Anlässlich des Internationalen Frauentags am 08. März veranstaltet ein
Netzwerk von brandenburgischen Organisationen die erste Demonstration
zum Frauenkampftag seit Jahren in Cottbus. Am Samstag, dem 10. März
2018, startet die Demonstration mit einer Kundgebung ab 11.30 Uhr in
Sandow am Muskauer Platz. Unter dem Motto “Frauen gemeinsam gegen
Rassismus und Ungerechtigkeit”, werden verschiedene Vereine und
Initiativen auf die rassistischen Zustände in Cottbus hinweisen.
Die Demonstration bewegt sich am Blechen Carree, an der Stadthalle und
am Altmarkt vorbei, bis zum Oberkirchplatz, wo die Abschlusskundgebung
statt finden wird.
„Wir nehmen die Lage in Cottbus sehr ernst. Seit Anfang des Jahres führt
die massive rechte Hetze von Zukunft Heimat zu weitreichenden Folgen.
Geflüchtete und besonders geflüchtete Frauen fühlen sich in der Stadt
unwohl und bedroht. Der Frauenkampftag bietet die Möglichkeit, um auf
diese Zustände aufmerksam zu machen!”, so Elizabeth Ngari von Women in
Exile. Frauen fliehen in vielen Fällen vor patriarchaler Gewalt und vor
der Bedrohung durch Männer. Nachdem viele gefährlichste Routen nach
Europa überlebt haben sind sie in Deutschland wieder patriarchaler
Gewalt sowie rassistischen Drohungen ausgesetzt. Frauen sind weltweit
betroffen und das einzige Mittel kann sein, sich gegen diese Zustände
zusammenzuschließen!
Cottbus ist als rassistische Hochburg bekannt und die Neurechten wissen
das strategisch zu nutzen. Obwohl Gewalt gegen Frauen keinesfalls ein
neues oder “importiertes” Problem ist, sorgt nun die Herkunft in
bestimmten Fällen für Aufmerksamkeit, wo sonst kein Interesse an der
Thematik bestand. Die Rassist*innen von „Zukunft Heimat“ gebrauchen
immer wieder das Bild von der „bedrohten deutschen Frau“, um ihre
rassistische Propaganda zu legitimieren. Davon lässt sich auch die
Stadtpolitik leiten und reagiert mit der Umsetzung der
flüchtlingsfeindlichen Forderungen, indem sie zum Beispiel einen
Aufnahmestopp für Geflüchtete verhängte.
„Wir müssen uns mit den Menschen und Organisationen verbinden, die der
rechten Bewegung etwas entgegen setzen wollen. Zusammenhalt schafft
Stärke — darauf wollen wir uns besinnen”, so Luise Meyer von Cottbus
Nazifrei.
Zur Demonstration rufen Women in Exile, Flucht und Migration Cottbus,
Cottbus Nazifrei, das Geflüchteten Netzwerk Cottbus, die Feministische
Antifa Brandenburg und der Verein Opferperspektive Brandenburg e.V.
auf.
Die Organisationen im Netzwerk demonstrieren am Samstag zusammen für die
uneingeschränkte Solidarität von Frauen, Lesben*,Transsexuellen* und
Intersexuellen* und eine Stadt, in der sich alle Menschen ohne Angst
bewegen können.
Kategorie: (Anti-)Rassismus
Unter dem Motto „Cottbus unerhört!“ lädt der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) am 01. März 2018 zu einer zweifelhaften „Diskussionsplattform“, um über die Probleme in Cottbus zu debattieren, die laut Ankündigungstext seit Beginn des Jahres bestehen. Zur Veranstaltung sind auch der neurechte Verein Zukunft Heimat und eine lokale AfD-Vertreterin geladen. Wer aber politisch Andersdenkende als “Volksverräter” bezeichnet, kann kein Dialogpartner sein.
Auf den Demonstrationen von Zukunft Heimat gehören Rufe wie “Volksverräter” und “Lügenpresse” zum Standardritual - beinahe wie das Amen in der Kirche. Auch am 24. Februar riefen hunderte Demonstrationsteilnehmende “Volksverräter” während einer Rede des Geschäftsführers der AfD-Bundestagsfraktion Hansjörg Müller gegen alle anderen Parteien im Bundestag. Götz Kubitschek hatte zuvor Politik und Zivilgesellschaft zum Feind der Demonstrierenden erklärt — ebenfalls unter Volksverräter-Rufen.
Dazu erklärt Luise Meyer: “Wer Volksverräter ruft, will keinen Dialog. Er entzieht einem potentiellen Dialog die Grundlage, indem er politisch Andersdenkende, MedienvertreterInnen und PolitikerInnen zu Volksfeinden erklärt. In biederer Maske wollen AfD und Anhänger gerade keinen politischen Meinungsaustausch, sondern sie bereiten bereits die nächsten Demonstrationen vor, auf denen gegen politisch Andersdenkende und Flüchtlinge gehetzt wird — und Volksverräter-Rufe gehören zu jeder ihrer Demonstrationen.”
Während und nach den Demonstrationen von Zukunft Heimat kam es in der Vergangenheit zu mehreren gewalttätigen Übergriffen. “Menschen haben Angst in die Innenstadt zu gehen, wenn Zukunft Heimat dort demonstriert. Nachweislich befinden sich jedes Mal gewalttätige Neonazis unter den Teilnehmenden. Und diese rufen nicht nur Volksverräter, sondern werden handgreiflich.” fährt Luise Meyer fort. “Das politische Spiel ist doch ganz einfach: die AfD und ihre Vorfeldorganisation Zukunft Heimat schüren Ängste in der Bevölkerung, um sich dann selbst als Lösung anzubieten. Da spielen wir nicht mit.”
Darüber hinaus kritisiert Cottbus Nazifrei die zeitlich verkürzte Betrachtung von Vorfällen erst ab Januar 2018. So wurde beispielsweise am 28.06.2017 eine junge Afghanin auf dem Weg nach Hause mit ihren beiden Kindern von einer Frau angegriffen und mit einem Messer bedroht. Die Frau flüchtete in ihre Wohnung, die gerufene Polizei konnte das Messer kurze Zeit später sicherstellen. Am 23.06.2017 griffen in Guben mehrere Personen einen aus Afghanistan stammenden Vater und seinen 13-jährigen Sohn an, prügelten den Vater bewusstlos und verletzten seinen Sohn mit einem Messer. Weitere Übergriffe auf Geflüchtete und FlüchtlingshelferInnen sind auf der Internetseite des Vereins „Opferperspektive e.V.“ dokumentiert. Cottbus bildete in ganz Brandenburg 2016 die einsame Spitze bei Anzahl und Anstieg rassistischer und rechter Angriffe.
Der Verein Zukunft Heimat, der eng mit der AfD zusammenarbeitet, bereitete sich schon mindestens seit Mai 2017 auf seine Angstkampagne vor, die seit September im Vorfeld des Stadtfestes angekündigt wurde. Auch die Veranstaltung des rbb am 1. März ist also Ergebnis einer fremdenfeindlich motivierten und teilweise rassistischen Kampagne, die Angst in der Bevölkerung schüren und einen Keil zwischen CottbuserInnen und Geflüchteten treiben soll.
Anlässlich des 08. März, dem internationalen Frauen*kampf-Tag, veranstalten wir, Women in Exile, zusammen mit weiteren Bündnispartner*innen eine Demonstration im südbrandenburgischen Cottbus. Wir wenden uns strikt gegen die rechtspopulistisch entfachte, medial aufgegriffene und verwaltungspolitisch getragene Hetze gegen Geflüchtete. Diese Hetze folgt einem konservativen und rechten Frauenbild, treibt einen Keil durch die Einwohner*innenschaft der Stadt Cottbus und provoziert somit eine gezielte Spaltung.
Warum Cottbus?
Südbrandenburg im Allgemeinen und Cottbus im Speziellen sind seit langer Zeit als rassistische Hochburgen bekannt. Der Verein Opferperspektive meldet seit Jahren zunehmende Gewalttaten in dieser Region. Der neurechte Verein “Zukunft Heimat” marschiert seit über einem Jahr regelmäßig durch die Cottbuser Innenstadt. Die offizielle Bekanntgabe des Aufnahmestopps für Geflüchtete aus der Erstaufnahme-Einrichtung in Eisenhüttenstadt ist ein falsches und auch gefährliches Signal und spielt den Rassist*innen in die Hände. Daher ist es wichtig, jetzt in Cottbus auf die Straße zu gehen und zu zeigen, dass es reicht. Denn, es geht nicht um Geflüchtete, es geht um offene rassistische Hetze und Gewalt.
Eine Stadt im Griff der Angst
Seit Monaten, wenn nicht gar seit Jahren, haben besonders geflüchtete Frauen* und Kinder aufgrund verbaler und physischer Angriffe Angst, ihre Wohnungen zu verlassen. Klingelschilder von Geflüchteten und Migrant*innen werden beschädigt, so dass Briefe nicht ankommen. Kinder werden in Schulen diskriminiert. Dies führt zu steigender Isolation. Integration scheitert auf allen Ebenen, da das Problem verkannt wird. Rassismus wohin das Auge reicht! In der Stadt herrscht ein Klima der Angst. Der Druck auf Flüchtlinge und insbesondere auf Flüchtlingsfrauen* ist massiv. Die Angst ihre Stimme zu erheben ist allgegenwärtig. Wir sagen Schluss damit!
Ihr Rassismus nicht im Namen des Feminismus!
Ebenfalls am 10.03 wollen wieder rassistische Gruppen durch Cottbus marschieren. Unter dem Motto “Die Freiheit der Frau ist nicht verhandelbar” suggerieren sie feministische Ansprüche. Feminismus fordert die Abschaffung von Ungleichheit und somit gleiche Rechte und Freiheiten für alle Menschen, egal welcher Herkunft.Dass dies mit rechtem und rassistischem Denken unvereinbar ist, versteht sich von selbst. Darum lasst uns gemeinsam am 10.03. deutlich machen: Feminismus geht nur ohne Rassismus!
WERDET LAUT gegen Rassismus, Unterdrückung, rechte und rassistische Gewalt! Lasst uns Druck auf die lokalen Behörden aufbauen! Lasst uns gemeinsam für den Feminismus kämpfen! Wir rufen alle Gruppen und Menschen, die für Feminismus und gegen Rassismus kämpfen auf, es klar und deutlich zu sagen: Für das Recht, zu Kommen! Für das Recht, zu Gehen! Für das Recht, zu Bleiben! Für das Recht auf Selbstbestimmung!
Cottbus 10.03.2018, 11:30 Uhr, Muskauer Platz (Cottbus Sandow)
2016 hatte die Bundesregierung den Familiennachzug für subsidiär geschützte Kriegsflüchtlinge bis März 2018 ausgesetzt. Die Hoffnung der Geflüchteten, nun endlich auch ihre Familien in Sicherheit bringen zu können, wurde durch einen Beschluss des Bundestags Anfang Februar erneut zunichte gemacht. „Das ist ein humanitärer Offenbarungseid, eine tiefe Verbeugung vor dem Rechtspopulismus. Und es ist ein krasser Verstoß gegen die Grundordnung unseres Staates“ schätzt der Sprecher des Aktionsbündnisses Martin Osinski ein. „Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutz des Staates.“ heißt es in Artikel 6 des Grundgesetzes.
Gegen die weitere Trennung der Familien waren im Januar zahlreiche Organisationen Sturm gelaufen, darunter auch das Deutsche Kinderhilfswerk. Die ExpertInnen für den Schutz von Kindern hatten eindringlich vor den Folgen gewarnt, wenn Kinder jahrelang von ihren Eltern getrennt aufwachsen müssen.Sie hatten erfolglos an die Bundestagsabgeordneten appelliert, „das international und grundgesetzlich geschützte Recht auf familiäres Zusammenleben auch für diese Flüchtlingskinder zu respektieren“.
Die etwa einstündige Versammlung auf dem Neuruppiner Schulplatz beginnt am Montag, 12.03.2018 um 17 Uhr.
Liebe Interessierte und Menschen, die darauf warten, endlich etwas gegen die braun-blaue Hetzkampagne in Cottbus unternehmen zu können!
In einer Woche, am 03.02. um 11 Uhr, bietet sich eine Gelegenheit dazu, Geflüchtete in ihren Anliegen nach den Vorfällen am Blechen Carree zu unterstützen und gegen neue Faschist*innen und Nazis in Cottbus aktiv zu werden.
Unter dem Motto “Leben ohne Hass — Gemeinsam gegen die Angst” wird es am kommenden Samstag eine Demonstration geben, die vom Altmarkt aus durch die Innenstadt führt. Diese Demonstration ist von in Cottbus lebenden Geflüchteten initiiert, die sich nach der rassistischen Kampagne von Zukunft Heimat nicht mehr ohne Angst durch die Stadt bewegen können.
Jalil Haddad berichtet: “Ich gehe in der Dunkelheit nicht mehr nach Draußen, weil ich weiß, dass ich jederzeit geschlagen werden kann. Auch tagsüber kann ich nicht normal durch die Stadt laufen, weil ich von allen Leuten skeptisch angesehen werde. Das ist schlimm für mich!”
Doch, Menschen wie Jalil wollen sich nicht einschüchtern lassen und auf die Straße gehen, um zu sagen: “Nur weil einige Leute, die als Geflüchtete nach Cottbus kamen, hier Straftaten begehen, sind nicht alle Ausländer kriminiell. Wir sind auch Cottbuser und uns schützt niemand vor der Gewalt, der wir tagtäglich ausgesetzt sind.”, so Haddad weiter.
Kommt alle zur Demonstration und setzt euch gemeinsam mit uns für ein friedliches Miteinander ein, dass von Solidarität und Respekt geprägt ist!
Am Samstag, dem 3. Februar wollen wir uns um 11.00 Uhr auf dem Altmarkt in Cottbus treffen, um für ein friedliches Miteinander zu demonstrieren. Wir sind Menschen aus Syrien, Afghanistan, Libanon und Deutschland und leben gemeinsam in Cottbus. Wir spüren, dass sich seit Anfang des Jahres die Atmosphäre in unserer Stadt verändert hat. Die körperlichen und verbalen Übergriffe untereinander nehmen zu. Vor allem die beiden Vorfälle am Blechen Carré werden jetzt genutzt, um die Stimmung mit einer fremdenfeindlichen Kampagne anzuheizen. Die dadurch entstehende Angst treibt uns auseinander. Es kommt zu Diskriminierungen und Pauschalisierung von Geflüchteten als Gewalttäter – doch Gewalt ist keine Frage der Herkunft! Wir wollen gemeinsam für ein friedliches Miteinander eintreten, in dem alle Menschen gerecht behandelt werden. Cottbus ist die Stadt von uns allen. Wir wollen hier gemeinsam leben. Unser Zusammenleben soll von Frieden, Solidarität und Respekt geprägt sein – dafür steht das Symbol der Yasminblume. Lasst uns gemeinsam zeigen, dass wir uns nicht gegeneinander ausspielen lassen und die Angst voreinander überwinden können! #lebenohnehass #cb0302
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On Saturday, 3rd february we want to meet up at the Altmarkt in Cottbus at 11 am to demonstrate for living together peacefully. We are people from Syria, Afghanistan, Lebanon and Germany and we live together in Cottbus. Since the beginning of this year we feel that our city’s atmosphere has changed. The physical and verbal attacks increased. Especially the two incidents at the Blechen Carré are now being used by a xenophobic campaign to fuel the mood. The resulting fear is driving us apart. Discrimination and generalization of refugees being violent are occurring – but violence is not a question of origin! We want to stand up for living together peacefully and want all the people to be treated justly. Cottbus is the city of us all. We want to live here together in peace with solidarity and respect – which is what the jasmin flower is standing for, it shall be our symbol. #lebenohnehass #cb0302
Pressemitteilung vom 24.01.2018, Innenpolitik-Brandenburg-Cottbus
Die Cottbusser Situation steht zu recht auf der Agenda des
Innenausschusses im Brandenburger Landtag
Die Opferperspektive e.V. begrüßt als Brandenburger Fachberatungsstelle
für Betroffene von rechter und rassistischer Gewalt grundsätzlich, dass
sich auf Landesebene mit dem Problem rechter Gewalt in Südbrandenburg
auseinandergesetzt wird. Deren Ausmaß hat zu einer Situation geführt,
die spätestens seit 2016 die Möglichkeiten kommunaler Institutionen
übersteigt.
Seit Mitte 2015 hat rassistische Gewalt v.a. gegen Geflüchtete und
internationale Studierende in Cottbus massiv zugenommen. Seit 2016 kann
von enthemmter rassistischer Gewalt gesprochen werden, die das
Alltagsleben potenziell Betroffener durchgehend prägt. In den
vergangenen drei Jahren bildete Cottbus den absoluten
Beratungsschwerpunkt für die Opferperspektive. Seit 2015 ist Cottbus
durchgängig die Stadt im Land Brandenburg mit der höchsten Anzahl an
rechten Gewaltdelikten insgesamt, sowie rassistischen Gewalttaten im
Besonderen.
In 2017 richteten sich Angriffe auch wiederholt gegen
FlüchtlingsunterstützerInnen und Menschen, die bei rassistischen
Äußerungen Widerspruch äußerten. Seit 2015 weist die Opferperspektive
e.V. gegenüber städtischen Institutionen, der Landespolitik und der
Öffentlichkeit daraufhin, dass das Ausmaß rassistischer Gewalt in
Cottbus zu einem Hindernis für die Integration von MigrantInnen und ein
friedliches Zusammenleben aller Menschen in Cottbus geworden ist.
Besondere Brisanz erhält die Situation in Cottbus dadurch, dass hier
eine gut organisierte, militante Neonaziszene agiert, die die in Cottbus
durchaus vorhandene Zivilgesellschaft durch pure Gewaltdrohung zum
Schweigen bringt. Der von Gruppen wie “Zukunft Heimat” politisch
organisierte und artikulierte Alltagsrassismus erscheint dann als
einzige Stimme und Willensbekundung aus der Cottbuser Stadtgesellschaft
zu Fragen von Migration und Integration.
“Wir hoffen, dass den Mitgliedern des Innenausschusses bewusst ist, dass
die Signale, die von ihrer Beratung ausgehen, in Cottbus sehr bewusst registriert werden. In der jetzigen Situation ist es absolut wichtig, ein Zeichen der Solidarität mit der demokratischen Cottbusser Stadtgesellschaft zu setzen. Dafür sollte der Innenausschuss diskutieren, wie dem Klima alltäglicher rassistischer Diskriminierung und rechter Gewalt in Cottbus effektiv etwas entgegengesetzt werden kann.” erklärt Judith Porath, Geschäftsführerin der Opferperspektive.
Seit einigen Wochen geht Angst um in der südbrandenburgischen Stadt Cottbus. Nicht etwa weil dort seit geraumer Zeit Geflüchtete regelmäßig von Nazis angegriffen werden oder weil Stadt und Behörden nahezu tatenlos dabei zusehen. Auch nicht weil eine ägyptische Studentin von einem Auto totgefahren wurde und sie im Anschluss daran noch rassistisch beleidigt worden sein soll. Soweit läuft dort alles seinen steten deutschen Gang. Doch wenn die sogenannte Kriminalität von Migrant_innen ausgeht, also sozial abweichendes Verhalten von Nicht-Deutschen an den Tag gelegt wird, dann tobt das Volk. In Cottbus werden minderjährige Refugees als Gefahr für den sozialen Frieden markiert und müssen die Stadt verlassen. Wenn, ja wenn die wütenden Bürger_innen nicht gleich selbst zur Tat schreiten bzw. zur Lynchjustiz greifen, wird der Ruf nach einem noch stärkeren Staat, mehr Polizei und sicheren Grenzen laut. Wie konnte es dazu kommen? Gab es etwa eine Vorgeschichte? Wäre diese Entwicklung zu verhindern gewesen? Seit Jahren schon ist Cottbus in großen Teilen eine Angstzone für Migrant_innen, Linke und sonstige Menschen welche von Neonazis zu Feinden auserkoren wurden. Große nazistische Gruppen sorgen für Gewalt und Übergriffe und dominieren den größten Fußballverein der Stadt. Dort werden sogar rivalisierende Fußballclubs in aller Öffentlichkeit als Juden diffamiert. Auch waren es Nazis aus dem Südbrandenburger Raum, die mit ihrer sogenannten “Volkstodkampagne” mobil machten und in mehreren Städten große nächtliche Fackelmärsche durchführten. Ebenso beteiligen sich an migrantenfeindlichen Demonstrationen in Cottbus oft mehrere hundert Rechte. Vorne mit dabei Gauland und Höcke von der AfD, einträchtig mit Neonazis und Identitären. Und natürlich wurde auch über Jahre der Deutsche Opferkult hochgehalten und den angeblichen Opfern alliierter Bombardierungen gedacht. Anhand von Cottbus lässt sich im Kleinen verfolgen was in Sachsen auf Bundeslandebene abgeht und was uns in Zukunft allen überall in Deutschland blühen könnte. Von ein paar liberalen, großstädtischen Enklaven mal abgesehen. Cottbus hat ein Problem mit Neonazis und das schon lange. Doch Konsequenzen werden in der Stadt nur gezogen, wenn die Gewalt von jugendlichen Nicht-Deutschen, von Refugees ausgeht. Dabei folgt allerdings keine Debatte über Gewalt von Jugendlichen oder eine Diskussion über wieder erstarkende konservative und patriarchale Haltungen, die zum Beispiel Gewalt gegen Frauen begünstigen. Um die konkrete Lösung konkreter Probleme geht es in der aktuellen Debatte vor allem den besonders wütend agierenden deutschen Männern nicht. Denn am Ende profitiert ja gerade auch die deutsche patriarchale Gesellschaft vom Hass auf Frauen und ihrer Ungleichbehandlung, davon das Reproduktionsaufgaben im Haushalt unbezahlt bleiben, davon dass eine Hälfte der Bevölkerung wegen ihrem zugewiesenem Geschlecht noch beschissener bezahlt wird als die andere und genau diese Hälfte gerne auch emotional die Familie am Laufen halten darf. Auch hat sich weder in Brandenburg noch sonst irgendwo in Deutschland nach einem so oft verharmlosten “Familiendrama”, in dem mal wieder ein Familienvater Frau und Kinder umgebracht hat, ein Mob aufgemacht um mal ein paar weiße Patriarchen zu klatschen. Gängige Belästigungen und sexualisierte Gewalt von Bio-Deutschen auf großen Volksfesten führten bisher auch nicht zu Hausbesuchen von besorgten Bürger oder zur Ausrufung des polizeilichen Ausnahmezustandes. Verlogenheit dein Name ist Cottbus! Und Wurzen! Und Heidenau! Und gerne auch der jeder anderen deutschen Kleinstadt, die sich aus ähnlichen Gründen in der Öffentlichkeit ausheult. So lange Menschen mit nicht-deutscher Herkunft, nicht weißer Hautfarbe oder nicht christlicher Religion weiter “besonders” behandelt werden ist das Rassismus. Dabei könnte gerade die Konfrontation mit den sogenannten “Fremden” diesem völkischen Gedankenmüll den Garaus machen und genau deshalb kreischen ja Identitäre und andere Neonazis so laut. Denn auf kurz oder lang könnte durch kleine, alltägliche Begegnungen klar werden, dass die sogenannten „Anderen“ trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft am Ende auch Menschen sind mit Ideen, Plänen, Träumen aber halt auch mit Fehlern, Ängsten und Wut, so wie man selbst auch. Antifa heißt deshalb Angriff auf diese deutschen Zustände und ihre Verursacher_innen! In Cottbus werden heute mehr als 1.000 Rassist_innen und Neonazis, also ganz normale Deutsche zu einem Aufmarsch erwartet. Sie rufen dazu auf den öffentlichen Raum zu verteidigen. Wohin ihre Verteidigung führt wissen alle Menschen in ihrer Reichweite seit 1871, 1914 und spätestens 1939. Und es heißt dort genauso wie jetzt, hier und schon immer gemeinsam mit den Betroffenen den antifaschistischen Selbstschutz zu organisieren und den Rassist_innen keinen Meter zu weichen! Egal ob Cottbus, Wurzen oder anderswo! Und für unsere Auseinandersetzung mit den Rassist_innen ist klar: Talking ist over, action is on!
Emanzipatorische Antifa Potsdam
Nach der rassistischen Demonstration von „Zukunft Heimat“ am Sonnabend
in Cottbus kam es zu Bedrohungen gegen Mitarbeiter_innen der
Opferperspektive e.V. Die Berater_innen für Betroffene rechter Gewalt
wurden im Rahmen ihrer Berufsausübung zum Ziel gewalttätiger
Demonstrationsteilnehmer_innen.
Die Berater_innen wurden Zeug_innen des Angriffs auf eine Journalistin
durch einen bekannten Cottbusser Hooligan. Dieser stieß die Betroffene
von einer Bank, so dass sie zu Fall kam. Die Berater_innen begaben sich
zu der angegriffenen Person, um sie u.a. bei der Aufgabe einer
Strafanzeige zu unterstützen. Ein sie begleitender Sozialarbeiter der
Stadt Cottbus wurde in dieser Situation durch einen rechten
Fußballanhänger angerempelt, so dass sein Handy zu Boden fiel und
beschädigt wurde.
Während der Anzeigenaufnahme wurden die Journalistin, der Sozialarbeiter
und die Mitarbeiter_innen der Opferperspektive durch rechte
Demonstrantinnen beleidigt und gefilmt. Diese Täter_innengruppe hatte
schon während der Demonstration eine weitere Journalistin angespuckt und
beleidigt.
Nachdem die Strafanzeige aufgegeben wurde, verließen die Berater_innen
den Platz. Dabei wurden sie von einer Gruppe Hooligans bis zum Parkhaus
verfolgt und sexistisch beleidigt und beschimpft. Einer der Beteiligten
war bereits im Sommer 2017 bei einer Demonstration von „Zukunft Heimat“
im Zusammenhang mit einem gewalttätigen Übergriff aufgefallen. Erst als
erneut die Polizei zur Hilfe gerufen wurde, ließen die Hooligans von den
Mitarbeiter_innen der Opferperspektive ab.
„Aus unserer Sicht ging es den Täter_innen darum, eine Atmosphäre der
Bedrohung aufzubauen. Die Täter_innen benutzen gezielt ihr Image als
bekannte Gewalttäter, um Menschen, die sich dem rassistischen Klima und
der rechten Gewalt in Cottbus entgegenstellen könnten, einzuschüchtern.“
erklärte dazu die Geschäftsführerin der Opferperspektive e.V. Judith
Porath.
Die Berater_innen der Opferperspektive waren am Samstag in Cottbus, um
die Demonstration zu beobachten, weil dort rechte Übergriffe zu erwarten
waren. Die Opferperspektive berichtet seit drei Jahren von einem
Anwachsen rassistischer Stimmungen in Cottbus und warnt vor einer
rechten Gewalteskalation.
„Die Ereignisse nach der Demonstration verdeutlichen, dass es sich
hierbei nicht um die Artikulation berechtigter Sorgen handelt, sondern
um den Versuch, in Cottbus eine rechte Hegemonie zu manifestieren und
Ausländer_innen aus der Stadt zu vertreiben. In dieser Situation muss das
Handeln staatlicher und kommunaler Stellen davon bestimmt sein,
demokratische Verhältnisse und die Sicherheit aller Einwohner_innen
Cottbus zu garantieren. Es bedarf spätestens jetzt einer abgestimmten
Strategie gegen das Klima rassistischer Gewalt in Cottbus. Der Verein
Opferperspektive e.V. stellt unmissverständlich klar, dass wir rechte
Einschüchterungsversuche nicht stillschweigend hinnehmen und Betroffene
rechter Gewalt in Cottbus solidarisch unterstützen werden,“ so Porath
weiter.
Für den heutigen Tag luddas Innenministerium anlässlich eines Übergriffs
jugendlicher Flüchtlinge auf ein Ehepaar zu einem Spitzentreffen in
Cottbus ein, um über die Sicherheitslage in der Stadt zu sprechen. In
der Pressemitteilung des Ministeriums ist kein Wort über die zahlreichen
Angriffe gegen Flüchtlinge in Cottbus und die rassistisch motivierte
Gewalt in Sachsendorf in der Neujahrsnacht zu lesen. Während andere noch
feierten, wurden Geflüchtete durch die Stadt gejagt und in ihrer
Unterkunft angegriffen. Der Wachschutz schaute zu. Ein Sprecher der
Stadt Cottbus relativierte den Angriff auf Geflüchtete als einen der
„Konflikte aufgrund unterschiedlicher Herkunft“. Das ist eine grobe
Verharmlosung von Rassismus und rechter Gewalt in Cottbus. Inzwischen
ergaben journalistische Recherchen, dass mehrere Mitarbeiter von
Sicherheitsdiensten in Cottbus Verbindungen zu rechten Strukturen haben
oder selbst Teil davon sind.
Cottbus ist in den letzten Jahren ein Hotspot rechter Strukturen und
Angriffe auf Geflüchtete gewesen. Die Forschungsstelle Antisemitismus
und Rechtsextremismus des Moses Mendelssohn Zentrums beobachtet die
größten einschlägigen Aktionen in Brandenburg in 2017 im Rahmen der
„Zukunft-Heimat“-Kampagne in Cottbus. Die höchste Gesamtsumme der
lokalen Teilnahmezahlen wurde in Cottbus verzeichnet (4030 Personen),
gefolgt vom Landkreis Havelland (940). Brandenburgweit fand in 2017 in
Cottbus die höchste Anzahl rechter und flüchtlingsfeindlicher
Straßenaktionen statt.
Die Opferperspektive betrachtet die Entwicklung in Cottbus seit mehreren
Jahren mit großer Sorge. Mindestens im Verlauf des Jahres 2015 hat die
rassistische Gewalt gegen Geflüchtete und internationale Studierende in
der Stadt massiv zugenommen. „Spätestens seit 2016 kann von einer
enthemmten rassistischen Gewalt in Cottbus gesprochen werden. Die
Opferperspektive zählte im Jahr 2015 17 rassistisch motivierte Angriffe
und 2016 bereits 29 rassistisch motivierte Angriffe, die bei den
Betroffenen zu teilweise schweren Verletzungen führten.“ sagt Martin
Vesely von der Opferperspektive. Auch für 2017 geht der Verein von einem
ungebrochenen rassistischen Ausnahmezustand in der Stadt mit
vergleichbaren Zahlen wie in 2016 aus.
Seit zwei Jahren macht der Verein immer wieder auf die wachsende
Mobilisierung und Gewalt gegen Geflüchtete in Cottbus aufmerksam – ohne
dass sichtbare Konsequenzen seitens der politisch Verantwortlichen aus
Landesregierung und Innenministerium gefolgt wären.
Statt dessen organisiert das MIK wenige Tage nach dem Angriff junger
Geflüchteter auf das Ehepaar öffentlichkeitswirksam ein Gespräch über
die Sicherheit in der Stadt und blendet dabei die rassistische und
organisierte rechte Gewalt völlig aus. „Minister Schröter setzt dabei
wieder die Null-Toleranz-Attitüde auf und will diese Gewalt „keinem
Bürger in Cottbus erklären“. Dabei verkennt er, dass Flüchtlinge auch
Bürger_innen von Cottbus sind, deren Sicherheit dort immer wieder
gefährdet ist.“ sagt Ivana Domazet vom Flüchtlingsrat Brandenburg. Nach
einem rassistischen Übergriff auf Geflüchtete in Sachsendorf wird
hingegen kein Sicherheitsgespräch einberufen, obwohl der Leiter des
Wachschutzes laut journalistischen Recherchen Verbindungen zum rechten
Milieu hat.
*Rassistische Gewalt wird hier unsichtbar gemacht und zugleich der
Rassismus durch die Zuspitzung der Sicherheitsdebatte auf Flüchtlinge
weiter geschürt. Der Innenminister profiliert sich wieder einmal über
seine gegen Flüchtlinge gerichteten Law and Order-Äußerungen und fischt
hier offensichtlich am rechten Rand.