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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Der „braune“ Teddy-Bär als Feigenblatt

Die neon­azis­tis­chen Ini­tia­toren der ras­sis­tis­chen Face­book-Seite „Frankfurt/Oder wehrt sich“ ver­suchen sich in Bürg­ernähe. Auf der Seite wird dazu aufge­fordert, Spiel­sachen für „deutsche“ Kinder zu sam­meln. Dass auss­chließlich für „deutsche“ Kinder — beziehungsweise für jene, die die Macher*innen für solche hal­ten – gesam­melt wird, sollte hell­hörig machen. Hin­ter den Kulis­sen wird das ganze von jen­er Grup­pierung organ­isiert, die bere­its einen ras­sis­tis­chen Auf­marsch in Frank­furt (Oder) am 17.01.2015 ini­ti­iert hat. Anmelderin dieser Demon­stra­tion war Franziska Koss.

Macht mit den Neonazis gemeinsame Sache: Christine Toon betreibt neben einem Partyservice auch einen Getränkehandel
Macht mit den Neon­azis gemein­same Sache: Chris­tine Toon betreibt neben einem Par­ty­ser­vice auch einen Getränkehandel

Zum Glück fall­en nicht alle auf die ver­meintlich harm­lose Aktion rein. Das Man­age­ment des Frank­furter Südring Cen­ters weigerte sich, als Abgabeort für die Spenden zu fungieren. In einem Schreiben an die antifaschis­tis­che recherchegruppe frank­furt (oder) heißt es: „Für diese Ver­anstal­tung wird es auch vom Südring Cen­ter keine Genehmi­gung geben.“ Chris­tine Toon, die Betreiberin von „Tina’s Par­ty­ser­vice“ hinge­gen scheint keine Berührungsäng­ste mit den Neon­azis zu haben. Mit­tler­weile präsen­tieren die besorgten Bürger*innen auf ihrer Face­book-Seite die ersten “Spenden”. T‑Shirts des Neon­aziver­sandes Itsh84u- Streetwear. Dieser wird von Alexan­der Ulrich aus Karstädt (Prig­nitz) betrieben.
Völkische T-Shirts für deutsche Kinder: der Neonaziversand Itsh84u-Streetwear spendete bereits
Völkische T‑Shirts für deutsche Kinder: der Neon­aziver­sand Itsh84u-Streetwear spendete bereits

Rassist*innen bleiben Rassist*innen – auch wenn sie sich kinder­lieb geben. Wer sie nicht kon­se­quent isoliert und jegliche Zusam­me­nar­beit mit solchen Organ­i­sa­tio­nen ver­weigert, beg­ibt sich in die Gefahr, als Feigen­blatt für Ras­sis­mus und Men­schen­ver­ach­tung zu dienen.
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Antifaschismus

Spaziergang von BraMM-Pegida entpuppt sich als Neonaziveranstaltung

Der BraMM-Pegi­da-Spazier­gang
Ab 18:00 Uhr riefen die Organisator_innen zur Auf­tak­tkundge­bung der BraMM auf, bis kurz vor 18:30 blieb der Kundge­bung­sort jedoch mit cir­ca 15 Per­so­n­en rel­a­tiv leer, dann strömten aus ver­schiede­nen Rich­tun­gen größere Grup­pen von ein­deutig erkennbaren Neon­azis zum Ver­samm­lung­sort. Ins­ge­samt fol­gten dem Aufruf der BraMM-Pegi­da cir­ca 170 Men­schen. Im Fol­gen­den wollen wir einzelne Grup­pen von Teilnehmer_innen näher beleuchten.

Pressemitteilung der NPD Potsdam-Mittelmark
Pressemit­teilung der NPD Potsdam-Mittelmark
Die größte Gruppe unter den Spaziergänger_innen stellte die NPD. So reis­ten die bei­den NPD- Kom­mu­nalpoli­tik­er Pas­cal Stolle und André Schär mit ein­er größeren Abor­d­nung aus Bad Belzig und Umge­bung an. Pas­cal Stolle ist kein Unbekan­nter, er saß mehrere Jahre im Gefäng­nis weil er gemein­sam mit anderen Neon­azis eine Punkband bru­tal über­fiel. Des Weit­eren griff er während ein­er Wahlpar­ty der NPD im Mai 2014 einen Jour­nal­is­ten an. [1]
Eben­falls eine größeren Gruppe Neon­azis hat­te der NPD-Kom­mu­nalpoli­tik­er Michel Müller aus Rathenow im Schlepp­tau. Michel Müller saß wegen Bei­hil­fe zum ver­sucht­en Mord im Gefäng­nis. [2] Eben­so nah­men Per­so­n­en aus dem Umfeld der Jun­gen Nation­aldemokrat­en an dem Spazier­gang teil. Ins­ge­samt kann die Teilnehmer_innenzahl aus dem Umfeld der NPD und JN mit cir­ca 25 bis 30 bez­if­fert werden.
Bilder vom Aufmarsch auf der JN Brandenburg Seite
Bilder vom Auf­marsch auf der JN Bran­den­burg Seite

Wie auch auf ihrer Inter­net­präsenz angekündigt, waren Per­so­n­en der Gruppe „Ein Licht für Deutsch­land – Unser
Zeichen gegen Über­frem­dung“ vor Ort. Sie führt en ein kleines Hochtrans­par­ent und mehrere Schilder mit. Auf diesen war jew­eils ihr Sym­bol, ein muskulös anmu­ten­der Arm mit ein­er Fack­el, zu sehen. Fed­er­führend scheint hier­bei M. Emi
nger, Brud­er des im NSU-Prozess, als ver­mut­lich­er Unter­stützer des NSU, Angeklagten A. Eminger, zu sein. [3] Diese Gruppe war mit 5 bis 10 Per­so­n­en vor Ort.
Auch ein Vertreter der Iden­titären Bewe­gung, eine Organ­i­sa­tion aus dem Spek­trum der Neuen Recht­en die ursprünglich aus Frankre­ich kommt, war mit ein­er Fahne in Bran­den­burg an der Hav­el. Erste Ableger bilde­ten sich im Jahr 2012 in Deutsch­land, diese kon­nten jedoch keine wichtige Stel­lung inner­halb der recht­skon­ser­v­a­tiv­en oder neon­azis­tis­chen Szene erlangen.
Neben den zahlre­ichen organ­isierten Neon­azis kon­nten weit­ere, nicht fest in Struk­turen inte­gri­erte, Neon­azis beim Spazier­gang beobachtet wer­den. Zu diesen zählt unter anderem S. Lücke. Er über­fiel am 15. Feb­ru­ar 1996 den schmächti­gen Punk Sven Beuter, dieser ver­starb wenige Tage später an den Fol­gen des Über­griffs. Lücke saß daraufhin mehrere Jahre im Gefäng­nis und wan­derte anschließend in die Schweiz aus. Seit dem Jahr 2012 lebt er jedoch wieder in Deutsch­land. [4] Im Zuge ein­er Razz­ia der Polizei in Berlin am 13. Feb­ru­ar 2013 wurde auch die Woh­nung von Lücke durch­sucht. [5] Am 26. Jan­u­ar kon­nte Lücke sich zum Zeit­punkt der Auf­tak­tkundge­bung unge­hin­dert außer­halb des für dieseabge­git­terten Bere­ichs unbe­hel­ligt mit anderen Neon­azis ver­sam­meln, obwohl er ein­schlägig bekan­nt ist und anhand sein­er Klei­dung auch für Per­so­n­en die ihn nicht ken­nen klar dem neon­azis­tis­chem Spek­trum zuzuord­nen war. Später, auf der Auf­tak­tkundge­bung, fiel er durch einen „ver­bote­nen Nazi­gruß“ auf und wurde deswe­gen angezeigt. [6]
Eine weit­ere cir­ca 5 bis 10 Per­so­n­en umfassende Gruppe kommt aus dem Hooli­gan-Milieu des lokalen Sportvere­ins Stahl Bran­den­burg. Es han­delt sich hier­bei um Leute ab Mitte 30 und älter, die in den 1990er Jahren in der lokalen Neon­aziszene aktiv waren und sich dann nach und nach dem Fußball alsneues Betä­ti­gungs­feld wid­me­ten. Dass ger­ade solche Per­so­n­en von einem asylkri­tis­chen und ras­sis­tis­chen Spazier­gang ange­sprochen wer­den, kommt nicht von unge­fähr, denn schon in den 1990er Jahren waren diese The­men in der Neon­aziszene und der bürg­er­lichen Mitte beson­ders präsent. Es sei hier an die Pogrome von Ros­tock-Licht­en­hagen und die Het­z­jag­den auf Men­schen mit
Migra­tionsh­in­ter­grund erinnert.
Wenige Tage vor dem Spazier­gang suchte die BraMM-Pegi­da noch nach Ordner_innen für diesen. Bei einem Ord­ner han­delte es sich um Andreas Jahnke, Jugend­beauf­tragter der Partei Die Repub­likan­er. Ein weit­er­er stammte aus dem neon­azis­tis­chen Spek­trum der Havel­stadt, er trug wieder­holt das Ban­ner der „Freien Kräfte Brandenburg/Havel“. [7]
Dieser Ord­ner nahm erst im Okto­ber an ein­er neon­azis­tis­chen Kundge­bung in der Havel­stadt teil und trug gemein­sam mit S. Lücke ein Ban­ner der Jun­gen Nation­aldemokrat­en. [8] Weit­ere Per­so­n­en aus dem Umfeld der „Freien Kräfte
Brandenburg/Havel“ nah­men eben­falls am Spazier­gang teil.
Der Kreisver­band der AfD Bran­den­burg an der Hav­el dis­tanzierte sich von dem BraMM-Pegi­da-Spazier­gang und wollte diesen lediglich beobacht­en, anders ver­hielt sich der Kreisver­band Havel­land. Das Vor­standsmit­glied N. Wol­len­zien nahm mit einem Schild teil, auf dem Stand: „Anti­ras­sis­mus, Weltof­fen­heit, Vielfalt sind Ken­nwörter für weißen Genozid – Europa den Europäern“ [9]. Eine weit­ere Diskus­sion bezüglich dieser Aus­sage erübrigt sich.
Ins­ge­samt nah­men min­destens 40 bis 50 bekan­nte Neon­azis und Hools an dem Spazier­gang teil, daher ver­wun­dert es auch nicht, dass unter anderem Parolen wie „Wir sind das Volk“, „Ehre vor Geld“, „Wir wollen keine Asy­lanten­heime“ und „Deutsch­land den Deutschen, Aus­län­der raus“ skandiert wur­den. [10] Es kann somit sich­er gesagt wer­den, dass Neon­azis und ihre Sympathiesant_innen einen nicht unbe­deu­ten­den Teil zum Erfolg des Spazier­gangs beige­tra­gen haben und diese zeit­gle­ich ihr men­schen­ver­ach­t­en­des Welt­bild durch Parolen und Klei­dung zur Schau stellten.
Nun wird es span­nend, wie sich die Organisator_innen von PEGIDA in Dres­den, dro­ht­en sie doch mit rechtlichen Schrit­ten gegenüber der BraMM-Pegi­da, ver­hal­ten. Bei­de Grup­pen wollen sich nach ihren Aus­sagen nicht von Neon­azis vere­in­nah­men lassen, aber wie soll das gelin­gen, wenn sowohl ein Teil der Ord­ner als auch cir­ca ein Drit­tel der Teilnehmer_innen des ersten Spazier­ganges in Bran­den­burg an der Hav­el zu diesen gehören? Sel­biges gilt für die Repub­likan­er die den Spazier­gang bewar­ben und sich in der Ver­gan­gen­heit mehrmals von Neon­azis dis­tanzierten. [11]
Die Gegen­proteste
Ins­ge­samt fol­gten cir­ca 500 Per­so­n­en dem Aufruf von Parteien, Gew­erkschaften und Ini­tia­tiv­en sich an der sta­tionären Kundge­bung für „Ein buntes und weltof­fenes Bran­den­burg an der Hav­el“. Unter diesen waren unter anderem Bil­dungsmin­is­ter Gün­ter Baaske (SPD) und Jus­tizmin­is­ter Hel­muth Markov (DIE Linke). Die Kundge­bung und der Stadtspazier­gang wur­den durch die Polizei räum­lich getren­nt. Diese Tren­nung hat bis zur Auflö­sung der BraMM-Pegi­da Ver­samm­lung Bestand gehabt. Danach ver­ließen jedoch größere Grup­pen gewalt­bere­it­er Neon­azis und Hooli­gans gemein­sam den Ort der Abschlusskundge­bung und bewegten sich wieder Rich­tung Neustadt Markt oder zum Bahn­hof. Es kam glück­licher­weise zu keinem Übergriff.
Auch für den kom­menden Mon­tag, den 02. Feb­ru­ar, hat sich BraMM-Pegi­da wieder angekündigt. Eine Gegenkundge­bung ist eben­falls in Pla­nung. Ob es jedoch ein pro­bates Mit­tel ist, lediglich am Auf­tak­tort des Spazier­gangs seinen Unmut kundzu­tun gilt es in den kom­menden Tagen zu disku­tieren. Hier­bei ist beson­ders die Zivilge­sellschaft als Haup­tak­teur gefragt, denn die Äng­ste und Vorurteile die PEGIDA und ihre Ableger in der Bevölkerung schüren, sprechen nicht nur Neon­azis son­dern auch Bürger_innen aus der Mitte an. Eine demokratis­che Gesellschaft muss sich geschlossen gegen ras­sis­tis­che und islam­feindliche Ten­den­zen inner­halb dieser stellen und klar benen­nen woher diese
kom­men. Wir sehen hier für Bran­den­burg an der Hav­el großes Poten­tial und waren erstaunt, dass sich sowohl die Ober­bürg­er­meis­terin Frau Tie­mann als auch Stadtverord­neten­vorste­her Wal­ter Paaschen (bei­de CDU) so klar vom BraMM-Pegi­da-Spazier­gang und den teil­nehmenden Neon­azis und Rechtspopulist_innen dis­tanzierten und für eine Willkom­men­skul­tur für Flüchtlinge in der Havel­stadt war­ben. Wir hof­fen, dass es nicht bei Worten bleibt son­dern in den kom­menden Tagen und Wochen auch Tat­en fol­gen werden.
Entschlossen gegen Ras­sis­mus und Islamfeindlichkeit!
[1] http://www.aktionsbuendnis-brandenburg.de/vom-knastbruder-zum-kommunalen-ruder-pascal-stolle; MAZ, 27. Mai 2014
[2] http://www.aktionsbuendnis-brandenburg.de/gewalttaeter-npd-kandidat-michel-mueller‑0
[3] http://www.pnn.de/brandenburg-berlin/931393/
[4] http://afn.blogsport.de/2012/02/
[5] http://www.tagesspiegel.de/berlin/razzia-schlag-der-berliner-polizei-gegen-neonazis/7771746.html
[6] http://www.internetwache.brandenburg.de/sixcms/detail.php?id=12384184;
[7] https://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/16188243298/in/set-72157648164598064/
http://afn.blogsport.de/2012/03/22/neonazis-in-brandenburg-an-der-havel-ein-aktueller-ueberblick/
[8] https://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/15438150439/in/set-72157648545751127
[9] MAZ, 28. Jan­u­ar 2014
[10] MAZ, 27. Jan­u­ar 2014
[11] http://www.netz-gegen-nazis.de/lexikontext/die-republikaner-rep
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration Law & Order

Demonstration am 14.02.2015 gegen rassistische Kundgebung geplant

Erneut hat ein Mit­glied der Gruppe „Frankfurt/Oder wehrt sich“ eine ras­sis­tis­che Kundge­bung unter dem Mot­to „Frankfurt/Oder wehrt sich gegen Asylmiss­brauch und Asy­lanten­heime“ angemeldet.
Das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ ruft zu Gegen­protesten auf: Unter dem Mot­to „Für die Frei­heit, Für das Leben – Sol­i­dar­ität mit Flüchtlin­gen“ führt eine Demon­stra­tion durch die Innen­stadt und macht sich für eine demokratis­che und sol­i­darische Gesellschaft stark.
Im Fahrwass­er von Pegi­da marschierten bere­its am 17.01.2015 cir­ca 160 Rassist*innen – vor allem Neon­azis – unter dem Mot­to „Stopp dem Asylmiss­brauch“ durch Frank­furt (Oder). Ihr Ver­such, sich als bürg­er­liche Bewe­gung darzustellen, ist spätestens mit der Zusam­menset­zung der Teilnehmer*innen des ver­gan­genen Auf­marsches gescheit­ert. „Organ­isierte Neon­azis von Rock­ern und Hooli­gans bis zur NPD und Per­so­n­en aus dem Umfeld des NSU bilde­ten das Rück­grat und das Gros des Auf­marsches.“, so Janek Las­sau, Sprech­er des Bünd­niss­es „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“. „Wir wollen am 14.02.2015 erneut zeigen, dass Frank­furt (Oder) kein Ort für Ras­sis­mus ist. Deswe­gen rufen wir alle Demokrat*innen auf, sich an unser­er Demon­stra­tion zu beteili­gen“, so Las­sau weiter.
Das zivilge­sellschaftliche Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ protestierte bere­its am 17.01.2015 erfol­gre­ich gegen einen ras­sis­tis­chen Auf­marsch der Gruppe „Frankfurt/Oder wehrt sich“. Durch friedliche Block­aden kon­nte ver­hin­dert wer­den, dass die Rassist*innen wed­er auf ihrer angemelde­ten Route laufen noch ihre Het­ze ins Stadtzen­trum tra­gen kon­nten. Etwa 800 Bürger*innen beteiligten sich mit ver­schiede­nen Protest­for­men an den Aktio­nen gegen den ras­sis­tis­chen Aufmarsch.
Das Bünd­nis ist ein Zusam­men­schluss ver­schieden­er Gew­erkschaften, Vere­ine, Parteien, antifaschis­tis­ch­er Ini­tia­tiv­en und Einzelper­so­n­en. Bere­its 2012 wur­den erfol­gre­ich zwei Aufmärsche der NPD in der Oder­stadt block­iert. Alle Akteur*innen engagieren sich kon­tinuier­lich für demokratis­che Teil­habe Aller, leis­ten anti­ras­sis­tis­che und antifaschis­tis­che Arbeit und stellen sich gegen Men­schen­ver­ach­tung und Diskriminierung.
„Wir haben in der Ver­gan­gen­heit bewiesen, dass die Zivilge­sellschaft erfol­gre­ich gegen Aufmärsche und Kundge­bun­gen von Rassist*innen wehren kann. Wir set­zen mit der Demon­stra­tion ein Zeichen für Sol­i­dar­ität mit Geflüchteten und für eine antifaschis­tis­che demokratis­che Kul­tur. Frankfurt(Oder) ist kein Ort für Ras­sis­mus, und das wollen wir am 14.02.2015 auch zeigen.“, so Janek Lassau.
 
Demon­stra­tion des Bünd­niss­es „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ „Für die Frei­heit, Für das Leben – Sol­i­dar­ität mit Flüchtlin­gen“. Eine anti­ras­sis­tis­che und antifaschis­tis­che Demon­stra­tion 14.02.2015
Auf­tak­tkundge­bung: 10:30 Bahnhofsvorplatz

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Sonstiges

Brandenburg an der Havel: Brandenburger PEGIDA-Ableger „BraMM“ zieht etliche Neonazis / Marsch durch die Innenstadt / Proteste am Neustädtischen Markt

Titelbild
In Bran­den­burg an der Hav­el protestierten am frühen Abend mehrere hun­dert Men­schen auf dem Neustädtis­chen Markt gegen eine „Demo für Mei­n­ungs­frei­heit und Mitbes­tim­mung im Sinne der Pegi­da-Bewe­gung“ der von den REPUB­LIKAN­ERn (REP) gelenk­ten Ini­tia­tive „Bran­den­burg­er für Mei­n­ungs­frei­heit & Mitbes­tim­mung“ (BraMM). An dieser beteiligten sich wiederum unge­fähr 150 Per­so­n­en, haupt­säch­lich Hooli­gans, Neon­azis und Rassist_innen, die sich in Hör- und Sichtweite der Gegendemonstrant_innen ver­sam­melten und von dort über die Ste­in­straße zum Trauer­berg zogen.
BraMM imi­tiert PEGIDA
Die seit 2014 bekan­nte Ini­tia­tive „Bran­den­burg­er für Mei­n­ungs­frei­heit & Mitbes­tim­mung“ zeigte sich erst­mals auf den Ver­samm­lun­gen der „Patri­o­tis­chen Europäer gegen die Islamisierung des Abend­lan­des“ (PEGIDA) in Dres­den. Dort trat sie unter anderem am 22. Dezem­ber 2014 mit einem eige­nen Hochban­ner auf. Seit Ende des ver­gan­genen Jahres ist BraMM nun bestrebt das PEGIDA Konzept der Mon­tagsaufzüge nach Bran­den­burg zu tra­gen. Der heutige Auf­marsch sollte in diesem Sinne den Anfang bilden. Allerd­ings ist die BraMM selb­st im eige­nen Lager nicht unum­strit­ten, denn die Mut­teror­gan­i­sa­tion PEGIDA hat sich inzwis­chen von ihrem Bran­den­burg­er Ableger dis­tanziert. Die „Bran­den­burg­er für Mei­n­ungs­frei­heit & Mitbes­tim­mung“ seien näm­lich keine Inter­es­sen­ge­mein­schaft von Bürger_innen, son­dern eine Schöp­fung ein­er poli­tis­chen Partei, den REPUB­LIKAN­ERn. Der Bran­den­burg­er Vor­sitzende der REPs, Heiko Müller aus Lud­wigs­felde, wird als Ver­ant­wortlich­er der Inter­net­seite von BraMM benan­nt, nahm heute Abend die Funk­tion des Ver­samm­lungsleit­ers während des Auf­marsches war und hielt mehrere Redebeiträge.
BraMM und die extreme Rechte
Des Weit­eren ist das Haupt­the­ma der „Bran­den­burg­er für Mei­n­ungs­frei­heit & Mitbes­tim­mung“ nicht die ange­bliche „Islamisierung des Abend­lan­des“, son­dern der Protest gegen eine ver­meintlich zu lockere Asylpoli­tik. In einem 13 Punk­te Papi­er fordert die Ini­tia­tive deshalb u.a. die Ver­schär­fung des Asyl­recht­es bzw. die kon­se­quente Anwen­dung der gel­tenden Recht­snor­men. Und auch den Asyl­suchen­den, deren Asyl­sta­tus in der Bun­desre­pub­lik anerkan­nt wurde, soll das Leben offen­bar so schw­er wie möglich gemacht wer­den, geht es nach Punkt 10 der BraMM-Forderun­gen: „(…)gegen die weit­ere Förderung der deutsche Sozial- und Integrationsindustrie“.
Insofern sind deut­liche Anknüp­fungspunk­te zu Posi­tio­nen der extremen Recht­en erkennbar. Nicht um son­st, wurde die heutige Ver­anstal­tung in Bran­den­burg an der Hav­el auch sowohl auf der Inter­net­seite der REPUBLIKANER, als auch in der Chronik der Social­me­dia-Auftritte des NPD Kreisver­ban­des Hav­el-Nuthe sowie der „NPD Pots­dam-Mit­tel­mark“ beworben.
Insofern muss deshalb auch die Ini­tia­tiven­beze­ich­nung „Bran­den­burg­er für Mei­n­ungs­frei­heit & Mitbes­tim­mung“ in Frage gestellt wer­den. Diese sug­geriert näm­lich das „Mei­n­ungs­frei­heit“ und „Mitbes­tim­mung“, trotz aus­drück­lich­er Garantie durch das Grundge­setz, in der Bun­desre­pub­lik bish­er nicht ver­wirk­licht wur­den. Wäre dies der Fall, wäre eine Ver­samm­lung oder Mei­n­ungskundgabe der „BraMM“ jedoch heute nicht möglich gewe­sen. Deshalb bleibt die berechtigte Frage, an welche Art der „Mei­n­ungs­frei­heit“ die Ini­tia­tive über­haupt inter­essiert ist. Etwa an Äußerun­gen, die momen­tan den Straftats­be­stand der Volksver­het­zung erfüllen?
Eben­so muss hin­ter­fragt wer­den, welch­es Pub­likum die „BraMM“ erre­ichen will. Unter den 150 Teilnehmer_innen befan­den sich größere Neon­azi­abor­d­nun­gen aus Bran­den­burg an der Hav­el, dem Havel­land, Pots­dam, Pots­dam-Mit­tel­mark, Tel­tow-Fläming und Ostprignitz-Ruppin.
Die NPD war mit mehreren Kreistagsab­ge­ord­neten und Stadtverord­neten, darunter Michel Müller aus Rathenow sowie André Schär und Pas­cal Stolle aus Bad Belzig vertreten.
Aus Grabow war Maik Eminger, Drahtzieher der „Freien Kräfte“ in Pots­dam-Mit­tel­mark angereist.
Aus Bran­den­burg an der Hav­el nahm der verurteilte Totschläger Sascha Lücke teil. Lücke hat­te übri­gens während der Ver­samm­lung einen ver­bote­nen Gruß gezeigt und wurde daraufhin kurzzeit­ig von der Polizei in Gewahrsam genom­men worden.
Auch einige Ordner_innen sind als Mit­glieder der mil­i­tan­ten Neon­aziszene bekan­nt, beispiel­sweise Patrick H. Der Glatzkopf gilt als Sym­pa­thisant der „Freien Kräfte Brandenburg/Havel“ und trug deren Ban­ner bei mehreren Neon­azi­aufmärschen. Heute trug er eine gelbe Ord­ner­weste und sicherte den BraMM-Marsch.
Dazu kamen rechte Hooli­gans des BFC Dynamo und des FC Stahl Bran­den­burg. Selb­st die „Iden­titäre Bewe­gung“ zeigte heut Abend Flagge.
Offiziell kri­tisch beäugt wer­den die Konkur­renten um die Wäh­ler­gun­st im bürg­er­lich kon­ser­v­a­tiv­en Lager hinge­gen von der „Alter­na­tive für Deutsch­land“ (AfD). Diese argu­men­tiert ähn­lich wie PEGIDA und lehnte die Ver­samm­lung in Bran­den­burg an der Hav­el bere­its im Vor­feld deshalb ab, weil eine poli­tis­che Partei dazu aufgerufen hat­te. Jedoch nahm der Stel­lvertre­tende Vor­sitzende der AfD Havel­land, Nor­man Wol­len­zien, auch aktiv an der BraMM-Demo teil. Er hielt dabei ein Schild mit der Auf­schrift: „Anti­ras­sis­mus, Weltof­fen­heit, Vielfalt sind Ken­nwörter für weißen Genozid – Europa den Europäern“ in der Hand. Ver­ständlich das die AfD trotz aller Kri­tik an der Demo so auch nicht an den Protesten gegen BraMM teil­nehmen wollte.
Proteste gegen BraMM
Die Proteste gegen die heutige Ver­anstal­tung der BraMM wur­den eher von den großen Parteien und zivilge­sellschaftlichen Organ­i­sa­tio­nen, die in der so genan­nten „Koor­dinierungs­gruppe für Demokratie und Tol­er­anz“ vertreten sind, getra­gen. Zu ein­er von dieser Gruppe unter dem Mot­to „Für ein buntes und weltof­fenes Bran­den­burg an der Hav­el“ ver­anstal­teten Gegen­demon­stra­tion kamen unge­fähr 500 Men­schen, darunter auch Bil­dungsmin­is­ter Gün­ter Baaske (SPD) und Bran­den­burgs Ober­bürg­er­meis­terin Dietlind Tie­mann (CDU).
Fotos: hier

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration

PEGIDA distanziert sich von BraMM – AG Antifa ruft weiter zu Protesten auf

Nach­dem sowohl die Märkische All­ge­meine Zeitung als auch die AG Antifa BRB in der ver­gan­genen Woche auf den poli­tis­chen Hin­ter­grund der Organisator_innen der BraMM aufmerk­sam macht­en, erfol­gte zeit­nah die Reak­tion der Gruppe. Sie ver­wies darauf, dass die Anmelder der Spaziergänge zwar Mit­glieder bei den Repub­likan­ern seien, aber alle Per­so­n­en im Organ­i­sa­tion­steam als Pri­vat­per­so­n­en han­deln. Fraglich bleibt hier­bei nur, warum dann ger­ade die bei­den Mit­glieder ein­er recht­skon­ser­v­a­tiv­en Partei als Anmelder und V.i.S.d.P auf der Inter­net- und Face­bookpräsenz her­hal­ten mu?ssen. Die Ursache scheint im Per­sonal­man­gel inner­halb der BraMM zu liegen, denn sie suchen hän­derin­gend nach möglichen Ordner_innen fu?r kom­menden Mon­tag, wie ein Beitrag auf Face­book zeigt (siehe Bild).

BraMM mobilsiert via Facebook
BraMM mobilsiert via Facebook

Mit­tler­weile haben auch die PEGI­DA-Organ­isator_in­nen in Dres­den von ihrem Ableger im Land Bran­den­burg Wind bekom­men. Nach aktuellen Erken­nt­nis­sen dis­tanziert sich PEGIDA von [2]. Die Vor­sitzende Kathrin Oer­tel äußerte sich wie fol­gt: „Pegi­da ist und bleibt ein Dres­d­ner Orig­i­nal. Wir wer­den gegen jeden Trit­tbret­tfahrer vorge­hen, der uns und unser 19-Punk­te-Pro­gramm instru­men­tal­isiert, beispiel­sweise die NPD oder die Repub­likan­er in Brandenburg.“[3]. Welche Schritte jedoch von ihr gegen die Funk­tionäre der Partei Die Repub­likan­er unter­nom­men wer­den ist bish­er unklar. Diese Stel­lung­nahme der PEGIDA wird am kom­menden Mon­tag, den 26. Jan­u­ar, sicher­lich dazu beitra­gen, dass zahlre­iche poten­tielle Teilnehmer_innen dem Spazier­gang der BraMM fern­bleiben. Die Dis­tanzierung von PEGI­DA-Ablegern ist nicht auf die BraMM beschränkt, son­dern bet­rifft beispiel­sweise auch die LEGIDA in Leipzig. Offiziell wird zwar angegeben, LEGIDA hätte sich nicht zum 19-Punk­te-Pro­gramm bekan­nt, aber die Ursache ist eher in den gewalt­täti­gen Auseinan­der­set­zun­gen am ver­gan­genen Mittwoch zu suchen [4]. Eine Gruppe von Hooli­gans attack­ierte Journalist_innen und zer­störte dabei zum Teil ihr Equip­ment. Hier wird deut­lich, dass es ein schmaler Grad ist, zwis­chen der Het­ze gegen die soge­nan­nte „Lu?genpresse“ und Über­grif­f­en auf sie. Durch solche und weit­ere Parolen wird ein Kli­ma erzeugt in dem sich gewaltaffine Per­so­n­en in ihren Ansicht­en bestärkt fu?hlen und dementsprechend handeln.
Weit­er­hin ist mit ein­er regen Teil­nahme von regionalen und u?berregionalen NPD-Struk­turen und anderen neon­azis­tis­chen Grup­pierun­gen zu rech­nen. Diese ver­sucht­en bere­its in der Ver­gan­gen­heit PEGIDA und die lokalen Ableger fu?r ihre Ziele zu instru­men­tal­isieren. Seit kurzem ruft auch die neon­azis­tis­che Gruppe „Ein Licht fu?r Deutsch­land gegen Über­frem­dung“ zur Teil­nahme am kom­menden Mon­tag auf (siehe Bild).
Ein Licht fu?r Deutschland
Diese nahm an zahlre­ichen ein­deutig neon­azis­tis­chen Ver­anstal­tun­gen im gesamten Bun­des­ge­bi­et teil, so unter anderem bei einem unangemelde­ten Fack­el­marsch in Gransee zum Volk­strauertag 2014. Fu?hrender Kopf scheint M. Eminger zu sein. Er und sein im NSU Prozess angeklagter Zwill­ings­brud­er sind keine unbekan­nten in der regionalen und u?berregionalen Neonaziszene.
Wer sich dem Spazier­gang am kom­menden Mon­tag anschließt, muss sich bewusst sein das er gemein­sam mit gewalt­bere­it­en Neon­azis und Rassist_innen auf die Straße geht.
AG Antifa ruft weit­er zu Protesten auf
Mit­tler­weile hat sich in Bran­den­burg an der Hav­el ein bre­ites Bu?ndnis unter Federfu?hrung der Koor­dinierungs­gruppe fu?r Tol­er­anz und Demokratie gebildet. Gemein­sam rufen Parteien und Ini­tia­tiv­en zu ein­er Kundge­bung am 26. Jan­u­ar ab 18:30 Uhr auf dem Neustädtis­chen Markt auf. Es wird mit bis zu 500 Teilnehmer_innen gerech­net. Das Mot­to lautet „Fu?r ein buntes und weltof­fenes Bran­den­burg an der Havel“.
Die AG Antifa BRB unterstu?tzt die Kundge­bung und weist jedoch zusät­zlich darauf hin, dass der Protest nicht auf den Auf­tak­tort des Spazier­gangs beschränkt bleiben darf. Die Route ver­läuft vom Neustädtis­chen Markt u?ber die Ste­in­straße zum Trauer­berg und es ergibt sich somit genug Raum fu?r friedlichen und kreativ­en Protest am Rande der Strecke.
Entschlossen gegen Ras­sis­mus und Islamfeindlichkeit!
AG Antifa BRB
1 Face­book­seite von BraMM
2 MAZ, 20. Jan­u­ar 2015
3 MAZ, 20. Jan­u­ar 2015
4 MAZ, 23. Jan­u­ar 2015
5 Face­book­seite von “Ein Licht für Deutsch­land gegen Überfremdung”
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Antifaschismus

Antifa Chronik Potsdam 2014 erschienen

Am 24. Jan­u­ar 2015 wird das Antifaschis­tis­che Pressearchiv Pots­dam (APAP) die Chronik neon­azis­tis­ch­er und men­schen­ver­ach­t­en­der Aktiv­itäten in Pots­dam und Umge­bung für das Jahr 2014 veröf­fentlichen. Im Rahmen
ein­er Infor­ma­tionsver­anstal­tung im “Spar­ta­cus” um 19:30 Uhr wird die Chronik vorgestellt und über neon­azis­tis­che und men­schen­ver­ach­t­ende Struk­turen und Aktiv­itäten in Pots­dam aufgek­lärt. Danach find­et eine Par­ty statt, deren Ein­nah­men die anfal­l­en­den Kosten für antifaschis­tis­che und anti­ras­sis­tis­che Poli­tik deck­en sollen.

Die vor­liegende Chronik ist in diesem Jahr zusät­zlich mit „men­schen­ver­ach­t­end“ über­schrieben. Ras­sis­tis­che, sex­is­tis­che sowie diskri­m­inierende Aus- und Vor­fälle sind nun unter dem Begriff „men­schen­ver­ach­t­end“ zusam­menge­fasst. Dabei ori­en­tieren wir uns mit unser­er Arbeit am Konzept der „grup­pen­be­zo­ge­nen Men­schen­feindlichkeit“. Die Chronikein­träge sind dem­nach mitunter the­ma­tisch bre­it­er als zuvor, was unter anderem damit zusam­men­hängt, dass nicht auss­chließlich Umtriebe ein­er bes­timmten Gruppe von Men­schen (z.B. organ­isierte Neon­azis) abge­bildet wer­den sollen, son­dern generell Aktiv­itäten, die
diskri­m­inierende und men­schen­ver­ach­t­ende Hal­tun­gen zum Aus­druck bringen.
Im ver­gan­genen Jahr zeigte sich beson­ders plas­tisch, durch Ver­anstal­tun­gen wie Mon­tags­demon­stra­tio­nen und dem Phänomen PEGIDA, wie anschlussfähig men­schen­ver­ach­t­ende Posi­tio­nen gesamt­ge­sellschaftlich ver­ankert sind.
Auch in diesem Jahr verübten mut­maßliche Neon­azis, wie im Jahr 2013, Anschläge gegen linke und alter­na­tive Struk­turen. Wieder wurde das Café Olga von Unbekan­nten ange­grif­f­en. Die Wohn­pro­jek­te in der Zeppelinstraße
25 und 26 wur­den durch eine Gruppe ver­mummter Neon­azis mit Steinen ange­grif­f­en. Mehrere Scheiben von Zim­mern, in denen sich zu diesem Zeit­punkt auch Per­so­n­en aufhiel­ten, wur­den zer­stört. Die Pots­damer Neon­aziszene zeigt sich weit­er­hin bedeckt und tritt in Pots­dam nicht öffentlich auf. Lediglich Pro­pa­gan­daak­tio­nen wer­den durchge­führt und wie gewohnt im Nach­hinein auf ihrer Web­site präsentiert.
Die im Jahr 2013 ent­standene neon­azis­tis­che Struk­tur “Licht und Schat­ten” muss als Nach­fol­ge­la­bel des “Info­por­tal Pots­dam” gese­hen wer­den. Im Zuge ras­sis­tis­ch­er Mobil­machung gegen Geflüchtete organ­isierte “Licht und Schat­ten” die Kam­pagne “Ein Licht für Deutsch­land”, in der sie mit ver­schärfter völkisch­er Rethorik gegen Geflüchtete hetzen.
Wie im let­zten Jahr, kon­nte die NPD 2014 in Pots­dam nicht Fuß fassen. Lediglich zur Land­tagswahl im Sep­tem­ber 2014 hin­gen kurzzeit­ig Plakate der Partei im Stadt­ge­bi­et. Auf zwei Kun­dege­bun­gen, in Wald­stadt und auf dem Bass­in­platz, ver­suchte die Partei ihre Inhalte zu ver­mit­teln. Während in Wald­stadt es wegen ein­er Geheimhal­tungstak­tik der Polizei und der Stadt zu keinen Gegen­protesten kam, demon­stri­erten am 11. Sep­tem­ber 2014 bis zu 200 Men­schen gegen eine kurzfristig bekan­nt gewor­dene Kundge­bung der NPD. Zu den Kom­mu­nal­wahlen trat die Partei nicht an. Zu den Land­tagswahlen hinge­gen wählten 706 Men­schen mit ihrer Zweit­stimme die NPD.
Das ganze Jahr über bes­timmte die Diskus­sion um die Ein­rich­tung von Geflüchtete­nun­terkün­ften die öffentliche Debat­te. Obwohl die Stadt Pots­dam im Ver­gle­ich zu vie­len anderen bran­den­bur­gis­chen Städten in
ihrem Engage­ment gegen neon­azis­tis­che und ras­sis­tis­che Aktiv­itäten sehr aktiv ist, kam es regelmäßig zu ras­sis­tis­chen Aus­fällen, sei es in Form von Unter­schrifte­nak­tion oder der Grün­dung von Bürg­erini­tia­tiv­en. Trotz der Bemühun­gen seit­ens der Mod­er­a­tio­nen auf Bürg­erver­samm­lun­gen zu Geflüchtete­nun­terkün­ften, keinen ras­sis­tis­chen Äußerun­gen Raum zu geben, war auf diesen oft­mals eine chau­vin­is­tis­che und rassistische
Grund­stim­mung zu beobacht­en. Vor allem bei der ein­berufe­nen Ver­samm­lung im Pots­damer Stadt­teil Am Stern im Mai 2014 herrschte eine ablehnende Grund­stim­mung gegen Geflüchtete, die durch chau­vin­is­tis­che und
ras­sis­tis­che Zwis­chen­rufe deut­licht wurde.
Die Chronik ist auf unser­er Web­site www.apap.blogsport.eu abruf­bar. Eben­so ist die Chronik auf dem Kartierung­spro­jekt rechtesland.de visu­al­isiert. Ein Bericht auf blog.rechtesland.de find­et ihr hier.

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Menschenrechtliche Verpflichtungen bei der Unterbringung von Flu?chtlingen

Das Deutsche Insti­tut fu?r Men­schen­rechte hat im Dezem­ber ein bemerkenswertes Papi­er her­aus­gegeben: Men­schen­rechtliche Verpflich­tun­gen bei der Unter­bringung von Flu?chtlingen. Der Autor Hen­drik Cre­mer benennt
darin „men­schen­rechtliche Hand­lungspflicht­en von Län­dern, Kom­munen und vom Bund“. Denn Deutsch­land ist nach inter­na­tionalem Flu?chtlingsrecht und den Men­schen­recht­en dazu verpflichtet, menschenrechtskonforme
Auf­nah­mebe­din­gun­gen fu?r Asyl­suchende sicherzustellen. „Die Real­ität sieht häu­fig anders aus“, schreibt Cre­mer. „Nicht sel­ten sind die Zustände in den Flu?chtlingsunterku?nften menschenunwu?rdig.“
Der Flu?chtlingsrat Bran­den­burg schließt sich dieser Kri­tik an. Mit dem Argu­ment, es herrsche ein „Unter­bringungsnot­stand“, wer­den beste­hende Min­dest­stan­dards fu?r Sammelunterku?nfte außer Kraft geset­zt. Die im Bericht der Lan­desregierung zum Lan­desun­ter­bringungskonzept im Jahr 2013 for­mulierten Ziele, vor allem der Vor­rang der Unter­bringung in Woh­nun­gen, wer­den zur Maku­latur, die Zahl der Sammelunterku?nfte wurde seit 2012 ver­dop­pelt. Das Deutsche Insti­tut fu?r Men­schen­rechte hält dage­gen: „Mit dem Anstieg der Flu?chtlingszahlen sind die Prob­leme in Flu?chtlingsunterbringungen nicht zu rechtfertigen.“
Im Einzel­nen gibt das Deutsche Insti­tut fu?r Men­schen­rechte sieben Empfehlungen:
1. „Auf­nahme- und Sammelunterku?nfte du?rfen nicht an Orten ohne vorhan­dene Infra­struk­tur ein­gerichtet wer­den.“ Unterku?nfte an Stadträn­dern oder in Gewer­bege­bi­eten kön­nen die Rechte der betrof­fe­nen Men­schen, beispiel­sweise auf Bil­dung oder Gesund­heit, fak­tisch vereiteln.
Die Real­ität in Bran­den­burg: Abgele­gen in einem Gewer­bege­bi­et bei Ferch hat die Lan­desregierung eine Außen­stelle der Erstauf­nah­meein­rich­tung Eisenhu?ttenstadt eröffnet. An den Plä­nen, die ehe­ma­lige Lausitz-Kaserne im Wald bei Dober­lug-Kirch­hain eben­falls als Erstauf­nah­meein­rich­tung zu nutzen, wird fest­ge­hal­ten. Der Stan­dort ein­er Rei­he geplanter Anschluss-Sammelunterku?nfte stellt eben­falls eine Ver­let­zung des Men­schen­rechts auf Teil­habe am gesellschaftlichen Leben dar: darunter Oder­berg im Barn­im, Hohen­bucko in Elbe-Elster, Pre­be­low an der Gren­ze zu Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Groß Glienicke bei Pots­dam, Friedrichshain in Spree-Neiße sowie die Sam­melun­terkun­ft im Gewer­bege­bi­et von Lud­wigs­felde, die wieder­eröffnet wer­den soll. Prob­lema­tisch ist eben­falls die Lage des bere­its eröffneten Wohn­ver­bunds Wald­drehna in Dahme-Spree­wald, ganz zu schweigen von den „Dschun­gel­heimen“ Hohen­leip­isch in Elbe-Elster und Althu?ttendorf im Barn­im, fu?r deren Schließung Bewohner/innen und Flu?chtlingsorganisationen seit Jahren ein­treten. Ent­ge­gen einem Kreistags­beschluss hat das Lan­drat­samt Barn­im vor, die fu?r näch­stes Jahr geplante Schließung der Sam­melun­terkun­ft Althu?ttendorf zu revidieren.
2. „Schaf­fung und Durch­set­zung von bun­de­sein­heitlichen verbindlichen Min­dest­stan­dards fu?r den Betrieb von
Flu?chtlingsunterku?nften.“ Ob bun­de­sein­heitliche Stan­dards sin­nvoll sind, ist unter Flu?chtlingsorganisationen umstrit­ten. Sie bergen die Gefahr der Niv­el­lierung auf dem niedrig­sten Unter­bringungsniveau. Bran­den­burg ist eines der vier Bun­deslän­der mit verbindlichen Min­dest­stan­dards, doch diese sind weit­ge­hend ungenu?gend. Ihre Verbesserung scheit­erte an der Weigerung der Lan­desregierung, den Kom­munen zusät­zliche Kosten zu erstat­ten. Daher gilt immer noch eine Min­dest­wohn­fläche von 6 m² pro Flu?chtling, die im Okto­ber fu?r einen Zeitraum von max­i­mal sechs Monat­en sog­ar auf 5 m² her­abge­set­zt wurde. In solcher­maßen voll­gepfer­cht­en Mehrbettz­im­mern wird das Men­schen­recht auf Pri­vat­sphäre andauernd ver­let­zt, das nur mit abgeschlosse­nen Wohnein­heit­en zu gewährleis­teten ist. Folge der Unter­bringung in engen Sammelunterku?nften ohne aus­re­ichende Pri­vat­sphäre sind Auseinan­der­set­zung und Gewalt zwis­chen Flu?chtlingen, erhöhte Gefahr von sex­uellen Über­grif­f­en und Beläs­ti­gun­gen, Lärm und Enge, die die Lern­er­folge der Min­der­jähri­gen beein­trächti­gen und auch die Erwach­se­nen länger­fristig krank machen, beson­ders wenn sie trau­ma­tisiert sind. Diese For­men der Unter­bringung wider­sprechen dem Recht auf Fam­i­lien­leben und der UN-Kinder­recht­skon­ven­tion. Soziale Arbeit kann hier wenig aus­richt­en, solange ein Betreuungsschlu?ssel von ein­er Stelle fu?r 120 Bewohner/innen gilt.
3. „Die Errich­tung von Massenunterku?nften ist grund­sät­zlich zu ver­mei­den.“ Massenunterku?nfte enthal­ten ein erhe­blich­es Kon­flik­t­poten­zial und fu?hren zur Stig­ma­tisierung der Bewohner/innen. Flu?chtlingsunterku?nfte soll­ten daher eine Bele­gungska­paz­ität von 50 Per­so­n­en nicht u?berschreiten, wie die Diakonie in einem Posi­tion­spa­pi­er vom Juli 2014 emp­fahl. Die Real­ität in Bran­den­burg: Beste­hende Massenunterku?nfte wer­den erweit­ert, so Waß­manns­dorf auf 330 Plätze, Hen­nigs­dorf auf 495 Plätze, Pren­zlau auf 317 Plätze und Rathenow auf 225 Plätze. Neue Massenunterku?nfte wer­den ein­gerichtet in Lehnitz mit 220 Plätzen und in Tel­tow mit 392 Plätzen.
4. „Dauer­hafte Unter­bringung in Sammelunterku?nften ver­hin­dern.“ Es ist mit dem men­schen­rechtlich ver­brieften Recht auf Wohnen nicht in Ein­klang zu brin­gen, Men­schen u?ber Jahre zum Aufen­thalt in Sammelunterku?nften zu verpflicht­en und ihnen damit den Zugang zum Woh­nungs­markt zu versper­ren. Zwar gibt es in Bran­den­burg nicht — wie in ein­er Rei­he ander­er Bun­deslän­der – eine Lan­desregelung, die eine bestimmte
Ver­weil­dauer in Sammelunterku?nften vorschreibt. Die Sam­melun­terkun­ft ist aber die Regelun­ter­bringung im Anschluss an die Erstauf­nahme, und es ste­ht im Ermessen der Sozialämter, den Umzug in eine Woh­nung zu genehmi­gen. Dies ver­stößt gegen das Recht auf diskri­m­inierungs­freien Zugang zum Woh­nungs­markt und öffnet der Willku?r Tu?r und Tor, den Auszug zu ver­weigern – z. B. als Sank­tion­s­maß­nahme. In Bran­den­burg mu?ssen manche Flu?chtlinge viele Jahre in ein­er Sam­melun­terkun­ft leben. Mit Wohn­sitza­u­fla­gen fu?r einem bes­timmten Land­kreis wird die selb­st­ständi­ge Woh­nungssuche an Orten mit Woh­nungsleer­stand und gu?nstigeren Mieten vereitelt.
5. „Unterstu?tzung von Flu?chtlingen bei der Woh­nungssuche.“ In Bran­den­burg existieren nur in weni­gen Land­kreisen Beratungsstellen, die Flu?chtlinge bei der Woh­nungssuche unterstu?tzen. Wo Flu?chtlinge in Woh­nun­gen unterge­bracht wer­den, erfol­gt dies meist durch eine Zuweisung von Amts wegen. Dadurch wer­den sie in ein­er Abhängigkeit und Bevor­mundung gehal­ten. Stattdessen bedarf es ein­er indi­vidu­ellen Beratung, um Flu?chtlingen die selb­st­ständi­ge Woh­nungssuche zu ermöglichen. Ein Lan­despro­gramm zur Förderung eines Wohn­raum­man­age­ments und der sozialen Begleitung dezen­tral unterge­brachter Flu?chtlinge ste­ht noch aus
6. „Schaf­fung von Woh­nun­gen mit sozialverträglichen Mieten.“ In Bran­den­burg wird die Rede vom Unter­bringungsnot­stand durch den Leer­stand von 70.000 – zum Teil zen­trum­sna­hen und infra­struk­turell gut
ange­bun­de­nen — Woh­nun­gen Lu?gen ges­traft. Die Lan­desregierung bezuschusste seit 2010 im Rah­men des Stad­tum­baupro­gramms den Abriss leer­ste­hen­der Wohnge­bäude mit ca. 28 Mil­lio­nen Euro. Die Ver­wen­dung dieser
Mit­tel fu?r die Ren­ovierung dieser Wohnge­bäude und die Her­rich­tung von Woh­nun­gen fu?r Flu?chtlinge wäre weit sinnvoller.
7. „Eine gesamt­staatliche Strate­gie zur Unter­bringung von Flu?chtlingen entwick­eln.“ Die Lan­desregierung hat angeku?ndigt, die vom Bund fu?r das Jahr 2015 zur Verfu?gung gestell­ten Mit­tel von 22,5 Mil­lio­nen Euro mit der Gießkanne an die Land­kreise zu verteilen. Damit wieder­holt die Lan­desregierung den Fehler des
let­zten Jahres, als sie den Land­kreisen 5 Mil­lio­nen Euro zur Erhöhung der Min­dest­wohn­fläche in Sammelunterku?nften auf 8 m² und zur Her­rich­tung von Woh­nun­gen u?berwies. In solchen zeitlich begren­zten Ad-hoc-Maß­nah­men lässt sich kein strin­gentes Gesamtkonzept der Unter­bringung erken­nen. Das Lan­desun­ter­bringungskonzept, mit dem die Min­dest­stan­dards verbessert und der Vor­rang der Woh­nung­sun­ter­bringung ver­wirk­licht wer­den soll­ten, scheit­erte im Jahr 2013 an der Weigerung ein­er dauer­haften auskömm­lichen Kosten­er­stat­tung – und am Starrsinn der kom­mu­nalen Spitzen­ver­bände, die
unter allen Umstän­den an der Unter­bringung in Sammelunterku?nften fes­thal­ten woll­ten. Es ist davon auszuge­hen, dass die derzeit­ige Gießkan­nen­poli­tik zu ein­er Ausweitung der Unter­bringung in Sammelunterku?nften fu?hren und diese fu?r Jahre festschreiben wird. Die Lan­desregierung hat poli­tis­che und finanzielle Möglichkeit­en, wie die Nov­el­lierung des Lan­desauf­nah­mege­set­zes und der Min­dest­stan­dards fu?r
Unterku?nfte, die Unter­bringung in Woh­nun­gen zu erhöhen, Massenunterku?nfte zu ver­mei­den und die Wohn­si­t­u­a­tion fu?r Flu?chtlinge men­schen­recht­skon­form zu gestal­ten. Wenn sie diese nicht endlich nutzt, wird Bran­den­burg bun­desweit eines der Län­der mit der niedrig­sten Woh­nungsquote bleiben. Isolierte Massenunterku?nfte, wie sie in den 1990er Jahren ent­standen, gal­ten dem let­zten Land­tag als Zeichen ein­er ver­fehlten und unmen­schlichen Flu?chtlingspolitik, die es dauer­haft zu kor­rigieren gilt. Das geforderte und nach wie vor drin­gend nötige Unter­bringungskonzept liegt immer noch nicht vor, das Auf­nah­mege­setz wurde nicht geän­dert, die Stan­dards nicht verbessert, mit dem Ergeb­nis, dass genau solche Unterku?nfte wieder etabliert wer­den. Eine men­schen­recht­skon­forme Unter­bringungspoli­tik sieht anders aus, daran hat das Deutsche Insti­tut fu?r Men­schen­rechte erinnert.
Pots­dam, 21. Jan­u­ar 20015
ErstunterzeichnerInnen
1. Aktionsbu?ndnis Bran­den­burg gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Fremdenfeindlichkeit
2. Prof. Dr. Bir­git Ammann, Fach­hochschule Potsdam
3. Nad­ja Hitzel-Andel­hamid, Antidiskri­m­inierungs­ber­atung der Opferperspektive
4. Arbeits­gruppe Flucht und Migra­tion Kirchenkreis Oberes Havelland
5. Asylver­fahrens­ber­atungsini­tia­tive ‑ange­hört-
6. AUSTAUSCH am KANAL, Potsdam
7. Autonomes Frauen­zen­trum Potsdam
8. Barn­imer Kam­pagne “Light me Amadeu”, Eberswalde
9. Annett Bauer,
10. Lutz Boede, Stadtverord­neter Pots­dam und Mit­glied des Migrantenbeirates
11. Ruth Brinkmeier
12. Dorothee Bruch, Xenion
13. Chill out e.V., Potsdam
14. Cot­tbuser Flu?chtlingsverein
15. Der Runde Tisch Willkom­men, Wandlitz
16. Kirsten Dieck­mann, Diplom-Psychologe
17. Rolf Diet­rich, Potsdam
18. Franziska Don­ner, Potsdam
19. Ulla van Dorp, Teltow
20. Vera Dost, VVN-BdA Brandenburg
21. Judith Dubiel, Run­der Tisch Willkom­men, Wandlitz
22. Stef­fen Ehlert, Eberswalde,
23. Flu?chtlingsberatungsstelle Hennigsdorf
24. Flu?chtlingsprojekt “Inte­gra­tion+” Pro­jek­thaus Potsdam
25. Frei­land Potsdam
26. Fre­un­deskreis zur Unterstu?tzung der Asyl­be­wer­ber in Teltow
27. Pfar­rer Bern­hard Fricke, Hohen Neuendorf
28. Hei­drun und Dieter Gadis­chke, Bernau
29. Gabi und Kon­rad Geburek
30. Gemeinde­di­akonis­che Ini­tia­tive ESTArup­pin e.V.
31. Han­na Greve, Diplom-Psychologin
32. Benedikt Gu?nther
33. Frank Grunau
34. Chris­t­ian Haase, Mallnow
35. Jut­ta Hen­glein-Bil­dau, Teltow
36. Hei­di Hildebrand,Sozialarbeiterin, Johan­niter-Unfall-Hil­fe e.V., Lan­desver­band Nordbrandenburg
37. Hochschul­gruppe der Uni­ver­sität Pots­dam “Refugees Wel­come Brandenburg”
38. Karin Hopf­mann, Über­re­gionale Flu?chtlingsberatung AWO Ostprignitz-Ruppin
39. Dr. Knut Horst, Mit­glied in Willkom­men in Falkensee
40. Kristin Has­sel, Gerswalde,Uckermark
41. Hen­nigs­dor­fer Ausländerbeirat
42. Hen­nigs­dor­fer Ratschlag
43. Ini­tia­tive “Bunte Zora” Lauchhammer
44. Ini­tia­tive Willkom­men in Gransee
45. Ini­tia­tiv­gruppe gegen Gewalt und Ras­sis­mus Velten
46. Inwole e.V., Potsdam
47. Thomas Keller, Wandlitz
48. Kom­m­Mit — fu?r Migranten und Flu?chtlinge e. V.
49. Koop­er­a­tion fu?r Flu?chtlinge in Brandenburg
50. Ina Krahl
51. S.Krebs
52. Elis­a­beth Kuck, ehre­namtliche Mitar­bei­t­erin im Wohn­heim Nuthetal, Potsdam
53. Kul­tur­lob­by Potsdam
54. Kath­leen Kunath, Mit­glied in Willkom­men in Falkensee
55. Lan­desju­gen­dring Bran­den­burg e.V.
56. Lan­desver­band Sozial­is­tis­chen Jugend – die Falken
57. Shaun Law­ton, Schauspieler
58. Johann-Georg Hofer von Loben­stein, Hamburg
59. Dr.Armin Mey­er, Niederfinow
60. Horst Nacht­sheim, Mit­glied im Willkom­men­skreis Neuhard­en­berg e.V.
61. Neu­rup­pin bleibt bunt
62. N.N. — Auf zu Neuen Nach­barschaften Potsdam-West
63. Opfer­per­spek­tive e.V.
64. Ire­na Pet­zoldo­va, Psych. Psy­chother­a­peutin, KommMit
65. Christoph Pol­drack, Pfar­rer in Leegebruch/Velten/Marwitz + Mit­glied der Willkommensinitiative
Leegebruch/Oberkrämer
66. Pro­jekt Farfalla
67. Host Rab­bow, Über­re­gionale Flu?chtlingsberatungsstelle AWO-OPR
68. Clau­dia Rashied, Teltow
69. Refugees Eman­ci­pa­tion e.V
70. Refugees Wel­come Senftenberg
71. Joachim Ru?ffer, Pro­jek­tko­or­di­na­tor KommMit
72. Ru?diger Schmolke
73. Peter Siebert
74. Ulrich Stahn, Sydow­er Fließ
75. Iris Rodriguez, Freie Journalistin
76. Vic­tor Rodriguez, Berlin
77. Sibylle Rothkegel, Dipl. Psych., Psych. Psychotherapeutin.
78. Katha­ri­na Tietz
79. Vielfalt statt Ein­falt — fu?r ein fre­undlich­es Frank­furt (Oder)
80. Sabine Wald­ner, Mit­glied in Willkom­men in Falkensee
81. Michael Weber
82. Willkom­men in Falkensee
83. Willkom­men in Oberhavel
84. Willkom­men­skreis Neuhard­en­berg e.V.
85. Willkom­mensini­tia­tive Oranienburg
86. Simon Wohlfahrt
87. Heike Wolff, Potsdam
88. Women in Exile e.V.
89. Zossen zeigt Gesicht

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Vielfältiger Protest und Blockaden gegen rassistischen Aufmarsch in Frankfurt (Oder)

800 Bürger*innen set­zten am Sam­stag, den 17.1.2015 ein Zeichen gegen den ras­sis­tis­chen Auf­marsch „Stopp dem Asylmiss­brauch“ der Gruppe „Frankfurt/Oder wehrt sich“. Die Teilnehmer*innen sol­i­darisierten sich
mit Geflüchteten und woll­ten eine Willkom­men­skul­tur in Frank­furt (Oder) stark machen. Nach der zen­tralen Kundge­bung auf dem ehe­ma­li­gen Hort­en-Vor­platz in der Frank­furter Innen­stadt, bei dem Geflüchtete sowie
Vertreter*innen aus Poli­tik und Zivilge­sellschaft für eine offene Gesellschaft ohne Ras­sis­mus und Diskri­m­inierung war­ben, wurde ab der Mit­tagszeit die Route des ras­sis­tis­chen Auf­marsches durch friedliche
Massen­block­aden beset­zt und hin­derte die Rassist*innen daran, auf ihrer geplanten Route und in der Innen­stadt zu marschieren.
Der Bahn­hof kon­nte anfangs erfol­gre­ich von Demokrat*innen umstellt wer­den, bevor eine friedliche Block­ade im Bahn­hof­s­tun­nel von der Polizei geräumt wurde, um den Rassist*innen den Weg frei nach Alt­beresinchen zu
machen. Das Ziel, die Rassist*innen keinen Meter laufen zu lassen, kon­nte damit nicht erfüllt werden.
„Wir werten unsere Aktion heute aber den­noch als Erfolg, weil wir ver­hin­dern kon­nten, dass die Rassist*innen ihre ursprüngliche Route bege­hen und in die Innen­stadt gelan­gen kon­nten. Gemein­sam mit hun­derten entschlosse­nen Demokrat*innen aus Frank­furt (Oder) und ander­norts haben ihnen diesen Weg block­iert. Wir bedanken uns bei dem Engage­ment und der regen Teil­nahme an den vielfälti­gen Protest­for­men. Die Rassist*innen waren gezwun­gen, abseits der Innen­stadt ihre Men­schen­ver­ach­tung auf die Straße zu tra­gen.“, so Janek Las­sau, Press­esprech­er des Bünd­niss­es. Die flüchtlings­feindliche Stim­mungs­mache fand damit wenig Gehör.
Zu dem neon­azis­tis­chen Auf­marsch mit cir­ca 150 Teilnehmer*innen waren neben stadt­bekan­nten Neon­azis, Anhänger*innen der NPD, wie Alexan­der Bode, welch­er an der Tötung eines Asyl­suchen­den bei der sog. „Het­z­jagd von Guben“ 1999 beteiligt war, und sog­ar Nazis aus dem Dun­stkreis des recht­ster­ror­is­tis­chen NSU, wie Maik Eminger, Zwill­ings­brud­er und enger Kam­er­ad eines Angeklagten im NSU-Prozess, auch dutzende Bürger*innen erschienen, die sich nicht ein­deutig der extremen Recht­en zuord­nen lassen. Hier zeigt sich die gesellschaftliche Gefahr, die von Pegi­da, AfD und HoGeSa derzeit aus­ge­ht. Sie motivieren ein­er­seits den recht­en Rand, ihre unver­hüllte Men­schen­ver­ach­tung wieder ver­stärkt in die Öffentlichkeit zu tra­gen und bilden ander­er­seits ein neues Sam­mel­beck­en für den ver­steck­ten Ras­sis­mus aus der ver­meintlichen Mitte der
Gesellschaft. Neon­azis und ras­sis­tis­che Bürger*innen ver­sucht­en auch hier in Frank­furt (Oder), den Schul­ter­schluss der „Äng­ste und Sor­gen“ vor Geflüchteten mit einem „Deutsch­land den Deutschen“ und der
Ver­her­rlichung des Nation­al­sozial­is­mus zu vol­lziehen. Diesem Vorhaben hat die demokratis­che Zivilge­sellschaft ihre Ablehnung spüren lassen und die Rassist*innen am 17.01.2015 weit­ge­hend isoliert.
Einen noch erfol­gre­icheren Aus­gang des Tages ver­hin­derte die Polizei. Die friedlichen Block­aden wur­den teil­weise mit unver­hält­nis­mäßiger Härte aufgelöst und es gab gewalt­sames Vorge­hen gegen Demonstrant*innen,
welche auch Ver­let­zun­gen von sich tru­gen. So wur­den Men­schen, die ihre Sitzblock­ade frei­willig aufgeben woll­ten, von Polizist*innen bru­tal zurück auf den Straßen­bo­den gestoßen; eine Polizeiein­heit prügelte mit
Schlagstöck­en auf friedlich Protestierende ein. Bei einem Über­griff auf den Laut­sprecher­wa­gen des Bünd­niss­es ver­let­zten Polizist*innen mehrere Men­schen. Dabei kam es auch zu polizeilich­er Gewalt gegenüber einem Mit­glied des Kom­mu­nika­tion­steams, das in Kon­flik­ten ver­mit­telt und deeskaliert. Mehrere Demonstrant*innen prüfen daraufhin eine Anzeige gegen einzelne Beamt*innen.
Der Sprech­er des Bünd­niss­es kom­men­tiert weit­er: „Trotz der Repres­sion durch die Polizei kon­nten wir an die erfol­gre­ichen Proteste aus dem Jahr 2012 anknüpfen. Wieder ein­mal haben Frankfurter*innen und auch
angereiste Unterstützer*innen Hand in Hand gezeigt, dass Frank­furt (Oder) kein Ort für Ras­sis­mus und Men­schen­ver­ach­tung ist. Friedliche Massen­block­aden sind dabei das Mit­tel der Wahl für hun­derte Menschen
hier in Frank­furt (Oder), die sich für eine offene und gerechte Gesellschaft sowie Sol­i­dar­ität mit Geflüchteten ein­set­zen wollen und den Rassist*innen die Stadt nicht über­lassen haben“. Das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ bedankt sich bei allen Unterstützer*innen und Mit­block­ieren­den. „Das Zeichen, das wir am Sam­stag geset­zt haben, ist unverkennbar. Wegschauen hat keine gute Tra­di­tion in Deutsch­land – das zeigt die Geschichte. Unser Mot­to ist und bleibt: Wehret den Anfän­gen!“, so Janek Las­sau. Weit­er sagt Las­sau: „Die Organisator*innen des ras­sis­tis­chen Auf­marsches haben bere­its angekündigt, dem­nächst erneut marschieren zu wollen, dem gilt es sich erneut in den Weg zu stellen. Für eine erfol­gre­iche Block­ade ist die zahlre­iche Teil­nahme aller Demokrat*innen gefragt. Nur gemein­sam können
wir solche Aufmärsche ver­hin­dern. Wir hof­fen dementsprechend, bei den näch­sten Protesten noch mehr zu sein.“
Frank­furt (Oder), den 21.01.2015

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Oranienburg: Zivilgesellschaft protestiert mit 350 Menschen gegen Marsch von 250 Asylgegner_innen

Titelbild
Gegen den zweit­en „Abendspazier­gang“ von 250 Asylgegner_innen haben am Mittwochabend unge­fähr 350 Men­schen in Oranien­burg (Land­kreis Ober­hav­el) protestiert. Aus­gangspunkt war, wie beim ersten Marsch am 17. Dezem­ber 2014, wieder der Bere­ich vor der Bahn­hal­testelle. Von dort zogen sowohl die Befür­worter als auch die Gegner_innen in Form von Aufzü­gen durch die Stadt. Die Polizei tren­nte bei­de Lager voneinan­der ab. Den­noch gelang es ein­er kleinen Gruppe Protestier­er kurzzeit­ig die Strecke des „Abendspazier­gangs“ zu blockieren
Zu den Protesten hat­te wieder das zivilge­sellschaftliche Bünd­nis „Ober­hav­el Naz­ifrei“ aufgerufen. Dessen Sym­pa­thisan­ten zogen par­al­lel zu den Asylgegner_innen zum Schloss. Hier protestierte die Zivilge­sellschaft, nach ein­er ersten Kundge­bung an der Bahn­hal­testelle, noch ein­mal laut­stark gegenüber den vor­beiziehen­den „Abendspazier­gang“. Dieser war streck­en­mäßig übri­gens viel kürz­er als beim let­zten mal und endete, nach ein­er recht kurzen Abschlusskundge­bung, wieder in der Nähe des Start­punk­tes. Auch waren deut­lich weniger bürg­er­lich wirk­ender Demonstrant_innen in dem Aufzug zu ent­deck­en. Die über­wiegende Mehrheit der am „Abendspazier­gang“ teil­nehmenden Per­so­n­en war zwis­chen 20 und 40 Jahre alt, männlich und mit sportlich wirk­ender Streetwear gek­lei­det. Vere­inzelt waren Fanuten­silien divers­er Fußball- und Eishock­eyvere­ine zu erken­nen: FC Union Berlin, Hansa Ros­tock, Dynamo Berlin und Eis­bären Berlin. Offen­sichtlich Hooli­gans, wie Szeneken­ner bestätigen.
Weit­er­hin waren auch wieder zahlre­iche Neon­azis, haupt­säch­lich aus den Land­kreisen Ober­hav­el, Ost­prig­nitz-Rup­pin, Havel­land und Barn­im vertreten, unter ihnen min­destens drei Stadtverord­nete der NPD. Auf einen Rede­beitrag verzichtete die Partei jedoch dieses mal.
Stattdessen sprachen einige bürg­er­lich auftre­tende Redner_innen und ließen ihre Vorurteile und ihr Mis­strauen gegenüber den in der Stadt leben­den Asyl­suchen­den freien Lauf. Dabei sehen sie sich als Repräsentant_innen des „Volkes“ und spie­len die Rolle des „besorgten Bürg­ers“. Ihre Gegner_innen woll­ten sich jedoch nicht täuschen lassen und benan­nten sie als Nazis und Rassist_innen.
Trotz des eigentlich gescheit­erten Ver­suchs in die bürg­er­liche Mitte der Stadt vorzus­toßen pla­nen die Asylgegner_innen weit­ere Märsche, so zumin­d­est klang es aus den Ansagen der Sprech­er her­aus. Das die Proteste dage­gen dann auch weit­erge­hen wer­den, scheint eben­falls gesichert, Oranien­burg hat eine starke Zivilgesellschaft.
weit­ere Fotos: hier

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Antifaschismus

Oranienburg: Aufmarsch von Rassist*innen und Neonazis lautstark begleitet

INFORIOT Erneut kon­nten knapp 300 Rassist*innen und Neon­azis durch Oranien­burg ziehen. Unter den Mot­to „für eine gerechte Asylpoli­tik“, angelehnt an sie säch­sis­che PEGI­DA-Demon­stra­tio­nen, zogen sie ohne Sprechchöre durch die Stadt. Unter ihnen waren wieder Neon­azis aus Neu­rup­pin und Brandenburg/Havel, sowie NPD-Mit­glei­der aus Ober­hav­el und Barnim.
Strate­gis­ch­er Rück­zug der NPD 
Im Gegen­satz zur ersten Demon­stra­tion im Dezem­ber hat­te sich die NPD bei der Demon­stra­tion dieses mal eher im Hin­ter­grund gehal­ten. Den Kon­takt zur Polizei hielt erneut der Vel­tener NPD-Stadtverod­nete Robert Wolin­s­ki. Er ging zu Beginn der Demon­stra­tion in ein­er sehr aggres­siv­en Art einen Pres­sev­ertreter an. Im weit­eren Ver­lauf der Demon­stra­tion suchte er zusam­men mit der Bran­den­burg­er NPD-Geschäfts­führerin Aileen Rokohl die Presse auf, welche seine Darstel­lun­gen unkri­tisch über­nahm. Er hat­te der MAZ gegenüber behauptet, dass sich an der Demon­stra­tion ger­ade mal eine Hand­voll NPD-Mit­glieder beteiligt habe. Tat­säch­lich aber wurde der Pots­damer Maik Schnei­der, eben­falls NPD-Mit­glied, zur Beginn der Demon­stra­tion am Front­trans­par­ent gesichtet. Auch die Laut­sprecher­an­lage wurde am Bahn­hof durch den bekan­nten NPD- und JN-Aktivis­ten Sebas­t­ian Blöhe und Philip Badz­cong abge­baut. Das Stan­gen­trans­par­ent in der Mitte der Demon­stra­tion trug eben­falls das NPD-Mit­glied Chris­t­ian Sch.


Gegen­proteste
An den Gegen­protesten in Oranien­burg beteiligten sich eben­falls um die 300 Men­schen. Dazu hat­te das zivilge­sellschaftliche Bünd­nis „Ober­hav­el Naz­ifrei“ aufgerufen, dessen Aufruf von knapp 80 Ini­tia­tiv­en, Parteien und Einzelper­so­n­en unter­schrieben wurde. Eine kleine Sitzblock­ade von 20 Per­so­n­en vor einem Drogeriemarkt in der Stral­sun­der Straße, unmit­tel­bar vor dem Start­punkt der Heimgegener*innen, wurde nach der zweit­en Polizeiansage aufgelöst. An den bei­den Kundge­bu­gen vor dem Runge-Gym­na­si­um und vor dem Schloss sprachen einige Politiker*innen. Mit Trillerpfeifen und Klatsch­pap­pen kon­nten die Reden am Bahn­hof übertönt werden.
Bilder: hier und hier.
Inforiot