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Antifaschismus

Potsdam?: ??POGIDA?-Marsch abermals verhindert


Weit über tausend Men­schen haben am Mittwochabend wieder gegen einen Auf­marsch der „Pots­damer gegen die Islamisierung des Abend­lan­des“ (POGIDA) protestiert. Die Anhänger_innen des lokalen PEGI­DA-Ablegers hat­ten sich, ähn­lich wie am Mon­tag in der ver­gan­genen Woche, wieder am Bass­in­platz ver­sam­melt. Nach der deut­lichen Abfuhr beim ersten Auf­marschver­such hat­te Anmelder Chris­t­ian Müller Ver­stärkung für seine Ver­samm­lung angekündigt. Mit bis zu 1.000 Teilnehmer_innen, vor allem Hooli­gans zweier Berlin­er Fußball­clubs, wurde zeitweise spekuliert. Tat­säch­lich kamen allerd­ings lediglich 200–250 Per­so­n­en. Diese trat­en, ins­beson­dere der Presse gegenüber, auch deut­lich aggres­siv­er auf, als während der Ver­anstal­tung in der ver­gan­genen Woche. Einige dieser Per­so­n­en kon­nten dabei tat­säch­lich einen für Hooli­ganak­tiv­itäten berüchtigten Ost­ber­lin­er Fußbal­lvere­in zuge­ord­net wer­den. Des Weit­eren zeigten sich einige bekan­nte Einzelper­so­n­en aus neon­azis­tis­chen Zusam­men­hän­gen im Havel­land, in Pots­dam-Mit­tel­mark und Bran­den­burg an der Hav­el. Dabei han­delte es sich u.a. um den Nauen­er NPD Stadtverord­neten Maik Schnei­der sowie einen Aktivis­ten des „drit­ten Weges“ aus der Umge­bung von Werder (Hav­el). Weit­er­hin wur­den Ban­ner NPD-naher „Abendspaziergänge“ aus dem Land­kreis Ober­hav­el gezeigt.
Anmelder löst auf
Eine geord­nete Ver­samm­lung gelang Anmelder Chris­t­ian Müller jedoch nicht. Immer wieder musste er seine Sympathisant_innen, die sich anscheinend lieber mit Gegendemonstrant_innen anle­gen woll­ten oder Pressevertreter_innen abfo­tografierten, zurück auf die Mitte seines Antreteplatzes bewe­gen. Ungeduld und Angriff­s­lustigkeit prägten in dieser Phase die POGI­DA-Ver­samm­lung. Dann formierte sich plöt­zlich, offen­bar ohne Absprache mit dem Anmelder, ein Marsch und hielt auf die zahlre­ich vertre­tenden Gegendemonstrant_innen an der östlichen Flanke des Bass­in­platzes zu. Als Antwort flo­gen einzel­ner Böller und Nebeltöpfe aus den Rei­hen der Protestier_innen. Die Polizei stoppte schließlich den POGI­DA-Marsch nach weni­gen Metern und Anmelder Müller beorderte seine Anhänger_innen zum Antreteplatz zurück. Wenig später löste er die Ver­samm­lung sog­ar auf, da die Polizei, trotz mas­siv­er Ver­stärkung, die Sicher­heit sein­er Ver­anstal­tung nicht mehr gewährleis­ten kon­nte. Denn größere Grup­pen von Gegendemonstrant_innen waren längst im gesamten poten­tiellen Auf­marschge­bi­et von POGIDA präsent. Die für den Marsch strate­gisch wichtige Hum­boldt­brücke wurde zu dem von Antifas block­iert. Dort waren auch zwei aus Ham­burg herange­führte Wasser­w­er­fer präsent.
Schar­mützel nach Auflösung
Einige der aufgeputscht­en POGI­DA-Anhänger_in­nen, es mögen unge­fähr 100 gewe­sen sein, woll­ten sich jedoch nicht mit ihrer erneuten Nieder­lage abfind­en. Auf eigene Faust bzw. augen­schein­lich unter der Führung von Maik Schnei­der ver­sucht­en sie vom Bass­in­platz aus, über die Guten­bergstraße, auf ihre angemeldete Route Rich­tung Nauen­er Tor zu gelan­gen. Kurz vor dem Erre­ichen der Friedrich Ebert Straße wur­den sie jedoch von der Polizei gestoppt. Wenig später block­ierten auch Gegendemonstrant_innen die Kreuzung Friedrich Ebert Straße / Guten­bergstraße. Dabei flo­gen wieder auch einzelne Böller Rich­tung POGIDA. An einem Spon­tan­marsch war also nicht mehr zu denken. Die Polizei leit­ete die POGI­DA-Anhänger_in­nen schließlich zurück zum Bass­in­platz. Dort zer­streute sich POGIDA dann endgültig in einzelne, durch die Stadt ziehende Trüp­pchen. Vere­inzelt sucht­en diese dann die Kon­fronta­tion mit Gegendemonstrant_innen. In der Char­lot­ten­straße kam es beispiel­weise zu ein­er Auseinan­der­set­zung zwis­chen ein­er etwa zwanzigköp­fi­gen Grup­pen Neon­azis und Hooli­gans aus Berlin und Bran­den­burg auf der einen Seite und Antifas auf der anderen Seite. Dabei flo­gen aber­mals Böller und Nebeltöpfe. Let­z­tendlich blieb den Neon­azis und Hooli­gans keine andere Möglichkeit als sich wieder Rich­tung Bass­in­platz zurück­zuziehen. Dort wur­den sie dann von der Polizei in Emp­fang genom­men und über die Berlin­er Straße, die Hum­boldt­brücke und Zen­trum-Ost zum Haupt­bahn­hof geleit­et. Dort angekom­men erwarteten sie bere­its wiederum um die 100 protestierende Gegendemonstrant_innen, die seit­ens der Polizeikräfte u.a. mit zwei eiligst her­an­be­orderten Wasser­w­er­fern und einem Räumpanz­er auf Dis­tanz gehal­ten wer­den mussten. Zum Ein­satz kamen die Kampf­maschi­nen jedoch nicht. Die Protestier_innen set­zten auf eine friedliche Men­schen­block­ade der Babels­berg­er Straße.
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

2 Asylbewerberinnen mit Pistole bedroht — Kundgebung am 5.2.

Hen­nigs­dorf: 2 Asyl­be­wer­berin­nen mit Pis­tole bedroht!
Der ras­sis­tis­che Nor­malzu­s­tand spitzt sich seit der aufhet­zen­den Berichter­stat­tung zur Köl­ner Sylvester­nacht und den Anschlä­gen in Paris deut­lich zu. Diese Erfahrun­gen machen viele aus unser­er Gruppe täglich. In Hen­nigs­dorf mussten zwei Bekan­nte und z.T. Mit­be­wohner­in­nen von uns Tode­sangst erlei­den. Als sie im Super­markt einkaufen waren, hielt ihnen ein Mann eine Pis­tole an den Kopf und beschimpfte sie ras­sis­tisch. Beim Ver­lassen des Super­makrtes zeigte er den Hit­ler­gruß. Die Angst sich allein von der abseits gele­gen­den Unterkun­ft in die Stadt zu bewe­gen ist steigt zunehmend.
Wir wollen das nicht hin­nehmen! Am Fre­itag den 5.2. rufen wir um 16 Uhr zu ein­er Kundge­bung am Post­platz in Hen­nigs­dorf auf!
Infos zu weit­eren Aktio­nen: corasol.blogsport.de/

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Antifaschismus

#IhrHabtPolizei? — #WirHabenAntifa!

Mehr als ein­tausend Antifaschist_innen block­ierten erfol­gre­ich POGIDA-Aufmarsch
“Heute war wieder ein sehr erfol­gre­ich­er Tag für die antifaschis­tis­che Linke in Pots­dam. Erneut kon­nten wir der ras­sis­tis­chen Mobil­machung von POGIDA ein klares Sig­nal senden.” sagte Alyssa Schmidt, die Spre­che­rin des ak_antifa_potsdam.
Durch eine offen­sive Gegen­wehr und Block­aden durch hun­derte Antifaschist_innen kon­nten die Rassist_innen, “besorgte” Bürger_innen, Neon­azis und andere Men­schen­feinde von POGIDA nicht ihren geplanten “Abendspazier­gang” durchführen.
Wie auch beim let­zten Auf­marsch-Ver­such in der let­zten Woche set­zte sich das ras­sis­tis­che Pub­likum aus “Bürger_innen”, neon­azis­tis­chen Hooli­gans und organ­isierten Neon­azis, u.a. aus der NPD, zusammen.

Polizei-Hun­dertschaften aus dem hal­ben Bun­des­ge­bi­et kön­nen “Sicher­heit nicht gewährleisten”
Mit zwei neuen Wasser­w­er­fern aus Ham­burg, mehreren Panz­ern, Hun­destaffeln und ange­blich über 800 einge­set­zten Beamt_innen war die Polizei den­noch nicht in der Lage den ras­sis­tis­chen Auf­marsch durchzuset­zen. Am Willen hat es dabei wohl nicht gefehlt — es lag an der Entschlossen­heit der Antifaschist_innen. Ihre Entschlossen­heit mussten mehrere Gegendemonstrant_innen allerd­ings mit z.T. schw­eren Ver­let­zun­gen durch vol­lkom­men unver­hält­nis­mäßige Polizeige­walt bezahlen.
Alyssa Schmidt stellt fest: “Obwohl Polizei und Innen­min­is­teri­um, ange­heizt durch die bürg­er­liche Presse, ver­sucht haben durch ein mas­sives Polizeiaufge­bot diesen Auf­marsch durchzuset­zen, kon­nten wir POGIDA wieder erfol­gre­ich eine Bla­m­age erteilen. Es hat sich ein weit­eres mal gezeigt, dass offen­siv­er Antifaschis­mus ein bewährtes Konzept bleibt und ist.”
Wir empfind­en es als explizite Pro­voka­tion, dass POGIDA am Jahrestag der Auschwitz-Befreiung wieder ver­suchen will, ihren Ras­sis­mus auf die Straßen zu tra­gen. Wir rufen alle Antifaschist_innen dazu auf, auch in der näch­sten Woche kreative und offen­sive antifaschis­tis­che Gegen­wehr zu leisten.

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Antifaschismus

POGIDA die Zweite? Lief wieder nicht!

So hat­te sich das Anmelder des PEGI­DA-Ablegers Chris­t­ian Müller wohl wieder nicht vorgestellt. Ein weit­eres mal woll­ten ca. 200 Rassist_innen und Neon­azis durch Pots­dam laufen — und ein weit­eres Mal wur­den sie durch über 1500 Men­schen daran gehindert.
Bere­its am gestri­gen Abend beset­zte die Polizei mit Ein­satz­fahrzeu­gen den Haupt­bahn­hof und vor allem die Innen­stadt. “Ham­burg­er Git­ter” wur­den aufge­baut, Hun­destaffeln einge­set­zt und Räumpanz­er sowie Wasser­w­er­fer aus Ham­burg aufge­fahren. Mit allen Mit­teln wollte die Polizei den ras­sis­tis­chen Auf­marsch durch­set­zen. Völ­lig real­itäts­ferne Medi­en­berichte über eine “ver­wüstete Innen­stadt” sorgten für die Legit­i­ma­tion  über­zo­gen­er Polizeipräsenz. Zu dem Szenario -“Die Innen­stadt wird ein­er Fes­tung gle­ichen”- kam es nur teil­weise. Um das Glas­flaschen­ver­bot auf dem Bass­in­platz durchzuset­zen wur­den Taschenkon­trollen bei Per­so­n­en, die sich der städtis­chen Gegenkundge­bung anschließen woll­ten, gemacht. Plas­tik­flaschen soll­ten eben­falls abgegeben wer­den. Die vorge­se­hene Route durch die Guten­bergstraße über die Hum­boldt­brücke durch Zen­trum Ost war zwar, beson­ders in der Innen­stadt, mas­siv abgeschirmt. Den­noch schafften es Gegendemonstrant_innen in Kle­in­grup­pen an und auf die Route zu gelan­gen. Die Polizist_innen beant­worteten diese Block­ade­v­er­suche mit über­zo­gen­er Gewalt und prügel­ten die Leute wieder in die Nebenstraßen.
Ins­beson­dere um die Bran­den­burg­er Straße herum kon­nten Neon­azi­grup­pen vor bzw. nach der Kundge­bung unbe­hel­ligt agieren.  Während­dessen ver­sucht­en  Zivilpolizist_innen offen­bar in der Friedrich-Ebert-Straße und in der Jäger­straße eine Falle zu stellen. Aus einem sil­bernem Toy­ota tönte laut Neon­azi-Musik und der Fahrer las ein Buch mit nazis­tis­chen Inhal­ten. Mit wenig Abstand standen zwei weit­ere Ziv­il-Fahrzeuge mit getarn­ten Polizist_innen, die wohl im Falle ein­er Auseinan­der­set­zung von Antifaschist_innen mit dem “Nazi­au­to” Fes­t­nah­men hät­ten täti­gen sollen.
Von den angemelde­ten 1000 “besorgten Bürg­ern” trafen nur max­i­mal 200 am Bass­in­platz ein. Es ist davon auszuge­hen, dass der Anmelder Chris­t­ian Müller bewusst falsche Infor­ma­tio­nen in den Medi­en und gegenüber der Polizei streute um eine größere medi­ale Aufmerk­samkeit zu erlan­gen und um die Demon­stra­tion — im Gegen­satz zur let­zten Woche — erfol­gre­ich durch­führen zu kön­nen . Durch die Menge an Gegendemonstrant_innen und deren entschlossen­em Agieren kon­nte die Polizei jedoch zum zweit­en Mal die Sicher­heit der “Pogida”-Demonstration nicht gewährleis­ten und unter­sagte den “Abendspazier­gang”. Dazu beige­tra­gen hat auch das aggres­sive Auftreten von einem  Teil der “Pogida”-Versammlung, der sich aus Hooli­gans und Neon­azis­chlägern zusam­menset­zte. Diese provozierten wieder­holt Gegendemonstrant_innen und ver­sucht­en den Polizeikessel zu durch­brechen. Nach­dem Müller in Absprache mit der Polizei seine Ver­samm­lung auflöste, strömten mehrere Neon­azi-Hool-Grup­pen in die Pots­damer Innen­stadt.  Im  Zuge dessen kam es zu mehreren Angrif­f­en auf Antifaschist_innen.

Polizeige­walt den ganzen Abend über — Angriff auf antifaschis­tis­chen Jugendlichen

Der Abend war, wie schon in der ver­gan­genen Woche, geprägt von Polizeige­walt. Unzäh­lige Male wurde ohne Vor­war­nung und wahl­los Pfef­fer­spray einge­set­zt, Men­schen wur­den ver­prügelt und getreten, der Ein­satz von Wasser­w­er­fern stand kurz bevor. In der Innen­stadt grif­f­en Zivilpolizist_innen zusam­men mit Neon­azi-Hools antifaschis­tis­che Demonstrant_innen an und Beamt_innen der Bere­itschaft­spolizei schützten nicht etwa junge Antifaschist_innen vor neon­azis­tis­chen Über­grif­f­en son­dern trak­tierten diese zusät­zlich mit Pfef­fer­spray und Schlagstöck­en. Im Haupt­bahn­hof vor dem Kino “UCI” schlu­gen und trat­en Polizist_innen mas­siv auf einen antifaschis­tis­chen Jugendlichen ein. Sie drängten ihn alleine in eine Ecke und schlu­gen ihm ins Gesicht. Als er zu Boden ging trak­tierten sie ihn weit­er, trat­en und schlu­gen ihn auf den Rück­en und den Kopf. Der Jugendliche wurde im Kopf­bere­ich schw­er ver­let­zt und ist in einem Pots­damer Kranken­haus mit Ver­dacht auf einen Schädel­bruch sta­tionär aufgenom­men. Ein weit­er­er Gegen­demon­strant erlitt nach einem bru­talem Polizeiein­satz so schwere Ver­let­zun­gen, dass er eben­falls in der Notauf­nahme des Klinikums behan­delt wer­den musste.
 Wir schät­zen den heu­ti­gen Abend erneut als vol­len Erfolg ein. Trotz über­zo­ge­ner Poli­zei­ge­walt ist es auch heute nicht gelun­gen, eine ras­sis­ti­sche Demons­tra­tion in Pots­dam durch­zu­füh­ren. Über 1.500 Men­schen zeig­ten, dass Ras­sis­mus in Pots­dam kei­nen Platz hat und über­lie­ßen den Neo­na­zis kei­nen Meter. Zum wieder­holten Male zeigte sich, dass ein­fach “Farbe beken­nen” nicht die Auflö­sung von ras­sis­tis­chen Demon­stra­tio­nen zur Folge hat, son­dern antifaschis­tis­che Inter­ven­tion in der gesamten Stadt dazu führten die “Sicher­heit­slage” des “Abendspazier­gangs” zu entkräften. Damit das auch so bleibt, wer­den wir auch in Zukun­ft alle uns zur Ver­fü­gung ste­hen­den Mit­tel nut­zen, ras­sis­ti­scher Het­ze Ein­halt zu gebieten.
 Soli­da­ri­sche Grüße möch­ten wir nach Jena und in alle ande­ren Städte schi­cken, in denen sich Antirassist_innen heute der AFD und anderen Rassist_innen in den Weg gestellt haben und deren Demon­stra­tion erfol­gre­ich ver­hin­dern konnten.
 Ihre näch­ste Ver­samm­lung hat “Pogi­da” für den näch­sten Mittwoch, den 27. Jan­u­ar, angekündigt. Das ist der Jahrestag der Befreiung Auschwitz durch die Rote Armee. Unsere Wut und Entschlossen­heit wird sich an diesem Tag nur umso stärk­er auf der Straße wider­spiegeln. Kein Fußbre­it den Faschist_innen und Rassist_innen!
Auch diesen Fre­itag, den 22. Jan­u­ar, gilt es außer­dem auf die Straße zu gehen und zu inter­ve­nieren, wenn die “besorgte Mitte” in Form der AFD ihren plumpen Ver­such mit Ras­sis­mus gegen Sex­is­mus zu polemisieren. Kommt zu den Gegen­protesten! Aktuelle Infor­ma­tio­nen gibt es auf inforiot.de und bei Twit­ter @TickerPotsdam.
 Falls ihr Betrof­fene von Repres­sion gewor­den seid, mel­det euch bei der Pots­da­mer Orts­gruppe der Roten Hilfe.
Kein Men­sch ist illegal!
Anti­ras­sis­mus ist auch Handarbeit!
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Antifaschismus

Pritzwalk: AfD-Kundgebung ohne Gauland


An ein­er Ver­samm­lung der Alter­na­tive für Deutsch­land (AfD) in Pritzwalk (Land­kreis Prig­nitz) nah­men heute Abend unge­fähr 100 Per­so­n­en teil. Die Kundge­bung auf dem Mark­t­platz in der his­torischen Innen­stadt wurde von der Partei zuvor mit der Ankündi­gung eines Gas­tre­de­beitrages des stel­lvertre­tenden Vor­sitzen­den Alexan­der Gauland bewor­ben. Unter anderem wur­den Hochglanz-Fly­er mit dem Hin­weis auf die Ver­anstal­tung als Post­wurf­sendung in Pritzwalk verteilt. Möglicher­weise soll­ten damit mehrere hun­dert Men­schen ange­zo­gen wer­den. Es blieb allerd­ings bei der recht beschei­de­nen Sympathisant_innenanzahl auf der AfD-Kundge­bung. Und auch die Redner_innenauswahl blieb eher schlicht. Denn der sehn­süchtig erwartete Alexan­der Gauland sagte rechtzeit­ig vorher seine Teil­nahme aus ter­min­lichen Grün­den ab.
Als Red­ner trat­en dafür Thomas Schlaf­fke, Chris­tine Schlaf­fke, Andreas Kalb­itz und Hol­gar Arppe auf. Allerd­ings gelang ihnen nur mäßig ihre Sympathisant_innen, über­wiegend Män­ner mit­tleren Alters, zu motivieren. Lediglich regierungskri­tis­che Äußerun­gen die gegen die Bun­deskan­z­lerin ziel­ten wur­den mit laut­starkem Jubel und „Merkel muss weg“ – Rufen beklatscht. Anson­sten waren die Rede­beiträge auf die aktuellen Debat­ten zu den Über­grif­f­en von Köln und dem nach wie vor andauern­den Flüchtlingsstrom nach Wes­teu­ropa zugeschnit­ten. Offen­bar bewusst verknüpfen so gut wie alle Redner_innen bei­de The­men miteinan­der, um mit deut­lichen Forderun­gen nach mehr Abschiebun­gen von Flüchtlin­gen zu punk­ten. Die pop­ulis­tis­chen Reden erin­nerten dabei recht offen­sichtlich an die lan­desweit­en PEGI­DA-Ver­anstal­tun­gen. Entsprechend durften auch explizite Anknüp­fungspunk­te an diese Bewe­gung nicht fehlen. So betonte beispiel­weise Andreas Kalb­itz, das der Islam nicht zu Deutsch­land gehöre. Er dürfte damit den Anhänger_innen der „Patri­o­tis­chen Europäer gegen die Islamisierung des Abend­lan­des voll aus dem Herzen gesprochen haben.
Anson­sten war die Ver­samm­lung der AfD Prig­nitz recht unspek­takulär. Lediglich ein am Rande der Ver­anstal­tung explodiert­er Böller brachte den lokalen Parteiplatzhirsch Thomas Schlaf­fke ein wenig aus der Fas­sung, so dass dieser sich ver­leit­et fühlte die Teilnehmer_innen der Gegen­ver­anstal­tung, von seinem Red­ner­pult aus, als „Links­faschis­ten“ zu diffamieren.
Der Böller­wurf erweck­te zu dem auch eine Gruppe von fünf „autonomen Nationalist_innen“ aus Wittstock/Dosse, die sich zuvor recht unschein­bar am Rande der AfD Ver­samm­lung aufge­hal­ten hat­ten. Sie bewegten sich nun Rich­tung Gegenkundge­bung, blieben dann aber doch an der polizeilichen Git­tertren­nung zwis­chen bei­den Ver­anstal­tun­gen stehen.
An der Gegen­ver­anstal­tung sel­ber nah­men zeitweise bis zu 50 Men­schen aus den Land­kreisen Prig­nitz und Ost­prig­nitz-Rup­pin teil. Sie bemüht­en sich durch laut­en Protest und durch ver­bale Parteinahme für die Auf­nahme von Flüchtlin­gen ein Zeichen gegen die ressen­ti­ment­be­haftete Poli­tik der AfD zu setzen.
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Genthin?: Bürgerbündnis und III. Weg hetzten gemeinsam gegen Ausländer


Am Son­nta­gnach­mit­tag hat­ten sich unge­fähr 200 Per­so­n­en an einem aus­län­der­feindlichen Auf­marsch in Gen­thin (Sach­sen-Anhalt) beteiligt. Die Ver­samm­lung war zuvor von ein­er „Bürg­er­be­we­gung Gen­thin“ bewor­ben wor­den. Diese ist sowohl sehr eng mit der neon­azis­tis­chen Klein­partei „der dritte Weg“, als auch mit dem über­wiegend in Bran­den­burg agieren­den „Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land“ ver­woben. Entsprechend set­zte sich der marschierende Per­so­n­enkreis zusammen.
Bürg­er­bünd­nis Deutschland
Das „Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land“ war im Dezem­ber 2015 vom „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ unter Ein­beziehung ähn­lich gesin­nter Ini­tia­tiv­en ins Leben gerufen wor­den. Das „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ hat­te zuvor unter Führung von Chris­t­ian Kaiser und Nico Tews mehrere Aufzüge mit durch­schnit­tlich 500 Teilnehmer_innen in Rathenow (Bran­den­burg) durchge­führt. Aus den aus ihrer Sicht erfol­gre­ichen Märschen wuchs die Idee ein­er Ver­net­zung mit ähn­lichen Ini­tia­tiv­en aus ganz Bran­den­burg und Sach­sen-Anhalt. Dazu gehört von Anfang an auch die „Bürg­er­be­we­gung Gen­thin“, die im sozialen Inter­net­net­zw­erk unter dem Label „Gen­thin wach auf“ auftritt. Sympathisant_innen dieser Ini­tia­tive bzw. deren „1. Vor­sitzen­der“ Tilo Koertge liefen unlängst bei einem so genan­nten Abendspazier­gang des „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ in Rathenow mit. Koertge hielt dabei auch einen Rede­beitrag auf dessen Bühne. Heute war die Rathenow­er Bühne wiederum in Gen­thin zu Gast. Nico Tews, Anmelder der Inter­net­do­main „buergerbuendnis-deutschland.de“, hat­te sie mit seinem Pri­vat­fahrzeug angekar­rt. Außer ihm und seinen unmit­tel­baren Gesin­nungsgenossen vom „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ waren auch weit­ere Akteure aus dem „Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land“ angereist, u.a. bekan­nte Gesichter der „Bürg­er­be­we­gung Alt­mark“, von „Burg gegen Asylmiss­brauch“ und von „Asyl­hütte in Ket­zin? Kannste knick­en 2.0“ sowie der Red­ner Sebas­tiano Graziani.
III. Weg dominiert Versammlung

Neue Allianzen? v.l.n.r: Matthias Fis­ch­er (III.Weg), Naz­ibarde TOiton­i­cus alias Thomas L. (NPD) und Nico Tews (Bürg­er­bünd­nis Havelland/Bürgerbündnis Deutschland)

Am sicht­barsten trat heute jedoch der „dritte Weg“ in Erschei­n­ung. Dazu waren diverse Funk­tionäre und Sympathisant_innen dieser Partei aus den bran­den­bur­gis­chen Land­kreisen Uck­er­mark, Oder-Spree und Pots­dam-Mit­tel­mark sowie der kre­is­freien Stadt Pots­dam angereist. Diese dominierten den Aufzug durch mit­ge­führte Pro­pa­gandain­stru­mente, wie Ban­ner, Fah­nen und Papp­schilder. Des Weit­eren stellte die Partei mit Pas­cal Stolle und Matthias Fis­ch­er auch zwei Red­ner bei der Ver­anstal­tung. Fis­ch­er lief zudem während des Marsches neben dem impro­visierten Laut­sprecher­wa­gen und ver­suchte die Versammlungsteilnehmer_innen durch das skandieren von Parolen anzuheizen. Damit hat­te der „dritte Weg“ dem „Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land“ zumin­d­est pro­pa­gan­dis­tisch ganz klar das Wass­er abge­graben und den Spazier­gang der „besorgten“ Bürger_innen zu ein­er neon­azis­tis­chen Parteiver­anstal­tung umgestaltet.
Proteste am Rande
Gegen die aus­län­der­feindliche Ver­samm­lung protestierten unge­fähr 100 Men­schen aus dem Jeri­chow­er Land. Die Protestver­anstal­tung fand am Rande der Auf­takt- sowie der End­kundge­bung der „besorgten Bürger_innen“ statt. Mehrere Red­ner wur­den aus­gep­fif­f­en. Einen weit­eren ver­balen Schlagab­tausch gab es an der Ein­mün­dung der Kleinen Schul­straße in die Bran­den­burg­er Straße, als der Demon­stra­tionszug die Gegendemonstrant_innen passierte. Dabei kam es auch zu einzel­nen Schneeballwürfen.
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Antifaschismus Law & Order

Grüße aus Potsdam an die Rigaer/ Liebig/ Sama

Über­gabe des “Gefahrguts”

Wir haben am Sam­stag den 16.1.2016 um 21:00 Uhr die Pots­damer Polizei­wache aufge­sucht. Ziel unseres Besuchs war es im Hin­blick auf die Ereignisse in Berlin ein­er Haus­durch­suchung vorzu­greifen und alle eventuell „gefährlichen“ Gegen­stände selb­st auszuhändigen.
Wir über­gaben den Beamten mehrere Eimer voll mit Schrauben, Steinen, Flaschen, Holz, Kohle, Fahrrad­schläuchen, etc.
Dazu ver­lasen wir fol­gen­den Text:
„Wir, Haus­pro­jek­te aus Pots­dam, sind schock­iert über die Ereignisse rund um die Rigaer Straße in Berlin.
Entwed­er hat es eine Ver­schär­fung des Waf­fenge­set­zes gegeben und Holz, Bauzäune, Kohle, Matratzen und Steine gel­ten seit Anfang der Woche als Mord­waf­fen — oder wir haben es mit dem größten Fall von Polizei­willkür der Gegen­wart zu tun.
Wir glauben, dass Let­zteres zutrifft!
Wir sind besorgt und erschreckt.
Um dieser neuen „Polizeitak­tik“ hof­fentlich zu ent­ge­hen, übergeben wir frei­willig die Gegen­stände, die uns mit viel Phan­tasie als „gefährlich“ aus­gelegt wer­den könnten.
Denn die Polizei hat in den let­zten Tagen ja bewiesen, wie viel Phan­tasie sie hat.
Da wird aus ein­er Kör­per­ver­let­zung ganz schnell ein Akt des Ter­rors, der es recht­fer­tigt, vier Häuser gewalt­tätig zu öff­nen, die Bewohner_innen zu demüti­gen, Nachbar_innen zu ter­ror­isieren und Pri­va­träume zu verwüsten.
Wir verurteilen das Vorge­hen der Polizei aufs Schärf­ste und brin­gen hier­mit unsere Sol­i­dar­ität mit den Betrof­fe­nen zum Ausdruck.
Ein Angriff auf einige von uns ist ein Angriff auf alle!“
Der dien­sthabende Beamte Hr. K. ver­sicherte uns, dass es sich bei den Gegen­stän­den nicht um gefährliche Objek­te han­dele und wir uns keine Sor­gen machen sollen. Er wollte die Gegen­stände daher auch nicht annehmen. Vor­sicht­shal­ber haben wir sie trotz­dem dagelassen.
Wir hof­fen der Beamte K. infomiert seine Kol­le­gen in Berlin schnell über den aktuellen Stand der Gefahrengutk­las­si­fizierung, bevor die Berlin­er Beamten noch mehr Satel­liten­schüs­seln von Däch­ern sammeln.
Sol­i­darische Grüße!
Gegen Polizei­willkür und für ein selb­st­bes­timmtes Leben!
  
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Antifaschismus

Aufruf: Pogida stoppen!

Am Mittwoch, den 20. Jan­u­ar um 18.30 Uhr, wollen wieder Neon­azis, Rassist_innen und “besorgte” Bürger_innen in Pots­dam unter dem Mot­to “2. Abendspazier­gang gegen die Islamisierung des Abend­lan­des” demon­stri­eren. Nach­dem ihr let­zter Ver­such am 11. Jan­u­ar kläglich scheit­erte, wollen sie erneut ihre ras­sis­tis­che Het­ze verbreiten.
Das wer­den wir auch dies­mal nicht ohne Wider­spruch zulassen. Der Feuer­schein bren­nen­der Geflüchtete­nun­terkün­fte, die Gewalt der Neon­az­iban­den und die ras­sis­tis­che Het­ze auf den Straßen sowie in den Par­la­menten ist schon lange nicht mehr zu überse­hen und zu über­hören. Dem gilt es entschlossen entgegenzutreten!
Wir fordern alle Antifaschist_innen und Antirassist_innen auf, am 20. Jan­u­ar ab 17.30 Uhr in die Pots­damer Innen­stadt zu kom­men! Der Tre­ff­punkt von POGIDA ist wieder der Bass­in­platz. Seid viele, seid kreativ! Gemein­sam wer­den wir sie block­ieren! Antifa in die Offensive!
Aktuelle Infos auf: inforiot.de und bei Twit­ter: @Ticker_Potsdam

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Antifaschismus Flucht & Migration

Wir haben Nationalismus satt!

Am Sam­stag, 16.01.2015 18.30Uhr- 21.30Uhr, wird es wieder eine Kundge­bung von den „Bran­den­burg­er Patrioten“
in Pren­zlau auf dem Mark­t­berg geben. Hin­ter der Beze­ich­nung steckt NPD, AFD und Freie Kräfte (Kam­er­ad­schaften).
Mit ein­er kru­den Mis­chung der ver­schieden­sten The­men­bere­iche (u.a.: Abschaf­fung von GEZ-Gebühren, Asylpolitik)
ver­suchen sie ihren men­schen­ver­ach­t­en­den Dreck unter die Leute zu bringen.
Wir wollen das nicht hin­nehmen und ver­anstal­ten eine Gegenkundge­bung! Es wer­den 400‑1000 Rassist*innen erwartet, also zieht euch warm an. Es ist deutsch in Kaltland.
WANN? 16.01.2016 // 18.30 – 21.30 Uhr
WO? Ost­seite der Marienkirche in Prenzlau

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Antifaschismus

Die Selbsthilfewerkstatt Potsdam und ihre Verstrickungen ins neonazistische Milieu

Der Neonazi Tim Borowski (links) mit „Aryan Brotherhood Potsdam“ T-Shirt in der Selbsthilfewerkstatt am alten Standort in Drewitz 2012
Der Neon­azi Tim Borows­ki (links) mit „Aryan Broth­er­hood Pots­dam“ T‑Shirt in der Selb­sthil­few­erk­statt am alten Stan­dort in Drewitz 2012

In der Kfz-Selb­sthil­few­erk­statt Pots­dam im Stadt­teil Schlaatz kön­nen Besitzer_innen und Fahrer_innen ihre Fahrzeuge selb­st repari­eren. Für ein geringes Ent­gelt kann das vorhan­dene Werkzeug und Maschi­nen sowie das Know-How der anderen Anwe­senden genutzt wer­den, um kleine und große Repara­turen, Umbaut­en oder kom­plette Restau­ra­tio­nen vorzunehmen. Statt Fach­w­erk­stät­ten aufzusuchen kön­nen hier Hob­by-Schrauber_in­nen und tech­nisch Ver­sierte selb­stor­gan­isiert schrauben, schweißen, häm­mern und fach­sim­peln. Nach­dem bis Jan­u­ar 2013 die Werk­statt in ein­er Halle in Drewitz ansäs­sig war, ist sie seit­dem am Mag­nus-Zeller-Platz ein­gerichtet. [1]

Im Som­mer 2015 berichtete nun der Vere­in Opfer­per­spek­tive von einem Über­griff auf einen Geflüchteten, der in unmit­tel­bar­er Nähe ein­er Werk­statt und der Unterkun­ft für Geflüchtete Pots­dam stat­tfand. Es kamen dabei mehrere Män­ner aus der Selb­sthil­few­erk­statt und belei­digten den Betrof­fe­nen erst ras­sis­tisch und grif­f­en ihn dann, unter anderem mit einem Schrauben­schlüs­sel, an. [2]
Wer genau die Angreifer waren ist bis heute nicht ermit­telt. Es ist jedoch klar, dass sich der Werk­statt-Chef Hen­ry K. und der engere Kreis um ihn nicht nur an Motoröl und Brem­sen die Hände schmutzig machen, son­dern auch im Umgang mit offen­sichtlichen Mit­gliedern der neon­azis­tis­chen Szene Potsdams.

Tim Borowski in der Selbsthilferwerkstatt am Grill
Tim Borows­ki in der Selb­sthil­fer­w­erk­statt am Grill

Bere­its am alten Stan­dort in Drewitz war seit spätestens 2012 der Neon­azi Tim Borows­ki in der Selb­sthil­few­erk­statt aktiv und wird bish­er, samt sein­er offen­sichtlichen neon­azis­tis­chen Sym­bo­l­ik auf sein­er Klei­dung, toleriert. Zulet­zt war er am 12. Dezem­ber 2015 bei der Wei­h­nachts­feier des Teams der Werk­statt anwesend.

Tim Borowski auf der Weihnachtsfeier der Selbsthilfewerkstatt 2015
Tim Borows­ki auf der Wei­h­nachts­feier der Selb­sthil­few­erk­statt 2015

Der im Dezem­ber 1989 geborene und in Werder (Hav­el) wohn­hafte Borows­ki ist Antifaschist_innen erst­mals am 21. Okto­ber 2006 in Berlin auf ein­er Demon­stra­tion für den verurteil­ten Sänger, der als krim­inellen Vere­ini­gung eingestuften Neon­azi-Band Landser, Michael „Lunikoff“ Regen­er aufge­fall­en. Als ein­er der jüng­sten war er wenig später am 13. Feb­ru­ar 2007 an einem klan­des­tin organ­isierten „Trauer­marsch“ durch die Pots­damer Innen­stadt beteiligt. Anlass war für die Neon­azis der Jahrestag der Bom­bardierung Dres­dens 1945 durch alli­ierte Luftan­griffe. Seit­dem ist Borows­ki regelmäßig auf neon­azis­tis­chen Demon­stra­tio­nen und Kundge­bun­gen anzutr­e­f­fen. Nicht sel­ten übern­immt er dabei auch organ­isatorische Auf­gaben, beispiel­sweise die videografis­che Doku­men­ta­tion der eige­nen Aktio­nen und etwaiger Gegen­proteste oder interne Koor­dinierung und Anstim­men von Parolen mit einem Mega­fon. Regelmäßig hält er Trans­par­ente oder Fah­nen für die jew­eili­gen Grup­pen und Akteure der neon­azis­tis­chen Szene.

Mit­tler­weile ist er aktives Mit­glied der neon­azis­tis­chen Kle­in­st­partei „Der III. Weg“ und beteiligt sich regelmäßig an neon­azis­tisch-völkischen Kundge­bun­gen. Allein im ver­gan­genen Jahr nahm er an min­destens acht neon­azis­tis­chen und ras­sis­tis­chen Ver­samm­lun­gen teil. Dabei war er an der Organ­isierung und Durch­führung von min­destens sechs Kundge­bun­gen bzw. Demon­stra­tio­nen von „Der III. Weg“ beteiligt.

Tim Borowski (rechts vom Redner_innenpult mit Fahne) auf einer Kundgebung der neonazistischens Kleinstpartei „Der III. Weg“ am 18. April 2015 in Brandenburg (Havel)
Tim Borows­ki (rechts vom Redner_innenpult mit Fahne) auf ein­er Kundge­bung der neon­azis­tis­chens Kle­in­st­partei „Der III. Weg“ am 18. April 2015 in Bran­den­burg (Hav­el)

Anzutr­e­f­fen war Borows­ki im Jahr 2015 auf ein­er Kundge­bung von „Der III. Weg“ am 28. Novem­ber in Gen­thin zusam­men mit den Pots­damer Neon­azis Mar­tin Klahr und Dustin Schlem­minger und am 1. August auf Kundge­bun­gen von „Der III. Weg“ in Zossen und in Dams­dorf zusam­men mit Maik Eminger, Mirko Kubel­er, Mar­tin Klahr, Gabor Grett, Phillip Hinz­mann, Patrick Danz und NPD-Kad­er Maik Schnei­der. Weit­er­hin nahm er zusam­men mit Maik Eminger und Phillip Hinz­mann an ein­er neon­azis­tis­chen Demon­stra­tion anlässlich des 1. Mai in Saalfeld teil. Am 18. April war er als Akteur an zwei Kundge­bun­gen in Werder (Hav­el) und Bran­den­burg (Hav­el) beteiligt. An diesen nah­men außer­dem Mirko Kubel­er, Patrick Danz, Gabor Grett, Phillip Hinz­mann, Maik Eminger, Mar­tin Klahr und Chris­t­ian Helm­st­edt teil. Zu Beginn des ver­gan­genen Jahres war er für „Der III. Weg“ an der Durch­führung und Organ­isierung ein­er Kundge­bung in Eisen­hüt­ten­stadt am 21. Feb­ru­ar beteiligt. Die Pots­damer Neon­azis Maik Eminger, Olaf Ernst, Phillip Hinz­mann, Tobias Mark­graf und Gabor Grett waren eben­falls Teilnehmer_innen oder direkt an der Durch­führung beteiligt. Auch auf ein­er Demon­stra­tion des bran­den­bur­gis­chen PEGI­DA-Ablegers „BRAMM“ („Bran­den­burg­er für Mei­n­ungs­frei­heit & Mitbes­tim­mung“) beteiligte er sich am 26. Jan­u­ar 2015 zusam­men mit Maik Eminger, Phillip Hinz­mann und Mar­tin Klahr. Sie präsen­tierten ein Hochban­ner und mehrere kleine Schilder für ihre Kam­pagne „Ein Licht für Deutsch­land gegen Überfremdung“.

Tim Borowski (links am Transparent) am 28. November 2015 auf einer Kundgebung von „Der III. Weg“ in Genthin
Tim Borows­ki (links am Trans­par­ent) am 28. Novem­ber 2015 auf ein­er Kundge­bung von „Der III. Weg“ in Genthin

Aber auch abseits von Kundge­bun­gen oder Demon­stra­tio­nen ist Tim Borows­ki aktiv. Am 17. Okto­ber let­zten Jahres besuchte er in Ferch eine Bürger_innenversammlung zu ein­er geplanten Unterkun­ft für Geflüchtete. Am 10. Okto­ber soll er sich mit etwa 15 weit­eren Neon­azis in Babels­berg in ein­er Kneipe getrof­fen haben. Diese Zusam­menkun­ft soll im Laufe des Abends durch die Polizei aufgelöst wor­den sein.
Im August 2015 stand Borows­ki zusam­men mit Manuel Schmidt („Der III. Weg“), Rico Han­ne­mann und zwei weit­eren Neon­azis vor Gericht. Ihnen wurde vorge­wor­fen auf dem Baum­blüten­fest im Jahr 2014 neon­azis­tis­che Parolen, wie „Nazis raus, Zeck­en rein, Tür zu, Gas rein.“ gerufen sowie Lieder der ver­bote­nen Recht­sRock-Band „Landser“ gesun­gen zu haben. Auf ihrem Weg zum „Colo­nial Café“ wur­den sie dabei von Polizeibeamten beobachtet, welche die Gesänge deut­lich ver­nah­men. Den­noch kam es, trotz übere­in­stim­mender Zeu­ge­naus­sagen, nicht zu ein­er Verurteilung. [3]

Neonazistischer Freundeskreis: Tom Singer, Christian und Marco Helmstedt sowie Ronny Schapkowski (v.l.n.r.)
Neon­azis­tis­ch­er Fre­un­deskreis: Tom Singer, Chris­t­ian und Mar­co Helm­st­edt sowie Ron­ny Schap­kows­ki (v.l.n.r.)

Neben Tim Borows­ki war ein weit­er­er bekan­nter Neon­azi in der Selb­sthil­few­erk­statt anzutr­e­f­fen. Ron­ny Schap­kows­ki ist bis zu seinem krankheits­be­d­ingten Tod im August 2015 regelmäßig in der Werk­statt aktiv gewe­sen, nahm an gemein­schaftlichen Aus­flü­gen teil und gehörte zu einem engeren Fre­un­deskreis, der maßge­blich in der Werk­statt aktiv ist. Er war aber auch fest in der Neon­azi-Szene Pots­dams ver­ankert. Ins­beson­dere ist er als Mit­glied der sich selb­st als „Kneipen­ter­ror­is­ten Pots­dam-West“ benan­nten neon­azis­tis­chen Grup­pierung um die gewalt­bere­it­en Neon­azis Max Sei­del und Chris­t­ian Sawet­z­ki aufgefallen.

Der Neonazi Ronny Schapkowski (rechts) beim Essen mit seinen Freunden aus der Selbsthilfewerkstatt
Der Neon­azi Ron­ny Schap­kows­ki (rechts) beim Essen mit seinen Fre­un­den aus der Selbsthilfewerkstatt

Schap­kows­ki hat­te Kon­tak­te in die organ­isierte Neon­azi-Szene in und um Pots­dam sowie in die Recht­sRock-Szene. Seine tiefe Ver­ankerung zeigte sich vor allem bei sein­er Beerdi­gung am 15. Sep­tem­ber 2015 auf dem neuen Fried­hof in der Hein­rich-Mann-Allee in Pots­dam. Ins­ge­samt nah­men etwa 80 Per­so­n­en teil, unter ihnen ein großer Anteil organ­isiert­er Neon­azis. Neben (lokalen) Neon­azis wie Tom Singer und Mar­co Helm­st­edt waren auch Protagonist_innen der Recht­sRock-Szene wie Uwe Men­zel, aktuell aktiv bei Aryan Broth­er­hood und Blood­shed, und Patrick Danz, Sänger der Recht­sRock-Band Preussen­stolz, anzutreffen.

Es zeigt sich, dass die Selb­sthil­few­erk­statt und ihr Team durch ihre Offen­heit für men­schen­ver­ach­t­en­des Gedankengut und Neon­azis gegenüber alter­na­tiv­en Jugendlichen, Peo­ple of Col­or und vor allem Geflüchteten, die in der Unterkun­ft nebe­nan unterge­bracht sind, eine sehr bedrohliche Atmo­sphäre und einen unsicheren Raum im Stadt­teil schaf­fen. Es ist auch nicht auszuschließen, dass es bere­its zu mehreren ras­sis­tis­chen Über­grif­f­en in der Nähe kam, die von der Werk­statt aus­gin­gen. Laut Bewohner_innen der Unterkun­ft und anderen Anwohner_innen soll es beispiel­sweise im Okto­ber 2015 einen weit­eren von der Werk­statt aus­ge­hen­den Über­griff und anschließen­den Polizeiein­satz gegeben haben. In der Ver­gan­gen­heit soll es anlässlich eines Willkom­mensfestes in der Geflüchtete­nun­terkun­ft außer­dem zu Pro­voka­tio­nen, u.a. durch das Hissen ein­er schwarz-weiß-roten Reichs­flagge, aus der Selb­sthil­few­erk­statt her­aus gekom­men sein. Weit­er­hin kommt es immer wieder zu Pöbeleien und Belei­di­gun­gen gegen Geflüchtete – auch von Besucher_innen der Werkstatt.
Die Selb­sthil­few­erk­statt und die dort Aktiv­en müssen sich klar von ras­sis­tis­chen und neon­azis­tis­chen Ten­den­zen und den entsprechen­den Per­so­n­en tren­nen. Es reichen keine Bekun­dun­gen, dass eine Werk­statt kein Ort für Poli­tik sei, denn jede Ein­rich­tung und Per­son ist Akteur_in in gesellschaftlichen Auseinan­der­set­zun­gen – das erfordert auch und vor allem die Abgren­zung gegenüber ras­sis­tisch motiviert­er Gewalt, men­schen­ver­ach­t­en­den Äußerun­gen, ras­sis­tis­chen Bürger_innen und Neonazis.

[1] http://www.pnn.de/potsdam/767980/
[2] http://www.opferperspektive.de/rechte-angriffe/chronologie-rechter-angriffe/potsdam‑9 und
http://www.pnn.de/potsdam/1002376/
[3] http://www.pnn.de/pm/995572/

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