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Antifaschismus Arbeit & Soziales

Wenn ‚Mitteschön‘ mit der AfD und Preußenfans feiert…

Pots­dam, am 27.08. einem schö­nen, son­ni­gen Sonntag:
Die „Bürg­erini­tia­tive MITTESCHÖN“ hat­te am Son­ntag zu einem Din­ner auf dem Alten Markt ein­ge­laden. Die bour­geoise Ini­tia­tive sprach sich dabei für den Abriss des FH-Gebäudes und die weit­ere Pri­vatisierung der Stadt­mitte aus. Der Din­nerein­ladung fol­gten über­wiegend ältere Men­schen, die wahrschein­lich die kom­plette his­torische Rekon­struk­tion nicht mehr erleben wer­den. Zu den Gästen zählten auch als Zom­bies verklei­dete Aktivist_innen, diese gesell­ten sich zu den realen Polit­zom­bies beim Din­ner. So speiste eine illus­tre Runde aus alt­bekan­nten Erzreak­tionären von der Tra­di­tion­s­ge­mein­schaft Preußis­ches Glock­en­spiel mit Zom­bies eher neueren Kalibers wie Her­bert Hei­der von der AfD. Fröh­lich vere­int, mit den sich als Mitte der Gesellschaft ver­ste­hen­den Vertreter_innen von Mitteschön.
Mitteschön und die fehlende Abgren­zung zur AfD.
Bei der Beset­zung der FH Pots­dam wurde Her­bert Hei­der, derzeit Press­esprech­er der AfD Pots­dam (der geneigten Pots­damer Öffentlichkeit schon seit län­gerem bekan­nt als die rechte Hand vom derzeit unter­ge­taucht­en Chris­t­ian Müller sowie der Press­esprech­er des Rassist_innenzusammenschlusses Pogi­da) durch antifaschis­tis­ches Engage­ment noch in seine Schranken ver­wiesen. Beim Mitteschön Din­ner kon­nte er die „tolle“ Atmo­sphäre genießen und ein­fach er selb­st sein, umgeben von Joop, CDU-Hin­ter­bän­klern wie Mar­ius Amfalder oder der umtriebi­gen Sask­ia Hünecke von den soge­nan­nten „Grü­nen“.
AfD und Bünd­nis 90/Grünen Hand in Hand für die his­torische Innenstadt?
Dass sich auf ein­er Ver­anstal­tung, wo unter anderem auch Spenden für die preußis­che Mil­itärkirche gesam­melt wur­den, Neon­azis und Rassist_innen sam­meln ist nicht ver­wun­der­lich. Pots­dam wurde am 14.04.1945 von den Alli­ierten bom­bardiert und die Zer­störung der Innen­stadt kann nur als ein Baustein zur Befreiung ange­se­hen wer­den. Es ist nicht über­raschend, dass die Rekon­struk­tion der preußis­chen Stadt und der Wieder­auf­bau der Gar­nisonkirche dazu führen, dass sich Neon­azis wieder in Pots­dam wohler fühlen.
Dazu sagt Jascha Nowak, Press­esprecherin der Emanzi­pa­torischen Antifa Pots­dam [EAP]: „Es ist mit­tler­weile lan­dauf landab bekan­nt, dass men­schen­ver­ach­t­ende Ide­olo­gien wie Revi­sion­is­mus, Sozialchau­vin­is­mus und Ras­sis­mus ein großes Prob­lem in der Mitte der Gesellschaft sind. Dank der tatkräfti­gen Bemühun­gen von Mitteschön wird Pots­dams Mitte bald wieder zu einem Pil­gerort für Neon­azis, Rassist_innen und Preußenfans”.

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Antifaschismus

[JWD-Camp] Wichtige Hinweise zur Anreise

Mor­gen geht das JWD-Camp in Cot­tbus los! Vier Tage Bil­dung, Ver­net­zung, Spaß und Erhol­ung warten auf euch. Bevor es aber richtig los­ge­hen kann, gibt es einige Sachen zu beachten.
So wie es der Zufall will, befind­et sich das JWD-Camp in unmit­tel­bar­er Nähe zum Sta­dion der Fre­und­schaft des FC Energie Cot­tbus. Über die Hin­ter­gründe der Cot­tbuser Fan­szene haben wir bere­its gestern knapp berichtet. Weit­ere Artikel find­en sich hier und hier. Am Son­ntag, den 27. August, wird in Sta­dion ein Heim­spiel gegen den thüringis­chen Vere­in ZFC Meusel­witz aus­tra­gen. Auf­grund dieses Umstandes und der speziellen Lage in der Stadt wollen wir euch einige Hin­weise mit auf dem Weg geben.
Was muss ich beacht­en, wenn ich zum JWD-Camp fahre?

  • Anreise: Am 24. August kön­nt ihr ab 16 Uhr eure Zelte auf unseren Gelände aufschlagen.
  • Bitte reist möglichst NICHT alleine an! Schnappt euch eure Freund*innen und bildet eine Reisegruppe.
  • Wir bieten einen Shut­tle an. Ab Don­ner­stag ist dieser erre­ich­bar. Die Num­mer lautet: 0152 146 724 22. Bitte meldet euch min­destens eine halbe Stunde bevor ihr in Cot­tbus seid bei dem Shut­tle und sagt bescheid, wie viele ihr seid.
  • Während des Camps: achtet auf einan­der und bewegt euch in Grup­pen durch die Stadt.
  • Auf mögliche Even­tu­al­itäten während des Camps sind wir vor­bere­it­et. Bitte achtet auf Ankündi­gun­gen der Orga und ver­mei­det Alleingänge!
  • Abreise: nie­mand muss allein abreisen! Ins­beson­dere wegen des Fußball­spiels am Son­ntag empfehlen wir euch größeren Reiseg­rup­pen anzuschließen.

Der Weg zum Camp:

Was muss ich mitnehmen?

  • Camp­ing: Zelt, Iso­mat­te, Schlaf­sack, das Kuschelkissen, also alles, was ihr zum Schlafen braucht
  • Per­son­alausweis, Geld und wichtige Medika­mente, die ihr braucht
  • Geschirr (zur Sicherheit)
  • Falls ihr Min­der­jährig seid, lasst unbe­d­ingt einen Elternzettel durch eure Erziehungs­berechtigten unter­schreiben. Unseren Mut­tizettel gibt es hier: http://www.jwd-camp.org/faq/elternzettel/
  • Bade­sachen, wenn ihr wollt
  • Son­nen­creme (es ist bestes Wet­ter angekündigt!)
  • Mück­en­spray (wir befind­en uns am Wass­er und die Biester sind hartnäckig)

Anson­sten haben wir alles wichtige in unseren FAQs zusam­menge­fasst: http://www.jwd-camp.org/faq/
Wir freuen uns auf euch!
JWD-Camp 2017
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Antifaschismus

[JWD-Camp] Warum zur Hölle ein Camp in Cottbus?

LogVon 24. bis 27. August wollen wir gemein­sam eine gute Zeit beim JWD-Camp im Strom­bad in Cot­tbus ver­brin­gen. Cot­tbus liegt im Süden Bran­den­burgs und ist wahrschein­lich für viele Antifaschist*innen im Bun­des­land als Naz­i­hochburg bekan­nt. Aber auch das Bünd­nis Cot­tbus Naz­ifrei! dürfte eini­gen ein Begriff sein. Es gibt also Leute, die sich küm­mern und auch wenn Ras­sis­mus in Cot­tbus alltäglich ist, gibt es hier viel Schönes zu entdecken.
Kurz notiert…
Cot­tbus ist, seit­dem in den let­zten Jahren ver­mehrt Geflüchtete die Stadt als Wohnort wählten, wieder eine Großs­tadt. Es leben dort ca. 100 000 Einwohner*innen. Bes­tim­mend für die Region ist der Kohleab­bau. Diese Großin­dus­trie wird im Zuge des Struk­tur­wan­dels hin zu umwelt­fre­undlicheren Energien weg­brechen, was für die Stadt eine große Her­aus­forderung darstellen wird. Schon jet­zt gibt es für junge Men­schen kaum Per­spek­tive. Obwohl es eine Uni­ver­sität und andere Bil­dung­sein­rich­tun­gen gibt, ziehen sie weg, um woan­ders zu studieren oder zu arbeit­en, weil die Bedin­gun­gen ander­norts bess­er sind. Ein recht typ­is­ches Phänomen für den Osten Deutsch­lands nach der Wiedervereinigung.
Viele Nazis, aber…
Schon vor der Wende began­nen sich Neon­azis hier zu organ­isieren. Die Partei Deutsche Alter­na­tive stellte eine führende Kraft dar. Sie war maßge­blich für die pogro­mar­ti­gen Auss­chre­itun­gen im Stadt­teil Sach­sendorf, einem Plat­ten­bau­vier­tel im Süden der Stadt, wo auch das Geflüchteten­heim war, ver­ant­wortlich. Aber es ent­standen auch linke und alter­na­tive Struk­turen, wie z.B. das Haus­pro­jekt Zelle 79 mit dem Vere­in für ein mul­ti­kul­turelles Europa e.V., welch­es bis heute besteht.
So wie es immer eine recht große und mil­i­tante Nazis­szene in Cot­tbus gab, organ­isierten sich auch Men­schen, um ihnen etwas ent­ge­gen zu set­zen. Zudem tru­gen sie ihre Vorstel­lun­gen von einem schö­nen Leben abseits von Leis­tungszwang und Selb­stop­ti­mierung in die Gesellschaft, so dass in Cot­tbus einige sub­kul­turelle Ange­bote zu find­en sind. Da gibt es den alter­na­tiv­en Club Chekov, der an das Campgelände angren­zt und in dem wir auch feiern wer­den. Im Nord­kiez find­et ihr die Galerie Fan­go, wo junge Men­schen ehre­namtlich Ausstel­lun­gen organ­isieren und eine Bar betreiben, und den Kost-Nix-Laden, der auch mit einem Stand auf dem Camp vertreten sein wird.
Alter Scheiß weicht neuem Scheiß
Auf den Straßen mussten sich Antifaschist*innen vor Ort jährlich mit den „Trauer­märschen“ der NPD am 15. Feb­ru­ar, dem Tag der Bom­bardierung von Cot­tbus 1945, herum­schla­gen. Durch ein bre­ites Bünd­nis kon­nten diese Aufmärsche ver­hin­dert wer­den und in diesem Jahr ver­anstal­tete die Partei gar keine Demon­stra­tion mehr. Dafür marschiert seit Mai diesen Jahres der asylfeindliche Vere­in Zukun­ft Heimat alle zwei Wochen durch die Cot­tbuser Innen­stadt. Auch hier gab es seit­ens des Bünd­nis Cot­tbus Naz­ifrei! Gegenproteste.
All­t­ag von Ras­sis­mus vergiftet
Mit dem Zuzug von Geflüchteten seit 2015 ist die Stim­mung in Cot­tbus zunehmend von Ras­sis­mus bes­timmt, welche sich auch in gewalt­täti­gen Über­grif­f­en zeigt. Laut dem Vere­in Opfer­per­spek­tive ist Cot­tbus bzw. Süd­bran­den­burg ein Hotspot für rechte Gewalt. Maßge­blich trägt zu dieser Sit­u­a­tion die mil­i­tante, neon­azis­tis­che Hooli­gan­szene bei. Infer­no Cot­tbus war, bis zu ihrer Selb­stau­flö­sung im Mai 2017, die größte rechte Ultra­gruppe des FC Energie Cot­tbus. Das Sta­dion, indem Infer­no zu Hause war, liegt übri­gens direkt gegenüber dem Campgelände. Diese Gewalt­täter tum­meln sich jet­zt unter bürg­er­lichem Anstrich bei Zukun­ft Heimat, neben Mit­gliedern der Iden­titären Bewe­gung, welche vor kurzem eine Orts­gruppe Cot­tbus grün­dete sowie AfDlern, die ihren Wahlkampf hier führen, alle­samt unter­stützt durch Pegi­da Dresden.
Antifaschis­tis­ches Camp in Cot­tbus – yeah!
Ger­ade weil Neon­azis in Cot­tbus so präsent sind, ist es cool, dass das erste JWD-Camp in Süd­bran­den­burg statt find­et. Wir wollen damit ein Zeichen für ein sol­i­darisches Miteinan­der set­zen und Antifaschis­mus für junge Men­schen attrak­tiv machen. Vor allem möcht­en wir aber eine entspan­nte Zeit miteinan­der ver­brin­gen und es uns gut gehen lassen – dafür ist das an der Spree gele­gene Strom­bad ein sehr geeigneter Ort!
Also, kommt zum JWD-Camp vom 24.–27. August im Strom­bad Cottbus!
Bil­dung: http://www.jwd-camp.org/programm/bildung/
Kul­tur: http://www.jwd-camp.org/programm/kultur/
FAQs: http://www.jwd-camp.org/faq/
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Antifaschismus

Cottbus: Antifaschistisches Sommercamp stellt sich vor

LogINFORIOT Vom 24.–27. August find­et erst­mals in Cot­tbus ein antifaschis­tis­ches Som­mer­camp, das JanzWeit­Draussen (JWD)-Camp, statt. Ver­net­zung, Bil­dung und Erhol­ung ste­hen bei dem JWD-Camp in Vorder­grund. Infori­ot hat mit den Organisator*innen des JWD-Camps gesprochen.
IR: Hal­lo, wer seid ihr, stellt euch doch mal kurz vor.
Alex: Ich bin 32 Jahre, mache seid mein­er Jugend Poli­tik, ange­fan­gen bei klas­sis­ch­er Antifapoli­tik über Freiraumkämpfe bis hin zu der Auseinan­der­set­zung mit fem­i­nis­tis­ch­er Theorie.
Hiba: Ich mache ger­ade Abitur. Ich habe an mein­er Schule selb­st ras­sis­tis­che Diskri­m­inierung erfahren, mich dann in Schüler*innen-AG‘s ange­fan­gen zu poli­tisieren, über Schule ohne Ras­sis­mus und sowas, und organ­isiere nun erst­ma­lig eine größere Aktion mit.
IR: Das sind ja doch sehr unter­schiedliche Erfahrun­gen, die ihr da mit­bringt. Wie habt ihr für die Organ­i­sa­tion des Camps zueinan­der gefunden?
Hiba: Ich habe mich an die in mein­er Kle­in­stadt aktive linke Gruppe gewandt, um Unter­stützung zu bekom­men, neue Leute ken­nen­zuler­nen und mich auch weit­er mit poli­tis­chen Sachen auseinan­der­set­zen zu kön­nen. Das war so unge­fähr vor einem Jahr. Zufäl­liger­weise plante diese Gruppe dann auch ziem­lich zeit­nah das Alter­na­tive Jugend Camp (AJUCA) in Meck­len­burg-Vor­pom­mern zu besuchen, wo ich mich anschloss. Dort ent­stand die Idee eine ähn­liche Sache in Bran­den­burg aufzuziehen und so begann das Kon­tak­teknüpfen zu Struk­turen in anderen Städten.
IR: Was hat euch genau am AJUCA fasziniert? Was macht die Vor­bild­funk­tion aus und was hat euch dazu bewegt, auch in Bran­den­burg ein Camp zu machen?
Alex: Das AJUCA ist schon eine ziem­lich gut organ­isierte Num­mer. Ein­mal jährlich die Verbindung von Freizeit und Poli­tik, The­o­rie und Prax­is, Möglichkeit­en zur Ver­net­zung und gute Ein­stiegsmo­mente für junge Aktivist*innen. Genau sowas fehlte uns hier in Bran­den­burg bish­er. Vor allem in Flächen­län­dern wie Bran­den­burg und Meck­len­burg-Vor­pom­mern, in dnen der Zu- und Wegzug der Men­schen auf­grund fehlen­der Per­spek­tive häu­fig sehr groß ist, ist Ver­net­zung ein wichtiger Bestandteil poli­tis­ch­er Prax­is. Der Aus­tausch hil­ft ein­fach auch mit den oft schwieri­gen Sit­u­a­tio­nen vor Ort bess­er umzugehen.
IR: Kön­nt ihr bitte nochmal genauer beschreiben, welche Sit­u­a­tio­nen ihr meint. Über welche The­men benötigt ihr einen Austausch?
Alex: Ich denke, das größte Prob­lem sind Nazis, die sich mit dem ver­mehrten Zuzug von Geflüchteten, an ras­sis­tis­che Bürg­er­proteste ange­dockt haben. Die Hemm­schwelle zur Gewalt­bere­itschaft ist weit­er gesunken, Ras­sis­mus “nor­mal” gewor­den. Das haben ver­mut­lich Antifaschist*innen in ganz Berlin und Bran­den­burg so erlebt und da kann man sich gegen­seit­ig beraten.
Hiba: Ja, das kann ich nur bestäti­gen. Ich hat­te in dem Ort, aus dem ich komme schön öfters mit Nazis Stress und einige Ver­wandte find­en den ras­si­tis­chen Kram, den die AfD erzählt, auch ganz geil. Ich wün­sche mir da vom Camp vor allem ein paar Basics, wie poli­tis­che Arbeit funk­tion­iert, möchte gern Gle­ich­gesin­nte ken­nen ler­nen und und und.
Alex: Für mich ste­ht, abseits vom alltäglichen Anti­nazikram, die inhaltliche Auseinan­der­set­zung mit Ras­sis­mus und Sex­is­mus im Vorder­grund, aber auch die Reflex­ion eigen­er Ver­hal­tensweisen und Mech­a­nis­men und wie men­sch sie auflösen kann. Ich freue mich sehr auf den Work­shop zu Antifa und Männlichkeit, sowie f_antifa in der Prov­inz, die Teil des Camp-Pro­gramms sind. Außer­dem gibt es den Work­shop zu Flucht, Asyl und Migra­tion, der einen Ein­stieg in anti­ras­sis­tis­che Arbeit ermöglichen soll.
Hiba: Außer­dem haben wir in der Vor­bere­itung viel darüber disku­tiert, wie wir Aktivist*innen einen Zugang zum Camp ermöglichen kön­nen, die beispiel­weise in ihrer poli­tis­chen Arbeit Ein­schnitte machen müssen. Sei es durch die Kinder­erziehung oder der Auss­chluss von Men­schen, die ein Handy­cap haben. Wir haben daher einen Work­shop einge­plant, in dem sich Aktivist*innen mit Kindern über Möglichkeit­en und Prob­leme poli­tis­ch­er Organ­isierung mit Kindern aus­tauschen kön­nen. Zudem wird es einen Work­shop vom ak_mob (Arbeit­skreis mit ohne Behin­derung) geben, der sich damit beschäftigt, wie wir unsere Räume und Ver­anstat­tun­gen bar­ri­erearm gestal­ten kön­nen. Unser Camp-Gelände ist übri­gens auch für Men­schen mit Rol­li geeignet!
IR: Okay, jet­zt haben wir ein biss­chen über eure Moti­va­tion solch ein Camp zu ver­anstal­ten gesprochen. Nun erzählt uns doch mal kon­kreter was darüber.
Alex: Das JWD-Camp find­et dieses Jahr erst­ma­lig statt. Es hat eine klar antifaschis­tis­che Aus­rich­tung. Auch in den näch­sten Jahren soll das Camp ver­anstal­tet wer­den. In diesem Jahr haben wir uns für das Strom­bad in Cot­tbus entsch­ieden. Das ist ein altes Freibad direkt an de Spree, aus­ges­tat­tet mit Badestelle, San­itäran­la­gen, Küche – also allem, was für ein Camp nötig ist. Das Chekov, ein alter­na­tiv­er Club, ist direkt mit auf dem Gelände und das Haus­pro­jekt Zelle 79 in der Nachbarschaft.
Hiba: Wir wollen so vie­len Men­schen wie möglich an dem Camp teil­nehmen lassen und dort gemein­sam eine schöne Zeit ver­brin­gen. Lei­der passen auf das Gelände nur 150 zel­tende Per­so­n­en. Die Möglichkeit­en sind daher begren­zt. Allerd­ings rech­nen wir beim ersten Mal nicht mit einem Ansturm, weshalb sich gern auch jet­zt noch Leute für das Camp anmelden kön­nen. Don­ner­stag begin­nt das Camp mit einem großen Plenum. Danach gibt es ein Kneipen-Quiz und Punkrock von der Plat­te. Der Fre­itag und Sam­stag wid­met sich dann den Work­shops. Mein per­sön­lich­es High­light ist das Fre­itagskonz­ert mit Lena Sto­er­fak­tor und Pöbel MC.
Alex: Ja und Sam­stag wollen wir dann das Camp bei Lager­feuer und Klampfe ausklin­gen lassen.
Hiba: Achso, und ple­niert wird jeden Tag. So kön­nen wir gemein­sam unsere Bedrüfnisse und Wün­sche aus­tauschen und vielle­icht schaf­fen wir es ja neue Pläne zu schmieden und gemein­same Aktio­nen zu starten!

IR: Und warum ver­anstal­tet ihr aus­gerech­net in Cot­tbus solch ein Camp?

Alex: Uns ist es wichtig Berlin, beziehungsweise den Berlin­er Speck­gür­tel, zu ver­lassen. Wir möcht­en Leute in die ver­meintliche Prov­inz holen, weil das ein­fach die Orte sind, in denen wir uns im All­t­ag bewe­gen. Nix mit Szene-Kiez und Großs­tadt-Antifa, son­dern genau rein ins Geschehen. Daher ist auch der Name JWD-JanzWeit­Draussen gewählt. Wir wollen das Camp gern routieren lassen, jedoch weit­er­hin in Städten oder Orten, die fernab der Großs­tadt sind.
IR: In eurem Aufruf sprecht ihr davon, dass Antifaschis­mus für euch eine Über­lebensstrate­gie ist. Erzählt mal was zu der aktuellen Sit­u­a­tion in Cottbus.
Hiba: Wenn man bei Infori­ot in das Such­feld “Cot­tbus” und “Nazis” ein­gibt, bekommt men­sch ein ganz gutes Bild von dem, was da abgeht.
Alex: Ja, Cot­tbus macht öfters mal Schlagzeilen, was seine sehr aus­geprägte Nazis­szene bet­rifft. Es ist schon para­dox, dass Struk­turen, denen die NPD früher nicht radikal genug war, nun mit der AfD gemein­same Sache machen. Statt vom Volk­stod sprechen sie nun vom Volk­saus­tausch, aber im Großen und Ganzen die gle­iche Suppe. Das ist bei den pegi­daähn­lichen Demos von Zukun­ft-Heimat, die seit Mai regelmäßig in Cot­tbus stat­tfind­en, gut zu beobacht­en. Durch sowas ist der All­t­ag in Cot­tbus von Ras­sis­mus vergiftet. Dahinge­gen wollen wir vor allem jün­geren Leuten zeigen, dass es auch in der Prov­inz emanzi­pa­torische Struk­turen und Möglichkeit­en für antifaschis­tis­ches Engage­ment gibt. Das verdeut­lichen die Berichte bei Infori­ot übri­gens auch.
IR: Danke für eure Antworten, wollt ihr noch was ergänzen?
Hiba: Ja kommt vor­bei, informiert euch auf unser Home­page www.jwdcamp.org. Da find­et ihr in Kürze Teile des Pro­gramms, Tipps zur Anreise und auch eine Kon­tak­tadresse, falls ihr Lust habt euch einzubrin­gen oder noch irgendwelche Fra­gen offen sind.
Alex: Genau, damit wir auch bess­er pla­nen kön­nen, bit­ten wir noch darum euch oder eure ganze Crew anzumelden, damit wir über die Teilnehmer*innenzahl einen Überblick haben.
Vie­len Dank für das Interview!

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Antifaschismus

AFD-Aufmarsch und Gegenkundgebungen in Eberswalde

Am kom­menden Dien­stag (15.8.) plant die AFD eine Demon­stra­tion durch Eber­swalde. Es soll unter anderem der PEGI­DA-Mit­be­grün­der Siegfried Däbritz auftreten.
Ein bre­ites Bünd­nis aus Ini­tia­tiv­en, Parteien und Gew­erkschaften organ­isiert Gegen­proteste unter dem Mot­to „Auf­ste­hen gegen Rassismus!“

Auf dieser Über­sicht­skarte kön­nt ihr sehen, wo Gegenkundge­bun­gen angemeldet sind.

Kommt auf die Straße und zeigt deut­lich, dass ihr keinen Bock darauf habt, dass ras­sis­tis­che und nation­al­is­tis­che Het­zer durch Eber­swalde marschieren!
Weit­ere Infos ste­hen im Aufruf des Bündnisses:
Auf­ste­hen gegen Ras­sis­mus – Unser Alter­na­tive ist Solidarität!
Die AfD plant für den 15.08.2017 eine Kundge­bung in Eber­swalde. Sie will damit vor den Bun­destagswahlen Stim­mung machen gegen Geflüchtete, poli­tisch Ander­s­denk­ende und gegen alle, die für eine weltof­fene und sol­i­darische Gesellschaft stehen.
Die „Alter­na­tive für Deutsch­land“ (AfD) ist mit­tler­weile keine Protest­partei mehr, son­dern ein Sam­mel­beck­en und Sprachrohr für ras­sis­tis­che Poli­tik. Sie ver­sucht derzeit bun­desweit, wie auch im Barn­im, zu einem Zen­trum der Recht­en zu wer­den. Es wer­den nation­al­is­tis­che, ras­sis­tis­che und zum Teil auch Nazi­parolen ver­bre­it­et und es wird gegen Ander­s­denk­ende gehet­zt. So wer­den poli­tis­che Diskurse und das gesellschaftliche Kli­ma nach rechts verschoben.
Doch die AfD ist nicht nur wegen ihres offe­nen Ras­sis­mus eine ern­sthafte Gefahr für die Gesellschaft. Das Parteipro­gramm ist in viel­er­lei Hin­sicht reak­tionär. Unter anderem wird ein tra­di­tionelles Fam­i­lien­bild propagiert, welch­es in let­zter Kon­se­quenz die Frauen zurück an den Herd drängt. Auch sollen beispiel­sweise soziale Sicherungssys­teme zurück­ge­fahren und Steuern für die Reichen gesenkt wer­den. Offen­sichtlich ist das alles nicht im Sinne der gesellschaftlich Benachteiligten, die diese Partei wählen sollen.
Vor den anste­hen­den Wahlen ver­sucht die AfD auf Bun­de­sebene, sich einen gemäßigten Anstrich zu ver­passen. Im Barn­im läuft das offen­sichtlich anders. Die angekündigten Red­ner sind klar im äußeren recht­en Flügel der Partei posi­tion­iert und ste­hen für eine völkisch-nation­al­is­tis­che Poli­tik. Der Schul­ter­schluss mit dem Pegi­da-Grün­der Siegfried Däbritz aus Dres­den zeigt, dass die soge­nan­nte Alter­na­tive nicht ein­mal den Ver­such untern­immt sich vom gewalt­bere­it­en recht­en Poten­tial abzu­gren­zen. Auch die anderen Red­ner sind klar als recht­saußen Poli­tik­er bekan­nt und haben keine Berührungsäng­ste zur NPD, wie zum Beispiel der Bürg­er­meis­terkan­di­dat aus Bad Freien­walde Lars Gün­ther mit ein­er gemein­samen Demo „gegen Über­fem­dung“ vor eini­gen Jahren mit der NPD und anderen bewiesen hat.
Egal unter welchem Label sich Rassist_innen, Nationalist_innen und die alten und neuen Nazis ver­sam­meln, wir wer­den ihnen keinen Platz lassen in Eber­swalde oder ander­swo. Wir sind viele Men­schen unter­schiedlich­ster Herkun­ft, unter­schiedlich­sten Alters und poli­tis­ch­er Ori­en­tierung. Wir sind geeint in dem Willen für eine gerechte, weltof­fene und tol­er­ante Gesellschaft zu stre­it­en. Deshalb rufen wir am 15.08.2017 ab 18.00 Uhr zu ein­er Protestkundge­bung in der Nähe des Eber­swalder Mark­t­platzes (Rich­tung Kirch­hang) auf. Wir wollen ein deut­lich­es Zeichen gegen Ras­sis­mus, Anti­semitismus und Aus­gren­zung setzen!

Light Me Amadeu
DGB Region Ostbrandeburg
Bünd­nis 90/ Grüne
DIE LINKE Eberswalde
SPD Eber­swalde und Finow
Run­der Tisch Willkom­men in Eberswalde
Jusos Barnim
Linksju­gend sol­id Barnim
Antifaschis­tis­che Ini­tia­tive Eberswalde

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Law & Order

Führender Neonazi nach Angriffen auf junge Linke zu Haftstrafe verurteilt

Gestern wurde der bekan­nte Neon­azi Sandy L. vor dem Landgericht Neu­rup­pin wegen mehrerer rechter Gewalt­tat­en zu ein­er Haft­strafe von 2 Jahren und 4 Monat­en verurteilt. Der Mitangeklagte Raiko K. erhielt eine Frei­heit­strafe von 9 Monat­en, die zur Bewährung aus­ge­set­zt wurde. Zusam­men hat­ten sie im Sep­tem­ber 2015 eine damals 16-jährige Schü­lerin und ihren 18-jähri­gen Begleit­er im Einkauf­szen­trum REIZ mit einem Fausthieb zu Boden geschla­gen und anschließend durch Fußtritte erhe­blich verletzt.
Am sel­ben Abend macht­en die bei­den Recht­en gemein­sam mit anderen an ein­er Tankstelle Jagd auf weit­ere linke Jugendliche. Eine 15-jährige Schü­lerin wurde von Sandy L. abge­fan­gen, gegen die Wand der Tankstelle geschub­st und mehrfach getreten und geschla­gen. Zuvor hat­ten die alko­holisierten Neon­azis bere­its am alter­na­tiv­en Jugendprojekt
„Mit­ten­Drin“ ran­daliert. Ursprünglich hat­ten die Recht­en geplant, zu ein­er Demon­stra­tion nach Ham­burg zu reisen, ihren Plan aber auf Grund eines Ver­bots der Ver­anstal­tung geän­dert. Ein weit­er­er Mit­täter wurde bere­its geson­dert verurteilt.
Beson­ders bedrück­end war es im Gerichtssaal festzustellen, wie die bru­tal­en Angriffe von weni­gen Minuten Dauer bei den Betrof­fe­nen noch Jahre später nach­wirk­ten und sie nach­haltig in ihrem Sicher­heits­ge­fühl erschüt­terten. Die Jugendlichen berichteten davon, wie sie nach dem neon­azis­tis­chen Gewal­texzess ihr Leben umstell­ten, und sich lange nicht in ihrem gewohn­ten Umfeld bewe­gen kon­nten. Bis heute ver­mei­den sie es teil­weise, alleine bei Dunkel­heit in Neu­rup­pin unter­wegs zu sein. Das Ziel der Neon­azis, linke Jugendliche durch Dro­hun­gen und Gewalt einzuschüchtern, wurde zumin­d­est zeitweilig erreicht.
„Die in den ver­gan­genen Wochen ver­han­del­ten Gewalt­tat­en verdeut­lichen noch ein­mal ein­drück­lich, wie enthemmt und rück­sicht­s­los Neon­azis gegen poli­tis­che Gegner_innen und Geflüchtete vorge­hen. Die gegen die Betrof­fe­nen aus­geübte Gewalt war nicht zufäl­lig, son­dern eine logis­che Folge der recht­en Ide­olo­gie der Verurteil­ten an. Ich bin erle­ichert, dass Staat­san­waltschaft und Strafkam­mer dies in Plä­doy­er bzw. Urteils­be­grün­dung würdigten, indem sie die aus der Tat sprechende men­schen­ver­ach­t­ende Gesin­nung als Hate­crimede­likt nach §46 Absatz 2 StGB als strafver­schär­fend werteten.“, kom­men­tierte nach Prozessende Anne Brüg­mann, Bera­terin beim Vere­in Opfer­per­spek­tive, die zwei der Betrof­fe­nen im Prozess begleit­et hatte.
Sandy L. und Raiko K. gehören zu den führen­den Kadern der mil­i­tan­ten Neon­aziszene in der Region. Der 36-jährige L. war Sek­tion­sleit­er der Kam­er­ad­schaft „Weiße Wölfe Ter­ror­crew“, die im ver­gan­genen Jahr durch das Bun­desin­nen­min­is­teri­um ver­boten wurde. Sie agi­tiere „offen und aggres­siv gegen Staat und Gesellschaft, Migranten und Ander­s­denk­ende“, hieß es in der Ver­botsver­fü­gung. Was dies in der Prax­is bedeutet, wurde im Sep­tem­ber 2015 in Neu­rup­pin deutlich.

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Antifaschismus

Zukunft-Heimat-Demos: Fixpunkt der Cottbusser Naziszene

Der extrem rechte Vere­in „Zukun­ft Heimat“ kommt aus dem ländlichen Dahme-Spree­wald-Kreis und ver­anstal­tet seit Wochen eine Demon­stra­tionskam­pagne in Cot­tbus, 80 Autok­ilo­me­ter vom heimis­chen Golßen ent­fer­nt. Das wiederkehrende Mot­to: „Gren­zen ziehen“. Den Aufrufen fol­gten jew­eils 350 bis 450 Teil­nehmende;  darunter AfD-Funk­tionäre, NPD-Leute, Iden­titäre, das Umfeld der Recht­srock-Band Frontalkraft und die Fußballschläger von Infer­no Cot­tbus. Die näch­ste Demon­stra­tion ist für den 18. Juli angekündigt.

NPDler Ronny Zasowk bei Zukunft Heimat
NPDler Ron­ny Zasowk bei Zukun­ft Heimat

Seit Mitte 2015 hat der Vere­in in Orten wie Lübben und Lübbe­nau Demon­stra­tio­nen ver­anstal­tet, die sich vehe­ment und ras­sis­tisch zuge­spitzt gegen Flüchtlinge richteten. Schon damals wurde eng mit der AfD kooperiert. Gegen Berichte über eine mögliche Beteili­gung von Neon­azis des ver­bote­nen „Spreelichter“-Netzwerkes an den „Zukun­ft Heimat“-Aktionen set­zte sich der Vere­in juris­tisch zu Wehr.
Die Allianz, die „Zukun­ft Heimat“ nun für die Cot­tbusser Demon­stra­tio­nen einge­gan­gen ist, ist bre­it. Die AfD ist promi­nent vertreten. Der Bun­destags­di­rek­tkan­di­dat in Elbe-Elster, Peter Drenske, nahm teil, ein AfD-Trans­par­ent wird mit­ge­führt, die Land­tagsab­ge­ord­neten Andreas Kalb­itz und Bir­git Bessin hiel­ten Reden. Auch mit der recht­sradikalen und neu-recht­en Organ­i­sa­tion „Ein Prozent“ wird kooperiert. Als „Ein Prozent“-Abgesandter trat in Cot­tbus Jean-Pas­cal Hohm auf, der für seine Nähe zur „Iden­titären Bewe­gung“ bekan­nt ist. „Offizieller“ Part­ner der Cot­tbusser Demon­stra­tionskam­pagne ist zudem die Dres­den­er „Pegida“-Gruppe. Bei ein­er der Demon­stra­tio­nen in Dres­den sprach kür­zlich Christoph Berndt und warb für „Zukun­ft Heimat“. Pegi­da-Vor­stand Siegfried Däbritz wiederum nahm an den Cot­tbusser Demon­stra­tio­nen teil und hielt dort eine Rede.
„Zukun­ft Heimat“ verkün­dete bei den Demon­stra­tio­nen mehrfach, dass die Teil­nehmerin­nen sich „nicht provozieren“ lassen soll­ten, dass es wichtig sei, „friedlich“ zu bleiben. Natür­lich aber ver­fol­gen die Demon­stra­tio­nen unfriedliche Ziele. Die dort artikulierte Het­ze, die Wah­n­vorstel­lung eines „Völk­er­mords“, der an den Deutschen stat­tfinde, die recht­sradikalen Bünd­nis­part­ner und der hohe Anteil an Neon­azis lassen daran keine Zweifel. Bei den Auf­forderun­gen, man solle friedlich bleiben, applaudierten brav auch die Teil­nehmerIn­nen, die Mot­to-T-Shirts mit „Anti-Antifa“-Schlagringen oder mit dem unmissver­ständlichen Spruch „Pro Vio­lence“ („Für Gewalt“) tru­gen. Das Selb­stver­ständ­nis scheint zu sein: Bei der Demo kön­nen wir ja gern friedlich bleiben, zur Sache geht es später. Unmit­tel­bar nach der Demon­stra­tion am 13. Juni kam es dementsprechend und kaum über­raschend zu Angrif­f­en im Stadt­ge­bi­et mit mehreren Verletzten.
Zum Klien­tel, dass sich bei den bish­eri­gen Demon­stra­tio­nen in Cot­tbus ver­sam­melte, zählte ein gewiss­er Anteil an auswär­ti­gen Per­so­n­en, die sich ver­mut­lich in den ver­gan­genen Jahren poli­tisch häu­figer auf AfD- oder Pegi­da-arti­gen Demon­stra­tio­nen äußerten.
Vor allem aber sind die Aufmärsche ein Fix­punkt für die organ­isierte und sub­kul­turelle Neon­aziszene in Cot­tbus und Umge­bung. Von NPD-Kadern bis zu ras­sis­tis­chen Fußballschlägern tum­melte sich bei den Demon­stra­tio­nen ein Quer­schnitt durch die extrem recht­en Szenen der Region. Unter ihnen waren beispiel­sweise der Sänger der Band „Frontalkraft“ Sten Söh­n­del und deren Gitar­rist Daniel Katins. Die Band unter­stützte unter anderem das ver­botene „Blood&Honour“-Netzwerk. Söh­n­del war bere­its Anfang der 90er im Umfeld der  Neon­azi-Partei „Deutsche Alter­na­tive“ in Cot­tbus aktiv. Am 1. Juli feierte Frontalkraft vor einem Pub­likum aus über 800  Neon­azis ihr 25-jähriges Band­ju­biläum beim „Rock für Deutsch­land“ in Gera. Dort sind zahlre­iche Anhänger mit­gereist, die vier Tage zuvor noch beim Zukun­ft-Heimat-Marsch in Cot­tbus mit­ge­laufen waren.
Unter­stützt wurde das „Rock für Deutsch­land“ auch von den Cot­tbuser Neon­azis Mar­tin Sei­del und „Tom Rausch“ (so zumin­d­est der entsprechende Face­book­name), die bei­de am Ver­trieb des neu gegrün­de­ten Neon­azik­lam­ot­ten-Labels  „Black Legion“ beteiligt sind. Der Marken­name nimmt Bezug auf eine Abspal­tung des ras­sis­tis­chen Ku Klux Klans beziehungsweise auf die „Schwarze Legion“ der faschis­tis­chen Ustascha in Kroa­t­ien. „Tom Rausch“ nahm auch an zwei Demon­stra­tion von „Zukun­ft Heimat“ in Cot­tbus teil.
Die Strate­gie zur Erlan­gung ein­er Hege­monie durch Gewalt  und das Ver­bre­it­en eigen­er Codes war für die Hooli­gan-Gruppe Infer­no beim FC Energie über Jahre erfol­gre­ich. Erst der öffentliche Druck durch die über­re­gionale Berichter­stat­tung erzeugt aktuell im Vere­in ein Umdenken. Dass die Mit­glieder von Infer­no deswe­gen nicht untätig sind, wird bei „Zukun­ft Heimat“ deut­lich. Max­i­m­il­ian Braun, ein­er der Köpfe von Infer­no, war bei den Demon­stra­tio­nen vertreten und trug dabei zulet­zt auch einen Beu­tel mit dem Slo­gan „Defend Cot­tbus“ – der unter anderem auf den geheim organ­isierten Nazi-Auf­marsch am 18. Jan­u­ar unter dem Mot­to „Cot­tbus vertei­di­gen“ verweist.
Die NPD ist in Cot­tbus mit ihren jährlichen Gedenkaufmärschen im Feb­ru­ar gescheit­ert und hat es auch danach mit ihren Ver­anstal­tun­gen nicht geschafft, nen­nenswerte Teile der regionalen Neon­azi-Szene auf ihre Seite zu ziehen. Nach anfänglichen Dis­tanzierungsver­suchen haben sie sich entschlossen, „Zukun­ft Heimat“ zu unter­stützen. Neben dem Cot­tbusser Mit­glied des Bun­desvor­standes Ron­ny Zasowk war auch der langjährige NPD-Funk­tionär Alexan­der Bode bei dem Auf­marsch vertreten. Er ist der Haupt­täter der Het­z­jagd von Guben im Jahr 1999, in deren Folge der Algerier Farid Guen­doul verblutete. Der ehe­ma­lige NPD-Land­tagskan­di­dat Falk Haffn­er trug bei ein­er „Zukun­ft Heimat“-Demonstration eine Fahne mit dem Auf­druck „Good Night Left Side“ und der Lausitzer NPD-Kreisvor­sitzende Ben­jamin Mertsch lief am 27. Juni sog­ar an der Spitze des Aufzugs.
Die organ­isierte Neon­azis-Szene aus Cot­tbus um Umge­bung war bish­er bei den Ver­anstal­tun­gen von „Zukun­ft Heimat“ so umfassend vertreten, dass sie diese zum großen Teil auch dominierten.  Beson­ders auf­fäl­lig ist der­weil, dass die Bun­destagskan­di­datin der AfD Cot­tbus Mar­i­anne Spring-Räum­schüs­sel und andere AfD-Lokalpoli­tik­er sich bei den Demon­stra­tio­nen bish­er nicht dort blick­en ließen, obwohl die Aufmärsche doch maßge­blich vom AfD-Lan­desvor­stand unter­stützt werden.
Alexander Bode
Alexan­der Bode

Benjamin Mertsch
Ben­jamin Mertsch

Daniel Katins
Daniel Katins

Falk Haffner
Falk Haffn­er

Maximilian Braun
Max­i­m­il­ian Braun

Sten Söhndel
Sten Söh­n­del

Tom Rausch
Tom Rausch

Frontalkraft beim Rock für Deutschland
Frontalkraft beim Rock für Deutschland

Black Legion beim Rock für Deutschland
Black Legion beim Rock für Deutschland
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Antifaschismus Law & Order

Freiheit statt Angst

Nach ein­er sehr erfol­gre­ichen Demo mit ca. 450 Teil­nehmenden am 27.06.2017 gegen den recht­en Auf­marsch von Zukun­ftHeimat und Pegi­da durch die Cot­tbuser Innen­stadt, leg­en wir nun noch eine nach. Denn am 18.07.2017 marschieren bei­de Organ­i­sa­tio­nen wieder durch Cot­tbus. Wir hal­ten dagegen!
Die Demon­stra­tion von Cot­tbus Nazirei!, die vom Cot­tbuser Auf­bruch unter­stützt wird, startet am 18.07. um 19 Uhr am Glad­house (Straße der Jugend 16). Unter dem Mot­to „Frei­heit statt Angst“ möcht­en wir noch ein­mal deut­lich machen, dass Nazis jeglich­er Coleur in unser­er Stadt nicht willkom­men sind.
Wir wollen uns in Cot­tbus frei bewe­gen kön­nen und dulden es nicht, das Nazis Angst ver­bre­it­en und ihren Hass gegen Men­schen, die nicht in ihr begren­ztes Welt­bild passen, ein­fach so ausleben kön­nen. Wir gemein­sam tra­gen mit unserem Protest Vielfalt und Offen­heit in die Stadt. Zukun­ftHeimat und Pegi­da brauchen wir hier nicht!
Kommt alle zahlre­ich zur Demo, bringt eure Freund*innen, Kolleg*innen und Fam­i­lien­mit­glieder mit. Schilder und Trans­par­ente, Instru­mente und Pfeifen und alles andere, was den Zug lebendig macht, sind gern gesehen.

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Antifaschismus Law & Order

Räumung der Fachhochschule begonnen

Pots­dam, 13.07.2017. Das beset­zte FH-Gebäude am Alten Markt wird in diesen Minuten von einem über­großen Aufge­bot der Polizei geräumt, auch Pfef­fer­spray kommt zum Ein­satz. Die FH-Leitung hat Wort gebrochen und das selb­st eingeräumte Ulti­ma­tum nicht eingehalten.
Mitbe­set­zerin Fritzi Hausten zeigt sich trau­rig und und wütend: „Die Weit­er­nutzung des Gebäudes würde allen Men­schen in Pots­dam dienen. Lei­der bere­it­et nun auch die FH- Leitung der Pri­vatisierung und Muse­al­isierung der Stadt­mitte den Weg. Wir haben alles für ein Miteinan­der gegeben, doch die aus­gestreck­te Hand wurde nicht ergriffen.“
Bei der Größe des Gebäudes dürfte die Räu­mung noch bis in die Nacht andauern.
Ziel der Besetzer*innen war es allen Inter­essierten den offe­nen Zugang zum Gebäude zu ermöglichen. Alle Men­schen die nicht mehr in die FH gelan­gen, kön­nen sich in einem bis Son­ntag angemelde­ten Camp sol­i­darisch zeigen.
Franz Haber­land, ein­er der Besetzer*innen, entrüstet sich: „Diese Räu­mung zeigt, dass sich FH-Leitung, Stadt, Polizei einen Dreck um Pots­dams Zivilge­sellschaft küm­mern. Das ist ein Armut­szeug­nis für die Entscheidungsträger*innen.“
Die Besetzer*innen rufen alle Inter­essierten auf, sich rund um das Gebäude am Alten Markt einzufinden.

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Antifaschismus

JanzWeitDraussen-Camp vom 24.–27. August im Strombad Cottbus

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Mit dem Moped zum Bag­gersee oder zum Konz­ert in den selb­stver­wal­teten Jugend­club – das Leben in Bran­den­burg kön­nte so schön sein, wenn nicht diese ganzen Wut­bürg­er und Nazis wären. Bunte Haare oder dun­kle Haut zu haben oder ein­fach irgend­wie anders zu sein, bedeutet hier aufz­u­fall­en und anzueck­en. Antifaschis­mus in der Prov­inz ist nicht nur hip­per Lifestyle, son­dern eine Über­lebensstrate­gie. Linke Grup­pen und alter­na­tive Freiräume kämpfen dabei oft an allen Fron­ten: gegen Nazian­griffe, Willkür der örtlichen Behör­den, fehlende Sol­i­dar­ität großstädtis­ch­er Struk­turen und den Wegzug erfahren­er Aktivist*innen. Die Mobil­isierung gegen rechte Aufmärsche und die Sol­i­dar­ität mit Geflüchteten hat in den let­zten Jahren jedoch auch vie­len Pro­jek­ten neuen Zulauf verschafft.
Wir sind linke Grup­pen und Einzelper­so­n­en aus Bran­den­burg und Berlin. Wir haben uns mit der Idee zusam­mengeschlossen ein jährlich­es antifaschis­tis­ches Camp zu organ­isieren. Unser Vor­bild ist das Alter­na­tiv­en Jugend­camp (AJUCA) aus Meck­len­burg-Vor­pom­mern. Das JWD-Camp ist nicht-kom­merziell, selb­stor­gan­isiert und soll antifaschis­tis­chen Jugendlichen den Raum geben sich zu ver­net­zen, zu bilden und zu erholen. Auf dem Pro­gramm ste­hen Work­shops und Konz­erte. Es gibt die Möglichkeit eigene Ideen einzubrin­gen und gemein­sam in entspan­nter Atmo­sphäre rumzuhängen.
Als Ort haben wir uns das Strom­bad in Cot­tbus aus­ge­sucht. Das Gelände hat einen eige­nen kleinen Bade­strand an der Spree und ist bar­ri­ere­frei zugänglich. Hier befind­et sich auch der Club Chekov und in unmit­tel­bar­er Nach­barschaft das linke Haus­pro­jekt Zelle79. Für alle wird veg­an gekocht. Wir wollen auch Aktivist*innen mit Kindern die Teil­nahme ermöglichen und bieten deshalb bei Bedarf eine Kinder­be­treu­ung an. Hin­ter dem JWD-Camp ste­ht keine Partei oder andere große Organ­i­sa­tion – wir freuen uns deswe­gen über jede Unterstützung.
Sup­port your local Antifa.

Inforiot