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Antifaschismus

Spendenaufruf nach einem rechten Angriff auf Jugendliche in Spremberg

Sprem­berg — Nach­dem fünf Punks, zwei Frauen und drei Män­ner, am 12. Mai 2012 in ihrem Auto von Recht­en ange­grif­f­en und ver­let­zt wur­den, bit­tet die Opfer­per­spek­tive um Spenden für die Reparatur ihres Autos.

Nach einem Konz­ertbe­such woll­ten sich die fünf Jugendlichen ger­ade mit dem Auto auf den Heimweg begeben, als Aus­rufe wie »Scheißzeck­en« erk­lan­gen. Kurz darauf pras­sel­ten Schläge auf die Fes­ter und Türen des Wagens. Eine Gruppe von sechs bis sieben, zum Teil ver­mummten, Recht­en prügelte mit Schlagstöck­en auf die im Auto sitzen­den Punks ein. Sie ver­sucht­en einen der Jugendlichen durch die noch offene Autotür unter Trit­ten und Schlä­gen her­auszuziehen. Seine Fre­unde hiel­ten ihn fest und ver­hin­derten dadurch Schlim­meres. Alle Betrof­fe­nen erlit­ten Schnit­twun­den durch das split­ternde Glas der Fen­ster­scheiben und Prel­lun­gen durch die Schläge. Einem der Jugendlichen wurde die Hand gebrochen, die er schützend über seinen Fre­und hielt. Bei dem Angriff wur­den alle Autoscheiben zer­stört und u.a. die Türen mas­siv beschädigt. Da die Reparaturkosten lei­der nicht voll­ständig durch die Ver­sicherung abgedeckt wer­den kön­nen, bit­tet die Opfer­per­spek­tive um Spenden.

An diesem Tag hat­te die NPD im 20 Kilo­me­ter ent­fer­n­ten Cot­tbus demon­stri­ert. 700 Men­schen stell­ten sich den Recht­en mit Block­aden in den Weg. Bere­its hier kam es zu Attack­en von frus­tri­erten Neon­azis auf Protestierende. Der Angriff in Sprem­berg ist in diesem Zusam­men­hang zu sehen. In den Wochen vor dem Neon­azi­auf­marsch gab es wieder­holte Angriffe auf die Lokalredak­tion der »Lausitzer Rund­schau« in Spremberg.

Spendenkon­to

Opfer­per­spek­tive e.V.
Kon­to 3813100
Bank für Sozial­wirtschaft
BLZ: 10020500
Ver­wen­dungszweck: Punks Spremberg

Es beste­ht die Möglichkeit online zu spenden

Wenn Sie eine Bestä­ti­gung über Ihre Spenden wün­schen, teilen Sie uns bitte mit der Über­weisung Ihre Anschrift mit. Die Opfer­per­spek­tive ist als gemein­nützig und mildtätig anerkan­nt. Die einge­hen­den Spenden sind Zweck­ge­bun­den und wer­den voll­ständig an die Betrof­fe­nen weitergeleitet.

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(Anti-)Rassismus

173 Briefe an Matthias Platzeck

Rathenow/Potsdam — Die Vor­sitzende der Bran­den­burg­er Härte­fal­lkom­mis­sion Patri­cia Chop-Sug­den hat am Mon­tag 173 Briefe für ein Bleiberecht von William Ikor ent­ge­gengenom­men. Die von Bürger/innen aus Rathenow und Pots­dam unterze­ich­neten Briefe sollen Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck über­re­icht wer­den. Die Über­gabe erfol­gte durch Eben Chu vom Vere­in Refugees’ Eman­ci­pa­tion und MC Kaki, über dessen Aufen­thalt die Härte­fal­lkom­mis­sion im Dezem­ber 2012 pos­i­tiv entsch­ieden hatte.

Voraus­ge­gan­gen waren eine Demon­stra­tion in Rathenow am ver­gan­genen Fre­itag und Unter­schriften­samm­lun­gen in Rathenow und Pots­dam. Gle­ichzeit­ig trifft eine ungezählte Menge von Unter­stützer-E-Mails für William Ikor in der Staatskan­zlei ein. Refugees’ Eman­ci­pa­tion ruft auf ihrer face­book-Seite weit­er zur Ver­schick­ung der Mails auf.

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Antifaschismus Law & Order

12. Mai Naziaufmarsch Cottbus Erstauswertung

+ Bre­ites Bünd­nis protestiert mit Früh­stück, Demon­stra­tion und Sitzblock­aden + Polizei set­zt Aufzug der Neon­azis mit Gewalt durch + Kri­tik an Ein­satzkräften der Polizei 

Am 12. Mai gab es anlässlich eines Neon­azi­auf­marsches der NPD einen Aktion­stag unter dem Mot­to “Gren­zen­los leben ohne Nazis”. Darunter fie­len zahlre­iche Proteste und Aktio­nen sowiene­un Sitzblock­aden. Den nach Polizeiang­ben 100 Neon­azis standen mehr als 700 Protestierende ent­ge­gen. Der Tag begann mit einem interkul­turellen Bürg­er­früh­stück im Brunschwigpark,welches im Anschluss zu ein­er Demon­stra­tion durch den Cot­tbuser Stadt­teil Ströb­itz wurde. Auf der Demon­star­tion sprachen u.a. Beate Klars­feld, die Bil­dungsmin­is­terin Mar­ti­na Münch und eine Vertreterin eines inter­na­tionalen Stu­di­en­gangs an der BTU Cot­tbus. Der Tag endete mit einem kleinen Straßen­fest. Cot­tbus Naz­ifrei! ist mit den Protesten zufrieden, kri­tisiert aber die­u­nangemessen Aktio­nen der Polizei. +++ Fotos Nazi­auf­marsch: http://www.flickr.com/photos/63402479@N08/sets/72157629739923028/ +++

Der Aktion­stag “Gernzen­los leben ohne Nazis”, zu dem unter anderem der “Cot­tbuser Auf­bruch” und das Bünd­nis “Cot­tbus Naz­ifrei!” aufgerufen hat­ten, begann mit einem Akt der Sol­i­dar­ität: sol­i­darisch wurde das Essen im Brun­schwig­park auf einem Buf­fet geteilt, u.a. mit inter­na­tionalen Studieren­den der BTU Cot­tbus. Auf der Kundge­bung dort wur­den ver­schiedene Reden, z.B. von der inves­tiga­tiv­en Jour­nal­istin Beate Klars­feld gehal­ten, die in der Bun­desre­pub­lik zahlre­iche Alt­nazis ent­tarnt hat­te. Klars­feld warnte vor der NPD und sprach sich mit Nach­druck für ein Ver­bot der Partei aus. Eine Vertreterin des inter­na­tionalen Stu­di­en­gangs ERM der BTU Cot­tbus schilderte die Sit­u­a­tion ihrer Komili­to­nen, die sich im All­t­ag bedro­ht fühlen. Unter­stützung gab es auch vom Bünd­nis “Kein Ort für Nazis”, das eigens aus Frank­furt (Oder) angereist war, um gemein­sam mit den Cot­tbusern zu protestieren. 

Der Demon­stra­tionszug mit rund 700 Teil­nehmenden set­ze sich dann in Rich­tung Bahn­hof in Bewe­gung. Als der Demon­stra­tionszug den Spree­wald­bahn­hof erre­ichte wurde die Kreuzung vor dem Hin­ter­aus­gang des Haupt­bahn­hofs durch mehr als 400 Men­schen block­iert. Nach mehr als ein­er Stunde wur­den die Umher­ste­hen­den Zeuge, wie die Polizei rund 90 Neon­azis den Weg frei machte und unter ihren Augen über den Bürg­er­steig hin­ter ein­er Bushal­testelle an den Block­aden vor­bei führte. 

Das Han­deln der Polizei war reine Pro­voka­tion. Sie hätte das Häufchen zugereis­ter Ewiggestriger in die Züge brin­gen und nach Hause schick­en sollen”, so Son­ja Newiak (60) und Mit­glied des Sprecher*innenrates von Cot­tbus Naz­ifrei! . “Gegen den Neon­azi­auf­marsch am 12. Mai haben zwei große Bünd­nisse mit unter­schiedlich­sten Organ­i­sa­tio­nen mobil­isiert. Den­noch set­ze die Polizei unter den Augen von Fam­i­lien und Kindern den Auf­marsch ein­er Partei durch, welche die Mei­n­ungs­frei­heit abschaf­fen will! Mit unseren Protesten haben wir aber ein deut­lich­es Zeichen geset­zt, dass wir den Nazis die Straßen nicht über­lassen.” Der Demon­stra­tionszug der Neon­azis wurde mehrfach umgeleit­et, dauerte 5 Stun­den und oft­mals musste die Neon­azis taten­los herum stehen. 

Doch die Protestieren­den wurde nicht müde und starteten immer neue Block­ade­v­er­suche ent­lang der Auf­marschroute der Neon­azis. z.B. mit mehr als 150 Men­schen auf der Sandow­er Brücke. Unter anderem wurde ver­sucht den Zugang zur Oberkirche zu block­ieren, da dort die erste Kundge­bung stat­tfind­en sollte. Dann erfol­gten Block­aden mit bis zu 200 Teil­nehmer auf den strate­gisch wichti­gen Spree­brück­en. Ins­ge­samt fan­den acht Block­aden in der Cot­tbuser Innen­stadt statt. Als die Nazidemon­stra­tion über die Sandow­er Straße auf die beset­zte Brücke zukam, eskalierte die Sit­u­a­tion: Neon­azis zün­de­ten Böller und ver­sucht­en, diese in Rich­tung der Block­ieren­den zu wer­fen – daraufhin schlu­gen Ord­ner der NPD auf Teil­nehmer der eige­nen Demon­stra­tion ein. Die Block­ade dage­gen hielt stand, weshalb die Polizei die Route verkürzte und den Aufzug der Neon­azis auf der Alt­stadt­seite in Rich­tung Franz-Mehring Straße weit­er­leit­ete. Dort war bere­its die zweite Block­ade errichtet, welche die Polizei räumte. Daraufhin formierte sich auf der Franz Mehring Straße, Höhe Bries­man­nstraße eine weit­ere Sitzblock­ade von 30 Protestieren­den. Diese wurde vor den Augen eines städtis­chen Sozialar­beit­ers unter der Anwen­dung von Trit­ten, Schmerz­grif­f­en, Wür­gen und Faust­stößen geräumt. Trotz friedlich­er Sitzblock­aden war die Lage in der Stadt anges­pan­nt. “Cot­tbus Naz­ifrei!” liegen Gedächt­nis­pro­tokolle von Augen­zeu­gen vor, die detail­liert beschreiben, wie sich drei Polizis­ten an einen jun­gen Mann her­an schle­ichen und diesen hin­ter­rücks bru­tal zu Boden zwingen. 

Das unangemessene Vorge­hen der Polizei mag auch an der Art der einge­set­zten Beamten liegen. Vielerorts wur­den Kräfte der Beweis­sicherungs- und Fes­t­nah­meein­heit­en (BFE) aus Sach­sen und Rhein­land-Pfalz einge­set­zt, deren Auf­gabe ger­ade nicht in der Deeskala­tion beste­ht. Hierzu Sascha Kahle von Cot­tbus Naz­ifrei!: “Ich ver­ste­he nicht, warum solche Prügelpolizis­ten einge­set­zt wur­den, die BFE-Ein­heit­en reagierten unangemessen und unpro­fes­sionell. Die Block­aden von “Cot­tbus Naz­ifrei!” ver­liefen immer friedlich! Wir haben stets betont, dass wir einen gewalt­freien Aktion­skon­sens haben und dass von uns keine Eskala­tion aus­ge­hen wird! Daran haben wir uns auch dieses Mal gehal­ten! Das Vorge­hen der Polizei war völ­lig unangemessen und inakzept­abel! Wir möcht­en uns bei den Block­iererin­nen für ihr besonnenes Ver­hal­ten bedanken und freuen uns, dass sie trotz der anges­pan­nten Lage immer wieder mutig und entschlossen gehan­delt haben.” 

Frus­tri­ert von den Verzögerun­gen und Umleitun­gen, gelang es einem Neon­azi-Schlägertrupp, den NPD-Auf­marsch zu ver­lassen und sich frei durch die Innen­stadt zu bewe­gen. Dabei kam es zu einem weit­eren Über­griff von Seit­en der Neon­azis. “Nation­al­sozial­is­mus” rief ein­er der Sprech­er auf der Neon­azis-Kundge­bung dann später auch in der Franz-Mehring-Str. kurz vor dem Sprem­berg­er Turm und offen­barte damit die Ide­olo­gie der NPD – er kor­rigierte dann schnell auf “Nationaler Sozialismus”. 

Cot­tbus Naz­ifrei! liegen derzeit bere­its Fotoauf­nah­men zu Anwen­dung von Schmerz­grif­f­en und Fußtrit­ten gegen Protestierende vor. Zum gegen­wär­ti­gen Zeit­punkt wer­den noch weit­ere Bild- und Videoauf­nah­men aus­gew­ertet. Am heuti­gen Abend, dem 14.05. um 20.00 Uhr find­et in der Parzel­len­str. 79 ein Tre­f­fen mit Volk­sküche statt, wo weit­ere Infor­ma­tio­nen zu den Vorkomm­nis­sen rund um die Proteste gesam­melt wer­den. Cot­tbus Naz­ifrei! bit­tet alle, die am Sam­stag Zeuge oder selb­st Opfer von Polizei- oder Nazige­walt gewor­den sind, sich zu melden. Eine E‑Mail an kontakt@cottbus-nazifrei.info genügt. 

Zum Schluß erk­lärt Kahle: “Trotz unschön­er Szenen ziehen wir eine pos­i­tive Bilanz. Wir haben den Nazis die Straßen nicht über­lassen, diese kon­nten nur durch mas­siv­en Ein­satz von Polizei demon­stri­eren. Nun wird es aber auch weit­er darauf ankom­men, pos­i­tive Alter­na­tiv­en zu leben und auch im All­t­ag keinen Ras­sis­mus zu tolerieren. Beson­ders für Jugendliche ist sicht­bar gewor­den, dass sie sich durch Ras­sis­mus selb­st aus­gren­zen. Den NPD-Kadern muss klar gewor­den sein, dass ihre Ide­olo­gie in Cot­tbus und Bran­den­burg auf klare Ablehnung seit­ens der Bevölkerung stößt.” 

Zusam­men­fas­sung:

Hun­derte Block­ierende und ca. 100 Neon­azis (Polizeiangabe)

Auf den Kundge­bun­gen der Protestieren­den sprachen: 

Mar­ti­na Münch, Bil­dungsmin­is­terin
Beate Klars­feld, Inves­tiga­tivjour­nal­istin,
Hol­ger Kelch, Bürg­er­meis­ter der Stadt Cot­tbus
eine Vertret
erin der inter­na­tionalen Studieren­den
Die DGB-region­alvor­sitzende Mar­i­on Scheier
Jür­gen Maresch, MdL Die Linke 

Überblick über die 9 Sitzblockaden: 

große Block­ade Spree­wald­bahn­hof — 400 Men­schen
Wil­helm Külz Str. / Bushal­testelle — 50 Men­schen
Hubert­straße / Annen­str — 50 Men­schen
Friedrich Lud­wig Jahn Str / Puschk­in­prom­e­nade — 40 Men­schen
Puschk­in­prom­e­nade — 20 Men­schen
Sandow­er Brücke — 150 Men­schen
Brücke Franz Mehring Str Höhe Tuch­fab­rik — 150 Men­schen
Franz Mehring Str Höhe Fit­ness First — 30 Men­schen (bru­tale Räu­mung)
Schiller­str / Carl von Ossi­et­z­ki-Str. — 200 Men­schen
Über­griff durch Nazi-Schläger die sich frei durch Innen­stad bewegten.

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(Anti-)Rassismus

Protest gegen Asylknast am BER

Am 12. und 13. Mai fand rund um das neue Ter­mi­nal des BER ein Besucher_innenfest statt. 50.000 Men­schen erwarteten die Veranstalter_innen ursprünglich, doch auf dem Fest­gelände herrschte gäh­nende Leere, nur wenige hun­dert BesucherIn­nen waren da. Immer­hin wurde ihnen dadurch eine “eins-zu-eins-Betreu­ung” durch das vielfältige und zahlre­iche Per­son­al ermöglicht.

Möglichst still und heim­lich wird auf dem Gelände des BER ein Asyl­ge­fäng­nis gebaut, wo das äußerst ungerechte und übereilte Flughafe­na­sylver­fahren angewen­det wer­den soll. Um auf dieses Vorhaben aufmerk­sam zu machen und den öffentlichen Protest zu ver­stärken, ließen sich Aktivist_innen ver­schieden­ste Aktio­nen ein­fall­en, die teil­weise von den Veranstalter_innen unter faden­scheini­gen Vor­wän­den unter­bun­den wurden.

Ab dem späten Vor­mit­tag waren die Flüchtlingsräte Berlin und Bran­den­burg sowie weit­ere Grup­pen vor Ort — sowohl am alten Flughafen Schöne­feld als auch auf dem neuen Gelände des BER, um mit vielfälti­gen Aktions­for­men gegen den Asylk­nast mobil zu machen. Direkt am S‑Bahnhof Schöne­feld gab es einen Info­s­tand, an dem Luft­bal­lons mit einem Auf­druck gegen den Asylk­nast. Das Verteilen der Lun­ft­bal­lons war angemeldet und es wurde von der Flugsicher­heit bestätigt, dass gegen Mit­nahme der Bal­l­lons auf das Flughafen­gelände keine Sicher­heits­be­denken bestanden. Obwohl auf dem Fest massen­haft Luft­bal­lons von Fir­men ver­schenkt wur­den, mussten die Besucher_innen ihre Bal­lons vor dem Shut­tle­bus in Schöne­feld zurück­lassen. Als Erkärung diente trotz offizieller Erlaub­nis die Flugsicher­heit.
Auf dem Gelände selb­st wurde dann das Logorecht bemüht um die Luft­bal­lons zu kon­fiszieren. Absoluter Quatsch — darüber müssen sie sich mit dem, der die Luft­bal­lons gedruckt hat, auseinan­der­set­zten, nicht mit denen, die sie dann mit sich tru­gen. Insofern war das Kon­fiszieren der Luft­bal­lons, eben­so wie das Weg­nehmen der Flug­blät­ter ein klar­er Rechts­bruch: So weit geht, das Haus­recht dann doch wieder nicht, dass sie über den Besitz der Besucher_innen entschei­den können.

Ähn­lich erg­ing es dem Irri­ta­tion­sthe­ater in den Shut­tle­bussen zum Fest­gelände. Kof­fer, Trans­par­ente und Flug­blät­ter wur­den unter­sagt, Kof­fer von der Sicher­heits­fir­ma durch­sucht, die bere­its verteil­ten Flug­blät­ter den­Fahrgästen weggenom­men, unsere AkteurIn­nen wur­den fotografiert und beka­men Hausver­bot: Teil­weise für den Bus, teil­weise auch für den Bürg­er­steig, teil­weise für das BER-Gelände, teil­weise verblieben sie auch unbe­hel­ligt.
Das Ver­hal­ten der Sicher­heit­skräfte zeigt, dass der Protest gegen den Asylk­nast unan­genehm gewor­den ist und es mit­tler­weile für angemessen gehal­ten wird, harm­lose Aktio­nen mit zen­sorischen Mit­teln zu verhindern.

Schließlich gelangten alle auf das Gelände und mit ihnen Willy-Brandt-Masken, T‑Shirts mit Sprüchen gegen den Asylk­nast, Flug­blät­ter und Trans­par­ente. Von der Sicher­heits­fir­ma beäugt
und gefilmt hat­ten wir aus­re­ichend Ruhe, um uns mit allem drum und dran vor der Fas­sade des Hauptein­ganges für ein zün­ftiges Grup­pen­fo­to zusam­men zu finden.

Zuvor hat­ten AktivistIn­nen sich bere­its den Regieren­den Bürg­er­meis­ter Klaus Wow­ere­it geschnappt. Der zeigte sich offen für das Gespräch und nahm staatsmän­nisch das T‑Shirt mit dem Auf­druck “Mehr Asyl wagen” (Willy Brandt) ent­ge­gen. Seine Frak­tion sei ja sowieso gegen den Asylknast …

Ins­ge­samt ein net­ter Aus­flug. Und angesichts der PR-Katas­tro­phe um die Ver­schiebung der Eröff­nung die Chance, die einzi­gen inter­es­san­ten Nachricht­en zum BER.

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Antifaschismus Arbeit & Soziales Geschichte & Gedenken

Diskussion um Gedenktafel für Emil Wendland

Neu­rup­pin — Am Don­ner­stag, dem 10.05.2012, tagte der Bauauss­chuss der Stadt Neu­rup­pin und disku­tierte auf der Sitzung über den Textvorschlag des Mit­ten­Drins für die Gedenkplat­te an Emil Wend­land. Dabei enthielt die Sitzungsvor­lage nicht den von uns ursprünglich vorgeschla­ge­nen Text, son­dern eine Ver­sion, in der die let­zten bei­den Sätze gestrichen wur­den. Diese lauten:

Die Tat­sache, dass Men­schen auf der Straße leben müssen, während Häuser leer­ste­hen, ist ein Beweis für die soziale Kälte dieser Gesellschaft. Es liegt an jed­er und jedem von uns, für eine men­schen­würdi­ge Welt einzutreten.

Kritiker_Innen wer­fen uns nun vor, den Tod von Emil Wend­land zu instru­men­tal­isieren und eine Gesellschaft­skri­tik zu for­mulieren, die mit der Sache nichts zu tun hat.

Nun, das sehen wir vol­lkom­men anders!
Wir haben lang und bre­it über den Textvorschlag disku­tiert und es ist unmöglich, sich mit dem Fall von Emil Wend­land auseinan­derzuset­zen, ohne darauf einzuge­hen, in welchem gesellschaftlichen Kon­text der Mord stattfand.

Emil war als Men­sch ohne Woh­nung ein­er per­ma­nen­ten gesellschaftlichen Aus­gren­zung aus­ge­set­zt, so wie heute etwa 230.000 andere Men­schen in Deutsch­land auch. Durch seine Alko­holkrankheit war es Emil Wend­land nicht mehr möglich, aus eigen­er Kraft “wieder auf die Beine zu kom­men”. Es herrscht ein gesellschaftlich­es Kli­ma der Indif­ferenz, des Wegse­hens, oft wird auch die Polizei gerufen, um “Obdachlose” aus dem öffentlichen Raum und damit aus der Wahrnehmung zu ent­fer­nen. Obdachlose Men­schen haben keine Lob­by, keine Inter­essen­vertre­tung sowie kaum Rück­zugs- und noch weniger Schutzräume.

Dabei ist Obdachlosigkeit kein Schick­sal wie Naturkatas­tro­phen, son­dern gesellschaftlich gemacht. Es ist eine bewusste poli­tis­che Entschei­dung, Men­schen, die keine Woh­nung haben, eine solche vorzuen­thal­ten, obwohl es Leer­stand gibt. Und genau diesen Zus­tand wer­den wir niemals akzep­tieren! Die poli­tisch Ver­ant­wortlichen tra­gen eine Mitschuld am Elend der Men­schen ohne Obdach!

Diese Fak­ten beim Gedenken an Emil Wend­land auszuk­lam­mern, würde bedeuten, nicht die Zustände zu kri­tisieren, die den Mord an ihm möglich gemacht haben, son­dern hieße, nicht das Notwendi­ge zu tun, um zu ver­hin­dern, dass sich solche Tat­en in Zukun­ft wiederholen.

Wir wer­den in den näch­sten Tagen weit­ere Texte veröf­fentlichen, die sich mit dem The­ma “Sozial­dar­win­is­tis­che Gewalt” auseinandersetzen.

Wir fordern weit­er­hin die Benen­nung der Hin­ter­gründe des Mordes, ins­beson­dere auf der Gedenk­tafel, sowie eine klare Posi­tion­ierung für die Unter­stützung gesellschaftlich­er Randgruppen.

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Antifaschismus

Nazidemo stundenlang verzögert

INFORIOT Eine NPD-Demon­stra­tion in Cot­tbus hat am Sam­stag nur mit immensen Verzögerun­gen stat­tfind­en kön­nen. Mehrere Block­aden mit ins­ge­samt etlichen hun­dert Teil­nehmerIn­nen ver­stell­ten den Neon­azis an ver­schiede­nen Punk­ten die Wegstrecke. Die geplante Route musste deshalb abgeän­dert und um die Hälfte verkürzt wer­den. An der recht­en Demo nah­men nur etwa 100 Neon­azis teil.

Antifade­mo mün­det in Blockade

An ein­er Antifademon­stra­tion unter dem Mot­to “Nazi­auf­marsch block­ieren, sabotieren, ver­hin­dern! Linke Poli­tik vertei­di­gen!” beteiligten sich zum Auf­takt des Tages etwa 600 Per­so­n­en. Der Aufzug endete am Cot­tbusser Haupt­bahn­hof — dem Tre­ff­punkt der Neon­azis. Prompt formierte sich dort eine Block­ade mit etwa 400 Men­schen, die über mehrere Stun­den hielt.

Erst gegen 13.30 Uhr, also mit großer Ver­spä­tung kon­nten die Neon­azis loslaufen. Die Polizei hat­te in ein­er wenige Sekun­den dauern­den Aktion hier­für eine etwa drei Meter bre­ite Schneise am Rand der Block­ade freigegeschla­gen. Die Recht­en mussten eilig und unter hefti­gen Protest durch diese Lücke bugsiert werden.

Am Puschk­in­park kam es zu ein­er erneuten Block­ade. Die Polizei ver­suchte vehe­ment zu ver­hin­dern, dass sich weit­ere Protestierende der Block­ade anschließen. Wieder kam es zu ein­er Verzögerung. Und wieder räumte die Polizei eine Rand­stück der Straße frei, um die Neon­azis passieren zu lassen.

Eine etwa 200 Per­so­n­en starke Block­ade auf der Brücke an der Sandow­er Straße hielt die Neon­azis sodann erfol­gre­ich auf. Die Recht­en wichen zur Brücke an der Franz-Mehring-Straße aus. Auch dort wurde block­iert. Wieder kam es zu Verzögerun­gen und am Ende räumte die Polizei die Blockade.

Am Sam­stag­mor­gen fand im Brun­schwig­park zur Ergänzung der Proteste übri­gens auch ein “mul­ti­kul­turelles Früh­stück” statt, an dem unter anderem Beate Klars­feld teilnahm.

Ver­let­zun­gen durch Polizei und Neonazis

Am Rande der Nazidemon­stra­tion wurde mehrere Men­schen von den frus­tri­ert und aggres­siv auftre­tenden Recht­en ver­let­zt. Dies teilte eine Sprecherin des Bünd­nis Cot­tbus Naz­ifrei mit, berichtet die Lausitzer Rund­schau. Auch durch das Vorge­hen der Polizei wurde min­destens ein Gegen­demon­strant ver­let­zt. In ver­schiede­nen Sit­u­a­tio­nen kam es zur Anwen­dung von Schmerz­grif­f­en, Ein­satz von Pfef­fer­spray, Faustschlä­gen, Fußtrit­ten und dem Ein­satz von Schlagstöck­en, wird auf Indy­media berichtet.

Die Polizei teilte mit, dass es im Laufe des Tages vier Fes­t­nah­men gegeben habe.

Block­aden ver­miesen Naziaufmärsche

Bere­its im Feb­ru­ar hat­te die NPD in Cot­tbus demon­stri­ert. Gegen die 180 Neon­azis hat­ten sich auch damals mehrere Block­aden formiert und für Störun­gen gesorgt. Am jet­zi­gen Sam­stag waren nur noch etwa 100 Neon­azis zusam­men gekommen.

Durch die beständi­ge und erfol­gre­iche antifaschis­tis­che Block­ade­poli­tik haben die recht­en Demon­stra­tio­nen offen­bar einiges an Anziehungskraft und Attrak­tiv­ität ver­loren. Die let­zten Neon­azi­auf­marschver­suche in Bran­den­burg Mitte April in Neu­rup­pin (80 Rechte) und am 1. Mai in Witt­stock (200) hat­ten eben­falls nur eine unter­durch­schnit­tliche Beteili­gung. Die NPD hat unter­dessen angekündigt, noch in diesem Jahr in Pots­dam demon­stri­eren zu wollen.

Nazi-Esel gegen den Euro

Die NPD-Demo am Sam­stag in Cot­tbus war Teil der derzeit­i­gen Anti-Euro-Kam­pagne der Nazi­partei. Wie schon bei anderen Gele­gen­heit­en tru­gen mehrere Teil­nehmer Esels­masken und Schilder mit der Auf­schrift “Ich Esel glaube, dass der Euro uns Deutschen nutzt”.

Rede­beiträge kamen unter anderem vom Cot­tbusser NPDler Ron­ny Zasowk und vom säch­sis­chen NPD-Land­tagsab­ge­ord­neten Andreas Storr. Mehrfach wurde aus der Demon­stra­tion die Parole “Nationaler Sozial­is­mus — Jet­zt!” skandiert.

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Antifaschismus

Vier Jahre nach einem rechten Angriff: Beschuldigte wurden freigesprochen

Pots­dam- Am 9. Mai 2012 wur­den am Landgericht Pots­dam die ein­schlägig bekan­nten Recht­en Ralf S. und Ron­ny S. freige­sprochen. Die Staat­san­waltschaft nahm die Beru­fung zurück, obwohl die Bei­weißauf­nahme zu ein­er Verurteilung hätte führen kön­nen. Am 1. Mai 2008 beschimpften Rechte in Pots­dam-Pirschhei­de Jugendliche als »Scheiß Zeck­en« und riefen »Die schnap­pen wir uns!«. Daraufhin wur­den die Jugendlichen von ca. 15 Per­so­n­en ange­grif­f­en. Min­destens drei der Betrof­fe­nen wur­den verletzt.

Erst zwei Jahre nach dem Angriff wurde das Ver­fahren gegen nur drei der ca. 15 Angreifer eröffnet. Gründe dafür waren die unzure­ichen­den Ermit­tlungsar­beit­en der Polizei vor Ort, wie auch bei den Nah­bere­ichs­fan­dun­gen. Beispiel­sweise wur­den vor Ort von der Polizei nicht alle Namen der Geschädigten aufgenom­men. Das Ver­fahren wurde erschw­ert durch nicht ver­w­ert­bare Vernehmung­spro­tokolle sowie Licht­bild­vor­la­gen, welche zum Teil erst einein­halb Jahre nach dem Angriff aufgenom­men wur­den. Im ersten Ver­fahren wur­den Ralf S. und Ron­ny S. zu Bewährungs- und Geld­strafen verurteilt, der dritte Angeklagte wurde freige­sprochen. Gegen das Urteil legte die Staat­san­waltschaft und die Vertei­di­gung Beru­fung ein. Diese Beru­fung wurde kurz vor den Plä­doy­ers zurück gezo­gen. Auf­grund der Rück­nahme der Beru­fung durch die Staat­san­waltschaft kon­nten neue Erken­nt­nisse aus dem Ver­fahren nicht mehr ver­wen­det und der Beru­fung der Vertei­di­gung musste stattgegeben wer­den. Aus Sicht des Richters hat dies alles einen schalen Beigeschmack. Der began­gene Angriff sei eine gemein­schaftliche Tat gewe­sen, unab­hängig ob die Angeklagten selb­st zugeschla­gen oder getreten hätten.

Für die Betrof­fe­nen ist dies ein Skan­dal. »Warum die Anklage mehr als einein­halb Jahre beim Amts­gericht liegen blieb und keine zeit­na­he Hauptver­hand­lung eröffnet wurde, ist bis heute unklar« sagt Tobias Pieper von dem Vere­in Opfer­per­spek­tive. »Dass nun am Landgericht der Staat­san­walt, der während des Prozess­es mit offen­sichtlichem Desin­ter­esse und Zurück­hal­tung glänzte, nach der Beweisauf­nahme die Beru­fung zurück nimmt, ist unglaublich. Schlecht arbei­t­ende Ermit­t­lerIn­nen und Gerichte, die die Ankla­gen über Jahre ignori­eren. Dazu das nicht nachzu­vol­lziehende Han­deln der Staat­san­waltschaft – dies führt dazu, dass eine Gruppe Neon­azis in Pots­dam gril­lende Jugendliche angreifen und zusam­men­schla­gen kön­nen ohne von der Jus­tiz dafür belangt zu wer­den. So etwas sollte in Bran­den­burg nicht mehr passieren!«

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Antifaschismus

Zwischen FSV-Hools und AN-Poltereien

Lange Zeit war es ruhig in Frank­furt (Oder), was die lokale und regionale Neon­aziszene anbe­t­rifft. Von Über­grif­f­en oder Pro­pa­gan­daak­tio­nen wurde in den Medi­en nur sel­ten berichtet. Die soge­nan­nten FCV-Hooli­gans macht­en kaum noch von sich reden. Die NPD-Orts­gruppe ist weit­er­hin nicht mehr als ein Briefkas­ten. Kurzum: organ­isierte rechte Struk­turen kon­nten in Frank­furt kaum aus­gemacht wer­den. Die Gründe dafür sind sich­er vielfältig. Es fehlen charis­ma­tis­che Führungskräfte, die zu ein­er Etablierung neon­azis­tis­ch­er Struk­turen hät­ten beitra­gen kön­nen. So blieben die Nazis ver­sprengt und unor­gan­isiert. Einige der Aktivsten aus dem Umfeld der FCV-Hooli­gans ste­hen mit einem Bein im Gefäng­nis oder sind weggezogen.

Nicht zulet­zt hat antifaschis­tis­che Aufk­lärungsar­beit, wie sie auch die antifaschis­tis­che Recherchegruppe Frank­furt (Oder) betreibt, einen Anteil daran, dass es ruhiger wurde um Frank­furts Neon­azis. Dies scheint sich nun wieder geän­dert zu haben. Anlass genug, ein neues Recherche Out­put zu veröffentlichen.

Aus dem Spek­trum der „Autonomen Nation­al­is­ten“ her­aus etabliert sich zunehmend auch in Frank­furt (Oder) und Eisen­hüt­ten­stadt eine solche Struk­tur. Den „Autonomen Nation­al­is­ten Oder-Spree“ (AN-OS) ist daher ein Großteil dieser Aus­gabe gewid­met. Auch die Nazis aus dem Umfeld der FCVHooli­gans wur­den wieder aktiv­er. So trat­en sie bei soge­nan­nten „Risikospie­len“ beispiel­sweise gegen SV Babels­berg 03 wieder durch ras­sis­tis­che und anti­semi­tis­che Sprechchöre in Erschei­n­ung. Beim 2. Krom­bach­er Hal­len­turnier attack­ierten sie die als linksalter­na­tiv gel­tenden Fans von Ten­nis Borus­sia Berlin.

Anstelle der bish­eri­gen Rubrik „Wer war nochmal…?“ find­et sich in dieser Aus­gabe des Recherche Out­puts an sel­ber Stelle eine all­ge­meine Ein­schätzung zu der Lage in Frank­furt und Umge­bung. Eine Chronik ist auch dieses Mal vorzufind­en; sie umfasst uns bekan­nt gewor­dene Über­griffe und Pro­pa­gan­daak­te der let­zten 1 1/2 Jahre.

Eine aus­führliche Erfas­sung ist auf unser­er Inter­net­seite zu find­en: www.recherchegruppe.wordpress.com.

Und als wir mit der Fer­tig­stel­lung dieser Aus­gabe in den let­zten Züge waren, ver­sucht­en Nazis seit vie­len Jahren, mal wieder durch Frank­furt zu marschieren. Daher natür­lich auch von uns, ein Bericht über die Demon­stra­tion vom 24.03.2012. Zwei Wochen nach der ver­hin­derten Demon­stra­tion tauchte eine aus­führliche Über­sicht anwe­sender Neon­azis im Inter­net auf.

Eine Online Ver­sion des Recherche­out­put #5 kann auf der Seite der Antifaschis­tis­chen Recherchegruppe Frank­furt (Oder) einge­se­hen wer­den oder direkt hier herun­terge­laden (PDF-Datei) werden.

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Die Schweine sind unter uns”

Die Neon­azi-Grup­pierung “Freie Kräfte Königs Wuster­hausen” rief für den 8. Mai zu ein­er geschicht­sre­vi­sion­is­tis­chen Ver­anstal­tung beim Fontane Cen­ter auf. Zum 67. Jahrestag der Befreiung Europas vom deutschen Faschis­mus ver­sucht­en die Neon­azis sich wie gewohnt als Opfer der alli­ierten Siegermächte zu inszenieren.

Schon um 17:30 Uhr fan­den sich zahlre­iche Men­schen auf dem Platz bei der Einkauf­s­pas­sage ein, die dem Aufruf des örtlichen „Bünd­nis gegen Rechts“ fol­gten, um gegen die Kundge­bung der Neon­azis Stel­lung zu beziehen. Auf der anderen Seite wurde erst mit ein­er Stunde Ver­spä­tung begonnen, weil noch auf die angereis­ten Neon­azis aus Berlin gewartet wer­den musste.

Pro­voka­tion gegen Teil­nehmende der Gegenkundgebung

Die in der Ver­gan­gen­heit so oft ent­täuscht­en Berlin­er Neon­azis wichen dies­mal auf das ver­meintlich ruhige Berlin­er Umland in Erwartung auf ein Erfol­gser­leb­nis aus. Gle­ich nach ihrer Ankun­ft mis­cht­en sich einige Neon­azis aus dem Umfeld der Grup­pierung „Nationaler Wider­stand Berlin“, darunter Julian Bey­er, Mar­co Oemus und David Eich­n­er unter die Gegenkundge­bung und ver­sucht­en Teil­nehmende zu fotografieren. Die Polizeikräfte vor Ort zeigten wenig Inter­esse, sich mit dem Prob­lem auseinan­derzuset­zen und reagierten erst, nach­dem der Ver­samm­lungsleit­er sie mehrmals darauf aufmerk­sam machte.

50 Neon­azis nah­men teil

Inzwis­chen wuchs die Gruppe der Gegendemonstrant_Innen auf mehr als 100 Leute an. Gegen 19:00 Uhr begann der Königs Wuster­hausen­er Neon­azi Mike Turau mit dem ersten Rede­beitrag. Ins­ge­samt waren etwa 50 Rechte zusam­mengekom­men. Jedoch musste dieser seinen Vor­trag mehrmals unter­brechen, da er von sow­jetis­ch­er Marschmusik der Gegenkundge­bung übertönt wurde.

Desweit­eren ver­suchte der Berlin­er NPD-Chef und mut­maßliche Führungs­fig­ur des „Nationalen Wider­stand Berlin“, Sebas­t­ian Schmidtke, seine Fre­undin Maria Frank sowie ein aus Schwe­den angereis­ter Neon­azi die Passant_Innen der Einkauf­s­pas­sage zu erre­ichen. Jedoch gin­gen auch ihre Beiträge im laut­starken Protest der Gegendemonstrant_Innen unter. Inhaltlich stützen sich die Neon­azis auf die bekan­nten Mythen und bedauerten den Unter­gang des Drit­ten Reiches.

Auf­fäl­lig war außer­dem die Beteili­gung regionaler NPD-Funk­tionäre an der Kundge­bung der „Freien Kräfte Königs Wuster­hausen“. Neben dem NPD-Stadtverord­neten Michael Thal­heim aus Königs Wuster­hausen, erschienen Flo­ri­an Stein aus Schöne­iche, Frank Knuf­fke und Den­nis Här­tel (bei­de NPD-Dah­me­land), Marc Michal­sky aus Märkisch Buch­holz sowie Bär­bel Redl­ham­mer-Raback, Bere­ich­slei­t­erin der NPD Tel­tow Fläming.

Fack­el­marsch untersagt

Nach­dem die Kundge­bung der Neon­azis been­det war, ver­sucht­en diese noch einen Fack­el­marsch durchzuführen, was jedoch von der Polizei unter­sagt wurde. Im Anschluss wur­den noch einige Antifaschist_Innen von Neon­azis ver­fol­gt und bedro­ht. Ver­let­zt wurde jedoch niemand.

Ver­mehrt zieht es Neon­azis aus dem Spek­trum des „Nationalen Wider­stand Berlin“ zu Ver­anstal­tun­gen nach Bran­den­burg, zulet­zt bei ver­hin­derten Demon­stra­tio­nen am 24. März in Frank­furt (Oder) und am 01. Mai in Wittstock/Dosse. Im Hin­blick auf die im näch­sten Jahr anste­hen­den Wahlen, ist dur­chaus mit ein­er Unter­stützung der lokalen NPD Struk­turen durch die gewalt­bere­it­en Neon­azis aus Berlin zu rechnen.

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Kranzniederlegungen zum 8.Mai in Westbrandenburg

Anlässlich des Tages der Befreiung vom Nation­al­sozial­is­mus führte das Antifaschis­tis­che Net­zw­erk [AFN] gestern drei Kranznieder­legun­gen in den Städten Rathenow, Prem­nitz und Bran­den­burg an der Hav­el durch.

Gedenkz­er­e­monien des Antifaschis­tis­chen Net­zw­erkes [AFN]

In Rathenow ver­sam­melten sich 15 Antifaschist_innen, um an die im Kampf um Befreiung gefal­l­enen Sol­dat­en der Roten Armee zu erin­nern. Den Toten zur Ehre wurde am sow­jetis­chen Ehren­fried­hof in der Fer­di­nand-Las­salle-Straße ein Kranz niedergelegt.
In Prem­nitz erfol­gte die Kranznieder­legung am Denkmal der Opfer des Faschis­mus in der Ernst-Thäl­mann-Straße. An der Erin­nerungsz­er­e­monie nah­men hier unge­fähr 20 Men­schen teil.
In Bran­den­burg an der Hav­el erin­nerten 20 Antifaschist_innen am sow­jetis­chen Ehren­mal in der Ste­in­straße Ecke Wol­len­we­ber­straße an die im Kampf um die Stadt gefal­l­enen Rotarmist_innen. In einem Rede­beitrag wurde ihr Ver­di­enst für die Befreiung der Region gewürdigt und den Opfern des NS-Regimes gedacht. Anschließend wurde am Denkmal ein Kranz niedergelegt.

Bürg­er­lich­es Gedenken

Im Vor­feld hat­ten auch Parteien und Insti­tu­tio­nen an den Tag der Befreiung vom Nation­al­sozial­is­mus erin­nert.
In Rathenow nah­men unge­fähr 30 Men­schen an ein­er Gedenkz­er­e­monie der Stadt teil. Dabei wur­den eben­falls am sow­jetis­chen Ehren­fried­hof Kränze niedergelegt. In einem Rede­beitrag erin­nerte Rathenows Bürg­er­meis­ter Ronald Seeger (CDU) an die erhe­blichen Kriegsz­er­störun­gen im Stadt­ge­bi­et, infolge des von den Nationalsozialist_innen aus­gelösten Krieges, und bekräftigte die Kon­ti­nu­ität des Gedenkens. „Die Erin­nerung an die schreck­lichen Geschehnisse der Hitlerdik­tatur muss wachge­hal­ten wer­den“, so Seeger. „Wir“ wie „auch die nach­fol­gen­den Gen­er­a­tio­nen“ wer­den ermah­nt, so der Bürg­er­meis­ter weit­er, „dass es einen men­schen­ver­ach­t­en­den Rassen­wahn nie wieder geben darf.
In Prem­nitz nah­men unge­fähr 15 Men­schen an ein­er Ver­anstal­tung der Partei Die.LINKE teil. Auch hier gab es einen Rede­beitrag der an den Tag der Befreiung vom Nation­al­sozial­is­mus erin­nerte. Am Denkmal der Opfer des Faschis­mus wurde zudem ein Kranz niedergelegt. Andere Parteien, Stadt und Bürg­er­meis­ter blieben der Ver­anstal­tung, trotz Ein­ladung, fern. Für diese ist der 8. Mai (region­al gese­hen) „kein Tag der Befreiung“, da er ange­blich „mit der Errich­tung eines neuen total­itären Regimes (gemeint ist die DDR) ver­bun­den war.“(1.)
In Bran­den­burg an der Hav­el wurde an die Befreiung der Stadt und des berüchtigten Zuchthaus­es offiziell bere­its am 29. April würde­voll gedacht. Am sow­jetis­chen Ehren­mal in der Ste­in­straße legten Vertreter_innen der Stadt und der Parteien, des Bun­deswehrver­ban­des, der jüdis­chen Gemeinde sowie der rus­sis­chen Botschaft Kränze nieder.

His­torisch­er Hintergrund

Am 8. Mai 1945 kapit­ulierte die nation­al­sozial­is­tis­che Kriegs­führung vor den Alli­ierten. Damit endete der von den Nationalsozialist_innen am 1. Sep­tem­ber 1939 aus­gelöste Zweite Weltkrieg und de fac­to deren errichtetes Gewalt- und Ter­ror­regime.
Durch die Kriegshand­lun­gen kamen unge­fähr 55 Mil­lio­nen Men­schen ums Leben. Der Großteil der Getöteten stammte aus der ehe­ma­li­gen Sow­je­tu­nion.
Ein nicht uner­he­blich­er Teil der 55 Mil­lio­nen Toten wurde während des Krieges vom NS Sys­tem sys­tem­a­tisch hin­ter der Front ermordet. In den Ver­nich­tungslagern des Regimes star­ben dabei mehrere Mil­lio­nen Jüd_innen, Sin­ti und Roma, Homo­sex­uelle und Poli­tisch Verfolgte.

Presse­fo­tos:

http://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/sets/72157629639646378/

Quellen:

(1.) Roy Wal­len­ta (Bürg­er­meis­ter), Chris­tine Milde (Vor­sitzende der Stadtverord­neten­ver­samm­lung), Hans Joachim Maaß (Vor­sitzen­der der SPD Frak­tion), Klaus Wolf­gang Warnke (Vor­sitzen­der der Unab­hängi­gen Wäh­lerge­mein­schaft DMP), Johannes Wolf (Vor­sitzen­der der CDU Frak­tion): „Verzicht auf Kranznieder­legung ist angemessen“ (Leser­brief), Märkische All­ge­meine Zeitung, 24. Mai 2011

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