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(Anti-)Rassismus Law & Order

Wichtiges Urteil: Beleidigung als »Neger« ist fremdenfeindlich

Am Mittwoch, den 1. April, sprach das Landgericht Neu­rup­pin den 30-jähri­gen Daniel B. schuldig, am 31. März 2007 einen kamerunis­chen Asyl­be­wer­ber in Pren­zlau belei­digt und ange­grif­f­en zu haben. Das Gericht hob den Freis­pruch des Amts­gerichts Pren­zlau auf, das nach eigen­em Bekun­den nicht erken­nen kon­nte, ob die Aus­sage des Angeklagten oder die des Opfers glaub­würdi­ger sei.

Im Gegen­satz zur Entschei­dung des Amts­gerichts, das sich ein Jahr zuvor mit dem Angriff befasst hat­te, hielt das Landgericht die Aus­sage des Opfers für abso­lut glaub­würdig. Der Kameruner schilderte, wie er von Daniel B. mehrfach als »Neger« belei­digt, geschla­gen und getreten wor­den war. Die Ein­las­sung des Angeklagten dage­gen hielt der Richter für eine »reine Märchen­stunde «. Dieser hat­te behauptet, der Asyl­be­wer­ber habe ihn als »Nazi« beschimpft und sei auf ihn losgegangen.

Daniel B. wurde für die Kör­per­ver­let­zung mit sechs Monat­en Frei­heitsstrafe und für die Belei­di­gun­gen mit 40 Tagessätzen bestraft.

Beacht­enswert ist die Entschei­dung des Gerichts, die Belei­di­gun­gen »Neger« als frem­den­feindlich und her­ab­würdi­gend einzustufen. Obwohl immer wieder auf den belei­di­gen­den Charak­ter und die kolo­niale Herkun­ft des Begriffs ver­wiesen wird, waren Ermit­tlungs­be­hör­den und Gerichte nicht immer bere­it, diese Beschimp­fung als ras­sis­tisch zu bew­erten und als Belei­di­gung zu verfolgen.

Der Geschädigte zeigte sich erle­ichtert über die Kor­rek­tur des Urteils.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Neonazi-Schläger festgenommen

Gegen drei Straus­berg­er, die einen 18-Jähri­gen, viet­name­sis­ch­er Herkun­ft, in Wriezen belei­digt und gewalt­tätig ange­grif­f­en haben, ist Haft­be­fehl erlassen wor­den. Dem Jugendlichen wurde von drei Neon­azis am Fre­itag, den 20.03.2009 in der Krausen­straße aufge­lauert. Er wurde sofort als “Fid­schi“ beschimpft. Im weit­eren Tatver­lauf wurde er von hin­ten gepackt und sein rechter Arm wurde nach hin­ten gedreht, wobei er weit­ere frem­den­feindliche Äußerun­gen ver­nahm. Erst als die Täter, welche ihre Gesichter hin­ter Schals ver­bar­gen, weit­ere Per­so­n­en auf der Straße wahrnah­men, ließen sie von ihrem Opfer ab und ergrif­f­en die Flucht.

Der Jugendliche hat­te schon mehrmals in der Ver­gan­gen­heit Prob­leme mit örtlichen Neon­azis. So kam es am frühen Abend des 08. Dezem­ber 2008 zu mehreren Belei­di­gun­gen und einem tätlichen Angriff am Wriezen­er Bahn­hofsvor­platz. Als er diesen passieren wollte, wurde eine Glas­flasche nach ihm gewor­fen, welche ihn zum Glück verfehlte.

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Beleidigung Templiner Bürger indischer Herkunft konnte nicht verhandelt werden

Pren­zlau — Am Don­ner­stag dieser Woche wurde der zur recht­en Tem­plin­er Szene zäh­lende Ron­ny Fred M. wegen mehrerer Gewalt­tat­en zu ein­er Gesamt­strafe von 18 Monat­en Haft verurteilt. Die Strafe wird zu drei Jahren auf Bewährung aus­ge­set­zt. Hinzu kom­men noch Schmerzens­geldzahlun­gen in Höhe von 250 und 500 Euro. Die Belei­di­gung ein­er Tem­plin­er Bürg­erin mit indis­ch­er Herkun­ft als „Scheiß Aus­län­der!“ kon­nte wegen eines Form­fehlers nicht ver­han­delt werden.

Das Gericht sah es als Erwiesen an, dass der 18-jährige Ron­ny Fred M., der während der Ver­hand­lung auf einen Rechts­bei­s­tand verzichtete, am 13. Okto­ber 2008 sowohl eine junge Frau vor dem Ede­ka-Markt in Tem­plin geschla­gen als auch zwei der Frau zur Hil­fe eilende junge Män­ner geschla­gen, getreten und erhe­blich ver­let­zt hatte.

Der Angeklagte, der sich recht patzig gegenüber dem Gericht äußerte, stellte seine Tat­en als Notwehr dar und wurde in dieser Hal­tung lediglich von sein­er 15-jähri­gen Fre­undin unter­stützt. Alle anderen Zeu­gen – inklu­sive der Opfer – behaupteten, dass die Aggres­sion von Ron­ny Fred M. ausging.

Hin­ter­grund der Tat­en war ein Beziehungstratsch. Das eine Opfer, Man­ja K. (20), hat­te über einen Seit­en­sprung von Ron­ny Fred M. in ihrem Bekan­ntenkreis berichtet. Ron­ny Fred. M. wollte sie daraufhin zur Rede stellen, was dann in eine doch recht ein­seit­ige Schlägerei ausartete.

Während der Ver­hand­lung wurde mit Zus­tim­mung des Angeklagten eine weit­ere Anklage ver­han­delt. Die Öffentlichkeit wurde daraufhin von der Ver­hand­lung nach Ver­lesung der Anklageschrift aus­geschlossen, da Ron­ny Fred M. zum Zeit­punkt dieser Tat noch ein Jugendlich­er war.

Gemein­schaftliche schwere Kör­per­ver­let­zung wurde hier Ron­ny Fred M. und dem zweit­en geson­dert ver­fol­gten Mike B. vorge­wor­fen. Dabei soll das Opfer in den Schwitzkas­ten genom­men wor­den und mit Faustschlä­gen und Trit­ten an den Kopf trak­tiert wor­den sein. Das Opfer soll dann am Boden liegend mit Stahlkap­pen­schuhen an den Hin­terkopf getreten und dazu mit einem Besen geprügelt wor­den sein.

Die Belei­di­gung ein­er Tem­plin­er Bürg­erin indis­ch­er Herkun­ft kon­nte gar nicht erst ver­han­delt wer­den, da man bei der Anklage davon aus­ging, dass nicht sie son­dern ihr Ehe­mann als „Scheiß Aus­län­der!“ belei­digt wor­den war. Er war es auch, der die Anzeige bei der Polizei unter­schrieben hat­te. Damit war die Anzeige hin­fäl­lig. Im Zeu­gen­stand erkan­nte Rajit R. die 15-jährige Fre­undin von Ron­ny Fred M. als diejenige wieder, die sein Kinder vor dem Haus beschimpft und bedro­ht hat­te. Der Richter forderte Rajit R. auf umge­hend Anzeige zu erstatten.

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Templiner Mord vor Gericht: Weiterer Zeuge für Montag erwartet

Neu­rup­pin — Im Mord­prozess gegen Sven P. und Chris­t­ian W., die im Som­mer 2008 den arbeit­slosen Bernd K. bru­tal mis­shan­delt und ermordet haben sollen, wies das Landgericht Neu­rup­pin den Befan­gen­heit­santrag gegen seine 1. Große Strafkam­mer zurück. Die Vertei­di­gung reagierte auf die Ablehnung mit weit­eren Beweisanträgen.

Eine andere Kam­mer des Gericht­es befand die Ein­wände der Vertei­di­gung für unzuläs­sig. Die Anwälte ver­fol­gten ver­fahrens­fremde Zwecke mit den Anträ­gen, hieß es zur Begrün­dung. Prozess­beobachter hat­ten schon zuvor die Mei­n­ung geäußert, dass es dem Vertei­di­ger von Sven P. mit seinem Befan­gen­heit­santrag nicht um die Vertei­di­gung seines Man­dan­ten, son­dern vielmehr darum gehe, Revi­sion­s­gründe zu schaffen.

Immer­hin set­zte sich der Vertei­di­ger mit seinem Antrag durch, einen weit­eren Zeu­gen zu hören, der bele­gen soll, dass sich Sven P. am 22. Juli 2008 bis 22.00 Uhr bei ihm aufge­hal­ten habe. Allerd­ings fand die Tat in der Nacht vom 21. auf den 22. Juli statt. Der Vor­sitzende Richter wies mit Recht darauf hin, dass der Vertei­di­ger hier wohl im Datum geir­rt habe.

Weit­er hieß es in dem Beweisantrag, dass der zu lan­dende Zeuge bele­gen könne, dass Sven P. ein ganz ruhiger Men­sch und kein austick­ender Recht­sex­trem­ist sei, dass er sich lediglich für deutsche Geschichte inter­essiere und die son­st bei Recht­en beliebte Klei­dung nur trage, weil sie ihm gefalle.

Diese Aus­sagen des Vertei­di­gers von Sven P. führten zum ersten Mal zu ein­er gewis­sen Heit­erkeit im Gerichtssaal, erin­nerten sich doch einige Zuschauer an das Hess-T-Shirt in der Tat­nacht und an Geschicht­en über Sven P., wie der schreiend und um sich schla­gend von Polizis­ten zur Ruhe gebracht wer­den musste.

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(Anti-)Rassismus Bildung & Kultur Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

Welle in Wallmow: „flur 1“ startet Diskussionsreihe “Miteinander im Gespräch”

Wall­mow — Fre­itagabend let­zter Woche hat­te der Dor­fkrug in Wall­mow zahlre­ichen Besuch. Etwa 50 Wall­mow­erIn­nen – die Hälfte davon unter 30 — waren gekom­men, um sich den Film „Die Welle“ von Den­nis Gansel anzuschauen und hin­ter­her darüber zu disku­tieren, ob “Faschis­mus” in Deutsch­land wieder möglich wäre.

Die sich an den Film anschließende Diskus­sion, die von Eva Wendt mod­eriert wurde, schilderten Anwe­sende als gut, offen, per­sön­lich und sehr nah am Film. Bezüge zum Dorf Wall­mow wur­den allerd­ings kaum gezogen.

Der eigentliche Anlass für die Diskus­sion­srei­he waren nicht näher in Erfahrung zu brin­gende Vor­fälle mit rechtem Hin­ter­grund und Stre­it­ereien, die es im let­zten Jahr um den Wall­mow­er Jugend­klub gegeben haben soll. Auch in diesem Jahr soll es bere­its wieder Ärg­er mit recht­en Jugendlichen gegeben haben.

Das The­ma schien auch ein paar Kam­er­aden aus der recht­en Szene der Uck­er­mark ange­lockt zu haben. Ste­fan Schulz, NPD Kan­di­dat für den Wahlkreis 4 bei den Kreistagswahlen im let­zen Jahr, betrat den Film­saal kurz nach­dem das Licht gelöscht wor­den war. Begleit­et wurde er von dem Wolliner Chris­t­ian Z., der in Pots­dam Ver­wal­tungswis­senschaft studiert, und dem Blondschopf K. aus Wollin (Randow­tal), der erst im Feb­ru­ar auf der Dres­den­er Nazi-Demo im Barn­im-Uck­er­mark Block gesichtet wor­den war. Nach der Auf­forderun­gen, sich doch ein­fach zu set­zen, maulte Schulz zurück, dass er lieber ste­he. Die drei jun­gen Män­ner zogen sich kurze Zeit später in den Schankraum zurück und verzichteten darauf, eine Welle zu machen.

Im April plant die Jugend­kun­stschule “flur 1” eine Gespräch­srunde und zeigt den Film „Der Kick“ von Andres Veiel, der sich mit dem grausamen Mord an einem Jugendlichen in Pot­zlow beschäftigt.

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(Anti-)Rassismus

Dombrowski: Rassismus bewährt sich

Dieter Dom­brows­ki, Gen­er­alsekretär der Bran­den­bur­gis­chen CDU,
vertei­digte in ein­er Mit­teilung vor weni­gen Tagen sowohl die
Res­i­den­zpflicht als auch das Gutschein­sys­tem für Flüchtlinge: Ein
Ver­lassen des Land­kreis­es sei schließlich nach Anmel­dung möglich,
Gutscheine statt Bargeld wür­den ins­beson­dere Kindern zu Gute kom­men, da
so sichergestellt wer­den könne, dass das Geld tat­säch­lich zum
Leben­sun­ter­halt genutzt wird.

Katha­ri­na Dahme, Lan­dessprecherin der linksju­gend [’sol­id] Bran­den­burg,
erk­lärt hierzu: „Dass Herr Dom­brows­ki die ras­sis­tis­chen Instru­men­tarien
deutsch­er Flüchtlingspoli­tik vertei­digt, erscheint aus sein­er Sicht nur
logisch: Schließlich wird hier nicht verse­hentlich Men­schen das Leben in
Bran­den­burg so schw­er wie möglich gemacht, son­dern ganz bewusst.
Flüchtlinge, die aus rechtlichen Grün­den nicht abgeschoben wer­den kön­nen
und in der hiesi­gen Wirtschaft ver­meintlich nicht gebraucht wer­den,
sollen sich in der BRD auch nicht wohl fühlen. In der Logik der CDU
sollen sie das Land ja schnell wieder ver­lassen. Die Betrof­fe­nen sollen
sich nicht inte­gri­eren – und das wird durch Gutschein­sys­teme und die
Res­i­den­zpflicht tat­säch­lich erreicht.

Zynisch find­et Katha­ri­na Dahme die Begrün­dung von Gutscheinen mit dem
Wohl der Kinder: „Hier offen­bart Dom­brows­ki seine ras­sis­tis­chen
Stereo­typen, unter­stellt er Flüchtlin­gen doch, unfähig zu sein, für die
eige­nen Fam­i­lien zu sor­gen. Statt der auch in jüng­ster Zeit zahlre­ich
pub­lizierten Stu­di­en zur Res­i­den­zpflicht und der Sit­u­a­tion von
Flüchtlin­gen in Deutsch­land hat der CDU-Gen­er­alsekretär wohl eher Karl
May gele­sen und verdächtigt nun Migran­tInnen, sofort „Perlen gegen
Feuer­wass­er“ tauschen zu wollen. Wäre Dom­brows­ki wirk­lich um das Wohl
der Kinder besorgt, würde er ihnen einen gesicherten Aufen­thaltssta­tus
beschaf­fen, dafür sor­gen, dass sie auch ohne lästi­gen Behör­den­gang zu
Auswärtsspie­len des Fußbal­lvere­ins oder auf Klassen­fahrten fahren
kön­nen, und ihnen die entwürdi­gende Gutschein-Ein­lö­sung an der
Super­mark­tkasse ersparen.“

Ein­er aktuellen Studie des Bun­desin­nen­min­is­teri­ums zu Folge sind 5,2 %
der 15-jähri­gen Jungs in Deutsch­land in neon­azis­tis­chen Struk­turen
organ­isiert. Ras­sis­tis­che Ein­stel­lun­gen der soge­nan­nten bürg­er­lichen
Mitte, die ihren Aus­druck unter anderem in der Migran­tInnen-feindlichen
Poli­tik der CDU find­en, sind nur die andere Seite der­sel­ben Medaille.
Insofern bewähren sich Res­i­den­zpflicht und Gutschein­sys­tem nicht als
Instru­mente zeit­gemäßer Lan­deser­wal­tung, son­dern als Beweis von
insti­tu­tion­al­isiert­er Frem­den­feindlichkeit und staatlichem Rassismus.

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Gegen staatlichen und alltäglichen Rassismus

INFORIOT Am ver­gan­genen Son­ntag, dem „inter­na­tionalen Tag gegen Ras­sis­mus“, demon­stri­erten etwa 350 Men­schen unter dem Mot­to „Gegen alltäglichen und staatlichen Ras­sis­mus“ in Oranien­burg. Aufgerufen hat­te die Antifa Gruppe Oranien­burg zusam­men mit dem “Forum gegen Ras­sis­mus und rechte Gewalt”.

Im Vor­feld der Demon­stra­tion kam es zu Schika­nen von Seit­en der Polizei: Es sollte Aufla­gen geben, nach denen Seit­en­trans­par­ente und das Bilden von Blöck­en unter­sagt wer­den soll­ten. Ausser­dem sollte die Bre­ite der Trans­par­ente 1,70 Meter nicht über­schre­it­en. Sog­ar eine Änderung des Mot­tos wurde gefordert. Durch Druck auf juris­tis­ch­er Ebene kon­nten die halt­losen Aufla­gen rechtzeit­ig außer Kraft geset­zt werden.

Neben dem Ver­such der Polizei die Demon­stra­tion schon im Vor­feld zu krim­i­nal­isieren, woll­ten auch Neon­azis der soge­nan­nten Freien Kräfte gegen „linken Ter­ror“ in „ihrer“ Stadt vorge­hen. Zu einem Auf­marsch unter dem Mot­to „Kein Platz für linke Chaoten in Oranien­burg“ riefen die “Freien Kräfte Oranien­burg” auf. Genau 31 Kam­er­aden liefen ohne Trans­par­ente, lediglich mit Fah­nen bewaffnet durch den men­schen­leeren Ort­steil Lehnitz.

Trotz der Dif­famierung von Polizei und Nazis war die gemein­sam Demon­stra­tion von Bürger_innen und Antifas kraftvoll und entschlossen.

 

Fotos von Pavel Buch­heim. Weit­ere hier.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus Law & Order

Mehr (neo)nazistische Propagandadelikte im Landkreis Havelland

Wie der havel­ländis­chen Tage­spresse zu ent­nehmen ist, stellte die regionale Polizeiführung gestern die lokale sta­tis­tis­che Entwick­lung der angezeigten Ver­stöße gegen das Strafrecht für das Jahr 2008 vor. 

Nach dieser Krim­i­nal­sta­tis­tik seien im polizeilichen „Schutzbere­ich Havel­land“ u.a. die durch Anzeigen bekan­nt gewor­de­nen poli­tis­chen Straftat­en im Ver­gle­ich zu 2007 wieder auf­fal­l­end, genauer gesagt um ca. 30 %, angestiegen.

Die pro­gres­sive Entwick­lung von 80 auf 103 Delik­ten führten die Sta­tis­tik­er der Polizei dabei expliz­it auf eine Zunahme der erfassten, (neo)nazistischen „Pro­pa­gan­dade­lik­te“ zurück, während die reg­istri­erten Gewalt­tat­en mit fünf den eher ger­ingfügigeren Teil der Erfas­sung ausmachten.

Zu ein­er ähn­lichen Diag­nose kam bere­its die Recherche(gruppe) West­havel­land in ihrer Doku­men­ta­tion zum lokalen (Neo)nazismus für das Jahr 2008.

Auch aktuell set­zt sich der Trend zu Ver­stößen gegen die Strafrechtspara­graphen 86a (Ver­wen­dung von Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen) und 130 (Volksver­het­zung), ins­beson­dere in der havel­ländis­chen Kreis­stadt Rathenow, weit­er fort.
An min­destens drei Eisen­bahn­brück­en wur­den am ver­gan­genen Woch­enende ins­ge­samt 44 aufge­sprühte oder aufge­malte Hak­enkreuze, drei Dop­pel-Sig Runen (SS — Embleme) und sechs Parolen mit NS ver­her­rlichen­den, volksver­het­zen­den oder ähn­lichem Inhalt festgestellt.

Einen lokalen Schw­er­punkt, der an ander­er Stelle eben­falls in der havel­ländis­chen Tage­spresse the­ma­tisiert wurde, bildete dabei die Bah­nüber­querung der Hav­el, südlich des Wein­berges. Hier befind­et sich im Rah­men des Straßen­baupro­jek­tes zur Ort­sumge­hung der B 188 eine der größten Baustellen Rathenows.
Eine Beach­tung erfuhren die offen­sichtlichen Pro­pa­gan­dade­lik­te jedoch wed­er durch die dort einge­set­zten Arbeit­skräfte noch durch die Bauleitung, obwohl die NS Sym­bole zum Teil in unmit­tel­bar­er Nähe eines Mannschaftscon­tain­ers an einem Brück­en­wider­lager ange­bracht waren.

Antifaschis­ten über­strichen  die Nazisym­bole noch am ver­gan­genen Son­ntag not­dürftig. Auch die Bahn kündigte in der Tage­spresse an, der­ar­tige Schmier­ereien (kün­ftig?) sofort zu entfernen.

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(Anti-)Rassismus

Auf gepackten Koffern”- Leben in der Abschiebehaft

Ständig ver­lassen Men­schen aus ver­schieden­sten Grün­den den Ort an dem sie lebten.
Manche wollen woan­ders studieren, arbeit­en, ihr Glück suchen..
Viele Men­schen kön­nen sich das jedoch nicht aus­suchen, son­dern müssen vor den
Bedin­gun­gen in ‘ihrem Land’ flücht­en.
Men­schen die in die BRD kom­men, hier keine Aufen­thalt­ser­laub­nis erhal­ten und nicht
frei­willig wieder aus­reisen, dro­ht eine Abschiebung.
Mit einem vorüberge­hen­den Frei­heit­sentzug- der soge­nan­nten Abschiebe­haft- soll
sichergestellt wer­den, dass aufen­thalt­sun­berechtigte Men­schen aus der BRD, zur Not
auch zwang­haft, aus­gewiesen bzw. abgeschoben wer­den kön­nen. In dieser Sit­u­a­tion sind
sie bei fehlen­der medi­zinis­ch­er Ver­sorgung kaum vorstell­baren psy­chis­chen und
kör­per­lichen Belas­tun­gen aus­ge­set­zt und haben täglich mit Repres­sio­nen und der Angst
vor ein­er ungewis­sen Zukun­ft zu kämpfen.

Auf gepack­ten Koffern”-Leben in der Abschiebe­haft ist eine Austel­lung
vom Flüchtlingsrat Berlin in Zusam­me­nar­beit mit der Ini­tia­tive gegen Abschiebe­haft,
CIMADE (Paris) und PRO ASYL.
Die Austel­lung kann beim Flüchtlingsrat Berlin aus­geliehen wer­den und richtet sich
vor allem an Schulen, Jugend- und Bil­dung­sein­rich­tun­gen, ist aber auch an anderen
öffentlichen Orten zu sehen.
In dieser wer­den anhand von Fotos, Bildern und Inter­views mit und über 8
Abschiebe­häftlinge ver­schiedene Aspek­te der Abschiebe­haft beleuchtet.

Die Ausstel­lung wird — von der Ini­tia­tive für Begeg­nung organ­isiert- vom 16.03.09
bis 03.04.09 im Foy­er der Fach­Hochschule in der Friedrich-Ebert-Straße in Pots­dam zu
sehen sein. Die Besich­ti­gungszeit­en richt­en sich nach den Öfn­nungszeit­en der FH.
Im Rah­men der Austelung wird es dort auch eine Infor­ma­tionsver­anstal­tung zum The­ma
geben.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Ausstellung “Rostock Lichtenhagen — 10 Jahre danach” eröffnet

Am gestri­gen 12.03.2009 fand im Jugend‑, Kultur‑, Bil­dung- und Bügerzen­trum “Offi” die Eröff­nung der noch bis zum 23. März 2009 gehen­den Ausstel­lung “Ros­tock Licht­en­hagen — 10 Jahre danach” der Antifa Bad Freien­walde zur Erin­nerung an die ras­sis­tis­chen Auss­chre­itun­gen vor nun­mehr 16 Jahren statt.

Carsten Hiller, Leit­er des “Offi”, leit­ete die Auf­tak­tver­anstal­tung mit inter­es­san­ten Impulsen ein. Bezug nehmend auf die Leben­sart und ‑weise “deutsch­er” Fam­i­lien, mit durch die neon­azis­tis­che Erziehungsweise zur Dummheit verurteil­ter Kinder, verdeut­lichte er, dass sich an solchen Umstän­den nichts geän­dert hat.

Lena Serath, Press­esprecherin und Ref­er­entin der Antifa Bad Freien­walde, gab in einem Kurzvor­trag einen Überblick zu den Ereignis­sen 1992 in Licht­en­hagen. Vom 22. bis zum 26. August kam es im Zuge extrem gewalt­tätiger Auss­chre­itun­gen gegen Asyl­be­wer­berIn­nen zur Brand­s­tiftung in einem Wohn­heim für Migran­tInnen. Über 100 Men­schen mussten dabei um ihr Leben fürcht­en, während hun­derte Neon­azis aus ganz Deutsch­land, sowie tausende Anwohner­In­nen nach diesem trachteten.

Serath merk­te dazu an: “Auch in Freien­walde und Umge­bung ist eine starke Präsenz neon­azis­tis­ch­er Struk­turen zu verze­ich­nen. In der Nacht vom 12. zum 13. Juni 2008 wurde das alter­na­tive Jugendzen­trum “Maquis” von Mar­cel Stechert, einem örtlichen Neon­azi niederge­bran­nt. Die Vor­fälle Ros­tock Licht­en­hagens sind ein bedeu­ten­des Beispiel dafür, dass dies Vorze­ichen für etwas sein kön­nen, was noch viel ungeah­n­tere Aus­maße annehmen kann. Es gilt dieser Prog­nose etwas ent­ge­gen zu set­zen! Dazu gehört Aufk­lärung, welche wir mit der Ausstel­lung vor Ort leis­ten wollen.”

Am Mittwoch, dem 18. März, wird eine Klasse der Ober­schule Freien­waldes mit 21 Schü­lerIn­nen die Ausstel­lung besuchen, um dabei eben­falls das Refer­at zu hören und den Film “The true lies in Ros­tock” zu sehen. Wie sie und die 15 Teil­nehmerIn­nen der Auf­tak­tver­anstal­tung, sind weit­er­hin alle Inter­essierten ein­ge­laden die Ausstel­lung zu besuchen.

Öff­nungszeit­en: Mon­tag: 09.00 Uhr — 18.00 Uhr und Dien­stag — Fre­itag: 09.00 Uhr — 21.00 Uhr

 

Inforiot