nazis ver­glichen wurden.

 

Nazipro­pa­gan­da überkleben, abreißen, übermalen!

Keine Tol­er­anz für Nazis, deshalb schaut hin,
greift ein und wehrt euch lautstark!

Faschis­mus bekämpfen! Auf allen Ebenen!

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Abschiebung stoppen — Bleiberecht für Opfer rechter Gewalt

Cot­tbus — Am 12. August wer­den Jean Mpe­ka M., seine Frau Hor­tance und ihre drei Kindern abgeschoben. So hat es die Cot­tbuser Aus­län­der­be­hörde ver­fügt. Jean Mpa­ka M. war in der Demokratis­chen Repub­lik Kon­go (DRK) poli­tisch aktiv, wurde ver­fol­gt und mis­shan­delt. Seine poli­tis­che Ver­fol­gung wurde anerkan­nt. Weil sich die poli­tis­che Sit­u­a­tion in der Demokratis­chen Repub­lik Kon­go gebessert habe, wurde der Antrag auf poli­tis­ches Asyl aber abgelehnt. Nun soll die gesamte Fam­i­lie abgeschoben wer­den. Die Fam­i­lie lebt seit 2002 in Deutsch­land. Die Kinder gehen in Cot­tbus zur Schule, die Eltern engagieren sich ehre­namtlich in der Stadt.

Inzwis­chen haben sich über 2.000 Bürg­erin­nen und Bürg­er mit ihrer Unter­schrift dafür einge­set­zt, die Abschiebung der Fam­i­lie zu ver­hin­dern. Sie kom­men aus Cot­tbus, dem Land­kreis Spree-Neiße sowie dem Land Bran­den­burg und der gesamten Bundesrepublik.

In der Demokratis­chen Repub­lik Kon­go herrscht seit Jahren Bürgerkrieg.Massaker, Ver­schlep­pun­gen, Folterun­gen, das Anwer­ben von Kinder­sol­dat­en, Verge­wal­ti­gun­gen, Flucht und Vertrei­bun­gen sind in Teil­ge­bi­eten des zer­fal­l­en­den Staates an der Tage­sor­d­nung. Ende 2008 nah­men die Span­nun­gen zwis­chen ver­schiede­nen eth­nis­chen Grup­pen und Gemein­den wieder zu. Schut­zlos­es Opfer der kriegerischen Auseinan­der­set­zun­gen ist die Zivil­bevölkerung. Die Abschiebung würde für die Cot­tbuser Fam­i­lie M. bedeuten, in ein Land zurück­kehren zu müssen, das — wie die UNO im Feb­ru­ar 2009 fest­stellte — kurz vor ein­er human­itären Katas­tro­phe steht.

Am 1. August 2006 wur­den Jean Mpe­ka und Hor­tance M., die mit ihren Kindern unter­wegs waren, mit­ten im Cot­tbuser Stadt­teil Sach­sendorf von mehreren Per­so­n­en ras­sis­tisch ange­grif­f­en. Ein damals 24-Jähriger beschimpfte Her­rn M. als »Scheiß­neger«. Ein junges Mäd­chen ging seine Frau aggres­siv an und dro­hte mit ein­er Bier­flasche. Ein Schlag auf den Arm von Her­rn M. hin­ter­ließ keine Ver­let­zun­gen. Physis­che Fol­gen hat­te der ras­sis­tis­che Angriff nicht. Was blieb und sich ver­stärk­te: ein Gefühl der ständi­gen Bedrohung.

Sollte die Fam­i­lie M. abgeschoben wer­den, wäre dies ein fatales Sig­nal an die Täter. Der Flüchtlingsrat Bran­den­burg und der Vere­in Opfer­per­spek­tive fordern ein Bleiberecht aus human­itären Grün­den für die Familie:

  • weil die men­schrechtliche Lage in der DRK ein sicheres Leben ohne kör­per­liche wie psy­chis­che Schä­den der Fam­i­lie nicht ermöglicht,
  • weil ein Bleiberecht ein deut­lich­es Sig­nal gegen rechte Gewalt und Ras­sis­mus wäre und der poli­tis­chen und gesellschaftlichen Ver­ant­wor­tung gegenüber der Fam­i­lie M. gerecht wer­den würde. Den­jeni­gen, die Migran­tinnen und Migranten mit Gewalt aus dem Land jagen wollen, würde gezeigt, dass ihre poli­tis­chen Ziele geächtet wer­den und mit einem klaren Beken­nt­nis der Sol­i­dar­ität durch ein Bleiberecht für Opfer ras­sis­tis­ch­er Gewalt geantwortet.

Infor­ma­tio­nen

Gesa Köb­ber­ling (Opfer­per­spek­tive) 0151 59100085

Antje Sim­nack (Flüchtlingsrat Bran­den­burg) 0151 27008574

Abschiebung der Cot­tbuser Fam­i­lie M. ver­hin­dern! (Aufruf des Cot­tbusser Auf­bruchs mit Link zur Peti­tion gegen die dro­hende Abschiebung.)

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Abschiebung der Cottbuser Familie Manuel verhindern!

Liebe Cot­tbuser, der Fam­i­lie Manuel, aus der Demokratis­chen Repub­lik Kon­go stam­mend, mit drei Kindern hier seit fast acht Jahren lebend, dro­ht die Abschiebung aus Deutsch­land. Bis­lang waren alle Bemühun­gen, die Abschiebung zu ver­hin­dern, erfol­g­los. Der Abschiebung­ster­min ist fest­gelegt. Die Fam­i­lie wird am 12. August 2009 abgeschoben wer­den, es sei denn, das Gericht spricht ein Abschiebungsver­bot aus.

Der Cot­tbuser Auf­bruch fordert alle poli­tis­chen Kräfte auf, sich dafür einzuset­zen, die Abschiebung der Fam­i­lie Manuel zu ver­hin­dern. Sie, liebe Cot­tbuser, bit­ten wir dabei um Ihre Unter­stützung. Dafür reicht Ihre Unter­schrift auf der anhän­gen­den Liste. Die Zeit drängt. Helfen Sie mit!

Die fün­fköp­fige Fam­i­lie Manuel lebt seit 2002 in Deutsch­land. Der Fam­i­lien­vater Jean-Mpa­ka Manuel ist als poli­tisch Ver­fol­gter anerkan­nt, er und seine Fam­i­lie hat sich mit hohem per­sön­lichem Risiko für poli­tisch ver­fol­gte Tut­si (im Kon­go ver­fol­gter Stamm) einge­set­zt und wurde schließlich inhaftiert und mis­shan­delt. Da sich aber ange­blich die Sit­u­a­tion im Kon­go gebessert haben soll, dort wurde eine generelle Amnestie aus­ge­sprochen, wurde die Asylk­lage abgelehnt. Ein Antrag an die Härte­fal­lkom­mis­sion wurde eben­falls abgelehnt. Die Begrün­dung dafür war wohl, dass der Leben­sun­ter­halt der Fam­i­lie hier in Deutsch­land nicht gesichert sei. Und hier beißt sich doch die deutsche Bürokrati­eschlange in den Aller­w­ertesten: Obwohl Her­rn Manuel ein Arbeit­sange­bot vor­liegt, kann er dieses nicht annehmen, weil er erst eine Arbeit­ser­laub­nis erhält, wenn er und seine Fam­i­lie eine Aufen­thalt­ser­laub­nis besitzt. Diese wiederum wurde ihm und sein­er Fam­i­lie ja ger­ade durch die Härte­fal­lkom­mis­sion verwehrt.

Die Fam­i­lie Manuel ist in die Cot­tbuser Bürg­er­schaft inte­gri­ert. Herr Manuel ist als engagiertes Vor­standsmit­glied des Cot­tbuser Flüchtlingsvere­ins e.V. bekan­nt. Der Vere­in hat es sich zum Ziel geset­zt, den in Cot­tbus leben­den Flüchtlin­gen Hil­fe bei der Orga- nisierung ihres Aufen­thaltes zu geben und sie bei ein­er sin­nvol- len Beschäf­ti­gung zu unter­stützen. Seine Frau ist eben­falls ge- mein­nützig engagiert. Die drei Kinder – eins davon ist hier in Deutsch­land geboren, ein weit­eres ist im Kle­in­stkin­dal­ter hier­herge­zo­gen und bei­de sprechen nur deutsch – sind in Schule bzw. Kinder­garten voll inte­gri­ert und brin­gen gute Leis­tun­gen. Musikalisch ist die gesamte Fam­i­lie. Jean-Mpa­ka Manuel geht dort als gutes Vor­bild voran: Er hat wesentlichen Anteil an der Grün­dung der Tromm­ler­gruppe „Home­less“, die sich bere­its in Cot­tbus einen guten Namen erwor­ben hat und zur Ver­ständi­gung zwis­chen der ein­heimis­chen Bevölkerung und den mul­ti­kul­turel- len Kul­turen beiträgt.

Liebe Cot­tbuser, unter­stützen Sie uns mit Ihrer Unter­schrift dabei, zu ver­hin­dern, dass die Fam­i­lie Manuel abgeschoben wird!

Jede Unter­schrift ist wichtig! Am kom­menden Dien­stag, den 4. August, will der Cot­tbusser Auf­bruch die Unter­schriften­samm­lung dem Ober­bürg­er­meis­ter über­re­ichen. Eine Unterze­ich­nung ist auch online möglich unter http://region-suedbrandenburg-lausitz.dgb.de/petition/index.php

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Der Mord, die Stadt und die Folgen

Tem­plin (ipr) Seit Mitte 2007 gab es zahlre­iche Über­griffe aus der recht­en Szene Tem­plins auf junge Linke, Punker und Men­schen mit dun­kler Haut­farbe. Durch den bru­tal­en Mord an Bernd K. am 22. Juli 2008 wurde diese gewalt­tätige Szener­ie Tem­plins ans Tages­licht gez­er­rt. Ein Jahr nach der Tat scheint sich nun die Lage beruhigt zu haben. Gegenrede.info ver­sucht einen Überblick über das zurück­liegende Jahr zu geben.

Die Jus­tiz

Vier rechte Tem­plin­er Gewalt­täter sitzen derzeit in Haft. Der damals unter Bewährung ste­hende Pot­zlowtäter Sebas­t­ian F. hat­te den Anfang gemacht. Zweimal besof­fen auf dem Fahrrad erwis­cht, brachte ihn in Unter­suchung­shaft. Danach kamen zwei Kör­per­ver­let­zun­gen und ein „Heil Hitler“ ans Tages­licht. Der Richter nan­nte den kon­se­quent in Londs­dale-Klei­dung gehüll­ten Mann eine „tick­ende Zeit­bombe“ und schick­te ihn für 29 Monate ins Gefängnis.

Bernd Ks Mörder, Sven P., und dessen Mit­täter Chris­t­ian W., die in einem quälen­den, zwölf Sitzungstage andauern­den Prozess zu zehn Jahren Jugend­haft und neun Jahren und drei Monat­en Gefäng­nis verurteilt wor­den sind, haben in der ersten Juli­woche ihr schriftlich­es Urteil zugestellt bekom­men. Die Anwälte haben nun bis Anfang August Zeit, die angekündigte Revi­sion zu begründen.

Patrick K., der Mitte let­zten Jahres dem polizeilichen Druck in Tem­plin aus­gewichen war und seine Aktiv­itäten in andere Uck­er­märkische Städte wie Pren­zlau und Lychen und kurz darauf in die Unter­suchung­shaft ver­legt hat­te, darf für min­destens zwei Jahre über seine Tat­en in ein­er Zelle nachdenken.

Hinzu kommt noch der auch vor Gericht sich als Recht­sex­trem­ist beken­nende Roman A. Der mehrfach vorbe­strafte Gewalt­täter aus dem zehn Kilo­me­ter ent­fer­n­ten Milmers­dorf hat­te am 10. August 2008 in Tem­plin einen 16-Jähri­gen ohne Grund zusam­menge­treten. Die Tat erregte wegen ihrer Bru­tal­ität und ihrer zeitlichen Nähe zum Mord an Bernd K. bun­desweites Auf­se­hen. Er muss für drei Jahre und sechs Monate hin­ter Gitter.

Loli­ta Lodenkäm­per, Press­esprecherin der Staat­san­waltschaft Neu­rup­pin, nen­nt das die Null-Tol­er­anz-Maxime ihrer Behörde und kündigt an: „Wir wer­den weit­er­hin mit hohem Ver­fol­gungs­druck und großem Engage­ment jede recht­sex­treme Straftat zügig vor Gericht bringen!“

Ein weit­er­er rechter Schläger, der das bere­its zu spüren bekom­men hat, ist Matthias M. Er hat­te es inner­halb von neun Monat­en auf acht Gewalt­tat­en gebracht und wurde im Juni diesen Jahres zu ein­er Gesamt­strafe von zwei Jahren und 6 Monat­en Gefäng­nis verurteilt. Er hofft nun, dass eine Beru­fungsver­hand­lung vor dem Landgericht Neu­rup­pin, ihn vor dem Knast bewahrt.

Die Beru­fung hat­te seinem älteren Brud­er Mar­tin M. im Novem­ber 2008 schon den Haf­tantritt erspart. Seine Strafe wurde im Beru­fungsver­fahren zur Bewährung aus­ge­set­zt. Maßge­blich ver­ant­wortlich dafür war ein Brief des Kreisju­gend­wartes des Kirchenkreis­es Templin/Gransee. In diesem Brief bescheinigte er Mar­tin M. eine pos­i­tive Entwick­lung, die sog­ar dazu geführt habe, dass er Mar­tin M. für ein Rock­konz­ert in Tem­plin Ord­ner­funk­tio­nen über­tra­gen werde. Eine jährlich wiederkehrende Ver­anstal­tung im Rah­men der öku­menis­chen Friedens­dekade, die noch im 2007 von Mar­tin M. und seinen recht­en Gesin­nungsgenossen ange­grif­f­en wor­den war. Die Ver­anstal­tung ver­lief im let­zten Jahr friedlich. Und Mar­tin M. ist seit dieser Gerichtsver­hand­lung auch nicht mehr durch Gewalt­tätigkeit­en aufgefallen.

Es gab noch weit­ere Einzeltäter, die mit Bewährungsstrafen und Straf­be­fehlen belegt wor­den sind. Und es gab auch den Nach­wuchs. Ein sechzehn­jähriger Teenag­er, der das am Boden liegen­des Opfer getreten hat­te, nach­dem es von Matthias M. nierdergestreckt wor­den war. Der Bursche erhielt eine Ermah­nung, und das Ver­fahren wurde eingestellt.

Die Polizei

Für den Leit­er der Tem­plin­er Polizei­wache, Har­ald Löschke, hat sich qual­i­ta­tiv einiges in der Stadt verbessert. Die Kom­mu­nika­tion zwis­chen Bürg­er­meis­ter und Polizei funk­tion­iere mit­tler­weile gut. Nach dem Mord habe man sich alle zwei Wochen getrof­fen, im Augen­blick reiche ein Tre­f­fen alle vier Wochen, um sich über die Lage auszu­tauschen. Eines hebt er beson­ders her­vor: „Die Bürg­er nen­nen neuerd­ings ihren Namen, wenn sie bei uns anrufen, um einen Vor­fall zu melden. Das gab es vorher nicht.“ Es habe in diesem Jahr in Tem­plin eine poli­tisch motivierte Gewalt­tat gegeben, ergänzt er. Son­st lediglich ein paar rechte Propagandadelikte.

Bei der Gewalt­tat han­delte es sich um einen Angriff auf einen Reporter der „Tem­plin­er Zeitung“, den der Täter im Suff für ein Aus­län­der gehal­ten hat­te. Bei dem von Staat­san­waltschaft und Gericht zügig durchge­zo­ge­nen Ver­fahren wegen Voll­rausches attestierte der Richter dem bish­er nur wegen Trunk­en­heits­de­lik­ten aufge­fal­l­ene Täter eine latente Aus­län­der­feindlichkeit. Ein Prozess über den in der „Tem­plin­er Zeitung“ übri­gens nicht berichtet wurde.

Bere­its im Jan­u­ar hat­te Matthias M. wieder „unpoli­tisch“ zugeschla­gen, was ihm trotz­dem eine sofor­tige Vor­führung beim Haftrichter ein­brachte, der allerd­ings dem Antrag auf Unter­suchung­shaft nicht zus­timmte. Die Anklageer­he­bung in diesem Fall ste­ht kurz bevor.

Eines möchte Har­ald Löschke ganz deut­lich sagen: „Wir hal­ten die ver­stärk­ten polizeilichen Maß­nah­men, die wir im Novem­ber 2007 auf­grund der gewalt­täti­gen recht­en Szene einge­führt haben, weit­er­hin aufrecht.“ Eines werde man von ihm bes­timmt nicht mehr hören: „Wir haben diese Szene voll im Griff.“

Die Stadt

Bürg­er­meis­ter Ulrich Schoene­ich, der noch kurz nach dem Mord die rechte Szene als eine Erfind­ung der über­re­gionalen Presse gebrand­markt hat­te und dafür aus der Lan­desregierung und durch Jour­nal­is­ten mas­siv kri­tisiert wor­den war, zeigt sich heute geläutert und unter­stützt ener­gisch bürg­er­lich­es Engage­ment für Demokratie in sein­er Stadt.

Dass sich die Kom­mu­nika­tion zwis­chen Polizei und Stadtver­wal­tung verbessert habe, bestätigt auch er. Schoene­ich erin­nert an zahlre­iche Aktio­nen, die nach dem Mord ini­ti­iert wor­den sind: Das Bene­fizkonz­ert am Pub, das Demokratiefest vor den Kreistag­wahlen, zu dem Jugendliche aufgerufen hat­ten und das zu ein­er regelmäßi­gen Ver­anstal­tung wer­den soll, Ver­anstal­tun­gen der Friedrich-Ebert-Stiftung und des CDU-Bun­destagsab­ge­ord­neten Jens Köp­pen, oder eine Diskus­sion­srunde zum Umgang mit Recht­sex­tremen am Tem­plin­er Gym­na­si­um. Es gab eine nicht öffentliche Ver­anstal­tung mit Ver­fas­sungss­chutz und Stadtverord­neten und eine Schu­lung für sämtliche Mitar­beit­er der Stadtver­wal­tung in Sachen Rechtsextremismus.

Wir haben eine Stab­stelle für Demokratieen­twick­lung und Tol­er­anz geschaf­fen, die mir direkt unter­stellt ist.“ ergänzt er. „Wir beteili­gen uns seit Anfang des Jahres im Begleitauss­chuss des Lokalen Aktion­s­planes (LAP) Uck­er­mark, der im Land­kreis die Mit­tel aus dem Bun­de­spro­gramm „Vielfalt tut gut“ im Kampf gegen Recht­sex­trem­is­mus vergibt.“

Große Hoff­nun­gen set­zt Ulrich Schoene­ich in eine Sozial­rau­m­analyse, die mit Unter­stützung eben jenes LAP von Wis­senschaftlern in Tem­plin und seinen Ort­steilen durchge­führt wird, und für die auch von den Stadtverord­neten die notwendi­gen Gelder bewil­ligt wor­den sind.

Andere Ideen kon­nte der Bürg­er­meis­ter nicht durch­set­zen. So scheit­erte sein Ver­such, ein Alko­holver­bot an öffentlichen Plätzen der Stadt einzuführen. Die Stadtverord­neten woll­ten sein­er Logik: Die jun­gen Recht­en tre­f­fen sich an Bushal­testellen, Super­märk­ten oder Park­bänken, besaufen sich dort und schla­gen danach zu, nicht fol­gen. Seinen Vorschlag, die recht­en Schläger zu Hause zu besuchen, um mit ihnen zu sprechen, rede­ten ihn die Experten des Mobilen Beratung­steams aus. Dafür bräuchte man speziell Aus­ge­bildete Leute.

Seine Vorstel­lung, die Arbeit der fünf städtis­chen Jugen­dar­beit­er neu zu organ­isieren und deren Schw­er­punk­te auch auf die Straße zu ver­lagern, hängt in der Warteschleife, weil die bish­erige Chefin sich eine anderen Arbeit­ge­ber gesucht hat.

Die Rechte Szene

Es gibt sie noch. Man sieht die Leute im Stadt­bild, manch­mal im Out­fit autonomer Nation­al­is­ten mit Feld­mützen und Palästi­nenser­tuch. Eine Gruppe von ihnen saß anfangs im Prozess gegen Sven P. und Chris­t­ian W. Manch­mal gibt es Abends ein paar Pöbeleien in Tem­plin­er Kneipen. Das rig­orose Vorge­hen von Polizei, Staat­san­waltschaft und Gericht­en scheint Ein­druck auf die Kam­er­aden gemacht zu haben. Im Grunde hal­ten sie still. Richtig präsent sind sie nur im Netz, in Com­mu­ni­ties wie „Jappy.de“. Dort zeigen sie Fotos von Geburt­stags­feiern und anderen Par­tys, oft in Szenekleidung.

Mar­tin M., der im Jugend­klub der Kirche den braven Jun­gen mit der Klampfe spielt und vor Gericht beteuerte, er gehört nicht mehr zur recht­en Szene, zeigt sich danach im Netz als nationaler Sozial­ist, der auf Demos wie in Stral­sund den Kämpferischen mimt. In diesem Früh­jahr erschien er auf ein­er Brauch­tums­feier der 72-jähri­gen Uck­er­märkischen NPD-Kreistagsab­ge­ord­neten Irm­gard Hack. Wenn man seinem Fre­un­deskreis in der Com­mu­ni­ty ver­fol­gt, hat man die Tem­plin­er Szene recht schnell beisam­men. Auch wenn er mit­tler­weile ver­sucht, sein Pro­fil in Teilen abzusperren.

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Antifaschismus Law & Order

Prozess wegen Sabotage einer DVU-Kundgebung

INFORIOT Am Mittwoch, den 1. Juli 2009, wurde ein junger Antifaschist wegen Sachbeschädi­gung und ver­sucht­en Dieb­stahls angeklagt. Ihm wurde vorge­wor­fen, bei ein­er DVU-Kundge­bung im Sep­tem­ber let­zten Jahres in Pots­dam den Strom­gen­er­a­tor der recht­sex­tremen Ver­anstal­tung zer­stört zu haben. Das Ver­fahren wurde eingestellt, der Angeklagte zu 20 Sozial­stun­den verpflichtet.

Rück­blick

Zum Abschluss ihres Wahlkampfes für die Kom­mu­nal­wahlen in Bran­den­burg ver­anstal­tete die DVU eine Kundge­bung am 20.09.2008 auf dem Luisen­platz in Pots­dam.
Den rund 50 DVU-Sym­pa­thisieren­den standen damals etwa 1000 Protestierende ent­ge­gen. Da sie den­noch von Absper­r­git­tern und Polizeis­chutz umringt waren und störungs­frei ihre Kundge­bung abhal­ten kon­nten, zer­störten Demonstrant_innen das Not­stro­mag­gre­gat, sodass der vor kurzem ver­stor­bene DVU-Land­tagsab­ge­ord­nete Schwem­mer minuten­lang hil­f­los ohne Ton auf der Bühne stand und die Kundge­bung abge­sagt wer­den musste.
Aus Sol­i­dar­ität und um mögliche Prozesskosten der Aktionist_innen finanziell etwas zu deck­en, spende­ten noch am gle­ichen Tag viele Men­schen Geld, unter ihnen der Linke- Poli­tik­er Hans-Jür­gen Schar­fen­berg und Ober­bürg­er­meis­ter Jann Jakobs.


Die Ver­hand­lung

Beim Prozess am Mittwoch war der DVU-Lan­desvor­sitzende Hans-Gerd Wiech­mann aus Nieder­sach­sen geladen.
Er stellte für die Wahlkampfver­anstal­tung die Logis­tik und Ord­ner aus Nieder­sach­sen. Laut sein­er Aus­sage sah er den Angeklagten lediglich, wie ihn die Polizei fes­thielt, nicht jedoch wie er den schätzungsweise 150€ teuren Strom­gen­er­a­tor zer­störte.
Die Zeug_innenaussage eines Street­work­ers verdeut­lichte, dass in diesem Fall nicht die krim­inelle Energie entschei­dend war (wie es bei Dieb­stahl eigentlich wäre), son­dern die poli­tis­che Moti­va­tion diese Ver­anstal­tung zu ver­hin­dern, die recht­es Gedankengut trans­portiert.
Der Angeklagte ließ eine Erk­lärung durch seinen Anwalt ver­lesen, in der ein­räumte, dass er den Gen­er­a­tor zer­störte, floh und von der Polizei festgenom­men wurde. Weit­er­hin wurde verdeut­licht, welche polizeilichen Maß­nah­men der Angeklagte über sich erge­hen lassen musste- Frei­heit­sentzug und stun­den­lange Inge­wahrsam­nahme.
Wie wichtig der Protest gegen rechte Ver­anstal­tun­gen wie die DVU-Kundge­bung, die auch in diesem Jahr am 20. Sep­tem­ber in Pots­dam wieder stat­tfind­en soll, ist,verdeutlicht der Angeklagte in ein­er Erklärung:

Warum ist Wider­stand gegen Nazis notwendig

Alle Men­schen in der beste­hen­den Gesellschaft sind über die 12 Jahre nation­al­sozial­is­tis­ch­er Herrschaft, über die Mil­lio­nen Toten des Krieges, über die Mil­lio­nen Toten aus den Konzen­tra­tionslagern informiert. Somit wis­sen alle, was ein poli­tis­ches Sys­tem des Nation­al­sozial­is­mus kennze­ich­net. Ter­ror, Men­schen­ver­nich­tung und Willkür. Genau deshalb ist es so ver­acht­enswert. Eben­so wis­sen auch alle, dass es schon damals Men­schen gab, die dieses Sys­tem bekämpften und Wider­stand leis­teten. Men­schen ver­schieden­er poli­tis­ch­er Mei­n­un­gen, allen voran die Kom­mu­nistIn­nen, aber auch SozialdemokratIn­nen und ChristIn­nen. Auch nicht vergessen sind die vie­len jüdis­chen Wider­stands­grup­pen und die Par­ti­sanIn­nen Osteu­ropas. Nicht alle Men­schen tat­en es wie ein Großteil der deutschen Bevölkerung damals. Mit­machen, Wegschauen und nichts bewusst haben wollen. Es gab einen Wider­stand und auch wenn er nicht in der Lage war Nazideutsch­land zu besiegen, so war es doch ein Fanal der Men­schlichkeit und Hoff­nung in einem Land des Todes. Viele dieser Men­schen star­ben damals im Kampf gegen Faschis­mus und Krieg. Doch schein­bar ver­hallte ihr Ruf nach ein­er besseren Welt unge­hört und offen­bar sind die Toten schon vergessen.
Schon längst ist es wieder aus der Mode ger­at­en sich einzu­mis­chen. Hier in Deutsch­land wer­den Duck­mäuser und Unter­ta­nen erzo­gen, Men­schen die Wegschauen, Abnick­en und Passieren lassen.
Men­schen, die wieder nach unten treten und nach oben buck­eln. Diejeni­gen, die sich dem wider­set­zen, wer­den kriminalisiert.

Schon seit ger­aumer Zeit wieder ster­ben Men­schen auf den Straßen durch neon­azis­tis­che Gewalt in diesem Land und nichts passiert. Die hoch gepriesene Zivilge­sellschaft existiert nicht. Was bringt es ein paar Nazis wegzus­per­ren?
Schon längst wieder stößt nazis­tis­ches Gedankengut in die Mitte der Gesellschaft. Und fällt auf frucht­baren Boden. Schnell wer­den Men­schen unterteilt, in solche, die uns nützen und solche die uns aus­nutzen (Gün­ther Beck­stein) und das trotz Mölln, Solin­gen und Ros­tock-Licht­en­hagen.
Die Ver­gan­gen­heit, das was damals passierte, hat an Aktu­al­ität nichts einge­büßt. Auch hier in Pots­dam gibt es organ­isierte nazis­tis­che Struk­turen von der DVU, der NPD und den so genan­nten „Freien Kam­er­ad­schaften“. Sie wirken auf der Straße und im Par­la­ment. Sie het­zen gegen das Flüchtling­sheim am Schlaatz, ver­prügeln Men­schen auf offen­er Straße und ver­bre­it­en ihre men­schen­ver­ach­t­ende Pro­pa­gan­da über­all in der Stadt. Das hier in Pots­dam noch nie­mand gestor­ben ist, ist alleine antifaschis­tis­chem Engage­ment und dem Zufall zu ver­danken.
Wider­stand gegen Nazis ist aktuell und notwendig. Eben­so die Analyse der beste­hen­den Ver­hält­nisse, denn „wer aber vom Kap­i­tal­is­mus nicht reden will, sollte auch vom Faschis­mus schweigen“ (Max Horkheimer). Antifaschis­tis­ches Engage­ment bedeutet auch, sich mit den Ursachen des Faschis­mus auseinan­der zu set­zen und diese radikal (an der Wurzel) zu bekämpfen. Und eben nicht Büt­tenre­den und Absicht­serk­lärun­gen in den Par­la­menten und in den Medi­en von sich zu geben.
Egal, wie heute geurteilt wird, für mich ist der Kampf und die Auseinan­der­set­zung gegen Anti­semitismus, Neon­azis und die kap­i­tal­is­tis­che Gesellschaft mit all ihren Ungerechtigkeit­en ohne Alter­na­tive. So wusste schon Rosa Lux­em­burg „So ist das Leben und so muss man es nehmen, tapfer, unverza­gt und lächel­nd- trotz alledem.“

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Antifaschismus Law & Order

Verfassungsschutz: Erneuter Anwerbeversuch in Frankfurt

Frank­furt (Oder) — Am 30. Juni wurde die Soli­gruppe Frank­furt darüber informiert, dass eine Per­son, die sich als Mitar­beit­er des Innen­min­is­teri­ums vorstellte, einen ehe­ma­li­gen Aktivis­ten zur Zusam­me­nar­beit bewe­gen wollte. Nach­dem der Ver­fas­sungss­chutz bere­its im Vor­feld des G8-Gipfels in Heili­gen­damm Lück­en in der Frank­furter Linken auszu­machen ver­suchte (mehr), unter­nahm er nun offen­bar einen weit­eren Anlauf.

Unter dem Vor­wand, Infor­ma­tio­nen über die örtliche Neon­aziszene erfra­gen zu wollen, sprach der Mann seine Zielper­son am frühen Dien­stagabend an. Der Betrof­fene hat­te ger­ade ein Haus ver­lassen, das dafür bekan­nt ist, über­wiegend von AntifaschistIn­nen bewohnt zu wer­den. Der mut­maßlichen Ver­fas­sungss­chützer näherte sich an der Haustür von hin­ten und sprach den jun­gen Men­schen mit seinem Namen an. Als dieser das Ansin­nen sofort zurück­wies, ver­suchte der Mann den Grund für die ver­weigernde Hal­tung zu erfra­gen. Die ange­sproch­ene Per­son brach daraufhin das Gespräch ab und ent­fer­nte sich in ein nahe gele­genes Einkaufszentrum.

Der etwa 30 Jahre alte Mitar­beit­er des Min­is­teri­ums ist rund 1,75 m groß und von eher dün­ner, schlak­siger Statur. Markant ist seine Brille mit dün­nem Gestell und schmalen Gläsern. Zum Zeit­punkt der Kon­tak­tauf­nahme besaß er einen gepflegten kurzen Bart, der sich von der Ober­lippe bis zum Kinn zog.

Dies ist lei­der nicht der erste und wird mit Sicher­heit auch nicht der let­zte Ver­such sein, die linke Szene in Bran­den­burg zu infil­tri­eren. Seid aufmerk­sam und macht der­ar­tige Unternehmungen seit­ens der Behör­den öffentlich! Für eine radikale und starke Linke — Keine Zusam­me­nar­beit mit Polizei und Geheimdiensten!

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Urlaub ja – Abschiebung nein! Zeigen auch Sie „Air Berlin“ die kalte Schulter!

Berlin — Am 8. Juni 2009 wur­den etwa 100 Men­schen vom Flughafen Berlin-Schöne­feld aus nach Viet­nam abgeschoben. Für diese Massen­ab­schiebung hat die Flugge­sellschaft „Air Berlin“ das Flugzeug zur Ver­fü­gung gestellt.

Wir fliegen deshalb ohne „Air Berlin“ in den Sommer!

Damit wollen wir erre­ichen, dass sich das Unternehmen kün­ftig nicht mehr an Abschiebun­gen beteiligt. Bitte unter­stützen Sie uns! Zeigen auch Sie „Air Berlin“ die kalte Schulter!

Von den nach Viet­nam abgeschobe­nen Men­schen lebten viele schon seit Jahren in Deutsch­land. Ihre Hoff­nung auf eine Zuflucht und auf eine per­sön­liche Per­spek­tive wurde durch die Abschiebung zunichte gemacht.

Eine solche Poli­tik ist inhuman!

Sie über­sieht, dass in Viet­nam grundle­gende Men­schen­rechte ver­let­zt wer­den. Gründe für eine Flucht gibt es also alle­mal. Eine eng­stirnige Poli­tik in Deutsch­land und Europa sieht Ein­wan­derung noch immer vor allem als Prob­lem. Diese Poli­tik ohne Moral, Sinn und Ver­stand macht aus Europa eine Fes­tung. Ihr Abschot­tungs­fa­natismus nimmt in Kauf, dass Tausende Flüchtlinge im Mit­telmeer ertrinken. Diese Poli­tik entwurzelt ohne Not Men­schen, die bemüht waren, sich ein Leben in Deutsch­land aufzubauen – und stürzt sie dadurch in Not.

Das alles ist schon schlimm genug. Warum aber unter­stützt eine Flugge­sellschaft diese Politik?

Air Berlin“ erle­ichtert dadurch zukün­ftige Massen­ab­schiebun­gen. Denn: wenn hier­für extra Char­ter­maschi­nen zur Ver­fü­gung gestellt wer­den, kön­nen die Men­schen rei­bungslos­er aus dem Land geschafft wer­den. In reg­ulären Maschi­nen haben schon häu­figer Flug­pas­sagiere gegen Abschiebun­gen protestiert. Nicht sel­ten weigerten sich Piloten, Men­schen unter Zwang zu befördern.

Air Berlin“ macht sich zum Rad im Getriebe ein­er Polizeiak­tion – min­destens 50 Ange­hörige der Bun­de­spolizei „begleit­eten“ den Abschiebungs­flug vom 8.Juni 2009. Finanziert wurde die Aktion von der europäis­chen „Grenzschutz“(besser: Abschottung)-Agentur FRONTEX. Diese Agen­tur ver­fügt jährlich über Mil­lio­nen Euro für die mil­itär­polizeiliche „Gren­zsicherung“ und offenkundig auch für solche „Abtrans­porte“.

Air Berlin“ fordern wir daher auf, das Abschiebungs­busi­ness aufzugeben, ehe es richtig begonnen hat. Es kön­nte sich son­st als sehr geschäftss­chädi­gend herausstellen.

Wir sagen den Piloten von „Air Berlin“ und allen anderen Flugge­sellschaften: Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Abschiebungsmaschinerie!

Kon­tak­t­dat­en „Air Berlin“ — Fax: 030/ 4102 1003

und/oder

Press­es­telle:

Tel: 030/ 3434 1500 — Fax: 030/ 3434 1509 — abpresse@airberlin.com

Flüchtlingsrat Bran­den­burg / Flüchtlingsrat Berlin / Inter­na­tionale Liga für Menschenrechte

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Antifaschismus Law & Order

Nazikonzert am vergangenen Samstag in Biesenthal unterbunden

Biesen­thal — Auf dem Gelände der NPD in Biesen­thal sollte am ver­gan­genen Sam­stag eine Ver­anstal­tung, ver­mut­lich ein Konz­ert, stat­tfind­en. Bere­its im Vor­feld waren Ver­anstal­tun­gen jed­wed­er Art auf dem Objekt vom Lan­drat sowie vom Bauamt wegen bautech­nis­ch­er Män­gel ver­boten wor­den. Gegen frühen Abend sam­melten sich trotz­dem ca. 30 bis 40 Neon­azis vor dem Gelände. Die Polizei leis­tete in Folge dessen mit mehreren Ein­satzkräften sowie mit Hil­fe eines Hub­schraubers Amt­shil­fe und erteilte den angereis­ten Neon­azis Platzverweise.

Die angereis­ten Neon­azis fuhren nach dem Ver­anstal­tungsver­bot nach Bernau zum so genan­nten „Hus­siten­fest“ – einem „Mit­te­lal­ter­markt“ mit Rum­mel – trat­en dort jedoch nicht weit­er in Erscheinung.

Das Gelände, welch­es in den let­zten Jahren vom Land­kreis Barn­im als Asyl­be­wer­ber­heim genutzt wurde, erwarb die NPD indi­rekt durch eine GmbH, als dessen Geschäfts­führer Mike Sandow auftritt. Sandow sitzt für die NPD in der Stadtverord­neten­ver­samm­lung von Biesen­thal und für die DVU im Barn­imer Kreistag.

Im März und am 1. Mai fan­den bere­its größere Ver­anstal­tun­gen auf dem Gelände statt bei denen u.a. das zwei­jährige Beste­hen der „Kam­er­ad­schaft Märkisch Oder Barn­im“ (KMOB) gefeiert wurde.

Inforiot