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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Zwischen Gedenken und Gefahr

Gün­ter Morsch ist 68 Jahre alt, aber er sieht jünger aus. Er hat eine kräftige Statur, Voll­bart und trägt eine Horn­brille. Der His­torik­er hat die Gedenkstätte und Muse­um Sach­sen­hausen geleit­et. Nun ist er in Rente und kön­nte seinen Ruh­e­s­tand genießen, doch da ist noch etwas.

Gün­ter Morsch stand auf ein­er der Lis­ten des NSU, auf denen die Ter­ror­is­ten um Beate Zschäpe aufgeschrieben hat­ten, wer in ihr Ziel­raster passte, wen sie töten woll­ten oder zumin­d­est ins Auge gefasst hat­ten: Türken, sozial engagierte Men­schen – und eben Gün­ter Morsch.

Bis zur E‑Mail aus dem Reporterteam von CORRECTIV hat nie­mand mit ihm darüber gere­det, dass er ein möglich­es Opfer der Recht­ster­ror­is­ten war. Gün­ter Morsch wusste nichts. Nie­mand hat ihm Bescheid gesagt, mit ihm gere­det. Und das beschäftigt ihn.     

Angesichts der guten Zusam­me­nar­beit mit der Polizei in mein­er Zeit als Gedenkstät­ten­leit­er und Stiftungs­di­rek­tor war ich wirk­lich ent­täuscht“, sagt Morsch. Das tut weh. Die guten Kon­tak­te zu den Behör­den waren ein wichtiger Bestandteil sein­er Arbeit, sagt His­torik­er Morsch. Immer wieder war Recht­sex­trem­is­mus sein The­ma. Von 1993 bis 2018 leit­ete er die „Gedenkstätte und Muse­um Sach­sen­hausen“ in Bran­den­burg. Jährlich kom­men rund 700.000 Men­schen hier­her. Ab 1997 war Morsch als Direk­tor der Stiftung Bran­den­bur­gis­che Gedenkstät­ten (SBG) zusät­zlich für vier weit­ere Orte verantwortlich.

Ursprünglich kommt Morsch aus dem Saar­land, das hört man heute noch. Er kam sieben Jahre nach Kriegsende auf die Welt. „Wir sind in der Auseinan­der­set­zung mit der nation­al­sozial­is­tis­chen Ver­gan­gen­heit groß gewor­den, das prägte meine Jugend stark“, sagt Morsch. In sein­er Gemeinde lebten damals rund 2.000 Leute, zu ver­steck­en gab es da nicht viel: „Anders als in ein­er Großs­tadt sind in einem über­schaubaren Dorf, in dem jed­er jeden ken­nt, die Anhänger und Träger der NS-Bewe­gung und des NS-Staates auch viele Jahre später noch namentlich bekan­nt.“ Es war selb­stver­ständlich, dass der Bürg­er­meis­ter früher bei der NSDAP war und die lokalen Eliten bei SA, SS und anderen Organ­i­sa­tio­nen, sagt Morsch. Die meis­ten hät­ten sich damit arrang­iert, eine Auseinan­der­set­zung damit sei immer eine Sache von Min­der­heit­en gewe­sen. „Von daher war man immer das, was man bis heute Nest­beschmutzer nen­nt.“ Der Stre­it um die NS-Ver­gan­gen­heit sei deshalb lei­der nicht immer nur mündlich, son­dern „vere­inzelt auch physisch“ aus­ge­tra­gen worden.

Später studierte er in Berlin, arbeit­ete an his­torischen Ausstel­lun­gen mit und war Ref­er­ent für Erwach­se­nen­bil­dung. Dann ver­brachte er fünf Jahre am Indus­triemu­se­um im nor­drhein-west­fälis­chen Ober­hausen. Als His­torik­er und Ausstel­lungs­mach­er, der sich viel mit dem Nation­al­sozial­is­mus beschäftigt hat­te, kam er schließlich zum früheren „Konzen­tra­tionslager bei der Reichshaupt­stadt“, wie Sach­sen­hausen zur NS-Zeit genan­nt wurde.

Morsch betont immer wieder, wie her­vor­ra­gend in seinen Augen seine Koop­er­a­tion als Gedenkstät­ten­leit­er nicht nur mit Poli­tik und Lan­deskrim­i­nalamt (LKA), son­dern auch mit dem Ver­fas­sungss­chutz lief. Und das, obwohl ger­ade das Lan­desamt in Bran­den­burg im Zusam­men­hang mit dem NSU beson­ders in der Kri­tik ste­ht, da es die Fes­t­nahme von Beate Zschäpe, Uwe Mund­los und Uwe Böhn­hardt behin­dert haben soll. Als die Thüringer Polizei die drei 1998 per Haft­be­fehl suchte, ver­weigerten ihr die bran­den­bur­gis­chen Ver­fas­sungss­chützer Infor­ma­tio­nen zu einem V‑Mann aus dem NSU-Umfeld, der die Ermit­tler zum Aufen­thalt­sort des Trios hätte führen können.

Als Morsch von dem Ein­trag mit seinem Namen erfuhr, schrieb er einen Brief an den Innen­min­is­ter von Bran­den­burg, Michael Stüb­gen (CDU). Ein per­sön­lich­er Ref­er­ent antwortete inner­halb weniger Tage, kurz darauf auch jemand von der Polizei: Wir küm­mern uns, hieß es. Einige Wochen später wollen zwei Beamte vom Bun­deskrim­i­nalamt (BKA) aus Meck­en­heim in Nor­drhein-West­falen anreisen, um mit ihm in der Polizei­hochschule in Oranien­burg zu sprechen. Es sind einige Wochen des Wartens, des Nachdenkens.

Schon ein­mal war Morsch auf ein­er Fein­desliste, Anfang der Nuller­jahre bei „Alter­me­dia“: ein inter­na­tionales Neon­azi-Por­tal, das 2016 ver­boten wurde. „Wenn der Name ‚Morsch‘ fällt, geht das Mess­er in der Tasche auf“, hieß es dort über ihn. Auch über diesen Ein­trag wurde Morsch nie informiert, er ent­deck­te ihn selb­st. Weil er wusste, dass er für Recht­sex­treme eine exponierte Fig­ur war, suchte er früher sys­tem­a­tisch nach seinem Namen im Inter­net. Angst hat­te er nie, sagt er, auch beson­dere Sicher­heitsvorkehrun­gen traf er nicht: Kein Name auf dem Klin­gelschild, keine Num­mer im Tele­fon­buch – das war‘s.

Gün­ter Morsch hat viel erlebt in seinen mehr als 25 Jahren als Leit­er der Gedenkstätte im 1936 errichteten Sach­sen­hausen. SS-Chef Hein­rich Himm­ler nan­nte es ein „vol­lkom­men neues, jed­erzeit erweiterungs­fähiges, mod­ernes und neuzeitlich­es Konzen­tra­tionslager“. Mehr als 20.000 Men­schen kamen dort bis Kriegsende ums Leben. Von 1945 bis 1950 diente es dann als sow­jetis­ches Spezial­lager. Dort waren rund 60.000 Men­schen inhaftiert, vor allem „untere und mit­tlere NS-Funk­tionäre“. Cir­ca 12.000 von ihnen star­ben in den fünf Jahren, vor allem an Hunger und Krankheit­en, Anfang der 90er wur­den Mas­sen­gräber ent­deckt. An den Gräbern der Häftlinge kam es später zu Ver­anstal­tun­gen mit Hak­enkreuzen und Hit­ler­grüßen. Neon­azis ver­sucht­en, Lager und Opfer für nation­al­sozial­is­tis­che Pro­pa­gan­da zu instru­men­tal­isieren. Seit­ens der Opfer­ver­bände gab es kaum Wider­stand, erzählt Morsch. Im Gegen­teil, sie hät­ten die Toten­zahlen über­trieben, wis­senschaftliche Erken­nt­nisse über die Geschichte des Spezial­lagers bestrit­ten und manche Per­so­n­en aus dem Vor­stand von Ver­bän­den hät­ten sog­ar die Exis­tenz von Gaskam­mern in Zweifel gezo­gen. Er ver­mutet, dass es diese per­ma­nente Auseinan­der­set­zung um die Geschichte war, die ihn zur Zielscheibe von Recht­sex­tremen machte.

Wir haben vor allem in den 90er Jahren in der Stadt und in den Gedenkstät­ten Bran­den­burgs fast die gesamte Palette an recht­sex­tremen, ras­sis­tis­chen und anti­semi­tis­chen Aktiv­itäten erfahren müssen“, sagt er. Im Herb­st 1992 zün­de­ten zwei Neon­azis eine Baracke an, in der früher Juden inhaftiert waren. Prak­tisch genau zehn Jahre nach der Tat fand ein weit­er­er Bran­dan­schlag statt, dies­mal auf die KZ–Gedenkstätte im Below­er Wald, für die Morsch eben­falls ver­ant­wortlich war. Auf eine Erin­nerungsstele sprüht­en die Täter SS-Runen und ein Hak­enkreuz, daneben schrieben sie: „Juden haben kurze Beine.“ Auch andere Gedenk­tafeln in Bran­den­burg wur­den immer wieder beschädigt. Ins­ge­samt seien die Angriffe seit Ende der 90er Jahre aber deut­lich zurück­ge­gan­gen, sagt Morsch. Zwei Aspek­te seien damals entschei­dend gewe­sen und auch heute noch wichtig beim Kampf gegen Recht­sex­trem­is­mus: die Her­aus­bil­dung ein­er „Bürg­erge­sellschaft“, die sich deut­lich posi­tion­iert – und eine entsch­iedene Poli­tik des Staates.

Als Morsch in Oranien­burg anf­ing, war die Stadt ein Neon­azi-Hotspot. So ste­ht es im Bericht des Ver­fas­sungss­chutzes. Bürg­er­meis­ter hät­ten das Prob­lem anfangs nicht wahrhaben wollen. Das änderte sich irgend­wann: „Entschei­dend war, dass die Men­schen anerkan­nten, dass die Neon­azis zum Teil ihre eige­nen Kinder sind und dass es sich um ein struk­turelles Prob­lem han­delt, das man nicht ein­fach irgend­wohin abschieben kann.“ Auch Polizei und Jus­tiz seien entsch­ieden gegen Recht­sex­trem­is­mus vorge­gan­gen. Zum Ende sein­er Amt­szeit hin habe es dann keine nen­nenswerten Skan­dale mehr gegeben – mit Aus­nahme ein­er Besucher­gruppe, die 2018 auf Ein­ladung von AfD-Bun­destags­frak­tion­schefin Alice Wei­del in der Region war. Sie wur­den wegen Störun­gen der Gedenkstätte ver­wiesen, ein Mann zweifelte die Exis­tenz von Gaskam­mern an und wurde später zu ein­er Geld­strafe von 4.000 Euro wegen Volksver­het­zung und Störung der Toten­ruhe verurteilt.

Heute sei für ihn das Beun­ruhi­gend­ste, wenn der Staat von Recht­sex­tremen durch­set­zt werde. „Jed­er Vor­fall, der belegt, dass der Staat und die Gesellschaft auf dem recht­en Auge schwäch­er sehen oder blind sind, ist eine ern­sthafte Bedro­hung für die Demokratie“, sagt Morsch hin­sichtlich der aktuellen Entwick­lun­gen in der Bun­deswehr, der Polizei und der Jus­tiz. Recht­sex­trem­is­mus und Recht­ster­ror­is­mus wür­den unter­schätzt. „Es erbost mich immer wieder, wenn ich zu sehen glaube, dass es offen­sichtlich erst durch den Mord an einem bedeu­ten­den Poli­tik­er ein wirk­lich­es Umdenken in maßge­blichen Teilen unseres Staates und der Gesellschaft gegeben hat“, sagt Morsch. Er macht sich Sor­gen, ist aber auch Opti­mist: „Ich ver­traue den Regeln der Demokratie und des Rechtsstaates und darauf, dass die In-
stru­mente, die wir zur Ver­fü­gung haben, wenn wir sie denn auch nutzen und auss­chöpfen, zu einem pos­i­tiv­en Ergeb­nis let­ztlich führen.“

Morsch befür­wortet eine Weit­er­bil­dungspflicht für Bedi­en­stete in öffentlichen Stellen, etwa Polizei, Jus­tiz, Bun­deswehr. Wer in den höheren Dienst der Polizei in Bran­den­burg will, beschäftigt sich in der Regel mit der Geschichte der Polizei im NS-Staat –  in Koop­er­a­tion mit der Gedenkstätte. Das Pro­jekt sei damals ein Pio­nier­pro­jekt gewe­sen, heute werde Ähn­lich­es in mehreren Bun­deslän­dern gemacht. „Solange unsere Gesellschaft mit Min­der­heit­en so umge­ht, wie sie es tut, so lange bleibt auch die Geschichte des Nation­al­sozial­is­mus aktuell“, sagt Morsch. Als Lehrbeauf­tragter zu NS-The­men an der Freien Uni­ver­sität in Berlin leis­tet er auch in der Rente noch immer seinen Beitrag dazu.

Wie angekündigt tre­f­fen sich im Herb­st zwei BKA-Beamte mit Morsch, um über seinen Namen auf der Fein­desliste zu sprechen. Zwei LKA-Beamte sind bei dem Gespräch in der Polizei­hochschule Oranien­burg eben­falls dabei.

Ich habe das Tre­f­fen als sehr nüt­zlich und auf­schlussre­ich emp­fun­den und bin nun doch einiger­maßen beruhigt“, sagt Morsch. Die Beamten hät­ten für ihn überzeu­gend dargelegt, dass die aus ver­schiede­nen Doku­menten beste­hende Samm­lung von Namen noch keine „Todesliste“ darstelle, wie das häu­fig berichtet wor­den sei. Die Beamten hiel­ten eine Weit­er­ver­wen­dung der vom NSU angelegten Daten­samm­lun­gen in der recht­sex­tremen Szene für höchst unwahrschein­lich. Morsch zufolge sagten die Behör­den­vertreter zudem, das Kreuz hin­ter seinem Namen habe keine Her­vorhe­bung bedeutet, „son­dern eher im Gegen­teil“. Schließlich habe der NSU sich entsch­ieden, in erster Lin­ie Migranten zu töten, daher sei die hand­schriftliche Notierung seines Namens, mut­maßlich durch Uwe Böhn­hardt, ohne Kon­se­quen­zen geblieben, ein Anschlag nicht ern­sthaft erwogen worden.

Über die Ver­gan­gen­heit Bescheid zu wis­sen, sei heute noch hil­fre­ich, sagt Morsch. Aber man dürfe sie auch nicht als Topfdeck­el nehmen, in den man die Gegen­wart hinein­presse. Morsch for­muliert es so: „Wer die Geschichte nur als ein Instru­ment von aktueller Poli­tik begreift und nicht nach his­torischen Ursachen und Zusam­men­hän­gen fragt, der kommt erst gar nicht darauf, bes­timmte Fra­gen an die Gegen­wart zu stellen.“

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Bildung & Kultur

Planspiel — Wahlkampf in meiner brandenburgischen Kleinstadt

Es ist 2021 und Wahlkampf in mein­er bran­den­bur­gis­chen Kleinstadt.
Alle möglichen (und unmöglichen) poli­tis­chen The­men wer­den mit Nachdruck
durch die Gegend gepustet. Wir wollen nicht zuse­hen wie rechte
Dem­a­gogie, Entsol­i­darisierung und pop­ulis­tis­che Mei­n­ungs­mache weit­er an
Raum gewinnen.
Und wir sehen: Je stärk­er die recht­en Diskurse wer­den, desto mehr
gewin­nt nicht nur die Naziszene und AfD-Rechte an Raum, son­dern sind
auch wir und unsere alter­na­tiv­en Räume gefährdet. Oder wir haben keine
und müssen den­noch welche erobern.
Unsere Kle­in­städte in Bran­den­burg haben oft­mals eine spezielle
Gemen­ge­lage. Wer in mein­er Stadt hat eigentlich welche Inter­essen? Wie
nutzen wir die Wider­sprüche und gehen mit unseren eige­nen um? Wie können
wir uns als unab­hängige Linke behaupten? Wie wer­den wir stärk­er und
find­en Bündnispartner?
In einem ganztägi­gen Plan­spiel, mit Vor- und Nach­bere­itung an einem
gemein­samen Woch­enende wollen wir miteinan­der in ver­schiede­nen Rollen
Strate­gien und Hand­lungsmöglichkeit­en erproben. Dabei nehmen wir nicht
nur unsere eigene Rolle ein, son­dern ver­set­zen uns auch in die Situation
von Stadtver­wal­tung, Partei-Szene, Sportvere­ine, Polizei, Lokalzeitung,
fri­daysfor­future, oder, oder .… Wer wirst du sein?

Das Kurt-Löwen­stein-Haus liegt in Wesendahl — nord­west­lich von Berlin,
zwis­chen Bernau und Straus­berg. Anreise kann per Bahn bis Wesendahl
erfol­gen und dann weit­er mit Bus oder Shut­tle; oder per Auto.
Schlaf­plätze und Vol­lverpfle­gung sind einge­plant, sowie alle Utensilien,
die wir für unsere Kle­in­stadt und die Aktiv­itäten dort brauchen. Ein
Großteil ist finanziert, aber trotz­dem brauchen wir noch einen
Teil­nah­me­be­trag von 20–30€ pro Person.

Zur Real­isierung wollen wir für jede Per­son täglich einen Selb­sttest zur
Ver­fü­gung stellen. Da aber jede Pla­nung ger­ade mit dem Blick in eine
Glaskugel ver­bun­den ist, bit­ten wir euch um Ver­ständ­nis für kurzfristige
Änderungen.

Wir freuen uns, wenn ihr das in eure Struk­turen und Freund*innenkreise
rein tragt. Die feste Anmel­dung soll bis ende Juni erfol­gen. Sagt uns
gerne so schnell wie möglich Bescheid, ob ihr Inter­esse habt. Das macht
es für uns einfacher.

Viele Grüße von der Orga und dem Demokratis­chen Jugend­fo­rum Brandenburg
(DJB)

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Flucht & Migration

Demonstration an der Ausländerbehörde Eberswalde

Aufruf von der Gruppe ‚Barn­im für Alle‘

Wir in der Gruppe „Barn­im für alle“ laden ein, am Dien­stag, den 8 Juni ab 12:00 mit uns vor der Aus­län­der­be­hörde in Eber­swalde zu demon­stri­eren. Wir kri­tisieren die Ver­stöße und die Ungerechtigkeit­en, denen Asyl­suchende im Land­kreis Barn­im und in ganz Bran­den­burg sys­tem­a­tisch aus­ge­set­zt sind.
Auf­grund des bewussten Drucks von Aus­län­der­be­hör­den gab es in let­zter Zeit mehrere Selb­st­morde und Abschiebun­gen. Dieser Druck äußert sich unter anderem darin, dass Geflüchtete, teil­weise Jahre lang, keine Lebensper­spek­tiv­en son­dern Abschiebung, keine Beschäf­ti­gungsmöglichkeit­en und keine Aufen­thalts­berech­ti­gung bekommen.

Noch mal haben wir eine Per­son ver­loren, diese mal wegen Abschiebung nach 22 Jahren. Obi war ein Geflüchteter aus Nige­ria, der vor 22 Jahren nach Deutsch­land kam, um Sicher­heit und Schutz zu suchen. Nach 22 Jahren wurde Obi am 25.05.21 nach Nige­ria abgeschoben, ohne Geld, ohne Wohn­sitz, ohne Perspektive.

Wir als Gruppe ‚Barn­im für Alle‘ erk­lären unsere völ­lige Ablehnung dieser Poli­tik und wollen dafür kämpfen, dass sich die Geset­ze verän­dern. Wir fordern das Recht auf Aufen­thalt und Bewe­gung für jeden Men­schen. Deshalb demon­stri­eren wir vor der Ausländerbehörde.
Alle sind ein­ge­laden, daran teilzunehmen!

Wir sind alle Salah!
Wir sind alle Obi!

Kon­takt:
http://refugeeswelcomebarnim.blogsport.de
refugees-welcome@so36.net
http://b‑asyl-barnim.de
buergerinnenasyl-barnim@systemli.org

Kleine, große und Dauer­spenden (z.B. 10 € pro Monat) für die poli­tis­che Arbeit sind sehr willkommen.
Spendenkonto:
Barn­im für alle
IBAN: DE 78 1705 2000 1110 0262 22
Sparkasse Barnim

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Antifaschismus Bildung & Kultur

Der tote Adler — Podcast #4 Utopia e.V.

Die aktuelle Folge gibts hier: https://www.mixcloud.com/toteradler/der-tote-adler-podcast-4-utopia-ev/

Bei der Land­tagswahl am 1. Sept. 2019 erre­ichte die AfD 22,4 % der Zweit­stim­men und ist somit die größte Oppo­si­tion­spartei im Land Bran­den­burg. Im Par­la­ment kön­nen sog. Kleine Anfra­gen* an die Lan­desregierung gestellt wer­den, diese Werkzeug dient dazu, die Regierungsar­beit kri­tisch zu begleit­en. Den Recht­spop­ulis­ten geht es unter anderen darum Vere­ine und Pro­jek­te, die sich Zivilge­sellschaftlich und für eine tol­er­ante Gesellschaft ein­set­zen, durch „kleinen Anfra­gen“ zu krim­i­nal­isieren und zu verumglimpfen. So wird oft nach Straftat­en, Gewalt­de­lik­ten und Zahlun­gen an jene Organ­i­sa­tio­nen gefragt. Ziel klein­er Anfra­gen wur­den z.B. das Tol­er­ante Bran­den­burg, Die Opfer­per­spek­tive aber auch kleinere Vere­ine wie das Frei­land in Pots­dam oder die Zelle79 in Cot­tbus. Wir unter­hal­ten uns heute mit Alex aus FFO, auch das Utopia e.V. wurde Ziel ein­er kleinen Anfrage.
Weit­ere Informationen:
https://www.facebook.com/utopiaffo
https://utopiaffo.noblogs.org/
*https://kleineanfragen.de/brandenburg

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Antiziganismus jüdisches Leben & Antisemitismus Sonstiges

Neue Broschüre: Rechte Angriffe im Netz

Unter dem Titel „Rechte Angriffe im Netz. Auswirkun­gen und Hand­lungsempfehlun­gen“ wurde eine neue Broschüre erstellt, die sich ins­beson­dere an betrof­fene Politiker:innen und aktive Mit­glieder der Zivilge­sellschaft richtet. Veröf­fentlicht wurde die Pub­lika­tion von den Fach­ber­atungsstellen Opfer­per­spek­tive, SUPPORT aus Sach­sen und ZEBRA aus Schleswig-Hol­stein, die Beratung und Unter­stützung leis­ten für Betrof­fene von recht­en, ras­sis­tis­chen und anti­semi­tis­chen Angrif­f­en – auch im dig­i­tal­en Raum. Inter­essierte kön­nen die kosten­lose Broschüre Als PDF herun­ter­laden oder als Print­ver­sion bei den Fach­ber­atungsstellen bestellen.

In der Pub­lika­tion wird unter anderem beschrieben, wie man sich vor recht­en, ras­sis­tis­chen und anti­semi­tis­chen Bedro­hung im Netz schützen kann, wie Betrof­fene mit solchen Vor­fällen umge­hen kön­nen und welche juris­tis­chen Optio­nen es gibt. Angere­ichert wer­den diese Infor­ma­tio­nen mit Fall­beispie­len aus der Prax­is der Fach­ber­atungsstellen. Die Broschüre soll eine unkom­plizierte Hil­festel­lung bieten und einen niedrigschwelli­gen Zugang zu einem aktuellen The­ma ermöglichen.

Die Zivilge­sellschaft ste­ht online unter erhe­blichem Druck, weil sich Täter:innen dort vor Strafver­fol­gung sich­er fühlen“, meint Judith Porath, Geschäfts­führerin von der Opfer­per­spek­tive. Mit der Ver­lagerung des öffentlichen Lebens in den dig­i­tal­en Raum hät­ten dig­i­tale Angriffe seit Beginn der Coro­na-Pan­demie noch ein­mal eine neue Dimen­sion erre­icht. Ihr Kol­lege Robert Kusche von SUPPORT ergänzt: „Bedro­hun­gen im Inter­net kön­nen genau­so gravierende Fol­gen haben, wie dies offline der Fall ist. Umso wichtiger ist es, dass Betrof­fene mit ihren Erleb­nis­sen nicht alleine bleiben und sie wis­sen, welche Hand­lungsmöglichkeit­en ihnen nach einem recht­en Angriff im Netz zu Ver­fü­gung stehen.“

Seit es das Inter­net gibt, wird es von recht­en Akteur:innen genutzt. Ein­er­seits um sich zu ver­net­zen und Anhänger:innen zu rekru­tieren, ander­er­seits um men­schen­ver­ach­t­ende Posi­tio­nen zu ver­bre­it­en und Ander­s­denk­ende zu belei­di­gen, zu bedro­hen und zu dif­famieren. Je stärk­er Rechte und Rassist:innen auch soziale Medi­en für die Ver­bre­itung ihrer men­schen­ver­ach­t­en­den Ide­olo­gie nutzen, desto öfter find­en dort Angriffe statt. Da nur wenige dieser Tat­en angezeigt wer­den, ist von einem großen Dunkelfeld auszugehen.

Diese Broschüre soll ein Impuls gegen diese Entwick­lun­gen set­zen und (poten­ziell) Betrof­fene stärken.

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Antifaschismus Parlamentarismus

AfD will Chef der eigenen Jugendorganisation ausschließen

Auf ihrem Bun­deskongress vom 17. und 18. April 2021 hat die AfD-Jugen­dor­gan­i­sa­tion „Junge Alter­na­tive“ (JA) ein neues Führungs­duo gewählt. Eine Dop­pel­spitze, beste­hend aus Car­lo Clemens (JA NRW) und Mar­vin T. Neu­mann (JA Bran­den­burg), sollte die unter­schiedlichen Strö­mungen vere­inen und ein neues Kapi­tel in der Geschichte der noch jun­gen Parteior­gan­i­sa­tion ein­leit­en. Parte­ichef Tino Chru­pal­la sprach gar von einem „Auf­bruch in eine neue Junge Alter­na­tive“. Nur zwei Wochen später ist vom Auf­bruch nichts mehr übrig. Ein internes Gutacht­en der AfD emp­fiehlt, Neu­mann aus der Partei zu wer­fen. Der Bun­desvor­stand der Partei hat den Fall offen­bar am 30. April in ein­er Tele­fonkon­ferenz besprochen. Neu­mann soll am kom­menden Mon­tag, 3. Mai ange­hört wer­den. Laut der weit rechts ste­hen­den Wochen­zeitung „Junge Frei­heit” soll sich auch AfD-Frak­tion­schefin Alice Weisel für „schnelle und harte Maß­nah­men” aus­ge­sprochen haben.

Grund dafür sind  recht­sex­trem­istis­che und ras­sis­tis­che Äußerun­gen Neu­manns. Was für die „Arbeits­gruppe Ver­fas­sungss­chutz“ (AGVS), die inner­halb der Partei einen Umgang mit der Beobach­tung durch den Inlands­ge­heim­di­enst find­en soll, und den Rest der Partei offen­bar eine große Über­raschung darstellt, ist Beobachter*innen schon lange bekan­nt. Immer wieder hat Neu­mann auf Twit­ter und Insta­gram deut­lich gezeigt, welch­es Gedankengut er ver­tritt. Mit seinen provozieren­den, mehr als gren­zw­er­ti­gen („nonkon­formistis­chen“) Tweets hat er sich einen gewis­sen Ruf (und auch viele Gegner*innen) in der Rechtst­wit­ter-Blase erarbeitet.

Im Vor­feld der Wahl für den Chef­posten der JA hat­te er sich in einem Inter­view mit dem „neurecht­en“ „kon­flikt Mag­a­zin“ als „Ide­olo­gen“ beze­ich­net, der sich vor allem gegen das „geistige Boomer­tum“ der Partei stellen würde. Ein Seit­en­hieb auf Parte­ichef Jörg Meuthen, der als Vertreter eines eher gemäßigten Kurs­es gilt. Denn „gemäßigt“ — was auch immer dieses Adjek­tiv im Zusam­men­hang mit der AfD bedeutet — ist Neu­mann keines­falls. In sein­er Bewer­bungsrede um den Vor­stand­sposten beim Bun­deskongress der JA kri­tisierte er ange­bliche „Massen­mi­gra­tion als Nor­malzu­s­tand“, „Weißen-feindlichen Ras­sis­mus“ und „72 oder mehr Geschlechter“.

Neu­manns Nähe zur Ide­olo­gie der recht­sex­tremen „Iden­titären Bewe­gung“ (IB) und anderen Teilen der soge­nan­nten „neuen“ Recht­en, die schlussendlich die Werte der Aufk­lärung und der Mod­erne ablehnt, hat er immer wieder deut­lich gemacht. Auf Twit­ter beze­ich­nete er vor sein­er Wahl Lib­er­al­is­mus als „volks­feindlichen Müll“. „Nation und Kul­tur“ kön­nten nur ohne Lib­er­al­is­mus bewahrt wer­den. Lib­er­al­is­mus sei der „Erzfeind aller, die an der Kon­servierung von Tra­di­tio­nen, über­liefer­t­er Kul­tur, Reli­gion, Volk und Nation (…) fes­thal­ten“, schreibt er im Januar.

Dabei bezieht sich Neu­mann ganz direkt auf faschis­tis­che Vor­denker wie Arthur Moeller van den Bruck (1876–1925), zen­traler Autor der von Armin Mohler kanon­isierten „Kon­ser­v­a­tiv­en Rev­o­lu­tion“ und Schöpfer des Begriffs „Drittes Reich“. Van den Brucks Lib­er­al­is­mus-Dik­tum („An Lib­er­al­is­mus gehen die Völk­er zugrunde“) ist in der „neuen“ Recht­en ein geflügeltes Wort. Auch andere Faschis­ten gel­ten ihm offen­bar als Vor­bild, in Stil­fra­gen scheint es Oswald Mosley zu sein, der Grün­der der „British Union of Facists“ (und erk­lärtes Vor­bild des Recht­ster­ror­is­ten von Christchurch). An ander­er Stelle bezieht er sich pos­i­tiv auf neo­re­ak­tionäre und neo­faschis­tis­che Denker wie C.A. Bond oder Jonathan Bowden.

Screen­shots aus dem Insta­gram-Kanal von Neu­mann vom Twit­teruser @w_teupher

Seine The­sen bracht­en ihm immer wieder Lob von recht­saußen ein. Zum Beispiel von Mar­tin Sell­ner, Chef-Kad­er der „Iden­titären Bewe­gung“ (IB). Und auch das sich selb­st als intellek­tuell beze­ich­nende Milieu rund um das „Insti­tut für Staat­spoli­tik“, das dem Ver­fas­sungss­chutz als „Ver­dachts­fall“ gilt, unter­stützt Neu­mann nach dem angekündigten Rauswurf. Benedikt Kaiser, heute Redak­teur der „neurecht­en“ Zeitschrift Sezes­sion des Kle­in­stver­legers Götz Kubitschek, früher Teil der recht­sex­tremen Kam­er­ad­schaftsszene mit Verbindun­gen zum NSU, beteiligt sich auf Twit­ter mit Retweets an den Mitlei­ds­bekun­dun­gen von recht­saußen für Neumann.

Dabei steckt — wie so oft bei der ange­blich „neuen“ Recht­en — hin­ter dem bemüht intellek­tuellen Habi­tus und den rhetorisch aufge­plus­terten Debat­ten im Wesentlichen Alt­bekan­ntes: NS-Rel­a­tivierun­gen und Ras­sis­mus. Auch im Auftreten des nun in Bedräng­nis ger­ate­nen JA-Co-Chefs Neu­mann schlägt dieser Umstand durch: In ein­er Insta­gram-Sto­ry postet er ein Spiegel-Self­ie mit der Bemerkung „Opa hat­te defin­i­tiv die frischeren Seit­en“. Auf der Handy­hülle das Foto eines Mannes in Wehrma­cht­suni­form. In einem Insta­gram-Post feiert Neu­mann Hein­rich Ehrler, einen NS-Luft­waf­fenof­fizier und „Helden“ des Nationalsozialismus.

Screen­shots aus dem Insta­gram-Kanal von Neu­mann vom Twit­teruser @w_teupher

Im Dezem­ber 2020 schreibt Neu­mann auf Twit­ter: „Es gibt keine ‚Schwarze Deutsche und Europäer‘. Sie sind besten­falls Teil der Gesellschaft und besitzen bes­timmte Staats­bürg­er­schaften, aber sie sind nicht Teil ein­er tradierten, authen­tis­chen‚ europäische[n] Iden­tität.‘“ In einem andere Tweet heißt es: „Andere weiße Europäer bzw. ihre Nach­fahren könn(t)en Deutsche wer­den, Schwarzafrikan­er aber nicht.“ Eine Argu­men­ta­tion, die man so auch von der NPD und andere recht­sex­tremen Akteur*innen immer wieder hört. Dementsprechend ver­wun­dert es nicht, wenn Neu­mann auch gegen „gemäßigtere“ Stim­men im eige­nen Umfeld schießt. Als Eri­ka Stein­bach, Vor­sitzende der AfD-nahen Desiderius-Eras­mus-Stiftung, in einem Tweet stolz auf die Exis­tenz von AfD-Abge­ord­neten mit Migra­tions­geschichte hin­weist, schreibt Neu­mann nur „Gehen Sie endlich in den Ruh­e­s­tand.“ Als Götz Fröm­ming, Abge­ord­neter der AfD im Bun­destag, über „deutsche Schüler mus­lim­is­chen Glaubens“ twit­tert, bringt Neu­mann ihn in Zusam­men­hang mit der CDU und sieht einen Ver­such, die Beobach­tung durch den Ver­fas­sungss­chutz durch solche For­mulierun­gen zu ver­mei­den. In einem weit­eren Tweet zu Fröm­mings Aus­sage betont er, dass „Mut zur Wahrheit bedeutet, auch bei der demographis­chen Frage Alter­na­tive zu sein“.

In Neu­manns „iden­titärem“ Welt­bild wird prak­tisch alles eth­nifiziert. Auch Reli­gion und Kul­tur wer­den als Wesen­szüge ver­meintlich­er „Rassen“ gedacht, die unverän­der­bar nebeneinan­der ste­hen und sich nicht ver­mis­chen kön­nen oder dür­fen. Genau das meint das dif­fuse Konzept des „Ethno­plu­ral­is­mus“, das dem alt­bekan­nten Ras­sis­mus lediglich ein neues Gewand ver­lei­ht. Die „demografis­che Frage“ ist schließlich nur eine andere For­mulierung für die Wah­n­vorstel­lung vom „großen Aus­tausch“, ein­er ras­sis­tis­che Ver­schwörungserzäh­lung der soge­nan­nten „neuen“ Recht­en, laut der Europäer*innen von meist jüdisch imag­inierten Eliten durch mus­lim­is­che Migrant*innen erset­zt wür­den. Dazu passt auch ein Tweet von Neu­manns Part­ner­in Zita T., ein­er Volon­tärin bei der recht­en Wochen­zeitung „Junge Frei­heit“, den Neu­mann retweet­et. Für T. ist auf einem Insta­gram-Bild der EU-Kom­mis­sion, auf der ein Mann mit schwarz­er Haut­farbe und ein Kind abge­bildet sind, „nicht ein einziger eth­nis­ch­er Europäer zu sehen“.

Screen­shot von Neu­manns Twitterkanal

Dabei ist für Neu­mann am Islam nicht alles schlecht. Beson­ders bei den Intellek­tuellen der soge­nan­nten „neuen“ Recht­en gibt es immer wieder auch Bewun­derung für einen rigi­den Islamis­mus. Die „dekadente“ und von „Ver­fall“ geze­ich­nete west­liche Gesellschaft sei dem­nach selb­st für die ange­bliche „Islamisierung“ ver­ant­wortlich, die als Symp­tom des Lib­er­al­is­mus betra­chtet wird. Im Unter­schied zum „degener­ierten“ West­en halte der Islam an tradierten Werten fest und zemen­tiere so den eige­nen Ein­fluss. Etwas, was sich Neo­faschis­ten für die eige­nen Ide­olo­gie und das eigene „Volk“ wünschen.

Screen­shot von Neu­manns Twitterkanal

Mar­vin T. Neu­mann gilt als „Chef-Ide­ologe“ der JA Bran­den­burg. Seine recht­sex­treme Weltan­schau­ung ist umfassend und hört nicht bei der Aus­gren­zung von Geflüchteten und pseudoin­tellek­tuell verklei­de­tem Ras­sis­mus auf. Sie geht bis hinein in per­sön­liche, zwis­chen­men­schliche Beziehun­gen und äußert sich auch in ein­er rück­wärts­ge­wandten Sex­ual­moral; ein Gebi­et, das von den ein­schlägi­gen „neurecht­en“ Akteuren aus guten Grün­den zumeist nicht näher the­ma­tisiert wird. Neu­mann ken­nt in dieser Hin­sicht allerd­ings tat­säch­lich keine Hem­mungen. Er fordert aus­drück­lich eine „moralisch-reak­tionäre Wende. Untreue gehört gesellschaftlich geächtet, Sex­u­al­ität wieder mehr sakral­isiert.“ Also zurück in Zeit­en, als „une­he­liche“ Kinder diskri­m­iniert wur­den und Frauen bis zur Ehe „enthalt­sam“ sein soll­ten. Zeit­en, in denen Men­schen, die nicht der het­ero­sex­uellen Norm entsprachen, krim­i­nal­isiert, an den Rand der Gesellschaft gedrängt und alltäglich diskri­m­iniert und bedro­ht wurden.

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Geschichte & Gedenken

Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg

Am 8. Mai 1945 kapit­ulierte die deutsche Wehrma­cht. Das war das Ende des
deutschen Faschis­mus und des Ver­nich­tungskrieges dem 70 Millionen
Men­schen zum Opfer fielen.

Auch Biesen­thal war in dieser Zeit ein Ort des Grauens. Jüd*innen wurden
entrechtet, enteignet und in das Ver­nich­tungslager Auschwitz deportiert
und dort ermordet. Men­schen aus ganz Europa wur­den in Biesenthal
interniert um hier Zwangsar­beit zu ver­richt­en und es gab ein Außenlager
des Konzen­tra­tionslagers Sachsenhausen.

Wir wollen uns an diese Geschichte erin­nern und den Opfern gedenken. Wir
besuchen mit ein­er Fahrrad­tour die Gedenkste­len (“Weg der Würde”,
https://zukunft-durch-erinnerung.de/) die uns an Orte der Zwangsarbeit
und des Konzen­tra­tionslagers erin­nern. An den Ste­len und auch am Denkmal
für die Opfer des Faschis­mus und am Haus ein­er jüdis­chen Fam­i­lie die
nach Auschwitz deportiert wurde, wollen wir stop­pen um Blu­men abzulegen
und mit kurzen Rede­beiträ­gen auf die Geschichte dieser Orte eingehen.

Nie wieder Faschis­mus! Nie wieder Krieg

Beginn: 15 Uhr am Bahn­hof Biesen­thal, Dauer der Tour ca. 3 Stunden

Laut Bran­den­burg­er Coro­na-Verord­nung dür­fen nur sta­tionäre Kundgebungen
stat­tfind­en. Auf diesen acht­en wir darauf, dass wir die
Coro­na-Schutz­mass­nah­men ein­hal­ten, also den Min­destab­stand von 1,5 m
ein­hal­ten und alle Teilnehmer*innen Masken tra­gen. Auf dem Weg zwischen
den Kundge­bung­sorten dür­fen wir nicht als großer Pulk fahren son­dern in
Kleingruppen.

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Memorandum von Geflüchteten an den Brandenburger Landtag

Wir sind schutz­suchende Men­schen, die direkt von Ital­ien nach Deutsch­land über ein Relo­ca­tion­pro­gramm gekom­men sind. Wir ver­bracht­en zwei Tage auf offen­er See, bevor uns das Ret­tungss­chiff Open Arms ret­tete. Da Ital­ien das Ein­fahren des Schiffs block­ierte, ver­bracht­en wir weit­ere 20 Tage zwis­chen dem 1. und 20. August 2019 auf dem Mit­telmeer. Nun leben wir in Pots­dam, in ein­er Stadt, die sich „Sicher­er Hafen“ nen­nt. Aber unser Asylge­such ist abgelehnt worden!

Pots­dam ist kein Sicher­er Hafen für uns. Die deutsche Poli­tik hat uns unser Recht auf eine Aufen­thalt­ser­laub­nis beraubt! Bevor wir in Deutsch­land angekom­men sind, führte das Europäis­che Unter­stützungs­büro für Asyl­fra­gen (EASO) ein­schließlich des deutschen Inlands­ge­heim­di­en­stes in Poz­za­lo in Ital­ien unser Asylver­fahren durch. Unser Asylge­such wurde von der deutschen Bun­desregierung nach eini­gen Monat­en akzep­tiert: Die von dem Seenotret­tungss­chiff Open Arms geretteten Migrant*innen unter­schrieben ein Doku­ment, das die deutsche Regierung zuvor an ital­ienis­che Ein­wan­derungs­beamte schickte.

Eben­falls unter­schrieb die ital­ienis­che Ein­wan­derungs­be­hörde in Cro­tone Ital­ien dieses Doku­ment, aber uns wurde das Recht ver­weigert, die Kopie des Doku­ments zu erhal­ten. In Ital­ien sagten sie, dass die deutsche Regierung mit diesem Doku­ment unser Asyl akzep­tiert. Als wir in Deutsch­land anka­men, ver­langte das Bun­de­samt für Migra­tion und Flüchtlinge (BAMF) erneut einen Asy­lantrag, was aber nahezu für alle der 132 Migrant*innen aus der Relo­ca­tion abgelehnt wurde!

Es scheint uns, dass die deutsche Regierung uns “relo­cat­ed” hat, um uns in eine Falle für eine mögliche Abschiebung zu lock­en, denn einige von uns haben mehrmals Dul­dun­gen und Abschiebebeschei­de erhal­ten, weshalb viele auf­grund der Sit­u­a­tion Deutsch­land ver­lassen haben und in andere Zuflucht­slän­der geflo­hen sind. Wir entwick­eln Trau­ma­ta und andere gesund­heitliche Prob­leme. Das ist kein Leben in einem Sicheren Hafen!

Wir haben vor, eine bessere Zukun­ft aufzubauen! Aber wo ist unser Recht, diese Zukun­ft zu begin­nen? Dies ist ein bar­barisch­er Akt, um unsere Zukun­ft durch die deutsche Regierung zu beenden.

Hört auf, unser Bleiberecht und unser Recht auf Schutz zu verweigern!

Hört auf, ras­sis­tisch zu uns zu sein!

Wir brauchen unser Bleiberecht, wir sind ver­wirrt, wie kann die Regierung uns umsiedeln, während sie uns gle­ichzeit­ig auf­fordert, zu gehen? Wohin? Nach Ital­ien oder ins Mittelmeer?

Die Men­schen in Pots­dam sagen, dass sie ein Sicher­er Hafen sein wollen. Warum sollen wir dann abgeschoben werden?

Das Wichtig­ste, was über allem ste­ht, ist: Wir brauchen eine Per­spek­tive, um in Deutsch­land zu bleiben.
Wie kann sich Deutsch­land offiziell ein sicheres Land nen­nen, wenn wir keine Sicher­heit­en haben?

Wenn wir eine Dul­dung nach der anderen erhal­ten, wenn wir jedes Mal mit einem mul­mi­gen Gefühl zur Aus­län­der­be­hörde gehen, mit der Angst, abgeschoben zu wer­den. Stattdessen erwarten wir jedes Mal einen Auf­schrei aus dem Par­la­ment, wenn Abschiebun­gen stat­tfind­en — neuerd­ings sog­ar mit­tenin der Nacht. Der Zus­tand des prekären Aufen­thalts dauert für viele Schutz­suchende 5 oder 6 Jahre, ver­lorene Jahre im Leben eines Men­schen. Das zähe Ver­fahren zeigt, wie restrik­tiv die Aus­län­der­be­hörde mit Aufen­thalts­genehmi­gun­gen umgeht.

Wir fordern daher, dieses Sys­tem der Ket­ten­dul­dun­gen zu been­den, Abschiebun­gen zu ver­mei­den und stattdessen alle beste­hen­den Bleiberecht­sregelun­gen zu nutzen, um Bleibeper­spek­tiv­en zu schaffen!

Wir fordern vom Bran­den­burg­er Landtag:

• Abschiebun­gen sind Ent­führun­gen! Wir wollen einen Abschiebestopp durch die Lan­desregierung, nicht nur in Corona-Zeiten!

• Weisen Sie Ihre Aus­län­der­be­hör­den an: Wir wollen Empow­er­ment- und Bleiberecht- Vere­in­barun­gen statt Abschiebun­gen! Die Aus­län­der­be­hör­den sollen durch eine Anweisung der Lan­desregierung uns eine mehrjährige Zeit garantieren, in der wir einen Weg zum sicheren Aufen­thalt gezeigt bekom­men und nutzen kön­nen, wie wie z.B. über Deutschkurse und Aus­bil­dungs- und Jobmöglichkeiten.

• Set­zen Sie sich dafür ein, dass die Kom­munen wie Pots­dam selb­st­ständig geflüchtete Men­schen aufnehmen kön­nen! Weg mit dem Veto-Recht der Bun­desregierung gegen eine selb­st­bes­timmte Aufnahme!

Wir fordern von der Pots­damer Stadtregierung:

• Geben Sie nie­man­den zur Abschiebung frei! Pots­dam ist kein Sicher­er Hafen, wenn abgeschoben wird!

• Weisen Sie Ihre Aus­län­der­be­hörde an: Wir wollen Empow­er­ment- und Bleiberecht-Vere­in­barun­gen statt Abschiebun­gen! Die Aus­län­der­be­hörde Pots­dam soll durch eine Anweisung der Stadtregierung uns eine mehrjährige Zeit garantieren, in der wir einen Weg zum sicheren Aufen­thalt gezeigt bekom­men und nutzen kön­nen, wie wie z.B. über Deutschkurse und Aus­bil­dungs- und Jobmöglichkeiten.

Wir danken für Ihr Verständnis!

King­gs­ley Anok­wute, Sylvester Ochuko und Sun­day Endurance
c/o Refugees Eman­ci­pa­tion e.V. Dor­tus­tr. 46, 14467 Potsdam
Email: info@refugeesemancipation.com  Tel: 017636266043

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Ein wirklicher Sicherer Hafen für geflüchtete Frauen

Am 8. März ist inter­na­tionaler Frauen­tag. An diesem Tag möcht­en Refugees Eman­ci­pa­tion, ein gemein­nütziger Vere­in von selb­stor­gan­isierten geflüchteten Men­schen in Pots­dam einen Protest­brief an den Ober­bürg­er­meis­ter Mike Schu­bert übergeben. Die Über­gabe des Briefes erfol­gt um 11 Uhr am Rathaus Pots­dam in der Friedrich-Ebert-Straße 79/81.

In diesem Brief schildert Refugees Eman­ci­pa­tion die Sit­u­a­tion geflüchteter Men­schen, vor allem geflüchteter Frauen, in der Stadt Pots­dam, die sich zum “Sicheren Hafen” erk­lärt hat.

Refugees Eman­ci­pa­tion mah­nt den struk­turellen Ras­sis­mus der Aus­län­der­be­hörde Pots­dam an, der dazu beiträgt, dass Pots­dam in der Real­ität keinen Sicheren Hafen vor allem für viele schutz­suchende Frauen und nicht-binäre geflüchtete Men­schen darstellt.

Zeit­gle­ich wird es vor dem Rathaus eine Protest-Kundge­bung mit Ban­nern geben.

Zeigt eure Sol­i­dar­ität und seid bei der Über­gabe des Briefes und der Kundge­bung dabei.
Lasst uns ein Zeichen für unsere gegen­seit­ige Unter­stützung setzen!
Lasst uns gemein­sam einen wirk­lichen Sicheren Hafen für geflüchtete Frauen fordern!
Lasst uns miteinan­der und füreinan­der kämpfen!

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Sonstiges

Digitales und individuelles Gedenken

Am 27.01.1945 wurde das Ver­nicht­stungslager Auschwitz von der Roten Armee befre­it. Wir wollen am 27.01.2021 mit euch gemein­sam an diesen Tag erin­nern und mahnen.

Als Veranstalter*innen gehen wir nicht davon aus, dass wir uns am 27.01.2021 wieder gemein­sam mit vie­len Men­schen tre­f­fen kön­nen. Aus diesem Grund pla­nen wir, ähn­lich wie am 09.11.2020, ein dig­i­tales Gedenken. Somit kön­nt ihr einzeln oder mit euren Peer­groups am OdF-Denkmal am Platz der Ein­heit und am sow­jetis­chen Ehren­fried­hof Bass­in­platz indi­vidu­ell gedenken. Hier­für wer­den wir Blu­men und Kerzen bere­it­stellen, die ihr gerne nutzen könnt.

Der 27.01. ist seit 2005 inter­na­tionaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holo­caust. Er wurde durch die Vere­in­ten Natio­nen zum 60. Jahrestag der Befreiung des Ver­nich­tungslager Auschwitz-Birke­nau einge­führt. Auch nach 76 Jahre fällt es uns immer noch schw­er, das Grauen von Auschwitz in Worte zufassen. Die Worte des Shoa-Über­leben­den Max Mannheimer tre­f­fen es ganz gut: »Auschwitz hat mich nicht verlassen.«

Nur durch eine niemals endende Auseinan­der­set­zung mit der Entste­hung und Wirkungsweise des Nation­al­sozial­is­mus wird es möglich sein, die gegen­wär­ti­gen Entwick­lun­gen zu bew­erten. Anti­semitismus, Nation­al­is­mus und Faschis­mus sind nicht ver­schwun­den – wir müssen die Erschei­n­ungs­for­men von Anti­semitismus, mit allen seinen Facetten und deren Aus­prä­gun­gen erken­nen und bekämpfen.Denn, wie der Schrift­steller und Auschwitz-Über­lebende Pri­mo Levi es einst for­mulierte: »Es ist geschehen und fol­glich kann es wieder geschehen«.

Darum kommt am 27.01.2020 zum Denkmal für die Opfer des Faschis­mus auf dem Platz der Ein­heit in Pots­dam und geht zum sowe­jetis­chen Ehren­fried­hof auf dem Bassinplatz

Nie wieder Faschis­mus! Gegen jeden Antisemitismus!

Inforiot