Weit über tausend Menschen haben am Mittwochabend wieder gegen einen Aufmarsch der „Potsdamer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (POGIDA) protestiert. Die Anhänger_innen des lokalen PEGIDA-Ablegers hatten sich, ähnlich wie am Montag in der vergangenen Woche, wieder am Bassinplatz versammelt. Nach der deutlichen Abfuhr beim ersten Aufmarschversuch hatte Anmelder Christian Müller Verstärkung für seine Versammlung angekündigt. Mit bis zu 1.000 Teilnehmer_innen, vor allem Hooligans zweier Berliner Fußballclubs, wurde zeitweise spekuliert. Tatsächlich kamen allerdings lediglich 200–250 Personen. Diese traten, insbesondere der Presse gegenüber, auch deutlich aggressiver auf, als während der Veranstaltung in der vergangenen Woche. Einige dieser Personen konnten dabei tatsächlich einen für Hooliganaktivitäten berüchtigten Ostberliner Fußballverein zugeordnet werden. Des Weiteren zeigten sich einige bekannte Einzelpersonen aus neonazistischen Zusammenhängen im Havelland, in Potsdam-Mittelmark und Brandenburg an der Havel. Dabei handelte es sich u.a. um den Nauener NPD Stadtverordneten Maik Schneider sowie einen Aktivisten des „dritten Weges“ aus der Umgebung von Werder (Havel). Weiterhin wurden Banner NPD-naher „Abendspaziergänge“ aus dem Landkreis Oberhavel gezeigt.
Anmelder löst auf
Eine geordnete Versammlung gelang Anmelder Christian Müller jedoch nicht. Immer wieder musste er seine Sympathisant_innen, die sich anscheinend lieber mit Gegendemonstrant_innen anlegen wollten oder Pressevertreter_innen abfotografierten, zurück auf die Mitte seines Antreteplatzes bewegen. Ungeduld und Angriffslustigkeit prägten in dieser Phase die POGIDA-Versammlung. Dann formierte sich plötzlich, offenbar ohne Absprache mit dem Anmelder, ein Marsch und hielt auf die zahlreich vertretenden Gegendemonstrant_innen an der östlichen Flanke des Bassinplatzes zu. Als Antwort flogen einzelner Böller und Nebeltöpfe aus den Reihen der Protestier_innen. Die Polizei stoppte schließlich den POGIDA-Marsch nach wenigen Metern und Anmelder Müller beorderte seine Anhänger_innen zum Antreteplatz zurück. Wenig später löste er die Versammlung sogar auf, da die Polizei, trotz massiver Verstärkung, die Sicherheit seiner Veranstaltung nicht mehr gewährleisten konnte. Denn größere Gruppen von Gegendemonstrant_innen waren längst im gesamten potentiellen Aufmarschgebiet von POGIDA präsent. Die für den Marsch strategisch wichtige Humboldtbrücke wurde zu dem von Antifas blockiert. Dort waren auch zwei aus Hamburg herangeführte Wasserwerfer präsent.
Scharmützel nach Auflösung
Einige der aufgeputschten POGIDA-Anhänger_innen, es mögen ungefähr 100 gewesen sein, wollten sich jedoch nicht mit ihrer erneuten Niederlage abfinden. Auf eigene Faust bzw. augenscheinlich unter der Führung von Maik Schneider versuchten sie vom Bassinplatz aus, über die Gutenbergstraße, auf ihre angemeldete Route Richtung Nauener Tor zu gelangen. Kurz vor dem Erreichen der Friedrich Ebert Straße wurden sie jedoch von der Polizei gestoppt. Wenig später blockierten auch Gegendemonstrant_innen die Kreuzung Friedrich Ebert Straße / Gutenbergstraße. Dabei flogen wieder auch einzelne Böller Richtung POGIDA. An einem Spontanmarsch war also nicht mehr zu denken. Die Polizei leitete die POGIDA-Anhänger_innen schließlich zurück zum Bassinplatz. Dort zerstreute sich POGIDA dann endgültig in einzelne, durch die Stadt ziehende Trüppchen. Vereinzelt suchten diese dann die Konfrontation mit Gegendemonstrant_innen. In der Charlottenstraße kam es beispielweise zu einer Auseinandersetzung zwischen einer etwa zwanzigköpfigen Gruppen Neonazis und Hooligans aus Berlin und Brandenburg auf der einen Seite und Antifas auf der anderen Seite. Dabei flogen abermals Böller und Nebeltöpfe. Letztendlich blieb den Neonazis und Hooligans keine andere Möglichkeit als sich wieder Richtung Bassinplatz zurückzuziehen. Dort wurden sie dann von der Polizei in Empfang genommen und über die Berliner Straße, die Humboldtbrücke und Zentrum-Ost zum Hauptbahnhof geleitet. Dort angekommen erwarteten sie bereits wiederum um die 100 protestierende Gegendemonstrant_innen, die seitens der Polizeikräfte u.a. mit zwei eiligst heranbeorderten Wasserwerfern und einem Räumpanzer auf Distanz gehalten werden mussten. Zum Einsatz kamen die Kampfmaschinen jedoch nicht. Die Protestier_innen setzten auf eine friedliche Menschenblockade der Babelsberger Straße.
Fotos: hier
Jahr: 2016
Hennigsdorf: 2 Asylbewerberinnen mit Pistole bedroht!
Der rassistische Normalzustand spitzt sich seit der aufhetzenden Berichterstattung zur Kölner Sylvesternacht und den Anschlägen in Paris deutlich zu. Diese Erfahrungen machen viele aus unserer Gruppe täglich. In Hennigsdorf mussten zwei Bekannte und z.T. Mitbewohnerinnen von uns Todesangst erleiden. Als sie im Supermarkt einkaufen waren, hielt ihnen ein Mann eine Pistole an den Kopf und beschimpfte sie rassistisch. Beim Verlassen des Supermakrtes zeigte er den Hitlergruß. Die Angst sich allein von der abseits gelegenden Unterkunft in die Stadt zu bewegen ist steigt zunehmend.
Wir wollen das nicht hinnehmen! Am Freitag den 5.2. rufen wir um 16 Uhr zu einer Kundgebung am Postplatz in Hennigsdorf auf!
Infos zu weiteren Aktionen: corasol.blogsport.de/
Mehr als eintausend Antifaschist_innen blockierten erfolgreich POGIDA-Aufmarsch
“Heute war wieder ein sehr erfolgreicher Tag für die antifaschistische Linke in Potsdam. Erneut konnten wir der rassistischen Mobilmachung von POGIDA ein klares Signal senden.” sagte Alyssa Schmidt, die Sprecherin des ak_antifa_potsdam.
Durch eine offensive Gegenwehr und Blockaden durch hunderte Antifaschist_innen konnten die Rassist_innen, “besorgte” Bürger_innen, Neonazis und andere Menschenfeinde von POGIDA nicht ihren geplanten “Abendspaziergang” durchführen.
Wie auch beim letzten Aufmarsch-Versuch in der letzten Woche setzte sich das rassistische Publikum aus “Bürger_innen”, neonazistischen Hooligans und organisierten Neonazis, u.a. aus der NPD, zusammen.
Polizei-Hundertschaften aus dem halben Bundesgebiet können “Sicherheit nicht gewährleisten”
Mit zwei neuen Wasserwerfern aus Hamburg, mehreren Panzern, Hundestaffeln und angeblich über 800 eingesetzten Beamt_innen war die Polizei dennoch nicht in der Lage den rassistischen Aufmarsch durchzusetzen. Am Willen hat es dabei wohl nicht gefehlt — es lag an der Entschlossenheit der Antifaschist_innen. Ihre Entschlossenheit mussten mehrere Gegendemonstrant_innen allerdings mit z.T. schweren Verletzungen durch vollkommen unverhältnismäßige Polizeigewalt bezahlen.
Alyssa Schmidt stellt fest: “Obwohl Polizei und Innenministerium, angeheizt durch die bürgerliche Presse, versucht haben durch ein massives Polizeiaufgebot diesen Aufmarsch durchzusetzen, konnten wir POGIDA wieder erfolgreich eine Blamage erteilen. Es hat sich ein weiteres mal gezeigt, dass offensiver Antifaschismus ein bewährtes Konzept bleibt und ist.”
Wir empfinden es als explizite Provokation, dass POGIDA am Jahrestag der Auschwitz-Befreiung wieder versuchen will, ihren Rassismus auf die Straßen zu tragen. Wir rufen alle Antifaschist_innen dazu auf, auch in der nächsten Woche kreative und offensive antifaschistische Gegenwehr zu leisten.
An einer Versammlung der Alternative für Deutschland (AfD) in Pritzwalk (Landkreis Prignitz) nahmen heute Abend ungefähr 100 Personen teil. Die Kundgebung auf dem Marktplatz in der historischen Innenstadt wurde von der Partei zuvor mit der Ankündigung eines Gastredebeitrages des stellvertretenden Vorsitzenden Alexander Gauland beworben. Unter anderem wurden Hochglanz-Flyer mit dem Hinweis auf die Veranstaltung als Postwurfsendung in Pritzwalk verteilt. Möglicherweise sollten damit mehrere hundert Menschen angezogen werden. Es blieb allerdings bei der recht bescheidenen Sympathisant_innenanzahl auf der AfD-Kundgebung. Und auch die Redner_innenauswahl blieb eher schlicht. Denn der sehnsüchtig erwartete Alexander Gauland sagte rechtzeitig vorher seine Teilnahme aus terminlichen Gründen ab.
Als Redner traten dafür Thomas Schlaffke, Christine Schlaffke, Andreas Kalbitz und Holgar Arppe auf. Allerdings gelang ihnen nur mäßig ihre Sympathisant_innen, überwiegend Männer mittleren Alters, zu motivieren. Lediglich regierungskritische Äußerungen die gegen die Bundeskanzlerin zielten wurden mit lautstarkem Jubel und „Merkel muss weg“ – Rufen beklatscht. Ansonsten waren die Redebeiträge auf die aktuellen Debatten zu den Übergriffen von Köln und dem nach wie vor andauernden Flüchtlingsstrom nach Westeuropa zugeschnitten. Offenbar bewusst verknüpfen so gut wie alle Redner_innen beide Themen miteinander, um mit deutlichen Forderungen nach mehr Abschiebungen von Flüchtlingen zu punkten. Die populistischen Reden erinnerten dabei recht offensichtlich an die landesweiten PEGIDA-Veranstaltungen. Entsprechend durften auch explizite Anknüpfungspunkte an diese Bewegung nicht fehlen. So betonte beispielweise Andreas Kalbitz, das der Islam nicht zu Deutschland gehöre. Er dürfte damit den Anhänger_innen der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes voll aus dem Herzen gesprochen haben.
Ansonsten war die Versammlung der AfD Prignitz recht unspektakulär. Lediglich ein am Rande der Veranstaltung explodierter Böller brachte den lokalen Parteiplatzhirsch Thomas Schlaffke ein wenig aus der Fassung, so dass dieser sich verleitet fühlte die Teilnehmer_innen der Gegenveranstaltung, von seinem Rednerpult aus, als „Linksfaschisten“ zu diffamieren.
Der Böllerwurf erweckte zu dem auch eine Gruppe von fünf „autonomen Nationalist_innen“ aus Wittstock/Dosse, die sich zuvor recht unscheinbar am Rande der AfD Versammlung aufgehalten hatten. Sie bewegten sich nun Richtung Gegenkundgebung, blieben dann aber doch an der polizeilichen Gittertrennung zwischen beiden Veranstaltungen stehen.
An der Gegenveranstaltung selber nahmen zeitweise bis zu 50 Menschen aus den Landkreisen Prignitz und Ostprignitz-Ruppin teil. Sie bemühten sich durch lauten Protest und durch verbale Parteinahme für die Aufnahme von Flüchtlingen ein Zeichen gegen die ressentimentbehaftete Politik der AfD zu setzen.
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Am Sonntagnachmittag hatten sich ungefähr 200 Personen an einem ausländerfeindlichen Aufmarsch in Genthin (Sachsen-Anhalt) beteiligt. Die Versammlung war zuvor von einer „Bürgerbewegung Genthin“ beworben worden. Diese ist sowohl sehr eng mit der neonazistischen Kleinpartei „der dritte Weg“, als auch mit dem überwiegend in Brandenburg agierenden „Bürgerbündnis Deutschland“ verwoben. Entsprechend setzte sich der marschierende Personenkreis zusammen.
Bürgerbündnis Deutschland
Das „Bürgerbündnis Deutschland“ war im Dezember 2015 vom „Bürgerbündnis Havelland“ unter Einbeziehung ähnlich gesinnter Initiativen ins Leben gerufen worden. Das „Bürgerbündnis Havelland“ hatte zuvor unter Führung von Christian Kaiser und Nico Tews mehrere Aufzüge mit durchschnittlich 500 Teilnehmer_innen in Rathenow (Brandenburg) durchgeführt. Aus den aus ihrer Sicht erfolgreichen Märschen wuchs die Idee einer Vernetzung mit ähnlichen Initiativen aus ganz Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Dazu gehört von Anfang an auch die „Bürgerbewegung Genthin“, die im sozialen Internetnetzwerk unter dem Label „Genthin wach auf“ auftritt. Sympathisant_innen dieser Initiative bzw. deren „1. Vorsitzender“ Tilo Koertge liefen unlängst bei einem so genannten Abendspaziergang des „Bürgerbündnis Havelland“ in Rathenow mit. Koertge hielt dabei auch einen Redebeitrag auf dessen Bühne. Heute war die Rathenower Bühne wiederum in Genthin zu Gast. Nico Tews, Anmelder der Internetdomain „buergerbuendnis-deutschland.de“, hatte sie mit seinem Privatfahrzeug angekarrt. Außer ihm und seinen unmittelbaren Gesinnungsgenossen vom „Bürgerbündnis Havelland“ waren auch weitere Akteure aus dem „Bürgerbündnis Deutschland“ angereist, u.a. bekannte Gesichter der „Bürgerbewegung Altmark“, von „Burg gegen Asylmissbrauch“ und von „Asylhütte in Ketzin? Kannste knicken 2.0“ sowie der Redner Sebastiano Graziani.
III. Weg dominiert Versammlung

Am sichtbarsten trat heute jedoch der „dritte Weg“ in Erscheinung. Dazu waren diverse Funktionäre und Sympathisant_innen dieser Partei aus den brandenburgischen Landkreisen Uckermark, Oder-Spree und Potsdam-Mittelmark sowie der kreisfreien Stadt Potsdam angereist. Diese dominierten den Aufzug durch mitgeführte Propagandainstrumente, wie Banner, Fahnen und Pappschilder. Des Weiteren stellte die Partei mit Pascal Stolle und Matthias Fischer auch zwei Redner bei der Veranstaltung. Fischer lief zudem während des Marsches neben dem improvisierten Lautsprecherwagen und versuchte die Versammlungsteilnehmer_innen durch das skandieren von Parolen anzuheizen. Damit hatte der „dritte Weg“ dem „Bürgerbündnis Deutschland“ zumindest propagandistisch ganz klar das Wasser abgegraben und den Spaziergang der „besorgten“ Bürger_innen zu einer neonazistischen Parteiveranstaltung umgestaltet.
Proteste am Rande
Gegen die ausländerfeindliche Versammlung protestierten ungefähr 100 Menschen aus dem Jerichower Land. Die Protestveranstaltung fand am Rande der Auftakt- sowie der Endkundgebung der „besorgten Bürger_innen“ statt. Mehrere Redner wurden ausgepfiffen. Einen weiteren verbalen Schlagabtausch gab es an der Einmündung der Kleinen Schulstraße in die Brandenburger Straße, als der Demonstrationszug die Gegendemonstrant_innen passierte. Dabei kam es auch zu einzelnen Schneeballwürfen.
Fotos: hier

Wir haben am Samstag den 16.1.2016 um 21:00 Uhr die Potsdamer Polizeiwache aufgesucht. Ziel unseres Besuchs war es im Hinblick auf die Ereignisse in Berlin einer Hausdurchsuchung vorzugreifen und alle eventuell „gefährlichen“ Gegenstände selbst auszuhändigen.
Wir übergaben den Beamten mehrere Eimer voll mit Schrauben, Steinen, Flaschen, Holz, Kohle, Fahrradschläuchen, etc.
Dazu verlasen wir folgenden Text:
„Wir, Hausprojekte aus Potsdam, sind schockiert über die Ereignisse rund um die Rigaer Straße in Berlin.
Entweder hat es eine Verschärfung des Waffengesetzes gegeben und Holz, Bauzäune, Kohle, Matratzen und Steine gelten seit Anfang der Woche als Mordwaffen — oder wir haben es mit dem größten Fall von Polizeiwillkür der Gegenwart zu tun.
Wir glauben, dass Letzteres zutrifft!
Wir sind besorgt und erschreckt.
Um dieser neuen „Polizeitaktik“ hoffentlich zu entgehen, übergeben wir freiwillig die Gegenstände, die uns mit viel Phantasie als „gefährlich“ ausgelegt werden könnten.
Denn die Polizei hat in den letzten Tagen ja bewiesen, wie viel Phantasie sie hat.
Da wird aus einer Körperverletzung ganz schnell ein Akt des Terrors, der es rechtfertigt, vier Häuser gewalttätig zu öffnen, die Bewohner_innen zu demütigen, Nachbar_innen zu terrorisieren und Privaträume zu verwüsten.
Wir verurteilen das Vorgehen der Polizei aufs Schärfste und bringen hiermit unsere Solidarität mit den Betroffenen zum Ausdruck.
Ein Angriff auf einige von uns ist ein Angriff auf alle!“
Der diensthabende Beamte Hr. K. versicherte uns, dass es sich bei den Gegenständen nicht um gefährliche Objekte handele und wir uns keine Sorgen machen sollen. Er wollte die Gegenstände daher auch nicht annehmen. Vorsichtshalber haben wir sie trotzdem dagelassen.
Wir hoffen der Beamte K. infomiert seine Kollegen in Berlin schnell über den aktuellen Stand der Gefahrengutklassifizierung, bevor die Berliner Beamten noch mehr Satellitenschüsseln von Dächern sammeln.
Solidarische Grüße!
Gegen Polizeiwillkür und für ein selbstbestimmtes Leben!


Aufruf: Pogida stoppen!
Am Mittwoch, den 20. Januar um 18.30 Uhr, wollen wieder Neonazis, Rassist_innen und “besorgte” Bürger_innen in Potsdam unter dem Motto “2. Abendspaziergang gegen die Islamisierung des Abendlandes” demonstrieren. Nachdem ihr letzter Versuch am 11. Januar kläglich scheiterte, wollen sie erneut ihre rassistische Hetze verbreiten.
Das werden wir auch diesmal nicht ohne Widerspruch zulassen. Der Feuerschein brennender Geflüchtetenunterkünfte, die Gewalt der Neonazibanden und die rassistische Hetze auf den Straßen sowie in den Parlamenten ist schon lange nicht mehr zu übersehen und zu überhören. Dem gilt es entschlossen entgegenzutreten!
Wir fordern alle Antifaschist_innen und Antirassist_innen auf, am 20. Januar ab 17.30 Uhr in die Potsdamer Innenstadt zu kommen! Der Treffpunkt von POGIDA ist wieder der Bassinplatz. Seid viele, seid kreativ! Gemeinsam werden wir sie blockieren! Antifa in die Offensive!
Aktuelle Infos auf: inforiot.de und bei Twitter: @Ticker_Potsdam
Am Samstag, 16.01.2015 18.30Uhr- 21.30Uhr, wird es wieder eine Kundgebung von den „Brandenburger Patrioten“
in Prenzlau auf dem Marktberg geben. Hinter der Bezeichnung steckt NPD, AFD und Freie Kräfte (Kameradschaften).
Mit einer kruden Mischung der verschiedensten Themenbereiche (u.a.: Abschaffung von GEZ-Gebühren, Asylpolitik)
versuchen sie ihren menschenverachtenden Dreck unter die Leute zu bringen.
Wir wollen das nicht hinnehmen und veranstalten eine Gegenkundgebung! Es werden 400‑1000 Rassist*innen erwartet, also zieht euch warm an. Es ist deutsch in Kaltland.
WANN? 16.01.2016 // 18.30 – 21.30 Uhr
WO? Ostseite der Marienkirche in Prenzlau

In der Kfz-Selbsthilfewerkstatt Potsdam im Stadtteil Schlaatz können Besitzer_innen und Fahrer_innen ihre Fahrzeuge selbst reparieren. Für ein geringes Entgelt kann das vorhandene Werkzeug und Maschinen sowie das Know-How der anderen Anwesenden genutzt werden, um kleine und große Reparaturen, Umbauten oder komplette Restaurationen vorzunehmen. Statt Fachwerkstätten aufzusuchen können hier Hobby-Schrauber_innen und technisch Versierte selbstorganisiert schrauben, schweißen, hämmern und fachsimpeln. Nachdem bis Januar 2013 die Werkstatt in einer Halle in Drewitz ansässig war, ist sie seitdem am Magnus-Zeller-Platz eingerichtet. [1]
Im Sommer 2015 berichtete nun der Verein Opferperspektive von einem Übergriff auf einen Geflüchteten, der in unmittelbarer Nähe einer Werkstatt und der Unterkunft für Geflüchtete Potsdam stattfand. Es kamen dabei mehrere Männer aus der Selbsthilfewerkstatt und beleidigten den Betroffenen erst rassistisch und griffen ihn dann, unter anderem mit einem Schraubenschlüssel, an. [2]
Wer genau die Angreifer waren ist bis heute nicht ermittelt. Es ist jedoch klar, dass sich der Werkstatt-Chef Henry K. und der engere Kreis um ihn nicht nur an Motoröl und Bremsen die Hände schmutzig machen, sondern auch im Umgang mit offensichtlichen Mitgliedern der neonazistischen Szene Potsdams.

Bereits am alten Standort in Drewitz war seit spätestens 2012 der Neonazi Tim Borowski in der Selbsthilfewerkstatt aktiv und wird bisher, samt seiner offensichtlichen neonazistischen Symbolik auf seiner Kleidung, toleriert. Zuletzt war er am 12. Dezember 2015 bei der Weihnachtsfeier des Teams der Werkstatt anwesend.

Der im Dezember 1989 geborene und in Werder (Havel) wohnhafte Borowski ist Antifaschist_innen erstmals am 21. Oktober 2006 in Berlin auf einer Demonstration für den verurteilten Sänger, der als kriminellen Vereinigung eingestuften Neonazi-Band Landser, Michael „Lunikoff“ Regener aufgefallen. Als einer der jüngsten war er wenig später am 13. Februar 2007 an einem klandestin organisierten „Trauermarsch“ durch die Potsdamer Innenstadt beteiligt. Anlass war für die Neonazis der Jahrestag der Bombardierung Dresdens 1945 durch alliierte Luftangriffe. Seitdem ist Borowski regelmäßig auf neonazistischen Demonstrationen und Kundgebungen anzutreffen. Nicht selten übernimmt er dabei auch organisatorische Aufgaben, beispielsweise die videografische Dokumentation der eigenen Aktionen und etwaiger Gegenproteste oder interne Koordinierung und Anstimmen von Parolen mit einem Megafon. Regelmäßig hält er Transparente oder Fahnen für die jeweiligen Gruppen und Akteure der neonazistischen Szene.
Mittlerweile ist er aktives Mitglied der neonazistischen Kleinstpartei „Der III. Weg“ und beteiligt sich regelmäßig an neonazistisch-völkischen Kundgebungen. Allein im vergangenen Jahr nahm er an mindestens acht neonazistischen und rassistischen Versammlungen teil. Dabei war er an der Organisierung und Durchführung von mindestens sechs Kundgebungen bzw. Demonstrationen von „Der III. Weg“ beteiligt.

Anzutreffen war Borowski im Jahr 2015 auf einer Kundgebung von „Der III. Weg“ am 28. November in Genthin zusammen mit den Potsdamer Neonazis Martin Klahr und Dustin Schlemminger und am 1. August auf Kundgebungen von „Der III. Weg“ in Zossen und in Damsdorf zusammen mit Maik Eminger, Mirko Kubeler, Martin Klahr, Gabor Grett, Phillip Hinzmann, Patrick Danz und NPD-Kader Maik Schneider. Weiterhin nahm er zusammen mit Maik Eminger und Phillip Hinzmann an einer neonazistischen Demonstration anlässlich des 1. Mai in Saalfeld teil. Am 18. April war er als Akteur an zwei Kundgebungen in Werder (Havel) und Brandenburg (Havel) beteiligt. An diesen nahmen außerdem Mirko Kubeler, Patrick Danz, Gabor Grett, Phillip Hinzmann, Maik Eminger, Martin Klahr und Christian Helmstedt teil. Zu Beginn des vergangenen Jahres war er für „Der III. Weg“ an der Durchführung und Organisierung einer Kundgebung in Eisenhüttenstadt am 21. Februar beteiligt. Die Potsdamer Neonazis Maik Eminger, Olaf Ernst, Phillip Hinzmann, Tobias Markgraf und Gabor Grett waren ebenfalls Teilnehmer_innen oder direkt an der Durchführung beteiligt. Auch auf einer Demonstration des brandenburgischen PEGIDA-Ablegers „BRAMM“ („Brandenburger für Meinungsfreiheit & Mitbestimmung“) beteiligte er sich am 26. Januar 2015 zusammen mit Maik Eminger, Phillip Hinzmann und Martin Klahr. Sie präsentierten ein Hochbanner und mehrere kleine Schilder für ihre Kampagne „Ein Licht für Deutschland gegen Überfremdung“.

Aber auch abseits von Kundgebungen oder Demonstrationen ist Tim Borowski aktiv. Am 17. Oktober letzten Jahres besuchte er in Ferch eine Bürger_innenversammlung zu einer geplanten Unterkunft für Geflüchtete. Am 10. Oktober soll er sich mit etwa 15 weiteren Neonazis in Babelsberg in einer Kneipe getroffen haben. Diese Zusammenkunft soll im Laufe des Abends durch die Polizei aufgelöst worden sein.
Im August 2015 stand Borowski zusammen mit Manuel Schmidt („Der III. Weg“), Rico Hannemann und zwei weiteren Neonazis vor Gericht. Ihnen wurde vorgeworfen auf dem Baumblütenfest im Jahr 2014 neonazistische Parolen, wie „Nazis raus, Zecken rein, Tür zu, Gas rein.“ gerufen sowie Lieder der verbotenen RechtsRock-Band „Landser“ gesungen zu haben. Auf ihrem Weg zum „Colonial Café“ wurden sie dabei von Polizeibeamten beobachtet, welche die Gesänge deutlich vernahmen. Dennoch kam es, trotz übereinstimmender Zeugenaussagen, nicht zu einer Verurteilung. [3]

Neben Tim Borowski war ein weiterer bekannter Neonazi in der Selbsthilfewerkstatt anzutreffen. Ronny Schapkowski ist bis zu seinem krankheitsbedingten Tod im August 2015 regelmäßig in der Werkstatt aktiv gewesen, nahm an gemeinschaftlichen Ausflügen teil und gehörte zu einem engeren Freundeskreis, der maßgeblich in der Werkstatt aktiv ist. Er war aber auch fest in der Neonazi-Szene Potsdams verankert. Insbesondere ist er als Mitglied der sich selbst als „Kneipenterroristen Potsdam-West“ benannten neonazistischen Gruppierung um die gewaltbereiten Neonazis Max Seidel und Christian Sawetzki aufgefallen.

Schapkowski hatte Kontakte in die organisierte Neonazi-Szene in und um Potsdam sowie in die RechtsRock-Szene. Seine tiefe Verankerung zeigte sich vor allem bei seiner Beerdigung am 15. September 2015 auf dem neuen Friedhof in der Heinrich-Mann-Allee in Potsdam. Insgesamt nahmen etwa 80 Personen teil, unter ihnen ein großer Anteil organisierter Neonazis. Neben (lokalen) Neonazis wie Tom Singer und Marco Helmstedt waren auch Protagonist_innen der RechtsRock-Szene wie Uwe Menzel, aktuell aktiv bei Aryan Brotherhood und Bloodshed, und Patrick Danz, Sänger der RechtsRock-Band Preussenstolz, anzutreffen.
Es zeigt sich, dass die Selbsthilfewerkstatt und ihr Team durch ihre Offenheit für menschenverachtendes Gedankengut und Neonazis gegenüber alternativen Jugendlichen, People of Color und vor allem Geflüchteten, die in der Unterkunft nebenan untergebracht sind, eine sehr bedrohliche Atmosphäre und einen unsicheren Raum im Stadtteil schaffen. Es ist auch nicht auszuschließen, dass es bereits zu mehreren rassistischen Übergriffen in der Nähe kam, die von der Werkstatt ausgingen. Laut Bewohner_innen der Unterkunft und anderen Anwohner_innen soll es beispielsweise im Oktober 2015 einen weiteren von der Werkstatt ausgehenden Übergriff und anschließenden Polizeieinsatz gegeben haben. In der Vergangenheit soll es anlässlich eines Willkommensfestes in der Geflüchtetenunterkunft außerdem zu Provokationen, u.a. durch das Hissen einer schwarz-weiß-roten Reichsflagge, aus der Selbsthilfewerkstatt heraus gekommen sein. Weiterhin kommt es immer wieder zu Pöbeleien und Beleidigungen gegen Geflüchtete – auch von Besucher_innen der Werkstatt.
Die Selbsthilfewerkstatt und die dort Aktiven müssen sich klar von rassistischen und neonazistischen Tendenzen und den entsprechenden Personen trennen. Es reichen keine Bekundungen, dass eine Werkstatt kein Ort für Politik sei, denn jede Einrichtung und Person ist Akteur_in in gesellschaftlichen Auseinandersetzungen – das erfordert auch und vor allem die Abgrenzung gegenüber rassistisch motivierter Gewalt, menschenverachtenden Äußerungen, rassistischen Bürger_innen und Neonazis.
[1] http://www.pnn.de/potsdam/767980/
[2] http://www.opferperspektive.de/rechte-angriffe/chronologie-rechter-angriffe/potsdam‑9 und
http://www.pnn.de/potsdam/1002376/
[3] http://www.pnn.de/pm/995572/