Nicht schon wieder, könnte mensch denken, doch das Thema ist nicht vom Tisch, im Gegenteil es geht gerade erst los. Wenn wir die letzten zwei Jahre betrachten, dann hat gemeinsames, solidarisches Handeln und entschlossenes Auftreten etwas bewirkt. Wir haben immer wieder mehr oder minder geheime Aktionen von Pro Potsdam, Gewoba und Co. öffentlich gemacht. In Potsdam kommen mittlerweile nicht einmal mehr die sonst so stadtnahen Printmedien an der skandalösen Wohnungsnot vorbei. MieterInnen, die schon fast resigniert hatten und nur allzu oft glaubten, dass sie eh nichts ändern könnten, haben sich zusammengeschlossen und sind gemeinsam aufgetreten. Laut haben sie auf die Missstände aufmerksam gemacht und mehr als einmal ihr Recht wahrgenommen, in der Stadtverordnetenversammlung zu sprechen, ob nun mit oder ohne Einladung.
Zum Beispiel in der Heidesiedlung am Findling, die hinter dem Rücken der MieterInnen verkauft werden sollte und wo es gelungen ist, die Privatisierung zu verhindern. Zum Beispiel das „archiv“, das die Stadt als unkommerzielles Wohn- und Kulturprojekt durch fadenscheinige Argumente zu zerstören versuchte, was ihnen nicht gelungen ist. Auch der Versuch die Wohnprojekte in der Stadt zu diskreditieren und die Pachtzinsen exorbitant zu erhöhen, ist nicht unbeobachtet geblieben und wurde öffentlich gemacht.
Doch immer noch ist es so, dass Prestigobjekte und Preußenkitsch wie Stadtschloss, Palast Barbarini, Garnisonkirche und vieles mehr Vorrang vor guten Wohnungen für alle haben, dass diese Stadt plant, Flüchtlinge in Containern im Industriegebiet zu lagern während in der Innenstadt Schlösser gebaut werden. Und nicht nur das. Alles was da nicht ins Bild der Preußenfans passt soll verschwinden. Alternative Lebensentwürfe und Wohnideen müssen immer wieder gegen reaktionäre Stadplanung und Verwertungslogik verteidigt werden.
Wir wissen, dass jede Veränderung erkämpft werden muss, denn die Verantwortlichen haben kein Interesse daran, daß sich etwas ändert. In den letzten zwei Jahren haben wir die Erfahrung gemacht, dass wir Veränderungen auch erkämpfen können. Das kostete viel Kraft und ist oft schwer. Aber wir lernen dabei auch neue Leute kennen und machen Erfahrungen, die uns stärker machen.
Deshalb werden wir auch die Wohnungen in der Behlertstraße verteidigen. Eigentlich sind die Bedingungen genau wie am Findling, doch auch hier wird hinter dem Rücken der BewohnerInnen agiert. Fehlinformationen der MieterInnen, Wohnungsleerstand und Verkaufsüberlegungen sind Teile einer Strategie der Pro Potsdam um das ganze Areal mit ca. 264 Wohnungen gewinnbringend zu verkaufen. Doch die Pro Potsdam hat sich geschnitten, wenn sie dachte es geht mal wieder so. Nichts da! Wir werden überhaupt nicht mehr leise sein und werden das nicht zulassen. Weder in der Behlertstraße, noch am Staudenhof oder sonst wo.
Der Ausverkauf von städtischem Wohneigentum führt dazu, das mittlere und untere Einkommensschichten sich die Mieten nicht mehr leisten können. Luxussanierte Wohnungen zu extrem hohen Preisen sind die Folge. Durch diesem Umstand steigen aber auch die Mieten von langen Verträgen immer weiter. Leerstand von einzelnen Wohnungen und ganzen Häusern sind immer noch zuträglich für Spekulationen in dieser Stadt. Höchste Renditen können erzielt werden, wenn aus Beständen der Gewoba oder Pro Potsdam gekauft wird. Menschen werden nicht nur an den Stadtrand oder aus bestimmten Vierteln verdrängt, sondern müssen gleich ganz aus der Stadt abhauen. Das zahlungskräftige Klientel will unter sich bleiben. Und nicht zuletzt gehören viele der EntscheidungsträgerInnen der Stadtpolitik auch dazu.
Damit sind wir bei der Stadt als Ganzes, denn hier geht es längst nicht mehr nur um Wohnungen oder Miete, hier geht es darum, wer bestimmt darüber, wer, wie in dieser Stadt leben darf und wer nicht. Deshalb rufen wir alle, die von der Politik der Verdrängung betroffen sind, ob Mieterinnen vom Staudenhof oder BewohnerInnen der Behlertstraße, ob Leute aus Wohnprojekten, Wagenburgen und besetzten Häusern oder Familien in zu kleinen Wohnungen am Schlaatz, ob Flüchtlinge oder Betroffene von Luxussanierung, ob sofasurfende Jugendliche oder Studis die jeden Tag anderthalb Stunden zur Uni fahren müssen, die Liste ließe sich unendlich fortsetzen, auf, gemeinsam mit uns auf die Straße zu gehen und zu zeigen: Wir sind da und wir gehen hier nichtmehr weg! Wir werden es nicht mehr hinnehmen, daß die Mieten steigen und steigen, daß der Mietspiegel (eigentlich ein Instrument um Mietpreise zu deckeln) seinen Sinn verliert, Pachtzinsen erhöht werden, Leerstand trotz Wohnungsnot gefördert wird und die kommunalen Verwaltungen sich aus ihrer sozialen Verantwortung stehlen.
Schluss mit der ganzen Scheiße! Wir lassen uns nicht vertreiben. Miete-Abriss-Schicksanierung – Wir haben es satt! Plätze-Häuser-Alles – Für alle in der Stadt!