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Antifaschismus

Leben ohne Hass – Demonstration am 3. Februar

Cot­tbus — „Leben ohne Hass – gemein­sam gegen die Angst“ ist das Mot­to ein­er Demon­stra­tion, die am 3. Feb­ru­ar in Cot­tbus für ein friedlich­es Zusam­men­leben ein­tritt. Die Demon­stra­tion startet 11 Uhr auf dem Alt­markt und führt dann an der Stadthalle vor­bei zum Blechen Car­ré. Cot­tbus befind­et sich derzeit im Fokus ein­er extrem rechten/völkischen Kam­pagne, die ein friedlich­es Zusam­men­leben unmöglich machen möchte. Die Vor­fälle mit syrischen Jugendlichen sind hier­für nur der Anlass.
„Wir sind vor poli­tis­ch­er Ver­fol­gung und Krieg geflo­hen. Deshalb sind wir gegen jede Schlägerei und Messer­at­tacke und wollen hier ohne Prob­leme in Frieden zusam­men­leben.“ erk­lärt Moham­mad Scharr, Schüler und syrisch­er Flüchtling, den Hin­ter­grund der Demonstration.
„Wir unter­stützen das Anliegen gern,“ so Luise Mey­er von Cot­tbus Naz­ifrei, „aus der Zivilge­sellschaft müssen pos­i­tiv­er Sig­nale geset­zt wer­den – gegen Hass, Gewalt und Frem­den­feindlichkeit.“ Und sie fährt fort: „Ras­sis­mus fängt eben schon da an, wenn behauptet wird, alle Syr­er hät­ten Mess­er oder seien kriminell.“
Cot­tbus befind­et sich derzeit im Fokus ein­er extrem recht­en Kam­pagne, die lediglich auf Anlässe wie mit den syrischen Jugendlichen gewartet hat. So wer­den die Demon­stra­tio­nen des Vere­ins „Zukun­ft Heimat“ durch ver­schiedene Organ­i­sa­tio­nen wie das völkische 1‑Prozent-Net­zw­erk unter­stützt, welch­es Cot­tbus als „mit­teldeutsche Stadt“ beze­ich­net. Darüber hin­aus wer­den die Demon­stra­tio­nen bspw. durch Pegi­da Dres­den oder die Iden­titäre Bewe­gung aus Berlin unterstützt.
„Wir fordern von den Ver­ant­wortlichen der Stadt, dass sie sich der recht­en Kam­pagne ent­ge­gen­stellen und sich nicht durch diese treiben lassen.“ so Jakob Lupus von Cot­tbus Naz­ifrei. „Organ­i­sa­tio­nen aus Oybin, Dres­den und Pots­dam habe unsere Stadt als poli­tis­che Bühne aus­gewählt und weit­ere Kam­pag­nen angekündigt. Wenn jew­eils die gle­ichen eines völkischen Net­zw­erkes zu Demon­stra­tio­nen angereist kom­men, kann jede Stadt in den neuen Bun­deslän­dern nacheinan­der Opfer solch­er Kam­pag­nen wer­den – das muss den Ver­ant­wortlichen endlich klarwerden.“
Ansprech­part­ner: Jakob Lupus & Luise Mey­er, kontakt@cottbus-nazifrei.info, Tel: 0157 – 803 432 25.
Einen Kon­takt zu Moham­mad Scharr stellen wir gern her, ver­mei­den aber die Weit­er­gabe per­sön­lich­er Kontaktdaten.

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Antifaschismus Antiziganismus Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

200 Menschen gedenken Opfer des Holocaust

Etwa 200 Men­schen ver­sam­melten sich am 27. Jan­u­ar 2018 um 18.00 Uhr am
Platz der Ein­heit beim Denkmal für die Opfer des Faschis­mus und später
am Ehren­fried­hof der Sowjetsoldat_innen am Bass­in­platz, um an die
Befreiung des Konzen­tra­tionslagers Auschwitz durch die Rote Armee zu
erinnern.
Die Vere­ini­gung der Ver­fol­gten des Naziregimes/ Bund der
Antifaschistin­nen und Antifaschis­ten (VVN-BdA), das Fat Cats Roller
Der­by Team aus Pots­dam und die Emanzi­pa­torische Antifa Pots­dam (EAP)
ver­lasen Rede­be­träge in denen an die Geschehnisse vor 73 Jahren gedacht
wurde. Zudem wurde die Gedenkpoli­tik der Stadt Pots­dam in der
Lin­den­straße kri­tisiert, per­sön­liche Schick­sale der Betrof­fe­nen verlesen
und dazu aufgerufen auch heute weit­er­hin wach­sam zu sein und Neonazis,
Rassist_innen und völkischen Recht­en keinen Raum für Übergriffe,
Belei­di­gun­gen und Nazi­ide­olo­gie zu geben.
Anne Schmidt von der EAP zeigte sich sehr erfreut über die große
Teilnahme:
“Das Gedenken am 27. Jan­u­ar, das nun schon seit über 10 Jahren
stat­tfind­et, ist mit­tler­weile das größte selbstorganisierte,
antifaschis­tis­che Gedenken in der Stadt. Nur wenn es uns gelingt
Gedenken nicht zu einem toten Rit­u­al verkom­men zu lassen, son­dern uns
die Erin­nerung an die Ver­brechen von damals zum Han­deln und zu
entschlossen­em Kampf gegen Neon­azis auf der Straße und gegen die AfD in
den Par­la­menten bringt, wird sich die deutsche Geschichte und der
Massen­mord nicht wieder­holen. Trotz Recht­sruck in der Gesellschaft
wer­den wir auch 2018 zu einem Jahr des entschlosse­nen antifaschistischen
Wider­stands machen.”
Die Ver­anstal­tung wurde mit den fol­gen­den Worten eröffnet:
Der 27. Jan­u­ar 1945 war ein wichtiger Tag in der Geschichte, doch wie
wollen wir damit umge­hen? Alljährlich zum Gedenken kom­men und das
restliche Jahr wird zu anderen The­men Poli­tik gemacht?
Gedenken ist notwendig und in vielfältiger Weise ein wichtiger Teil der
poli­tis­chen Arbeit. Es hil­ft uns das Ver­gan­gene nicht zu vergessen. Sei
es, so wie heute, um die Befreiung des Vernichtungslager
Auschwitz-Birke­nau in Erin­nerung zu hal­ten, eben­so wie es wichtig ist
der Ermor­dung von Rosa Lux­em­burg und Karl Liebknecht zu gedenken oder
den unzäh­li­gen Todes­opfern heute agieren­der Rassist_innen wie z. B.
Enver Sim­sek, Mehmet Turgut, Halit Yoz­gat, die von ein­er rassistischen
Ter­rorzelle ermordet wur­den. Gemein­sames und öffentlich­es Gedenken dient
dazu die Ver­gan­gen­heit nicht ein­fach verge­hen zu lassen, son­dern ihr ein
Platz in unserem Leben und All­t­ag einzuräumen.
Wir, die wir heute hier ste­hen, sind wahrschein­lich die letzte
Gen­er­a­tion, welche noch aktiv mit Zeitzeugen*innen der NS-Zeit in
Kon­takt treten, sie ken­nen­ler­nen und mit ihnen reden kon­nten. Willi
Fro­hwein zum Beispiel war ein Men­sch, der die Zeit in Auschwitz
über­lebte und er sagte einst: “Die Kinder erstaunen mich. Sie haben ein
großes Inter­esse an der Ver­gan­gen­heit! Ich glaube, sie wer­den ihren
Enkeln noch von ihrer Begeg­nung mit mir erzählen“.
Es liegt an uns, unser Wis­sen über die Ver­gan­gen­heit weit­erzugeben. Wir
sind die Men­schen, die die jün­geren Gen­er­a­tio­nen aufk­lären kön­nen und
müssen. Wir kön­nen ihnen bewusst machen, was z. B. das heutige Datum in
allen Facetten bedeutet.
Unser Gedenken ist der erste Schritt für den entschlossenen
antifaschis­tis­chen Widerstand!
Es gilt also:
Erin­nern! Gedenken! Handeln!
Oder wie wir heutzu­tage sagen: “Talk­ing ist over, action is on!”

Emanzi­pa­torische Antifa Potsdam
https://www.e‑a-p.org

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Kundgebung: “Stoppt die Sklaverei in Libyen! Stoppt den Krieg gegen Migrant*innen!”

WO: EU-Kom­mis­sion, Unter den Lin­den 78, Nähe Bran­den­burg­er Tor
WANN: Mon­tag, 18.12.2017, 16.30 Uhr — 18:30 Uhr
ANREISE AUS POTSDAM mit RB21 um 15:43 Uhr ab Pots­dam Hbf
Aufruf (ENGLISH, ARABIC below):
Wir verurteilen die europäis­che Poli­tik auf das Schärf­ste. Sie
unter­stützen afrikanis­che Län­der um Flüch­t­ende und Migrant*innen von
ihren Gren­zen fern zu hal­ten. Sie kooperiert mit Reg­i­men, welche sie
selb­st als nicht regierungs­fähig oder kor­rupt ein­stuft, in dem sie
finanzielle Unter­stützung leis­tet und Train­ing­spro­gramme anbi­etet. Das
Ergeb­nis sind willkür­liche Gewalt, Tod und Sklaverei, wie aktuell bspw.
in Libyen und Niger öffentlich bekan­nt gewor­den ist. Den Regierun­gen der
Län­der, die als Durchreiselän­der auf dem Weg nach Europa dienen, wurden
hohe Sum­men gezahlt und weit­ere Gelder ver­sprochen. Neue Geset­ze und
mehr Gren­zkon­trolle seit­ens der EU greifen außer­halb des eigenen
Kon­ti­nents um sich. Jobs wer­den nur für Europäer*innen geschaffen,
während Afrikanis­che Men­schen – davon aus­geschlossen – sich um bessere
Lebens­be­din­gun­gen ander­swo bemühen müssen, dort gejagt wer­den wie Tiere
und sich allen nur erden­klichen Beschimp­fun­gen und Misshandlungen
aus­ge­set­zt sehen müssen.
Wir rufen alle europäis­chen Aktivist*innen dazu auf:
Schaut über eure eige­nen Gren­zen hinaus.Handelt um diese inhumanen
Sit­u­a­tio­nen inner­halb, wie außer­halb der EU zu ändern. Und nicht erst
dann, wenn der öffentliche Auf­schrei kommt! Gemein­sam mit aktiven
Geflüchteten gegen Ras­sis­mus und Sexismus!
Wir rufen alle afrikanis­chen Regierun­gen, die gemein­same Sache machen
mit der EU dazu auf: Ihr werdet die Ver­ant­wortlichen sein in der
Geschichte, die Ver­ant­wortlichen am Tod Mil­lio­nen eur­er Land­sleute wegen
eur­er Gier und eures Macht-Egoismus!
Wir rufen alle Men­schen auf, die für EU-Insti­tu­tio­nen arbeit­en: Es ist
eine Illu­sion, zu denken, dass ihr das Prob­lem, das ihr selb­st mit
kreiert habt, durch Geld und Wegschauen lösen kön­ntet. Vielmehr führt
eure Poli­tik zu mehr Men­schen­rechtsver­let­zun­gen und Tod. Stoppt den
Krieg gegen Migrant*innen!
Wir fordern:
Bewe­gungs­frei­heit für alle, Recht zu Kom­men, Recht zu Gehen, Recht zu
Bleiben!
Unterstützer*innen: WOMEN IN EXILE AND FRIENDS, Potsdam-Konvoi,
bor­der­line-europe, sea watch, JUGEND RETTET

Women In Exile


ENGLISH Version:
https://www.women-in-exile.net/wp-content/uploads/2017/12/Flyer-EU-Kommission-18.12.17-English.pdf
ARABIC Version:
https://www.women-in-exile.net/wp-content/uploads/2017/12/Flyer-EU-Kommission-18.12.17-Arabic.pdf
Aufruf LANG-Version:
https://www.women-in-exile.net/wp-content/uploads/2017/12/Flyer-EU-Kommission-18.12.17-Deutsch.pdf

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration Law & Order

Frohes neues… Nichts: Perspektiven für junge Flüchtlinge schaffen statt gefährden — Jetzt verantwortlich handeln!

Die Unterze­ich­nen­den, darunter die Jugen­dini­tia­tiv­en Care­leaver e.V. und Jugendliche ohne Gren­zen (JoG), appel­lieren an Poli­tik und Ver­wal­tung, unbe­gleit­ete Min­der­jährige auf dem Weg in die Volljährigkeit nicht alleine zu lassen. Sys­tem­be­d­ingt wer­den zum Jahreswechsel****jugendliche Geflüchtete regelmäßig volljährig (gemacht). Wer­den sie dann sich selb­st über­lassen, dro­hen Desta­bil­isierung, Schul- und Aus­bil­dungsab­brüche und im schlimm­sten Fall die Obdachlosigkeit. Die Weichen für gute Übergänge und funk­tion­ierende Anschlussver­sorgung müssen daher jet­zt von Poli­tik und den zuständi­gen Trägern gestellt werden.
Während junge Flüchtlinge als „jugendlich, männlich, Aus­län­der“ medi­al ins­beson­dere im Kon­text von Krim­i­nal­ität the­ma­tisiert wer­den, ist wenig bekan­nt über die zahlre­ichen Hür­den, mit denen junge Geflüchtete tagtäglich zu kämpfen haben. Unbe­gleit­ete Min­der­jährige gehören zu den beson­ders Schutzbedürfti­gen unter den Geflüchteten. Trotz­dem wer­den ihnen, ins­beson­dere seit dem Jahr des großen Flüchtlingszu­gangs 2015/2016, fun­da­men­tale Rechte voren­thal­ten: So wurde ihr Recht auf Eltern­nachzug mas­siv eingeschränkt und ihre Unter­bringung und Ver­sorgung in vie­len Kom­munen unter­halb gel­tender Stan­dards der Jugend­hil­fe vielfach hin­genom­men. Viele der damals als Jugendliche im Alter von 15 oder 16 Jahren ein­gereis­ten Geflüchteten wer­den nun volljährig, ein Großteil von ihnen zum 31.12. oder 1.1. – ein fik­tives Geburts­da­tum, das bei ungek­lärtem oder nicht nach­weis­barem Geburt­stag behördlich fest­gelegt wird, ohne dass sich die jun­gen Men­schen effek­tiv dage­gen wehren könnten.
Mit diesem fest­gelegten Datum wird in zahlre­ichen Kom­munen die Jugend­hil­fe been­det, obwohl es einen rechtlichen Anspruch auf Weit­ergewährung der Hil­fe bis zum 21. Leben­s­jahr gibt, wenn ein indi­vidu­eller Bedarf vor­liegt. Damit stellt sich ins­beson­dere die Frage
nach Unter­bringung und Leben­sun­ter­haltssicherung neu. Eine Anschlussver­sorgung ist nicht immer unmit­tel­bar gewährleis­tet. Mit den hier entste­hen­den Ver­sorgungslück­en bei Beendi­gung der Jugend­hil­fe haben auch junge Men­schen ohne Fluchthin­ter­grund, die die Jugend­hil­fe ver­lassen, zu kämpfen. Bei jun­gen Geflüchteten kommt hinzu, dass ihr
Aufen­thalt oft­mals noch nicht gesichert ist, die Anschlussver­sorgung aber hier­von abhängt und sie zum Teil gezwun­gen wer­den, ihren Wohnort zu wech­seln. Ohne Unter­stützung führt dies zu Schul- und Aus­bil­dungsab­brüchen, Unter­bringung in Gemein­schaft­sun­terkün­ften oder
gar Obdachlosigkeit.
Fehlende Über­gangsmech­a­nis­men, unzure­ichende Hil­fe-Koor­di­na­tion, man­gel­nde Beratungsstruk­turen und nicht aufeinan­der abges­timmte Geset­ze sowie Behör­den­prax­is sor­gen hier für Per­spek­tivlosigkeit: „Für meine Fre­unde ist der 18. Geburt­stag ein Freuden­tag. Ich habe große Angst davor 18 zu wer­den. Durch die Jugend­hil­fe bin ich dabei meine Ziele im Leben zu erre­ichen und plöt­zlich soll damit Schluss sein.“ sagt ein Jugendlich­er der Ini­tia­tive Jugendliche ohne Gren­zen (JoG) befragt zu seinem bevorste­hen­den „Geburt­stag.“ Belas­tend hinzu kommt die Angst vor Abschiebung, denn bei gedulde­ten Jugendlichen endet mit dem 18. Geburt­stag der Schutz vor der Abschiebung.
Die Jugend­hil­fe ist deshalb in beson­derem Maße gefordert, damit die erforder­liche Unter­stützung gewährt wird und der Über­gang in die vorge­se­henen Unter­stützungssys­teme gelin­gen kann. Sie darf aber mit dieser Auf­gabe nicht alleine gelassen wer­den. Auch die Träger von Sozial­hil­fe und Job­cen­ter müssen endlich Ver­ant­wor­tung für die jun­gen Men­schen übernehmen. Dafür ist allerd­ings zen­tral, dass Poli­tik zu den jun­gen Men­schen sowie zu ihrer Inte­gra­tion in die deutsche Gesellschaft auch tat­säch­lich ste­ht und ihnen (Aus)Bildung und Per­spek­tivschaf­fung ermöglicht, statt diese durch fortwährende geset­zliche Ver­schär­fun­gen zu tor­pedieren und zu verhindern.
„Bil­dungser­folge, Inte­gra­tion und Erfolge der Jugend­hil­fe dür­fen an der Schwelle zur Volljährigkeit nicht riskiert wer­den“, erk­lärt Nerea González Mén­dez de Vigo vom Bun­des­fachver­band umF. „Geschaf­fene Per­spek­tiv­en müssen aufrechter­hal­ten und ver­fol­gt wer­den kön­nen, wenn Inte­gra­tion gelin­gen soll. Das Pri­mat der Kinder- und Jugend­hil­fe muss nach­haltig umge­set­zt wer­den. Ger­ade junge volljährige Geflüchtete benöti­gen vielfältige Unter­stützung, um ihre Zukun­ft in die Hand nehmen zu können.“
Bran­den­burg liegt unter dem Bun­des­durch­schnitt bei der Gewährun­gen von Jugend­hil­feleis­tun­gen für geflüchtete Jugendliche, die älter als 18 Jahre sind. Während im Bun­des­durch­schnitt 43% der jun­gen Volljähri­gen Unter­stützung erhal­ten, sind es in Bran­den­burg aktuell 31%. Beson­ders auf­fäl­lig sind die großen Unter­schiede zwis­chen den Land­kreisen: Absolute Schlus­slichter in der Hil­fegewährung sind die Prig­nitz mit 0%,
Frank­furt Oder mit 7,7% und Ober­spree­wald-Lausitz mit 8%. Weit über dem Bun­des­durch­schnitt liegt hinge­gen der Land­kreis Märkisch-Oder­land mit 54% Hil­fen für junge Volljährige, die geflüchteten Jugendlichen gewährt wer­den. Es braucht daher drin­gend eine Auseinan­der­set­zung zu den Ursachen und Kon­se­quen­zen nicht bzw. zu sel­ten gewährter Unter­stützung. Den beson­deren Bedar­fen von jun­gen Geflüchteten muss uneingeschränkt Rech­nung getra­gen werden.
Pots­dam, den 14.12.2017
Ansprechperson:
Kirstin Neu­mann| Flüchtlingsrat Brandenburg
|neumann@fluechtlingsrat-brandenburg.de|Tel: 0160 – 56 33 193

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

AfD-Ortsverbände im Barnim relativieren Verbrechen der Wehrmacht

Infori­ot Am heuti­gen Son­ntag wird bun­desweit der Toten und Opfer von Krieg und Gewaltver­brechen gedacht. Der Volk­strauertag wird dabei auch immer wieder von extrem recht­en Grup­pen und Parteien miss­braucht, um an die gefal­l­enen Sol­dat­en des Drit­ten Reich­es zu erin­nern. Waren dies in der Ver­gan­gen­heit vor allem die NPD und „Der III. Weg“, die mit Trauerkundge­bun­gen und Grabpflege von Wehrma­chts- und SS-Fried­höfen aufge­fall­en sind, wollen dieses Jahr zumin­d­est auch die AfD-Ortsver­bände Pan­ke­tal und Bernau diesen Gedenken. Dabei ste­hen sie inner­halb ihrer Partei aber nicht alleine da.
AfD Barnim Volkstrauertag
Während die SS bere­its 1945 zu ein­er ver­brecherischen Organ­i­sa­tion erk­lärt wurde, galt die Wehrma­cht lange Zeit als „sauber“ kämpfende Armee. Dass dieser Mythos mehrfach wider­legt ist, haben Ausstel­lun­gen über die Ver­brechen der Wehrma­cht und zahlre­iche Unter­suchun­gen gezeigt. So waren Ver­bände der Wehrma­cht an Erschießun­gen von Juden im Osten Europas beteiligt oder haben diese auf den Weg zu den Erschießun­gen esko­rtiert. An diese Fak­ten scheinen nach wie vor nicht alle zu glauben oder ignori­eren sie gewissentlich, wie zwei AfD-Ver­bände im Barn­im. Die Ver­bände in Bernau und im Pan­ke­tal rufen dazu auf, sich am 19. Novem­ber um 9:00 Uhr am Gedenkstein an der Dor­fkirche in Schwanebeck zu tre­f­fen. In ihrem Fly­er, der mit zwei Bildern geschmückt ist die aus NS-Pub­lika­tio­nen stam­men, machen sie unmissver­ständlich klar, dass sie weit­er­hin an eine „sauber“ kämpfende Wehrma­cht glauben, deren Andenken von anderen in den Schmutz gezo­gen würde. So heißt es: „Schein­bar ist es bei vie­len unseres Volkes, um den Charak­ter schlecht bestellt, ger­ade auch bei vie­len in der Poli­tik, welche unsere Großväter und Väter pauschal als Ver­brech­er entstellen.“
Für die AfD bleiben es weit­er­hin tapfere Sol­dat­en, „die im besten Glauben für ihr Vater­land kämpften.“ Kri­tis­che Worte zum Kriegs­grund oder zum Nation­al­sozial­is­mus sucht man verge­blich im Aufruf der AfD.
Ganz allein ste­hen die bei­den Ortsver­bände in Bran­den­burg damit nicht. Der ehe­ma­lige AfD-Frak­tions­führer im Bran­den­burg­er Land­tag und jet­ziger Frak­tionsvor­sitzen­der der Bun­destags­frak­tion, Alexan­der Gauland, sagte bere­its im Sep­tem­ber beim extrem recht­en Kyffhäuser-Tre­f­fen der AfD, man müsse unter die NS-Ver­gan­gen­heit endlich einen Schlussstrich set­zen. Weit­er betonte er: die Deutschen “haben das Recht, stolz zu sein auf Leis­tun­gen deutsch­er Sol­dat­en in zwei Weltkriegen.”
Bere­its im Mai diesen Jahres hat Wilko Möller, Vor­sitzen­der der AfD in Frank­furt (Oder) mit einem Face­book-Post für Furore gesorgt. Dort hat­te er ein Foto von sich selb­st während sein­er Aus­bil­dung beim BGS (heute Bun­de­spolizei) in den frühen 1990er Jahren gepostet, dass mit dem Spruch: „Klagt nicht, Kämpft!“ verse­hen wurde. Dieser Spruch stammt von der Wehrma­cht und wird heute vor allem von Neon­azis gern benutzt.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Die nächsten Termine in Eberswalde

Gedenken und Widerstand
anti­ras­sis­tis­che Ver­anstal­tungsrei­he in Eberswalde
25.11.2017 Ras­sis­tis­che Angriffe damals und heute — Ausstel­lung und
Podiumsdiskussion
06.12.2017 Gedenken zum Todestag von Amadeu Anto­nio — Gedenkveranstaltung
12.12.2017 Recht­spop­ulis­mus im Bun­destag — Vor­trag und Podiumsdiskussion
Wer war Amadeu Anto­nio? Der am 12. August 1962 in Ango­la (damals noch
der Kolo­nial­macht Por­tu­gals unter­ste­hend) geborene Amadeu Anto­nio, wurde
am 25. Novem­ber 1990 in Eber­swalde bei einem Angriff von ein­er Gruppe
Neon­azis niedergeschla­gen. Bevor er als Ver­tragsar­beit­er in die DDR kam,
hat­te er in Brasilien, Por­tu­gal und der Sow­je­tu­nion Ausbildungen
absolviert. Er hoffte auf ein Studi­um der Flugzeugtech­nik, wurde aber in
Eber­swalde, wie die meis­ten sein­er Land­sleute, als Fleischer
aus­ge­bildet. Nach Ablauf des Arbeitsver­trages ver­längerte sich sein
Aufen­thalt, weil seine deutsche Fre­undin ein Kind erwartete. Noch vor
der Geburt des Kindes starb Amadeu Anto­nio am 6. Dezem­ber 1990, nach
zwei­wöchigem Koma, an den Fol­gen des ras­sis­tis­chen Überfalls.
*Ras­sis­tis­che Angriffe damals und heute
Ausstel­lung & Podiumsdiskussion *
Am 25.11.17 jährt sich der ras­sis­tis­che Angriff auf Amadeu Anto­nio zum
27. Mal. In der Nacht vom 24. auf den 25. Novem­ber 1990 ziehen rund 50
Neon­azis und Ras­sis­ten, bewaffnet mit Base­ballschlägern und Zaunlatten,
durch Eber­swalde und machen Jagd auf Schwarze Men­schen. Unter
„Deutsch­land den Deutschen“ Gegröle bewegt sich die Gruppe in Richtung
„Hüt­ten­gasthof“, zu dieser Zeit die einzige Gast­stätte im Ort, in der
Nicht­deutsche noch willkommene Gäste sind. Nach­dem der Wirt
benachrichtigt wird, dass eine Gruppe unter­wegs ist, die auf Stress aus
ist, schließt er die Gast­stätte. Als Amadeu Anto­nio mit Fre­un­den das
Lokal ver­lässt, laufen sie den bewaffneten Ras­sis­ten genau in die Arme.
Viele kon­nten in dieser Nacht entkom­men, Amadeu Anto­nio wurde von 10
Leuten umringt und niedergeschla­gen, ein Angreifer springt mit beiden
Füßen auf den Kopf.
Die Afie und die Barn­imer Kam­pagne „Light me Amadeu“ laden zu einer
Gedenkver­anstal­tung in die Räume der HNEE in Eber­swalde ein. Die
Ausstel­lung zur Geschichte der angolanis­chen Ver­tragsar­beit­er in
Eber­swalde, öffnet ab 15 Uhr. Im Anschluss an die Ausstellungseröffnung
wird es eine kurze Lesung über die Vorkomm­nisse in der Nacht des
Angriffs und ein Podi­ums­ge­spräch geben. Wir wollen uns über die
ras­sis­tis­chen Angriffe und die Stim­mung in den 1990er Jahren austauschen
und dabei Kon­ti­nu­itäten bzw. Unter­schiede zur heuti­gen Zeit
her­ausar­beit­en. Gäste sind unter anderem ein Zeitzeuge, der die
ras­sis­tis­chen Angriffe in Eber­swalde Anfang der 90er miter­lebt hat, und
ein Mitar­beit­er des Vere­ins Opfer­per­spek­tive e.V. aus Potsdam.
*Sam­stag, 25.11.17 15:00 Uhr Ausstellungseröffnung **
**18:00 Uhr Podi­ums­diskus­sion* Aula der HNEE (Schick­ler­str. 5 — Haus 6)
*Gedenken zum Todestag *
Am 6. Dezem­ber 1990 starb Amadeu Anto­nio Kiowa mit 28 Jahren in Folge
des Angriffs. Zum Todestag von Amadeu Anto­nio rufen wir dazu auf, zur
Gedenk­tafel am Ort des Angriffs in der Eber­swalder Straße 26 zu kommen.
Kerzen und/oder Blu­men kön­nen gerne mit­ge­bracht werden.
*Mittwoch, 06.12.17 16:00 Uhr Eber­swalder Straße 26*
*Recht­spop­ulis­mus im Bundestag **
**Vor­trag & Podiumsdiskussion *
Was angesichts weit ver­bre­it­eter rechter Ein­stel­lun­gen in großen Teilen
der deutschen Bevölkerung zu erwarten war, ist nun eingetrof­fen. Nachdem
die AfD schon im Europa­parla­ment und in 14 Land­ta­gen sitzt, ist sie am
24. Sep­tem­ber 2017 auch in den deutschen Bun­destag eingezogen.
Recht­spop­ulis­mus wird damit endgültig nicht nur auf der Straße, sondern
auch auf der par­la­men­tarischen Ebene salon­fähig. Auch dort wer­den jetzt
die Gren­zen des Sag­baren nach rechts ver­schoben und völkische Themen,
Ras­sis­mus und Sex­is­mus auf der Tage­sor­d­nung ste­hen. Nach einem Vortrag
zu recht­spop­ulis­tis­chen Akteur*innen in Berlin und Bran­den­burg wollen
wir mit unseren Gästen ins Gespräch kom­men. Der Fokus soll dabei auf den
antifem­i­nis­tis­chen Bestre­bun­gen und den ras­sis­tis­chen sowie
nation­al­is­tis­chen Ansicht­en im Recht­spop­ulis­mus liegen. Des Weiteren
wollen wir auch über mögliche Strate­gien gegen das Erstarken solcher
Struk­turen sprechen.
*Dien­stag, 12.12.17 18:00 Uhr* Aula der HNEE (Schick­ler­str. 5 — Haus 6)
Diese Ver­anstal­tungsrei­he wird von der afie organ­isiert. Die
Antifaschis­tis­che Ini­tia­tive Eber­swalde (afie) ist seit 2013 aktiv gegen
Ras­sis­mus, Sex­is­mus und andere Unter­drück­ungs- und
Diskri­m­inierungs­for­men. Dies schließt das Vorge­hen gegen Neon­azis und
rechte Struk­turen ein. Wir organ­isieren Demon­stra­tio­nen und arbeit­en mit
ver­schiede­nen Akteur*innen in regionalen Bünd­nis­sen zusam­men. Außerdem
organ­isierten wir in der Ver­gan­gen­heit Bil­dungsver­anstal­tun­gen, u.a. zu
Eso­terik-Kri­tik, Kap­i­tal­is­muskri­tik von rechts, Abschiebe­poli­tik in
Deutsch­land und jüdis­ch­er Geschichte in Eber­swalde. Mit dieser
Ver­anstal­tungsrei­he möcht­en wir neben ein­er aktiv­en Gedenkpoli­tik auch
ras­sis­tis­che Kon­ti­nu­itäten the­ma­tisieren und Hand­lungs- perspektiven
aufzeigen. Damals und heute versper­ren unter anderem Rass- ismus,
Antifem­i­nis­mus und rechte Het­ze den Weg, der zu ein­er Gesellschaft
führen kön­nte, in der das bessere Leben für alle wartet.
www.afie.blogsport.de
afie@riseup.net
Ver­anstal­tungsrei­he gefördert durch: RosaLux

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Antifaschismus

Veranstaltungs-Tipp: Film: 6 Jahre, 7 Monate 16 Tage — Die Morde des NSU

Am 14.12.2017 ab 20.00 Uhr zeigen wir den Film „6 Jahre, 7 Monate und 16
Tage, die Morde des NSU“ im Pro­jek­thaus Pots­dam. Im Anschluss an den Film gibt
es ein Gespräch mit den Regis­seur Sobo Swo­bod­nik und dem Kom­pon­is­ten der
Film­musik Elias Gottstein.”

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Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus

Querfront-Kundgebung am 1. Mai in Frankfurt (Oder) ohne Gegenprotest

Infori­ot — Am diesjähri­gen 1. Mai fan­den bun­desweit erneut zahlre­iche neon­azis­tis­che Demon­stra­tio­nen und Kundge­bun­gen statt. Beson­ders an den Aufmärschen in Halle/Saale und Gera beteiligten sich Neon­azis aus Bran­den­burg. In der Region gab es nur eine extrem rechte Ver­samm­lung: In Frank­furt (Oder) ver­anstal­teten örtliche extrem Rechte eine Kundge­bung, die von ihrer inhaltlichen Aus­rich­tung wahrschein­lich nicht jeden Neon­azi gefall­en hätte.
Mit Thäl­mann und Karl Marx für ein „Soziales Deutschland“ 

Björn Brusak (rechts) redet von Klassenkampf und zitiert Karl Marx .... vor Neonazis (Foto: pressedienst ffo)
Björn Brusak (rechts) redet von Klassenkampf und zitiert Karl Marx .… vor Neon­azis (Foto: presse­di­enst ffo)

Der stadt­bekan­nte Neon­azi Björn Brusak, häu­figer Red­ner auf recht­en Demon­stra­tio­nen und Anhänger der Europäis­chen Aktion, meldete zum 1. Mai vor dem Rathaus im Stadtzen­trum eine Kundge­bung unter dem Mot­to „Für ein soziales Deutsch­land“ an. Anders als in der Ver­gan­gen­heit blieb eine Mobil­isierung durch die Grup­pierung „Frank­furt (Oder) wehrt sich“, zu deren Umkreis Brusak zu zählen ist, aus. Die aktion­sori­en­tierten AktivistIn­nen um den Neon­azi Peer Koss zog es eher nach Gera zur Demon­stra­tion des „III. Weg“, an dem sie bere­its im ver­gan­genen Jahr teilgenom­men hatten.
Die Kundge­bung sollte ab 10 Uhr vor dem Rathaus stat­tfind­en. Mit ein­er halbe Stunde Ver­spä­tung trafen die ersten Neon­azis, sowie der Anmelder Brusak am Ver­samm­lung­sort ein. Durch die fehlende Mobil­isierung kamen ins­ge­samt nur etwa 20 Per­so­n­en zusam­men. Neben eher weniger bekan­nten Gesichtern der Frank­furter Neon­aziszene beteiligte sich auch Michael Koth aus Berlin, Vor­sitzen­der der Anti­im­pe­ri­al­is­tis­chen Plat­tform (AiP) zusam­men mit weit­eren Anhän­gerIn­nen an Brusaks Versammlung.
Michael Koth mit erhobener rechten Faust. (Foto: pressedienst ffo)
Michael Koth mit erhoben­er recht­en Faust. (Foto: presse­di­enst ffo)

Koth gilt nicht unbe­d­ingt als Teil­nehmer von typ­is­chen Neon­azikundge­bun­gen. Er ist eher bekan­nt als ein­er der dien­stäl­testen Quer­front­lerIn­nen in Deutsch­land, der immer wieder ver­sucht linke und rechte Posi­tio­nen zu vere­inen. Seine Plat­tform unter­stützt das nord­ko­re­anis­che und syrische Regime und hängt ein­er kru­den Ide­olo­gie, irgend­wo zwis­chen Strass­er-Brüdern und DDR-Nos­tal­gie, nach. Vorgänger der AiP war u.a. der „Kampf­bund deutsch­er Sozial­is­ten“ (KdS), aber auch maois­tis­che bis stal­in­is­tis­che Splittergruppen.
Damit teilt Michael Koth ähn­liche Ansicht­en, wie der Ver­schwörungside­ologe Björn Brusak, der u.a. auf seinem Youtube-Kanal eben­falls seine Sym­pa­thie für Nord­ko­rea äußerte und in der Ver­gan­gen­heit mehrmals ver­suchte in Reden linke und rechte Posi­tio­nen zusam­men zu führen. Ken­nen­gel­ernt haben sich die Quer­frontler ver­mut­lich auf den sog. Mon­tags­mah­nwachen von Lars Mährholz 2014 in Berlin, an denen bei­de teilnahmen.
"Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will" - kein klassischer Neonazispruch. (Foto: pressedienst ffo)
“Alle Räder ste­hen still, wenn dein stark­er Arm es will” — kein klas­sis­ch­er Neon­azis­pruch. (Foto: presse­di­enst ffo)

Für die anderen Neon­azis, die son­st eher flüchtlings­feindliche Demon­stra­tio­nen besuchen, wirk­ten die Karl Marx-Zitate und die klassenkämpferische Rede von Björn Brusak, der auch schon auf Demon­stra­tio­nen der Neon­azi-Kle­in­st­partei “Der III. Weg” sprach, eher befremdlich bis pein­lich. Trotz­dem hiel­ten alle brav die von der AiP mit­ge­bracht­en Trans­par­ente und Schilder, die jedoch nicht weniger anti­semi­tis­che und reak­tionäre Inhalte trans­portierten. Zum Teil verir­rten sich kurzzeit­ig auch unbeteiligte Passant_innen zur Kundge­bung, da sie annah­men, dies sei die tra­di­tionelle 1. Mai-Kundge­bung von der Linkspartei.
Neon­azis unter sich – Kein Gegenprotest 
Die Polizei war mit einem rel­a­tiv großen Aufge­bot vor Ort. In der Ver­gan­gen­heit gab es bei jedem Neon­azi­auf­marsch zu laut­starken Protesten von Antifaschist_innen. Das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ kon­nte jew­eils mehrere hun­dert Gegendemonstrant_innen mobil­isieren. Am 1. Mai 2014 kam es auf­grund von Ver­säum­nis­sen seit­ens der Polizei sog­ar zu gewalt­täti­gen Über­grif­f­en von Neon­azis auf Antifaschist_innen nach ein­er Kundge­bung der NPD. Dies sollte dies­mal möglichst ver­hin­dert werden.
Insgesamt 20 TeilnehmerInnen konnte Björn Brusak intern mobilisieren. Die Versammlung wirkt etwas leer auf dem Rathausvorplatz (Foto: pressedienst ffo)
Ins­ge­samt 20 Teil­nehmerIn­nen kon­nte Björn Brusak intern mobil­isieren. Die Ver­samm­lung wirkt etwas leer auf dem Rathausvor­platz (Foto: presse­di­enst ffo)

Die enorme Polizeipräsenz war jedoch unnötig. Bis auf ein paar zufäl­lig vor­beik­om­menden Passant_innen, die ihren Unmut über die Quer­front­lerIn­nen zum Aus­druck bracht­en fan­den sich keine Gegendemonstrant_innen ein. Das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ mobil­isierte jeden­falls zu kein­er eige­nen Kundge­bung. Auch die Stadt­spitze, die von der recht­en Ansamm­lung wis­sen musste, war nicht in der Lage zumin­d­est in Form von Trans­par­enten sich gegen die Neon­azis zu posi­tion­ieren. Die Linkspartei dage­gen hängte zwei große Plakate gegen Rechts auf, jedoch einige hun­dert Meter ent­fer­nt bei ihrem tra­di­tionellen Brück­en­fest, welch­es jedes Jahr am 1. Mai an der Oder stat­tfind­et. Etwas kurios und äußerst selt­sam, warum die Partei nicht fähig dazu war direkt am Rathaus gegen die dort anwe­senden recht­en Quer­frontler zu demon­stri­eren. Auch wur­den Besucher_innen des Festes nicht ein­mal auf die Anwe­sen­heit der­er hingewiesen. Möglich, dass inhaltliche Gründe dafür eine Rolle spiel­ten. Die Rede Björn Brusaks hätte näm­lich auch von der Bühne der Linkspatei kom­men kön­nen. Die Linke tut sich generell schw­er im Umgang mit Quer­front-Posi­tio­nen. Mitunter tre­f­fen Quer­front-Ideen auf Sym­pa­thie auch in den eige­nen Reihen.
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Von der Willkommens- zur Abschiebekultur

Bund und Län­der beab­sichti­gen, in Bran­den­burg eine Abschiebezen­trale einzuricht­en. Min­is­ter­präsi­dent Woid­ke begrüßt öffentlich die Ein­rich­tung dieser Logis­tik­stelle für Sam­me­lab­schiebun­gen – trotz berechtigter Kri­tik seines Koali­tion­spart­ners, der Partei DIE LINKE. Während sich die Lan­desregierung öffentlich zum The­ma Abschiebun­gen nach Afghanistan nicht posi­tion­iert, schafft sie mit der Pots­damer Abschiebezen­trale Tat­sachen. Mit diesem klaren Zeichen für eine repres­sive Abschiebe­poli­tik rei­ht sie sich ein in den Kreis pop­ulis­tis­ch­er Scharf­macherei, die ein­fache Prob­lem­lö­sun­gen und Sam­me­lab­schiebun­gen propagiert.
Der Lan­desregierung sollte sehr wohl bewusst sein, dass es neben fehlen­der Doku­mente, deren Beschaf­fung zukün­ftig in das Auf­gaben­pro­fil der zen­tralen Logis­tik­stelle fall­en soll, viele Gründe dafür gibt, dass Men­schen trotz ein­er Ablehnung des Asylge­suchs nicht in Herkun­fts- oder Durch­gangslän­der zurück­kehren kön­nen – wed­er in ver­meintlich sichere Herkun­ft­sre­gio­nen in Afghanistan noch in einige über­lastete EU-Län­der wie Griechen­land oder Ungarn, wo Flüchtlinge sys­tem­a­tisch inhaftiert wer­den. Auch aus human­itären, medi­zinis­chen, famil­iären und per­sön­lichen Grün­den wer­den Abschiebun­gen in der Prax­is häu­fig nicht durchge­führt. Dies zeigt, dass es Män­gel im Schutzsys­tem gibt. Abschiebezen­tren sollen jedoch abschot­ten und Druck auf Men­schen ausüben, das Land zu ver­lassen, damit sie ihre Möglichkeit­en zur weit­eren Aufen­thaltssicherung nicht wahrnehmen.
Anstatt Abschiebezen­tren einzuricht­en und Flüchtlinge weit­er­hin nach Ital­ien und ab März auch nach Griechen­land abzuschieben, sollte Deutsch­land seine Energien darauf ver­wen­den, den Verpflich­tun­gen aus dem Relo­ca­tion-Pro­gramm, das im Sep­tem­ber 2015 von der Europäis­chen Union ver­ab­schiedet wurde, nachzukom­men. Von der zuge­sagten Auf­nahme von über 27.400 Per­so­n­en sind bish­er lediglich etwa 2000 in Deutsch­land angekom­men. Bleiben rund 25.400 Men­schen, die bis Herb­st diesen Jahres noch aufgenom­men wer­den müssen.
Men­schen außer Lan­des schaf­fen zu wollen, find­et in der zunehmenden Mis­sach­tung des Innen­min­is­ters gegenüber der Bran­den­burg­er Härte­fal­lkom­mis­sion seine Entsprechung. Innen­min­is­ter Schröter hat in den ver­gan­gen bei­den Jahren etwa ein Drit­tel der von der Kom­mis­sion befür­worteten Ersuchen abgelehnt, was eine trau­rige Bilanz darstellt. Die Sta­tis­tik zeigt, dass beson­ders Fam­i­lien von den neg­a­tiv­en Entschei­dun­gen des Min­is­ters betrof­fen sind. Mit seinem Ver­hal­ten unter­schei­det sich dieser Innen­min­is­ter deut­lich von seinen Vorgängern. Die Härte­fal­lkom­mis­sion Bran­den­burg wurde 2005 instal­liert. In den Jahren 2005–2014 wur­den 137 Ersuchen an den jew­eili­gen Innen­min­is­ter gestellt. Nur sechs, also 4% wur­den abgelehnt.
Erst im Dezem­ber hat Innen­min­is­ter Schröter wieder ein Ersuchen der Härte­fal­lkom­mis­sion abgelehnt. Im Fall ein­er vierköp­fi­gen alban­is­chen Fam­i­lie sprach sich die Kom­mis­sion für ein Bleiberecht nach der Härte­fall­regelung (§23a AufentG) aus und richtete ein entsprechen­des Ersuchen an den Innen­min­is­ter. Der Fam­i­lien­vater befand sich in psy­chi­a­trisch­er Behand­lung, die min­der­jährige Tochter wurde wegen ein­er schw­eren Angst­störung psy­chother­a­peutisch behan­delt. Der Kinder- und Jugendge­sund­heits­di­enst sah nach ein­er Stel­lung­nahme des Sozialpä­di­a­trischen Zen­trums die Gefahr der Kindeswohlge­fährdung beim Aus­bleiben oder Abbruch ein­er psy­chother­a­peutis­chen Behand­lung. Den­noch lehnte der Min­is­ter das Ersuchen der Kom­mis­sion ab und set­zte damit seine harte Lin­ie fort.
Lang und sorgfältig debat­tierten Entschei­dun­gen der Kom­mis­sion, die einen human­itären Einzelfall begrün­den und auf Grund­lage der ver­ab­schiede­ten Härte­fal­lkom­mis­sionsverord­nung (HFKV) getrof­fen wer­den, misst der Innen­min­is­ter keine Bedeu­tung bei. Stattdessen nimmt er nach eigen­em Gut­dünken eine Bew­er­tung der Fälle vor und entschei­det nach per­sön­lichem Maßstab. Damit spricht er der Kom­mis­sion die Kom­pe­tenz ab und stellt zum wieder­holten Mal ihre Arbeit und Funk­tion in Frage. Diese Entschei­dung­sprax­is unter­läuft eine bun­des­ge­set­zlich ver­ankerte Regelung, die aus per­sön­lichen und human­itären Grün­den ein Bleiberecht aus­drück­lich vorsieht.
Der Flüchtlingsrat Bran­den­burg drängt darauf, dass wohlbe­dachte und sorgfältig getrof­fene Entschei­dun­gen der Härte­fal­lkom­mis­sion durch den Innen­min­is­ter gewürdigt wer­den. Seine Alle­ingänge und sach­lich nicht gerecht­fer­tigten Entschei­dun­gen müssen ein Ende haben und dür­fen nicht länger schweigend geduldet wer­den. Der Flüchtlingsrat sieht hier ins­beson­dere auch den Koali­tion­spart­ner in der Pflicht.
Außer­dem fordert der Flüchtlingsrat das Land auf, endlich entsch­ieden­er von beste­hen­den Bleiberecht­sregelun­gen Gebrauch zu machen und der restrik­tiv­en Abschiebe­maschiner­ie eine Absage zu erteilen.
Wir hof­fen, dass es weit­er­hin Kräfte in der Lan­desregierung gibt, die sich den Prinzip­i­en ein­er human­itären und men­schen­rechts­basierten Flüchtlingspoli­tik verpflichtet fühlen und die darauf hin­wirken, dass sich Bran­den­burg nicht vor den Kar­ren der neuen Abschiebekul­tur der Kan­z­lerin und des Bun­desin­nen­min­is­ters span­nen lässt.
Kon­takt: Lot­ta Schwedler
schwedler@fluechtlingsrat-brandenburg.de, Tel.: 0176–21425057

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Antifaschismus Sonstiges

Potsdamer Beratungsbüro für Betroffene von rassistischer Diskriminierung eröffnet

Pots­dam — Die beim Vere­in Opfer­per­spek­tive e.V. angesiedelte
Antidiskri­m­inierungs­ber­atung eröffnete heute ein Beratungs­büro für
Betrof­fene von ras­sis­tis­ch­er Diskri­m­inierung. In einem Pressegespräch
stellte der Vere­in die Arbeit des Beratungs­büros vor und Ursu­la Löbel,
Lei­t­erin der Ser­vices­telle „Tol­er­antes und Sicheres Pots­dam“ überreichte
den Förderbescheid.
„Mit dem Beratungs­büro bieten wir Betrof­fe­nen von rassistischer
Diskri­m­inierung aus Pots­dam einen leichteren Zugang zu Beratungs- und
Unter­stützungsmöglichkeit­en an. Außer­dem kön­nen wir uns inten­siv­er an
den örtlichen Aktiv­itäten gegen Ras­sis­mus beteili­gen. Als vor allem
lan­desweit tätige Organ­i­sa­tion beschre­it­en wird damit einen neuen Weg“,
so Judith Porath, Geschäfts­führerin der Opferperspektive.
Während des Gespräch­es betonte Ursu­la Löbel, dass die Unterstützung
eines lokalen Beratungs­büros dazu beiträgt, die Selb­stverpflich­tung der
Lan­deshaupt­stadt Pots­dam im Rah­men der Europäis­chen Städtekoalition
gegen Ras­sis­mus umzuset­zen, Opfer von Ras­sis­mus bess­er zu unterstützen.
Das Büro befind­et sich in den Räu­men des Vere­ins Opfer­per­spek­tive in der
Rudolf-Bre­itscheid-Str. 164 in Potsdam-Babelsberg.

v.l.n.r. Judith Porath (Geschäftsführerin Opferperspektive e.V.), Hai Blum (Mitarbeiterin BleibNet ProQuali), Ursula Löbel (Leiterin der Servicestelle Tolerantes und Sicheres Potsdam), Marcus Reinert (Berater Antidiskriminierungsberatung)
v.l.n.r. Judith Porath (Geschäfts­führerin Opfer­per­spek­tive e.V.), Hai
Blum (Mitar­bei­t­erin Bleib­Net Pro­Quali), Ursu­la Löbel (Lei­t­erin der
Ser­vices­telle Tol­er­antes und Sicheres Pots­dam), Mar­cus Rein­ert (Berater
Antidiskri­m­inierungs­ber­atung)

Beratung­ster­mine kön­nen tele­fonisch unter 0331 – 58 10 76 76 oder per
E‑Mail unter antidiskriminierung@opferperspektive.de vere­in­bart werden.
Kon­takt: Mar­cus Rein­ert, 0175 – 211 58 28
Inforiot