Zusammen mit tausenden Anderen blockierten wir die Anreise der Nazis am ersten Mai 2013 so dass diese ihre Demonstration in Frankfurt absagen mussten. Dabei haben wir neben anderen Zufahrtswegen, auch ganz bewusst und über Stunden den Bahnanreiseweg der Nazis blockiert.
Die anschließende Räumung der Gleise durch die Bullen sorgte für einige Verletzte und Strafanzeigen, außerdem wurden von allen einzeln die Personalien festgestellt. Gegen alle 1000 Blockierer*innen auf den Gleißen verhängte die Bundespolizei Verwarn und Bußgelder. Doch über hundert verweigern sich dem!
Wir sind nicht bereit Nazis und ihrer menschenverachtenden Ideologie zu akzeptieren und werden uns ihnen immer entgegenstellen. Genausowenig sind wir bereit dem Staat der die Nazis beschützt und ihnen den Weg ebnet noch Geld für unsere Blockaden zu zahlen. Deshalb beginnen am 20.8 die Prozesse gegen uns am Sitz der Bundespolizei in Potsdam.
Des weiteren beginnen am 13.8 Verhandlungen gegen Jugendliche Gleisblockierer*innen aufgrund des Wohnortprinzips in Frankfurt/M und Mainz. Wir sind mit den geladenen Leuten solidarisch und rufen dazu auf, die Verhandlungen gemeinsam zu besuchen.
Denn die Betroffenen stehen nicht wegen 35 Euro Verwarnungsgeld vor der BußgeldrichterIn, sondern aufgrund einer legitimen antifaschistischen Aktion, die eine Nazikundgebung in Frankfurt verhindert hat und von vielen Menschen und Gruppen getragen, unterstützt und befürwortet wurde. Was immer auch am Ende der Verhandlungen herauskommt: Es bleibt richtig, sich den Nazis, wo immer sie auch auftauchen, offensiv in den Weg zu stellen. Und es ist konsequent, die dafür verhängten staatlichen Sanktionen nicht einfach zu akzeptieren.
Wir freuen uns über eure Solidarität, kommt vorbei! Antinaziblockaden bleiben legitim! Kommt zu den Verhandlungen am 13. August 2014 in Frankfurt am Main und am 20. August 2014 in Potsdam!
Der erste uns bekannte Prozess beginnt um 10 Uhr vor dem Amtsgericht Frankfurt, Gerichtsgebäude E, Hammelsgasse 1, Raum 3 E, 1. OG. — Alle Verhandlungen gegen Personen zwischen 18 und 21 Jahren sind öffentlich — Treffen zur *Prozessbegleitung um****9.30 Uhr***am Gerichtsgebäude E, Konrad-Adenauer-Straße, Ecke Seilerstraße (Nähe Konstablerwache)
Der Prozess im Potsdamer Amtsgericht beginnt um 13.15 Uhr und ist ebenfalls für die Öffentlichkeit zugänglich!
Genauere Infos findet ihr wie immer unter www.frankfurt.rote-hilfe.de
Kategorie: Law & Order
Heute ( 16. Juli 2014) begann die NPD in Strausberg ihren Wahlkampf für die brandenburgische Landtagswahl. Dabei wurde die brandenburger NPD von Berliner Landesparteichef Sebastian Schmidtke und mindestens einem weiteren berliner Neonazi unterstützt.
Sebastian Schmidtke und 3 unbekannte NPDler_Innen sammelten in der Innenstadt von Strausberg Unterschriften für die Landtagswahlen im Herbst. Nach kurzer zeit fanden sich in der Innenstand eine kleine Gruppe von Antifaschisten_Innen zusammen um die vier NPDler_Innen daran zu hindern weitere Unterschriften zusammeln. Nachdem Eintreffen der Antifschist_Innen trennten sich die vier Neonazis. Schmidtke und ein weiterer liefen zurück zu ihren Bus (weißer T4 — B CO 8835) um die anderen beiden NPDler_Innen einzusammeln, die sich zu der Zeit noch in einem Imbiss befanden. Bei dem Versuch Schmidkte zu fotografieren, wurden die Antifaschist_Innen aus dem Auto heraus mit Pfefferspray von Schmidkte und dem Fahrer angegriffen. Dabei wurden mehrere Antifaschist_Innen vom Reizgas getroffen.
Danach fuhren die NPDler_Innen weiter und trafen sich mit dem Strausberger Neonazi und Frontmann der Rechtsrockband Exzess Tobias Voigt in seiner Autoglas Werkstatt.



Die Familie war im Februar 2013 über Polen nach Deutschland eingereist und hatte hier versucht, einen Asylantrag zu stellen. Zunächst lebte die Familie mit ihren Kindern im Alter von sechs, zweieinhalb und eineinhalb Jahren im Wohnheim an der Alten Zauche in Potsdam. Die älteste Tochter besuchte die Weidenhofgrundschule und den Hort, ihr jüngerer Bruder die Kita Kinderland im Bisamkiez, während die jüngste Tochter noch auf einen Kitaplatz wartete. Anfang dieses Jahres dann durften die Fünf in eine Wohnung am Schlaatz umziehen. Endlich kam Ruhe in die Familie.
Das war dringend notwendig, denn der Familienvater war wegen der Ereignisse in Tschetschenien in psychatrischer Behandlung im Potsdamer Klinikum. Während der gesamten Zeit bereitete das eingeleitete Dublin-Verfahren der Familie große Sorgen. Weil sie, um nach Deutschland zu kommen, durch Polen reisen mussten, forderte Deutschland Polen auf, die Familie zurück zu nehmen und ein Asylverfahren in Polen durchzuführen.
Dabei hätte Deutschland mit Blick auf die familiäre Situation der besonders schutzbedürftigen Flüchtlinge auch selbst den Asylantrag prüfen können. Dass Flüchtlinge in Europa regelmäßig zwischen den Staaten hin- und hergeschoben werden, ohne dass ihre persönlichen Umstände eine Würdigung erfahren, ist unmenschlich und skandalös. Für die Rückschiebung der Familie nach Polen hatte die Ausländerbehörde Gelegenheit bis zum 20. Mai 2014. Nach Ablauf dieser Frist wäre Deutschland automatisch für den Asylantrag zuständig gewesen.
In den frühen Morgenstunden, einen Tag vor Fristablauf, wurde die Familie von der Polizei aus dem Schlaf geholt. Ohne Vorankündigung, ohne die Gelegenheit sich von neuen Nachbarn und Freunden, von Lehrern und Mitschülern zu verabschieden, musste die Familie in aller Eile packen. Der Familie ließ man keine Zeit zur Vorbereitung oder Abwägung, was wichtig sein kann für die nächste, ungewisse Zeit. Ein Gepäckstück pro Person wurde erlaubt, der Kinderwagen für die Jüngste blieb zurück.
Die Nachricht von der Abschiebung der Familie hat mich schockiert. Gerade war eine Ehrenamtlerin gefunden, die der ältesten Tochter regelmäßig Hilfe bei den Hausaufgaben gegeben hätte. Fast auf den Tag genau ein Jahr zuvor waren sie nach Potsdam gekommen, in der Hoffnung, ihre Geschichte erzählen zu dürfen, ein faires Verfahren zu erhalten und vielleicht am Ende Schutz zugesprochen zu bekommen. Die Willkommensbehörde hat dagegen die Frist zur Abschiebung voll ausgeschöpft. Zurück bleiben Freunde, Lehrer, Ehrenamtler, die nicht verstehen, warum man Menschen hin- und herschiebt und Kinder erneut entwurzelt. Schnell hat sich die Nachricht von der Abschiebung einer Familie im Morgengrauen unter den Flüchtlingen herumgesprochen.
Wie lässt sich das mit Willkommenskultur vereinbaren? Als Ausländerseelsorgerin frage ich, warum diese Familie derart überfallartig aus ihrem Leben in Potsdam gerissen wurde. Welche Bedeutung wird den Integrationsleistungen dieser Menschen beigemessen? Hätte man diese Abschiebung angekündigt, hätten Menschen Solidarität mit der Familie bekundet. Das hätte die Abschiebung vermutlich nicht verhindert, aber die Familie hätte dennoch Unterstützung und Stärkung erfahren. Für Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen, sind solche Zeichen der Solidarität und Mitmenschlichkeit essentiell. Viele Menschen in unserer Stadt wären dazu bereit gewesen. Die Form dieser Abschiebung weiß solches zu verhindern.
FÜR RÜCKFRAGEN STEHE ICH GERN ZUR VERFÜGUNG.: 0179–9136303 MONIQUE TINNEY
Monique Tinney
Ausländerseelsorge
Gemeindepädagogin Evangelische Kirche in Potsdam
Rudolf-Breitscheid-Straße 64
14482 Potsdam
Fon 0331 7046240
Funk 0179 9136303
Fax 0331 2008382
www.evkirchepotsdam.de
Die „Garage“, eine Räumlichkeit, die wir seit 5 Jahren für Konzerte, Theaterveranstaltungen und Lesungen genutzt haben, wurde uns für den Oktober dieses Jahres gekündigt. Auch der Kontaktladen, der Raum, in welchem sich der Verein organisiert, Ideen entwickelt und Projekte verwirklicht, ist bedroht.
Daher fordern wir einen selbstverwalteten neuen Freiraum, um weiterhin als linker Akteur Teil der Frankfurter Zivilgesellschaft zu bleiben. Schon jetzt haben uns viele Solidaritätsbekundungen erreicht, u.a. des VVN-BdA Frankfurt (Oder), der Grünen-Kreisverbände LOS und Frankfurt (Oder) oder auch des Linken Netzwerks Viadrina.
In den kommenden Wochen wird der Utopia e.V. mit einer Kampagne auf die prekäre Situation aufmerksam machen und weiter um Unterstützung werben.
Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten:
http://linkerfreiraumffo.blogsport.eu/
utopia-ffo@riseup.net
Über diesen Vorfall verhandelte heute das Amtsgericht in Potsdam. Angeklagt war der Potsdamer Neonazi Nino S. Nach einem kurzen Exkurs über seine „schwierigen Familienverhältnisse“, beteuerte S., zum Tatzeitpunkt nicht am Hauptbahnhof gewesen zu sein. Überhaupt hätte er „mit so etwas“ nichts zu tun und kaum Kontakt zu Menschen in Potsdam; er wäre eher in Berlin unterwegs. Die auf den Bildern der Überwachungskamera gezeigte Person sei er nicht.
Schlechte Videoaufnahmen und falsches Vorgehen der Polizei
Als Zeugen traten der Betroffene und dessen Freund auf, der den Vorfall miterlebt hatte.
Staatsanwalt, Richterin und Anwalt befragten vor allem danach, wie Nino S. als Täter erkannt wurde. Die beiden Zeugen gaben an, sich bei der Identifizierung nicht 100%ig sicher zu sein. Im Laufe der Verhandlung wurden außerdem Videoaufnahmen der Überwachungskamera, Fotos aus der Akte und Fotos von S. von Oktober 2013 angesehen.
Im Verfahren nach der Anzeige hatte die Polizei bei einer Vernehmung dem Betroffenen und dessen Freund drei Lichtbilder zur Personenidentifikation vorgelegt. Im Vergleich mit Lichtbildaufnahmen erkannten die Zeugen neben Nino S. außerdem den Potsdamer Neonazi Tom Willy F. als beteiligte Person des Angriffes.
Korrekterweise wird im Wahllichtbildverfahren Zeug_innen eine größere Auswahl von Fotos zum Vergleich vorgelegt, die Parallelen zur Personenbeschreibung aufweisen. In diesem Fall war es offenbar so, dass die polizeilichen Ermittler_innen S. als Täter nahelegten und so den Ermittlungsfehler erzeugten, der eine Identifikation anhand des Wahllichtbildverfahrens unglaubwürdig machte.
Es gebe keinen Zweifel, dass der Vorfall so geschehen sei, nur sei nicht bewiesen, dass Nino S. der Täter war.
Nach eineinhalb Stunden endete die Verhandlung mit einem Freispruch. Das Gericht erkannte in dem schlechten Videomaterial Nino S. nicht eindeutig wieder. Die Haare, das Alter sowie Statur passten nicht so recht zu S. hieß es. Es gebe keinen Zweifel, dass der Vorfall so geschehen sei, nur sei nicht bewiesen, dass Nino S. der Täter war. In der Urteilsverkündung sprach die Richterin davon, dass Zeug_innenberichte immer eine schwere Sache seien. „Unser Geist ist manipulativ und sitzt dann Trugschlüssen auf“, sagte sie. Die Polizei habe S. wahrscheinlich auf dem Schirm gehabt und wollte die Erinnerung der Jugendlichen formen.
Ob Nino S. nun der Täter vom Oktober war, bleibt ungeklärt; gerichtlich wurde es zumindest ausgeschlossen. Sicher ist, dass das Vorgehen der Polizei weitere Ermittlungen massiv erschwert.
Ähnliche Muster waren auch 2012 zu erkennen, als nach einem Zusammenstoß zwischen mit Neonazis am Potsdamer Hauptbahnhof Antifaschist_innen auf der Anklagebank saßen, die zum fraglichen Zeitpunkt nicht in der Stadt gewesen waren. Dies war ebenalls Resultat dessen, dass die Polizei den Neonazis gezielt bestimmte Tatverdächtige nahelegte und die als Zeugen vorgeladenen Neonazis diese den Ermittler_innen als vermeintliche Täter_innen identifizierten.
Dieses Verfahren bewertete die Antidiskriminierungsberatung Brandenburg als diskriminierend. Es wurde ein juristisches Gutachten in Auftrag geben, um die Grundrechtmäßigkeit zu prüfen. Dieses Gutachten bestätigt, dass die im Unterbringungskonzept vorgesehene sogenannte »Wohnfähigkeitsprüfung« im Sinne des Grundgesetzes diskriminierend und damit grundrechtswidrig ist. Zudem äußern die GutachterInnen massive datenschutzrechtlichen Bedenken gegenüber dem Verfahren.
Im März 2014 wurde die Sozialdezernentin und der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt über das Ergebnis des Gutachtens in Kenntnis gesetzt und aufgefordert diskriminierende Praxis umgehend einzustellen.
Die Verantwortlichen teilten nun mit, dass die Landeshauptstadt Potsdam die »Wohnfähigkeitsprüfung« von Flüchtlingen vorerst aussetzt, bis eine verwaltungsinterne rechtliche Prüfung abgeschlossen ist.
Die Antidiskriminierungsberatung Brandenburg begrüßt die vorläufige Aussetzung ausdrücklich. Dies zeigt, dass die Landeshauptstadt Potsdam Bedenken ernst nimmt und die Verbesserung der Lebenssituation von Flüchtlingen durch ein diskriminierungsfreies Verfahren verwirklichen will.
Es bleibt zu wünschen, dass am Ende der Prüfung durch die Landeshauptstadt ein Ergebnis steht, welches die in dem Gutachten vorgeschlagenen Alternativvorschläge berücksichtigt.
Positiv daran war, dass es für Flüchtlinge die Aufenthaltsdauer in Gemeinschaftsunterkünften bis zu ihrem Auszug in Wohnungen reduzierte. Negativ, dass darin als Voraussetzung für ihren Umzug in eine Wohnung eine sogenannte »Prüfung zur Wohnfähigkeit« eingeführt wurde. Ein Nichtbestehen dieser Prüfung führte zu einem weiteren Verbleib in der Gemeinschaftsunterkunft.
Dieses Verfahren bewertete die Antidiskriminierungsberatung Brandenburg als diskriminierend. Es wurde ein juristisches Gutachten in Auftrag geben, um die Grundrechtmäßigkeit zu prüfen. Dieses Gutachten bestätigt, dass die im Unterbringungskonzept vorgesehene sogenannte »Wohnfähigkeitsprüfung« im Sinne des Grundgesetzes diskriminierend und damit grundrechtswidrig ist. Zudem äußern die GutachterInnen massive datenschutzrechtlichen Bedenken gegenüber dem Verfahren.
Im März 2014 wurde die Sozialdezernentin und der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt über das Ergebnis des Gutachtens in Kenntnis gesetzt und aufgefordert diskriminierende Praxis umgehend einzustellen.
Die Verantwortlichen teilten nun mit, dass die Landeshauptstadt Potsdam die »Wohnfähigkeitsprüfung« von Flüchtlingen vorerst aussetzt, bis eine verwaltungsinterne rechtliche Prüfung abgeschlossen ist.
Die Antidiskriminierungsberatung Brandenburg begrüßt die vorläufige Aussetzung ausdrücklich. Dies zeigt, dass die Landeshauptstadt Potsdam Bedenken ernst nimmt und die Verbesserung der Lebenssituation von Flüchtlingen durch ein diskriminierungsfreies Verfahren verwirklichen will.
Es bleibt zu wünschen, dass am Ende der Prüfung durch die Landeshauptstadt ein Ergebnis steht, welches die in dem Gutachten vorgeschlagenen Alternativvorschläge berücksichtigt.
Hier in Potsdam ist am 25.05. nicht nur Europa-Wahl sondern auch gleichzeitig Kommunalwahl. Die ist nicht allen egal. Einige derer, die diese Stadt zumindest in Teilen einst zu dem gemacht haben, was sie auch heute – zumindest in Teilen – immer noch ist, sind frustriert. Wenn sie überhaupt noch hier sind. Die Mieten kann man als Normalverdiener kaum noch zahlen, Orte an denen alternative Kultur damals überhaupt für kulturelles Leben sorgte, wurden gnadenlos auf schön geföhnt und totsaniert, die Stadt verkommt zum preußischen Museum, einige gehen weg. Dorthin wo noch Platz ist für kulturelle Freiräume. Für bezahlbare Ateliers, Proberäume, Visionen oder gar nur für bezahlbaren Wohnraum. Probleme, wie viele Städte sie halt haben. Man kennt das.
Es wäre vermessen, das nur der SPD ans Knie kleben zu wollen. Auch Die Linke fingert hier seit dem Fall der Mauer in der Stadtpolitik mit rum, wenn auch nicht immer mehrheitsfähig und schon etwas preußisch zurückhaltender als eben die SPD es tut. Die aber bleibt hängen, wenn man sich in der Stadt umhört. Ob das fair ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Man schwenkt hier nur allzu gerne die Fahne der Sozialdemokratie, die städtische Entwicklung hingegen spricht für viele der Alteingesessenen offenbar eine andere Sprache.
Vielleicht wurden in den letzten Wochen auch genau deshalb hier von irgendwelchen Leuten Plakate geklebt, die Aussagen im Namen der SPD verbreiten, die die SPD so nie von sich geben würde. Auch wenn die kommunalpolitische Entwicklung das durchaus vermuten lassen könnte. Die SPD allerdings ist über die gefakten Plakate alles andere als amüsiert, Vertreter der Linken sprechen von Satire. Wenn man es allerdings ganz genau nimmt, ist das sehr viel ernster als Satire zu sein versucht. Irgendwer hat da mit einem 800-Gramm-Hammer in Form von in der Stadt geklebten DIN-A2 Plakaten so einiges an Realität auf den Kopf getroffen. Die SPD kotzt.
… im Regine-Hildebrandt-Haus [Geschäftsstelle des SPD-Landesverbands Brandenburg] an der Friedrich-Ebert-Straße versteht man diesbezüglich nicht mal ein Späßchen. “Das ärgert uns enorm, das sind ja schließlich nicht unsere Inhalte, die wir vertreten. Deshalb haben wir Anzeige gegen Unbekannt gestellt, wegen unerlaubten Benutzens unseres Logos und wegen Sachbeschädigung”, sagte SPD-Unterbezirksgeschäftsführerin Nadine Lilienthal gestern.
Ich finde diese Guerilla-Art im Sinne von “denk mal noch mal drüber nach, was Du hier wählen willst” allerdings ziemlich großartig. Wir brauchen viel mehr davon. Auch auf Bundesebene, wenn mich einer fragt. Warum auch sollen nur die Parteien ihre Sicht der Dinge auf Wände kleben dürfen, während das dem Wähler verwehrt bleibt und seine Meinung dazu einzig an der Wahlurne abgefragt wird?
Aber das ist hier längst nicht alles. Wenn man diesen Artikel der MAZ liest, denkt man ja fast an mafiöse Strukturen auf Ebene des kommunalen Wahlkampfes. Denn nicht nur die SPD ist erzürnt, nein, die Eierköppe von der AfD jammern gar ein bisschen. Darüber nämlich, dass im gesamten Stadtgebiet fast jedes AfD-Plakat “von seiner Halterung gerissen und teils in einem solchen Ausmaß demoliert” worden sei, “dass eine Wiederanbringung nicht mehr möglich ist”, erklärt AfD-Sprecher Dennis Hohloch und trocknet sich die Tränchen. Auch darüber lacht die Linke, die sich für meinen Geschmack hier viel zu oft hinter den anderen zu verstecken versucht, obwohl sie hier Politik sowohl auf Kommunal- als auch auf Landesebene mitgestaltet. Wohl auch deshalb kamen bei der letzten Bundestagswahl jede Menge Plakaten des Linken-Kandidaten abhanden.
Nur die CDU hat keinen Grund zum Weinen, aber die wählt hier eh keiner.
Alles in allem ist auf diese Stadt dann immer noch Verlass. Vielleicht in der Hoffnung, letztlich nicht ganz im preußischen Antlitz ersaufen zu müssen.
In Frankfurt (Oder) griffen am 1.Mai mehrere Teilnehmer einer NPD-Kundgebung GegendemonstrantInnen an. Die Angreifer gingen mit Stöcken und Holzlatten auf die DemonstrantInnen los. Es gab mehrere Verletzte. Eine Person musste zur ambulanten Behandlung ins Krankenhaus. Ein mutmaßlicher Angreifer war Augenzeugen zufolge bereits an einer Attacke auf GegendemonstrantInnen im vergangenen Jahr bei einer NPD-Kundgebung in Eisenhüttenstadt beteiligt. Die Polizei, welche die Abreise der Neonazis begleiten sollte, stellte dafür nicht ausreichenden Beamten ab. Offensichtlich wurde das Gewaltpotenzial unterschätzt: »Spätesten nach dem ersten versuchten Angriff, hätte die Polizei die Gewaltbereitschaft der Neonazis entsprechend einschätzen müssen und diese niemals ohne Polizeibegleitung abziehen lassen dürfen.« sagt Janek Lassau für das Bündnis »Kein Ort für Nazis in Frankfurt (Oder)«. Zuvor hatten 250 Menschen den Versammlungsort der NPD in der Frankfurter Innenstadt blockiert. Bereits hier zeigte sich die Gewaltbereitschaft von Kundgebungsteilnehmern, welche versuchten unter Einsatz von Stöcken den Weg für Ihren Redner Udo Voigt, ehemaliger NPD-Parteivorsitzender, frei zu machen. »Mit dem brutalen Angriff hat die NPD einmal mehr ihr wahres Gesicht gezeigt, dass sich hinter vermeintlicher Bürgernähe zu verstecken sucht.« sagt Janek Lassau für das Bündnis »Kein Ort für Nazis in Frankfurt (Oder)« Drei Beispiele: Für die Kommunalwahlen hat die NPD unter anderem Thomas Haberland für die Stadt Joachimsthal nominiert. Haberland setzte 1992 mit einem Mittäter die jüdische Häftlingsbaracke in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Sachsenhausen in Brand. Für die Brandstiftung wurde er zu drei Jahren Haft verurteilt. In Bad Belzig tritt Pascal Stolle für die NPD an. Er war 1997 an einem brutalen Überfall auf Musiker einer Punkband in Pritzwalk beteiligt. Für den Angriff mit einem Baseballschläger erhielt Stolle eine fünfjährige Haftstrafe. Im Havelland ist Michel Müller aufgestellt. Er wurde wegen Beihilfe zu versuchtem Mord zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt weil er zum Jahreswechsel 1999/2000 an einer Hetzjagd auf pakistanische Flüchtlinge in Rathenow beteiligt war. »Die NPD steht für harten Neonazismus. Und zu ihren Methoden gehört es offenbar, auch mit Gewalt gegen ihre Gegner vorzugehen«, sagt Ulrike Imhof, Mitarbeiterin der Opferperspektive. »Wir sehen die Gefahr, dass es bis zu den Landtagswahlen zu weiteren rechten Angriffen bei Wahlkampfveranstaltungen kommen kann.« Die NPD hat angekündigt, im Jahr 2014 insgesamt 100 Kundgebungen in Brandenburg zu veranstalten.
Vom Partygast zum Staatsfeind
Aufgezählt werden dort lediglich Konzert- und Partybesuche, die allesamt an einem einzigen Wochenende stattfanden.
Mit diesen Erkenntnissen legitimiert der Brandenburger Verfassungsschutz offenbar eine Überwachung unseres Interviewpartners.
Wir haben uns mit ihm über seine Anfrageergebnisse und den Verfassungsschutz als Institution ausgetauscht.
Du hast dich bei mir gemeldet, weil du gern interviewt werden würdest. Möchtest du kurz skizzieren, was dein Anliegen ist?
Ich wollte die Geschichte öffentlich machen, die Leute informieren. Vielleicht auch mehr Leute dazu ermutigen, Auskunftsersuchen beim Verfassungsschutz einzureichen. Außerdem möchte ich Leuten, die Ergebnisse in ihren Anfragen finden, zeigen, dass sie nicht allein sind.
Ich finde, es ist bei solchen Sachen, wie beispielsweise auch bei „Anquatsch-Versuchen“, immer am besten, an die Öffentlichkeit zu gehen. Und weil ihr bereits mit jemandem ein Interview über die Thematik geführt habt, dachte ich, ich wende mich an euch.
In deinem Anfrageergebnis sind lediglich Partybesuche in vermeintlichen „Szeneobjekten“ zu finden. Wird man durch einen solchen Partybesuch tatsächlich zu jemandem, der bestrebt ist, sich der „freiheitlich demokratischen Grundordnung“ zu widersetzen?
Der Verfassungsschutz würde das vielleicht so rechtfertigen, natürlich ist es Quatsch. Aber der sogenannte Verfassungsschutz handelt nicht wirklich nach der Verfassung – der Name allein ist ein bisschen wie das „Ministerium für Frieden“ in Orwells 1984.
Ehrlich gesagt, bin ich skeptisch, ob manche VSler überhaupt das Grundgesetz gelesen haben…
Der Brandenburger Verfassungsschutz ist stark an eine ultra-rechte Partei gebunden – die brandenburgische CDU. CDU-Mitglieder bekamen hochrangige (und gut bezahlte) Posten beim Verfassungsschutz ohne fachliche oder sonstige Kompetenzen zu besitzen. Deswegen erhält die brandenburgische CDU oft exklusive Insider-Infos vom VS.
Der Beobachtung von selbstverwalteten Veranstaltungsorten ist politisch (rechts) motiviert, dabei geht es nicht um die „freiheitlich demokratische Grundordnung“ – egal wie sie versuchen, es durch unwissenschaftliche Propaganda, wie die „Extremismustheorie“, zu rechtfertigen.
Wie geht es dir mental, nachdem du es nun schwarz-auf-weiß hast, dass du vom Geheimdienst beobachtet wirst?
Kämpferisch, wie immer 😉 Ich bin überhaupt nicht erschüttert und ich finde, dass Paranoia sinnlos ist. Als ich die Antwort bekam, war ich anfangs auf der einen Seite amüsiert, auf der anderen Seite habe ich mich etwas verarscht gefühlt und dachte: „Die verarschen mich doch – 6 Monate warten und sie schreiben mir nur drei Veranstaltungen von einem einzigen Wochenende“.
Hast du schon Ideen, wie du mit dieser Erkenntnis in Zukunft umgehen wirst/möchtest? Wirst du gegen die unhaltbaren Vorwürfe vorgehen?
Ja. Ich habe bei der Datenschutzbeauftragten angefragt, ob sie die Auskunftsergebnisse überprüfen kann, nur von einem Wochenende mit zwei Konzerten und einer Party (absolut nichts Politisches) zu schreiben, ist ziemlich skurril. Ich werde auch beim Verwaltungsgericht klagen.
Was sagst du dazu, dass Veranstaltungen an Orten, die auch mit öffentlichen Geldern unterstützt werden, bespitzelt werden?
Es klingt auf den ersten Blick widersprüchlich, dass ein Teil des Staates an Orten spioniert, die vom anderen Teil des Staates finanziell unterstützt werden. Man muss sich aber vorstellen, dass Geheimdienste wie ein Staat innerhalb des Staates oder als „Schattenstaat“ funktionieren.
Ich habe kein Vertrauen in die Sozialdemokraten oder in die Linkspartei, wobei ich auch nicht glaube, dass die Rot-Rote Landesregierung detailliert weiß, was der Brandenburger Verfassungsschutz so treibt. Der Brandenburger Verfassungsschutz ist außer Kontrolle.
Auf dem Blog einer Potsdamer Seite zu Auskunftsersuchen beim Verfassungsschutz wurde das Anfrageergebnis einer Person veröffentlicht, der zum Vorwurf gemacht wird, eine öffentliche Informationsveranstaltung über „Neonazis in Potsdam“ im Jugendclub „Spartacus“ besucht zu haben. Sollte zu einem demokratischen Politikverständnis nicht auch das Aufzeigen von neonazistischen Strukturen gehören?
Natürlich gehört es dazu. Aber der VS interessiert sich nicht für Demokratie – im Gegenteil, Geheimdienste sind eine Gefahr für demokratische Tendenzen und in der Historie des Verfassungsschutzes sind viele Fälle zu finden, in denen er Neonazis in Schutz nimmt.
Staatliche Repression gegen Neonazis kommt, wenn überhaupt, von der Polizei, nicht vom VS.
Erkennst du daran etwas Systematisches? Insbesondere seit dem Öffentlichwerden des Behördenversagens rund um den NSU wird ja häufig behauptet, der Verfassungsschutz sei auf dem rechten Auge blind und sehe seine Feinde primär in der politischen Linken.
Der Geschichte mit dem NSU als Behördenversagen oder Panne zu beschreiben, ist großzügig und ein bisschen naiv. Ohne die finanzielle und logistische Unterstützung des Verfassungsschutzes hätte es den NSU und seine unterstützende Infrastruktur nie gegeben. Die einzig Panne seitens des VS ist, dass sie dabei erwischt wurden und es an die Öffentlichkeit gekommen ist. Aber da sie viele Akten rechtzeitig in den Reißwolf geschafft haben, müssen sie keinerlei Konsequenzen tragen.
Der Verfassungsschutz ist nicht auf dem rechten Auge blind – sein Portmonee wird von rechts gefüllt. Der Brandenburger VS als rechts-politisch motiviertes Organ sieht natürlich in der Linken, in allem, was links von der CDU ist, einen Feind.
Das Interview führte René Strammber.