Kategorien
Antifaschismus

Schwieriges Pflaster

Seit Monat­en beherrschen Berichte über die euopäis­che Finanzkrise die Medi­en. Auch die NPD ver­sucht das The­ma für sich zu nutzen und marschierte in diesem Jahr bere­its vier Mal mit EU- und Euro-feindlichen Slo­gans in Bran­den­burg auf. Mit mäßigem Erfolg. Block­aden und Gegen­proteste machen der Partei schw­er zu schaffen.

Am Sam­stag wollen die Neon­azis um Lan­deschef Klaus Beier unter dem Mot­to “Wir arbeit­en — Brüs­sel kassiert” in Pots­dam demon­stri­eren. Der vom NPD-Kreisver­band Hav­el-Nuthe angemeldete Neon­azi-Auf­marsch ist Teil des Demon­stra­tions­marathons “Aktion Klee­blatt”, mit dem die Partei seit März durch Bran­den­burg zieht.

They shall not pass!

Gegen den Auf­marsch mobil­isiert neben dem antifaschis­tis­che Zusam­men­schluss “They shall not pass” das städtis­chen Bünd­nis “Pots­dam naz­ifrei” . Während das Bünd­nis der Stadt zum Tol­er­anzfest ein­lädt, ruft “They shall not pass” dazu auf, dem NPD-Aufzug, der um 11 Uhr am Haupt­bahn­hof begin­nen soll, “mit allen nöti­gen Mit­teln” Wider­stand zu leisten.

Pots­dam ist immer wieder Betä­ti­gungs­feld für Recht­sradikale. Im ver­gan­genen Novem­ber und im Feb­ru­ar dieses Jahres wurde die Wald­stadt zur Bühne von zwei nächtlichen Fack­elmärschen. Mit Crimark existiert in Pots­dam mit­tler­weile eine neon­azis­tis­che Hooli­gan­grup­pierung, die sich im Umfeld des Fußbal­lzweitligis­ten Union Berlin bewegt. Das Antifaschis­tis­che Pressearchiv Pots­dam doku­men­tiert für 2011 mehrere gewalt­tätige Über­griffe und Pro­pa­gan­dade­lik­te von Rechts.

Trotz­dem gilt die Lan­deshaupt­stadt als schwieriges Pflaster für rechte Demon­stra­tio­nen. Der let­zte große Auf­marsch endete für die Neon­azis im Okto­ber 2004 in einem Debakel. Im Sep­tem­ber 2008 musste eine DVU-Kundge­bung vorzeit­ig abge­brochen wer­den, nach­dem ein Gen­er­a­tor der Ver­anstal­ter zer­stört wurde. Zulet­zt wurde im August die NPD-Deutsch­land­tour mit Schuh- und Eier­wür­fen auf dem Luisen­platz empfangen.

They did not pass!

Auch am kom­menden Sam­stag ist mit mas­sivem Wider­stand gegen die recht­sradikale Partei zu rech­nen. Der in diesem Jahr block­ierte NPD-Auf­marsch in Frank­furt und die erfol­gre­ichen Gegen­proteste in Brandenburg/Havel und Cot­tbus zeigen, dass es der Neon­azi-Szene im Land immer schw­er­er fällt, ihren Anliegen außer­halb kon­spir­a­tiv organ­isiert­er Aufzüge auf die Straße zu tra­gen. Für den 10. Novem­ber hat die NPD eine weit­ere Demon­stra­tion in Frank­furt angekündigt.

Die Proteste gegen die NPD begin­nen bere­its am 14. Sep­tem­ber. “They shall not pass” ruft für Fre­itag zu ein­er Vor­abbend­demon­stra­tion auf. Start­punkt ist um 19 Uhr der Haupt­bahn­hof Pots­dam. Für Sam­stag, den 15. Sep­tem­ber, sind ab 10 Uhr Proteste am Haupt­bahn­hof angekündigt. Die Polizei teilte mit, mit einem Großaufge­bot von 1.500 Ein­satzkräften vor Ort zu sein.

 

Ter­mine

12. Sep­tem­ber, 19 Uhr (Spar­ta­cus, Pots­dam): Vor­trag und Demo 1x1
14. Sep­tem­ber, 19 Uhr (Haupt­bahn­hof Pots­dam): Vor­abbend­de­mo
15. Sep­tem­ber, 10 Uhr (Pots­dam): Nazi­auf­marsch ver­hin­dern
15. Sep­tem­ber, 19 Uhr (Spar­ta­cus, Pots­dam): After­de­mo-Par­ty

Kategorien
(Anti-)Rassismus

Antirassistische Kritik unerwünscht

Und auch wenn Pup­pen­spiele, Chorgesänge und Kochgrup­pen von den Asylbewerber_innen mit organ­isiert wur­den, waren von den ca. 120 Bewohner_innen nur wenige anwe­send. Wo waren die anderen? Eine Frage die wir nicht beant­worten kön­nen. Die meis­ten Bürger_innen die auf diesem Fest waren, macht­en einen mehr oder min­der desin­ter­essierten Ein­druck an der Flüchtlings­the­matik. Wahrschein­lich weil sie gar nicht zum The­ma gemacht wurde. „Ein interkul­turelles Pro­gramm für Groß & Klein, sowie Raum und Zeit zum Ken­nen­ler­nen“ – Das war das The­ma bzw. der Sinn des Ganzen. Doch für kri­tis­che Töne war an diesem Tag kein Platz. Als Jugendliche aus dem Umfeld des JWP-Mit­ten­drins, einen zuvor zugesicherten Rede­beitrag hal­ten woll­ten, wurde ihnen dies von den Organ­isatoren des Festes unter­sagt. Darunter Dani­lo Kun­ze, Mitar­beit­er der Aus­län­der­be­hörde des Land­kreis­es OPR und Mar­tin Nowak, Quatier­man­ag­er der Fontanes­tadt Neu­rup­pin zur Konzepten­twick­lung der sozialen Daseinsvor­sorge. Kun­ze, der täglich am Schreibtisch über die Schick­sale von Men­schen richtet, ließ von vorn­here­in keine Diskus­sion zu und unter­sagte uns eine Poli­tisierung „seines“ Festes, da dieser Tag für ihn in keinem poli­tis­chen Zusam­men­hang stünde.

Um die Inhalte unseres Rede­beitrags den­noch an die Men­schen zu brin­gen, entsch­ieden wir uns spon­tan zur Vervielfäl­ti­gung unseres Beitrags, um sie als Fly­er auf der Ver­anstal­tung zu verteilen. Unmit­tel­bar nach Beginn der Aktion, wur­den uns und den Leuten, welche die Zettel schon erhal­ten hat­ten, diese von Kun­ze, Nowak und weit­eren Organ­isatoren aus der Hand geris­sen und mit Repres­sion durch die Staats­ge­walt gedro­ht. Den­noch bilde­ten sich vere­inzelte Diskus­sio­nen, die aber sofort durch ein Hausver­bot der Organ­isatoren unter­bun­den wur­den. Einzig und allein Sebas­t­ian Kil­ian, ein­er der Mitor­gan­isatoren, war zu weit­eren Gesprächen außer­halb des Gelän­des bereit.

Auch der an diesem Tag gepflanzte „Apfel­baum der Tol­er­anz“, täuscht nicht über die geheuchelte Für­sorge, der poli­tisch Ver­ant­wortlichen, hin­weg. Selb­st wenn die Inten­sion des Festes gut gemeint war, bringt es keine prak­tis­che Verbesserung der Lebenssi­t­u­a­tion der Asyl­suchen­den. Die Organ­isatoren bere­it­eten diesen Tag als „ober­flächige Wohlfühlshow“ vor, bei der sich mit her­zlichen Reden und war­men Essen gegen­seit­ig auf die tol­er­ante Schul­ter gek­lopft wurde. Die Tat­sache, dass die Kri­tik an den beste­hen­den Ver­hält­nis­sen im Heim aktiv ver­hin­dert wurde beweist, dass eine tief­ere Auseinan­der­set­zung mit der Prob­lematik nicht erwün­scht ist.

Wir fordern die Auflö­sung des Heims und eine dezen­trale Unter­bringung für alle Flüchtlinge! 

Bleiberecht für alle Asylsuchenden!

Kategorien
(Anti)militarismus Bildung & Kultur

Bundeswehr raus aus den Schulen

Am 8. Sep­tem­ber macht­en wir uns mit 10 hochmo­tivierten Mitstreiter*innen auf den Weg ins Ober­stufen­zen­trum Straus­berg, um – wie so oft – gegen etwas zu sein: die Bun­deswehr im All­ge­meinen und ihre Wer­beak­tio­nen an Schulen.

Denn beim Aus­bil­dungstag der Stadt Straus­berg stellte sich das Mil­itär als ganz nor­maler Aus­bil­dungs­be­trieb vor. Nach anfänglichen Stre­it­igkeit­en um das auf oder vor dem Gelände Ste­hen, blieben wir ein­fach da und wur­den schließlich von der Schullei­t­erin akzep­tiert. Für zweiein­halb Stun­den verteil­ten wir Fly­er, But­tons, ließen die Trans­par­ente und Schilder wirken und kamen mit inter­essierten Besucher*innen und Vertreter*innen der Unternehmen ins Gespräch, von denen sich so manche mit uns sol­i­darisierten. Die etwas über­rumpelte Schullei­t­erin bot eine Gespräch­srunde zum The­ma “Bun­deswehr in Schulen” an, um die Prob­lematik in Ruhe zu disku­tieren; es geht also weit­er! Schön war´s gewesen.

 

Fly­er­text:

Bun­deswehr raus aus den Schulen 

Liebe Schüler*innen , liebe Eltern, liebe Besucher*innen, heute hat die Stadt Straus­berg zum 17.Ausbildungstag am Ober­stufen­zen­trum ein­ge­laden, um Jugendlichen die Beruf­swelt näher zu brin­gen. Auf­grund des Fachkräfte­man­gels ist das eine sehr nette Sache, meinen sie nicht auch? 

Neben Infor­ma­tio­nen zu kaufmän­nis­chen und handw­erk­lichen Berufs­feldern präsen­tiert sich eine Insti­tu­tion, zu deren Auf­gaben das Töten gehört. Die Bun­deswehr ver­sucht sich bei solchen Ereignis­sen in einem friedlichen und human­is­tis­chen Licht zu präsentieren.

Ziel ist eine Akzep­tanz für Krieg­sein­sätze in einem bre­it­en Spek­trum der Gesellschaft zu erre­ichen, sowie Ziv­il- und Stre­itkräfte anzuwer­ben. Dazu hiel­ten zu Beginn des neuen Schul­jahres Jugend­of­fiziere im OSZ während der Unter­richt­szeit Vorträge über die mil­itärische Lauf­bahn und präsen­tierten ihre Aus­rüs­tung. Die Schüler*innen mussten an dieser Ver­anstal­tung teil­nehmen. Eine kon­tro­verse Diskus­sion war mit dem geschul­ten Per­son­al nicht möglich, da die Auf­gabe der Jugenof­fiziere auss­chließlich darin beste­ht, neue Mit­glieder zu werben.

Die in der Öffentlichkeit als human­itär beze­ich­neten Hil­f­sein­sätze stellen stattdessen eine Sicherung weltweit­er Han­del­srouten sowie den Zugang zu Ressourcen dar. 

Wir sol­i­darisieren uns mit allen Schüler*innen des Ober­stufen­zen­trums und rufen Eltern und Lehrer dazu auf, die Zusam­me­nar­beit mit der Bun­deswehr abzulehnen!

In diesem Sinne: “Schul­frei für die Bun­deswehr – Bun­deswehr abschaffen!”

Kategorien
Arbeit & Soziales

Gemeinschaft WagenHausBurg Hermannswerder bleibt!

Die Stadtver­wal­tung Pots­dam hat sich trotz anders lau­t­en­der Arbeit­saufträge der Stadtverord­neten im Juni 2012 vor allem der Vari­ante „5 weit­ere Jahre Her­mannswerder plus Umzug nach Golm“ gewid­met. Dieses „faire“ – erneut befris­tete – Ange­bot bedeutet für uns Bewohner/innen ein Gebäu­deneubau auf einem brach­liegen­den, uner­schlosse­nen Grund­stück in Golm, von dem nicht abschließend mit­geteilt wurde, ob der Boden durch frühere Nutzung belastet ist. Gle­ichzeit­ig sind wir gezwun­gen, für das eben­falls mar­o­de wer­dende Gebäude auf Her­mannswerder und für die geforderte Ver­rück­ung der Bauwa­gen hohe, nicht nach­haltige Investi­tio­nen zu leisten.

Es ist ein Schlag ins Gesicht, dass uns nach dieser lan­gen Zeit das Grund­stück für knapp 2Mio Euro Kauf­preis ange­boten wird, das bere­its Ersat­zob­jekt ist und dessen Wert erst in den ver­gan­genen zwei Jahren so exor­bi­tant stieg. Instand­hal­tungs- und Ren­ovierungskosten sind noch nicht ein­mal einkalkuliert.

Eine seit 12 Jahren existierende Gemein­schaft, ein sich finanziell kom­plett selb­st tra­gen­des Pro­jekt mit vielfälti­gen unkom­merziellen Ange­boten und das Aus­bil­dung­spro­jekt des BUS e.V. sowie die Fahrrad­w­erk­statt der Diakonie Werk­stät­ten Pots­dam gGmbH sollen weichen, um auf dem gesamten Are­al hochw­er­tige – und damit vor allem höch­st­preisige — Woh­nun­gen bauen zu lassen.

Mit unser­er Ver­drän­gung wird in kein­er Weise die existierende Pots­damer Woh­nungsknap­pheit ver­min­dert. Ver­min­dert wird damit einzig und allein gün­stiger Wohn­raum in der Stadt. In „guter Lage“ zu wohnen ist defin­i­tiv nicht mehr leist­bar für eine ras­ant steigende Anzahl an Men­schen. Und will sich eine selb­st­be­wusste Stadt ern­sthaft zukün­fti­gen Mieter/innen beu­gen, die die Nach­barschaft zu ein­er Wagen­burg als Wert­min­derung empfinden?

Wir find­en es beschä­mend, dass Stadtkäm­mer­er Burkhard Exn­er unseren Verbleib in direk­ten Zusam­men­hang mit dem Bau neuer Kindertagesstät­ten und Schulen set­zt. Der angestrebte Erlös aus der von uns belebten Fläche füllt doch angesichts des Gesamthaushaltes ein­er Lan­deshaupt­stadt nur für kurze Zeit die Stadtkasse. Das ist ein­fach eng gedacht! Und schließlich hat Pots­dam bere­its öfter gezeigt, dass für ver­schiedene „Pro­jek­te“ aus­re­ichend Geld vorhan­den ist – z.B. die Schenkung eines Grund­stücks an die Stiftung Gar­nisonkirche, die damit ein äußerst umstrittenes Pro­jekt vorantreibt oder die Abfind­ung des ehe­ma­li­gen Stadtwerke-Chefs Peter Paffhausen von knapp 1 Mio Euro. Wir sind ganz entsch­ieden nicht die aktuelle Melkkuh für Finan­zlöch­er der Stadt!

Das Weit­erbeste­hen des Gemein­schaft­spro­jek­ts Wagen­Haus­Burg Her­mannswerder am jet­zi­gen Stan­dort ist ein­deutig eine Frage des poli­tis­chen Wil­lens der Stadt Pots­dam. Wir fordern drin­gend dazu auf, den Tun­nel­blick der allein ver­w­er­tung­sori­en­tierten Ver­hand­lungslin­ie zu öff­nen und die Gespräche mit uns als Vertreter/innen eines langjähri­gen Pots­damer Pro­jek­ts in Rich­tung langfristige Nutzung fortzusetzen.

 

Am kom­menden Mittwoch, 12.09. soll ab 17h00 in der Haup­tauss­chuss­sitzung im Rathaus Pots­dam der Vorschlag „5 Jahre Her­mannswerder und dann Umzug nach Golm“ zur Abstim­mung gestellt wer­den. Diese Sitzung darf – zumin­d­est im öffentlichen Teil – gerne besucht werden!

 

Kategorien
Antifaschismus

They Shall Not Pass – Sie werden nicht durchkommen!

Pots­dam — Am 30.10.2004 knallte es an der Lan­gen Brücke in Pots­dam. An diesem Tag woll­ten Neon­azis durch die Innen­stadt marschieren. Die Polizei ver­suchte den Protest gegen den Auf­marsch mit Gewalt zu unterbinden woraufhin entschlossene Antifaschist_innen sich mit Steinen, Flaschen und Pyrotech­nik zur Wehr set­zten. Kleinere Bar­rikaden wur­den gebaut und Polizeifahrzeuge ent­glast. Wegen weiträu­miger Polizeiab­sper­run­gen marschierten die Neon­azis let­z­tendlich nach Pots­dam-Babels­berg. Das Konzept ist also nur zur Hälfte aufgegangen.

FINGERMALFARBEN

Die bürg­er­lichen Proteste waren im Jahr 2004 noch sym­bol­is­ch­er Art, wie beispiel­sweise ein „Tol­er­anzfest“, das Basteln von großen Pup­pen oder mit dem Besen hin­ter den Neon­azis hin­ter­herzufe­gen — logis­cher­weise ver­hin­derten sie damit rein gar nichts. Aus der Erfahrung, dass Protest fernab des Geschehens kein erfol­gver­sprechen­des Konzept ist und es allein der Pots­damer Linken zu ver­danken ist, dass der faschis­tis­che Auf­marsch nicht unge­hin­dert durch die Innen­stadt ziehen kon­nte, zog das „Pots­dam beken­nt Farbe“-Bündnis einen entschei­den­den Schluss. Aus den damals durch die Region­al­presse geis­tern­den Bildern eines „bren­nen­den“ Pots­dams schlossen sie, dass man den linken Chaoten nicht das Feld (des Ruhmes im antifaschis­tis­chen Kampf) über­lassen könne. Sie stell­ten sich einem weit­eren Neon­azi­auf­marsch im Jahr 2005 direkt ent­ge­gen und block­ierten schlussendlich die Route und Seit­en­straßen. Was die Pots­damer Poli­tik in ihrem „Sieges­taumel“ zu erwäh­nen ver­gaß: die angereis­ten Neon­azis führten, wiederum mas­siv geschützt durch die Polizei, in Berlin einen Auf­marsch durch.

FEHLFARBEN

Es lässt sich fest­stellen, dass Neon­azis, ihr Umfeld und die von ihnen began­genen Gewalt­tat­en und Pro­pa­gan­daak­tio­nen, oft erst spät zu einem „offiziellen“ Prob­lem in Pots­dam wer­den. Üblicher­weise sind es linke Grup­pierun­gen und Einzelper­so­n­en, die auf der­ar­tige Prob­leme aufmerk­sam machen, lange bevor sie das bürg­er­liche Pots­dam wahrn­immt. So wurde im Jahr 2005 der soge­nan­nten „sum­mer of hate“, welch­er aus fast täglichen mas­siv­en gewalt­täti­gen Naz­iüber­grif­f­en bestand, in der öffentlichen Wahrnehmung erst zu einem Prob­lem, als sich linke Jugendlichen dage­gen wehrten und ver­sucht­en den Neon­azis Paroli zu bieten. Doch nun ver­schob sich die Wahrnehmung von der „Auseinan­der­set­zung zwis­chen rival­isieren­den Jugend­grup­pen“ hin zu ein­er ange­blich von links aus­gelösten „Gewalt­spi­rale“. Dass die Stadt Pots­dam ein mas­siv­en Prob­lem mit Neon­azis hat, wurde erst auf­grund inten­siv­en linken Engage­ments öffentlich anerkannt.

Auch an einem jün­geren Beispiel wird die Strate­gie der Stadt Pots­dam deut­lich, Prob­leme mit Neon­azis totzuschweigen, bis diese zu offen­sichtlich wer­den und den Ruf als „weltof­fene Stadt“ gefährden, um sich dann an die Spitze des Protestes zu stellen. Schon zu Beginn des Jahres 2010 warn­ten antifaschis­tis­che Grup­pen vor einem Wieder­erstarken der Neon­azi-Szene in Pots­dam, das ein­her gehe mit gewalt­täti­gen Über­grif­f­en. Erst Ende 2011, nach ein­er Vielzahl von weit­eren Über­grif­f­en und einem Fack­elzug der Neon­azis durch Wald­stadt, nahm sich das Bünd­nis „Pots­dam beken­nt Farbe“ dieses Prob­lems, wiederum mit ein­er rein sym­bol­is­che Aktion, an. Ein „Wald­stadtspazier­gang“ mit den Spitzen der Stadt­poli­tik in der ersten Rei­he wurde organ­isiert, damit auch sie mal “Farbe beken­nen kön­nen” um sich damit den Vor­wurf der Untätigkeit vom Hals zu hal­ten. Dass Neon­azis während dieser Demon­stra­tion Fotos von antifaschis­tis­chen Jugendlichen gemacht haben und ins Inter­net stell­ten – kein­er weit­eren Erwäh­nung wert. Einzige Schlussfol­gerung der Poli­tik aus dieser Demon­stra­tion: Ein Tol­er­anzfest muss her und zwar in Waldstadt.

Auf­grund des geplanten Neon­azi­auf­marschs am 15.09. wird nun auch diese einzige Form des länger­fristiges Engage­ment der Stadt in Pots­dam-Wald­stadt aus­fall­en, da sie sich mit ihrem Tol­er­anzfest den Neon­azis am Haupt­bahn­hof in den Weg stellen will. Ob diese Strate­gie aufge­hen wird, liegt haupt­säch­lich an der Frage, welche Tak­tik die Polizei an diesem Tag fahren wird. Wird sie ihre Zusage ein­hal­ten, keine „Ham­burg­er Git­ter“ zu ver­wen­den um die Neon­azis und ihre Route von Protesten abzuschir­men? Wird sie gewalt­tätig Straßen­block­aden auflösen? Wird sie, um den Neon­azi­auf­marsch ungestört durch die Stadt marschieren zu lassen, die halbe Stadt absper­ren? Wird sie den Pots­damer Son­nenkönig und Ober­bürg­er­meis­ter Jakobs genau­so gewalt­tätig abräu­men wie sie es mit Protestieren­den in Neu­rup­pin tat? Wir wis­sen es nicht, aber diese strate­gis­chen Über­legun­gen zur Ver­hin­derung des NPD-Auf­marsches sind unser­er Ansicht nach auch nicht der sprin­gende Punkt. Für uns ist es viel entschei­den­der, warum der­ar­tige Bürg­er­bünd­nisse im Kampf gegen Neon­azis ver­sagen müssen.

BRAUN JA BRAUN SIND ALLE MEINE FARBEN

Um zu ver­ste­hen, warum der bürg­er­liche Staat im Kampf gegen rechte Gewalt und alltägliche Diskri­m­inierun­gen hoff­nungs­los scheit­ert und auch der Protest wohlwol­len­der Bürger_innen daran nichts ändern kann, wollen wir einen Blick auf den „Nation­al­sozial­is­tis­chen Unter­grund“ (NSU) werfen.

Die Tat­sache, dass diese Neon­azis über Jahre ihr mörderisches Unwe­sen treiben kon­nten, ist keinem Ver­sagen des staatlichen Sicher­heit­sap­pa­rats (Polizei, VS, LKA) zuzuschreiben. Die von Nazis nach dem zweit­en Weltkrieg aufge­baut­en Sicher­heits­be­hör­den sind schon von ihrer Struk­tur und ihrer Zielset­zung her nicht in der Lage Neon­azis Wider­stand ent­ge­gen zu set­zen. Sie scheit­ern mit diesem Anliegen nicht, weil sie groteske Fehler machen (beispiel­sweise einen Hellse­her befra­gen oder selb­st einen Dön­er-Imbiss eröff­nen) son­dern weil sie dieses Anliegen nicht haben, nicht haben kön­nen. In einem kap­i­tal­is­tis­chen Sys­tem wie unserem schützen staatliche Sicher­heits­be­hör­den die wirtschaftlichen Inter­essen der besitzen­den Klasse. Dieser „Schutz“ wen­det sich gegen Men­schen, welche dieses Wirtschaftssys­tem angreifen wollen. Es sind eben nicht Neon­azis mit ihrem „roman­tis­chen Antikap­i­tal­is­mus“, der let­z­tendlich nur eine nation­al­isierte Vari­ante des Kap­i­tal­is­mus darstellt, die diese Inter­essen radikal in Frage stellen. Im Gegen­teil, sie nehmen die von dieser Gesellschaft pro­duzierte Aufteilung in Arm vs. Reich, Weiße Haut­farbe vs. Schwarze Haut­farbe, Deutsche Groß­mut­ter vs. pol­nis­che Groß­mut­ter, als naturgegeben hin, als seien diese Spal­tun­gen nicht von Men­schen gemacht, son­dern von Gott gegeben. Neon­azis wurzeln ide­ol­o­gisch also im kap­i­tal­is­tis­chen Sys­tem und über­spitzen nur die in diesem Sys­tem pro­duzierte Welt­sicht. Sie berufen sich pos­i­tiv auf den deutschen Staat und fordern lediglich mehr völkisches Bewusst­sein. Somit gel­ten sie in der Öffentlichkeit als fehlgeleit­ete Jugendliche, die ab und an mal über die Strenge schla­gen, wohinge­gen auch die kle­in­ste linke Grup­pierung unter Ter­rorver­dacht ger­at­en kann. In diesem Zusam­men­hang ist es unmöglich die abge­drosch­ene Phrase von dem blind­en recht­en Auge nicht zu bemühen. Seit­dem die par­la­men­tarische Demokratie in Deutsch­land angekom­men ist bzw. zwang­seinge­führt wurde, sind es zumeist Linke, auf die sich staatliche Repres­sion auswirkt. Denn sie kämpfen für die völ­lige Abschaf­fung des Staates als kap­i­tal­is­tis­ches Herrschaftsin­stru­ment und fordern eine klassen­lose und herrschafts­freie Gesellschaft.

Aus diesen Grün­den bleibt bürg­er­lich-demokratis­ch­er Protest gegen Neon­azis hoff­nungs­los, solange nicht die tat­säch­liche kap­i­tal­is­tis­che Ide­olo­gie, son­dern nur ihre zuge­spitzte Form kri­tisiert wird. Antifaschis­tis­che Kri­tik bedeutet, dass der deutsche Staat als das erkan­nt wird was er ist: Gewaltherrschaft. Und die Faschist_innen sind seine Kinder.

FARBE BEKENNEN 

Eben diese Dimen­sion beziehen Bürger_innen in ihre Proteste nicht mit ein. Sie feiern ein­fach nur die Vielfalt, Cous­cous neben Bratwurst, Con­ga-Trom­mel neben Klar­inette, Regen­bo­gen­fahne neben Gar­nisonkirche. Aber selb­st dieser Wun­sch nach Vielfalt ist kap­i­tal­is­tisch struk­turi­ert. Es ist nicht die Vielfalt als solche die gewün­scht wird, son­dern es ist Vielfalt die etwas „nutzt“, die etwas her­ma­cht und die vorgezeigt wer­den kann – wie zum Beispiel ein mul­ti­kul­tureller Markt, oder ein viet­name­sis­ches Restau­rant, oder eine Män­ner-Fußball-Welt­meis­ter­schaft unter dem Mot­to „Die Welt zu Gast bei Freunden“.

Vielfalt entspricht in diesem Zusam­men­hang nicht einem Ver­ständ­nis der ver­schiede­nen Leben­szusam­men­hänge in welchen Men­schen sich befind­en, son­dern ein­er sta­tis­chen Rol­len­zuschrei­bung. Die von ihnen propagierte Vielfalt ist ein äußerst dehn­bar­er Begriff. So lässt sich ein Drecks­blatt wie die Bild, eine deut­lich nach rechts offene Partei wie die CDU, die unter­schiedlichen Leben­sre­al­itäten von Leiharbeiter_innen und der Unternehmensleitung, wun­der­bar in diese Ide­olo­gie ein­rei­hen. Nichts ist wirk­lich falsch, alles hat eine Berechtigung.

Tat­säch­liche Kämpfe um gesellschaftliche Anerken­nung wer­den bagatel­lisiert und zum Aus­druck kul­tureller Ver­schieden­heit verniedlicht. So sind offiziell „gut inte­gri­erte“ Men­schen dem ras­sis­tis­chen gesellschaftlichen Druck immer noch aus­ge­set­zt – genau­so wie es nach wir vor in einem Großteil von Deutsch­land schwierig ist als les­bi_schwul_­trans-Pärchen Händ­chen hal­tend zu flanieren, oder mit einem David­stern um den Hals tra­gend einkaufen zu gehen. Dies zu erken­nen würde als Kon­se­quenz erfordern, nicht nur alle paar Jahre gegen Neon­azis auf die Straße zu gehen, son­dern den Kampf gegen Aus­gren­zung und Unter­drück­ung auf allen Ebe­nen mit allen Mit­teln aufzunehmen.

FARBENLEHRE 

Verän­derung ist mit Kri­tik allein nicht zu schaf­fen. Sie kann nur durch prak­tis­ches Han­deln erre­icht wer­den. Dieses zu entwick­eln, erfordert immer wieder Organ­i­sa­tion­ser­fahrun­gen. Deshalb rufen wir dazu auf, sich an den Protesten am 15.09.2012 zu beteili­gen. Proteste gegen Nazis, in all ihrer poli­tis­chen Begren­ztheit, haben zumin­d­est das Poten­tial, Erfahrun­gen zu ver­mit­teln, die ein­er wirk­lich antifaschis­tis­che Prax­is den Weg bere­it­en, sei es die Ohn­macht­ser­fahrung vor staatlich­er Repres­sion, die das Ver­trauen in den bürg­er­lichen Rechtsstaat zu erschüt­tern ver­mag aber auch das Erfol­gser­leb­nis, sich durchzuset­zen, den Nazis den Weg abzuschnei­den und der Polizei die Kon­trolle der Sit­u­a­tion zu entwinden.

Antifaschis­tis­che Prax­is wollen auch wir am 15.09.2012, im Rah­men des linken Bünd­niss­es “They shall not pass”, wal­ten lassen und den Nazis kräftig in den Arsch treten.

Radikal, Dezen­tral, Phänomenal! 

Ab 11.00 Uhr in der Innenstadt 

Check: http://ak.antifa.cc & http://theyshallnotpass.blogsport.eu

Kategorien
Antifaschismus

Ofenstadt Velten wehrt sich gegen Neonazis

Am gest­ri­gen 01. Sep­tem­ber führ­ten die Jun­gen Na­tio­nal­de­mo­kra­ten (JN) eine Kund­ge­bung mit rund 70 Teil­neh­mer*innen am Vel­te­ner Rat­haus durch. An­lass dafür war die Ab­leh­nung der Nut­zung des Sport­plat­zes des ört­li­chen Rug­by­ver­eins durch den Ver­ein und der Stadt. Schon im De­zember 2011 be­schlos­sen Vel­te­ner Ab­ge­ord­ne­te in ein­er Sat­zung, dass die Nut­zung von städ­ti­schen Räume für po­li­ti­sche Ver­an­stal­tun­gen ver­bo­ten sei. Durch diese Re­ge­lung konn­te die JN aus­ge­sperrt wer­den. Etwa 12 Mann­schaf­ten waren an­ge­mel­det und woll­ten mit Zel­ten an­rei­sen. Das in rech­ten Sze­ne­krei­sen als „an­ti­im­pe­ria­lis­tisch“ be­kann­te Fuß­ball­tur­nier wird jedes Jahr um den 01. Sep­tem­ber ver­an­stal­tet und fand in der Ver­gan­gen­heit in Ora­ni­en­burg (2007), Pots­dam (2009), Tel­tow Flä­ming und wei­te­ren Städ­ten statt und galt als wich­ti­ge Ver­net­zungs­ver­an­stal­tung. Am 1. Sep­tem­ber 1933 über­fiel Deutsch­land Polen und lei­te­te damit den An­fang des zwei­ten Welt­krie­ges und somit den Be­ginn der Shoa und den Ver­nich­tungs­krieg gegen seine Geg­ner*innen ein. Heute wird an die­sen Datum öf­fent­lich für Frie­den und gegen Krieg ein­ge­stan­den. Bun­des­weit ver­su­chen Neo­na­zis den 1. Sep­tem­ber, für ihre Zwe­cke zu in­stru­men­ta­li­sie­ren. So wol­len sie linke Po­si­tio­nen be­set­zen und ver­schlei­ern den mör­de­ri­schen Im­pe­ria­lis­mus Deutsch­lands in der Zeit von 1933 – 1945.

An der Kund­ge­bung nah­men Per­so­nen aus Vel­ten, Ora­ni­en­burg, Ber­lin, Neu­rup­pin, Witt­s­tock, Nauen, Ra­the­now, Pots­dam, Bar­nim, Mär­kisch-?Oder­land und Ham­burg teil. Der An­mel­der der Kund­ge­bung war der Ber­li­ner NPD-?Lan­des­vor­sit­zen­de und Füh­rungs­ka­der des NW-?Ber­lin, Se­bas­ti­an Schmidtke. Schmidtke er­schien je­doch wie an­ge­kün­digt nicht zur Ver­an­stal­tung. Als Ver­samm­lungs­lei­ter und Red­ner war der vor kur­zen nach Lübt­he­en ver­zo­ge­ne JN-?Bun­des­vor­stands­mit­glied und ört­li­che JN-?Ka­der Se­bas­ti­an Rich­ter an­we­send. Rich­ter sprach mehr­fach von der „Volkstreu­en Ju­gend Ober­ha­vel“, denen das Recht auf Fuß­ball­spiel ver­wehrt wurde. Wei­te­re an­we­sen­de Neo­na­zis aus Ober­ha­vel waren Phi­lip Bad­czong (JN Ora­ni­en­burg), Rene Do­wall (JN Ora­ni­en­burg), Chris­ti­an Fritz (JN Ora­ni­en­burg), Hen­ry Pran­g (JN Ora­ni­en­burg), Burk­hard Sah­ner (NPD Ober­ha­vel, Schön­wal­de) und Stef­fen Gram­mel (NPD Ober­ha­vel, Hen­nigs­dorf). Ein wei­te­rer an­we­sen­de NPD Funk­tio­när, der kurz­zei­tig eine Bran­den­burg Fahne hoch hielt, war Mike Schnei­der aus Nauen, wel­cher in Nauen Stadt­ver­ord­ne­ter ist. Als An­ti-?An­ti­fa-?Ak­ti­vist be­tä­tig­te sich der Vel­te­ner und Mit­glied der Ka­me­rad­schaft “Freie Kräf­te Neu­rup­pin/Ost­ha­vel­land” Toni Mel­chert. Aus Ber­lin waren Neo­na­zis des ver­bo­te­nen “Front­bann 24”, der NPD und des “Na­tio­na­len Wi­der­stand Ber­lin” an­we­send, dar­un­ter be­kann­te Per­so­nen wie Ge­si­ne Henn­rich, Ron­ny Schr­a­der, Björn Wild,  Oli­ver Oelt­ze, Da­ni­el Schie­fer, Da­ni­el Mei­nel, Roman Ki­sche, Gor­don Bodo Dreisch und Mar­cus Bi­sch­off. Aus Bar­nim waren Mit­glie­der der auf­ge­lös­ten “Ka­me­rad­schaft Mär­kisch Oder Bar­nim” und des “Bar­ni­mer Freun­des­kreis 25” an­ge­reist, die zum Teil Pull­over mit der Auf­schrift tru­gen. Eine der Per­so­nen trug einen Pull­over mit ein­er Schwar­zen Sonne, auf der­Hän­de zum Hit­ler­gruß ge­legt waren. Das Bild, wie auch wei­te­re Ver­stö­ße, waren kein Ein­lass für die Po­li­zei straf­recht­lich zu in­ter­ve­nie­ren. Aus Mär­kisch-?Oder­land waren die „Au­to­no­men Na­tio­na­lis­ten – Oder Spree“ mit einen Trans­pa­rent ver­tre­ten. Auch die „Wei­ßen Wölfe Ter­ror­crew“ waren mit der Sek­ti­on Ham­burg und Witt­s­tock ver­tre­ten. Unter den Witt­s­to­ckern war der Füh­rungs­ka­der und mehr­fach ver­ur­tei­le Ge­walt­tä­ter Sandy „Lui“ Lud­wig an­we­send. Sek­ti­on Ham­burg muss­te kurz nach Auf­takt der Kund­ge­bung ihr Trans­pa­rent mit der Auf­schrift „BRD Zer­schla­gen“ an die Po­li­zei über­ge­ben. Neu­rup­pin und Ost-?Pri­gnitz waren zu dem mit zwei Schwar­zen Fah­nen vertreten.

Aus­weich­kund­ge­bung für Dortmund?

Neben Grup­pen­trans­pa­ren­ten zeig­ten die Teil­neh­mer*innen der Na­zikund­ge­bung eines mit der Auf­schrift „Schö­ne Grüße nach Dort­mund. So­li­da­ri­tät ist nicht nur ein Wort“. Spä­ter hin­ter­lie­ßen sie mit Krei­de eine wei­te­re Gruß­bot­schaft: „So­li­da­ri­tät mit dem NWDO“, so wie „Na­tio­na­ler Wi­der­stand“ mit Namen ver­bo­te­ner Ka­me­rad­schaf­ten und Neo­na­zi­netz­wer­ke. Mut­maß­lich stell­te die Kund­ge­bung für Neo­na­zis aus der Re­gi­on eine Er­satz­kund­ge­bung für die De­mons­tra­ti­on in Dort­mund dar, wel­che nach dem Ver­bot des Na­tio­na­len Wi­der­stan­des Dort­mund (NWDO) durch die Stadt eben­falls ver­bo­ten wurde. Der An­mel­der der Vel­te­ner Kund­ge­bung, Se­bas­ti­an Schmidtke, war in Dort­mund als Red­ner vor­ge­se­hen und am mor­gen der Kund­ge­bung rief er auch noch zu bun­des­wei­ten Ak­tio­nen gegen Re­pres­si­on auf. Der sog. „Na­tio­na­le An­ti­kriegs­tag“ in Dort­mund gilt als gro­ßes Event der bun­des­wei­ten Neo­na­zi­sze­ne. Neben den So­li­da­ri­täts­be­kun­dun­gen ist der Mo­bi­li­sie­rungs­er­folg bin­nen der kur­zen Zeit ein wei­te­res Indiz dafür.

Ehe­ma­li­ger Rechts­ter­ro­rist Bi­sch­off auf der Kundgebung

Mit einem freund­li­chen Han­schlag be­grüß­te der Ver­samm­lungs­lei­ter Se­bas­ti­an Rich­ter den Ber­li­ner Mar­kus Bi­sch­off. Bi­sch­off war in den 90ern Mit­glied des „Weis­sen­se­er Ari­scher Wi­der­stand (WAW)“ aktiv. In der Zeit zwi­schen 1992 und 1993 ver­such­ten Neo­na­zis nach dem Vor­bild von Ros­tock-?Lich­ten­ha­gen Asyl­be­wer­ber­hei­me in den Be­zir­ken Pan­kow, Wei­ßen­see und Ho­hen­schön­hau­sen mit Brand­sät­zen nie­der­zu­bren­nen. Die On­line Zei­tung „Scharf Links“ schrieb dazu:

Der Hö­he­punkt die­ser At­ta­cken war 1993 er­reicht, als die Neo­na­zi­grup­pe “Wei­ßen­se­er Ari­scher Wi­der­stand (WAW)” Hand­gra­na­ten in ein Flücht­lings­heim in Wei­ßen­see warf. Zudem ver­üb­te die Grup­pe in die­sem Zeit­raum An­schlä­ge auf Par­tei­bü­ros der PDS, der Vor­gän­ge­rin der heu­ti­gen Links­par­tei. Im Zu­sam­men­hang mit dem WAW fiel der Name des Neo­na­zis Mar­cus Bi­sch­off. Er wurde 1994 für die Pu­bli­ka­ti­on der Pro­pa­gan­da­schrift “NS-?Kampf­ruf” an­ge­klagt, die in di­rek­tem Zu­sam­men­hang mit dem WAW stand.?“

Heute ist Bi­sch­off fes­tes In­ven­tar der NPD Ber­lin. Im Som­mer 2011 un­ter­stütz­te er per­so­nell den Wahl­kampf der NPD in Ber­lin-?Pan­kow.

JN-Vize-?Chef hat­te Tri­kot des Ora­ni­en­bur­ger FC an

In Mit­ten der Kund­ge­bung ver­such­ten Mit­glie­der der JN Ora­ni­en­burg den Ein­druck der un­schul­di­gen Ju­gend­li­chen, die le­dig­lich Fuß­ball spie­len wol­len, zu ver­mit­teln. So for­der­te Rich­ter die “volk­streue Ju­gend” auf: “geht raus, geht auf die Sport­plät­ze! Spielt Fuss­ball”! Zehn Per­so­nen, dar­un­ter auch Rich­ter, spiel­ten dem­ent­spre­chend Fuß­ball in vol­ler Fuß­ball­klei­dung. Teile der Spie­ler hat­ten Tshirts mit der Auf­schrift „Sport Frei!“ und „Bran­den­burg“ an. Rich­ter trug hin­ge­gen ein Shirt des „Ora­ni­en­bur­ger FC Ein­tracht 1901“, aus­ge­rech­net eines Ver­eins, des­sen Sta­di­on „Ca­rol­lis To­le­ranz-?Are­na“ heißt. Das Spiel wurde laut Rich­ter mit dem Er­geb­nis „BRD 14 – Volk­streue Ju­gend 88“ be­en­det. Die Zah­len 14 und 88 ste­hen hier­bei für die Zah­len­codes “14 Words” und “Heil Hitler”.

Laut­star­ke Proteste

Mit lau­ter Musik und kräf­ti­gen „Nazis Raus“ rufen wurde die Neo­na­zikund­ge­bung über­tönt. Zum Ge­gen­pro­test in Sicht-? und Hör­wei­te waren knapp 150 An­ti­fa­schist*innen er­schie­nen und zeig­ten deut­lich, dass die Neo­na­zis in Vel­ten nicht will­kom­men sind. Zum Pro­test hat­te das Bünd­nis „Obeha­vel Na­zi­frei“, be­ste­hend aus lin­ken Par­tei­en und Ju­gend­ver­bän­den, An­ti­fa und Zi­vil­ge­sell­schaft, auf­ge­ru­fen. Neben die­sen waren auch die „In­itia­tiv­grup­pe gegen Ras­sis­mus und Ge­walt Vel­ten“ und das Ak­ti­ons­bünd­nis „Neu­rup­pin bleibt bunt“ an­we­send, so wie wei­te­re Bür­ger*innen. Hinzu kamen pro­mi­nen­te Po­li­ti­ker*innen wie Ger­rit Große (Die Linke, Vi­ze-?Land­tags­prä­si­den­tin), An­ge­li­ka Krü­ger-?Leiß­ner (SPD, MdB) und Hel­muth Mar­kov (Die Linke, stell­ver­tre­ten­der Mi­nis­ter­prä­si­dent und Fi­nanz­mi­nis­ter des Lan­des Bran­den­burg) und hiel­ten Reden. Auch die am­tie­ren­de Bür­ger­meis­te­rin Ines Hüb­ner mel­de­te sich zu Wort. Nicht kri­tik­los muss fest­ge­stellt wer­den, dass Hüb­ner zuvor noch ge­hofft hat, dass der Neo­na­zikund­ge­bung keine Be­ach­tung ge­schenkt wird und die Vel­te­ner*innen sich lie­ber dem Knei­pen­fest wid­men.

Faz­it

Die Na­zikund­ge­bung hat ge­zeigt, dass die Neo­na­zi­struk­tu­ren Ober­ha­vels kei­nes­wegs in­ak­tiv sind – ganz in Ge­gen­teil! Eben­falls zeig­te es, wie stark diese mit dem NW-?Ber­lin und an­de­ren Struk­tu­ren ver­netzt sind. Zudem ver­här­tet sich der Ver­dacht, dass der NW-?Ber­lin den Ver­such star­tet sich auf das Ber­li­ner Um­feld aus­zu­brei­ten. Die Neo­na­zikund­ge­bung hat al­ler­dings auch ge­zeigt, dass an­ti­fa­schis­ti­sche In­ter­ven­ti­on und zi­vil­ge­sell­schaft­li­ches En­ga­ge­ment in Vel­ten und Ober­ha­vel wei­ter­hin eine hohe Not­wen­dig­keit be­sitzt. Nur durch eine Zu­sam­men­ar­beit von vie­len Ak­teur*innen, wie sie in Vel­ten ges­tern be­stand, kann Neo­na­zis Pa­ro­li ge­bo­ten und der öf­fent­li­che Raum ent­zo­gen wer­den. Doch das reicht nicht dau­er­haft. Auf allen Ebe­nen muss Neo­na­zis eine klare Ab­sa­ge er­teilt wer­den – in den Schu­len, Par­la­men­ten, Ver­ei­nen etc.

Keine Räume für Neo­na­zis! Wed­er in Vel­ten, noch anderswo!

Wei­te­re Bil­der:
www.?flickr.?com/?photos/?boeseraltermannberlin/?sets/?7215763135521585
http://?www.?flickr.?com/?photos/?presseservice_?rathenow/?sets/?721576313569340
http://?www.?flickr.?com/?photos/?soerenkohlhuber/?sets/?72157631358622710/?
http://?www.?flickr.?com/?photos/?rassloff/?sets/?72157631367026350/?
http://?www.?demotix.?com/?news/?1418970/?protest-against-neo-nazi-rally-velten-brandenburg#?slide‑1

Kategorien
Bildung & Kultur

Utopia e.V. begeht 14. Geburtstag

Rund 150 Gäste kamen unser­er Ein­ladung am ver­gan­genen Sam­stag nach und feierten das 14-jährige Beste­hen des Vere­ins mit einem bun­ten Pro­gramm am Nach­mit­tag und einem Konz­ert am Abend. Auch eine gut besuchte Infor­ma­tionsver­anstal­tung zum The­ma „Grau­zone und rechte Ten­den­zen in der Rock- und Punkmusik“ fand statt. Darüber hin­aus kon­nten sich Inter­essierte über die Arbeit des Vere­ins informieren.

Mehr Infor­ma­tio­nen zu der aktuellen Ver­anstal­tungsrei­he gibt es hier.

Kurz vor Ende des Festes ver­suchte jedoch eine Gruppe von 5 bis 6 Per­so­n­en, die der recht­en Szene von Frank­furt (Oder) zuzuord­nen sind, die Besucher_innen auf dem Hin­ter­hof der Berlin­er Straße anzu­greifen. Sie war­fen Flaschen und riefen rechte Parolen. Außer­dem wurde die Ein­gangstür der Bergstraße 189 beschädigt. Durch das besonnene Ver­hal­ten der Veranstalter_innen und Gäste wurde glück­licher­weise nie­mand verletzt.

Der Utopia e.V. ist ein gemein­nütziger Vere­in und anerkan­nter Träger der freien Jugend­hil­fe. Er ist in der anti­ras­sis­tis­chen und antifaschis­tis­chen Jugend‑, Kul­tur- und Bil­dungsar­beit tätig und ver­anstal­tet vielfältige Pro­jek­te zu The­men wie Flüchtlingspoli­tik, Neon­azis­mus und alter­na­tiv­en Gesellschaft­sen­twür­fen. Dabei ste­ht das Engage­ment für eine men­schen­würdi­gere Gesellschaft stets im Mit­telpunkt. Der Neon­azian­griff zeigt, dass dieses weit­er­hin notwendig ist.

Kategorien
Antifaschismus

Ofen aus in Velten

Nach­dem der Jugen­dor­gan­i­sa­tion der NPD, den „Junge Nation­aldemokrat­en“ (JN), die Nutzung eines Sport­platzes für die Aus­tra­gung eines so genan­nten „Nationalen Fußball­turniers“ ver­wehrt wurde, melde­ten Neon­azis unter dem Mot­to „Straftat Fußball? STASI-Meth­o­d­en im alltäglichen Leben“ zum gestri­gen Abend eine Protestkundge­bung in der Ofen­stadt Vel­ten (Land­kreis Ober­hav­el) an.

Jam­mer über Ver­bote in Vel­ten und Dortmund

Gegen 18 Uhr sam­melten sich dann unge­fähr 70 Mit­glieder und Sympathisant_innen der neon­azis­tis­chen Partei und ihres Jugend­ablegers vor dem Vel­tener Rathaus und beheul­ten den ange­blichen „Gesin­nung­ster­ror“ der „herrschen­den Klasse“.
Der stel­lvertre­tende Vor­sitzende der Junge Nation­aldemokrat­en, Sebas­t­ian Richter, sprach in seinem Rede­beitrag sog­ar von „Staat­ster­ror­is­mus“, dem er und seine Kam­er­aden zum Opfer gefall­en seien. Das staatliche Behör­den den umtriebi­gen Neon­azi im Visi­er haben ist jedoch kein Geheim­nis und hat eigentlich auch nichts mit Ter­ror­is­mus zu tun. Er wird mit den ver­bote­nen Organ­i­sa­tio­nen „Heimat­treue Deutsche Jugend“ sowie den „Spreelichtern“ in Verbindung gebracht. Der (Sport)platzverweis am gestri­gen Tage war für Richter und andere anwe­sende Neon­azis auch ein willkommen­er Anlass sich mit weit­eren polizeilich aufgelösten Vere­ini­gun­gen zu sol­i­darisieren. „Sol­i­dar­ität mit dem NWDO“ („Nationaler Wider­stand Dort­mund“, Ver­bot am 23. August 2012) wurde während der Ver­anstal­tung mit Krei­de auf dem Kundge­bungsplatz vor dem Rathaus geschmiert. Zwei Neon­azis aus Rathenow hiel­ten zu dem ein Ban­ner mit der Auf­schrift „Schöne Grüße nach Dort­mund – Sol­i­dar­ität, nicht nur ein Wort!“ hoch.

Nationales Fußball­turnier” im Kleinformat

Fußball wurde gestern dann übri­gens doch noch gespielt. Dazu war ein Teil der Neon­azis extra in Sportk­lei­dung erschienen, Sebas­t­ian Richter z.B. mit einem Trikot der Fußball­mannschaft „Ein­tra­cht Oranien­burg“. Auf dem Rathaus­rasen trat­en dann sym­bol­isch eine Auswahl der „BRD“ und der „volk­streuen Jugend“ an, den – wen wundert’s – let­zt genan­nte ange­blich mit einem Ergeb­nis von 14 zu 88 Toren gewann.

Vel­ten schon länger neon­azis­tis­che Hochburg

Das Neon­azis in Vel­ten aber nicht nur Fußball spie­len, legt eine Recherche der lokalen Antifa offen. Wie die Antifa­gruppe Oranien­burg in einem Aufruf zu ein­er Gegenkundge­bung schreibt, gilt die Ofen­stadt als neon­azis­tis­che Hochburg im Land­kreis Ober­hav­el, als „No Go Area“. Bere­its in den 1980er Jahren, als in der damals noch exis­ten­ten DDR Antifaschis­mus Staats­dok­trin war, gab es hier der­ar­tige Auf­fäl­ligkeit­en.  1987 kam es beispiel­sweise in ein­er Lokalität in der Stadt zu ein­er Schlägerei zwis­chen unge­fähr 100 Neon­azis und der Volk­spolizei. Bere­its damals gab es organ­isierte Struk­turen, die im Wesentlichen im „Gesamt­sturm Vel­ten-Oranien­burg“ aktiv waren.
Nach dem später, in den 1990er Jahren auch die „Nation­al­is­tis­che Front“ (NF) und das „Förder­w­erk Mit­teldeutsche Jugend“ (FMJ) für neon­azis­tis­che Kon­ti­nu­ität in Vel­ten sorgten, tritt dort heute vor allem die NPD in Erschei­n­ung. Sie soll hier über eine Stammwäh­ler­schaft zwis­chen 4–5 % verfügen.

Gegenkundge­bung: Protest mit Prominenz

An der Gegenkundge­bung von Antifaschist_innen und Zivilge­sellschaft nah­men jedoch erfreulich­er unge­fähr 100 Men­schen, darunter der stel­lvertre­tende Min­is­ter­präsi­dent Hel­mut Markov (Die.LINKE) und die Bun­destagsab­ge­ord­nete Ange­li­ka Krüger-Leißn­er (SPD), teil. Sie zeigten durch laut­starke Bekun­dun­gen deut­lich, dass die Neon­azis auch in Vel­ten, trotz ihres selb­st­be­wussten Auftretens und mit Ver­stärkung aus anderen Regio­nen Bran­den­burgs und Berlin, auch hier eine Min­der­heit sein kön­nen und der „Ofen aus“ ganz schnell aus ist, wenn sich antifaschis­tis­ch­er Protest regt.

Presse­fo­tos:

Nationales Fussballturnier und Gegenproteste Velten 01.09.2012-0063

2012.09.01 Velten NPD Kundgebung 0001

http://www.flickr.com/photos/soerenkohlhuber/sets/72157631358622710/

Kategorien
(Anti-)Rassismus Geschichte & Gedenken

20 Jahre Pogrom in Cottbus

Mit ein­er Kundge­bung erin­nerten am 31. August, trotz strö­menden Regens, ca. 100 Men­schen an die pogro­mar­ti­gen Auss­chre­itun­gen vom 28. bis 31. August 1992 in Cot­tbus-Sach­sendorf. Damals hat­ten mehrere hun­dert Neon­azis das Flüchtling­sheim in Cot­tbus ange­grif­f­en. Mit dem Mot­to der Ver­anstal­tung “Gedenken reicht nicht — Ras­sis­mus tötet immer noch!” wollen sie darauf hin­weisen, dass Aus­gren­zung und Ras­sis­mus auch heute noch in der Bevölkerung vorhan­den sind — auch unbe­wusst. Auf der Kundge­bung wurde ein Kranz für die von Neon­azis ermorde­ten am Platz des ehe­ma­li­gen Flüchtling­sheims niedergelegt.


Die Ver­anstal­ter werten es als Erfolg, dass die Vor­fälle über­haupt wieder in das Licht der Öffentlichkeit gerückt wur­den. Allein im Inter­net informierten sich mehr als 20.000 Men­schen über die Hin­ter­gründe der pogro­mar­ti­gen Auss­chre­itun­gen. Die Vor­fälle müssen in der Stadt zunächst Teil des kollek­tiv­en Gedächt­niss­es wer­den um eine Aufar­beitung über­haupt zu ermöglichen. Ger­ade sie zeigen, dass es neben ver­fes­tigten Neon­azi-Struk­turen auch einen unter­schwelli­gen Ras­sis­mus in der Gesellschaft gibt, der die dama­li­gen Ereignisse erst ermöglichte. 


Vor diesem Hin­ter­grund müssen wir uns alle fra­gen, warum wir alle diese Vor­fälle nicht ver­hin­dert haben, warum große Teile der Gesellschaft pas­siv waren.” erk­lärt Adri­an Stahlberg. Die Stim­mung in der Gesellschaft war gegen Flüchtlinge gerichtet, die damals vor allem aus Jugoslaw­ien kamen. Und so endete beispiel­sweise ein Artikel in der Lausitzer Rund­schau vom 31. August 1992 zu den Auss­chre­itun­gen bezüglich der Flüchtlinge mit dem Satz “Das natür­lich bringt auch den bravsten Deutschen in Rage.”


Die von Neon­azis ini­ti­ierten Pogrome waren somit eben nicht nur Tat­en einzel­ner unter­priv­i­legiert­er Men­schen in den neuen Bun­deslän­dern — sie fan­den in einem poli­tis­chen Umfeld statt, das fak­tisch zur Abschaf­fung des Asyl­rechts im Jahr 1993 führte. Ergeb­nis sind bis heute ein strenges Gren­zregime (Fes­tung Europa) mit jährlich tausenden toten Flüchtlin­gen im Mittelmeer.

Wenn es den Molo­tow-Cock­tail-wer­fend­en Men­schen in erster Lin­ie um ihre soziale Lage gegan­gen wäre, dann hät­ten sie ja eine Art Klassenkampf gegen die Treuhan­danstalt oder das Arbeit­samt geführt — sie aber führten einen Rassenkampf gegen Flüchtlinge.” so Adri­an Stahlberg. 

 

Darüber hin­aus ist es skan­dalös, dass ein­er der Organ­isatoren des dama­li­gen Pogroms, Frank Hüb­n­er, seit 2008 für die NPD in der Stadtverord­neten­ver­samm­lung in Cot­tbus sitzt.


Hin­ter­grund:

Vom 28.–31. August grif­f­en mehrere hun­dert Neon­azis, organ­isiert mit Funkgeräten und bewaffnet mit Steinen und Molo­tow-Cock­tails das Flüchtling­sheim in Cot­tbus an (heute Lipezk­er Str./ Schopen­hauer Str.). Die Angreifer wur­den damals von der Polizei zurück gedrängt.

 

Kategorien
Antifaschismus

NPD-Chef schmiert in Neuruppin

Die Neu­rup­pin­er Neon­azi-Szene ist in den let­zten Tagen wieder aktiv­er gewor­den. Am Don­ner­stagabend  (30.08.2012) verteil­ten drei Neon­azis in Neu­rup­pin rechte Pro­pa­gan­da. Ihre Per­son­alien wur­den von der Polizei fest­gestellt und eine Ord­nungswidrigkeit­en-Anzeige gefer­tigt. Knappe drei Stun­den später, gegen Mit­ter­nacht, wur­den eben­falls drei Neon­azis (wieder eine Frau und zwei Män­ner) vor dem JFZ in der Fehrbelliner Straße beim Malen von Krei­de-Parolen erwis­cht. Mit dabei war Dave Trick — der Vor­sitzende des NPD-Stadtver­bands. Es liegt nahe, dass es sich bei den bei­den Grup­pen und diesel­ben Neon­azis handelt.

Fol­gende Parolen wur­den fest­gestellt und von Antifas mit Wass­er ent­fer­nt:

- “Ein Gedanke der richtig ist, kann auf Dauer nicht niedergel­o­gen wer­den” (6x6m auf dem Mark­platz)
- “Alter­na­tiv­en schaf­fen” (3x2m in der Karl-Marx-Straße)
- “NPD” (3mal jew­eils 1qm an ver­schiede­nen Orten)
- “Jugend braucht Per­spek­tive — NPD” (4x2m an der Fontanekreuzung, auch bekan­nt als Block­adekreuzung)
- “Die Zukun­ft liegt in deinen Hän­den” (6x3m in der Nähe des Rathauses)

Diese Parolen ste­hen im Zusam­men­hang mit dem “Tag der Jugend” der Stadt Neu­rup­pin am 31.08.2012. Hier war die Beteili­gung von Nazis nicht erwünscht.

Eben­falls wur­den von Antifas rund 70 Stick­er von NPD und JN ent­fer­nt. In der Nacht von Fre­itag zu Sam­stag sollen erneut Neon­az­i­flug­blät­ter um die Fehrbelliner Straße verteilt wor­den sein.

Eben­falls am 31.08.2012 stellte die Polizei in den frühen Mor­gen­stun­den ein Nazis­trans­par­ent an ein­er Brücke bei Witt­stock fest. Über den Inhalt ist nichts weit­er bekan­nt. Abschließend wurde in der Stadt ein Fahrzeug mit einem NPD-Anhänger gesichtet. Auch hier stellte die Polizei die Per­son­alien fest.

Damit verdicht­en sich die Hin­weise, dass die Nazis in den näch­sten Tagen weit­er­hin in der Region (Schw­er­punkt: Neu­rup­pin, Vel­ten, Witt­stock) aktiv sein wer­den, auch im Hin­blick auf den ver­bote­nen Neon­azi­auf­marsch in Dort­mund. Es gilt wach­sam zu bleiben.

Inforiot