Kategorien
Sonstiges

22. Frierock Festival auf 2021 verschoben

Frie­sack, 19. Mai 2020. Alle, die sich auf die 22. Aus­gabe des Frie­rock Fes­ti­vals gefreut haben, müssen jet­zt stark sein — und wer­den ihre Geduld auf eine unge­plant lange Probe stellen müssen: Das beliebte Rock­fes­ti­val wird erst wieder am 13./14. August 2021 die Tore der Freilicht­bühne Frie­sack öff­nen kön­nen. Zurück­lehnen wird sich das Organ­i­sa­tion­steam bis dahin mitnichten.

Die Pla­nun­gen für ein weit­eres August-Woch­enende der Ekstase, des musikalis­chen Hochgenuss­es und der unbändi­gen Tanzfreude waren schon so gut wie abgeschlossen. Doch nun machen die Eindäm­mungs­maß­nah­men rund um das Coro­n­avirus dem Frie­rock-Kollek­tiv und seinen Gästen einen Strich durch die Rech­nung. “Wir hat­ten bere­its ein schlagfer­tiges, abwech­slungsre­ich­es und abso­lut tanzbares Line-Up in der Pipeline. Die Tinte unter den ersten Verträ­gen mit den Bands ist schon seit einiger Zeit trock­en.”, so Valentin Franklyn aus dem Organ­i­sa­tion­steam des Frie­rock Festivals.

Über­raschend kommt die Absage zu diesem Zeit­punkt nicht, hat­te die Bran­den­bur­gis­che Lan­desregierung doch bere­its Mitte April beschlossen, dass Großver­anstal­tun­gen bis zum 31. August ver­boten sein wer­den. “Natür­lich haben uns die ver­schiede­nen Szenar­ien schon seit eini­gen Wochen beschäftigt. In unseren regelmäßi­gen Videokon­feren­zen war das ein Dauerthe­ma. Aber wer neben dem eigentlichen Beruf so viel Zeit und Energie in die Organ­i­sa­tion eines Fes­ti­vals steckt, der klam­mert sich vielle­icht etwas länger an einen dün­nen Stro­hhalm als Leute, für die das nur ein Job ist.”, so Franklyn.

Doch was macht ein Fes­ti­val-Organ­i­sa­tion­steam in Zeit­en wie diesen? Chris­t­ian Brüg­gmann, ein weit­er­er Mit­stre­it­er aus dem Frie­rock-Kollek­tiv hat eine ein­fache Antwort: “Ein bloßes Musik­fes­ti­val sind wir ja schon lange nicht mehr. Wir sind eine Gruppe aus unge­fähr 50 jun­gen und jungge­bliebe­nen Men­schen mit den unter­schiedlich­sten Tal­en­ten und Ideen. Da entste­hen ständig neue Pro­jek­te und Ini­tia­tiv­en für Frie­sack, das Havel­land und die Welt.” Wie das konkret aussieht? In den let­zten Jahren ini­ti­ierten die Frie­rock­er mit ort­san­säs­si­gen Vere­inen, engagierten Bürg­erin­nen und Bürg­ern, Lokalpoli­tik, Stadtver­wal­tung und weit­eren wichti­gen Part­nern den Run­den Tisch Frie­sack, der sich für die Inte­gra­tion von Geflüchteten ein­set­zte. Daraus ent­standen weit­ere Pro­jek­te, wie ein Fach­tag zur Arbeits­mark­t­in­te­gra­tion geflüchteter Men­schen vor Ort. 2018/2019 organ­isierten die Rock­musik­fre­unde einen Jugen­daus­tausch mit Israel, an denen dreizehn Jugendliche aus dem Havel­land teil­nah­men und Jerusalem, Haifa, Tel Aviv, das Tote Meer sowie zuvor fremde Men­schen und Kul­turen ken­nen­ler­nen konnten.

Von daher passt es zum Frie­rock-Kollek­tiv, dass es auch in Zeit­en von sozialer Dis­tanz und Krise zusam­men­hält und kreativ-kon­struk­tiv die aktuellen Her­aus­forderun­gen ange­ht. So ent­stand das Pro­jekt “FRIEROCK HILFT”. Mehrere kleine Aktio­nen sollen unter­stützen, helfen oder ein­fach eine Freude machen. So wurde der Erlös ein­er von den Frierocker*innen Christi­na Bran­dl, Judith Ste­fan und Max Gröger gestemmten Masken­nähak­tion, bei der alte Fes­ti­val­shirts ver­wen­det wur­den, an CADUS e.V. gespendet. Diese

Nichtregierung­sor­gan­i­sa­tion leis­tet beispiel­sweise medi­zinis­che Nothil­fe in Krisen- und Kriegs­ge­bi­etet wie Syrien oder dem Irak. Das Fes­ti­val-Team aus Frie­sack hat weit­ere “FRIEROCK HILFT”-Projekte geplant. Diese wer­den zeit­nah in den sozialen Medi­en des Frie­rock Fes­ti­vals bekanntgegeben.Trotz Krisen­zeit­en und Fes­ti­val­ab­sage gibt es keinen Still­stand — es geht immer weit­er. Frei nach einem Zitat aus dem Film Bar 25 — Tage außer­halb der Zeit: “Bleib nicht dabei davon zu träu­men, son­dern schnapp’ dir deine Fre­unde. Denn mit vie­len kann man viel erre­ichen. Wenn ihr eine Idee im Kopf habt — macht sie ein­fach!”  Und so wid­met sich das Frie­rock-Kollek­tiv fort­laufend neuen Pro­jek­ten und Aktio­nen und schöpft aus diesen stetig Kraft — Kraft für die Gegen­wart und natür­lich auch für die Zukun­ft. Voller Zuver­sicht blick­en die Rock­er auf das näch­ste Jahr, in dem sie wieder mit zahlre­ichen Gästen ihr geliebtes Fes­ti­val zele­bri­eren können.
Klein­er Nach­trag: Eine weit­ere “FRIEROCK HILFT”-Aktion kon­nte ger­ade dieser Tage in Sack und Tüten gebracht wer­den. So kon­nten 200 Postkarten mit indi­vidu­ellen Grüßen an 2 Seniorenein­rich­tun­gen in Frie­sack und eine Seniorenein­rich­tung der AWO in Bad Wilsnack vom Frie­rock-Team ange­fer­tigt wer­den und zum Pfin­gs­fest ver­schickt. Finanziert wird die Idee vom Träger des Frie­rock Fes­ti­vals, dem AWO Ortsvere­in Frie­sack e.V.
Frie­rock-Fes­ti­val
13.–14. August 2021
Freilicht­bühne Friesack
Kategorien
Sonstiges

PREMIERE „Die Wüste lebt“

PREMIERE „Die Wüste lebt“

Cottbuser Corona-Song mit Infektionspotential

Clubs zu, Anlage an! Auch die Cot­tbuser Clubs, Bars und Kneipen haben seit drei Wochen die Türen zu. Doch jet­zt lädt die Szene am Son­ntag zu einem Wieder­hören ein. Pünktlich 20.30 Uhr präsen­tiert sie den Song WO zur Coro­n­azeit “Die Wüste lebt“und meldet sich zurück, wenn auch zunächst auf virtuell-akustis­ch­er Bühne. Bere­its seit Beginn der Ein­schränkun­gen arbeit­en die Kul­turschaf­fend­en eng zusam­men und entwick­eln gemein­same Strate­gien zum Über­leben. Die erste Aktion läuft seit dem 3. April. Bei ein­er Kam­pagne aller beteil­gter Clubs, Bars und Gale­rien über Start­next kön­nen die Cottbuser*innen+ dabei helfen, dass es auch nach Coro­n­akrise ein buntes Nachtleben in der Stadt gibt. Bei dieser Crowd­fundin­gak­tion wer­den beispiel­sweise Ein­trittskarten für die kom­menden Par­ties, T‑Shirts, lustig bedruck­te Jute­beu­tel, ein Schnaps mit Frieder oder ein Glas Fan­gosand ange­boten oder es kann ein­fach Geld gespendet werden.

Der neueste Coup der Club Kom­mis­sion Cot­tbus e.V.i.G. ist ein gemein­schaftlich geschriebenes und pro­duziertes Lied für alle Musik- und Tanzbegeis­terten. Dieses greift feinfühlig The­men wie Iso­la­tion, Per­spek­tivlosigkeit, Job­ver­lust, Über­ar­beitung, aber auch das zunehmende Gemein­schafts- und Solidaritätsgefühl auf. Es set­zt das Geschehen musikalisch um und blickt beja­hend in die Zukun­ft. “Die Ohrwur­m­melodie steigt schnell zu Kopf und ist ansteck­ender als Covid-19, während die gefühlvolle Instru­men­tierung die Herzen im Sturm erswingt.”, schwärmt Lud­wig Dom­rös vom Fes­ti­val­team Stuss am Fluss über das Werk. “Wir wollen mit dem Lied Aufmerk­samkeit für unsere Sit­u­a­tion schaf­fen und den Leuten ein Dankeschön für die Spenden unser­er Crowd­fundin­gak­tion zurückzugeben. Da im Arbeit­sum­feld der Clubs kreative Köpfe ver­schieden­ster Art zu find­en sind, war eine Beset­zung schnell zusam­mengestellt. Ein Lied zu schreiben war eine Möglichkeit, proak­tiv und pos­ti­tiv mit dem The­ma umzuge­hen, statt sich nur zu beklagen.”

Das Betrieb­sver­bot für die kul­turellen Tre­ff­punk­te bedeutet in Cot­tbus für die weni­gen Orte der Sub­kul­tur eine hohe Anstren­gung ums Über­leben. Dort, wo ohne­hin sel­ten ein Fördergeldtropfen hin­fällt, sind die Rücklagen sehr beschei­den. Die aktuelle Sit­u­a­tion bedeutet daher: keine Ein­nah­men bei laufend­en Kosten und ver­schwindend kleinen Pol­stern. “Auch wenn staatliche Hil­fen ‘erste Löch­er’ schließen, sind sie langfristig nicht exis­ten­zsich­ernd.” David Kop­sch, Besitzer vom Faulen August, trifft die Schließung seines Musik­clubs hart: “Wir alle mussten viele schon gebuchte Konz­erte oder Par­ties absagen und wis­sen nicht, wie alle anderen auch, ab wann wir pla­nen kön­nen. Das ist schon ein zermürbender Zus­tand. Sollte die Club­szene in Cot­tbus ein­brechen, wäre dies ein fataler Schlag für das kul­turelle Leben der Stadt.”

Aber es gibt auch Pos­i­tives in dieser Zeit. “Das Beson­dere an diesem Krisen­modus ist, dass wir alle ein biss­chen näher zusammenrücken. Ich bin total begeis­tert, dass diese
unter­schiedlichen kreativ­en Men­schen so eng kooperieren”, Philipp Gärt­ner, Chef des Clubs Scan­dale, sieht opti­mistisch in die Zukun­ft. “Nicht nur, dass wir uns neuen Organ­sa­tions- und Kom­mu­nika­tions­for­men stellen müssen, diese Zeit bringt völ­lig neue Möglichkeit­en und Konzepte hervor.”

Ein gutes Beispiel ist eben “Die Wüste lebt”, der Song, bei dem gle­ich 13 Musiker*innen an den Auf­nah­men beteiligt waren, hin­ter dessen Kulis­sen jedoch noch viele weit­ere aus dem Cot­tbuser Nachtleben mitwirk­ten. Er erscheint mit einem Video, bei­des unter erschw­erten Bedin­gun­gen und unter Ein­hal­tung der Coro­na-Anord­nun­gen einge­spielt und gedreht. Doch nun kann das Mach­w­erk endlich präsen­tiert wer­den und der Name ist für die Cot­tbuser Nachtschwärmer*innen hof­fentlich Pro­gramm: Die Wüste lebt!

Zu sehen und zu hören:

https://www.clubkommissioncottbus.de
https://de.facebook.com/clubkommissioncottbus/
https://www.youtube.com/channel/UC8b0QCv64PVmdRHEumebGwA

Wer die Cot­tbuser Club­szene unterstützen will, kann dies hier tun: https://www.startnext.com/rette-die-cottbuser-subkultur oder spendet auf das Projektkonto:
IBAN DE 1805 0000 0190 0853 80, Kul­tur­fo­rum Cot­tbus e.V./Club Kom­mis­sion Cottbus.

Der Song “Die Wüste lebt”
Gesang — Mario Heß
Gitarre — Lud­wig Domrös
Bass — Matthias Joppe
Schlagzeug — Emanuel Muckow
Hen­ri Kun­ze — Klavier
Vio­line — Franziska Radtke
Trompete — Günter Friedersdorf
Back­ground Gesang — Lau­ra Maria Hänsel

Text – Matthias Heine, Lud­wig Dom­rös, Philipp Gärtner
Pro­duk­tion — Philipp Gärt­ner, Tom Reiß­mann, Lud­wig Domrös
Mas­ter — Michael Schlottke

Hintergrund…und wer ist die Club Kom­mis­sion Cot­tbus überhaupt?

Wir sind eine offene Plat­tform für Kul­turschaf­fende aus Cot­tbus mit dem Ziel sich untere­inan­der zu ver­net­zen. Das
Anliegen ist es, eine gemein­same, geschlossene Stimme für die Sub­kul­tur in der Stadt zu sein. Sich ein­brin­gen und das
Ganze mit­gestal­ten darf wer will: Das Spek­trum der bish­eri­gen Mitwirk­enden reicht von selb­st­ständi­gen Künstler*innen
als Einzelper­so­n­en über Vere­ins­basierte Clubs sowie kom­merzielle Läden. Der Grundgedanke ist sim­pel: “Allein machen Sie dich ein” (Rio Reis­er) und miteinan­der reden hat noch nie jeman­dem geschadet! Die Idee dazu ent­stand bere­its Anfang des Jahres, also noch vor Aus­bruch der Coro­na-Epi­demie. Den­noch bietet let­ztere natürlich akut einen zusät­zlichen Anlass das Anliegen weit­er zu ver­fol­gen und zu ver­tiefen, denn wie bekan­nt, trifft sel­bige den Kul­tursek­tor mit den ihr – sin­nvoller­weise! – fol­gen­den Ein­schränkun­gen massiv.
Auf der Seite www.clubkommissioncottbus.de wird über die Akteure und aktuelle Aktio­nen informiert. Seit dem 03. April
läuft die gemein­same Spendenkam­pagne “Ret­tet die Cot­tbuser Sub­kul­tur — Crowd­fund­ing für Cot­tbuser Clubs und
Läden” auf Start­next https://www.startnext.com/rette-die-cottbuser-subkultur
.
Zur ClubKom­mi­sion­Cot­tbus gehören: Bebel, Chekov, Ess­co­bar, Fan­go, Seit­en­sprung, Scan­dale, Pri­ma Wet­ter, Unbelehrbar, Sarah “Far­tu­u­na” Heinze, Marie 23, Muggefug
Kon­takt: medien@clubkommissioncottbus.de

Kategorien
Sonstiges

Cottbuser Subkultur rückt zusammen

Nicht nur zu Coro­na-Zeit­en hat die Cot­tbuser Club­szene ein vielschichtiges Prob­lem! Mal zu laut, mal zu wenig Gäste, mal nicht die richtige Genehmi­gung, kaum Förderung, meist finanziell “auf Kante”… Doch seit dem berechtigten Shut­down und der damit ver­bun­de­nen Schließung der Kul­tur- und Gast­stät­ten­be­triebe wegen der Covid-19 Pan­demie ist der Kampf ums Über­leben in eine weit­ere schwierige Runde gegangen.

Dass gemein­sames Inter­agieren den besseren Effekt bringt, ist den Betreibern der sub­kul­turellen Läden schon länger klar. So wurde aus der Idee ein­er gemein­samen Plat­tform bere­its im Jan­u­ar 2020 ein reales Pro­jekt. Es trafen sich Protagonist*innen viel­er Clubs, Bars und Kneipen, um einen Vere­in zu gründen: die Club Kom­mis­sion Cot­tbus e.V.i.G. Erk­lärtes Ziel ist dabei, mit vere­in­ten Kräften die unter­schiedlich­sten Poten­tiale zu bündeln und in kul­turelle Ange­bote für die ganze Stadt zu gießen. Zu den Mit­gliedern gehören die Teams vom Bebel, Chekov, Ess­co­bar, Fan­go, Seit­en­sprung, Scan­dale, Pri­ma Wet­ter, Unbelehrbar, Marie 23 und dem Muggefug.

Geplant sind für die Zukun­ft unter anderem die Anschaf­fung von flex­i­bler Bühnentechnik, um in allen Stadt­teilen mit Konz­erten und Fes­ten aktiv zu wer­den und die Attrak­tiv­ität der Stadt für Bewohner*innen, Student*innen und (zum Beispiel im Zuge des Struk­tur­wan­dels) Zuziehende und Rückkehrer*innen zu erhöhen. Darüber hin­aus soll der Vere­in auch im poli­tis­chen Sinne für die Belange eines großs­tadtverdächti­gen Nachtlebens wirken.

Während die Vor­bere­itung auf Hoch­touren liefen, kam der Club Kom­mis­sion Cot­tbus e.V.i.G., wie vie­len anderen, der Coro­na-Virus in die Quere. Aber es zeigt sich, dass die ersten gesponnenen Net­ze bere­its pos­i­tive Wirkung haben. Unter Nutzung neuer
Organ­i­sa­tions- und Kom­mu­nika­tion­swege find­en sich die Akteure regelmäßig zusam­men und spin­nen Pro­jek­te und Konzepte. Dass es derzeit eher um Über­leben­skonzepte geht, ver­ste­ht sich von selb­st. So läuft seit 03. April eine Crowd­fund­ing Kam­pagne mit dem Titel „Ret­tet die Cot­tbuser Sub­kul­tur“ über die Plat­tform Start­next. Hier wer­den Tick­ets für Clubs, T‑Shirts, bedruck­te Beu­tel, imag­inäres Trinken oder ein Glas des legendären
Fan­go-Sandes angeboten.

https://www.startnext.com/rette-die-cottbuser-subkultur

Im April bedank­ten sich die Cot­tbuser Kul­turschaf­fend­en, die eng mit der hiesi­gen Musik­szene „ver­bän­delt“ sind, mit einem Song und einem Video. Unter erschw­erten Abstand­sregeln und hygien­is­chen Stan­dards spiel­ten gle­ich 10 Musiker*innen Instru­mente und Gesang ein und noch viel mehr „Laienschauspieler*innen“ dreht­en Sequen­zen für das
dazuge­hörige Video.

Mit der ihr eige­nen Kreativ­ität trotzen die Cot­tbuser Sub­Kul­tis der Krise. Auf der Inter­net­seite www.clubkommissioncottbus.de wer­den die beteiligten Clubs vorgestellt und ständig Infos über kom­mende Aktio­nen veröf­fentlicht: Tre­sentalk, DJ-Sets im Stream, Presseartikel und vieles mehr. Auch der Song und das Video sind hier zu finden.

Kon­takt: medien@clubkommissioncottbus.de

Kategorien
Sonstiges

Geflüchtete werden zu Straftätern erklärt

Einige Geflüchtete aus dem Barn­im haben Straf­be­fehle bekom­men. Vorge­wor­fen wird ihnen entwed­er “ille­gal” nach Deutsch­land ein­gereist zu sein oder sich “ille­gal” in Deutsch­land aufge­hal­ten zu haben. Die Ini­tia­tive “Barn­im für alle” protestiert dage­gen, dass die Geflüchteten so zu Straftätern erk­lärt wer­den und organ­isiert mit ein­er Spenden­samm­lung Solidarität.

Musa* ist aus dem Sudan geflüchtet, weil er dort poli­tisch gegen die Dik­tatur aktiv war. Ihm wird vorge­wor­fen, dass er wissentlich ohne Papiere von Frankre­ich nach Deutsch­land weit­erg­ereist sei. Er ver­ste­ht nicht warum er krim­i­nal­isiert wird: “Aus mein­er Sicht macht es keinen Sinn, dass ich eine Strafe bekomme, weil ich Asyl beantrage. Ich habe mich doch sel­ber bei der Polizei gemeldet, um Asyl zu beantragen.”

Auch Seyed* wurde als Oppo­si­tioneller im Sudan erfol­gt. Als Stu­dent gelang es ihm ein Visum für eine Kon­ferenz in Deutsch­land zu erhal­ten. In einem Straf­be­fehl wird ihm nun vorge­wor­fen, dass er erst etwa 2 Wochen nach Ablauf des Visums Asyl beantragt hat. Seyed sagt dazu: “Ich bin nach Deutsch­land gekom­men, um Schutz vor dem Staat zu suchen, habe aber stattdessen eine Strafanzeige bekom­men. Woher sollte ich in der ersten Zeit in Deutsch­land die Geset­ze und Ver­fahren ken­nen? Ich brauchte Hil­fe bei der Suche nach Schutz, aber danach wurde es lei­der kompliziert.”

Bei­de haben sich eine Anwältin genom­men und Wider­spruch gegen ihre Straf­be­fehle ein­gere­icht. Sie warten nun auf ihre Gerichtsverfahren.

Die deutschen Behör­den gehen immer mas­siv­er gegen Geflüchtete vor. Statt den hier leben­den Men­schen das Ankom­men zu erle­ichtern, wer­den sie sog­ar zu Straftätern abgestem­pelt!” sagt Thomas Janosch­ka von der
Ini­tia­tive Barn­im für alle. “Geflüchtete soll­ten nicht durch Abschiebung und Krim­i­nal­isierung bedro­ht werden.”

Die Geflüchteten brauchen Geld für Anwalts- und Gericht­skosten und auch das Bezahlen der Strafen ist ihnen aus den Sozialleis­tun­gen die sie bekom­men nicht möglich. Die Ini­tia­tive Barn­im für alle sam­melt deswe­gen für diese und ähn­liche Fälle Spenden, um die Geflüchteten nicht allein zu lassen.

Spendenkon­to
Barn­im für alle
IBAN: DE 78 1705 2000 1110 0262 22
Sparkasse Barnim

Kon­takt: 0151- 456 83 203
http://refugeeswelcomebarnim.blogsport.de/
refugees-welcome@so36.net

* Name geändert

Kategorien
Geschichte & Gedenken Sonstiges

75. Jahrestag Befreiung KZ Ravensbrück

Liebe Über­lebende, liebe Ange­hörige, liebe Freund_innen und Genoss_innen!
Dieses Jahr kön­nen wir uns nicht zu ein­er gemein­samen Gedenk­feier auf dem ehe­ma­li­gen Lagergelände tre­f­fen. Das macht uns trau­rig. Doch wir möcht­en euch aufrufen und ein­laden, an diesem Tag trotz­dem ein Zeichen zu setzen:
Wir haben einen Pod­cast (Radiosendung) für euch erstellt, den ihr ab dem 18. April von unser­er Web­site herun­ter­laden oder in eini­gen freien Radios hören kön­nt – mit Reden zur Befreiungs­feier, Musik, Gedicht­en, Zitat­en von Über­leben­den und einem Überblick zur Geschichte und Nachgeschichte des Lagers. Hört euch die Sendung an und sagt sie anderen weit­er! Ihr find­et sie hier: http://gedenkort-kz-uckermark.de/info/aktuelles.htm#

Wir haben Plakate gestal­tet und hof­fen, dass sie weite Ver­bre­itung find­en – und an vie­len Orten zu einem kurzen Innehal­ten, zum Nach­denken und zum Han­deln anre­gen. Druckt sie aus, hängt sie auf und schickt sie über eure Social Media-Kanäle: http://gedenkort-kz-uckermark.de/assets/downloads/2020_75Jahrestag_Plakate.pdf

Malt eigene Tran­spis und hängt sie an Balkone und Fen­ster! Wir freuen uns über Fotos von allen Gedenkze­ichen für unsere Web­site! Und schickt uns gerne auch welche, falls ihr am 18. April vielle­icht doch zum Gedenkstein auf dem ehe­ma­li­gen Lagergelände geht. Lasst uns auch in diesem Jahr zusam­men gedenken. An vie­len Orten, mit unter­schiedlichen Zeichen, und doch mit dem gle­ichen Ziel. Antifaschis­mus braucht starke Bünd­nisse. Eure Ini­tia­tive für einen Gedenko­rt ehem. KZ Uckermark
Am 19. April gedenken wir gemein­sam mit der Lagerge­mein­schaft Ravensbrück/Freundeskreis e.V. der Opfer des Frauen-KZ Ravens­brück (siehe auch Online-Ange­bot der Mahn- und Gedenkstätte unter: https://www.ravensbrueck-sbg.de/).

***
Unfor­tu­nate­ly, we did not yet have time to trans­late this infor­ma­tion into oth­er lan­guages. How­ev­er, we try to pro­vide an Eng­lish trans­la­tion as soon as pos­si­ble. Thank you for your patience!
***
Ini­tia­tive für einen Gedenko­rt ehe­ma­liges KZ Uck­er­mark e.V.
Lausitzer­str. 10
Auf­gang B
D‑10999 Berlin
E‑Mail: info@gedenkort-kz-uckermark.de
Web: www.gedenkort-kz-uckermark.de

Bankverbindung:
Ini­tia­tive Gedenko­rt KZ Uckermark
DE61 4306 0967 7924 5544 00
GLS-Bank

Kategorien
Sonstiges

#LeaveNoOneBehind — die Politische Einkaufsschlange

INFORIOT Bun­desweit bericht­en Medi­en über hun­derte Meter lange Schlangen vor Lebens­mit­telgeschäften. In der Pots­damer Innen­stadt kam es am Oster­son­ntag zu ein­er ungewöhn­lichen Warteschlange, nach­dem eine angemeldete Men­schen­kette der See­brücke Pots­dam ver­boten wor­den war. Gegen Mit­tag standen mehr als 200 Men­schen an ein­er Bäck­erei auf der Bran­den­burg­er Straße an, um ihre Brötchen zu kaufen. Da aktuell auch beim Anste­hen und Warten ein Abstand von min­destens 2 Metern einzuhal­ten ist, ging die 700m lange Warteschlange ent­lang der gesamten Fußgänger­zone von der Friedrich-Ebert-Str. bis zum Bran­de­burg­er Tor.

Die Wartenden hat­ten Schilder oder Trans­par­ente dabei, um auf die katas­trophale Sit­u­a­tion an den Europäis­chen Außen­gren­zen und in den Elend­slagern auf den griechis­chen Inseln, wie das Lager Moria auf Les­bos, aufmerk­sam zu machen. Seenotret­tung, Sol­i­dar­ität und Men­schen­rechte wur­den gefordert. Außer­dem wur­den Gesänge und Parolen angestimmt.

Mit vor Ort waren mehrere par­la­men­tarische Abge­ord­nete, Anwält_innen und Journalist_innen, die den Bäckerkund_innen bera­tend und unter­stützend zur Seite standen.

Passant_innen reagierten über­wiegend pos­i­tiv auf die Aktion und sol­i­darisierten sich mit Klatschen, Ein­rei­hen oder Sprechchören.

Die ein­tr­e­f­fende Polizei wirk­te ins­ge­samt über­fordert und plan­los. Die Beamt_innen ver­sucht­en, die Warten­schlange als unangemeldete Ver­samm­lung zu deklar­i­eren und die Men­schen am Brötchenkauf zu hin­dern. Vere­inzelt wur­den Per­son­alien aufgenom­men. Zu beobacht­en war, dass die „Ord­nung­shüter“ im Namen von Coro­na wed­er Abstan­dregeln ein­hiel­ten, noch Mund­schutz trugen.

Die Einkauf­ss­chlange löste sich nach gut ein­er Stunde von selb­st auf, da ein ungestörtes Warten nicht möglich war.

Kategorien
Sonstiges

Mundschutz heißt nicht Maulkorb!

Cir­ca 25 Men­schen haben gegen 16 Uhr mit Schildern und Trans­par­enten in der Friedrich-Ebert-Straße  demon­stri­ert. Passant*innen wur­den durch aufge­hängte Fly­er aus­führlich über die Forderun­gen der Protestieren­den informiert. Die Aktion fand ohne Zwis­chen­fälle statt und löste sich nach ein­er hal­ben Stunde wieder auf.

 

HIER IST DAS STATEMENT ZUR AKTION:
————————————————————————————
Infek­tion­s­ge­fahr eindäm­men – JA! 
Zusam­men­bruch des Gesund­heitssys­tems ver­hin­dern – JA!
Polizeis­taat und Abbau der Grund- und Frei­heit­srechte – NEIN!
Ein­satz der Bun­deswehr im Innern – NEIN!
 
Die Eindäm­mung der Coro­n­a­pan­demie ist eine beson­dere Her­aus­forderung. Doch mit ihrem wider­sprüch­lichen Han­deln riskiert die Regierung ger­ade unsere Sicher­heit, unsere Gesund­heit und nicht zulet­zt die Grund­la­gen ein­er demokratisch ver­fassten Gesellschaft: Gewal­tenteilung sowie Grund- und Freiheitsrechte. 
 
Die Coro­na-Krise ist eine Krise der Gesundheitsversorgung!
Die Aus­bre­itung des Coro­na-Virus trifft auf ein kaputt ges­partes Gesund­heitssys­tem. Seit Jahren kri­tisieren Gewerkschaftler*innen und linke Aktivist*innen die Zustände in den auf Ren­dite getrimmten und teil­pri­vatisierten Kranken­häusern. Während der Staat nun Bürger*innen zum Schutz­masken-Nähen aufruft, disku­tiert man im Vertei­di­gungsmin­is­teri­um darüber, Mil­liar­den Euro für Jagdbomber auszugeben. Jagdbomber sind nut­z­los gegen eine Pan­demie. Mil­liar­den Euro aber kön­nten helfen, eine staatliche Pro­duk­tion von Schutzk­lei­dung und Medi­z­in­tech­nik auf den Weg zu brin­gen. Ein Gesund­heitssys­tem mit genü­gend Vor­sorgeka­paz­ität scheint für Staat und Kap­i­tal nachrangig, die Vor­bere­itung von Kriegen auch jet­zt vor­rangig. Diese Prof­it­logik ist das eigentliche Sicherheitsrisiko.
 
Krisen­be­wäl­ti­gung: Ver­fehlt und demokratiefeindlich
Seit über ein­er Woche gilt in Bran­den­burg eine Verord­nung zur Eindäm­mung des Virus. Am 1. April ist ein langer Bußgeld­kat­a­log mit absurd hohen Beträ­gen in Kraft getreten. Angestellte des Ord­nungsamts und die Polizei ziehen nun durch die Gegend, verteilen Strafanzeigen und Bußgelder. Fol­gende Beispiele haben nichts mehr mit Infek­tion­ss­chutz zu tun:
Eine Kle­in­fam­i­lie mit Kind wird wegen Ball­spie­lens abgestraft
Strafzettel wer­den an Men­schen verteilt, die entwed­er allein oder zu zweit, mit Sicher­heitsab­stand, auf ein­er Bank sitzen
Zwei Men­schen beim Tis­chten­nis­spiel wer­den wie Krim­inelle behandelt
Men­schen wer­den beliebig nach Per­son­alien kon­trol­liert – wer sie nicht dabei­hat, wird abges­traft, obwohl es in Deutsch­land keine Pflicht gibt, einen Ausweis bei sich zu tragen
Experti*nnen haben bere­its fest­gestellt, dass die Ver­bre­itung des Virus nun ins famil­iäre Umfeld ver­schoben wur­den. Andere war­nen vor der Gefahr häus­lich­er Gewalt, wenn ganze Fam­i­lien zu Hause einges­per­rt sind. Nicht jede*r hat einen großen Garten und Auswe­ich­möglichkeit­en. Beson­ders gefährdet sind Men­schen, die weniger priv­i­legiert, beispiel­sweise in Sam­melun­terkün­ften, Wohn­grup­pen, Heimen, Pflegeein­rich­tun­gen und in kleinen Woh­nun­gen mit vie­len zusammenleben. 
 
Doch Polizei und Ord­nungsamt inter­essieren sich nicht für unsere Leben­sre­al­itäten. Trotz Ein­hal­ten des Sicher­heitsab­stands wer­den Men­schen drangsaliert, die ein­fach nur draußen ver­weilen. Für Obdachlose und Men­schen mit Migra­tions­geschichte wächst die Gefahr, draußen durch soge­nan­nte Ord­nung­shüter mit Ten­denz zu Ras­sis­mus und sozialer Auslese schikaniert zu wer­den. Fra­gen nach dem Wohnort oder die Auf­forderung, sich in dessen Nähe zu bewe­gen, zeigt Willkür und Kon­troll­sucht des Staates.
 
Bun­deswehr im Inneren bedeutet Ver­fas­sungs­bruch nach Plan
Kommt die Bun­deswehr zum Ein­satz, um Polizeikräfte zu „unter­stützen“, wer­den wir Szenen beobacht­en müssen, in denen Sol­dat­en Pas­san­ten auf­fordern, von Park­bänken aufzuste­hen, weil sie in der Öffentlichkeit ver­weilend ein Buch lesen. Das ver­meintliche Ziel des Infek­tion­ss­chutzes hat daneben ohne Diskus­sion das Grun­drecht auf Ver­samm­lungs­frei­heit außer Kraft geset­zt. Öffentlichkeitswirk­same Kri­tik an den Maß­nah­men oder Forderun­gen vorzubrin­gen ist somit durch eben jene Maß­nah­men ver­boten, die Demokratie damit ausgesetzt.
 
Jede Idee ein­er Maß­nahme, die die Frei­heit und Grun­drechte ein­schränkt, muss auf Alter­na­tiv­en über­prüft werden.
Der Staat erzählt uns seit Jahren, dass der Ausverkauf des Gesund­heitssys­tems alter­na­tiv­los sei. Jet­zt ist die Kacke am Dampfen und er erzählt, dass der Überwachungs- und Polizeis­taat zur Bewäl­ti­gung der haus­gemacht­en Krise alter­na­tiv­los sei.
 
Doch es gibt – offen­sichtlich  –  Alter­na­tiv­en. Wir fordern:
  • Verpflich­tung für Unternehmen, uns „Home Office“ zu ermöglichen 
  • Verpflich­tung zu aus­re­ichen­den Schutz- und Abstands­maß­nah­men in unseren Arbeits- und Produktionsstätten 
  • Sofor­tige Nieder­legung der Arbeit in nicht sys­tem­rel­e­van­ten Berufen bei vollem Lohnaus­gle­ich, wenn Schutz­maß­nah­men nicht real­isier­bar sind 
  • Verpflich­tung eines Großteils des pro­duzieren­den Gewerbes und der Phar­main­dus­trie, ihre Pro­duk­tion auf Schutzaus­rüs­tung und auf Medi­z­in­pro­duk­te wie Test­sets umzustellen
  • Flächen­deck­ende Tests überall
  • Ver­füg­bar­ma­chung von Wohn­raum in Hotels, möblierten Woh­nun­gen etc., um den Infek­tion­ss­chutz in Sam­melun­terkün­ften für geflüchteten Men­schen und Betrof­fene häus­lich­er Gewalt zu gewährleisten
  • Gewährung unser­er Ver­samm­lungs­frei­heit unter Beach­tung der Infek­tionsver­mei­dung durch gängige Meth­o­d­en wie Sicherheitsabstand
Es gibt eine parteiüber­greifende Frak­tion in der Poli­tik, die nur darauf wartet, ihre feucht­en Träume eines Staates zu instal­lieren, der die Bevölkerung auf Schritt und Tritt ver­fol­gt, Men­schen mit ander­er Herkun­ft drangsaliert und sozial benachteiligte Men­schen kriminalisiert.
 
Wir müssen auf die Erhal­tung unser­er Grund- und Frei­heit­srechte beste­hen. Sie sind hart erkämpft wor­den. Die jet­zi­gen Beschränkun­gen zeigen uns: Sie bilden den Kern unseres All­t­agshan­dels. Die aktuelle Not­ge­set­zge­bung ist ein Damm­bruch. Sie schafft Präze­den­zfälle und ebnet den Weg für einen autoritären Staat, der uns kon­trol­liert und von nie­man­dem mehr kon­trol­liert wer­den kann.
 
Ord­nungsamt und Polizei han­deln rechtswidrig, willkürlich,
ras­sis­tisch, chauvinistisch?
Berichtet eure Erfahrun­gen mit den Hashtags 
#Coro­n­aPolizei & #Pots­dam
Kategorien
Sonstiges

Mehr Vernetzung, weniger Nazis und radikaler Widerstand !

Vor fast zwei Jahren haben sich, nach dem Aufruf der schwedis­chen Aktivistin Gre­ta Thun­berg, weltweit Kli­maschutz-Grup­pen gegrün­det, die zusam­menge­fasst als „Fri­days for Future“ (FFF) bekan­nt wur­den. Allein in Deutsch­land gibt es fast 200 Orts­grup­pen dieser, vor allem von Jugendlichen getra­ge­nen Bewe­gung, die untere­inan­der ver­net­zt sind. 2019 fan­den dazu regelmäßig Demon­stra­tio­nen und Schüler_innenstreiks an Fre­ita­gen statt, an denen teil­weise Zehn­tausende teil­nah­men. Für viele der jun­gen Men­schen war es die erste Erfahrung mit poli­tis­chem Aktivis­mus. Aus den ersten Forderun­gen für einen besseren Kli­maschutz leit­eten sich für einige Aktivist_innen schnell weit­ere ab. Auch in Bran­den­burg ist diese Entwick­lung zu beobachten.
Wir trafen uns Ende Jan­u­ar mit dem Aktivis­ten Eule von der Orts­gruppe in Eber­swalde, um über Fri­days For Future und die Zukun­ft der Bewe­gung zu sprechen. Ergeb­nis ist ein Gespräch über die Diver­sität inner­halb in der Bewe­gung, rechte Mitschü­lerIn­nen und was Kli­maschutz mit Antifa zu tun hat.

Seit wann gibt es Fri­days for future in Eber­swalde? Wie bist du auf die Idee gekom­men dort mitzumachen?
E: Unsere FFF-Gruppe gibt es jet­zt seit Dezem­ber 2018. Im Vor­feld haben wir eine What­sApp-Nachricht bekom­men, dass in Pots­dam ein Streik am 20.12. ist. An einem schul­freien Tag sind wir dor­thin gefahren und haben uns das angeguckt. Das war noch etwas unor­gan­isiert, ohne Mikro­fon und so. Dann haben wir gedacht, wir kön­nen uns ja erst­mal in Pots­dam ein­brin­gen und schauen, wie es da läuft. Kurz darauf stell­ten wir fest, dass in ein­er Stadt wie Eber­swalde mit der Hochschule für nach­haltige Entwick­lung wir das auch hier machen kön­nen und das kam gut an. Wir haben unsere erste Demo organ­isiert und von dort hat es sich weiterentwickelt.
Ich per­sön­lich war schon zuvor in der grü­nen Jugend poli­tisch aktiv und wollte mehr Demoor­gan­i­sa­tion machen und nicht nur partei­in­terne Sachen und bin dann zu FFF gegangen.

Wie seid ihr organ­isiert? Habt ihr regelmäßige Tre­f­fen und wie seid ihr vernetzt?
E: Wie wir organ­isiert sind will ich gar nicht so viel erzählen (lacht). Wir tre­f­fen uns je nach dem wer kann und da wir eine Fusion aus Eber­swalde und Bernau und die Barn­im Gruppe sind, tre­f­fen wir uns mal in Eber­swalde und mal in Bernau, so dass alle zu Ple­na kom­men kön­nen. Die FFF-Bewe­gung ist krass ver­net­zt. Wir haben unsere Basis-Ebene, wo die Orts­grup­pen sind und dann staffelt sich das hoch, dazu wer­den Delegierte gewählt. Dann haben wir eine Bun­de­sebene mit allen Delegierten der Ortsgruppen.

Seid ihr auch mit „Ende Gelände“ vernetzt?
E: Unsere Orts­gruppe hat lei­der dage­gen ges­timmt, dass wir uns mit „Ende Gelände“ sol­i­darisieren, was ich kom­plett ablehne, weil eigentlich müssten ja alle Kli­maschutzbe­we­gun­gen zusam­me­nar­beit­en! Und man müsste soziale Kämpfe miteinan­der verknüpfen. Das wurde hier in der Orts­gruppe nicht von der Mehrheit gese­hen. Aber anson­sten sol­i­darisiert sich die bun­desweite FFF-Bewe­gung und auch FFF-Bran­den­burg mit „Ende Gelände“. Also es gibt schon Aus­tausch und Zusam­me­nar­beit, aber lei­der nicht hier in Eberswalde.

Was sagst du zu dem Demo­spruch „Ob Lausitz oder Roja­va, Kli­maschutz heißt Antifa“?
E: Den Spruch schreie ich selb­st auf Demos, also ich bin da kom­plett dabei! Weil wenn man sich das Wirtschaftssys­tem anschaut, merkt man, dass der Kap­i­tal­is­mus daran schuld ist. Allein 100 Unternehmen sind für 71% des CO2 Ausstoßes ver­ant­wortlich. Mein­er Mei­n­ung nach hat sich FFF eher west­lich priv­i­legiert entwick­elt, was ich als nicht gut empfinde, denn es gibt ja auch Per­so­n­en, die sich mehr durch­box­en müssen und Men­schen, die nicht in wirtschaftlich gut gestell­ten Län­dern leben. Da sind Men­schen mehr betrof­fen, als wir. Und da denk ich schon, dass dieser Spruch echt wichtig ist, auch inner­halb der Bewe­gung. Dass man einen antikap­i­tal­is­tis­chen Kon­sens entwick­elt und soziale Kämpfe miteinan­der verknüpft.

Würdest du auch sagen, dass eure lokale Gruppe hin­ter dem Spruch steht?
E: In unser­er Gruppe ist es eher so, dass es zwei Lager gibt. Nur der kleinere Teil würde hin­ter dem Spruch „Ob Lausitz oder Antifa, Kli­maschutz heißt Antifa“ ste­hen. In Magde­burg gab es jet­zt z.B. eine FFF-Demo gegen rechts, weil da Nazis auf­marschiert sind. Da haben sich viele FFF Grup­pen mit sol­i­darisiert. In unser­er Orts­gruppe wurde dage­gen ges­timmt. Da merkt man den Unter­schied inner­halb der Bewe­gung. Es gibt viele, die eher priv­i­legiert in ihrer Blase leben und nicht sehen, dass es auch Men­schen gibt, die sich keine Bio Pro­duk­te leis­ten kön­nen. Die kleinere Gruppe meint, dass wir soziale Kämpfe und auch Kampf gegen rechts verknüpfen müssen.

“… Kli­maschutz heißt Antifa”: Für Eule aus Eber­swalde eine klare Sache. 

Kategorien
Sonstiges

Corona: Radikale Kritik jetzt! Raus aus der Angststarre!

 

Die Coro­na-Lehre — von Thomas Gsella

Quar­an­täne­häuser spriessen,
Ärzte, Bet­ten überall
Forsch­er forschen, Gelder fliessen-
Poli­tik mit Überschall

Also hat sie klargestellt:
Wenn sie will, dann kann die Welt
Also will sie nicht beenden
Das Krepieren in den Kriegen
Das Ver­reck­en vor den Stränden
Und das Kinder schreiend liegen
In den Zel­ten, zit­ternd, nass
Also will sie. Alles das.

Fol­gen­der Text geht auf einen Aus­tausch link­er Pots­damer Aktivist*innen über die jet­zige Lage zurück.

Wir wollen dazu ermuti­gen, jet­zt erst recht aktiv zu wer­den und die Mah­nung „Stay at home“ nicht mit dem Rück­zug ins Pri­vate oder gar mit der Auf­gabe kri­tis­chen Bewusst­seins zu ver­wech­seln. Daneben darf Kri­tik an autoritären Maß­nah­men nicht zur Ver­harm­lo­sung der Virus­pan­demie führen. 

Gle­ichzeit­ig rufen wir dazu auf: Organ­isiert euch, lebt Sol­i­dar­ität und bekämpft das Sys­tem! Der Kap­i­tal­is­mus und der mark­thörige Par­la­men­taris­mus sind mitschuldig an den ver­heeren­den Auswirkun­gen der Pan­demie und langfristig ver­schär­fen sie die Fol­gen. Es bringt nichts, sich dem Aus­nah­mezu­s­tand bil­li­gend zu unterwerfen.

 

Die Aus­bre­itung des Virus trifft auf ein kaputtes Gesundheitssystem

Mit­tler­weile erstreckt sich die Aus­bre­itung des Coro­na-Virus auf ganze Wel­tre­gio­nen. Gegen das erst­mals in der chi­ne­sis­chen Stadt Wuhan doku­men­tierte Virus SARS-CoV­‑2 ist nie­mand immun. Es ist nicht ver­gle­ich­bar mit der saison­al auftre­tenden Grippe. In Deutsch­land ver­dop­pelt sich momen­tan die Zahl der nachgewiese­nen Infek­tio­nen mit SARS-CoV­‑2 durch­schnit­tlich alle 3 Tage. Das expo­nen­tielle Wach­s­tum der Infek­tion­skrankheit treibt eben­so die Zahl der infizierten Per­so­n­en ras­ant nach oben, die ohne eine inten­sivs­ta­tionäre Behand­lung ster­ben. Während in Deutsch­land rund 30.000 Bet­ten auf Inten­sivs­ta­tio­nen bere­it­ste­hen, die zum Großteil reg­ulär belegt sind, ist nach bish­eri­gen epi­demi­ol­o­gis­chen Mod­ellen ein Vielfach­es an Inten­siv­bet­ten von­nöten, um den zusät­zlichen Bedarf zu deck­en – ganz zu schweigen vom fehlen­den und aus­ge­laugten Per­son­al.

Die krasse Diskrepanz zwis­chen real­er Kapaz­ität und inten­sivs­ta­tionärem Bedarf bei unge­brem­ster Aus­bre­itung des Virus erk­lärt die Über­forderung des ital­ienis­chen Gesund­heitssys­tems. Dort wird selek­tiert: Einige haben Glück und bekom­men eine Behand­lung, andere lässt man ster­ben. Gle­ichzeit­ig trifft der Zusam­men­bruch die Gesund­heit­skrise nicht nur die Coro­n­ain­fizierten. Auch diejeni­gen, die ein­er „nor­malen“ Behand­lung bedür­fen, wer­den nun hin­ten angestellt. So find­et bere­its jet­zt in Deutsch­land gefährlich­es Selek­tieren statt.

Eine Epi­demie kommt nicht alle Tage vor, ist jedoch kein unre­al­is­tis­ches Szenario. Seit Jahren weisen u.a. Gew­erkschaften und Aktivist*innen auf ekla­tante Fol­gen eines neolib­er­al­isierten Gesund­heitssys­tems hin und kämpfen für bessere Arbeits­be­din­gun­gen sowie einen gerecht­en Zugang zu Gesund­heit­sleis­tun­gen für alle. Dass sich Men­schen als Konkur­rent*innen um ele­mentare Ver­sorgung gegenüber­ste­hen, kön­nen wir nicht hin­nehmen. Staat­en leis­ten sich unge­heure Vertei­di­gung­shaushalte zum Vorhal­ten von unsin­nigem und – wenn im Ein­satz – tödlichem Mil­itärg­erät. Die Rüs­tungsin­dus­trie freut das, während die Gesellschaft für eine vorge­bliche Sicher­heit Mil­liar­den ver­schleud­ert. Dage­gen scheint ein Gesund­heitssys­tem mit vor­sor­gen­den Kapaz­itäten, was für alle Men­schen zu Gute kommt, für Staat und Kap­i­tal wenig prof­ita­bel zu sein. Diese Prof­it­logik ist das eigentliche Sicherheitsrisiko.
Die Coro­na-Krise ist eine Krise der Gesund­heitsver­sorgung!

 

Autoritäre Maß­nah­men fol­gen der Lin­ie der üblichen Interessenpolitik

Angesichts autoritär­er staatlich­er Maß­nah­men wer­den auch linke Stim­men lauter, die das Virus reflex­haft rel­a­tivieren oder mit gefährlichen Ver­schwörungsmythen liebäugeln. Die Behaup­tung, wir hät­ten es mit ein­er ges­teuerten Panikmache durch Wis­senschaft, Medi­en und Phar­main­dus­trie in Per­son­alu­nion zu tun, ist eine ver­flachte, eskapis­tis­che Diag­nose, die mit ein­er sys­temkri­tis­chen Analyse der Ver­hält­nisse nichts zu tun hat. Das hil­ft uns nicht und führt auch nicht zur Stärkung unser­er Handlungsfähigkeit.

Nicht das Virus selb­st, son­dern die Angst vor dem Zusam­men­bruch des Gesund­heitssys­tems und dem damit ver­bun­de­nen staatlichen Kon­trol­lver­lust erk­lärt die Reak­tion viel­er Staat­en. Autoritäre Not­stand­spoli­tik soll die Aus­bre­itung des Virus brem­sen. Das wohl anschaulich­ste Beispiel ist ger­ade Ungarn, wo Orbán den Staat mit­tels Not­stand in Rich­tung ein­er Dik­tatur steuert. Dabei sind die Maß­nah­men höchst wider­sprüch­lich und fol­gen der üblichen Verteilung von Inter­essen- und Nation­al­staatspoli­tik. Kurz gesagt: Wo der Staat ver­hält­nis­mäßig geringe ökonomis­che und gesellschaftliche Wider­stände spürt, wer­den harte Ein­schnitte in Grun­drechte durchge­set­zt (z.B. Bewe­gungs­frei­heit, Pri­vat­sphäre). Gle­ichzeit­ig sind die Maß­nah­men in der Wirtschafts- und Arbeitswelt zum Schutz der Men­schen lächer­lich. Das zeigen uns die streik­enden Amazon-Mitarbeiter*innen. Die derzeit­i­gen Hil­f­s­maß­nah­men hören an Nation­al­staats­gren­zen auf. Hierzu­lande noch freie Kranken­hauska­paz­itäten wer­den bspw. aktuell nicht für Italiener*innen genutzt. Die deutsche Finanzpoli­tik freut sich über niedrige Kred­itzin­sen für ihre Hil­f­s­pakete. Dage­gen hält die Bun­desregierung nach wie vor an ein­er harten EU-Finanzpoli­tik wie in Zeit­en der Finanzkrise fest, was für Län­der wie Ital­ien der finanzielle Ruin bedeutet.

Dort, wo Mit­glieder dieser Gesellschaft als über­flüs­sig gel­ten, ent­pup­pt sich der staatlich propagierte Anspruch, uns zu schützen als men­schen­ver­ach­t­en­der Zynismus. 

Dazu einige Beispiele:

  • Die mit Blick auf das zehn­tausend­fache Leid lächer­liche Zusage, ein paar Hun­dert Kinder aus den griechis­chen Lagern nach Deutsch­land zu holen, wurde vor kurzem durch die Bun­desregierung auf Eis gelegt. Der Grund dafür sei die Aus­bre­itung des Coro­na-Virus. Dabei gefährdet ger­ade die Aus­bre­itung des Virus in den Flüchtlingslagern ohne hygien­is­che Min­dest­stan­dards massen­haft men­schlich­es Leben.
  • Statt Men­schen sofort aus beengten Sam­melun­terkün­ften rauszu­holen und in Woh­nun­gen oder Hotels unterzubrin­gen, damit die Ansteck­ungs­ge­fahr reduziert wird, nutzt der Staat alle polizeilichen Mit­tel bis zum SEK-Ein­satz. So wurde die Erstauf­nahme in Suhl/Thüringen unter Quar­an­täne gestellt und damit in eine Haf­tanstalt für 500 Men­schen ver­wan­delt. Die Fol­gen sind abse­hbar, die Ansteck­ungs­ge­fahr hoch.
  • In Ital­ien wur­den schnell Besuchs- und Beschäf­ti­gungsver­bote in den Knästen ver­hängt. Das Per­son­al geht jedoch ein und aus. Es kam zu Knas­tre­volten, da die Vorkehrun­gen gegen Infek­tio­nen absurd und die noch krassere Iso­la­tion in den Knästen unerträglich ist.
  • Die ver­gle­ich­sweise frühe Schließung der Tafeln und die Beschnei­dung kari­ta­tiv­er Struk­turen schnei­den die finanziell Schwäch­sten von der Möglichkeit der Essens- und Grund­ver­sorgung ab.
Die finanziellen Fol­gen des Shut­downs des öffentlichen Lebens sind für diejeni­gen exis­ten­ziell bedrohlich, die schon vorher ökonomisch am Rand oder außer­halb der Gesellschaft standen. Das Aus­maß der weit­eren Prekarisierung von weit­en Teilen der Bevölkerung im von oben aufer­legten de fac­to größten Gen­er­al­streik der Gegen­wart kann nicht abgeschätzt wer­den. Während­dessen wird die ökonomis­che Krise den „Selek­tion­sprozess“ im Kap­i­tal­is­mus immens ver­stärken. Die ohne­hin starken Kap­i­tal­frak­tio­nen wer­den gestärkt aus der Krise her­vorge­hen, während kleine Akteure unterge­hen. Während­dessen nutzen Hard­lin­er ein­er repres­siv­en Sicher­heits- und Überwachungspoli­tik die „Gun­st der Stunde“, um Präze­den­zfälle für ihre Agen­da zu schaf­fen (Bun­deswehrein­satz im Innern, flächen­deck­ende Überwachung des Han­dynet­zes, willkür­liche Polizeikontrollen).

Im gegen­wär­ti­gen Aus­nah­mezu­s­tand zeigen sich patri­ar­chale Struk­turen noch deut­lich­er: “sys­tem­rel­e­vante” Erwerb­sar­beit, wie Pflege, Ver­sorgungstätigkeit­en, Sozialar­beit wird vor allem von Frauen* ver­richtet. Mit der Ver­weisung der Frauen* in den pri­vat­en Raum fällt auch die steigende Mehrabeit an Kinder­be­treu­ung sowie Care- und Hausar­beit den Frauen* zu. Für viele Frauen* und Kinder ist das zu Hause dur­chaus kein sicher­er Ort: Hausar­rest bedeutet einen drama­tis­chen Anstieg sog. häus­lich­er Gewalt, wie Erfahrun­gen aus Län­dern zeigen, die bere­its Aus­gangssper­ren ver­hängt haben.
Unfrei­wili­ig fängt eine riesige unsicht­bare Arma­da von Frauen* täglich die emo­tionalen und sozialen Fol­gen des Aus­nah­mezu­s­tandes auf eigene Kosten ab.

Von Recht­sex­tremen ist momen­tan wenig zu hören. Doch die Poli­tik des Aus­nah­mezu­s­tands wird ihnen langfristig Auftrieb geben. Über die bre­ite Akzep­tanz von Grun­drecht­sein­schränkun­gen und Polizeige­walt wird ein total­itäres Denken in der Bevölkerung befördert, das jeglich­es Nicht-Befol­gen der autoritären Maß­nah­men als „Ver­rat“ an der (Volks-)gemeinschaft markiert – ungeachtet des gesellschaftlichen Kon­texts, der wis­senschaftlichen Sinnhaftigkeit und der ohne­hin sehr wider­sprüch­lichen staatlichen Maß­nah­men. Das (wieder)
-Erler­nen von Denun­zi­a­tion ist zu erwarten, auch die ver­stärk­te Stig­ma­tisierung von „unlieb­samen“ Bevölkerung­steilen wie geflüchteten Men­schen. So haben Rechte ver­sucht, den Wider­stand gegen die In-Quar­an­täne-Set­zung der Erstauf­nahme in Suhl/Thüringen als Bedro­hung für „die Deutschen und ihrer Regeln“ zu instru­men­tal­isieren. Mit Nach­barschaft­shil­fen für “Deutsche” ver­suchen sie zudem, größere Akzep­tanz in ihrem unmitel­baren Umfeld zu erre­ichen. Auch lenkt uns die Pan­demie von recht­en Aktiv­itäten ab. Neofaschist*innen – auch die neolib­eralen – wer­den diese Zeit zu nutzen wis­sen. Während­dessen wird ein Teil ihrer Agen­da ger­ade von anderen Akteuren umgesetzt.
Aus­nah­mezustände und die Gefahr der Aus­bre­itung des Virus kön­nen sich über Monate oder sog­ar Jahre hinziehen. Wann die Poli­tik des Aus­nah­mezu­s­tands mit all den Grun­drecht­sein­schränkun­gen aufhört und wie viel davon in die Zeit danach über­nom­men wird, ist ungewiss. Die sozialen Fol­gen sind eben­falls nicht abschätzbar. Klar ist jedoch: Die jet­zige Krise ver­stärkt die Dauerkrise des Kap­i­tal­is­mus. Soziale Auf­stände und Protest­be­we­gun­gen wer­den fol­gen – es liegt auch an uns, diese Proteste in die richtige Rich­tung emanzi­pa­torisch zu gestalten.

 

Phys­i­cal Dis­tanc­ing“ not „Social Distancing“

Die Aus­bre­itung ist eine reale Bedro­hung für die soge­nan­nten Risiko­grup­pen und für die gesamte Gesellschaft. Wir sind auf ein funk­tion­stüchtiges Gesund­heitswe­sen angewiesen. Mit unserem eige­nen Ver­hal­ten kön­nen wir das Risiko ein­er weit­eren Aus­bre­itung des Virus min­dern. Dabei ist das Ein­hal­ten kör­per­lich­er Dis­tanz und Hän­de­waschen entscheidend!

Jedoch: Fol­gen wir staatlichen Vor­gaben blind und hin­ter­fra­gen und kri­tisieren sie nicht, steuern wir auf die totale Vere­inzelung der Men­schen und die Zer­set­zung von sozialen und demokratis­chen Struk­turen zu. Das isolierte Wesen ist das per­fek­te kap­i­tal­is­tis­che Sub­jekt, dem müssen wir etwas ent­ge­genset­zen. 

Statt „Social Dis­tanc­ing“, also den Rück­zug aus dem Sozialen, umzuset­zen, kommt es mehr denn je darauf an, Net­zw­erke zu knüpfen, sich gegen­seit­ig zu helfen und eine Prax­is der Sol­i­dar­ität zu leben. Daneben brauchen wir den Aus­tausch zu Analy­sen, Strate­gien und Möglichkeit­en des Widerstands.

 

Ver­net­zt euch mit eur­er Nach­barschaft und mit befre­un­de­ten WGs, grün­det oder macht mit bei Nachbarschaftsinitiativen

  • um euch (im Falle von Quar­an­tä­nen) gegen­seit­ig zu helfen und/oder um beson­ders Men­schen, die als Risiko­grup­pen gel­ten, zu unter­stützen (Einkauf­shil­fen, Kinderbetreuung)
  • um rechte Spin­ner*innen aus Nach­barschaftsini­tia­tiv­en rauszuwerfen
  • um Men­schen, oft Frauen oder Kinder, die in der Enge der Fam­i­lie- und/oder des Ehekon­texts, Gewalt erfahren kön­nen, zu unterstützen
  • um euch gegen die sozialen Fol­gen des Aus­nah­mezu­s­tands zu organ­isieren, z.B. mit gemein­samen Aktio­nen gegen Vermieter*innen, aus­beu­ter­ische Arbeitsver­hält­nisse, Ras­sis­mus, Job­cen­ter, Gen­tri­fizierung usw.
Es ist außer­dem die Auf­gabe ein­er radikalen Linken, jet­zt auch diejeni­gen auf dem Schirm zu haben, die per­spek­tivisch von Nach­barschaft­shil­fen aus­geschlossen wer­den, weil sie nicht-weiß oder als “anders” gela­belt wer­den. Wir müssen in unserem Umfeld Men­schen adressieren, die sozial ohne­hin beson­ders isoliert und ökonomisch benachteiligt sind.
Während des Som­mers der Migra­tion 2015 gab es eine beein­druck­ende Selb­stor­gan­i­sa­tion von sol­i­darisch­er Hil­fe. Darauf fol­gte ein rechter Back­lash mit mas­siv­en Asyl­rechtsver­schär­fun­gen und rechter Gewalt. Viele der dama­li­gen Willkom­menini­tia­tiv­en haben sich aufgelöst, die rechte Über­nahme des Diskurs­es in Deutsch­land oft laut­los hin­genom­men. Die sich jet­zt selb­st organ­isieren­den Nach­barschaftsstruk­turen müssen nach­haltiger und poli­tisch bewusster werden!

  

Poli­tis­che Prax­is im Ausnahmezustand

Wir dür­fen uns wed­er ein­schüchtern lassen, noch unser Ver­hal­ten der Staats­macht unter­w­er­fen. Poli­tisch aktiv zu sein bleibt notwendig!

Es ist wichtig, dass wir uns als Polit­grup­pen weit­er­hin tre­f­fen, wenn wir dies für unsere Hand­lungs­fähigkeit als nötig eracht­en und wenn wir eigen­ver­ant­wortlich alle Sicher­heitsvorkehrun­gen tre­f­fen, die das Infek­tion­srisiko auf nahe Null reduzieren.

Das heißt:

  • kranke/kränkelnde Aktivist*innen bleiben zu Hause
  • keine Tre­f­fen in geschlosse­nen Räumen
  • gegen­seit­iges Abstand­hal­ten von 1,5 m bis 2 m
  • kein gemein­sames Berühren von Gegenständen
  • Desin­fek­tion­sspray griff­bere­it haben
  • lasst eure Handys zu Hause
  • schaut euch jet­zt schon einen geeigneten und gut erre­ich­baren Tre­ff­punkt aus: Dieser sollte von Außen nicht oder kaum ein­se­hbar sein; die „Anreise“ zum Tre­ff­punkt sollte nicht in Grup­pen stattfinden.

Neue“ Wege der Kommunikation

Sich zu tre­f­fen wird nicht ein­fach­er. Wenn Per­so­n­en in Quar­an­täne sind und die Sicher­heit­saufla­gen ver­schärft wer­den, ist es nötig, dass wir uns anders organ­isieren. Für manche ist die Inter­netkom­mu­nika­tion immer noch Neu­land. Ver­schlüs­selte E‑Mails, Mes­sen­ger und Video-Kom­mu­nika­tion über das Inter­net klin­gen für viele noch wie nerviger Nerd­stuff. Wir müssen uns gegen­seit­ig darin schulen und unter­stützen, um möglichst sichere, dig­i­tale Kom­mu­nika­tion­sstruk­turen aufzubauen, um fit zu sein für Krisen­zeit­en wie diese. Klar ist aber auch: Wir müssen – wenn es darauf ankommt – auch ohne Inter­netkom­mu­nika­tion hand­lungs­fähig sein, denn – wenn der Staat will – kann es nicht nur in der Krise flächen­deck­ende Inter­netüberwachung oder ‑shut­downs geben.

Eine Auswahl an Möglichkeit­en der dig­i­tal­en Kom­mu­nika­tion für Grup­pen find­et ihr hier:

Neue“ Form von Aktionen

Große Ver­samm­lun­gen im Aus­nah­mezu­s­tand sind nicht möglich. Ein­er­seits ist es auf­grund der Infek­tion­s­ge­fahr schwierig, eine große Ansamm­lung von Men­schen zu ver­ant­worten und zu legit­imieren. Ander­er­seits soll­ten wir aus eigen­er Ver­ant­wor­tung das Infek­tion­srisiko min­imieren und nur, wenn es keine anderen Möglichkeit­en gibt und wenn der Schutz von anderen Men­schen auf dem Spiel ste­ht, größere Ansamm­lung von Men­schen riskieren.

 

Wie kön­nen andere Aktio­nen sicht- und hör­bar sein? Wie kön­nen wir wirk­mächtig sein?

Vielle­icht ist die Sit­u­a­tion eine Chance für uns, den Rah­men der klas­sis­chen Aktions­form Demon­stra­tion zu ver­lassen und neue Wege zu beschre­it­en. Auch wenn Demon­stra­tio­nen ein selb­stver­ständlich­er Teil poli­tis­ch­er Wil­len­säußerung sind, kann sich poli­tis­ch­er Aktivis­mus ohne­hin nicht in „Latsch-Demos“ erschöpfen.

Kle­in­grup­pen-Aktio­nen und Direk­te Aktio­nen, die sowohl in den Sozialen Net­zw­erken dargestellt als auch gegenüber der Presse kom­mu­niziert wer­den, kön­nen eine (wieder zu erler­nende) Prax­is sein. Die Polizeipräsenz kann in den näch­sten Monat­en mas­siv zunehmen. Hier ist eine gemein­same Prax­is zu erler­nen, um den Repres­sio­nen der Polizei aus dem Weg zu gehen. Ins­beson­dere hin­sichtlich der finanziellen Sank­tio­nen beim Ver­stoß gegen Kon­takt- und Aufen­thalt­sregeln müssen wir uns gegen­seit­ig unter­stützen.

Die Ver­net­zun­gen mit Nach­barschaften ermöglichen eine Selb­stor­gan­isierung in der Stadt, die nicht nur auf gegen­seit­ige Hil­festel­lung abzielt, son­dern gemein­same poli­tis­che Aktio­nen möglich macht. Je länger wir uns im Aus­nah­mezu­s­tand befind­en, desto größer wer­den die sozialen Kon­flik­te mit Vermieter*innen, in Arbeitsver­hält­nis­sen, mit dem Job­cen­ter usw. Beispiel­sweise kann eine kri­tis­che Masse an Per­so­n­en in der (Nachbarschafts-)Vernetzung durch Miet­streiks viel mehr Druck auf den*die Vermieter*in auf­bauen als einzelne Per­so­n­en. Wichtig ist auch, dass der gemein­same Aus­tausch in den Nach­barschaftsini­tia­tiv­en über die Ursachen der Krise zur Poli­tisierung führt.

 

Krise als Chance für den Auf­bau ein­er sol­i­darischen Gesellschaft

Spätestens jet­zt müssen wir Forderun­gen stellen, die sich gegen die autoritären Auswüchse und den Demokratieab­bau wen­den. Wir müssen Staat und Kap­i­tal unter Druck set­zen, damit die ökonomisch und sozial benachteiligten Men­schen nicht in den Ruin getrieben wer­den. Wir müssen ins­beson­dere für diejeni­gen ein­ste­hen, die beständig ignori­ert wer­den und deren Exis­tenz gefährdet ist und dazu konkrete Forderun­gen stellen.
Gle­ichzeit­ig dür­fen wir nicht nur im Abwehrkampf verharren!

Auch wenn viele Men­schen die autoritären Maß­nah­men (hierzu­lande) bish­er begrüßen und nur wenige kri­tis­che Diskus­sio­nen stat­tfind­en, wer­den wir uns bald in ein­er Zeit wiederfind­en, in der viele Men­schen – weltweit – fra­gen: Wer ist schuld an den ver­heeren­den Auswirkun­gen der Pan­demie und weswe­gen wird das auf unseren Rück­en ausgetragen?

Diese Wut ist Zünd­stoff. Sie kann der Anfang sein, um men­schen­ver­ach­t­ende Struk­turen zu zer­schla­gen und sol­i­darische Alter­na­tiv­en zum Kap­i­tal­is­mus zu denken, zu disku­tieren und umzusetzen:

  • Bre­ite Bewe­gun­gen für die Verge­sellschaf­tung und Demokratisierung, z.B. des Gesund­heitssys­tems und der Phar­main­dus­trie, sind keine Utopie mehr.
  • Die Unfähigkeit des kap­i­tal­is­tis­chen Sys­tems ein­er solchen Krise vorzubeu­gen, kann das Sys­tem in eine grund­sät­zliche Legit­im­ität­skrise stürzen.
  • Der Wider­spruch, Mil­liar­den auszugeben, um hierzu­lande eine men­schliche “Tragödie” abzu­mildern und ander­er­seits die zynis­che Untätigkeit hin­sichtlich des Lei­ds von Mil­lio­nen Men­schen auf der Flucht weltweit ist nicht mehr vermittelbar.
  • Auch kann die Klimabe­we­gung nach der Pan­demie Auftrieb bekom­men, denn für alle muss jet­zt klar sein: Gehen Naturz­er­störung und die Treib­haus­gase­mis­sio­nen weit­er, ist es für viele Men­schen und für ganze Gen­er­a­tio­nen zu spät. Die Fol­gen sind ver­heeren­der als die ein­er Coronakrise.

Es ist die Auf­gabe der radikalen Linken, hier anzuset­zen. Wir rufen daher dazu auf, jet­zt sol­i­darische Alter­na­tiv­en zu disku­tieren und voran zu treiben!

Han­delt in euren Nach­barschaften und auf gesamt­ge­sellschaftlich­er Ebene!

Stay tuned – Machen wir das Beste draus!

Bleibt gesund!

Eure Delfine aus der Havel

Links zum weit­er­lesen / nach­machen / inspiri­ert werden:

Kategorien
Antifaschismus Arbeit & Soziales Sonstiges

Initiative „Kein Forum für rechte Kader“ startet

Mehr als 20 Organ­i­sa­tio­nen und Ver­anstal­tung­sorte aus der Bre­ite der Pots­damer und Bran­den­burg­er Zivilge­sellschaft set­zen mit der heute veröf­fentlicht­en Erk­lärung „Kein Forum für rechte Kad­er“ ein kon­se­quentes Zeichen gegen Rechts. Die Erstunterzeichner*innen erk­lären, recht­en Kadern keine Bühne und Räume zu bieten und jegliche Zusam­me­nar­beit mit ihnen zu ver­mei­den. Die Ini­tia­tive „Kein Forum für rechte Kad­er“ will über die Nor­mal­isierung von recht­sradikaler Poli­tik aufk­lären und gle­ichzeit­ig die Zivilge­sellschaft dazu aufrufen, recht­sradikale Politiker*innen nicht salon­fähig zu machen. Auf der Web­seite www.keinforum.eu kön­nen Organ­i­sa­tio­nen wie auch Betreiber*innen von Ver­anstal­tungsräu­men die Erk­lärung unterzeichnen.

Zusät­zlich zur Veröf­fentlichung der Erk­lärung lädt die Ini­tia­tive am Fre­itag, den 24.01.2020 um 18 Uhr zur Diskus­sionsver­anstal­tung „Wo komm‘ wa denn da hin?! Nor­mal­isierung recht­sradikaler Poli­tik“ ins Pots­dam Muse­um ein. Die Ver­anstal­tung wird unter­stützt von der Lan­deshaupt­stadt Pots­dam, dem AStA der Uni­ver­sität Pots­dam und der Vere­ini­gung der Ver­fol­gten des Naziregimes – Bund der Antifaschistin­nen und Antifaschis­ten Brandenburg.

Nor­mal­isierung ist auch in Bran­den­burg ein großes The­ma: “Was die AfD aus­macht, ist ihr ras­sis­tis­ches Welt­bild, auch wenn sie sich selb­st als demokratis­che Partei darstellt. Das ste­ht fest. Wo immer wir die AfD auftreten lassen, helfen wir ihr, ihre Posi­tion als nor­mal darzustellen. Das senkt die Hemm­schwelle, gegen Min­der­heit­en zu het­zen. Gewalt ist die let­zte tragis­che Kon­se­quenz von Nor­mal­isierung. Wenn nun der Pots­damer Unipräsi­dent die AfD Frak­tion zum Neu­jahrsemp­fang ein­lädt, ist das ziem­lich naiv und ver­ant­wor­tungs­los”, erk­lärt Mika Gut­mann von der Initiative.

Es gibt, ins­beson­dere nach der let­zten Wahl, viel Unsicher­heit bei den zivilge­sellschaftlichen Akteuren im Umgang mit recht­en Funk­tionären. Wir wollen über die recht­en Strate­gien aufk­lären und Maß­nah­men gegen eine Nor­mal­isierung recht­sradikaler Poli­tik aufzeigen. Unsere Web­seite www.keinforum.eu und zukün­ftige Ver­anstal­tun­gen bieten dazu eine Menge an Infor­ma­tion und Aus­tausch“, führt Mika Gut­mann weit­er aus.

Die unter­schiedlichen Erstunterzeichner*innen der Erk­lärung „Kein Forum für rechte Kad­er“ zeigen die Vielfalt der Zivilge­sellschaft auf und beziehen gle­ichzeit­ig eine klare Hal­tung für Offen­heit und für eine deut­liche Abgren­zung nach Rechts.

Das Pres­by­teri­um (Gemein­deleitung) der Franzö­sisch-Reformierten Gemeinde Pots­dam erk­lärt dazu: “Unsere Gemeinde wurde vor 300 Jahren von Flüchtlin­gen gegrün­det. Darum möcht­en wir uns selb­st und andere sen­si­bel und offen hal­ten für Flüchtling­sprob­lematiken und gelun­gene Inte­gra­tion, denn vor Gott sind alle Men­schen gle­ich. Für den All­t­ag heißt das: Respekt vor allen Men­schen, Kom­mu­nika­tion mit Einzel­nen, aber keine Bühne für recht­spop­ulis­tis­che The­sen und Verantwortungsträger.”

Julia Schultheiss vom Stadtju­gen­dring Pots­dam macht auf die Gefahren aufmerk­sam, wenn Kinder und Jugendliche auf rechte Funk­tionäre tre­f­fen: „Wir ver­mit­teln Jugendlichen die gegen­seit­ige Achtung aller Men­schen, egal wo sie herkom­men, welch­es Geschlecht, welche sex­uelle Ori­en­tierung sie haben oder welche religiöse oder poli­tis­che Anschau­ung. Rechtspopulist*innen und Recht­sex­treme ver­mit­teln das nicht, oft ist das Gegen­teil der Fall. Sie in unsere Räume oder auf unsere Ver­anstal­tung einzu­laden, entspräche nicht unser­er Grundhaltung.“

Für Tho­ralf Höntze von BLAUWEISSBUNT Babels­berg 03 ist die Beteili­gung an „Kein Forum für rechte Kad­er“ selb­stver­ständlich: „Unseren Sport ver­fol­gen wir mit Hal­tung: Mit der Kam­pagne ‚Nazis raus aus den Sta­di­en‘ haben wir bere­its eine klare Ansage gegen Diskri­m­inierung und rechte Het­ze in den Sta­di­en for­muliert. Denn wir im Sport erleben tagtäglich die Nor­mal­isierung und Ver­harm­lo­sung von Recht­sradikalen beson­ders dort, wo es keinen Wider­spruch gibt.“

Inforiot