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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

28. Mai: Antifa-Kaffeefahrt in den Spreewald

Seit Ende Okto­ber let­zten Jahres ver­anstal­tet der rechte Vere­in „Zukun­ft Heimat“ (ZH) im Spree­wald mehrere Demon­stra­tio­nen. Im monatlichen Rhyth­mus demon­stri­erte „ZH“ in Lübben (Dahme-Spree­wald) und Lübbe­nau (Elbe-Elster). Die Demon­stra­tio­nen verze­ich­neten anfangs bis zu 800 Teil­nehmende, während die Zahlen in den let­zten Monat­en rück­läu­fig waren. Zunehmend weichen die Organisator_innen auf weit­ere Städte im Spree­wald aus und bieten damit eine Bühne für nation­al­is­tis­che und ras­sis­tis­che Grup­pierun­gen ver­schieden­ster Spek­tren. Wir wollen das Treiben nicht hin­nehmen und rufen zu ein­er antifaschis­tis­chen Kaf­fee-Fahrt am 28. Mai in den Spree­wald auf!
Who the f*** is „Zukuft Heimat“?
Der Vere­in „ZH“ hat seinen Urspung in der Bürg­erini­tia­tive aus dem Dorf Zützen, einem Ort­steil der Stadt Golßen. Im Som­mer 2015 hat­te „Pro Zützen“ eine Unter­bringung von 100 Geflüchteten in dem 350-Ein­wohn­er-Dorf kri­tisiert, aber nicht grund­sät­zlich abgelehnt. Am 30. Juni fand eine Demon­stra­tion von Zützen nach Golßen unter dem Mot­to „Demokratie wagen“ statt, an der mehr als 150 Men­schen teil­nah­men. „Mehr Bürg­er­beteili­gung“ und eine dezen­trale Unter­bringung von Geflüchteten wurde gefordert. Aus „Pro Zützen“ hat sich dann im August 2015 der einge­tra­gene Vere­in „Zukun­ft Heimat“ entwick­elt. Den Vor­sitz des Vere­ins hat Christoph Berndt inne, der als Vor­sitzen­der des Fakultätsper­son­al­rats an der Berlin­er Char­ité tätig ist. Am 11.04.2016 beobachtete er die Kundge­bung von Bärgi­da am Berlin­er Hauptbahnhof.
Sie sind ja keine Nazis, aber…
Nach außen präsen­tiert sich „ZH“ bürg­er­nah, lehnt formell jegliche Form von soge­nan­nten „Extrem­is­mus“ ab. Allerd­ings offen­baren die Bündnisparter_innen des Vere­ins, zu denen die Bran­den­burg­er AfD, Pegi­da-Ableger aus der Region und die Grup­pierung der Iden­titären gehören, die deut­lich rechts­gerichtete Aus­rich­tung von „ZH“. Schon frühzeit­ig kon­nte „ZH“ eine per­son­elle Verbindung zum ver­bote­nen Spreelichter-Net­zw­erk nachgewiesen wer­den, was das Image ein­er schein­bar harm­losen Protest­be­we­gung schnell bröck­eln ließ. Auch Mit­glieder der JN Bran­den­burg kon­nten die Demon­stra­tio­nen im Spree­wald mobil­isieren. Als Redner_innen bei Demon­stra­tio­nen und Vor­tra­gende bei Infor­ma­tionsver­anstal­tun­gen über die “Heimat” lud man sich Aktivis­ten der neurecht­en Zeitung “Com­pact” ein.
Die Radikalität des Umfeldes von „ZH“ wurde erst vor eini­gen Wochen im Nach­barort Vetschau deut­lich. Unbekan­nte verübten in der Nacht zum 30. April einem Bran­dan­schlag auf eine sym­bol­is­che Protes­tak­tion des „Net­zw­erks für ein tol­er­antes Vetschau“. Das Net­zw­erk hat­te in Zusam­me­nar­beit mit Geflüchteten im Vor­feld der ersten Demon­stra­tion von „ZH“ in Vetschau bunte Luft­bal­lons und Trans­par­ente am Ein­gang zur Stadt befes­tigt, um zu zeigen, dass ras­sis­tis­che Het­ze im Ort nicht erwün­scht ist. Unbekan­nte ver­wüsteten die Protes­tak­tion und set­zten den Maibaum und einen Heuschober in Brand. Zudem wur­den „Nein zum Heim“ Plakate an Ortein­gangss­childern angebracht.
Es gibt kein ruhiges Hinterland!
In Lübben, Lübbe­nau und Vetschau blieben Gegen­proteste zu den Demon­stra­tio­nen von „ZH“ fast gän­zlich aus. Doch so langsam regt sich Wider­stand. Erst im März diesen Jahres grün­dete sich in Lübbe­nau die Ini­tia­tive „Laut für den Spree­wald“ und ver­anstal­tete am 9. April eine erste eigene Demon­stra­tion. Am 28. Mai soll eine weit­ere Demon­stra­tion der Ini­tia­tive fol­gen. Wir rufen auf sich der Demon­stra­tion anzuschließen und die lokalen Akteuer_innen vor Ort zu unterstützen!
Auch wenn es sich um eine eher bürg­er­liche Demon­stra­tion han­delt, sehen wir darin die Chance den recht­en Struk­turen im Spree­wald etwas ent­ge­gen zu set­zen. Über den eige­nen Teller­rand zu schauen und ver­schiedene Men­schen in ihren Kämpfen zu unter­stützen. Lasst uns gemein­sam eine antifaschis­tis­che Kaf­fee-Fahrt in den Spree­wald unternehmen und den anti­ras­sis­tis­chen Wider­stand auf die Straße tragen!

28.05 | 14:00 | Mark­t­platz Lübben | „Laut für den Spreewald“-Demonstration
FB: facebook.com/events/1685565481712188/
 
Gemein­same Anreise:
12:30 | Bhf. Ostkreuz | Gleis 13 | Abfahrt 12:53
 
Infover­anstal­tung:
12.05. | 20:00 | Schreina47 (Schrein­er­straße 47, Berlin)
Web: http://agbrb.blogsport.eu/brandenburg-abend/
FB: facebook.com/events/646489095508614/
 
Mai 2016,
Antifa goes Bran­den­burg [AGB]

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Antifaschismus

Hakenkreuz an Dutschke-Gedenktafel

Schmiererei an Dutschke-Gedenktafel in Luckenwalde, Mai 2016 INFORIOT In der Nacht vom 6. auf den 7. Mai sind in Luck­en­walde zahlre­iche neon­azis­tis­che Parolen geschmiert wor­den. Unter anderem wurde ein Hak­enkreuz an der Gedenk­tafel für Rudi Dutschke am Friedrich-Gym­na­si­um ange­bracht. Dutschke, in Luck­en­walde geboren, war ein wichtige Per­sön­lichkeit in der 68er-Bewe­gung. Er starb 1979 an den Fol­gen eines bere­its 1968 verübten Atten­tats eines Recht­sradikalen. Weit­ere Schmier­ereien aus der Nacht:  Eben­falls am Friedrich-Gym­na­si­um wurde die Parole „Deutsch­land dem Deutschen!“ (inklu­sive des hier wiedergegebe­nen Gram­matik­fehlers) gesprüht, wieder mit Hak­enkreuzen. Mit Sprüh­sch­ablone wurde der Code “HKN KRZ” ange­bracht, das Schild “Schule ohne Ras­sis­mus” war über­sprüht. Am Job­cen­ter wur­den die Parolen “Frei – sozial — nation­al” und “Deutsch und frei” hin­ter­lassen. Über Sprüh­sch­ablo­nen aufge­bracht wur­den die Sprüche “Unser Kiez – unsere Regeln”, verse­hen mit mit Ham­mer und Schw­ert sowie “Ein Ring geschmiedet uns zu knecht­en”, verse­hen mit EU-Ster­nen. Am Stadtthe­ater wurde “Luck­en­walde bleibt braun” geschmiert. Laut eines Presse­berichts ermit­telt die Polizei wegen Sachbeschädi­gung und dem Ver­wen­den von Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen. Erwäh­nt wer­den auch Schmier­ereien an einem “ori­en­tal­is­chen Lebens­mit­telgeschäft”. Schmiererei in Luckenwalde, Mai 2016 luckenwaldemai2016_3 luckenwaldemai2016_4

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

200 Menschen gedenken und feiern den 8. Mai in Bernau

An die Befreiung vom Nation­al­sozial­is­mus und das Ende des Zweit­en Weltkriegs in Europa gedacht­en etwa 200 Men­schen am Son­ntagabend in Bernau. Der 8. Mai ist fes­ter Bestandteil antifaschis­tis­ch­er Gedenkkul­tur und wurde, wie auch in den Vor­jahren durch das Bernauer Net­zw­erk für Weltof­fen­heit organisiert.
8. Mai in Bernau - Sowjetisches EhrenmalWir als Bernauer Antifaschist_innen erin­nern am 8. Mai an die Opfer der schreck­lichen Tat­en der Nation­al­sozial­is­ten. Der Tag ist eben­so ein Anlass den Frauen und Män­nern der Roten Armee und der alli­ierten Stre­it­macht für die Zer­schla­gung Nazi-Deutsch­lands zu danken und die Befreiung vom deutschen Faschis­mus zu feiern.
Das Gedenken teilete sich in drei Sta­tion: Die erste Kundge­bung begann am Denkmal für die Gefall­en der Roten Armee mit Rede­beiträ­gen des Bürg­er­meis­ters André Stahl (Die Linke) sowie einem Vertreter der rus­sis­chen Botschaft. In der Eröff­nung von Thomas Sohn (Die Linke) wurde deut­lich, dass es nicht an diesem Tag nicht nur um das Erin­nern an die Ver­gan­gen­heit geht, son­dern auch um die heutige poli­tis­che Sit­u­a­tion. Hass und Gewalt gegen Geflüchtete sind dieser Tage mehr denn je präsent. Die Bun­desre­pub­lik Deutsch­land, als eine der größten Waf­fen­ex­porte der Welt, sei mitver­ant­wortlich für die vie­len Mil­lio­nen Men­schen, die auf der Flucht vor Hunger, Gewalt und Ter­ror sind.
8. Mai in Bernau - Blumen
An der zweit­en Sta­tion, dem Deser­teur­denkmal auf der gegenüber­liegen­den Straßen­seite, erin­nerten Mit­glieder der evan­ge­lis­chen Gemeinde an jene Kriegs­di­en­stver­weiger­er, die gefoltert und ermordet wur­den. Sie forderten „Nie wieder Faschis­mus, Nie wieder Krieg!“. Auch an dieser Sta­tion war die aktuelle Politk ein The­ma: Am Rande wur­den Unter­schriften gegen Waf­fen­han­del gesammelt.
Festessen zum Tag der Befreiung
 
Zum Abschluss feierten die Anwe­senden, bei strahlen­dem Son­nen­schein, auf dem Mark­t­platz. Der Jugendtr­e­ff DOSTO lud zum Festessen ein — denn der 8.Mai ist nicht nur ein Tag des Gedenkens, son­dern auch des Feierns.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Keine Bühne für Rassismus — Protest gegen Sarrazin

Kundge­bung
Don­ner­stag, 12. Mai um 18:30 Uhr
Welt­spiegel Cottbus
(Rudolf-Bre­itscheid-Straße 78, 03046 Cottbus)
Der Stich­wort­ge­ber des Recht­srucks, Thi­lo Sar­razin, ist auf Wer­be­tour für sein neues Buch. Wie kein ander­er hat er in der Ver­gan­gen­heit dazu beige­tra­gen ras­sis­tis­che und sozialchau­vin­is­tis­che Het­ze in Deutsch­land wieder salon­fähig zu machen. Zu seinen Feind­bildern gehören Muslim*innen, Flüchtlinge und Men­schen, die von Armut betrof­fen sind. Seine Büch­er und Vor­tragsreisen sind Teil ein­er Kam­pagne, die diese Men­schen in der öffentlichen Wahrnehmung her­ab­würdi­gen soll. 
sarrazincb120516
Getarn­ter Rassismus
Die Bild-Zeitung bewirbt Sar­razins neues Buch „Wun­schdenken“ tatkräftig und beze­ich­net ihn als „Klar­text-Poli­tik­er“, dabei ver­bre­it­et er vor allem Ras­sis­mus, den er mit Fach­sprache tarnt. Statt von „Rasse“ spricht Sar­razin von „Kul­tur“ und „kog­ni­tiv­er Intel­li­genz“. Er begrün­det die Ein­stu­fung unter­schiedlich­er Men­schen als höher- und min­der­w­er­tig mit Ver­satzstück­en der Gen­forschung. Für ihn ist es unvorstell­bar, dass Men­schen mit unter­schiedlich­er Herkun­ft und Reli­gion in der Lage sind friedlich zusam­men zu leben, dabei war genau das in Europa für Jahrtausende Real­ität. Erst durch den aufk­om­menden Nation­al­is­mus und seine Vorstel­lun­gen von eth­nis­ch­er und kul­tureller Rein­heit ist es zu Pogromen und Genozi­den gekom­men. Die Enthu­man­isierung und Entin­di­vid­u­al­isierung der ver­meintlich „Frem­den“ recht­fer­tigt in let­zter Kon­se­quenz die Aberken­nung der Men­schen­rechte und ihre Aus­löschung. Die Forderun­gen nach der Entrech­tung von Muslim*Innen in Deutsch­land und die Abschot­tung gegen Flüchtlinge an den europäis­chen Außen­gren­zen sind wieder ein Aus­druck dieser nation­al­is­tis­chen Rein­heits- und Vernichtungsphantasien.
Soziale Spal­tung
Sar­razins Grenzziehun­gen ver­laufen nicht nur ent­lang ras­sis­tis­ch­er Trennlin­ien. Er ist auch ein­er der radikalsten Vertreter ein­er neolib­eralen Ide­olo­gie, die Men­schen die Lebens­grund­lage entziehen will, wenn sie sich nicht bedin­gungs­los dem kap­i­tal­is­tis­chen Ver­w­er­tungs­druck unter­w­er­fen. Den staatlichen Ein­satz für sozialen Aus­gle­ich dif­famiert er als „Gle­ich­heit­side­olo­gie“, die den deutschen Wirtschafts­stan­dortes im glob­alen Wet­tbe­werb schwächt. Die Ver­ant­wor­tung für Armut und Arbeit­slosigkeit soll stattdessen von der Gesellschaft auf die einzel­nen Indi­viduen ver­lagert wer­den. Dies entspricht der Strate­gie der sozialen Spal­tung, wie sie mit der Agen­da 2010 umge­set­zt wurde. Sar­razin gehörte Anfang der 2000er-Jahre zu den lautesten Vertretern ein­er Dif­famierungskam­pagne gegen Erwerb­slose und sozial Schwache. Als SPD-Mit­glied, Finanzse­n­a­tor von Berlin und Vor­standsmit­glied der Deutschen Bank wirk­te er aktiv beim Radikalum­bau des Sozial­staats mit.
Teile und Herrsche
Sar­razin ist kein Ras­sist unter vie­len. Er insze­niert sich als neu­traler Kom­men­ta­tor, Tabubrech­er und Rebell gegen das Estab­lish­ment, dabei war und ist er selb­st Teil der herrschen­den Elite. Nur deswe­gen hat er die Möglichkeit seine men­schen­ver­ach­t­en­den The­o­rien über die großen Medi­en zu ver­bre­it­en. Beson­ders der Axel-Springer-Ver­lag und die Bild-Zeitung prof­i­tieren von diesen immer wieder selb­st pro­duzierten Schlagzeilen und auch Sar­razin kann durch den Bücherverkauf sein Ver­mö­gen weit­er ver­größern. Die Karten für die Ver­anstal­tung im Welt­spiegel wer­den für 15 € pro Stück verkauft. Der Mod­er­a­tor des Abends ist Dr. Klaus Rost. Er war von 1995 bis 2012 Chefredak­teur der Märkischen All­ge­meinen Zeitung. Alexan­der Gauland, der heutige Kopf der AfD Bran­den­burg, war dort 10 Jahre lang sein Arbeit­ge­ber. In dieser exk­lu­siv­en Runde geht es nicht um eine offene Debat­te, son­dern um die Selb­st­bestä­ti­gung von Rassist*innen und Sozialchauvinist*innen. Hier wer­den die Argu­mente für die Gewalt auf der Straße und in den Amtsstuben zurechtgelegt.
Sie wollen HarzIV-Empfänger*Innen und Flüchtlinge gegeneinan­der ausspie­len! Ohne uns! 
Wir bleiben sol­i­darisch gegen die ras­sis­tis­che und soziale Spal­tung unser­er Gesellschaft!

Kundge­bung als Event bei Facebook

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Antifaschismus

Nachbetrachtung des 1.Mai: Brandenburger Neonazis zog es vor allem ins sächsische Plauen


Im neon­azis­tis­chen Milieu zeich­net sich momen­tan wieder eine deut­liche Hin­wen­dung zu aggres­siv kämpferischen Aktions­for­men ab. Während der par­la­men­tarische Raum der extremen Recht­en, ins­beson­dere auf Lan­desebene, immer mehr durch die AfD ein­genom­men wird und der NPD in Meck­len­burg-Vor­pom­mern bei den kom­menden Wahlen am 4. Sep­tem­ber 2016 gar der Rauswurf aus dem Schw­er­iner Land­tag dro­ht, scheint sich der mil­i­tante Teil der Szene immer weit­er vom vor allem nation­aldemokratisch geprägten Konzept des „Kampfes um die Par­la­mente“ zu ent­fer­nen und stattdessen zum „Kampf um die Straße“ zurück­zukehren. Eine Entwick­lung die vor allem die neon­azis­tis­che Klein­partei „Der III. Weg“ begün­stigt. Diese ist zum einen bestrebt in aggres­siv­en PEGI­DA-ähn­lichen Bewe­gun­gen Fuß zu fassen und gle­ichzeit­ig sowohl aktion­sori­en­tierten, freien Kräften als auch straff organ­isierten Neon­azis eine neue Heimat zu geben. Die Teilnehmer_innenzahlen bei den entsprechen­den neon­azis­tis­chen Ver­anstal­tun­gen zum 1. Mai unter­mauern diesen Trend.
Bun­desweit größter Neon­azi­auf­marsch am 1.Mai 2016 in Plauen
Zwar führte die NPD immer­hin sechs Ver­anstal­tun­gen in vier Bun­deslän­dern durch, kam aber bei ihrer meist besucht­en Ver­samm­lung in Schw­erin ger­ade ein­mal auf 400 Versammlungsteilnehmer_innen. In Bochum (Nor­drhein-West­falen) sollen es 180, in Wurzen (Sach­sen) unge­fähr 80 und bei drei Kundge­bun­gen in Berlin jew­eils um die 50 gewe­sen sein. Auch die Partei DIE RECHTE kam bei ihrem zen­tralen Auf­marsch zum 1. Mai in Erfurt (Thürin­gen) lediglich auf ca. 200 Per­so­n­en. Die mit Abstand größte Neon­azi-Ver­samm­lung zum Tag der Arbeit fand hinge­gen in Plauen (Sach­sen) statt. Dem Aufruf des III. Weges zur „Arbeit­erkampfde­mo“ waren bis zu 1.000 Neon­azis, darunter auch größere Per­so­n­en­grup­pen aus Bran­den­burg gefolgt.
Bran­den­burg­er Neon­azis zog es zum III. Weg
Der größte Teil der Bran­den­burg­er Versammlungsteilnehmer_innen war aus den kre­is­freien Städten Pots­dam, Bran­den­burg an der Hav­el und Frank­furt (Oder) sowie aus den Land­kreisen Pots­dam-Mit­tel­mark, Oder-Spree und Uck­er­mark angereist. Viele dieser Per­so­n­en hat­ten sich bere­its schon in den Vor­monat­en an Ver­samm­lun­gen der Partei in Bran­den­burg beteiligt. Struk­turell ist der III. Weg im Land allerd­ings noch weit­ge­hend unter­en­twick­elt. Lediglich zwei aktive Stützpunk­te kon­nte die Partei hier erst entwick­eln. Allerd­ings wohnt mit Matthias Fis­ch­er, der partei­in­tern auch als „Gebi­et­sleit­er Mitte“ fungiert, ein­er der wichtig­sten Funk­tionäre der Partei in Bran­den­burg. Nach dem in den ersten Zeit vor allem der Mit­telmärk­er Maik Eminger den Parteiaus­bau im Land forcierte, rückt nun offen­bar immer mehr Fis­ch­er in den Vorder­grund bzw. tritt als Haup­tred­ner bei Ver­anstal­tun­gen auf. Zudem haben Ver­samm­lun­gen des drit­ten Weges in Bran­den­burg im ersten Hal­b­jahr 2016, im Ver­gle­ich zu den let­zten sechs Monat­en im Jahr 2015 wieder zukom­men. Am 9. April gab es sog­ar in Beelitz und Brück, bei­des Orte im Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark, zwei Mobil­isierungsver­anstal­tun­gen für den Auf­marsch am 1. Mai in Plauen. Bis auf die üblichen Kad­er, zogen diese Ver­samm­lun­gen jedoch keine weit­eren Inter­essen­ten. Umso bemerkenswert­er ist es dann, dass neben den bekan­nten Funk­tionären und Sympathisant_innen des III. Weges auch eigentlich NPD-nahe freie Kräfte aus den Land­kreisen Ost­prig­nitz-Rup­pin und Havel­land nach Plauen reis­ten. Selb­st der nation­aldemokratis­che Neu­rup­pin­er Stadtverord­nete Dave Trick zog die Ver­samm­lung des III. Weges offen­bar den Ver­anstal­tun­gen sein­er eige­nen Partei in den viel näher liegen­den Städten Schw­erin, Berlin und Wurzen vor. Mit der Reise von Autonomen Nation­al­is­ten aus dem Raum Wittstock/Dosse nach Plauen war hinge­gen schon vorher gerech­net wor­den. Schließlich hat­te eine im Nor­den Bran­den­burgs aktive neon­azis­tis­che Aktion­s­gruppe expliz­it für eine Teil­nahme im „schwarzen Block“ des Plauen­er Auf­marsches gewor­ben. Ins­ge­samt waren aus Bran­den­burg übri­gens unge­fähr 30–40 Per­so­n­en nach Plauen gereist. Dage­gen waren in Schw­erin, Berlin und Wurzen lediglich jew­eils eine Hand voll Bran­den­burg­er Neon­azis anwe­send. Zum Auf­marsch ins Meck­len­bur­gis­che waren ins­beson­dere „Freie Kräfte“ aus dem Land­kreis Prig­nitz gereist. An der Ver­samm­lung in Wurzen nah­men u.a. der Stel­lvertre­tende NPD Lan­desvor­sitzende Ron­ny Zasowk und der nation­aldemokratis­che Stadt- und Kreis­rat André Schär aus Bad Belzig (Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark) teil. In Berlin beteiligten sich NPD Sympathisant_innen aus den Land­kreisen Barn­im und Oder-Spree an den Kundge­bun­gen zum 1. Mai. Damit nah­men die meis­ten Bran­den­burg­er Neon­azis, die am 1. Mai an Ver­samm­lun­gen teil­nehmen woll­ten, den für sie, wird von den für sie nicht rel­e­van­ten Aufzü­gen in Bochum und Erfurt abge­se­hen, läng­sten Weg in Kauf.
Erleb­niswelt 1. Mai
Eine Rolle für die weite Reise ins säch­sis­che Plauen dürfte dabei auch der Erleb­n­is­fak­tor bzw. der wortwörtliche „Kampf um die Straße“ gespielt haben.
Bere­its beim let­ztjähri­gen Auf­marsch des drit­ten Weges zum 1. Mai in Saalfeld (Thürin­gen) hat­ten Neon­azis einen so genan­nten schwarzen Block gebildet und im späteren Ver­lauf der Ver­samm­lung ver­sucht in dieser For­ma­tion Polizeiket­ten zu durch­brechen. Daraufhin war die Sit­u­a­tion eskaliert. Die Polizei schritt ein, schoss sog­ar mit Tränengas-Kartuschen.
Ähn­lich die Sit­u­a­tion in diesem Jahr in Plauen. Aber­mals formierte sich ein „schwarz­er Block“, aber­mals wurde ver­sucht Polizeiket­ten zu durch­brechen und aber­mals eskalierte die Lage. Die Neon­azis war­fen mit Pyrotech­nik und Flaschen, die Polizei antwortete mit Pfef­fer­spray und Wasserwerfereinsatz.
Fotos der neon­azis­tis­chen Versammlungen:
1. Mai in Plauen: Press­eser­vice Rathenow
1. Mai in Schw­erin: AST West­meck­len­burg und Ney Som­mer­feld
1. Mai in Berlin: Theo Schnei­der und Neuköllnbild

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Sonstiges

Brandanschlag in Vetschau

Zum 30. April mobil­isierte der neurechte Vere­in „Zukun­ft Heimat“ zum ersten Mal zu ein­er Demon­stra­tion nach Vetschau im Spree­wald. Engagierte Bürger*innen gestal­teten im Vor­feld gemein­sam mit Geflüchteten den Ein­gang zur Stadt mit bun­ten Bal­lons und Trans­par­enten, um zu zeigen, dass ras­sis­tis­che Het­ze in ihrem Ort nicht erwün­scht ist. In der Nacht vor der Demon­stra­tion wurde diese Protes­tak­tion von Unbekan­nten ver­wüstet und der Maibaum sowie ein Heuschober in Brand geset­zt. Zudem wur­den „Nein zum Heim“-Plakate an Ort­sein­gangss­childern angebracht.

Zerstörte Installation in Vetschau
Zer­störte Instal­la­tion in Vetschau

Seit Mitte 2015 war „Zukun­ft Heimat“ mehrmals in Lübben und Lübbe­nau auf­marschiert und kon­nte jew­eils mehrere hun­dert Teilnehmer*innen dazu gewin­nen. Am Sam­stag ver­sam­melten sich etwa 200 Per­so­n­en zu der Demon­stra­tion in Vetschau. Die Teil­nehmenden­zahlen haben sich im Ver­gle­ich zu den vorheri­gen Aufmärschen ver­ringert, doch die Radikalität im Auftreten des Vere­ins steigt weit­er an. Bere­its zu Beginn der Demon­stra­tio­nen in Lübben und Lübbe­nau kon­nten dem Vere­in per­son­elle Über­schnei­dun­gen zum ver­bote­nen neon­azis­tis­chen Spreelichter-Net­zw­erk nachgewiesen wer­den. Der Angriff auf eine sym­bol­is­che Protes­tak­tion des „Net­zw­erks für ein tol­er­antes Vetschau“ gegen die Demo von „Zukun­ft Heimat“ zeigt nun auch offen, wie gewalt­bere­it die Anhänger*innen des Vere­ins sind.

Die Lausitzer Rund­schau schreibt dazu:

Die bun­ten Luft­bal­lons fand Christoph Bernd ‘lächer­lich’. Unbekan­nte Täter fühlten sich durch sie offen­bar sog­ar provoziert. Wie die Polizei bestätigt, wurde in der Nacht zum Sam­stag an der Calauer Kreuzung die Deko­ra­tion zer­stört. Ein Heuschober, Teil des Ensem­bles mit Maibaum, wurde angezün­det. Gegen 3.30 Uhr musste die Feuer­wehr den Brand löschen.“

Was in Vetschau passiert ist, ist ein geziel­ter Ein­schüchterungsver­such in Rich­tung von poli­tis­chen Gegner*innen und Geflüchteten, die in Vetschau leben. Am Sam­stag bran­nte sym­bol­isch die bunte Protes­tak­tion. Die an den Ort­se­ingän­gen ange­bracht­en „Nein zum Heim“-Plakate ver­weisen deut­lich auf die Absicht der Brandstifter*innen — vielle­icht bren­nen beim näch­sten Mal Tre­ff­punk­te Engagiert­er oder Geflüchtete­nun­terkün­fte in Vetschau. 

Dies gilt es in jedem Fall zu ver­hin­dern! Wir müssen endlich aus unser­er Kom­fort­zone her­aus kom­men und deut­lichen Wider­stand leis­ten. „Zukun­ft Heimat“ ist nun nicht mehr nur geistiger Brand­s­tifter in der Region. Eine Sol­i­darisierung aller, die sich gegen den Vere­in stellen, ist notwendig, um der Het­ze von „Zukun­ft Heimat“ ein Ende zu bere­it­en. Kein Naziter­ror in Südbrandenburg!

Zeigt Euch sol­i­darisch mit den Men­schen die vor Ort mit „Zukun­ft Heimat“ zu kämpfen haben und unter­stützt ihre Proteste. Am 28. Mai 2016 wird es in Lübben eine Demon­stra­tion geben, die von der Ini­tia­tive „Laut für den Spree­wald“ , welche sich gegen „Zukun­ft Heimat“ zusam­men geschlossen hat, organ­isiert wird. Startzeit ist 14 Uhr.

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Antifaschismus

Neonazi-Festival soll in Brandenburg stattfinden

INFORIOT Das Land Bran­den­burg soll im Juni Schau­platz eines großen Neon­azi-Musikevents wer­den. Vom 17. bis zum 19. Juni soll das “Son­nen­tanz Fes­ti­val” stat­tfind­en, für das zurzeit im Inter­net gewor­ben wird. Als Haup­tat­trak­tion wer­den Auftritte von “H8Machine” und von “Makss Dam­age” benan­nt. In der Inter­netwer­bung wird — den Gepflo­gen­heit­en bei Neon­azikonz­erten entsprechend — kein Ver­anstal­tung­sort aufge­führt. Das Land Bran­den­burg wird in inter­nen Mails jedoch als Schau­platz angekündigt. Das Gelände des Neon­azis Klaus Mann in Finow­furt (Barn­im) dürfte als möglich­er Ver­anstal­tung­sort infrage kom­men. Als Ansprech­part­ner in der Mailkom­mu­nika­tion tritt der NPD-Lokalpoli­tik­er Robert Wolin­s­ki auf. Der Neon­azi ver­birgt sich hin­ter der in der Wer­bung genan­nten Kon­tak­tadresse “mvd.info@gmx.de”.
Das Fes­ti­val soll offen­bar als Großevent aufge­zo­gen wer­den. Drei Tage soll die Ver­anstal­tung dauern, die Teil­nehmenden kön­nen zel­ten, als Verpfle­gung soll es “veg­ane Haus­man­nskost” geben. Die Auftritte bekan­nter Neon­az­ibands kön­nten viele hun­dert Neon­azis anziehen.

Flyer für das Neonazi-Festival, das im Juni in Brandenburg stattfinden soll
Fly­er für das Neon­azi-Fes­ti­val, das im Juni in Bran­den­burg stat­tfind­en soll

Haup­tact sollen die US-amerikanis­chen “H8Machine” wer­den. Die Hard­core­band aus New Jer­sey beken­nt sich schon in ihrem Grup­pen­na­men zum Nation­al­sozial­is­mus. Das “H8” ist nicht nur eine szene­typ­is­che Umschrei­bung von “Hate” (Hass), son­dern auch eine Umkodierung von “88” beziehungsweise “HH” als Abkürzung für “Heil Hitler”. Die Band hat im April ein neues Album beim deutschen Neon­azi­l­abel “Gjal­larhorn Klangschmiede” veröf­fentlicht, das dem Neon­azi-Skin­head-Net­zw­erk der “Ham­mer­skins” nahe ste­ht. 2007 äußerten sich “H8Machine” im Inter­view mit dem “Sun­set Mailorder” wie fol­gt: “Eure Regierung muss zer­stört und kom­plett wieder aufge­baut wer­den. Ich kann nicht glauben, wie viel Macht die J… haben in Eurem Land.” Mit “J…” sind “Juden” gemeint.
Zweit­platziert im Line­up des Fes­ti­vals ist der Güter­slo­her Rap­per Julian Fritsch, der unter dem Kün­stler­na­men “Makss Dam­age” auftreten soll. Der Musik­er ist ein­er der führen­den Vertreter des so genan­nten “NS Rap” in Deutsch­land. 2011 rappte er: “Set­zte mich für mein Blut und unsere Tugend ein, das Zeck­en­pack wollte mich brechen, sie haben es sich­er gut gemeint, ich steck­te sie alle gemein­sam in den näch­sten Zug nach Buchen­wald [Sam­ple Pis­tolen­schüsse]. Wasch mich mit der Seife ab, genieß den Lam­p­en­schirm.” Texte wie diese bracht­en dem Musik­er, der sich vor seinem Wech­sel in den Neon­azis­mus im Umfeld stal­in­is­tis­ch­er Grup­pen bewegte, Haus­durch­suchun­gen, Indizierun­gen und Verurteilun­gen ein.
Schon diese bei­den Haup­tacts lassen erah­nen, dass im Rah­men des Fes­ti­vals mit mas­siv­en recht­sex­tremen Straftat­en zu rech­nen ist. Als weit­ere Bands sind unter anderem angekündigt: “2nd Class Cit­i­zen” aus Berlin, die ital­ienis­che Neon­az­iband “Acciaio Vin­cente”, das ost­deutsche Neon­azi-Hard­core-Pro­jekt “Eter­nal Bleed­ing” sowie die NS-Hard­core-Bands “Fight Tonight”, “Painful Awak­en­ing” und “Thri­ma”, alle­samt aus Mecklenburg-Vorpommern.
Für die Verpfle­gung während des Fes­ti­vals soll offen­bar “Bal­a­cla­va Küche” sor­gen. Dahin­ter ver­birgt sich eine neon­azis­tis­che Kochshow, die über Youtube abruf­bar ist und die veg­ane Ernährung mit neon­azis­tis­ch­er Ide­olo­gie verbindet. Ein­er der Ini­tia­toren ist Patrick Kruse, der aus der Nähe von Han­nover stammt und von dort nach Chem­nitz verzog.
Der Fes­ti­val­name “Son­nen­tanz” kann übri­gens als Anspielung auf den NSU-Kom­plex gew­ertet wer­den. “Son­nen­tanz” hieß das Chem­nitzer Sze­negeschäft des NSU-Unter­stützere­hep­aars Prob­st, in dem der Bran­den­burg­er Neon­azi Carsten Szczepan­s­ki als Gefäng­n­is­freigänger ein Prak­tikum absolvierte — just als er als Ver­fas­sungss­chutzspitzel arbeit­ete und das Ehep­aar die unter­ge­taucht­en späteren NSU-Ter­ror­istIn­nen unterstützte.
Der mut­maßliche Mitor­gan­isator des Fes­ti­vals, Robert Wolin­s­ki, ist für seine Aktiv­itäten in der Neon­az­imusik­szene bekan­nt. Nur ein Beispiel: 2014 wurde ein von Wolin­s­ki mitor­gan­isiertes Konz­ert in Greif­swald mit rund 500 teil­nehmenden Neon­azis von der Polizei aufgelöst. Wolin­s­ki ist Stadtverord­neter für die NPD in sein­er Heimat­stadt Velten.
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Antifaschismus Law & Order

Aufklärung ohne politische Rücksichtnahmen!

Res­o­lu­tion des Aktions­bünd­niss­es zum anste­hen­den NSU-Unter­suchungsauss­chuss im Bran­den­burg­er Land­tag: Akten müssen bere­it gestellt, Kon­se­quen­zen gezo­gen wer­den. Zudem: Audio-Mitschnitt der Podi­ums­diskus­sion zum Thema.
Die Mit­glieder des Aktions­bünd­niss­es haben bei ihrem 47. Plenum am 25. April 2016 im Haus der bran­den­bur­gisch-preußis­chen Geschichte in Pots­dam eine Res­o­lu­tion ver­ab­schiedet. For­muliert sind dort Erwartun­gen in Rich­tung des anste­hen­den par­la­men­tarischen Kon­trol­lauss­chuss­es zu den Bran­den­burg­er Ver­strick­un­gen in die NSU-Ver­brechen. Die Res­o­lu­tion im Wortlaut:
Das lan­desweite Aktions­bünd­nis gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Frem­den­feindlichkeit begrüßt, dass im Bran­den­burg­er Land­tag endlich ein Unter­suchungsauss­chuss zum NSU-Kom­plex ein­gerichtet wer­den soll.
Wir ver­lan­gen eine umfassende Aufk­lärung ohne poli­tis­che Rücksichtnahmen.
Die gesamte Geschichte der mil­i­tan­ten Neon­azi-Organ­isierung in Bran­den­burg und das damit verknüpfte V‑Leute-Sys­tem müssen aufgear­beit­et und es müssen aus dieser Aufar­beitung Kon­se­quen­zen gezo­gen werden.
Viele der zu beant­wor­tenden Fra­gen sind im Buch „Gen­er­a­tion Hoy­er­swer­da“ bere­its aufgezeigt worden.
Die lück­en­lose Bere­it­stel­lung von Akten wird der Gradmess­er sein, um einen tat­säch­lichen behördlichen Aufk­lärungswillen anerken­nen zu können.

Im Anschluss an das Plenum fand eine Podi­ums­diskus­sion statt, die den Titel „Neon­azis, NSU und V‑Leute: Wie klärt Bran­den­burg auf?“ trug. Vertreterin­nen und Vertreter der Bran­den­burg­er Lan­despoli­tik disku­tierten vor rund 160 Zuhörerin­nen und Zuhör­ern mit Mod­er­a­torin Tat­jana Jury, Petra Pau (Obfrau Die Linke im NSU-Unter­suchungsauss­chuss des Bun­destages), Uli Grötsch (Obmann SPD im NSU-Unter­suchungsauss­chuss des Bun­destages) und Anto­nia von der Behrens (Neben­klagev­ertreterin NSU-Prozess). Eine Audioaufze­ich­nung der Diskus­sion kann überSound­cloud nachge­hört werden.
 

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Rathenow?: ??Polizei? schritt gegen ?Satire?-Kunstaktion ein

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Die Rathenow­er Polizei hat am frühen Dien­stagabend ein bürg­er­bünd­niskri­tis­ches Groß­plakat vom Kul­turzen­trum am Märkischen Platz ent­fer­nt und beschlagnahmt. Auf dem hochfor­mati­gen Trans­par­ent war dem Wort­führer des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ als „Kayser von Rathenow“ iro­nisch „gehuldigt“ wor­den. Der wirk­liche Kaiser, der während sein­er Rede­beiträge auf den Bündler-Ver­samm­lun­gen gerne Men­schen per­sön­lich angreift, dif­famiert und belei­digt, zeigte jedoch wenig Humor und machte stattdessen den Erdo­gan. Ähn­lich, wie der berüchtigte türkische Staatschef im Fall Böh­mer­mann, erkan­nte der Rathenow­er Bürg­er­bünd­nis-Führer in dem Plakat offen­bar eine Art Majestäts­belei­di­gung und erstat­tete noch vor Ort Anzeige bei der Polizei, die dann anschließend auch einschritt.
Die heutige Ver­samm­lung der „Bündler“ ver­lief hinge­gen weit­ge­hend belan­g­los. Zur Kundge­bung auf dem Märkischen Platz fan­den sich unge­fähr 100 Per­so­n­en aus dem bran­den­bur­gis­chen Havel­land sowie den sach­sen-anhal­tinis­chen Land­kreisen Sten­dal und Jeri­chow­er Land ein. Die Rede­beiträge waren, wie üblich, recht vul­gär und behan­del­ten, neben den immer wiederkehren­den Dif­famierun­gen und Belei­di­gun­gen von Einzelper­so­n­en, die TTIP Ver­hand­lun­gen zwis­chen den USA und der EU sowie typ­is­che Reichsbürger-Themen.
Am anschließen­den „Abendspazier­gang“ durch die Stadt beteiligten sich dann noch unge­fähr 60 Versammlungsteilnehmer_innen.
Weit­ere Ver­anstal­tun­gen des „Bürg­er­bünd­niss­es“ wird es in Rathenow, gemäß ein­er als Post­wurf­sendung zugestell­ten „Vis­itenkarte“, am 10. und 24. Mai sowie am 7. und 21. Juni geben.
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Klima & Umwelt Sonstiges

Wir sind das Investitionsrisiko!

Ende Gelände in der Lausitz: Klim­agerechtigkeit in Aktion!
2016 geht der Abschied von der Kohle weit­er: Vat­ten­fall, Eigentu?mer des Lausitzer Reviers, will sein deutsches Braunkohle-Geschäft loswer­den. Die ein­ma­lige Chance, Tage­baue und Kraftwerke endlich stil­lzule­gen und zu zeigen, dass ein sozialer und ökol­o­gis­ch­er Ausstieg aus der Kohle gelin­gen kann.
Doch Vat­ten­fall will nur verkaufen: Ein neuer Investor soll das zen­tral­is­tis­che, kli­maz­er­störerische Energiesys­tem Jahrzehnte weiterfu?hren. Das Geschäft wäre die größte Kohle-Investi­tion in ganz Europa – mehr Umsied­lun­gen, neue Kraftwerke, Trinkwasserver­schmutzung und Kli­makatas­tro­phe inklusive.
Die Lausitz zeigt, wie die herrschende Klimapoli­tik funk­tion­iert: alle tun so, als woll­ten sie Kohle, Öl und Gas nicht mehr – tun aber nichts dafu?r, dass sie auch im Boden bleiben. Klimagipfel beschwören den Umstieg auf Erneuer­bare – die gle­ichen Regierun­gen wer­fen der fos­silen Indus­trie hun­derte Mil­liar­den Fördergelder in den Rachen. Die deutsche Regierung spricht vom Kli­maschutz – und ver­gold­et RWE und Vat­ten­fall alte Meil­er. Und Großbri­tan­nien verku?ndet groß den Abschied von der Kohle – und set­zt stattdessen auf Frack­ing und Atom­kraft. Ein „gru?nes Wach­s­tum“ soll es irgend­wie richten.
Wir sagen: Es reicht! Nicht verkaufen, son­dern „Ende Gelände“ fu?r den Kohleabbau!
Wenn Vat­ten­fall in der Lausitz die Tu?r hin­ter sich zuschla­gen will, um anderen die Dreck­sar­beit zu u?berlassen, stellen wir den Fuß dazwis­chen – und treten der herrschen­den Klimapoli­tik auf die Zehen. Denn auf diese Poli­tik kön­nen wir wed­er warten noch vertrauen.
Wir ste­hen dort, wo die Bag­ger stop­pen müssen. Wir fordern: Kohleausstieg jetzt!
Und wis­sen: Das ist Han­dar­beit. Mit vie­len hun­derten Men­schen wer­den wir in ein­er Masse­nak­tion zivilen Unge­hor­sams den Braunkohle-Abbau in der Lausitz lahm­le­gen. Alle, ob aktion­ser­fahren oder nicht, kön­nen an der Aktion teil­nehmen – zusam­men wer­den wir die Bag­ger stoppen.
Wir sind gekom­men, um zu bleiben. Let­ztes Jahr gin­gen 1500 Men­schen im rheinis­chen Braunkohle-Revi­er in die Grube. Dieses Jahr gehen wir in die Lausitz – wo sich die Men­schen seit Jahren gegen Abbag­gerung und Umsied­lung wehren – und set­zen ein weit­eres Zeichen gegen den Braunkohle-Irrsinn! Auch wenn unsere Aktio­nen nicht legal sein mögen – legit­im sind sie alle­mal. Denn die Zeit drängt: Wenn Kohle, Öl und Gas nicht jet­zt im Boden bleiben, lassen sich katas­trophale Fol­gen fur Mil­lio­nen Men­schen kaum noch aufhalten.

Wir sind über­all.
Der Kampf gegen den Braunkohle-Abbau in der deutschen und pol­nis­chen Lausitz ist Teil eines glob­alen Kampfes. Rund um die Welt kämpfen Men­schen gegen den fos­silen Kap­i­tal­is­mus. Sie stop­pen Kohlekraftwerke in Indi­en, Pipelines in den USA, Kohle­häfen in Aus­tralien, Frack­ing in Brasilien, Ölbohrun­gen in Nige­ria. Während der glob­ale Nor­den die Kli­makrise weit­er anheizt, kann er noch am besten damit leben. Im glob­alen Su?den dage­gen zer­stört der Kli­mawan­del die Lebens­grund­la­gen von Mil­lio­nen von Men­schen. Viele von ihnen ster­ben an den Außen­gren­zen Europas. Sie wer­den Opfer eines ras­sis­tis­chen Gren­zregimes, das die Fol­gen des Kli­mawan­dels draußen hal­ten soll. Die Bekämp­fung von Fluchtur­sachen fängt auch in der Lausitz an. Klim­agerechtigkeit jetzt!
Wir wollen das Ganze: das Ende des fos­silen Kap­i­tal­is­mus! Wir kämpfen nicht nur gegen Kohle, gegen Frack­ing, gegen Öl, son­dern stellen Prof­it­logik und Wach­s­tum­swahn grund­sät­zlich in Frage. Diese befördern falsche Lösun­gen wie Mark­t­mech­a­nis­men, Großpro­jek­te und die fort­ge­set­zte Aus­beu­tung des glob­alen Su?dens. Während wenige Energiekonz­erne prächtig ver­di­enen und mit Sub­ven­tio­nen gepäp­pelt wer­den, klemmen
sie allein in Deutsch­land 350.000 Haushal­ten jährlich den Strom ab – und machen ihren eige­nen Angestell­ten vor, mit der Kohle kön­nte es ewig weit­erge­hen. Dabei braucht es auch ger­ade fu?r die Beschäftigten einen gerecht­en Umbau. Es braucht einen Plan, wie wir als Gesellschaft die soziale und ökol­o­gis­che Trans­for­ma­tion organ­isieren und finanzieren – jen­seits der kap­i­tal­is­tis­chen Prof­it­logik. Wir alle tra­gen die Folgen
der Energiepoli­tik – deswe­gen wollen wir mitbes­tim­men: Fu?r eine demokratisch organ­isierte Energieversorgung!
Wir sind das Investi­tion­srisiko! Wer auch immer die Braunkohle in der Lausitz kauft – unseren Wider­stand bekom­men sie gle­ich mit­geliefert. Je zahlre­ich­er und größer der Protest, desto unat­trak­tiv­er die Braunkohle, desto niedriger der Verkauf­spreis, desto
unwahrschein­lich­er ein Verkauf. Noch ist nichts entsch­ieden. Zusam­men kön­nen wir den Verkauf stop­pen und Vat­ten­fall zur Stil­l­le­gung bewe­gen: Die Zeit der Kohle ist vor­bei. Also runter in die Grube, rauf mit dem Risiko.
Im Mai 2016 heißt es: Auf geht’s, ab geht’s. Ende Gelände in der Lausitz!

Inforiot