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Jugendliche gestanden Döner-Brandanschlag

Hör­litz (dpa/PNN). Zwei Jugendliche haben nach einem Bericht der “Lausitzer Rund­schau” den Bran­dan­schlag auf einen türkischen Dön­er­stand in Hör­litz (Ober­spree­wald-Lausitz) ges­tanden. Die Män­ner im Alter von 18 und 20 Jahren
aus dem Hör­l­itzer Nach­barort Schip­kau seien in Unter­suchung­shaft. Sie hät­ten nach bish­eri­gen Ermit­tlun­gen in der Nacht zum 31. Jan­u­ar zwei mit Ben­zin gefüllte Bier­flaschen in den Holzbau gewor­fen, der völ­lig aus­bran­nte. Als Tat­mo­tiv hät­ten sie Aus­län­der­feindlichkeit genan­nt. Wie die Zeitung berichtet, erhält der türkische Inhab­er inzwis­chen großzügige Hil­fe von Nach­barn und der Gemeinde.

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Der Zoll fahndet künftig im Hinterland

(Tagesspiegel, Claus-Dieter Stey­er) Frank­furt (Oder). Mit dem Beitritt Polens zur EU am 1. Mai begin­nt an der
Gren­ze keineswegs die große Frei­heit für deutsche Zigaretten‑, Alko­hol- und
Ben­zinkäufer. Zwar zieht sich der Zoll von den Übergän­gen an den Straßen,
Auto­bah­nen und Bahn­höfen zurück, aber die Ein­fuhrbeschränkun­gen für die
genan­nten Waren bleiben im Großen und Ganzen bestehen. 

“Wir kon­trol­lieren die Men­schen und Kraft­fahrzeuge nicht mehr unmittelbar
bei der Ein­reise”, sagte der Chef des Haupt­zol­lamtes in Frank­furt (Oder),
Jörg Birke­mey­er, gestern. “Aber wir bilden mobile Ermit­tlungstrup­ps, die im
Hin­ter­land die Ein­hal­tung der Geset­ze garantieren sollen”. Jed­er müsse damit
rech­nen, auch einige Zeit nach dem Gren­züber­tritt noch seine Taschen oder
den Kof­fer­raum öff­nen zu müssen. 

Bis zum 31. Dezem­ber 2008 darf jed­er Erwach­sene wie bish­er nur 200
Zigaret­ten aus Polen oder Tschechien nach Deutsch­land ein­führen. Wer mit
ein­er größeren Menge erwis­cht wird, zahlt 13 Cent pro Zigarette Strafe und
muss die Glimm­sten­gel dem Zoll abgeben. Bis zum 30.April liegt die
Strafzahlung bei 26 Cent pro Zigarette. Dafür darf er die Pack­un­gen derzeit
aber noch behalten. 

Bei Spir­i­tu­osen und Kaf­fee steigen die zoll­freien Men­gen an. Der Autofahrer
darf ab 1.Mai neben dem eigentlichen Tank noch einen
20-Liter-Reservekanis­ter füllen, das sind 10 Liter mehr als derzeit. Ein
Liter Ben­zin “Super bleifrei” kostete an Tankstellen in Polen gestern
zwis­chen 76 und 78 Cent, in Deutsch­land wur­den rund 1,07 Euro ver­langt. Der
Direk­tor des Haupt­zol­lamts rech­net mit einem starken Anstieg der
Zigaret­tenkäufer ab dem 1. Mai: Mit der Preis­er­höhung in Deutschland
ver­schärft sich ab März noch der Unter­schied zwis­chen Polen und Deutschland.
Eine Schachtel der gängig­sten Tabak­marken kostet in Polen weniger als einen
Euro. 

Im Vor­jahr stell­ten die Zöll­ner an der deutsch-pol­nis­chen Gren­ze rund 30
Mil­lio­nen unver­zoll­ter Zigaret­ten sich­er. Die meis­ten waren auf Last­wa­gen in
speziellen Hohlräu­men oder in Com­put­erge­häusen und Kaffeemaschinen
ver­steckt. Der größte der Teil der bei Stich­proben ent­deck­ten Lieferungen
aus Ost€pa sollte in Großbri­tan­nien verkauft wer­den, da hier der größte
Gewinn zu machen ist. 

Da sich die Zoll mehr und mehr auf Ver­dacht­skon­trollen beschränkt, sinkt
auch die Zahl der Beschäftigten. Von ehe­mals 1600 Bedi­en­steten bleiben im
Bere­ich des Haupt­zol­lamtes Frank­furt (Oder) nur knapp 1000 übrig. Etwa 370
Per­so­n­en kam bei anderen Bun­des­be­hör­den unter, 230 Angestell­ten wurden
Arbeit­splätze in anderen Bun­deslän­dern ange­boten. 190 Zöll­ner wid­men sich
kün­ftig der Bekämp­fung von Schwarzarbeit in Ost­bran­den­burg. Zu ihnen gehören
auch ehe­ma­lige Ermit­tler der Arbeit­sämter. Derzeit erler­nen sie den Umgang
mit Waf­fen. “Wir müssen uns schließlich auf Erschei­n­un­gen der organisierten
Krim­i­nal­ität ein­stellen”, begrün­dete der Chef der “Finanzkon­trolle
Schwarzarbeit”, Diet­mar Siepert, die Aufrüstung.

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Türkischer Imbiss-Betreiber findet viele Helfer

(LR, 12.02.) Auf eine bre­ite Front von Helfern darf Mehmet Alatas nach dem Bran­dan­schlag auf seinen Dön­er-Imbiss in Hör­litz bauen. 

Orts­bürg­er­meis­ter Adal­bert Budich und Schip­kaus Bürg­er­meis­ter Sie­gurd Heinze
mühen sich um Spenden­geldge­ber, damit der 48-jährige türkische Kurde eine
neue Imbiss-Ausstat­tung gebraucht kaufen und möglichst bald wieder arbeiten
kann. Das Auto­haus Hör­litz stellt Alatas vorüberge­hend einen fahrbaren
Imbis­s­wa­gen kosten­los zur Ver­fü­gung. Auf Pacht und Miete verzichtet
Holzhändler Al bert Liesk, bis Alatas wieder ver­di­ent. Anstelle der
abge­bran­nten Holzbude baut Liesk einen gemauerten Imbiss. 

Hör­l­itzerin Angela Schnei­der, die Alatas Behör­dengänge abn­immt, berichtet
von Hör­l­itzern, die Geld- und Sach­spenden ange­boten haben. 4000 Euro braucht
Alatas, um den fahrbaren Imbiss auszus­tat­ten. Der Vere­in Opferperspektive
hat ein Spendenkon­to ein­gerichtet. Kon­to: 350 202 30 41, BLZ: 160 500 00,
Mit­tel­bran­den­bur­gis­che Sparkasse Pots­dam, Stich­wort «Hör­litz» .

Die bei­den Jugendlichen aus Schip­kau, die den Anschlag verübt haben,
befind­en sich nach RUND­SCHAU-Infor­ma­tio­nen noch in U‑Haft.

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Haftstrafe im Prozess um Bistro-Anschlag

(MAZ, 11.02.) NEURUPPIN — Wegen ver­suchter schw­er­er Brand­s­tiftung und ver­sucht­en Mordes in
sieben Fällen muss ein 27-Jähriger aus Hohen Neuen­dorf (Ober­hav­el) hinter
Git­ter. Das Landgericht Neu­rup­pin ver­hängte gestern eine Frei­heitsstrafe von
sechs Jahren gegen den Beschuldigten, der zwei Molo­tow-Cock­tails gegen
Scheiben eines türkischen Bistros in Hen­nigs­dorf geschleud­ert hatte. 

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Beschuldigte aus Rache und
damit aus niederen Beweg­grün­den gehan­delt hat­te. Auch Ausländerfeindlichkeit
hat­te nach Überzeu­gung der Kam­mer eine Rolle spielte. Der Mann wird der
Neon­aziszene zugerech­net. Zwar habe der Bran­dan­schlag selb­st nur einen
gerin­gen Sach­schaden verur­sacht, sagte ein Gerichtssprech­er. Der Angeklagte
habe jedoch bil­li­gend den Tod der sieben Men­schen in Kauf genom­men, die sich
in dem Bistro aufhiel­ten. Die Darstel­lung des Mannes, er habe dem Inhaber
nur einen Schreck­en ein­ja­gen wollen, sei nicht akzep­tiert wor­den. Vor der
Ver­hand­lung habe der 27-Jährige bedauert, dass die Tat fehlgeschla­gen sei. 

Der Angeklagte hat­te am Nach­mit­tag des 3. Sep­tem­ber 2003 in angetrunkenem
Zus­tand in dem Bistro in Hen­nigs­dorf einen Zeu­gen aufge­fordert, eine
Strafanzeige gegen zwei sein­er, der recht­en Szene zuzuord­nende Bekannte
zurück­zunehmen. Anschließend kam es zu ein­er Schlägerei, bei der der
27-Jährige ver­let­zt wurde. Nach ambu­lanter Behand­lung im Kranken­haus kehrte
er mit zwei Molo­tow-Cock­tails zum Bistro zurück und ver­suchte, einen
Brand­satz in das Lokal zu schleud­ern. Die Brand­flaschen durchschlugen
jew­eils nur die erste Scheibe der Dop­pelver­glasung der Schaufen­ster und
kon­nten gelöscht werden. 

Sechs Jahre Haft für Mord-Anschlag auf türkischen Imbiss

(LR, 11.2.) Fünf Monate nach dem aus­län­der­feindlichen Bran­dan­schlag auf einen türkischen
Imbiss in Hen­nigs­dorf (die RUNDSCHAU berichtete) ist ein 27-jähriger
Recht­sex­trem­ist zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. 

Der Mann ist des ver­sucht­en Mordes und ver­suchter schw­er­er Brand­s­tiftung schuldig, wie der Vor­sitzende Richter der ersten Strafkam­mer am Landgericht Neu­rup­pin gestern sagte. Ein Motiv sei Aus­län­der­feindlichkeit gewe­sen. Der ehe­ma­lige Vor­sitzende der recht­en Kam­er­ad­schaft Ober­hav­el, die später ver­boten wurde, hat­te vor Gericht zugegeben, die Brand­sätze aus Rache auf den Imbiss geschleud­ert zu haben. Ver­let­zt wurde niemand. 

“Die Wirkung der Molo­tow-Cock­tails war ihnen klar, das Schick­sal der Men­schen in dem Lokal egal”, sagte Richter Gert Weg­n­er. In dem Lokal hat­ten sich nach Erken­nt­nis­sen des Gerichts zur Tatzeit sechs Men­schen aufgehalten.

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Das ist wie ein Stempel”

(LR, 10.2.) Asyl­be­wer­ber in der Lausitz erhal­ten oft statt Bargeld Warengutscheine, um ihren Leben­sun­ter­halt zu bestre­it­en. Eine umstrit­tene Prax­is, die in den
ver­gan­genen Wochen in Hohen­leip­isch und Bahns­dorf sog­ar zu gewalt­täti­gen Auss­chre­itun­gen geführt hat. In Cot­tbus ver­suchen junge Leute, die ihrer Ansicht nach diskri­m­inierende Gutschein­prax­is durch eine Tauschbörse
prak­tisch zu unterlaufen. 

Beim Selb­stver­such macht sich ein flaues Gefühl im Magen bre­it: Ob die Leute mir anse­hen, dass ich den Dis­counter statt mit Geld mit einem rosafarbenen
Zettel in der Tasche betrete« Natür­lich nicht, sage ich mir. Das Gefühl bleibt trotzdem. 

«Man muss das sel­ber erlebt haben» , sagt Sven Witzke. Gemein­sam mit Thomas Richter kämpft der junge Cot­tbuser in der Ini­tia­tive «Bargeld statt Gutscheine» gegen die Zettel, die sein­er Ansicht nach Asyl­be­wer­ber gegenüber
anderen Mit­men­schen diskri­m­inieren. Ein­mal im Monat fahren sie zum «Haus für begleit­etes Wohnen für Asyl­be­wer­ber und aus­ländis­che Flüchtlinge» am Cot­tbuser Stad­trand und tauschen Gutscheine gegen Bargeld aus. Die
Flüchtlinge haben Euro in der Tasche, die Zettel wer­den an Cot­tbuser verteilt, die damit einkaufen. Da jed­er Schein den Namen des Berechtigten trägt, müssen die Flüchtlinge eine Voll­macht unter­schreiben, damit andere
damit ins Geschäft gehen kön­nen. Etwa 350 Euro tauscht die Ini­tia­tive so im
Monat. Um mehr Gutscheine zu Geld zu machen, bräuchte es mehr Abnehmer. Doch
die zu find­en ist schw­er. Asyl­be­wer­ber haben keine große Lob­by. «Es ist eben
eine kleine Hil­fe» , sagt Thomas Richter. 

Mit Taschen­rech­n­er in den Markt

Für zehn Euro kann ich mit dem Gutschein einkaufen. «Dinge des täglichen Bedarfs» ste­ht auf dem Zettel. Es gibt andere Scheine für Nahrung oder Klei­dung. Höch­stens zehn Prozent Wech­sel­geld gibt es zurück. Ich über­schlage: Toi­let­ten­pa­pi­er, dop­pelt Duschgel, Taschen­tüch­er, macht etwa
neun Euro. Ich nehme noch Spül­maschi­nen­salz (75 Cent). Das brauche ich zwar nicht, doch so kommt das mit dem Wech­sel­geld auf jeden Fall hin. Es ist
schw­er, exakt zehn Euro auszugeben. 

Soumaila Savado­go geht immer mit einem Taschen­rech­n­er einkaufen. Der 17-Jährige aus Burk­i­na Faso besucht die Cot­tbuser Theodor-Fontane-Gesamtschule und wohnt im Wohn­heim am Stad­trand. 40,90 Euro in bar bekommt er im Monat. Der Rest sind Gutscheine im Wert von 184,07
Euro, die zweimal monatlich aus­gegeben wer­den. 30 Euro bekommt der Asyl-Anwalt, zehn Euro gibt er fürs Kraft­train­ing aus. Da bleibt nichts für ein Eis mit Schul­fre­un­den, für Kino oder Disko. 

In Cot­tbus hat es Soumaila Savado­go ver­gle­ich­sweise gut: In der Stadt wer­den nur etwa 100 Asyl­be­wer­ber, die meis­ten leben im Haus am Stad­trand, mit Warengutscheinen ver­sorgt, sagt Stadt­sprech­er Peter Lewandrows­ki. Das Gros
hat eigene Woh­nun­gen und bekommt Bares. Da die dezen­trale Unter­bringung in Cot­tbus die Regel ist, kann Soumaila bei Volljährigkeit auf eine eigene Woh­nung und eigenes Geld hof­fen. Und wer in Cot­tbus Warengutscheine hat,
kann sie in rel­a­tiv vie­len Geschäften in der Stadt einlösen. 

Anders in Hohen­leip­isch (Elbe-Elster) oder Bahnsdorf
(Ober­spree­wald-Lausitz). Größere Städte sind fern, die Bewohn­er unter sich. In den ver­gan­genen Monat­en kam es bei der Gutschein­aus­gabe zu Protesten und Auss­chre­itun­gen. In Hohen­leip­isch wurde eine Sozialamtsmitarbeiterin
ver­let­zt, die Polizei musste anrück­en. Während in Cot­tbus die Super­märk­te meist um die Ecke liegen, müssen Asyl­be­wer­ber in den Nach­barkreisen oft weit
zu den Märk­ten fahren, wo Gutscheine ein­lös­bar sind. Gibt es dann Prob­leme, liegen die Ner­ven blank. Wie im Dezem­ber in einem Elster­w­er­daer Markt, in dem Asyl­be­wer­ber mit Lebens­mit­telgutscheinen Klei­dung kaufen woll­ten. Erst
die Polizei kon­nte damals die Lage beruhigen. 

Der Puls steigt. Ich füh­le mich wie ein ertappter Ladendieb, als ich die Artikel aufs Band stelle. Hin­ter mir wartet eine zier­liche junge Frau mit ein­er Kuchen­plat­te. «9,93 Euro» , sagt die Kassiererin lächel­nd. Das Lächeln gefriert, als ich den Gutschein über­re­iche. Eine Sekunde schaut sie unver­wandt auf den rosa Zettel. Guck­en die Kun­den hin­ter mir auf den Schein», schießt es mir durch den Kopf. Ich schäme mich. Was denkt die Frau
mit der Kuchen­plat­te von mir? Die Kassiererin gibt mir die sieben Cent Rest­geld zurück und drückt einen Knopf unter der Kasse, mit der sie wohl den Mark­tleit­er anfordert. Ich sage hastig «Tschüss» , höre im Gehen keine Antwort, eile schnell aus dem Dis­counter und atme auf. 

Umstrittenes Prinzip

Nicht immer geht es so glatt mit den Gutscheinen, erzählt Soumaila. In manchen Märk­ten darf man sie nur an bes­timmten Kassen ein­lösen, manch­mal nur an der Infor­ma­tion. Oft gibt es Debat­ten zwis­chen Kassen­per­son­al und Asyl­be­wer­bern, was man mit­nehmen darf. «Das ist wie ein Stem­pel» , sagt
Soumaila. 

Das Gutschein­prinzip ist umstrit­ten im Land: Pots­dam und Bran­den­burg an der Hav­el geben inzwis­chen Bargeld aus. Das Aus­geben und Ein­sam­meln der Scheine sei auch für die Ämter viel zu umständlich, heißt es dort. Das Sozialmin­is­teri­um rüf­felte die Städte und ver­wies auf ein Bun­des­ge­setz, nach
dem Barauszahlung meist unter­sagt sei. Nun geht das Ganze vor Gericht. So lange dort keine Entschei­dung fällt, wollen vie le Städte und Land­kreise in Bran­den­burg ihre Prax­is beibehalten. 

Etwa die Hälfte der bran­den­bur­gis­chen Land­kreise reichen an Asyl­be­wer­ber, die länger als drei Jahre in Deutsch­land leben, zumin­d­est teil­weise Bargeld aus. Dies ist nach Ansicht des Lan­desmin­is­teri­ums auch vom Gesetz gedeckt.
Bezugs­berechtigt waren Ende 2002 in Bran­den­burg 4072 Asyl­be­wer­ber und 3551 Per­so­n­en mit Duldung. 

Mit den Gutscheinen will das Asylge­setz Miss­brauch ver­mei­den. Flüchtlinge sollen nicht mit Staatsmit­teln Schleuser­ban­den bezahlen, Familienoberhäupter
nicht das Essens- und Klei­dergeld für die Kinder ver­prassen. Soumaila erzählt, dass auch mit den Gutscheinen gehan­delt wird. Allerd­ings gibt es
für die Zettel auf dem Schwarz­markt nicht den vollen Gegen­wert, son­dern nur etwa 70 Prozent. 

Zwar gebe es wirk­lich Leute, die mit Geld nicht umge­hen kön­nten und die Warengutscheine bräucht­en, sagt Sven Witzke. Doch «man kann nicht eine ganze Gruppe in eine Schublade steck­en» . Auch wenn der Tausch immer wieder ein
logis­tisch aufwändi­ges Unter­fan­gen ist, will die Ini­tia­tive weitermachen. 

Das flaue Gefühl im Magen ebbt erst ab, als ich mich mit den Einkäufen ins
Auto set­ze und los­fahre. Ich falle endlich nicht mehr auf. 

Asyl­be­wer­ber trifft keine Schuld

(LR, 10.2.) Zur Diskus­sion über den Umgang mit Asyl­be­wer­bern in Bahns­dorf, die gegen die
Gutschein-Prax­is protestierten (die RUNDSCHAU berichtete), schreibt Sieg­mar Bloe­dorn aus Laucham­mer: Ja, es kom­men Men­schen in unser Land, «nur» weil sie Zuhause nicht gut leben, weil ihre Kinder im Heimat­land durch
schmutziges Trinkwass­er krank wer­den, keine Bil­dung bekom­men und weil sie und ihre Fam­i­lien keine medi­zinis­che Betreu­ung haben. Sie wollen Asyl — wie anmaßend« Viele Asyl­be­wer­ber kom­men aber auch nach Deutsch­land, weil sie in
ihrem Heimat­land den Mut zum Wider­stand gehabt haben, ver­fol­gt wer­den und ihr Leben dort in Gefahr ist. 

Herr Dr. Karl-Heinz Mehrling, in unserem Land wird nun mit juris­tis­chen Spitzfind­igkeit­en ver­sucht, diesen Men­schen ihr Aufen­thalt­srecht zu nehmen. Diese Gericht­sprozesse kosten viel Geld, was sich alle sparen kön­nten, denn
wir alle wis­sen, wie undemokratisch und unmen­schlich die poli­tis­chen Ver­hält­nisse in vie­len Herkun­ft­slän­dern sind. 

Asyl ist in Deutsch­land Ver­fas­sungsrecht, und den Asy
lbe­wer­bern ste­ht das Geld für ihren Leben­sun­ter­halt geset­zlich zu. Asyl­be­wer­ber kön­nen in Deutsch­land nicht selb­st für ihren Leben­sun­ter­halt sor­gen, sie dür­fen in
Deutsch­land laut Gesetz nicht arbeiten. 

Wie kommt man eigentlich auf die Idee, Asyl­be­wer­bern Gutscheine, statt Geld
zu geben» Die Scheine müssen gedruckt wer­den, sie wer­den verteilt und müssen
auch wieder mit den Geschäften zurück­ver­rech­net wer­den, das alles kostet
Geld und erscheint mir völ­lig sinnlos. 

Gewalt ist in jedem Fall zu verurteilen. Aber erst, als die Asyl­be­wer­ber die
Annahme der Gutscheine ver­weigerten, wurde ihre Stimme gehört. Die
Asyl­be­wer­ber wollen zum Beispiel mit dem Bus fahren, Tele­fonkarten kaufen
und sich auch ein kleines Stück Luxus leis­ten. Welch uner­füll­bare Forderung, Herr Georg Philipp, denn das gibt es nicht für Gutscheine. 

Inte­gra­tion — wie denn« Im Wald bei Bahns­dorf oder in den Russen­barack­en bei Hohen­leip­isch» Anpas­sung, indem man den Asyl­be­wer­bern mit den «Gutscheinen» noch ein Etikett für ihr Ander­s­sein ange­heftet. Ich kenne Asyl­be­wer­ber, die in der Volk­shochschule Deutsch ler­nen, das muss bezahlt wer­den, mit Euro, nicht mit Gutscheinen. 

Ich weiß, die soziale Sit­u­a­tion in unserem Land wird immer schlechter, und ger­ade unsere Region ist sehr stark davon betrof­fen. Aber warum wen­den wir uns gegen die Schwäch­sten der Gesellschaft. Sind die Asyl­be­wer­ber schuld, dass hier nur die Land­schaften blühen und nicht die Wirtschaft« Es waren Poli­tik­er, die uns sichere Renten ver­sprachen und gle­ichzeit­ig den Sozialka­ssen die Kosten für die Vere­ini­gung aufbürdeten. 

Wer wollte die Arbeit­slosen hal­bieren und hat doch nur für immer weniger Arbeit­splätze gesorgt» Wer denkt Jahr für Jahr über die Erhöhung sein­er Diäten nach? Ja, wir soll­ten uns wehren, in Deutsch­land, einem schö­nen und hof­fentlich gast­fre­undlichen Land.

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Erneut drei CDs wegen Rassismus auf dem Index

(BM, 10.2.) Pots­dam — In Bran­den­burg sind drei CDs mit Gewalt ver­her­rlichen­der und ras­sis­tis­ch­er Musik auf den Index geset­zt wor­den. Die Bun­de­sprüf­stelle für
jugendge­fährdende Medi­en fol­gte einem Antrag des Lan­deskrim­i­nalamtes (LKA) Bran­den­burg, sagte ein Sprech­er des Innen­min­is­teri­ums gestern in Pots­dam. Betrof­fen seien die Titel “The Black­shirts rise again” der Gruppe
Black­shirts, “Affir­ma­tive Apartheid” der Gruppe “Vagi­nal Jesus” und “Frei­heit” der Gruppe “Strom­schlag”. Die CDs dür­fen nicht öffentlich verkauft wer­den. Auch Wer­bung dafür ist verboten. 

Die Beamten fan­den die CDs bei ein­er Haus­durch­suchung in Nuthe-Urstrom­tal (Tel­tow-Fläming). Im Novem­ber 2003 stellte das LKA die Indizierungsanträge. Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) begrüßte die Entschei­dung. Gegen
der­ar­tige Ton­träger und ihre Urhe­ber müsse mit aller Kon­se­quenz vorge­gan­gen wer­den, da sie der Ver­bre­itung von Ras­sis­mus und Gewalt Vorschub leis­teten. Erst in der ver­gan­genen Woche hat­ten andere Bands mit Gewalt
ver­her­rlichen­den Tex­ten für Aufre­gung gesorgt: Sie stammten von ein­er Band, in der Sozialar­beit­er mitspielten.

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Die NPD Prignitz will rein doitsch bleiben

In Bran­den­burg hat ein Kreisver­band der NPD Lebe­wohl gesagt. Weil hun­derte Kilo­me­ter ent­fer­nt ein junger Bosnier auf die Europal­iste der Nation­al­is­ten­partei gerutscht war. Bei den Recht­sna­tionalen will jed­er gern Führer sein

(TAZ, 9.2.) BERLIN taz Was hun­derte Kilo­me­ter ent­fer­nt in ihrer Partei geschieht, ist
den NPDlern in der Prig­nitz nicht egal. Der Bran­den­burg­er Landesvorsitzende
der Nation­aldemokrat­en, Mario Schulz, schaut jeden­falls voller Wut nach
Tri­er. Dort rutschte ein 22-jähriger Bosnier auf die Europal­iste der
Recht­sna­tionalen. “Da sich die NPD offen­bar vom Grund­satz Deutsch­er ist,
wer deutschen Blutes ist ver­ab­schiedet”, wet­terte Schulz danach gegen seine
eigene Partei, “hat sie ihr Exis­ten­zrecht verloren.” 

Schulzens eigen­er Kreisver­band fol­gte seinem Anführer. Die NPD-Filiale
Prig­nitz-Rup­pin hat sich wegen des Bosniers kurz­er­hand selb­st aufgelöst. 22
von 24 Mit­gliedern des NPD-Kreis­es fassten den Beschluss kür­zlich. Damit ist
die Partei nicht nur Lan­deschef Schulz los — sie hat Konkur­renz bekommen.
Schulz näm­lich grün­dete mit Getreuen eine “Bewe­gung für Nationale Ordnung”
(BNO). Bei den “Fein­den unseres Volkes”, so Schulz, wolle er sich nicht
einreihen. 

Den­noch wurde die Aus­rei­hung nur verzögert durchge­set­zt. Die NPD hat­te sich
schon im Okto­ber 2003 auf dem Bun­desparteitag entsch­ieden, Safet Babic auf
Platz 21 der Europawahlliste zu nominieren. Der 22-jährige Bosnier studiert
Jura an der Uni­ver­sität Tri­er. Er ist schon seit Jahren in recht­en Gruppen
und der NPD aktiv und schreibt für die Parteizeitung Deutsche Stimme. Der
NPD-Beschluss war kein Zufall. Der Vor­stand wollte so die Öff­nung der Partei
für Aus­län­der einleiten. 

“Der Grund Babic ist vorgeschoben”, sagt NPD-Bun­dessprech­er Klaus Beier. Er
war bish­er stel­lvertre­tender Lan­deschef der Recht­en und ist nun in die
Posi­tion von Schulz aufgestiegen. “Schulz wollte ein­fach seine eigene kleine
Sek­te”, sagt Beier, “sein Partei­di­enst war schon länger schwach ausgeprägt.” 

Die Nominierung des Bosniers auf die nach Nation­al­is­tengeschmack blutreine
Wahlliste ver­stärkt nur das Glaub­würdigkeit­sprob­lem der NPD in der rechten
Szene. Der Ver­bot­santrag gegen die NPD ist zwar vor dem Verfassungsgericht
in Karl­sruhe gescheit­ert. Aber “ein­er Partei, in der so viele V‑Leute sind,
ver­traut nie­mand”, sagt der Recht­sex­trem­is­mus­forsch­er Hen­ning Flad von der
Europau­ni­ver­sität “Viad­ri­na” in Frank­furt (Oder). “Daraus ist ein beliebtes
Spielchen gewor­den. Wenn ein NPDler den anderen aus­booten möchte, sagte er
ein­fach, der sei ein V‑Mann.” Die Fol­gen: Die einst 6.100 Mann starke Partei
hat inzwis­chen noch 5.000 Mit­glieder. Allein in Berlin trat­en 60
Nation­aldemokrat­en aus, jet­zt gibt es dort wie in Bran­den­burg noch 200
rechte Parteigänger. 

Die NPD Bran­den­burgs weint ihrem Exchef Schulz und den an den BNO verlorenen
Kam­er­aden ange­blich keine Träne nach. Thomas Salomon, der Sprech­er des
Lan­desver­bands, nan­nte den Abgang als Klärung­sprozess. Für “Schädelver­mess­er
und Blutkon­trolleure” sei kein Platz in der NPD, sagte Salomon der taz. 

Der Poli­tologe Hen­ning Flad glaubt, dass die Motive für die Prignitzer
Abspal­tung von der NPD ganz andere sind. “Jedes Jahr spal­tet sich bei der
NPD jemand ab”, sagt Flad, “weil im recht­en Spek­trum jed­er gern der Anführer
sein möchte.” 

Der Lan­desvor­sitzende Klaus Beier sieht das ähn­lich. “Unsere Partei wird im
März 40 Jahre alt”, erzählt er. In dieser Zeit habe die Partei unge­fähr 180
Abspal­tun­gen erlebt. Beier weiß auch, wie man das Prob­lem behan­deln muss -
durch Neuauf­bau. Der regionale NPD-Chef will prak­tisch nicht mehr existente
Kreisver­bände wie Prig­nitz-Rup­pin und andere ein­fach wieder neu etablieren.

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Sechs Jahre Haft für Rechtsextremisten

Ein Bran­den­burg­er Gericht verurteilt einen 27-Jähri­gen wegen ver­sucht­en Mordes. Er hat­te Brand­sätze auf einen türkischen Imbiss geschleudert

 

(WELT.de/dpa) Neu­rup­pin — Fünf Monate nach dem aus­län­der­feindlichen Bran­dan­schlag auf einen türkischen Imbiss in Hen­nigs­dorf im Land Bran­den­burg ist ein 27-jähriger Recht­sex­trem­ist zu sechs Jahren Haft verurteilt wor­den. Der Mann ist des ver­sucht­en Mordes und ver­suchter schw­er­er Brand­s­tiftung schuldig. 

 

Dies erk­lärte der Vor­sitzende Richter der ersten Strafkam­mer am Landgericht Neu­rup­pin am Dien­stag. Ein Motiv sei Aus­län­der­feindlichkeit gewe­sen. Der ehe­ma­lige Vor­sitzende der recht­sex­tremen Kam­er­ad­schaft Ober­hav­el, die später ver­boten wurde, hat­te vor Gericht zugegeben, Brand­sätze aus Rache auf den Imbiss geschleud­ert zu haben. 

 

In dem Lokal hat­ten sich nach Erken­nt­nis­sen des Gerichts zur Tatzeit sechs Men­schen aufge­hal­ten. Ein Angestell­ter kon­nte die Tür des Lokals geschlossen hal­ten – nie­mand wurde ver­let­zt. Das Feuer bre­it­ete sich an der Fas­sade des Haus­es aus und wurde dann gelöscht. 

 

Angeklagter wollte sich rächen

 

Der gel­ernte Bürokauf­mann hat­te vor Gericht erk­lärt, er habe den Betreibern einen Denkzettel für vorherige Prügel ver­passen wollen. Das sei unglaub­würdig, erk­lärte der Richter. 

 

Der Verurteilte hat­te das Lokal bere­its Stun­den vor der Tat aufge­sucht und einen 48-jähri­gen Türken aufge­fordert, eine Strafanzeige wegen Belei­di­gung gegen einen sein­er Fre­unde zurück­zuziehen. Kurz nach dieser Absprache kam es zu ein­er Schlägerei. 

 

Die Polizei brachte den 27-Jähri­gen zur ambu­lanten Behand­lung ins Kranken­haus. Anschließend fuhr er eige­nen Angaben zufolge nach Berlin, um sich die Brand­sätze zu besorgen. 


Sechs Jahre haft für Karsten G.

Urteil im Hen­nigs­dor­fer Brandanschlag

NEURUPPIN Sichtlich geknickt nahm Karsten G. gestern das Urteil ent­ge­gen: Für den Bran­dan­schlag auf den türkischen Imbiss in Hen­nigs­dorf vom Sep­tem­ber 2003 mit zwei Molo­tow-Cock­tails soll er sechs Jahre ins Gefängnis.
Damit fol­gte das Gericht der Staat­san­waltschaft und der Neben­klage-Vertre­tung, die von einem ver­sucht­en Mord, ver­sucht­en schw­er­er Brand­s­tiftung und einem Ver­stoß gegen das Waf­fenge­setz aus­ge­gan­gen waren. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er nicht nur sauer auf den Imbiss­be­sitzer A. wegen ein­er Nieder­lage in ein­er Schlägerei vom Nach­mit­tag jenes Tages war. Zugle­ich habe der 27-Jährige auch seine Aus­län­der­feindlichkeit aus­gelebt, die sich in der Abnei­gung gegen Türken zeige. 

 

 


Bran­dan­schlag – Ver­harm­lo­sung verurteilt

Hen­nigs­dorf: Bewusster Angriff auf Men­schen mit „gemeinge­fährlichem Mit­tel“ und keine lasche Alkoholtat

NEURUPPIN/HENNIGSDORF Gegen die Ver­harm­lo­sung der Tat vom 3.September durch Karsten G. in Hen­nigs­dorf wandten sich gestern die Anklage- und die Neben­klagev­ertreter, die bei­de weit­er auf ver­sucht­en Mord behar­rten. Das Gericht fol­gte ihnen. 

Die ver­harm­losende Darstel­lung der Tätigkeit „Kam­er­ad­schaft Ober­hav­el“ sei ein Spiegel­bild der poli­tis­chen Ansicht­en des Angeklagten. Denn einen ein­fachen Denkzettel ver­passe man einem türkischen Imbis­sar­beit­er nicht mit Molo­tow-Cock­tails. „Herr G. hat in Kauf genom­men, dass Men­schen ster­ben kön­nen“, so die Anwältin des Nebenklägers.
Ähn­lich hat­te zuvor die Staat­san­waltschaft plädiert. Die Flam­men hät­ten den dort beschäftigten Y. erfassen kön­nen, der die Tür von innen zuhielt, als er die nahende Gefahr durch G. erkan­nte – der immer­hin vom Stre­it am Nach­mit­tag bekan­nt war. Das klare Ziel der Tat war gewe­sen, das Bistro in Brand zu set­zen. Ein Molo­tow-Cock­tail sei als „gemeinge­fährlich­es Mit­tel“ einzuschätzen. 

Die Angaben des Angeklagten, er habe sowohl von der Hin­tertür gewusst als auch von dem Sicher­heits­glas im Imbiss, sah die Anklage als wieder­legt an. Denn in dem abge­hörten Tele­fonge­spräch gab er an, nichts von dem Dop­pel­glas gewusst zu haben, das den Brand­sätzen standge­hal­ten hat­te. Die Anklage sah es als gegeben an, dass G. eine abnei­gung gegen Aus­län­der habe – in seinen Schriften für die „Kam­er­ad­schaft Ober­hav­el“ habe er dies bekundet. 

Der Vertei­di­ger Peter Stöc­kicht spielte die Sache herunter. Er meinte, dass es sich um „eine törichte, eine dumme Tat“ han­dle. G. habe damit rech­nen müssen, erkan­nt und ver­fol­gt zu wer­den. „Düm­mer kann man es gar nicht anfan­gen“, wollte er G. als unter­be­lichtet in jen­er Stunde hin­stellen. Er sah außer­dem wegen des kon­sum­ierten Alko­hols dur­chaus eine ver­min­derte Schuld­fähigkeit gegeben. 

Das Gericht schätzte jedoch ein, dass G. „der Neon­azi-Szene zuzurech­nen ist“. Der Antrieb zur Tat ste­he „auf niedrig­ster Stufe“ und müsse entsprechend geah­n­det wer­den. Die Absicht, das Bistro in Brand zu set­zen und „Men­schen durch unkon­trol­liertes Feuer an Leib und Leben zu ver­let­zten“, sah die Kam­mer als gegeben an. 

Sieben Tage haben die Beteiligten nun Zeit gegen das Urteil in Revi­sion zu gehen.

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Jo Bentfeld trommelt für Partei Rechtsstaatlicher Offensive

OSTPRIGNITZ-RUPPIN Wer sich heute in Rüth­nick oder mor­gen in Teetz für die Erleb­nisse des Aben­teur­ers Jo Bent­feld inter­essiert, wird wilde Geschicht­en hören. Aber nicht nur solche aus der kanadis­chen Wild­nis. Bent­feld wirbt für die Partei Rechtsstaatliche Offen­sive (PRO), vor dem Rauswurf ihres Grün­ders Ronald Schill bess­er bekan­nt unter dem Namen Schill-Partei. 

Aber beim Wer­ben für die umstrit­tene Law and Order-Partei belässt es PRO-Mit­glied Bent­feld nicht. „Ich werde Bundsvor­sitzen­der“, sagte Bent­feld gestern, als er beim Rup­pin­er Anzeiger auf Redak­tions­be­such war. Sein Kana­da-Aben­teuer wird er für drei Jahre unter­brechen, und sich in dieser Zeit einem großen Ziel wid­men: „Ich will die Wende zurück zu alten Werten.“ 

Wie man sich diese Werte vorzustellen hat, ste­ht in jenen Büch­ern, die der gel­ernte Polizist, studierte Wirtschaftswis­senschaftler, erfol­glose SPD-Bun­destagskan­di­dat und spätere Aussteiger nach seinen Lesun­gen verteilt. So ist im von Bent­feld und Klaus Schreiber ver­fassten „Wirtschaftsgutacht­en 2003/2004“ unter der Über­schrift „Alb­traum Zuwan­derung“ unter anderem zu lesen: „Prob­lema­tisch, bis hin zur Gefährdung des sozialen Besitz­s­tandes, ist der Import von Armut: Die Auf­nahme jen­er Asozialen und Krim­inellen, der Untauglichen und Unbrauch­baren … Sozial­hil­fe ist ein Köder, der ohne Ende nut­zlose Fliegen­schwärme anlockt … Wir dür­fen keinen einzi­gen Aus­län­der mehr aufnehmen. Wir müssen die vorhan­de­nen zurückschick­en, um uns der eige­nen, der häus­lichen Last wid­men zu kön­nen.“ Damit meint er arbeit­slose Deutsche, für die er fol­gen­des Rezept bere­it hält: „… wir müssten der zunehmenden Zahl an über­flüs­si­gen und nicht im Arbeits­markt benötigten deutschen Arbeit­skräfte durch finanzielle Hil­fen die Auswan­derung schmack­haft machen“. 

Diese Schriften verkauft Bent­feld nach seinen Lesun­gen, und neuerd­ings verteilt er auch einen Aufruf mit ein­er Gen­er­al­abrech­nung zur deutschen Poli­tik: „Die in Berlin sind unfähig! Die kön­nen es nicht!“ Für Sonnabend, 21.Februar, hat er nach Neu­rup­pin zur Grün­dung des PRO-Ortsver­ban­des ein­ge­laden. Das habe er mit dem PRO-Lan­des­geschäfts­führer abge­sprochen. Der hat mit­tler­weile aber die Partei ver­lassen. Laut PRO-Press­esprech­er Flo­ri­an Gottschalk darf Bent­feld auch nicht zur Grün­dung eines Ortsver­ban­des aufrufen. Das darf nur der Lan­desver­band, und der wusste gestern noch nichts davon. Und als Gottschalk von Bent­felds Plä­nen hört, sich am 6.März zum Bun­desvor­sitzen­den wählen zu lassen, lacht er nur. Noch sei der alte Vor­stand im Amt. Sein Vorschlag für Bent­feld: „Der soll lieber Aben­teuer­touren machen.“

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Extreme Entwicklungen

Die braune Szene verän­dert sich: Sicher­heit­sex­perten stellen fest, dass sich die Neon­azis stärk­er poli­tisch organ­isieren. Aber der Ter­ror auf den Straßen bleibt – auch wenn die Zahl der gewalt­bere­it­en Recht­en rück­läu­fig ist.

(Tagesspiegel, Frank Jansen) Sie nen­nen sich „Pom­mer­sche Aktions­front“, „Nationaler Wider­stand Dres­den“, „Märkisch­er Heimatschutz“ oder „Siegen­er Bären­sturm“. Bun­desweit haben sich Neon­azis in 160 „Kam­er­ad­schaften“ zusam­mengeschlossen, die wie Durch­laufer­hitzer funk­tion­ieren: Dif­fus rechts ori­en­tierte Jugendliche und junge Erwach­sene wer­den von älteren Neon­azis ide­ol­o­gisch gehärtet. Das Ziel lautet: Eine Elite „poli­tis­ch­er Sol­dat­en“ führt einen Volk­sauf­s­tand, der die Demokratie zertrüm­mert. So irre solche Parolen auch klin­gen mögen, die Sicher­heits­be­hör­den beobacht­en mit Sorge, dass der Wahn pop­ulär­er wird. „Ein Teil der Szene ist dabei, sich poli­tisch zu pro­fes­sion­al­isieren“, sagt ein Experte. Und beschreibt den neuen Trend: Die Zahl der Neon­azis ist im let­zten Jahr beträchtlich gestiegen – um etwa 600 auf 3200. 

Gle­ichzeit­ig nahm das Poten­zial der gewalt­bere­it­en Recht­sex­trem­is­ten, vor allem Skin­heads, erst­mals seit Jahren deut­lich ab (2003: 9800, 2002: 10700). Obwohl sich die Milieus über­lap­pen, unter­schei­den die Behör­den zwis­chen gewalt­bere­it­en Recht­sex­trem­is­ten und Neon­azis: Erstere gel­ten als unpoli­tisch-bru­taler Mob, die Hitler-Fans hinge­gen als ide­ol­o­gisch gefes­tigt und aus tak­tis­chen Grün­den weniger gewalttätig. 

Die Zahl der Straftat­en, ins­beson­dere die der Gewalt­de­lik­te, bleibt allerd­ings hoch. Das bedeutet: Die recht­sex­treme Gefahr wird vielschichtiger. Der Straßen­ter­ror dumpfer Kahlköpfe geht weit­er, par­al­lel dazu ver­suchen brav gescheit­elte Neon­azis, eine neue außer­par­la­men­tarische Oppo­si­tion zu präsen­tieren. Mit einem Mix aus Pro­voka­tion und Pseu­do-Bürg­ernähe. Betrof­fen von dem Zuwachs im Neon­azi-Lager ist vor allem Ost­deutsch­land. Die neuen Län­der und Berlin gel­ten in der braunen Polit­szene als erfol­gsträchtiges Exper­i­men­tier­feld. Im Osten ist der All­t­agsras­sis­mus in der „nor­malen“ Bevölkerung aggres­siv­er als in Westdeutschland. 

Davon wollen Neon­azis prof­i­tieren. Und sie ver­suchen, effek­tive Aktions­for­men zu entwick­eln. Mal mit, mal ohne die NPD, die trotz des über­stande­nen Ver­botsver­fahrens Mit­glieder ver­loren hat. Schon seit län­gerem pirschen sich braune Lie­der­ma­ch­er an Senioren­heime her­an, bisweilen gelingt auch ein Auftritt mit alt­deutschem Liedgut. Einige Neon­azi-Grup­pen ori­en­tieren sich am linken Geg­n­er. So haben Recht­sex­trem­is­ten im ver­gan­genen Jahr in Bran­den­burg kurz einen leer ste­hen­den Bauern­hof beset­zt. Sie woll­ten ange­blich darauf hin­weisen, „dass die Berlin­er Jugend – egal ob rot oder braun – auf der Straße sitzt“, wie es auf ein­er Home­page heißt. Bei einem Auf­marsch in Berlin tru­gen Neon­azis rote Fah­nen und skandierten die altlinke Parole „hoch die inter­na­tionale Sol­i­dar­ität“. Außer­dem ver­suchen Szene-Anführer, auf eige­nen Anwe­sen in Sach­sen, Sach­sen-Anhalt, Meck­len­burg-Vor­pom­mern und Thürin­gen Schu­lungsstät­ten oder zumin­d­est Tre­ff­punk­te zu etablieren. 

„Die rechte Szene befind­et sich in ein­er Such-Phase“, sagt ein Sicher­heit­sex­perte. Ein Teil der Szene, vor allem die Ver­anstal­ter von Konz­erten recht­sex­tremer Bands, agiere auch zunehmend kon­spir­a­tiv. Da die deutschen Behör­den einen hohen Ver­fol­gungs­druck ausübten, weiche die Szene öfter in Nach­barstaat­en aus, zum Beispiel ins Elsaß. 

Der braune Brachial­sound garantiert auch auf zynis­che Weise, dass die Gewalt­bere­itschaft hoch bleibt – selb­st wenn das Poten­zial der in ein­schlägig aufge­fal­l­enen Recht­sex­trem­is­ten abgenom­men hat. Ger­adezu exem­plar­isch erscheint der Über­fall ein­er braunen Meute in Sach­sen-Anhalt. Im August ran­dalierten in Hal­ber­stadt etwa 15 Recht­sex­trem­is­ten und attack­ierten den linken Szen­e­tr­e­ff „Zora“. Zwei junge Linke wur­den schw­er ver­let­zt. Als ein­er der Hauptverdächti­gen gilt ein Mit­glied der Band „Skin­heads Sach­sen-Anhalt“, abgekürzt „SSA“. Auf ihrer ersten CD grölt der Sänger, „ihr roten Schweine sollt um Gnade fle­hen“. So ani­miert die Kako­phonie zum Krawall. 

Und auch zu Ter­ror­is­mus? Trotz des ger­ade noch ver­hin­derten Bombe­nan­schlags auf die Baustelle des jüdis­chen Gemein­dezen­trums in München sehen die Sicher­heits­be­hör­den weit­er­hin keine „Braune Armee Frak­tion“. Aber ger­ade in München habe sich gezeigt, wie hoch die Gefahr sei, dass auch Neon­azis und eine „Kam­er­ad­schaft“ in den bewaffneten Kampf abdriften. 

Inforiot