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05.09.09: Kein Platz in Neuruppin für Neonazis

Neu­rup­pin — Die Neon­azis wollen erneut durch Neu­rup­pin marschieren. Auch dies­mal unter dem Vor­wand des Antikriegstages, an dem sich der Beginn des von den Nazis ent­fes­sel­ten 2. Weltkrieges zum 70. Mal jährt. Das ist der Gipfel der Heuchelei!

Obwohl die Neon­azis 2007 angesichts der ein­drucksvollen antifaschis­tis­chen Demon­stra­tion von 1.000 Demokratin­nen und Demokrat­en in Neu­rup­pin unterge­gan­gen sind, wollen sie am 05.09.09. erneut ver­suchen, die Straßen der Stadt zu ihrer Kulisse zu machen.

Das wer­den wir nicht hin­nehmen! Zeigen wir den Neon­azis, dass sie nicht erwün­scht sind! Neu­rup­pin ist bunt, weltof­fen und tol­er­ant. Diese Stadt ist keine Bühne für men­schen­ver­ach­t­ende Parolen!

Wir rufen alle Men­schen in Neu­rup­pin und Umge­bung auf, am Sonnabend, dem 05.09.09, Gesicht zu zeigen. Kom­men Sie ab 10 Uhr zu den vie­len bun­ten Ver­anstal­tun­gen in der Stadt! Demon­stri­eren wir gemein­sam, entschlossen und phan­tasievoll: Neu­rup­pin bleibt bunt! Frieden ist niemals braun!

Erstun­terze­ich­ner­in­nen / Erstun­terze­ich­n­er:
Aktions­bünd­nis „Neu­rup­pin, bleibt bunt“, Esta Rup­pin e.V., ASB Neu­rup­pin, JWP Mit­ten­Drin e.V., Die Innen­stadt-Händler Neu­rup­pin, Café Hin­ter­hof, Fontanes­tadt Neu­rup­pin / Der Bürg­er­meis­ter, Mod­e­haus bruns, “Dör­fer bleiben bunt” / Gemeinde Fehrbellin, Arbeit­er­wohlfahrt Ost­prig­nitz-Rup­pin, Hoff­nungstaler Anstal­ten Lobe­tal / Wohn­stät­ten Dreibrück, Vere­in ländlich­es Kuh­horst e.V., PeHa GmbH, Rup­pin­er Pflege­di­enst GmbH, Eve­lyn Tomaske-Fel­len­berg (Gemein­de­päd­a­gogin Ev. Gesamtkirchenge­meinde Rup­pin), com­statt e.V. / Werk­statt für neue Medi­en, Rup­pin­er Inge­nieurge­sellschaft mbH

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Naziangriff in Cottbus

Cot­tbus — In der Nacht vom Fre­itag, dem 24.07. zum Sam­stag, dem 25.07. wur­den in Cot­tbus ein Aus­tauschstu­dent und ein Fre­und von ihm, in der Nähe der Uni ange­grif­f­en. Ein­er der Bei­den wurde mit einem Schla­gring ins Gesicht getroffen.

Die Fre­unde befan­den sich an dem Fre­itag Abend auf dem Heimweg und raucht­en noch eine Zigarette zusam­men, bevor jed­er zu sich nach Hause gehen wollte. Die Bei­den saßen am Straßen­rand und unter­hiel­ten sich, als zwei Mäd­chen vor­bei liefen und die bei­den Män­ner aufs Übel­ste beschimpften. Dabei fie­len mehrfach recht­sex­treme und aus­län­der­feindliche Äußerun­gen und Dro­hun­gen, wie „ Scheiß Aus­län­der“, „Deutsch­land für Deutsche“, „Wir machen mit euch das gle­iche wie mit den Juden“ oder „Wir bren­nen euch das Wohn­heim ab“. Die bei­den Stu­den­ten reagierten Anfangs gar nicht auf die Schikane, bis es sich nicht mehr aushal­ten ließ und sie die Mäd­chen auf­forderten aufzuhören. Die Reak­tion führte let­z­tendlich zu ein­er laut­starken Stre­it­erei, welche damit endete, dass eines der Mäd­chen ohne zu Zögern mit einem Schla­gring in der Hand auf die Män­ner zu lief und einen der Bei­den mit voller Wucht mit­ten ins Gesicht traf. Die schw­er­sten Ver­let­zun­gen find­en sich im Mundraum. Bis heute kann der Mann nicht richtig Essen oder sich die Zähne putzen. Nach der ins­ge­samt mehr als 20-minüti­gen Auseinan­der­set­zung ist schließlich die Polizei gekom­men und hat die Demü­ti­gun­gen der bei­den Män­ner durch die Mäd­chen vor­erst been­det. Bere­its im Voraus, gestört durch den Lärm, ver­sam­melten sich mehrere Nach­barn auf den Balko­nen. Der Großteil muss alles mitange­se­hen und ver­standen haben, weshalb eine oder ein­er der Nach­barn dann auch die Polizei gerufen hat.

Bei der Polizeikon­trolle mussten alle vier Beteiligten ihre Per­son­alien abgeben. Die Täterin­nen waren mit großer Sicher­heit nicht betrunk­en, da sie sehr gezielt zuschla­gen und sehr deut­lich sprechen kon­nten. Bei der einen han­delt es sich um eine große dunkel­haarige Per­son, während die andere eher klein war und blonde Haare hat­te. Eine Anzeige bei der Polizei und ein ärztlich­es Attest liegen seit­ens des Opfers vor.

Wur­det ihr auch Zeuge von rechter Gewalt oder Nazis belästi­gen euch, dann meldet die Ereignisse bei der Opfer­per­spek­tive oder bei uns. Ihr bekommt auf jeden Fall Hil­fe. Lasst euch von Nazis nichts gefall­en und wehrt euch.

Kon­takt:

www.antifa-cottbus.de | antifa-cottbus[at]riseup.net

www.opferperspektive.de | g.koebberling[at]opferperspektive.de | Tele­fon: 0151 59100085

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Erneut Naziaktivitäten in und um Krampnitz (bei Potsdam)

Nach langem Stillschweigen hat sich nun ein Teil der nördlichen

Neo-Naziszene Pots­dams wieder bemerk­bar gemacht und auf ein neues die ehe­ma­li­gen Kaser­nen in Kramp­nitz aufge­sucht. Wie zulet­zt im August
ver­gan­genen Jahres
, hat sich die AGPN (Aktion­s­gruppe Pots­dam Nord), dies­mal im Namen eines
“neuen” lokalen Zusam­men­schlusses, auf der Fas­sade der
Gebäude, mit Parole und Inter­ne­tadresse verewigt. Zu lesen war nun wieder
ein­mal die alt­bekan­nte Floskel “FREI SOZIAL NATIONAL”.
In einem Bericht auf ihrer Web­seite beken­nen sich die Neo-Nazis ger­adezu,
zu dieser Aktion: “Diese Aktion soll mithelfen auf die Prob­leme in
unserem Land aufmerk­sam zu machen und unsere Ziele in die Öffentlichkeit
zu tra­gen.”.
So soll der Aktion eine sin­nvolle Erk­lärung gegeben wer­den, wobei eine
schein­bare inhaltliche Auseinan­der­set­zung enthal­ten ist. Wenn men­sch sich
jedoch mit sel­biger auseinan­der­set­zt, fällt schnell die ide­ol­o­gis­che Nähe
zum Nation­al­sozial­is­mus auf. Bewusst wird heutzu­tage von einem
“Nationalen Sozial­is­mus” gere­det, wobei die ver­bale Nähe zum
bere­its genan­nten kein Zufall ist.

Laut einem weit­eren, etwa zwei Wochen altem, Bericht auf ihrer Home­page
erkun­de­ten sie “naturver­bun­den” die Döber­itzer Hei­de.
Dass sie sich während ihrer Wan­derung auf gesprengten Bunkern aufhiel­ten,
kann bei dem Grundgedanken der Wan­derung ja nur Zufall sein, weit­er liefen
sie dann, wie sie selb­st bericht­en, durch Kramp­nitz und somit schon fast
unmit­tel­bar neben den später bemal­ten Kaser­nen vorbei.

Bis zulet­zt kon­nten sich die Anwohner_innen in Fahrland, Mar­quardt und den
angren­zen­den Ortschaften, für etwa 9 Monate, rel­a­tiv ungestört von
Neo-Nazipro­pa­gan­da fühlen. Noch im ver­gan­genen Jahr waren diese Gegen­den
regelmäßig Ziele der Nazis, über Pots­dam Nord hin­aus ging es
glück­licher­weise nur selten.

Mit­tler­weile wurde die Pro­pa­gan­da wieder ent­fer­nt, allerd­ings taucht das
so viel geforderte zivilge­sellschaftliche Engage­ment nur sel­ten auf und wer
sich dann dazu bere­it erk­lärt Nazis­chmier­ere­in zu ent­fer­nen, der_die muss
dann damit rech­nen strafrechtlich belangt zu werden.

Am 31.07.09 berichtete die MAZ über Frau Irmela Mesah- Schramm. Auch
mit 64 Jahren ent­fer­nt sie Nazipro­pa­gan­da und andere diskri­m­inierende
Graf­fi­ti und Aufk­le­ber, lei­der bleibt auch sie nicht vor Repres­sion
ver­schont.
Fraglich ist, ob sich Herr Jakobs mit solchen Aktio­nen der Zivil­courage,
iden­ti­fizieren kön­nte oder sind das etwa undemokratis­che Nazimeth­o­d­en? Wir
erin­nern uns an die ent­täuscht­en Jugendlichen, die im Novem­ber 2008 die
Stadtverord­neten­ver­samm­lung besucht­en und darauf hin von Her­rn Jakobs mit
Nazis ver­glichen wurden.

 

Nazipro­pa­gan­da überkleben, abreißen, übermalen!

Keine Tol­er­anz für Nazis, deshalb schaut hin,
greift ein und wehrt euch lautstark!

Faschis­mus bekämpfen! Auf allen Ebenen!

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(Anti-)Rassismus

Der ganz alltägliche Rassismus…

Ras­sis­mus find­et jeden Tag und über­all um uns herum statt: als physis­che und psy­chis­che Gewalt auf der Straße, im öffentlichen oder pri­vat­en Raum; als Abschiebeprax­is deutsch­er Asylpoli­tik; als Res­i­den­zpflicht für Asyl­be­wer­ber; als Diskri­m­inierung in allen Lebens­bere­ichen; als rechte Polemik der NPD, DVU oder REP.

Ras­sis­mus ist Gewalt und eine Ver­let­zung der Men­schen­rechte und Men­schen­würde. In Eisen­hüt­ten­stadt befind­et sich nicht nur das Zen­trale Asyl­be­wer­ber­heim (ZABH), son­dern auch ein Abschiebek­nast (ZASt) auf dem gle­ichen stachel­drah­tumzäun­ten Gelände. Men­schen wer­den einges­per­rt weil sie die „falsche“ Staat­sange­hörigkeit haben. Ihre Schuld ist im „falschen“ Land geboren zu sein.

Die let­zte August­woche ist Aktionswoche gegen Abschiebung. Daher wer­den wir am 29. August in Eisen­hüt­ten­stadt auf die Straße gehen um gegen Ras­sis­mus und für die Frei­heit die Stimme zu erheben. Denn wir wer­den nicht akzep­tieren noch tolerieren, dass Nazis mor­den und schla­gen, dass der Staat abschiebt und Men­schen einsper­rt, während recht­es Gedankengut sich in der Mitte der Gesellschaft bre­it macht.

29. August 2009 // 15 Uhr // Bahn­hof Eisenhüttenstadt

Fly­er zur Demo gibt es hier. [PDF-Datei]

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

Außer Spesen nichts gewesen

Seit den Bran­den­burg­er Kom­mu­nal­wahlen im Sep­tem­ber let­zten Jahres sitzt die NPD mit zwei Abge­ord­neten im Uck­er­märkischen Kreistag, der 74-jähri­gen Rent­ner­in Irm­gard Hack und der 23-jähri­gen Fachkraft für Kreis­lauf- und Abfall­wirtschaft Andy Kucharzews­ki. Gegenrede.info ver­sucht einen Überblick über die Arbeit der bei­den Abge­ord­neten im Kreistag zu geben.

 

Ihren großen medi­en­wirk­samen Auftritt hätte Irm­gard Hack haben kön­nen, als es ihr als älteste Abge­ord­nete zufiel, die kon­sti­tu­ierende Sitzung des Kreistages im Okto­ber 2008 zu eröff­nen. Ihr Ver­such, die Eröff­nung für eine poli­tis­che Erk­lärung zu miss­brauchen, scheit­erte allerd­ings kläglich. “Weltweit brechen Banken zusam­men. Weltweit dro­hen Wirtschaft­skrise und Rezes­sion.”, begann sie ihre mit Unter­stützung der “Kom­mu­nalpoli- tis­chen Vere­ini­gung der NPD” aus­gear­beit­ete Rede. Der bish­erige Kreistagsvor­sitzende Roland Resch (partei­los) unter­brach sie kurz­er­hand mit dem Hin­weis auf die Geschäft­sor­d­nung, dass sie die Sitzung zu eröff­nen habe, nicht aber eine Rede hal­ten dürfe und unter­brach auch ihren zweit­en Ver­such, zu ein­er Rede anzusetzen.

 

Ihre Worte, dass sie sich unter diesen Umstän­den nicht mehr in der Lage sehe, den Kreistag zu eröff­nen, waren die let­zten, die sie während ein­er Kreistagssitzung öffentlich gesprochen hat. Das bestätigt auch der wiedergewählte Kreistagsvor­sitzende Roland Resch gegenüber gegenrede.info: “Ich habe seit­dem kein Wort mehr von ihr gehört.”

 

Beim Nach­le­sen in der Berichter­stat­tung der Pren­zlauer Zeitung über die zurück­liegen­den Kreistagssitzun­gen, ist festzustellen, dass die NPD nicht erwäh­nt wird. Kri­tik­er kön­nten jet­zt sagen, die bürg­er­lichen Medi­en blenden die Berichter­stat­tung über die Aktiv­itäten der NPD ein­fach aus. Ein Blick auf die offizielle Seite der NPD Barn­im-Uck­er­mark (BUM) sollte da weit­er­helfen. Während der ehe­ma­lige Kreisvor­sitzende der NPD BUM, Mike Sandow, seine Arbeit in der Stadtverord­neten­ver­samm­lung von Biesen­thal – vier Anfra­gen und einen Antrag – brav doku­men­tiert, kommt die Arbeit der bei­den Abge­ord­neten im Uck­er­märkischen Kreistag auf dieser Web­site nicht vor.

 

Dessen ungeachtet hat es einige Anfra­gen und Anträge gegeben. Da die NPD mit zwei Abge­ord­neten genau wie die Grü­nen keine Frak­tion bilden kön­nen, müssen die von ihnen gestell­ten Anträge durch eine Mehrheit im Kreistag zuge­lassen wer­den. “Es hat Anträge gegeben”, weiß Roland Resch zu bericht­en, “Ihre Zulas­sung ist immer bei zwei Gegen­stim­men abgelehnt worden.”

 

Anträge und Anfra­gen aber auch Stel­lung­nah­men während der Kreistagssitzun­gen wur­den grund­sät­zlich von Andy Kucharzews­ki vor­ge­tra­gen. Dabei wurde er dann von seinen NPD-Unter­stützern in den Zuschauer­rei­hen beklatscht, die mit Aus­nahme der Juli-Sitzung des Kreistages regelmäßig erschienen.

 

Als inhaltlich akzept­abel betra­chtet Roland Resch eine Anfrage der NPD zur Kom­mu­nal-Kom­bi, die sei dann auch schriftlich vom Lan­drat beant­wortet wor­den. Anträge, wie die Auf­forderung an die Abge­ord­neten, ihr Sitzungs­geld von 50 Euro für soziale Zwecke zu spenden, seien ein­fach unzuläs­sig gewe­sen. Roland Resch meinte dazu nur, dass es jedem Abge­ord­neten frei ste­he, sein Sitzungs­geld oder Teile davon zu spenden. Andy Kucharzews­ki sprach in diesem Zusam­men­hang von “nationaler Schande”, dass dies nicht geschehe.

 

Der Ver­such der NPD, eine Geld­samm­lung für eine Abitur­feier am Gym­na­si­um Schwedt unter den Kreistagsab­ge­ord­neten “zum Wohle der deutschen Intel­li­genz” zu ver­anstal­ten, wurde eben­falls abge­blockt. Die Gym­nasi­as­ten wussten gar nichts von dieser Aktion und haben dann in einem Brief an Roland Resch mit­geteilt, dass sie nicht Wil­lens sind, auf diese Art und Weise von der NPD funk­tion­al­isiert werden.

 

Roland Resch sieht aber nicht als vor­dringlich­ste Auf­gabe des Kreistages an, den Recht­sex­trem­is­mus zu bekämpfen. “Das ist Auf­gabe der poli­tis­chen Parteien”, meint er, “die müssen sich vor Ort präsen­tieren und für die Demokratie eintreten.”

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Abschiebung stoppen — Bleiberecht für Opfer rechter Gewalt

Cot­tbus — Am 12. August wer­den Jean Mpe­ka M., seine Frau Hor­tance und ihre drei Kindern abgeschoben. So hat es die Cot­tbuser Aus­län­der­be­hörde ver­fügt. Jean Mpa­ka M. war in der Demokratis­chen Repub­lik Kon­go (DRK) poli­tisch aktiv, wurde ver­fol­gt und mis­shan­delt. Seine poli­tis­che Ver­fol­gung wurde anerkan­nt. Weil sich die poli­tis­che Sit­u­a­tion in der Demokratis­chen Repub­lik Kon­go gebessert habe, wurde der Antrag auf poli­tis­ches Asyl aber abgelehnt. Nun soll die gesamte Fam­i­lie abgeschoben wer­den. Die Fam­i­lie lebt seit 2002 in Deutsch­land. Die Kinder gehen in Cot­tbus zur Schule, die Eltern engagieren sich ehre­namtlich in der Stadt.

Inzwis­chen haben sich über 2.000 Bürg­erin­nen und Bürg­er mit ihrer Unter­schrift dafür einge­set­zt, die Abschiebung der Fam­i­lie zu ver­hin­dern. Sie kom­men aus Cot­tbus, dem Land­kreis Spree-Neiße sowie dem Land Bran­den­burg und der gesamten Bundesrepublik.

In der Demokratis­chen Repub­lik Kon­go herrscht seit Jahren Bürgerkrieg.Massaker, Ver­schlep­pun­gen, Folterun­gen, das Anwer­ben von Kinder­sol­dat­en, Verge­wal­ti­gun­gen, Flucht und Vertrei­bun­gen sind in Teil­ge­bi­eten des zer­fal­l­en­den Staates an der Tage­sor­d­nung. Ende 2008 nah­men die Span­nun­gen zwis­chen ver­schiede­nen eth­nis­chen Grup­pen und Gemein­den wieder zu. Schut­zlos­es Opfer der kriegerischen Auseinan­der­set­zun­gen ist die Zivil­bevölkerung. Die Abschiebung würde für die Cot­tbuser Fam­i­lie M. bedeuten, in ein Land zurück­kehren zu müssen, das — wie die UNO im Feb­ru­ar 2009 fest­stellte — kurz vor ein­er human­itären Katas­tro­phe steht.

Am 1. August 2006 wur­den Jean Mpe­ka und Hor­tance M., die mit ihren Kindern unter­wegs waren, mit­ten im Cot­tbuser Stadt­teil Sach­sendorf von mehreren Per­so­n­en ras­sis­tisch ange­grif­f­en. Ein damals 24-Jähriger beschimpfte Her­rn M. als »Scheiß­neger«. Ein junges Mäd­chen ging seine Frau aggres­siv an und dro­hte mit ein­er Bier­flasche. Ein Schlag auf den Arm von Her­rn M. hin­ter­ließ keine Ver­let­zun­gen. Physis­che Fol­gen hat­te der ras­sis­tis­che Angriff nicht. Was blieb und sich ver­stärk­te: ein Gefühl der ständi­gen Bedrohung.

Sollte die Fam­i­lie M. abgeschoben wer­den, wäre dies ein fatales Sig­nal an die Täter. Der Flüchtlingsrat Bran­den­burg und der Vere­in Opfer­per­spek­tive fordern ein Bleiberecht aus human­itären Grün­den für die Familie:

  • weil die men­schrechtliche Lage in der DRK ein sicheres Leben ohne kör­per­liche wie psy­chis­che Schä­den der Fam­i­lie nicht ermöglicht,
  • weil ein Bleiberecht ein deut­lich­es Sig­nal gegen rechte Gewalt und Ras­sis­mus wäre und der poli­tis­chen und gesellschaftlichen Ver­ant­wor­tung gegenüber der Fam­i­lie M. gerecht wer­den würde. Den­jeni­gen, die Migran­tinnen und Migranten mit Gewalt aus dem Land jagen wollen, würde gezeigt, dass ihre poli­tis­chen Ziele geächtet wer­den und mit einem klaren Beken­nt­nis der Sol­i­dar­ität durch ein Bleiberecht für Opfer ras­sis­tis­ch­er Gewalt geantwortet.

Infor­ma­tio­nen

Gesa Köb­ber­ling (Opfer­per­spek­tive) 0151 59100085

Antje Sim­nack (Flüchtlingsrat Bran­den­burg) 0151 27008574

Abschiebung der Cot­tbuser Fam­i­lie M. ver­hin­dern! (Aufruf des Cot­tbusser Auf­bruchs mit Link zur Peti­tion gegen die dro­hende Abschiebung.)

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Abschiebung der Cottbuser Familie Manuel verhindern!

Liebe Cot­tbuser, der Fam­i­lie Manuel, aus der Demokratis­chen Repub­lik Kon­go stam­mend, mit drei Kindern hier seit fast acht Jahren lebend, dro­ht die Abschiebung aus Deutsch­land. Bis­lang waren alle Bemühun­gen, die Abschiebung zu ver­hin­dern, erfol­g­los. Der Abschiebung­ster­min ist fest­gelegt. Die Fam­i­lie wird am 12. August 2009 abgeschoben wer­den, es sei denn, das Gericht spricht ein Abschiebungsver­bot aus.

Der Cot­tbuser Auf­bruch fordert alle poli­tis­chen Kräfte auf, sich dafür einzuset­zen, die Abschiebung der Fam­i­lie Manuel zu ver­hin­dern. Sie, liebe Cot­tbuser, bit­ten wir dabei um Ihre Unter­stützung. Dafür reicht Ihre Unter­schrift auf der anhän­gen­den Liste. Die Zeit drängt. Helfen Sie mit!

Die fün­fköp­fige Fam­i­lie Manuel lebt seit 2002 in Deutsch­land. Der Fam­i­lien­vater Jean-Mpa­ka Manuel ist als poli­tisch Ver­fol­gter anerkan­nt, er und seine Fam­i­lie hat sich mit hohem per­sön­lichem Risiko für poli­tisch ver­fol­gte Tut­si (im Kon­go ver­fol­gter Stamm) einge­set­zt und wurde schließlich inhaftiert und mis­shan­delt. Da sich aber ange­blich die Sit­u­a­tion im Kon­go gebessert haben soll, dort wurde eine generelle Amnestie aus­ge­sprochen, wurde die Asylk­lage abgelehnt. Ein Antrag an die Härte­fal­lkom­mis­sion wurde eben­falls abgelehnt. Die Begrün­dung dafür war wohl, dass der Leben­sun­ter­halt der Fam­i­lie hier in Deutsch­land nicht gesichert sei. Und hier beißt sich doch die deutsche Bürokrati­eschlange in den Aller­w­ertesten: Obwohl Her­rn Manuel ein Arbeit­sange­bot vor­liegt, kann er dieses nicht annehmen, weil er erst eine Arbeit­ser­laub­nis erhält, wenn er und seine Fam­i­lie eine Aufen­thalt­ser­laub­nis besitzt. Diese wiederum wurde ihm und sein­er Fam­i­lie ja ger­ade durch die Härte­fal­lkom­mis­sion verwehrt.

Die Fam­i­lie Manuel ist in die Cot­tbuser Bürg­er­schaft inte­gri­ert. Herr Manuel ist als engagiertes Vor­standsmit­glied des Cot­tbuser Flüchtlingsvere­ins e.V. bekan­nt. Der Vere­in hat es sich zum Ziel geset­zt, den in Cot­tbus leben­den Flüchtlin­gen Hil­fe bei der Orga- nisierung ihres Aufen­thaltes zu geben und sie bei ein­er sin­nvol- len Beschäf­ti­gung zu unter­stützen. Seine Frau ist eben­falls ge- mein­nützig engagiert. Die drei Kinder – eins davon ist hier in Deutsch­land geboren, ein weit­eres ist im Kle­in­stkin­dal­ter hier­herge­zo­gen und bei­de sprechen nur deutsch – sind in Schule bzw. Kinder­garten voll inte­gri­ert und brin­gen gute Leis­tun­gen. Musikalisch ist die gesamte Fam­i­lie. Jean-Mpa­ka Manuel geht dort als gutes Vor­bild voran: Er hat wesentlichen Anteil an der Grün­dung der Tromm­ler­gruppe „Home­less“, die sich bere­its in Cot­tbus einen guten Namen erwor­ben hat und zur Ver­ständi­gung zwis­chen der ein­heimis­chen Bevölkerung und den mul­ti­kul­turel- len Kul­turen beiträgt.

Liebe Cot­tbuser, unter­stützen Sie uns mit Ihrer Unter­schrift dabei, zu ver­hin­dern, dass die Fam­i­lie Manuel abgeschoben wird!

Jede Unter­schrift ist wichtig! Am kom­menden Dien­stag, den 4. August, will der Cot­tbusser Auf­bruch die Unter­schriften­samm­lung dem Ober­bürg­er­meis­ter über­re­ichen. Eine Unterze­ich­nung ist auch online möglich unter http://region-suedbrandenburg-lausitz.dgb.de/petition/index.php

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Der Mord, die Stadt und die Folgen

Tem­plin (ipr) Seit Mitte 2007 gab es zahlre­iche Über­griffe aus der recht­en Szene Tem­plins auf junge Linke, Punker und Men­schen mit dun­kler Haut­farbe. Durch den bru­tal­en Mord an Bernd K. am 22. Juli 2008 wurde diese gewalt­tätige Szener­ie Tem­plins ans Tages­licht gez­er­rt. Ein Jahr nach der Tat scheint sich nun die Lage beruhigt zu haben. Gegenrede.info ver­sucht einen Überblick über das zurück­liegende Jahr zu geben.

Die Jus­tiz

Vier rechte Tem­plin­er Gewalt­täter sitzen derzeit in Haft. Der damals unter Bewährung ste­hende Pot­zlowtäter Sebas­t­ian F. hat­te den Anfang gemacht. Zweimal besof­fen auf dem Fahrrad erwis­cht, brachte ihn in Unter­suchung­shaft. Danach kamen zwei Kör­per­ver­let­zun­gen und ein „Heil Hitler“ ans Tages­licht. Der Richter nan­nte den kon­se­quent in Londs­dale-Klei­dung gehüll­ten Mann eine „tick­ende Zeit­bombe“ und schick­te ihn für 29 Monate ins Gefängnis.

Bernd Ks Mörder, Sven P., und dessen Mit­täter Chris­t­ian W., die in einem quälen­den, zwölf Sitzungstage andauern­den Prozess zu zehn Jahren Jugend­haft und neun Jahren und drei Monat­en Gefäng­nis verurteilt wor­den sind, haben in der ersten Juli­woche ihr schriftlich­es Urteil zugestellt bekom­men. Die Anwälte haben nun bis Anfang August Zeit, die angekündigte Revi­sion zu begründen.

Patrick K., der Mitte let­zten Jahres dem polizeilichen Druck in Tem­plin aus­gewichen war und seine Aktiv­itäten in andere Uck­er­märkische Städte wie Pren­zlau und Lychen und kurz darauf in die Unter­suchung­shaft ver­legt hat­te, darf für min­destens zwei Jahre über seine Tat­en in ein­er Zelle nachdenken.

Hinzu kommt noch der auch vor Gericht sich als Recht­sex­trem­ist beken­nende Roman A. Der mehrfach vorbe­strafte Gewalt­täter aus dem zehn Kilo­me­ter ent­fer­n­ten Milmers­dorf hat­te am 10. August 2008 in Tem­plin einen 16-Jähri­gen ohne Grund zusam­menge­treten. Die Tat erregte wegen ihrer Bru­tal­ität und ihrer zeitlichen Nähe zum Mord an Bernd K. bun­desweites Auf­se­hen. Er muss für drei Jahre und sechs Monate hin­ter Gitter.

Loli­ta Lodenkäm­per, Press­esprecherin der Staat­san­waltschaft Neu­rup­pin, nen­nt das die Null-Tol­er­anz-Maxime ihrer Behörde und kündigt an: „Wir wer­den weit­er­hin mit hohem Ver­fol­gungs­druck und großem Engage­ment jede recht­sex­treme Straftat zügig vor Gericht bringen!“

Ein weit­er­er rechter Schläger, der das bere­its zu spüren bekom­men hat, ist Matthias M. Er hat­te es inner­halb von neun Monat­en auf acht Gewalt­tat­en gebracht und wurde im Juni diesen Jahres zu ein­er Gesamt­strafe von zwei Jahren und 6 Monat­en Gefäng­nis verurteilt. Er hofft nun, dass eine Beru­fungsver­hand­lung vor dem Landgericht Neu­rup­pin, ihn vor dem Knast bewahrt.

Die Beru­fung hat­te seinem älteren Brud­er Mar­tin M. im Novem­ber 2008 schon den Haf­tantritt erspart. Seine Strafe wurde im Beru­fungsver­fahren zur Bewährung aus­ge­set­zt. Maßge­blich ver­ant­wortlich dafür war ein Brief des Kreisju­gend­wartes des Kirchenkreis­es Templin/Gransee. In diesem Brief bescheinigte er Mar­tin M. eine pos­i­tive Entwick­lung, die sog­ar dazu geführt habe, dass er Mar­tin M. für ein Rock­konz­ert in Tem­plin Ord­ner­funk­tio­nen über­tra­gen werde. Eine jährlich wiederkehrende Ver­anstal­tung im Rah­men der öku­menis­chen Friedens­dekade, die noch im 2007 von Mar­tin M. und seinen recht­en Gesin­nungsgenossen ange­grif­f­en wor­den war. Die Ver­anstal­tung ver­lief im let­zten Jahr friedlich. Und Mar­tin M. ist seit dieser Gerichtsver­hand­lung auch nicht mehr durch Gewalt­tätigkeit­en aufgefallen.

Es gab noch weit­ere Einzeltäter, die mit Bewährungsstrafen und Straf­be­fehlen belegt wor­den sind. Und es gab auch den Nach­wuchs. Ein sechzehn­jähriger Teenag­er, der das am Boden liegen­des Opfer getreten hat­te, nach­dem es von Matthias M. nierdergestreckt wor­den war. Der Bursche erhielt eine Ermah­nung, und das Ver­fahren wurde eingestellt.

Die Polizei

Für den Leit­er der Tem­plin­er Polizei­wache, Har­ald Löschke, hat sich qual­i­ta­tiv einiges in der Stadt verbessert. Die Kom­mu­nika­tion zwis­chen Bürg­er­meis­ter und Polizei funk­tion­iere mit­tler­weile gut. Nach dem Mord habe man sich alle zwei Wochen getrof­fen, im Augen­blick reiche ein Tre­f­fen alle vier Wochen, um sich über die Lage auszu­tauschen. Eines hebt er beson­ders her­vor: „Die Bürg­er nen­nen neuerd­ings ihren Namen, wenn sie bei uns anrufen, um einen Vor­fall zu melden. Das gab es vorher nicht.“ Es habe in diesem Jahr in Tem­plin eine poli­tisch motivierte Gewalt­tat gegeben, ergänzt er. Son­st lediglich ein paar rechte Propagandadelikte.

Bei der Gewalt­tat han­delte es sich um einen Angriff auf einen Reporter der „Tem­plin­er Zeitung“, den der Täter im Suff für ein Aus­län­der gehal­ten hat­te. Bei dem von Staat­san­waltschaft und Gericht zügig durchge­zo­ge­nen Ver­fahren wegen Voll­rausches attestierte der Richter dem bish­er nur wegen Trunk­en­heits­de­lik­ten aufge­fal­l­ene Täter eine latente Aus­län­der­feindlichkeit. Ein Prozess über den in der „Tem­plin­er Zeitung“ übri­gens nicht berichtet wurde.

Bere­its im Jan­u­ar hat­te Matthias M. wieder „unpoli­tisch“ zugeschla­gen, was ihm trotz­dem eine sofor­tige Vor­führung beim Haftrichter ein­brachte, der allerd­ings dem Antrag auf Unter­suchung­shaft nicht zus­timmte. Die Anklageer­he­bung in diesem Fall ste­ht kurz bevor.

Eines möchte Har­ald Löschke ganz deut­lich sagen: „Wir hal­ten die ver­stärk­ten polizeilichen Maß­nah­men, die wir im Novem­ber 2007 auf­grund der gewalt­täti­gen recht­en Szene einge­führt haben, weit­er­hin aufrecht.“ Eines werde man von ihm bes­timmt nicht mehr hören: „Wir haben diese Szene voll im Griff.“

Die Stadt

Bürg­er­meis­ter Ulrich Schoene­ich, der noch kurz nach dem Mord die rechte Szene als eine Erfind­ung der über­re­gionalen Presse gebrand­markt hat­te und dafür aus der Lan­desregierung und durch Jour­nal­is­ten mas­siv kri­tisiert wor­den war, zeigt sich heute geläutert und unter­stützt ener­gisch bürg­er­lich­es Engage­ment für Demokratie in sein­er Stadt.

Dass sich die Kom­mu­nika­tion zwis­chen Polizei und Stadtver­wal­tung verbessert habe, bestätigt auch er. Schoene­ich erin­nert an zahlre­iche Aktio­nen, die nach dem Mord ini­ti­iert wor­den sind: Das Bene­fizkonz­ert am Pub, das Demokratiefest vor den Kreistag­wahlen, zu dem Jugendliche aufgerufen hat­ten und das zu ein­er regelmäßi­gen Ver­anstal­tung wer­den soll, Ver­anstal­tun­gen der Friedrich-Ebert-Stiftung und des CDU-Bun­destagsab­ge­ord­neten Jens Köp­pen, oder eine Diskus­sion­srunde zum Umgang mit Recht­sex­tremen am Tem­plin­er Gym­na­si­um. Es gab eine nicht öffentliche Ver­anstal­tung mit Ver­fas­sungss­chutz und Stadtverord­neten und eine Schu­lung für sämtliche Mitar­beit­er der Stadtver­wal­tung in Sachen Rechtsextremismus.

Wir haben eine Stab­stelle für Demokratieen­twick­lung und Tol­er­anz geschaf­fen, die mir direkt unter­stellt ist.“ ergänzt er. „Wir beteili­gen uns seit Anfang des Jahres im Begleitauss­chuss des Lokalen Aktion­s­planes (LAP) Uck­er­mark, der im Land­kreis die Mit­tel aus dem Bun­de­spro­gramm „Vielfalt tut gut“ im Kampf gegen Recht­sex­trem­is­mus vergibt.“

Große Hoff­nun­gen set­zt Ulrich Schoene­ich in eine Sozial­rau­m­analyse, die mit Unter­stützung eben jenes LAP von Wis­senschaftlern in Tem­plin und seinen Ort­steilen durchge­führt wird, und für die auch von den Stadtverord­neten die notwendi­gen Gelder bewil­ligt wor­den sind.

Andere Ideen kon­nte der Bürg­er­meis­ter nicht durch­set­zen. So scheit­erte sein Ver­such, ein Alko­holver­bot an öffentlichen Plätzen der Stadt einzuführen. Die Stadtverord­neten woll­ten sein­er Logik: Die jun­gen Recht­en tre­f­fen sich an Bushal­testellen, Super­märk­ten oder Park­bänken, besaufen sich dort und schla­gen danach zu, nicht fol­gen. Seinen Vorschlag, die recht­en Schläger zu Hause zu besuchen, um mit ihnen zu sprechen, rede­ten ihn die Experten des Mobilen Beratung­steams aus. Dafür bräuchte man speziell Aus­ge­bildete Leute.

Seine Vorstel­lung, die Arbeit der fünf städtis­chen Jugen­dar­beit­er neu zu organ­isieren und deren Schw­er­punk­te auch auf die Straße zu ver­lagern, hängt in der Warteschleife, weil die bish­erige Chefin sich eine anderen Arbeit­ge­ber gesucht hat.

Die Rechte Szene

Es gibt sie noch. Man sieht die Leute im Stadt­bild, manch­mal im Out­fit autonomer Nation­al­is­ten mit Feld­mützen und Palästi­nenser­tuch. Eine Gruppe von ihnen saß anfangs im Prozess gegen Sven P. und Chris­t­ian W. Manch­mal gibt es Abends ein paar Pöbeleien in Tem­plin­er Kneipen. Das rig­orose Vorge­hen von Polizei, Staat­san­waltschaft und Gericht­en scheint Ein­druck auf die Kam­er­aden gemacht zu haben. Im Grunde hal­ten sie still. Richtig präsent sind sie nur im Netz, in Com­mu­ni­ties wie „Jappy.de“. Dort zeigen sie Fotos von Geburt­stags­feiern und anderen Par­tys, oft in Szenekleidung.

Mar­tin M., der im Jugend­klub der Kirche den braven Jun­gen mit der Klampfe spielt und vor Gericht beteuerte, er gehört nicht mehr zur recht­en Szene, zeigt sich danach im Netz als nationaler Sozial­ist, der auf Demos wie in Stral­sund den Kämpferischen mimt. In diesem Früh­jahr erschien er auf ein­er Brauch­tums­feier der 72-jähri­gen Uck­er­märkischen NPD-Kreistagsab­ge­ord­neten Irm­gard Hack. Wenn man seinem Fre­un­deskreis in der Com­mu­ni­ty ver­fol­gt, hat man die Tem­plin­er Szene recht schnell beisam­men. Auch wenn er mit­tler­weile ver­sucht, sein Pro­fil in Teilen abzusperren.

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Die Freiheit, rassistisch zu sein

INFORIOT Bald geht es für Bran­den­burgs Innen­min­is­ter in den Ruh­e­s­tand. Nach den Land­tagswahlen im Sep­tem­ber zieht sich der CDU-Recht­saußen Jörg Schön­bohm erk­lärter­maßen auf das Altenteil zurück. Poli­tisch gibt es für den Ex-Gen­er­al also nicht mehr viel zu ver­lieren. Wen wun­dert es da, dass Schön­bohm aus­gerech­net jet­zt mit einem Pam­phlet an die Öffentlichkeit tritt, das um deut­liche Worte nicht ver­legen ist: “Poli­tis­che Kor­rek­theit — Das Schlacht­feld der Tugend­wächter” ist die gut 60-seit­ige Schrift betitelt, die vor weni­gen Wochen erschien.

Das Buch würde, so urteilt die ultra­rechte “Junge Frei­heit”, “Dämon­isierung und Stig­ma­tisierung von Ander­s­denk­enden” ange­hen, welche durch über­triebene “poli­tis­che Kor­rek­theit” (PC) her­vor­rufen würde. Die neurechte Wochen­zeitung ist so begeis­tert, dass sie die Schön­bohm-Schrift sogle­ich in ihren Buchver­trieb aufgenom­men hat. Auch das Inter­net­por­tal “Bibel-wissen.de” (“Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben”) freut sich, dass der “gemäßigt-kon­ser­v­a­tive” Schön­bohm so mutig sei, die gegen­wär­tige “Sprach­normierung” endlich ein­mal anzugreifen.

Worum geht es tat­säch­lich? Schön­bohm wet­tert gegen Kri­tik, die aus­gren­zende Sprache ins Visi­er nimmt. Vorge­bliche “polit­i­cal cor­rect­ness” würde die Mei­n­ungs­frei­heit in Deutsch­land gefährden. Das The­ma ist seit Jahren schon Objekt von Tiraden aus der extremen und kon­ser­v­a­tiv­en Recht­en. Bere­its 1996 wurde von antifaschis­tis­chen Wis­senschaftler darauf aus­führlich einge­gan­gen. Zum Kom­plex hat Schön­bohm kein Iota Neues beizu­tra­gen. Er erge­ht sich in Wieder­hol­un­gen der neurechts-recht­sex­trem-kon­ser­v­a­tiv­en Stan­dards. 1994 (!) schrieb etwa die ein­deutig recht­sex­treme Zeitschrift “Nation und Europa” (Heft 7/8, S. 6ff) über “polit­i­cal cor­rect­ness” als ein­er “neuen Zen­sur” (S. 6) wie im “Orwellschen ‘1984’ ” (S. 6), von “tabuisierten The­men” (S. 8) und von “link­er PC-Inqui­si­tion” (S. 8). Schön­bohm in 2009 schreibt von “Kor­rek­theit­szen­sur” (S. 20) wie bei Orwell (S. 35), “neuen Sprachtabus” (S. 21) und “PC-Inqui­si­tion” (S. 6). Mit langem Anlauf wächst zusam­men, was zusam­men gehört.

Schön­bohm schimpft: “Es gibt keine Zen­sur mehr — Gott sei Dank! Aber es gibt den Auf­s­tand der Anständi­gen — Gott sei’s geklagt. Was wir momen­tan erleben, ist ein Amok­lauf der Poli­tis­chen Kor­rek­theit. In allen Bere­ichen infizieren uns die Gut­men­schen mit dem Betrof­fen­heitsvirus, normieren die Sprache und bes­tim­men unsere Lebensgewohnheiten.”

Was genau damit gemeint ist? Wenn Wörter wie “Neger” für ihre ras­sis­tis­che Bedeu­tung kri­tisiert wer­den, sieht Schön­bohm die Mei­n­ungs­frei­heit in Gefahr. “Dabei ist der Wor­tur­sprung eigentlich denkbar harm­los”, so der CDUler. Es stamme vom lateinis­chen “niger” und das bedeute nichts weit­er als schwarz. Dass darin notwendig der Ver­weis auf eine “negride Rasse” inbe­grif­f­en ist, erwäh­nt er nicht. Eigentlich ver­wun­der­lich, denn die Rede von ange­blichen men­schlichen Rassen sei aus Schön­bohms Sicht mit­nicht­en ras­sis­tisch. Er klagt: “ ‘Rasse’ zählt [..] zu jenen Wörtern, die in uns sofort einen Polit­i­cal-Cor­rect­ness-Reflex auslösen.”

Weit­er: “Poli­tis­che Kor­rek­theit führt dazu, daß wir unsere eigene Iden­tität aufgeben.” Welche Iden­tität ist gemeint? Die stammtisch-ras­sis­tis­che Iden­tität, die endlich, endlich wieder von “Rasse” und “Neger” reden und damit die Dinge beim Namen nen­nen darf? Genau die: “Wie oft habe ich es erlebt, daß jemand zu mir kam und sagte: ‘Sie haben ja recht, aber müssen Sie das unbe­d­ingt in aller Öffentlichkeit sagen?’ ”, berichtet Schön­bohm. Und hat so auch gle­ich die Zauber­formel gefun­den, um den bun­des­deutschen Recht­sex­trem­is­mus zu erk­lären: “Daß Recht­sex­treme in solch einem Kli­ma an Boden gewin­nen, liegt auf der Hand. Sie geben vor, die ver­meintlichen Tabus zu brechen, und schaf­fen es auf diese Weise, daß sich ein Teil der Wäh­ler nur noch von ihnen ver­standen fühlt. Nach dem Mot­to: Endlich sagt mal ein­er die Wahrheit.” Noch ein­mal in Zeitlupe: Schön­bohm sagt, dass diejeni­gen Leute an Recht­sex­trem­is­mus und Ras­sis­mus schuld hät­ten, die Recht­sex­trem­is­mus und Ras­sis­mus kri­tisieren. Denn dadurch füh­le sich der deutsche Michel auf den Schlips getreten und würde durch diesen PC-Tugendter­ror genötigt, DVU oder NPD zu wählen.

Ende des Jahres soll übri­gens wom­öglich ein weit­eres Buch von Schön­bohm erscheinen.

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Neonazi-Propaganda und Geschichtsrevisionismus in Gedenkstätte

INFORIOT Auf ihrer Inter­net­seite “Alter­na­tive Jugend Pots­dam” bericht­en Pots­damer Neon­azis über einen Aus­flug nach “Bres­lau” (Wroc?aw) und “Auschwitz” (O?wi?cim) zwis­chen dem 26. und 28. Juni diesen Jahres.
Nach ihren Angaben waren “ein Dutzend alter­na­tive Jugendliche aus dem Raum Pots­dam” an dieser Fahrt beteiligt.

Neben faschis­tis­chen Äußerun­gen bezüglich des Lan­des Polen (“Es stimmt einen schon nach­den­klich wenn man sieht wie viel Land uns durch fremde Gebi­et­sansprüche genom­men wurde.”) geben sie offen ihre Zweifel nach ihrem Besuch im Muse­um in Auschwitz bekannt:

Abschließend bleibt zu sagen dass das Muse­um in Auschwitz Zweifel die wir zuvor hegten nicht beheben kon­nte. Wir wollen auf keinen Fall etwas rel­a­tivieren oder abstre­it­en jedoch wollen wir unsere Sol­i­dar­ität mit den inhaftierten Revi­sion­is­ten bekun­den und fordern die Durch­set­zung der Mei­n­ungs­frei­heit auch für Mei­n­un­gen die den Holo­caust betreffen!”

Nach ihrer revi­sion­is­tis­chen Argu­men­ta­tion sehen sie beispiel­sweise “kein­er­lei Anhalt­spunk­te über die Herkun­ft”
der aus­gestell­ten Stiefel, Brillen, und Haare, son­dern wer­den diese zu “Pro­pa­gan­dazweck­en” genutzt. Eben­so sehen
sie die Gaskam­mern, die im Muse­um als Rekon­struk­tion zur Anschau­u­ung aus­geschildert sind, als indi­rek­ten Beleg
an. Abschließend bekun­den sie Sol­i­dartät für bekan­ntere Holo­caust-Leug­nen­den, unter ihnen Horst Mahler. Mahler
stand mehrfach, meist wegen Volksver­het­zung, vor Gericht, so auch im Novem­ber in Pots­dam. Im Feb­ru­ar wurde er vor dem Landgericht München zu sechs Jahren Haft verurteilt.

Inforiot