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Antifaschismus

1. Mai in Plauen: „III. Weg“-Aufmarsch mit Frankfurter Beteiligung

Am 1. Mai demon­stri­eren tra­di­tionell extrem rechte Parteien, um den Tag die deutschen Arbeit­er zu feiern, den die Nation­al­sozial­is­ten 1933 als nationalen Feiertag einge­führt haben.[1] Zum diesjähri­gen „Tag der Arbeit“ mobil­isierte u.a. die neon­azis­tis­che Kle­in­st­partei „Der III. Weg“ zu einem bun­desweit­en Auf­marsch ins vogtländis­che Plauen. Etwa 1.000 Neon­azis kamen dann auch aus nahezu dem gesamten Bun­des­ge­bi­et nach Sach­sen, um gegen Kap­i­tal­is­mus und für einen deutschen Sozial­is­mus zu demon­stri­eren (dass sich hin­ter diesen Parolen keine emanzi­pa­torischen oder egal­itären Ansätze ver­ber­gen, sollte klar sein).[2] Obwohl die Partei noch recht jung ist und nur wenige hun­dert Mit­glieder bun­desweit besitzt, war der diesjährige Auf­marsch der größte am 1. Mai in 2016. Bere­its im ver­gan­genen Jahr kon­nte „Der III. Weg“ die meis­ten Neon­azis für ihren Auf­marsch in Saalfeld gewin­nen.[3] Angemeldet wurde der Auf­marsch von Tony Gentsch, stel­lvertre­tender Leit­er des Gebi­etsver­band „Mitte“, zu dem, mit Aus­nahme Meck­len­burg-Vor­pom­merns, alle neuen Bun­deslän­dern sowie Berlin gehören.[4] Der im uck­er­märkischen Anger­münde wohnende Matthias Fis­ch­er, Leit­er des sel­bi­gen Gebi­etsver­bands, war die zweite zen­trale Per­son an diesem Tag.
Den eben­falls bun­desweit­en Auf­marsch der NPD in Schw­erin fol­gten lediglich 400 Men­schen.[5] Weit­ere Ver­samm­lun­gen der Partei mit weit weniger Res­o­nanz fan­den in Bochum (180), Wurzen (80) und Berlin (50) statt.[6] Die vor allem in Nor­drhein-West­falen aktive Neon­azi-Partei „Die Rechte“ mobil­isierte in die thüringis­che Lan­deshaupt­stadt Erfurt; dort kamen 250 Neon­azis zusam­men.[7]

Imme den "III. Weg": Peer Koss (mitte) auf der 1. Mai-Demonstration der neonazistischen Kleinstpartei in Plauen. Links von ihm Jessica Kautz (mit Flasche). Rechts seine Frau Franziska (rote Haare). (Photo: Presseservice Rathenow)
Imme den “III. Weg”: Peer Koss (mitte) auf der 1. Mai-Demon­stra­tion der neon­azis­tis­chen Kle­in­st­partei in Plauen. Links von ihm Jes­si­ca Kautz (mit Flasche). Rechts seine Frau Franziska (rote Haare). (Pho­to: Press­eser­vice Rathenow)

 
Frank­furter Neon­azis auch in Plauen
Unter den angereis­ten Neon­azis waren auch auf­fal­l­end viele aus Bran­den­burg.[8] Neben den bei­den Land­kreisen Uck­er­mark und Pots­dam-Mit­tel­mark, in denen „Der III. Weg“ bere­its Stützpunk­te aufge­baut hat, waren auch Anhänger aus anderen Regio­nen erschienen. Darunter waren auch bekan­nte Neon­azis aus Frank­furt (Oder) und dem angren­zen­den Land­kreis Oder-Spree. Laut Beobachter_innen ist von min­destens elf Neon­azis aus der Region Frank­furt (Oder) auszuge­hen, die nach Plauen anreis­ten. Neben Peer und Franziska Koss, bei­de Organ­isatorIn­nen der extrem recht­en Grup­pen „Frankfurt/Oder wehrt“ und „Beeskow wehrt sich“, waren dies vor allem jün­gere Neon­azis. Zu ihnen gehörten Den­nis Kunert, Romano Gos­da, Justin Dominik Klein­ert und Patrick Fer­tig, aber auch der bere­its bei den soge­nan­nten „Autonomen Nation­al­is­ten Oder-Spree“ (ANOS) aktiv gewe­sene Mar­tin Schlechte[9] sowie Jes­si­ca Kautz. Die Fleis­chereiverkäuferin aus Frank­furt (Oder) gehörte beim hiesi­gen Neon­azi­auf­marsch am 1. Novem­ber 2015 zu den Ein­peitscherIn­nen und gab für die Teil­nehmerIn­nen die Parolen vor.[10] Gemein­sam liefen sie im mit­tleren Block zusam­men mit weit­eren Neon­azis aus Bran­den­burg. Gos­da trug zudem eine in neon­azis­tis­chen Kam­er­ad­schaften ver­bre­it­ete schwarzen Fahne mit der kleinen Auf­schrift „Frankfurt/O.“, was eine regionale Zuord­nung für Außen­ste­hende deut­lich machte. Allen gemein­sam ist ihre regelmäßige Teil­nahme an den ras­sis­tis­chen Aufmärschen von „Frankfurt/Oder wehrt sich“, die seit Jan­u­ar 2015 ins­ge­samt sieben Mal in der Oder­stadt stat­tfan­den.[11] Dass sie sich nun in größer­er Gruppe an der zen­tralen „III. Weg“-Demonstration beteiligten, ist da nur fol­gerichtig. So gehörte die Neon­azi-Partei, die in Bran­den­burg bis­lang vor allem von Maik Eminger geführt wurde, von Anfang an zu den Unter­stützern der Frank­furter Aufmärsche. Anfangs noch bedeckt, wur­den sie im zunehmenden Maße präsen­ter. Immer wieder reis­ten auch AktivistIn­nen aus dem Stützpunkt Potsdam/Mittelmark an.[12] Zu ihnen gehört auch Pas­cal Stolle. Das ehe­ma­lige NPD-Mit­glied, welch­es Anfang let­zten Jahres zum „III. Weg“ wech­selte, gehört zu den regelmäßi­gen Red­ner­In­nen auf den extrem recht­en Ver­anstal­tun­gen in Frank­furt und ist inzwis­chen auch nach Eisen­hüt­ten­stadt gezo­gen. Auch er war in Plauen anwe­send, lief aber getren­nt von den übri­gen Bran­den­burg­erIn­nen im ersten Block.

 
 
Tatkräftige Hil­fe beim Auf­bau von Strukturen
Die Unter­stützung des „III. Weg“ von Anti-Asyl­protesten, zu dem sie auch einen Leit­faden ver­fasst hat,[13] zielte auch auf eine weit­ere Rekru­tierung von Parteian­hän­gerIn­nen ab. Dies scheint bei den Teil­nehmerIn­nen der Frank­furter und Beeskow­er Aufmärsche Früchte getra­gen zu haben. Seit der ersten großen Kundge­bung der neon­azis­tis­chen Partei am 21. Feb­ru­ar 2015 in Eisen­hüt­ten­stadt nahm Peer Koss regelmäßig an ihren Ver­anstal­tun­gen teil.[14] Er gehörte zu den Teil­nehmerIn­nen der Mobil­isierungsver­anstal­tun­gen in Beelitz und Brück (bei­de Pots­dam-Mit­tel­mark) zum Auf­marsch am 1. Mai;[15] eben­so war er bei der Vorstel­lung des „III. Weg“ durch Matthias Fis­ch­er in Beeskow im März diesen Jahres dabei.[16] Peer und seine Frau Franziska sind inzwis­chen Mit­glieder gewor­den und tru­gen ihre Parteizuge­hörigkeit am 1. Mai in Plauen auch offen zu Schau.

Bald ein neuer Stützpunkt im Oderland?: "III. Weg"-Kader Matthias Fischer stellt die Arbeit seiner Partei im März in Beeskow vor. (Photo: der-dritte-weg.info)
Bald ein neuer Stützpunkt im Oder­land?: “III. Weg”-Kader Matthias Fis­ch­er stellt die Arbeit sein­er Partei im März in Beeskow vor. (Pho­to: der-dritte-weg.info)

Mit dem „III. Weg“-Kader Pas­cal Stolle als regelmäßiger Red­ner und der regelmäßi­gen Teil­nahme des „III. Weg“ an der Neon­azi­aufmärschen in der Region gelangt es der extrem recht­en Partei, neue Anhän­gerIn­nen zu find­en. Mit der Mit­glied­schaft der bei­den Haup­tor­gan­isatorIn­nen der Ver­samm­lun­gen von „Frankfurt/Oder wehrt sich“ und „Beeskow wehrt sich“ wer­den diese in Zukun­ft noch stärk­er an der Poli­tik der Partei aus­gerichtet sein. Es bleibt nur noch eine Frage der Zeit, bis sich nach den Stützpunk­ten Potsdam/Mittelmark, Mit­tel­mark (Hav­el) und Uck­er­mark ein vierten Stützpunkt auch im Oder­land grün­den wird. Für die immer weit­er schwächel­nden NPD in Bran­den­burg wird sie damit zunehmend zur Gefahr. Dies zeigt sich nicht zulet­zt daran, dass bekan­nte NPD-Kad­er die Teil­nahme an dem parteieige­nen Auf­marsch im näheren Schw­erin der „III. Weg“-Demonstration im fer­nen Plauen vor­zo­gen.[17]
 
 
Quellen

1 Vgl. Gesetz über die Ein­führung eines Feiertags der nationalen Arbeit, http://www.verfassungen.de/de/de33-45/feiertag33.htm, abgerufen am 3. Mai 2016.

2 Vgl. arbeiterkampftag.info, abgerufen am 3. Mai 2016.

3 Vgl. Witz­gall, Thomas: 1.Mai in Saalfeld: Unver­ant­wortliche Polizeis­trate­gie im Umgang mit dem größten Neon­azi-Auf­marsch des Tages. In: End­sta­tion Rechts. Bay­ern, https://www.endstation-rechts-bayern.de/2015/05/1‑mai-in-saalfeld-unverantwortliche-polizeistrategie-im-umgang-mit-dem-groessten-neonazi-aufmarsch-des-tages/, abgerufen am 3. Mai 2016.

4 Vgl. „Der III. Weg“: Gebi­etsver­band „Mitte“ der Partei „Der III. Weg“ gegrün­det!, http://www.der-dritte-weg.info/index.php/menue/1/thema/69/id/6062/akat/1/infotext/Gebietsverband_Mitte_der_Partei_Der_III._Weg_gegruendet/Politik_Gesellschaft_und_Wirtschaft.html, abgerufen am 3. Mai 2016.

5 Vgl. Freiers, Horst: NPD: Bedin­gungslos­er Wahlkampf. In Blick nach Rechts,
http://www.bnr.de/artikel/hintergrund/npd-bedingungsloser-wahlkampf, abgerufen am 3. Mai 2016.

6 Vgl. Press­eser­vice Rathenow: Nach­be­tra­ch­tung des 1.Mai: ??Bran­den­burg­er? ?Neon­azis? zog es vor allem ins säch­sis­che ??Plauen?. In: inforiot.de, https://inforiot.de/nachbetrachtung-des-1-mai-%E2%80%AA%E2%80%8Ebrandenburger%E2%80%AC-%E2%80%AAneonazis%E2%80%AC-zog-es-vor-allem-ins-saechsische-%E2%80%AA%E2%80%8Eplauen%E2%80%AC/, abgerufen am 3. Mai 2016.

7 Eben­da.

8 Eben­da.

9 Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe frank­furt (oder): Neon­azis­tis­che Jugend­kul­tur im Wan­del am Beispiel der “Autonomen Nation­al­is­ten Oder-Spree”, https://recherchegruppeffo.noblogs.org/post/2012/05/19/neonazistische-jugendkultur-im-wandel-am-beispiel-der-autonomen-nationalisten-oder-spree/.

10 Vgl. inforiot.de: Braunes Woch­enende in Bran­den­burg, https://inforiot.de/braunes-wochenende-in-brandenburg/, sowie Presse­di­enst Frank­furt (Oder): Bild 19, https://www.flickr.com/photos/pressedienst_frankfurt-oder/22064405754/in/album-72157660679120421/, bei­de abgerufen am 3. Mai 2016.

11 17. Jan­u­ar, 14. Feb­ru­ar, 25. April, 25. Juli, 3. Okto­ber, 1. Novem­ber (alle 2015), sowie am 20. Feb­ru­ar 2016. Vgl. hierzu auch die Artikel auf inforiot.de und recherchegruppeffo.noblogs.org.

12 Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe frank­furt (oder): „Frank­furt (Oder) wehrt sich“ mit dem „III. Weg“, https://recherchegruppeffo.noblogs.org/post/2015/05/21/frankfurt-oder-wehrt-sich-mit-dem-iii-weg/.

13 Vgl. „Der III. Weg“: KEIN ASYLANTENHEIM IN MEINER NACHBARSCHAFT! Wie be- bzw. ver­hin­dere ich die Errich­tung eines Asy­lanten­heims in mein­er Nach­barschaft. Bad Dürkheim, Stand 08/2015.

14 Vgl. Presse­di­enst Rathenow: Eisen­hüt­ten­stadt: Auf­marsch von III. Weg, NPD und „Freien Kräften“, https://inforiot.de/eisenhuettenstadt-militante-neonazis-hetzten-gegen-asylsuchende/, abgerufen am 3. Mai 2016.

15 Vgl. Presse­di­enst Rathenow: Beelitz / Brück: Neon­azis mobil­isierten für Auf­marsch am 1. Mai, https://inforiot.de/beelitz-brueck-neonazis-mobilisierten-fuer-aufmarsch-am-1-mai/, abgerufen am 3. Mai 2016.

16 Vgl. „Der III. Weg“: Parteivorstel­lung im Raum Beeskow, http://www.der-dritte-weg.info/index.php/menue/1/thema/69/id/6279/akat/1/infotext/Parteivorstellung_im_Raum_Beeskow/Politik_Gesellschaft_und_Wirtschaft.html, abgerufen am 3. Mai 2016.

17 Vgl. Press­eser­vice Rathenow: Nach­be­tra­ch­tung des 1.Mai: ??Bran­den­burg­er? ?Neon­azis? zog es vor allem ins säch­sis­che ??Plauen?. In: inforiot.de, https://inforiot.de/nachbetrachtung-des-1-mai-%E2%80%AA%E2%80%8Ebrandenburger%E2%80%AC-%E2%80%AAneonazis%E2%80%AC-zog-es-vor-allem-ins-saechsische-%E2%80%AA%E2%80%8Eplauen%E2%80%AC/, abgerufen am 3. Mai 2016.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

28. Mai: Antifa-Kaffeefahrt in den Spreewald

Seit Ende Okto­ber let­zten Jahres ver­anstal­tet der rechte Vere­in „Zukun­ft Heimat“ (ZH) im Spree­wald mehrere Demon­stra­tio­nen. Im monatlichen Rhyth­mus demon­stri­erte „ZH“ in Lübben (Dahme-Spree­wald) und Lübbe­nau (Elbe-Elster). Die Demon­stra­tio­nen verze­ich­neten anfangs bis zu 800 Teil­nehmende, während die Zahlen in den let­zten Monat­en rück­läu­fig waren. Zunehmend weichen die Organisator_innen auf weit­ere Städte im Spree­wald aus und bieten damit eine Bühne für nation­al­is­tis­che und ras­sis­tis­che Grup­pierun­gen ver­schieden­ster Spek­tren. Wir wollen das Treiben nicht hin­nehmen und rufen zu ein­er antifaschis­tis­chen Kaf­fee-Fahrt am 28. Mai in den Spree­wald auf!
Who the f*** is „Zukuft Heimat“?
Der Vere­in „ZH“ hat seinen Urspung in der Bürg­erini­tia­tive aus dem Dorf Zützen, einem Ort­steil der Stadt Golßen. Im Som­mer 2015 hat­te „Pro Zützen“ eine Unter­bringung von 100 Geflüchteten in dem 350-Ein­wohn­er-Dorf kri­tisiert, aber nicht grund­sät­zlich abgelehnt. Am 30. Juni fand eine Demon­stra­tion von Zützen nach Golßen unter dem Mot­to „Demokratie wagen“ statt, an der mehr als 150 Men­schen teil­nah­men. „Mehr Bürg­er­beteili­gung“ und eine dezen­trale Unter­bringung von Geflüchteten wurde gefordert. Aus „Pro Zützen“ hat sich dann im August 2015 der einge­tra­gene Vere­in „Zukun­ft Heimat“ entwick­elt. Den Vor­sitz des Vere­ins hat Christoph Berndt inne, der als Vor­sitzen­der des Fakultätsper­son­al­rats an der Berlin­er Char­ité tätig ist. Am 11.04.2016 beobachtete er die Kundge­bung von Bärgi­da am Berlin­er Hauptbahnhof.
Sie sind ja keine Nazis, aber…
Nach außen präsen­tiert sich „ZH“ bürg­er­nah, lehnt formell jegliche Form von soge­nan­nten „Extrem­is­mus“ ab. Allerd­ings offen­baren die Bündnisparter_innen des Vere­ins, zu denen die Bran­den­burg­er AfD, Pegi­da-Ableger aus der Region und die Grup­pierung der Iden­titären gehören, die deut­lich rechts­gerichtete Aus­rich­tung von „ZH“. Schon frühzeit­ig kon­nte „ZH“ eine per­son­elle Verbindung zum ver­bote­nen Spreelichter-Net­zw­erk nachgewiesen wer­den, was das Image ein­er schein­bar harm­losen Protest­be­we­gung schnell bröck­eln ließ. Auch Mit­glieder der JN Bran­den­burg kon­nten die Demon­stra­tio­nen im Spree­wald mobil­isieren. Als Redner_innen bei Demon­stra­tio­nen und Vor­tra­gende bei Infor­ma­tionsver­anstal­tun­gen über die “Heimat” lud man sich Aktivis­ten der neurecht­en Zeitung “Com­pact” ein.
Die Radikalität des Umfeldes von „ZH“ wurde erst vor eini­gen Wochen im Nach­barort Vetschau deut­lich. Unbekan­nte verübten in der Nacht zum 30. April einem Bran­dan­schlag auf eine sym­bol­is­che Protes­tak­tion des „Net­zw­erks für ein tol­er­antes Vetschau“. Das Net­zw­erk hat­te in Zusam­me­nar­beit mit Geflüchteten im Vor­feld der ersten Demon­stra­tion von „ZH“ in Vetschau bunte Luft­bal­lons und Trans­par­ente am Ein­gang zur Stadt befes­tigt, um zu zeigen, dass ras­sis­tis­che Het­ze im Ort nicht erwün­scht ist. Unbekan­nte ver­wüsteten die Protes­tak­tion und set­zten den Maibaum und einen Heuschober in Brand. Zudem wur­den „Nein zum Heim“ Plakate an Ortein­gangss­childern angebracht.
Es gibt kein ruhiges Hinterland!
In Lübben, Lübbe­nau und Vetschau blieben Gegen­proteste zu den Demon­stra­tio­nen von „ZH“ fast gän­zlich aus. Doch so langsam regt sich Wider­stand. Erst im März diesen Jahres grün­dete sich in Lübbe­nau die Ini­tia­tive „Laut für den Spree­wald“ und ver­anstal­tete am 9. April eine erste eigene Demon­stra­tion. Am 28. Mai soll eine weit­ere Demon­stra­tion der Ini­tia­tive fol­gen. Wir rufen auf sich der Demon­stra­tion anzuschließen und die lokalen Akteuer_innen vor Ort zu unterstützen!
Auch wenn es sich um eine eher bürg­er­liche Demon­stra­tion han­delt, sehen wir darin die Chance den recht­en Struk­turen im Spree­wald etwas ent­ge­gen zu set­zen. Über den eige­nen Teller­rand zu schauen und ver­schiedene Men­schen in ihren Kämpfen zu unter­stützen. Lasst uns gemein­sam eine antifaschis­tis­che Kaf­fee-Fahrt in den Spree­wald unternehmen und den anti­ras­sis­tis­chen Wider­stand auf die Straße tragen!

28.05 | 14:00 | Mark­t­platz Lübben | „Laut für den Spreewald“-Demonstration
FB: facebook.com/events/1685565481712188/
 
Gemein­same Anreise:
12:30 | Bhf. Ostkreuz | Gleis 13 | Abfahrt 12:53
 
Infover­anstal­tung:
12.05. | 20:00 | Schreina47 (Schrein­er­straße 47, Berlin)
Web: http://agbrb.blogsport.eu/brandenburg-abend/
FB: facebook.com/events/646489095508614/
 
Mai 2016,
Antifa goes Bran­den­burg [AGB]

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Antifaschismus

Hakenkreuz an Dutschke-Gedenktafel

Schmiererei an Dutschke-Gedenktafel in Luckenwalde, Mai 2016 INFORIOT In der Nacht vom 6. auf den 7. Mai sind in Luck­en­walde zahlre­iche neon­azis­tis­che Parolen geschmiert wor­den. Unter anderem wurde ein Hak­enkreuz an der Gedenk­tafel für Rudi Dutschke am Friedrich-Gym­na­si­um ange­bracht. Dutschke, in Luck­en­walde geboren, war ein wichtige Per­sön­lichkeit in der 68er-Bewe­gung. Er starb 1979 an den Fol­gen eines bere­its 1968 verübten Atten­tats eines Recht­sradikalen. Weit­ere Schmier­ereien aus der Nacht:  Eben­falls am Friedrich-Gym­na­si­um wurde die Parole „Deutsch­land dem Deutschen!“ (inklu­sive des hier wiedergegebe­nen Gram­matik­fehlers) gesprüht, wieder mit Hak­enkreuzen. Mit Sprüh­sch­ablone wurde der Code “HKN KRZ” ange­bracht, das Schild “Schule ohne Ras­sis­mus” war über­sprüht. Am Job­cen­ter wur­den die Parolen “Frei – sozial — nation­al” und “Deutsch und frei” hin­ter­lassen. Über Sprüh­sch­ablo­nen aufge­bracht wur­den die Sprüche “Unser Kiez – unsere Regeln”, verse­hen mit mit Ham­mer und Schw­ert sowie “Ein Ring geschmiedet uns zu knecht­en”, verse­hen mit EU-Ster­nen. Am Stadtthe­ater wurde “Luck­en­walde bleibt braun” geschmiert. Laut eines Presse­berichts ermit­telt die Polizei wegen Sachbeschädi­gung und dem Ver­wen­den von Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen. Erwäh­nt wer­den auch Schmier­ereien an einem “ori­en­tal­is­chen Lebens­mit­telgeschäft”. Schmiererei in Luckenwalde, Mai 2016 luckenwaldemai2016_3 luckenwaldemai2016_4

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

200 Menschen gedenken und feiern den 8. Mai in Bernau

An die Befreiung vom Nation­al­sozial­is­mus und das Ende des Zweit­en Weltkriegs in Europa gedacht­en etwa 200 Men­schen am Son­ntagabend in Bernau. Der 8. Mai ist fes­ter Bestandteil antifaschis­tis­ch­er Gedenkkul­tur und wurde, wie auch in den Vor­jahren durch das Bernauer Net­zw­erk für Weltof­fen­heit organisiert.
8. Mai in Bernau - Sowjetisches EhrenmalWir als Bernauer Antifaschist_innen erin­nern am 8. Mai an die Opfer der schreck­lichen Tat­en der Nation­al­sozial­is­ten. Der Tag ist eben­so ein Anlass den Frauen und Män­nern der Roten Armee und der alli­ierten Stre­it­macht für die Zer­schla­gung Nazi-Deutsch­lands zu danken und die Befreiung vom deutschen Faschis­mus zu feiern.
Das Gedenken teilete sich in drei Sta­tion: Die erste Kundge­bung begann am Denkmal für die Gefall­en der Roten Armee mit Rede­beiträ­gen des Bürg­er­meis­ters André Stahl (Die Linke) sowie einem Vertreter der rus­sis­chen Botschaft. In der Eröff­nung von Thomas Sohn (Die Linke) wurde deut­lich, dass es nicht an diesem Tag nicht nur um das Erin­nern an die Ver­gan­gen­heit geht, son­dern auch um die heutige poli­tis­che Sit­u­a­tion. Hass und Gewalt gegen Geflüchtete sind dieser Tage mehr denn je präsent. Die Bun­desre­pub­lik Deutsch­land, als eine der größten Waf­fen­ex­porte der Welt, sei mitver­ant­wortlich für die vie­len Mil­lio­nen Men­schen, die auf der Flucht vor Hunger, Gewalt und Ter­ror sind.
8. Mai in Bernau - Blumen
An der zweit­en Sta­tion, dem Deser­teur­denkmal auf der gegenüber­liegen­den Straßen­seite, erin­nerten Mit­glieder der evan­ge­lis­chen Gemeinde an jene Kriegs­di­en­stver­weiger­er, die gefoltert und ermordet wur­den. Sie forderten „Nie wieder Faschis­mus, Nie wieder Krieg!“. Auch an dieser Sta­tion war die aktuelle Politk ein The­ma: Am Rande wur­den Unter­schriften gegen Waf­fen­han­del gesammelt.
Festessen zum Tag der Befreiung
 
Zum Abschluss feierten die Anwe­senden, bei strahlen­dem Son­nen­schein, auf dem Mark­t­platz. Der Jugendtr­e­ff DOSTO lud zum Festessen ein — denn der 8.Mai ist nicht nur ein Tag des Gedenkens, son­dern auch des Feierns.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Keine Bühne für Rassismus — Protest gegen Sarrazin

Kundge­bung
Don­ner­stag, 12. Mai um 18:30 Uhr
Welt­spiegel Cottbus
(Rudolf-Bre­itscheid-Straße 78, 03046 Cottbus)
Der Stich­wort­ge­ber des Recht­srucks, Thi­lo Sar­razin, ist auf Wer­be­tour für sein neues Buch. Wie kein ander­er hat er in der Ver­gan­gen­heit dazu beige­tra­gen ras­sis­tis­che und sozialchau­vin­is­tis­che Het­ze in Deutsch­land wieder salon­fähig zu machen. Zu seinen Feind­bildern gehören Muslim*innen, Flüchtlinge und Men­schen, die von Armut betrof­fen sind. Seine Büch­er und Vor­tragsreisen sind Teil ein­er Kam­pagne, die diese Men­schen in der öffentlichen Wahrnehmung her­ab­würdi­gen soll. 
sarrazincb120516
Getarn­ter Rassismus
Die Bild-Zeitung bewirbt Sar­razins neues Buch „Wun­schdenken“ tatkräftig und beze­ich­net ihn als „Klar­text-Poli­tik­er“, dabei ver­bre­it­et er vor allem Ras­sis­mus, den er mit Fach­sprache tarnt. Statt von „Rasse“ spricht Sar­razin von „Kul­tur“ und „kog­ni­tiv­er Intel­li­genz“. Er begrün­det die Ein­stu­fung unter­schiedlich­er Men­schen als höher- und min­der­w­er­tig mit Ver­satzstück­en der Gen­forschung. Für ihn ist es unvorstell­bar, dass Men­schen mit unter­schiedlich­er Herkun­ft und Reli­gion in der Lage sind friedlich zusam­men zu leben, dabei war genau das in Europa für Jahrtausende Real­ität. Erst durch den aufk­om­menden Nation­al­is­mus und seine Vorstel­lun­gen von eth­nis­ch­er und kul­tureller Rein­heit ist es zu Pogromen und Genozi­den gekom­men. Die Enthu­man­isierung und Entin­di­vid­u­al­isierung der ver­meintlich „Frem­den“ recht­fer­tigt in let­zter Kon­se­quenz die Aberken­nung der Men­schen­rechte und ihre Aus­löschung. Die Forderun­gen nach der Entrech­tung von Muslim*Innen in Deutsch­land und die Abschot­tung gegen Flüchtlinge an den europäis­chen Außen­gren­zen sind wieder ein Aus­druck dieser nation­al­is­tis­chen Rein­heits- und Vernichtungsphantasien.
Soziale Spal­tung
Sar­razins Grenzziehun­gen ver­laufen nicht nur ent­lang ras­sis­tis­ch­er Trennlin­ien. Er ist auch ein­er der radikalsten Vertreter ein­er neolib­eralen Ide­olo­gie, die Men­schen die Lebens­grund­lage entziehen will, wenn sie sich nicht bedin­gungs­los dem kap­i­tal­is­tis­chen Ver­w­er­tungs­druck unter­w­er­fen. Den staatlichen Ein­satz für sozialen Aus­gle­ich dif­famiert er als „Gle­ich­heit­side­olo­gie“, die den deutschen Wirtschafts­stan­dortes im glob­alen Wet­tbe­werb schwächt. Die Ver­ant­wor­tung für Armut und Arbeit­slosigkeit soll stattdessen von der Gesellschaft auf die einzel­nen Indi­viduen ver­lagert wer­den. Dies entspricht der Strate­gie der sozialen Spal­tung, wie sie mit der Agen­da 2010 umge­set­zt wurde. Sar­razin gehörte Anfang der 2000er-Jahre zu den lautesten Vertretern ein­er Dif­famierungskam­pagne gegen Erwerb­slose und sozial Schwache. Als SPD-Mit­glied, Finanzse­n­a­tor von Berlin und Vor­standsmit­glied der Deutschen Bank wirk­te er aktiv beim Radikalum­bau des Sozial­staats mit.
Teile und Herrsche
Sar­razin ist kein Ras­sist unter vie­len. Er insze­niert sich als neu­traler Kom­men­ta­tor, Tabubrech­er und Rebell gegen das Estab­lish­ment, dabei war und ist er selb­st Teil der herrschen­den Elite. Nur deswe­gen hat er die Möglichkeit seine men­schen­ver­ach­t­en­den The­o­rien über die großen Medi­en zu ver­bre­it­en. Beson­ders der Axel-Springer-Ver­lag und die Bild-Zeitung prof­i­tieren von diesen immer wieder selb­st pro­duzierten Schlagzeilen und auch Sar­razin kann durch den Bücherverkauf sein Ver­mö­gen weit­er ver­größern. Die Karten für die Ver­anstal­tung im Welt­spiegel wer­den für 15 € pro Stück verkauft. Der Mod­er­a­tor des Abends ist Dr. Klaus Rost. Er war von 1995 bis 2012 Chefredak­teur der Märkischen All­ge­meinen Zeitung. Alexan­der Gauland, der heutige Kopf der AfD Bran­den­burg, war dort 10 Jahre lang sein Arbeit­ge­ber. In dieser exk­lu­siv­en Runde geht es nicht um eine offene Debat­te, son­dern um die Selb­st­bestä­ti­gung von Rassist*innen und Sozialchauvinist*innen. Hier wer­den die Argu­mente für die Gewalt auf der Straße und in den Amtsstuben zurechtgelegt.
Sie wollen HarzIV-Empfänger*Innen und Flüchtlinge gegeneinan­der ausspie­len! Ohne uns! 
Wir bleiben sol­i­darisch gegen die ras­sis­tis­che und soziale Spal­tung unser­er Gesellschaft!

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Antifaschismus

Nachbetrachtung des 1.Mai: Brandenburger Neonazis zog es vor allem ins sächsische Plauen


Im neon­azis­tis­chen Milieu zeich­net sich momen­tan wieder eine deut­liche Hin­wen­dung zu aggres­siv kämpferischen Aktions­for­men ab. Während der par­la­men­tarische Raum der extremen Recht­en, ins­beson­dere auf Lan­desebene, immer mehr durch die AfD ein­genom­men wird und der NPD in Meck­len­burg-Vor­pom­mern bei den kom­menden Wahlen am 4. Sep­tem­ber 2016 gar der Rauswurf aus dem Schw­er­iner Land­tag dro­ht, scheint sich der mil­i­tante Teil der Szene immer weit­er vom vor allem nation­aldemokratisch geprägten Konzept des „Kampfes um die Par­la­mente“ zu ent­fer­nen und stattdessen zum „Kampf um die Straße“ zurück­zukehren. Eine Entwick­lung die vor allem die neon­azis­tis­che Klein­partei „Der III. Weg“ begün­stigt. Diese ist zum einen bestrebt in aggres­siv­en PEGI­DA-ähn­lichen Bewe­gun­gen Fuß zu fassen und gle­ichzeit­ig sowohl aktion­sori­en­tierten, freien Kräften als auch straff organ­isierten Neon­azis eine neue Heimat zu geben. Die Teilnehmer_innenzahlen bei den entsprechen­den neon­azis­tis­chen Ver­anstal­tun­gen zum 1. Mai unter­mauern diesen Trend.
Bun­desweit größter Neon­azi­auf­marsch am 1.Mai 2016 in Plauen
Zwar führte die NPD immer­hin sechs Ver­anstal­tun­gen in vier Bun­deslän­dern durch, kam aber bei ihrer meist besucht­en Ver­samm­lung in Schw­erin ger­ade ein­mal auf 400 Versammlungsteilnehmer_innen. In Bochum (Nor­drhein-West­falen) sollen es 180, in Wurzen (Sach­sen) unge­fähr 80 und bei drei Kundge­bun­gen in Berlin jew­eils um die 50 gewe­sen sein. Auch die Partei DIE RECHTE kam bei ihrem zen­tralen Auf­marsch zum 1. Mai in Erfurt (Thürin­gen) lediglich auf ca. 200 Per­so­n­en. Die mit Abstand größte Neon­azi-Ver­samm­lung zum Tag der Arbeit fand hinge­gen in Plauen (Sach­sen) statt. Dem Aufruf des III. Weges zur „Arbeit­erkampfde­mo“ waren bis zu 1.000 Neon­azis, darunter auch größere Per­so­n­en­grup­pen aus Bran­den­burg gefolgt.
Bran­den­burg­er Neon­azis zog es zum III. Weg
Der größte Teil der Bran­den­burg­er Versammlungsteilnehmer_innen war aus den kre­is­freien Städten Pots­dam, Bran­den­burg an der Hav­el und Frank­furt (Oder) sowie aus den Land­kreisen Pots­dam-Mit­tel­mark, Oder-Spree und Uck­er­mark angereist. Viele dieser Per­so­n­en hat­ten sich bere­its schon in den Vor­monat­en an Ver­samm­lun­gen der Partei in Bran­den­burg beteiligt. Struk­turell ist der III. Weg im Land allerd­ings noch weit­ge­hend unter­en­twick­elt. Lediglich zwei aktive Stützpunk­te kon­nte die Partei hier erst entwick­eln. Allerd­ings wohnt mit Matthias Fis­ch­er, der partei­in­tern auch als „Gebi­et­sleit­er Mitte“ fungiert, ein­er der wichtig­sten Funk­tionäre der Partei in Bran­den­burg. Nach dem in den ersten Zeit vor allem der Mit­telmärk­er Maik Eminger den Parteiaus­bau im Land forcierte, rückt nun offen­bar immer mehr Fis­ch­er in den Vorder­grund bzw. tritt als Haup­tred­ner bei Ver­anstal­tun­gen auf. Zudem haben Ver­samm­lun­gen des drit­ten Weges in Bran­den­burg im ersten Hal­b­jahr 2016, im Ver­gle­ich zu den let­zten sechs Monat­en im Jahr 2015 wieder zukom­men. Am 9. April gab es sog­ar in Beelitz und Brück, bei­des Orte im Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark, zwei Mobil­isierungsver­anstal­tun­gen für den Auf­marsch am 1. Mai in Plauen. Bis auf die üblichen Kad­er, zogen diese Ver­samm­lun­gen jedoch keine weit­eren Inter­essen­ten. Umso bemerkenswert­er ist es dann, dass neben den bekan­nten Funk­tionären und Sympathisant_innen des III. Weges auch eigentlich NPD-nahe freie Kräfte aus den Land­kreisen Ost­prig­nitz-Rup­pin und Havel­land nach Plauen reis­ten. Selb­st der nation­aldemokratis­che Neu­rup­pin­er Stadtverord­nete Dave Trick zog die Ver­samm­lung des III. Weges offen­bar den Ver­anstal­tun­gen sein­er eige­nen Partei in den viel näher liegen­den Städten Schw­erin, Berlin und Wurzen vor. Mit der Reise von Autonomen Nation­al­is­ten aus dem Raum Wittstock/Dosse nach Plauen war hinge­gen schon vorher gerech­net wor­den. Schließlich hat­te eine im Nor­den Bran­den­burgs aktive neon­azis­tis­che Aktion­s­gruppe expliz­it für eine Teil­nahme im „schwarzen Block“ des Plauen­er Auf­marsches gewor­ben. Ins­ge­samt waren aus Bran­den­burg übri­gens unge­fähr 30–40 Per­so­n­en nach Plauen gereist. Dage­gen waren in Schw­erin, Berlin und Wurzen lediglich jew­eils eine Hand voll Bran­den­burg­er Neon­azis anwe­send. Zum Auf­marsch ins Meck­len­bur­gis­che waren ins­beson­dere „Freie Kräfte“ aus dem Land­kreis Prig­nitz gereist. An der Ver­samm­lung in Wurzen nah­men u.a. der Stel­lvertre­tende NPD Lan­desvor­sitzende Ron­ny Zasowk und der nation­aldemokratis­che Stadt- und Kreis­rat André Schär aus Bad Belzig (Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark) teil. In Berlin beteiligten sich NPD Sympathisant_innen aus den Land­kreisen Barn­im und Oder-Spree an den Kundge­bun­gen zum 1. Mai. Damit nah­men die meis­ten Bran­den­burg­er Neon­azis, die am 1. Mai an Ver­samm­lun­gen teil­nehmen woll­ten, den für sie, wird von den für sie nicht rel­e­van­ten Aufzü­gen in Bochum und Erfurt abge­se­hen, läng­sten Weg in Kauf.
Erleb­niswelt 1. Mai
Eine Rolle für die weite Reise ins säch­sis­che Plauen dürfte dabei auch der Erleb­n­is­fak­tor bzw. der wortwörtliche „Kampf um die Straße“ gespielt haben.
Bere­its beim let­ztjähri­gen Auf­marsch des drit­ten Weges zum 1. Mai in Saalfeld (Thürin­gen) hat­ten Neon­azis einen so genan­nten schwarzen Block gebildet und im späteren Ver­lauf der Ver­samm­lung ver­sucht in dieser For­ma­tion Polizeiket­ten zu durch­brechen. Daraufhin war die Sit­u­a­tion eskaliert. Die Polizei schritt ein, schoss sog­ar mit Tränengas-Kartuschen.
Ähn­lich die Sit­u­a­tion in diesem Jahr in Plauen. Aber­mals formierte sich ein „schwarz­er Block“, aber­mals wurde ver­sucht Polizeiket­ten zu durch­brechen und aber­mals eskalierte die Lage. Die Neon­azis war­fen mit Pyrotech­nik und Flaschen, die Polizei antwortete mit Pfef­fer­spray und Wasserwerfereinsatz.
Fotos der neon­azis­tis­chen Versammlungen:
1. Mai in Plauen: Press­eser­vice Rathenow
1. Mai in Schw­erin: AST West­meck­len­burg und Ney Som­mer­feld
1. Mai in Berlin: Theo Schnei­der und Neuköllnbild

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Sonstiges

Brandanschlag in Vetschau

Zum 30. April mobil­isierte der neurechte Vere­in „Zukun­ft Heimat“ zum ersten Mal zu ein­er Demon­stra­tion nach Vetschau im Spree­wald. Engagierte Bürger*innen gestal­teten im Vor­feld gemein­sam mit Geflüchteten den Ein­gang zur Stadt mit bun­ten Bal­lons und Trans­par­enten, um zu zeigen, dass ras­sis­tis­che Het­ze in ihrem Ort nicht erwün­scht ist. In der Nacht vor der Demon­stra­tion wurde diese Protes­tak­tion von Unbekan­nten ver­wüstet und der Maibaum sowie ein Heuschober in Brand geset­zt. Zudem wur­den „Nein zum Heim“-Plakate an Ort­sein­gangss­childern angebracht.

Zerstörte Installation in Vetschau
Zer­störte Instal­la­tion in Vetschau

Seit Mitte 2015 war „Zukun­ft Heimat“ mehrmals in Lübben und Lübbe­nau auf­marschiert und kon­nte jew­eils mehrere hun­dert Teilnehmer*innen dazu gewin­nen. Am Sam­stag ver­sam­melten sich etwa 200 Per­so­n­en zu der Demon­stra­tion in Vetschau. Die Teil­nehmenden­zahlen haben sich im Ver­gle­ich zu den vorheri­gen Aufmärschen ver­ringert, doch die Radikalität im Auftreten des Vere­ins steigt weit­er an. Bere­its zu Beginn der Demon­stra­tio­nen in Lübben und Lübbe­nau kon­nten dem Vere­in per­son­elle Über­schnei­dun­gen zum ver­bote­nen neon­azis­tis­chen Spreelichter-Net­zw­erk nachgewiesen wer­den. Der Angriff auf eine sym­bol­is­che Protes­tak­tion des „Net­zw­erks für ein tol­er­antes Vetschau“ gegen die Demo von „Zukun­ft Heimat“ zeigt nun auch offen, wie gewalt­bere­it die Anhänger*innen des Vere­ins sind.

Die Lausitzer Rund­schau schreibt dazu:

Die bun­ten Luft­bal­lons fand Christoph Bernd ‘lächer­lich’. Unbekan­nte Täter fühlten sich durch sie offen­bar sog­ar provoziert. Wie die Polizei bestätigt, wurde in der Nacht zum Sam­stag an der Calauer Kreuzung die Deko­ra­tion zer­stört. Ein Heuschober, Teil des Ensem­bles mit Maibaum, wurde angezün­det. Gegen 3.30 Uhr musste die Feuer­wehr den Brand löschen.“

Was in Vetschau passiert ist, ist ein geziel­ter Ein­schüchterungsver­such in Rich­tung von poli­tis­chen Gegner*innen und Geflüchteten, die in Vetschau leben. Am Sam­stag bran­nte sym­bol­isch die bunte Protes­tak­tion. Die an den Ort­se­ingän­gen ange­bracht­en „Nein zum Heim“-Plakate ver­weisen deut­lich auf die Absicht der Brandstifter*innen — vielle­icht bren­nen beim näch­sten Mal Tre­ff­punk­te Engagiert­er oder Geflüchtete­nun­terkün­fte in Vetschau. 

Dies gilt es in jedem Fall zu ver­hin­dern! Wir müssen endlich aus unser­er Kom­fort­zone her­aus kom­men und deut­lichen Wider­stand leis­ten. „Zukun­ft Heimat“ ist nun nicht mehr nur geistiger Brand­s­tifter in der Region. Eine Sol­i­darisierung aller, die sich gegen den Vere­in stellen, ist notwendig, um der Het­ze von „Zukun­ft Heimat“ ein Ende zu bere­it­en. Kein Naziter­ror in Südbrandenburg!

Zeigt Euch sol­i­darisch mit den Men­schen die vor Ort mit „Zukun­ft Heimat“ zu kämpfen haben und unter­stützt ihre Proteste. Am 28. Mai 2016 wird es in Lübben eine Demon­stra­tion geben, die von der Ini­tia­tive „Laut für den Spree­wald“ , welche sich gegen „Zukun­ft Heimat“ zusam­men geschlossen hat, organ­isiert wird. Startzeit ist 14 Uhr.

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Antifaschismus

Neonazi-Festival soll in Brandenburg stattfinden

INFORIOT Das Land Bran­den­burg soll im Juni Schau­platz eines großen Neon­azi-Musikevents wer­den. Vom 17. bis zum 19. Juni soll das “Son­nen­tanz Fes­ti­val” stat­tfind­en, für das zurzeit im Inter­net gewor­ben wird. Als Haup­tat­trak­tion wer­den Auftritte von “H8Machine” und von “Makss Dam­age” benan­nt. In der Inter­netwer­bung wird — den Gepflo­gen­heit­en bei Neon­azikonz­erten entsprechend — kein Ver­anstal­tung­sort aufge­führt. Das Land Bran­den­burg wird in inter­nen Mails jedoch als Schau­platz angekündigt. Das Gelände des Neon­azis Klaus Mann in Finow­furt (Barn­im) dürfte als möglich­er Ver­anstal­tung­sort infrage kom­men. Als Ansprech­part­ner in der Mailkom­mu­nika­tion tritt der NPD-Lokalpoli­tik­er Robert Wolin­s­ki auf. Der Neon­azi ver­birgt sich hin­ter der in der Wer­bung genan­nten Kon­tak­tadresse “mvd.info@gmx.de”.
Das Fes­ti­val soll offen­bar als Großevent aufge­zo­gen wer­den. Drei Tage soll die Ver­anstal­tung dauern, die Teil­nehmenden kön­nen zel­ten, als Verpfle­gung soll es “veg­ane Haus­man­nskost” geben. Die Auftritte bekan­nter Neon­az­ibands kön­nten viele hun­dert Neon­azis anziehen.

Flyer für das Neonazi-Festival, das im Juni in Brandenburg stattfinden soll
Fly­er für das Neon­azi-Fes­ti­val, das im Juni in Bran­den­burg stat­tfind­en soll

Haup­tact sollen die US-amerikanis­chen “H8Machine” wer­den. Die Hard­core­band aus New Jer­sey beken­nt sich schon in ihrem Grup­pen­na­men zum Nation­al­sozial­is­mus. Das “H8” ist nicht nur eine szene­typ­is­che Umschrei­bung von “Hate” (Hass), son­dern auch eine Umkodierung von “88” beziehungsweise “HH” als Abkürzung für “Heil Hitler”. Die Band hat im April ein neues Album beim deutschen Neon­azi­l­abel “Gjal­larhorn Klangschmiede” veröf­fentlicht, das dem Neon­azi-Skin­head-Net­zw­erk der “Ham­mer­skins” nahe ste­ht. 2007 äußerten sich “H8Machine” im Inter­view mit dem “Sun­set Mailorder” wie fol­gt: “Eure Regierung muss zer­stört und kom­plett wieder aufge­baut wer­den. Ich kann nicht glauben, wie viel Macht die J… haben in Eurem Land.” Mit “J…” sind “Juden” gemeint.
Zweit­platziert im Line­up des Fes­ti­vals ist der Güter­slo­her Rap­per Julian Fritsch, der unter dem Kün­stler­na­men “Makss Dam­age” auftreten soll. Der Musik­er ist ein­er der führen­den Vertreter des so genan­nten “NS Rap” in Deutsch­land. 2011 rappte er: “Set­zte mich für mein Blut und unsere Tugend ein, das Zeck­en­pack wollte mich brechen, sie haben es sich­er gut gemeint, ich steck­te sie alle gemein­sam in den näch­sten Zug nach Buchen­wald [Sam­ple Pis­tolen­schüsse]. Wasch mich mit der Seife ab, genieß den Lam­p­en­schirm.” Texte wie diese bracht­en dem Musik­er, der sich vor seinem Wech­sel in den Neon­azis­mus im Umfeld stal­in­is­tis­ch­er Grup­pen bewegte, Haus­durch­suchun­gen, Indizierun­gen und Verurteilun­gen ein.
Schon diese bei­den Haup­tacts lassen erah­nen, dass im Rah­men des Fes­ti­vals mit mas­siv­en recht­sex­tremen Straftat­en zu rech­nen ist. Als weit­ere Bands sind unter anderem angekündigt: “2nd Class Cit­i­zen” aus Berlin, die ital­ienis­che Neon­az­iband “Acciaio Vin­cente”, das ost­deutsche Neon­azi-Hard­core-Pro­jekt “Eter­nal Bleed­ing” sowie die NS-Hard­core-Bands “Fight Tonight”, “Painful Awak­en­ing” und “Thri­ma”, alle­samt aus Mecklenburg-Vorpommern.
Für die Verpfle­gung während des Fes­ti­vals soll offen­bar “Bal­a­cla­va Küche” sor­gen. Dahin­ter ver­birgt sich eine neon­azis­tis­che Kochshow, die über Youtube abruf­bar ist und die veg­ane Ernährung mit neon­azis­tis­ch­er Ide­olo­gie verbindet. Ein­er der Ini­tia­toren ist Patrick Kruse, der aus der Nähe von Han­nover stammt und von dort nach Chem­nitz verzog.
Der Fes­ti­val­name “Son­nen­tanz” kann übri­gens als Anspielung auf den NSU-Kom­plex gew­ertet wer­den. “Son­nen­tanz” hieß das Chem­nitzer Sze­negeschäft des NSU-Unter­stützere­hep­aars Prob­st, in dem der Bran­den­burg­er Neon­azi Carsten Szczepan­s­ki als Gefäng­n­is­freigänger ein Prak­tikum absolvierte — just als er als Ver­fas­sungss­chutzspitzel arbeit­ete und das Ehep­aar die unter­ge­taucht­en späteren NSU-Ter­ror­istIn­nen unterstützte.
Der mut­maßliche Mitor­gan­isator des Fes­ti­vals, Robert Wolin­s­ki, ist für seine Aktiv­itäten in der Neon­az­imusik­szene bekan­nt. Nur ein Beispiel: 2014 wurde ein von Wolin­s­ki mitor­gan­isiertes Konz­ert in Greif­swald mit rund 500 teil­nehmenden Neon­azis von der Polizei aufgelöst. Wolin­s­ki ist Stadtverord­neter für die NPD in sein­er Heimat­stadt Velten.
Inforiot