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(Anti-)Rassismus Law & Order

Polizeigewalt in Ausländerbehörde in Märkisch-Oderland

Heute berichtete die TAZ über einen Fall von Polizeige­walt im Sozialamt im Land­kreis Märkisch-Oder­land, der am ver­gan­genen Mon­tag stattge­fun­den haben soll. Ein Video zeigt, wie mehrere Beamte einen Geflüchteten mit Gewalt zum Ver­lassen der Behörde zwin­gen wollen. Auf dem Video ist zu sehen, wie min­destens drei Beamte ver­suchen, den Mann gewalt­sam zu Boden zu drück­en, an seinen Armen und seinem Kopf zer­ren, im Ver­lauf sieht man Schläge, die offen­bar Rück­en und Kopf tre­f­fen. Während des Über­griffes schir­men andere Beamte die Sit­u­a­tion ab, Zeug_innen wer­den in den Flur gedrängt.

Laut Bericht der TAZ sei der Mann von den Beamten bewusst­los geschla­gen und später ein Kranken­wa­gen gerufen wor­den. “Der Flüchtlingsrat ist bestürzt angesichts der mas­siv­en Gewalt, die hier durch Polizeibeamte gegen einen Men­schen angewen­det wurde”, sagte Lot­ta Schwedler vom Flüchtlingsrat Brandenburg.

Sel­ten Kon­se­quen­zen für die Polizei 

Men­schen, die in das ras­sis­tis­che Raster der Polizei durch ver­meintliche Herkun­ft oder Merk­male wie Haut­farbe und Sprache fall­en, erleben immer wieder ähn­liche Szenar­ien. Aggres­sio­nen der Beamt_innen, diskri­m­inierende Beschimp­fun­gen und Belei­di­gun­gen, gewalt­same Fes­t­nah­men, Mis­shand­lun­gen und Über­griffe bleiben jedoch in der Regel ohne Kon­se­quen­zen. Eineak­tuelle Studie zeigt, dass Polizeige­walt in 80 Prozent der Fälle nicht zur Anzeige gebracht wird. Betrof­fene haben Angst vor solchen Anzeigen, in den aller­meis­ten Fällen wer­den die Ermit­tlun­gen eingestellt. Das liegt vor allem daran, dass es keine unab­hängige Ermit­tlungsin­stanz gibt, son­dern Polizist_innen gegen die eige­nen Kolleg_innen ermit­teln und aus­sagen müssen. Außer­dem müssen die Betrof­fe­nen mit Gege­nanzeigen rech­nen. So offen­sichtlich auch im Fall des Geflüchteten aus Märkisch-Oder­land: Direkt nach dem Über­griff soll laut TAZ gegen den Mann Anzeige wegen Haus­friedens­bruch, Wider­stand und Kör­per­ver­let­zung erstat­tet wor­den sein.

Geflüchtete befind­en sich gegenüber Behör­den in ein­er beson­ders vul­ner­a­blen Sit­u­a­tion. Ihr Aufen­thaltssta­tus und ihre Zukun­ft sind von den Entschei­dun­gen von Behördenmitarbeiter_innen abhängig. Das macht es für sie umso schwieriger, sich gegen Über­griffe und Gewalt zu wehren. Die Dunkelz­if­fer im Fall von Polizeige­walt ist groß”, erk­lärt Lot­ta Schwedler weiter.

Der Flüchtlingsrat fordert eine Unter­suchung und die Aufk­lärung des polizeilichen Über­griffes. Das bekan­nt gewor­dene Video weist darauf hin, dass es sich um Kör­per­ver­let­zung im Amt han­deln kön­nte. Dafür müssen die Ver­ant­wortlichen zur Rechen­schaft gezo­gen wer­den. “Wir begrüßen, dass der Vor­fall auf die Tage­sor­d­nung der näch­sten Sitzung des Innenauss­chuss­es im Land­tag geset­zt wer­den soll. Auch die im Koali­tionsver­trag vorge­se­hene Beschw­erdestelle kön­nte zu der Aufk­lärung solch­er Fälle beitra­gen“, so Lot­ta Schwedler. Dem Betrof­fe­nen muss eine Entschädi­gung zukom­men. Die vorgenomme­nen Leis­tungskürzun­gen müssen rechtlich über­prüft werden.

Der Hin­ter­grund: Leis­tungskürzun­gen häu­fig rechtswidrig und existenzbedrohend 

Der Geflüchtete war nach Medi­en­bericht­en am ver­gan­genen Mon­tag in die Behörde gekom­men, um seine Sozialleis­tun­gen abzu­holen. Diese seien ihm gekürzt wor­den, worüber er sich beschw­ert habe. Der­Flüchtlingsrat beobachtet seit eini­gen Monat­en, dass Leis­tungskürzun­gen zunehmend genutzt wer­den, um Men­schen unter Druck zu set­zen und sie zur Aus­reise zu zwin­gen. Diese zum Teil willkür­lich scheinende und aufen­thalt­srechtlich motivierte Prax­is der kom­mu­nalen Aus­län­der­be­hör­den sowie der Zen­tralen Aus­län­der­be­hörde wird flankiert durch Geset­zesver­schär­fun­gen, die auf Bun­de­sebene in diesem Som­mer ver­ab­schiedet wor­den sind. Häu­fig wer­den Betrof­fene unzure­ichend darüber aufgek­lärt, aus welchen Grün­den ihnen Leis­tun­gen gekürzt wer­den. Leis­tungskürzun­gen erweisen sich regelmäßig als rechtswidrig und wirken exis­tenzbedro­hend für die Betrof­fe­nen. Der Land­kreis Märkisch-Oder­land fiel in der Ver­gan­gen­heit immer wieder durch seine restrik­tive Hand­habung auf: Der Flüchtlingsrat, Ehre­namtsini­tia­tiv­en und andere Akteure im Land­kreis kri­tisieren seit Jahren die regelmäßig rechtswidri­gen Leis­tungskürzun­gen und das Nicht­gewähren von Leis­tun­gen durch das Sozialamt. Auch dass die Empfänger_innen ihre Leis­tun­gen bei der Behörde per­sön­lich abholen müssen und diese ihnen nicht auf ihr Kon­to über­wiesen wer­den, beze­ich­nen Ini­tia­tiv­en als „umständlich und demütigend“.

Leis­tungskürzun­gen sind grund­sät­zlich abzulehnen, da hier die erforder­liche Ver­sorgung zugun­sten aufen­thalt­srechtlich­er Über­legun­gen zurück­gestellt wird. Die Ver­weigerung sozialer Rechte ist rechtlich frag­würdig und ver­stößt bei beson­ders schutzbedürfti­gen Per­so­n­en gegen die EU-Aufnahmerichtlinie.

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Antifaschismus Law & Order Sonstiges Wohnen & Stadt

Zur heutigen Hausbesetzung der Feuerbachstraße 36

Was ist denn da los? Warum beset­zen diese Chaoten schon wieder ein Haus?

Eines vorneweg: Wir sind gar nicht so chao­tisch wie ihr vielle­icht denkt. Wir haben eine ziem­lich genaue Vorstel­lung von dem, was wir tun und warum wir es tun. Frei­heit, Gerechtigkeit und Sol­i­dar­ität, echte Demokratie, das schöne Leben für Alle — das sind Ziele, die uns motivieren, den Arsch hochzukriegen, uns kollek­tiv zusam­men zu find­en und gemein­sam gegen die Ungerechtigkeit­en und Schiefla­gen in dieser Stadt aktiv zu wer­den. Und das ganze sog­ar völ­lig selb­st­los — qua­si ehrenamtlich!

Nun haben wir es also wieder gewagt ein Haus zu öff­nen, dies­mal in der Feuer­bach­straße 36 und das aus guten Grün­den. Ein wahrlich schönes geräu­miges Haus in bester Lage ist es sog­ar, das jedoch seit Ewigkeit­en leer ste­ht und zuse­hends ver­fällt. Eigen­tümer? Irgen­deine Erbenge­mein­schaft aus den alten Bun­deslän­dern, die ihren Besitz anscheinend vergessen hat. Wie kann es ange­hen, dass Häuser speku­la­tiv leer gehal­ten und ihr Ver­fall in Kauf genom­men wird, während fehlen­der bezahlbar­er Wohn­raum mit­tler­weile zum Aushängeschild Pots­dams gewor­den ist?
Die Ret­tung und Wieder­bele­bung leer­ste­hen­der Häuser durch Instandbe­set­zung hat in Pots­dam tat­säch­lich eine lange Tra­di­tion, man kön­nte sog­ar von ein­er schützenswerten Kul­tur sprechen! Eine eben­so reiche Kul­tur stell­ten und stellen die Men­schen in den Häusern und Pro­jek­ten dar. Ein kollek­tives, gle­ich­berechtigtes, engagiertes und sol­i­darisches Leben und Han­deln auf Augen­höhe — hier wur­den und wer­den Werte gelebt, von denen anderen nur reden. Viele der heuti­gen etablierten Kul­tur­stan­dorte wie Waschhaus, Fab­rik oder Lin­den­park ent­standen aus dieser Bewe­gung. Nicht zulet­zt waren es ebendiese Leute aus den beset­zten Häusern und die sie umgebende Sub­kul­tur, die dafür sorgten, dass sich Neon­azis hier nicht bre­it machen kon­nten und sich
Pots­dam heute im Gegen­satz zu so vie­len anderen ost­deutschen Städten auch rel­a­tiv glaub­würdig als bunte, tol­er­ante und weltof­fene Stadt präsen­tieren kann. Und auch heute sind wir es, die für Men­schen­lichkeit und gegen braune (und blaue) Het­ze in erster Rei­he ste­hen auch wenn sich andere die Erfolge gerne auf ihre Fah­nen schreiben.

Aber zurück zur Woh­nungsnot: Ja es wird auch in Pots­dam viel gebaut und saniert. Jedoch kaum, um der sozialen Verpflich­tung nach bezahlbarem Wohn­raum für alle nachzukom­men. Nein, die ständi­ge neolib­erale Gier nach Prof­it­max­imierung durch Mieter­höhung, hat stattdessen zur Folge, dass nur wenige ihre alte Woh­nung nach erfol­gter Sanierung wieder beziehen kön­nen und auch die neu hochge­zo­ge­nen Wohn­vier­tel bedi­enen viel mehr die Bedürfnisse finanzs­tark­er Zuzü­gler als die der ansäs­si­gen Bevölkerung. Diese Gen­tri­fizierung hat drastis­che Fol­gen für die
Sozial­struk­tur der Stadt. Nicht nur weil ganze Einkom­menss­chicht­en aus der Innen­stadt ver­trieben wer­den. Immer wieder wurde und wird öffentlich­es Eigen­tum zugun­sten der weni­gen Immo­bilien­fürsten der Stadt pri­vatisiert. Wen wun­dert da die sich immer weit­er spreizende berühmte Schere zwis­chen arm und reich? Sowieso scheinen für die Her­ren Jauch, Kirsch, Plat­tner oder den hocher­würdi­gen Prinzen von Preußen, die mit­tler­weile ganze Straßen­züge ihr Eigen nen­nen kön­nen, ganz andere Spiel­regeln zu gel­ten. Während sich Bürger_innen der Stadt zusam­men find­en und verzweifelt für die Ret­tung öffentlich-sozialer Räume, wie dem FH-Gebäude ein­set­zen, dabei nur belächelt, ver­arscht und krim­i­nal­isiert wer­den, wird diesen herausragenden
Per­sön­lichkeit­en schein­bar jed­er Wun­sch mit plöt­zlich­er Leich­fer­tigkeit erfüllt. Ein Barabri­ni und Min­sk für die pri­vate Kun­st­samm­lung, FH-Abriss, Wieder­auf­bau von Gar­nisonkirche und Stadtschloss? Aber natür­lich, mit Kuss­hand und Kniefall!

Diesem Ausverkauf öffentlichen Eigen­tums in Hin­tertüren­manier schauen wir nicht taten­los zu! Nicht nur wir wis­sen, wie unglaublich wichtig unkom­merzielle und soziale Freiräume für eine vitale und demokratis­che Stadt­gestellschaft sind. Da die Stadt solche Räume nicht frei gibt, öff­nen wir sie und laden hier­mit alle inter­essierten ein, sich mit uns zu sol­i­darisieren und diesen befre­it­en Raum mit größt­möglich­er Kreativ­ität zu gestal­ten! Ob sozialer Tre­ff­punkt, Mehrgen­er­a­tio­nen­haus, Kinder­laden, Gemein­schaft­garten, Vere­in­räume, Proberäume, Bastel­w­erk­statt, Ate­lier, … was ihr euch erdenken kön­nt kann hier einen Platz finden.

Doch sind wir real­is­tisch: der Befehl zu Räu­mung wird wohl wieder nicht lange auf sich warten lassen, ste­ht doch der Schutz noch so frag­würdi­ger Eigen­tumver­hält­nisse in dieser kap­i­tal­getriebe­nen Gesellschaft weit über den Bedürfnis­sen der Men­schen. Demon­stra­tio­nen, Aktion­is­mus und Beset­zun­gen sind und bleiben immer wieder unsere legit­ime Antowort gegen diese zer­störerischen, unmen­schlichen Ver­hält­nisse und Machen­schaften. Die Hof­fung auf “andere Fromen der poli­tis­chen Auseinan­der­set­zung” wie sie Ober­bürg­er­meis­ter Schu­bert zulet­zt forderte, wurde zu oft ent­täuscht, ignori­ert, abge­tan und aus­get­rickst. Selb­st Schuld!

Wir bleiben dabei:

GEGEN DEN WEITEREN AUSVERKAUF DER STADT!
SOFORTIGER STOPP DER PRIVATISIERUNG ÖFFENTLICHEN EIGENTUMS!
ANTIKAPITALISCHTE FREIRÄUME ERKÄMPFEN!
HER MIT DEM SCHÖNEN LEBEN FÜR ALLE!
#FHLEBT

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(Anti)militarismus Antifaschismus Law & Order

Kundgebung gegen die türkische Invasion in Syrien

Vor der Stadthalle in Cot­tbus haben sich am Sam­sta­gnach­mit­tag etwa 50 Per­so­n­en syrisch­er, syrisch-kur­dis­ch­er und deutsch­er Herkun­ft ver­sam­melt, um gemein­sam gegen den Ein­marsch der türkischen Armee in Nordsyrien zu demon­stri­eren. Auf mit­ge­bracht­en Schildern war unter anderem zu lesen „Syrien hat keine Kraft mehr“, „Deutsche Panz­er raus aus Kur­dis­tan“ sowie die Forderung nach ein­er neuen syrischen Ver­fas­sung. Die Reden wur­den auf deutsch, ara­bisch und kur­disch vor­ge­tra­gen – eben­so wie die Parolen der Anwe­senden. Die Aktion dauerte etwa eine Stunde und ver­lief ohne Zwis­chen­fälle oder Kon­flik­te mit der Polizei. Die Organ­isatoren riefen dazu auf, die Proteste fortzuset­zen. Eine weit­ere Kundge­bung wird am Mon­tag um 18 Uhr eben­falls vor der Stadthalle stattfinden.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus Law & Order

Kundgebung gegen rechtsextremen Bedrohungen

Vor dem Hin­ter­grund des Anschlags in Halle, der zwei Men­schen das Leben kostete und bei dem min­destens neune weit­ere Per­so­n­en teils schw­er ver­let­zt wur­den, ruft das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ zu ein­er Kundge­bung am Fre­itag den 11.10.2019 ab 18 Uhr auf dem oberen Brun­nen­platz in Frank­furt (Oder) auf.

Dazu erk­lärt Jan Augusty­ni­ak, Sprech­er des Bündnis:

Der Angriff auf die Syn­a­goge in Halle und weit­ere Men­schen im Umfeld macht uns betrof­fen, aber nicht sprach­los. Wir sind alle aufge­fordert Ver­ant­wor­tung zu übernehmen und uns der recht­sex­tremen Bedro­hung ent­ge­gen­zustellen. Anschläge mit ras­sis­tis­chen, anti­semi­tis­chen und recht­sex­tremen Hin­ter­grund sind nicht neu und die Gefahr weit­er­er Tat­en ist mit der raschen Fes­t­nahme des Verdächtigten nicht vor­bei. Der Anschlag ist ein Beleg dafür, dass hier aus Worten, die jeden Tag in Inter­net­foren, in Chat­grup­pen, an Stammtis­chen, in recht­en Szen­e­tr­e­ffs und poli­tis­chen Parteien geäußert und immer stärk­er in den öffentlichen Diskus­sion­sraum getra­gen wer­den, Tat­en gewor­den sind. Mit unser­er Kundge­bung erheben wir die andere Stimme und set­zen ein deut­lich­es Zeichen gegen Ras­sis­mus, Anti­semitismus und Recht­sex­trem­is­mus. Die Bedro­hung von rechts muss klar benan­nt und auf allen Ebe­nen kon­se­quent ent­ge­genge­treten werden.“

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Antifaschismus Gender & Sexualität Law & Order

Tag zur Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen

Kundge­bung zum Inter­na­tionalen Tag zur Entkrim­i­nal­isierung von Schwanger­schaftsab­brüchen amSam­stag 28. Sep­tem­ber 11 Uhr auf dem Heron­platz (am Stadt­brun­nen) in Cottbus

Wir lassen uns nicht den Mund ver­bi­eten!“ ist das Mot­to unter dem sich das Frauen*kollektiv Cot­tbus und ihre Unterstützer*innen heute am Sam­stag den öffentlichen Raum nah­men. Auf dem Heron­platz macht­en sich die Frauen* unter­schiedlich­er Hin­ter­gründe stark für die sex­uelle Selb­st­bes­tim­mung und Entkrim­i­nal­isierung von Schwangerschaftsabbrüchen.

Schon beim Auf­bau waren inter­essierte Passant*innen ste­hen geblieben und mit den Akteur*innen ins Gespräch gekom­men. Mit Krei­de geschriebe Sprüche, die Selb­st­bes­tim­mung von Frauen* feierten gaben Anlass zum Aus­tausch. Auch gab es span­nende Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen über aktuelle medi­ale Diskurse und Gesetzeslagen.

Der Höhep­unkt der Aktion war eine Per­for­mance, bei der die Frauen* sich auf den Mund gek­lebte Sprach­bar­ri­eren aus schwarzem Klebe­streifen abris­sen, um über ihre Erfahrun­gen mit Selb­st- und Fremdbes­tim­mung in Part­ner­schaften, Über­grif­f­en, Kör­per­nor­men, Schwanger­schaft, Geburt und Mut­ter­schaft und deren Wahrnehmung in der Öffentlichkeit erzählten. So wurde klar die Verän­derung des Sta­tus quo und Sol­i­dar­ität untere­inan­der gefordert und gefeiert.

Anlass für die Aktion waren Märsche radikaler Abtreibungsgegner*innen wie auch am 28. Sep­tem­ber wieder in Berlin, sowie die Tat­sache, dass die Para­graphen 218 und 219 des Strafge­set­zbuch­es weit­er beste­hen und somit Schwanger­schaftsab­brüche und Infor­ma­tio­nen dazu krim­i­nal­isieren. So wurde bspw. die Frauenärztin Dr. Hänel verurteilt, weil sie auf ihrer Web­site informierte, dass sie neben anderen Behand­lun­gen auch Schwanger­schaftsab­brüche durch­führt. Der Fall machte bun­desweit Schlagzeilen und führte zu großer Empörung, doch an der Geset­zge­bung hat sich seit­dem nicht viel geän­dert, was die Frauen* expliz­it anklagten.

Auch in Cot­tbus sind Frauen* betrof­fen von einem kon­ser­v­a­tiv­en bis reak­tionären poli­tis­chen Kli­ma, das die Kern­fam­i­lie als All­heilmit­tel sozialer Prob­leme über­höht. Mit dem Totschla­gar­gu­ment des Wohls des Kindes wer­den mas­sive Ein­griffe in die Per­sön­lichkeit­srechte von Frauen* gerecht­fer­tigt. Auf der Arbeit, in Schulen oder der Uni, in der Fam­i­lie, dem Fre­un­des- und Bekan­ntenkreis, egal ob jung oder alt, ob hier geboren oder nicht, ob selb­st­be­wusste Müt­ter oder zufriedene Kinder­lose – über­all wer­den Frauen* auf­grund ihres Geschlechts diskriminiert.

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Antifaschismus Gender & Sexualität Law & Order

Wir lassen uns nicht den Mund verbieten“

Kundge­bung zum Inter­na­tionalen Tag zur Entkrim­i­nal­isierung von Schwanger­schaftsab­brüchen am 28. Sep­tem­ber um 11 Uhr auf dem Heron­platz (am Stadt­brun­nen) in Cottbus

Wir lassen uns nicht den Mund ver­bi­eten!“ ist das Mot­to unter dem sich das Frauen*kollektiv Cot­tbus und ihre Unterstützer*innen am kom­menden Sam­stag den öffentlichen Raum nehmen wollen. Um 11.00 Uhr machen sich auf dem Heron­platz Frauen* unter­schiedlich­er Hin­ter­gründe stark für die sex­uelle Selb­st­bes­tim­mung und Entkrim­i­nal­isierung von Schwangerschaftsabbrüchen.

Dabei wer­den Frauen* über ihre Erfahrun­gen mit Selb­st- und Fremdbes­tim­mung in Part­ner­schaften,  Über­grif­f­en, Kör­per­nor­men, Schwanger­schaft, Geburt und Mut­ter­schaft und deren Wahrnehmung in der Öffentlichkeit erzählen. Einger­ahmt wer­den diese per­sön­lichen Erleb­nisse durch Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen über aktuelle medi­ale Diskurse und Gesetzeslagen.

Anlass sind die Märsche radikaler Abtreibungsgegner*innen wie auch am 28. Sep­tem­ber wieder in Berlin, sowie die Sit­u­a­tion, dass die Para­graphen 218 und 219 des Strafge­set­zbuch­es weit­er beste­hen und somit Schwanger­schaftsab­brüche  und Infor­ma­tio­nen dazu krim­i­nal­isieren. So wurde bspw. die Frauenärztin Dr. Hänel verurteilt, weil sie auf ihrer Web­site informierte, dass sie neben anderen Behand­lun­gen auch Schwanger­schaftsab­brüche durch­führt. Der Fall machte bun­desweit Schlagzeilen und führte zu großer Empörung, doch an der Geset­zge­bung hat sich seit­dem nicht viel geändert.

Auch in Cot­tbus sind Frauen* betrof­fen von einem kon­ser­v­a­tiv­en bis reak­tionären poli­tis­chen Kli­ma, das die Kern­fam­i­lie als All­heilmit­tel sozialer Prob­leme über­höht. Mit dem Totschla­gar­gu­ment des Wohls des Kindes wer­den mas­sive Ein­griffe in die Per­sön­lichkeit­srechte von Frauen* gerecht­fer­tigt. Auf der Arbeit, in Schulen oder der Uni, in der Fam­i­lie, dem Fre­un­des- und Bekan­ntenkreis, egal ob jung oder alt, ob hier geboren oder nicht, ob selb­st­be­wusste Müt­ter oder zufriedene Kinder­lose – über­all wer­den Frauen* auf­grund ihres Geschlechts diskri­m­iniert. Das Frauen*kollektiv lädt alle Inter­essierten zur Kundge­bung auf dem Heron­platz (am Stadt­brun­nen) am 28. Sep­tem­ber um 11.00 Uhr ein.

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Für das Leben, für die Freiheit

Vor ein­er Woche erre­ichte uns die Nachricht vom Tod unseres Fre­un­des und Wegge­fährten Micha. Er wurde bere­its am 14. Dezem­ber 2018 durch Bomben des türkischen Staates in den süd­kur­dis­chen Medya-Vertei­di­gungs­ge­bi­eten im Nordi­rak getötet.

Im Gedenken an Micha tre­f­fen wir uns am Sam­stag den 31. August 2019 zu ein­er Gedenkkundge­bung um 17 Uhr am Stein der Inter­na­tionalen Brigaden „Tre­ff­punkt Freizeit“ in Pots­dam. An diesem Tag vor seinem Geburt­stag wer­den wir unsere Wut und unseren Kampfeswillen für ein gutes Leben in Frei­heit auf die Straße tragen.

Wir haben an seinem Lebensweg auf ver­schiedene Weisen Teil gehabt, sei es in der Schule, auf Reisen und in der Poli­tik. Viele aus Pots­dam ken­nen ihn dabei als Micha, andere als Xelîl, die Freund*innen, die ihn in den let­zten zwei Jahren begleit­eten als Bager.

Wir kön­nen sagen, wir waren am Anfang dabei. Es war und ist die gemein­same Suche nach dem guten und gerecht­en Leben in Sol­i­dar­ität und der Kampf um Selb­st­bes­tim­mung und Frei­heit, die wir teilen. Aus dieser Gemein­samkeit entste­ht Ver­bun­den­heit. Nun, da wir mit seinem schein­bar endgülti­gen Ver­schwinden aus unseren Leben kon­fron­tiert sind, sind wir trau­rig. Wir sind trau­rig, über­fordert, befremdet. Wir sind wütend. Wir sind aber auch klar: Dass aus unser­er Ver­bun­den­heit her­aus wichtige Auf­gaben entstehen.Die Auf­gabe, diejeni­gen Geschicht­en von und über Micha zu erzählen, die ihn zu dem großar­ti­gen Men­schen gemacht haben, der er war und ihn den Weg haben gehen lassen, den er gegan­gen ist.

Die Auf­gabe, über seine Erfahrun­gen und die sein­er Freund*innen in den Bergen Kur­dis­tans zu bericht­en. Die Auf­gabe, klar zu machen, dass sein Tod wed­er Einzelfall noch Unglücks­fall ist. Die Auf­gabe, den Kampf der Men­schen in Kur­dis­tan und weltweit für ein lebenswertes Leben, Fre­und­schaft und Sol­i­dar­ität zu führen und zu unter­stützen. Die Auf­gabe, in jedem Moment und an jedem Ort für die Utopie ein­er befre­it­en Gesellschaft einzutreten.

All das sind Leben­sauf­gaben. Micha hat in sein­er Zeit das Mögliche getan, wir tun das unsrige heute und in Zukunft.

Im Gedenken an Micha tre­f­fen wir uns am Sam­stag den 31. August 2019 zu ein­er Gedenkkundge­bung um 17 Uhr am Stein der Inter­na­tionalen Brigaden „Tre­ff­punkt Freizeit“ in Pots­dam. An diesem Tag vor seinem Geburt­stag wer­den wir unsere Wut und unseren Kampfeswillen für ein gutes Leben in Frei­heit auf die Straße tragen.

Wir rufen euch auf, auch an euren Orten Demon­stra­tio­nen oder Aktio­nen durchzuführen!
Kommt zahlreich!
Şehîd namirin — die Gefal­l­enen sind unsterblich.
Der Kampf geht weiter!

In Gedenken an Michael Panser, in Gedenken an Xelîl Viyan, in Gedenken an Bager Nûjiyan.

Gedenken und Demon­stra­tion | Sam­stag, 31.08. | 17 Uhr | „Tre­ff­punkt Freizeit“, Am Neuen Garten 64, Potsdam

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Antifaschismus Law & Order

Betroffene müssen informiert werden

Die Beratungsstelle für Betroffene rechter Gewalt in Brandenburg,
Opferperspektive, fordert rechten Terror ernstzunehmen und kritisiert
das Polizeiverhalten in Bezug auf die sogenannten Todeslisten der
Gruppierung „Nordkreuz“: Polizei und Bundeskriminalamt (BKA) haben zwei
Jahre lang versäumt, die Betroffenen rechten Terrors zu informieren.

Nachdem in verschiedenen Medien Mitte Juni neue, erschreckende Details
zu den Aktivitäten der extrem rechten Gruppierung „Nordkreuz“
veröffentlicht wurden und auf den beschlagnahmten Listen auch Menschen
aus Nordbrandenburg stehen sollen, fragte die Opferperspektive via
Twitter die Polizei Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, ob die auf
der Liste aufgeführten Personen informiert werden. Eine ausweichende
Antwort bekamen wir statt von der Polizei zunächst durch das BKA und
anschließend, auf eine erneute Nachfrage, auch von der Polizei
Brandenburg unisono: Sie könnten keine Auskunft geben, Ermittlungen
würden laufen. Laut BKA müsse grundsätzlich die Gefährdelage analysiert
werden.

Die Antwort verwundert, wurden die Listen doch bereits 2017 bei
Durchsuchungen gefunden. Im August 2018 stellte die Fraktion der Linken
eine kleine Anfrage (Drucksache 6/9353), in deren Antwort das
Innenministerium darauf hinwies, dass sie keine Veranlassung sehe die
Betroffenen zu informieren, da die Gefährdelage zu abstrakt sei.
Spätestens seit dem Mord an Walter Lübcke, zunehmender rechter Gewalt,
vermehrten Waffenfunden, dem Ordern von Leichensäcken und Ätzkalk für
einen „Tag X“ muss endlich allen klar sein welch tödliche Gefahr von der
rechten Szene ausgeht. Der Staat muss nicht nur lückenlos aufklären,
sondern hat die Aufgabe die Betroffenen zu schützen. „Wir fordern die
Sicherheitsbehörden auf, alle auf den Feindeslisten aufgeführten
Personen zu informieren. Sie haben ein Recht darauf zu erfahren, ob sie
Ziel von Angriffen werden sollten. Das sollte auch eine Lehre aus dem
Behördenversagen in der Mord- und Anschlagsserie des
Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) sein“, so Judith Porath,
Geschäftsführerin des Vereins Opferperspektive.

Die Opferperspektive kritisiert die Verharmlosung rechten Terrors und
fordert, die Betroffenen rechter Gewalt und rechten Terrors
ernstzunehmen. Die „Nordkreuz“ Gruppe legte Listen an, auf denen
Engagierte, die sich gegen Rechts und für Gefüchtete einsetzten, sowohl
Politiker*innen als auch Privatpersonen, geführt wurden. „Wir stehen mit
vielen dieser Menschen in Kontakt. Sie sind verunsichert, haben Angst
und fühlen sich in ihrem Alltag eingeschränkt, wenn sie durch
Medienberichte erfahren, dass sie auf einer ‚Todesliste‘ stehen könnten.
Gerade nach dem Mord an Walter Lübcke machen sie sich Sorgen, ob
sie und ihre Familie akut gefährdet sind“, meint Julian Muckel, Berater
für Betroffene rechter Gewalt. „Sie zu informieren und ihnen damit zu
signalisieren, dass die Polizei die Bedrohung ernst nimmt, wäre dringend
erforderlich. Dass dies zwei Jahre nach den Hausdurchsuchungen noch
immer nicht passierte, empfinden wir als eine erneute Verharmlosung
rechten Terrors.“

Die Beratungsstelle für Betroffene rechter Gewalt bietet eine
professionelle Beratung für Betroffene rechter Gewalt, deren
Freund*innen, Angehörige und Zeug*innen an. Die Beratung ist kostenlos,
vertraulich, parteilich und unabhängig von staatlichen Behörden.

Als Mitglied des landesweiten „Aktionsbündnis Brandenburg gegen Gewalt,
Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit“ schließt sich der Verein
Opferperspektive dem Statement des Vorstands des Aktionsbündnis an.

Kontakt:
Judith Porath, Geschäftsführerin Opferperspektive e.V.: +49 151 59100082
Julian Muckel, Berater für Betroffene rechter Gewalt: +49 151 59100086
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Antifaschismus Law & Order

Betroffene haben Recht auf Information

Bereits seit August 2017 ermittelt die Bundesanwaltschaft gegen das
rechtsextreme Netzwerk „Nordkreuz“.
Laut den Sicherheitsbehörden stammen die meisten Personen der Gruppe aus
dem Umfeld von Bundeswehr und Polizei, seit Jahren sammeln sie nicht nur
Waffen und Munition, sondern auch Namen und Adressen von vermeintlichen
politischen Gegnerinnen und Gegnern.
Seit Mitte Juni gelangen immer neue Informationen an die Öffentlichkeit:
Die Gruppe habe versucht, Leichensäcke und Ätzkalk zu bestellen;
„Nordkreuz“ habe mit Hilfe von Dienstcomputern der Polizei rund 25.000
Namen recherchiert; auf diesen Listen fänden sich schwerpunktmäßig
Engagierte aus Politik und Zivilgesellschaft in Mecklenburg-Vorpommern,
aber auch solche aus Perleberg und Pritzwalk in Brandenburg; die
Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern hat eine Kommission
eingerichtet, um rechtsextreme Verbindungen in die Landespolizei zu
untersuchen.

Das Brandenburger Innenministerium verneint der Märkischen Allgemeinen
Zeitung zufolge, dass die Gruppe „Nordkreuz“ in der Mark aktiv sei, denn
es gebe derzeit „keine Anhaltspunkte für Tatverdächtige aus
Brandenburg“. Betroffene Personen aus Brandenburg würden erst
informiert, wenn ein „schädigendes Ereignis“ zu erwarteten sei. In
Mecklenburg-Vorpommern hat das Bundeskriminalamt dagegen inzwischen 29
Betroffene aus Politik und Zivilgesellschaft in Kenntnis gesetzt –
während die dortigen Landesbehörden dies weiterhin unterlassen.
Wir, der Vorstand des Aktionsbündnisses Brandenburg, halten die Existenz
dieser Listen für eine ernstzunehmende Bedrohung. Es ist deshalb
unabdingbar, dass die zuständigen Behörden alle Betroffenen unverzüglich
informieren. Jede der 25.000 Personen hat das Recht zu erfahren, ob ihre
Meldedaten per Polizeicomputer illegal recherchiert worden sind. Nach
den jüngsten Gewalttaten und der Kritik an der Aufklärung der Taten des
NSU sind Transparenz und Information nötig. Angesichts zunehmender
Bedrohungen sollte das Land Brandenburg seinen Engagierten aus Politik
und Zivilgesellschaft weiterhin den Rücken stärken und Unsicherheiten
und Ängsten entschieden entgegentreten.
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Law & Order

Auswertung rechter Aktivitäten 2018 im Barnim

Wenn wir an das Jahr 2018 zurück­denken schweifen die Gedanken schnell in die Ferne – Chem­nitz und Köthen sind noch immer präsent, in Bran­den­burg denkt man eher an das ewige Prob­lemkind Cot­tbus als den Barn­im. In Hin­blick auf rechte Events fand im Barn­im tat­säch­lich wenig statt, eine Abkehr von rechter Straßen­poli­tik und Hege­moniebe­stre­bun­gen ist darin jedoch nicht zu sehen. Men­schen die nicht der neon­azis­tis­chen Ide­olo­gie entsprechen oder von rechts bis in die Mitte hinein als Verur­sach­er gesellschaftlich­er und wirtschaftlich­er Übel aus­gemacht wer­den erleben tagtäglich Belei­di­gun­gen, Anfein­dun­gen und Über­griffe. Diese Vor­fälle öffentlich zu machen, in den gesellschaftlichen und poli­tis­chen Kon­text einzuord­nen ist wichtiger Bestandteil antifaschis­tis­ch­er Arbeit. Nur so kann zwis­chen Jahren ver­glichen wer­den, nur so kann Bewiesen wer­den, dass wenig (extrem) rechte Struk­turen nicht auch wenig Über­griffe bedeutet. Die gle­ichzeit­ige Präsenz der recht­skon­ser­v­a­tiv bis völkischen-nationalen AfD durch „Minievents“ wie Stammtis­che und Infos­tände tut ihr übriges.

(Extrem) Rechte Ver­anstal­tun­gen 2018

Zur Unter­schei­dung wur­den die Ver­anstal­tun­gen in zwei Kat­e­gorien eingeteilt: „Demo/Kundgebungen/Infotische“ und „Stammtische/Bürgerdialoge/Info VA“. Während Erstere öffentliche Ver­anstal­tun­gen auf der Straße meint, bezieht sich Zweit­ere auf interne oder hal­böf­fentliche Ver­anstal­tun­gen, welche eher einen inter­nen (Bildungs-)Charakter besitzen.

In der ersten Kat­e­gorie fan­den ins­ge­samt sieben Ver­anstal­tun­gen 2018 im Barn­im statt. Drei waren Kundge­bun­gen auf dem Bahn­hofsvor­platz in Bernau, in allen Fällen organ­isiert von der AfD Bernau. Es wurde ver­sucht ein möglichst bre­ites Spek­trum anzus­prechen, was sich ins­beson­dere in der Ein­bindung bzw. Tolerierung des lokalen Ablegers der NPD Kam­pagne „Schafft Schutz­zo­nen“ auf den Kundge­bun­gen zeigt. Die „Schutz­zone Barn­im“ beste­ht um die bekan­nte Naz­i­clique um Andreas Rokohl, bei der AfD-Kundge­bung im Juli war er offizieller Fotograf, bei der im Sep­tem­ber machte die „Schutz­zone Barn­im“ einen Infotisch.

Eben­falls mit drei Ein­trä­gen Vertreten ist Eber­swalde, während im Juli ein AfD-Info­s­tand zur Dieselkam­pagne der Partei mit dem Land­tagsab­ge­ord­neten Christi­na Schade und Jan-Ulrich Weiß stat­tfand, trat im August ein in dieser Region völ­lig neuer Akteur auf den Plan. Lars Gün­ther von der AfD MOL und dem Com­pact-Mag­a­zin organ­isierte, unter­stützt von Christoph Berndt (Zukun­ft Heimat e.V. und AfD Cot­tbus) und Siegfried Däbritz (Pegi­da Dres­den), die erste Kundge­bung des Zusam­men­schlusses „Heimatliebe Bran­den­burg“ um Gün­ther. Anschließend zog die Kundge­bung noch als Demon­stra­tion zum Markt und zurück. Die Bühne betreute Jan­nik Brämers (Iden­titäre Bewe­gung Berlin/Brandenburg). Im Novem­ber fol­gte dann die zweite Auflage mit ein­er Kundge­bung am Markt und ein­er anschließen­den Demon­stra­tion, wieder mit Red­nern aus AfD, Zukun­ft Heimat und von Pegi­da Dresden.

Darüber hin­aus fand im Juni ein Info­tisch der AfD Pan­ke­tal auf der Schlen­der­meile Schönow­er Straße in Pan­ke­tal statt.

In der Kat­e­gorie „Stammtische/Bürgerdialoge/Info VA“ liegen ins­ge­samt 30 Ein­träge vor. Hier tun sich ins­beson­dere die AfD Ortsver­bände (OV) Ahrens­felde und Pan­ke­tal mit jew­eils 10 Ver­anstal­tun­gen her­vor. Es han­delte sich in der Regel um Stammtis­che oder Bürg­er­dialoge, in eini­gen Fällen mit Promi­nenz wie Andreas Kalb­itz, Jür­gen Pohl (MdB), Stef­fen John, Ley­la Bilge, Jörn König (MdB) und Daniel Frei­herr von Lüt­zow (stel­lv. Lan­desvor­sitz). Eben­falls zählen in diese Kat­e­gorie Organ­i­sa­tion­str­e­f­fen wie das Grün­dungstr­e­f­fen des OV Ahrens­felde oder die Vor­standswahl des OV Pan­ke­tal. Bei Let­zter­er war Jean-Pas­cal Hohm (ehem. AfD/JA, IB Berlin/Brandenburg) aus Cot­tbus Ver­samm­lungsleit­er. Im Mai und Juni wur­den die Ver­anstal­tun­gen in Pan­ke­tal noch von der Patri­o­tis­chen Vere­ini­gung Pan­ke­tal organ­isiert, welche von dem AfD OV mit bewor­ben wurde. Der im Novem­ber in Ahrens­felde ver­anstal­tete Bürg­er­dia­log „Bran­den­burg neu denken“ mit Andreas Kalb­itz, wurde laut Aus­sage der AfD Pan­ke­tal mit ein­er „großzügi­gen Spende“ des AfD OV Eber­swalde unter­stützt. Während in eini­gen Fällen durch die Organ­isatorIn­nen von 40 oder sog­ar 60 Teil­nehmenden gesprochen wird, sind auf den dazuge­höri­gen Fotos deut­lich weniger Per­so­n­en zu sehen.

Bei zwei AfD-Ver­anstal­tun­gen in Werneuchen han­delte es sich um Bürg­er­dialoge unter anderem mit René Springer (MdB). In Eber­swalde fand im Sep­tem­ber ein „Mit­glieder-Fam­i­lien­fest“ der AfD-Barn­im mit ange­blich 60 Teil­nehmenden statt. In Bernau fan­den ins­ge­samt 5 AfD-Ver­anstal­tun­gen statt, zwei davon mit René Springer (MdB), eine mit Den­nis Hohloch (Vor­sitzen­der JA-Bran­den­burg/Frak­tionsvor­sitzen­der Stadtverord­neter für AfD Pots­dam). Min­destens die Ver­anstal­tung mit Hohloch wurde durch den OV Pan­ke­tal organ­isiert. Im Sep­tem­ber organ­isierte die AfD Barn­im ein „Sem­i­nar für die poli­tis­chen Entschei­der und Akteure der AfD von mor­gen“ unter der Leitung von Daniel Frei­herr von Lüt­zow. Es nah­men ca. 20 Per­so­n­en teil.

Die NPD Barn­im bzw. ihr Kam­pagne „Schutz­zone Barn­im“ organ­isierte drei Ver­anstal­tun­gen. Zwei davon waren Stammtis­che, eine Ver­anstal­tung war eine Infover­anstal­tung mit Sebas­t­ian Schmid­ke (NPD Berlin/NW Berlin). Schmid­kes „Vor­trag über Selb­stschutz und Krisen­vor­sorge“ fol­gten ange­blich 25 Personen.

Pro­pa­gan­da

Durch die NPD Barn­im bzw. ihre Kam­pagne „Schutz­zone Barn­im“ sind 21 bekan­nte Aktio­nen der Kat­e­gorie „Pro­pa­gan­da“ bekan­nt. Hierzu wur­den Verteilak­tio­nen von Flug­blät­tern und Zeitun­gen, Plakatieren, „Streife“ laufen und interne Wan­derun­gen gezählt. All­ge­meines Ziel solch­er Aktio­nen ist Öffentlichkeit­sar­beit bzw. das Zeigen von Präsenz – auch wenn dies nur im Nach­hinein auf Bildern welche auf Face­book gestellt wer­den zu sehen ist. Beispiel­haft dafür sind die „Streifen“ der „Schutz­zone Barn­im“: zumeist fall­en diese als eigentliche Aktion nicht auf, es darf sog­ar bezweifelt wer­den, dass solche „Streifen“ aus mehr beste­hen als ein Foto zu machen. Im Jahr 2018 sind sechs solch­er Aktio­nen bekan­nt gewor­den. In sechs bekan­nten Fällen wur­den Fly­er von NPD und der „Schafft Schutzzonen“-Kampagne oder die NPD-Parteizeitung Deutsche Stimme verteilt. Es wur­den zwei Wan­derun­gen (April und Okto­ber) durch den Barn­im ver­anstal­tet, welche durch ihre medi­ale Aufar­beitung als Pro­pa­gan­da-Aktio­nen ver­standen wer­den kön­nen. Darüber hin­aus sind zwei Plakatak­tio­nen der NPD bekan­nt gewor­den. Im Jan­u­ar und Juli wurde je eine Putza­k­tio­nen durchge­führt, zwei „Gedenkak­tio­nen“ im April und Novem­ber, sowie eine Aktion bei der das Deser­teur­denkmal in Bernau zum 20. Jahrestag am 12.10.18 ver­hüllt wurde.

Die neon­azis­tis­che Kle­in­st­partei „Der III. Weg“ fiel mit zwei Pro­pa­gan­daak­tio­nen (Fly­er-/Plakatak­tion) auf, bei­de Male in Eberswalde.

Mit ins­ge­samt 3 Pro­pa­gan­daak­tio­nen gedachte die AfD Barn­im bzw. der OV Bernau den „Opfern des (DDR) Unrechtsstaats“, der „friedlichen Rev­o­lu­tion“ 1989 und dem „Volk­strauertag“. Darüber hin­aus hän­gen AktivistIn­nen der AfD Barn­im im Juli nach eige­nen Angaben 50 Plakate und verteilen über 2000 Flyer.

Darüber hin­aus wur­den Pro­pa­gan­dade­lik­te bekan­nt, welche sich keinen Struk­turen zuord­nen lassen. Zumeist han­delt es sich dabei um Delik­te im Bere­ich (vorüberge­hende) Sachbeschädi­gung, wie Stick­er verkleben, Schmier­ereien oder das Zerkratzen von Autos mit ver­fas­sungs­feindlichen Symbolen.

Angriffe

Im Jahr 2018 wur­den im Barn­im 12 kör­per­liche Angriffe von uns reg­istri­ert. Davon zwei Kör­per­ver­let­zun­gen in Bernau und eine in Biesen­thal, die restlichen in Eber­swalde, ein­schließlich drei gefährlichen Kör­per­ver­let­zun­gen und ein­er ver­sucht­en Kör­per­ver­let­zung. Hinzu kom­men drei Bedro­hun­gen (2 Eber­swalde, 1 Wan­dlitz) und 16 Belei­di­gun­gen. Die absolute Mehrzahl der Belei­di­gun­gen fand mit 10 Fällen in Eber­swalde statt.

Kein­er der bekan­nten Angriffe lassen sich ein­er (extrem) recht­en Ver­anstal­tung zuzuord­nen, d.h. während, vor oder nach auf dem Ver­samm­lungs­bere­ich oder dem Umfeld (An-/Abreise) passiert.

Die Polizei Bran­den­burg erfasste für 2018 neun Tat­en im Bere­ich „Poli­tisch motivierte Gewaltkrim­i­nal­ität ‑rechts-“, die Opfer­per­spek­tive e.V. erfasste 13 rechte Gewalt­tat­en. Unter­schiede sind, ins­beson­dere im Ver­gle­ich mit den Zahlen der Opfer­per­spek­tive, auf die zur Ver­fü­gung ste­hen­den Dat­en zu find­en. Die Opfer­per­spek­tive wird hier, gemäß ihrer Tätigkeit als Beratungsstelle Betrof­fen­er rechter Gewalt, durch den Aus­tausch mit Polizei und direk­ten Kon­takt mit Betrof­fe­nen eine genauere Sta­tis­tik führen kön­nen. Gle­ich­es gilt für die Polizei, wobei hier zu beacht­en ist, dass die Polizei nach „stren­geren“ Kri­te­rien ein­teilt und nicht alle Gewalt­tat­en von Betrof­fe­nen angezeigt werden.

Die Opfer­per­spek­tive reg­istri­erte einen leicht­en Anstieg im Ver­gle­ich zum Vor­jahr 2017, dort waren 11 rechte Gewalt­tat­en zu verze­ich­nen. Somit bleibt der leicht steigende Trend der Gewalt­tat­en beste­hen, welch­er im Jahr 2017 begann. Zuvor waren die Zahlen rechter Gewalt­tat­en seit dem Erfas­sungs­be­ginn 2002 der Opfer­per­spek­tive im ein­stel­li­gen Bere­ich zu finden.

Aus­blick

Aus den vor­liegen­den, naturgemäß unvoll­ständi­gen, Dat­en lassen sich einige Analy­sen der Entwick­lung und Prax­is von (extrem) recht­en Struk­turen und (Gewalt-) Delik­ten ableiten.

So hat sich nichts an dem seit Jahren abwick­el­nden Sink­flug der NPD geän­dert. Es fan­den keine öffentlichen Ver­anstal­tun­gen statt, stattdessen wer­den interne Ver­anstal­tun­gen und Aktio­nen in der Vor- und Nach­bere­itung öffentlich aus­geschlachtet. Ger­ade Ver­anstal­tun­gen wie Schu­lun­gen, welche einen hohen Stel­len­wert in der Kader­aus- und Struk­tur­bil­dung haben, wur­den nur in einem Fall bekan­nt – und in diesem Fall vorher öffentlich bewor­ben. Es kann davon aus­ge­gan­gen wer­den, dass dies mehr aus der Per­spek­tive der Pressear­beit, als der Mit­glieder­rekru­tierung getan wurde. Die „Schafft Schutzzonen“-Kampagne der NPD, im Barn­im repräsen­tiert durch die „Schutz­zone Barn­im“ beste­hend aus dem Umfeld der NPD Barn­im und der Kam­er­ad­schaft „Barn­imer Fre­und­schaft“, kann als aktuell­ste Antwort auf Mit­glieder­schwund und nahezu kom­plette poli­tis­che Irrel­e­vanz ver­standen wer­den. Unter dem Vor­wand Bürg­er­wehren aufzubauen und zu bilden, welche die Sicher­heit Deutsch­er gewährleis­ten sollen, wird die Devise „Öffentlichkeit­sar­beit vor Aktion“ umge­set­zt. Um dies zu erre­ichen wird jede noch so kleine Aktion mit einem Foto doku­men­tiert und auf Face­book bewor­ben. Im Barn­im ist die NPD bei Ver­anstal­tun­gen nahezu nicht mehr wahrzunehmen, wenn doch dann als Teil­nehmer und nicht als Organ­isator. Dafür sind NPD Barn­im und die „Barn­imer Fre­und­schaft“ regelmäßig lan­des- und bun­desweit zu Neon­azievents unter­wegs. Mitunter in organ­isieren­der Funk­tion wie dem Fes­ti­val „Rock gegen Über­frem­dung III“ in Apol­da (Thürin­gen).

Die AfD tritt im Barn­im vor allem durch die Ortsver­bände Ahrens­felde und Pan­ke­tal in Erschei­n­ung, welche haupt­säch­lich hal­böf­fentliche Stammtis­che organ­isieren. Das Ver­anstal­ten von Stammtis­chen gehört zu einem grundle­gen­den Prinzip der Parteiar­beit „vor Ort“. Und lässt dadurch nicht nur ein Gemein­schafts­ge­fühl entste­hen, welch­es dur­chaus legit­imierende Wirkung hat, son­dern erschafft durch das Ein­laden und Auftreten von Parteikadern wie René Springer oder Andreas Kalb­itz die Illu­sion der bürg­er­na­hen Partei „des kleinen Mannes“. Demon­stra­tio­nen und Kundge­bun­gen wur­den hier nur in weni­gen Fällen organ­isiert. Bei diesen hat der aus MOL stam­mende und dort in der AfD organ­isierte Lars Gün­ther die Nase vorn. Mit seinem Bünd­nis Heimatliebe Bran­den­burg ver­anstal­tete er inner­halb von weniger als einem hal­ben Jahr zwei Kundge­bun­gen mit anschließen­der Demon­stra­tion in Eber­swalde, ein­er Stadt in der es keine nen­nenswerte AfD-Struk­tur gibt. Im Feb­ru­ar 2019 ver­anstal­tete Gün­ther das dritte Event in dieser Rei­he. Jedes Mal waren über­re­gion­al bekan­nte Kad­er von AfD, Zukun­ft Heimat und Pegi­da Dres­den als Red­ner­In­nen dabei. Stand Mai 2019 sind keine weit­eren Ankündi­gun­gen bekan­nt, es bleibt abzuwarten ob Gün­ther weit­er ver­sucht der­lei Ver­anstal­tun­gen in Eber­swalde zu etablieren.

Zu den recht­en Angrif­f­en lässt sich vor allem sagen, dass diese in keinem Zusam­men­hang mit beste­hen­den Struk­turen zu ste­hen scheinen. In der Stadt mit den meis­ten Vor­fällen, Eber­swalde, gibt es schlichtweg keine. Vielmehr han­delt es sich um Tat­en aus dem All­t­ag her­aus bzw. im All­t­ag stat­tfind­end. Mit Blick auf die „Ver­schiebung des Sag­baren“ und die „Radikalisierung der Mitte“, welche mit dem Aufkom­men der AfD immer deut­lich­er her­vor­trat­en, lassen sich diese Angriffe als Auswirkung von gesellschaftlich-poli­tis­chen Prozessen auf der Straße inter­pretieren. Wie diese Entwick­lung weit­erge­ht lässt sich kaum abschätzen. Mit einem plöt­zlichen Rück­gang kann allerd­ings nicht gerech­net werden.


Neben eige­nen Recherchen wurde auf fol­gende Pub­lika­tio­nen zurückgegriffen:

https://polizei.brandenburg.de/fm/32/Praesentation_PK_%20PMK_2018.pdf

https://www.opferperspektive.de/rechte-angriffe/statistik-brandenburg/statistik-rechter-gewalttaten-in-brandenburg

Inforiot