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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Frankfurt/Oder: 300 Menschen protestierten gegen einen Aufmarsch des Dritten Wegs

Infori­ot – In Frank­furt (Oder) wollte die neon­azis­tis­che Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“ durch die Oder­stadt marschieren um erneut gegen Geflüchtete zu demon­stri­eren. Als deutsch-pol­nis­ch­er Aufzug angekündigt, soll­ten sich wie zum let­zten Neon­azi­auf­marsch am 20. Feb­ru­ar diesen Jahres, wieder pol­nis­che Nationalist_innen an der Demon­stra­tion unter dem Mot­to „Gemein­sam sind wir stark“ beteili­gen. Das antifaschis­tis­che Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ und örtliche Antifaschist_innen set­zen sich denen in den Weg.
Antifaschis­tis­che Street­pa­rade und bürg­er­liche Protestkundgebung

Die Antifaschist_nnen forderten: Kein Hufbreit den Rassist_innen.
Die Antifaschist_nnen forderten: Kein Huf­bre­it den Rassist_innen.

Schon bevor der Neon­azi­auf­marsch ab 15 Uhr an der Stadt­brücke begin­nen sollte, ver­sam­melten sich Antifaschist_innen in der Nähe des Haupt­bahn­hofs, um mit ein­er Street­pa­rade in Rich­tung Gren­ze gegen Ras­sis­mus zu demon­stri­eren. Kurz nach 13 Uhr starteten etwa 150 zumeist junge Men­schen eine bunte und laute Demon­stra­tion quer durch das Stadtzen­trum. Unter­malt von wum­mern­den Bässen zeigten sie deut­lich, dass in Frank­furt und ander­swo kein Platz für Neon­azis und Ras­sis­mus, egal auf welch­er Seite der Oder, ist. In den Reden wurde deut­lich gemacht, dass nicht nur die Neon­azis eine Bedro­hung darstellen, son­dern auch die Stadt und der Staat an den ras­sis­tis­chen Zustän­den eine Mitver­ant­wor­tung tra­gen. In der Slu­bicer Strasse wurde die antifaschis­tis­che Street­pa­rade bere­its von der Kun­dege­bung des Bünd­niss­es „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ erwartet, an denen sich eben­falls 150 Men­schen beteiligten. Auf der Kundge­bung sprachen u.a. der Ober­bürg­er­meis­ter Mar­tin Wilke, sowie der Präsi­dent der Europa-Uni­ver­sität Viad­ri­na, Prof. Dr. Alexan­der Wöll. Sie sprachen sich gegen Ras­sis­mus und für ein weltof­fenes Frank­furt aus.
Gren­züber­grefende Mobil­isierung gefloppt — Wenig Unter­stützung aus Polen
Nur ca. 100m weit­er, direkt an der Stadt­brücke, ver­sam­melten sich der­weil etwa 100 Neon­azis. Zwis­chen Schwarz-Weiß-Roten, Schwarz-Rot-Gel­ben- und Fan­tasie-Fah­nen ver­sam­melten sich eine Coleur aus unter­schiedlichen Strö­mungen von Rassist_innen, die seit mehr als einem Jahr auf jed­er asyl-feindlichen Demon­stra­tion in Deutsch­land zu find­en sind. Neben den Anhängern von „Frankfurt/Oder wehrt sich“, beteiligte sich die neon­azis­tis­che Kle­in­st­partei „Der III. Weg“ und dies­mal auch die Iden­titäre Bewe­gung an dem Auf­marsch. Aus Berlin waren Rassist_innen von Bärgi­da angereist, u.a. der NPDler Stephan Böh­lke, und sog­ar aus dem säch­sis­chen Chem­nitz sind soge­nan­nte „Freie Patri­oten“ dem Aufruf nach Frank­furt gefol­gt. Aus Polen kamen indes nur eine über­schaubare Gruppe. Etwa fünf Nationalist_innen unter­stützten den gemein­samen Ras­sis­mus. Darunter auch Syl­wia Janu­cik, die Anmelderin der flüchtlings­feindlichen Demon­stra­tion am 7. Mai in der Frank­furter Nach­barstadt Slubice.

Einziger Red­ner am Auf­tak­tort war Pas­cal Stolle vom „Der III. Weg“, die im Habi­tus sein­er Partei vor ein­er Inva­sion von Geflüchteten warnte und zum Kampf und Wider­stand dage­gen aufrief. Mit sein­er War­nung vor der zunehmenden Ein­brüchen in Frank­furt (Oder) und krim­inellen Ban­den aus Osteu­ropa stieß er bei den weni­gen pol­nis­chen Teilnehmer_innen nicht auf offene Ohren.
Het­ze in Dauerschleife
Ob sie wirklich so willkommen waren? Polnische TeilnehmerInnen des Neonaziaufmarschs.
Ob sie wirk­lich so willkom­men waren? Pol­nis­che Teil­nehmerIn­nen des Neonaziaufmarschs.

Generell fiel auf, dass „Der III. Weg“ ein­mal mehr die Durch­führung eines Auf­marsches in Frank­furt (Oder) organ­isierte. Die Anmelderin war dies­mal nicht Peer Koss, Kopf von „Frank­furt (Oder) wehrt sich“, son­dern Ani­ka Wet­zel vom „Der III. Weg“. Auch die einzi­gen Red­ner waren von der Partei. Als die Demon­stra­tion sich auf­stellte bilde­ten die Anhänger des „Der III. Weg“ den ersten Block und dominierten somit die Außen­darstel­lung des Aufzugs. Mit etwas Verzögerung auf­grund von Block­ade­v­er­suchen, zogen die Neon­azis über die Rosa-Lux­em­burg-Straße und Franz-Mehring-Straße ohne Zwis­chenkundge­bun­gen und weit­eren Rede­beiträ­gen zum Haupt­bahn­hof. Dabei brüllte Pas­cal Stolle die immer gle­ichen Parolen und forderte neben krim­inellen Aus­län­dern, auch Poli­tik­er aus Deutsch­land raus. In unmit­tel­bar­er Nähe des Bahn­hofs hiel­ten Stolle und ein weit­er­er Red­ner des „Der III. Weg“ die Abschlussre­den, bevor die Demon­stra­tion aufgelöst wurde.
Zu Zwis­chen­fällen kam es kaum. Die Polizei war, wie bei den ver­gan­genen Aufmärschen, auf die Sit­u­a­tion vor­bere­it­et und kon­nte bei­de Lager weiträu­mig tren­nen. Kleinere Block­ade­v­er­suche wur­den dabei jedoch auch gewalt­sam unterbunden.
Bilder: hier und hier.
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Law & Order

Kundgebung ein Erfolg – Protestierenden wurde Essensausgabe durch Heimbetreiber verweigert

Am 02.09.2016 ver­sam­melten sich etwa 60 Flüchtlinge und Unterstützer_innen zur Kundge­bung „Für Men­schen­würde. Gegen ras­sis­tis­che Gewalt.“ am Bahn­hof in Vetschau. Einige Flüchtlinge berichteten dort öffentlich von ras­sis­tisch motivierten Angrif­f­en auf sie in der Stadt. Ras­sis­tis­che Belei­di­gun­gen bspw. auf dem Weg zum Deutschkurs oder zum Einkaufen in Vetschau wur­den als alltäglich beschrieben. Zudem wurde wieder­holt die Lebenssi­t­u­a­tion im Heim durch die Flüchtlinge als nicht men­schen­würdig kri­tisiert. Während der Kundge­bung sam­melte sich am Rand eine Gruppe von Recht­en, und ver­suchte durch Zwis­chen­rufe zu provozieren. Ihre Anwe­sen­heit machte noch ein­mal deut­lich, welchen ras­sis­tis­chen Anfein­dun­gen die Flüchtlinge in Vetschau in ihrem All­t­ag aus­ge­set­zt sind.
Die Flüchtlinge berichteten weit­er­hin, dass vor dem Besuch der Presse und ein­er erneuten Unter­suchung der Umstände im Heim – nach fast neun­monatigem Betrieb des Heims – nun Verbesserun­gen durch den Betreiber ver­an­lasst wur­den. Dieser ver­fügte allerd­ings, dass im Anschluss an die Kundge­bung keine Besucher_innen mehr die Unterkun­ft betreten durften. Eine Inau­gen­schein­nahme der Sit­u­a­tion vor Ort war daher nicht mehr möglich. Die Flüchtlinge berichteten noch am Abend davon, dass den­jeni­gen, die an der Kundge­bung teilgenom­men hat­ten, die Aus­gabe des Aben­dessens ver­weigert wurde, obwohl sie zur reg­ulären Essen­saus­gabezeit vor Ort waren. Dies zeigt, welch­er Willkür die Flüchtlinge in der Vetschauer Notun­terkun­ft aus­ge­set­zt sind. Das grundge­set­zlich geschützte Recht auf freie Mei­n­ungsäußerung und Ver­samm­lungs­frei­heit gilt selb­stver­ständlich auch für Asyl­suchende, und darf durch den Betreiber nicht sank­tion­iert wer­den. Die Flüchtlinge äußerten noch am Abend, dass sie ihren Protest gegen die Sit­u­a­tion in Vetschau weit­er­führen werden.
Pots­dam, 03. Sep­tem­ber 2016

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Law & Order

Grenzen einreißen, statt sie zu errichten!

Am kom­menden Sam­stag, den 03. Sep­tem­ber, wollen Rassist*innen wieder ein­mal durch Frank­furt marschieren. Wir stellen uns dem entgegen!
“Antifaschis­tisch, laut und entschlossen mit Kreativ­ität, Ein­fall­sre­ich­tum und Tanz wer­den wir klarstellen, für was für eine Gesellschaft wir ste­hen.”, so eine Sprecherin der Street­pa­rade. Wir
wollen, dass Men­schen Schutz suchen kön­nen, ohne im gle­ichen Atemzug entrechtet und stig­ma­tisiert zu wer­den. Wir ste­hen für Mit­ge­fühl, Sol­i­dar­ität und das Recht, den eige­nen Lebensen­twurf selb­st wählen zu kön­nen, statt für Hass und Abschot­tung. “Wir wollen Gren­zen ein­reißen, statt sie zu erricht­en.”, so die Sprecherin weit­er. Die Rassist*innen ste­hen ein­er Gesellschaft, die sich so ver­ste­ht ent­ge­gen — deswe­gen muss ihnen wider­sprochen und Ein­halt geboten werden.
All jene, die sich diesen Gedanken ver­bun­den fühlen, bit­ten wir, sich an unsere Street­pa­rade und anschließen an der Kundge­bung des Bünd­niss­es “Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)” zu beteiligen.
Start­punkt Street­pa­rade: 13:00 Uhr Bahnhofstr./Spieckerstr. Frank­furt (Oder)
Zugtr­e­ff­punkt in Berlin: 11:45 Alexan­der­platz Gleis 1 — Fahrtzeit ca. 1h Stunde
Außer­dem: Kundge­bung des Bünd­niss­es ?Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)” ab 14:00 Uhr an der Slu­bicer Str./Grenzbrücke

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Law & Order

Für Menschenwürde. Gegen rassistische Gewalt.

Einige Bewohner_innen aus dem Flüchtlingslager in Vetschau sind ver­gan­gene Woche mit einem Brief an die Öffentlichkeit gegan­gen. Darin beschreiben sie ein Kli­ma in Vetschau, was von All­t­agsras­sis­mus geprägt ist. Flüchtlinge sind ohne ersichtlichen Grund aus dem Super­markt gewor­fen wor­den. Ras­sis­tis­che Belei­di­gun­gen im Ort sind alltäglich. Außer­dem kam es bere­its zu min­destens vier ras­sis­tis­chen Angrif­f­en. Vetschau ist für viele zu einem Angstraum geworden.
Der ehe­ma­lige Gara­genkom­plex am Rand der Stadt wird aktuell von 160 Men­schen bewohnt. Ursprünglich als Notun­terkun­ft ein­gerichtet, dient dieses Lager inzwis­chen zur dauer­haften Unter­bringung von Geflüchteten. Die Flüchtlinge haben in ihrem Brief auf die san­itären und medi­zinis­chen Missstände aufmerk­sam gemacht. Der Land­kreis und der Betreiber haben jedoch bish­er alle Forderun­gen abgewiegelt und bis auf min­i­male Verbesserun­gen nichts unter­nom­men. Für die Flüchtlinge ist klar, dass es so in Vetschau nicht mehr weit­erge­hen kann. Sie wollen in andere Unterkün­fte umverteilt werden.
Zusam­men mit den Geflüchteten und sol­i­darischen Unterstützer_innen rufen die Opfer­per­spek­tive und Flucht und Migra­tion Cot­tbus zu ein­er Kundge­bung am Bahn­hof Vetschau auf. Die Flüchtlinge wollen öffentlich über ihr Leben in Vetschau sprechen. Lasst uns die Ver­ant­wortlichen in die Pflicht nehmen!
Für Menschenwürde.
Gegen ras­sis­tis­che Gewalt.
Kundge­bung in Vetschau [OSL]
Ort: Bahnhof
Fre­itag, 02.09.2016, Beginn 18h (pünk­tlich!)

Vetschau, 30.08.2016

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Rathenow: Auseinandersetzung bei rechter Demo

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Am Rande ein­er Ver­samm­lung des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ ist es am Dien­stagabend zu ein­er Kon­fronta­tion gekom­men. Zwei mut­maßliche Sym­pa­thisan­ten der recht­en Vere­ini­gung hat­ten zunächst den Begleit­er eines Fotografen angepö­belt und sich dann anschließend mit ihm eine hand­feste Auseinan­der­set­zung geliefert. Dabei schlug und trat ein­er der bei­den Angreifer auf den Mann ein. Beamte der Bere­itschaft­spolizei been­de­ten die Kon­fronta­tion und nah­men daraufhin Anzeigen auf. 

Der Begleit­er des Fotografen ist seit Novem­ber 2015 bei nahezu jed­er Ver­samm­lung des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ im Ein­satz, um den aus­gewiese­nen Pres­sev­ertreter vor Angrif­f­en von Bündlern oder deren Sympathisant_innen zu schützen.
Vor dem Über­griff hat­te sich das rechte „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ wieder auf dem Märkischen Platz ver­sam­melt und dort durch sub­jek­tiv gefärbte Rede­beiträge sein­er Sprech­er State­ments zur Kommunal‑, Bun­des- und Welt­poli­tik abgegeben. Wie auch bei ver­gan­genen Ver­anstal­tun­gen, waren die Reden haupt­säch­lich wieder von per­sön­lichen Anfein­dun­gen gegen namentlich benan­nte Poli­tik­er und Pres­sev­ertreter geprägt. Ein Red­ner sprach sich zu dem gegen Gen­der-Main­stream­ing und Homo­sex­u­al­ität aus. Lau­thals wurde vom ca 30-köp­fi­gen Pub­likum die AfD bejubelt.
Anschließend formierte sich das „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ zum „Abendspazier­gang“. Kurz nach dessen Beginn kam es in der Berlin­er Straße zum Angriff auf den Begleit­er des Fotografen.
Fotos: hier
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Law & Order

Offener Brief zu den rechten Angriffen in Frankfurt (Oder) im Jahr 2016

In einem offe­nen Brief an den Ober­mürg­er­meis­ter der Stadt Frank­furt (Oder) und weit­ere Akteure aus Poli­tik, Kom­mune und Zivilge­sellschaft macht die Bran­den­burg­er Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt, Opfer­per­spek­tive e.V., heute darauf aufmerk­sam, dass Frank­furt (Oder) ger­ade eine Welle rechter Gewalt erlebt.
Bis zum 31. Juli 2016 reg­istri­erte die Opfer­per­spek­tive e.V. schon zehn gewalt­tätige Angriffe, die auf ein­er recht­en Tat­mo­ti­va­tion beruht­en. Fünf dieser Angriffe müssen als schw­er­wiegend bew­ertet wer­den, weil den Betrof­fe­nen schwere Ver­let­zun­gen zuge­fügt wur­den oder diese Tat­en aus ein­er größeren Täter­gruppe her­aus began­gen wur­den. Mehrere Tat­en ereigneten sich tagsüber bzw. in den frühen Abend­stun­den und im Stadtzen­trum. Diese Entwick­lung ist hochgr­a­dig besorgnis­er­re­gend. Viele poten­tiell Betrof­fene fühlen sich in Frank­furt (Oder) mit­tler­weile nicht mehr sicher.
In ihrer langjähri­gen Beratung­sprax­is hat die Opfer­per­spek­tive e.V. immer wieder fes­t­festellt, dass eine öffentliche Äch­tung der Tat­en, soziale Sank­tio­nen gegen die Täter_innen und das sie unter­stützende Umfeld und eine Sol­i­darisierung mit den Betrof­fe­nen wirk­same Mit­tel sind, um rechte Gewalt und deren Auswirkun­gen zu bekämpfen.
Aus diesem Grund ruft die Opfer­per­spek­tive e.V. die Vertreter_innen der Stadt­ge­sellschaft drin­gend dazu auf, sich dafür einzuset­zen, dass rechte Gewalt in der Frank­furter Bürg­er­schaft und Kom­mu­nalpoli­tik in einem deut­lich stärk­eren Umfange als bish­er the­ma­tisiert wird und Anstren­gun­gen unter­nom­men wer­den, dem Kli­ma, in dem diese Tat­en geschehen ent­ge­gen zu wirken.
Im Anhang find­en Sie den Offe­nen Brief und eine Auflis­tung der von der Opfer­per­spek­tive e.V. in diesem Jahr reg­istri­erten Fälle.

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Brandbrief zur Situation der Flüchtlinge in Vetschau/ Landkreis Oberspreewald-Lausitz

An den Lan­drat des Land­kreis Ober­spree­wald-Lausitz Sie­gurd Heinze,
an die Ver­ant­wortlichen in der Kreisverwaltung,
an die poli­tisch Ver­ant­wortlichen im Land­kreis und im Land Brandenburg,
an die all­ge­meine Öffentlichkeit,
im Rah­men unser­er auf­suchen­den Beratungstätigkeit für Betrof­fene rechter
Gewalt im Land Bran­den­burg sind wir in die Flüchtlingsno­tun­terkun­ft nach
Vetschau gerufen wor­den. Lei­der berichteten uns Flüchtlinge vor Ort von
min­destens vier rechtsmo­tivierten Angrif­f­en in Vetschau seit April 2016
und von häu­fi­gen ras­sis­tis­chen Belei­di­gun­gen und Anfein­dun­gen im Ort –
angesichts der derzeit­i­gen Sit­u­a­tion in Bran­den­burg nichts
außergewöhn­lich­es. Von den vier Angrif­f­en, die uns berichtet wur­den, ist
ein Fall polizeilich angezeigt. Wir gehen von ein­er höheren Dunkelziffer
aus, da wir vor Ort nur mit einem Teil der Flüchtlinge sprechen konnten.
Betrof­fene ras­sis­tisch motiviert­er Gewalt, ins­beson­dere Asylsuchende,
bedür­fen eines beson­deren Schutzes. Für die Dauer des Asylverfahrens
sind Asyl­suchende zu einem großen Teil von staatlichen Stellen abhängig,
um für ihre Grundbedürfnisse zu sor­gen (Essen, Unterkun­ft, medizinische
Ver­sorgung etc.).
Einige Flüchtlinge aus der Notun­terkun­ft in Vetschau berichteten uns von
völ­lig unzu­mut­baren Zustän­den vor Ort (siehe die Erk­lärung einiger
Flüchtlinge aus Vetschau vom 23.08.2016). Dies betraf zum Einen die
des­o­lat­en Zustände in der Unterkun­ft, hier ins­beson­dere die dauerhafte
san­itäre Ver­sorgung mit impro­visierten Camp­ing­toi­let­ten (sog.
„Dixi-Klos“) und die nur zeitweise geöffneten Duschwa­gen mit
unzure­ichen­der Warmwasserver­sorgung. Selb­st für die Kranken­sta­tion steht
nur ein „Dixi-Klo“ zur Ver­fü­gung. Zudem wird die Essensver­sorgung von
den Flüchtlin­gen als extrem unzure­ichend beschrieben. Die Essensausgabe
find­et in einem Zelt statt. Die ehe­ma­li­gen Gara­gen, die nun als
Unterkün­fte für Men­schen dienen, haben keine einge­baut­en Heizun­gen. Im
Win­ter wurde pro Gara­gen­raum ein Radi­a­tor aus­gegeben, was nicht
aus­re­ichend war. Einige Flüchtlinge wur­den auf­grund der Kälte krank.
Außer­dem berichteten uns einige Flüchtlinge von fehlen­dem Zugang zu
drin­gend notwendi­ger medi­zinis­ch­er Ver­sorgung, auch bei akuten
psy­chis­chen Erkrankun­gen und akuten Schmerzen. Min­destens zwei
Flüchtlinge leben bere­its seit acht Monat­en in Vetschau. Von einer
kurzfristi­gen Unterkun­ft zur Über­brück­ung kann daher hier keine Rede
sein. Durch einen Rundgang in der Notun­terkun­ft und durch
Inau­gen­schein­nahme des Mit­tagessens kon­nten wir uns von den Zuständen
selb­st ein Bild machen. Wir hal­ten die Aus­sagen der Flüchtlinge in der
Erk­lärung daher für glaub­würdig und fordern:
1. Einen würdi­gen Rah­men zu schaf­fen, in dem die Flüchtlinge aus
Vetschau, die die Erk­lärung ver­fasst haben, ihre Forderun­gen an die
poli­tis­chen Ver­ant­wortlichen kom­mu­nizieren und in dem die Forderungen
der Flüchtlinge gehört und ggf. umge­set­zt wer­den können.
2. Eine vom Land­kreis unab­hängige Über­prü­fung der Zustände in der
Flüchtlingsno­tun­terkun­ft in Vetschau, ins­beson­dere unter dem Fokus, ob
die durch den Land­kreis an den Betreiber der Unterkun­ft bezahlten und
ver­traglich zugesicherten Leis­tun­gen seit Inbe­trieb­nahme erbracht
wur­den, ggf. Rück­forderun­gen und Behe­bung von akuten Missständen.
3. Eine öffentliche Sol­i­darisierung mit den Betrof­fe­nen rassistischer
Gewalt in Vetschau
Opfer­per­spek­tive e.V. — Beratung für Betrof­fene rechter Gewalt, Potsdam
den 25.08.2016

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Vielfältiger Protest am 03.09. in Frankfurt (Oder)

Täglich hören wir in den Nachricht­en von den Schreck­ens­meldun­gen aus Syrien oder von ertrunk­e­nen Geflüchteten im Mit­telmeer. Die europäis­che Union reagiert mit Abschot­tung und statt mit Mit­ge­fühl antworten viele Men­schen mit Nation­al­is­mus und ras­sisitsch­er Het­ze. So auch in Frank­furt (Oder) am 3. Sep­tem­ber. Dazu erk­lärt Jan Augusty­ni­ak, Sprech­er des Bünd­niss­es „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“:
„Europa wird immer mehr zu ein­er Fes­tung. Viele Geflüchtete stran­den an den Gren­zen der Europäis­chen Union, ob in der Türkei, Maze­donien oder an ihrer Periph­erie, wie z.B. in Griechen­land. Dort leben sie oft unter widrig­sten und men­sche­nun­würdi­gen Bedingungen“.
In Deutsch­land und in Polen, wie auch im Rest Europas, wird den Geflüchteten von vie­len Men­schen Hass ent­ge­genge­bracht. Ob auf den Straßen oder in den sozialen Net­zw­erken – Het­ze gegen Geflüchtete ist längst salon­fähig gewor­den. Das vere­int die Nationalist*innen dies- und jen­seits der Oder. Der Hass auf Geflüchtete vere­int überdies die europäis­che extreme Rechte und lässt alte Feind­schaften verblassen.
„Diese neuen Allianzen lassen den Traum nach einem „Europa der Vater­län­der“ neu auf­blühen. Daher ist die Zusam­me­nar­beit der pol­nis­chen Ultranationalist*innen und deutschen Rassist*innen als ein Alarm­sig­nal zu sehen. Obwohl die rechte Gruppe aus S?ubice – „Nar­o­dowe S?ubice“ – bis jet­zt noch nicht für den Auf­marsch von „Frankfurt/Oder wehrt sich“ wirbt, beobacht­en wir diese Entwick­lung mit großer Sorge. Doch dem europaweit­en Recht­sruck stellen wir eine offene Gesellschaft ent­ge­gen, die nicht wegschaut. Wenn Rassist*innen und Ultranationalist*innen durch die Straßen marschieren wollen, ist es immer wieder aufs Neue notwendig, dass wir ras­sis­tis­ch­er Mobil­machung mit antifaschis­tis­chen Protesten beant­worten“ so Augusty­ni­ak weiter.
So wird es am 3. Sep­tem­ber neben der um 14:00 Uhr star­tenden Kundge­bung des Bünd­niss­es „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“, ab 13:00 Uhr auch eine antifaschis­tis­che Street­pa­rade geben. Diese wird vom Frank­furter Bahn­hof starten und mit Musik und ver­schieden­sten Rede­beiträ­gen durch die Oder­stadt ziehen.
„Wir sol­i­darisieren uns mit allen antifaschis­tis­chen Aktions­for­men an diesem Tag und freuen uns über die Street­pa­rade.“ so Jan Augusty­ni­ak, und ruft zur aktiv­en Teil­nahme an bei­den Ver­anstal­tun­gen auf.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus

Romano Gosda – Verstrickungen eines jungen Neonazis

Seit ger­aumer Zeit organ­isiert sich im Zuge der ras­sis­tis­chen Mobil­isierun­gen in Frank­furt (Oder) eine Gruppe junger Faschist*innen. Ihr offen­er nation­al­sozial­is­tis­ch­er Habi­tus drückt sich sowohl auf ihren Face­book­seit­en als auch im öffentlichen Raum aus.
Die etwa 10-köp­fige Per­so­n­enkreis fiel in der Ver­gan­gen­heit mehrmals durch Belei­di­gun­gen und Bedro­hun­gen gegenüber von ihnen als nicht-Deutsch und links ein­ge­ord­neten Per­so­n­en, beson­ders im Stadtzen­trum, auf. Beliebter Tre­ff­punkt war bis vor kurzem der Platz vor dem Kau­fland im Stadtzen­trum. Nach einem Alko­holver­bot für diesen Ort wichen sie auf andere Orte in der Stadt aus.Von einem dieser Orte, direkt gegenüber des alten The­aters, ging auch der ras­sis­tis­che Angriff vom 23. Mai diesen Jahres aus, als mehrere Rassist*innen Men­schen mit Migra­tionsh­in­ter­grund jagten und angrif­f­en.[1]
Ein­er der Auf­fäl­lig­sten der jun­gen Faschist*innen ist der 18-jährige Romano Gos­da, welch­er derzeit eine Aus­bil­dung in Frank­furt (Oder) absolviert.
Gos­da ist Teil des Per­so­n­enkreis­es junger Neon­azis die sich seit über einem Jahr ver­mehrt bei Ver­anstal­tun­gen der flüchtlings­feindlichen Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“ beteili­gen. Er war bere­its bei dem ersten Auf­marsch am 17.01.2015 beteiligt.[2] Ins­beson­dere bei den let­zten Neon­azi-Demon­stra­tion in der Oder­stadt über­nahm er Ordner*innenfunktion[3] und stand mit in der ersten Reihe.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Kein Pogida-Comeback

INFORIOT Am Sam­stag sollte auf dem Pots­damer Luisen­platz die extrem rechte “Pogida”-Bewegung ein Come­back erleben – dies­mal als „Freie Patri­oten Pots­dam“. Dazu kam es nicht. Den nur rund 75 Neon­azis standen hun­derte Antifas und Pots­damer Bürger_innen gegenüber. Die ras­sis­tis­chen Reden bei der Ver­samm­lung der “Pots­damer Patri­oten” gin­gen im Lärm der Gegen­proteste kom­plett unter.

Graziani als Redner auf dem Luisenplatz
Graziani als Red­ner auf dem Luisenplatz

Großspurig kündigte der Mitor­gan­isator der recht­en Kundge­bung Eric Graziani Grün­wald im Vor­feld 700 Teil­nehmerIn­nen an. Zum Auf­takt gegen 14 Uhr waren nur rund 40 Per­so­n­en vor Ort und die Zahl wuchs erst allmäh­lich auf die let­ztlich 75 Per­so­n­en an. Graziani selb­st kam mit ordentlich Ver­spä­tung und brachte den Pogi­da-Grün­der Chris­t­ian Müller mit. Als Mod­er­a­tor fungierte der Alien-Anwalt und Pegi­da-Aktivist Jens Lorek. Aus Pots­dam selb­st waren kaum Teil­nehmerIn­nen gekom­men — die große Mehrheit kam aus anderen Bran­den­burg­er Orten, aus Sach­sen, Berlin und aus Sach­sen-Anhalt. Außer Graziani und Lorek sprachen u.a. Stephan Böh­lke von Bärgi­da sowie ein Red­ner aus Tschechien. Zu Beginn der Kundge­bung war der Bran­den­burg­er NPD-Aktivist Robert Weg­n­er mit weit­eren Neon­azis anwesend.
Pegida-Anwalt Jens Lorek war Moderator und Ordner zugleich.
Pegi­da-Anwalt Jens Lorek war Mod­er­a­tor und Ord­ner zugleich.

Viel Hupen und viel Buhen
Der Luisen­platz war von der Polizei kom­plett mit Git­tern abges­per­rt wor­den — mit­ten­drin die “Pots­damer Patri­oten”, von Außen umzin­gelt von mehreren hun­dert Gegendemonstrant_innen. Während das Bünd­nis „Pots­dam beken­nt Farbe“ mit Luft­bal­lons und Musik mit deut­lichem Abstand zur recht­en Demo, das Image der Stadt pflegte, übertön­ten die über hun­dert Antifas die Rede­beiträge der „Patri­oten“. Neben den üblichen Anti-Merkel-Tiraden und Sprüchen gegen die „Lügen­presse“, schwadronierte Graziani in sein­er Rede vom „Tag des Wider­standes und des Kampfes“. “Wir Deutschen kön­nen nicht zulassen“, dass der „Islam und die Roth­schild-Insti­tu­tio­nen die Welt dominieren“, meint Graziani, der sich selb­st am Ende sein­er Rede als einen „römis­chen, ital­ienis­chen Katho­liken“ beze­ich­nete. Ob Deutsch­er oder Ital­iener, seine Devise scheint zu sein: Haupt­sache gegen die „BRD-Dik­tatur“ und die „US-Amy-Dik­tatur“. Die Kundge­bung sollte nicht nur ein Zeichen des Wider­standes sein, son­dern auch ein gemütlich­es Beisam­men­sein wer­den mit Musik, Getränken und Würstchen­grill. Dank der vie­len Buh-Rufe, Pfiffe und hupen­den Autos drangen die Jam­mer- und Het­zre­den jedoch nicht nach Außen und die Gemütlichkeit wurde gestört.
HandInHandGrazianoAutogramm
Keine Erfolge in Potsdam
Kurz vor 17 Uhr, also geschla­gene drei Stun­den nach Auf­takt, liefen die Neon­azis eine kleine, 20-minütige Runde über die Bre­ite Straße durch die Innen­stadt zurück zum Luisen­platz. Die Polizei hielt mit teil­weise rabi­at­en Mit­teln die Gegendemonstrant_innen auf Abstand. Dann, gegen 18 Uhr war endlich Feier­abend. Eine Hälfte der “Pots­damer Patri­oten” wurde per Bus zum Haupt­bahn­hof gefahren, der Rest musste mit Polizeibegleitung zu Fuß oder mit dem PKW abreisen.
In Pots­dam bekom­men die „Patri­oten“ weit­er keinen Fuß auf den Boden. Beim let­zten Pogi­da-Auf­marsch im Mai hat­ten nur rund 20 bis 30 Per­so­n­en teilgenom­men — die ger­ing­ste Zahl, seit­dem die Demon­stra­tionsserie im Jan­u­ar begonnen hatte.
Kurze Demonstrationsroute: Einmal um die Ecke und zurück zum Luisenplatz.
Kurze Demon­stra­tionsroute: Ein­mal um die Ecke und zurück zum Luisenplatz.

Früh­stück­en gegen Nazis, Fußball und die Schlössernacht
Bere­its am Vor­mit­tag hat­ten linke Aktivist_innen ein Früh­stück auf dem Luisen­platz organ­isiert. Einige ver­sucht­en den Platz am Brun­nen zu block­ieren. Die Polizei erteilte den Gegendemonstrant_innen jedoch Platzver­weise als die ersten recht­en Demoteil­nehmerIn­nen ein­trafen. Die Brun­nen-Block­ieren­den wur­den in Gewahrsam genom­men. Im Laufen des Nach­mit­tages kam es zu weit­eren Fes­t­nah­men. Alle Betrof­fe­nen wur­den jedoch nach Ende der recht­en Demon­stra­tion wieder freige­lassen, meldete Tick­er Potsdam.
Zeit­gle­ich zur Kundge­bung spielte (und ver­lor) der SV Babels­berg 03 im DFB-Pokal gegen den SC Freiburg in Pots­dam. Rund 100 Babels­bergfans kamen nach Spie­lende noch zum Luisen­platz und ver­stärk­ten die Gegenkundge­bung. Pots­dam war an diesem Sam­stag voll mit Auswär­ti­gen — den Besucher_innen der eben­falls stat­tfind­en­den “Schlösser­nacht”, Fußball­fans, einem Polizei-Großaufge­bot und schließlich den stun­den­lang auf dem Luisen­platz aushar­ren­den Neonazis.
DoppeltHaeltBesser
Dop­pelt hält besser…

Redetalent
Bärgi­da-Aktivist Stephan Böh­lke am “Offe­nen Mikrofon”

Wurstparty
Wurst und Getränke für die Wohlfühlstimmung

KC-SWR
Etwas Auswahl: schwarz-weiß-rote, schwarz-rot-gelbe, wahlweise auch gelb-rot-schwarze Fahnen
Inforiot