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Arbeitsplätze von Abzug der Bundeswehr betroffen

Pots­dam (dpa) Von der im Novem­ber angekündigten Kaser­nen­schließun­gen sind auch in Bran­den­burg zahlre­iche Arbeit­splätze betrof­fen. Etwa 750 Zivilbeschäftigte in Bun­deswehr­stan­dorten wür­den nach derzeit­i­gen Erken­nt­nis­sen ihren Job ver­lieren, sagte Wirtschaftsmin­is­ter Ulrich Jung­hanns (CDU) auf eine par­la­men­tarische Anfrage. 

Bis 2010 sollen in Bran­den­burg drei Gar­niso­nen voll­ständig geschlossen wer­den. Drei weit­ere Bun­deswehr­stan­dorte wer­den verklein­ert. Die Auf­gabe von Kaser­nen führe in aller Regel zum Rück­gang von Kaufkraft und Aufträ­gen sowie ein­er ver­ringerten Nach­frage nach Woh­nun­gen, betonte Jung­hanns. Das könne entsprechend der Lage der Stan­dorte zu erhe­blichen Ein­schnit­ten in die wirtschaftliche und soziale Lage von ganzen Regio­nen und Kom­munen führen. 

Der­ar­tige Fol­gen wolle die Lan­desregierung durch eine aktive Kon­ver­sion­spoli­tik möglichst abmin­dern. Damit kön­nten in den betrof­fe­nen Gebi­eten sog­ar neue Impulse geset­zt wer­den. Neu aufgelegt und ergänzt wor­den sei deshalb inzwis­chen der “Rat­ge­ber Kon­ver­sion.” Die Broschüre für die Kom­munen sei auf die spez­i­fis­che Sit­u­a­tion nach Stan­dortschließun­gen zugeschnit­ten und gebe auch umfassend Auskun­ft über För­der­möglichkeit­en und andere Hilfen.

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Erstes Geständnis im Nazi-Prozess

POTSDAM/NAUEN Im Prozess gegen zwölf junge Neon­azis der mut­maßlichen Ter­ror­gruppe “Freiko­rps” aus dem Havel­land ist der 20 Jahre alte Rädels­führer Christo­pher H. gestern schw­er belastet wor­den. Der Abi­turi­ent aus Nauen habe im Som­mer 2003 die Idee zur Grün­dung der Kam­er­ad­schaft gehabt, sagte ein Mitangeklagter am zweit­en Ver­hand­lungstag vor dem 1. Straf­se­n­at des Bran­den­bur­gis­chen Ober­lan­des­gerichts (OLG) aus, der im Gebäude des Amts­gerichts Pots­dam weit­ge­hend unter Auss­chluss der öffentlichkeit tagt. Dies teilte OLG-Sprecherin Ramona Pisal auf Anfrage mit. Dem­nach hat­te H. auch geplant, Kon­tak­te zu der 1997 ver­bote­nen recht­sex­tremen “Kam­er­ad­schaft Ober­hav­el” zu knüpfen. 

Die Gen­er­al­staat­san­waltschaft des Lan­des Bran­den­burg wirft den Mit­gliedern der Wehrsport­gruppe “Freiko­rps” vor, zwis­chen August 2003 und Mai 2004 zehn Anschläge auf Imbisse aus­ländis­ch­er Betreiber mit einem Sach­schaden von etwa 600 000 Euro verübt zu haben. Nach Auf­fas­sung der höch­sten Anklage­be­hörde des Lan­des hat­ten die jun­gen Män­ner eine ter­ror­is­tis­che Vere­ini­gung gebildet, um aus­ländis­che Geschäft­sleute aus Bran­den­burg zu vertreiben. Deren Exis­ten­z­grund­lage sollte durch Bran­dan­schläge zer­stört wer­den. Men­schen wur­den dabei nicht verletzt. 

Nach Erken­nt­nis­sen der Ermit­tlungs­be­hör­den hat­te “Freikorps”-Chef Christo­pher H. ver­sucht, den Aktion­sra­dius der Gruppe auszuweit­en. H. hätte Kon­tak­te zu der ver­bote­nen “Kam­er­ad­schaft Ober­hav­el” gesucht, deren ehe­ma­lige Mit­glieder offen­bar ähn­liche Ziele ver­fol­gten. Der ein­stige Vor­sitzende der “Kam­er­ad­schaft Ober­hav­el”, der 27-jährige Karsten G., hat­te am 3. Sep­tem­ber 2003 einen Bran­dan­schlag auf einen türkischen Imbiss­stand in Hen­nigs­dorf verübt und sich am 6. Sep­tem­ber der Polizei gestellt — nur eine Woche nach dem “Freikorps”-Anschlag auf den Nor­ma-Markt in Nauen mit einem Schaden von mehr als 500 000 Euro. 

Die Atten­tate der “Freikorps”-Neonazis wur­den offen­bar von Erwach­se­nen gedeckt. Nach Erken­nt­nis­sen des OLG-Sen­ats unter Vor­sitz von Rich­terin Gisela Thaeren-Daig hat­te zumin­d­est Christo­pher H.s Mut­ter die jun­gen Recht­sex­tremen mit den Anschlä­gen in Verbindung gebracht. Auch nach der Zer­störung des Nor­ma-Mark­tes habe sie sie lediglich ermah­nt: “Dann lasst euch nicht erwischen.” 

Dabei macht­en die Jugendlichen und Her­anwach­senden, die sich schon als Kinder kan­nten, kein Hehl aus ihrer Gesin­nung. Nach der Schule trafen sie sich oft in ein­er Sche­une auf dem Grund­stück der Fam­i­lie H. in Pausin. In ein­er Art Uni­form seien sie von dort zu mil­itärischen Spie­len in den nahen Wald aus­gerückt. Dort hat­ten sie mit den von Christo­pher H. gebastel­ten Brand­sätzen experimentiert. 

Ohne Rädels­führer H., meinte der geständi­ge Angeklagte gestern, wäre nie­mand auf die Idee gekom­men, Imbissstände in Brand zu set­zen. Eine expliz­it recht­sex­treme, frem­den­feindliche Ide­olo­gie habe bei den Tat­en keine entschei­dende Rolle gespielt. Es sei schön­er gewe­sen, sich zu mil­itärischen Spie­len zu tre­f­fen, als an der Bushal­testelle herumzuste­hen. Der jüng­ste Angeklagte war zur Tatzeit 14 Jahre alt, der älteste, Christo­pher H., 19 Jahre.

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Potzlow-Prozeß neu aufgerollt

In Neu­rup­pin wurde erneut gegen die Mörder des 16jährigen Mar­i­nus Schöberl verhandelt

Vor der 1. Großen Strafkam­mer des Landgerichts Neu­rup­pin wurde am Dien­stag der Mord an dem 16jährigen Mar­i­nus Schöberl im märkischen Ort Pot­zlow nach der Revi­sion durch die Staat­san­waltschaft neu ver­han­delt. In der Nacht zum 13. Juli 2002 hat­ten Mar­cel Sch., dessen älter­er Brud­er Mar­co und Sebas­t­ian F. ihr Opfer im Ver­lauf eines Trinkge­lages wieder­holt gedemütigt, mißhan­delt und genötigt. Unter anderem sollte sich der 16jährige selb­st als Jude bezeichnen. 

Später fuhren die Angeklagten mit ihrem Opfer zu einem still­gelegten ehe­ma­li­gen LPG-Stall und zwan­gen ihn dort, in die Steinkante eines Schweinet­rogs zu beißen. Als der verängstigte Junge der Auf­forderung nachkam, sprang Mar­cel Sch. mit bei­den Füßen, an denen er Springer­stiefel mit Stahlkap­pen trug, auf den Hin­terkopf des Jun­gen. Um die Ent­deck­ung der Tat zu ver­hin­dern, beschloß Mar­co Sch., den Jugendlichen, der sicht­bar schw­er­ste Kopfver­let­zun­gen erlit­ten hat­te, zu töten. Dazu warf er Mar­i­nus Schöberl zweimal einen schw­eren Beton­stein auf den Kopf. Anschließend versenk­ten die drei Angeklagten die Leiche in ein­er Jauchegrube. 

Die drei Angeklagten, alle drei der recht­en Szene zuge­hörig, waren für diese Tat vom Landgericht Neu­rup­pin am 24. Okto­ber 2003 verurteilt wor­den: Mar­cel Sch. zu ein­er Jugend­strafe von 15 Jahren, Mar­co Sch. zu 15 Jahren Gefäng­nis und Sebas­t­ian F. zu ein­er Jugend­strafe von zwei Jahren. 

Der BGH bestätigte das Urteil gegen Mar­cel Sch. Das Straf­maß gegen Mar­co Sch. hat­te der BGH eben­falls bestätigt, aber ange­ord­net, daß das Landgericht über eine Unter­bringung in ein­er Entziehungsanstalt, über eine Sicherungsver­wahrung oder keines der Mit­tel entschei­den müsse. Bei Sebas­t­ian F. hat­te der BGH entsch­ieden, daß dieser nicht nur wegen Kör­per­ver­let­zung, son­dern wegen Kör­per­ver­let­zung mit Todes­folge zu verurteilen sei. 

Die Kam­mer entsch­ied nun im Falle von Mar­co Sch. die Unter­bringung in ein­er Entziehungsanstalt. Ein Gutacht­en des Sachver­ständi­gen Dr. Alexan­der Böh­le hat­te dem 25jährigen bescheinigt, vor allem unter Alko­hole­in­fluß zu aggres­siv­en Straftat­en zu neigen. Die Chan­cen ein­er Heilung sein­er krankhaften Alko­hol­sucht seien “fifty-fifty”, also den Ver­such wert. Das Urteil gegen Sebas­t­ian F. wurde auf eine Jugend­strafe von drei Jahren erhöht.

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Streit um Rückübertragungen nach Arisierung

KLEINMACHNOW. Hun­derte von Klein­mach­now­er Eigen­heim­be­wohn­ern in der ein­sti­gen Som­mer­feld-Sied­lung sind weit­er im Unklaren darüber, wem ihre Immo­bilie eigentlich gehört. Denn die für Mittwoch erwartete Entschei­dung des Bun­desver­wal­tungs­gericht­es über die dor­ti­gen Eigen­tumsver­hält­nisse wird es nicht geben. Die Stre­it­parteien in dem Präze­den­z­fall haben sich über­raschend außerg­erichtlich geeinigt. Der Kläger, Besitzer eines Ein­fam­i­lien­haus­es am Brod­berg, zahlt nach eige­nen Angaben “eine Summe deut­lich unter dem Verkehr­swert der Immo­bilie” an den Berlin­er Bau­un­ternehmer Chris­t­ian Mey­er, der die Entschädi­gungsansprüche für fast die gesamte Som­mer­feld-Sied­lung von der Jew­ish Claims Con­fer­ence (JCC) über­tra­gen bekom­men hat­te. Mey­er gibt im Gegen­zug seinen Rück­über­tra­gungsanspruch für dieses Grund­stück auf. 

Nach amtlichen Angaben sind 897 Fälle allein in der Klein­mach­now­er Sied­lung ungek­lärt. Die Grund­stücke gehörten dem jüdis­chen Unternehmer Adolf Som­mer­feld, der 1933 vor den Nazis aus Deutsch­land fliehen musste. Die JCC hat­te vor Jahren pauschal die Rück­über­tra­gung der Som­mer­feld-Sied­lung gefordert, aber nicht alle Nach­weise frist­gerecht eingereicht. 

Im konkreten Fall hat­te das Ver­wal­tungs­gericht Pots­dam eine Rück­über­tra­gung für recht­ens gehal­ten. Dage­gen war der langjährige Eigen­tümer vor das Bun­desver­wal­tungs­gericht gezo­gen. Die Bun­desrichter war­fen in der Ver­hand­lung die Frage auf, ob die Rück­über­tra­gung von Grund­stück­en, die der Eigen­tümer selb­st über eine Sied­lungs­ge­sellschaft veräußert hat, rechtlich zwin­gend sei. Auch der Anspruch gilt aus for­malen Grün­den als fraglich. Urteilen kön­nen sie nun erst, wenn wieder ein Fall aus Klein­mach­now zu ihnen kommt. Das kann bald sein: Mey­ers Anwalt Ste­fan Min­den kündigte an, dass er nun ver­gle­ich­bare Fälle zunächst vor das Pots­damer Ver­wal­tungs­gericht brin­gen wird. 


Pos­i­tives Urteil im Klein­mach­now­er Resti­tu­tion­sprozess verhindert


Anwohner­in nimmt nach Ver­gle­ich die Revi­sion beim Bun­desver­wal­tungs­gericht zurück und ver­hin­dert Rechtssicher­heit für Siedlungsbewohner

KLEINMACHNOW Tragis­che Wen­dung im Stre­it um die Som­mer­feld-Sied­lung in Klein­mach­now: Heute wollte das Bun­desver­wal­tungs­gericht eigentlich ein Grund­satzurteil verkün­den, ob die Grund­stücke nun zurück­gegeben wer­den müssen oder nicht. Doch gestern hieß es plöt­zlich: Der Ter­min fällt aus. Die jet­zige Bewohner­in eines Haus­es in der Straße “Am Brod­berg” hat­te let­zte Woche ihre Revi­sion zurückgenom­men. Das Gericht kann das bere­its vor­bere­it­ete Grund­satzurteil nun nicht verkün­den. Es wäre für die Bewohn­er von Klein­mach­now äußerst pos­i­tiv gewesen. 

Ins­ge­samt geht es um rund 1000 Grund­stücke, die die Jew­ish Claims Con­fer­ence (JCC) 1995 zurück­ver­langte, weil es sich um ehe­mals jüdis­ches Eigen­tum han­delte. Der jüdis­che Architekt und Bau­un­ternehmer Adolf Som­mer­feld hat­te das Gelände ab 1930 parzel­liert und über seine Sied­lungs­ge­sellschaft verkauft. Im April 1934 emi­gri­erte er, nach­dem SA-Män­ner sein Wohn­haus überfielen. 

Als die JCC mit ihrem Rück­gabeanspruch zunächst keinen Erfolg hat­te, trat sie diesen kosten­los an den Berlin­er Geschäfts­mann Chris­t­ian Mey­er ab. Nach MAZ-Infor­ma­tio­nen sollte er im Erfol­gs­fall einen Teil sein­er Ein­nah­men an die JCC abgeben, bei Mis­ser­folg hätte er die Prozesskosten tra­gen müssen. Im Muster­fall “Am Brod­berg” hat­te Mey­er in der ersten Instanz beim Ver­wal­tungs­gericht Pots­dam Erfolg. Die Richter ord­neten die Rück­gabe des Grund­stücks an. Doch die betrof­fene Hau­seigen­tümerin ging in die Revi­sion zum Bun­desver­wal­tungs­gericht. Dort fand am 24. Novem­ber die mündliche Ver­hand­lung statt. 

Anschließend kon­tak­tierte Mey­er die Eigen­tümerin, deren Eltern das Haus 1933 gekauft hat­ten und zu DDR-Zeit­en nach West-Berlin geflo­hen waren. Sie kam 1990 zurück und wohnt seit­dem in dem Ein­fam­i­lien­haus. Mey­er bot ihr nun an, auf seine Her­aus­gabeklage gegen Zahlung ein­er gün­sti­gen Summe zu verzicht­en. Die Frau, die nicht wusste, wie der Prozess enden würde, ging darauf ein. Sie ist derzeit zwar als Eigen­tümerin im Grund­buch einge­tra­gen, wollte aber Sicher­heit haben. Sie schloss den Deal, ohne ihren Berlin­er Anwalt Gun­nar Schn­abel zu kon­sul­tieren. Dieser hätte ihr allerd­ings auch nicht abger­at­en. Was Schn­abel und seine Man­dan­tin nicht wussten: Sie hät­ten den Prozess am Bun­desver­wal­tungs­gericht auf jeden Fall gewon­nen. Die Richter des zuständi­gen acht­en Sen­ats waren entset­zt, als die Rück­nahme der Revi­sion bei ihnen aus dem Fax-Gerät kam. Sie hat­ten schon drei Wochen an der Entschei­dung gear­beit­et und woll­ten mit einem Grund­satzurteil den jet­zi­gen Bewohn­ern der Som­mer­feld-Sied­lung für immer Rechtssicher­heit geben. 

Sie hät­ten ihr Urteil auf eine Klausel gestützt, die der Geset­zge­ber 1998 ins Ver­mö­gens­ge­setz ein­fügte. Danach sind Rück­gabeansprüche unter bes­timmten Voraus­set­zun­gen aus­geschlossen, wenn das Grund­stück einst von ein­er Sied­lungs­ge­sellschaft verkauft wurde. Sie hät­ten damit das Ver­wal­tungs­gericht Pots­dam kor­rigiert, das die Klausel nicht anwen­den wollte. Hätte das Bun­desver­wal­tungs­gericht sein Urteil verkün­den kön­nen, hätte Mey­er in allen rund 1000 Fällen keine Chance auf Rück­gabe der Grund­stücke gehabt. Nach der Rück­nahme der Revi­sion bleibt das für ihn pos­i­tive Urteil des Ver­wal­tungs­gerichts Pots­dam beste­hen. Nun wird er wohl weit­ere Eigen­tümer aus Klein­mach­now auf­fordern, ihm den ver­meintlichen Her­aus­gabeanspruch abzukaufen. Bis jet­zt hat er schon rund 150 der­ar­tige Ver­gle­iche abgeschlossen. 

Anwalt Gun­nar Schn­abel rät jedoch dringlich, auf solche Ange­bote nicht einzuge­hen. “Wir müssen nun neue Fälle vor das Bun­desver­wal­tungs­gericht brin­gen, damit dieses doch noch die Recht­slage klarstellen kann.” Bis zur endgülti­gen Klärung kann das aber noch Jahre dauern. 

Urteil zu Klein­mach­now verhindert


Ver­gle­ich in let­zter Minute block­iert grund­sät­zliche Klärung jüdis­ch­er Restitutionsansprüche

Kleinmachnow/Leipzig – Im Stre­it um ehe­mals jüdis­ches Eigen­tum in Ost­deutsch­land ist ein entschei­den­der Durch­bruch ver­hin­dert wor­den: Bevor heute das Bun­desver­wal­tungs­gericht in Leipzig ein Urteil in einem Ver­mö­gensstre­it um jüdis­ches Altver­mö­gen in der Klein­mach­now­er Som­mer­feld-Sied­lung verkün­den kon­nte, haben sich die Parteien außerg­erichtlich geeinigt. 

Auf­grund der Eini­gung ist die Revi­sion gegen ein früheres Urteil zurückgenom­men wor­den, die den Fall erst vor das Bun­desver­wal­tungs­gericht gebracht hat­te. Somit blieb das für heute angekündigte und mit Span­nung erwartete Grund­satzurteil aus. Es war der erste Fall aus dem Som­mer­feld-Kom­plex – mit ursprünglich fast 1000 Einzelfällen ein­er der größten deutschen Ver­mö­gen­sprozesse – der über­haupt am Bun­desver­wal­tungs­gericht ver­han­delt wurde. 

„Das Urteil hätte Sig­nal­wirkung gehabt”, bedauert der Berlin­er Recht­san­walt Gun­nar Schn­abel, der die Inter­essen ein­er Klein­mach­now­er Grund­stück­snutzerin ver­trat. Denn in der Ver­hand­lung Ende Novem­ber habe es „ein­deutige Hin­weise des Gerichts gegeben”, dass eine Resti­tu­tion nicht möglich sei. Es sei, so Schn­abel, „ein­deutig zum Aus­druck gebracht” wor­den, dass es keine pauschalen Ansprüche auf jüdis­che Ver­mö­genswerte gebe, wenn sie von Sied­lungs­fir­men zu mark­tüblichen Preisen verkauft wur­den. Genau dies war in Klein­mach­now der Fall. Dort war es bis zum Früh­jahr 1933 die Sied­lungs­ge­sellschaft des jüdis­chen Architek­ten Adolf Som­mer­feld, die die Parzellen verkauft und bebaut hatte. 

Als das Pots­damer Ver­wal­tungs­gericht im Vor­jahr in der Sache zu entschei­den hat­te, befürchtete es einen Ver­stoß gegen das ver­fas­sungsrechtliche Gle­ich­heits­ge­bot, wenn zwis­chen jüdis­chem Betrieb­sver­mö­gen und Pri­vatbe­sitz unter­schieden wird: Es ord­nete die Rück­über­tra­gung des strit­ti­gen Klein­mach­now­er Grund­stücks an. Recht­san­walt Schn­abel legte Revi­sion ein und war nach den „ein­deuti­gen Sig­nalen” der Bun­desrichter zuver­sichtlich, dass eine Resti­tu­tion nun aus­geschlossen wird. 

Der Fin­gerzeig sei so deut­lich gewe­sen, dass der Antrag­steller auf Rück­über­tra­gung „offen­bar eine Entschei­dung des Gerichts ver­hin­dern wollte”. Daher habe der Berlin­er Immo­bilienen­twick­ler Chris­t­ian Mey­er der heuti­gen Nutzerin einen Ver­gle­ich ange­boten. „Es ist ver­ständlich, dass meine Man­dan­tin nach jahre­langer Unsicher­heit darauf eing­ing”, so Schn­abel gestern. Sie zahle eine Ablöse, im Gegen­zug verzichte Mey­er, auf seine Resti­tu­tion­sansprüche. Diese hat­te er von der Jew­ish Claims Con­fer­ence (JCC) über­nom­men. Dieser Kom­pro­miss ver­hin­dert das für heute erwartete Grund­satzurteil der Bun­desrichter. Allein in der Klein­mach­now­er Som­mer­feld-Sied­lung wer­den Grund­stück­snutzer weit­er auf Rechts­frieden für noch über 600 Fälle warten. 

Auch das Bun­de­samt zur Regelung offen­er Ver­mö­gens­fra­gen (Barov) hat­te auf ein Urteil der Leipziger Bun­desrichter gehofft. „Wir hät­ten gern eine Entschei­dung gehabt”, sagte Barov-Sprecherin Ellen Händler gestern gegenüber den PNN. In der Behörde liegen fast 900 noch immer ungek­lärte Fälle dieser Art aus den neuen Bundesländern.

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Überwindung der “trennenden Vergangenheit”

Im kom­menden Jahr jährt sich das Ende des Zweit­en Weltkriegs zum 60. Mal. Dieses magis­che Datum dürfte zahlre­iche Ver­anstal­tun­gen prä­gen. Stu­den­ten der Frank­furter Europa-Uni­ver­sität machen gle­ich im Jan­u­ar einen ungewöhn­lichen Auftakt. 

Das “Insti­tut für ange­wandte Geschichte”, ein Vere­in, den Stu­den­ten und Nach­wuch­swis­senschaftler der Viad­ri­na gegrün­det haben, wollen die “tren­nende Ver­gan­gen­heit” dies­seits und jen­seits der Oder über­winden. Für eine Ver­anstal­tungsrei­he wur­den Akteure aus bei­den Teilen der Gren­zre­gion gewonnen. 

So wer­den zum Auf­takt ein “Ver­trieben­er” aus der ein­sti­gen Frank­furter Dammvorstadt (dem heuti­gen Slu­bice) und ein aus dem früheren Ost­polen stam­mender Slu­bicer miteinan­der disku­tieren. Auch an den kom­menden drei Aben­den (siehe Ter­minkas­ten) wer­den Filme gezeigt, oder es wird mit Pub­lizis­ten gesprochen, die sich mit der Region­algeschichte und den Vertrei­bun­gen beschäftigt haben. 

Vom 4. bis zum 26. Jan­u­ar 2005 gibt es in Frank­furt (Oder) und Slu­bice fol­gende The­menabende zur Geschichte dieser Region: 

“Eine Stadt, zwei Geschicht­en”: Ein in der Dammvorstadt geboren­er Frank­furter und ein Slu­bicer erzählen (4. Jan­u­ar, 19.30 Uhr, Kleist-Forum Frankfurt) 

“Schick­sale”: Die Pub­lizistin Hel­ga Hirsch und der Region­al­his­torik­er Zbig­niew Czar­nuch im Gespräch 

(11. Jan­u­ar, 19.30 Uhr, Stadt­bib­lio­thek Frankfurt) 

“Wo die Erde duftet”: Deutsche und pol­nis­che Filme über die Geschichte der Region und Diskus­sion mit den Regisseuren 

(18. Jan­u­ar, 18.00 Uhr, Kleist-Forum Frankfurt) 

“Eine Region?”: Podi­ums­diskus­sion zu Vertrei­bung und Erin­nerung unter Leitung von Gesine Schwan 

(26. Jan­u­ar, 19.30 Uhr Col­legium Polonicum, Slubice)Vom 4. bis zum 26. Jan­u­ar 2005 gibt es in Frank­furt (Oder) und Slu­bice fol­gende The­menabende zur Geschichte dieser Region: 

“Eine Stadt, zwei Geschicht­en”: Ein in der Dammvorstadt geboren­er Frank­furter und ein Slu­bicer erzählen (4. Jan­u­ar, 19.30 Uhr, Kleist-Forum Frankfurt) 

“Schick­sale”: Die Pub­lizistin Hel­ga Hirsch und der Region­al­his­torik­er Zbig­niew Czar­nuch im Gespräch 

(11. Jan­u­ar, 19.30 Uhr, Stadt­bib­lio­thek Frankfurt) 

“Wo die Erde duftet”: Deutsche und pol­nis­che Filme über die Geschichte der Region und Diskus­sion mit den Regiesseuren 

(18. Jan­u­ar, 18.00 Uhr, Kleist-Forum Frankfurt) 

“Eine Region?”: Podi­ums­diskus­sion zu Vertrei­bung und Erin­nerung unter Leitung von Gesine Schwan 

(26. Jan­u­ar, 19.30 Uhr Col­legium Polonicum, Slubice)

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Schönbohm droht Herstellern von Videogewaltspielen

Pots­dam (dpa) Bran­den­burgs Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) hat den Pro­duzen­ten von Gewalt-Com­put­er­spie­len bei fehlen­der Selb­st­be­gren­zung mit geset­zlichen Ein­schränkun­gen gedro­ht. “Es ist an der Zeit, diesem Treiben einen Riegel vorzuschieben. Wenn die Branche nicht zur Ein­sicht kommt, not­falls auch durch schär­fere Geset­ze”, erk­lärte der Innen­min­is­ter am Mittwoch in Potsdam. 

Schön­bohm nan­nte die Indizierung­sprax­is unbe­friedi­gend und kri­tisierte die Selb­stkon­trolle. “Die Unab­hängige Selb­stkon­trolle funk­tion­iert nicht. Sie lässt Gewalt­darstel­lun­gen zu viel Raum. Vielfach wer­den die noch schlim­meren Nach­fol­gev­er­sio­nen von einst indizierten Gewalt­spie­len nicht mehr auf den Index geset­zt und sind damit Kindern und Jugendlichen zugänglich.”

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Jeder bekommt sein Geld”

Alle Hartz-IV-Empfänger, die ihren Antrag auf Arbeit­slosen­geld II bis 23. Dezem­ber in der Agen­tur abgegeben haben, erhal­ten pünk­tlich im Jan­u­ar ihr Geld”, ver­sicherte gestern die Lei­t­erin der Arbeit­sagen­tur Her­ma Paul. 

In den let­zten Wochen bear­beit­eten etwa 30 Mitar­beit­er der Königs-Wuster­hausen­er Agen­tur in Schicht- und Woch­enen­dar­beit alle vor­liegen­den rund 4900 Anträge. Etwa 300 Betrof­fene ver­säumten es aber bis heute, ihren Antrag auf Arbeit­slosen­geld II abzugeben und dies trotz mehrfach­er per­sön­lich­er Ein­ladun­gen. Paul zufolge ist für diese Betrof­fe­nen höch­ste Eile geboten. Gegen­wär­tig geben in Königs Wuster­hausen pro Tag noch etwa 20 Frauen und Män­ner ihren Antrag ab. 

Gle­ichzeit­ig wer­den täglich zwis­chen fünf und zehn Wider­sprüche gegen den Bescheid reg­istri­ert. Die meis­ten beziehen sich auf die Kosten für die Unterkun­ft ins­beson­dere die Betrieb­skosten. “Bei eini­gen Wider­sprüchen liegen auch keine konkreten Bean­stan­dun­gen vor. Hier stellen die Betrof­fe­nen lediglich fest, dass sie von dem jet­zt errech­neten Betrag ein­fach nicht leben kön­nen”, sagte Paul. 

Die Mehrheit der Wider­sprüche wird allerd­ings erst im Jan­u­ar bear­beit­et, wenn die für Hartz IV zuständi­ge Arbeits­ge­mein­schaft (Arge) offiziell ihre Arbeit aufnimmt. 

Ob es zu Ungereimtheit­en bezüglich einiger so genan­nter Bedarf­s­ge­mein­schaften gekom­men sei, wo Part­ner seit Jahren zusam­men­leben, sich nach Hartz IV aber plöt­zlich tren­nen, kon­nte Paul gestern nicht sagen. Sie ver­wies lediglich darauf, dass bei Ver­dacht auf Sozialmiss­brauch unverzüglich der Zoll eingeschal­tet wird. Das sei beispiel­sweise gegeben, wenn Unter­mi­eter-Verträge offen­sichtlich rück­wirk­end abgeschlossen wor­den seien oder Hin­weise auf Schwarzarbeit bestünden. 

Hartz-IV-Behörde ist startbereit 

“Pünk­tlich am 3. Jan­u­ar kön­nen die Tore der Arbeits­ge­mein­schaft (Arge) geöffnet wer­den. Wir sind startk­lar”, stellte gestern der neue Hartz-IV-Behör­denchef Wolf-Rüdi­ger Kuhn fest. 

Die Unter­bringung der an ver­schiede­nen Stan­dorten täti­gen ins­ge­samt 114 Mitar­beit­er im Land­kreis ist gesichert. Im Unter­schied zu vie­len anderen Kreisen ste­ht auch das Per­son­alkonzept. Danach wer­den in der Arge 55 Beschäftigte der Arbeit­sagen­turen, 30 aus den bish­eri­gen Sozialämtern der Gemein­den und 22 aus dem Land­kreis tätig sein plus sieben Mitar­beit­er der Geschäftsführung. 

Der Pub­likumsverkehr für alle von Hartz IV-Betrof­fe­nen find­et im Nord­kreis auss­chließlich in der Arbeit­sagen­tur im Weg am Kreis­gericht statt. Hier eben­so wie im Gebäude des Lan­drat­samtes in der Brück­en­straße wer­den vorüberge­hend bis 1. Feb­ru­ar auch die 40 Sach­bear­beit­er der Leis­tungsabteilung unterge­bracht. Danach ziehen sie eben­so wie die Arge-Geschäfts­führung nach Wildau in den Ver­wal­tungstrakt der ein­sti­gen Kurbel­welle (Haus 3). “Dort bleiben wir”, so Kuhn, “voraus­sichtlich zwei Jahre, bis die Stadt Königs Wuster­hausen das Gebäude in der Karl-Marx-Straße 23 ertüchtigt hat. Gelingt der Stadt dies nicht, so wird das gle­ich­falls verkehrs­gün­stig gele­gene Schw­er­maschi­nen­bau-Gelände unser ständi­ger Sitz. Dafür haben wir uns eine Option gesichert.” Zumal es gegen­wär­tig noch an ein­er defin­i­tiv­en Aus­sage der Stadt Königs Wuster­hausen fehle. 

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Kunstprojekt gegen das Bombodrom

NEURUPPIN
Mit einem bish­er ein­ma­li­gen Kun­st­pro­jekt will der im Som­mer in Fleck­en Zech­lin gegrün­dete Vere­in “Kun­st und Kul­tur für eine freie Hei­de” näch­stes Jahr inter­na­tionale Kün­stler in die Region lock­en. Sie sollen rings um den vom Bund geplanten Luft-Boden-Schieß­platz in der Kyritz-Rup­pin­er Hei­de Kirchen, Hangars und Türme zu Kun­st-Orten verwandeln. 

Als Kura­tor für dieses ehrgeizige Pro­jekt hat der Vere­in den Nieder­län­der Erik Bru­inen­berg gewon­nen. Der lebt seit 15 Jahren in Pots­dam und hat im dor­ti­gen Waschhaus über 80 Ausstel­lun­gen organ­isiert. Außer­dem sorgte Bru­inen­berg vor zwei Jahren mit einem Kun­st­pro­jekt in Beelitz-Heil­stät­ten für Schlagzeilen, das nun möglicher­weise seine Fort­set­zung in der Kyritz-Rup­pin­er Hei­de find­et. Damals ver­sam­melte Bru­inen­berg eine Kün­stler­riege im dor­ti­gen Sana­to­ri­um, die sich da inspiri­eren ließ und aus­pro­bieren kon­nte. Im Som­mer soll es nun die Hei­de sein. 

Zwar ist noch vieles offen. So ste­ht wed­er die Finanzierung noch haben die ange­fragten Kün­stler aus New York, Warschau, Delft (Nieder­lande) oder Athy (Irland) bere­its zuge­sagt. “Aber wir sind mit unseren Vorar­beit­en jet­zt so weit, dass wir selb­st glauben, dass das Pro­jekt Wirk­lichkeit wird”, betont Mar­ti­na Panke. Sie ist Vor­sitzende des neuen Vere­ins, der bish­er ger­ade mal zehn Mit­glieder zählt. “Jed­er ist aktiv und küm­mert sich”, betont Panke, die haupt­beru­flich die DGB-Jugend­bil­dungsstätte in Fleck­en Zech­lin leit­et. Wegen der finanziellen Unwäg­barkeit­en hat der Vere­in, in dem neben dem DGB auch Mit­glieder der Bürg­erini­tia­tive Freie Hei­de und der Unternehmerini­tia­tive Pro Hei­de vertreten sind, zudem ein Drei-Stufen-Mod­ell für das inter­na­tionale Kun­st­pro­jekt erar­beit­et. Auf jeden Fall soll es im näch­sten Som­mer Kun­stver­anstal­tun­gen in Neu­rup­pin und im südlichen Gren­zraum des Übungsplatzes geben. Die Max­i­mal­vari­ante geht von Kun­stereignis­sen rings um den gesamten Übungsplatz aus, etwa in und im Umfeld der Dor­fkirchen, in den Hangars von Neu­rup­pin und Lärz (Meck­len­burg-Vor­pom­mern) sowie an den zahlre­ichen Tür­men am Rande des riesi­gen Areals. 

An den Tür­men kön­nten etwa Licht-Instal­la­tio­nen für Aufmerk­samkeit sor­gen und sig­nal­isieren, dass hier etwas Beson­deres sei, sagt Erik Bru­inen­berg. Der Kura­tor hat keine Prob­leme gehabt, Kün­stler für die ungewöhn­liche Idee vor den Toren Berlins zu begeis­tern. “Es geht um Schießbude ja oder nein, um Krieg oder Frieden.” Dieses The­ma sei ger­ade für amerikanis­che Kün­stler derzeit hochaktuell.

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Aktion Eine Welt” an Potsdamer Schule

POTSDAM WEST Frauen aus Brasilien, Geld aus Ameri­ka, Wass­er aus dem Mit­telmeer, Essen aus Ital­ien, Wein aus Spanien. Gefragt nach “Län­dereigen­schaften”, die Schüler am lieb­sten importieren wür­den, woll­ten sie — offen­bar sehr in Wun­schzet­tel­stim­mung — die genan­nten Dinge. Ein­wohn­er eines Phan­tasielandes, das sich andere Zehn­tk­lässler erträu­men durften, leben in ein­er Demokratie, kom­men ohne Dro­gen und Alko­hol aus, haben einen 36-Stun­den-Tag “für mehr Freizeit”, besitzen alle einen Job und lassen “nicht nur Geld die Welt regieren”. 

Eine andere Schü­ler­gruppe der Käthe Koll­witz-Realschule sollte sich Gedanken machen, welche Unter­schiede eine fik­tive “Frau aus Ostafri­ka”, die erst­mals Deutsch­land besucht, zu ihrer Heimat fest­stellt: Sie sähe, dass die Men­schen hierzu­lande “ver­schlossen und hek­tisch” seien, andere Klei­dung tra­gen, es “nicht so viel Armut”, weniger Kinder und mehr Ärzte gebe. 

Die Auf­gaben for­mulierte Karl Hilde­brandt gestern inner­halb des Deutschunter­richts bei der Klasse 10b der Koll­witzschule, um über Bilder der eige­nen Land­sleute und Aus­län­der disku­tieren zu kön­nen. Hilde­brandt ist Ref­er­ent des Bil­dung­spro­gramms “Aktion Eine Welt”, das mit ver­schiede­nen, schü­lerg­erecht­en Ange­boten “interkul­turelles Ver­ständ­nis” fördern will. 

In diesem Zusam­men­hang präsen­tierte Hilde­brandt ein Buch, in dem ein his­torisch­er, aber noch aktueller, kri­tisch-amüsan­ter Blick auf Deutsch­land gewor­fen wird. “Die Forschungsreise des Afrikan­ers Lukan­ga Mukara ins inner­ste Deutsch­land” heißt das bere­its 1920 erschienene Buch. Darin sind neun Briefe Mukaras zusam­mengestellt, die dessen Fre­und Hans Paasche, ein Vor­re­it­er der dama­li­gen Bewe­gun­gen von Paz­i­fis­ten und Veg­e­tari­ern, veröf­fentlichte. Um glück­lich zu sein, heißt es in ein­er Pas­sage, müssten die ewig hek­tis­chen “Sun­gu” (Deutsche/Weiße) “viele Dinge kaufen”. Jemand, der nichts oder wenig kaufe, gelte entsprechend nichts. Und Frauen heirateten keinen aus­ge­bilde­ten Kör­p­er, son­dern “nur einen Anzug, der einen Schwachen wie einen Starken” gle­ich ausse­hen lässt. Ohne­hin sei der “Man­gel an Bewe­gung” schuld daran, dass sich Sun­gu-Kör­p­er der­art verän­derten, dass man “sie nicht mehr nackt zeigen könne”, so Mukara.

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Obdachlosenprojekt in Potsdam

Nedlitz — Dicht an dicht sitzen die Bewohn­er des Obdachlosen­heims am Dien­sta­gnach­mit­tag bei der alljährlichen Wei­h­nachts­feier. Zum ersten Mal find­et sie in dem neuen Bau am Lerchen­steig 55 statt, in den die Bewohn­er zum 1. Okto­ber umge­zo­gen sind. Bis dahin haben sie nebe­nan in flachen Barack­en­häusern gewohnt, die nun zum Asyl­be­wer­ber­heim gehören. Eine Pop­band spielt Bea­t­les-Lieder, es gibt Kaf­fee, Plätzchen und Stollen. Draußen wird gegrillt. Spon­soren und Pots­damer Poli­tik­er ste­hen in den Gän­gen. Die Stim­mung ist gut. 

Heim­lei­t­erin Christa Zin­neck­er nen­nt die Wei­h­nachts­feier lieber „Jahresab­schluss-Par­ty”. „Ein Hoff­nungss­chim­mer” über­schreibt sie die aktuelle Lage am Lerchen­steig. 85 Bewohn­er leben dort, fast alle in Einzelz­im­mern. Das sind unge­fähr so viele wie in den let­zten Jahren. 2005 ist für junge Obdachlose ein Pro­jekt geplant, berichtet sie. Sie sollen in ein­er betreuten Wohnge­mein­schaft in der Stadt unterge­bracht werden. 

Für die älteren Bewohn­er am Lerchen­steig gilt weit­er­hin, sie zu einem möglichst nor­malen Leben zu motivieren, erk­lärt Zin­neck­er. Sie sollen wieder Ver­ant­wor­tung übernehmen, ler­nen mit Geld umzuge­hen und ihre pri­vat­en Sor­gen in den Griff zu bekom­men. Jed­er Bewohn­er wird indi­vidu­ell berat­en, soziale Kon­tak­te zu Bekan­nten und Fre­un­den außer­halb des Heimes wer­den gefördert. 

Mit dem neuen Haus sei auch ein neues Kli­ma in das Wohn­heim einge­zo­gen, berichtet die Heim­lei­t­erin. Ein Gemein­schafts­ge­fühl habe sich entwick­elt. Alle sor­gen mit dafür, dass das Gebäude sauber und ordentlich bleibt. Von wöchentlich wech­sel­nden Reini­gung­steams wird das Haus auf Vor­der­mann gebracht, es gibt Hausver­samm­lun­gen, bei denen Regeln für das gemein­same Wohnen besprochen wer­den. Bei­des hat es in dem Heim vorher nie gegeben. „Und es klappt”, sagt Zinnecker. 

Die Einzelz­im­mer sind ein großer Fortschritt, meint die Heim­lei­t­erin. „Sie kom­men den Bedürfnis­sen der Bewohn­er sehr ent­ge­gen.” Die Stim­mung sei viel entspan­nter. Aggres­sio­nen und Kon­flik­ten wür­den ein­fach­er gelöst. Das soziale Miteinan­der lebe auf. Die Obdachlosen besuchen sich in ihren Zim­mern, sitzen zusam­men, guck­en gemein­sam Fernse­hen. Auch Wei­h­nacht­en wer­den viele mit Bekan­nten aus dem Heim ver­brin­gen. Nur wenige Frauen und Män­ner sind zu Feiern in der Stadt und dem Umland eingeladen.

Inforiot