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Antifaschismus

*14.02.2015 — Auf nach Frankfurt (Oder)!*

Eine Bitte um anar­chis­tis­che Beteili­gung an den Gegen­protesten zu ras­sis­tis­ch­er Ver­anstal­tung in Frank­furt (Oder)*
Am 14.02.2015 find­et in Frank­furt (Oder) erneut eine durch Recht­sex­treme und Neon­azis organ­isierte, ras­sis­tisch-aufge­ladene Ver­anstal­tung statt.
Ob es sich nur wie derzeit bekan­nt um eine Kundge­bung han­delt oder ob daraus wie bere­its am 17.02.2015 eine Neon­azi — Demon­stra­tion entste­ht, ist derzeit unklar. DieNeon­azi-Demo, an der 250 Men­schen teil­nah­men, kon­nte auch von den 700 Gegen­protest­lerin­nen nicht ver­hin­dert werden.
Die Erken­nt­nisse der Ver­anstal­tung unter dem Mot­to “Stopp dem Asylmiss­brauch” sind jeden­falls erschreck­end. Nicht nur,dass sich unter den Demonstrant*innen der aus dem NSU — Umfeld bekan­nte MaikEminger befand oder dass die Hälfte des Demon­stra­tionszuges mit aus Stadt und Umland bekan­nten Neon­azis durch­set­zt war- auch dass ein großer Teil der Ver­samm­lung schein­bar unbescholtene Bürger*Innen waren, lässt Inter­pre­ta­tion­sspiel­raum. Am Schlimm­sten wiegt wohl, dass zu großen Teilen vor Jahren in Erschei­n­ung getretene Alt-Nazis es anscheinend geschafft haben, teil­weise sehr junge, bish­er nicht in Erschei­n­ung getretene Men­schen mit ihrer men­schen­ver­ach­t­en­den Pro­pa­gan­da zu indok­trinieren und auf die Straße zu holen. Das wollen wir so nicht dulden.
Wir, die Lib­ertäre Aktion Frank­furt (Oder), sind durch diese Vorkomm­nisse, die sich bere­its seit let­zten Som­mer anbah­nen und vor allem mit Beginn dieses Jahres extrem gewor­den sind, stark in unserem Wirken eingeschränkt. Es wer­den enorme Ressourcen in anti­ras­sis­tis­ch­er und antifaschis­tis­ch­er Arbeit, in denen unsere Mitwirkung gefordert ist, gebün­delt. Es ist derzeit vor­rangig der weit­eren Ver­bre­itung von ras­sis­tis­ch­er und neon­azis­tis­ch­er Pro­pa­gan­da ent­ge­gen­zuwirken. Jedoch wür­den wir unsere Wirkungss­chw­er­punk­te auch gern wieder an anderen Stellen set­zen. Lokal unter­stützen wir für diesen Tag den Aufruf des Bünd­niss­es “Kein Ort für Nazis Frank­furt (Oder)”.
Wir laden euch deshalb am 14.02.2015 zu einem anar­chis­tis­chen Stadtspazier­gang ein, bei dem mit den unter­schiedlich­sten und vielfältig­sten Aktio­nen — je nach dem wo euer Aktion­ss­chw­er­punkt liegt — dem Braunen Mob Ein­halt geboten wer­den sollte. Wir ver­fol­gen damit außer­dem das Ziel den Men­schen zu zeigen, dass Anarchist*Innen im öffentlichen Raum dur­chaus präsent sind. Lasst uns diesen Tag zu unserem machen, lasst uns uns ver­net­zen und unter­stützt die Lib­ertäre Aktion Frank­furt (Oder), sie wird es euch garantiert danken. Denn wir alle kön­nten der Grund sein, weshalb es keine näch­ste ras­sis­tis­che Demon­stra­tion in Frank­furt (Oder) geben wird…
Für Verpfle­gung und wenn benötigt, Schlaf­plätze, tra­gen wir Sorge.
Für Info*s wen­det euch ver­trauensvoll an uns.
Es grüßen solidarisch
Die Men­schen der Lib­ertären Aktion Frank­furt (Oder)
libertaere-aktion-frankfurt-oder@riseup.net

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Antifaschismus

NAZIS BLOCKIERENDAMIT DER HASS IRGENDWANN VERGEHT

Cottbus: Wir stellen uns in den Weg! Naziaufmarsch gemeinsam verhindern!
Cot­tbus: Wir stellen uns in den Weg! Nazi­auf­marsch gemein­sam verhindern!
Der 15. Feb­ru­ar 1945 ist nach wie vor ein bedeut­sames Datum für die Stadt Cot­tbus. Damals, vor 70 Jahren, erfol­gte die Bom­bardierung von Cot­tbus. Dies geschah, um den ver­brecherischen Faschis­mus zu been­den. Der Krieg mit seinen Schreck­en war auch für die Cottbuser*innen endgültig an seinen Aus­gangspunkt, Deutsch­land, zurück­gekehrt. Heute, nach 70 Jahren, ist genug Zeit ver­gan­gen, um zu ver­ste­hen, was Faschis­mus anrichtet. Den­noch wer­den auch am 15. Feb­ru­ar 2015 Neon­azis zum wieder­holten Mal ver­suchen, die Geschichte in Cot­tbus zu ver­drehen und einen deutschen Opfermythos zu kon­stru­ieren. Sie wer­den auch in diesem Jahr die unfass­baren Ver­brechen an der Men­schheit ver­harm­losen und diesen Tag für ihre Ide­olo­gie missbrauchen.
Gegen die Vere­in­nah­mung dieses Tages hat sich in den let­zten Jahren bre­it­er zivilge­sellschaftlich­er Protest etabliert. Cot­tbus Naz­ifrei! – ein Bünd­nis aus ver­schiede­nen Organ­i­sa­tio­nen, Ini­tia­tiv­en, Bewe­gun­gen und Einzelper­so­n­en – hat sich zum Ziel geset­zt, nazis­tis­chen Ide­olo­gien in Cot­tbus den öffentlichen Raum zu nehmen und den 15. Feb­ru­ar 1945 im Gesamtzusam­men­hang zu sehen. Wir wollen Nazi­aufmärsche ver­hin­dern, den gesellschaftlichen All­t­ag in Cot­tbus antifaschis­tisch begleit­en und mit pos­i­tiv­en Alter­na­tiv­en und Lebensen­twür­fen ins öffentliche Bewusst­sein hinein­wirken. Dies führte dazu, dass sich von Jahr zu Jahr weniger alte und neue Nazis an dem als Trauer­marsch getarn­ten Aufzug beteili­gen und immer mehr Men­schen für eine offene und sol­i­darische Zivilge­sellschaft auf die Straße gehen. In Dres­den ist es durch Block­aden bere­its gelun­gen, den einst größten Neon­azi­auf­marsch Europas endgültig zu ver­hin­dern. Auch in Cot­tbus ist es unser Ziel, dass der 15. Feb­ru­ar nicht mehr von Geschichtsrevisionist*innen miss­braucht wird und keine Faschist*innen mehr durch Cot­tbus marschieren – wed­er an diesem Tag noch son­st irgendwann!
Jedoch bedro­hen nicht nur offen­sichtliche Neon­azis ein friedlich­es Miteinan­der in Cot­tbus. So treten immer mehr pop­ulis­tis­che Stim­men in die Öffentlichkeit, die ein­deutig ras­sis­tisch, homo­phob und auf andere Weise diskri­m­inierend sind. Sie ver­suchen mit schein­baren Alter­na­tiv­en, alte Parolen all­t­agstauglich zu machen. Diese Gefahr ist jedoch kein Cot­tbuser Phänomen, son­dern europaweit gewin­nen recht­skon­ser­v­a­tive und ‑pop­ulis­tis­che Parteien an Zulauf. Sie greifen weitver­bre­it­ete Angst und Unmut über die europäis­che Krisen­poli­tik auf und propagieren die Rückbesin­nung auf das Nationale. Nation­al­is­mus und die ein­seit­ige Beurteilung des Men­schen nach sein­er Ver­w­ert­barkeit sind keine Lösung für soziale Verun­sicherun­gen und Prob­leme in der Gesellschaft. Zusam­men­halt und Sol­i­dar­ität sind aktueller und notwendi­ger denn je für eine freie und demokratis­che Entwick­lung. Dass Nation­al­is­mus keine Alter­na­tive sein kann, zeigen die furcht­baren Kriegsver­brechen im Zweit­en Weltkrieg.
Lasst uns gemein­sam für ein freies und weltof­fenes Miteinan­der auf die Straße gehen! Wed­er am 15. Feb­ru­ar noch son­st irgend­wann wer­den wir zulassen, dass Neon­azis durch Cot­tbus marschieren. Block­aden sind legit­im und notwendig. Mit unseren Aktio­nen sind wir Teil des Aufrufs „Cot­tbus beken­nt Farbe“. Wir sol­i­darisieren uns mit allen, die mit uns das Ziel teilen, den Neon­azi­auf­marsch zu ver­hin­dern. Also seid dabei, wenn es am 15. Feb­ru­ar wieder heißt: COTTBUS NAZIFREI!

BLOCK NAZISSO SOMEDAY HATRED WILL PASS BY
Feb­ru­ary 15 th , 1945 is still a mean­ing­ful date for the city of Cot­tbus. 70 years ago the bom­bard­ment of Cot­tbus took place. This hap­pened to end the awful fas­cism in Ger­many. For the peo­ple of Cot­tbus, the hor­rors of war had returned to Ger­many as its source. Today, 70 years lat­er, enough time has passed by for us to under­stand the mis­ery fas­cism can do. Nev­er­the­less, neo-Nazis will try once again to abuse the 15 th of Feb­ru­ary to stage the Ger­mans as vic­tims. Also this year, they will down­play the unbe­liev­able crimes against human­i­ty and use this day for their ideology.
Dur­ing the last years, a protest move­ment of the civ­il soci­ety has been estab­lished against the mis­use of this day. It is an impor­tant con­tri­bu­tion to putting the events of Feb­ru­ary 15 th , 1945 in the prop­er his­tor­i­cal con­text and thus clear­ly oppos­ing the myth of Ger­mans as vic­tims. This has lead to the trend, that few­er neo-Nazis take part in the march each year but instead more and more peo­ple ral­ly for an open civ­il soci­ety and sol­i­dar­i­ty. In Dres­den, Europe’s for­mer biggest neo-Nazi march has final­ly been brought to a halt through block­ades. It is also our goal for Cot­tbus that this date is no longer abused by his­tor­i­cal revi­sion­ism and no more fas­cists walk the streets of Cot­tbus – nei­ther on Feb­ru­ary 15 th nor on any oth­er day!
Nation­al­ism and reduc­ing humans to their eco­nom­ic usabil­i­ty can nev­er be a solu­tion to social inse­cu­ri­ties and prob­lems with­in the soci­ety. The hor­ri­ble war crimes dur­ing World War II have shown this in the most trag­ic of ways.
Let’s take away the pub­lic space from old and new neo-Nazis! Let’s fill the streets with our call for a free and open-mind­ed coex­is­tence of all the peo­ple! We will not let neo-Nazis march through Cot­tbus – nei­ther on Feb­ru­ary 15 th nor on any oth­er day! Block­ades are legit­i­mate and nec­es­sary. We declare our sol­i­dar­i­ty with every­body shar­ing out goal to stop the neo-Nazi march! Join us on Feb­ru­ary 15 th 2015 when we will call: COTTBUS NAZIFREI!
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Antifaschismus

Friesack: Ausländerfeindliche Kundgebung am vergangenen Wochenende

2015.02.04 Friesack
Eine Kundge­bung der neon­azis­tis­chen Ini­tia­tive „Zukun­ft statt Über­frem­dung“ sorgte am ver­gan­genen Son­ntag für Unruhe in der osthavel­ländis­chen Kle­in­stadt Frie­sack (Land­kreis Havel­land) bzw. im regionalen Social­me­dia. Pas­san­ten war die Ver­anstal­tung aufge­fall­en und als­bald wurde sich über Sinn und Unsinn der Ver­samm­lung u.a. in der öffentlichen Pin­nwand eines lokalen DJs aus­ge­tauscht. Wirk­liche Fak­ten liefer­ten aber erst die mut­maßlichen Veranstalter_innen selb­st. Auf einem Twit­ter-Account wurde ein Bild hochge­laden, auf dem zehn Per­so­n­en zu erken­nen sind, die u.a. zwei Ban­ner hal­ten. Auf diesen ste­ht u.a. mit großen Buch­staben „AUSLÄNDER UND ASYLANTEN RAUS“, wobei vor den bei­den Sub­stan­tiv­en – offen­bar aus rechtlichen Grün­den – jew­eils noch in kleiner­er Schrift: „krim­inelle“ und „Schein“ hinzuge­fügt wurde.
Aktion der „Freien Kräfte“
Hin­ter den Ban­nern ste­hen bekan­nte Neon­azis aus Neu­rup­pin (Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin) und Ketzin/Havel (Land­kreis Havel­land), die den so genan­nten „Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland“ zu zuord­nen sind. Auch der Neu­rup­pin­er Stadtverord­nete der NPD, Dave Trick, war wieder mit dabei. Dass die Per­so­n­en auf dem Twit­ter-Foto zu erken­nen sind, war offen­bar nicht beab­sichtigt, denn auf ein­er anderen Inter­net­seite war dieselbe Auf­nahme mit unken­ntlich gemacht­en Gesichtern zu sehen.
Trotz der gescheit­erten Anonymisierung in der Auswer­tung, gelang es den Veranstalter_innen jedoch wenig­stens am Ver­anstal­tungstag rel­a­tiv unerkan­nt zu bleiben. Zumin­d­est ver­bucht­en sie es später als Erfolg, dass kein „Gegen­protest“ stat­tfand. Ein Umstand der allerd­ings weniger ein­er ver­meintlichen kri­tik­losen Hin­nahme der­ar­tiger Ver­samm­lun­gen geschuldet ist, als denn ein­er bewussten Ver­schleierung solch­er Veranstaltungen.
Bewusstes Ver­steck­spiel
Wed­er die Versammlungsveranstalter_innen hat­ten im Vor­feld die Öffentlichkeit über die Kundge­bung in Ken­nt­nis geset­zt, noch die Ver­samm­lungs­be­hörde. Eine Prax­is, die sich in Bran­den­burg mit­tler­weile fest etabliert hat. So fan­den am Son­ntag in Wusterhausen/Dosse (Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin) sowie am Sam­stag in Wittstock/Dosse (Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin), Lud­wigs­felde (Land­kreis Tel­tow-Fläming), Blanken­felde (Land­kreis Tel­tow-Fläming) und Königs Wuster­hausen (Land­kreis Dahme-Spree­wald) weit­ere öffentliche Neon­azik­lein­ver­anstal­tun­gen statt, die zuvor nicht bekan­nt waren, jedoch anschließend von Versammlungsteilnehmer_innen im Inter­net, ungeachtet ihrer tat­säch­lichen Wirkung, als große Pro­pa­gan­daer­folge gefeiert werden.
Schürung von Ausländerhass
In Frie­sack, wie auch in Wusterhausen/Dosse, spielt dabei jedoch nicht nur die richtige Pro­pa­gan­da­pose eine Rolle, son­dern eben auch das Ver­bre­it­en konkreter Het­ze gegen Ausländer_innen, ins­beson­dere gegen Asyl­suchende. In bei­den Orten stellen näm­lich die jew­eils zuständi­gen Land­kreise seit 2014 Unterkün­fte für Flüchtlinge und Asylbewerber_innen zur Ver­fü­gung, was ins­beson­dere die „Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland“ erzürnt. Zumin­d­est ist es vor allem diese Vere­ini­gung, deren Sym­pa­thisan­ten die Bürg­erver­samm­lun­gen wahrnehmen, sich anschließend dazu im Inter­net abfäl­lig äußern oder eben an den Orten Aktio­nen durchführen.
Neben Frie­sack und Wusterhausen/Dosse ist seit neuestem offen­bar auch die Kle­in­stadt Nauen (Land­kreis Havel­land) in den Fokus der Neu­rup­pin­er Neon­azis gerückt. Dort sollen eben­falls Unterkün­fte für Asyl­suchende entste­hen. Über erste Gege­nak­tio­nen wurde bere­its aus­führlich auf der Inter­net­seite der „Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland“ berichtet.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

No Love for Nazis – Kein Valentinstag für Nazis

Aufruf zu Antifa-Aktio­nen am 14. Feb­ru­ar in Frankfurt(Oder)!
Eine Stadt kotzt sich aus — Seit August ver­gan­genen Jahres gibt es in Frank­furt (Oder) eine organ­isierte ras­sis­tis­che Mobil­isierung. Anstoß gab eine ras­sis­tisch aufge­ladene Debat­te um ver­meintliche Dro­genkrim­i­nal­ität im Lenné-Park. Lokalme­di­en grif­f­en Gerüchte über deal­ende Schwarze Per­so­n­en ungeprüft auf und berichteten aus­giebig. Drama­tisierun­gen und „Flüchtlingsproblematik“-Rhetorik sorgten für weit­ere Panik. In dieser Dynamik entlud sich der All­t­agsras­sis­mus der Frankfurter*innen auf Face­book­seit­en wie „Blaulichtre­port Frank­furt (Oder)“ oder „Bürg­er­wehr Frank­furt (Oder)“. Für die im Auf­schwung befind­liche AfD ein gefun­denes Fressen. So erhielt sie bei den let­zten Land­tagswahlen knapp 20% der Frank­furter Stim­men. Die bish­er größte Bühne bot sich den ras­sis­tisch ‑geneigten Frankfurt*innen dann am 27. Novem­ber bei ein­er Einwohner*innenversammlung im Stadt­teil West. Informiert wer­den sollte über beste­hende und zukün­ftige Unterkün­fte für Geflüchtete. Hier äußerte sich das Über­legen­heitsstreben Frank­furter Ureinwohner*innen in ver­meintlichen Äng­sten vor Kindeswohlge­fährdung, sex­uellen Über­grif­f­en, Eigen­tums­de­lik­ten und Sauberkeit sowie anderen, teils aben­teuer­lichen, Kon­struk­tio­nen. Die Demon­stra­tion am 17. Jan­u­ar mit knapp 250 Teil­nehmenden war der erneute Höhep­unkt der organ­isierten ras­sis­tis­chen Mobil­isierung in Frank­furt (Oder). Zwar versper­rten Block­aden dem Auf­marsch den Weg in die Innen­stadt und zwan­gen sie dazu, eine andere Route zu nehmen, doch kön­nen die Frank­furter Neon­azis das Ganze als Zwis­ch­en­er­folg ver­buchen, war es doch die erste erfol­gre­iche Demo in Frank­furt seit 2007. Ange­zo­gen hat der Auf­marsch Neon­azi-Kad­er, Hooli­gans, Rock­er oder NPD’ler — darunter cir­ca 70 Frankfurter*innen. Erschreck­end war die Anzahl der vie­len jun­gen Men­schen, die sich wie selb­stver­ständlich voller Hass und Men­schen­ver­ach­tung in die Menge ein­fügten und beseelt von der Sehn­sucht nach ein­er „Volks­ge­mein­schaft“ bei den „Wir sind das Volk“-Rufen mit einstimmten.
Schein­bar mit Selb­stver­trauen aus­ges­tat­tet, sind für den 14. Feb­ru­ar weit­ere Aktio­nen geplant.
Das Prob­lem heißt Rassismus
Wie ein Flächen­brand wüten die ras­sis­tis­chen Mobs bun­desweit. Etliche Angriffe auf Geflüchtete und Lager paaren sich mit nahezu täglichen Aufmärschen und Kundge­bun­gen. Dazu die alltäglichen Erniedri­gun­gen und Ein­schüchterun­gen, auf der Straße, im Amt oder auf der Arbeit. Und nach AfD, PEGIDA und Co. darf nun endlich wieder gesagt wer­den, was sich lange an die Stammtis­che verkrochen zu haben schien. Für die Vertei­di­gung des im Wahnsinn der Lohnar­beit erwor­ben Wohl­standes, sowie der eige­nen Priv­i­legien als Mit­glied der weißen, deutschen Mehrheits­ge­sellschaft scheint jedes noch so bar­barische Mit­tel Recht. Den ver­meintlich „Frem­den“ wird jeglich­er Funken Leben­squal­ität abge­sprochen. Die All­macht­sphan­tasien in den sozialen Medi­en sprechen Bände und sind ein Vorgeschmack auf das, was uns erwarten kön­nte, wenn wir nicht ein­schre­it­en. Wenn der Fam­i­lien­vater mit dem Base­ballschläger nachts am Fen­ster ste­ht und Angst um seine Garten­zw­erge hat, dann spricht Max Lieber­mann uns aus der Seele: „Ick kann jar nich soville fressen, wie ick kotzen möchte.“ Oder um es mit den Worten eines Geflüchteten, der mal in Frankfurt(Oder) lebte und in ein­er Ausstel­lung des Utopia e.V. zu Wort kam, zu sagen: „In Frank­furt (Oder) zu leben ist wie ständig Kopf­schmerzen zu haben.“
Die Meis­ten ver­weigern sich das Prob­lem beim Namen zu nen­nen und hof­fen darauf, dass Bock­würste und Luft­bal­lons den um das Image der Stadt besorgten Frank­furter befrieden.
Den­noch: Die Rassist*innen die sich in Frankfurt(Oder) zusam­menger­auft haben wur­den bish­er sowohl von den Lokalme­di­en als auch teil­weise von der Stadt und der Zivilge­sellschaft als das geächtet was sie am Ende sind: Neon­azis. Durch eigenes Unver­mö­gen, ihren offen zur Schau getra­ge­nen Neon­azis­mus und man­gel­nde poli­tis­che Erfahrung ist es ihnen bish­er nicht gelun­gen das vorhan­dene ras­sis­tis­che Poten­zial gän­zlich auszuschöpfen und über einen Kreis aus befre­un­de­ten Neon­azis hin­auszukom­men. Damit das auch so bleibt, müssen wir ihnen die Show in zwei Wochen ordentlich vermiesen.
Doch es gibt auch pos­i­tive Entwick­lun­gen. Bun­desweit polar­isiert die Diskus­sion um Flucht und Asyl. Auch in Frank­furt (Oder) beschäfti­gen sich immer mehr Men­schen mit dem The­ma, sen­si­bil­isieren sich und grün­den Willkom­mensini­tia­tiv­en und suchen den Aus­tausch, jedoch oft mit pater­nal­is­tis­chen und bevor­munden­den Ansätzen. Im Umgang mit recht­en Ver­samm­lun­gen hat auch ein Teil der Zivilge­sellschaft dazugel­ernt. Zivil­er Unge­hor­sam gehört mit­tler­weile zum Stan­dard­reper­toire bei Anti-Nazi Protesten.
“Frank­furt (Oder)” — (k)ein Berlin­er Randbezirk?
Vieles, was sich seit 6 Monat­en in Frankfurt(Oder) abspielt, erin­nert stark an ver­gan­gene und aktuelle ras­sis­tis­che Mobil­isierun­gen in den Berlin­er Rand­bezirken Hellers­dorf, Marzahn, Hohen­schön­hausen oder Buch. Und ähn­lich wie bei den Genoss*innen aus der Haupt­stadt­plat­te, brauchen wir momen­tan einen sehr sehr lan­gen Atem.
„Für die Frei­heit – Für das Leben!“ — Anti­ras­sis­tis­che Demon­stra­tion und antifaschis­tis­che Aktio­nen am 14.02.2015
Die ras­sis­tis­chen Zustände in Frank­furt (Oder) müssen benan­nt und bekämpft werden.
Wenn POC auf der Straße ange­spuckt wer­den oder der Ein­tritt in Frank­furter Clubs ver­währt wird und Refugees immer noch im Regional­ex­press oder auf der A12 von der Bun­de­spolizei gejagt und eingek­nastet wer­den, ist es höch­ste Zeit in die Offen­sive zu gehen!
Das Bünd­niss­es „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ ruft zu ein­er anti­ras­sis­tis­chen Demon­stra­tion unter dem Mot­to „Für die Frei­heit – Für das Leben! Sol­i­dar­ität mit Geflüchteten!“ am 14.02.2015 um 10:30 Uhr am Haupt­bahn­hof auf. Zugtr­e­ff­punkt für Berliner*innen ist um 09:00 Uhr am Bahn­hof Alexanderplatz.
Dieses mal ver­suchen die Rassist*innen nicht mit ein­er Demon­stra­tion, son­dern mit ein­er Kundge­bung direkt an der Oder in der Nähe der Friedens­glocke ihre ras­sis­tis­che Pro­pa­gan­da zu ver­bre­it­en. Ankündi­gun­gen zufolge wollen die Neon­azis sich aber am Haupt­bahn­hof sam­meln und als Mob gemein­sam zum Kundge­bung­sort laufen. Wenn wir der selb­ster­nan­nten „Bürg­er­be­we­gung“ den Wind aus den Segeln nehmen wollen, dann ist der 14.02. die beste Gele­gen­heit dazu. Wir dür­fen den Neon­azis keinen Fußbre­it der Straße lassen!
Wir ver­weisen an dieser Stelle auch auf die bish­er fest­ste­hen­den Infover­anstal­tun­gen des Bündnisses:
Mo, 09.02., 18:00
Anar­chis­tis­ches Infocafé
Mar­i­an­nen­platz 2 b
10997 Berlin
Mo, 09.02., 18:00
Rot­er Laden
Feld­straße 4
15517 Fürstenwalde
Di 10.02., 18:00
Rotes Cafe
Lin­de­nallee 12
15890 Eisenhüttenstadt
Mi, 11.02., 20:00
Zielona Gora
Grün­berg­er Str. 73
10245 Berlin
Mi, 11.02., 20:00
AJZ La Casa
Wurzen­er Str. 6
12627 Berlin
Do, 12.02., 19:00
Pro­jek­traum H48
Her­manstraße 48
12049 Berlin
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Aler­ta Antifascista!
autonome antifa frank­furt (oder)
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Brandenburg an der Havel: Nur noch 100 Teilnehmer_innen bei zweiter „BraMM“-Demo, davon 40 Neonazis / 300 Menschen protestierten dagegen

Titelbild
In Bran­den­burg an der Hav­el ver­sam­melten sich wiederum mehrere hun­dert Men­schen auf dem Neustädtis­chen Markt um gegen die eben­falls dort angemeldete Ver­anstal­tung der „Bran­den­burg­er für Mei­n­ungs­frei­heit & Mitbes­tim­mung“ (BraMM) zu protestieren. Am Aufzug der von den recht­skon­ser­v­a­tiv­en REPUB­LIKAN­ERn (REP) gelenk­ten Ini­tia­tive beteiligten sich an diesem Mon­tag unge­fähr 100 Men­schen, 50 weniger als bei ersten Ver­anstal­tung am 26. Jan­u­ar 2015. Trotz Aufruf der Ver­anstal­ter, von der „BraMM“-Demo fern zu bleiben, nah­men auch wieder 40 Neon­azis teil.
Säch­sis­che PEGIDA bleibt auf Distanz
Ungeachtet der offen­sichtlichen Imi­tierung der Dres­den­er Mon­tags­demon­stra­tio­nen des ver­gan­genen Jahres in Bran­den­burg an der Hav­el bleibt der Vere­in „Patri­o­tis­chen Europäer gegen die Islamisierung des Abend­lan­des“ (PEGIDA) weit­er­hin auf Dis­tanz zu ihrem Bran­den­burg­er Ableger. Die deut­liche Ein­flussnahme ein­er Partei entspräche nicht den Vorstel­lun­gen der Veranstalter_innen der Märsche in Dres­den. BraMM zeigte sich davon jedoch rel­a­tiv unbeein­druckt, verzichtete stattdessen bei der Bewer­bung ihrer heuti­gen Ver­samm­lung auf den Namen­szusatz „PEGIDA“. Als Mobil­isierung­shil­fe dürfte der Namen ohne­hin nicht mehr benötigt wer­den, seit dem das säch­sis­che Orig­i­nal durch Rück­tritte und Spal­tung­sprozesse schwächelt.
Nährbo­den der extremen Rechten
Während die Sprachrohre der „frus­tri­erten“ und nur um ihre „Mei­n­ung“ bemüht­en „Bürger_innen“ von der PEGIDA Führungsspitze also mehr oder weniger allein gelassen wer­den, sind die organ­isierten Parteien und Vere­ini­gun­gen der extremen Recht­en offen­bar nun bestrebt das bestellte Feld zu ern­ten. Doch selb­st die „REPUBLIKANER mit ihrem Lan­desvor­sitzen­den Heiko Müller sowie ihrem Jugend­beauf­tragten Andreas Jahnke als Haup­taushängeschilder der „BraMM“, dürften auf­grund der lokalen Per­son­alschwäche der Partei und ihres gerin­gen Ein­flusses in derzeit­i­gen recht­skon­ser­v­a­tiv­en Parteien­land­schaft nicht unbe­d­ingt die Haupt­prof­i­teure ihrer eige­nen Ver­anstal­tung sein. Denn längst bilden Funk­tionäre und Sympathisant_innen der NPD und so genan­nter „freier Kräfte“ einen zahlen­mäßi­gen nicht uner­he­blichen Anteil an der Bran­den­burg­er Demo. Die größten Neon­azi­grup­pen stam­men dabei aus Bran­den­burg an der Hav­el, Bad Belzig, Rathenow und Prem­nitz. Von den bekan­nten NPD Funk­tionären, marschierten wieder die Abge­ord­neten André Schär und Pas­cal Stolle mit. Eben­falls mit dabei war auch wieder Totschläger Sascha Lücke, der erst am let­zten Mon­tag einen ver­boten Gruß gezeigt haben soll. Anson­sten waren eher Neon­azis aus der „zweit­en Rei­he“ anwe­send, die in der Ver­gan­gen­heit vor allem durch Gewalt- und Pro­pa­gan­dade­lik­te auffie­len. Auch heute bekan­nten sich diese Per­so­n­en wieder recht offen zu ihrer Gesin­nung. Eine Beglei­t­erin von Sascha Lücke trug beispiel­sweise einen Pullover mit der Auf­schrift: „NSBM – Töten für W.o.t.a.n.“ (NSBM ste­ht für „Nation­al Social­ist Black Met­al“) und Mar­tin K. aus Rathenow eine Mütze mit dem Slo­gan „Blod & Ära“ (die schwedis­che Aussprache für die ver­botene Organ­i­sa­tion „Blood & Hon­our“ bzw. der deutschen Inschrift „Blut und Ehre“ im HJ-Fahrtenmesser).
Immer­hin war „BraMM“ durch eine zuvor auf ihrer Social­me­dia-Präsenz ver­bre­it­ete Erk­lärung bemüht im Vor­feld solche Per­so­n­en von der Teil­nahme an der Demo abzu­rat­en, auch wurde ein einzelnes Schild mit ein­er schwarz-weiß-roten Fahne nicht im Aufzug zuge­lassen, jedoch im Hin­blick auf die immer noch große Anzahl an Ver­stößen gegen die eige­nen Aufla­gen blieben die Ver­anstal­ter gegenüber dem Neon­az­i­block wenig durchsetzungsfähig.
Pro Inte­gra­tion jet­zt doch gegen Flüchtlinge?
Neben den üblichen Verdächti­gen, die größ­ten­teils bere­its am ver­gan­genen Mon­tag, bei der ersten „BraMM“-Demo mit­ge­laufen sind, nahm heute auch eine bemerkenswerte Per­son, Regi­na R. aus Rathenow, teil. R. ist Mit­glied der Rathenow­er „Bürg­erini­tia­tive Pro Inte­gra­tion – Con­tra Masse­nun­terkün­fte“, die im ver­gan­genen Jahr vor allem durch Unter­schrifte­nak­tio­nen gegen das damals geplante, jüngst gebaute und inzwis­chen fer­tiggestellte Asyl­heim am Grü­nauer Weg in Rathenow, von sich reden machte. Ange­blich gin­ge es der Bürg­erini­tia­tive, bei der auch zwei CDU Stadtverord­nete mit­machen, haupt­säch­lich um eine Ver­hin­derung von Con­tainerun­terkün­ften. Vorge­blich natür­lich aus edlen Grün­den, wie ein­er Verbesserung der Inte­gra­tion durch die alter­na­tive Anmi­etung von Wohnen. Allerd­ings haftete „Pro Inte­gra­tion“ schon immer der Geruch der Faden­scheinigkeit und – zumin­d­est in bezug auf die Unter­schrifte­nak­tion – die Koop­er­a­tion mit dem neon­azis­tis­chen Milieu an, was diese jedoch vehe­ment bestrit­ten. Heute zeigte R., eine der bekan­ntesten Gesichter der Bürg­erini­tia­tive, sich jedoch ganz unge­niert auf der „BraMM“-Demo, wohlge­merkt ein­er Ini­tia­tive der recht­skon­ser­v­a­tiv­en REPUBLIKANER, mit einem Schild und der offen­sichtlich gegen die derzeit­ige Asylpoli­tik gerichteten Auf­schrift: „Macht erst mal das eigene Volk satt.“
Proteste leb­hafter
Auch heute wurde natür­lich auch gegen BraMM protestiert. Unge­fähr 300 Men­schen, darunter auch die Ober­bürg­er­meis­terin Dietlind Tie­mann (CDU), kamen dazu zunächst auf einem etwas abseits gele­ge­nen Teil des Neustädtis­chen Mark­tes zusam­men und bekan­nten sich zu einem „bun­ten“ und „weltof­fe­nen“ Bran­den­burg an der Havel.
Anschließend begaben sich unge­fähr 200 Men­schen in unmit­tel­bar­er Nähe der „BraMM“-Auftaktkundgebung und bekan­nten laut­stark ihren Unmut über die Ver­samm­lung. Der Rede­beitrag von Heiko Müller wurde zudem mit Pfif­f­en übertönt.
Trotz­dem will „BraMM“ offen­bar weit­er­ma­chen und hat für den näch­sten Mon­tag eine weit­ere Demon­stra­tion angekündigt.
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Zweiter BraMM-Spaziergang mit deutlich weniger Teilnehmer_innen – Weitere Spaziergänge angekündigt

Am Mon­tag den 02. Feb­ru­ar hat die BraMM, Bran­den­burg­er für Mei­n­ungs­frei­heit und Mitbes­tim­mung, ihren zweit­en Spazier­gang durchge­führt. Auf­tak­tort war wieder der Neustädtis­che Markt. Wie in der ver­gan­genen Woche füllte sich der abge­git­terte Platz nur langsam. Schlussendlich fol­gten dem Aufruf lediglich 85 Men­schen. Die Teilnehmer_innenzahl hat sich fol­glich hal­biert. Hier­für kön­nen eine Vielzahl von Ursachen zusam­menge­tra­gen wer­den.Die Organisator_innen des Spazier­gangs haben einen Wan­del des Namens vorgenom­men. Ver­gan­gene Woche hießen sie noch BraMM-PEGI­DA, diese Woche nur noch BraMM. Ob Kathrin Oer­tel, ehe­mals im PEGI­DA-Vor­stand, ihre Dro­hung wahr gemacht hat und rechtliche Schritte gegen soge­nan­nte Trit­tbret­tfahrer ein­geleit­et hat oder BraMM diesen zuvor kam, bleibt spekulativ.

Nah­men ver­gan­gene Woche noch cir­ca 40 bekan­nte Neon­azis teil, waren es diese Woche nur die Hälfte. Diese kamen sowohl aus Bran­den­burg an der Hav­el selb­st, aus Rathenow, Prem­nitz und Bad Belzig. Somit waren sowohl die „Freien Kräfte Brandenburg/Havel“ als auch die NPD-Pots­dam-Mit­tel­mark vertreten. Hier sei beson­ders auf die NPD-Kom­mu­nahlpoli­tik­er André Schär und Pas­cal Stolle ver­wiesen. Möglich­weise liegt die Ursache für den Rück­gang in der ver­meintlichen Dis­tanzierung der BraMM, dort hieß es: „Deshalb laden wir alle Bürg­er, die sich auf dem Boden der frei­heitlichen-demokratis­chen Grun­dord­nung befind­en, zu unser­er Demon­stra­tion ein. Auf Per­so­n­en die Krawall machen oder extrem­istis­ches Gedankengut abson­dern, sagen wir ganz klar, bleibt ein­fach zu Hause.“ Dass sie an ein­er wirk­lichen Dis­tanzierung kein Inter­esse haben zeigte die wieder­holte Teil­nahme des Totschlägers S. Lücke. Diese kassierte in der ver­gan­genen Woche eine Anzeige nach­dem er den „Küh­nen­gruß“ zeigte. Lücke war deut­lich an seinem Pullover zu erken­nen. Dort prangt auf der Brust der Zahlen­code „88“ und auf dem Rück­en das Wort „Hass“. Diesen trägt er übri­gens bei jed­er neon­azis­tis­chen Kundge­bung seit dem Jahr 2012.

Neben der Namensverän­derung, der geschrumpften Teilnehmer_innenzahl aus dem neon­azis­tis­chem Spek­trum und der ver­sucht­en Dis­tanzierung kön­nen noch weit­ere Gründe ange­führt wer­den: Die gute Arbeit der bürg­er­lichen Presse und die klaren Worte von der Ober­bürg­er­meis­terin Dietlind Tie­mann und Wal­ter Paaschen – sie ver­wiesen jew­eils deut­lich darauf, dass am Spazier­gang zahlre­iche Neon­azis und Rechtspopulist_innen teilnehmen.

Schon während der Ver­anstal­tung ver­suchen die Organisator_innen des Spazier­gangs diesen als vollen Erfolg zu verkaufen, auch wenn sich die Teilnehmer_innenzahl hal­biert hat. Der zum Ende der Kundge­bung skandierte Slo­gan „Wir sind das Volk“ ent­behrte jed­er Grund­lage. Nichts­destotrotz sind für die kom­menden Mon­tage weit­ere Spaziergänge angekündigt.

Erfol­gre­iche Gegenkundgebung

Wie schon in der ver­gan­genen Woche fand auch dieses Mal eine Gegenkundge­bung unter Fed­er­führung der Koor­dinierungs­gruppe für Demokratie und Tol­er­anz statt. Dem Aufruf fol­gten cir­ca 250 bis 300 Per­so­n­en. Auch hier lies die Mobil­isierungskraft nach. Nach­dem die Rede­beiträge von den Vertreter_innen der Stadt gehal­ten wur­den, macht­en sich cir­ca 150 Men­schen auf den Weg Rich­tung Kundge­bung­sort der BraMM und störten die Rede­beiträge dieser mas­siv. Diese Reak­tion der Gegendemonstrant_innen zeigt deut­lich, dass sie es die näch­sten Mon­tage nicht mehr hin­nehmen wer­den in 100 m Ent­fer­nung ihren Unmut kundzu­tun und im Anschluss den Spazier­gang durch die Stadt ziehen zu lassen. Es wird Zeit den sta­tionären demokratis­chen Protest auf die Straßen der Stadt zu tra­gen und den kom­menden BraMM-Spazier­gang Scheit­ern zu lassen. Nach diesen ersten Schrit­ten, wird es nun zur Auf­gabe weniger zu reagieren als zu agieren und den Rassist_innen wed­er die inhaltliche Hoheit, noch die auf der Straße zu überlassen.

AG Antifa [BRB]

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Der „braune“ Teddy-Bär als Feigenblatt

Die neon­azis­tis­chen Ini­tia­toren der ras­sis­tis­chen Face­book-Seite „Frankfurt/Oder wehrt sich“ ver­suchen sich in Bürg­ernähe. Auf der Seite wird dazu aufge­fordert, Spiel­sachen für „deutsche“ Kinder zu sam­meln. Dass auss­chließlich für „deutsche“ Kinder — beziehungsweise für jene, die die Macher*innen für solche hal­ten – gesam­melt wird, sollte hell­hörig machen. Hin­ter den Kulis­sen wird das ganze von jen­er Grup­pierung organ­isiert, die bere­its einen ras­sis­tis­chen Auf­marsch in Frank­furt (Oder) am 17.01.2015 ini­ti­iert hat. Anmelderin dieser Demon­stra­tion war Franziska Koss.

Macht mit den Neonazis gemeinsame Sache: Christine Toon betreibt neben einem Partyservice auch einen Getränkehandel
Macht mit den Neon­azis gemein­same Sache: Chris­tine Toon betreibt neben einem Par­ty­ser­vice auch einen Getränkehandel

Zum Glück fall­en nicht alle auf die ver­meintlich harm­lose Aktion rein. Das Man­age­ment des Frank­furter Südring Cen­ters weigerte sich, als Abgabeort für die Spenden zu fungieren. In einem Schreiben an die antifaschis­tis­che recherchegruppe frank­furt (oder) heißt es: „Für diese Ver­anstal­tung wird es auch vom Südring Cen­ter keine Genehmi­gung geben.“ Chris­tine Toon, die Betreiberin von „Tina’s Par­ty­ser­vice“ hinge­gen scheint keine Berührungsäng­ste mit den Neon­azis zu haben. Mit­tler­weile präsen­tieren die besorgten Bürger*innen auf ihrer Face­book-Seite die ersten “Spenden”. T‑Shirts des Neon­aziver­sandes Itsh84u- Streetwear. Dieser wird von Alexan­der Ulrich aus Karstädt (Prig­nitz) betrieben.
Völkische T-Shirts für deutsche Kinder: der Neonaziversand Itsh84u-Streetwear spendete bereits
Völkische T‑Shirts für deutsche Kinder: der Neon­aziver­sand Itsh84u-Streetwear spendete bereits

Rassist*innen bleiben Rassist*innen – auch wenn sie sich kinder­lieb geben. Wer sie nicht kon­se­quent isoliert und jegliche Zusam­me­nar­beit mit solchen Organ­i­sa­tio­nen ver­weigert, beg­ibt sich in die Gefahr, als Feigen­blatt für Ras­sis­mus und Men­schen­ver­ach­tung zu dienen.
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Spaziergang von BraMM-Pegida entpuppt sich als Neonaziveranstaltung

Der BraMM-Pegi­da-Spazier­gang
Ab 18:00 Uhr riefen die Organisator_innen zur Auf­tak­tkundge­bung der BraMM auf, bis kurz vor 18:30 blieb der Kundge­bung­sort jedoch mit cir­ca 15 Per­so­n­en rel­a­tiv leer, dann strömten aus ver­schiede­nen Rich­tun­gen größere Grup­pen von ein­deutig erkennbaren Neon­azis zum Ver­samm­lung­sort. Ins­ge­samt fol­gten dem Aufruf der BraMM-Pegi­da cir­ca 170 Men­schen. Im Fol­gen­den wollen wir einzelne Grup­pen von Teilnehmer_innen näher beleuchten.

Pressemitteilung der NPD Potsdam-Mittelmark
Pressemit­teilung der NPD Potsdam-Mittelmark
Die größte Gruppe unter den Spaziergänger_innen stellte die NPD. So reis­ten die bei­den NPD- Kom­mu­nalpoli­tik­er Pas­cal Stolle und André Schär mit ein­er größeren Abor­d­nung aus Bad Belzig und Umge­bung an. Pas­cal Stolle ist kein Unbekan­nter, er saß mehrere Jahre im Gefäng­nis weil er gemein­sam mit anderen Neon­azis eine Punkband bru­tal über­fiel. Des Weit­eren griff er während ein­er Wahlpar­ty der NPD im Mai 2014 einen Jour­nal­is­ten an. [1]
Eben­falls eine größeren Gruppe Neon­azis hat­te der NPD-Kom­mu­nalpoli­tik­er Michel Müller aus Rathenow im Schlepp­tau. Michel Müller saß wegen Bei­hil­fe zum ver­sucht­en Mord im Gefäng­nis. [2] Eben­so nah­men Per­so­n­en aus dem Umfeld der Jun­gen Nation­aldemokrat­en an dem Spazier­gang teil. Ins­ge­samt kann die Teilnehmer_innenzahl aus dem Umfeld der NPD und JN mit cir­ca 25 bis 30 bez­if­fert werden.
Bilder vom Aufmarsch auf der JN Brandenburg Seite
Bilder vom Auf­marsch auf der JN Bran­den­burg Seite

Wie auch auf ihrer Inter­net­präsenz angekündigt, waren Per­so­n­en der Gruppe „Ein Licht für Deutsch­land – Unser
Zeichen gegen Über­frem­dung“ vor Ort. Sie führt en ein kleines Hochtrans­par­ent und mehrere Schilder mit. Auf diesen war jew­eils ihr Sym­bol, ein muskulös anmu­ten­der Arm mit ein­er Fack­el, zu sehen. Fed­er­führend scheint hier­bei M. Emi
nger, Brud­er des im NSU-Prozess, als ver­mut­lich­er Unter­stützer des NSU, Angeklagten A. Eminger, zu sein. [3] Diese Gruppe war mit 5 bis 10 Per­so­n­en vor Ort.
Auch ein Vertreter der Iden­titären Bewe­gung, eine Organ­i­sa­tion aus dem Spek­trum der Neuen Recht­en die ursprünglich aus Frankre­ich kommt, war mit ein­er Fahne in Bran­den­burg an der Hav­el. Erste Ableger bilde­ten sich im Jahr 2012 in Deutsch­land, diese kon­nten jedoch keine wichtige Stel­lung inner­halb der recht­skon­ser­v­a­tiv­en oder neon­azis­tis­chen Szene erlangen.
Neben den zahlre­ichen organ­isierten Neon­azis kon­nten weit­ere, nicht fest in Struk­turen inte­gri­erte, Neon­azis beim Spazier­gang beobachtet wer­den. Zu diesen zählt unter anderem S. Lücke. Er über­fiel am 15. Feb­ru­ar 1996 den schmächti­gen Punk Sven Beuter, dieser ver­starb wenige Tage später an den Fol­gen des Über­griffs. Lücke saß daraufhin mehrere Jahre im Gefäng­nis und wan­derte anschließend in die Schweiz aus. Seit dem Jahr 2012 lebt er jedoch wieder in Deutsch­land. [4] Im Zuge ein­er Razz­ia der Polizei in Berlin am 13. Feb­ru­ar 2013 wurde auch die Woh­nung von Lücke durch­sucht. [5] Am 26. Jan­u­ar kon­nte Lücke sich zum Zeit­punkt der Auf­tak­tkundge­bung unge­hin­dert außer­halb des für dieseabge­git­terten Bere­ichs unbe­hel­ligt mit anderen Neon­azis ver­sam­meln, obwohl er ein­schlägig bekan­nt ist und anhand sein­er Klei­dung auch für Per­so­n­en die ihn nicht ken­nen klar dem neon­azis­tis­chem Spek­trum zuzuord­nen war. Später, auf der Auf­tak­tkundge­bung, fiel er durch einen „ver­bote­nen Nazi­gruß“ auf und wurde deswe­gen angezeigt. [6]
Eine weit­ere cir­ca 5 bis 10 Per­so­n­en umfassende Gruppe kommt aus dem Hooli­gan-Milieu des lokalen Sportvere­ins Stahl Bran­den­burg. Es han­delt sich hier­bei um Leute ab Mitte 30 und älter, die in den 1990er Jahren in der lokalen Neon­aziszene aktiv waren und sich dann nach und nach dem Fußball alsneues Betä­ti­gungs­feld wid­me­ten. Dass ger­ade solche Per­so­n­en von einem asylkri­tis­chen und ras­sis­tis­chen Spazier­gang ange­sprochen wer­den, kommt nicht von unge­fähr, denn schon in den 1990er Jahren waren diese The­men in der Neon­aziszene und der bürg­er­lichen Mitte beson­ders präsent. Es sei hier an die Pogrome von Ros­tock-Licht­en­hagen und die Het­z­jag­den auf Men­schen mit
Migra­tionsh­in­ter­grund erinnert.
Wenige Tage vor dem Spazier­gang suchte die BraMM-Pegi­da noch nach Ordner_innen für diesen. Bei einem Ord­ner han­delte es sich um Andreas Jahnke, Jugend­beauf­tragter der Partei Die Repub­likan­er. Ein weit­er­er stammte aus dem neon­azis­tis­chen Spek­trum der Havel­stadt, er trug wieder­holt das Ban­ner der „Freien Kräfte Brandenburg/Havel“. [7]
Dieser Ord­ner nahm erst im Okto­ber an ein­er neon­azis­tis­chen Kundge­bung in der Havel­stadt teil und trug gemein­sam mit S. Lücke ein Ban­ner der Jun­gen Nation­aldemokrat­en. [8] Weit­ere Per­so­n­en aus dem Umfeld der „Freien Kräfte
Brandenburg/Havel“ nah­men eben­falls am Spazier­gang teil.
Der Kreisver­band der AfD Bran­den­burg an der Hav­el dis­tanzierte sich von dem BraMM-Pegi­da-Spazier­gang und wollte diesen lediglich beobacht­en, anders ver­hielt sich der Kreisver­band Havel­land. Das Vor­standsmit­glied N. Wol­len­zien nahm mit einem Schild teil, auf dem Stand: „Anti­ras­sis­mus, Weltof­fen­heit, Vielfalt sind Ken­nwörter für weißen Genozid – Europa den Europäern“ [9]. Eine weit­ere Diskus­sion bezüglich dieser Aus­sage erübrigt sich.
Ins­ge­samt nah­men min­destens 40 bis 50 bekan­nte Neon­azis und Hools an dem Spazier­gang teil, daher ver­wun­dert es auch nicht, dass unter anderem Parolen wie „Wir sind das Volk“, „Ehre vor Geld“, „Wir wollen keine Asy­lanten­heime“ und „Deutsch­land den Deutschen, Aus­län­der raus“ skandiert wur­den. [10] Es kann somit sich­er gesagt wer­den, dass Neon­azis und ihre Sympathiesant_innen einen nicht unbe­deu­ten­den Teil zum Erfolg des Spazier­gangs beige­tra­gen haben und diese zeit­gle­ich ihr men­schen­ver­ach­t­en­des Welt­bild durch Parolen und Klei­dung zur Schau stellten.
Nun wird es span­nend, wie sich die Organisator_innen von PEGIDA in Dres­den, dro­ht­en sie doch mit rechtlichen Schrit­ten gegenüber der BraMM-Pegi­da, ver­hal­ten. Bei­de Grup­pen wollen sich nach ihren Aus­sagen nicht von Neon­azis vere­in­nah­men lassen, aber wie soll das gelin­gen, wenn sowohl ein Teil der Ord­ner als auch cir­ca ein Drit­tel der Teilnehmer_innen des ersten Spazier­ganges in Bran­den­burg an der Hav­el zu diesen gehören? Sel­biges gilt für die Repub­likan­er die den Spazier­gang bewar­ben und sich in der Ver­gan­gen­heit mehrmals von Neon­azis dis­tanzierten. [11]
Die Gegen­proteste
Ins­ge­samt fol­gten cir­ca 500 Per­so­n­en dem Aufruf von Parteien, Gew­erkschaften und Ini­tia­tiv­en sich an der sta­tionären Kundge­bung für „Ein buntes und weltof­fenes Bran­den­burg an der Hav­el“. Unter diesen waren unter anderem Bil­dungsmin­is­ter Gün­ter Baaske (SPD) und Jus­tizmin­is­ter Hel­muth Markov (DIE Linke). Die Kundge­bung und der Stadtspazier­gang wur­den durch die Polizei räum­lich getren­nt. Diese Tren­nung hat bis zur Auflö­sung der BraMM-Pegi­da Ver­samm­lung Bestand gehabt. Danach ver­ließen jedoch größere Grup­pen gewalt­bere­it­er Neon­azis und Hooli­gans gemein­sam den Ort der Abschlusskundge­bung und bewegten sich wieder Rich­tung Neustadt Markt oder zum Bahn­hof. Es kam glück­licher­weise zu keinem Übergriff.
Auch für den kom­menden Mon­tag, den 02. Feb­ru­ar, hat sich BraMM-Pegi­da wieder angekündigt. Eine Gegenkundge­bung ist eben­falls in Pla­nung. Ob es jedoch ein pro­bates Mit­tel ist, lediglich am Auf­tak­tort des Spazier­gangs seinen Unmut kundzu­tun gilt es in den kom­menden Tagen zu disku­tieren. Hier­bei ist beson­ders die Zivilge­sellschaft als Haup­tak­teur gefragt, denn die Äng­ste und Vorurteile die PEGIDA und ihre Ableger in der Bevölkerung schüren, sprechen nicht nur Neon­azis son­dern auch Bürger_innen aus der Mitte an. Eine demokratis­che Gesellschaft muss sich geschlossen gegen ras­sis­tis­che und islam­feindliche Ten­den­zen inner­halb dieser stellen und klar benen­nen woher diese
kom­men. Wir sehen hier für Bran­den­burg an der Hav­el großes Poten­tial und waren erstaunt, dass sich sowohl die Ober­bürg­er­meis­terin Frau Tie­mann als auch Stadtverord­neten­vorste­her Wal­ter Paaschen (bei­de CDU) so klar vom BraMM-Pegi­da-Spazier­gang und den teil­nehmenden Neon­azis und Rechtspopulist_innen dis­tanzierten und für eine Willkom­men­skul­tur für Flüchtlinge in der Havel­stadt war­ben. Wir hof­fen, dass es nicht bei Worten bleibt son­dern in den kom­menden Tagen und Wochen auch Tat­en fol­gen werden.
Entschlossen gegen Ras­sis­mus und Islamfeindlichkeit!
[1] http://www.aktionsbuendnis-brandenburg.de/vom-knastbruder-zum-kommunalen-ruder-pascal-stolle; MAZ, 27. Mai 2014
[2] http://www.aktionsbuendnis-brandenburg.de/gewalttaeter-npd-kandidat-michel-mueller‑0
[3] http://www.pnn.de/brandenburg-berlin/931393/
[4] http://afn.blogsport.de/2012/02/
[5] http://www.tagesspiegel.de/berlin/razzia-schlag-der-berliner-polizei-gegen-neonazis/7771746.html
[6] http://www.internetwache.brandenburg.de/sixcms/detail.php?id=12384184;
[7] https://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/16188243298/in/set-72157648164598064/
http://afn.blogsport.de/2012/03/22/neonazis-in-brandenburg-an-der-havel-ein-aktueller-ueberblick/
[8] https://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/15438150439/in/set-72157648545751127
[9] MAZ, 28. Jan­u­ar 2014
[10] MAZ, 27. Jan­u­ar 2014
[11] http://www.netz-gegen-nazis.de/lexikontext/die-republikaner-rep
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Demonstration am 14.02.2015 gegen rassistische Kundgebung geplant

Erneut hat ein Mit­glied der Gruppe „Frankfurt/Oder wehrt sich“ eine ras­sis­tis­che Kundge­bung unter dem Mot­to „Frankfurt/Oder wehrt sich gegen Asylmiss­brauch und Asy­lanten­heime“ angemeldet.
Das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ ruft zu Gegen­protesten auf: Unter dem Mot­to „Für die Frei­heit, Für das Leben – Sol­i­dar­ität mit Flüchtlin­gen“ führt eine Demon­stra­tion durch die Innen­stadt und macht sich für eine demokratis­che und sol­i­darische Gesellschaft stark.
Im Fahrwass­er von Pegi­da marschierten bere­its am 17.01.2015 cir­ca 160 Rassist*innen – vor allem Neon­azis – unter dem Mot­to „Stopp dem Asylmiss­brauch“ durch Frank­furt (Oder). Ihr Ver­such, sich als bürg­er­liche Bewe­gung darzustellen, ist spätestens mit der Zusam­menset­zung der Teilnehmer*innen des ver­gan­genen Auf­marsches gescheit­ert. „Organ­isierte Neon­azis von Rock­ern und Hooli­gans bis zur NPD und Per­so­n­en aus dem Umfeld des NSU bilde­ten das Rück­grat und das Gros des Auf­marsches.“, so Janek Las­sau, Sprech­er des Bünd­niss­es „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“. „Wir wollen am 14.02.2015 erneut zeigen, dass Frank­furt (Oder) kein Ort für Ras­sis­mus ist. Deswe­gen rufen wir alle Demokrat*innen auf, sich an unser­er Demon­stra­tion zu beteili­gen“, so Las­sau weiter.
Das zivilge­sellschaftliche Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ protestierte bere­its am 17.01.2015 erfol­gre­ich gegen einen ras­sis­tis­chen Auf­marsch der Gruppe „Frankfurt/Oder wehrt sich“. Durch friedliche Block­aden kon­nte ver­hin­dert wer­den, dass die Rassist*innen wed­er auf ihrer angemelde­ten Route laufen noch ihre Het­ze ins Stadtzen­trum tra­gen kon­nten. Etwa 800 Bürger*innen beteiligten sich mit ver­schiede­nen Protest­for­men an den Aktio­nen gegen den ras­sis­tis­chen Aufmarsch.
Das Bünd­nis ist ein Zusam­men­schluss ver­schieden­er Gew­erkschaften, Vere­ine, Parteien, antifaschis­tis­ch­er Ini­tia­tiv­en und Einzelper­so­n­en. Bere­its 2012 wur­den erfol­gre­ich zwei Aufmärsche der NPD in der Oder­stadt block­iert. Alle Akteur*innen engagieren sich kon­tinuier­lich für demokratis­che Teil­habe Aller, leis­ten anti­ras­sis­tis­che und antifaschis­tis­che Arbeit und stellen sich gegen Men­schen­ver­ach­tung und Diskriminierung.
„Wir haben in der Ver­gan­gen­heit bewiesen, dass die Zivilge­sellschaft erfol­gre­ich gegen Aufmärsche und Kundge­bun­gen von Rassist*innen wehren kann. Wir set­zen mit der Demon­stra­tion ein Zeichen für Sol­i­dar­ität mit Geflüchteten und für eine antifaschis­tis­che demokratis­che Kul­tur. Frankfurt(Oder) ist kein Ort für Ras­sis­mus, und das wollen wir am 14.02.2015 auch zeigen.“, so Janek Lassau.
 
Demon­stra­tion des Bünd­niss­es „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ „Für die Frei­heit, Für das Leben – Sol­i­dar­ität mit Flüchtlin­gen“. Eine anti­ras­sis­tis­che und antifaschis­tis­che Demon­stra­tion 14.02.2015
Auf­tak­tkundge­bung: 10:30 Bahnhofsvorplatz

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Sonstiges

Brandenburg an der Havel: Brandenburger PEGIDA-Ableger „BraMM“ zieht etliche Neonazis / Marsch durch die Innenstadt / Proteste am Neustädtischen Markt

Titelbild
In Bran­den­burg an der Hav­el protestierten am frühen Abend mehrere hun­dert Men­schen auf dem Neustädtis­chen Markt gegen eine „Demo für Mei­n­ungs­frei­heit und Mitbes­tim­mung im Sinne der Pegi­da-Bewe­gung“ der von den REPUB­LIKAN­ERn (REP) gelenk­ten Ini­tia­tive „Bran­den­burg­er für Mei­n­ungs­frei­heit & Mitbes­tim­mung“ (BraMM). An dieser beteiligten sich wiederum unge­fähr 150 Per­so­n­en, haupt­säch­lich Hooli­gans, Neon­azis und Rassist_innen, die sich in Hör- und Sichtweite der Gegendemonstrant_innen ver­sam­melten und von dort über die Ste­in­straße zum Trauer­berg zogen.
BraMM imi­tiert PEGIDA
Die seit 2014 bekan­nte Ini­tia­tive „Bran­den­burg­er für Mei­n­ungs­frei­heit & Mitbes­tim­mung“ zeigte sich erst­mals auf den Ver­samm­lun­gen der „Patri­o­tis­chen Europäer gegen die Islamisierung des Abend­lan­des“ (PEGIDA) in Dres­den. Dort trat sie unter anderem am 22. Dezem­ber 2014 mit einem eige­nen Hochban­ner auf. Seit Ende des ver­gan­genen Jahres ist BraMM nun bestrebt das PEGIDA Konzept der Mon­tagsaufzüge nach Bran­den­burg zu tra­gen. Der heutige Auf­marsch sollte in diesem Sinne den Anfang bilden. Allerd­ings ist die BraMM selb­st im eige­nen Lager nicht unum­strit­ten, denn die Mut­teror­gan­i­sa­tion PEGIDA hat sich inzwis­chen von ihrem Bran­den­burg­er Ableger dis­tanziert. Die „Bran­den­burg­er für Mei­n­ungs­frei­heit & Mitbes­tim­mung“ seien näm­lich keine Inter­es­sen­ge­mein­schaft von Bürger_innen, son­dern eine Schöp­fung ein­er poli­tis­chen Partei, den REPUB­LIKAN­ERn. Der Bran­den­burg­er Vor­sitzende der REPs, Heiko Müller aus Lud­wigs­felde, wird als Ver­ant­wortlich­er der Inter­net­seite von BraMM benan­nt, nahm heute Abend die Funk­tion des Ver­samm­lungsleit­ers während des Auf­marsches war und hielt mehrere Redebeiträge.
BraMM und die extreme Rechte
Des Weit­eren ist das Haupt­the­ma der „Bran­den­burg­er für Mei­n­ungs­frei­heit & Mitbes­tim­mung“ nicht die ange­bliche „Islamisierung des Abend­lan­des“, son­dern der Protest gegen eine ver­meintlich zu lockere Asylpoli­tik. In einem 13 Punk­te Papi­er fordert die Ini­tia­tive deshalb u.a. die Ver­schär­fung des Asyl­recht­es bzw. die kon­se­quente Anwen­dung der gel­tenden Recht­snor­men. Und auch den Asyl­suchen­den, deren Asyl­sta­tus in der Bun­desre­pub­lik anerkan­nt wurde, soll das Leben offen­bar so schw­er wie möglich gemacht wer­den, geht es nach Punkt 10 der BraMM-Forderun­gen: „(…)gegen die weit­ere Förderung der deutsche Sozial- und Integrationsindustrie“.
Insofern sind deut­liche Anknüp­fungspunk­te zu Posi­tio­nen der extremen Recht­en erkennbar. Nicht um son­st, wurde die heutige Ver­anstal­tung in Bran­den­burg an der Hav­el auch sowohl auf der Inter­net­seite der REPUBLIKANER, als auch in der Chronik der Social­me­dia-Auftritte des NPD Kreisver­ban­des Hav­el-Nuthe sowie der „NPD Pots­dam-Mit­tel­mark“ beworben.
Insofern muss deshalb auch die Ini­tia­tiven­beze­ich­nung „Bran­den­burg­er für Mei­n­ungs­frei­heit & Mitbes­tim­mung“ in Frage gestellt wer­den. Diese sug­geriert näm­lich das „Mei­n­ungs­frei­heit“ und „Mitbes­tim­mung“, trotz aus­drück­lich­er Garantie durch das Grundge­setz, in der Bun­desre­pub­lik bish­er nicht ver­wirk­licht wur­den. Wäre dies der Fall, wäre eine Ver­samm­lung oder Mei­n­ungskundgabe der „BraMM“ jedoch heute nicht möglich gewe­sen. Deshalb bleibt die berechtigte Frage, an welche Art der „Mei­n­ungs­frei­heit“ die Ini­tia­tive über­haupt inter­essiert ist. Etwa an Äußerun­gen, die momen­tan den Straftats­be­stand der Volksver­het­zung erfüllen?
Eben­so muss hin­ter­fragt wer­den, welch­es Pub­likum die „BraMM“ erre­ichen will. Unter den 150 Teilnehmer_innen befan­den sich größere Neon­azi­abor­d­nun­gen aus Bran­den­burg an der Hav­el, dem Havel­land, Pots­dam, Pots­dam-Mit­tel­mark, Tel­tow-Fläming und Ostprignitz-Ruppin.
Die NPD war mit mehreren Kreistagsab­ge­ord­neten und Stadtverord­neten, darunter Michel Müller aus Rathenow sowie André Schär und Pas­cal Stolle aus Bad Belzig vertreten.
Aus Grabow war Maik Eminger, Drahtzieher der „Freien Kräfte“ in Pots­dam-Mit­tel­mark angereist.
Aus Bran­den­burg an der Hav­el nahm der verurteilte Totschläger Sascha Lücke teil. Lücke hat­te übri­gens während der Ver­samm­lung einen ver­bote­nen Gruß gezeigt und wurde daraufhin kurzzeit­ig von der Polizei in Gewahrsam genom­men worden.
Auch einige Ordner_innen sind als Mit­glieder der mil­i­tan­ten Neon­aziszene bekan­nt, beispiel­sweise Patrick H. Der Glatzkopf gilt als Sym­pa­thisant der „Freien Kräfte Brandenburg/Havel“ und trug deren Ban­ner bei mehreren Neon­azi­aufmärschen. Heute trug er eine gelbe Ord­ner­weste und sicherte den BraMM-Marsch.
Dazu kamen rechte Hooli­gans des BFC Dynamo und des FC Stahl Bran­den­burg. Selb­st die „Iden­titäre Bewe­gung“ zeigte heut Abend Flagge.
Offiziell kri­tisch beäugt wer­den die Konkur­renten um die Wäh­ler­gun­st im bürg­er­lich kon­ser­v­a­tiv­en Lager hinge­gen von der „Alter­na­tive für Deutsch­land“ (AfD). Diese argu­men­tiert ähn­lich wie PEGIDA und lehnte die Ver­samm­lung in Bran­den­burg an der Hav­el bere­its im Vor­feld deshalb ab, weil eine poli­tis­che Partei dazu aufgerufen hat­te. Jedoch nahm der Stel­lvertre­tende Vor­sitzende der AfD Havel­land, Nor­man Wol­len­zien, auch aktiv an der BraMM-Demo teil. Er hielt dabei ein Schild mit der Auf­schrift: „Anti­ras­sis­mus, Weltof­fen­heit, Vielfalt sind Ken­nwörter für weißen Genozid – Europa den Europäern“ in der Hand. Ver­ständlich das die AfD trotz aller Kri­tik an der Demo so auch nicht an den Protesten gegen BraMM teil­nehmen wollte.
Proteste gegen BraMM
Die Proteste gegen die heutige Ver­anstal­tung der BraMM wur­den eher von den großen Parteien und zivilge­sellschaftlichen Organ­i­sa­tio­nen, die in der so genan­nten „Koor­dinierungs­gruppe für Demokratie und Tol­er­anz“ vertreten sind, getra­gen. Zu ein­er von dieser Gruppe unter dem Mot­to „Für ein buntes und weltof­fenes Bran­den­burg an der Hav­el“ ver­anstal­teten Gegen­demon­stra­tion kamen unge­fähr 500 Men­schen, darunter auch Bil­dungsmin­is­ter Gün­ter Baaske (SPD) und Bran­den­burgs Ober­bürg­er­meis­terin Dietlind Tie­mann (CDU).
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