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Aktion Supermarkt-Shuttle „Busverbindung jetzt!“

Damit haben wir ver­sucht den Bus 571 von der Erstauf­nahme zur Stadt­mitte zu erset­zen. Er wurde vom Verkehrs­man­age­ment Elbe-Elster mit Beginn der Coro­na-Krise eingestellt.

Viele der über 400 Bewohner*innen der Sam­melun­terkun­ft reagieren mit Unver­ständ­nis auf die Maß­nahme des Verkehrs­man­age­ments Elbe-Elster. Eine Bewohner­in dazu: „Das Inter­es­sante ist: die anderen Busse fahren. Warum also nur wir? Warum wer­den wir so isoliert?“ Eine weit­ere Bewohner­in fügt hinzu: „Der Bus ist vor ca. einem Monat aus­ge­set­zt wor­den. Wir müssen jet­zt zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren. 5 km mit Taschen ist weit. Zu Fuß ist das eine Stunde hin und eine zurück. Wir sind total abgeschnit­ten und sitzen hier fest, wir kön­nen uns über­haupt nicht frei bewe­gen.“ Die Iso­la­tion durch den man­gel­nden Bus wird durch die schlechte Inter­netverbindung noch ver­stärkt. Für die Men­schen in Quar­an­täne ist dies beson­ders einschneidend.

Geshut­telt wurde in pri­vat­en PKWs. Der Abstand von 1,5 Meter wurde einge­hal­ten, indem immer ein*e Fahrer*in jew­eils eine Per­son aus der Unterkun­ft trans­portierte, zudem wur­den Masken zur gegen­seit­i­gen Sicher­heit getra­gen. Trotz dieser Sicher­heits­maß­nah­men wur­den Men­schen aus der Unterkun­ft von anderen Einkaufend­en, die selb­st keinen Mund­schutz tru­gen, vehe­ment zum Hochziehen ihres Mund­schutzes aufge­fordert. Seit der Coro­na-Pan­demie wer­den sie ver­stärkt mit der­ar­ti­gen Kom­mentaren belei­digt. Ein Bewohner­in dazu: „Ich ver­ste­he das nicht. Wir sind doch die, die den Mund­schutz tra­gen. Warum wer­den wir nicht geschützt? Das ist doch Ras­sis­mus!“. Gle­ichzeit­ig gab es aber auch pos­i­tive Rück­mel­dun­gen und Spende­nange­bote der dort Anwe­senden Bürger*innen.

Durch unseren Shut­tle kon­nten ca. 40 Men­schen trans­portiert und ihnen damit große Einkäufe ermöglicht wer­den. „Seit Beginn der Krise, wurde das Essen reduziert. Viele Men­schen, vor allem die Fam­i­lien müssen selb­st kochen. Daher müssen wir drin­gend einkaufen kön­nen.“ Zudem haben viele Men­schen Angst und möcht­en nicht mehr in die Kan­tine gehen, weil der Sicher­heitsab­stand von 1,5 m kaum zu gewährleis­ten ist.

Die Heimbewohner*innen ste­hen seit Bekan­ntwer­den der Coro­na-Fälle im Lager ohne­hin unter großem Druck. „Wir haben Angst, viele schließen sich im Zim­mer ein. Alles ste­ht still, kein Fit­ness mehr, keine Deutsch-Klassen. Es hat sich vieles zum Schlecht­en verän­dert.“ Mit der Ein­stel­lung des Busses wird die Iso­la­tion der Men­schen in dieser Zeit drastisch gesteigert.

Der Leit­er der zen­tralen Aus­län­der­be­hörde Olaf Jansen gibt an, dass die Ein­stel­lung des Busses als Präven­tion gegen die Aus­bre­itung von Covid-19 angewiesen wurde. Inner­halb der Unterkun­ft selb­st wird allerd­ings wenig unter­nom­men, um die Gesund­heit der Bewohner*innen zu schützen. Desin­fek­tion­s­mit­tel ste­ht aktuell nur auf Nach­frage vere­inzelt zur Ver­fü­gung. Dazu kom­men die man­gel­haften Küchen- und San­itär-Ein­rich­tun­gen der Sam­melun­terkun­ft generell. „Ca. 100 Men­schen teilen sich ein Bad mit 5 Duschen und 5 Toi­let­ten. Vor allem mor­gens ist da viel los. Da machen wir uns natür­lich Sor­gen. Wir haben gefordert, dass öfters geputzt wird, bish­er ist nichts passiert.“ In der Unterkun­ft in Dober­lug-Kirch­hain sind bere­its vier Men­schen infiziert, eine Per­son ist im Kranken­haus, drei in einem Con­tain­er auf dem Gelände isoliert. Zudem ist aktuell die Quar­an­täne für Men­schen, die unter Coro­na-Ver­dacht ste­hen, im 5. Stock des Fam­i­lien­haus­es (siehe Bilder) unterge­bracht. Ins­ge­samt sind 15 Einzelper­so­n­en und 2 Fam­i­lien bish­er isoliert. Zum Betreten und Ver­lassen des Quar­an­tänebere­ich­es, muss das ganze Fam­i­lien­haus durch­quert wer­den. Das ist beson­ders unver­ständlich vor dem Hin­ter­grund, dass hier viele beson­ders gefährdete Men­schen leben, die unter Asth­ma, Hyper­ven­ti­la­tion, Bluthochdruck oder Dia­betes lei­den. Das Kli­ma ist dadurch sehr angespannt.

Statt für die Gesund­heit der Men­schen in den Unterkün­ften zu sor­gen, wird also auf die Iso­la­tion der ganzen Unterkun­ft geset­zt. Zulet­zt steigert sich dieses Vorge­hen bis zur Quar­an­täne ganz­er Unterkün­fte. So wur­den in der zen­tralen Erstauf­nahme in Sach­sen-Anhalt vom örtlichen Gesund­heit­samt rund 850 Bewohner*innen bis 21. April unter Quar­an­täne gestellt und dür­fen das Gelände nicht mehr ver­lassen. Aktuell sind dort bere­it 44 Men­schen mit Covid-19 infiziert. Seit ein­er Woche set­zen sich die Bewohner*innen gegen die Gesamtquar­an­täne mit einem Hunger­streik. Den­noch gibt es über eine dezen­trale Unter­bringung und kurzfristige Verbesserung von hygien­is­chen und medi­zinis­chen Bedin­gun­gen keine Ver­hand­lun­gen. Durch die Gesamtquar­an­täne wer­den fahrläs­sig Men­schen­leben aufs Spiel geset­zt. Laut Posi­tion­spa­pi­er des Flüchtlingsrates Berlin stellt eine Quar­an­täne nach dem Infek­tion­ss­chutzge­setz ohne Zus­tim­mung der Betrof­fe­nen oder richter­lichen Beschluss zudem eine frei­heit­sentziehende Maß­nahme dar und ver­stößt gegen das Grundge­setz. Bleibt zu hof­fen, dass in Dober­lug-Kirch­hain ein Rich­tungswech­sel stat­tfind­et und die Iso­la­tion der Men­schen in der Unterkun­ft been­det wird.

Wir fordern: „Busverbindung jet­zt! WLAN Zugang in jedem Zim­mer! Schluss mit der Iso­la­tion von Men­schen in der Erstauf­nahme! Lager abschaffen!“

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Flucht & Migration

Gericht setzt Rechtsstaat außer Kraft

Das Ver­wal­tungs­gericht hat mit ein­er Eilentschei­dung vom 09.04.20 unsere geplante Men­schen­kette ver­boten. Da die weit­ge­hen­den Befug­nisse des Ord­nungsamts und der Polizei die polizeis­taatliche Willkür und das Drangsalieren von Men­schen fördern, verzicht­en wir auf eine zen­trale Aktion.

Wir ver­trauen darauf, dass viele Potsdamer*innen am kom­menden Son­ntag und in der darauf­fol­gen­den Woche mit vie­len kreativ­en und dezen­tralen Aktio­nen von ihrem Recht auf Mei­n­ungs­frei­heit Gebrauch machen. Die Lan­desregierung darf nicht in Ruhe gelassen wer­den! Sie muss ein Sofort­pro­gramm zur Auf­nahme der Men­schen in den EU-Elend­slager starten. Alle hiesi­gen Sam­melun­terkün­fte und beson­ders die Erstauf­nah­men für geflüchtete Men­schen müssen aufgelöst wer­den. Die Lan­desregierung ver­stößt gegen den Gle­ich­be­hand­lungs­grund­satz, dass alle Men­schen das Recht auf Gesund­heit und Men­schen­würde haben!

Als SEE­BRÜCKE-Aktion ver­legen wir die Men­schen­kette in den virtuellen Raum: Alle sind dazu aufgerufen, die Osterspaziergänge zu nutzen, um Fotos von sich selb­st und eige­nen Protest-Schildern zu machen, so als ob man in ein­er Men­schen­kette stünde. Die Fotos wer­den aneinan­derg­erei­ht und ver­bun­den mit den schon fer­ti­gen Rede­beiträ­gen zu einem Video zusam­mengeschnit­ten, was schließlich eine lange, bunte Men­schen­kette abbildet. Beispiele wie solche Fotos auss­chauen kön­nen, zeigen wir bald­möglichst auf unser­er Web­seite: https://seebruecke.org/events/menschenkette-am-ostersonntag-leavenoonebehind/

Wir sind fas­sungs­los über die Zer­set­zung des Rechtsstaats durch die eige­nen Behör­den. Das Ver­wal­tungs­gericht hat sich – wie die Polizei – kein­er­lei Mühe gemacht, eine Abwä­gung zwis­chen Grun­drecht der Ver­samm­lungs­frei­heit und der Verord­nung zum Infek­tion­ss­chutz vorzunehmen. Noch nie wurde eine Ver­samm­lung der­art umfassend mit Vor­sichts­maß­nah­men geplant. Jede Einkauf­ss­chlange, jedes Meet­ing in der Arbeitswelt und jede Polizeistreife nehmen nicht annäh­ernd den Infek­tion­ss­chutz wahr, wie wir ihn durch viele Maß­nah­men gewährleis­tet hätten.

Der Staat ver­bi­etet die Ausübung von Grun­drecht­en mit ein­er Härte, die wir an ander­er Stelle erwarten: Die Igno­ranz gegenüber dem Elend an den EU-Gren­zen ist nicht nur lebens­ge­fährlich für die dort fest­ge­hal­te­nen Men­schen: Grundle­gende Men­schen­rechte zu mis­sacht­en ist krim­inell und müsste strafrechtlich ver­fol­gt wer­den! Eben­so ver­stößt der selbe Staat massen­haft gegen den indi­vidu­ellen Infek­tion­ss­chutz für die Men­schen, die gezwun­gener­maßen in Sam­melun­terkün­ften leben. Im Fall von Massen­quar­an­tä­nen wer­den hun­derte Men­schen ein­er Infek­tion­s­ge­fahr durch gegen­seit­iges Ansteck­en ungeschützt ausgeliefert.

Dass sich die Stadt Pots­dam nun entsch­ieden hat, teil­weise Hotels zu nutzen, um die unter Quar­an­täne geset­zte Sam­melun­terkun­ft in der Zep­pelin­straße 55 zu entzer­ren, geht auch auf unseren Protest zurück. Wir begrüßen das Vorge­hen und fordern die kon­se­quente Umverteilung der noch beste­hen­den Sam­melun­terkün­fte auf dezen­trale Unterkün­fte wie möblierte Woh­nun­gen und Hotels. Dabei muss die Selb­st­bes­tim­mung der Bewohner*innen und eine Kom­mu­nika­tion auf Augen­höhe höch­ste Pri­or­ität haben. Gle­ichzeit­ig müssen so viele Men­schen wie möglich aus den Erstauf­nah­men in Eisen­hüt­ten­stadt und Dober­lug-Kirch­hain in die Städte, in Woh­nun­gen und Hotels umverteilt wer­den. Pots­dam muss auch hier einen Schritt nach vorne machen.

Wir kön­nen und dür­fen nie­man­den zurück lassen! #LeaveNoOneBe­hind

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Eilantrag gegen Versammlungsverbot

Am 07. April sprach die polizeiliche Ver­samm­lungs­be­hörde für die in Pots­dam angemeldete Men­schen­kette „Lager evakuieren – Leben ret­ten! Leave No One Behind!“ ein Ver­samm­lungsver­bot mit Hin­weis auf die Bran­den­bur­gis­che Eindäm­mungsverord­nung aus. Dage­gen erfahren wir aus ver­schiede­nen Rich­tun­gen großen Zus­pruch. Zehn Organ­i­sa­tio­nen wie u.a. der Migranten­beirat der Lan­deshaupt­stadt Pots­dam, Flüchtlingsrat Bran­den­burg und women in exile e.V. unter­stützen den Aufruf zur Men­schen­kette (Gesamtliste siehe unten). Aus der Poli­tik auf der Stadt‑, Lan­des- und Bun­destagsebene erfahren wir eben­falls eine bre­ite Unterstützung.

Wir haben heute einen Eilantrag beim Ver­wal­tungs­gericht ein­gere­icht, um unser Grun­drecht auf Ver­samm­lungs­frei­heit einzuk­la­gen. Wir fordern für alle Men­schen – egal welch­er Herkun­ft – gle­icher­maßen vol­lum­fänglichen Infek­tion­ss­chutz. Fol­gerichtig wird unsere Men­schen­kette mit einem Sicher­heitsab­stand von 3 m, mit Mund­schutzpflicht und mit zeit­ver­set­zter Anreise ab 15 Uhr durchge­führt. Unsere Sicher­heits­maß­nah­men übertr­e­f­fen jede Einkauf­ss­chlange vor einem Baumarkt.

Das Ver­bot ein­er mit Vor­sichts­maß­nah­men geplanten Ver­samm­lung begrün­det mit der Infek­tion­s­ge­fahr ist zynisch und krim­i­nal­isiert unsere Forderun­gen nach Men­schen­rechte: Wir demon­stri­eren für eine sofor­tige Evakuierung der an den EU-Gren­zen fest­ge­hal­te­nen Men­schen. Zehn­tausende sind den lebens­ge­fährlichen Bedin­gun­gen aus­ge­set­zt. In den Elend­slagern gibt es keinen Infek­tion­ss­chutz! Eben­so sind die momen­tan in Deutsch­land stat­tfind­en­den Massen­quar­an­tä­nen von Sam­melun­terkün­ften unvere­in­bar mit dem indi­vidu­ellen Recht auf Gesund­heit. Sam­melun­terkün­fte müssen jet­zt umverteilt wer­den auf dezen­trale Unterkün­fte wie leere Hotels und möblierten Woh­nun­gen, um weit­ere massen­hafte Quar­an­tä­nen zu verhindern!

Stadtverord­nete von Bünd­nis 90/Die Grü­nen, SPD, Die Linke und Die Andere sprechen sich gegen die rig­orose Ein­schränkung der Ver­samm­lungs­frei­heit aus. Ver­schiedene Land­tags- und Bun­destagsab­ge­ord­nete wie MdL Marie Schäf­fer und Ricar­da Bud­ke (Bünd­nis 90/Die Grü­nen), MdL Isabelle Van­dré (Die Linke) und MdB Nor­bert Müller (Die Linke) haben sich bere­it erk­lärt, am kom­menden Oster­son­ntag als par­la­men­tarische Beobachter*innen zur Ver­fü­gung zu stehen.

Um die eventuellen Kosten des Rechtsstre­its zu tra­gen, rufen wir zu Spenden auf:

Men­sch Men­sch Men­sch e.V.
IBAN DE07430609671167120503
BIC GENODEM1GLS
Ver­wen­dungszweck: See­brücke Pots­dam Menschenkette

Unter­stützer-Organ­i­sa­tio­nen [Stand: 08.04.2020]
— Women in Exile
— Flüchtlingsrat Brandenburg
— Berlin-Bran­den­bur­gis­che Aus­lands­ge­sellschaft (BBAG)
— Pots­dam Konvoi
FEM – Forum des Empow­er­ments und Teil­habe für Migranten e.V.
— Migranten­beirat der Lan­deshaupt­stadt Potsdam
— Hochschul­gruppe Pangea Projekt
GEW Stud­is Brandenburg
DGB Hochschul­gruppe Potsdam
— Die Linke.SDS Potsdam

Ver­anstal­tungsin­for­ma­tion und Aufruf:
https://seebruecke.org/events/menschenkette-am-ostersonntag-leavenoonebehind/

Weit­ere Infos:
https://www.facebook.com/Seebr%C3%BCcke-Potsdam-1850435155011395/
https://twitter.com/seebrueckepd
https://seebruecke.org/lokalgruppen/seebruecke-potsdam/

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Erstaufnahme Doberlug-Kirchhain: “Busverbindung jetzt!”

Am Don­ner­stag 9.4.2020 unter­stützen wir in Dober­lug-Kirch­hain die Men­schen in der Erstauf­nahme-Ein­rich­tung durch einen Super­markt-Shut­tle mit pri­vat­en PKWs. Wir fordern: „Busverbindung jet­zt! Schluss mit der Iso­la­tion von Men­schen in der Erstauf­nahme! Lager abschaffen!

Geshut­telt wird von der Erstauf­nahme zum 5 km ent­fer­n­ten Super­mark, um den Bewohner*innen den Einkauf zu ermöglichen. Der vorgeschriebene Abstand wird gewährleis­tet, indem immer ein*e Fahrer*in jew­eils eine Per­son aus der Unterkun­ft trans­portieren. Zudem wer­den wir Masken zur gegen­seit­i­gen Sicher­heit tragen.

Grund der Aktion ist die Ein­stel­lung der einzi­gen Busverbindung von der Erstauf­nahme Dober­lug-Kirch­heim in die fünf Kilo­me­ter ent­fer­nte Stadt. Die Heimbewohner*innen waren bere­its vor der Coro­na-Krise stark isoliert und unter Druck. Die Unterkun­ft ist abgelegten, Mobil­funknetz oder Inter­net fehlen, Abschiebun­gen bei Nacht und Nebel waren an der Tage­sor­d­nung. Mit der Ein­stel­lung des Bus­es, wird die Iso­la­tion der Men­schen in dieser Zeit drastisch gesteigert.

Eine Heim­be­wohner­in zur Sit­u­a­tion: „Viele Men­schen haben Angst in die Kan­tine zu gehen, weil es dort unmöglich ist, Abstand zu hal­ten. Die weni­gen Spender mit Desin­fek­tion­s­mit­tel sind lange leer und wer­den nicht erneuert. Daher ist es beson­ders wichtig, selb­st einzukaufen. Aber der Bus wurde eingestellt. Die schw­eren Taschen müssen wir jet­zt 5 km weit tra­gen. Wir fühlen uns völ­lig allein gelassen und isoliert.“

Die Ein­stel­lung wurde als Präven­tion gegen die Aus­bre­itung der Coro­na-Krise angewiesen. Der Leit­er der zen­tralen Aus­län­der­be­hörde Jansen teilte dem Neuen Deutsch­land mit, dass die Ein­stel­lung der Buslin­ie 571 bis Ende der Coro­na-Krise beste­hen bleibe. Alle anderen Lin­ien des Verkehrs­man­age­ment ElbeEl­ster fahren allerd­ings weit­er. Ein Grund für diese Son­der­maß­nahme wurde bish­er nicht angegeben.

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Infektionsschutz muss für alle gelten!

INFORIOT Nach­dem heute bekan­nt wurde, dass die Bewohner_innen ein­er Sam­melun­terkun­ft in Pots­dam mit Ver­weis auf Infek­tion­ss­chutz fest­ge­set­zt wer­den sollen, protestierten heute etwa 30 Men­schen gegen Massen­quar­an­täne und die Zustände in Geflüchteten­heimen. Während drin­nen eine Pressekon­ferenz abge­hal­ten wurde, ver­sam­melten sich Aktivist_innen vor dem Pots­damer Rathaus mit Schildern. Aus Grün­den des Infek­tion­ss­chutzes tru­gen sie Mund­schutz und hiel­ten jew­eils größeren Abstand zu einander.

Sie forderten sofor­tige dezen­trale Verteilung der Men­schen in Woh­nun­gen oder leer ste­hende Hotels. Offen­bar gibt es seit­ens der Stadt Pots­dam keinen Krisen­plan für solche Fälle. Dass in Sam­melun­terkün­ften viele Men­schen unter teils unzu­mut­baren Bedin­gun­gen auf engem Raum leben müssen, wird nicht nur in Zeit­en ein­er Pan­demie zurecht beständig durch linke und Men­schen­rechtsini­tia­tiv­en kri­tisiert. In der aktuellen Sit­u­a­tion ver­stärken sich soziale Ungle­ich­heit­en und struk­turelle Diskri­m­inierung. Zumin­d­est Men­schen, die Risiko­grup­pen ange­hören, hät­ten sofort dezen­tral unterge­bracht wer­den müssen. Stattdessen wer­den sie isoliert und vergessen.

Es kann nicht sein, dass da mehr als 100 Men­schen einkaserniert wer­den. Für sie sollte der gle­iche Infek­tion­ss­chutz gel­ten wie für alle Men­schen während der Coro­na-Pan­demie“, sagte Lisa Bauer, die dem Protes­taufruf ge­fol‍gt war.

Ob eine Eindäm­mungs-Verord­nung das Grun­drecht auf Ver­samm­lungs­frei­heit beschnei­den darf, ist noch nicht abschließend aus­ge­han­delt. In der ver­gan­genen Woche gab es in Pots­dam eine Aktion, in der Aktivist_innen gegen die Grun­drecht­sein­schränkung im Zuge der Coro­n­akrise protestierten. Begrüßenswert ist es alle­male, sich zu posi­tion­ieren, neue Aktions­for­men auszutesten, über den eige­nen Teller­rand hin­auszublick­en, kri­tisch zu bleiben und den Mund­schutz nicht zum Maulko­rb wer­den zu lassen.

Die näch­sten Tage in Pots­dam, die sich zum sicheren Hafen beken­nt, wer­den zeigen, ob sich in der Unterkun­ft in der Zep­pelin­straße ähn­lich schreck­liche Szenar­ien, wie in den ver­gan­genen Wochen in Suhl oder Hal­ber­stadt abspie­len wer­den. Dort wer­den und wur­den die Men­schen teils über Tage durch mas­sive Polizeige­walt drangsaliert und eingesperrt.

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Wir haben das Gefühl, man hat uns vergessen“

Es war wohl nur eine Frage der Zeit. Auch in Bran­den­burg wur­den vorige Woche erst­mals Geflüchtete pos­i­tiv auf Coro­na getestet. Die drei betrof­fe­nen Män­ner kom­men aus Syrien, Tschetsche­nien und dem Irak und wur­den nun in Quar­an­tänecon­tain­ern auf dem Gelände ihrer Unterkun­ft unterge­bracht. Es ist die Erstauf­nahme-Außen­stelle Dober­lug-Kirch­hain, die größte Unterkun­ft für Geflüchtete in Bran­den­burg. Über 400 Men­schen leben dort. Wer in die ehe­ma­lige Kaserne kom­men will, muss zunächst fünf Kilo­me­ter durch mil­itärisches Sper­rge­bi­et im Wald zurücklegen.

In dieser Unterkun­ft sind vor allem Men­schen unterge­bracht, die in ein anderes EU- oder Dublin-Sys­tem-Land abgeschoben wer­den sollen. Diese tägliche Angst vor Abschiebun­gen und die Schlaflosigkeit wegen nächtlich­er Polizeiein­sätze hat auch schon vor dem Aus­bruch des Virus die Unterkun­ft zu einem Ort der Unsicher­heit gemacht.

Die Coro­na-Krise ver­größert beste­hende soziale Ungle­ich­heit­en und struk­turelle Diskri­m­inierung tritt noch stärk­er zu Tage,“ sagt Lot­ta Schwedler vom Flüchtlingsrat Bran­den­burg. Der Flüchtlingsrat Bran­den­burg sowie andere Flüchtlingsini­tia­tiv­en, darunter Women in Exile und See­brücke Pots­dam, hat­ten die Bran­den­burg­er Lan­desregierung bere­its in der Woche zuvor aufge­fordert, Geflüchtete bess­er vor ein­er Infek­tion zu schützen und zumin­d­est Men­schen, die Risiko­grup­pen ange­hören, dezen­tral unterzubrin­gen, ähn­lich wie es Schleswig-Hol­stein bere­its beschlossen hat. Neben den leer ste­hen­den Unterkün­ften, die ohne­hin für Geflüchtete vorge­se­hen sind, kön­nten dafür auch leer­ste­hende Hotels, Woh­nun­gen und Ferien­apart­ments genutzt werden.

Wege aus der Polar­isierungs­falle: Haben Intellek­tuelle ihr Deu­tungsmonopol ver­loren? Die großen Debat­ten wer­den heute nicht mehr aus der poli­tis­chen Mitte her­aus geführt. Kap­i­tal­is­mus oder Antikap­i­tal­is­mus, Migra­tion oder Abschot­tung, Faschis­mus oder Antifaschis­mus – Zwis­chen­töne sind…

Jeder hat eine Million Fragen“

Social dis­tanc­ing ist für uns unmöglich, da wir uns Küche und Badez­im­mer teilen,“ erzählt Bijan. Der 34-Jährige ist aus dem Iran geflo­hen. Er hat in Deutsch­land Asyl beantragt und lebt jet­zt in ein­er Gemein­schaft­sun­terkun­ft mit 100 Men­schen in Bran­den­burg. Die Coro­na-Krise hätte aber auch noch andere schlimme Kon­se­quen­zen: „Viele Men­schen hier haben ihre Arbeit ver­loren, Men­schen, die das Geld echt gebraucht haben. Und es ist viel schwieriger, die Behör­den zu erre­ichen. Alles dauert länger. Wirk­lich jed­er hat eine Mil­lion Fra­gen, doch die Kom­mu­nika­tion ist extrem eingeschränkt.“

Wir als Flüchtlingsrat sagen, dass zumin­d­est Men­schen, die Vor­erkrankun­gen oder chro­nis­che Krankheit­en haben eigentlich sofort ausziehen müssten,“ so Schwedler vom Flüchtlingsrat. Da diese Fälle jedoch gar nicht alle erfasst seien, wäre der erste Schritt, zunächst Risiko­grup­pen zu identifizieren.

Doch das Land Bran­den­burg möchte in den näch­sten Wochen gar keine Geflüchtete in andere Unterkün­fte verteilen – aus „Infek­tion­ss­chutz­grün­den“. Schwedler hält dage­gen: „Aus unser­er Sicht ist ein Infek­tion­ss­chutz bei ein­er Masse­nun­terkun­ft niemals möglich.“ Die Gefahr ist, dass, wenn sich einzelne infizieren, eine ganze Unterkun­ft unter Quar­an­täne geset­zt wer­den muss, wie es in anderen Bun­deslän­dern bere­its geschehen ist. „Das erwarten wir auch in Bran­den­burg,“ sagt Schwedler, „auch wenn das Land das ver­mei­den will. Aber wenn eine bes­timmte Anzahl an Infizierten erre­icht wird, ist es das Gesund­heit­samt, das die Entschei­dung trifft.“ Im thüringis­chen Suhl eskalierte die Sit­u­a­tion, nach­dem Mitte März eine ganze Unterkun­ft zwei Wochen lang unter Quar­an­täne geset­zt wor­den war. „Die Leute haben sich gewehrt, woraufhin die Polizei mit mas­siv­er Gewalt eingeschrit­ten ist,“ erzählt Schwedler.

Die Men­schen ste­hen unter unglaublichem Druck und Stress,“ fügt sie hinzu, „entwed­er, weil sie noch nicht wis­sen, wie ihr Asylver­fahren aus­ge­ht, oder weil sie darauf warten, abgeschoben zu wer­den oder hof­fen, dass es doch nicht passiert.“ Bei vie­len sei zusät­zlich die Angst um Fam­i­lien­ange­hörige groß. Viele lit­ten außer­dem unter post­trau­ma­tis­che Belastungsstörungen.

Ein Badezimmer für bis zu 35 Menschen

In der Erstauf­nahme teil­ten sich die Men­schen zu zweit oder dritt kleine Zim­mer. In diesen Räu­men sei nichts außer zwei oder drei Met­all­bet­ten, zwei oder drei Met­all­spinde und ein klein­er Met­alltisch. Die Badez­im­mer teil­ten sich bis zu 35 Leute. Unter solchen Bedin­gun­gen in ein­er Masse­nun­terkun­ft in Quar­an­täne zu sein, ist ein Pulverfass.

In Dober­lug-Kirch­hain gibt es laut Schwedler keinen Tele­fon-Emp­fang, nur ganz spo­radis­chen Inter­net-Emp­fang und nur wenige WLAN-Hotspots, um die sich dann alle Leute sam­meln müssen. Für Geflüchtete ist der Inter­net­zu­gang wichtig, um Kon­takt zu ihren Fam­i­lien zu haben, aber auch um an Bil­dung und Infor­ma­tion zu kommen.

Die Men­schen haben kaum eigene Kochmöglichkeit­en und teilen sich alle eine Kan­tine. „Wir wis­sen, dass da jeden Tag zum Essen jet­zt mit den zwei Metern Abstand, die einge­hal­ten wer­den sollen, eine zwei, drei Kilo­me­ter lange Schlange ste­ht,“ sagt Schwedler, „Ich frage mich, was die machen, wenn es reg­net, wenn man da eine Dreivier­tel Stunde draußen aufs Essen warten muss. Und in den Kan­ti­nen sel­ber sitzen die Men­schen dann wieder dicht an dicht.“

Ein großes Prob­lem in dieser Zeit sei auch Desin­for­ma­tion, berichtet Schwedler, es gebe kaum gesicherte Infor­ma­tio­nen für die Geflüchteten oder diese wür­den nicht weit­ergegeben. „Wir bekom­men so viele Anfra­gen: Was passiert jet­zt mit meinen Aufen­thaltspa­pieren? Wie ver­län­gere ich die, wenn ich nicht zur Aus­län­der­be­hörde gehen kann? Meine Leis­tun­gen sind gekürzt wor­den, ich bekomme nur noch reduzierte Leis­tun­gen meines Taschen­gelds, weil ich an mein­er Pass­beschaf­fung nicht mitwirke, aber das kann ich ger­ade eh nicht. Was kann ich damit machen?“

Kein allgemeiner Abschiebestopp

Abschiebun­gen fän­den momen­tan zwar de fac­to keine statt, so Schwedler, doch laut Aus­sage der Bun­de­spolizei soll sich das zeit­nah wieder ändern. Einen offiziellen Abschiebestopp in Herkun­ft­slän­der gibt es wed­er auf Lan­des- noch auf Bun­de­sebene. Und das, obwohl wegen der all­ge­meinen Ein­reisebeschränkun­gen Men­schen zurück­gewiesen oder im Tran­sit stran­den könnten.

Coro­na hat mein Leben sehr viel schw­er­er gemacht. Und es war davor schon schw­er,“ erzählt Tepeina, eine 35-jährige Kenyaner­in, die seit zwei Jahren in Deutsch­land ist und wie Bijan in ein­er Gemein­schaft­sun­terkun­ft in Bran­den­burg lebt. „Ich habe Angst,“ sagt Tepeina, „Wenn sich eine Per­son ansteckt, wer­den wir uns alle anstecken.“

Bijan hat in sein­er Unterkun­ft den Ein­druck, dass der Coro­na-Virus nicht die Haupt­sorge der Geflüchteten ist: „Ich habe nicht das Gefühl, dass viele Men­schen in meinem Heim Angst haben, sich mit Coro­na anzusteck­en. Men­schen, die hier leben, haben bere­its viel Schlim­meres erlebt.”

Tepeina engagiert sich als Frei­willige bei Refugee Eman­ci­pa­tion, ein­er Selb­stor­gan­i­sa­tion für Geflüchtete. „Dort helfen wir uns gegen­seit­ig,“ sagt sie. „Momen­tan haben wir Geflüchtete das Gefühl, man hat uns vergessen. Wir kriegen ein­fach keine Unter­stützung in dieser Zeit.“

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Zur Situation in den Unterkünften während Corona

Gemeinsame Pressemitteilung zur Situation in Brandenburger Unterkünften während der Corona-Pandemie

Abstand­hal­ten ist unmöglich in vie­len Flüchtlingsunterkünften

Geflüchtete in Bran­den­burg­er Flüchtling­sun­terkün­ften haben aktuell kaum eine Chance, Kon­tak­te zu anderen Men­schen zu ver­mei­den, Abstand zu hal­ten und sich und ihre Fam­i­lien vor ein­er Ansteck­ung mit dem neuar­ti­gen Coro­n­avirus zu schützen. Maß­nah­men der sozialen Dis­tanzierung tre­f­fen sie gle­ichzeit­ig in beengten Wohn­ver­hält­nis­sen beson­ders hart.

Die Unterzeichner*innen der Pressemit­teilung fordern die Lan­desregierung zu sofor­ti­gen Maß­nah­men auf, um Geflüchtete, die aktuell noch in den kom­mu­nalen Gemein­schaft­sun­terkün­ften sowie den vom Land betriebe­nen Erstauf­nahmestellen unterge­bracht sind, während der Coro­na-Pan­demie zu schützen. Ger­ade in diesen Zeit­en von Sol­i­dar­ität und bre­it­er Unter­stützung inner­halb von Nach­barschaften soll­ten auch die Rechte von Flüchtlin­gen gewahrt und nicht vergessen werden.

Sog­ar Men­schen, die Risiko­grup­pen ange­hören, har­ren in Bran­den­burg weit­er­hin in Mehrbettz­im­mern aus und müssen sich teil­weise Bad und Kan­tine bzw. die Gemein­schaft­sküche mit vie­len Anderen teilen. Diese Sit­u­a­tion ist abso­lut unver­ant­wortlich: Es ist höch­ste Zeit, dass hier mutige Entschei­dun­gen getrof­fen wer­den, um Risiko­grup­pen sofort zu schützen und Masse­nun­terkün­fte per­spek­tivisch leerzuziehen.

Die Touris­mus-Branche hat Platz

Zahllose leer­ste­hende Hotels, Woh­nun­gen und Ferien­apart­ments kön­nten dafür genutzt wer­den. Nicht nur Geflüchtete, son­dern alle, die ger­ade kein sicheres Zuhause haben, ver­di­enen jet­zt sol­i­darische, prag­ma­tis­che und schnelle Lösun­gen (Appell vom 20.3.2020). Das Bran­den­burg­er Sozialmin­is­teri­um gibt an, eine Abschot­tung ganz­er Unterkün­fte möglichst ver­mei­den zu wollen. Um das aber real­is­tisch zu ermöglichen muss jet­zt gehan­delt und müssen alter­na­tive Unter­bringungsmöglichkeit­en kurzfristig gefun­den werden.

Eine Kan­tine für 300 in der Erstaufnahme

Beson­ders zuge­spitzt stellt sich die Lage in der Erstauf­nahme und ihren Außen­stellen in Dober­lug-Kirch­hain, Wüns­dorf und in Eisen­hüt­ten­stadt dar. Firas (Name geän­dert), ein Bewohn­er der Erstauf­nahme in Wüns­dorf fordert: “Die Men­schen hier im Lager soll­ten in Woh­nun­gen verteilt wer­den. Wenn wir mit 45 Per­so­n­en zwei Badez­im­mer teilen, ist die Ansteck­ungs­ge­fahr für uns groß. Wir sitzen hier mit mehr als 300 Men­schen zusam­men in der Kan­tine und essen. Obwohl wir ver­suchen, Abstand zu hal­ten: Man kann sich selb­st oder andere hier sehr leicht anstecken.”

Statt Men­schen umge­hend dezen­tral unterzubrin­gen, set­zt das Land Bran­den­burg auf einen weit­eren Aus­bau der Erstauf­nahme und bestellt weit­ere Quar­an­täne-Con­tain­er. Schleswig-Hol­stein zeigt, dass es auch anders geht. Dort gilt: ältere Men­schen und Men­schen mit Vor­erkrankun­gen sollen eben­so wie aus­reisepflichtige Per­so­n­en, bei denen in den näch­sten Monat­en auch wegen der Coro­na Pan­demie eine Aus­reise wenig wahrschein­lich ist, auf die Kom­munen verteilt werden.

Alle Flüchtlinge und Asyl­suchende müssen jet­zt in sichere pri­vate Woh­nun­gen oder leer­ste­hende Hotelz­im­mer gebracht wer­den. Wir soll­ten nicht vergessen, dass Flüchtlinge auch Men­schen sind”, fordert Jafar, der vor kurzem aus der Erstauf­nahme in eine Gemein­schaft­sun­terkun­ft im Land­kreis Ober­hav­el verteilt wurde.

Unsere Forderun­gen für den Schutz von Geflüchteten in Massenunterkünften:

Die Bele­gung in den Erstauf­nah­men und den Sam­melun­terkün­ften in den Land­kreisen muss entzer­rt werden.

Keine Quar­an­täne für kom­plette Sammelunterkünfte!

Risiko­grup­pen sind akut bedro­ht – sie müssen sofort raus aus Masse­nun­terkün­ften. Auch Geflüchtete, die z.B. als Pfleger*innen oder in anderen sys­tem­rel­e­van­ten Berufen arbeit­en, müssen sofort geeignet unterge­bracht werden.

Klare Anweisun­gen an Betreiber der Sammelunterkünfte:

Bere­it­stellen von mehrsprachi­gen Infor­ma­tio­nen über COVID 19 und über Umgang der Sam­melun­terkun­ft mit ver­schiede­nen Sit­u­a­tio­nen. Eine mehrsprachige Hot­line wäre sowohl für die Bewohner*innen der GUs als auch für die Mitarbeiter*innen eine wichtige Entlastung.

Ausar­beitung von trans­par­enten Pan­demie-Plä­nen: Welche Schritte wer­den bei Infek­tio­nen sowohl bei Bewohner*innen als auch bei Per­son­al unter­nom­men? Wie ist Quar­an­täne von Einzelper­so­n­en und Unterkun­ft­sein­heit­en möglich, ohne die gesamte Unterkun­ft unter Quar­an­täne zu stellen?

Aus­gangs­beschränkun­gen und Kon­tak­t­ge­bote dür­fen nicht durch Secu­ri­ty kon­trol­liert wer­den – dies obliegt allein den staatlichen Ordnungsbehörden!

Der kosten­lose Inter­net­zu­gang in allen Unterkün­ften muss sichergestellt wer­den, nicht nur auf den Fluren und in Gemein­schaft­sräu­men, son­dern in jedem Zim­mer, um Schu­lauf­gaben lösen (auch für Auszu­bildende, Sprachschüler*innen) und Kon­takt zu Ver­wandten hal­ten zu können.

Die tech­nis­chen Ressourcen, die für das Wahrnehmen des dig­i­tal­en Schu­lun­ter­richts notwendig sind (Lap­tops, PC oder Tablets, Druck­er für die Auf­gaben etc.), müssen vor Ort in aus­re­ichen­der Menge und kosten­los allen Schüler*innen zur Ver­fü­gung ste­hen. Darüber hin­aus soll bei der Erstel­lung der Not­pläne berück­sichtigt wer­den, dass viele Kinder und Jugendliche in den GUs eine zusät­zliche sozialpäd­a­gogis­che Unter­stützung benöti­gen, um die Her­aus­forderun­gen des dig­i­tal­en Unter­richts bewälti­gen zu kön­nen, u.a. weil viele Eltern nicht über aus­re­ichend Deutschken­nt­nisse verfügen.

Zugang zur reg­ulären geset­zlichen Krankenversicherung

Pressekon­takt:

Flüchtlingsrat Bran­den­burg: 0331/ 71 64 99 info@fluechtlingsrat-brandenburg.de

Flüchtlingsrat Bran­den­burg I Rudolf-Bre­itscheid-Str. 164 I 14482 Potsdam
Tel.: 0331/ 71 64 99 I Fax: 0331/ 88 71 54 60

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Trotz Isolation verbunden

Video-Work­shops

Wir, Women in Exile & Friends, wer­den uns gemein­sam mit den Frauen in den Erstauf­nah­men und Gemein­schaft­sun­terkün­ften über die Coro­na-Krise aus­tauschen, uns gegen­seit­ig begleit­en und empow­ern. Dies tun wir digital.

Das möcht­en wir tun:

  • Wir teilen in Tele­fonge­sprächen unser Wis­sen über kosten­freie und leicht zugängliche Möglichkeit­en zu Videokon­feren­zen. Da es sehr oft kein Wlan in den Zim­mern gibt, wer­den wir für die mobilen Dat­en der Frauen Geld benötigen.
  • Wir brechen die Iso­la­tion durch Wis­sensaus­tausch. Die Frauen lebten in den Lagern schon vor dem „social-dis­tanc­ing“ durch Coro­na in Iso­la­tion. Wir wollen uns empow­ern solide Infor­ma­tio­nen, Trans­parenz und Mit­spracherechte von den Behör­den einzufordern.
  • Wir tauschen uns aus über präven­tive Maß­nah­men zur Ver­hin­derung oder Ver­langsamung der Ver­bre­itung des Coro­n­avirus. Auch wenn uns klar ist, dass dies in über­füll­ten Lagern ein Ding der Unmöglichkeit ist. Das Prob­lem ist ein struk­turelles und kann durch Hän­de­waschen nicht gelöst wer­den. Ras­sis­mus und Masse­nun­ter­bringung ist das Prob­lem und das kann jet­zt katas­trophale Fol­gen haben.

Der erste Teil der Kam­pagne wird darin beste­hen, die Frauen tele­fonisch zu kon­tak­tieren, ihnen zu erk­lären, wie sie an einem Videokon­feren­z­work­shops teil­nehmen können.

Der zweite Teil wird der dig­i­tale Work­shop sein, bei dem wir die Auswirkun­gen der Coro­na-Krise in der Flüchtlings­ge­mein­schaft diskutieren

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Für das Recht zu bleiben!

Der Inter­na­tionale Frauen­tag 2020 ist ein bedeu­ten­der Anlass, auf die schwieri­gen Lebens­be­din­gun­gen von geflüchteten Frauen* und Kindern hinzuweisen. Die aktuellen Abschiebun­gen von geflüchteten Frauen* nach Kamerun und in andere Staat­en passieren in ein­er demüti­gen­den Art und Weise. Die Frauen* wer­den an ihrem Arbeit­splatz abge­holt, aus ihrem Alt­tag geris­sen und in Lin­ien­flugzeuge gesteckt. Diese Prax­is ver­bre­it­et Panik und lässt geflüchtete Frauen* mit Angst auf ihre unsichere Zukun­ft blick­en. Aber es ist nicht nur ihre Zukun­ft, um die sie und wir ban­gen soll­ten. Es ist ihre aktuelle Sit­u­a­tion, die Sor­gen bere­it­et. Viele geflüchtete Frauen* und ihre Kinder erleben alltäglichen und struk­turellen Ras­sis­mus und Gewalt. Die Lager, in denen sie leben müssen, stellen kein Umfeld für ein kindgerecht­es Aufwach­sen dar. Sie leben in einem Zus­tand der ständi­gen Unsicher­heit und ihnen wird der Zugang zu wichti­gen Grund- und Men­schen­recht­en ver­wehrt. Die Sit­u­a­tion von geflüchteten Frauen* und Kindern zeigt, dass wir mehr Anstren­gun­gen unternehmen müssen, um Frauen* und Kinder vor solchen drama­tis­chen Sit­u­a­tio­nen zu bewahren.

Auch in Bran­den­burg wer­den die Grun­drechte von geflüchteten Frauen* und Kindern ver­let­zt. Anlässlich des Inter­na­tionalen Frauen­t­ages wollen Flüchtlinge zusam­men mit Unterstützer*innen einige Umstände in den Fokus rück­en, die das Leben für Geflüchtete schwierig machen. Gemein­sam fordern wir Veränderung!

  1. Abschiebun­gen – und ins­beson­dere Nachtab­schiebun­gen – müssen sofort gestoppt wer­den! Das Ein­drin­gen der Polizei spät in der Nacht in Flüchtling­sun­terkün­fte und das Öff­nen von Türen und Durch­suchen von Räu­men von Unbeteiligten ver­stößt gegen das Grun­drecht auf geschützten Wohn­raum. Schlaf ist wichtig und eine Störung der Nachtruhe wirkt sich gesund­heits­ge­fährdend aus! Die Lager sind ohne­hin schon Orte des Stress­es und der Unsicher­heit. Das Ein­drin­gen der Polizei führt zu mehr Stress und Re-Trau­ma­tisierung. Diese Prax­is ist nicht akzeptabel!
  2. Lange Aufen­thalte in den Flüchtling­sun­terkün­ften wirken sich schädlich auf die Moti­va­tion, das Empow­er­ment und die Emanzi­pa­tion von Geflüchteten aus. Wir fordern eine Max­i­malaufen­thalts­dauer von drei Monat­en für Geflüchtete in den Unterkün­ften, beson­ders für Frauen* und Kinder!
  3. Die physis­che Iso­la­tion in diesen Unterkün­ften, der Umstand, dass sie oft fern ab von Städten und Gemein­den gele­gen sind, ver­hin­dert Inklu­sion und set­zt Geflüchtete Angrif­f­en von Neon­azis aus. Iso­la­tion macht seel­isch krank und ver­hin­dert Teil­habe in der Gesellschaft.
  4. Für neu angekommene Geflüchtete ist das deutsche bürokratis­che Sys­tem sehr schw­er nachzu­vol­lziehen und die Kom­mu­nika­tion mit den Sachbearbeiter*innen schwierig. Wir fordern die Behör­den auf, fre­undlich­er und tol­er­an­ter zu sein!
  5. All­t­ags- und struk­tureller Ras­sis­mus führen dazu, dass Geflüchtete sich nicht willkom­men und akzep­tiert fühlen. Wir fordern, dass geflüchteten Men­schen mehr Hand­lungs- und Selb­ster­mäch­ti­gungsmöglichkeit­en gegeben wer­den! Wir fordern gle­iche Rechte für alle Men­schen unab­hängig von Pass, Herkun­ft und Status.
  6. Inter­net ist kein Luxus. Es ist eine mod­ernes Instru­ment, das Geflüchteten hil­ft, sich selb­st zu ermächti­gen, mit ihren Fam­i­lien in Kon­takt zu bleiben, sich fortzu­bilden und zu informieren. Wir fordern Inter­net­zu­gang für alle Geflüchteten!

Den Aufruf zu der Demon­stra­tion und die Forderun­gen der Geflüchteten und ihrer Unterstützer_innen find­en Sie weit­er unten sowie hier.

Aus­führliche Infor­ma­tio­nen zur Bran­den­burg­er Erstauf­nahme und die Fol­gen der dauer­haften Iso­la­tion in den abgele­ge­nen Ein­rich­tun­gen für Geflüchtete find­en Sie auf der Seite des Flüchtlingsrates.

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Stoppt die Brandstifter

Sam­stag, 07.03.2020 ab 14.30 Uhr
am Bahn­hof Bernau bei Berlin

Stoppt die Brand­s­tifter — Sol­i­dar­ität statt Hass, Het­ze und Gewalt

Ras­sis­mus, Demokratiev­er­ach­tung, nation­al­is­tis­che Volk­stümelei erin­nern uns an die schlimm­sten Zeit­en in Deutsch­land. Wer ras­sis­tis­ches Gift aktiviert und dann bei rechtem Ter­ror Erstaunen und Erschreck­en heuchelt und keinen Zusam­men­hang sehen will, ver­sucht die Men­schen für dumm zu verkaufen.
Wir möcht­en in keinem Land leben, das von AfD-Dem­a­gogen regiert oder mitregiert wird.
Wir möcht­en in ein­er sol­i­darischen Gesellschaft leben, die Men­schen­rechte nicht von Zufäl­ligkeit­en wie dem Ort der Geburt abhängig macht.
Darum sor­gen wir dafür, dass pro Teil­nehmerIn an der AfD-Kundge­bung min­destens 10 Euro an Pro Asyl e.V., an Women in Exile bzw. an Barn­im für alle gespendet werden. 

Wer kann, spende bitte als Gegengewicht zur Auss­chließeri­tis der AfD: 

für das Bürg­erin­nen-Asyl Barnim
https://www.b‑asyl-barnim.de/
Spendenkon­to: Barn­im für alle,
IBAN: DE 78 1705 2000 1110 0262 22
Verwendungszweck:Spende BER0703 Bürgerinnen-Asyl

für die Arbeit mit geflüchteten Frauen: Women in Exile e.V.

Women In Exile


Spendenkon­to: IBAN: DE21430609671152135400 BIC: GENODEM1GLS (GLS Bank)
Ver­wen­dungszweck: Spende BER0703

für PRO ASYL
https://www.proasyl.de/
Spendenkon­to: IBAN: DE70 3702 0500 5050 5050 50
Ver­wen­dungszweck: Spende BER0703

PRO ASYL set­zt sich bun­desweit für die Rechte von Flüchtlin­gen und Migranten ein, hil­ft Schutz­suchen­den im Asylver­fahren, recher­chiert Men­schen­rechtsver­let­zun­gen an den Gren­zen und kämpft für eine offene Gesellschaft, in der Flüchtlinge Schutz erhalten.

Das Bernauer Net­zw­erk für Weltof­fen­heit mobil­isiert für einen Protest am 07.03.2020
Inforiot