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Antifaschismus

BraMM: Aller guten Dinge sind 3…

Wie auch schon bei den let­zten Spaziergän­gen der BraMM, hat sich auch zu dieses Mal die Teilnehmer_innenzahl reduziert. Dem Aufruf der von den Repub­likan­ern ges­teuerten Ver­anstal­tung fol­gten cir­ca 70 bis 80 Per­so­n­en. Obwohl BraMM sich von Men­schen, die nicht auf den Grund­festen der Demokratie ste­hen, zu dis­tanzieren ver­sucht, stell­ten Neon­azis mehr als die Hälfte der Teilnehmer_innen. So nah­men wieder NPDler_innen aus dem Raum Bad Belzig und
Prem­nitz — Rathenow teil. Auch die neon­azis­tis­che Grup­pierung „Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung“ war mit einem Trans­par­ent und zwei Schildern vor Ort. Des Weit­eren nah­men Per­so­n­en aus dem Umfeld der islam­feindlichen Inter­net­präsenz PI-News mit einem Trans­par­ent teil. Die Inhalte dieser sind von zahlre­ichen recht­spop­ulis­tis­chen und neon­azis­tis­chen Inhal­ten geprägt. Auch war wieder der Totschläger Sascha L. und fünf weit­ere Neon­azis aus der Havel­stadt vor Ort. Abgerun­det wurde das neon­azis­tis­che Spek­trum durch fünf bis zehn Per­so­n­en aus dem lokalen Hooli­gan­m­i­lieu. Somit wurde die selb­st geset­zte Maxime sich gegenüber von Per­so­n­en die „Krawall machen oder extrem­istis­ches Gedankengut abson­dern“ zu dis­tanzieren nicht umge­set­zt. Auch wenn in einem Rede­beitrag erwäh­nt wurde, man ste­he zum Asyl­recht, kann dies kaum als glaub­würdig gel­ten, da die meis­ten Teilnehmer_innen aus dem neon­azis­tis­chem Spek­trum kamen und „Angst“ vor ein­er fan­tasierten „Über­frem­dung“ haben. Die Veranstalter_innen geben den Neon­azis somit eine Bühne und das obwohl die Repub­likan­er sich von neon­azis­tis­chen Parteien und Grup­pen distanzieren.
Dynamis­ch­er Gegenprotest
Der Gegen­protest hat sich, eben­so wie schon eine Woche zuvor, weit­er­en­twick­elt. Nach­dem die BraMM-Spazier­er_in­nen ihren Auf­tak­tort ver­lassen hat­ten, säu­berten die Men­schen sym­bol­isch den Platz. Auch war die Stim­mung durch den Auftritt der Band Patch­work aus­ge­lassen. Die Men­schen zeigten deut­lich, dass sie auch die näch­sten Mon­tagabende bere­it sind sich gegen BraMM zu positionieren.
Dass Protest nicht nur inner­halb der polizeilichen Regeln möglich ist, zeigten cir­ca zehn entschlossene Antifaschist_innen, indem sie sich wenige Meter vor dem Spazier­gang auf die Straße set­zten. Die Polizei räumte die kurze Block­ade daraufhin mit Gewalt und drängte die Per­so­n­en in eine Neben­straße. Diese Aktion zeigt deut­lich, dass nicht alle Brandenburger_innen es weit­er hin­nehmen wer­den, dass Rassist_innen und Neon­azis durch die Havel­stadt marschieren. Wir find­en das Engage­ment der Stadt­führung und der Bürger_innen her­aus­ra­gend und wer­den auch in Zukun­ft die Aktio­nen dieser unter­stützen. Gle­ichzeit­ig möcht­en wir jedoch darauf hin­weisen, dass Protest nicht nur auf sta­tionäre Ver­anstal­tun­gen beschränkt bleiben muss son­dern so vielfältig erscheinen kann wie die Men­schen die ihn tragen.
19. Todestag von Sven Beuter
Am 20. Feb­ru­ar jährt sich zum 19. Mal der Todestag von Sven Beuter. Er gehörte in den 1990er Jahren zur alter­na­tiv­en Szene der Stadt und wurde wieder­holt Opfer von neon­azis­tis­chen Über­grif­f­en. In der Nacht vom 15. auf den 16. Feb­ru­ar traf er in der Graben­straße auf Sascha L. Nach ein­er kurzen ver­balen Auseinan­der­set­zung schlug der bul­lige Naziskin auf Sven Beuter ein und ver­let­zte ihn der­art schw­er, dass er fünf Tage später im Kranken­haus ver­starb. L. wurde zu siebenein­halb Jahren Gefäng­nis verurteilt, anschließend zog er in die Schweiz. Spätestens im Jahr 2012 er nach Deutsch­land zurück gekehrt. Sei­ther ist er wieder in der Szene aktiv und nimmt an zahlre­ichen Neon­aziver­anstal­tun­gen in der ganzen Repub­lik teil.
Anlässlich des Todestages von Sven Beuter wird es einen Gedenkspazier­gang von seinem Wohnort in der Müh­len­torstraße 13 über die Graben­straße, dem Ort des Angriffs, bis in die Havel­straße, dort find­et sich die Gedenkplat­te für Sven Beuter, geben. Tre­ff­punkt ist um 18 Uhr in der Müh­len­torstraße 13.
Nie­mand ist vergessen!

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Flucht & Migration

Eine eigene Wohnung – so früh wie möglich.

Am 12. Feb­ru­ar ste­ht in der Frank­furter Stadtverord­neten­ver­samm­lung das von der Ver­wal­tung aus­gear­beit­ete Unter­bringungskonzept zur Abstim­mung. Es sieht vor, Flüchtlinge dezen­tral in Woh­nun­gen statt in Sam­melun­terkün­ften unterzubrin­gen. Der Flüchtlingsrat Bran­den­burg begrüßt diesen Schritt in die richtige Richtung.
Am Rande des „Asyl­gipfels“ am 23. Jan­u­ar hat­te der Vor­sitzende des Land­kreistages Wolf­gang Blasig noch verkün­det: „Die Frage von Woh­nun­gen stellt sich nicht mehr.“ Angesichts der steigen­den Flüchtlingszahlen sei eine Unter­bringung nur noch in Gemein­schaft­sun­terkün­ften zu bewerkstelligen.
Die SVV Frank­furt straft ihn Lügen: Ori­en­tiert am Bericht der Lan­desregierung zum Unter­bringungskonzept aus dem Jahr 2013 sollen Asyl­suchende nach zwölf Monat­en in ein­er Gemein­schaft­sun­terkun­ft in Woh­nun­gen unterge­bracht wer­den, Flüchtlinge mit beson­derem Schutzbe­darf nach drei Monat­en. Das Wohnen in der Gemein­schaft­sun­terkun­ft solle der
Vor­bere­itung eines selb­st­ständi­gen Lebens in Woh­nun­gen dienen, nicht wie bish­er der bloßen Verwahrung.
Der Vorstoß der SVV Frank­furt ist beson­ders vor dem Hin­ter­grund erfreulich, dass 2013 die Ver­suche der Lan­desregierung, ein Lan­desun­ter­bringungskonzept zu entwick­eln, gescheit­ert sind, obwohl drin­gen­der Hand­lungs­be­darf besteht.Das Deutsche Insti­tut für Men­schen­rechte hält die län­gere Unter­bringung in Sam­melun­terkün­ften für nicht men­schen­recht­skon­form. Anlässlich des „Asyl­gipfels“ hat auch der Flüchtlingsrat in einem Offe­nen Brief, der von mehr als 100 Ini­tia­tiv­en, Organ­i­sa­tio­nen und engagierten Einzelper­so­n­en unterze­ich­net wurde, ein Ums­teuern in der Unter­bringungspoli­tik gefordert. Abgele­gene Masse­nun­terkün­fte in still­gelegten Kaser­nen mit bis zu 400 Plätzen, wie
jet­zt im Land­kreis Dahme-Spree­wald geplant, führen in die Iso­la­tion und erzeu­gen Konflikte.
Kri­tisch sieht der Flüchtlingsrat das in Frank­furt vorge­se­hene Ver­fahren, wonach die Genehmi­gung zum Auszug aus der
Gemein­schaft­sun­terkun­ft von Empfehlun­gen der Sozialarbeiter/innen abhän­gen soll. Eine solche Auf­fas­sung wider­spricht dem Ver­ständ­nis von Wohnen als Men­schen­recht und zeugt von ein­er bevor­munden­den Haltung.
Andere Kom­munen verzicht­en auf der­ar­tiges Schönre­den der Sam­melun­terkün­fte. So stellt der Bürg­er­meis­ter von Treb­bin Thomas Berg­er fest: „Bei der Unter­bringung in vorüberge­hen­den Sam­melun­terkün­ften stehlen wir diesen Men­schen nur Leben­szeit, die sie wesentlich sin­nvoller für eine schnelle Inte­gra­tion bei uns nutzen kön­nen.“ Der Flüchtlingsrat hofft, dass sich andere Land­kreise und Kom­munen diese Ansicht zu eigen machen.
*Pressean­fra­gen:* Gabi Jaschke, Tel. 0176 45 64 75 80, Kay Wen­del, Tel.
0170 9 65 90 42

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Sonstiges

Brandenburg an der Havel: Proteste gegen rechte Montagsspaziergänge gehen weiter

Titelbild
Anlässlich ein­er Demon­stra­tion der von den recht­skon­ser­v­a­tiv­en REPUB­LIKAN­ERn (REP) gelenk­ten Ini­tia­tive der „Bran­den­burg­er für Mei­n­ungs­frei­heit & Mitbes­tim­mung“ (BraMM) in Bran­den­burg an der Hav­el kam es wieder zu Protesten und Protestaktionen.
Vielfältige Proteste/Sitzblockade in der Jacobstraße
An ein­er Gegenkundge­bung auf dem Neustädtis­chen Markt beteiligten sich unge­fähr 200 Men­schen, unter ihnen die Ober­bürg­er­meis­terin der Stadt Bran­den­burg an der Hav­el, Dietlind Tie­mann (CDU).
Gegenüber dem Start­punkt des BraMM-Aufzuges ver­sam­melten sich außer­dem unge­fähr 50 Linksalter­na­tive um ihren Unmut über diese Ver­anstal­tung in Hör- und Sichtweite kundzu­tun. Allerd­ings wurde dies durch die Polizei de fac­to ver­hin­dert. Die Beamt_innen postierten mehrere Trans­port­fahrzeuge und Bere­itschaft­spolizeiein­heit­en zwis­chen BraMM-Demo und Gegendemonstrant_innen, so dass ein Protest auf Augen­höhe so nicht möglich war. Ein Teil der Protestierer_innen mussten zu dem diesen Bere­ich auf Anord­nung ver­lassen, darunter auch eine Gruppe junger Leute, die sich als Araber verklei­det hat­ten um ver­meintliche Islamisierungsäng­ste zu persiflieren.
In der Jacob­straße scheit­erte zudem der Ver­such ein­er Block­ade des BraMM-Aufzuges. Als sich unge­fähr zehn Jugendliche dort auf die Straße set­zten und sich ein­hak­ten, stürmte sofort eine Gruppe der Bere­itschaft­spolizei auf sie zu. Ohne große Ver­hand­lun­gen wurde die Block­ade umge­hend aufgelöst und die Blockierer_innen in eine Seit­en­gasse abge­drängt. Weit­ere direk­te Aktio­nen an der Strecke gab es nicht.
Lediglich am Start­punkt des BraMM-Aufzuges ver­sam­melte sich noch ein­mal die Koor­dinierungs­gruppe für Tol­er­anz und Demokratie in Bran­den­burg an der Hav­el, um den Antreteplatz unter dem Mot­to „BraMM aus der Stadt fegen“ sym­bol­isch zu kehren.
BraMM stagniert/Neonazis dominieren
Tat­säch­lich wer­den die Teilnehmer_innen des BraMM-Aufzuges immer weniger. Waren es am 26. Jan­u­ar 2015 immer­hin 150 und am 2. Feb­ru­ar 2015 noch 100 Per­so­n­en, sank die Zahl heute weit­er auf unge­fähr 80, darunter ins­ge­samt höch­stens 30 „Bürger_innen“, die Bran­den­burgs REPUBLIKANER Chef Heiko Müller mobil­isieren konnte.
Die Mehrheit der Veranstaltungsteilnehmer_innen (unge­fähr 50) wur­den als Sympathisant_innen des neon­azis­tis­chen Milieu aus Bran­den­burg an der Hav­el, Bad Belzig, Prem­nitz, Rathenow und Pots­dam erkannt.
Die NPD war durch ihren mit­telmärkischen Kreistagsab­ge­ord­neten André Schär vertreten, die neon­azis­tis­che Bewe­gung „Ein Licht für Deutsch­land“ durch ein Ban­ner und mehrere Plakate. Aus Pots­dam war zudem der Sänger der Naziskin­band „Preussen­stolz“, Patrick D., angereist und aus Bran­den­burg an der Hav­el durfte Totschläger Sascha Lücke nicht fehlen.
Fotos: hier

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Frankfurter_innen vollziehen den zivilgesellschaftlichen Schulterschluss gegen Rassismus: „Wir sind viele!“

Erneut ist die lokale und über­re­gionale Unter­stützung groß: So unter­stützen fast 50 Grup­pen und Ini­tia­tiv­en sowie etliche Einzelper­so­n­en den Aufruf vom Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“. „Wir freuen uns, dass auch der stel­lvertre­tende Min­is­ter­präsi­dent des Lan­des Bran­den­burg Hel­muth Markov den Aufruf zum wieder­holten Male unter­stützt“, so Janek Las­sau, Press­esprech­er des Bündnisses.
Über 50 Mil­lio­nen Men­schen sind derzeit weltweit auf der Flucht. 173.000 Geflüchtete beantragten in Deutsch­land, einem der reich­sten Län­der der Welt, 2014 Asyl. Nur gut 30 Prozent von ihnen gewährt die Bun­desre­pub­lik Schutz. In Frank­furt (Oder) sind es ein paar hun­dert Men­schen, die vorüberge­hend oder dauer­haft Bürger_innen dieser Stadt sind oder wer­den. Die Rassist_innen entziehen sich nicht nur der völk­er­rechtlichen und human­itären Ver­ant­wor­tung gegenüber diskri­m­inierten Min­der­heit­en, poli­tisch Ver­fol­gten sowie Flüchtlin­gen aus Kriegs- und Krisen­ge­bi­eten. Sie het­zen gegen eine ver­meintliche „Asyl-Flut“ und fürcht­en sich mit ihrem nation­al­sozial­is­tis­chen Welt­bild vor ein­er ver­meintlichen „Über­frem­dung“. Durch ihre Het­ze bew­erten sie Men­schen­leben in „wertvoll“ und „weniger wertvoll“. So wird deut­lich: Ras­sis­mus ist keine Mei­n­ung, son­dern ein Verbrechen!
Das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ und die bei­den städtis­chen Ini­ta­tiv­en rufen für den 14. Feb­ru­ar und für die anderen 364 Tage im Jahr zu Sol­i­dar­ität mit Geflüchteten auf. Die drei Frank­furter Organ­i­sa­tio­nen sind überzeugt, dass sich Demokrat_innen aller Couleur und mit
unter­schiedlichen Per­spek­tiv­en, auch über den kom­menden Sam­stag hin­aus, gemein­sam für die Rechte und Forderun­gen von Geflüchteten und einen antifaschis­tis­chen Kon­sens in der Gesellschaft ein­set­zen kön­nen. Ob Asylver­fahrens­ber­atung, Ras­sis­muskri­tik, Deutschunter­richt oder psy­chosoziale Betreu­ung – eine Frank­furter Willkom­men­skul­tur muss sich nach dem bre­it­en zivilge­sellschaftlichen Schul­ter­schluss daran messen lassen, wie weit sie die Bedürfnisse der Geflüchteten als gemein­sames Vorhaben begreift.

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Law & Order

Freischlag für Polizisten

Rück­blick: 24.09.2011, Neu­rup­pin. Anlässlich eines Nazi­auf­marsches in der Stadt kommt es zu friedlichen Sitzblock­aden gegen diesen. Ein Neu­rup­pin­er im Rentenal­ter ist für das “Aktions­bünd­nis Neu­rup­pin bleibt bunt” als Ord­ner tätig. Er wird von zwei Polizis­ten aufge­fordert, den Kreuzungs­bere­ich auf dem die Block­ade stat­tfind­et, zu ver­lassen. Dabei stand die Per­son am Rande der Block­ade und erk­lärte ihre Auf­gabe wäre die Deeskala­tion der Sit­u­a­tion. Sie wird trotz­dem aufge­fordert, zwecks Iden­titäts­fest­stel­lung in den Bere­ich des polizeilichen Kessels mitzukom­men. Nach ver­balem Wider­spruch dage­gen wird die Per­son von bei­den Beamten gegrif­f­en und abge­führt. Als der ver­bale Protest nicht aufhört, ver­set­zt ein­er der Beamten ihm einen Faustschlag in die Rip­pen. Die betrof­fene Per­son fotografiert den schla­gen­den Polizis­ten und stellt Strafanzeige gegen ihn.
Es verge­hen einige Jahre und schließlich kommt es zum Prozess gegen den Schläger. In der Ver­hand­lung bestre­it­et er die Vor­würfe. Das Amts­gericht Neu­rup­pin verurteilt ihn erstin­stan­zlich zu ein­er Geld­strafe von 60 Tagessätzen zu je 50,00€ (ins­ge­samt 3.000,00€). Der Polizist legt Revi­sion ein und der Fall wird an das Landgericht verwiesen.
Heute, am 09.02.2015 fand dieses Ver­fahren statt. Gle­ich zu Beginn der Ver­hand­lung zeich­nen sich Absprachen zwis­chen der Vertei­di­gung und der Staat­san­waltschaft ab. Der Beamte geste­ht dann die Vor­würfe und begrün­det den Vor­fall mit “ein­er Sicherung, die ihm kurzzeit­ig durchgek­nallt sei”. Im Tausch gegen dieses Geständ­nis wird eine Ein­stel­lung des Ver­fahrens gegen Zahlung ein­er Geld­summe (siehe §153a) in Aus­sicht gestellt. Nach Beratung kom­men die Richter zum Urteil, dass dieser Vorge­hensweise zuzus­tim­men ist, da die Schuld ger­ing (“nur” eine Prel­lung des Rip­pen­bo­gens bei einem Rent­ner) und dem öffentlichen Inter­esse mit der Geldzahlung genüge getan wäre. Es sei ange­merkt, dass die öffentliche Sitzung gut besucht war. Der Beamte zahlt jet­zt also 3.000,00€ an einen Hos­pizvere­in und darf sich weit­er­hin als nicht vorbe­straft beze­ich­nen. Dien­stliche Kon­se­quen­zen wird es für ihn wohl nicht geben.
Das Urteil ist ein Schlag ins Gesicht für alle Men­schen, die sich Neon­azi­aufmärschen in den Weg stellen. Wir erwarten und haben in der Ver­gan­gen­heit allerd­ings kein anderes Ver­hal­ten von der deutschen Jus­tiz beobachtet. Ver­fahren gegen Polizeibeamte wer­den nicht zur Verurteilung gebracht.
Trotz­dem hal­ten wir es für notwendig, auf die offen­sichtliche Ver­tuschung von “ungerecht­fer­tigter Gewal­tan­wen­dung” durch Polizeibeamte aufmerk­sam zu machen. An diesem Fall ist exem­plar­isch zu sehen, wie Beamte – selb­st wenn sie ihre Straftat­en zu geben – von der Jus­tiz geschont wer­den. Zwar muss der Beamte eine Geld­strafe zahlen – der Fall wird aber in der Öffentlichkeit verz­er­rt wahrgenom­men. Nochmal: Da geste­ht ein Polizist eine Kör­per­ver­let­zung (zumal noch in ein­er Sit­u­a­tion ohne jede Rechts­grund­lage) und das Ver­fahren gegen ihn wird trotz­dem eingestellt! Polizeige­walt wird so zum pri­vat­en Prob­lem der Betrof­fe­nen und nicht etwa Teil der öffentlichen Sta­tis­tiken. Wer dann über Polizeige­walt sprechen möchte, kriegt dann zu hören: “Polizeige­walt? Welche Polizeige­walt? Es gibt doch fast keine Verurteilun­gen.” Genau das ist das Prob­lem! Die deutsche Jus­tiz ist schlicht nicht bere­it, ihre Polizeibeamten für deren Gewal­texzesse zur Ver­ant­wor­tung zu ziehen.
Mit Hin­blick auf den anste­hen­den soge­nan­nten “Tag der deutschen Zukun­ft” am 06.06.2015 durch Neon­azis in Neu­rup­pin hal­ten wir es für ein fatales Sig­nal an gewalt­bere­ite Polizis­ten und alle Men­schen, die es nicht hin­nehmen wollen, dass Faschis­ten ohne Wider­stand aufmaschieren.

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Antifaschismus

Faschisten aus der Deckung holen. „COGIDA“ offenlegen.

Nun hat „PEGIDA“ die Stadt Cot­tbus auch offiziell erre­icht. Am 11. Feb­ru­ar soll es zum ersten „Spazier­gang“ durch die süd­bran­den­bur­gis­che Stadt kom­men. Wie es dazu kam und wer hin­ter den Kulis­sen seine Fin­ger mit im Spiel hat, wird im fol­gen­den Text dargestellt.
Wer bei „PEGIDA“ mitläuft, sollte wis­sen, dass sie oder er damit vor allem, aber nicht nur, Vorurteile und Hass gegen eine religiöse Min­der­heit schürt. Dabei spielt es auch keine Rolle welche son­sti­gen Forderun­gen sie oder ihn dazu bewegt haben bei „PEGIDA“ zu demonstrieren.
Die pop­ulis­tis­chen regionalen Forderun­gen von „COGIDA“ deuten auch darauf hin, dass für die Organ­isatoren zen­tral nicht das The­ma der Islamisierung rel­e­vant ist, son­dern dass es sich um den Ver­such han­delt, eine lockere Organ­i­sa­tion zu etablieren und mit den Forderun­gen in der Gesellschaft anschlußfähig zu werden.
Wie alles begann
Ange­fan­gen hat alles am 23.12.2014 mit dem Erscheinen der Face­book-Seite „COGIDA“. „Cot­tbuser vere­int & friedlich gegen die Islamisierung und Ver­frem­dung unser­er Heimat! Für den Erhalt unser­er Kul­tur“ (COGIDA). COGIDA ver­ste­ht sich selb­st als einen Ableger der „PEGIDA-Bewegung“1
Seit Wochen demon­stri­ert das Bünd­nis „Patri­o­tis­che Europäer gegen die Islamisierung des Abend­lan­des“, kurz „PEGIDA“, in Dres­den. Die Masse der sich beteili­gen­den ist dabei keines Falls ein­heitlich son­dern stark durchwach­sen und umfasst viele Teile der Gesellschaft. Der antimus­lim­is­che Ras­sis­mus gilt dabei als „das Bindeglied zwis­chen Neon­azis, neon­azis­tis­chen Mörder*innen, Islamhasser*innen und Rechtspopulist*innen“2.
Bei den Aufmärschen sind ras­sis­tis­che Parolen zu hören, Recht­sradikale find­en sich selb­st unter den Organ­isatoren und gele­gentlich kommt es auch zu gewaltäti­gen Über­grif­f­en, wie etwa in Leipzig auf Jornalist*innen.3
COGIDA? — kann ich das essen!?
Der Face­book Auftritt von „COGIDA“ unter­schei­det sich nicht großar­tig von anderen „PEGIDA“-Ablegern. Wenig bis keine eige­nen Inhalte, die Ziele bleiben schwammig, die Organisator*innen möcht­en erst mal verdeckt bleiben.
Anders als bei den restlichen „-GIDAS“ wird „COGIDA“ beständig von dem Logo „VERITAS“ begleit­et. Es soll darauf hin­weisen, dass die Gruppe trotz ihrer Zuge­hörigkeit zu „PEGIDA“ region­al „autark“ ist. Ins­ge­samt soll das Logo dann schein­bar ein­er weit­eren Organ­isierung in der Region dienen.
Die Seite hat­te größeren Zulauf und erhielt inner­halb von 2 Tagen 200 neue „Gefällt mir“-Angaben. Durch die kon­tinuier­liche Pflege der Seite, dem regen Aus­tausch mit Inter­essierten, aber auch durch bun­desweite und inter­na­tionale Unter­stützung schaffte es „COGIDA“ auf über 2000 „Gefällt mir“ Angaben4. Rund 500 — 600 Likes kamen beispiel­sweise hinzu, als HOYGIDA, der Ableger von PEGIDA in Hoy­er­w­er­da, dies auf sein­er Face­book­seite postete.
Die Beiträge beste­hen aus diversen Zeitungsar­tikeln, die sich durch sämtliche The­menge­bi­ete ziehen, und aus geteil­ten Beiträ­gen ander­er -“GIDA“ Gruppen5. Durch das gezielte Ansprechen regionaler The­men wie „Altan­schließer­beiträge“, „Stoppt die Frühein­schu­lung in Bran­den­burg“ oder „Abzocke bei Falsch­park­ern“ wird ver­sucht, eine bre­ite gesellschaftliche Basis zu finden.
Die Band­bre­ite der ange­bote­nen The­men, sowie der kurzen oder gar gar nicht vorhan­de­nen Auseinan­der­set­zung mit einem The­ma führten dazu, dass sich keine kon­tinuier­liche Debat­te entwick­eln kon­nte. Die Diskus­sio­nen sind meist wirr und wenig zusam­men­hän­gend, eine inhaltliche Tiefe ist nicht erkennbar. Dies hin­derte die meis­ten Nutzer jedoch nicht daran gemein­same Feind­bilder zu gener­ieren und Schuldige für gesellschaftliche Prob­leme zu finden.
Die Mär vom „krim­inellen Aus­län­der“, die Unterteilung in „gute“ und „schlechte“ Flüchtlinge6 und Behaup­tun­gen wie z.B. „die kom­mu­nalen Kassen sind wegen der asylschwemme leer !“7 zeigen welche Geis­te­shal­tun­gen hier vorherrschen. Was sich teil­weise in den Kom­mentaren auf „COGIDA“ entlädt ist pur­er Rassismus.
Ein weit­er­er wichtiger Fak­tor für „COGIDA“ ist der Kampf gegen die „Ver­frem­dung unser­er Heimat!“ und „Für den Erhalt unser­er Kultur“8 Auch wenn das „Wir“ nicht expliz­it definiert ist, son­dern als „Wir sind EIN Volk“9 propagiert wird, wird bei genauem hin­se­hen schnell klar, dass es sich hier um ein „deutsches Volk“ zu han­deln hat. Damit rei­ht sich „COGIDA“ naht­los in den völkischen Nation­al­is­mus der europäis­chen „PEGIDA“-Bewegung, sowie his­torisch in die völkische Bewe­gung ein. Der völkische Nation­al­is­mus ist auf den Schutz des Volkes vor der „Ander­sar­tigkeit“ und der „Über­frem­dung“ aus­gerichtet. Er ist stark an völkische und ras­sis­tis­che Konzepte gebun­den und richtet danach seine ori­en­tiert daran seine Strate­gien aus.10
Wer sich die Face­book-Pro­file von den „COGIDA“-Anhängern „Spree Front“11 oder „Stef­fen Kreuziger“12 ansieht, bekommt einen Ein­blick darüber welch „Volk“ bei „COGIDA“ das „Wir“ verkör­pert. Während „Stef­fen Kreuziger“ ver­meintliche poli­tis­che Geg­n­er ver­hämt, sich an deren Schaden ergötzt13 und auf seinem Pro­fil für die „Anti-Antifa“14 wirbt, find­et sich bei „Spree Front“ ein stark­er Bezug zu Neon­azis aus dem Umfeld der NPD, sowie der JN15.
Die Ver­net­zung mit anderen „PEGIDA“-Ablegern stellt einen wichti­gen Fak­tor in der Mobil­isierung für den 11. Feb­ru­ar 2015 dar. So fahren Teile der Organisator*innen regelmäßig nach Dres­den oder auch Hoy­er­w­er­da um die dor­ti­gen Aufmärsche zu unterstützen16.
Ger­ade die Aufmärsche in Hoy­er­swer­da unter dem Label „HOYGIDA“ sind ein Sam­mel­beck­en für die radikale Rechte. Unter den Teilnehmer*innen find­et sich so ziem­lich alles vom ehe­ma­li­gen Kan­di­dat­en der Partei „Pro Deutsch­land“ bis hin zum verurteil­ten Neon­azi. Die Darstel­lung rechter Ide­olo­gie reicht hier vom Tra­gen von „Thor Steinar“ Klei­dung bis hin zum skandieren ein­schlägig rechter Parolen wie „Ruhm und Ehre der deutschen Nation“, welche stark an die Parole „Ruhm und Ehre der Waf­fen-SS“ erinnert17.
Die Organisator*innen von „HOYGIDA“ ergänzen dieses Bild des recht­en Straßen­mob um eine struk­turgebende Kraft. So befind­et sich unter Ihnen ein Mit­glied der rechts-pop­ulis­tis­chen Partei „Alter­na­tive für Deutsch­land“, sowie eine Hoy­er­swer­daerin mit stark­er Affinität zur „NPD“ und ein­er Vor­liebe für schnelle Abschiebungen.18
Diese Umstände hin­derten die „COGIDA“-Organisatoren nicht daran, sich pos­i­tiv darauf zu beziehen, geschweige denn sich von diesen Per­so­n­en zu dis­tanzieren. Das Gegen­teil ist der Fall. Die bei­den Grup­pen trafen sich in der darauf fol­gen­den Woche nach dem Auf­marsch am 24. Jan­u­ar 2015 um sich Abzusprechen19. Beim 2. Auf­marsch am 07. Feb­ru­ar 2015 gab es schließlich einen Rede­beitrag in dem um Unter­stützung für den 11. Feb­ru­ar 2015 in Cot­tbus gebeten wurde20.
Auf der Face­book­seite von COGIDA find­en sich eben­falls zahlre­iche Vertreter von „HogeSa“ (Hooli­gans gegen Salafis­ten) – hier beste­hen also Verbindun­gen in die gewalt­bere­ite Hooliganszene.
Der Organ­isator von Seite und „Spazier­gang“
Der Haup­tak­teur von „COGIDA“, sowie die Per­son hin­ter „VERITAS“ ist Niels Krautz.
VERITAS“ bezieht sich hier ver­mut­lich auf den Spruch „In vino ver­i­tas“ was soviel wie „Im Wein liegt die Wahrheit“ heißt. Krautz ver­sucht wohl so zu verdeut­lichen, dass seines das „wahre“ Wort sei. Unter dem Pseu­do­nym „ver­i­tas“ schreibt er kleine E‑books und Kurzgeschicht­en um diese anschließend auf „mystorys.de“ zu veröffentlichen21. Kurze Zeit zierte selb­st der Cot­tbuser Alt­markt mit dem schriftzug „ver­i­tas“ sein Facebookprofil22.
Das „VERITAS“-Logo welch­es die „COGIDA“-Facebookseite ziert, ent­warf er kurze Zeit vor der Grün­dung von „COGIDA“ und stellte es auf seine Face­book­seite zur Bewertung23.
Krautz selb­st ist inner­halb der „Neuen Rechten“24 bzw. der „Iden­titären Bewegung“25 zu verorten. Er schrieb z.B. einen Artikel für das rechts-kon­ser­v­a­tive Zeitung­spro­jekt „Blaue Narzisse“26, welch­es seine frem­den­feindliche Gesin­nung u.a. dadurch zur Schau stellt, türkischstäm­mige Men­schen als unzivil­isiert darzustellen und kat­e­gorisch Ausländer*innen als Täter und Deutsche als Opfer gegenübergestellt27. Auch lassen sich auf sein­er Face­book Seite immer wieder Bezüge und geteilte Beiträge von Ablegern der „Iden­titären Bewe­gung“ finden28.
Der autoritäre und anti­semi­tis­che Charak­ter von Krautz kommt in Face­book-Diskus­sio­nen mit seinen Freund*innen zutage, wenn vom „Moslem­schwein“, pos­i­tiv­en Bezü­gen aufs „Gulag“29 und einem „Freis­chein seit ’45“ zum töten für „die Juden in Israel“ die Rede ist30. Solche Aus­sagen lassen außer­dem Rückschlüsse auf ein Men­schen­bild zu, das fernab eines gle­ich­berechtigten Umgangs miteinan­der ist.
Die Offen­heit von Krautz gegen über ein­schlägig Bekan­nten Neon­azis und die Nähe zu ihnen ist erkennbar an den Leuten, die mit ihm über Face­book kom­mu­nizieren. So hält Krautz Kon­takt zu Ben­jamin Mertsch, Oliv­er Niedrich und Oliv­er Fischer31, alle drei bekan­nte „NPD“-Kader32, wobei sich Fis­ch­er eher durch sein pen­e­trantes und aggres­sives (teil­weise gewalt­tätiges) Auftreten, als durch poli­tis­che Rel­e­vanz her­vorhebt. Doch zeigt ger­ade der Kon­takt zu Fis­ch­er, dass es sich hier nicht nur um reine „Face­book-Bekan­ntschaften“ han­delt. So treten Krautz und Fis­ch­er auch gele­gentlich gemein­sam im Cot­tbuser Stadt­bild auf und war­ben per Mega­fon gemein­sam für die COGIDA-Demonstration.
Fis­ch­er selb­st warb unter anderem vor kurzem noch für das ver­botene Neon­azinet­zw­erk „Spreelichter“33 bzw. die „Werde-Unsterblich“-Kampagne auf sein­er Facebook-Seite34.
Niels Krautz soll im Umfeld der Anti-Euro-Kam­pagne der NPD poli­tisch sozial­isiert und aus­ge­bildet wor­den sein. Die Kon­tak­te zu Oliv­er Fis­ch­er u.a. lassen dies als plau­si­bel erscheinen. Einzel­nen Aus­sagen zu Folge soll er eben­falls Vertreter ein­er „Queer­frontstrate­gie“ sein, was an Hand der Aus­sage: „es gäbe wed­er links noch rechts, son­dern nur EIN Volk“ auf der COGI­DA-Seite plau­si­bel erscheint.
Ein weit­er­er Organ­isator von „COGIDA“ ist Patrick Krautz, der Brud­er von Niels Krautz. Er ist eher still und zurück­hal­tend und poli­tisch bish­er noch nicht in Erschei­n­ung getreten.
Der Auf­marsch am 11. Februar
Der soge­nan­nte Spazier­gang der „COGIDA“ in Cot­tbus erfol­gt rel­a­tiv spät im Kon­text der gesamten „PEGI­DA-Bewe­gung“. Der offizielle Grund war, dass die Organ­isatoren noch die erste Demon­stra­tion von „HOYGIDA“ abwarten woll­ten. Mit dem Abflauen der gesamten Bewe­gung sah sich „COGIDA“ genötigt, andere The­men als Pro­pa­gan­da gegen Flüchtlinge und „krim­inelle Aus­län­der“ zu veröf­fentlichen und zunehmend wur­den all­ge­meine andere poli­tis­che The­men und regionale The­men aufge­grif­f­en. Auf­fäl­lig hier­bei ist, dass sie aber auf keine regionale Medi­en Bezug nehmen. „COGIDA“ selb­st posi­tion­iert sich inhaltlich nicht im Rah­men der auseinan­der­brechen­den „Pegi­da-Bewe­gung“.
Für den 11. Feb­ru­ar wurde durch „COGIDA“ zusät­zlich eine Ver­anstal­tungs­seite auf Face­book erstellt35. Derzeit gibt es für den geplanten Auf­marsch über 300 Online-Zusagen, darunter befind­et sich sowohl der rechte Straßen­mob als auch organ­isierte Neon­azis, wie z.B. Face­book-Nutzer „Heinz Scholten“, der auf sein­er Seite mit geball­ter Faust und einem Landser-Shirt posiert36 sowie Oliv­er Fischer37.
Die Mobil­isierung für den Auf­marsch erfol­gte über Face­book und mit pro­pa­gan­dis­tis­chen Mega­fon­durch­sagen in den Fußgänger­zo­nen in Cot­tbus u.a. durch Niels Krautz. Weit­ere „PEGIDA“-Ableger wur­den ange­fragt zu unter­stützen, darunter die Grup­pen aus Hoy­er­swer­da und Dres­den. In Hoy­er­swer­da wurde zu diesem Zweck ein kurz­er Rede­beitrag von Niels Krautz gehalten38.
Faz­it
Der Cot­tbuser „PEGIDA“-Ableger, „COGIDA“ will sich bürg­er­nah und in der soge­nan­nten „Mitte“ der Gesellschaft verortet sehen. Mit der Losung nach Frieden wer­den hier völkisch-nationale, anti­semi­tis­che, antimus­lim­is­che und ras­sis­tis­che Welt­bilder kaschiert. Hier wird Frieden propagiert während an ander­er Stelle die Abschiebung von Flüchtlin­gen gefordert wird.
Ins­ge­samt stellen „VERITAS“ und „COGIDA“ den Ver­such ein­er Organ­isierung des recht­en Poten­tials in Cot­tbus und darüber hin­aus in die Region dar. Durch ihre Offen­heit und Nähe zu recht­en Ide­olo­gien bildet „COGIDA“ ein Sam­mel­beck­en vom Recht­skon­ser­v­a­tiv­en über rechte Hooli­gans bis hin zu organ­isierten Neonazis.
In einen his­torischen Kon­text geset­zt lässt sich die Gefahr und Trag­weite ein­er solchen Vere­ini­gung erken­nen. Der Zusam­men­schluss zwis­chen Kon­ser­v­a­tiv­en und Nazis führte 1933 schließlich zum deutschen Faschis­mus mit all seinen Folgen.
Im Rah­men der ras­sis­tis­chen-nation­al­is­tis­chen Welle Anfang der 1990er Jahre kam es bun­desweit zu Pogromen gegen Flüchtlinge und Migrant*innen. Ros­tock-Licht­en­hagen und Hoy­er­swer­da sind nur die bekan­ntesten Beispiele, aber auch in Cot­tbus gab es den Ver­such eines Pogroms gegen das dama­lige Flüchtlingsheim.
Für Frieden zu kämpfen heißt nicht mit „COGIDA/PEGIDA“ auf die Straße zu gehen und den „Deutschen Boden“ zu vertei­di­gen, son­dern sich sol­i­darisch mit seinen Mit­men­schen auseinan­der zu set­zen. Auch wenn es dabei nicht auf kon­stru­ierte Grup­pen­zuge­hörigkeit­en ankommt, ist eine antifaschis­tis­che Grun­de­in­stel­lung ele­men­tar für ein gle­ich­berechtigtes Leben miteinander.
Quellen:
1 https://www.facebook.com/pages/Cogida/1540762136194400?fref=ts ; 06.02.2015
2 http://bubgegenextremerechte.blogsport.de/2014/12/06/hogesa-pegida-neue-nationalrassistische-massenbewegung-in-deutschland-nationalsozialismus‑2–0/ ; 06.02.2015 Der Artikel bietet eine Fundierte Analyse der HoGeSa/PEGIDA Prob­lematik uns set­zt diese in eine his­torischen Kontext
3 http://www.neues-deutschland.de/artikel/959546.renner-pegida-im-kern-voelkisch-und-autoritaer.html ; 06.02.2015
4 2276 Likes am 06.02.2015 https://www.facebook.com/pages/Cogida/1540762136194400?sk=likes
5 https://www.facebook.com/pages/Cogida/1540762136194400?fref=ts ; 06.02.2015
6 Ebd. Immer wieder wird gefordert sog. Wirtschafts­flüchtlinge sofort Abzuschieben, da diese ja keinen Grund hät­ten zu fliehen.
7 Bild 1
8 Bild 2
9 Ebd.
10 Vgl. Roger Grif­fin: Völkisch­er Nation­al­is­mus als Weg­bere­it­er und Fort­set­zer des Faschis­mus. Ein angel­säch­sis­ch­er Blick auf ein nicht nur deutsches Phänomen. In: Heiko Kauff­mann, Hel­mut Keller­shohn und Job­st Paul (Hgg.): Völkische Bande. Dekadenz und Wiederge­burt – Analy­sen rechter Ide­olo­gie, 2005; Mar­gret Jäger/Siegfried Jäger (1999): Gefährliche Erb­schaften. Die schle­ichende Restau­ra­tion recht­en Denkens und Uwe Puschn­er: Die völkische Bewe­gung im wil­helminis­chen Kaiser­re­ich. Sprache – Rasse – Reli­gion. Wiss. Buchge­sellschaft, Darm­stadt 2001.
11 https://www.facebook.com/profile.php?id=100005534499352&fref=ts ; 07.02.2015
12 https://www.facebook.com/steffen.kreuziger?fref=ufi ; 06.02.2015
13 Bild 3 & 4
14 Mil­i­tante Neon­azi-Struk­tur, die ver­meintliche poli­tis­che Geg­n­er auskund­schaftet um mil­i­tant gegen diese Vorzuge­hen; vgl. http://web.archive.org/web/20071213193138/http://www.amal-sachsen.de/news.php?article=379 07.02.2015
15 Bild 5,6 & 7
16 https://www.facebook.com/pages/Cogida/1540762136194400?fref=ts ; 07.02.2015
17 http://pogrom91.tumblr.com/post/110240353704/hoygida-neonazis-rassisten-hoyerswerda ; 07.02.2015
18 Ebd.
19 https://www.facebook.com/niels.krautz.7?fref=ts ; 07.02.2015
20 https://www.facebook.com/pages/Cogida/1540762136194400?fref=ts ; 07.02.2015
21 https://www.facebook.com/niels.krautz.7?fref=ts ; http://www.mystorys.de/b118274-Fantasy-und-Horror-Schattenwurzeln.htm ; http://www.mystorys.de/b118562-Gedichte-Traeumer.htm ; http://www.mystorys.de/b121307-Gedichte-Herbstdepression.htm ; Alle 07.02.2015 ; Bild 8
22 https://www.facebook.com/niels.krautz.7?fref=ts ; 07.02.2015 ; Bild 9
23 https://www.facebook.com/niels.krautz.7?fref=ts ; https://www.designmantic.com/de/share?id=MjU1Nzc4MA%3D%3D ; 07.02.2015 Bild10 & 11
24 http://web.archive.org/web/20091211072619/http://www.polwiss.fu-berlin.de/fsi/bernie/rrtraughber.htm
25 https://www.antifainfoblatt.de/artikel/die-europ%C3%A4ische-%C2%BBidentit%C3%A4re-bewegung%C2%AB
26 http://www.blauenarzisse.de/index.php/gesichtet/item/4921-warum-sprachen-sterben ; 08.02.2015 ; Bild 12
27 Alexan­der Geisler, Mar­tin Ger­ster: Fußball als Extrem-Sport – Die Unter­wan­derung des Bre­it­en­sports als Strate­gie der extremen Recht­en. In: Stephan Braun, Alexan­der Geisler, Mar­tin Ger­ster (Hrsg.): Strate­gien der extremen Recht­en. Hin­ter­gründe – Analy­sen – Antworten. VS Ver­lag, 2009. ISBN 3531159119, S. 193f. Onlineversion
28 https://www.facebook.com/niels.krautz.7?fref=ts ; 07.02.2015 ; Bild 13&14
29 Gulag bez. das Repres­sion­ssys­tem der Sow­je­tu­nion, mit Straflagern, Arbeit­slagern, etc. Tausende Men­schen fan­den dort den Tod. Vgl.: Alexan­der Solsch­enizyn: Der Archipel Gulag. Vom Ver­fass­er autorisierte über­ar­beit­ete und gekürzte Aus­gabe in einem Band. 3. Auflage. Fis­ch­er Taschen­buch Ver­lag, Frank­furt am Main 2010, ISBN 978–3‑596–18423‑1, S. 334. Im Fol­gen­den macht Solsch­enizyn eine Angabe zu den Über­leben­den der Lager: „In der Tat ist ja von jenen, über die einst die Ver­haf­tung hereinge­brochen war (wir wollen auss­chließlich von den Achtund­fün­fzigern [den ‘poli­tis­chen’ Gefan­genen] sprechen), schw­er­lich ein Fün­f­tel, ’s wär schön, wenn ein Achtel, in den Genuß der Haf­tent­las­sung gekom­men.“ (a.a.O, S. 481)
30 https://www.facebook.com/niels.krautz.7?fref=ts ; 06.02.2015 ; Bild 15, 16 & 17
31 Ebd. ; 08.02.2015 ; Bild 18, 19 & 20
32 Vgl. Fight Back #5, April 2013 und Hin­ter den Kulis­sen num­mer 3, Som­mer 2013; online https://www.antifa-berlin.info/sites/default/files/dateien/artikel/fightback05.pdf und http://apap.blogsport.eu/files/2014/01/hinter_den_kulissen_nummer_3_jahr_2013.pdf
33 Ebd.
34 Bild 21 & 22
35 https://www.facebook.com/events/834989929890590/?ref_newsfeed_story_type=regular&source=1 ; 08.02.2015
36 https://www.facebook.com/heinz.scholten.5?fref=ts ; 08.02.2015 ; Bild 23 & 24
37 Bild 25
38 https://www.facebook.com/pages/Cogida/1540762136194400?fref=ts ; 08.02.2015

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Sonstiges

Oberhavel für alle!

Oberhavel für Alle! Aufruf zur gemeinsamen Demonstration für ein weltoffenes und buntes Oranienburg und gegen den Abendspaziergang der Nazis und Rassist_innen!
Ober­hav­el für Alle! Aufruf zur gemein­samen Demon­stra­tion für ein weltof­fenes und buntes Oranien­burg und gegen den Abendspazier­gang der Nazis und Rassist_innen!
Oranien­burg ist anders.weltoffen.bunt!
11. Feb­ru­ar / 18:00 / Bahn­hof Oranien­burg / “Ober­hav­el für alle” — Anti­ras­sis­tis­che Demonstration 
Oranien­burg ist ein Ort der Vielfalt mit vie­len Errun­gen­schaften. Davon prof­i­tieren nicht nur die Bürger_innen, son­dern auch die immer zahlre­icheren Gäste unser­er Stadt. Grund­lage für diesen Erfolg ist ein Kli­ma, in dem Men­schen sich wohlfühlen sowie frei von Angst und Ver­fol­gung leben, arbeit­en und sich ent­fal­ten kön­nen. Wir wis­sen, dass dies nicht immer und nicht für alle Real­ität ist. Die existieren­den Sor­gen und Nöte der Men­schen in dieser Stadt nehmen wir wahr. Aber sie sind auch Anlass für eine lebendi­ge, demokratis­che und anti­ras­sis­tis­che All­t­agskul­tur. Zahlre­iche Ini­tia­tiv­en, Ver­bände, Vere­ine, aber auch Bürg­erver­samm­lun­gen, Parteien und demokratis­che Insti­tu­tio­nen bieten Gele­gen­heit zum Teil­haben, Stre­it­en und Mit­mis­chen. Grund­lage für all dies ist der Kon­sens im gegen­seit­i­gen Respekt und in der Anerken­nung der uni­versellen, unveräußer­lichen und unteil­baren Men­schen­rechte. Das Schüren von Äng­sten und Hass ver­bi­etet sich damit genau­so wie die Aus­gren­zung von Men­schen auf­grund von Herkun­ft, sex­ueller Ori­en­tierung oder Reli­gion als “fremd” oder “anders”.
Flüchtlinge willkom­men — Refugees Welcome!
Unser­er Stadt ging es immer dann am besten, wenn Zuzug und Zuwan­derung sie wach­sen und gedei­hen ließ. So ist das noch heute. Nicht nur deshalb soll­ten wir die Men­schen, die in den ver­gan­genen Monat­en Zuflucht aus Krisen- und Kriegsre­gio­nen in Deutsch­land gesucht haben, willkom­men heißen. Bish­er haben 193 Flüchtlinge und Asylbewerber_innen aus 15 Natio­nen die Gemein­schaft­sun­terkun­ft in der ehe­ma­li­gen „Märkischen Kaserne“ im Ort­steil Lehnitz bezo­gen. Weit­er­hin sind bis zum jet­zi­gen Zeit­punkt ca. 30 Per­so­n­en in Woh­nun­gen und im Luisen­hof in Oranien­burg unterge­bracht wor­den. Diesen Flüchtlin­gen gilt unsere Sol­i­dar­ität. Sie haben ihr Leben aufs Spiel geset­zt, als sie vor Krieg, Ter­ror, Folter, Hunger und Armut flo­hen. Wir wollen unsere neuen Nach­barn willkom­men heißen und ihnen die Teil­habe an unser­er Gesellschaft ermöglichen. Wir dulden keine Form von Men­schen­ver­ach­tung und ras­sis­tis­ch­er Het­ze gegen Men­schen, die auf unseren Schutz angewiesen sind.
Ober­hav­el für alle!
Nazis, Heimgegner_innen, Rassist_innen und ange­blich “besorgte Bürg­er” rufen in unser­er Stadt zu einem „Abendspazier­gang für angemessene Asylpoli­tik“ auf. Doch Beiträge auf den “Nein zum Heim”-Internetseiten sowie von Red­nern ver­gan­gener “Abendspaziergänge” beweisen, dass “angemessen” hier das Maß der Frem­den­feindlichkeit, der Nüt­zlichkeit des Ego­is­mus und der eige­nen Maßlosigkeit, das Recht des Stärk­eren und das Recht nach Herkun­ft meint.
Wir wis­sen, dass die Teilnehmer_innen der “Abendspaziergänge” zum großen Teil aus recht­en Struk­turen im ganzen Kreis und auch dem Land kom­men. Wir meinen, dass die Werte unser­er Stadt auch in unserem Land­kreis gel­ten. Deshalb wün­schen wir uns: Zeigt weit­er­hin Sol­i­dar­ität; ste­ht mit uns auf und beweist, dass Ober­hav­el zusam­men hält! Es geht um Demokratie und Vielfalt in unser­er Region, in der wir uns dem Ziel eines guten und selb­st­bes­timmten Lebens für alle Men­schen verpflichtet fühlen.
Wir erin­nern uns an das, was war, nicht nur in den zwei Konzen­tra­tionslagern, deren schreck­liche Geschicht­en unseren Land­kreis noch heute prä­gen. Wir wis­sen, wohin die Ide­olo­gie der “Spaziergänger_innen” führen kann. In den 90iger Jahren mussten wir erleben, wie erst Häuser und dann Men­schen bran­nten und wie die, die nur besorgte Bürg­er sein woll­ten, zu Täter_innen wur­den. Auch deshalb: Statt #Pegi­da gilt, nicht nur bei uns, #niewie­da! Wir wer­den es nicht zulassen, dass unser Land­kreis erneut zum Aus­tra­gung­sort men­schen­ver­ach­t­en­der Het­ze wird. Ober­hav­el ist ein Ort für alle, egal welch­er Herkun­ft, Reli­gion oder sex­uellen Orientierung.
Gemein­sam set­zen wir uns ein für ein friedlich­es, weltof­fenes und vielfältiges Zusam­men­leben aller Men­schen. Unser Ziel ein­er sol­i­darischen Gemein­schaft ohne Ras­sis­mus und Aus­gren­zung eint uns über unsere poli­tis­chen, kul­turellen und sozialen Unter­schiede hin­aus. Wir erk­lären uns aus­drück­lich sol­i­darisch mit all jenen, die mit uns das Ziel teilen, dem braunen Spuk auf unseren Straßen ein Ende zu bere­it­en. Wir sind die Demokrat­en und wir sind die Vertreter der Men­schen­rechte. Wir haben genug von Ras­sis­mus, Frem­den­feindlichkeit, Angst und Hass. Wir sind viele und rufen euch auf: Stellt euch den Abendspaziergän­gen ent­ge­gen, wider­sprecht und wider­set­zt euch.
Genug ist genug!
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Cottbuser Erklärung: „Cottbus für alle – No PEGIDA

Gemein­sam mit dem Ober­bürg­er­meis­ter von Cot­tbus, dem Sprech­er des Bünd­niss­es „Cot­tbuser Auf­bruch“, dem Präsi­dent der BTU und dem Sprech­er des Studieren­den­rates der BTU haben wir die Cot­tbuser Erk­lärung unterze­ich­net! Darin wen­den wir uns gegen Frem­den­feindlichkeit und Ras­sis­mus, die bei PEGI­DA-Demon­stra­tio­nen immer wieder an den Tag gelegt wer­den – die Erk­lärung im Wort­laut find­et ihr unten.
Wer die Erk­lärung unterze­ich­nen möchte, schreibt bitte kurz an cottbus-fuer-alle@posteo.de!
COTTBUSER ERKLÄRUNG
Wir wen­den uns gegen die Men­schen­feindlichkeit, die auf den Demon­stra­tio­nen von PEGIDA zum Aus­druck kommt. Wir sol­i­darisieren uns mit den (poten­tiell) Betrof­fe­nen und erk­lären, dass Cot­tbus eine weltof­fene Stadt sein will und z.B. als Uni­ver­sitätsstadt auch sein muss.
Die Debat­te um PEGIDA hat nun Cot­tbus erre­icht, auch wenn der Höhep­unkt der Demon­stra­tio­nen vor­bei scheint und die „Argu­mente“ öffentlich aus­ge­tauscht sind. PEGIDA & Co. haben nur einen sehr ver­schwomme­nen Forderungskat­a­log, stellen ihre Demon­stra­tio­nen aber unter das Mot­to: „gegen die Islamisierung des Abend­lan­des“. Wer dort mitläuft, sollte also wis­sen, dass er oder sie damit Vorurteile und Hass gegen eine religiöse Min­der­heit­en schürt – egal welche son­sti­gen Forderun­gen oder Mei­n­un­gen ihn oder sie dazu bewegt haben, bei PEGIDA zu demonstrieren.
Wir beobacht­en mit Sorge, dass auf den PEGI­DA-Demon­stra­tio­nen häu­fig frem­den­feindliche und ras­sis­tis­che Ansicht­en vor­ge­tra­gen wer­den und dass bun­desweit auch zahlre­iche Neon­azis an den Demon­stra­tio­nen teil­nehmen und diese mit organisieren.
Wir wollen dem ein Bild ent­ge­genset­zen, was Cot­tbus für uns bedeutet:
Eine weltof­fene Stadt – und keine ver­schlossene Stadt. Cot­tbus und die Region sollen sich inspiri­eren lassen von der Welt da draußen und von den Men­schen der Erde, mit allen ihren Facetten.
Nie­mand unter­stützt den islamistis­chen Ter­ror­is­mus – aber wir kön­nen eben so wenig aus­län­der­feindliche Über­griffe oder auch nur die Bedro­hung oder Diskri­m­inierung unser­er Mit­men­schen hin­nehmen, die nicht aus Deutsch­land stam­men, eine andere Reli­gion haben, eine andere sex­uelle Ori­en­tierung besitzen oder vielle­icht ein­fach nur „anders“ aussehen.
Wir ste­hen für eine Stadt, die es ermöglicht, Frei­heit und Lebens­glück auf je eigen­em Wege zu suchen – ohne Vorschriften oder Ein­schränkun­gen anderer.
Cot­tbus für alle! No Pegida!
Erstunterzeichner:
Hol­ger Kelch, Ober­bürg­er­meis­ter von Cottbus
Ange­li­ka Müller, Cot­tbus Nazifrei
Lothar Judith, Press­esprech­er Cot­tbuser Auf­bruch und DGB-Vor­sitzen­der Cottbus
Jörg Stein­bach, Präsi­dent der Bran­den­bur­gis­chen Tech­nis­chen Universität
Daniel Kowald, Sprech­er des Studieren­den­rates Cottbusnten.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Nauen: Unbekannte hissen Banner und verkleben Plakate gegen geplantes Asylbewerberheim / Dubiose „Bürgerinitiativen“ formieren sich

Titelbild
Während in der Stadtverord­neten­ver­samm­lung der Kle­in­stadt Nauen (Land­kreis Havel­land) noch kon­tro­vers über einen Stan­dort ein­er Unterkun­ft für unge­fähr 250 Asyl­suchende disku­tiert wird, haben jet­zt offen­bar auch Unbekan­nte die Ini­tia­tive ergrif­f­en und sich eben­falls zum The­ma posi­tion­iert. Im Gegen­satz zum schwarze-Peter-Spiel der Abge­ord­neten, um den geeignet­sten Platz, scheinen diese Per­so­n­en hinge­gen eine fun­da­men­tale Ablehnung zur Auf­nahme von Flüchtlin­gen und Asyl­suchen­den zu propagieren. Nach ein­er ersten Ban­ner­ak­tion gegen geplante Unterkün­fte am 28. Jan­u­ar 2015, die auch auf der Inter­net­seite der neon­azis­tis­chen Vere­ini­gung „Freien Kräften Neuruppin/Osthavelland“ Erwäh­nung fand, fol­gten gestern und heute früh weit­ere gle­ichar­tige Aktio­nen. Am Fre­itag­mor­gen war an einem leer­ste­hen­den Wohn­haus in der Damm­straße Ecke Herte­felder Straße ein Lak­en mit der Auf­schrift: „Nauen sagt Nein zum Asy­lanten­heim!“ aufge­taucht und am heuti­gen mor­gen eines mit der Auf­schrift: „Nein Nein Nein zum Asy­lanten­heim“, an der Bah­nun­ter­führung B273 (Graf Arco Straße). Bei­de Ban­ner wur­den inzwis­chen von Passant_innen ent­fer­nt, doku­men­tiert und der Polizei übergeben. Weit­er­hin waren heute Mor­gen u.a. in der Damm­straße, in der Garten­straße, in der Neue Str sowie schw­er­punk­t­mäßig im Wohnge­bi­et Karl Bernau Ring / am Bre­dow­er Weg / Feld­straße / Kreuz­taler Straße / Walde­mar­damm dutzende A3-Papi­er-Plakate mit der Auf­schrift „Nein zum Heim“ aufge­taucht. Der Walde­mar­damm 20 gilt übri­gens als der wahrschein­lich­ste Stan­dort des geplanten Asyl­be­wer­ber­heimes. Hierzu will die Stadt, nach ein­er Abstim­mungsver­schiebung bei der let­zten Stadtverord­neten­ver­samm­lung am 26. Jan­u­ar 2015, nun am 12. Feb­ru­ar 2015 Fak­ten schaf­fen. Entsprechend waren die genan­nten A3-Plakate for­muliert. „Ganz Nauen“ solle, nach dem Willen ein­er „Bürg­erinia­tive Nauen“, nun dort erscheinen, um das Heim zu verhindern.
„Zukun­ft Nauen“
Der plöt­zlich recht drastis­che Wider­stand kommt über­raschend. Bere­its am 17. Novem­ber 2014 wurde die Unter­bringung von Asyl­suchen­den in Nauen erörtert. Die Sitzung im Kreishaus wurde öffentlich bewor­ben, Inter­essen­ten seit­ens eines „besorgten“ Bürg­er­tums gab es jedoch keine. Auch nicht von der neuen Bürg­erini­tia­tive „Zukun­ft Nauen“, welche nun die ange­blich spär­liche Informierung zum Asyl­heim anprangert. In einem am 4. Feb­ru­ar 2015 veröf­fentlicht­en Posi­tion­spa­pi­er wird zudem mit den üblichen Vorurteilen gegen der­ar­tige Unterkün­fte gespielt. Das Heim liege zu nahe an ein­er Schule, ein­er Kita und einem Wohnge­bi­et. Zudem befän­den sich Gara­gen und eine Klein­gartensparte in der Nähe.
Welch­es Bild über Asyl­suchende wird hier entwick­elt? Die üblichen Stereo­type: alles Diebe und Krim­inelle. Da darf natür­lich auch nicht der Hin­weis fehlen, dass in einem Asyl­be­wer­ber­heim „Men­schen aus völ­lig unter­schiedlichen Kul­turkreisen mit kom­plett ver­schiede­nen Weltan­schau­un­gen … unweiger­lich aufeinan­der“ tre­f­fen. Als ob dies ein Indiz für krim­inelles Ver­hal­ten wäre. Der bit­tere Beigeschmack des Ras­sis­mus ist offensichtlich.
Hin­ter „Zukun­ft Nauen“ soll übri­gens der Nauen­er Heiko K. steck­en. Dieser ist auch Admin­is­tra­tor der Social­me­dia-Präsenz der „Nauen­er Patri­oten gegen die Islamisierung des Abend­lan­des“ (PEGIDA Nauen). Anson­sten ist nur recht wenig über ihn bekannt.
„Nein zum Heim in Nauen“
Eine typ­is­che NPD Kreation scheint hinge­gen die Social­me­dia-Präsenz „Nein zum Heim in Nauen“ zu sein. Diese ist seit Novem­ber 2014 online und wird seit dem fort­laufend aktu­al­isiert. In der Regel wer­den ein­er­seits Presse­berichte, ander­er­seits aber auch Artikel und State­ments der neurecht­en Zeitschrift „Junge Frei­heit“, der NPD Ini­tia­tive „Nein zum Heim in Bad Belzig“ oder der NPD sel­ber geteilt. Am 27. Jan­u­ar 2015 veröf­fentliche „Nein zum Heim in Nauen“ einen Artikel über eine Zusam­menkun­ft der Nauen­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung am 26. Jan­u­ar 2015, der etwas später, am 2. Feb­ru­ar 2015, auch 1:1 auf der Social­me­dia-Präsenz der „NPD Hav­el Nuthe“ als Bericht des Stadtverord­neten Erik Brün­ing (NPD) pub­liziert wurde. In diesem wurde sich ein­mal mehr über eine ange­blich „man­gel­nde Infor­ma­tion­spoli­tik“ beschw­ert. Des weit­eren wurde darüber berichtet, dass es zu ein­er „laut­starken Diskus­sion zwis­chen Ein­wohn­ern und Bürg­er­meis­ter“ gekom­men sei und „der Saal kurz vor der Räu­mung durch die Polizei“ stand. Des Weit­eren, so „Nein zum Heim in Nauen“, soll „die kom­plette Frak­tion“ von „Bauern- und frisch­er Wind für Nauen“ sich ablehnend gegenüber des Heim­neubaus gezeigt haben, eben­so wie einige Mit­glieder von SPD und CDU. Dies trifft allerd­ings, laut MAZ, zumin­d­est zu let­zt genan­nter Behaup­tung so nicht zu. Grund­sät­zlich wurde zunächst erst ein­mal betont, dass gegen die Auf­nahme von Asyl­suchen­den nichts spricht. Lediglich der Stan­dort, neben einem von der Stadt aus­gewiese­nen sozialen Bren­npunkt, einem Plat­ten­bau­vier­tel am Rande Nauens, mache den ablehnen­den Abge­ord­neten sorgen.
Doch genau auf diese Karte wollem jet­zt offen­bar auch die „Bürg­erini­tia­tiv­en“ set­zen, indem Sympathisant_innen heute an nahezu jedem Hau­sein­gang in diesem Gebi­et Plakate, mit dem Aufruf sich am 12. Feb­ru­ar 2015 zur Stadtverord­neten­ver­samm­lung einzufind­en und das Heim zu ver­hin­dern, anbrachten.
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Antifaschismus

Der Aufstand der Ekelhaften

Am Sam­stag, den 17. Jan­u­ar fand ein von der neon­azis­tis­chen Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich”[1] organ­isiert­er ras­sis­tis­ch­er Auf­marsch in Frankfurt
(Oder) statt. Unter dem Mot­to „Frankfurt/Oder wehrt sich — Stopp dem Asylmiss­brauch“ [2] ver­sucht­en die Veranstalter*innen den Auf­marsch als bürg­er­lichen Protest zu insze­nieren. Das Schaus­piel war unglaub­würdig. Wed­er kon­nte die Gruppe glaub­haft Bürg­er­lichkeit imi­tieren noch ern­sthaft sug­gerieren aus der „Mitte der Gesellschaft“ zu kom­men. Immer wieder war auf ihrer Seite „Frankfurt/Oder wehrt sich“ zu lesen: „Wir sind keine Nazis“. Die neon­azis­tis­chen Ver­strick­un­gen sind aber mehr als offenkundig.
Vorgeschichte – Der Ras­sis­tis­che Mob Frankfurts

Wir berichteten im jüng­sten recherche output[3] über die Entste­hung ein­er ras­sis­tisch aufge­lade­nen Debat­te um ver­meintliche Dro­genkrim­i­nal­ität im Lenné-Park. In dieser Dynamik entlud sich der All­t­agsras­sis­mus der Frankfurter*innen auf Face­book­seit­en wie „Blaulichtre­port Frank­furt (Oder)“[4],„Bürgerwehr Frank­furt (Oder)“[5] und „Bran­den­burg wehrt sich“[6]. Dabei ver­wiesen sie auf einen Artikel der Märkischen Oderzeitung,[7] der sich auf Gerüchte berief, die später sog­ar von der örtlichen Polizei wider­legt wurden.[8] Für die im Auf­schwung befind­liche Frank­furter AfD ein gefun­denes Fressen: Der Stadtver­band um Wilko Möller und Michael Korth kon­nte sich als neue Partei rechts der CDU pro­fil­ieren und erhielt bei den let­zten Land­tagswahlen knapp 20% der Frank­furter Stim­men. Einzig die NPD kon­nte bish­er nicht von der Stim­mung prof­i­tieren, auch man­gels fehlen­der Struk­turen vor Ort.
Bish­er stach vor allem der Frank­furter Neon­azi Peer Koss als treibende Kraft inner­halb der organ­isierten ras­sis­tis­chen Mobil­isierung her­vor. So war es auch er, der am 26. August 2014 eine „Gegen­demon­stra­tion“ anlässlich ein­er anti­ras­sis­tis­chen Demo durch Frank­furt (Oder) initiierte.[9] Schlussendlich beteiligten sich jedoch nur eine Hand­voll Neon­azis an der Aktion. Und es war erneut Koss, der am 1. Novem­ber auf seinem per­sön­lichen Face­book-Pro­fil zu ein­er Anti-Asyl Demo aufrief.[10] Er ver­gaß diese jedoch vorher anzumelden, so dass es an diesem Tag statt eines ras­sis­tis­chen Auf­marsches eine Kundge­bung für Willkom­men­skul­tur vor dem Frank­furter Haupt­bahn­hof gab.[11]
Die bis dato größte Bühne bot sich den ras­sis­tis­chen Frankfurt*innen jedoch am 27. Novem­ber bei ein­er Einwohner*innenversammlung im Stadt­teil West. Informiert wer­den sollte über beste­hende und zukün­ftige Unterkün­fte für Geflüchtete. Der Vere­in „Utopia“ fasste in sein­er Pressemit­teilung die Geschehnisse tre­f­fend zusam­men: „Men­schen­ver­ach­tung eine Bühne geboten“.[12] Der Chau­vin­is­mus und Hege­mo­ni­al­streben von „weißen“ Frankfurter*innen äußerte sich in ver­meintlichen Äng­sten vor Kindeswohlge­fährdung, sex­uellen Über­grif­f­en, Eigen­tums­de­lik­ten und Sauberkeit sowie anderen Kon­struk­tio­nen ver­meintlich­er „Aus­län­derkrim­i­nal­ität“. Es waren auch zahlre­iche stadt­bekan­nte Neon­azis vor Ort. Die Ent­ladung des Has­s­es auf der Straße sollte nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Die Face­book-Seite „Frankfurt/oder wehrt sich“13
Zur Mobil­isierung der Demo wurde Mitte Dezem­ber ein Face­book-Pro­fil angelegt, hin­ter dem mut­maßlich der Frank­furter Neon­azi Peer Koss ste­ht. Am 25. Dezem­ber wurde dann eine Ver­anstal­tung erstellt, die eine Demon­stra­tion für den 17. Jan­u­ar 2015 ankündigte.[14]
Wie das Inter­net­por­tal „Inforiot“[15] im Vor­feld berichtete, ließ die Face­book-Seite anfangs tief in das neon­azis­tis­che Welt­bild der Ver­ant­wortlichen blick­en. Als Pro­fil­bild wurde eine Karte mit den Gren­zen des Deutschen Reichs von 1941 ver­wen­det, die in den Far­ben schwarz-weiß-rot geze­ich­net war.

Großmachtfantasien: Peer Koss wollte anfangs mit einem großdeutschen Reich gegen Asylmissbrauch demonstrieren. (Foto: screenshot facebook)
Groß­macht­fan­tasien: Peer Koss wollte anfangs mit einem großdeutschen Reich gegen Asylmiss­brauch demon­stri­eren. (Foto: screen­shot facebook)

Immer wieder wur­den Ver­weise zu ein­deutig neon­azis­tis­chen Seit­en geliked bzw. ver­linkt. Kommentator*innen kon­nten ohne Ein­schränkun­gen der Admins ras­sis­tis­che und anti­semi­tis­che Post­ings hin­ter­lassen. Nach­dem einige User*innen sich am neon­azis­tis­chen Bild der Ver­anstal­tung störten, änderten sie die Wer­bung. Von da an war die Deutsch­land-Fahne zu sehen. Ein ersten Fly­er, der u. a. im Frank­furter Stadt­teil Neu­beresinchen auch in Briefkästen gesteckt wurde, war mit dem Stadt­wap­pen verziert. Das sorgte für weit­eren Ärg­er: die Stadt stellte Anzeige gegen die Ver­ant­wortlichen. Denn für die Ver­wen­dung dieses Sym­bols bedarf es der Genehmi­gung der Stadt.[16]
Franziska und Peer Koss beim Gespräch mit der Polizei am 17. Januar 2015. (Foto: pressedienst frankfurt (oder))
Franziska und Peer Koss beim Gespräch mit der Polizei am 17. Jan­u­ar 2015. (Foto: presse­di­enst frank­furt (oder))

Neon­azipärchen organ­isiert Demonstration

Hin­ter der Organ­i­sa­tion der Demon­stra­tion standen Franziska Koss und ihr Mann Peer. Sie war die Anmelderin der Demon­stra­tion. Peer Koss‘ Involvierung war offen­sichtlich: so suchte er auf seinem per­sön­lichen Pro­fil nach Ordner*innen für die Demonstration[17]. Auf der NPD ges­teuerten Seite „Bran­den­burg wehrt sich!“ erschien der gle­iche Aufruf nur wenige Stun­den später.[18] Die neon­azis­tis­che Partei selb­st macht auf dieser Plat­tform fleißig Wer­bung für die Demon­stra­tion. Auf der Seite von „Frankfurt/Oder wehrt sich“ wurde wiederum u.a. ein NPD-Pro­pa­gan­da-Video verlinkt.[19] Die gegen­seit­ige Sym­pa­thie ist offen­sichtlich, teilen sie doch ein gemein­sames neon­azis­tis­ches Weltbild.
Die Zahl der­er, die eine Teil­nahme auf Face­book zuge­sagt haben stieg von Tag zu Tag. 420 Leute woll­ten am Ende an der Demon­stra­tion teilnehmen.[20] Ganz so viele waren es dann doch nicht.
Der 17. Jan­u­ar – ein klas­sis­ch­er Neonaziaufmarsch

Am Sam­sta­gnach­mit­tag zog der Auf­marsch hin­ter ein­er Deutsch­land-Fahne und dem aufge­sprüht­en Spruch „Frankfurt/Oder wehrt sich“ vom Frank­furter Bahn­hof durch die die Frank­furter Stadt­teile Alt­beresinchen und Guben­er Vorstadt zurück zum Bahn­hof. Durch ein mas­sives Polizeiaufge­bot waren Block­aden der Route kaum möglich. Am Leipziger Platz, direkt vor dem Haus von Peer und Franziska Koss, welch­es mit ein­er überdi­men­sion­ierten Deutsch­land-Fahne „geschmückt“ war, gab es eine kurze Zwis­chenkundge­bung. Nach knapp zwei Stun­den war die Demon­stra­tion schon wieder aufgelöst.
Doch zurück zum Anfang: Ab 13 Uhr ver­sam­melten sich, etwas abseits des Bahn­hof­s­ge­bäudes die ersten Teilnehmer*innen der ras­sis­tis­chen Demon­stra­tion. Schnell wurde klar, dass es sich bei den Teil­nehmenden nicht wie von den Face­book-Seite sug­geriert wurde um „ein­fache und besorgte Bürger*innen“ han­delte, son­dern um offen­sichtliche Neon­azis. Vieles sah nach ein­er typ­is­chen, von der NPD organ­isierten Demon­stra­tion aus, wie diese bere­its im Jahr 2012 durchge­führt wurden.[21] Zwar war die Anzahl an Frank­furter Rassist*innen groß, es dauerte aber nicht lange und alt­bekan­nte Neon­azis aus Berlin und Bran­den­burg kamen am Bahn­hof an. So gehörten die Neon­azis der JN Bran­den­burg um Marc Michal­s­ki, Patrick Niedergesäß, Alexan­der Kevin Pieper und Eric Lade­mann wie selb­stver­ständlich zu den Teil­nehmenden. Zusam­men mit Berlin­er Neon­azis, die regelmäßig an den „Nein zum Heim“-Aufmärschen im Berlin­er Bezirk Marzahn-Hellers­dorf teil­nehmen reis­ten auch Frank Odoy, Manuela Kokott, Markus Noack und Alexan­der Bode aus Guben zur Ver­anstal­tung an. Wenig später traf zudem eine Del­e­ga­tion der neon­azis­tis­chen Partei „Die Rechte“ um Klaus Mann ein.
Vor allem JN’ler über­nah­men sogle­ich nach ihrer Ankun­ft organ­isatorische Auf­gaben, wie Ordner*innenfunktionen. Franziska Koss, die Anmelderin, musste sich mit dem Hal­ten des Front-Trans­par­ents, zusam­men mit zwei anderen Frank­fur­terin­nen, beg­nü­gen. Die Auf­gabe der Demoleitung über­nahm ein Neon­azi aus Magdeburg.
Einfaltslos: Eine einfache Deutschland-Fahne, darauf mit Sprühfarbe das Motto der Demo. Gehalten u.a. von Franziska Koss (links am Transpi). Gleich neben ihr läuft der Leiter der Demo. Ein Magdeburger Neonazi. (Foto: pressedienst frankfurt (oder))
Ein­falt­s­los: Eine ein­fache Deutsch­land-Fahne, darauf mit Sprüh­farbe das Mot­to der Demo. Gehal­ten u.a. von Franziska Koss (links am Tran­spi). Gle­ich neben ihr läuft der Leit­er der Demo. Ein Magde­burg­er Neon­azi. (Foto: presse­di­enst frank­furt (oder))

Bis auf die Teil­nahme einiger weniger als Bürger*innen erkennbare Rassist*innen glich das Bild ein­er typ­is­chen NPD-Demon­stra­tion der let­zten Jahre in der Region. Mit etwa 250 Neon­azis war es zugle­ich der größte Auf­marsch in Bran­den­burg seit langer Zeit. Kaum mehr als 150 Neon­azis kon­nte die NPD in den ver­gan­genen Jahren zu ihren Ver­anstal­tun­gen organ­isieren, wobei der Trauer­marsch von Cot­tbus noch als größtes Event zu zählen wäre.[22]
Eine weit­ere Über­raschung war die Teil­nahme der neon­azis­tis­chen Gruppe „Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung“ um den früheren JN-Kad­er Maik Eminger aus Grabow (Pots­dam-Mit­tel­mark), dessen Zwill­ings­brud­er André ein­er der Haup­tangeklagten im Münch­en­er NSU-Prozess ist.[23] Lange Zeit nicht öffentlich in Erschei­n­ung getreten, nimmt er im Zuge der ras­sis­tis­chen Stim­mung durch PEGIDA und Co. mit sein­er Gruppe immer wieder an solchen Aufmärschen teil. So zulet­zt auch beim Leipziger PEGI­DA-Ableger LEGIDA am 21. Januar.[24] Die Gruppe „Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung“, deren Anhänger*innen vor allem aus West­bran­den­burg stam­men, trat erst­mals am 16. Novem­ber in Gransee (Ober­hav­el) in Erschei­n­ung. Dort führte Emingers Gruppe einen abendlichen Fack­el­marsch unter dem Mot­to „Wir für Deutsch­land gegen Über­frem­dung“ durch.[25] Dass diese Aktions­form äußer­lich dem Muster der 2012 ver­bote­nen neon­azis­tis­chen Spreelichter gleicht[26] ist nicht ver­wun­der­lich, so ist doch die Gruppe „Licht und Schat­ten“ aus denen „Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung“ her­vorg­ing ein Ableger derselben.
Wieder aktiv: Maik Eminger nimmt wieder verstärkt an Aufmärschen teil. In Frankfurt hielt er sogar eine Rede. (Foto: pressedienst frankfurt (oder))
Wieder aktiv: Maik Eminger nimmt wieder ver­stärkt an Aufmärschen teil. In Frank­furt hielt er sog­ar eine Rede. (Foto: presse­di­enst frank­furt (oder))

Ihre Teilnahme am Frankfurter Neonaziaufmarsch teilt die Gruppe "Ein Licht für Deutschland gegen Überfremdung" um Maik Eminger auf facebook mit. (Foto: screenshot facebook)
Ihre Teil­nahme am Frank­furter Neon­azi­auf­marsch teilt die Gruppe “Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung” um Maik Eminger auf face­book mit. (Foto: screen­shot facebook)

Quer­schnitt der Frank­furter Neonaziszene

Dass es sich aber vor­wiegend um eine von Frank­furter Neon­azis organ­isierten Demon­stra­tion han­delte, zeigt sich deut­lich an der ungewöhn­lich hohen Beteili­gung Frank­furter Neon­azis aus dem Umfeld der „Kam­er­ad­schaft Kom­man­do Werwolf“[27] und den „FCV-Hooligans“[28].
So gehörten Sven Lemke, Bri­an Dachwitz, Chris­t­ian Riemer, Mario Schreiber, Dirk Wein­ert, Mar­tin Wilke, Mar­cel Kuss und Andy Köp­ke zu den bekan­ntesten Frank­furter Neon­azis auf der Demonstration.
Hinter "Ein Licht für Deutschland gegen Überfremdung" versammeln sich auch Frankfurter Neonazis. Im Bild rechts (mit Tunnel) Andi Köpke, daneben Sven Lemke (mit Kapuze) von der Kameradschaft "Kommando Werwolf". (Foto: pressedienst frankfurt (oder))
Hin­ter “Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung” ver­sam­meln sich auch Frank­furter Neon­azis. Im Bild rechts (mit Tun­nel) Andi Köp­ke, daneben Sven Lemke (mit Kapuze) von der Kam­er­ad­schaft “Kom­man­do Wer­wolf”. (Foto: presse­di­enst frank­furt (oder))

Eben­falls anwe­send war Björn Brusak. Der als rechter Lie­der­ma­ch­er und Fan des südafrikanis­chen Aparthei­ds-Regimes bekan­nte Frankfurter,[29] war auch der erste Red­ner der Demon­stra­tion. Der Finanzber­ater Brusak bedi­ente in sein­er knapp sieben­minüti­gen Rede[30] nahezu alle The­men, die sich im aktuellen Parteipro­gramm der Bran­den­burg­er NPD find­en. Zugle­ich betonte er aber, dass die Mehrzahl der anwe­senden Per­so­n­en nichts gegen inte­gri­erte aus­ländis­che Mitbürger*innen haben, solange sie “brav für die deutsche Volk­swirtschaft arbeit­en” wür­den. Sowieso taucht das “Volk” sehr häu­fig in sein­er Rede auf. Fol­gerichtig stimmte er dann auch in der von Wutbürger*innen gerne gebrüllte Parole “Wir sind das Volk” ein, um, ganz nach dem Quer­front-Prinzip, mit Zitat­en der linken Intellek­tuellen Rosa Lux­em­burg und George Orwell abzuschließen.
Brusak begrüßte zudem die ank­om­menden Neon­azis aus Fürsten­walde und Berlin. U. a. mit Eric Lade­mann führte er ein nahezu fre­und­schaftlich­es Gespräch. Berühungsäng­ste scheinen zur NPD also nicht zu bestehen.
In guter Gesellschaft: Björn Brusak (mitte, mit Freundin) zwischen Christian Riemer (links) und Markus Noack (rechts, Kopf wegdrehend) auf einer Demonstration am 17. Januar 2015 in Frankfurt (Oder). (Foto: pressedienst frankfurt (oder))
In guter Gesellschaft: Björn Brusak (mitte, mit Fre­undin) zwis­chen Chris­t­ian Riemer (links) und Mario Lenz (rechts, Kopf weg­drehend) auf ein­er Demon­stra­tion am 17. Jan­u­ar 2015 in Frank­furt (Oder). (Foto: presse­di­enst frank­furt (oder))

Während der Demon­stra­tion stach Brusak immer wieder aus der Masse her­aus. Während die Mehrzahl der ras­sis­tis­chen Teil­nehmenden “Lügen­presse”, “Wir sind das Volk” oder „Ha,ha,Antifa“ skandierten, forderte er “Presse­frei­heit” und “Demokratie”. Kaum ver­wun­der­lich, ste­ht er doch mit seinen ver­schwörungs­the­o­retis­chen Ansicht­en der extrem recht­en anti­semi­tis­chen Europäis­chen Aktion nahe[31] und besuchte die soge­nan­nten Mon­tags-Demos in Berlin im Som­mer 2014.[32]
Ankündi­gun­gen zufolge woll­ten sich 500 Per­so­n­en an der Demon­stra­tion beteili­gen, am Ende waren es nur 250. Den­noch ist die öffentliche Mobil­isierung, die lediglich über Face­book stat­tfand, erschreck­end erfol­gre­ich gewe­sen. Min­destens die Hälfte der Anwe­senden stammten aus Frank­furt (Oder) selb­st. Beson­ders auf­fäl­lig war die Beteili­gung viel­er junger Men­schen, z.T. tru­gen Schüler*innen Schilder und standen mit in der ersten Reihe.
Das ras­sis­tis­che Poten­tial der Bevölkerung hat sich mal wieder offenkundig gezeigt, von jun­gen Men­schen über gewalt­bere­ite Hooli­gans bis hin zu Renter*innen.
Schnell hieß es “Wir kom­men wieder”und so wurde für den 14. Feb­ru­ar von “Frankfurt/Oder wehrt sich” erneut eine Kundge­bung angekündigt, dies­mal an der Friedensglocke.[33]
Peer Koss bit­tet zur näch­sten Runde
Am 26.01.2015 kündigte die Seite “Frankfurt/Oder wehrt sich” eine ras­sis­tis­che Kundge­bung unter dem Mot­to “Frankfurt/Oder wehrt sich gegen Asylmißbrauch und Asylantenheime”[34]. Allerd­ings ist die Strate­gie dies­mal eine andere. So find­et statt ein­er Demon­stra­tion eine Kundge­bung statt, zu welch­er allerd­ings gemein­sam hinge­gan­gen wer­den soll, um sich vor Gegendemonstrant*innen zu “schützen”, so die Veranstalter*innen.[35]
Die ver­suchen inzwis­chen sich einen bürg­er­lichen Anstrich zu geben, in dem sie in ihrem Aufruf auf friedlich­es Ver­hal­ten und “neu­trale” Klei­dung Wert legen.[36] Es scheint ihnen klar zu sein, dass offen­er Neon­azis­mus eher auf Ablehnung als auf offene Arme stößt.
Die Ver­net­zung ver­schieden­er Akteur*innen aus der Extremen Rechte wird immer deut­lich­er: Über Frank­furt (Oder) und dem Land­kreis Oder-Spree hin­aus sym­pa­thisieren neon­azis­tis­che Aktivist*innen aus Berlin, Cot­tbus und dem Land­kreis Prignitz[37] mit der Grup­pierung “Frankfurt/Oder wehrt sich”.
Immer mehr Sympathisant*innen der ras­sis­tis­chen Het­ze haben Angst für Neon­azis gehal­ten zu wer­den. Zu Recht — die antifaschis­tis­che recherchegruppe frank­furt (oder) wird auch nach der Ver­anstal­tung am 14.02. wieder Ross und Reit­er ben­nen — versprochen.
Facebook-Aufruf zur Kundgebung am 14. Februar von "Frankfurt/Oder wehrt sich" (Foto: Screenshot facebook)
Face­book-Aufruf zur Kundge­bung am 14. Feb­ru­ar von “Frankfurt/Oder wehrt sich” (Foto: Screen­shot facebook)

1 hxxps://www.facebook.com/pages/Frankfurtoder-wehrt-sich/693079740809110.
2 Rechtschreibfehler im Original
3 Vgl. hier und im Fol­gen­den – https://recherchegruppe.files.wordpress.com/2014/12/output_7_final.pdf.
4 hxxps://www.facebook.com/BlaulichtreportFrankfurtOder.
5 Vgl. https://recherchegruppe.wordpress.com/2014/10/30/unser-ruckschlag-wird-kommen-analyse-einer-rassistisch-aufgeladenen-debatte-um-kriminalitat-und-gefluchtete/.
6 Vgl. hxxps://www.facebook.com/pages/Brandenburg-wehrt-sich/780097475356300.
7 Vgl. http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1314548.
8 Vgl. http://www.moz.de/heimat/lokalredaktionen/frankfurt-oder/artikel9/dg/0/1/1346221/.
9 Vgl. https://recherchegruppe.wordpress.com/2014/10/30/unser-ruckschlag-wird-kommen-analyse-einer-rassistisch-aufgeladenen-debatte-um-kriminalitat-und-gefluchtete/.
10 Vgl. https://inforiot.de/willkommenskultur-statt-rassismus/.
11 Vgl. https://inforiot.de/frankfurtoder-rechter-aufmarsch-fiel-aus/.
12 Vgl. https://inforiot.de/menschenverachtung-ein-podium-geboten/.
13 hxxps://www.facebook.com/pages/Frankfurtoder-wehrt-sich/693079740809110.
14Vgl. hxxps://www.facebook.com/events/379203118908612/
15 Vgl. https://inforiot.de/rassistische-demonstration-in-frankfurtoder-geplant/
16 Vgl. http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1359138/.
17Vgl. Peer Koss, Beitrag vom 05.01.2015 um 08:35, hxxps://www.facebook.com/peer.koss.
18 Vgl. Bran­den­burg Wehrt sich, Beitrag vom 7. Jan­u­ar 2015, 11:17: hxxps://www.facebook.com/pages/Brandenburg-wehrt-sich/780097475356300.
19 Vgl. Frankfurt/Oder wehrt sich, Beitrag vom 6. Jan­u­ar 2015, 11:19: hxxps://www.facebook.com/pages/Frankfurtoder-wehrt-sich/693079740809110.
20 Vgl. hxxps://www.facebook.com/events/379203118908612/
21 Vgl. https://recherchegruppe.wordpress.com/2012/11/20/das-kleeblatt-ist-verdorrt/ und https://recherchegruppe.wordpress.com/2012/05/10/das-war-wohl-nichts/.
22 Vgl. https://inforiot.de/cottbus-blockierte/.
23 Vgl. https://linksunten.indymedia.org/de/node/64041.
24 Vgl. https://www.inventati.org/leipzig/?p=3335.
25 Vgl. http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2014/11/19/brauner-fackelmarsch-in-brandenburg_17710.
26 Vgl. http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2012/06/19/das-ende-der-nazi-masken-show_8923.
27Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe frank­furt (oder): „Watch out for the Wer­wolf!“, auf: https://recherchegruppe.wordpress.com/2013/06/02/watch-out-for-the-werwolf/, 02.06.2013 und vgl. gegenrede: „Haus­durch­suchung in Frank­furt (Oder)“, auf: http://gegenrede.info/news/2013/lesen.php?datei=130624_01, 24.06.2013 sowie vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe frank­furt (oder): „Ver­wund­bar­er Musik­er und Tät­towier­er“, auf: https://recherchegruppe.wordpress.com/2014/08/28/verwundbarer-musiker-und-tattowierer/.
28Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe frank­furt (oder): „Fre­unde, die nie­mand haben will.“, in: „recherche out­put #1“, 2006 und Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe frank­furt (oder): „Rechte Frank­furter Ultras aktiv wie nie“, in: „recherche out­put #3“, 2007 sowie zahlre­iche Artikel unter https://recherchegruppe.wordpress.com.
29 Vgl. https://recherchegruppe.wordpress.com/2013/09/08/immer-arger-mit-der-bierbar/.
30 Vgl. https://www.youtube.com/watch?v=RJYkXR_idOs, ab Minute 14:00.
31 Vgl. hxxps://de-de.facebook.com/pages/Europ%C3%A4ische-Aktion-St%C3%BCtzpunkt-Frankfurt-Oder/344266155722923.
32 Vgl. https://www.youtube.com/watch?v=xI996280x_g, ab Minute 03:08.
33 Vgl. Vgl. Frankfurt/Oder wehrt sich, Ein­trag vom 27. Jan­u­ar 2015, 05:24: hxxps://www.facebook.com/pages/Frankfurtoder-wehrt-sich/693079740809110.
34 Vgl. „Frankfurt/ Oder wehrt sich“, Beitrag vom 26.01.2015 um 21:26, hxxps://www.facebook.com/events/1585257671687662/.
35 Vgl. „Frankfurt/ Oder wehrt sich“, Beitrag vom 27.01.2015 um 13:42 hxxps://www.facebook.com/events/1585257671687662/.
36 Vgl. „Frankfurt/ Oder wehrt sich“, Beitrag vom 27.01.2015 um 13:25, hxxps://www.facebook.com/events/1585257671687662/.
37 Der Ver­sand­han­del Itsh84u aus Karstädt, spendete Klam­ot­ten für einen Spende­nak­tion von „Frankfurt/Oder wehrt sich“. Die antifaschis­tis­che recherchegruppe frank­furt (oder) berichtete am 30.01.2015: https://inforiot.de/der-braune-teddy-baer-als-feigenblatt/.
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