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Und Ramona sah zu

(ASTRID GEISLER, taz vom 3.5.) Die Stim­mung ist beson­ders lock­er heute. Ramona P. hockt vor den Tis­chen der Kumpels. Sie trägt enge Jeans, ein kurzes Son­nen­top. Jed­er im Gerichtssaal darf ihren pink­far­be­nen Tan­ga bestaunen, den gepiercten Bauchn­abel, ihre solar­i­umver­bran­nte Haut, während sie sich um die Fre­unde küm­mert, die seit fast einem Jahr in U‑Haft sitzen: Ob sie noch etwas Ess­bares organ­isieren solle bis zum Beginn der Ver­hand­lung? Einen Dön­er vielle­icht? “Ein halbes Schwein auf Toast”, blökt ein Kumpel aus dem Pub­likum­sraum. Das kommt an, die Män­ner auf der Anklage­bank lachen, dass ihre Muskeln wippen. 

Es geht hier nicht um geklaute Lip­pen­s­tifte oder eine Prügelei unter Halb­starken. Es geht um eine Gewal­torgie — ein Neon­azi-Ver­brechen, sagt die Staat­san­waltschaft. Den Angeklagten dro­hen bis zu 15 Jahre im Gefängnis. 

Acht Wochen ist es inzwis­chen her, dass die fünf jun­gen Leute im Landgericht Frank­furt an der Oder ihre Ver­sio­nen der Tat zu Pro­tokoll geben soll­ten. Trotzig klang Ramona P., 25, damals. “An den ganzen Scheiß kann ich mich so genau nicht mehr erin­nern! Sor­ry — so was hab ich auch noch nicht erlebt. Das war wie im schlecht­en Horrorfilm.” 

Viel hat Ramona P. gese­hen an jen­em Mor­gen im ver­gan­genen Juni, als die Dis­cothek “B5” schon dicht gemacht hat­te, aber die Par­ty noch weit­erge­hen sollte für sie und ihre Clique. Sie saß auf der Couch neben ihrer Fre­undin Stephanie L., 20, in ein­er engen Ein-Raum-Woh­nung im Plat­ten­bau­vier­tel Neu­beresinchen. Die bei­den waren den Kumpels gefol­gt, die hier etwas “regeln” woll­ten mit Bekan­nten — zuge­dröh­nt mit Bier und Dro­gen. Die Frauen schaut­en zu, wie es so lief, gut zweiein­halb Stun­den lang. Ange­blich amüsierten sie sich nicht schlecht auf dem Sofa, lacht­en, feuerten an, während die Fre­unde das nack­te Opfer schlu­gen, trat­en und verge­waltigten, mit allem, was sich dafür so auf die Schnelle in Küche und Bad fand. Mess­er, Sup­penkelle, Klobürste. 

Am Anfang, da sei die Stim­mung “eigentlich super” gewe­sen, berichtete Ramona P.: “Es waren halt nur alle besof­fen.” Am Ende pul­ste dem Opfer das Blut aus Kopfwun­den, es rann aus seinem After ver­mis­cht mit Kot, Gun­nar S. trug Brand­male eines Bügeleisens an Brust und Gesäß, Rip­pen waren gebrochen, der Darm war geris­sen. Der 23-Jährige hat­te Taubenkot gegessen, sein Erbroch­enes aufg­eleckt, Urin und Reini­gungsmit­tel getrunk­en. Er war dem Tod nahe. Er musste sich wieder anziehen, er durfte gehen. Auch Ramona P. ging mit ihrer Fre­undin und deren Ver­lobtem Daniel K., 21, nach Hause. Nie­mand rief die Polizei, nie­mand den Arzt. Dass das Opfer nicht verblutete, war Zufall. 

Wie ihr diese Stun­den vorgekom­men seien, wollte das Gericht später von Stephanie L. wis­sen: “Für mich war′s nicht o.k.”, sagte die junge Frau kühl. 

Manch­mal sitzen die Richter den Angeklagten gegenüber mit Mienen stumpf vor Rat­losigkeit, die Gesichter so ble­ich, dass man ihnen eine Kreis­lauftablette holen möchte oder wenig­stens einen starken Kaf­fee. Woher kommt diese Bru­tal­ität? Was bringt diese junge Frauen mit lack­ierten Fin­gernägeln und blondierten Pfer­de­schwänzen dazu, solchen Wider­wär­tigkeit­en zuzuse­hen? Müsste es nicht wenig­stens eine außergewöhn­liche Erk­lärung geben für diese beispiel­lose Tat? 

Gun­nar S. kan­nte die Clique nur lose, lief ihr in die Arme auf der Thoma­siusstraße, ein­er vergesse­nen Ecke, wo die Plat­ten­bausied­lung endet und man auf Bau­markt, Heizkraftwerk und die Schnell­straße dahin­ter blickt. Manchen Blocks ist kaum anzuse­hen, ob sie schon zum Abriss geräumt sind oder nur herun­tergekom­men, ihre Fas­saden sehen aus wie wund. Man möchte sich nicht vorstellen, was dahin­ter noch so geschieht, aber nie bekan­nt wird, weil es All­t­ag ist hier. In der Thoma­siusstraße 25 ließ eine Mut­ter im Juni vor sechs Jahren ihre Kleinkinder ver­dursten, die Nach­barn ignori­erten die Schreie. Vor der Haus­num­mer 5 schnappten sich die Män­ner ihren Bekan­nten Gun­nar S., “bat­en” ihn hinauf. 

Ange­blich, weil er die Tochter eines befre­un­de­ten Tax­i­fahrers verge­waltigt hat­te, weil man das nicht durchge­hen lassen kon­nte. Ein Gerücht? Weniger als das? Die 15-jährige Maria jeden­falls wusste den Richtern nichts Schlimmes zu berichten. 

Gun­nar S. war kein Erfol­gre­ich­er, eben­so wenig wie seine Peiniger. Ohne Beruf, ohne Plan, ohne Halt. Mit dem Unter­schied, dass er früher bei den Punks herumhing. Die angeklagten Män­ner schlossen sich den Neon­azis an. Der Staat­san­walt sieht darin ein Motiv. Die Täter hät­ten nicht nur aus pur­er Lust an Gewalt gequält, son­dern getrieben von “ein­er auf tief­ster Stufe ste­hen­den men­schen­ver­ach­t­en­den dumpfen recht­sex­trem­istis­chen Einstellung”. 

Kein­er der Anwe­senden bestre­it­et, was Daniel K. brüllte, als das Opfer vor ihm kni­ete, nackt, auf allen vieren: “Du bist nicht arisch! Du bist weniger wert als ein Hund!” Das Gericht hielt sich nicht lange auf mit den Sätzen des gescheit­erten Mau­r­erlehrlings, der zulet­zt seinen Wehr­di­enst absolvierte. Ver­mut­lich auch, weil aus dem Angeklagten dazu wenig her­auszukriegen war. Ihm sei das “ein­fach bloß einge­fall­en, weeß ick nicht”, brum­melte Daniel K. “Nicht arisch” bedeute “nicht deutsch, und dass das nicht nor­mal ist, wenn man ein kleines Mäd­chen sex­uell belästigt”. 

Gun­nar S. ist deutsch, aber da waren die Kumpels nicht pin­gelig. Man hat­te jeman­den für wert­los erk­lärt, man durfte draufhauen nach Herzenslust. Dass sich ger­ade Ron­ny B., 29, und David K., 24, diese Chance nicht ent­ge­hen ließen, es scheint fast zwangsläu­fig, angesichts ihrer Vorstrafen­reg­is­ter. Warum aber unter­nah­men die Frauen keinen Ver­such, ihre Fre­unde zu stop­pen? Wieso türmten sie nicht wenigstens? 

Die Richter haben Ramona P. und Stephanie L. genau das gefragt, immer wieder, stun­den­lang. Was sie hörten, waren Recht­fer­ti­gun­gen — Sätze, roh und so weit jen­seits der Scham­gren­zen, dass sie noch Wochen später im Gehör­gang kreiseln. Wie viel davon darf man über­haupt in die Zeitung schreiben? 

“Scheißende Angst” habe sie durch­lit­ten auf der Couch, sagt Ramona P. Ihre Fre­undin will sich “sog­ar das Pinkeln verknif­f­en” haben aus Furcht vor den “aus­get­ick­ten” Män­nern. Den Vor­wurf, sie hät­ten trotz­dem den Arzt rufen müssen, weist Ramona P. von sich: “Ich wusste nicht, dass er blutete, ich dachte, das ist Scheiße — wenn man jeman­dem etwas in den Hin­tern steckt, kommt nor­maler­weise Scheiße raus!” Und als Gun­nar sich wieder ange­zo­gen hat­te, sagt sie, da “sah man die Haut­fet­zen doch nicht mehr”. 

Ramona P. und Stephanie L. haben keine Vorstrafen, sind nie als recht­sex­trem aufge­fall­en. Wenn sie etwas mit den Haupt­tätern verbindet, dann ihre Lebens­geschicht­en. Geschicht­en, in denen die Angeklagten nicht nur Täter sind, son­dern auch Opfer. 

So beispiel­los das Ver­brechen an Gun­nar S. erscheint, Fach­leute wie der Berlin­er Poli­tik­wis­senschaftler Michael Kohlstruck erken­nen eine Rei­he von Merk­malen wieder, die sie für typ­isch hal­ten: Die Täter set­zen Schlag­worte aus der recht­sex­trem­istis­chen Ide­olo­gie ein, “ihre Tat hat aber offen­sichtlich kein poli­tis­ches Ziel”. Die Ver­brechen wer­den meist aus ein­er Gruppe her­aus verübt. Die Frauen ste­hen oft in Abhängigkeitsver­hält­nis­sen zu den Schlägern. Er kenne keinen Fall, wo die Ini­tia­tive nicht von den Män­nern aus­ging, sagt Kohlstruck: “Hät­ten die Män­ner nicht das Niveau von Gewalt vorgegeben — von den Frauen wäre das nie gekommen.” 

Kohlstruck beschäftigt sich am Zen­trum für Anti­semitismus­forschung der TU Berlin mit Recht­sex­trem­is­mus und Jugendge­walt. Sein­er Mei­n­ung nach ist der “Extrem­is­mus im Sozialver­hal­ten” der Täter typ­isch für solche Ver­brechen. Es sind Ver­brechen began­gen von jun­gen Leuten aus “Über­gangsszenen” — krim­inell, bru­tal, alkoholgetr&
auml;nkt. Szenen von Losern, Trinkern, Schlägern, jun­gen Leuten mit “erhöht­en Moral- und Sozial­i­sa­tions­de­fiziten”. Sie haben sich und ihre Biografien aufgegeben, lange vor dem 30. Geburtstag. 

Ramona P. zum Beispiel. Ihr Vater trank, die Mut­ter war tablet­ten­ab­hängig, der Stief­vater verg­ing sich an dem Mäd­chen. Ramona P. musste ins Heim. Mit 15 wurde sie schwanger, das Baby kam zu Pflegeel­tern, Ramona P. brachte ein zweites Kind zur Welt, ihre Aus­bil­dung schaffte sie nicht. Auch die mitangeklagte Fre­undin stammt aus ein­er kaput­ten Fam­i­lie, wurde als Jugendliche miss­braucht. Als Beruf gab sie dem Gericht “Assis­tentin in einem Dom­i­na-Stu­dio” an. 

Das psy­chol­o­gis­che Gutacht­en attestiert Ramona P. eine nor­male Intel­li­genz, aber schwere Per­sön­lichkeitsstörun­gen, darunter eine “affek­tiv ver­flachte Hal­tung den Gefühlen ander­er gegenüber”. Zu Stephanie L. notierte die Gutach­terin, die “emo­tionale Schwingungs­fähigkeit” der 20-Jähri­gen wirke “ver­min­dert”.

Stephanie L. und Ramona P. sehen nicht ein, wieso der Staat­san­walt ihnen Bei­hil­fe zu dem Ver­brechen vor­wirft. Sie bestre­it­en, ange­feuert oder gelacht zu haben. “Ich bin schuldig, weil ich keine Polizei gerufen habe”, sagte Ramona P. Son­st habe sie doch “nichts gemacht”. 

Selb­st umfassende Ein­sicht und Reue kön­nen fremd klin­gen, wenn sie kund­getan wer­den von einem wie dem Angeklagten Ron­ny B.: “Wat hier passiert is, dit is ein biss­chen zu fett gewe­sen”, ver­sicherte der 29-Jährige den Richtern. Er wolle sich “ganz her­zlich entschuldigen”. David K. beteuerte, inzwis­chen tue ihm das Opfer wirk­lich Leid: Die Sache sei ein­fach “scheiße” gelaufen. 

Ihr Opfer haben die fünf nicht mehr gese­hen seit jen­em Mor­gen im Juni. Gun­nar S. schleppte sich nach der Tat in seine Woh­nung. Ein Fre­und fand ihn, der Schw­erver­let­zte wurde notoperiert, ins Koma ver­set­zt, bekam einen kün­stlichen Darmausgang. 

Gun­nar S. sagte nur vor ein­er Videokam­era aus, seine Ärzte hat­ten gewarnt, ihn den Tätern nicht noch ein­mal auszuset­zen. Die öffentlichkeit bekam die Bilder nicht zu sehen. Bis heute lei­det der junge Mann an Flash­backs, Alp­träu­men, Angstzustän­den und kör­per­lichen Schmerzen. Er hat Frank­furt ver­lassen, er wollte sich das Leben nehmen. Unlängst wurde Gun­nar S. als schwerbeschädigt anerkan­nt. Er ist jet­zt Rentner.

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Bis zum nächsten Mal hier”

(von John­ny Cop) Das Amts­gericht Luck­en­walde verurteilte heute mor­gen den ein­schlägig vorbe­straften Neon­azi Mar­cel Clo­mann zu 8 Monat­en Haft und einem Schmerzens­geld über 1.000 Euro. Der Neon­azi hat­te sich am 25. März 2004 gemein­sam mit seinem Brud­er in Jüter­bog einem dunkel­häuti­gen Migranten in den Weg gestellt, als dieser ger­ade auf einem Fahrrad unter­wegs war. Bei­de beschimpften ihn ras­sis­tisch, Clo­mann fuhr dem Opfer mit seinem eige­nen Fahrrad weit­er hin­ter­her und schlug ihm schließlich bru­tal ins Gesicht. Gle­ichzeit­ig wurde die Anklage wegen dem Ver­wen­den ver­fas­sungswidriger Sym­bole ver­han­delt. Ein Polizist sagte aus, dass Clo­mann am 14. April ein Hak­enkreuz auf der Hand entblößte. 

Clo­mann ist groß und wahnsin­nig stäm­mig, es don­nert, als er die Trep­pen zum Gerichtssaal hochläuft. Er hat seine Frau mit­ge­bracht. Sie trägt Hosen im Mil­i­tary-Look und blondiertes kurzes Haar, ihr Gesicht ist ver­stein­ert. Bei­de wirken ang­ste­in­flößend und aggres­siv, wenn man den Dress­code Bran­den­burg­er Jugendlich­er ken­nt, man weiß in welche Ecke die bei­den gehören. Das Ehep­aar hat noch vier Kinder, sie beziehen Hartz-IV-Geld. 

Am läng­sten dauert das Ver­lesen der Vorstrafen von Clo­mann: Neben etlichen Verkehrs­de­lik­ten wurde er wegen Dieb­stahl, Wider­stand gegen die Staats­ge­walt, Belei­di­gung, sex­uellem Miss­brauch von Kindern, Verge­wal­ti­gung und der Ver­wen­dung ver­fas­sungs­feindlich­er Sym­bole verurteilt. Er hat mehrere Haft­strafen absitzen müssen und war ger­ade mal wieder auf Bewährung als er zuschlug. Der Bewährung­shelfer bescheinigt ihm eine geringe Intel­li­genz, Gewalt­bere­itschaft und ein großes Alkoholproblem. 

Der Prozess kön­nte schnell den Ein­druck erweck­en, Clo­mann sei nur ein armes Opfer, ein Opfer von Arbeit­slosigkeit, fehlen­der Intel­li­genz und Suchtkrankheit. Doch ist dies keine Entschuldigung oder auch Erk­lärung für eine ras­sis­tis­che, nazis­tis­che Weltan­schau­ung, wie sie Clo­mann zweifels­frei hat. 

Sein Vertei­di­ger plädierte am Ende für Freis­pruch: Clo­mann habe nur aus Notwehr gehan­delt, “der Afrikan­er”, so der Anwalt weit­er, “wollte sich für die Belei­di­gun­gen, die nur der Brud­er des Angeklagten rief, rächen und holte mit seinem Ruck­sack aus”. Die Staat­san­wältin beantragte 1 Jahr und zwei Monate Haft und beze­ich­nete die Darstel­lun­gen des Vertei­di­gers “als abso­lut lächer­lich und wider­sprüch­lich”. Am Ende der Ver­hand­lung ver­ließ Neon­azi Clo­mann sofort den Raum. Seine Frau watschelte hin­ter­her und grüßte läs­sig zum Abschied mit: “Bis zum näch­sten Mal hier”.

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Landes-Polizei entschuldigt sich für SEK-Übung in Berlin

Die Bran­den­burg­er Polizeibehör­den haben sich für die unangemeldete Übung
eines Spezialein­satzkom­man­dos (SEK) in Berlin entschuldigt. “Der Fehler
liegt bei uns”, räumte gestern der Sprech­er des Lan­deskrim­i­nalamtes in
Eber­swalde (LKA), Toralf Rein­hardt, ein. 

Am Dien­stag hat­ten 20 bis 25 SEK-Beamte in Berlin-Licht­en­berg den Einsatz
bei ein­er Geisel­nahme geübt. Nach der Alarmierung durch einen Passanten
waren Berlin­er Beamte angerückt und hat­ten ihre bran­den­bur­gis­chen Kollegen
gestoppt (die RUNDSCHAU berichtete). 

LKA-Direk­tor Dieter Büd­de­feld werde sich in der kom­menden Woche mit seinem
Berlin­er Amt­skol­le­gen tre­f­fen, sagte Rein­hardt. Es seien Maßnahmen
ein­geleit­et wor­den, um solche Vor­fälle kün­ftig auszuschließen.

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Seelower Raum als mögliches Gen-Mais-Zentrum?

Alt­lang­sow (MOZ) Das frisch bestellte Feld sieht gewöhn­lich aus — ist es aber nicht. Hier wurde Gen-Mais MON810 des US-Saatgutkonz­erts Mon­san­to aus­gesät. “Es wird viel darüber gere­det, aber die wenig­sten wis­sen doch, wo wirk­lich Gen-Mais wächst”, sagt Hen­ning Strodthoff, der bei Green­peace Deutsch­land für den Bere­ich Land­wirtschaft zuständig und eigens aus dem Ham­burg­er Stamm­sitz des Vere­ins ins Oder­bruch gekom­men ist. Mit rund 50 weit­eren Helfern hat er den Ack­er bei Alt­lang­sow mit gel­ben Hin­weiss­childern gekennzeichnet.

“Seelow gehört zu den größten Stan­dorten für Gen-Mais in Deutsch­land”, erk­lärt Strodthoff, weshalb Green­peace sich aus­gerech­net diesen Ack­er zum Protest aus­ge­sucht hat. Er wird von der LVG Seelow bewirtschaftet. Dass die LVG 81 von 119 Hek­tar angemelde­ten Anbau­fläche jüngst wieder zurück gezo­gen hat, reicht Green­peace nicht. Ein­er­seits fordern die Umweltak­tivis­ten einen generellen Stopp für den Anbau von Gen-Mais, ander­er­seits ver­mutet Strodthoff, dass im Raum Seelow eine Art “Gen-Mais-Zen­trum angestrebt werde”. Das Inter­esse an der LVG Seelow an Mon­san­to-Saatgut sei offen­bar so groß, spekuliert Strodthoff, “weil der Leit­er der Pro­duk­ten­twick­lung von Mon­san­to Deutsch­land aus­gerech­net der Ehe­mann der Seelow­er LVG-Chefin ist.” Für den Green­peace-Aktivis­ten ist es deshalb kein Zufall, dass sich aus­gerech­net in Märkisch-Oder­land die meis­ten Gen-Mais-Stan­dorte in Deutsch­land befinden.

“Nach unseren Recherchen bewirtschaften in Deutsch­land zehn Gen-Mais-Befür­worter etwa 85 Prozent der Gesamt­fläche”, sagt Strodthoff. Ander­er­seits habe bei vie­len Bauern ein Umdenken einge­set­zt. Von den rund 1000 Hek­tar geplanter Anbau­fläche seien inzwis­chen bun­desweit 269 Hek­tar wieder zurück­ge­zo­gen wor­den. “Dabei hat sich­er das jet­zt im Inter­net einzuse­hende Feld­kataster Wirkung gezeigt”, so Strodthoff. Den­noch wüssten viele Grundbe­sitzer gar nicht, dass die Pächter ihrer Flächen Gen-Mais-Anbau pla­nen oder betreiben. Es fehle eine Kartenüber­sicht, die einen konkreten Überblick ermögliche. Bei den LVG-Flächen haben sich ein Teil der angemelde­ten Gebi­ete zum Beispiel als Fried­hof oder Pfer­dekop­pel her­aus­gestellt. “Der Grundbe­sitzer kann Ein­fluss auf das nehmen, was mit seinem Boden geschieht”, so Strodthoff. 

Auch Nach­barn wür­den im Gespräch mit Gen-Mais-Befür­wortern viel Pos­ti­tives bewirken kön­nen. In Märkisch-Oder­land bedro­he der Gen-Mais-Anbau der LVG Seelow nach Strodthoffs Ansicht die Land­wirtschaft in unmit­tel­bar­er Umge­bung. Dort gibt es eine von 50 gen­tech­nikfreien Zonen in Deutsch­land, zu der sich 30 Betriebe mit rund 16 400 Hek­tar zusam­mengeschlossen haben.

Der Mon­san­to-Mais pro­duziert ein Gift gegen einen Pflanzen­schädling, das auch auf nüt­zliche Insek­ten wirkt. Weit­ere Wirkun­gen sind weit­ge­hend unerforscht.

http://www.moz.de/showArticle.php?OPENNAV=lokales&SUBNAV=seelow&ID=56717

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Herrentag in Woltersdorf rechtsdominiert

Am 5. Mai ste­ht uns wieder ein­mal der sogenante “Her­rentag” bevor an dem
beson­ders unsym­pa­this­che Zeitgenossen, darunter nicht wenige Nazis,
herumziehen, sich betrinken und dann wahlweise Pas­san­ten, Frauen oder
Migranten belästigen. 

Auch bei uns in der Region Erkn­er-Wolters­dorf kam es in den vergangenen
Jahren zu Vor­fällen und Über­grif­f­en durch Nazis an diesem Tag. Beson­ders an
den Strän­den der umliegen­den Seen kam es häu­fig zu Ansamm­lun­gen von Nazis
und besof­fe­nen Pro­lls. Ein Bren­npunkt in den ver­gan­genen Jahren war der
soge­nan­nte “Weiße Strand” in Wolters­dorf am Flak­ensee. Unser Ziel ist es,
den feiern­den Faschis­ten aus Berlin und Bran­den­burg, die dort jedes Jahr
ein­fall­en, diesen Tag zu versauen. 

Wir haben uns entschlossen in diesem Jahr in der Nähe dieses Stran­des mit
ein­er kleinen “Gegen­par­ty” präsent zu sein, um einen Anlauf­punkt für alle
Men­schen zu bieten, die dieses sich alljährlich wieder­holen­den Trauerspiel
satt haben. 

Kommt ab 17 Uhr nach Woltersdorf!

Zur Anreise: Mit der Berlin­er S‑Bahn S3 bis Rahnsdorf,
von dort mit der Tram 87 bis zur End­hal­testelle Schleuse
Wolters­dorf befind­et sich im Berlin­er Tar­if­bere­ich C.

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Trauern um den Naziopa

(Quelle: Juri Eber Am 21. April 2005 posi­tion­ierte sich die extreme Rechte Fürsten­waldes, in Form der NPD und ihrer Zeitung die Deutsche Stimme, in der Innen­stadt Fürsten­waldes um zu
trauern. Ca. 30 Neo-Nazis hiel­ten eine Mah­nwache an der Tuch­mach­er­straße ab um ihre Gedanken an die, gefal­l­enen deutschen Sol­dat­en zu ver­schwen­den. In weni­gen Metern
Ent­fer­nung befan­den sich 20 Antifaschist_innen und ca. 20 Punks. Von “nor­malen” Bürger_innen und der so oft kon­stru­ierten Zivilge­sellschaft war nicht viel zu sehen.
Sie bracht­en eine “gegen” Kundge­bung zus­tande die nach 2 Stun­den fer­tig war. 

Inhaltlich allerd­ings waren die Unter­schiede nicht gravierend kon­trär zu den der
Neo-Nazis. Auch sie trauerten um die deutschen Zivilis­ten, die bei den
Bombe­nan­grif­f­en umka­men. Jenes ist allerd­ings nur die Wahrnehmung von Deutschen, die
von den antifaschis­tis­chen Tat­en der Alli­ierten nichts hören wollen, son­dern lieber
um ihre “Volksgenossen”, die den Nation­al­sozial­is­mus stützten, trauern. 

So macht­en Antifaschist_innen ihren Unmut über die Neo-Nazis und ihren deutschen
Kam­er­aden kundig und skandierten sin­nvolle Parolen, wie z.B. “Bomber Har­ris — do it
again”, “Luft, Luft, Luftan­griff”, “Ihr habt den Krieg ver­loren” und “Oma, Opa und
Hans-Peter keine Opfer son­dern Täter”.

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Der 60. Jahrestag in Oranienburg

(Hagalil) Am 23. April 2005 ver­anstal­tete die Antifaschis­tis­che Gruppe Oranien­burg [A.G.O.] anlässlich des 60. Jahrestags der Befreiung des Konzen­tra­tionslagers Sach­sen­hausen, am 22.
April 1945, eine Gedenkver­anstal­tung. Mit dieser woll­ten sie nach eige­nen Angaben den Opfern des Nation­al­sozial­is­mus gedenken und den Alli­ierten danken. Anna Blume sprach einen
Tag zuvor mit Judith Schäfer, der Press­esprecherin der AGO

Blume: Bere­its vom 14 bis 18. April 2005 fan­den die offiziellen Feier­lichkeit­en der 

Stiftung bran­den­bur­gis­che Gedenkstät­ten statt, an denen Hun­derte Über­lebende teilnahmen. 

Warum habt ihr euch als Gruppe an diesen nicht beteiligt, son­dern stattdessen ein eigenes 

Gedenken organ­isiert?

Schäfer: Die Gründe dafür sind viel­seit­ig. Sie reichen von den aktuellen Ereignis­sen um 

NPD und DVU über die Ver­anstal­tun­gen der Stadt Oranien­burg und des Bürg­er­meis­ters zum 60. 

Jahrestag der Bom­bardierung bis hin zu dem, was all­ge­mein unter “Bran­den­bur­gis­chen

Gedenkpoli­tik” sub­sum­miert wird. 

Blume: In eur­er Presseerk­lärung berichtet ihr kurz von einem Eklat im Kreistag, als sich 

ein NPD Abge­ord­neter zu Wort meldete. Was genau geschah damals? 

Schäfer: Am 25. Feb­ru­ar diesen Jahres meldete sich der NPD Abge­ord­nete Mario Popiela 

erst­mals seit 2 jähriger Amt­szeit im Kreistag zu Wort. Damals ging es um die 

Feier­lichkeit­en zum 60. Jahrestag der Befreiung des Konzen­tra­tionslagers Sachsenhausen. 

Sein­er Mei­n­ung nach kön­nen man nicht den Opfern des Konzen­tra­tionslagers ohne denen des 

Spezial­lagers gedenken. Damit wer­den Täter zu Opfern gemacht, der Nation­al­sozial­is­mus als 

eine Dik­tatur unter vie­len rel­a­tiviert und die Opfer verhöhnt. 

Blume: Wie reagierten die restlichen Abge­ord­neten beziehungsweise das Pub­likum auf diese 

Äußerun­gen?

Schäfer: Viele Abge­ord­nete ver­ließen, ähn­lich wie im säch­sis­chen Land­tag, den Saal. 

Lediglich der sich im Pub­likum befind­liche stel­lvertre­tende Lan­desvor­sitzende der NPD

Detlef Appel, applaudierte. Die restlichen Anwe­senden nah­men dies mehr oder weniger 

schweigend zur Ken­nt­nis. Das Ganze wurde zwar medi­al nach­bere­it­et, aber zu einer 

inhaltlichen Auseinan­der­set­zung kam es nicht. Damit haben wir allerd­ings auch nicht 

gerech­net, schließlich passen die Worte Popielas inhaltlich gut in den aktuellen deutschen 

Erin­nerungs­diskurs. An sich hat Popiela nichts anderes gesagt, als viele der Men­schen in 

Oranien­burg, zu denen nun ein­mal auch Abge­ord­nete gehören, denken. 

Blume: Kannst du diese doch etwas gewagte These mit Beispie­len aus Oranien­burg und 

Umge­bung belegen? 

Schäfer: Im Rah­men der Feier­lichkeit­en der Stadt zum 60. Jahrestag der Bombardierung 

Oranien­burgs kam dies beson­ders deut­lich zum Aus­druck. Auf dem Städtis­chen Fried­hof wurde 

den Opfern des KZ Sach­sen­hausen auf ein­er Ebene mit den gefall­en Wehrmachtssoldaten 

gedacht. Und bei der Enthül­lung ein­er entschärften Fliegerbombe als Mah­n­mal gegen Krieg 

einen Tag zuvor wurde betont, dass wir als Oranien­burg­er durch die andauernden 

Bombe­nentschär­fun­gen noch heute unter dem II. Weltkrieg Lei­den wür­den. Das viele 

Zwangsar­beit­er und Häftlinge der Konzen­tra­tions- und Arbeit­slager, sofern sie noch leben, 

unter den Fol­gen ihrer Internierung noch heute lei­den und nicht ein­mal annähernd 

Entschädi­gung erfahren haben fand keine Erwähnung. 

Blume: Du hast vorhin auch “Bran­den­bur­gis­che Gedenkstät­ten­poli­tik” als Grund für die 

Nicht­teil­nahme und Organ­i­sa­tion eines eige­nen Erin­nerns genan­nt. Kannst du vielle­icht kurz 

erk­lären, was ihr unter dem Begriff “Bran­den­bur­gis­ch­er Gedenkpoli­tik” ver­ste­ht und was 

eure Kri­tik daran ist. 

Schäfer: Die Stiftung bran­den­bur­gis­che Gedenkstät­ten ver­sucht auf dem Gelände des 

ehe­ma­li­gen Konzen­tra­tionslagers Sach­sen­hausen sowohl den Opfer dieses als auch den 

Inhaftierten des Spezial­lagers Sach­sen­hausen zu gedenken. So zum Beispiel ste­ht auf dem 

Gelände des ehe­ma­li­gen Konzen­tra­tionslagers eine Gedenk­tafel für die Inhaftierten des 

Spezial­lagers Sach­sen­hausen. In diesem Spezial­lager waren 60000 Men­schen inhaftiert. Von 

ihnen waren 80% ohne Zweifel mit­tlere und höhere Naz­i­funk­tionäre. Durch die schlechte 

Ver­sorgungslage nach dem Krieg star­ben dort 12.000 Men­schen. Von ein­er Vernichtungsabsicht 

und der Internierung von haupt­säch­lich Unschuldigen, wie dies oft­mals behauptet wird, kann 

nicht die Rede sein. 

Blume: Wurde bei den offiziellen Feier­lichkeit­en zum 60. Jahrestag ver­sucht den Opfern des 

Konzen­tra­tionslagers Sach­sen­hausen als auch den Inhaftierten des Spezial­lagers zu 

gedenken?

Schäfer: Nicht direkt. Es wurde, wie auch im let­zten Jahr, der “Union der Opfer 

kom­mu­nis­tis­ch­er Gewaltherrschaft” trotz Ein­wände einiger Grup­pen ges­tat­tet einen Kranz 

nieder­legen. Im let­zten Jahr stand darauf: “Die Opfer der kom­mu­nis­tis­chen Gewaltherrschaft 

gedenken den Opfern aller Dik­taturen”, damit negierten sie die Sin­gu­lar­ität der Shoa und 

lassen den Nation­al­sozial­is­mus als eine schlimme Dik­tatur unter vie­len erscheinen. 

Ähn­lich­es tat Joseph Fis­ch­er 1999, als er auf dem Balkan eine zweites Auschwitz verhindern 

wollte. Er durfte dieses Jahr beim zen­tralen Gedenken an der Sta­tion Z reden. 

Blume: Gab es noch weit­ere neg­a­tive Höhep­unk­te bei den Feierlichkeiten? 

Schäfer: Ja. 2 Mit­glieder der Kam­er­ad­schaft “Märkisch­er Heimatschutz” mussten durch den 

Sicher­heits­di­enst ent­fer­nt wer­den. An dieser Stelle müssen wir diesem beziehungsweise den 

Ver­ant­wortlichen ein Lob aussprechen. Nach­dem sie darauf aufmerk­sam gemacht wur­den, dass 

sich Neon­azis auf dem Gelände aufhiel­ten, nah­men sie die Per­son­alien von diesen auf und 

ver­wiesen sie umge­hend des Geländes. 

Blume: Eure Ver­anstal­tung find­et nun eine Woche nach den offiziellen Feierlichkeiten 

statt. Wie wird diese ablaufen? 

Schäfer: Wir tre­f­fen uns am 23. April um 12 Uhr an der Lager­mauer der Sta­tion Z. Zunächst 

wer­den wir 3 Rede­beiträge vor­lesen, anschließend Kränze und Blu­men nieder­legen. In den 

Rede­beiträ­gen wird zum einen noch mal kurz erk­lärt, warum wir eine eigene 

Gedenkver­anstal­tung für notwendig erachteten und was wir an der Stiftung brandenburgische 

Gedenkstät­ten kri­tisieren. Zum anderen wer­den die Geschichte des Konzentrationslagers 

Sach­sen­hausen kurz dargestellt und Gedichte von ehe­ma­li­gen Häftlin­gen vorgelesen. 

Blume: Bere­its im Vor­feld eur­er Ver­anstal­tung habt ihr an ver­schieden­sten Orten in 

Oranien­burg Trans­par­ente aufge­hangen. Was war die Inten­tion dieser Aktion? 

Schäfer: Heute in den frühen Mor­gen­stun­den haben wir an drei Orten Transparente 

aufge­hangen um diese his­torischen Orte wenig­stens für einen Tag wieder in das Bewusstsein 

der Oranien­burg­er zu holen. Der Jüdis­che Fried­hof war ein­er dieser Orte. Auf ihm fand vor 

68 Jahren die let­zte Beiset­zung statt. Im Nation­al­sozial­is­mus wurde er mehrfach 

geschän­det. Ein weit­er­er Ort war das sow­jetis­che Ehren­mal. Dort bedank­ten wir uns bei der 

Roten Armee für die Befreiung des Konzen­tra­tionslagers Sach­sen­hausen vor 60 Jahren. Der 

Dritte war der LIDL Super­markt in der Berlin­er Straße. Auf ihm standen bis zum Bau des 

Super­mark­tes die Über­reste des ehe­ma­li­gen Konzen­tra­tionslagers Oranien­burg. Die 

Trans­par­ente hin­gen größ­ten­teils noch viele Stun­den später, weswe­gen wir von einer 

pos­i­tiv­en Res­o­nanz aus­ge­hen. Gle­ich­es gilt auch für unsere Ver­anstal­tung am Samstag. 

Blume: Ich wün­sche euch dafür viel Erfolg und bedanke mich für das Interview.

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Rechte Ideologie schleicht sich durch die Hintertür ein

Der klas­sis­che Neon­azi mit Springer­stiefeln und Bomber­jacke ver­schwindet aus
dem Stadt­bild von Cot­tbus. Kein Grund zum Aufat­men: Die rechtsextreme
Ide­olo­gie schle­icht sich bei den Jugendlichen der Stadt mehr und mehr durch
die Hin­tertür ein, wie Sozialar­beit­er und Poli­tik­er beobachten. 

Schock­iert zeigte sich Mar­ti­na Münch, Vor­sitzende des Vere­ins «Cot­tbuser
Auf­bruch» , nach dem Besuch ein­er 10. Klasse der Sandow­er Realschule.
«Manche Schüler erk­lärten, es gäbe zu viele Aus­län­der in Cot­tbus, die uns
die Arbeit weg­nehmen wür­den. Im gle­ichen Atemzug beteuerten sie, Nazis zu
ver­ab­scheuen.» Ihr pflichtet Rose­marie Effen­berg­er vom Jugen­damt bei, die
sich mit Jugendlichen der Stadt unter­hielt. «Auch dort hörte ich die
Ansicht, in Cot­tbus wür­den zu viele Aus­län­der leben.» Dies sei ausgerechnet
nach ein­er Vor­führung des Films «Die Frau des let­zten Juden — eine
Spuren­suche in Cot­tbus» passiert. 

Tat­säch­lich schätzen viele junge Cot­tbuser den Aus­län­der­an­teil zu hoch ein.
Sabine Rack (21) sagt: «Es sind wohl um die zehn Prozent.» Alexan­der Deckert
(18) erk­lärt: «Ich nehme an, es sind 12 bis 13 Prozent.» Und Robert Ziebe
(17) glaubt: «30 bis 40 Prozent der Ein­wohn­er in Cot­tbus stam­men aus dem
Aus­land.» Kon­fron­tiert mit den wirk­lichen Zahlen, reagieren sie alle
verblüfft: Nach Auskun­ft von Hei­di Gilis, Lei­t­erin der Sta­tis­tik­stelle der
Kom­mune, beträgt der Aus­län­der­an­teil derzeit 3,6 Prozent — die meis­ten von
ihnen leben in Ströb­itz, in der Nähe der Bran­den­bur­gis­chen Technischen
Uni­ver­sität (BTU). Doch sie ver­lassen ihre gewohnte Umge­bung kaum, wie
Sozialar­beit­er Roman Frank beobachtet: «Man sieht sie ja höch­stens mal beim
Einkaufen in der Spree Galerie.» Deshalb hält er es für nötig, dass Lehrer
ihre Schüler mit der Real­ität kon­fron­tieren: «Viele Jugendliche sind sicher
ein biss­chen welt­fremd, weil sie zu wenig in anderen Gegen­den Deutschlands
herumkommen.» 

Damit nicht genug: Die Zahl recht­sradikaler Straftat­en in Cot­tbus nimmt
weit­er zu (siehe Hin­ter­grund). So meldete Toralf Rein­hardt vom
Lan­deskrim­i­nalamt für 2003 noch 36 Pro­pa­gan­da-Delik­te: «2004 waren es
bere­its 39.» Und das, obwohl Frank Töpfer, Sozialar­beit­er in Schmellwitz,
fest­stellt: «Es gibt immer weniger klas­sis­che Neon­azis in Cottbus.» 

Wie passt bei­des zusam­men« Nach Töpfers Worten passen sich Rechtsradikale
seit eini­gen Jahren in ihrem äußeren Erschei­n­ungs­bild an, sie versuchen,
weniger aufz­u­fall­en — und greifen zugle­ich Reizthe­men auf, von denen sie
wis­sen, dass Fam­i­lien sie beim Aben­dessen disku­tieren. Aktuelles Beispiel:
«Hartz IV» . Als die Gew­erkschaft «Ver­di» im ver­gan­genen Herb­st am
Oberkirch­platz zu Demon­stra­tio­nen gegen die neuen Geset­ze aufrief, sprang
die Deutsche Volk­sunion (DVU) auf den Zug auf — mit Wahlplakat­en wie
«Schnau­ze voll» Dies­mal DVU — die Quit­tung für die Bonzen» . «Die rechte
Szene hat sich geän­dert» , urteilt Töpfer. «Das geht so weit, dass sie
Sym­bole ver­wen­det, die ursprünglich aus der Antifa-Ecke kom­men.» Mit
ver­wirren­den Fol­gen: Neon­azis tra­gen Palästi­nensertüch­er, sie schmück­en ihre
T‑Shirts mit Porträts des Befreiungskämpfers Che Gue­vara, und sie hören
Bands wie «Ton, Steine, Scher­ben» , als deren Man­agerin einst die
Grü­nen-Poli­tik­erin Clau­dia Roth arbeit­ete. «Ich halte dabei eine Frage für
wichtig» , erk­lärt Töpfer: «Han­delt es sich um eine Strategie?» 

Falls dies der Fall ist, muss sie nicht in jedem Fall ver­fan­gen. So
schilderten Mit­glieder des Vere­ins «Cot­tbuser Auf­bruch» bei ihrer Sitzung in
der vorigen Woche, wie Jugendliche am Brun­schwig­park zwei ausländische
Stu­den­ten beschimpften und bis in einen benach­barten Super­markt verfolgten.
Dort stießen die Recht­sradikalen jedoch auf klaren Wider­stand: Mehrere
Kun­den des Mark­tes protestierten laut­stark gegen ihre Pöbeleien, die
Jugendlichen zogen wieder ab. Reak­tion der Vere­insvor­sitzen­den Martina
Münch: «Das nenne ich echte Zivilcourage.» 

Hin­ter­grund Straftaten-Statistik

Für das Jahr 2004 meldet das Lan­deskrim­i­nalamt 60 rechts motivierte
Straftat­en aus Cot­tbus, eine mehr als im Jahr zuvor. Im Detail heißt das:
elf Gewalt­de­lik­te, 39 Pro­pa­gan­dade­lik­te, zehn sonstige.

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Sechs Jahre Haft für Neonazi gefordert

MÜNCHEN Im Prozess um den geplanten Anschlag auf das jüdis­che Kulturzentrum
in München, bei dem auch der aus Luck­en­walde stam­mende Alexan­der Maetzing
auf der Anklage­bank sitzt, wer­den heute die Urteile erwartet. Beschuldigt
wer­den vier als recht­sex­trem und gewalt­bere­it eingestufte junge Män­ner unter
Führung des Neon­azi Mar­tin Wiese. Sie sollen einen Bombe­nan­schlag bei der
Grund­stein­le­gung für das Kul­turzen­trum am 9. Novem­ber 2003 geplant haben.
Bei ihrer Fes­t­nahme stell­ten Polizei und Staat­san­waltschaft Schuss­waf­fen und
Spreng­ma­te­ri­alen sich­er. Die Anklage des Gen­er­al­bun­de­san­walts lautet auf
“Mit­glied­schaft in ein­er ter­ror­is­tis­chen Vere­ini­gung” und “Vor­bere­itung von
Sprengstoffverbrechen”. 

Maet­z­ing galt als Wieses Stel­lvertreter im Führungszirkel der so genannten
“Kam­er­ad­schaft Süd”. Der 29-Jährige war schon zu Prozess­be­ginn zu Aussagen
bere­it, mit denen er vor allem Rädels­führer Wiese belastete. Anfang März
legte er über­raschend ein umfan­gre­ich­es Geständ­nis ab. Darin bestätigt er,
dass die Gruppe sich Sprengstoff für Anschläge beschafft hat­te. Ein
möglich­es Ziel sei die kün­ftige jüdis­che Kul­turstätte gewe­sen. “Für keines
der möglichen Ziele gab es eine detail­lierte Pla­nung”, ver­las sein Anwalt
laut Presse­bericht­en. Die Bun­de­san­waltschaft hat für Maet­z­ing eine
Haft­strafe von sechs Jahren gefordert. 

Der gel­ernte Zim­mer­er wohnte nach Angaben der Staat­san­waltschaft bis zu
seinem 14. Leben­s­jahr in Luck­en­walde. Die Fam­i­lie zog nach Bay­ern. Maetzing
fand später eine Beschäf­ti­gung in der Nähe von München. Er ist geschieden
und hat zwei Kinder, die bei sein­er Ex-Frau leben. Die Maet­z­ings im Süden
des Land­kreis­es Tel­tow-Fläming sind nach eige­nen Angaben nicht mit ihm
verwandt.

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Der Führer im Bunkertest

Mon­tagabend im Marstall, gle­ich nach der Tor­tur von fast drei Stun­den “Der
Unter­gang” des Regis­seurs Oliv­er Hirsch­biegel, fan­den sich die Tapfersten
der Tapfer­en zur Podi­ums­diskus­sion im Kinosaal wieder. Bei hochsommerlicher
Bunker­hitze begann das kollek­tive “Nach­denken über Deutsch­land” mit einer
Anmod­er­a­tion der Chefin des Vere­ins der Fre­unde und Förder­er des Filmmuseums
Maria Conze. Wie viele der Kri­tik­er des Films hat­te sie dem millionenfachen
Besuch in der beton­grauen Wohn­stube des parkin­sonkranken Führers nur einen
unadressierten Fra­genkat­a­log ent­ge­gen­zuhal­ten. Mit “Was soll das?” und
“Hil­ft dieser Film?”, aber auch “Was sollen wir bei Hitler zu Hause?” begann
ihre Män­gel­liste und endete mit dem schw­er beant­wort­baren Rät­sel, ob “der
Film etwas geän­dert hat”. 

Auch auf dem Podi­um über­wogen deut­lich Skep­sis und Küm­mer­nis in der
Bew­er­tung der Darstel­lung von Hitlers finalem Infer­no aus den Gän­gen unter
der Reich­skan­zlei. Der Pub­lizist Rafael Selig­man amüsierte sich über das
Erschreck­en wegen der men­schlichen Züge des Dik­ta­tors. “Er war ja kein
Ele­fant”, sprach er und kri­tisierte die zweifel­hafte Aufmerk­samkeit, mit der
sich die Medi­en dem The­ma Nation­al­sozial­is­mus wid­men. “Die let­zte Zofe wird
aus­ge­graben, die nochmal wau sagt”, befand er und bekam dafür spontanen
Applaus. 

Der Gespräch­sleit­er Wol­fram Weimer hat­te in der stel­len­weise ins Persönliche
abrutschen­den Debat­te wenig Mühe, den Gesprächs­fluss am Laufen zu halten,
zumal sich Kon­rad H. Jarausch vom Zen­trum für Zei­this­torische Forschung als
Befür­worter des Unter­gangsstreifens “out­ete” und sich somit ganz
unbe­ab­sichtigt als “Watschen­mann” anbot. Der Schlagab­tausch zwis­chen ihm und
seinem Tis­chnach­barn Selig­man nor­mal­isierte sich erst, als Jarausch den
Anti­semitismusver­dacht im Sprachge­brauch der Deutschen mit “Ich bin ja
Amerikan­er!” auskonterte. 

Auch Thomas Krüger wollte als Präsi­dent der Bun­deszen­trale für politische
Bil­dung dem Streifen jegliche pos­i­tiv­en Aspek­te absprechen. Der Film sei zu
lang, die Schüler hiel­ten ihn nicht durch und außer­dem wäre er “für die
film­päd­a­gogis­che Arbeit nicht geeignet”. Als gelun­ge­nes Beispiel der
Aufar­beitung von Zeit­geschichte ver­wies er auf “Good bye Lenin!”, der als
Film nicht nur Diskus­sio­nen in Gang geset­zt hätte, son­dern das The­ma DDR
medi­en­wirk­sam vervielfältigte und gesamt­deutsche Zeit­geschichte etablierte.
Krügers Hauptvor­wurf an “Der Unter­gang”, dass der Film trotz sein­er Länge
den Kon­text des Bunkers nie ver­lässt, weil er “den Mord an sechs Millionen
Juden und den Krieg in Rus­s­land” ausspart. 

Das Pub­likum im Saal allerd­ings meldete sich dann mit teil­weise bewegenden
pos­i­tiv­en Bew­er­tun­gen auch noch zu Wort. “Ich finde es ganz inter­es­sant zu
zeigen, wie es kommt, die Men­schen blind zu machen”, sagte ein
Krieg­steil­nehmer. Der Gespräch­sreigen endete so wie er begann mit vielen
Fra­gen und Wün­schen. Die inter­es­san­teste Bitte for­mulierte Rafael Seligman:
“In jedem von uns steckt ein Stück Verkom­men­heit. Darüber würde ich gerne
einen Film sehen.”

Inforiot