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Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus

80 Neonazis jammern in Brandenburg/Havel

INFORIOT Rund 80 Neon­azis haben bei ein­er Kundge­bung am Sam­stag (25.10.) in Brandenburg/Havel „gegen staatliche Repres­sio­nen“ protestiert. Ver­anstal­ter war die „Gefan­genen­hil­fe“, eine Organ­i­sa­tion, die inhaftierte Neon­azis unter­stützen will. Auch die NPD sowie das Kam­er­ad­schafts-Net­zw­erk „Licht und Schat­ten“ hat­ten zu der Aktion mobilisiert.
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Am Rande der recht­en Kundge­bung auf dem Neustädtis­chen Markt protestierten rund 70 Men­schen. Aufgerufen dazu hat­te die stadtof­fizielle „Koor­dinierungs­gruppe für Demokratie und Tol­er­anz“. Vere­inzelt waren Antifas an den Protesten beteiligt. Trotz einiger Pfeifkonz­erte und Zwis­chen­rufe war der Protest ver­gle­ich­sweise schwach.
Brud­er von NSU-Angeklagtem fed­er­führend / rechter Mörder eben­falls vor Ort
Fed­er­führende Per­son bei der Neon­azi-Kundge­bung war Maik Eminger — der Zwill­ings­brud­er des im Münch­en­er NSU-Ter­ror­prozess Angeklagten André Eminger. Bei sein­er Ansprache beklagte Maik Eminger, dass das deutsche Volk “in Fes­seln” liege und darum der „Volk­stod“ dro­he. Alle, die dage­gen Wider­stand leis­ten wür­den, müssten damit rech­nen, in den „Kerk­er des herrschen­den Sys­tems“ ges­per­rt zu werden.
Unter den Teil­nehmerIn­nen der Kundge­bung befand sich auch Neon­azi Sascha Lücke, der 1996 in Brandenburg/Havel den Punk Sven Beuter ermordet hat­te und dafür im Gefäng­nis saß. Auch er fühlt sich offen­bar als Opfer der „Repres­sion durch das System“.
Jam­mern über die „Flim­mer­sy­n­a­goge“
Auch Sebas­t­ian Schmidtke, vorbe­strafter NPD-Vor­sitzen­der in Berlin, jam­merte in sein­er Rede. Alle, die die “Wahrheit­en” aussprechen wür­den, wür­den in den “Repres­sion­sap­pa­rat des Sys­tems” ger­at­en. Die Mei­n­ung beispiel­sweise, das es Unter­schiede zwis­chen Män­nern und Frauen geben würde, dürfe man nicht aussprechen — son­st dro­ht­en Sank­tio­nen durch den “Repres­sion­sap­pa­rat”. Horst Mahler, in Bran­den­burg inhaftiert­er Holo­caustleugn­er, sei im Gefäng­nis, nur weil er “Geschichts­forschung” betrieben habe, so Schmidtke. In etwas eigen­williger Logik führte Schmidtke dann aus, dass trotz der all­ge­gen­wär­ti­gen poli­tis­chen Unter­drück­ung seine Partei, die NPD, kein Ver­bot zu befürcht­en habe: “Wer nichts ver­botenes tut, kann auch nicht ver­boten werden”.
Ein weit­er­er Rede­beitrag kam vom Süd­bran­den­burg­er Neon­azi Pierre Dorn­brach. Für ihn mache sich die Repres­sion auch in ein­er “psy­chol­o­gis­chen Kriegs­führung” bemerk­bar, die gegen das deutsche Volk geführt werde. Ein Hauptin­stru­ment dafür sei die “Flim­mer­sy­n­a­goge” — gemeint ist das als anti­semi­tis­ches Schmäh­wort fürs Fernsehen.
Rechte Aufmärsche “gegen Repres­sion” sind in Brandenburg/Havel kein Novum: Erst im Juli hat­te es eine Kundge­bung von 25 Neon­azis mit ähn­lich­er Aus­rich­tung in Brandenburg/Havel gegeben. 2011 hat­ten in der Stadt rund 250 Neon­azis für Horst Mahler demonstriert.
Hitler auch dabei – als Schauspieler
Neben der Neon­azikundge­bung bewegte sich einige Zeit ein als Adolf Hitler verklei­de­ter Schaus­piel­er, begleit­et von einem Kam­er­ateam. Anscheinend wurde die Kundge­bung als Kulisse für die Ver­fil­mung der Hitler­sa­tire „Er ist wieder da“ genutzt.

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Antifaschismus

Neonazis wollen am Samstag in Brandenburg/Havel aufmarschieren

INFORIOT Neon­azis pla­nen am kom­menden Sam­stag (25.10.2014) einen Auf­marsch in Brandenburg/Havel. Unter dem Mot­to “Sol­i­dar­ität gegen staatliche Repres­sio­nen” wollen sich die Recht­en ab um 14 Uhr auf dem Neustädtis­chen Markt tre­f­fen. Ein Aufruf der neon­azis­tis­chen “Gefan­genen­hil­fe” kur­siert seit kurzem im Internet.
Proteste sind geplant. Die “Koor­dinierungs­gruppe für Demokratie und Tol­er­anz” der Stadt ruft zu ein­er Gegen­demon­stra­tion auf. Tre­ff­punkt: 13 Uhr, eben­falls auf dem  Neustädtis­chen Markt.

Aufruf der "Gefangenenhilfe" zur Neonazi-Demo am 25.10.2014 in Brandenburg/Havel (Screenshot)
Aufruf der “Gefan­genen­hil­fe” zur Neon­azi-Demo am 25.10.2014 in Brandenburg/Havel (Screen­shot)

 
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Antifaschismus

Log Kalbitz?

INFORIOT Andreas Kalb­itz, AfD-Land­tagsab­ge­ord­neter in Bran­den­burg, hat wom­öglich über seine Ver­gan­gen­heit gel­o­gen. Wie das Por­tal “Blick nach Rechts” berichtet, war Kalb­itz in den frühen 1990er Jahren bei der extrem recht­en Partei “Die Repub­likan­er”. Als sich Kalb­itz im Mai 2014 für die Lan­desliste der AfD auf­stellen ließ, wurde von ihm auch ver­langt, Auskun­ft über frühere Parteim­it­glied­schaften zu geben. Er ver­wies lediglich auf seine Vor­mit­glied­schaft in der Jun­gen Union und der CSU. Eine Mit­glied­schaft in den “Repub­likan­ern” wird in seinem öffentlich ein­se­hbaren “Bewer­ber­pro­fil” nicht erwäh­nt. Dass Kalb­itz tat­säch­lich bei den Repub­likan­ern aktiv war, berichtete laut “Blick nach Rechts” 1992 die Tageszeitung “Süd­deutsche”.
 UPDATE 21.10.2014: Kalb­itz hat sich inzwis­chen zu sein­er Repub­likan­er-Mit­glied­schaft geäußert. Tat­säch­lich sei er dort Mit­glied gewe­sen, “wahrschein­lich” zwis­chen 1992 und 1994. Die PNN schreibt: “Kalb­itz habe sich zuvor nicht daran erin­nern kön­nen und habe erst bei Durch­sicht sein­er Unter­la­gen einen Hin­weis darauf gefun­den.” Die AfD hat mit dem Gedächt­niss­chwund von Kalb­itz offen­bar kein Prob­lem, sie deckt ihm den Rück­en: Er habe “eine zweite poli­tis­che Chance ver­di­ent”, so Bran­den­burgs AfD-Press­esprech­er Detlef Frye.

Bewerberprofil von Andreas Kalbitz (AfD)
Bewer­ber­pro­fil von Andreas Kalb­itz für die AfD-Lan­desliste zu den Land­tagswahlen 2014 (Screen­shot)

Zahlre­iche weit­ere Verquick­un­gen von Kalb­itz mit der extremen Recht­en wur­den von Infori­ot bere­its aufgezeigt.
Die Lüge per Ver­schweigen bei Kalb­itz wäre nicht der erste Fall dieser Art bei der Bran­den­burg­er AfD: Auch ein ander­er jet­ziger AfD-Land­tagsab­ge­ord­neter hat­te bei sein­er Bewer­bung die eigene poli­tis­che Ver­gan­gen­heit ver­schwiegen. Sven Schröder war bei der extrem recht­en Partei “Pro Deutsch­land”, hat­te dies aber in seinem Bewer­bungss­chreiben nicht erwäh­nt. Er hätte gedacht, dass “Pro Deutsch­land” eher ein Vere­in und keine Partei im eigentlichen Sinne sei, erk­lärte Schröder damals auf Nachfrage.
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Antifaschismus

Völkisches vom AfD-Abgeordneten Andreas Kalbitz

AfD- Landtagsabgeordneter Andreas Kalbitz (Screenshot: Landtag Brandenburg)
AfD- Land­tagsab­ge­ord­neter Andreas Kalb­itz (Screen­shot: Land­tag Brandenburg)

INFORIOT Der AfD-Land­tagsab­ge­ord­nete Andreas Kalb­itz hat eine bewegte poli­tis­che Ver­gan­gen­heit im Feld zwis­chen hart recht­skon­ser­v­a­tiv­en und extrem recht­en Organ­i­sa­tio­nen. Schon Anfang der 1990er sprach sich Kalb­itz für eine Radikalisierung nach Rechts in den Union­sparteien aus. Von dort führte ihn sein poli­tis­ches Wirken an etliche extrem rechte Organ­i­sa­tio­nen und Zeitschriften her­an. Als Autor schrieb Kalb­itz selb­st im ein­schlägi­gen Duk­tus. Kalb­itz, Jahrgang 1972, lebt in Königs Wuster­hausen und zog nach den Wahlen im Sep­tem­ber für die “Alter­na­tive für Deutsch­land” in den Pots­damer Land­tag ein.
UPDATE 21.10.2014: Kalb­itz war auch Mit­glied der recht­sradikalen Partei “Die Repub­likan­er”. Er behauptet, diese Mit­glied­schaft vergessen zu haben und sie darum bei sein­er Bewer­bung auf einen Lan­deslis­ten­platz nicht angegeben zu haben.
Die Zeitschrift “Der Rechte Rand” berichtete in ein­er Aus­gabe aus dem Jahr 1995, dass Kalb­itz im “Witikobund” wirken würde. Der 1950 gegrün­dete, extrem rechte, völkische und revan­chis­tis­che Witikobund ist nach seinem Selb­stver­ständ­nis eine “nationale Sude­tendeutsche Gesin­nungs­ge­mein­schaft” und gehört zum äußer­sten recht­en Rand im Milieu der Ver­triebe­nen­ver­bände. Wer ein­mal dabei ist, soll auf ewig bleiben: Die Mit­glied­schaft ist auf Leben­szeit ausgerichtet.
“Kampf gegen den volk­lichen Tod”
2001 grat­ulierte Kalb­itz im Witikobund-eige­nen Rund­schreiben “Witiko­brief” dem extrem recht­en “Fre­und­schafts- und Hil­f­swerk — Ost” (FHwO) zum zehn­jähri­gen Jubiläum. Kalb­itz lobte den Ein­satz des FHwO, weil es pos­i­tiv im “oft­mals aus­sicht­s­los scheinen­den Kampf gegen den kul­turellen und volk­lichen Tod auf jahrtausendeal­tem deutschen Kul­tur­bo­den” wirken würde. Das FHwO ist unter anderem mit der Neon­azi­partei NPD eng verquickt. In einem weit­eren Text fragte Kalb­itz “Wo ist der Wider­stand?” und trauerte über die weg ster­ben­den “Kam­er­aden der Erleb­nis­gen­er­a­tion”. Die “Jugend von heute” wiederum sei Opfer eines “nie dagewe­se­nen kul­turellen Sub­stanzver­lusts” und “durch Mate­ri­al­is­mus und Genuß­sucht” zu “entseel­ten Kon­sumenten” gewor­den. In Manier der extremen Recht­en beklagte Kalb­itz, dass ein “Eth­nozid am deutschen Volk” stat­tfind­en würde — ganz so, wie derzeit Bran­den­burg­er Neon­azis vor einem “Volk­stod” war­nen.
Autor für Neonazi-Vereinsblatt
Passend dazu: Zwis­chen­zeitlich trat Kalb­itz als Autor für die Zeitschrift “Fritz” in Erschei­n­ung — dem Vere­ins­blatt der extrem recht­en “Jun­gen Lands­man­nschaft Ost­deutsch­land” (JLO, bis 2006: “Junge Lands­man­nschaft Ost­preußen”). Die JLO war jahre­lang für Anmel­dung und Organ­i­sa­tion der “Trauer­märsche” in Dres­den ver­ant­wortlich. Diese Demon­stra­tio­nen waren zeitweise die europaweit größten und bedeu­tend­sten Ver­samm­lun­gen von Alt- und Neon­azis. 2003, als Kalb­itz Texte beis­teuerte, war die JLO bere­its von Neon­azis dominiert. In Inter­views in Neon­azi-Zeitschriften aus dieser Zeit beze­ich­nen sich JLO-Funk­tionäre selb­st als “Nationale Sozial­is­ten”, nutzen die Neon­azi-Gruß­formel “88” (Zeitschrift “Das treue Mädel”) und loben die Zusam­me­nar­beit mit dem “Witikobund” (Zeitschrift “Die Kameradschaft”).
Ver­schwörungs­the­o­rien als “Meis­ter­leis­tung”
In Kalb­itz’ Tex­ten für die JLO-Zeitschrift “Fritz” bemüht dieser erneut seine Volk­stod-Analyse: Ein “Bewußt­sein­seth­nozid in den Köpfen der bun­desre­pub­likanis­chen Jugend” sei zu bekla­gen und die Erin­nerung an NS-Ver­brechen sei eine “Ver­ständ­nisim­plan­ta­tion von 12 Jahren als 99% deutsch­er Geschichte”. Ein Buch des franzö­sis­chen Ver­schwörungs­the­o­retik­ers Thier­ry Meyssan wird indes von Kalb­itz als “geistige Waffe” und als “Meis­ter­leis­tung des inves­tiga­tiv­en Jour­nal­is­mus” gelobt. Meyssan ver­tritt die These, dass bei den Ter­ro­ran­schlä­gen vom 11. Sep­tem­ber 2001 kein Flugzeug in die New York­er Twin Tow­ers geflo­gen sei, es han­dele sich um einen Fall von “insze­niertem Terrorismus”.
Schla­gende Schülerverbindung und JU-Radikaler
Der gebür­tige Münch­n­er Kalb­itz ist zudem “Alter Herr” bei der in sein­er Heimat­stadt ansäs­si­gen “Pen­nalen Burschen­schaft Sax­o­nia-Czer­nowitz”, ein­er schla­gen­den Schülerverbindung. Die Sax­o­nia-Czer­nowitz hält ihre Tre­f­fen im Haus der Burschen­schaft “Danu­bia” ab. Die Danu­bia ist bekan­nt für das Abhal­ten von extrem rechte Ver­anstal­tun­gen in ihrem Anwe­sen — unter anderem sprachen dort Holo­caustleugn­er wie Horst Mahler und Wil­helm Stäglich.
In Kalb­itz’ Münch­n­er Zeit fällt auch sein zeitweiliges Engage­ment in CSU und in der “Jun­gen Union” (JU) — er war unter anderem CSU-Parteitags­delegiert­er und im Bezirksver­band­sauss­chuß der JU München. Kalb­itz trat entsch­ieden für eine Radikalisierung sein­er dama­li­gen Partei nach Rechts ein. So schrieb er 1992 in einem Debat­ten­beitrag für die neurechte Wochen­zeitung “Junge Frei­heit” ein Plä­doy­er “für einen recht­en Auf­bruch in der CDU/CSU”: “Nonkon­formistis­che Rechte” müssten “Alt­las­ten” in der Union “ertränken” — oder aber “den verkomme­nen Gefechts­stand” der Union “aufgeben” und sich dann ein­er “unver­braucht­en poli­tis­chen Kraft” zuwen­den. Offen­bar war also Kalb­itz schon damals auf der Suche nach ein­er recht­en “Alter­na­tive” in der Parteienlandschaft.
Zulet­zt — von 2009 bis 2014 — war Kalb­itz  Geschäfts­führer des Hör­buchver­lages “Edi­tion Apol­lon” in Königs Wuster­hausen. Der mit­tler­weile insol­vente Ver­lag veröf­fentlichte unter anderem einen Jahreskalen­der 2011 mit Ansicht­en der Wewels­burg, die im Nation­al­sozial­is­mus zu ein­er SS-Kult­stätte umge­baut wer­den sollte.
 
Andreas Kalbitz als Autor im "Witikobrief" (Ausschnitt)
Andreas Kalb­itz als Autor im “Witiko­brief” (Auss­chnitt)

Andreas Kalbitz (AfD) als Autor für die "Junge Landsmannschaft Ostpreußen" 2003 (Ausschnitt)
Andreas Kalb­itz (AfD) als Autor für die “Junge Lands­man­nschaft Ost­preußen” 2003 (Auss­chnitt)

Andreas Kalbitz (AfD) 1992 in der "Jungen Freiheit" (Ausschnitt)
Andreas Kalb­itz (AfD) 1992 in der “Jun­gen Frei­heit” (Auss­chnitt)

Andreas Kalbitz als Witikone (Faksimile aus "Der Rechte Rand")
Andreas Kalb­itz als Witikone (Fak­sim­i­le aus “Der Rechte Rand”)

Wewelsburg-Kalender aus dem Verlag von Andreas Kalbitz (Screenshot Amazon.com)
Wewels­burg-Kalen­der aus dem Ver­lag von Andreas Kalb­itz (Screen­shot Amazon.com)

JLO-Interview in Neonazi-Zeitschrift "Die Kameradschaft" (Faksimile)
JLO-Inter­view in Neon­azi-Zeitschrift “Die Kam­er­ad­schaft” (Fak­sim­i­le)

Interview mit JLO-Funktionär in Neonazizeitschrift von 2001 (Faksimile)
Inter­view mit JLO-Funk­tionär in Neon­az­izeitschrift von 2001 (Fak­sim­i­le)
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Antifaschismus

”Auf dem Boden des Grundgesetz”?

INFORIOT Stef­fen Königer, Land­tagsab­ge­ord­neter der “Alter­na­tive für Deutsch­land”, war jahre­lang Redak­teur beim Recht­saußen-Wochen­blatt “Junge Frei­heit”. Das sei völ­lig unprob­lema­tisch, find­et Königer erwartungs­gemäß. Er ließ ver­laut­en, dass jed­er Redak­teur dort fest auf dem Boden der frei­heitlich-demokratis­chen Grun­dord­nung ste­he, und zwar „fes­ter als manch­er Bun­destagsab­ge­ord­nete“. Dies berichteten jüngst die “Pots­damer Neuesten Nachricht­en”.

Steffen Königer (AfD) zur "Jungen Freiheit"
Stef­fen Königer (AfD) zur “Jun­gen Frei­heit” (Screen­shot PNN)

Die “Junge Frei­heit”, Flag­gschiff der “neuen Recht­en”, ganz fest auf demokratis­chem Boden? Und zwar ohne Aus­nahme “jed­er Redak­teur”? Nun: Königer selb­st war beispiel­sweise bis 2004 dort tätig und ver­ließ das Blatt zusam­men mit Ange­li­ka Willig und Manuel Ochsen­re­it­er. Willig machte weit­er beim Blatt “Hier und Jet­zt”, das sich selb­st im Unter­ti­tel “radikal rechte Zeitung” nen­nt und The­o­rieor­gan der neon­azis­tis­chen NPD-Jugen­dor­gan­i­sa­tion “Junge Nation­aldemokrat­en” ist. Manuel Ochsen­re­it­er hinge­gen ist Chefredak­teur der Monat­szeitung “Zuerst!” — ein Ver­such, ein extrem recht­es Nachricht­en­magazin an den Kiosken zu etablieren. Her­aus­ge­ber ist Diet­mar Munier, ein­er der ein­flussre­ich­sten Ver­leger aus der extremen Rechten.
Ex-Junge Freiheit RedakteurInnen Willig und Ochsenreiter schreiben für extrem rechte Blätter.
Ex-Junge Frei­heit Redak­teurIn­nen Willig und Ochsen­re­it­er schreiben für extrem rechte Blätter.
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Antifaschismus Gender & Sexualität

AfD-Abgeordneter bei christlichen Fundis

INFORIOT Der desig­nierte Bran­den­burg­er AfD-Abge­ord­nete Stef­fen Königer sucht offen­bar die Nähe zum christlichen Fun­da­men­tal­is­mus und pro­fil­iert sich als Abtrei­bungs­geg­n­er. Am ver­gan­genen Sam­stag nahm Königer am “Marsch für das Leben” in Berlin teil. Auf der von Protesten begleit­eten Ver­anstal­tung forderten die rund 5.000 selb­st ernan­nten “Lebenss­chützer” eine radikale Wende in der deutschen Gesellschaft.

Steffen Königer (Landtagsabgeordneter der AfD Brandenburg, Bildmitte) beim christlich-fundamentalistischen "Marsch für das Leben" am 20. September 2014 in Berlin
Stef­fen Königer (Land­tagsab­ge­ord­neter der AfD Bran­den­burg, Bild­mitte) beim “Marsch für das Leben” in Berlin

Haupthe­ma des Marsches war die vorge­bliche Unrecht­mäßigkeit von Schwanger­schaftsab­brüchen — die “Leben­schützer” wet­terten gegen Abtrei­bun­gen und tit­ulierten Frauen, die abgetrieben haben, als Mörderin­nen. Das Spek­trum, das die Märsche organ­isiert, ver­tritt eine fun­da­men­tal­is­tis­che christliche Moral. Dementsprechend wird vielfach eine “ver­fehlte” Sex­u­alerziehung in den Schulen beklagt, vore­he­lich­er Sex verurteilt, Homo­sex­u­al­ität als Krankheit dif­famiert und sog­ar Ver­hü­tung durch Kon­dome oder die Pille verurteilt. Königer nahm sowohl an der Auf­tak­tkundge­bung als auch am eigentlichen “Marsch” teil, der vom Bun­deskan­zler­amt vor den Berlin­er Dom führte. In der ersten Rei­he des Aufzugs war die AfD mit ihrer Europaab­ge­ord­nete Beat­rix von Storch eben­falls promi­nent vertreten.
Beatrix von Storch (Europaabgeordnete der AfD, rechts im Bild) beim christlich-fundamentalistischen "Marsch für das Leben" am 20. September 2014 in Berlin
Beat­rix von Storch (Europaab­ge­ord­nete der AfD, rechts im Bild) beim “Marsch für das Leben” in Berlin

Stef­fen Königer ist eines der elf frisch gewählten Land­tagsmit­glieder der “Alter­na­tive für Deutsch­land” (AfD) in Bran­den­burg. Außer­dem ist der Werder­an­er Vor­sitzen­der des Kreisver­ban­des Pots­dam-Mit­tel­mark. Königer war schon Mit­glied und Kan­di­dat des recht­spop­ulis­tis­chen “Bund freier Bürg­er” und von 2000 bis 2004 Redak­teur der neu-recht­en Wochen­zeitung “Junge Frei­heit”.
Laut Presse­bericht­en gibt es Bemühun­gen in der Bran­den­burg­er AfD, Königer und drei weit­ere gewählte Abge­ord­nete (Rain­er van Raem­don­ck, Sven Schröder und Thomas Jung) vom Antritt ihres Land­tags­man­dats abzuhal­ten. Die AfD demen­tiert.
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Gender & Sexualität

Taz-Preis für Women in Exile

Bran­den­burg­er Flüchtlings­frauen­gruppe ‘Women in Exile’ bekommt den taz Pan­ter Preis und fordert zum sol­i­darischen Han­deln für mehr Flüchtlingsrechte auf
Die Flüchtlings­frauenselb­stor­gan­i­sa­tion ‘Women in Exile’ wurde am 13. Sep­tem­ber mit dem taz Pan­ter Preis aus­gezeichnet. Mit dem Preis wer­den Men­schen gewürdigt, die sich mit großem per­sön­lichen Ein­satz für andere stark­machen, Missstände aufdeck­en und für eine bessere Welt kämpfen.
‘Women in Exile’ nutzte die Preisver­lei­hung, um zum sol­i­darischen  Han­deln für mehr Flüchtlingsrechte aufzufordern:
“Wir freuen uns sehr über diesen Preis und sehen ihn als Aus­druck ein­er wachsen­den Solidari­tät mit den Kämpfen von Flüchtlings­frauen. Diese Sol­i­dar­ität brauchen wir auch sehr, denn zur Zeit plant die Bun­desregierung Schritte zu unser­er weit­eren Entrech­tung. Schon nächste
Woche soll per Gesetz noch mehr asyl­suchen­den Frauen als bish­er ihr Recht auf Schutz genom­men werden.“sagte Elis­a­beth Ngari,
Mit­be­grün­derin von ‘Women in Exile’ und erläuter­te, dass am 19. Sep­tember im Bun­desrat über eine Änderung des Asylge­set­zes entschieden
wird, die Ser­bi­en, Bosni­en-Herze­gow­ina und Maze­donien zu soge­nan­nten “sicheren” Herkun­ft­slän­dern machen möchte. Damit wer­den zahlre­iche Berichte von Angrif­f­en auf eth­nis­che Min­der­heit­en und Homo­sex­uelle bewusst igno­riert, um uner­wün­schte Asyl­suchende noch schneller als bish­er abschieben zu kön­nen oder in die Ille­galität zu drängen.
Deshalb appel­liert Ngari: “Wir bit­ten alle, die uns dabei un­terstützt haben, den Taz-Pan­ter­preis zu gewin­nen: Bitte nutzen Sie alle ihre
Einflussmöglichkei­ten, um die Unterze­ich­nung dieses Ge­setzes im Bun­desrat zu ver­hin­dern und set­zten Sie sich gemein­sam mit uns für ein
faires Asyl­verfahren für alle Asyl­suchen­den ein.”
Die Flüchtlings­frauenor­gan­i­sa­tion ‘Women in Exile’ engagiert sich seit 2002 aus der Per­spek­tive von selb­st Betrof­fe­nen für die Inter­essen von asyl­suchen­den Frauen und fordert ein men­schen­würdi­ges Le­ben für Flüchtlings­frauen ein.
“Wir haben entsch­ieden, uns als Flüchtlings­frauen­gruppe zu organ­isieren, weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass Flüchtlings­frauen dop­pelt Opfer von Diskri­m­inierung sind,” erzählt Ngari aus der Grün­dungszeit. “Sie wer­den als Asyl­be­wer­berin­nen durch ras­sis­tis­che Geset­ze aus­ge­gren­zt und als Frauen diskriminiert.“Diese Erfahrung sahen die  Frauen von ‘Women in Exile’ auch in ihrer let­zten Aktion, ein­er Tour auf Flö­ßen quer durch Deutsch­land in vie­len Gespräche mit anderen Flüchtlings­frauen bestätigt.
Damarice Oko­re berichtet: “Wir haben viele men­sche­nun­würdi­ge Lager gese­hen, in denen es am Not­wendigsten fehlt, vor allem an einem Min­i­mum an Pri­vat­sphäre. Damit sind Frauen Gewalt und sexuel­ler Belästi­gung aus­ge­set­zt, ohne dass sich jemand für ihren Schutz ver­ant­wortlich fühlt.” Flüchtlings­frauen emp­finden ein Leben mit Essenspake­ten oder Gutscheinen, Bet­teln beim Sozialamt um jede Krankenbe­handlung als ent­mündi­gend und entwürdi­gend und fühlen sich durch Arbeitsver­bote, man­gelnde Mög­lichkeiten Deutsch zu ler­nen und die Res­i­den­zpflicht schikaniert, aus­ge­gren­zt und ans Haus gefesselt.
Damarice Oko­re: “Meis­tens sind es Frauen, die sich ver­ant­wortlich fühlen, unter solchen Bedin­gungen den All­t­ag für ihre Kin­der und
Fam­i­lien zu organ­isieren. Deshalb fordern wir: Asylbewer­berleistungsgesetz, Arbeitsver­bote, Res­i­den­zpflicht und Sam­melun­terkün­fte abschaf­fen! Mit anderen Worten: Gle­iche Rechte für Alle.
Auch für diese Forderun­gen wün­schen wir uns Solidarität!
Mehr Infor­ma­tion über die Arbeit von Women in Exile:  www.women-in-exile.net

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken Sonstiges

Deutschland IV

Deutsch­land IV: jet­zt noch human­er, rationeller, schneller, sparsamer, härter, größer, ver­ant­wor­tungsvoller. Ver­anstal­tungsrei­he gegen die nationale Insze­nierung am 3.Oktober
Das Jahr 2014 ist ein deutsches Superge­denk­jahr. 100 Jahre Erster Weltkrieg und 25 Jahre Mauer­fall geben den Hin­ter­grund ab für deutsche Ide­olo­giepro­duk­tion vom Fein­sten. Während sich z.B. die Deutschen von einem aus­tralis­chen His­torik­er bescheini­gen lassen, dass das Kaiser­re­ich am 1. Weltkrieg nicht mehr Schuld trage als alle anderen beteiligten Län­der, reist Bun­de­spräsi­dent Gauck durch die Welt belehrt hier, mah­nt da und fordert, dass Deutsch­land inter­na­tion­al mehr Ver­ant­wor­tung übernehmen solle. Wie das aussieht wenn Deutsch­land Ver­ant­wor­tung übern­immt, davon kön­nen nicht nur Jugoslaw_innen, Griech_innen und Italiener_innen ein Lied sin­gen. Während sich jedoch im West­en und Süden die deutsche Vorherrschaft in Europa wirtschaftlich aus­drückt, find­et deutsche “Macht­pro­jek­tion” in Ost-und Südos­teu­ropa auch mil­itärisch statt. Mit Bomben auf Bel­grad wurde schon in den 90er Jahren klargemacht, dass Deutsch­land in dem von ihm als “Hin­ter­hof” und Ein­flusssphäre beansprucht­en Län­dern (Süd-)Osteuropas auch bere­it ist, seine Inter­essen mil­itärisch durchzuset­zen. Das hin­dert deutsche Politiker_innen und Journalist_innen nicht daran die Macht­poli­tik der rus­sis­chen Regierung wortre­ich zu verurteilen. Denn Macht­poli­tik, das machen immer nur die anderen, die Amis oder Putin. Deutsche egal welch­er Partei — wenn es um nationale Inter­essen geht ken­nen Deutsche seit spätestens 100 Jahren keine Parteien mehr — nehmen
stattdessen “Ver­ant­wor­tung” wahr oder sind “ehrliche Makler”.
In zwei Ver­anstal­tun­gen wollen wir ergrün­den, was es mit der ökonomis­chen und poli­tis­chen und angestrebten mil­itärischen deutschen Vor­ma­cht­stel­lung in Europa auf sich hat, was diese mit den Län­dern run­dum, vor allem aber auch mit dieser Gesellschaft anrichtet, auf welchen Grund­la­gen sie beruht und wie sie sich ide­ol­o­gisch legitimiert.
Deutschland IV
Klaus Thörn­er
“Der ganze Südosten ist unser Hin­ter­land”: Deutsche Südos­teu­ropapläne von 1840 bis 1945
 01.10.14  —  19:30  —  Buch­laden Sput­nik (Char­lot­ten­str. 28 — 14467 Potsdam)
Analy­sen zur aktuellen deutschen Südos­teu­ropa­poli­tik blieben bish­er weit­ge­hend geschicht­s­los. Eine umfassende Darstel­lung der Südos­teu­ropa­poli­tik des Deutsches Reich­es vom Kaiser­re­ich über die Weimar­er Repub­lik bis zum Nation­al­sozial­is­mus, die Voraus­set­zung für die Frage nach his­torischen Bezü­gen oder Kon­ti­nu­itäten der heuti­gen Poli­tik wäre, liegt bis heute nicht vor. Thörn­ers Unter­suchung erhebt nicht den Anspruch, als Darstel­lung der gesamten deutschen Südos­teu­ropa­poli­tik zwis­chen 1840 und 1945 zu gelten.
Im Mit­telpunkt ste­hen vielmehr langfristige Konzep­tio­nen und deren ide­ol­o­gis­che Begrün­dungsmuster, die im Kon­text der wirtschaftlichen und poli­tis­chen Rah­menbe­din­gun­gen betra­chtet wer­den. Dabei ist die Frage lei­t­end, inwiefern sich Kon­ti­nu­itäten in den his­torischen Zielset­zun­gen deutsch­er Südos­teu­ropa­poli­tik und ihren Begrün­dun­gen zeigen.
Klaus Thörn­er analysiert die auss­chlaggeben­den Pla­nun­gen des deutschen “Drangs nach Südosten” von 1840 bis 1945. Dieser wurde bish­er, im Gegen­satz zum “Drang nach Osten”, kaum kri­tisch unter die Lupe genommen.
Rain­er Trampert
“Europa zwis­chen Welt­macht und Zer­fall”: Die Krise als Panz­er­kette der näch­sten deutschen world dom­i­na­tion tour
02.10.14  —  19:30  —  Frei­land hauszwei (Friedrich Engelsstr. 22 14473 Potsdam)
Rain­er Tram­pert analysiert in seinem Buch eine neue Epoche. Warum stag­niert der alte Kap­i­tal­is­mus, während die halbe Men­schheit sich auf dem Weg der größten Indus­tri­al­isierung aller Zeit­en befind­et? Warum ist Europa der Sanierungs­fall des Weltkap­i­tal­is­mus, dem die große Kap­i­talver­nich­tung noch bevorste­ht? Impe­ri­al­is­mus ist kein Priv­i­leg der USA und der europäis­chen Staat­en mehr. Worauf steuern die Ver­schiebung der Pro­duk­tion nach Asien, das Tauziehen um die Ukraine, die Stel­lvertreterkriege im Nahen Osten und in Afri­ka und
andere geostrate­gis­che Bren­npunk­te zu?
Anders als im 19. Jahrhun­dert driften Kap­i­tal­be­we­gung und Staat­sidee heute auseinan­der. Das expan­sive Kap­i­tal sprengt die Fes­seln der europäis­chen Natio­nen, aber das Bewusst­sein klebt an der Nation oder fällt in die Kle­in­staaterei mit eigen­er Münzprä­gung zurück, in den
Recht­spop­ulis­mus und Faschismus.
Tram­pert erk­lärt, warum Deutsch­land nicht erst durch den Euro zum Hege­mon der EU aufgestiegen ist, dem auf der Höhe sein­er Macht das Objekt der­sel­ben abhan­den zu kom­men dro­ht. Er analysiert die deutsche Ide­olo­gie, etwa die Pro­pa­gan­da von der über­lege­nen europäis­chen Kul­tur gegenüber den USA, vom “gesun­den nordis­chen Charak­ter” ver­sus der “griechis­chen Krankheit”, ein Begriff, der Kul­turen beseit­i­gen soll, die dem Kap­i­tal­is­mus noch Leben abtrotzen. Er beschreibt die europäis­che Geschichte, räumt mit der Mär vom “guten Nachkriegskey­ne­sian­is­mus”; auf, kri­tisiert den Linkskey­ne­sian­is­mus und behan­delt das The­ma “Krise und Verschwörungsphantasien”.
Er unter­sucht, ob die Motorisierung der Welt und die grüne Rev­o­lu­tion neue Impulse brin­gen und stellt die Sys­tem­frage. “Das linke Europa gibt es genau­so wenig wie das linke Vater­land.” Die Mark­twirtschaft ist his­torisch über­holt, aber wo ist das Bewusst­sein für eine neue Gesellschaft?

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Gender & Sexualität

Erste Transtagung in Potsdam

Wir laden ein auf die erste Transta­gung in Pots­dam vom 3. bis 5. Okto­ber 2014.
Nach­dem die Transta­gun­gen in den let­zten Jahren so immens gewach­sen sind, haben wir uns zu einem Schw­er­punkt in der Ziel­gruppe entsch­ieden: Im Zen­trum soll das The­ma (trans*) Männlichkeit ste­hen. Es sind aber alle ein­ge­laden, die die Tagung inter­essiert, egal
welch­es gen­der, ob trans*, cis, bei­des, alles oder weder*noch. Also auch Frauen und Weib­lichkeit­en sind her­zlich eingeladen.
Uns geht es um einen pos­i­tiv­en und reflek­tierten Bezug auf Mann sein und Männlichkeit. Dazu gehört die Reflek­tion von männlichen
Priv­i­legien, eben­so wie der Aus­tausch darüber, was uns an unser­er eige­nen Männlichkeit, Maskulin­ität oder Nichtweib­lichkeit am Herzen
liegt. Von Fre­ita­gnach­mit­tag bis Son­ntag­mit­tag find­en über 20 Work­shops und Vorträge zu den The­men kör­per­liche Tran­si­tion, Sex und Beziehung, Kul­tur und Gesellschaft, statt. Für spon­tane Ver­net­zun­gen, Aus­tauschrun­den und Exper­i­mente gibt es Open Spaces. Außer­dem wird es immer auch ein Ange­bot zu Sport & Kör­per­erfahrung geben.
Anmel­dung, Pro­gramm und Infos hier:
www.transtagung-potsdam.de

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Antifaschismus

Provokationen in Gedenkstätte Sachsenhausen: Neonazis aus Oberhavel vor Gericht

Seit Anfang der Woche müssen sich drei Neon­azis vor dem Amts­gericht Oranien­burg wegen „Störung der Toten­ruhe“ in der Gedenkstätte des ehe­ma­li­gen KZ Sach­sen­hausen ver­ant­worten. Sie wer­den beschuldigt, NPD-Fly­er aus­gelegt und provoziert zu haben. Weil Zeug­In­nen fehlten, wurde der Prozess vertagt.
INFORIOT Von den drei Neon­azis, die am 15.09. auf der Anklage­bank saßen, sind zwei als neon­azis­tis­che Gewalt­täter ein­schlägig bekan­nt. Bei ihnen han­delt es sich um Pierre Schu­mann aus Witt­stock und Patrick Schulz aus Leege­bruch. Sie sind den „Freien Kräften Ost“ (FKO) zuzurech­nen. Dritte im Bunde der Angeklagten ist Anja D.
Het­ze gegen NS-Opfer
Die drei Neon­azis wer­den beschuldigt, am 5. Juni 2013 zur Gedenkstätte im ehe­ma­li­gen KZ Sach­sen­hausen gefahren zu sein, um dort Nazi-Fly­er auszule­gen, die die Opfer des Nation­al­sozial­is­mus ver­höh­n­ten. Auf den Fly­ern der NPD Meck­len­burg-Vor­pom­mern wird gegen Asyl­suchende und Sin­ti und Roma gehet­zt. Während der NS-Zeit wur­den in Europa 500.000 Sin­ti und Roma ermordet, über 1.000 von ihnen im KZ Sachsenhausen.
Pro­vokantes Auftreten
Laut Angaben ein­er Zeu­g­in ver­hiel­ten sich die drei Neon­azis am fraglichen Tag in hohem Maße pro­vokant. Wie eine Berlin­er Lehrerin im Zeu­gen­stand beschrieb, fuhren die drei Angeklagten am Vor­mit­tag des 5. Juni 2013 in einem dun­klen Auto an der Gedenkstätte vor. Dabei dröh­nte Recht­srock aus den Auto­box­en. Zumin­d­est bei Anja D. ist sich die Zeu­g­in sich­er, dass sie ein T‑Shirt mit der Auf­schrift „Nationaler Wider­stand“ trug. Daraufhin informierte die Lehrerin die Mitar­bei­t­erIn­nen der Gedenkstätte. Laut ihren Schilderun­gen war möglicher­weise ein viert­er Täter mit dabei.
Ver­hand­lung wird fortgesetzt
Der Gericht­ster­min stieß in der Öffentlichkeit auf wenig Inter­esse. Auf den Zuschauer­bänken im Gericht saßen drei Neon­azis zur Unter­stützung ihrer Kam­eradIn­nen. Weil viele der weit­eren gelade­nen Zeug­In­nen nicht zum Gericht­ster­min erschienen, wurde die Ver­hand­lung ver­schoben. Der Fol­geter­min: 1. Okto­ber, ab 9.30 Uhr im Amts­gericht Oranien­burg (Berlin­er Str. 38).

Angeklagter Patrick Schulz (ganz links) bei einer Neonazidemonstration
Angeklagter Patrick Schulz (ganz links) bei ein­er Neonazidemonstration

Bekan­nte Angeklagte
Der Angeklagte Patrick Schulz war Mit­grün­der des 2007 aufgelösten „Sturm Oranien­burg“, und in der (inzwis­chen eben­falls still­gelegten) Struk­tur „Kam­er­ad­schaft Märkisch Oder Barn­im“ aktiv. Wegen eines Bran­dan­schlags auf das Oranien­burg­er Büro der dama­li­gen PDS im Jahr 2007 wan­derte er für 20 Monate ins Gefäng­nis. Pierre Schu­mann war zusam­men mit anderen Neon­azis an einem Messeran­griff auf alter­na­tive Jugendliche am 12. April 2012 in Neu­rup­pin beteiligt. Auch er war bere­its in Haft.
Inforiot