Kategorien
Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Rassismus tötet immer noch!

INFORIOT Das lokale Bünd­nis „Cot­tbus Naz­ifrei“ und „Ras­sis­mus Tötet“ hat­ten für Fre­itag zu ein­er Kundge­bung in Cot­tbus aufgerufen. Rund 70 Antifaschist*innen nah­men teil und gedacht­en den pogro­mar­ti­gen, ras­sis­tis­chen Auss­chre­itun­gen von 1992 in Cottbus-Sachsendorf.

In den Nächt­en vom 29.08. bis zum 31.08. 1992 ver­sucht­en mehrere hun­dert Neon­azis, die Wohn­blöcke des Asyl­be­wer­ber­heimes in Sach­sendorf mit Molo­tov­cock­tails anzu­greifen. Bewaffnet mit Brand­sätzen, Base­ballschlägern, Messern und Steinen woll­ten sie die dort leben­den 1000 Bewohner*innen des Asyl­be­wer­ber­heims vertreiben. Über CB-Funk wurde der Angriff koor­diniert — was darauf schließen lässt, dass es kein spon­tan­er Akt, son­dern ein geplantes Vorge­hen organ­isiert­er Neon­azistruk­turen war.

Tat­säch­lich beteiligten sich an dem Pogrom Mit­glieder der am 10. Dezem­ber 1992 ver­bote­nen Deutschen Alter­na­tive (DA). Diese zün­de­ten Autos und Mope­ds in der Nähe des Wohnkom­plex­es an und hin­derten die Feuer­wehr daran, die Brände zu löschen. Obwohl die Polizei den Funk der Neon­azis abhören kon­nte, reagierten sie nur zöger­lich und mussten im Zuge der Auseinan­der­set­zun­gen zeitweilig selb­st ins Heim flücht­en, um sich vor den Angrif­f­en der Neon­azis zu schützen. Den­noch gelang es Feuer­wehr und 300 Beamt*innen schließlich, die Angreifer*innen zurück­zu­drän­gen. Die Täter*innen kamen meist ohne Kon­se­quen­zen davon, die Strafver­fol­gung erwies sich eben­falls als mangelhaft.

Eine wichtige lokale Neon­azi­größe dieser Zeit war der DA-Kad­er und heutige NPD-Stadtverord­nete Frank Hüb­n­er. Bere­its 1984 wurde Hüb­n­er wegen Ver­suchs der Grün­dung ein­er ille­galen Wehrsport­gruppe in Cot­tbus inhaftiert und als poli­tis­ch­er Häftling von der Bun­desre­pub­lik freigekauft. Nach dem Fall der Mauer baute er die DA in Cot­tbus auf. Mit dem Ver­bot der DA engagierte es sich weit­er inner­halb der Gesin­nungs­ge­mein­schaft der Neuen Front (GdNF) und der Nazi-Sam­mel­partei „Die Nationalen“.

Bei den Kom­mu­nal­wahlen in Cot­tbus 1993 erzielte Hüb­n­er 0,5% als Wahlka­n­di­dat der Deutsche Liga für Volk und Heimat (DL). Des Weit­eren war er im sel­ben Jahr in der Berlin Bran­den­burg­er Zeitung, dem Zen­tralor­gan der Nationalen, tätig. Seit 2008 sitzt Hüb­n­er in der Stadtverord­neten­ver­samm­lung für die NPD. Zulet­zt sorgte er im Jan­u­ar 2012 für Empörung, als er bei der Handze­ichen-Abstim­mung zur Genehmi­gung eines des mul­ti­kul­turellen Festes „Cot­tbus beken­nt Farbe“, den Hit­ler­gruß zeigte.

Mit der Gedenkkundge­bung woll­ten die Veranstalter*innen „darauf hin­weisen, dass Aus­gren­zung und Ras­sis­mus auch heute noch in der Bevölkerung vorhan­den sind — auch unbe­wusst“, erk­lärte das Bünd­nis Cot­tbus Naz­ifrei.

Mit der Kundge­bung und den ver­lese­nen Beiträ­gen, woll­ten das Bünd­nis das Ereig­nis wieder in die Öffentlichkeit rück­en und eben­falls auf die The­matik des Asyl­rechts, welch­es 1993 in direk­ter Folge der bun­desweit­en Pogrome fak­tisch abgeschafft wurde, aufmerk­sam machen.

Im Anschluss an die Kundge­bung wurde ein Kranz zur Erin­nerung an die von Neon­azis ermorde­ten Men­schen im vere­in­ten Deutsch­land am Platz des ehe­ma­li­gen Asyl­be­wer­ber­heims hinterlegt.

Kategorien
Antifaschismus

Velten? Na wenn das kein Schuss in den Ofen wird.

Das sog. „Anti­im­pe­ri­al­is­tis­che Fußball­turnier“ fand Jahre zuvor in Oranien­burg (2007), Pots­dam (2009) und weit­eren Städten statt und gilt als wichtige Ver­net­zungsver­anstal­tung. Nach­dem Hin­weise der Sicher­heits­be­hör­den bei dem ange­fragten Vere­in, dessen Platz die Neon­azis nutzen woll­ten, eingin­gen, lehnte dieser die Nutzung ab. Nun zeigt sich die NPD stinkig und meldete für den sel­bi­gen Tag eine Kundge­bung für 18 Uhr am Vel­tener Bahn­hof an. Wir stören gerne!

Vel­ten ist ein Ort in dem seit den 1980er Jahren eine neon­azis­tis­che Kon­ti­nu­ität bis ins Jahr 2012 reicht. Vel­ten war in der ehe­ma­li­gen DDR ein­er der Orte in Bran­den­burg, die bekan­nt waren für rechte Skin­heads, die für Kör­per­ver­let­zun­gen und Sachbeschädi­gung – Straftat: Row­dy­tum – ver­ant­wortlich waren. 1987 fand hier ein­er der ersten doku­men­tierten Neon­azis­traftat­en statt, bei der knapp 100 Neon­azis eine Kneipe und eine Streife der Volk­spolizei angrif­f­en. Auch wenn die Staatssicher­heit solch ein Vorge­hen gerne ver­schwiegen hätte, war die Kam­er­ad­schaft „Gesamt­sturm Vel­ten-Oranien­burg“, die maßge­blich an dem Über­griff und weit­eren Delik­ten mit neon­azis­tis­chem Hin­ter­grund beteiligt war, dem Min­is­teri­um schon länger bekannt. 

Nach der Wende war es wieder Vel­ten, welche sofort in Neon­azistruk­turen einge­bun­den war. Neben Städten wie Königs Wuster­hausen, Oranien­burg und Straus­berg, grün­dete die 1985 und 1992 ver­botene Partei „Nation­al­is­tis­che Front“ auch in Vel­ten eine Zelle. Mitte der 1990er Jahre ent­stand das „Förder­w­erk Mit­teldeutsch­er Jugend“ (FMJ), welch­es haupt­säch­lich im Altkreis Oranien­burg aktiv war und eben­falls in Vel­ten eine Orts­gruppe unter­hielt. 1992 organ­isierte die FMJ das einzige offizielle Konz­ert der Berlin­er Recht­srock­band „Landser“, welch­es in Hen­nigs­dorf als eine Geburt­stags­feier getarnt wurde. Die FMJ wurde 1993 für einen Sprengstof­fan­schlag auf das Auto eines engagierten Sozialar­beit­ers ver­ant­wortlich gemacht. Im Juni 1993 löste sich die FMJ auf und es wurde organ­isatorisch ruhiger in Vel­ten, doch die Neon­azis blieben. Bun­desweit wurde Vel­ten bekan­nt infolge des Mordes an Gun­ther Marx am 06.08.1994. Er wurde von zwei Neon­azis über­fall­en und mit einem Schrauben­schlüs­sel erschla­gen. Er ist wie auch weit­ere Ermordete in Ober­hav­el (Hans-Jochen Lom­matsch, Oranien­burg und eine namentlich unbekan­nte Per­son aus Gransee) von der Bun­des- und Lan­desregierung nicht als Opfer rechter Gewalt anerkannt.

Heute gilt Vel­ten als eine Art „No-Go-Area“ ohne eine feste Struk­tur nach außen zu haben. Allein die Stammwäh­ler­schaft von 4–5 % für die NPD (bei der let­zten Wahl wurde Vel­ten unrühm­lich zweit­er Platz aller NPD-Ergeb­nisse im Land­kreis) ist hier­für ein Anze­ichen. Mehrere junge Vel­tener sind Mit­glieder bei den „Freie Kräfte Neuruppin/Osthavelland“ (vorher „Freie Kräfte Vel­ten“) oder bei den Jun­gen Nation­aldemokrat­en. In den let­zten Jahren war es zwar ver­hält­nis­mäßig ruhig in Vel­ten, doch gab es immer wieder Sit­u­a­tio­nen, welche zeigten – die Neon­aziszene ist Vital und Fit. Mitte der 2000er Jahre war es beson­ders die Per­son Chris­t­ian Wanzek, welche für eine Organ­isierung der Neon­aziszene sorgte. Sein Wegzug lies dort einiges zusam­men­brechen. 2009 ver­sucht­en sich Neon­azis an einem Hess-Flash­mob und einige Wanzek­fre­unde taucht­en auf, kon­nten die Aktion jedoch nicht durchführen. 

Vel­ten dient auch als Tre­ff­punkt für Aufmärsche. So trafen sich fast 40 Neon­azis beste­hend aus NPD, JN und „Freie Kräfte“ am Bahn­hof Vel­ten um gemein­sam am 01.05.2012 nach Witt­stock zu fahren. Bun­desweit kam Vel­ten dieses Jahr eben­falls, mal wieder, in die (Fach-)Presse, da eine Per­son eine Geburt­stagsanzeige für den Kriegsver­brech­er Erich Priebke im Oranien­burg­er Gen­er­alanzeiger schal­tete. Ob sel­bige Per­son hin­ter dem Ver­such des „nationalen Fuss­ball­turniers“ und hin­ter der Anmel­dung zur Kundge­bung am Bhf. Vel­ten ste­ht ist unbekan­nt, jedoch nahe­liegend. Auch ob dies als Ver­suche der Re-Organ­isierung und eventuell Re-Aktivierung der Szene in Vel­ten ver­standen wer­den kann, kann angenom­men werden.

Eins ist sich­er – Die Szene in Vel­ten ist nicht unbeobachtet und wir wer­den jedem Ver­such ein­er Organ­isierung und Aktivierung ent­ge­gen­ste­hen. Vel­ten? Na wenn das kein Schuß in den Ofen wird.

Kommt zur Gegenkundgebung!

17:30 | Vel­ten Bahnhof

Kategorien
(Anti-)Rassismus Antifaschismus Law & Order

Gedenken reicht nicht — Rassismus tötet immer noch

In den Nächt­en vom 29. bis zum 31. August 1992 ver­sucht­en mehrere hun­dert Nazis die Wohn­blöcke des Sach­sendor­fer Asyl­be­wer­ber­heims mit Molo­tow-Cock­tails in Brand zu set­zen und ihre etwa 1000 Bewohn­er in den Feuer­tod zu treiben. Um Über­lebende zu mas­sakri­eren, hat­ten sie sich mit Messern, Base­ballschlägern und Steinen bewaffnet. Nur der Ein­satz von Feuer­wehr und 300 Polizeibeamten kon­nte schließlich ein Blut­bad ver­hin­dern und die Angreifer zum langsamen Rück­zug zwin­gen.
Bewegten diese Ereignisse damals noch kurzzeit­ig die lokale Öffentlichkeit, so sind sie bis heute fast in Vergessen­heit ger­at­en. Und sowohl Stadt als auch Presse haben ein Inter­esse am Totschweigen der größten Cot­tbuser Schande seit 1945. Da der Fokus der bun­des­deutschen Medi­en auf die schw­eren Gewal­texzesse von Ros­tock-Licht­en­hagen wenige Tage zuvor konzen­tri­ert war, kon­nte die Stadt ihre Prob­leme mit recht­en Auss­chre­itun­gen erfol­gre­ich aus­sitzen bis das The­ma nie­man­den mehr inter­essierte als die Betrof­fe­nen selb­st. Auch die Lausitzer Rund­schau hat zu jen­er Zeit keine rühm­liche Rolle gespielt, da Zitate Cot­tbuser Bürg­er über ange­bliche Bedro­hun­gen durch die Asyl­suchen­den zumin­d­est unfrei­willig die ohne­hin aufge­heizte Stim­mung gegen Aus­län­der weit­er zus­pitzten und dem faschis­tis­chen Mob Recht­fer­ti­gung für seine Über­griffe gaben.

Dabei waren die Bewohn­er zumeist Flüchtlinge aus Bürg­erkriegsre­gio­nen in Afri­ka oder auf dem Balkan, die sich nach nichts mehr sehn­ten, als ohne Hunger und in Frieden ihre Kinder großzuziehen. Was sie dann in Deutsch­land erwartete, war jedoch beina­he das Gegen­teil all dessen: Zusam­mengepfer­cht in abseits gele­ge­nen Plat­ten­baut­en, ohne finanzielle Mit­tel und nur mit Essens­marken aus­ges­tat­tet über­ließen staatliche Insti­tu­tio­nen die Asyl­suchen­den sich selb­st. Wie ver­logen sind Poli­tik­er, die für diese Bedin­gun­gen ver­ant­wortlich sind und heute man­gel­nden Inte­gra­tionswillen von Migranten beklagen?

Doch damit keineswegs genug. Nach der Auflö­sung der DDR fan­den sich viele Ein­wohn­er Ost­deutsch­lands in ein­er Sit­u­a­tion sozialer Kälte mit Arbeit­slosigkeit und Exis­ten­zäng­sten wieder. Dies nutzten rechte Rat­ten­fänger aus, um oft­mals junge Leute für ihre ego­is­tis­chen und men­schen­feindlichen Inter­essen zu instru­men­tal­isieren. In Cot­tbus tat sich beson­ders ein gewiss­er Frank Hüb­n­er hevor, der heute für die NPD im Abge­ord­neten­haus sitzt und damals Führungskad­er der Deutschen Alter­na­tive (DA) war. Er, der Anfang der Neun­ziger regelmäßig Nazi­aufmärsche durch Sach­sendorf organ­isierte, war auch ein­er der Ini­tia­toren der Pogrome vom August 1992. Sein ursprünglich­es Vorhaben, die Über­griffe als spon­tanes Auf­begehren Deutsch­er Bürg­er ausse­hen zu lassen, miss­lang weites­ge­hend, da anders als in Ros­tock oder ein Jahr zuvor in Hoy­er­swer­da nur wenig all­ge­meine Zus­tim­mung aus der Bevölkerung kam. Zu bru­tal, zu prim­i­tiv war das Vorge­hen seines braunen Schlägertrup­ps. Den­noch muss klar fest­gestellt wer­den: Sowohl in der Cot­tbuser Ein­wohn­er­schaft wie in der Stadt­poli­tik gab es nur wenige aufrichtige Antifaschis­ten, die öffentlich in Erschei­n­ung trat­en und sich mit den Flüchtlin­gen sol­i­darisierten. Die meis­ten schwiegen aus Angst sel­ber in das Fadenkreuz zu ger­at­en und einige, wie Wahlergeb­nisse und Stammtisch­abende zeigen, auch aus stiller Sym­pa­thie für die Nazis. Dieses Schweigen führte let­ztlich dazu, dass bei den städtis­chen Beschwich­ti­gungsver­anstal­tun­gen Hüb­n­er und seine Vasallen nochmal einen großen Auftritt hat­ten, als sie mit mar­tialis­chem Auftreten den aufrichti­gen Teil der Bevölkerung ein­schüchterten und sich als Stimme der Unter­drück­ten pro­fil­lieren konnten.

Was in der Nach­be­tra­ch­tung der Pogrome vor 20 Jahren bish­er völ­lig unbeachtet blieb, ist die Rolle der Nachrich­t­en­di­en­ste. So waren die Nazis in Cot­tbus mit Funkgeräten aus­ges­tat­tet, um for­thin mit Infort­ma­tio­nen über die Lage ver­sorgt zu wer­den und ihre Aktio­nen koor­dinieren zu kön­nen. Obwohl die Polizei diese Gespräche mithörte, dauerte es zwei Nächte, um zwei­hun­dert Ran­dalier­er zurück­zu­drän­gen. Wenn wir bedenken, dass die Cot­tbuser Auss­chre­itun­gen neben denen von Ros­tock, Hoy­er­swer­da und anderen dazu führten, dass 1993 das Asyl­recht fak­tisch abgeschafft wurde, muss die Frage aufge­wor­fen wer­den, inwiefern die führende Poli­tik der BRD ein Inter­esse an den Ereignis­sen hatte.

Wie ist die Lage heute in Cot­tbus? An den all­ge­meinen Zustän­den hat sich wenig verän­dert, noch immer wer­den Antifaschis­ten und die weni­gen Migranten von Nazi-Schlägertrup­ps ver­fol­gt und attakiert, noch immer erzielt die NPD Wahler­folge – noch immer ist mit den ökonomis­chen Ver­hält­nis­sen der Nährbo­den vorhan­den, aus dem ras­sis­tis­che Umtriebe ständig neu entste­hen.
Daher kann es nicht aus­re­ichen, wenn wir dem Tief­punkt unser­er neueren Stadt­geschichte nur still gedenken, um danach wieder die Hände in den Schoß zu leg­en. Alle überzeugten Antifaschis­ten egal welch­er Colleur sind aufgerufen, sich an der Kundge­bung am Ort des Angriffs zu beteili­gen! Wir zeigen den Nazis, dass sie keinen Platz in Sach­sendorf haben! Diese Stadt ist unsere Stadt!

Kategorien
Antifaschismus

Naziaufmarsch in Potsdam stoppen!

Liebe Babels­berg­er Fußballfreunde,

 

am 15. Sep­tem­ber 2012 will der NPD-Kreisver­band Hav­el-Nuthe und seine Unter­stützerIn­nen ver­suchen durch Pots­dam zu demon­stri­eren. Dies kön­nen und wollen wir selb­stver­ständlich nicht taten­los tolerieren. Daher hat sich, um einen organ­isierten Protest zu arrang­ieren, das antifaschis­tis­che Bünd­nis „They shall not pass“ zusam­menge­fun­den. Diese Zeilen möcht­en wir dazu nutzen eben­falls dazu aufzu­rufen, den Nazi­auf­marsch zu verhindern!

Nun spielt am sel­ben Tag bekan­nter­maßen auch Null­drei auswärts in Biele­feld. Wir wer­den nicht zu diesem Spiel fahren, son­dern in Pots­dam den Mund gegen die Neon­azis auf­machen und den Auf­marsch ver­hin­dern. Wir hof­fen, dass sich auch viele Null­dreierin­nen und Null­dreier dem Protest anschließen.

Die Entschei­dung, nicht nach Biele­feld zu fahren, haben wir uns sich­er nicht leicht gemacht. Für manche ist und war es fast undenkbar auch nur ein Auswärtsspiel zu ver­passen. Zumal Biele­feld sich­er eine angenehme und attrak­tive Abwech­slung zu unseren Spie­len in Hei­den­heim oder Unter­haching ist. Den­noch ist es für uns als Null­dreierIn­nen und Babels­berg­er Ultras wichtiger, sich den Nazis in den Weg zu stellen und ein klares öffentlich­es Zeichen gegen die Ver­bre­itung dieser neon­azis­tis­chen Ide­olo­gie zu set­zen. Wir wer­den in den kom­menden Tagen auch das Team von unser­er Entschei­dung in Ken­nt­nis set­zen und die daraus fol­gende fehlende Unter­stützung in Biele­feld begründen.

Antifa Ultra heißt für uns neben der meist möglichen Unter­stützung des Vere­ins eben nicht nur sich im Sta­dion gegen Ras­sis­mus, Sex­is­mus, Homo­pho­bie und chau­vin­is­tis­ches Gedankengut einzuset­zen, son­dern dies auch über die Gren­zen des Sta­dions hin­aus zu tun.

Auch in Pots­dam gibt es genug rechte Spin­ner. Ob dies organ­isierte Nazis in der Wald­stadt oder irgendwelche recht­en Union-Hools à la „Crimark“ sind.

Am 15.09. wer­den wir zeigen, was wir von ihnen und ihrer Ide­olo­gie halten!

Es sind ver­schiedene Kundge­bung­sorte geplant, um die Nazis nicht marschieren zu lassen. Da sich allerd­ings kür­zlich der Naz­itr­e­ff­punkt änderte, bit­ten wir euch Augen und Ohren bzgl. entsprechen­der Gegen­demon­stra­tionsorte offen­zuhal­ten. 2004, als die Neon­azis als Alter­na­tivroute durch Babels­berg liefen, darf sich nicht wiederholen!

Weit­ere Infos find­et ihr auf theyshallnotpass.blogsport.eu

Babels­berg, 26.08.2012

Film­stadt Infer­no 99 – Ultras Babelsberg

Kategorien
Antifaschismus

Wie weiter mit dem Nazizentrum?

Das beschauliche Märkisch Buch­holz, mit 774 Einwohner*Innen kle­in­ste Stadt Bran­den­burgs, geri­et Mitte let­zten Jahres in die Schlagzeilen, weil sich NPDler um die Etablierung eines Neon­azi-Tre­ffs bemüht­en. Seit mehr als einem Jahr existiert jet­zt das selb­ster­nan­nte „nationale Jugend- und Freizeitzentrum“.

Das ehe­ma­lige „Cafe Görsch“, ein zweistöck­iges Gebäude mit Wohn- und Ver­anstal­tungsräu­men in der Friedrich­straße 27, ist seit Anfang 2011 in dem Besitz von Neon­azis. Eine erste Erwäh­nung fand es in ein­er Info­mail des NPD Lan­desvor­sitzen­den Klaus Beier. Er machte auf die bevorste­hende Vor­standssitzung im neuen „Anwe­sen von Kam­er­ad Sven Haver­landt“ aufmerk­sam. Sven Haver­landt ist Vor­sitzen­der des NPD Kreisver­ban­des Dah­me­land. Zusam­men mit dem aus Schwarzhei­de stam­menden JNler Pierre Dorn­brach ver­anstal­tete er am 17. Juli 2011 eine nazis­tis­che Rassen­schu­lung in dem Objekt. Spätestens dann wur­den auch die Einwohner*Innen des kleinen Ortes auf ihre neuen Nachbar*Innen aufmerksam.

Es regte sich Wider­stand, der zwar die Schließung bzw. den Verkauf des Objek­tes nicht erwirken kon­nte, aber immer­hin eine gewerbliche Nutzung und eine öffentliche Bewer­bung von Ver­anstal­tun­gen ver­hin­dert. Ruhe ist trotz­dem nicht eingekehrt, es find­en weit­er­hin Ver­anstal­tun­gen statt und es wird an dem Auf­bau von JN und NPD Struk­turen in der Region gearbeitet.

Stadt und Amt ver­suchen mit rechtlichen Mit­teln die Betrei­bung eines Naz­izen­trums zu ver­hin­dern und so einen Imageschaden abzuwenden

Die Exis­tenz eines „nationalen Jugendzen­trums“ in Märkisch Buch­holz sorgte schnell für Unmut unter den Entscheidungsträger*Innen der Stadt und die Angst vor einem Imageschaden in dem durch Touris­mus geprägten Ort war groß. Die Käuferin, San­dra Will­now Haver­landt, Frau von Sven Haver­landt, erwarb das Objekt, das vorher zu Wohn- und Gewerb­szweck­en genutzt wor­den war. Auf der vom Infor­matik­er Haver­landt betriebe­nen Inter­net­seite des Haus­es erschien die Mel­dung, dass es jeden zweit­en Fre­itag allen Men­schen als Tre­ff­punkt offen ste­he. Als dann öffentlich wurde, dass dort eine JN Schu­lung stat­tfand, wurde den Nazis eine öffentliche Nutzung des Gebäudes unter­sagt. Zumal noch nicht ein­mal eine Gewer­beer­laub­nis vor­lag. Ende August beschloß dann die Sat­dtverord­neten­ver­samm­lung, die Zweckbes­tim­mung für das Gebi­et um die Friedrich­straße zu ändern, sodass keine gewerbliche Nutzung von Wohn­räu­men  mehr durchge­set­zt wer­den kann.

Trotz­dem fan­den weit­er­hin Ver­anstal­tun­gen und Tre­f­fen, als Geburt­stags­feiern oder Pri­vatver­anstal­tun­gen getarnt, statt. Die Stadt bemüht sich weit­er­hin, die Nazis aus dem Gebäude zu bekom­men, auch weil der NPD-Kreisver­band Dah­me­land dort mit­tler­weile seinen Sitz hat. Im Novem­ber 2011 beschloß die Stadtverord­neten­ver­samm­lung den Kauf des Objek­tes über das Vorkauf­s­recht der Gemeinde zu erre­ichen. Das nötige Geld wurde zwar bere­it­gestellt, doch die Vor­eigen­tümerin ließ dies nicht zu und so kön­nen weit­er­hin ver­schieden­ste Naziver­anstal­tun­gen, wenn auch nicht öffentlich, in dem Objekt stat­tfind­en. Im Juni 2012 klagte unter anderem die Bürg­er­meis­terin von Märkisch Buch­holz gegen die NPD, weil sie Pro­pa­gan­da­ma­te­r­i­al in dem Ort verteil­ten. Anwohner*Innen macht­en durch Aufk­le­ber auf ihren Briefkästen aufmerk­sam, dass sie kein NPD-Mate­r­i­al in ihren Briefkästen wün­schen. Schließlich unter­sagte das Gericht der NPD die Verteilung von Mate­r­i­al in entsprechen­den Briefkästen. Bei Zuwider­hand­lung warten 250 000 Euro Strafe auf die Neonazis.

Struk­tu­rauf­bau in der Region wird forciert, Kon­tak­te wer­den ausgebaut

Am 19. August 2011 trat­en die Neon­azis um Haver­landt erst­mals öffentlich in Märkisch Buch­holz in Aktion. Mit ein­er Kundge­bung unter dem Mot­to: „Raus aus dem Euro“ ver­sam­melten sich 50 Neon­azis auf dem zen­tralen Platz. Neben der eher mäßi­gen Anwe­sen­heit lokaler Neon­azis war die Beteili­gung von NPD-Größen und Neon­azis aus dem Umfeld der Berlin­er Neon­azi­grup­pierung „NW Berlin“ auf­fäl­lig. Hol­ger Apfel, Vor­sitzen­der der säch­sis­chen NPD und nun auch Bun­desvor­sitzen­der, verkün­dete voll­mundig, dass die NPD bei den näch­sten Wahlen 2014 in den Bran­den­burg­er Land­tag einziehen werde. Sebas­t­ian Schmidtke, nun Berlin­er NPD-Vor­sitzen­der und Führungs­fig­ur des NW Berlin hielt eben­so eine Rede.

Mike Turau aus Königs Wuster­hausen ver­suchte mit weit­eren Berlin­er Neon­azis Antifaschist*Innen abzu­fo­tografieren. An den Bürger*Innen von Märkisch Buch­holz ging die Ver­anstal­tung der Neon­azis jedoch nicht unwider­sprochen vor­bei. 180 Men­schen ver­sam­melten sich zu einem Gottes­di­enst in ein­er Kirche, manche tat­en ihren Unmut auch laut­stark kund. Antifaschist*Innen freuten sich über den Besuch eines NPD-Mobils, welch­es sich bei der Anreise in der 30-köp­fi­gen Gruppe verirrte.

Ende Jan­u­ar diesen Jahres wurde dann die Grün­dung des NPD Ver­ban­des Schenken­länd­chen verkün­det. Vor­sitzen­der ist Marc Michal­s­ki aus Halbe. Schon als Lie­der­ma­ch­er in der Friedrich­straße 27 in Erschei­n­ung getreten, sorgte er let­ztes Jahr durch seine außergewöhn­lichen Freizeitak­tiv­itäten für Gesprächsstoff. Ken­ner der Szene berichteten, dass der damals 21-Jährige Michal­s­ki gern in den Wäldern von Halbe nach NS-Devo­tion­alien und alter Kriegsmu­ni­tion sucht, um mit dieser dann in sein­er Woh­nung zu exper­i­men­tieren. Diese explodierte, woraufhin er drei Fin­gerkup­pen sein­er linken Hand ver­lor.

Neben der Etablierung ein­er lokalen NPD-Struk­tur wurde auch der Auf­bau ein­er JN-Struk­tur angestrebt,  noch bevor Anfang April unter dem Namen „JN Schenken­länd­chen“ die Grün­dung offiziell verkün­det wurde, fand am 25. Febrauar eine geschicht­sre­vi­sion­is­tis­che „Heldenge­denken­feier“ statt. Anwe­send waren u.a. Uwe Dreisch, ehe­ma­lige Führungs­fig­ur der ver­bote­nen Berlin­er Kam­er­ad­schaft „Front­bahn 24“, der dama­lige NPD-Bun­desvor­sitzende Udo Voigt und Den­nis Här­tel – Organ­i­sa­tion­sleit­er des NPD Kreisver­ban­des Dah­me­land, JN-Funk­tionär und ehe­ma­liges Mit­glied der ver­bote­nen Kam­er­ad­schaft „Freie Kräfte Tel­tow Fläming“.

Bei der offiziellen Gründüngs­feier der JN Schenken­länd­chen Anfang April waren u.a. Jörg Häh­nel aus Mel­lensee und Den­nis Här­tel aus Baruth (bei­de Tet­low-Fläming) anwe­send. Neben der Teil­nahme an Demon­stra­tio­nen, Flug­blatt-Verteilak­tio­nen in Wohnge­bi­eten und vor Schulen, nah­men die Neon­azis um Haver­landt und Michal­s­ki an ein­er Kundge­bung am 08. Mai 2012 der Freien Kräfte in Königs Wuster­hausen teil.

Neben Michal­s­ki reis­ten auch NPDler aus Dahme-Spree­wald, Tel­tow- Fläming und Oder-Spree an. Auch der gute Draht zu den Berlin­er Kamerad*Innen vom „NW Berlin“ bestätigte sich durch die Teil­nahme von 30 Neon­azis aus der Haupt­stadt, dessen Trans­par­ent Michal­s­ki hielt. Des weit­eren beteiligten sich Neon­azis aus dem Umfeld des Naz­izen­trums an ein­er Son­nen­wend­feier im 20 Kilo­me­ter ent­fer­n­ten Storkow am 22. Juni 2012. Zulet­zt trat­en die NPDler mit den weißen “NPD-Dah­me­land” T‑Shirts bei ein­er Info­tour der NPD-Oder­land am 4. August im Osten Bran­den­burgs in Erschei­n­ung.

Wie weit­er?

Mehr als ein Jahr ist ver­gan­gen, seit­dem das Objekt in Märkisch Buch­holz als „nationales Jugendzen­trum“ in die Öffentlichkeit getreten ist. Mit­tler­weile hat sich eine Bürg­erini­ta­tive unter dem Namen „Buch­holz offen und bunt!“ gegrün­det. Eine offizielle Betrei­bung kon­nte durch die Anstren­gunen der Stadt ver­hin­dert wer­den. Genutzt wird es jedoch weit­er­hin, auch wenn sich die Außen­darstel­lung des Haus­es und die Bewer­bung der dort stat­tfind­en­den Aktiv­itäten schwierig für Haver­landt und Co. gestal­tet. Jugendliche aus Märkisch Buh­holz scheinen sich nicht für die „Arbeit­sein­sätze“ und „Lie­der­ma­cher­abende“ zu inter­essieren. Für Neon­azis aus der Region ist es jedoch Anlauf­punkt für gemein­same Tre­f­fen und Freizeitgestaltung.

Durch den Auf­bau lokaler NPD- und JN-Struk­turen kön­nen diese an die Partei gebun­den wer­den und bei Wahlkampf- und Infor­ma­tionsver­anstal­tun­gen die NPD unter­stützen. Auch ist es wahrschein­lich, dass es von Berlin­er Neon­azis um die Grup­pierung „Nationaler Wider­stand Berlin“ als Rück­zugsraum genutzt wird. Und für das anvisierte Ziel der NPD, 2014 in den Bran­den­burg­er Land­tag einzuziehen, wird das Naz­izen­trum in Märkisch Buch­holz von Bedeu­tung sein.

Kategorien
Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Gelände des Grauens

(Zoé Sona, Jun­gle World) Als die Bag­ger­schaufel mit einem laut­en Krachen die grauen Beton­streben zum Ein­sturz bringt, weht eine Staub­wolke über den Platz. Die Anwe­senden applaudieren. Seine sym­bol­is­che Funk­tion hat der Rück­bau rus­sis­ch­er Mil­itär­barack­en, der am 6.?August auf dem Gelände des ehe­ma­li­gen Konzen­tra­tionslagers Uck­er­mark begonnen hat, erfüllt. Unab­hängig vom offiziellen Akt wurde für die Mit­glieder der »Ini­tia­tive für einen Gedenko­rt ehe­ma­liges KZ Uck­er­mark« damit ein wichtiges Zeichen geset­zt. Sie haben sich gemein­sam mit dem Vere­in »Lagerge­mein­schaft Ravensbrück/Freundeskreis« mehr als zehn Jahre lang dafür einge­set­zt, das Gelände in einen Gedenko­rt zu ver­wan­deln. Erst der Abriss der mar­o­den Mil­itär­barack­en erlaubt es, dort eine Gedenkstätte zu erricht­en und sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Während das Land Bran­den­burg und die Stadt Fürsten­berg über Jahre erk­lärten, zunächst die Grundbe­sitzrechte am Gelände klären zu müssen, und damit die Umwand­lung verzögerten, brachte eine Kam­pagne der Ini­tia­tive im Jahr 2009 die entschei­dende Wende. Die Stadt Fürsten­berg wün­schte vor weni­gen Jahren noch, eine Umge­hungsstraße zwis­chen den unmit­tel­bar benach­barten Gedenko­rten Uck­er­mark und Ravens­brück zu bauen. »Das entsprach der Bevölkerungsmei­n­ung«, sagt Robert Philipp, der parteilose Bürg­er­meis­ter von Fürsten­berg, um zu recht­fer­ti­gen, dass trotz Ken­nt­nis von der ehe­ma­li­gen Lager­stätte eine solche Bau­maß­nahme in Erwä­gung gezo­gen wurde. Nun sieht er das ehe­ma­lige Konzen­tra­tionslager, wie auch die Gedenkstätte Ravens­brück als touris­tisch nutzbar an. Das Land Bran­den­burg und der Bund stellen eine Mil­lion Euro bere­it, damit die Lager­hallen der sow­jetis­chen Armee bis Ende des Jahres abgeris­sen wer­den kön­nen. Nach mehreren »Run­den Tis­chen« hat sich zudem eine AG Uck­er­mark gegrün­det, in der sich alle zwei Monate Vertreter aller beteiligten Grup­pen tre­f­fen, um ein Konzept für die kün­ftige Nutzung des Gelän­des zu entwickeln.

Das Jugend­konzen­tra­tionslager wurde 1942 in unmit­tel­bar­er Nähe zum Frauenkonzen­tra­tionslager Ravens­brück errichtet. Über­wiegend waren dort Mäd­chen im Alter von 16 bis 21 Jahren inhaftiert. Sie gal­ten als »asozial«, weil sie sich nicht den Nor­men der nation­al­sozial­is­tis­chen »Volks­ge­mein­schaft« anpassten. Ihnen wurde etwa vorge­wor­fen, sex­uelle Kon­tak­te zu Zwangsar­beit­ern zu haben, ohne fes­ten Wohn­sitz zu sein oder der »Swing-Jugend« anzuge­hören. Auch Alko­ho­lab­hängigkeit der Eltern, Arbeitsver­weigerung sowie poli­tis­ch­er Wider­stand und Ablehnung der soge­nan­nten staatlichen Für­sorge waren Gründe für die Ein­weisung. »Wir gin­gen zu Fuß von Ravens­brück nach Uck­er­mark. Wir wün­scht­en uns, dass es ein so schön­er Ort sei, wie er aus­sah, aber das erwies sich als Illu­sion«, berichtete die Über­lebende Stan­ka Simon­eti über ihre Ankun­ft im KZ Uck­er­mark. Bis 1945 waren über 1?000 Mäd­chen in dem KZ interniert, das die Nationalso­zialisten als »Jugend­schut­zlager« beze­ich­neten. Die Mäd­chen kamen haupt­säch­lich aus Deutsch­land und Öster­re­ich, unter ihnen waren aber auch slowenis­che Par­ti­sanin­nen, die in einem Son­derblock ein­quartiert waren. Offiziell sollte der Aufen­thalt der »Erziehung« der »Zöglinge« dienen. Tat­säch­lich bes­timmten mil­itärisch­er Drill und Schikane den Lager­all­t­ag. Die Mäd­chen lit­ten an Hunger und Kälte, durften nicht miteinan­der reden und mussten unter den widrig­sten Umstän­den Zwangsar­beit in Rüs­tungskonz­er­nen, Klein­be­trieben oder bei Pri­vat­per­so­n­en leis­ten. Ab Jan­u­ar 1945 funk­tion­ierten die Nation­al­sozial­is­ten den Ort in ein Ver­nich­tungslager um. Fast 6?000 Frauen aus dem KZ Ravens­brück wur­den in den let­zten Monat­en vor Kriegsende dor­thin ver­legt und durch Kälte, Hunger oder Gift­spritzen ermordet.

Nach der Befreiung wurde das Lager von den sow­jetis­chen Trup­pen mit Hallen für Trans­port­fahrzeuge bebaut. Für die über­leben­den Häftlinge endete die gesellschaftliche Diskri­m­inierung nicht. Sie trafen in Für­sorgeein­rich­tun­gen oft auf diesel­ben Per­so­n­en, von denen sie zuvor im Lager mis­shan­delt wor­den waren. Während andere Konzen­tra­tionslager zu Gedenkstät­ten umge­wan­delt wur­den, dauerte es in der DDR bis 1970 und in der BRD bis 1972, bis das Lager als KZ und die Häftlinge als Ver­fol­gte anerkan­nt wur­den. 1993 ver­ließen die Trup­pen der GUS, des Bünd­niss­es von Nach­folges­taat­en der UdSSR, das Gelände. Seit­dem lag es brach.

Heute fall­en die vere­inzel­ten Hin­weiss­childer und Markierun­gen, die die Topogra­phie des ehe­ma­li­gen KZ kennze­ich­nen sollen, zwis­chen den Über­resten der grauen Beton­barack­en und wild wuch­ern­den Pflanzen kaum auf. Nur ein Gedenkstein, der durch Spenden von Lagerüber­leben­den und anderen Unter­stützern finanziert wurde, hebt sich deut­lich von der Umge­bung ab: Die Stele aus Basalt ist mit leuch­t­end gel­ben Son­nen­blu­men geschmückt. Ohne die 1997 gegrün­dete Ini­tia­tive zur Errich­tung eines Gedenko­rts wären das KZ und die Ver­fol­gten in Vergessen­heit ger­at­en. Die Mit­glieder sorgten dafür, dass die Fun­da­mente der Barack­en, die alte Lager­straße und der Auf­bau des Lagers ken­ntlich gemacht wur­den. In ehre­namtlich­er Arbeit stell­ten die Teil­nehmerin­nen von fem­i­nis­tis­chen, anti­faschistischen Bau- und Begeg­nungscamps Schilder auf, legten Wege an und errichteten Kunst­installationen auf dem Gelände. Bei Aus­grabun­gen wur­den die Fun­da­mente von mehreren Ba­racken freigelegt und Gegen­stände des Lager­all­t­ags gebor­gen. Bun­desweit trat­en Unter­stützerin­nen für die Erin­nerung an die Geschichte des Ortes ein.

Zu den selb­stor­gan­isierten Bau­camps, die jährlich im Som­mer stat­tfind­en, reisen Men­schen aus der ganzen Welt an. Die Camps dienen nicht nur dem Erhalt der Lager­funde, son­dern auch der Begeg­nung von Über­leben­den und Inter­essierten. Überdies ermöglichen sie Diskus­sio­nen über Möglichkeit­en des Gedenkens und der Öffentlichkeit­sar­beit vor Ort. Sowohl die Camps als auch die Ini­tia­tive ver­ste­hen sich als fem­i­nis­tisch und sind nur für Frauen, Les­ben und Transper­so­n­en offen.

»Viele Mäd­chen wur­den in das Lager eingewiesen, weil sie als sex­uell ver­wahrlost gal­ten. Jun­gen wäre das niemals zur Last gelegt wor­den«, sagt Sabto Schlaut­mann, der der Ini­tia­tive ange­hört. Wichtig sei aber eine Herange­hensweise, die unter­schiedliche Diskri­m­inierungs­for­men nicht hier­ar­chisch begreife. So ist die Auseinan­der­set­zung mit der Stig­ma­tisierung als »asozial« der Ini­tia­tive nicht weniger wichtig. Dieses The­ma find­et sich derzeit auch in der Diskus­sion um »Klas­sis­mus«, die Diskri­m­inierung von Men­schen auf­grund ökonomis­ch­er Unter­schiede und man­gel­nder Reflex­ion von Priv­i­legien wieder. Weil die als »asozial« Ver­fol­gten keine Lob­by haben, hat es lange gedauert, bis das ehe­ma­lige KZ als Gedenko­rt anerkan­nt wurde. »Noch heute trauen sich Über­lebende nicht, über ihre Erfahrun­gen hier zu sprechen, weil sie Angst haben, als soge­nan­nte Asoziale diskri­m­iniert zu wer­den«, berichtet Sylvia Degen, ein weit­eres Mit­glied der Ini­tia­tive. Um über ihre Arbeit zum KZ Uck­er­mark zu informieren, baut die Ini­tia­tive derzeit im Antifaschis­tis­chen Pressearchiv und Bil­dungszen­trum (Apabiz) in Berlin ein Archiv auf, das bere­its für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

Kategorien
Antifaschismus

Kiezspaziergang gegen Nazis

Am Son­ntag (19.08.2012) ver­sam­melten sich zum wieder­holten Mal etwa 30 Antifaschist_innen zu einem Kiezs­pazier­gan­gin Pots­dam, dies­mal im Stadt­teil Schlaatz.

Dieser wurde aus­gewählt, weil es dort in let­zter Zeit ver­mehrt zu neon­azis­tis­chen Aktiv­itäten kam. So ver­sucht­en am 15. Mai zwei Per­so­n­en erst erfol­g­los in das Asyl­suchen­den­heim einzu­drin­gen und grif­f­en danach
an der nahe gele­ge­nen Straßen­bahn­hal­testelle eine_n Afghanin_en an.

Während des Auftritts der let­zten Band beim Stadt­teil­fest am 2. Juni stürmte ein Mitte 20-jähriger Mann aus ein­er 5- bis 6‑köpfigen Gruppe auf die Bühne und grüßte “alle freien Nation­al­is­ten Pots­dams mit einem kräfti­gen Sieg Heil” und am 12. Juli zeigten drei 29- bis 41-Jährige aus ein­er 15-köp­fi­gen Gruppe her­aus mehrfach den Hit­ler­gruß und schrien “Heil Hitler”.

Während des Spazier­gangs wur­den Nazi­stick­er, vor allem der recht­en Hooli­gan-Grup­pierung Crimark ent­fer­nt, Fly­er an Anwohner_innen verteilt und der Stadt­teil mit hun­derten Antifa- Aufk­le­bern ver­schön­ert. Danach ging es weit­er nach Wald­stadt II. Dort wur­den eben­falls dutzende Nazi­stick­er ent­fer­nt und eigene Stick­er verklebt.

Doch es gibt weit­er­hin viel zu tun gegen Nazis in Pots­dam. So will am 15.09.2012 die NPD auf­marschieren. Dies gilt es entschlossen mit allen Mit­teln zu ver­hin­dern. Auch die Nazis der freien Kam­er­ad­schaften sind weit­er­hin vor allem mit nächtlichen Aktio­nen aktiv.

Deshalb han­deln statt wegschauen! Nazipro­pa­gan­da ent­fer­nen, bei recht­en Über­grif­f­en
ein­greifen und diese melden!

Kein Fußbre­it den Faschisten!

Kategorien
Klima & Umwelt

Klimacamp in Cottbus erfolgreich zu Ende gegangen

Nach acht Tagenist das Kli­macamp Cot­tbus am heuti­gen Son­ntag erfol­gre­ich zu Ende gegan­gen. Rund 300 Klimaschützer*innen nah­men an zahlre­ichen Work­shops, Diskus­sion­srun­den, bun­ten Aktio­nen und ein­er mehrstündi­gen Block­ade vor dem Vat­ten­fall-Kraftwerk in Jän­schwalde teil.

Die Organisator*innen und Aktivist*innen zeigten sich mit dem zweit­en Kli­macamp in der Lausitz sehr zufrieden. „Durch unseren bun­ten und kreativ­en Protest haben wir deut­lich gemacht, dass es sehr wohl Alter­na­tiv­en zur herrschen­den Energiepoli­tik gibt. Wie schon im Kli­macamp im Rhein­land haben sich in der Lausitz lokal Betrof­fene und bun­desweit Aktive zusam­menge­fun­den, um gemein­sam gegen Braunkohle und für die Energiewende zu kämpfen“, so Alexan­der Schwarz, Press­esprech­er des Klimacamps.

Auf über 50 Bil­dungsver­anstal­tun­gen set­zten sich die Teilnehmer*innen mit The­men rund ums Kli­ma und alter­na­tiv­er Energiev­er­sorgung auseinan­der. Vom Work­shop zu regionaler Ernährung über einen Tage­baube­such in Laco­mamit der Grü­nen Liga Cot­tbus bis hin zu Gespräch­srun­den über Energiekämpfe waren zahlre­iche The­men vertreten. Unter anderem disku­tierten die Klimaschützer*innen mit lokalen Bürger*innen bei einem Kneipenbe­such über die Her­aus­forderun­gen eines langfristi­gen Struk­tur­wan­dels in der Lausitz. Im The­ater­stück “So heiß gegessen wie gekocht” von der Berlin­er Com­pag­nie wur­den  auch  viele Anwohner*innen,  die  vom  Braunkohle­tage­bau betrof­fen sind,  über  die  Fol­gen des Kli­mawan­dels anschaulich und humor­voll aufgek­lärt. Nicht nur auf der Bühne, son­dern auch auf dem Camp wurde heiß, biol­o­gisch und veg­an gekocht, um so ressourcenscho­nend wie möglich zu leben.

Höhep­unkt des Kli­macamps war eine Demon­stra­tion mit anschließen­der Sitzblock­ade vor dem Vat­ten­fall-Kraftwerk Jän­schwalde. Mit rund 150 Leuten beset­zten die Klimacamper*innen für mehrere Stun­den eine Zufahrtsstraße und ein Kraftwerks­gleis, auf dem Kohlezüge verkehren. Alexan­der Schwarzsagte dazu: „Unser Protest vor Ort richtet sich sowohl gegen die Kli­maschädlichkeit des zweit­größten Kohlekraftwerks Deutsch­lands als auch gegen die fatal­en sozialen Fol­gen des Braunkohleab­baus. Vat­ten­fall plant derzeit drei neue Tage­baue aufzuschließen, was zur zwangsweisen Umsied­lung von 1.500 Men­schen in den Dör­fern Atter­wasch, Grabko und Kerk­wisch führen würde. Wir fordern von der Lan­desregierung, den langfristi­gen Struk­tur­wan­del in der Lausitz einzuleit­en, die Energiewende zu ermöglichen und damit auch die selb­st­gesteck­ten Kli­maschutzziele zu erreichen.“

Bedro­ht von der Abbag­gerung ist auch die sor­bis­che Kul­tur in der Lausitz, worauf die sor­bis­che Band ‚Berlin­skaDro­ha‘ und der ‚Geigerzäh­ler mit Atze Well­blech‘ im Abschlusskonz­ert des Camps aufmerk­sam macht­en. Neben diesen heizte dem Pub­likum auch der ‚Reim­teufel‘ aus Leipzig mit knack­i­gen Beats ein. Am Son­ntag run­dete ein Abschlussgottes­di­enst mit Pfar­rer Matthias Bern­daus Atter­waschdas Pro­gramm ab.

Bestärkt durch den Aus­tausch, mit vie­len prak­tis­chen Ideen im Kopf und Plä­nen für die näch­sten Tre­f­fen in der Tasche, gehen die Klimaschützer*innen nun in ihre lokalen Zusam­men­hänge zurück. Die Klimabe­we­gung trifft sich zur Pla­nung weit­er gemein­samer Aktio­nen das näch­ste Mal vom 9.–11. Novem­ber in Köln bei ein­er Kon­ferenz zu ‚Energiekämpfen in Bewegung‘.

Kategorien
Klima & Umwelt

Kraftwerk Jänschwalde blockiert

Nach ein­er Demon­stra­tion vor dem Kraftwerk Jän­schwalde, an der Men­schen aus der Region und Besucher*innen des aktuell in Cot­tbus stat­tfind­en­den Kli­ma- und Energiecamps teil­nah­men, sitzen Demon­stri­erende auf der Hauptz­u­fahrtsstraße und den Gleisen, die auf das Kraftwerks­gelände führen. Unter dem Mot­to „Block­upy Vat­ten­fall“ block­ieren sie so den Schichtwech­sel der Kraftwerksmitarbeiter*innen.

Ziel der Protestieren­den ist es, auf die weit­er­hin beste­hen­den Pläne des Vat­ten­fall-Konz­erns zum Aus­bau der Braunkohlever­stro­mung aufmerk­sam zu machen und Alter­na­tiv­en für eine soziale, demokratis­che, dezen­trale und erneuer­bare Energiev­er­sorgung zu disku­tieren. Dazu haben sie inhaltliche Arbeits­grup­pen gebildet, gle­ichzeit­ig wer­den auch Aktions- und Block­ade­train­ings durchge­führt. Zurzeit ver­han­deln die Teilnehmer*innen mit Vertreter*innen von Vat­ten­fall und der Polizei über den Fort­gang der Aktion.

Wir sind hier um den Betrieb der Braunkohle­in­fra­struk­tur zu stören und Vat­ten­fall die Arbeit schw­er zu machen. Braunkohlenutzung hat katas­trophale Fol­gen für das Kli­ma und die Men­schen in der Region und im glob­alen Süden. Um dage­gen zu demon­stri­eren, sitze ich auch gerne länger auf der Straße“, sagt Petra Alt­meier, Teil­nehmerin des Kli­macamps und der Block­ade. „Wir haben uns auch auf eine Räu­mung vor­bere­it­et, vielle­icht auch erst in der Nacht. Für Verpfle­gung haben wir schon mal gesorgt.“

Dass ein Konz­ern wie Vat­ten­fall Arbeit­splätze, För­der­mit­tel oder Aus­gle­ich­szahlun­gen nutzen kann um eine ganze Region in Abhängigkeit zu hal­ten, hängt unmit­tel­bar mit der zen­tral­is­tis­chen und undemokratis­chen Struk­tur unseres Energiesys­tems zusam­men. Das ist nicht hin­nehm­bar.“, führt Michelle Wen­der­lich vom Bünd­nis „Vat­ten­fall in die Tonne“ die Gründe für den Protest aus. „Energie darf nicht länger von Konz­er­nen monop­o­lisiert wer­den, denn alle haben ein Anrecht auf Energie und sollen darüber mitbes­tim­men dür­fen. Um dahin zu kom­men, ist es legit­im, zu Mit­teln des friedlichen zivilen Unge­hor­sams zu greifen.“.

Update: Gegen 17.30 Uhr wurde die Block­ade beendet.

Kategorien
(Anti-)Rassismus

Gedenken an einen 50-Jährigen, der nur 28 Jahre wurde

Der Saal des Eber­swalder Fam­i­lien­garten war gut gefüllt. 200 Men­schen waren gekom­men, um am Son­ntag unter dem Titel „Durch Erin­nerung zur Tol­er­anz“ Amadeu Anto­nio zu gedenken. Die Stadt Eber­swalde hat­te gemein­sam mit lokalen Ini­tia­tiv­en und der Amadeu-Anto­nio-Stiftung zu ein­er Festver­anstal­tung geladen. Am 12. August wäre der angolanis­che Ver­tragsar­beit­er 50 Jahre alt gewor­den. Doch er starb am 6. Dezem­ber 1990 an den Ver­let­zun­gen, die ihm wenige Tage zuvor von rund 50 Nazis zuge­fügt wur­den. Amadeu Anto­nio war eines der ersten Todes­opfer rechter Gewalt nach der Wiedervereinigung.

Es sei ein „ambiva­lentes Gefühl“ den Geburt­stag eines Toten zu bege­hen, meint Mohamed Ham­dali, Begrün­der der Koor­dinierungsstelle für ein tol­er­antes Eber­swalde. Doch es sei gut, gemein­sam den Geburt­stag nach diesem tragis­chen Ereignisse zu gedenken, erk­lärt er. Auch Jone Munjun­ga, Vor­sitzen­der des Afrikanis­chen Kul­turvere­ins Palan­ca e.V., hätte seinem Fre­und gern am heuti­gen Tag viel Glück und Erfolg gewün­scht. Munjun­ga war ein Arbeit­skol­lege von Amadeu. Der Eber­swalder Bürg­er­meis­ter Bogin­s­ki (FDP) erin­nerte in seinem Rede­beitrag an die Ini­tia­tiv­en, die sich nach dem Tod von Amadeu Anto­nio grün­de­ten, wie die Koor­dinierungtelle für ein Tol­er­antes Eber­swalde. Einen demokratis­chen Auf­bruch habe es nach dem Mord gegeben, meinte Bogin­s­ki und fügt an: „Vielle­icht fing die Wende in Eber­swalde erst damit an.“

Nach der Festver­anstal­tung im Fam­i­lien­garten kamen die Anwe­senden an der Gedenk­tafel für Amadeu Anto­nio in der Eber­swalder Straße an dem Ort zusam­men, an dem Amadeu bru­tal zusam­mengeschla­gen wurde. Nach kurzen Rede­beiträ­gen von Palan­ca e.V., der Barn­imer Kam­pagne „Light me Amadeu“ und dem Jugend­bünd­nis „Für ein tol­er­antes Eber­swalde (F.E.T.E.) wurde gemein­sam das Lied „We Shall Over­come“ gesun­gen. Das Lied stammt aus der schwarzen Bürg­er­rechte­be­we­gung und sei ein Zeichen der Hoff­nung und gegen Ras­sis­mus, hieß es in einem der Redebeiträge.

Amadeu-Anto­nio-Straße nur für diesen Tag 

Zen­trales The­ma am Nach­mit­tag war auch die geforderte Benen­nung ein­er „Amadeu-Anto­nio-Straße“. Seit über einem Jahr stre­it­en in Eber­swalde Ini­tia­tiv­en und Stadtverord­nete über die Umbe­nen­nung eines Teiles der Eber­swalder Straße in „Amadeu-Anto­nio-Straße“. Palan­ca und „Light me Amadeu“ hat­ten Unter­schriften für die Umbe­nen­nung gesam­melt, mit dem Ziel an Amadeus 50. Geburt­stag das Straßen­stück offiziell umzubenennen.

In der Presse und in Inter­net­beiträ­gen wurde heftig über die Umbe­nen­nung gestrit­ten, nicht sel­ten mit ras­sis­tis­chen Untertö­nen. Es grün­dete sich eine Bürg­erini­tia­tive, die Unter­schriften gegen eine „Amadeu-Anto­nio-Straße“ sam­melte. Die Stadtverord­neten, teils irri­tiert, teils von der Debat­te eingeschüchtert, scheuten eine Entschei­dung und einigten sich, bis Novem­ber ein soge­nan­ntes „Anti-Ras­sis­mus-Konzept“ auszuar­beit­en. In dem Konzept soll eine würdi­ge Erin­nerungskul­tur bes­timmt wer­den, meinte Bürg­er­meis­ter Bogin­s­ki im April diesen Jahres.

Die Befürworter_innen der Straße haben ihr Ziel, eine offizielle Umbe­nen­nung, nicht erre­icht. Also wurde die Straße sym­bol­isch am 12. August umbe­nan­nt. Jone Munjun­ga brachte das Schild an der Kreuzung Eber­swalder Straße/Lichterfelder Straße an. Bere­its im Jahr zuvor hat­ten die Aktivist_innen mit ein­er sym­bol­is­chen Umbe­nen­nung auf ihr Anliegen aufmerk­sam gemacht. Ob eine Umbe­nen­nung der Straße im geplanten „Anti-Ras­sis­mus-Konzept“ vorge­se­hen ist, wird sich in den kom­menden Wochen zeigen. Ein „wichtiges und richtiges Sig­nal“ gegen Ras­sis­mus sei diese Straße, so die Befürworter_innen.

Wie umstrit­ten das The­ma ist, zeigte sich auch an der Tren­nung der Ver­anstal­tun­gen an diesem Tag: Während die Festver­anstal­tung und das Gedenken an der Erin­nerungstafel zum offiziellen Teil der Stadt gehörte, war die anschließende sym­bol­is­che Umbe­nen­nung der Eber­swalder Straße von Palan­ca, Light me Amadeu und F.E.T.E. organ­isiert. Eine Sprecherin der Ini­tia­tiv­en ver­ab­schiedete sich am Ende des offiziellen Teils von jenen „die wegen ter­min­lichen oder inhaltlichen Schwierigkeit­en“ nicht bleiben kön­nen. Nach­dem Eck­hard Schu­bert, Stel­lvertreter der Stadtverord­neten­ver­samm­lung die Ver­anstal­tung offiziell been­dete, gin­gen die Vertreter_innen der Stadt.

Die Straßenbefürworter_innen blieben. Auf T‑Shirts und Schildern bracht­en sie zum Aus­druck: „Die Amadeu-Anto­nio-Straße ist überall“.

Inforiot