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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Gedenkkundgebung für Falko Lüdtke

Am 31. Mai vor 13 Jahren wurde Falko Lüdtke in der Spechthausen­er Straße von einem Recht­sex­tremen vor ein Auto gestoßen und starb.

Es han­delte sich dabei nicht um einen tragis­chen Unglücks­fall, son­dern um einen vorsät­zlich geführten Angriff mit tödlichem Aus­gang. Der Täter wurde zu ein­er mehrjähri­gen Haft­strafe verurteilt.

Falko kam mit dem, der ihn dann umbrin­gen sollte, mit dem O‑Bus aus dem Bran­den­bur­gis­chen Vier­tel. Dort hat­te er diesen auf dessen zur Schau getra­gene Hak­enkreuztä­towierung ange­sprochen. Eine sich entspan­nende Diskus­sion set­zte sich im O‑Bus fort. Eine mögliche Sol­i­darisierung von anderen Pas­sagieren mit Falko will ich nachträglich nicht ein­fordern, vielle­icht war schlecht zu erken­nen, worum es ging, und die Angst, Opfer von Gewalt zu wer­den, spielte mit, als Men­schen wegsahen.

Aber es hätte gar nicht soweit kom­men müssen, wenn der Nazi es nicht als völ­lig nor­mal emp­fun­den hätte, allen ein Hak­enkreuz zu präsen­tieren. Dieses Gefühl hat­te ihm bis dahin seine Umge­bung gegeben, im Kietz und während sein­er ABM.

Wofür ste­ht ein Hak­enkreuz? Der Träger iden­ti­fiziert sich mit dem Nation­al­sozial­is­mus und der Wehrma­cht, has­st Juden und bil­ligt den Holo­caust. Gewalt­tätigkeit gehört zum Nazi-Sein, es ist Teil der poli­tis­chen Kul­tur. Zu den Fein­den eines Hak­enkreuzträgers gehören unter anderem von ihm als „Schmarotzer“ beze­ich­nete Punks und Obdachlose.

Nun sitzen die Fre­unde von Falko und Men­schen, denen das Schick­sal des jun­gen Punks ans Herz geht, an jedem Jahrestag nach­mit­tags an der Bushal­testelle „Spechthausen­er Straße“ und erin­nern sich.

Ja, es war von Falko leichtsin­nig, einen bekan­nten Schläger zu kri­tisieren. Hätte er die Schnau­ze gehal­ten, wäre er heute noch am Leben.

Schweigen macht vieles beque­mer. Wer Nazis nicht hin­nehmen will, bekommt Ärg­er mit denen, und wird nach­her noch als “selb­st schuld daran” abgestraft.

Na da machen wir, um Falko zu ehren, mal das Maul auf.

Seit 1990 wur­den in Bran­den­burg min­destens 27 Men­schen Opfer recht­sex­tremer Gewalt. Neun sind bis­lang davon offiziell anerkan­nt. Falko Lüdtke gehört nicht dazu. Dabei war schon im Urteil klargestellt wor­den, dass „ein der recht­en Szene Zuge­höriger gegen einen Ander­s­denk­enden Gewalt aus­geübt“ hat. Im Auf­trag der Lan­desregierung über­prüft derzeit das Pots­damer Moses Mendel­son Zen­trum alle strit­ti­gen Fälle nochmals.

Die fäl­lige staatliche Einord­nung des Tötungsver­brechens an Falko Lüdtke als recht­sex­trem wirft dann die Frage nach der Form eines öffentlichen Erin­nerns auf.

Innen­min­is­ter Diet­mar Woid­ke erk­lärt zur  „Über­prü­fung umstrit­ten­er Alt­fälle ‚Opfer recht­sex­tremer und ras­sis­tis­ch­er Gewalt’“ u. a.:

Sie wis­sen, dass Medi­en, Opfer­schutzein­rich­tun­gen sowie Opfer­hil­fsvere­ine in ein­er entsprechen­den bun­desweit­en Liste für unser Bun­des­land mit­tler­weile 32 der­art motivierte Tötungs­de­lik­te ausweisen. In keinem anderen Land ist die Dif­ferenz zur ‚offiziellen Sta­tis­tik’ so groß. Unter Umstän­den wer­den noch weit­ere Ver­dachts­fälle bekannt.

Wie soll man mit dieser Sit­u­a­tion umge­hen? Sollen wir auf die sein­erzeit einge­gren­zten Erfas­sungskri­te­rien ver­weisen? Sollen wir uns darauf zurückziehen, dass die betr­e­f­fend­en Ver­fahren von der Jus­tiz recht­skräftig abgeschlossen sind? Sollen wir also die Hände heben mit dem Hin­weis ‚Das war nun mal so, das ist Vergangenheit.’?

Ich denke, das ist aus­geschlossen. Lassen Sie mich noch ein­mal an das Leid, an die Trauer und die Fra­gen erin­nern, die nach und zu jedem einzel­nen dieser Ver­brechen gestellt wur­den. Wir sind es den Opfern, aber wir sind es auch ihren Ange­höri­gen schuldig, dass wir die Zweifel an dem ‚Warum’ dieser men­schen­ver­ach­t­en­den Tat­en so weit es irgend­wie geht ausräumen.

Aus ein­er Pressemit­teilung des Min­is­teri­um des Innern Bran­den­burg (MI): 11.03.2013 Woid­ke: Sind es Opfern und Ange­höri­gen schuldig, Zweifel am ‘Warum’ der Tat­en möglichst auszuräu­men | Nr. 019/2013

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Zug der Erinnerung” macht Station in Frankfurt (Oder)

Bere­its zum zweit­en Mal wird der “Zug der Erin­nerung” am Frank­furter Bahn­hof hal­ten. Die mobile Ausstel­lung hat in diesem Jahr das nation­al­sozial­is­tis­che Ver­nich­tungslager Sobi­bor zum The­ma: es soll der Ermor­dung der Kinder aus dem Konzen­tra­tionslager West­er­bork in den Nieder­lan­den gedacht wer­den, da sich ihre Depor­ta­tion in diesem Jahr zum 70. Mal jährt; zudem wird an den im Ver­nich­tungslager Sobi­bor geleis­teten Wider­stand der Häftlinge erinnert.

Inter­essierte Besucher_innen kön­nen am 5. Juni von 08:00 bis 20:00 Uhr die Ausstel­lung besuchen. Größere Grup­pen melden sich bitte beim Amt für Jugend und Soziales Frank­furt (Oder) (Tel: 0335 5525130, Fax: 0335 552885130, heike.papendick@frankfurt-oder.de oder jugendundsoziales@frankfurt-oder.de) an. Eine päd­a­gogis­che Betreu­ung wird durch die RAA Frank­furt (Oder) realisiert.

An diesem Tag um 11:00 Uhr find­et die feier­liche Ero?ffnung der Ausstel­lung mit Reden von Peter Fritsch (Stadtverord­neten­vorste­her), Gunter Dem­nig (Ku?nstler — Ini­tia­tor des Pro­jek­ts Stolper­steine), einem_r Vertreter_in des Utopia e.V. sowie Ru?diger Minow (Zug der Erin­nerung e.V.) statt.

Zusät­zlich gestal­tet der Utopia e.V., unter­stützt durch den Quartiers­fonds des Pro­gramms „Soziale Stadt“ Frank­furt (Oder), rund um den Aufen­thalt des Zuges ein Begleit­pro­gramm: Zusam­men mit dem Kleinen Kino e.V. wird am Fre­itag, den 7. Juni, um 19:30 im Gräfin-Dön­hoff-Gebäude (Europa-Uni­ver­sität, Europaplatz 1) der Film “Sarahs Schlüs­sel” gezeigt. 

Am Son­ntag um 18:00 Uhr referiert Stephan Wirtz im Audi­max AM 03 (Europa-Uni­ver­sität; Logen­str. 2) zu Jüdis­chem Wider­stand gegen das NS-Regime und dem Wider­stand der Sin­ti und Roma. 

Zudem find­et am Mon­tag, den 10. Juni, um 17:00 Uhr ein geführter Gedenkspazier­gang zu den in Frank­furt ver­legten Stolper­steinen mit Ger­hard Hoff­mann (Bund der Antifaschistin­nen und Antifaschis­ten Frank­furt (Oder) e.V.) und Carsten Höft (His­torisch­er Vere­in zu Frank­furt (Oder) e. V.) statt. Tre­ff­punkt ist am Su?deingang der Lenne?-Passagen.

Am Dien­stag, den 11. Juni, wird zum Abschluss um 18:00 Uhr im Audi­max AM 03 (Europa-Uni­ver­sität; Logen­str. 2) der Film „Flucht aus Sobi­bor“ gezeigt. Falls die Umstände es ermöglichen, wird ein Über­leben­der des Auf­s­tands in Sobi­bor in Frank­furt (Oder) zu Gast sein und sich für ein Zeitzeu­genge­spräch zur Ver­fü­gung stellen. Der “Zug der Erin­nerung” ist ein vom gle­ich­nami­gen Vere­in 2007 ini­ti­iertes Pro­jekt, das die Geschichte der nation­al­sozial­is­tis­chen Depor­ta­tio­nen erzählt und mit Hil­fe von Biogra­phien an die Opfer erin­nert. Etwa 420.000 Men­schen kamen seit 2007 auf die Bahn­höfe und gedacht­en der Deportierten.

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TAG DER BEFREIUNG IM FREILAND POTSDAM

 

68 Jahre nach der Befreiung vom deutschen Faschis­mus sollte so ein Zeichen gegen die Geschichtsver­drän­gung geset­zt wer­den. Der Ein­ladung sind etwa 100 Per­so­n­en gefolgt.

Jür­gen Rauhe, berlin­stäm­miger Bilder­hauer, erschuf die Bronzeplas­tik in den Anfän­gen der 1970er Jahre. Das Denkmal, welch­es den Namen „Befreiung“ trägt, sollte an die in der thüringis­chen Stadt Greiz umgekomme­nen Zwangsarbeiter_innen erin­nern. In der Zeit von 1971 bis 2006 stand das Mah­n­mal am Ein­gang des Greiz­er Parks. Es wurde trotz Protest durch Bürger_innen ent­fer­nt und auf einen still­gelegten Fried­hof in Greiz abgestellt. Das cir­ca vier Meter hohe Denkmal, das wie ein „V“ ange­ord­net ist, welch­es an das Handze­ichen „Vic­to­ry“ erin­nern soll, ste­ht noch heute dort auf dem Fried­hof. Bemühun­gen um es erneut würde­voll an einen passenderen Ort zu stellen, blieben jedoch erfol­g­los.
Der Bild­hauer fer­tigte, noch in den 1970er Jahren, eine Kopie des Denkmals an. Diese kleinere Vari­ante war ein Geschenk der dama­li­gen DDR an die Gedenkstätte Auschwitz-Birke­nau. Im Rah­men von Umstruk­turierun­gen der Gedenkstätte und dessen Konzept wurde das Mah­n­mal 1989 in einzelne Teile zer­legt und eingelagert.

Diese kleinere Vari­ante wurde nun auf dem frei­Land-Gelände in Pots­dam wieder eingewei­ht.
Durch Spenden, Spon­soren sowie die tatkräftige Unter­stützung der Mit­glieder der Gesellschaft zum Schutz von Bürg­er­recht und Men­schen­würde (GBM e.V.) und den Bemühun­gen der AG Befreiung war es möglich, die Skulp­tur aus Oswiec­im zu holen und restau­ri­eren zu lassen.

Das frei­Land ste­ht heute für eine alter­na­tive Jugend­kul­tur, ein Ort zum zusam­menkom­men und regem Aus­tausch. Während des zweit­en Weltkriegs wur­den an diesem heuti­gen Freiraum Zwangsarbeiter_innen für den Rüs­tungs­bau der Ara­do-Flugzeug­w­erke aus­ge­beutet. Zukün­fti­gen Gen­er­a­tio­nen fehlt häu­fig der Bezug zu den schreck­lichen Tat­en unter dem NS-Regime. Die Wieder­eröff­nung an diesem Ort mah­nt uns, die Geschichte nicht zu vergessen sowie die Lehren und Kon­se­quen­zen daraus stets vor Augen zu hal­ten und wach­sam zu sein.

Nach Worten von Dr. Hein­rich Fink, der Bun­desvor­sitzende des VVN-BdA, Dr. Peter Michel (GBM e.V.) und Vertreter_innen der AG Befreiung, sowie musikalis­ch­er Unter­malung fan­den sich alle Beteiligten zu Gesprächen im frei­Land-Café ein. Es war eine gelun­gene Wieder­eröff­nung und mit Sicher­heit erst der Beginn der Geschicht­sentsorgung entsch­ieden entgegenzutreten.

Beson­der­er Dank gilt den Mit­gliedern der Gesellschaft zum Schutz von Bürg­er­recht und Men­schen­würde (GBM e.V.), dem Kun­starchiv Beeskow sowie der AG Befreiung für die Ini­tia­tive und das Engage­ment, trotz fehlen­der städtis­ch­er Unter­stützung, das Denkmal „Befreiung“ im frei­Land Pots­dam wiederzueröffnen.

 

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Traditionelles Gedenken am 8. Mai – Tag der Befreiung in Bernau

150 Bernauerin­nen und Bernauer nah­men am Mittwoch, den 8. Mai, am Gedenken anlässlich des Tages der Befreiung teil. Aufgerufen hat­te das Bernauer Net­zw­erk für Tol­er­anz und Weltof­fen­heit. An drei Sta­tio­nen wurde an die von Nazis Ver­fol­gten und Ermorde­ten erinnert.

Im Aufruf des Bernauer Net­zw­erkes hieß es: „Wir wollen an diesem Tag der Mil­lio­nen Men­schen gedenken, die unter der gnaden­losen Kriegs‑, Besatzungs- und Ver­nich­tungspoli­tik der Nazis lei­den mussten. Durch den von Deutsch­land aus­ge­hen­den faschis­tis­chen Angriff auf die Men­schlichkeit ver­loren unglaublich viele Kinder, Jugendliche, Erwach­sene und alte Men­schen ihre Frei­heit, ihr Leben, ihre Gesund­heit, ihre Hoff­nung, ihre Liebsten.“

Die erste Sta­tion am Sow­jetis­chen Ehren­mal eröffnete der Stadtver­band der Partei Die Linke mit ein­er Mah­nung nicht nur an die Tat­en der Nazis von damals, son­dern auch heutiger Neon­azis. An der zweit­en Stad­tion, dem Deser­teur­denkmal, gedachte die evan­ge­lis­che Jugend der Verweiger_innen des Krieges und nan­nte beispiel­haft die Namen der Pazifist_innen Erna und Kurt Kretschmann, nach denen auch eine Schule in Bad Freien­walde benan­nt wurde. Mit ein­er kurzen szenis­chen Darstel­lung erin­nerten sie an die Ein­wei­hung des Deser­teur­denkmales vor genau 15 Jahren, die damals durch eine Gruppe von Jugendlichen aus dem Jugendtr­e­ff DOSTO und der Evan­ge­lis­chen Gemeinde ini­ti­iert wurde. Ihren Abschluss fand die Gedenkver­anstal­tung in einem Festessen auf dem Bernauer Mark­t­platz, wo Jugendliche des Jugendtr­e­ff DOSTO Sup­pen und Kuchen vor­bere­it­et hatten.

Anders als in den Vor­jahren fiel die Beteili­gung in diesem Jahr geringer aus. Die bish­eri­gen Teilnehmer_innenzahlen von 250 bis 300 Per­so­n­en wur­den deut­lich unter­schrit­ten. Ob dies am Wet­ter, dem bevorste­hen­den Feiertag oder schlicht man­gel­n­dem Inter­esse lag, ist nur zu ver­muten. Klar ist, dass unter den Teilnehmer_innen der diesjähri­gen Kundge­bung wieder der über­wiegende Teil aus deutsch-rus­sis­chen Bernauer_innen bestand. Eine der Teil­nehmer betitelte die fehlende Beteili­gung der „Deutschen“ als beschämend.

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

19.04.2013: Wittstock

 

In der Gedenkstätte Todesmarsch im Belower Wald wird am 19. April der
68. Jahrestag der Befreiung begangen. Ich freue mich besonders, dass
auch Überlebende des Todesmarsches aus Frankreich, Ungarn und
Deutschland, inzwischen hoch betagt, an der Gedenkfeier teilnehmen
werden. Unter den französischen Gästen werden außerdem zahlreiche
Angehörige ehemaliger Konzentrationslagerhäftlinge sein.
Die Veranstaltung beginnt am Freitag, 19.4. um 15.00 Uhr mit dem „Marsch
des Lebens“: französische und deutsche Jugendliche gehen gemeinsam mit
Todesmarsch-Überlebenden einen Teil der Todesmarschstrecke. Wenn sie am
Mahnmal angekommen sind, gegen 15.20, beginnt dort die Gedenkfeier: Nach
einer kurzen Begrüßung von mir werden zu den Gästen sprechen: Lucienne
Gouffault, Witwe des langjährigen Präsidenten des internationalen
Häftlingsverbandes „Amicale Internationale de Sachsenhausen“, und
Kirsten Tackmann, Mitglied des Deutschen Bundestages für die Partei „Die
Linke“ mit Wahlkreis in der Ostprignitz. Nach den Reden werden Kränze
und Blumen am Mahnmal nieder gelegt.
Im Anschluss laden wir die Besucherinnen und Besucher herzlich ein, die
Gedenkstätte besichtigen und mit den Gästen ins Gespräch kommen. Für
eine Schülergruppe und eine Konfirmandengruppe haben wir Begegnungen mit
Zeitzeugen organisiert, ein weiteres Zeitzeugengespräch findet bereits
am Mittag statt. Die Veranstaltung endet gegen 17.30 Uhr.
Ich lade Sie/Euch recht herzlich ein, an der Veranstaltung teilzunehmen.
Für Nachfragen stehe ich gern zur Verfügung.

 

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(Anti)militarismus Antifaschismus Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

Zur Kritik der Kritik

 

Ja richtig, wer in SA- und Wehrmachts- und preußischen Uniformen einen Tag vor dem Tag von Potsdam durch eben diese Stadt marschiert, zielt auf Provokation ab. Wer einen Slogan wie „ZurÜck in die Zukunft - Vorwärts in die Vergangenheit“ vor sich her trägt und eine Zeichnung der Garnisonkirche dazu, der möchte gezielt angreifen. Vorm Denkmal der ehemaligen Synagoge mit Fackeln zu salutieren trifft vielleicht auch die, die nicht getroffen werden sollen. Aber klar muss auch sein, wer sich zusammen mit der „Stiftung Garnisonkirche Potsdam“ ein Gedenken an die durch das NS-Regime ermordeten Juden erlaubt, der versucht klammheimlich die Geschichte umzudrehen und ist im besten Fall revisionistisch und im schlechtesten ganz einfach rechts konservativ und offen für mehr.  Von Geschmacklosigkeit politischer Aktionen und Aussagen, die durch die Befürworter der Garnisonkirche getätigt werden, können auch wir ein Lied singen. Zum Beispiel wenn bei der Veranstaltung im Filmmuseum zum und am Tag von Potsdam Martin Sabrow (Historiker „Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam“) den Tag tatsächlich als eine „politisch belanglosen Zeremonie“ oder gar als „nur eine zeremonielle Auftaktveranstaltung ohne politische Bedeutung“ umzudeuten versucht.  Die Kirche steht beispielhaft für den deutschen Militarismus und somit für die deutschen Werte Ordnung, Disziplin und Kadavergehorsam die die gesamte Gesellschaft durchzog. Nur durch diese gesellschaftliche Konstitution war der deutsche Faschismus in seiner Einzigartigkeit überhaupt erst möglich. Ist es wirklich angebracht wenn ein Wolfgang Huber eine kirchliche Militärseelsorge an einem solchen Ort damit rechtfertigt, dass der Frieden nur durch die gewalttätige Durchsetzung von Recht erlangt werden kann? Kann und will die Deutsche Bundeswehr tatsächlich an diesem Ort für „Frieden und Versöhnung“ werben? Noch mehr Verhöhnung der Opfer des Nationalsozialismus geht fast nicht.   Aber wagen wir einen Blick in die Zukunft und vergleichen Potsdam mal mit Dresden, wie es die Befürworter der Garnisonkirche auch so gern und oft tun. Die Frauenkirche ist wahrlich kein Zeichen von deutschem Militarismus. Ihre Ruine stand symbolhaft für die Befreiung Deutschlands vom Faschismus. Jedes Jahr seit ihrem Wiederaufbau wird hier nun vor Allem an die Zerstörung der Stadt erinnert und weniger an ihre Ursachen. Dass sich hier noch in den vergangenen Jahren bis zu 8000 Neo- und Altnazis aus ganz Europa versammelten, um eben an dieses einseitige Gedenken anzuknüpfen, spricht Bände.  Wie könnte das aussehen in einer Stadt, die Stück für Stück Preußen wieder auferstehen lässt und auch vor nationalsozialistisch aufgeladenen Symbolen wie der Garnisonkirche nicht zurückschreckt?  Auf die Kritik an unserer Aktion bleibt nur hinzuzufügen: Euer schönes Potsdam haben nicht wir besudelt, dazu kommen wir zu spät!
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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Blockaden stoppen Nazigedenkmarsch in Cottbus

INFORIOT Der jährliche Auf­marsch der NPD zum Jahrestag der Bom­bardierung der Stadt Cot­tbus im 15. Feb­ru­ar 1945 wurde in diesem Jahr zum ersten Mal erfol­gre­ich block­iert. In den Vor­jahren hat­ten Antifaschist_innen die NPD-Demon­stra­tio­nen immer wieder gestört. Dies­mal endete der Demon­stra­tionszug am Fre­itagabend nach nur 800 Metern. Teilgenom­men hat­ten 200 Neonazis.

Es kam nach Polizeiangaben zu ein­er Gewahrsam­nahme, als am Bahn­hof ein Rechter mit zwei Schreckschusspis­tolen bewaffnet und ein­er Hak­enkreuztä­towierung aufge­fall­en war.

Block­aden an mehreren Punkten

Mehrere hun­dert Men­schen fol­gten dem Aufruf des Bünd­nis “Cot­tbus Naz­ifrei” und ver­stell­ten durch eine ganze Rei­he von Block­aden an ver­schiede­nen Stellen die Route der Neonazis.

Zuvor protestierten “Cot­tbus Naz­ifrei” und das Bünd­nis “Cot­tbuser Auf­bruch” zusam­men mit vie­len weit­eren Antifaschist_innen unter dem Mot­to “Cot­tbus beken­nt Farbe” gegen die Nazidemon­stra­tion. Ins­ge­samt beteiligten sich an den Protes­tak­tio­nen 2500 Men­schen, teil­ten die Veranstalter_innen mit. An den eigentlichen Block­aden waren etliche hun­dert Men­schen beteiligt.

Weniger Gedenken, mehr Hetze

Angemeldet hat­te die NPD-Demon­stra­tion der Cot­tbuser Neon­azi Ron­ny Zasowk, Vizechef der Bran­den­burg­er NPD und Vor­sitzen­der des Kreisver­ban­des Lausitz. Er wurde begleit­et durch andere NPDler der Region wie Alexan­der Bode (dem Haupt­täter der tödlichen Het­z­jagd von Guben 1999), Markus Noack (Kreistagsab­ge­ord­neter) und Pierre Dorn­brach (JN-Lan­des­beauf­tragter).

Bere­its im Vor­feld hat­te Ron­ny Zas­wok ver­sucht, den Gedenkmarsch auf der NPD-Inter­net­seite als Erfolg zu verkaufen. Durch die medi­ale Berichter­stat­tung sei das Datum der Bom­bardierung in das Bewusst­sein der Bevölkerung gerückt.

NPD fühlt sich versklavt

Während der Demon­stra­tion schwank­te er und verkaufte den Abend mal als Erfolg (man habe “Deu­tung­shoheit” erlangt), mal als Nieder­lage. Er lamen­tierte über die “linksradikale Presse”, die “Link­sex­trem­is­ten” und die “Krim­inellen” in Poli­tik und Ver­wal­tung — er füh­le sich als “Sklave”, der zur “Baum­wollplan­tage geführt werde”. Die Stil­isierung als “Opfer”, “Ver­fol­gte” und “Geächtete” eines “total­itären Regimes” aus Staat und Medi­en zog sich durch sämtliche Redebeiträge.

Rechte Wut über die Blockaden

Auf­grund der Block­aden endete die Route der Neon­azis nach vier Stun­den an der Kreuzung Karl-Liebknecht-Straße  Ecke Friedrich-Engels-Straße. Die Teil­nehmenden stell­ten sich im Kreis auf. In der Mitte wur­den Fack­eln hochge­hal­ten, solange die Rede­beiträge ver­lesen wur­den. Zuvor waren die Neon­azis schweigend, begleit­et von klas­sis­ch­er Musik durch die Straßen gelaufen.

Die Demon­stra­tion wurde von Ron­ny Zasowk, sichtlich wütend wegen der erfol­gre­ichen Block­aden, aufgelöst. Im gle­ichem Atemzug meldete er eine Spon­tandemon­stra­tion an, die zurück zum Bahn­hof führte.

Unter­stützung aus Sachsen

Bere­its zwei Tage zuvor hat­ten 800 Neon­azis in der Säch­sis­chen Haupt­stadt Dres­den einen Gedenkmarsch anlässlich des 68. Jahrestages der Bom­bardierung der Stadt Dres­den durch­führen wollen. Auch dort: Block­aden ver­hin­derten den Naziplan.

Unter­stützung beka­men die Cot­tbuser Neon­azis dann auch aus Sach­sen: Angereist war Maik Schef­fler, Vizevor­sitzen­der der NPD Sach­sen und Chef des Neon­azinet­zw­erkes “Freies Netz”, der zum Ende des Auf­marsches einen Rede­beitrag beisteuerte.

Er het­zte gegen “das Sys­tem”, das ihn und seine “Kam­er­aden” zu Unrecht als “Ter­ror­is­ten” betiteln würde, gegen die alli­ierten und sow­jetis­chen Armeen sowie “die Linkskrim­inellen”. Kein Sys­tem beste­he auf Dauer, so Schef­flers viel sagende Ankündi­gung zum Abschluss.

Eben­so wurde ein Gruß­wort von Maik Müller, Anmelder des Dres­den-Gedenkens, ver­lesen, auch die Kam­er­ad­schaft Leipzig-Möck­ern war mit einem Trans­par­ent vertreten.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Online-Initiative erinnert an tödliche Hetzjagd von Guben

Am 13. Feb­ru­ar 2013 ging das Weblog RE:GUBEN unter der Adresse www.re-guben.de online.

Anlass ist der 14. Todestag des Algeriers Farid Guen­doul, der 1999 im bran­den­bur­gis­chen Guben von ein­er Gruppe Neon­azis ange­grif­f­en wurde und infolge dessen ums Leben kam. Ein Jahr lang wird das Weblog Autorin­nen und Autoren aus Jour­nal­is­mus, Poli­tik und Wis­senschaft sowie anderen Men­schen, die etwas zu Guben zu sagen haben, Raum für Texte, Bilder und Videos geben.

RE:GUBEN will nach­fra­gen, welche Spuren der Tod von Farid Guen­doul hin­ter­lassen hat und was sich seit­dem in Guben getan hat. Das Weblog wird zurück­blick­en und Infor­ma­tio­nen zur Tat und ihrer juris­tis­chen Aufar­beitung liefern, es wird unter anderem Inter­views mit heuti­gen Akteuren veröf­fentlichen und es will zu Diskus­sio­nen darüber anre­gen, wie Gedenken gestal­tet wer­den kann.

Der 28jährige Farid Guen­doul starb in der Nacht des 13. Feb­ru­ar 1999 in Guben, nach­dem er auf der Flucht vor den Angreifern die Glass­cheibe eines Hau­sein­gangs einge­treten und sich die Bein­schla­gad­er ver­let­zt hat­te. Inner­halb weniger Minuten verblutete er im Trep­pen­flur. Die Tat fiel in die Zeit eines Wan­dels im öffentlichen Diskurs über Neon­azis. Das Gerichtsver­fahren wurde von einem hohen Medi­en­in­ter­esse begleitet.

Acht Täter wur­den wegen fahrläs­siger Tötung schuldig gesprochen und erhiel­ten Strafen zwis­chen drei Jahren Haft und ein­er richter­lichen Ver­war­nung. Der Bun­des­gericht­shof wertete die Tat später als ver­suchte Kör­per­ver­let­zung mit Todesfolge.

Zu erre­ichen ist das Weblog unter der Inter­ne­tadresse: www.re-guben.de. Das Pro­jekt wird unter­stützt durch die Rosa-Lux­em­burg-Stiftung, Refer­at für Neon­azis­mus und Strukturen/Ideologien der Ungle­ich­w­er­tigkeit und das Demokratis­che Jugend­FO­RUM Bran­den­burg (DJB e.V.).

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

Gedenken an Auschwitz-Befreiung in Potsdam

Am 27.01.2013 ver­sam­melten sich gegen 18.00 Uhr ca. 80 Antifaschist_innen, um der Befreiung des Konzen­tra­tionslagers Auschwitz vor 68 Jahren zu gedenken. Dabei wur­den zwei Rede­beiträge ver­lesen, die vor allem die staatliche Gedenkpoli­tik kri­tisierten und eine antifaschis­tis­che Inter­ven­tion heute ein­forderten. Aufgerufen zu der Kundge­bung hat­te ein bre­ites Bünd­nis Pots­damer Antifa­grup­pen. Bere­its in den let­zten Wochen fand in Erin­nerung und Auseinan­der­set­zung an die Auschwitzbe­freiung eine Ver­anstal­tungsrei­he mit dem Namen “Vergessen ist die Erlaub­nis zur Wieder­hol­ung” statt.

 

Rede­beitrag des Vor­bere­itungskreis­es der Ver­anstal­tungsrei­he “Vergessen ist die Erlaub­nis zur Wieder­hol­ung” anlässlich des 68. Jahrestages der Auschwitz-Befreiung am 27. Jan­u­ar 2013: 

Heute jährt sich der Tag der Auschwitzbe­freiung zum 68. Mal. Zum 68. Mal führen unter­schiedliche Vere­ini­gun­gen Gedenkver­anstal­tun­gen durch. Sie sollen die Erin­nerung an die Opfer wach hal­ten und die Bezwinger_innen des Nation­al­sozial­is­mus ehren. Vor allem aber soll durch das Wach­hal­ten der Erin­nerung an die ein­ma­li­gen Ver­brechen der Deutschen jede Art der Wieder­hol­ung ver­hin­dert wer­den, denn: Vergessen ist die Erlaub­nis zur Wiederholung!

An die deutschen Ver­brechen erin­nern, aus der Geschichte gel­ernt zu haben, dazu beitra­gen, dass nichts ähn­lich­es mehr geschieht, ja gar ein Beispiel für andere Län­der zu sein, wie man mit „schwieriger Geschichte“ umzuge­hen habe, das beansprucht die staatliche und offizielle Erin­nerungspoli­tik Deutsch­lands. Was ist Gedenken wert in einem Land, das ehe­ma­li­gen NS-Richter_in­nen ermöglichte Über­lebende wegen „kom­mu­nis­tis­ch­er Umtriebe“, wieder zu verurteilen. Was ist Gedenken wert in einem Land, das immer noch ver­sucht auf inter­na­tionaler Ebene die Entschädi­gung von Opfern zu ver­hin­dern. Was ist Gedenken wert in einem Land, das heute mehr denn je an der Gle­ich­set­zung von Nation­al­sozial­is­mus und Kom­mu­nis­mus arbeit­et und sich so von sein­er Schuld ver­sucht rein zu waschen, um sich gle­ichzeit­ig als Opfer zu stil­isieren. Und was ist es wert in ein­er Stadt, die mehrere Gedenko­rte und Museen für die Mauer- und Stasi-opfer betreibt, aber über zwei Jahrzehnte nicht in der Lage zu sein scheint, ähn­lich­es für die unzäh­li­gen Opfer der NS-Zwangsar­beit und der damals in Pots­dam tagen­den nation­al­sozial­is­tis­chen Erbge­sund­heits- und Volks­gericht­shöfe einzuricht­en? Wie soll inmit­ten eines Wieder­auf­bauwahns von preußis­chen Mil­itärk­itsch und Mon­u­menten nation­al­sozial­is­tis­ch­er Macht­demon­stra­tion wie der Gar­nisonkirche den Opfern des Nation­al­sozial­is­mus noch gedacht werden?

Groß­macht for­ev­er and „Wirtschaftswun­der“

Obwohl der his­torische Expan­sions- und Ver­nich­tungskrieg noch lange nicht aufgear­beit­et ist, rei­ht sich die BRD völ­lig ungezwun­gen in die europäis­che Staatenge­mein­schaft ein und hegt gar einen hege­mo­ni­alen Anspruch.

Ihre heutige Stärke ver­dankt die BRD dem wirtschaftlichen Auf­schwung der Nachkriegszeit, das zum „Wirtschaftswun­der“ verk­lärt wurde ohne zu hin­ter­fra­gen wie es dazu kam. Immer wieder wird vergessen, dass mehr als 12 Mil­lio­nen Men­schen während des 2. Weltkriegs zur Arbeit gezwun­gen wur­den. 1944 wur­den an jedem drit­ten Arbeit­splatz Zwangsarbeiter_innen verpflichtet. Sie fan­den Platz in allen Wirtschafts­bere­ichen: von der Rüs­tungsin­dus­trie bis zum Kle­in­st­be­trieb von der öffentlichen Ver­wal­tung über die Land­wirtschaft bis hin zur per­sön­lichen Haushalt­shil­fe! Neben den Erlösen aus Sklave­nar­beit und Raub trug auch der im Krieg erzielte tech­nol­o­gis­che Fortschritt, z.B. das Wis­sen aus medi­zinis­chen Ver­suchen an Men­schen dazu bei, dass das besiegte Deutsch­land Profiteur_in der eige­nen Ver­brechen wer­den kon­nte. Aus Kriegspro­duk­tion wurde Zivil­pro­duk­tion, aus NS-Täter_i­n­en wur­den Würdenträger_innen der BRD und nicht sel­ten wur­den die zuvor in der Ver­wal­tung des NS-Regimes täti­gen Beamt_innen nun mit Fra­gen der „Wiedergut­machung“ betraut. „Entschädigt“ wur­den dort vor allem ehe­ma­lige Nazis durch hohe Pen­sio­nen. Durch diese speziellen wirtschaftlichen Voraus­set­zun­gen, durch die im Zuge des kalten Krieges eingestell­ten Repa­ra­tionszahlun­gen an die Sow­je­tu­nion sowie die Stärkung der BRD als antikom­mu­nis­tis­ches Boll­w­erk durch die West­mächte, wurde die BRD allmäh­lich wieder zu ein­er Wirtschaftsmacht.

Hal­ten und Aus­bauen kon­nte sie diesen Sta­tus in den let­zten Dekaden vor allem durch eine aggres­sive Wirtschaft­spoli­tik: die deutsche Volks­ge­mein­schaft ken­nt keine Klassen son­dern nur den Stan­dort Deutsch­land! Die kaum vorhan­dene Bere­itschaft zum Arbeit­skampf und die bere­itwillige Akzep­tanz zu Verzicht und Selb­staus­beu­tung beflügelte die deutsche Wirtschaft und besiegelte gle­ichzeit­ig den Nieder­gang der Volk­swirtschaften an der Periph­erie Europas. Durch europäis­che Wirtschaftsabkom­men kon­nten diese durch deutsche„Billigexporte“ zer­stört wer­den. So kon­nte Deutsch­land auf Grund der mit aus­gelösten Eurokrise seine Hege­mo­ni­albe­stre­bun­gen und poli­tis­che Vor­ma­cht­stel­lung in Europa etablieren. Nach deutschem Dik­tat soll nun ges­part wer­den, bei Ver­stoß gegen die aufgezwun­genen Bes­tim­mungen bleiben weit­ere Ret­tungss­chirme aus, die eine Ret­tung ohne­hin frag­würdig erscheinen lassen. Nun sollen “faule Südlän­der“ mehr schuften, später Rente beziehen, weniger ver­schwen­den und über­haupt schlechter Leben: Agen­da 2010 hoch 10 für ganz Europa.

Schlussstrichem­n­tal­ität & Einopferung 

Der ständi­ge Ver­such der BRD, einen Schlussstrich unter ihre NS-Ver­gan­gen­heit zu ziehen, wurde trau­riger weise durch ein Urteil des inter­na­tionalen Gericht­shof in Den Haag vom 3. Feb­ru­ar 2012 Bei­s­tand geleistet.

Deutsch­lands Inten­tion, mit Ver­weis auf die eigene Immu­nität, nie wieder von NS-Opfern belangt zu wer­den, wurde statt gegeben. Hin­ter­grund war ein jahre­langer Rechtsstre­it zwis­chen Über­leben­den des Mas­sak­ers von Dis­to­mo und dem NS-Recht­snach­folges­taat Deutsch­land. Deutsche SS-Sol­dat­en ermorde­ten am 10. Juni 1944 im griechis­chen Dorf Dis­to­mo 218 Men­schen. Im Jahr 2000 verurteilte der Ober­ste Gericht­shof in Athen Deutsch­land auf 28 Mil­lio­nen Schadenser­satz. Das Urteil wurde jedoch nie voll­streckt. Das Bun­desver­fas­sungs­gericht erk­lärte Dis­to­mo gar zu einem „Kriegss­chick­sal“ und bagatel­lisierte somit das geplante Mas­sak­er und die sys­tem­a­tis­che Ver­nich­tung von Men­schen. Möglich wurde die Nicht-Voll­streck­ung des Athen­er Urteils durch den Druck, den die Wirtschafts­macht Deutsch­land auf Griechen­land ausübte. So dro­hte man damals mit Nicht-Auf­nahme in den Euro, mit wirtschaftlich­er Iso­la­tion also. Mit Grün­dung der Stiftung „Erin­nerung, Ver­ant­wor­tung, Zukun­ft“ (EVZ) ver­suchte sich die BRD 2000 bere­its endgültig von der Last der Ver­gan­gen­heit zu befreien und einen Schlussstrich zu ziehen. Entschädi­gungszahlun­gen wur­den nur auf Druck der Opfer und in Form von Almosen gewährt. Für die Opfer stellte dies eine erneute Demü­ti­gung dar, indem sie Anträge stellen und ihren Opfer­sta­tus beweisen mussten, der ohne­hin nur bes­timmten „Opfer­kat­e­gorien“ wie Zwangsar­beit zuerkan­nt wurde.

Während jed­er Ver­such der Opfer des deutschen Ver­nich­tungskriegs Entschädi­gung zu erlan­gen mit mas­siv­en Wider­stand kon­fron­tiert wurde, ist Deutsch­land auf sym­bol­is­ch­er Ebene schon weit­er. Da sind sie die Opfer, diejeni­gen die bedauert wer­den müssen. Die Anti­to­tal­i­taris­mus­dok­trin, die nach der Wende zu neuen Ehren gekommene, leicht alt­back­ene und wis­senschaftlich längst über­holte Gle­ich­set­zung von „rot“ und „braun“, von Auschwitz und real­sozial­is­tis­ch­er Repres­sion liefert hier das ide­ol­o­gis­che Grundgerüst. Die Behaup­tung, die Bar­barei des Nation­al­sozial­is­mus und die Regime Der DDR und UdSSR seien wesens­gle­ich gewe­sen, dient dabei sowohl dem Ableug­nen deutsch­er Schuld, als auch den Ver­such jeden Ansatz sozialer Emanzi­pa­tion bzw. Befreiung schon im Vorhinein zu diskreditieren.

War Bran­den­burg einst eines der ost­deutschen Bun­deslän­der, in dem der staatliche Anti­to­tal­i­taris­mus weniger aggres­siv auf­trat als z.B. in Sach­sen, hat sich auch hier mit­tler­weile vieles zu Neg­a­tiv­en gewen­det. Seit dem Antritt der rot-Roten Lan­desregierung entwick­elt sich Pots­dam zum „Hot-Spot“ der anti­to­tal­itären Staats­dok­trin, die Akzep­tanz der anti­to­tal­itären Staats­dok­trin ist der Preis den die PDS-Nach­folge Partei für ihr Teil­haben-dür­fen an der Bran­den­burg­er Elendsver­wal­tung bere­it war zu zahlen.

Nur einige Beispiele: In der Gedenkstätte für das SMER­SCH/KGB-Gefäng­nis in der Leis­tikow­straße wütet mit höch­ster Unter­stützung seit­ens der Lan­desregierung ein rechter Mob gegen die Gedenkstät­ten­lei­t­erin, die ver­sucht, das Han­deln der sow­jetis­chen Repres­sion­sor­gane in SBZ und DDR in his­torische Kon­texte und Kausal­itäten einzu­bet­ten und die nicht das Märchen erzählt, die ‘Russen wären aus pur­er Bosheit hergekom­men um deutsche Kinder zu fressen’.

In der Lin­den­straße wird das „Lin­den­ho­tel“, im 3. Reich u.a. Sitz des Erbge­sund­heits­gericht­es und Unter­suchungs­ge­fäng­nis des Volks­gericht­shofes, nach 1945 Haf­tanstalt des NKWD und der Staatssicher­heit zur anti­to­tal­itären Musterge­denkstätte ausgebaut.

Am 30. Jan­u­ar 2013 (sic!) wird der Kul­tur­auss­chuss der Stadt Pots­dam, ein­er Stadt in der Straßen nach Kriegsverbrecher_innen wie Hen­ning von Treskow benan­nt sind, es ablehnen eine Straße nach dem Pots­damer Wider­stand­skämpfer und KZ-Über­leben­den Otto Wies­ner zu benen­nen, dieser hätte sich in der DDR „schuldig gemacht“.

In der Nähe des Nauen­er Tores resi­diert eine „Lan­des­beauf­tragten zur Aufar­beitung der Fol­gen der kom­mu­nis­tis­chen Dik­tatur“, deren Ziel es u.a. ist, die anti­to­tal­itäre Lüge in Schulen und Bil­dung­sein­rich­tun­gen als alle­ingültige Wahrheit zu propagieren.

Unsere Auf­gabe ist und bleibt, die vorherrschende Gedenkpoli­tik zu hin­ter­fra­gen und zu kri­tisieren. Es darf kein Vergessen geben, denn dies ist die Erlaub­nis zur Wieder­hol­ung! Zu vergeben ist das Anliegen, das genau das falsche Sig­nal sendet: Auch kom­mende Gen­er­a­tio­nen müssen sich der deutschen Ver­gan­gen­heit bewusst sein, damit sich Auschwitz nicht wiederholt!

Deutsch­land war, ist und bleibt Fein­des­land!
Gegen das falsche Gedenken! 

auschwitzgedenkenpotsdam.blogsport.eu

 

Rede­beitrag der [a] Antifaschis­tis­chen Linken Potsdam: 

Über ein halbes Jahrhun­dert ist mit­tler­weile die Befreiung des größten Konzen­tra­tionslagers Auschwitz her. Alle, die wir hier ste­hen haben unser Wis­sen darüber aus Büch­ern, dem Inter­net oder Fil­men. Einige wenige hat­ten noch das Priv­i­leg aus erster Hand, von Zeitzeug_innen, über die Ereignisse damals informiert zu wer­den. Doch das ist bald vor­bei. Augenzeug_innen der Ver­brechen Nazideutsch­lands und sein­er Ver­bün­de­ten wird es schon in weni­gen Jahren nicht mehr geben. Doch wer soll dann Zeug­nis able­gen, wer soll mah­nen, wer soll Ver­ant­wor­tung übernehmen?

Über Jahrzehnte haben die Betrof­fe­nen der Naz­i­herrschaft Aufk­lärungsar­beit geleis­tet, haben ihre per­sön­lichen Geschicht­en erzählt und haben somit die Zeit nach Ihnen vor­bere­it­et. ‑getrieben von der Angst vor dem Vergessen und der Ver­ant­wor­tung gegenüber den Ermorde­ten. UNSER OPFER UNSER KAMPF, GEGEN FASCHISMUS UND KRIEG, DEN LEBENDEN ZUR MAHNUNG UND ZUR VERPFLICHTUNG lautet die Inschrift dieses Mah­n­mals, die uns erin­nern soll, dass es nun an uns ist das Gedenken wach zu hal­ten und zu mah­nen, Ihre Geschicht­en und Gedanken an andere weiterzugeben.

Der offizielle Gedenkdiskurs zeigt deut­lich die Notwendigkeit poli­tis­ch­er Inter­ven­tio­nen auf. So wurde z.B. nach immer­hin über 60 Jahren im let­zten Jahr ein Mah­n­mal für die ermorde­ten Sin­ti und Roma in Berlin fer­tig gestellt, doch schon einen Tag danach het­zte der deutsche Innen­min­is­ter aus Angst vor ein­er steigen­den Immi­gra­tion wieder gegen sie. Auch die Auseinan­der­set­zung der Behör­den und vor allem ihre Ver­strick­ung in Ter­ror und Morde des NSU lassen keinen Zweifel an der poli­tis­chen Aus­rich­tung Deutschlands.

Die in den 90er Jahren ent­standene Ter­ror­gruppe zeigt beispiel­haft wie über Jahrzehnte rechte Struk­turen durch den Staat unbeachtet blieben oder sog­ar gefördert wur­den. Dies hat­te zur Folge, dass in eini­gen Regio­nen z.B. in Sach­sen, Meck­len­burg aber auch im Großraum Dort­mund Nazis über lange Zeit eine Hege­monie poli­tisch, kul­turell und auf der Straße auf­bauen kon­nten. Antifaschis­tis­che Inter­ven­tio­nen, vor allem die Erfol­gre­ichen, wer­den hinge­gen bis heute krim­i­nal­isiert. Die §129a Ver­fahren gegen antifaschis­tis­che Grup­pen in den 90er Jahren, aber auch heute noch gegen Antifas, sind Sinnbild für eine Gesellschaft die sich von Anfang an gegen einen Auseinan­der­set­zung mit sein­er Naziver­gan­gen­heit gewehrt hat. Wenn heute Fir­men oder ver­schiedene Min­is­te­rien bezüglich ihrer Geschichte in den 30er und 40er Jahren des ver­gan­genen Jahrhun­derts forschen lassen ist dies zwar löblich doch auch schon 60 Jahre überfällig.

Daher muss eine antifaschis­tis­che Bewe­gung das Gedenken an die Opfer und Betrof­fe­nen der Naz­ibar­barei immer mit ein­er gesellschaftlichen Inter­ven­tion gegen Nazis­mus und seine Ursachen verbinden.

Und diese liegen in der kap­i­tal­is­tis­chen Gesellschaft und Ihren Auss­chlussmech­a­nis­men. Ger­ade deshalb reichen Ver­satzstücke nazis­tis­chen Gedankengutes wie Anti­semitismus, Ras­sis­mus, Sex­is­mus und Nation­al­is­mus bis weit in die bürg­er­liche Gesellschaft hinein.

Somit muss eine antifaschis­tis­che Bewe­gung auch in Zukun­ft sich an dem Ziel messen lassen nicht nur Nazis zu bekämpfen son­dern auch die gesellschaftlichen Ver­hält­nisse zu verändern.

Gedenken an die Toten von damals, Nazis unmöglich machen, Analyse von und Inter­ven­tion gegen die beste­hen­den Ver­hält­nisse! Antifa heißt Angriff!

www.aalp.de

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Liebknecht & Luxemburg Gedenken in Frankfurt (Oder) 2013

Etwa 30 Leute nah­men heute am Gedenken an Rosa Lux­em­burg und Karl Liebknecht teil. Als Reden­er trat­en René Wilke für die Linke Frank­furt (Oder) und ein Vertreter der VVN BdA Frank­furt (Oder) auf.

René Wilke sprach in sein­er Rede die erfol­gre­ichen Block­aden der Nazi­aufmärsche im März und Novem­ber 2012 an und betonte wie wichtig es ist das die Linke zusam­men­hält. Der Vertreter der VVN BdA sprach über die skan­dalösen Machen­schaften des Ver­vas­sungss­chutz in Bezug auf die NSU Mord­serie und desweit­eren sprach er das das Skan­dalurteil gegen Tim H. an.

Am Mittwoch fällte Richter Hlav­ka vom Amts­gericht Dres­den ein weit­eres der sich fast schon naht­los aneinan­der rei­hen­den Skan­dalurteile der Dres­d­ner Jus­tiz. Tim, Antifaschist, Fam­i­lien­vater mit fes­tem Job angestellt bei der Partei DIE LINKE und Block­ier­er vom Feb­ru­ar 2011 wurde zu 22 Monat­en Gefäng­nis ohne Bewährung verurteilt.

Inforiot