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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Ausstellung “Rostock Lichtenhagen — 10 Jahre danach” eröffnet

Am gestri­gen 12.03.2009 fand im Jugend‑, Kultur‑, Bil­dung- und Bügerzen­trum “Offi” die Eröff­nung der noch bis zum 23. März 2009 gehen­den Ausstel­lung “Ros­tock Licht­en­hagen — 10 Jahre danach” der Antifa Bad Freien­walde zur Erin­nerung an die ras­sis­tis­chen Auss­chre­itun­gen vor nun­mehr 16 Jahren statt.

Carsten Hiller, Leit­er des “Offi”, leit­ete die Auf­tak­tver­anstal­tung mit inter­es­san­ten Impulsen ein. Bezug nehmend auf die Leben­sart und ‑weise “deutsch­er” Fam­i­lien, mit durch die neon­azis­tis­che Erziehungsweise zur Dummheit verurteil­ter Kinder, verdeut­lichte er, dass sich an solchen Umstän­den nichts geän­dert hat.

Lena Serath, Press­esprecherin und Ref­er­entin der Antifa Bad Freien­walde, gab in einem Kurzvor­trag einen Überblick zu den Ereignis­sen 1992 in Licht­en­hagen. Vom 22. bis zum 26. August kam es im Zuge extrem gewalt­tätiger Auss­chre­itun­gen gegen Asyl­be­wer­berIn­nen zur Brand­s­tiftung in einem Wohn­heim für Migran­tInnen. Über 100 Men­schen mussten dabei um ihr Leben fürcht­en, während hun­derte Neon­azis aus ganz Deutsch­land, sowie tausende Anwohner­In­nen nach diesem trachteten.

Serath merk­te dazu an: “Auch in Freien­walde und Umge­bung ist eine starke Präsenz neon­azis­tis­ch­er Struk­turen zu verze­ich­nen. In der Nacht vom 12. zum 13. Juni 2008 wurde das alter­na­tive Jugendzen­trum “Maquis” von Mar­cel Stechert, einem örtlichen Neon­azi niederge­bran­nt. Die Vor­fälle Ros­tock Licht­en­hagens sind ein bedeu­ten­des Beispiel dafür, dass dies Vorze­ichen für etwas sein kön­nen, was noch viel ungeah­n­tere Aus­maße annehmen kann. Es gilt dieser Prog­nose etwas ent­ge­gen zu set­zen! Dazu gehört Aufk­lärung, welche wir mit der Ausstel­lung vor Ort leis­ten wollen.”

Am Mittwoch, dem 18. März, wird eine Klasse der Ober­schule Freien­waldes mit 21 Schü­lerIn­nen die Ausstel­lung besuchen, um dabei eben­falls das Refer­at zu hören und den Film “The true lies in Ros­tock” zu sehen. Wie sie und die 15 Teil­nehmerIn­nen der Auf­tak­tver­anstal­tung, sind weit­er­hin alle Inter­essierten ein­ge­laden die Ausstel­lung zu besuchen.

Öff­nungszeit­en: Mon­tag: 09.00 Uhr — 18.00 Uhr und Dien­stag — Fre­itag: 09.00 Uhr — 21.00 Uhr

 

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Antifaschismus

Erste Risse im Block der Verteidiger

Neu­rup­pin — Ein zer­fasert­er fün­fter Ver­hand­lungsstag im Prozess gegen zwei Angeklagte, die einen Arbeit­slosen aus Tem­plin bru­tal ermordet haben sollen, brachte gestern zahlre­iche Beweisanträge der Vertei­di­gung, die Ein­schätzung der Jugendgericht­shil­fe, Sven P. nach Jugen­drecht zu behan­deln, nicht erschienene Zeu­gen und die deut­lich for­mulierte Erken­nt­nis des Vor­sitzen­den Richters, dass es sich bei den im Zim­mer von Sven P. gefun­de­nen Plakat­en, Fly­ern, Klei­dungsstück­en und Musik-CDs um die typ­is­che Ausstat­tung eines rechts Denk­enden handle.

Damit reagierte der Richter auf Teile des umfan­gre­ichen Beweisantrages, den der Anwalt der Ehe­frau des Ermorde­ten am vorheri­gen Prozesstages gestellt hat­te, und der bele­gen sollte, dass es sich bei Sven P. um einen Recht­sex­trem­is­ten han­delt, der seine Tat aus niedri­gen Beweg­grün­den began­gen hat. In diesem Fall, weil das Opfer, der am Rande der Gesellschaft ste­hende Bernd K., es wagte, ent­ge­gen vorheriger Absprachen zu han­deln und auch Forderun­gen ignori­erte, sich wieder verabre­dungs­gemäß zu verhalten.

Bild­be­tra­ch­tun­gen

Dank der deut­lichen Fotobeschrei­bun­gen des Vor­sitzen­den Richters beka­men auch die Zuschauer mit, welche Nazi-Devo­tion­alien sich im Zim­mer von Sven P. befan­den: Rudolf Hess Plakat an der Zim­mertür, Rudolf Hess Foto im Regal, Karten mit der “schwarzen Sonne”, “White Pow­er” und eine “Blood & Hon­our” Fahne an der Wand mit der Auf­schrift “Skrew­driv­er – Hail the new dawn”. Dazu fan­den sich CDs der Recht­srock-Bands “Nord­front” und “Sturmwehr”. Der Klei­der­schrank bot unter anderem Klein­dung der Marken “Lons­dale” und “Cons­daple”. Bei sein­er ersten Vernehmung am Mor­gen nach der Tat trug Sven P. ein Rudolf Hess Sweatshirt.

Der Richter zeigte sich auch bere­it, am näch­sten Ver­hand­lungstag zwei Briefe vorzule­sen, die Sven P. von Sebas­t­ian F. aus dem Gefäng­nis erhal­ten hat­te. Sebas­t­ian F. gilt in der recht­en Szene Tem­plins als etwas Beson­deres. Er war im Jahre 2002 an der Ermor­dung eines Jugendlichen in Pot­zlow beteiligt. Dabei hat­ten die drei Täter ihr Opfer stun­den­lang gedemütigt und gequält und schließlich die Leiche in ein­er Jauchegrube versenkt. Seit Mai let­zten Jahres befind­et sich Sebas­t­ian F. erneut wegen poli­tisch motiviert­er Gewalt­tat­en in Haft.

Schon die Anrede in bei­den Briefen “Heil dir” und der Schluss der Schreiben “Ruhm und Ehre der Waf­fen-SS” sowie “Heil Euch alle da” und “Sei stolz und weiß” weisen laut Neben­kläger­an­walt darauf hin, das die bei­den Män­ner eine faschis­tis­che Ide­olo­gie verbindet. Zusät­zlich auf Bit­ten der Staat­san­waltschaft betra­chteten die Prozess­beteiligten ein Foto von Chris­t­ian W., das bei ihm zwei Tätowierun­gen zeigt: ein fettes Hak­enkreuz über dem recht­en Knie und eine große “White Pow­er” Faust auf dem Bauch.

Strate­gie der Verteidigung

Bei der Vertei­di­gung deutete sich an, dass man in Zukun­ft getren­nte Wege gehen kön­nte. Die bei­den Vertei­di­ger von Chris­t­ian W. arbeit­en durch die Ladung zusät­zlich­er Zeu­gen darauf hin zu beweisen, dass ihr Man­dant während der Tatzeit sehr stark betrunk­en war. Weit­er­hin zweifel­ten sie die Neu­tral­ität der Gutach­terin Frau Dr. Horn an, die in ihrem Gutacht­en bei Chris­t­ian W. keine Anhalt­spunk­te für eine Voll­trunk­en­heit beziehungsweise ver­min­derte Schuld­fähigkeit zur Tatzeit gefun­den hat­te. Sie lis­teten eine Rei­he von Unter­suchungsmän­geln auf und ver­langten in ihrem Beweisantrag einen weit­eren Gutachter, der ihren Man­dan­ten auch auf eine Bor­der­line-Per­sön­lichkeitsstörung hin unter­suchen soll. Der Vor­sitzende Richter wies darauf hin, dass für ein qual­i­fiziertes Gutacht­en, die Mitar­beit von Chris­t­ian W. notwendig sei, die dieser aber — auch auf Anrat­en sein­er Vertei­di­ger — verweigere.

Der Vertei­di­ger von Sven P. will ver­suchen, die detail­ge­naue Schilderung des Tather­gangs durch Chris­t­ian W. zu erschüt­tern, die seinen Man­dan­ten als Haupt­täter präsen­tiert. Seine Beweisanträge zie­len darauf ab, Chris­t­ian W. als jeman­den ent­lar­ven, der sein Täter­wis­sen dazu nutzt, sich als unschuldig darzustellen und andere Per­so­n­en zu belas­ten. Als Begrün­dung zitierte er Zeu­ge­naus­sagen aus früheren Prozessen bei denen Chris­t­ian W. auf der Anklage­bank saß. Der Richter schien davon unbeein­druckt und erk­lärte, dass hier das frühere Ver­hal­ten bei anderen Tat­en nicht zäh­le. Ein zarter Hin­weis darauf, dass Sven P. schon sein Schweigen brechen muss, um die Aus­sagen seines Kom­plizen zu erschüttern.

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Antifaschismus

Bürgermeister Prenzlaus wartet auf öffentliche Distanzierung

Pren­zlau — Der Bürg­er­meis­ter von Pren­zlau wartet weit­er­hin auf eine öffentliche Dis­tanzierung der Klub­mit­glieder des “FC Ein­heit 06” vom recht­sex­tremen Gedankengut, das auf der Web­site und auf den Trikots des Klubs bish­er trans­portiert wor­den ist. Das erläuterte Hans Peter Moser im Rah­men eines Pressege­spräch­es zur Stad­ten­twick­lung und Bürg­er­beteili­gung am Mittwoch Mor­gen. Sollte diese Dis­tanzierung der Freizeit­fußballer in der lokalen Presse nicht erfol­gen, werde die Stadt kein Plätze mehr für Spiele dieses Klubs zur Ver­fü­gung stellen.

Mit dieser Erk­lärung ger­at­en die Klub­mit­glieder in Zugzwang, denn die Rück­runde der Pren­zlauer Kle­in­feldli­gen begin­nt am 4. April. Der Klub war in die Kri­tik ger­at­en, weil er ein Vere­insl­o­go nutzte, das den Reich­sadler aus der Naz­izeit darstellte – allerd­ings ohne Hak­enkreuz – und sich im Inter­net als Teil des recht­sex­tremen “Bünd­nis Uck­er­mark” präsen­tierte. Dazu wurde auf den Trikots für die Fir­ma eines über­re­gion­al bekan­nten Rech­tex­trem­is­ten, dem Eber­swalder Gor­don Rein­holz, der auch das Logo ent­wor­fen haben soll, und ein­er Pren­zlauer Schankstube gewor­ben, die für ihr recht­es Klien­tel bekan­nt ist.

In einem Gespräch zwis­chen Stadtver­wal­tung und Klub­ver­ant­wortlichen, das in der let­zten Woche stat­tfand, hat­ten diese zwar zum Aus­druck gebracht, dass sie und auch die Mehrheit der anderen Mit­glieder des Klubs nichts mit der NPD oder anderen recht­sex­trem­istis­chen Parteien und Organ­i­sa­tio­nen zu tun haben woll­ten. Sie hat­ten aber auch eingeräumt, dass die unüber­legte Tolerierung recht­en Gedankenguts einiger Mit­glieder dem Ruf des Klubs geschadet habe. Um diesen Schaden zu begren­zen, woll­ten sich die Klub­mit­glieder öffentlich distanzieren.

FC Ein­heit-Chef Heiko Brud­er (35) aus Schmacht­en­hagen, der auch für die Gestal­tung der Web­site zuständig ist, hat mit­tler­weile in der Pren­zlauer Zeitung eingeräumt: “Wir wollen nur Fußball spie­len.” Er selb­st, hieß es dort weit­er, bekenne sich zu ein­er rechts-kon­ser­v­a­tiv­en Gesin­nung. “Das aber ist meine pri­vate Mei­n­ung und soll in Zukun­ft nicht mehr mit dem Fußball ver­mis­cht wer­den. Unser Vere­in hat mit Nazis nichts zu tun.”

Das klingt allerd­ings eher nach dem poli­tis­chen Beken­nt­nis eines Einzel­nen als nach ein­er Dis­tanzierung der Klub­mit­glieder von recht­sex­tremem Gedankengut. So ähn­lich sieht das der Bürg­er­meis­ter Pren­zlaus auch.

Vere­ine in der Pflicht

In einem Gespräch zwis­chen Polizei, Stadt­sportring, zuständi­gem Amt­sleit­er und Bürg­er­meis­ter, das let­zte Woche Don­ner­stag stat­tfand, wurde von Seit­en der Stadt klar gestellt, dass es Sache der Sportver­ant­wortlichen und Sportler sei, darauf zu acht­en, dass recht­sex­treme Hal­tun­gen und Sym­bo­l­ik nicht weit­er in Vere­inen und auf den Sport­plätzen um sich greifen. “Allein die Tat­sache, dass bish­er nie­mand auf das Vere­inssym­bol reagiert hat,” heißt es in ein­er Erk­lärung der Stadt, “belegt, dass zu der The­matik rechter Gesin­nung und Sym­bo­l­ik in den Sportvere­inen kün­ftig eine offen­si­vere Auseinan­der­set­zung geführt wer­den muss.”

Ste­fan Hahlweg, der Sprech­er des Stadt­sportrings und Vor­sitzende des “PSV Uck­er­mark” erk­lärte gegenüber “gegenrede.info” dass es mor­gen ein Gespräch zwis­chen Stadt­sportring und den Staffelleit­ern von Stadtli­ga und Stadtk­lasse geben werde, um auszu­loten, wie man nun weit­er mit den recht­sradikalen Freizeit­fußballern vom “FC Ein­heit 06” umgehe.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Neonazis wollen antirassistische Demonstration stören

Seit Jahren observieren und provozieren Neon­azis die tra­di­tionelle Anti­ras­sis­mus­demon­stra­tion von Oranien­burg. Meist han­delte es sich dabei um NPD Kad­er (darunter der Kreisvor­sitzende der NPD Detlef Appel), die Demon­stran­ten filmten und fotografierten. Dies ist aber nicht nur in Oranien­burg so. In Wurzen bei Leipzig wur­den let­ztes Jahr Antifaschist_Innen, die am tra­di­tionellen Anti­ras­sis­muss­pazier­gang teil­nah­men von Neon­azis aus der Stadt gejagt und ver­prügelt. Polizeikräfte waren nicht aus­re­ichend anwe­send und kon­nten so keinen Schutz bieten. Auch dieses Jahr erwarten die Wurzen­er Organisator_Innen eine ähn­lich brisante Sit­u­a­tion. Die Demon­stra­tion dort find­et eben­falls am 22.März statt. Der Start­punkt ist um 14 Uhr am Bahn­hof Wurzen.

 

In Oranien­burg haben wir inzwis­chen eine ähn­lich bedrohliche Sit­u­a­tion. Seit inzwis­chen mehr als ein­er Woche mobil­isiert eine Gruppe unter dem Namen „Freie Kräfte Oranien­burg“ für eine Demon­stra­tion in Oranien­burg. Diese soll unter dem Mot­to „Kein Platz für linke Chaoten in Oranien­burg“, zwei Stun­den vor der Antifade­mo stat­tfind­en. Nach bish­eri­gen Infor­ma­tio­nen dür­fen die Neon­azis nicht durch die Stadt laufen, son­dern tre­f­fen sich am Bhf. Lehnitz (eine S‑Bahnstation vor Oranien­burg) um dann durch diesen Ort­steil Oranien­burgs zu marschieren. Dabei verzicht­en sie schein­bar auf die stärk­ste Struk­tur im Kreis, der NPD. In einem Forum schreibt ein User mit dem Namen „Marzah­n­erDe­mo“, dass „Parteifah­nen ver­boten“ seien.

 

Laut unseren Infor­ma­tio­nen han­delt es sich bei dem Anmelder um eine Einzelper­son aus Oranien­burg. Irri­tierend ist der Name des Ver­anstal­ters, so wie er im Naz­i­fo­rum angegeben wurde: „Freie Kräfte Oranien­burg“. Seit dem sich der „Sturm Oranien­burg“ im Som­mer 2007 aufgelöst hat, gab es offiziell keine „Freien Kräfte“ in Oranien­burg. Die derzeit­i­gen Struk­turen vor Ort sind die NPD, die JN und die HDJ. Wir gehen davon aus, dass es sich bei der organ­isieren­den Gruppe um gewalt­bere­ite Per­so­n­en aus dem JN- und HDJ-Umfeld han­deln dürfte, die wegen des bürg­er­na­hen Images der NPD auf deren Fah­nen verzicht­en will. Allerd­ings mobil­isieren auch die NPD-Spal­ter des Nationalen Bünd­nis Deutsch­lands e.V.: zu dieser Demon­stra­tion. Fakt ist, dass HDJ sowie JN gute Kon­tak­te zu Berlin­er und Nord­bran­den­burg­er Kam­er­aden pfle­gen, die wahrschein­lich auch zur Unter­stützung anreisen wer­den. Einige Mit­glieder des aufgelösten „Märkischen Heimatschutzes“ sind in die JN Oranien­burg einge­treten, darunter der Stützpunk­tleit­er der JN Markus Schmidt. Über­schnei­dun­gen gibt es auch mit der gewalt­täti­gen Naz­i­ju­gend Organ­i­sa­tion HDJ. Diese wiederum haben sehr gute Kon­tak­te zur ver­bote­nen Kam­er­ad­schaft Tor.

 

Mit dem Demo­mot­to „Kein Platz für linke Chaoten in Oranien­burg“ zeigen die Organ­isatoren deut­lich, dass sie sich mit der Sit­u­a­tion vor Ort nicht ausken­nen. Viele Jugendliche in Oranien­burg und den umliegen­den Städten verteilen Fly­er für die Anti­rade­mo und wer­den auch an der Demon­stra­tion teil­nehmen. Auch die zivilge­sellschaftlichen Vertreter unter­stützen diese Demo und wer­den an ihr teil­nehmen. Es han­delt sich dabei also nicht um „linke Chaoten“, son­dern um kirch­liche Gemein­demit­glieder, Lehrer, Abge­ord­nete und Jugendliche. Unab­hängig von Alter, Reli­gion und sozialer Schicht.

Wahrschein­lich ist es genau diese Mis­chung, die den Nazis Angst macht und sie jet­zt aus ihren Löch­ern kom­men lässt.

 

Nach Infor­ma­tio­nen aus Sicher­heit­skreisen bezüglich des Aus­tra­gung­sortes wer­den die Nazis nur durch Indus­trie- und Gewer­bege­bi­et marschieren. Da stellt sich doch die rhetorische Frage, für wen die Stadt wirk­lich keinen Platz hat, wenn eine große anti­ras­sis­tis­che Demon­stra­tion durch die Innen­stadt von Oranien­burg zieht, die Nazis draußen bleiben und mit sich alleine spie­len müssen.

 

Wer zur Demon­stra­tion anreist, sollte sich an Tre­ff­punk­ten (in Berlin) ori­en­tieren und wenn möglich nicht alleine fahren, da Neon­azis unter­wegs sein werden.

 

In einem Artikel des Oranien­burg­er Gen­er­alanzeigers vom 9.März 2009 wird die Ver­mu­tung geäußert, wir als Antifa Gruppe wären der Pro­voka­tion­spunkt, weshalb die Neon­azis demon­stri­eren. Es ist ver­ständlich, dass Neon­azis sich von anti­ras­sis­tis­chem Engage­ment provoziert fühlen. Fakt ist jedoch, dass wir diese Demon­stra­tion nicht alleine stem­men. Ohne Unter­stützung aus der Zivilge­sellschaft Oranien­burgs, allen voran dem Forum gegen Ras­sis­mus und rechte Gewalt, wür­den die Aktion­stage und die anti­ras­sis­tis­che Demon­stra­tion nicht stat­tfind­en. Die Demon­stra­tion der Faschis­ten ist ein Angriff auf alle Bürger_Innen Oranien­burgs, die sich seit Jahren im Kampf gegen Neon­azis engagieren. Wir wer­den eine mögliche Kundge­bung oder ander­sar­tige Ver­anstal­tung der Stadt gegen den Auf­marsch in Lehnitz unter­stützen (Infos auf www.antifagruppeoranienburg.blogsport.de), aber wir denken nicht daran uns diesen tra­di­tionell anti­ras­sis­tis­chen Tag der Oranienburger_Innen von den Nazis nehmen zu lassen und hal­ten an der Demon­stra­tion fest – jet­zt erst recht!

 

Nach weit­eren Infor­ma­tio­nen haben wir allerd­ings nicht nur ein Prob­lem was die Neon­azige­gen­demon­stra­tion ange­ht. Auch von Staatswe­gen her bekom­men wir Prob­leme. Laut des OGAs ist die Rath­hausspitze von uns nicht ange­tan, und meint wir wären Grund für Nazis und Krawall an diesem Son­ntag. Wir sehen uns allerd­ings als Teil der Zivilge­sellschaft Oranien­burgs und Ober­havels, weshalb wir weit­er­hin zu unser­er Demon­stra­tion aufrufen. Und wir wün­schen uns eine friedliche, kraftvolle Demon­stra­tion, mehr als Auseinan­der­set­zun­gen mit Polizei und Nazis. Nach einem ersten Kon­takt mit der örtlichen Polizei sieht es aus, als wenn die staatliche Insti­tu­tion, die mit dem Titel „staatlich­er Ras­sis­mus“ ange­sprochen wird diesen so nicht sieht. Konkret dro­ht die Exeku­tive als Auflage das Demo­mot­to zu ver­bi­eten. Diese sehen wir als undemokratisch an und als Krim­i­nal­isierung anti­ras­sis­tis­chen Protests in Oranien­burg. In den näch­sten Tagen wird es daher zu Gesprächen mit der Zivilge­sellschaft, der Stadt (dem Bürg­er­meis­ter), den Behör­den und uns kommen.

 

Wir rufen daher noch mal in aller Deut­lichkeit alle antirassistischen/antifaschistischen Men­schen, Ini­tia­tiv­en, Vere­ine und Ver­bände auf an der Demon­stra­tion gegen staatlichen und alltäglichen Ras­sis­mus teilzunehmen, sich nicht von Neon­azis zur Verkleinerung der Demo hin­reißen zu lassen, Sol­i­dar­ität mit allen von Ras­sis­mus betrof­fe­nen Men­schen zu zeigen und ein Zeichen zu set­zen gegen die Repres­sion von anti­ras­sis­tis­chen Bekun­dun­gen. Auch die Stadt, sowie ihre Vertreter kön­nen hier mit uns gemein­sam stre­it­en, gegen die Aus­gren­zung von Migran­tInnen und gegen Neonazis.

 

Miteinan­der statt Gegeneinan­der!
Für eine Welt ohne Ras­sis­mus und ohne Nazis!

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Antifaschismus

Bürgerproteste gegen NPD Infostand

Pren­zlau — Bürg­er Pren­zlaus haben am Sam­stag let­zter Woche gegen die NPD demon­stri­ert. Anlass war ein Info­s­tand, den die Recht­sex­trem­is­ten in Pren­zlaus Einkauf­s­meilchen Friedrich­straße für knapp 90 Minuten vor dem Kino aufge­baut hat­ten. Unter den Demon­stran­ten befand sich auch Pren­zlaus Bürg­er­meis­ter Hans-Peter Moser (Die Linke).

Wer gehofft hat­te an diesem Tag ein­mal die Mit­glieder des neu gegrün­de­ten Orts­bere­ich­es Pren­zlau der NPD in Aktion zu erleben, der sah sich getäuscht. Neben dem Kreisvor­sitzen­den der NPD BUM, Mar­co Rohde, und den Kreistagab­ge­ord­neten Irm­gard Hack und Andy Kucharzews­ki waren nur Leute zu sehen, die son­st eher den Autonomen Nation­al­is­ten zuzuord­nen sind. Christoph Ziese, Michael Schmidt von den „Hate­core War­riors Uck­er­mark“ und Andere, die bere­its am 14. Feb­ru­ar in Dres­den gemein­sam hin­ter dem Mafiosi René Her­mann (Maf ste­ht für Märkische Aktions­front) aus Eber­swalde und seinem Trans­par­ent her­marschiert sind, gaben sich auch hier ein Stelldichein.

Fata Mor­gana Ortsverband

Es ist schon beze­ich­nend, dass die NPD bis heute nicht über den so wenig erfreulich ver­laufe­nen Info­s­tand in Pren­zlau auf ihrer Web­site berichtet hat. Da man dies­mal nicht unter sich war, kann man auch schlecht von ein­er ersten gelun­genen öffentlichen Aktion des neuen Orts­bere­ich­es sprechen. Am 23. Feb­ru­ar – als man unter sich war — hieß es auf der Web­site: „Am ver­gan­genen Woch­enende war es nun soweit (Grün­dung Orts­bere­ich­es Pren­zlau [ipr]). Bis zum let­zten Platz war der Saal beset­zt. Anwe­send waren neben NPD Mit­gliedern auch Kam­er­aden der ver­bun­de­nen Kräfte und inter­essierte Bürg­er. Wie bere­its vor 14 Tagen wur­den auch hier wieder mehrere neue Mit­glied­santräge ein­gere­icht. Dieser uner­wartete Ansturm führte im Vor­feld der Ver­anstal­tung zu einiger Verzögerung.“

Von uner­warteten Ansturm kon­nte man let­zten Sam­stag nicht reden. Die Pas­san­ten zeigten der NPD die kalte Schul­ter und nah­men lieber die Fly­er der Demon­stran­ten. Geschäftsin­hab­er hängten von den Demon­stran­ten gefer­tigte Plakate in die Ein­ganstüren und Aus­la­gen. Ger­ade ein­mal zwei Men­schen ver­liefen sich laut Augen­zeu­gen zum NPD Stand.

Bei der Grün­dung des Ortsver­ban­des Schwedt im Herb­st 2007 war man wenig­stens so ehrlich zu schreiben, dass „M. Neu­mann von 15 der anwe­senden Schwedter NPD-Mit­gliedern zum Vor­sitzen­den des Orts­bere­ich­es gewählt“ wurde. Der­ar­tige Angaben fehlten dies­mal beim Bericht über die Pren­zlauer Neu­grün­dung völlig.

Stattdessen fing man sogle­ich an zu jam­mern. Da soll der poli­tis­che Geg­n­er mit dem Beschmieren ein­er jüdis­chen Gedenk­tafel auf die Grün­dung des Orts­bere­ich­es reagiert haben. Nation­al gesin­nte Fußballer wegen eines Adlers erpresst wor­den sein, und Geschäft­sleute sollen unter Druck geset­zt wor­den sein, ja keine Aufträge von der NPD anzunehmen.

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Antifaschismus Gender & Sexualität

Der Frauentag — ein Kampftag?

Der Frauen­tag geht auf den 08. März 1908 zurück. An diesem Tag trat­en die Arbei­t­erin­nen der Tex­til­fab­rik “Cot­ton” in New York in den Streik. Damit forderten sie bessere Arbeits- und Lebens­be­din­gun­gen. Am 19. März 1911 fand der erste Inter­na­tionale Frauen­tag statt. Ini­ti­iert von Clara Zetkin(1857–1933) beteiligten sich Mil­lio­nen Frauen in Däne­mark, Deutsch­land, Öster­re­ich, der Schweiz und den USA. Es wurde der 19. März gewählt, um den rev­o­lu­tionären Charak­ter zu unter­stre­ichen. Denn am 18. März ist der Gedenk­tag für die Gefal­l­enen in Berlin während der Rev­o­lu­tion 1848. Am Frauen­t­age wur­den Forderun­gen der Frauen an die Regierun­gen und die Gesellschaft gestellt, zen­tral sind zu nen­nen der Kampf gegen den Krieg, das Wahl- und Stimm­recht für Frauen, ein
Arbeitss­chutzge­set­ze, ein aus­re­ichen­der Mut­ter- und Kinder­schutz, der Acht­stun­den­tag, gle­ich­er Lohn bei gle­ich­er Arbeit­sleis­tung und die Fest­set­zung von Min­destlöh­nen. In den Jahren danach wurde der Frauen­tag immer zwis­chen Feb­ru­ar und April abgehalten.

Erst 1921 wurde der Inter­na­tionale Frauen­tag auf den 08. März fest­gelegt. Damit sollte an den Streik der Arbei­t­erin­nen in ein­er Tex­til­fab­rik in Peters­burg erin­nert wer­den. Dieser griff auch auf andere Sek­toren über und löste eine Arbei­t­erin­nen­demon­stra­tion aus. Jene Kämpfe fan­den anlässlich des Frauen­tags vom 08. März 1917 statt(nach altem rus­sis­chen Kalen­der der 23. Feb­ru­ar) und lösten so den Beginn der “Feb­ru­ar­rev­o­lu­tion” aus. Zu Zeit­en des Nation­al­sozial­is­mus in Deutsch­land wurde der Frauen­tag durch den Mut­tertag, der in jedem Jahr am zweit­en Son­ntag im Mai stat­tfand, erset­zt. Erst nach dem zweit­en Weltkrieges fand erst­mals 1946 in der DDR wieder eine Feier zum Frauen­tag statt. In den sozial­is­tis­chen Län­dern wurde der Tag der Befreiung der Frau  mit offiziellen Feiern organ­isiert. Erst in den späten 1960er Jahren wurde der Frauen­tag durch die neue, autonome Frauen­be­we­gung in der BRD wieder­belebt. So wurde der 08. März wieder zu einem wichti­gen Tag in der Frauenbewegung.

Der Frauen­tag ist also ein Streik- und Kampf­tag, mit dem sich die heutige bürg­er­liche Frau wenig iden­ti­fiziert. Auch heute wird dem Frauen­tag eher in linken Frauenkreise gebührende Aufmerk­samkeit gewid­met. Allein durch die Kom­merzial­isierung des Feiertags der Frauen, wird dem weib­lichen Geschlecht eine schein­bare Dankbarkeit zu teil.

In ein­er kap­i­tal­is­tis­chen Gesellschaft die von patri­archialer Vorherrschaft geprägt wird, geht es schließlich nicht darum Frauen von solchen Unter­drück­ungsmech­a­nis­men  zu befreien, son­dern um die Aufrechter­hal­tung des bipo­laren Geschlechterkonzeptes. Das heißt, Frau wird mit kleinen süßen Geschenkchen und Aufmerk­samkeit­en, wie Blu­men, Par­fum oder der Zubere­itung des Früh­stücks, über­häuft und ruhig gestellt. Mann macht also ein­mal im Jahr die Dinge, für die nor­maler­weise seine Fre­undin oder Ehe­frau zuständig ist. Auch die finanzielle Unab­hängigkeit der Frau vom Einkom­men des Mannes ist nur ein Kon­strukt der kap­i­tal­is­tis­chen Gesellschaft; zudem Frauen in ein­er solchen Gesellschaft meist unter­bezahlt sind.

Die bürg­er­liche Frau von heute denkt sie sei frei, weil sie laut Grundge­setz dem Manne gle­ichgestellt ist und die Poli­tik­er wählen darf, die weit­er­hin an ein­er Geschlechtertren­nung und ‑wer­tung  fes­thal­ten. Es geht schließlich nicht darum sich dem vorherrschen­den Män­ner­bild anzu­passen und das dann Gle­ich­berech­ti­gung zu nen­nen, son­dern um die Bekämp­fung von Patri­archi­at, Sex­is­mus und gen­der (aner­zo­genes Geschlecht nach dem Vor­bild geschlechts-spez­i­fis­ch­er Rollenbilder)!

Es han­delt sich bei der Befreiung der Frau nicht um die Erzeu­gung ein­er moralis­chen Über­legen­heit über den Mann, es geht um die Befreiung des Men­schen von Herrschaftsstruk­turen und daraus resul­tieren­den Ungle­ich­heit­en und Polar­isierun­gen, wie Mann-Frau, gut-böse, etc. Män­ner sollen sich den Forderun­gen von Frauen nicht unter­w­er­fen und somit zu Opfern gemacht wer­den. Jedoch sollen sie sich aktiv am Kampf der Befreiung von vorherrschen­den Gewalt­monopolen beteili­gen und Frauen in ihren Forderung unter­stützen. Zur Bekämp­fung bzw. Aufhe­bung der
Gen­derisierung gehört nun­mal auch das Aufgeben bes­timmter Priv­i­legien und “natür­lich­er” Rechte  der Män­ner­welt. Es geht nicht darum sich konkur­ri­erend gegenüber zu ste­hen, es gilt die Frau in der Bewe­gung zu unter­stützen und ihr die nöti­gen Freiräume zu lassen, die sie für diese Befreiungs­be­we­gung benöti­gen. Denn der Frauen­tag muss wieder Kampf­tag werden!

Gegen Sex­is­mus, Frauen­ver­ach­tung und Unter­drück­ung. Für eine herrschafts­freie, sol­i­darische Gesellschaft, ohne Gegen­satz­denken, Ras­sis­mus und Antisemitismus.

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Antifaschismus

Antifas outen Neonazi-Kader

Am Sam­stag, den 07. März 2009, haben 12 AntifaschistIn­nen den Neon­azi-Kad­er Mar­cel Stechert in Bad Freien­walde aus sein­er nach­barschaftlichen Anonymität geris­sen. Am Nach­mit­tag gegen 16.00 Uhr wur­den Anwohner­In­nen vor dessen Haustür und in direk­ter Nach­barschaft via Megaphon, Trans­par­ent und per­so­n­en­be­zo­gen­em Flug­blatt über ihren Nach­barn aufgeklärt.

 

Lena Serath, Press­esprecherin der Antifa Bad Freien­walde äußert sich dazu wie fol­gt: “Nach­dem wir seit län­ger­er Zeit sein Treiben und Han­deln genauer beobachtet und ver­fol­gt haben, fühlen wir uns der Öffentlichkeit gegenüber verpflichtet, die Hin­ter­gründe seines Agierens zu pub­lizieren und ihn aus der Anonymität, in welch­er er sich so sich­er gewogen hat, zu reißen. Wir wer­den Neon­azis aus Freien­walde und Umge­bung weit­er­hin keine Ruhe lassen, Struk­turen offen leg­en, jew­eils zu sein­er Zeit.“

 

Text des Outing-Flyer:

 

Achtung: Neon­azi in Ihrer Nachbarschaft!

Liebe Anwohner­in­nen und Anwohner,

in Ihrer direk­ten Nach­barschaft (Wriezen­er Straße 30) wohnt ein­er der im Freien­walder Raum führen­den Nazikad­er Mar­cel Stechert. Er selb­st zählt sich zu den so genan­nten “Autonomen Nation­al­is­ten“ (AN).

Stechert ist erst­mals 2006 öffentlich aufge­fall­en und gehört der so genan­nten “Kam­er­ad­schaft Märkisch Oder Barn­im“ (KMOB) an. Die KMOB ist für die in der let­zten Zeit weit­er ver­stärk­ten neon­azis­tis­chen Umtriebe im Freien­walder Raum, sowie für die steigende Anzahl von recht­sex­tremen Gewalt­tat­en ver­ant­wortlich. Als eine der führen­den Per­so­n­en der KMOB, ver­sucht Stechert neue Per­so­n­en mit­tels Ver­anstal­tun­gen so genan­nter “Kam­er­ad­schaftsabende“ für die oben genan­nte Organ­i­sa­tion anzuwer­ben. Des Weit­eren muss er sich am

Don­ner­stag, den 19.03.2009 um 9.00 Uhr vor dem Amts­gericht Bad Freien­walde wegen Brand­s­tiftung ver­ant­worten. Er legte, zusam­men mit Nach­wuchs-Nazi Mike Schmidt, in der Nacht vom 12.06.2008 zum 13.06.2008 im Alter­na­tiv­en Jugendzen­trum ”Maquis” einen Brand, sodass dieses voll­ständig zer­stört wurde. Am 30.06.2008 ges­tand er die Tat auf der Bad Freien­walder Polizei­wache, am darauf fol­gen­den Tag wurde er einem Haftrichter vorge­führt und wieder ent­lassen. Im sel­bi­gen Zusam­men­hang taucht­en hun­derte Aufk­le­ber auf, welche für die Kam­er­ad­schaft werben.

 

Zahlre­iche Recherchen ergaben das Stechert bei diversen Neon­azi-Ver­sän­den auf der Kun­den­liste ste­ht. Durch diese ver­sucht er das Klis­chee des Skin­head-Nazis Bad Freien­walde. abzulegen.

 

Nazis aus der Anonymität reißen, hier und über­all! Ihre Antifa Bad Freienwalde

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Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus

Neues aus dem Prignitzer Spukschloss

INFORIOT Für welche Ide­olo­gien die tra­gen­den Per­so­n­en im so genan­nten „Fürsten­tum Ger­ma­nia“ ein­ste­hen, tritt immer deut­lich­er zu Tage. Wie Infori­ot bere­its berichtete, wurde in der Prig­nitzer Ortschaft Krampfer am 15. Feb­ru­ar ein „Kirchen­staat“ gegrün­det, der den Namen „Fürsten­tum Ger­ma­nia“ trägt. Real han­delt es sich um ein ver­fal­l­enes Schloss, dass zum Jahre­san­fang eigens für die „Staats­grün­dung“ erwor­ben wurde, und von ein­er Hand voll Per­so­n­en bewohnt wird. Getra­gen wird der braune Spuk im Schloss allerd­ings von einem bun­desweit aktiv­en Unterstützungskreis.

Rund 100 Per­so­n­en beim „Pla­nungstr­e­f­fen“ des „Fürsten­tum“

Zu einem „Pla­nungstr­e­f­fen“ im „Fürsten­tum“ am ver­gan­genen Woch­enende reis­ten ins­ge­samt rund 100 Per­so­n­en aus dem gesamten Bun­des­ge­bi­et an. Dort wurde nicht nur an der „Ver­fas­sung“ des „Staates“ gefeilt. Laut einem MAZ-Bericht referierte unter anderem ein Vertreter der „Ger­man­is­chen Neuen Medi­zin“; es wurde gegen Imp­fun­gen gewet­tert und Anhän­gerIn­nen von „Kom­mis­sarischen Reich­sregierun­gen“ stell­ten ihre Ambi­tio­nen vor. Auf die Nach­frage, ob denn der Holo­caust stat­tfand, fiel einem der Fürsten­tüm­ler nur ein: „Das ist ein Tabuthe­ma in Deutsch­land. Wenn man hier sagt was man denkt, riskiert man, ins Gefäng­nis zu kom­men.“ Mit solchen Wen­dun­gen leugnet man den Holo­caust, ohne strafrechtlich in die Bre­douille zu kommen.

Faz­it der MAZ-Repor­terin: Schien das „Fürsten­tum“ zunächst nur als ein etwas ver­sponnenes Eso­terik-Pro­jekt, sei nun deut­lich gewor­den, dass es  „doch nicht harm­los“ sei. Das RBB-Fernse­hen ord­nete das „Fürsten­tum“ gar als „Sek­te“ ein, die ein eigenes „Reich“ erricht­en wolle.


Reichs­bürg­er“ und Holocaust-Leugnung

 

Inzwis­chen gibt es einige Ergänzun­gen zu den – unter anderem vom Por­tal Esowatch sowie von Infori­ot – bere­its pub­lizierten Verbindun­gen des „Fürsten­tum“ in die recht­sex­treme Szene.

Der Berlin­er „Fürstentum“-Aktivist und „Reichs­bürg­er“ Christoph Kastius bewirbt beispiel­sweise auf sein­er pri­vat­en Home­page eine Flugschrift namens „Schmaz“ und stellt diese auch zum Down­load zur Ver­fü­gung. Das zwei­seit­ige Blatt strotzt vor anti­semi­tis­ch­er Het­ze. Pikantes Detail am Rande: Der Strich­code neben dem „Schmaz“-Logo ist aus dem  PDF-Down­load in andere Textpro­gramme ausles­bar. Als reg­ulär­er Text angezeigt, offen­bart sich so, dass dieser Strich­code für „Heil Hitler“ ste­ht. Die Flugschrift selb­st ist ein Pro­dukt des Zossen­er Holo­caust-Leugn­ers Rain­er Link.

 

Christoph Kastius selb­st ste­ht offen­bar schon länger mit dem  Recht­saußen-Eso­terik­er Jo Con­rad in Verbindung (ein­er der bei­den Haupt­fig­uren im „Fürsten­tum“). Ein nun pub­lik gewor­denes Foto zeigt Kastius und Con­rad auf ein­er „Reichsbürger“-Kundgebung im  Juni 2007 in Berlin. In einem Aufruf zu dieser Kundge­bung hat­te es in klas­sis­ch­er anti­semi­tis­ch­er Dik­tion geheißen: „Die ‘Nie­der­ma­chung’ und Aus­plün­derung Deutsch­lands hat Sys­tem. Sie ver­läuft unverkennbar nach einem Men­schen ver­ach­t­en­den Plan, der unter der Über­schrift ‚Pro­tokolle der Weisen von Zion‘ bekan­nt ist.“

Wie Infori­ot bere­its dargelegt hat, ist Jessie Mars­son (neben Jo Con­rad der zweite Haup­tak­teur im „Fürsten­tum“) eben­falls in die Holo­caustleugn­er-Szener­ie verstrickt.

 

Kri­tis­che Infover­anstal­tung am kom­menden Dienstag

Am kom­menden Dien­stag soll in Krampfer ein Infoabend über das „Fürsten­tum Ger­ma­nia“ stat­tfind­en. Kri­tis­che Anwohner­In­nen haben die Ver­anstal­tung organ­isiert und dazu unter anderem das „Mobile Beratung­steam“ (MBT) und die Polizei ein­ge­laden. Die „Fürstentum“-AnhängerInnen wollen, wie aus  einem ihrer Inter­net­foren zu erfahren ist, dort auf­tauchen um die Ver­anstal­tung möglichst zu einem Wer­beevent für sich selb­st umzufunktionieren.

Gabriele Schla­mann vom Neu­rup­pin­er Büro des „Mobilen Beratung­steam“ betonte gegenüber Infori­ot, dass man „das Fürsten­tum nicht auf einen Aspekt beschränken kann.“ Gle­ich­wohl han­dele sich um eine „Gemen­ge­lage von Alter­na­tiv­en, braunen Eso­terik­ern und Holo­caustleugn­ern bis hin zu Leuten, die Verbindun­gen zu ‚kom­mis­sarischen Reich­sregierun­gen‘ haben.“ Unter anderem bei der Ver­anstal­tung am kom­menden Dien­stag in Krampfer wolle sich das MBT „darauf konzen­tri­eren, den Bürg­erin­nen und Bürg­ern zu ermöglichen, sich ein angemessenes Bild der Lage zu machen und die Wirkung des ‚Fürsten­tum‘ auf das Gemein­we­sen zu diskutieren“.

Kirch­lich­er Sek­ten­beauf­tragter inzwis­chen „Fürstentum“-Kritiker

Thomas Gandow, der Sek­ten­beauf­tragte der Evan­ge­lis­chen Kirche in der Region, hat seine ursprüngliche  Ein­schätzung des „Fürsten­tums“  inzwis­chen rev­i­diert. In ein­er ersten Stel­lung­nahme hat­te er davon gesprochen, dass er eher links ange­hauchte Anar­chis­ten am Werke sehe. Auf Nach­frage von Infori­ot äußerte sich Gandow nun fol­gen­der­maßen: „Es war ein Fehler von mir, dem ‚Fürsten­tum‘ einen Per­silschein auszustellen. Ich bedau­re das. Beim ‚Fürsten­tum‘ han­delt sich um einen gefährlichen Vere­in, der genau wegen sein­er ‚alter­na­tiv­en‘ und karneval­sar­ti­gen Tar­nung zu leicht genom­men wird. Genau dies ist mir auch erst passiert. In der Prig­nitz beste­ht die Gefahr, dass dort für Recht­sex­treme und braune Eso­terik eine ‚befre­ite Zone‘ entste­hen kön­nte.“ Die Rede von einem „Kirchen­staat“ sei, so Gandow weit­er, nicht angemessen – das „Fürsten­tum“ ver­folge keine religiösen Ziele.

 

Berechtigtes Unwohl­sein in der Region

Eine Mis­chung aus Anti­semitismus, Ver­schwörungs­the­o­rien und anderen recht­sex­tremen Posi­tio­nen dominiert im „Fürsten­tum“. Das Unwohl­sein viel­er Men­schen in der Region gegenüber ihren neuen Nach­barIn­nen ist also mehr als berechtigt. Die in einem eso­ter­ischen Jar­gon verkün­dete „Offen­heit“ manch­er Fürsten­tum-Anhän­gerIn­nen scheint vor diesem Hin­ter­grund nicht viel mehr als Bei­w­erk zu diesen Inhal­ten zu sein.

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Antifaschismus

Potzlowmörder Marcel S. wird nicht vorzeitig entlassen

Pin­now — Der zu achtein­halb Jahren Jugend­strafe verurteilte Pot­zlow-Täter Mar­cel S. kommt vor­erst nicht früher aus der Haft frei. Das meldete am Mittwoch dieser Woche die Deutsche Presse-Agen­tur (dpa). Ob dabei ein neu zu erstel­len­des Prog­nose- bzw. Gefährlichkeits-Gutacht­en eine Rolle spielte, das vom zuständi­gen Gericht im August let­zten Jahres in Auf­trag gegeben wor­den war, war vom Sprech­er des Amts­gerichts Bad Freien­walde auf Nach­frage von gegenrede.info nicht zu erfahren.

Das Ver­fahren sei nicht öffentlich und nach Jugend­strafrecht zu beurteilen, erläuterte der Gerichtssprech­er, er habe gar nicht erst in die Akte geschaut. Der 23-Jährige Mar­cel S. habe seinen Antrag auf vorzeit­ige Haf­tent­las­sung in der ver­gan­genen Woche zurückgenom­men. Im let­zten Som­mer war Mar­cel S. anstaltsin­tern noch eine “pos­i­tive Entwick­lung” bescheinigt wor­den, was in der Regel zur Folge hat, dass die Rest­strafe zur Bewährung aus­ge­set­zt wird.

Mar­cel S. war 2003 wegen Mordes und gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung zu achtein­halb Jahren Jugend­haft verurteilt wor­den. Er hat­te als Haupt­täter mit seinem älteren Brud­er Mar­co und einem weit­eren Kom­plizen, Sebas­t­ian F., 2002 den 16-jähri­gen Schüler Mar­i­nus Schöberl in Pot­zlow gequält und getötet. Danach versenk­ten die drei Recht­sex­trem­is­ten die Leiche in ein­er Jauchegrube.

Mar­co S. ver­büßt wegen ver­sucht­en Mordes und gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung eine Haft­strafe von 15 Jahren.

Sebas­t­ian F. , der damals wegen gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung zu drei Jahren Jugend­strafe verurteilte und nach zwei Jahren zur Bewährung ent­lassene dritte Täter, sitzt seit März 2008 erneut im Gefäng­nis. Im August 2008 wurde er wegen zwei Kör­per­ver­let­zun­gen und des Ver­wen­dens von Kennze­ichen ver­fas­sungs­feindlich­er Organ­i­sa­tion zu weit­eren Haft­strafen von ins­ge­samt zwei Jahren und fünf Monat­en verurteilt. Dazu muss er noch das eine Jahr nach­sitzen, da seine Bewährung aufge­hoben wurde.

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Antifaschismus Law & Order

Kameradschaftler wegen Brandstiftung vor Gericht

Bad Freien­walde — Am Don­ner­stag den 19.03.2009 um 9.00 Uhr muss sich Mar­cel Stechert, Aktivist der so genan­nten “Kam­er­ad­schaft Märkisch Oder Barn­im“ (KMOB), vor dem Amts­gericht Bad Freien­walde wegen Brand­s­tiftung verantworten.

Der ein­schlägig bekan­nte Neon­azi Stechert, der schon in der Ver­gan­gen­heit des Öfteren durch ras­sis­tis­che Gewalt­de­lik­te aufge­fall­en ist, legte in der Nacht vom 12.06.2008 zum 13.06.2008 im Alter­na­tiv­en Jugendzen­trum ”Maquis” einen Brand, sodass dieses voll­ständig zer­stört wurde. Am 30.06.2008 ges­tand er die Tat auf der Bad Freien­walder Polizei­wache, am darauf fol­gen­den Tag wurde er einem Haftrichter vorge­führt und wieder entlassen.


Die Brand­s­tiftung wird zwar als fahrläs­sig geah­n­det, was in den Augen der Betrof­fe­nen als ungerecht­fer­tigt emp­fun­den wird, doch ist der mas­sive Schaden, welch­er ent­standen ist, Grund genug ein nicht mildes Urteil zu erwarten. Inzwis­chen wurde das “Maquis“ vol­lkom­men abgeris­sen. Die Zer­störung der Räum­lichkeit­en war für alle alter­na­tiv­en, poli­tisch engagierten Jugendlichen ein schw­er­er Rückschlag, auf dem Weg der Poli­tisierung Gle­ichal­triger und Inter­essiert­er in Bad Freienwalde.

Der gesamte Hin­ter­grund des Vor­falls ist momen­tan noch rel­a­tiv untrans­par­ent. Zwar war der Täter geständig, aber zog die Aus­sage wenig später wieder zurück. Über den wirk­lichen Tather­gang soll die Gerichtsver­hand­lung Klarheit schaffen.

Lena Serath, Press­esprecherin der Antifa Bad Freien­walde, betont: “Auch fast 9 Monate nach der Tat, bezog Bürg­er­meis­ter Ralf Lehmann immer noch keine öffentliche Stel­lung zu dieser The­matik. Ange­blich sei der recht­sex­trem­istis­che Hin­ter­grund dieser Straftat noch nicht ersichtlich, doch das kon­se­quente Schweigen ist offen­sichtlich ein Ver­such diesen Vor­fall gewollt zu ver­tuschen, was wir nicht unbeant­wortet lassen wer­den. Seit län­ger­er Zeit ist zu beobacht­en, dass nicht nur eine zunehmende Organ­isierung, son­dern auch eine regel­rechte Gewalt­bere­itschaft gegenüber ver­meintlich poli­tis­chen Geg­n­ern existiert.“

Weit­er­hin erk­lärt sie: “Die örtliche Infor­ma­tion­spoli­tik der Stadt Bad Freien­walde zu diesem Fall ist keineswegs akzept­abel und stellt ein wesentlich­es Prob­lem dar.“

Wir rufen daher dazu auf, an dem öffentlichen Prozess teilzunehmen, um zu verdeut­lichen, dass es nicht egal ist, wenn ein linkes Jugendzen­trum niederge­bran­nt wird und solche Täter in Freien­walde nicht toleriert, geschweige denn akzep­tiert werden!

Inforiot