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Antifaschismus Verschwörungsideologie

Wer nur einen Hammer hat, dem kommt alles wie ein Nagel vor

In Pots­dam, aber auch in vie­len anderen deutschen Städten, demon­stri­eren und medi­tieren seit eini­gen Wochen eine krude Mis­chung aus Esoteriker*innen, Nazis und Verschwörungsmytholog*innen. Was ober­fläch­lich als eine Kri­tik der Anti-Coro­na-Maß­nah­men erscheint, ent­pup­pt sich bei näher­er Betra­ch­tung als eine verzweifelte Suche nach der Erk­lärung der Welt.

Dass ich erkenne, was die Welt im Inner­sten zusammenhält
Aus dem Ver­such Antworten auf eine ungerechte, gewaltvolle und eine die Men­schen zurich­t­ende Real­ität zu geben, wird dabei schnell eine Aneinan­der­rei­hung von wahlweise All­ge­mein­plätzen, Ver­mu­tun­gen, Sug­ges­tivfra­gen, wis­senschaftlichem Halb­wis­sen und verkürzter Wieder­gabe von Inhal­ten aus unser­iösen Youtube-Videos. Berechtigte Kri­tik an einem her­abgewirtschafteten und zusam­menges­parten Gesund­heitssys­tem sowie zunehmenden Waf­fen­ex­porten paaren sich hier mit aller­lei hanebüch­en­em Unsinn.

An diesen The­sen soll die Welt genesen
Frisch und frei von der Leber weg wer­den die unter­schiedlich­sten The­sen geäußert – allerd­ings in ein­er Form, in der den Zuhörer*innen sug­gerieren wer­den soll, das Geäußerte müsse auf jeden Fall stim­men und es sei Zeit dage­gen aufzubegehren. So präsen­tierte auch in Pots­dam die Ver­anstal­terin eine end­los lange „Was wäre wenn?“- Fra­gen­rei­he. Was wäre, wenn es wirk­lich eine Weltver­schwörung, Zwangsimp­fun­gen oder Chem­trails geben würde?Von anderen Teilnehmer*innen und auf anderen Ver­anstal­tun­gen kom­men noch jede Menge andere sich zum Teil offen wider­sprechende Ver­mu­tun­gen hinzu:Das Virus gäbe es nicht, das Virus gäbe es, sei aber nur eine Grippe oder ein Schnupfen, die Todeszahlen seien gefälscht, die Men­schen wür­den nur mit aber nicht an Coro­na ster­ben, alle soll­ten zwangs­geimpft und gechipt wer­den, die Mund‑u. Nasen­schütze seien Maulkörbe um die Men­schen ruhig zu stellen, durch die Abstand­sregeln soll­ten alle bewusst sozial isoliert wer­den, usw. Die Belege für solchen Unsinn kom­men vor allem von Inter­net­seit­en und YouTube-Kanälen soge­nan­nter „Alter­na­tivme­di­en“. Beson­ders oft zitiert wer­den dabei Ken Jeb­sen, Oliv­er Janich und Heiko Schrang. Jede noch so krude Aus­sage find­et in den Weit­en des Inter­nets ihre Bestätigung.

Der fehlende Zusammenhang
Der Zusam­men­hang von Natur, Gesellschaft und Denk­for­men, aber auch die Erforschung und Bew­er­tung eines Pan­demiegeschehens, zeich­nen sich durch eine gewisse, dem Gegen­stand ein­gen­tüm­liche Kom­plex­ität aus. Diese kann nicht mal eben im Vor­beige­hen oder durch eine hand­voll Youtube-Videos ver­standen wer­den. Mith­il­fe von Abstrak­tion (Abse­hung) und Verk­nap­pung der für die Erk­lärung unbe­d­ingt notwendi­gen Zusam­men­hänge wird eine Ersatzver­mit­tlung kon­stru­iert. Anstatt das Ver­hält­nis von Struk­tur und Hand­lung in der kap­i­tal­is­tis­chen Gesellschaft nachzu­vol­lziehen, um zu ver­ste­hen, wie jede*r Einzelne ein gesellschaftlich­es Sys­tem durch sein bewusstes und unbe­wusstes Han­deln repro­duziert, wird einzel­nen Men­schen oder „Ver­schwör­ergrup­pen“ zuge­s­tanden die Welt zu regieren oder zu manip­ulieren. Auch wenn es Kapitalist*innen geben mag, die ver­suchen Ein­fluss auf die Poli­tik zu nehmen, die Umwelt zu zer­stören oder ihre Arbeiter*innen über das „nor­male“ Maß hin­aus auszubeuten, erk­lärt dies nicht den Zusam­men­hang gesellschaftlich­er Repro­duk­tion oder mit anderen Worten: den zum Him­mel schreien­den Nor­malzu­s­tand. Niemals kön­nte in ein­er durch die kap­i­tal­is­tis­che Konkur­renz gekennze­ich­nete Welt ein Men­sch oder eine kleine Gruppe alles kon­trol­lieren. Selb­st konkur­ri­erende Staat­en sollen auf ein­mal Teil eines gemein­samen satanis­chen Planes sein, ihre Inter­es­sen­ge­gen­sätze wie durch Zauber­hand aufge­hoben. Und im Him­mel ist Jahrmarkt.Diese Vorstel­lun­gen resul­tieren in Forderun­gen die Übeltäter*innen min­destens einzus­per­ren oder wahlweise umzubringen.

Gesun­der Menschenverstand
Natur- oder Gesellschaftswis­senschaften wer­den als Stan­dard der Pan­demie- oder Wel­terk­lärung als erledigt ange­se­hen abgeschrieben und abgelehnt. Richt­en soll es der „gesunde Men­schen­ver­stand“, das „Bauchge­fühl“ oder wahlweise die „innere Stimme“. Diese kön­nten eher Auskun­ft geben über richtig und falsch, wahr und unwahr. Doch gibt es nahezu keinen Zusam­men­hang oder Gegen­stand der so ein­fach zugänglich wäre. Wesen und Erschei­n­ung fall­en nahezu immer auseinan­der. In der Geschichte der Men­schheit war es mit­nicht­en der All­t­agsver­stand, der ein Ver­ständ­nis kom­plex­er Zusam­men­hänge ermöglichte. Ganz im Gegen­teil, bedurfte es zur Klärung etlich­er Fra­gen der Wis­senschaft. Die Erken­nt­nisse des All­t­agsver­standes lassen sich im Hin­blick auf seine Geschichte gut bebildern: Die Erde ist eine Scheibe, die Sonne dreht sich um die Erde, die Pest wird durch Aus­dün­stun­gen über­tra­gen, Blitze sind Gottesstrafe, usw. Das soll nicht bestre­it­en, dass auch Wis­senschaft Abhängigkeit­en aufweist, ger­ade in Hin­blick auf Gesellschaft­s­the­o­rien. Nur kann für eine Erken­nt­nis kom­plex­er Zusam­men­hänge nicht auf sie verzichtet werden.

Wir sind das Volk
Eine Losung, die selb­ster­nan­nte Wahrheitsfinder*innen mit PEGIDA und Mon­tags­mah­nwachen vere­int ist ein offen­siv gebrülltes „Wir sind das Volk“. Es ist der Ver­such Homogen­ität und Gemein­samkeit gegen Dif­ferenz und Wider­sprüche gel­tend zu machen. Eine Gesellschaft, die sich tren­nt durch ein Auseinan­der­fall­en in Arm und Reich, durch die Zurich­tun­gen des Patri­archi­ats, durch Ras­sis­mus und andere Zumu­tun­gen soll durch diese heimel­nde Parole zusam­menge­führt wer­den. „Wir“ wer­den hier „ver­arscht, bel­o­gen und bet­ro­gen“. Wer in Deutsch­land das „Wir“ ist, wird nicht näher erläutert. Sich­er nicht damit gemeint sind die Leute, die in Zeit­en der Krise durch eine Dop­pel­be­las­tung von Beruf und Kinder­be­treu­ung lei­den, in Geflüchteten­heimen oder Schlachthäusern ein­er erhöhtem Ansteck­ungs­ge­fahr aus­ge­set­zt sind oder die Men­schen, die durch ein Ver­let­zen der Abstan­dregelun­gen poten­ziellen Gesund­heits­ge­fährdun­gen unterliegen.

Medi­enkri­tik? Fehlanzeige!
Wie nahezu alle Arbeit­spro­duk­te wer­den auch Medi­enerzeug­nisse im Kap­i­tal­is­mus zur Ware. Nicht allein Ser­iösität, valide Quellen oder eine prag­ma­tis­che Auf­machung entschei­den über Erfolg oder Mis­ser­folg eines Medi­enun­ternehmens. Wie alle anderen Unternehmen auch ste­hen sie in Konkur­renz zueinan­der, ver­suchen durch reißerische Schlagzeilen, Exk­lu­sivgeschicht­en u.ä. Verkauf­szahlen zu erhöhen oder Wer­beanzeigen zu gener­ieren. Auch Konz­erne, Parteien oder andere Inter­es­sen­grup­pen ver­suchen Ein­fluss zu nehmen auf die Berichter­stat­tung und bisweilen gelingt ihnen das auch. Doch als Kri­tik daran diese nun wahlweise flach als „Main­streamme­di­en“ oder faschis­tisch kon­notiert als „Lügen­presse“ darzustellen und sich stattdessen ver­meintlichen „Alter­na­tivme­di­en“ zuzuwen­den geht offen­sichtlich am Prob­lem vor­bei. Spätestens nach­dem die AfD andere Parteien als „Alt­parteien“ abkanzelte, um dann selb­st in Spenden­skan­dale ver­wick­elt zu wer­den und den eige­nen Ange­höri­gen Ämter zuzuschieben, müsste all­ge­mein bekan­nt sein, dass neue Namen nicht die Funk­tion­sweise ein­er Insti­tu­tion verän­dern. Genau­so wie die großen Medi­en, müssen auch Janich, Schrang, Jeb­sen und Co. ihr Geschwurbel an die Leute brin­gen. Eine Welt ohne Ver­schwörung, Zwangsimp­fung und per­man­tentes Regierungsver­sagen wäre für sie der schnell­ste Weg in die Insolvenz.

Alles rel­a­tiv!
Ein weit­eres Merk­mal der Demon­stri­eren­den ist die Rel­a­tivierung. Egal ob Gle­ich­set­zung des nation­al­sozial­is­tis­chen Massen­mor­dens mit der Impflicht, der die Abstand­sregeln durch­set­zen­den Polizei mit der Stasi oder der Ver­gle­ich des eige­nen Rumgeschwurbels mit dem antifaschis­tis­chen Wider­stand gegen die Nazis 1933. Kein Ver­gle­ich hinkt zu sehr, um ihn nicht zu benutzen. Es ist egal, dass Men­schen geschützt und auch nie­mand wegen sein­er Mei­n­ung abge­haftet wird, ja sog­ar jeglich­er Unsinn übers Inter­net Ver­bre­itung find­et. Neben der völ­li­gen Unken­nt­nis his­torisch­er Ereignisse und Epochen zeugt dieses Denken vor allem von voll­ständi­ger Selbstüberhöhung.

Cui Bono – Wes Brot ich ess, des Lied ich sing
Die beliebteste Frage verkürzter oder ober­fläch­lich­er Gesellschaft­skri­tik bleibt „Cui bono?“ oder „Wem nützt es?“Diese vere­in­fachende Frage führt bei den Hygien­edemos auf der einen Seite zu mas­siv­en Ver­drehun­gen. Wie lässt sich im Sinne eines Nutzenkalküls erk­lären, dass Staat­en ihre kom­plet­ten wirtschaftlichen Poten­zen schrot­ten und somit nahezu alle gesellschftlichen Grup­pen, wenn auch in unter­schiedlichem Aus­maß, schädigen?Dies mit dem Nutzen für die Phar­malob­by zu erk­lären ent­behrt jeglich­er Grund­lage. Als ob konkur­ri­erende Unternehmen oder der Staat sich das ein­fach gefall­en lassen wür­den. Außer­dem steckt in der Frage immer schon die Antwort drin. Wenn ich nach dem „Wem“ frage, bleibt nur eine Per­son oder Gruppe als Anwort übrig. Nur lassen sich Krieg, Umweltzer­störung, Aus­beu­tung und Pan­demie eben nicht monokausal mit dem Nutzen für Einzelne erk­lären. Da geht es um einen Gesamtzusam­men­hang von Natur und Gesellschaft oder um eine spez­i­fis­che his­torische Aus­for­mung diese Zusam­men­hanges. Wenn sich bes­timmte Ereignisse im Han­deln der Men­schen wieder­holen, wer­den diese durch beste­hende Struk­turen begün­stigt und nicht durch eine kleine Gruppe betrügerisch her­beige­führt. Wenn es so sein sollte, warum wer­den diese Ver­schwörun­gen aus­gerech­net von Men­schen aufgedeckt, die wed­er über Verbindun­gen ins Zen­trum des Staates, noch über son­stige Qual­i­fizierun­gen zur Aufk­lärung ver­fü­gen? Wir fra­gen ja nur…

Alles öko oder was?
Ein weit­er­er Erzählstrang auf den Kundge­bun­gen ist die Ökothese. Die Natur sei aus dem Gle­ichgewicht gekom­men, es müsste mehr Essen selb­st ange­baut wer­den und über­haupt müsse nur gesund gegessen wer­den und ein paar Glob­u­li hin­ter­hergekippt wer­den um die eigene Gesund­heit zu erhal­ten. Dass die Steigerung der Lebenser­wartung eng zusam­men­hängt mit mod­ern­er Medi­zin und anderen tech­nis­chen und gesellschaftlichen Errun­gen­schaften und sozialen Kämpfen, wird dabei nach bekan­ntem Muster aus­ge­blendet. Die Entwick­lung der gesellschaftlichen Arbeit als Ver­mit­tlung zwis­chen Natur und Gesellschaft lässt sich eben nicht ein­seit­ig kri­tisieren. Seit es die Men­schheit gibt, hat sie sich selb­st und ihre Umwelt verän­dert. Durch ihr Han­deln z.B. Abholzung, Viehzucht, Jagd, Städte­bau usw. haben Men­schen Ein­fluss auf die Natur genom­men. Eine Natur im Gle­ichgewicht kann es nur ohne Men­schen geben (was auch immer Gle­ichgewicht für eine sich ständig verän­dernde Natur bedeutet). Richtig ist hinge­gen die Form des Zusam­men­hangs zu kri­tisieren und zu verän­dern. Die kap­i­tal­is­tis­che Reich­tum­spro­duk­tion degradiert die Natur zu einem Mit­tel der Prof­itwirtschaft, genau­so wie den Men­schen auch. Der beste­hende Wider­spruch des momen­ta­nen Stof­fwech­sels zwis­chen Men­sch und Natur kann eben nicht nach ein­er Seite hin aufgelöst wer­den. Passiert dies auf­seit­en der Natur müssen die Men­schen weichen, passiert dies auf der Seite der kap­i­tal­is­tis­chen Gesellschaft geht dieser irgend­wann die Grund­lage men­schlichen Lebens flöten. Es gab zwis­chen bei­den Seit­en nie ein Gle­ichgewicht, nur eine Bewegungsform.Abzuschaffen ist die kap­i­tal­is­tis­che Produktionsweise!

Was tun?
In Pan­demiezeit­en sind diese Aufzüge und Zusam­menkün­fte beson­ders gefährlich. Nicht nur wer­den sämtliche Abstands- und Hygien­eregeln außer Acht gelassen und so eine erneute Ver­bre­itung des Virus begün­stigt. Auch diskred­i­tieren sie notwendi­ge Anliegen, wie z.B. verbesserte Arbeits­be­din­gun­gen und Bezahlun­gen für Pfle­gende und andere Kranken­haus­mi­tar­bei­t­ende, eine ständi­ge Über­prü­fung der Infek­tion­ss­chutz-Maß­nah­men, die Ermöglichung von Hygiene- und Abstand­sregeln auch für refugees durch die Evakuierung aus den Lagern und eine dezen­trale Unter­bringung und schließlich den Protest gegen die ungerechte Verteilung der Krisen­las­ten. Wer Nazis auf Demos duldet, sich anti­semi­tis­chen und irra­tionalen Wel­terk­lärun­gen öffnet und bewusst andere gefährdet, muss mit Gegen­wind rech­nen! Eine Kri­tik an den beste­hen­den Ver­hält­nis­sen muss tiefer gehen als das para­noide Gefrage nach Ver­schwörung und Ver­ant­wor­tung. Es bleibt eben kompliziert.

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Flucht & Migration Law & Order

Menschen mit Fluchterfahrung in Einzelzimmern unterbringen!

Die Unter­bringung des Antrag­stellers in einem gemein­samen Zim­mer mit zwei weit­eren Per­so­n­en wider­spricht jedoch den Vor­gaben der SARS-CoV-2-UmgV, da der gemäß § 2 Abs. 1 Satz 1 SARS-CoV-2-UmgV grund­sät­zlich einzuhal­tende Min­destab­stand von 1,5 Metern in diesen Ver­hält­nis­sen nicht gewahrt wer­den kann.

Mit der Woh­nungs­gewährung in ein­er Gemein­schaft­sun­terkun­ft entste­ht jedoch auch eine Für­sorgepflicht des Antrags­geg­n­ers [der Land­kreis MOL] gegenüber dem Antrag­steller; … Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Antrags­geg­n­ers kön­nen der Antrag­steller und die weit­eren Bewohn­er des Zim­mers auch nicht als gemein­samer Haushalt ange­se­hen wer­den, für den gemäß § 1 Abs. 2 Satz 2 Nr. 1 SARS-CoV-2-UmgV die Abstand­sregelung nicht gilt.

Das Gericht hat während des Ort­ster­mins am 27. Mai 2020 im Ver­fahren VG 4 L 238/20 die Wohn­ver­hält­nisse des Antrag­stellers in der Gemein­schaft­sun­terkun­ft in Augen­schein genom­men. … Das Zim­mer des Antrag­stellers wird außer von ihm auch von zwei weit­eren Per­so­n­en bewohnt.“

DieWohn­ver­hält­nisse des Antrag­stellers ste­hen deshalb nach Auf­fas­sung der Gerichts nicht in Ein­klang mit der der aktuellen bran­den­bur­gis­chen SARS-CoV-2-Umgangsverord­nung (SARS-CoV-2-UmgV) vom 12. Juni 2020. (Zitate aus dem Beschluss des Ver­wal­tungs­gerichts Frank­furt / Oder im Ver­fahren VG 4 L 240/20 vom 30.06.2020)

Das Aktions­bünd­nis Offenes Märkisch-Oder­land freut sich über diesen Erfolg in diesem von uns begleit­eten Gerichtsver­fahren. Viele weit­ere wer­den fol­gen, wenn der Land­kreis nicht unverzüglich mit der Umset­zung des Beschlusses begin­nt und die Zwangs­ge­mein­schaften in Mehrbettz­im­mern auflöst, um die akuten Infek­tion­srisiken zu been­den. In anderen Land­kreisen führt die Untätigkeit der Behör­den bere­its zu monate­lan­gen Quar­an­tä­nen viel­er Bewohn­er und Bewohner­in­nen von Gemeinschaftsunterkünften.

Der Sozialdez­er­nent des Land­kreis­es hat­te zugesichert, bis Ende Mai einen Kri­te­rienkat­a­log für den Auszug aus Gemein­schaft­sun­terkün­ften in Woh­nun­gen zu erar­beit­en. Jet­zt ist klar, dass es drin­gen­der denn je eines Konzepts bedarf, das die men­sche­nun­würdi­ge Unter­bringung geflüchteter Men­schen in Gemein­schaft­sunter-kün­ften im Land­kreis MOL beendet.

Jed­er Men­sch, der in ein­er Zwangs­ge­mein­schaft in einem Mehrbettz­im­mer in ein­erGe­mein­schaft­sun­terkun­ft wohnt, hat den Anspruch auf Unter­bringung in einem Einzelz­im­mer, wenn er*sie den Min­destab­stand von 1,5 Metern nicht ein­hal­ten kann.

An alle Bewohn­er und Bewohner­in­nen! Stellt sofort Anträge auf Einzelun­ter­bringung in Eurem Heim. Wenn die Euch nicht sofort ein Einzelz­im­mer geben, stellt direkt einen Antrag bei der Aus­län­der­be­hörde. Wenn die Euch in weit ent­fer­nte Unterkün­fte im Oder­bruch ver­legen will, kön­nen wir das ver­hin­dern. Denn dann wird Klage erhoben und ein Eilantrag auf Anord­nung der auf­schieben­den Wirkung beim Ver­wal­tungs­gericht gestellt!

Wir unter­stützen gerne dabei!

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Menschlichkeit kennt keine Alternative!

Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschis­mus!“ war der Schwur viel­er Men­schen vor 75 Jahren nach dem Zweit­en Weltkrieg. Daran erin­nerten wir uns am 8. Mai, dem Tag der Befreiung. 

Berthold Brecht warnte: „So was hätt ein­mal fast die Welt regiert!
Die Völk­er wur­den sein­er Herr, jedoch
Dass kein­er uns zu früh da triumphiert -

Der Schoß ist frucht­bar noch, aus dem das kroch!“

Es ist wieder nötig,

  • Demokratie und Men­schen­rechte (für ALLE Men­schen), Frei­heit und Sol­i­dar­ität, Weltof­fen­heit und Zusam­men­halt zu beto­nen und zu feiern
  • uns von denen zu dis­tanzieren, die Hass und Het­ze, pop­ulis­tis­che Geschichts- und Ver­schwörungslü­gen ver­bre­it­en, die offen Anti­semitismus und Ras­sis­mus, Ver­ach­tung von Frauen, Zuge­wan­derten, Ander­s­denk­enden, Homo­sex­uellen und Min­der­heit­en propagieren. 

Seid dabei:

  • sol­i­darisch ver­bun­den – wenn auch mit dem gebote­nen Pan­demie-Abstand, mit Kind und Kegel, mit Ver­wandten, Fre­un­den und Bekannten.
  • Bringt bitte Pick­nick für euch selb­st und möglichst bequeme Stüh­le mit.

Neben Pick­nick und Gesprächen wollen wir den Platz bunt und sol­i­darisch gestal­ten. Musik, Rede­beiträge und Kreatives, wie Trans­par­ente bemalen und Schilder basteln ist alles möglich. Spon­tane Künstler*innen sind auch sehr willkommen.

Her­zliche Ein­ladung vom Net­zw­erk für Weltof­fen­heit Bernau, denn Demokratie ist auch mit ABSTAND die beste Lösung. (bitte hal­tet euch an die Abstand­sregeln von 1,50m) 

Wer mag, kann auch schon dafür werben:
„App“-Aktion: Die Coro­na-Pan­demie ver­schlechterte die wirtschaftliche Lage etlich­er Men­schen und Vere­ini­gun­gen, andere sind finanziell kaum oder nicht betrof­fen. Während der Kundge­bung am 4.7. möcht­en wir prak­tis­che Sol­i­dar­ität üben. „App“ ste­ht für „Aus­gle­ichen – prak­tisch, pri­vat“ und funk­tion­iert so: Wer genü­gend oder viel Geld hat, steckt bei der Kundge­bung etwas oder viel Geld in die App-Kiste; wer zu wenig Geld hat und Sol­i­dar­ität benötigt, steckt einen kleinen Zettel mit Namen und IBAN in die Kiste. Im Anschluss spenden wir vom gesam­melten Geld eine Hälfte an drei Vere­ini­gun­gen, die geflüchtete Men­schen unter­stützen: die Ini­tia­tive Barn­im für alle, an Women in exile e.V., an Pro Asyl e.V., und 50 % teilen wir auf diejeni­gen auf, die hier Sol­i­dar­ität benöti­gen. Wir über­weisen dies dann direkt (und ver­sprechen Diskre­tion und Daten­schutz, ver­nicht­en nach der Über­weisung die Zettel mit Namen und IBAN). 

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Gender & Sexualität

Gerechtigkeit für die getötete Nahid

Nach einem grausamen Fem­izid* in Cot­tbus am 17.05.2020 ste­hen drei Kinder im Alter von drei, sechs und zehn Jahren alleine da. Ihre Mut­ter wurde von deren Vater, von dem sie bere­its getren­nt lebte, getötet. Die Kinder waren der gewaltvollen Sit­u­a­tion aus­geliefert und mussten alles mitanse­hen. Derzeit befind­en sich die drei Kinder in Obhut der Ämter. Die bei­den Brüder ihrer Mut­ter Nahid set­zen sich momen­tan tatkräftig für best­mögliche Per­spek­tiv­en für sie ein. 

Lei­der sind die finanziellen Mit­tel knapp, sodass auf diesem Weg um Spenden gebeten wird. Bei­de Onkel und ihre Fam­i­lien möcht­en sich um die Kinder küm­mern. Damit dies möglich wird, ist ein Umzug in eine größere Woh­nung notwendig, inkl. Mobil­iar. Dafür benöti­gen sie finanzielle Unterstützung! 

Außer­dem läuft eine strafrechtliche Klage gegen den (mut­maßlichen) Mörder, den Ex-Part­ner und Vater der Kinder, bei der auch Anwalt­skosten für die Neben­klage entste­hen. Für die Beerdi­gungskosten, den Grab­stein und die Grab­stelle fehlen eben­falls Gelder. 

In der großen Trauer um eine tolle Frau, Fre­undin, Schwest­er und Mut­ter bit­ten die Ange­höri­gen um Unter­stützung. Zeigen Sie Sol­i­dar­ität und Anteil­nahme mit einem Spendenbeitrag: 

Spendenkon­to:
Empfänger: Vere­in für ein mul­ti­kul­turelles Europa e.V.
IBAN: DE94180626780204640187
BIC: GENODEF1FWA
Ver­wen­dungszweck: Fem­izid Cottbus 

 

* Als Fem­izid wird die tödliche, geschlechtsspez­i­fis­che Gewalt gegen Frauen beze­ich­net. Der Begriff wird schon seit Mitte der 1970er Jahre benutzt, um For­men tödlich­er, patri­ar­chaler Gewalt gegen Frauen und Queers zu adressieren und um dafür zu kämpfen, dass diese weltweit nicht abbrechen­den Frauen­morde nicht ver­harm­lost wer­den. Die Begrif­flichkeit richtet sich expliz­it gegen eine Kul­tur der Straflosigkeit patri­ar­chaler Gewalt­tat­en vor dem Hin­ter­grund männlich­er Dom­i­nanz. Ein großer Plus­punkt des Begriffs Fem­izid ist, dass dieser Frauen­morde als Phänomen jen­seits kul­tureller Kon­texte sicht­bar macht.”

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Flucht & Migration Wohnen & Stadt

Stadt Potsdam beschließt Auflösung der Sammelunterkünfte

Am gestri­gen Mittwoch, den 3.6.2020 wurde ein Antrag¹ zur Erstel­lung eines Zeit- und Maß­nah­men­plans zur Auflö­sung der Sam­melun­terkün­fte zugun­sten von Woh­nun­gen und woh­nungsähn­lichen Unter­bringun­gen mit großer Mehrheit angenom­men. Der Antrag wurde ursprünglich von der Wähler*innen-Gruppe DIE aNDERE einge­bracht und schließlich von Bünd­nis 90/Die Grü­nen, Die Linke und SPD mit unterze­ich­net. 43 Stadtverord­nete von 53 anwe­senden Stadtverord­neten stimmten dem Antrag zu – bei lediglich 5 Enthal­tun­gen und 5 Nein-Stim­men. Die Stadtver­wal­tung ist nun beauf­tragt, für alle geflüchteten Men­schen in der Stadt Woh­nun­gen bzw. woh­nungsähn­liche Unter­bringun­gen zu schaf­fen. Bewohner*innen der Unterkün­fte dür­fen nicht mehr gezwun­gen wer­den, sich mit haushalts­frem­den Men­schen Schlafz­im­mer, Küche und Bad zu teilen. Die Stadtverord­neten­ver­samm­lung wurde von Protest begleit­et: Refugees Eman­ci­pa­tion ver­anstal­tete eine Kundge­bung und verteilte ein Mem­o­ran­dum mit ihren Forderun­gen². See­brücke Pots­dam und der Migranten­beirat hiel­ten Reden vor der Stadtverord­neten­ver­samm­lung zur Unter­stützung des Antrags.

Die Kri­tik an den Sam­melun­terkün­ften wurde in der Coro­na-Krise beson­ders stark. Die Bewohner*innen in den beengten Behausun­gen sind der Infek­tion­s­ge­fahr mit COVID-19 oft schut­z­los aus­geliefert. Die ver­hängten Quar­an­tä­nen für gesamte Unterkün­fte stießen nicht nur in Poli­tik und Medi­en auf große Kri­tik. Offene Briefe von women in exile und dem Flüchtlingsrat Bran­den­burg³ wiesen schon Ende März – vor den massen­haften Quar­an­tä­nen – auf die beson­dere Gefährdung von Sam­melun­terkün­ften hin. Allein in Pots­dam sind in den let­zten Tagen Hun­derte Men­schen trotz der erschw­erten Bedin­gun­gen unter den Coro­na-Ein­schränkun­gen für die Auflö­sung der Sam­melun­terkün­fte auf die Straße gegan­gen. Ein bre­ites, bran­den­burg­weites Bünd­nis von selb­stor­gan­isierten Migrant*innen-Gruppen wie Refugees Eman­ci­pa­tion bis Aktivist*innen der See­brücke-Ini­tia­tiv­en demon­stri­erten für ein gesun­des, selb­st­bes­timmtes Wohnen mit Privatsphäre.

Seit Jahrzehn­ten kämpfen geflüchtete Men­schen und Unter­stützer-Grup­pen gegen die unhalt­baren Zustände in den Sam­melun­terkün­ften. Der Pots­damer Beschluss zu einem Ausstiegs­plan ist ein Durch­bruch in der bun­desweit­en Debat­te“, stellt See­brücke-Aktivistin Amari Shakur klar und kündigt an: „Wir wer­den nicht lock­er lassen: Die Umset­zung des Beschlusses muss schnell­st­möglich erfol­gen. Die schlimm­sten Sam­melun­terkün­fte müssen sofort aufgelöst wer­den. Auf eine zweite Welle der Coro­na-Pan­demie dür­fen wir nicht warten. Auch ohne Pan­demie-Gefahr: Die Iso­la­tion, das Zusam­menpferchen und die Bevor­mundung von Men­schen müssen endlich ein Ende haben.“

Durch den gemein­samen Protest rück­en die ver­schiede­nen Grup­pen migrantis­ch­er und nicht-migrantis­ch­er Organ­isierung in Pots­dam und Bran­den­burg zusam­men. Selb­st viele Bewohner*innen der Sam­melun­terkün­fte in Pots­dam und im Land Bran­den­burg organ­isieren Protest und lassen sich nicht einschüchtern.

Die Poli­tik kann sich für die näch­ste Zeit warm anziehen – wir sind in unser­er Vielfältigkeit des Aktivis­mus so stark wie lange nicht mehr. Der Kampf um gle­iche Rechte für Alle eint uns und ist noch lange nicht zu Ende. Wir sind gekom­men, um zu bleiben!“ stellt Shakur klar.

 

¹https://egov.potsdam.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=31567
²https://seebruecke.org/wp-content/uploads/2019/01/Memorandum_deutsche-%C3%9Cbersetzung.pdf
³https://www.fluechtlingsrat-brandenburg.de/wp-content/uploads/2020/04/PM_Unterbringung-von-Fl%C3%Bcchtlingen‑w%C3%A4hrend-Corona-Pandemie.pdf

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Flucht & Migration Wohnen & Stadt

Potsdam liegt in Brandenburg

Wir demon­stri­eren heute hier in der Lan­deshaupt­stadt, weil hier der Sitz der Lan­desregierung ist. Hier wer­den die Entschei­dun­gen gefällt, wie die Auf­nahme und Ver­sorgung der Geflüchteten organ­isiert wird, die in Bran­den­burg leben. Auch hier in Pots­dam müssen viele Geflüchtete noch in Sam­melun­terkün­ften wohnen, auch wenn sie schon ein Bleiberecht haben. Wir wollen Woh­nun­gen für alle.

Der Kampf um die Abschaf­fung der Sam­melun­terkün­fte ist hier fast so alt, wie die Unterkün­fte selb­st. Schon seit Jahrzehn­ten engagieren sich Men­schen in Pots­dam dafür, diese Ein­rich­tun­gen aufzulösen. Denn auch schon vor Coro­na war klar, dass das Leben dort ein beengtes, bevor­mundetes, eingeschränk­tes und belas­ten­des ist. Und auch wenn jet­zt immer­hin die Hälfte der Geflüchteten hier schon in Woh­nun­gen und Woh­nungsver­bün­den etwas selb­st­bes­timmter wohnen kann, bleibt für die andere Hälfte das Lager­leben Realität.

Solange wir uns erin­nern kön­nen, argu­men­tiert die Poli­tik in Pots­dam, dass Woh­nun­gen knapp sind – vor allem die preiswerten Woh­nun­gen. Ange­blich seien ein­fach nicht genug Woh­nun­gen da. Und tat­säch­lich müssen sich um die weni­gen miet­preis­ge­bun­de­nen Woh­nun­gen für WBS-Inhab­er_in­nen ALLE stre­it­en, deren Einkom­men mit den Mieten­twick­lun­gen in der Stadt nicht Schritt hal­ten kann. Das bet­rifft Allein­erziehende, Rentner_innen, kinder­re­iche Fam­i­lien, prekär Beschäftigte – und auch Geflüchtete. All diese Men­schen müssen ver­suchen, eine der weni­gen preiswerten Woh­nun­gen zu bekommen. 

Hier ger­at­en alle ärmeren Bevölkerungs­grup­pen in Konkur­renz zueinan­der, während immer mehr Luxus­woh­nun­gen gebaut wer­den. Eine wach­sende Menge von Men­schen mit niedrigem Einkom­men ste­ht also ein­er schrumpfend­en Menge bezahlbaren Wohn­raums gegenüber. Da läuft doch was schief!

Wer schon ein­mal ver­sucht hat, eine WBS-Woh­nung zu bekom­men, weiß: Das ist fast unmöglich. Dieser Zus­tand ist Ergeb­nis ein­er jahre­lan­gen Poli­tik hier in Potsdam:
Sie hat die gemein­nützige Wohn­raumver­sorgung aufgegeben. Sie hat kom­mu­nale Woh­nun­gen pri­vatisiert. Sie hat Immo­bilien­in­ve­storen ange­lockt. Und sie hat die Stadt immer weit­er kom­merzial­isiert – während die Arbeitsver­hält­nisse immer prekär­er gewor­den sind.

In den let­zten Jahren wur­den in Pots­dam ganz viele Woh­nun­gen neu gebaut. Aber lei­der kaum von der städtis­chen ProPots­dam. Deren Anteil am Woh­nungs­markt ist auf unter 20 Prozent gefall­en. Stattdessen bauen hier die pri­vat­en Inve­storen, deren Anteil immer weit­er steigt. Zwar baut auch die kom­mu­nale ProPots­dam – aber vor allem teure Woh­nun­gen. Denn die sollen ja Gewinn abwerfen. 

Deswe­gen glauben wir nicht, dass es ange­blich in all den Jahren nicht möglich war, Alter­na­tiv­en zu den Sam­melun­terkün­ften zu schaf­fen. Das wird klar, wenn wir in andere Land­kreise und kre­is­freie Städte in Bran­den­burg schauen. Dort ist die Lage auf dem Woh­nungs­markt deut­lich entspan­nter. Durch jahre­lange Schrump­fung ste­hen sog­ar Woh­nun­gen leer. Trotz­dem gibt es dort weit­er­hin Sam­melun­terkün­fte. Und Geflüchtete wer­den nicht dezen­tral in Woh­nun­gen unterge­bracht – obwohl das Bran­den­burg­er Inte­gra­tionskonzept das vorsieht.

Wir wollen eine Stadt für alle. Wir fordern eine sofor­tige Wende in der Wohnungspolitik:
Städte wie Pots­dam dür­fen nicht länger den Pri­vat­in­ve­storen den roten Tep­pich aus­rollen und noch die let­zten Flächen verkaufen. Stattdessen müssen städtis­che und gemein­nützige Woh­nung­sun­ternehmen Wohn­raum schaf­fen – und zwar bezahlbare Woh­nun­gen für alle: für Geflüchtete genau­so wie für hier Aufgewachsene.

Für ein Recht auf Wohnen für alle,

und vor allem: Peo­ple bevor Prof­its – alle Lager auflösen!

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Antifaschismus Verschwörungsideologie

Freiheit nur ohne Verschwörungsgläubige und Nazis

Am Mon­tag, 25.05.2020 wollen um 18:45 wieder Ver­schwörungs­gläu­bige und Nazis zusam­men mit “Besorgten Bürg­ern” für “Grun­drechte und Frei­heit” auf die Straße gehen. Was ein quatsch! Wir rufen zur sel­ben Uhrzeit am Mark­t­platz in Tem­plin zu ein­er Gegen­ver­anstal­tung auf! Kommt zahlre­ich, tragt Schutz­masken und hal­tet 1,5m Abstand zueinan­der. Lasst uns Laut sein und zeigen: Tem­plin bleibt bunt und sol­i­darisch statt braun und arisch!

Zum Hin­ter­grund: Seit dem 5. Mai demon­stri­eren stadt­bekan­nte AfD-Sym­pa­thisan­tInnen, Ver­schwörungside­ologIn­nen und Neon­azis in Tem­plin zusam­men mit “besorgten Bürg­erIn­nen” gegen die Infek­tion­ss­chutz­maß­nah­men der Bund- und Lan­desregierun­gen. Am 11. Mai fol­gten dem Aufruf knapp 30 Menschen.

Die Demos fol­gen einem bun­desweit­en Aufruf aus dem Spek­trum der “Hygien­edemos” und selb­ster­nan­nten “Coronare­bellen”. Es wird bewusst ein Verbindung zu den Mon­tags­demon­stra­tio­nen von ’89 hergestellt. Hier tum­meln sich rechte Eso­terik­erIn­nen, AfD, Ver­schwörungserzäh­lerIn­nen, Recht­spop­ulistIn­nen, Reichs­bürg­erIn­nen, Hooli­gans, Anti­semitIn­nen und Neon­azis und ver­bre­it­en ihre Ide­olo­gien unter teils Tausenden von Men­schen, wie in Stuttgart und München. In mehreren Städten wie in Berlin kam es dabei zu gewalt­täti­gen Auss­chre­itun­gen gegen Polizei und Men­schen, die sich gegen die faschis­tis­che Über­nahme der Proteste zur Wehr set­zten. Was dieses Spek­trum, dass sich rund um die AfD sam­melt, eigentlich von “Grun­drecht­en” hält, zeigt es seit 1933 bis heute immer wieder.

Es gibt gute Gründe für berechtigte Kri­tik am soge­nan­nten “lock­down” und den Fol­gen der Coro­na-Krise für Men­sch und Gesellschaft. Diese Kri­tik darf aber nicht zu einem Schul­ter­schluss mit Recht­en führen, die men­schen­ver­ach­t­en­den und anti­semi­tis­chen (Gewalt-)Fantasien anhän­gen und diese verbreiten.

Dafür rufen wir zum Gegen­protest auf. Am Mon­tag, 25.05., ist um 18:45 Uhr eine Kundge­bung auf dem Tem­plin­er Mark­t­platz angemeldet. Erscheint zahlre­ich und unter Ein­hal­tung des Infek­tion­ss­chutzge­set­zes (Schutz­masken, 1,5 m Abstand).

SalaT [sol­i­darische antifaschis­tis­che linke Aktion Templin]

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Antifaschismus Parlamentarismus

Andreas Kalbitz neonazistische Biographie

Wir wid­men diese Recherche und Analyse allen Men­schen, die sich am 13 März 1920 gegen den ultra-nation­al­is­tis­chen Kapp-Lüt­twitz Putsch gestellt haben. Im Gedenken an Gew­erkschafter, SPD, USPD, KPD und Bürg­er­liche Kräfte, die durch den Gen­er­al­streik und durch den Ruhrkampf gestor­ben sind.

Jahre­lang hat man sich an der Per­son Björn Höcke abgear­beit­et und dadurch geri­et Andreas Edwin Kalb­itz für lange Jahre aus dem Blick­feld. Obwohl ger­ade in der Biografie von Kalb­itz viele klare recht­sex­treme Sta­tio­nen auf­tauchen. Unerk­lär­lich ist deswe­gen auch, warum dieser – obwohl er schon seit Anfang der 90er Jahre in diversen recht­sex­tremen Vere­inen tätig gewe­sen ist (Mit­glied der ver­bote­nen HDJ für 14 Jahre) – 12 Jahre bei der Bun­deswehr dienen durfte?

Die rechtsextreme Vergangenheit von Kalbitz

Warum dies aber nur ein klein­er Teil sein­er recht­sex­tremen Ver­gan­gen­heit ist, wollen wir in dieser Recherche und Analyse aufzeigen:

Wie der „Spiegel“ unter Beru­fung auf das 258-Seit­en-Gutacht­en des Bun­desver­fas­sungss­chutzes berichtet, sei Kalb­itz „über Jahrzehnte“ im „organ­isierten Recht­sex­trem­is­mus“ ver­wurzelt gewe­sen. Und „nach­weis­lich“ habe Kalb­itz „über min­destens 14 Jahre“ mit der HDJ Kon­takt gehabt und sei auch Mit­glied gewesen.

Video zum HDJ-Besuch des Andreas Edwin Kalbitz:

Die Zeitachse 90er Jahre

Ger­ade die Entwick­lung des Andreas Edwin Kalb­itz in den 90er Jahren ist für eine weit­ere Ein­schätzung sehr wichtig. Denn aktuell ist genau dieser Herr Lan­desvor­sitzen­der der AfD in Bran­den­burg und Frak­tions­führer im Pots­damer Landtag.

Falls sich die AfD immer noch fra­gen sollte, warum der Flügel und Kalb­itz als Führungs­fig­ur im Flügel überwacht wer­den: mit ein­er solchen Vita, wie die des Andreas Edwin Kalb­itz, erscheint eine Erk­lärung für die recht­sex­trem­istis­che und völkisch-nation­al­is­tis­che Gesin­nung und Pro­gram­matik nicht mehr so abwegig, son­dern kon­sis­tent und konsequent.

Die Fra­gen nach den Net­zw­erken von Höcke und Heise wird uns noch länger beschäfti­gen. Es ist die Frage nach den Verbindun­gen, nach Net­zw­erken und Net­zw­erk­ern, die eben an der Grün­dung der AfD mit beteiligt waren. Oder zumin­d­est schon 2013 eine Über­nahme durch extrem rechte Per­so­n­en fokussiert haben.

Völ­lig egal, was ein Bernd Lucke erzählt oder sich davon “freis­chreiben” möchte: die AfD war von Beginn der Grün­dung an von recht­sex­tremen Net­zw­erken und Net­zw­erk­ern unter­wan­dert. Sie haben sich im Hin­ter­grund gehal­ten und abge­wartet. Bis der geeignete Zeit­punkt kam, um sich aus der Deck­ung hervorzuwagen.

Mit diesen vie­len recht­sex­tremen “Bezü­gen” (wie Kalb­itz ver­sucht, seine recht­sex­treme Biografie herun­terzus­pie­len), für die Ver­fas­sungss­chutz mit­tler­weile Belege hat, gerät Kalb­itz mehr und mehr in Erk­lärungsnöte. Auch in der eige­nen Partei.

Das Netzwerk des rechtsextremen Hans-Ulrich Kopp

Wer sich mit den einzel­nen recht­sex­tremen “Bezü­gen” des Andreas Kalb­itz näher beschäftigt, stößt immer wieder auf einen Namen: Hans-Ulrich Kopp. Sude­tendeutsch­er Abstam­mung, Jahrgang 1962, geboren in Stuttgart. Recht­sex­tremer Pub­lizist und heute Bau­un­ternehmer. Mit dem gle­ich­lau­t­en­den Namen Kopp, Jochen Kopp, vom KOPP-Ver­lag scheint er nicht ver­wandt zu sein. Ein Mann im Hin­ter­grund – aber mit “Bezü­gen” zu den alten Rechten.

Wer also schon immer wis­sen wollte, warum ein Andreas Edwin Kalb­itz im Witikobund Mit­glied ist, für den Fritz der JLO geschrieben hat, warum er 1994 nach­weis­lich auf dem neo­faschis­tis­chen Lange­mark Tre­f­fen gewe­sen ist, der muss sich nur die Ver­gan­gen­heit und die Net­zw­erke des recht­sex­tremen Hans-Ulrich Kopp genauer anschauen.

Die Verbindun­gen zwis­chen Hans-Ulrich Kopp und Andreas Edwin Kalb­itz im Überblick:

Burschenschaft Danubia

Bere­its als Schüler war Kalb­itz in der Pen­nalen Burschen­schaft “Sax­o­nia-Czer­nowitz” aktiv, ein­er stramm-recht­en schla­gen­den Schülerverbindung. Die “Sax­o­nia” traf sich im Haus der Burschen­schaft “Danu­bia” (Umzug der Danu­bia 2016). Hans-Ulrich Kopp ist Mit­glied der Danu­bia, wurde 1987 Sprech­er der Burschen­schaft Danubia.

 

Ver­fas­sungss­chutzbericht Bay­ern 2014 (Umzug der Sax­o­nia 2016)

Die Danu­bia wird vom Ver­fas­sungss­chutz als recht­sex­trem eingestuft. Bekan­ntes Danu­bia-Mit­glied ist der Ex-Repub­likan­er Michael Paulwitz, Autor bei der Jun­gen Frei­heit. Paulwitz war als AfD-Mit­glied im Impres­sum des Vere­ins zur Erhal­tung der Rechtsstaatlichkeit als Ver­ant­wortlich­er genan­nt  – aber nur solange, bis der Vere­in in den Fokus wegen ille­galer Parteis­pende für die AfD geriet.

[Meuthen betonte, der Vere­in habe nichts mit der AfD zu tun. Er befürchtete, die AfD kön­nte in ein Fahrwass­er reinkom­men, “wo man uns den Vor­wurf macht, das wäre ille­gale Parteien­fi­nanzierung.”  Meuthens Ver­suche der Dis­tanzierung der “kosten­lose Wahlkampfhil­fe für die AfD” trieben sog­ar solche Stil­blüten, dass sich die AfD gezwun­gen sah, Unter­las­sungserk­lärun­gen gegen den von David Ben­dels geführten Vere­in und gegen Alexan­der Segert von der Goal AG zu ver­fü­gen. Und die Berichte über ille­gale Parteien­spenden bei der AfD reis­sen nicht ab. Zulet­zt standen Spenden über den von Höcke geführten Flügel an den Vere­in Kon­ser­v­a­tiv!, um damit AfD-Ver­anstal­tun­gen (des Flügels?) zu finanzieren.]

Auch Alexan­der Wolf (AfD) aus der Ham­burg­er Bürg­er­schaft ist Mit­glied der recht­sex­tremen Danu­bia.

Taz Artikel vom 9. 1. 2020: Schon vor dem ersten Einzug der AfD in die Ham­bur­gis­che Bürg­er­schaft bei der let­zten Wahl im Jahr 2015 räumte Wolf im Gespräch mit der taz ein, Alter Herr der besagten Münch­n­er Burschen­schaft zu sein. Weit­er sagte er, dass diese Mit­glied­schaft in der schla­gen­den Verbindung für ihn „kein Skan­dal, keine Geschichte“ sei.

Auch andere Pro­tag­o­nis­ten aus dem extrem recht­en Umfeld sind gern gese­hene Red­ner der recht­sex­tremen Burschen­schaft Danubia.

Vor­trag von Dr. Dr. Thor von Wald­stein bei der recht­sex­tremen Danubia.

Dr. Dr. Thor von Wald­stein eben­falls, ehe­ma­liger NPD-Bun­desvize und Autor im Antaios-Ver­lag und in der Sezes­sion von Kubitschek.

Blick nach Rechts Artikel vom 20.11.2019: Der neurechte Jurist und Pub­lizist wird bei der „Danu­bia“ am 21. Novem­ber (gemeint ist 2018) zu dem The­ma „Volk. Ein deutsch­er Begriff“ referieren. Bay­erische Ver­fas­sungss­chützer bew­erten die Aktiv­i­tas der „Danu­bia“ seit Jahren als rechtsextrem.

Ver­fas­sungss­chutzbericht Bay­ern 2013

 

Querverbindung Danu­bia ‑Hans-Ulrich Kopp – Horst Mahler – Email in 2008 an Kalb­itz :

Kalb­itz Kon­tak­te zur (in Ver­fas­sungss­chutzbericht­en erwäh­n­ten) Münch­n­er Burschen­schaft Danu­bia, die zeitweise an der­sel­ben Adresse resi­dierte wie die Pen­nale Burschen­schaft Saxonia-Czernowitz.

Ende 2000 und Anfang 2001 soll Kalb­itz zwei Ver­anstal­tun­gen für die JLO mitor­gan­isiert haben. Dabei dürfte es sich um die Ver­anstal­tun­gen mit dem Holo­caustleugn­er Horst Mahler han­deln, über die schon das AntifaInfoblatt 2000/2001 berichtet hatten.

Hier fra­gen nicht nur wir uns, wie kam es zu einem Kon­takt zwis­chen Kalb­itz und dem recht­sex­tremen Holo­caustleugn­er Horst Mahler? Hier kön­nte der VS in Bay­ern wohl Infor­ma­tio­nen liefern, wenn er denn wollte. Wir hal­ten fest: Net­zw­erke um die  Burschen­schaft Danu­bia-Sax­o­nia und eben um Kalb­itz, Kopp und Mahler:

Tagesspiegel Artikel zur Email von Horst Mahler an Kalbitz

Bere­its in einem Artikel aus 2001 wurde darauf hingewiesen, dass Horst Mahler des öfteren Vorträge bei der Danu­bia abhielt.

Tagesspiegel Artikel: Recht­sex­trem­is­mus: Bay­ern warnt vor Neon­azis an Unis

Schon 1999 hat das AntifaInfoBlatt auf eine Ver­anstal­tung mit Horst Mahler in den Räu­men der Danu­bia hingewiesen. Also genug Gele­gen­heit­en, bei denen sich Kalb­itz und Mahler begeg­net sind und ken­nen­gel­ernt haben …

Antifainfoblatt 1999 zum Vor­trag von Horst Mahler bei der recht­sex­tremen Burschen­schaft Danubia

Weitere Querverbindung hier:

Danu­bia-Kopp-Repub­likan­er-Junge­frei­heit (Mahler Kon­takt)-JLO (Junge Land­mannschaft Ost­preußen) Kalb­itz schrieb für die JLO im Fritz.

Antifainfoblatt 1999 zu Horst Mahler und der recht­sex­tremen Burschen­schaft Danubia

Ein Name taucht immer wieder auf: Hans-Ulrich Kopp. In dessen Schlepp­tau: Andreas Edwin Kalbitz.

(Infor­ma­tion AntifaInfoblatt): Kurz nach der Tren­nung von der Lands­man­nschaft Ost­preußen vere­in­barte der Witikobund eine enge Zusam­me­nar­beit mit der JLO. Schon früher pflegte man Kon­tak­te zu dieser »nationalen Gesin­nungs­ge­mein­schaft« inner­halb der revan­chis­tis­chen Sude­tendeutschen Lands­man­nschaft (SL).

So war Hans-Ulrich Kopp, langjähriger Ver­ant­wortlich­er des Ver­band­sor­gans Witiko-Briefe, Anfang 1998 ein gern gese­hen­er Ref­er­ent bei der JLO Bay­ern. Inzwis­chen ist es dem elitären Zirkel Witikobund mit der offiziellen »Inko­r­pierung« der JLO gelun­gen, eine tat­säch­lich neue Gen­er­a­tion an Gesin­nungsver­triebe­nen in die eigene, über­al­terte Struk­tur einzubinden.

Der führende JLO-Funk­tionär Ste­fan Rochow ver­tritt beispiel­sweise als Witikone im Vor­stand der SL-Hes­sen die Inter­essen des Witikobun­des. Die Ein­bindung in den Witikobund doku­men­tiert, dass die Bestre­bun­gen der JLO nicht nur auf die Re-Ger­man­isierung Ost­preußens abzie­len, son­dern dass die JLO vielmehr den »Kampf um alle ehe­ma­li­gen Ost­ge­bi­ete« führt.

Und hier ist die Querverbindung zwis­chen Kalb­itz und Kopp-Danu­bia-Repub­likan­er-Witikobund-Witiko­briefe-JLO-Junge­frei­heit sehr wichtig und zu hin­ter­fra­gen. Schon 1993 nahm Kalb­itz nach­weis­lich an ein­er Podi­ums­diskus­sion Kopps teil.

Witikobund

Der Witiko-Bund wurde von ehe­ma­li­gen führen­den Nation­al­sozial­is­ten aus dem Sude­ten­land gegrün­det. 1947 eine Vor­läufer­or­gan­i­sa­tion “Sude­tendeutsche Lands­man­nschaft) und 1950 als Witiko-Bund. Er hat seinen Sitz in München. Kalb­itz wurde übri­gens in München geboren, in der auch die Himm­ler-Tochter, Gudrun Bur­witz, lebte, die als Mit­glied die Wik­ing-Jugend unterstützte.

Natür­lich ist München eine Mil­lio­nen­stadt – aber wie wahrschein­lich ist es, dass ehe­ma­lige Nazi­größen und der junge Kalb­itz sich nicht über den Weg gelaufen sein sollen? Wo es Gemein­samkeit­en oder per­son­elle Über­schnei­dun­gen bei diversen “Bezü­gen” gab? Für das quar­tal­sweise erscheinende Peri­odikum “Witiko­briefe” ver­fasste Kalb­itz Texte.

Die Aus­rich­tung des Witiko-Bun­des ist völkisch-nation­al­is­tisch und knüpft per­son­ell und inhaltlich an die Tra­di­tion des Nation­al­sozial­is­mus an. Bere­its 1967 wurde der Witiko-Bund als recht­sex­trem eingestuft – aber noch nie ver­boten. Akademis­che Alt- und Neon­azis sind halt keine “Schläger­nazis” und wohl deshalb in den Augen der Sicher­heits­be­hör­den keine “Gefahr” für Leib und Leben. Jeden­falls keine unmit­tel­bare. Die Mit­glieder des Witiko-Bun­des kön­nen ver­schiede­nen Parteien, Organ­i­sa­tio­nen, Medi­en­ver­bän­den und Wirtschaft­sun­ternehmen angehören.

Ihr Ziel ist es, diese zu “infil­tri­eren, zu radikalisieren und zu ein­er völkisch-nation­al­is­tis­chen Lin­ie zu führen”.  Deswe­gen find­en sich ihre Mit­glieder beispiel­sweise in der NPD, bei den Repub­likan­ern, in der CDU oder in der AfD wieder.

Dass die ehe­ma­li­gen Sude­tendeutschen wollen, dass das Sude­ten­land wieder Teil von Deutsch­land wer­den soll – und in den Gren­zen von 1939 – ist eben­falls Teil ihrer Zielset­zung, wie sich gegen­seit­ig zu unter­stützen und in ein­flussre­iche Posi­tio­nen zu befördern. Die Witiko­nen sind alle­samt elitäre Führungskad­er – und eben keine unteren Char­gen. Ihre Mit­glieder haben und bekom­men ein­flussre­iche Posi­tio­nen in Poli­tik und Wirtschaft. Auch heute noch.

Der Witiko-Bund ist trotz sein­er recht­sex­trem­istis­chen Aus­rich­tung immer noch nicht ver­boten. Ein unverzeih­lich­er Fehler. In den 70iger Jahren nah­men Aktivis­ten des Witiko-Bun­des und der mit­tler­weile ver­bote­nen Wik­ing-Jugend an gemein­samen “Reichs­grün­dungs­feiern” teil.

 

Wir gehen nicht auf alle Namen, die im obi­gen Über­sichtschart aufge­führt sind, ein, dann würde der Text noch länger. Man kann sie nach­le­sen, aber sollte sich nicht wun­dern, welche Nazi-Größen der Alten und Neuen Recht­en sich die Klinken in die Hand geben.

Erwäh­nen wollen wir noch den Witiko­nen Manuel Ochsen­re­it­er. Seine Führungsper­sön­lichkeit­en rekrutier(t)en sich zu beträchtlichen Teilen aus alten NS-Struk­turen. Der Witiko-Bund ist eine völkische Tra­di­tion­s­ge­mein­schaft der ehe­ma­li­gen Funk­tionäre der NSDAP und der Suden­deutschen Partei (SdP).

Diese NS-Struk­turen, aus denen der Witiko-Bund ent­stand, waren schon aktiv, als die ehe­ma­li­gen CSR noch bestand, d.h. sie engagierten sich bere­its vor der Annek­tion der CSR durch Deutsch­land in Folge des Münch­en­er Abkom­mens von 1938 und anschließen­der Beset­zung der sog. “Resttschechei” durch die Wehrma­cht in der CSR als fün­fte Kolonne Nazi-Deutschlands.

AKTIVISTEN IN DER DEUTSCHEN NATIONALSOZIALISTISCHEN ARBEITERPARTEI

Einige der Aktivis­ten waren gar schon in der Deutschen Nation­al­sozial­is­tis­che Arbeit­er­partei, die bere­its vor der NSDAP gegrün­det wurde, und von der die NSDAP ihren Namen ableit­ete, aktiv.

Nach deren Ver­bot engagierten sie sich in der Sude­tendeutsche Partei unter ihrem Führer Kon­rad Hen­lein. Daneben bestanden Massenor­gan­i­sa­tio­nen, wie die Sude­tendeutsche Turn­er­schaft , die sich naht­los in die Ter­rorstruk­turen des NS eingliederten und zur SA und SS in der ehe­ma­li­gen CSR mutierten.

Personen in den Führungsetagen des Witikobundes mit NS-Vergangenheit:

  • Stain, Wal­ter:
  • Sei­both, Frank: 
  • Zoglmann, Siegfried:
    • stel­lvertre­tender Bun­desvor­sitzen­der des Witikobun­des (1984)
    • Lan­des­ob­mann der SL Bayern
    • Stel­lvertre­tender Bun­desvor­sitzen­der der SL
    • Mit­glied in der Bun­desver­samm­lung der SL
    • Bun­des­fi­nanzref­er­ent der SL
    • ex-FDP, jet­zt CSU-Mitglied
    • ab 1934 Mit­glied der NSDAP
    • ehem. HJ-Ban­n­führer
    • Beauf­tragter des Reich­sju­gend­führers beim Reich­spro­tek­torat Böh­men und Mähren
    • HJ-Gebi­et­sleit­er im Pro­tek­torat Böh­men und Mähren
    • Leit­er der Aus­land­spress­es­telle der Reich­sju­gend­führung der HJ
    • 1942 frei­willige Mel­dung zu Waf­fen SS
  • Lange,Heinz:
    • 1959–83 Vor­sitzen­der des Witikobundes
    • Mit­glied in der Jung­turn­er­schaft
    • ehem. HJ-Gebi­ets­führer im NS-Gau-Sudetenland
    • hochaus­geze­ich­neter Sol­dat ein­er Ausle­seein­heit des Deutschen Reiches”
  • Pach­ta, Adolf: 
    • führen­des Mit­glied des Witikobundes
    • 1931 Reichs­führerschule der SA
    • bis 1934 führen­des Mit­glied der SA
    • Arbeit für die Gestapo in der CSR
    • Leit­er von Ein­satzkom­man­dos in der Sow­je­tu­nion und Norwegen
    • bis 1945 SS-Sturmbannführer
    • nach 1945 Ref­er­ent im Lan­desamt für Ver­fas­sungss­chutz Bayern
  • Bech­er, Walter: 
    • 1956–58 Vor­sitzen­der des Witikobundes
    • ver­ant­wortlich­er Redak­teur für Kun­st, Wis­senschaft und Unter­hal­tung beim NSDAP-Gauor­gan Die Zeit
    • führen­des Mit­glied des KAMERADENBUNDES in der ehem. CSR (extreme Rechte der bürg­er­lichen Jugend­be­we­gung in der ehem. CSR)
    • von der Grün­dung bis 1982 Sprech­er der SL
    • BHE später CSU Mitglied
  • Brand, Wal­ter:
    • 1950–52 Vor­sitzen­der des Witikobundes
    • Hauptleitungsmit­glied der Sude­tendeutsche Partei
    • Leit­er der Kan­zlei Kon­rad Henleins
    • führen­des Mit­glied des KAMERADENBUNDES in der ehem. CSR
    • stel­lvertre­tender Bun­desvor­sitzen­der der SL
Beurteilung des „Witikobun­des“ und des „Witiko­briefes“ durch die Bundesregierung

VERSTRICKUNG DES WITIKOBUNDES IN FASCHISTISCHE STRUKTUREN

Wie zu erwarten set­zt sich diese Ver­strick­ung des Witikobun­des in faschis­tis­che Struk­turen nach 45 fort. Dies zu doku­men­tieren, dazu mag die fol­gende kleine Aufzäh­lung genü­gen. Mul­ti­funk­tionäre in der (neo)-faschistischen Szene und Witiko­nen sind u.a.:

  • Kosiek, Rolf
  • Staffa, Wal­ter
  • Thomas, Har­ald:
  • Baßler, Karl:
    • Autor und Mitar­beit­er der Hut­ten­briefe des Deutsches Kul­tur­w­erk Europäis­chen Geistes
    • Mit­glied des­Fre­un­deskreis Ulrich von Hutten
    • Autor in der Zeitschrift SIEG des öster­re­ichis­chen Neo­faschis­ten Wal­ter Ochsen­berg­er (Deutsch- Öster­re­ichis­ches Insti­tut für Zeit­geschichte; Volk­streuen Grü­nen Bewe­gung)
    • Bürg­erini­tia­tive Deutsch­er Patri­oten gegen die Wieder­wahl des Her­ren von Weizsäck­er zum Bundespräsidenten
    • ex-NPD-MdL
    • Vor­tra­gen­der bei der Gesellschaft für freie Publizistik(GfP)
  • Kopp, Hans Ulrich: 
    • ex Bun­desvor­standssprech­er der Republikaner
    • stel­lvertre­tender Chefredak­teur der Jun­gen Freiheit
    • Schriftleit­er des Witiko Briefes
    • Teil­nehmer des inter­na­tionalen Tre­f­fens von (Neo)faschisten in Diksmulde
    • Mit­glied der recht­sex­tremen Burschen­schaft Danu­bia München
    • Autor in den Weik­er­sheimer Blättern
  • Eich­ler, Richard W.: 
    • Gen­er­alsekretär und Grün­dungsmit­glied der Sude­tendeutsche Akademie der Wis­senschaften und Künste
    • Mit­glied der Bun­desver­samm­lung der SL
    • Träger des Schiller­preis­es der Deutsches Kul­tur­w­erk Europäis­chen Geistes(DKEG)
    • Ref­er­ent beim Deutschen Sem­i­nar (1986)
    • Ref­er­ent beim Nordis­chen Ring (Rieger) und der North­ern Leage
    • Eben­falls Ref­er­ent bei der Art­ge­mein­schaft (Rieger)
    • Mit­glied der Deutsche Uni­tari­er Reli­gion­s­ge­mein­schaft (DUR)
    • Ref­er­ent an der Uni­tarischen Akademie
    • Vielschreiber in Deutsch­land in Geschichte und Gegen­wart (GRABERT-VERLAG)
    • Autor im Buch des Thule-Sem­i­nars Das Unvergängliche Erbe (Hg.: Piere Krebs)
  • Ardelt, Alfred:
    • Mit­glied der Bun­desver­samm­lung der SL
    • Mit­glied des Stiftungsrates der Stiftung Deutsch­land, die sied­lungswillige Deutsche bei ihrer Über­siedelung nach Tschechien unterstützt.
    • Schieds­gerichtsmit­glied des Witikobundes
    • stel­lvertre­tender Lan­desvor­sitzen­der des Bun­des der Ver­triebe­nen Lan­desver­band Niedersachsen
    • Unterze­ich­n­er des Aufrufes zu 8.5. “Gegen das Vergessen”
    • engagiert in der Staats- und Wirtschaft­spoli­tis­che Gesellschaft
  • Böhme, Her­bert:
    • ehem. Hauptschriftleit­er der NSDAP
    • Grün­der des Deutschen Kul­tur­w­erk Europäis­chen Geistes (DKEG)
    • Grün­der der Gesellschaft für freie Pub­lizis­tik (GfP)
  • Fleißn­er, Herbert: 
    • Inhab­er des drittgrößten Ver­lagsim­peri­ums in der BRD mit den Ver­la­gen: Ull­stein, Lan­gen-Müller, Her­big-Ver­lag, Amalthea-Ver­lag, Limes-Ver­lag, Universitas-Verlag
    • grün­dete in München den Gren­z­lan­dauss­chuß der deutschen Burschenschaften

VERBINDUNGEN ZUR NPD

In den 1960er Jahren hat­te der Witiko-Bund enge Beziehun­gen zur NPD, und mehrere Parteim­it­glieder wie Heinz Flöter und Ernst Anrich gehörten 1967 dem Vor­stand des Witikobun­des an. Einige dieser Verbindun­gen beste­hen bis heute.

Der NPD-Bun­de­spress­esprech­er und ehe­ma­lige Bun­desvor­sitzende des “Nation­aldemokratis­chen Hochschul-Bun­des” (NHB) und der “Jun­gen Nation­aldemokrat­en”, Karl-Heinz Send­büh­ler, und der ehe­ma­lige NHB-Bun­des­geschäfts­führer Gün­ter Schwem­mer sind “Witiko­nen”, eben­so wie die bei­den ehe­ma­li­gen NPD-Abge­ord­neten im baden-würt­tem­ber­gis­chen Land­tag Rolf Kosiek und Karl Baßler.

VERBINDUNGEN ZU ANDEREN RECHTEN PARTEIEN UND POLITIKERN

Neben der NPD  waren mehrere Witiko­nen ehe­ma­lige Kan­di­dat­en der Partei “Die Repub­likan­er” für den bay­erischen Land­tag, darunter Hen­ning Lenthe, Carl-Wolf­gang Holzapfel (*1944), Horst Rudolf Übelack­er (*1936) und Hell­mut Diwald (1924–1993). Alfred Ardelt, Pub­lizist und Funk­tionär des Bun­des der Ver­triebe­nen, war lange Jahre Mit­glied der CDU, die er in den 1990er Jahren verließ.

Mehrere im bürg­er­lichen Lager anerkan­nte Per­so­n­en sind oder waren WB-Mit­glieder, wie der langjährige CDU-Funk­tionär Rüdi­ger Gold­mann (1965 bis Mitte der 1990er Jahre), der ehe­ma­lige CDU-Frak­tionsvor­sitzende im Hes­sis­chen Land­tag Wolf­gang Egert­er (1930–2008) (stel­lvertre­tender Bun­desvor­sitzen­der der WB) und Her­bert Fleiss­ner (1928 ‑2016). Egert­er wech­selte nach dem Eklat um Gauland und Wirtz nach Thürin­gen, wo er poli­tis­ch­er Berater von Min­is­ter­präsi­dent Bern­hard Vogel (CDU) war.

BEZIEHUNGEN ZU RECHTEN PUBLIZISTEN UND SCHRIFTSTELLERN

Im Witikobund und vor allem in seinem Vor­stand waren und sind zahlre­iche rechte und recht­sex­treme Schrift­steller und Pub­lizis­ten, wie z.B:

Alfred Ardelt (1931–2011)
Ernst Frank (1900–1982)
Wig­bert Grabert (geb. 1941)
Bernd Kal­li­na (geboren 1950)
Gün­ther Kissel (1917–2011)
Hans-Ulrich Kopp (geb. 1962)
Wal­ter Staffa (1917–2011)

Viele Witiko-Bund-Mit­glieder haben in der Wochen­zeitung Junge Frei­heit veröf­fentlicht. Der ehe­ma­lige stel­lvertre­tende Chefredak­teur der Jun­gen Frei­heit und Organ­isator der Som­meruni­ver­sität der Jun­gen Frei­heit 1993, Hans-Ulrich Kopp, ist seit 1983 Witiko-Bund-Mit­glied und seit 1992 Her­aus­ge­ber des Witiko­briefes, der Pub­lika­tion des Witikobundes.

Ein Witikobund-Mit­glied, das eine recht ein­drucksvolle redak­tionelle Lauf­bahn ein­schlug, ist der recht­sex­treme “Neo-Eurasian­ist” Manuel Ochsen­re­it­er, der Her­aus­ge­ber der Deutschen Mil­itärzeitschrift und später von Zuerst! wurde, einem Nach­fol­ger von Nation Europa (1951–2009), einem zen­tralen Organ der nation­al­sozial­is­tis­chen Dias­po­ra nach dem Zweit­en Weltkrieg.

Seine Mit­glieder unter­stützen sich gegen­seit­ig und ver­helfen einan­der in ein­flussre­iche Posi­tio­nen in Poli­tik und Wirtschaft. Mit Wolf­gang Egert­er und Andreas Kalb­itz gerät nun Alexan­der Gauland in den Fokus, ob er nicht auch Witikone ist. Hans-Ulrich Kopp wurde 2006 in den Vor­stand des Witikobun­des gewählt. Zuvor wurde Kopp 1983 Witikone und war seit 1992 Schriftleit­er des Mit­teilung­sor­gan des Witikobun­des, dem Witiko­brief , in dem 2001 Andreas Kalb­itz einen Artikel veröffentlichte.

2001 stellte das Bun­de­samt für Ver­fas­sungss­chutz fest: Die Autoren der Witikobund­briefe sind anti­semi­tisch, haben recht­sex­treme Ten­den­zen – (Zu find­en in der Druck­sache 14/7560) – Kalb­itz war Autor der Witiko­briefe eben in 2001 

Druck­sache 14/7560

Kampf gegen den volklichen Tod”

2001 grat­ulierte Kalb­itz im Witikobund-eige­nen Rund­schreiben “Witiko­brief” dem extrem recht­en “Fre­und­schafts- und Hil­f­swerk — Ost” (FHwO) zum zehn­jähri­gen Jubiläum.

Kalb­itz lobte den Ein­satz des FHwO (Fre­und­schafts- und Hil­f­swerk — Ost), weil es pos­i­tiv im “oft­mals aus­sicht­s­los scheinen­den Kampf gegen den kul­turellen und volk­lichen Tod auf jahrtausendeal­tem deutschen Kul­tur­bo­den” wirken würde.

Andreas Kalb­itz als Autor im “Witiko­brief” (Auss­chnitt)

Das FHwO (Fre­und­schafts- und Hil­f­swerk — Ost) ist unter anderem mit der Neon­azi­partei NPD eng verquickt. In einem weit­eren Text fragte Kalb­itz “Wo ist der Wider­stand?” und trauerte über die weg­ster­ben­den “Kam­er­aden der Erlebnisgeneration”.

Andreas Kalb­itz als Witikone (Fak­sim­i­le aus “Der Rechte Rand”)

Die “Jugend von heute” wiederum sei Opfer eines “nie dagewe­se­nen kul­turellen Sub­stanzver­lusts” und “durch Mate­ri­al­is­mus und Genuss­sucht” zu “entseel­ten Kon­sumenten” gewor­den. In Manier der extremen Recht­en beklagte Kalb­itz, dass ein “Eth­nozid am deutschen Volk” stat­tfind­en würde.

Gesamtdeutscher Studentenverband des Bundes der Vertriebenen

1984 gehörte Kopp zu den Grün­dungsmit­gliedern des Gesamt­deutschen Stu­den­ten­ver­ban­des des Bun­des der Ver­triebe­nen. In ihm als Dachver­band sind alle “Heimatver­triebe­nen” der Lands­man­nschaften organ­isiert. Heutiger Präsi­dent des BdV ist Bernd Fab­ri­tius (CSU) seit 2014. Von 1998 bis 2014 war Eri­ka Stein­bach Präsi­dentin des BdV. Sie leit­et heute die AfD-nahe Parteis­tiftung Desiderius-Eras­mus-Stiftung, aus der jüngst David Berg­er als Kura­to­ri­ums-Mit­glied ausschied.

1990 kan­di­dierte Kopp bei den Münch­en­er Kom­mu­nal­wahlen für die Republikaner.

Kopp wurde lei­t­en­der Redak­teur für das Polit-Ressort und wichtiger Mann bei der Jun­gen Frei­heit, bei der auch Götz Kubitschek seine Anfänge nahm. Kopp schrieb in der Jun­gen Frei­heit unter dem Pseu­do­nym “Friedrich von Lodenitz”. Weit­er­hin schrieb Kopp für Staats­briefe, Nation und Europa, Criti­con, Burschen­schaftliche Blät­ter und für die Deutsche Mil­itärzeitschrift, ein­er recht­sex­tremen Zeitschrift, die sich an die “Erleb­nis­gen­er­a­tion” des Zweit­en Weltkrieges richtete.

Verein Kultur- und Zeitgeschichte, Archiv der Zeit e.V.

Auch dieser Vere­in richtet sich an die “Erleb­nis­gen­er­a­tion”. Kopp gehörte dem Vor­stand des recht­sex­tremen Vere­ins Kul­tur- und Zeit­geschichte, Archiv der Zeit e.V. Einem Vere­in, eben­falls von Waf­fen-SS-Leuten gegrün­det, in dem Büch­er von Adolf Hitler und Adolf von Thad­den her­aus­gegeben wurden.

Hier über­nahm Andreas Kalb­itz, als er schon AfD-Mit­glied war, den Vor­sitz. Geschicht­sre­vi­sion­is­mus und Glo­ri­fizierung der Wehrma­cht sahen die Bay­erischen Ver­fas­sungss­chützer in diesem Vere­in. Dieser Vere­in war mehr als nur ein harm­los­er Kul­turvere­in. Wichtige Per­sön­lichkeit­en der alten und neuen Recht­en begeg­neten sich in diesem Verein.

Studienzentrum Weikersheim

Das Stu­dien­zen­trum Weik­er­sheim will eine “christlich-kon­ser­v­a­tive Denk­fab­rik” der Neuen Recht­en sein. Am 25.03.2017 trat­en im SZW Alice Wei­del und Thi­lo Sar­razin als Ref­er­enten auf. (3) 1994 trat Kopp im SZW als Ref­er­ent auf. Das SZW kann als Konkur­renz zum Insti­tut für Staat­spoli­tik gese­hen wer­den. Ohne­hin gibt es immer wieder indi­rek­te “Berührun­gen” zwis­chen Kubitschek und Kopp – aber keine direk­ten Bezüge oder Zusam­me­nar­beit. Man hat mit den gle­ichen Leuten zwar Kon­takt, aber nicht direkt miteinander.

Inter­es­sant ist zu beobacht­en, dass Höcke im Umfeld Kubitscheks auf­taucht, aber bei Kopp nicht. Kopp scheint Kalb­itz eher zu präferieren und zu pro­te­gieren. Ein Urteil über Höcke scheint sich Kopp bish­er verknif­f­en zu haben. Schweigen sagt dann doch mehr. Zu Höck­es Stich­wort­ge­bern gehört Kopp nicht. Die Posi­tion des Ein­flüster­ers von Höcke hat Kubitschek für sich in Anspruch genommen.

Gesellschaft für Freie Publizistik

Auch diese Gesellschaft wurde 1960 von ehe­ma­li­gen SS- und NSDAP-Mit­gliedern gegrün­det. Kopp trat auch hier als Ref­er­ent auf. Gegrün­det wurde die GfP 1960 unter Führung des ehe­ma­li­gen stel­lvertre­tenden Reich­s­pressechef der NSDAP Hel­mut Sün­der­mann. Sitz der GfP  ist München ihr gehören rund 500 extrem rechte Pub­lizis­ten, Redak­teure, Buch­händler und Ver­leger an. Die GfP ver­ste­ht sich als “Gegengewicht zu den soge­nan­nten Mainstream-Medien”.

Im Mit­telpunkt der Aktiv­itäten der geschicht­sre­vi­sion­is­tisch aus­gerichteten Organ­i­sa­tion ste­hen die Rel­a­tivierung der Kriegss­chuld, die “Aus­län­der­frage” und die Mei­n­ungs­frei­heit für die “nationale Publizistik”.

Es gibt heute kaum eine Organ­i­sa­tion am recht­en Rand, die wie die Gesellschaft für freie Pub­lizis­tik (GFP) auf 50 Jahre Geschichte zurück­blick­en kann. Das Kartell der extrem recht­en Mei­n­ungs­mach­er führt seit 1960 einen Kampf gegen die „linksin­tellek­tuellen Kreise“ und deren „Zen­sur und Boykottbestrebungen“.

Dieser Artikel ist zuerst erschienen in Der Rechte Rand (DRR) Nr.125 v. Juli/August 2010.

Die GFP sollte in diesem Lager die gegen­seit­ige Unter­stützung und das gemein­same Vorge­hen gegen den poli­tis­chen Trend organ­isieren. In der Grün­dungsphase (1960–1963) standen dur­chaus nicht die üblichen, bekan­nten Per­so­n­en der extremen Recht­en an der Spitze der GFP. Der Grün­dungsvor­sitzende Fritz Schnei­der (Ver­leger des Fränkischen Anzeigers, Rothenburg/Tauber) galt als mod­er­ater Nationaler ohne jede organ­isatorische Bindung. Treibende Kraft war bei der Grün­dung und dann noch lange Jahre als Geschäfts­führer Wern­er Hänsler (Schriftleit­er, Neustadt a.d.W.), der sich als „Nation­al­neu­tral­ist“ ver­stand (bis 1973 im Vor­stand, Her­aus­ge­ber des Freien Forum bis Ende 1979).

Mit Kurt Ziesel gehörte dem ersten Vor­stand zudem ein aus­ge­sproch­en­er CDU-Mann an, der stel­lvertre­tende Vor­sitzende Her­mann Schwann war FDP-Poli­tik­er im Bun­destag. Eine starke Frak­tion kam aus der dama­li­gen „Deutschen Wochen­zeitung (DWZ)“, dem 1959 von Walde­mar Schütz gegrün­de­ten Sprachrohr der Deutschen Reichspartei (DRP). Eben­so ein­flussre­ich war der Kreis der Deutschen Kul­turge­mein­schaft europäis­chen Geistes (DkeG) um Her­bert Böhme und die Nation­alzeitung von Ger­hard Frey.

Wie het­ero­gen freilich zu Beginn das Spek­trum war, zeigt sich daran, dass anfangs gar die Förderung „vergessen­er jüdis­ch­er Dichter“ geplant war. Die For­mulierung wurde erst 1962 aus dem Satzungsen­twurf gestrichen. Doch schon als 1963 die GFP in das Vere­in­sreg­is­ter einge­tra­gen wurde, hat­ten die restau­ra­tiv­en Kräfte um Schütz an Boden gewon­nen. Der deutschna­tionale Ver­leger Kurt Vow­inck­el (Neckargemünd) hat­te den ver­stor­be­nen Grün­dungsvor­sitzen­den Schnei­der erset­zt, zweit­er Vor­sitzen­der wurde Klaus Petri (Recht­san­walt, Lippstadt).

Die bei­den Mit­glieder demokratis­ch­er Parteien, Ziesel und Schwann, hat­ten sich zurück­ge­zo­gen. Trotz­dem hat­te sich die GFP deut­lich entwick­elt, die Zahl der Einzelmit­glieder hat­te sich auf etwa 400 gesteigert. Hinzu kamen mehrere kor­po­ra­tive Mit­glied­schaften und die enge Zusam­me­nar­beit mit Grup­pen wie DkeG, den Lip­polds­berg­er Dichterta­gen oder auch dem Schiller­bund. Alles in allem ein weites Feld, um im Sinne der Vere­ini­gung tätig zu werden.

Lepanto-Verlag

Das grössere Augen­merk richt­en wir aber auf einen unschein­baren katholis­chen Buchver­lag: den Lep­an­to-Ver­lag. 2007 von Kopp gegrün­det, 2009 ins Han­del­sreg­is­ter einge­tra­gen. Für den Ver­lag schreibt als Autor Frank Lis­son, der eben­falls im Antaios-Ver­lag und in der Sezes­sion von Götz Kubitschek veröf­fentlicht. Kopp ver­legt auch Papst Benedikt XVI. – der ehe­ma­lige Kar­di­nal Ratzinger.

Ein kon­ser­v­a­tiv­er Hard­lin­er, der als Papst die Exkom­mu­nika­tion der ultra­kon­ser­v­a­tiv­en Pius­brud­er­schaft aufhob. Zur Pius­brud­er­schaft gehört Thomas Jentzsch, der wie Kopp eben­falls das “Pro­jekt Gargano22” unter­stützt. 2022 wird in recht­en christlichen und inter­essierten Kreisen für eine Jubiläum­swall­fahrt auf den Berg Gargano gewor­ben. Der Leg­ende nach soll der Erzen­gel Michael auf dem Berg dem Kaiser Hein­rich II. im Jahre 1022 das Ver­sprechen gegeben haben, „Schutz­pa­tron Deutsch­lands“ zu sein. 2022 wären dann tausend Jahre erreicht.

Ana­log dazu sponn Björn Höcke seine Leg­ende vom schlafend­en Bar­barossa unter dem Kyffhäuser Berg, der Deutsch­land nach tausend Jahre Schlaf ret­ten soll. Zum Umfeld Ratzingers gehörte David Berg­er. Das öster­re­ichis­che extrem kon­ser­v­a­tive Por­tal kath.net wird auch als “Benedik­ts Inter­net-Garde” beze­ich­net. Auf evan­ge­lis­ch­er Seite, genauer gesagt auf (rechts)evangelikaler Seite gibt es idea (zu dessen Vor­stand sein­erzeit Hart­mut Steeb gehörte, der bei der Demo für Alle (DfA, rück­wärts von AfD, mitlief, in der Jun­gen Frei­heit schrieb und let­ztes Jahr einen Vor­trag in der “Bib­lio­thek des Kon­ser­vatismus” hielt).

Auf idea find­et man Pro-AfD-Beiträge und Kom­mentare “einzige wählbare christliche Partei”, Schmähun­gen gegen poli­tisch anders Denk­enden (links-grün), gegen abtreibende Frauen und gegen Homo­sex­uelle. Artikel von idea wer­den schon mal auf kath.net veröf­fentlicht. Und vice ver­sa Artikel von Kath.net auf idea veröffentlicht.

Hans-Ulrich Kopp und Andreas Kalb­itz auf der einen Seite, mit Gauland und weit­eren Unter­stützern, ste­hen sich Kubitschek und Höcke gegenüber. Auch wenn Kalb­itz und Höcke der Flügel in der AfD eint – die (Unterstützer)Netzwerke im Hin­ter­grund unter­schei­den sich. Für wen wird sich Thorsten Heise entscheiden?

Denn auch in der NPD gibt es seit langem einen Rich­tungskampf: “bürg­er­lich” wer­den und ohne Gewalt eine Wende durch Wahlen her­beiführen? Oder Umsturz des Sys­tems mit (Waffen)Gewalt? Der Ver­such der zur Schau gestell­ten “Ein­heit” am 1.9.2018 in Chem­nitz wird über den bevorste­hen­den Machtkampf in der AfD nicht hin­wegtäuschen können.

Das neofaschistische Treffen in Diksmuide (Belgien) 1994

Wie mit­tler­weile bekan­nt sein sollte, hat Kalb­itz zusam­men mit Hans-Ulrich Kopp 1994 an diesem Tre­f­fen teilgenom­men. In den Bericht­en der Zeit, aber auch aus Infor­ma­tio­nen von Druck­sachen des Bun­destages wurde deut­lich, dass dieses Tre­f­fen vor­wiegend für die Ver­net­zung europäis­ch­er Kon­ser­v­a­tiv­er und mil­i­tan­ter Faschis­ten genutzt wurde.

Druck­sache 12/8485 : Anwe­send waren bun­des­deutsche Grup­pierun­gen aus dem nation­al kon­ser­v­a­tiv­en Spek­trum (Mit­glieder von Burschen­schaften und des Kon­ser­v­a­tiv­en Gespräch­skreis­es, rechte Ide­olo­gen sowie Redak­teure der neurecht­en Wochen­zeitung „Junge Frei­heit”) bis hin zum mil­i­tan­ten Neon­azi-Spek­trum (Frei­heitliche Arbeit­er­partei (FAP), Nationale Front (NF), Junge Nation­al-Demokrat­en (JN), Wik­ing-Jugend (WJ), Hil­f­sor­gan­i­sa­tion für nationale poli­tis­che Gefan­gene und deren Ange­hörige (HNG) und die Nation­aldemokratis­che Partei Deutsch­lands (NPD), sowie Boneheads).

Dre­itägiges Zusam­men­tr­e­f­fen von europäis­chen neofaschistischen
Organ­i­sa­tio­nen in Diksmuide (Bel­gien)

Schon am 10.10.1994 hat Ulla Jelp­ke von den Linken die Anfrage (Druck­sache 12/8485) zum The­ma Diksmuide gestellt, und der Ver­fas­sungss­chutz hat­te hier entsprechende Infor­ma­tio­nen vor­liegen. Inner­halb unser­er Recherchen wer­den wir die Antworten in der Druck­sache aber noch ver­tiefen, denn das Inter­es­sante hier­bei ist wer die Flan­dern­fahrten organ­isiert hat: Mitor­gan­isatorin war u.a. Ilse Car­o­la Salm (Ex-Verbindungs­frau zur SS), die die Ver­schmelzung der Rechtsintellektuellen-„Szene” mit der mil­i­tan­ten Szene offen­bar wer­den ließ.

Auch nach dem Ende des Nation­al­sozial­is­mus war Salm fest in recht­sex­treme Struk­turen einge­bun­den und fungierte for­t­an als Brück­en­schlag zwis­chen neu-recht­en Strö­mungen, parteige­bun­de­nen Recht­sex­trem­is­ten und „Freien Kam­er­ad­schaften“, bis hin zur ter­ror­is­tis­chen Nazi-Szene.

Zunächst engagierte Salm sich für die „Hil­f­s­ge­mein­schaft auf Gegen­seit­igkeit der ehe­ma­li­gen Ange­höri­gen der Waf­fen-SS e.V.“ [HIAG], später wurde sie Mit­glied im revan­chis­tis­chen „Wik­i­to­bund“. (Siehe auch Klab­itz und Hans Ulrich Kopp)

Einfluss auf die Entwicklung der „Neuen Rechten“

Mit ihrer Tätigkeit als Autorin recht­sex­tremer Pub­lika­tio­nen wie der „Deutschen Stimme“, „Nation & Europa“, „Deutsch­land in Geschichte und Gegen­wart“, „Eckart­bote“ sowie „Europa vorn“ und der „Junge Frei­heit“, sowie diversen flämis­chen Pro­pa­gan­da-Orga­nen nahm sie auch maßge­blich Ein­fluss auf die Entwick­lung der „Neuen Recht­en“ und ergriff pub­lizis­tisch Partei für die panger­man­is­che „Her­mann-Nier­mann-Stiftung“, die immer wieder wegen per­son­eller Über­schnei­dun­gen und ihrer geisti­gen Nähe zum Recht­sex­trem­is­mus in die Kri­tik ger­at­en war.

Die Her­mann-Nier­mann-Stiftung und der Rechtsextremismus

In den 1970er Jahre unter­stützte sie aktiv die NPD und ihre Jugen­dor­gan­i­sa­tion, die „Jun­gen Nation­aldemokrat­en“ [JN]. Sie knüpfte enge Kon­tak­te zu flämis­chen Nation­al­is­ten, darunter der spätere „Voorpost“-Vorsitzende Fran­cis van den Eyn­de, der der flämisch-nationalen Partei „Vlaams Belang“ ange­hörte, und ver­mit­telte eine lan­gan­hal­tende Zusam­me­nar­beit zwis­chen der JN und „Voor­post“.

 

In den Fol­ge­jahren organ­isierte Salm immer wieder die so genan­nten Flan­dern­fahrten [Ijzerbe­de­vaart] ins bel­gis­che Diksmuide, die vor allem der Ver­net­zung europäis­ch­er Nation­al­is­ten dient. Nach Angaben des NPD-Parteior­gans „Deutsche Stimme“ feierte sie auch ihren 90. Geburt­stag gemein­sam mit der nation­al­is­tisch flämis­chen Grup­pierung „Voor­post“.

Sowohl Kalb­itz als auch Hans-Ulrich Kopp waren bekan­ntlich auch im Witikobund tätig. 1993 trat Kalb­itz dem völkischen „Witikobund“ bei. Der 1950 gegrün­dete „Witikobund“ set­zte sich aus ehe­ma­li­gen führen­den Nationalsozialist*innen aus dem Sude­ten­land zusam­men, nicht ver­wun­der­lich also, dass es auch per­son­elle Verbindun­gen zur recht­sex­tremen Partei NPD gibt.

Hitlergruß als Einlass zur Veranstaltung in Diksmuide

Bestätigt ist im übri­gen in Druck­sache 12/8485, dass man zur Ver­anstal­tung in Diksmuide nur via Hitler-Gruß Ein­lass erhielt. Diese Infor­ma­tio­nen lagen also dem Ver­fas­sungss­chutz schon 1994 vor. Trotz­dem ist Kalb­itz von 1994 bis 2005 Fallschir­mjäger in der Bun­deswehr gewe­sen. Hier muss man nach­drück­lich fra­gen warum der MAD erst 1999 Kalb­itz genau dazu befragt hat, wenn eine Teil­nahme von Kalb­itz schon 1994 als gesichert galt? Die Teil­nehmer der Flan­dern­fahrten sind allen Lan­desämtern des Ver­fas­sungss­chutzes seit min­destens 1992 bekannt.

Spiegel vom 08.11.2019: Kalb­itz war von 1994 bis 2005 Fallschir­mjäger bei der Bun­deswehr. Min­destens drei Gespräche führte der MAD mit Kalb­itz. Im Jahr 2001 bat­en ihn Bun­deswehrleute zum Per­son­alge­spräch, ein MAD-Ver­merk lan­dete in sein­er Stam­mak­te. Außer­dem ist Kalb­itz nach SPIEGEL-Infor­ma­tio­nen für Reservis­tenein­sätze ges­per­rt. Das bele­gen interne Bundeswehrunterlagen.

Diksmuide als Versammlungsort von Rechtsradikalen

Neben den jährlich organ­isierten Flan­dern­fahrten war Diksmuide immer schon der Tre­ff­punkt von Recht­sex­tremen sowohl aus Deutsch­land, als auch aus dem europäis­chen Umfeld. Ver­brieft seit den 80ern ist der Kon­takt Ian Stu­art Don­ald­son, Com­bat 18 und Blood and Hon­our. Ende der achtziger Jahre ist Ian Stu­art Don­ald­son dabei sein inter­na­tionales Net­zw­erk auszubauen. Seine Reisen brin­gen ihn auch nach Bel­gien, wo er unter anderem Kon­takt zum ver­bote­nen „Vlaamse Mil­i­tan­ten Orde“ (VMO) von Bert Eriks­son aufbaut.

Über­sicht der Teil­nehmer des neon­azis­tis­chen Tre­f­fens in Diksmuide.

Die VMO luden Ian Stu­art Don­ald­son und seine Band mehrmals ein, nach Bel­gien zu kom­men. So wohnte Don­ald­son in Antwer­pen und nahm an Sitzun­gen der Nede­landse Volks-Unie (Nieder­ländis­che Volk­sunion; NVU) teil, welche in Bel­gien zusam­menka­men „weil sie in den Nieder­lan­den auf viel Unver­ständ­nis stießen“. Das in Antwer­pen gele­gene Café „Odal“ war dazu geeignet bei einem Bier über die große Bedro­hung West-Europas mit Eriks­son und sein­er Frau zu sprechen. Eben­so war Don­ald­son auch bei den Kam­er­ad­schaft­str­e­f­fen zu Gast, welche „Voor­post“ jedes Jahr vor der Ijzerbe­de­vaart in Diksmuide organisierte.

Ein faszinieren­des Fest“, so Don­ald­son, „es waren selb­st alte SS‘ler dabei, die meine Plat­ten kan­nten, so sagten sie, weil der Kampf der gle­iche sei.“1 Auch Marnix „Bieze“ Bien­st­man, ein rechter Skin­head aus dem Brüg­ger Café De Kasteleien (jet­zt Moloko) erzählte, wie in den Achtzigern viele britis­che Skin­heads nach Brügge kamen, die „die Ideen von ein­er Nationalen Front über­bracht­en“. Er sagte, dass seine „keltischen“ Tat­toos aus „der Zeit mit Skrew­driv­er stammen“.

Sowohl 1992 also auch 1994/1995 gab es im Vor­feld der Flan­dern­fahrten nach Diksmuide (im direk­ten Umfeld durch die recht­sradikale Bel­gis­che divisie (Bel­gis­che Divi­sion) organ­isiert) ein neo­faschis­tis­ches von Combat18 und Blood­and­Ho­nour organ­isiertes Fes­ti­val. Noch 1992 mit Srew­driv­er und Ian Stu­art Don­ald­son. Nur mal so, in welchem Umfeld Kalb­itz 1994 in Diksmuide gewe­sen ist.

 

Neben Kopp und Kalb­itz war auch die Wik­ingju­gend, die FAP, die HDJ vor Ort. Und auch Neon­azis, wie SS-Siggi.

Antifa Recherche im Thue­lenetz 1994

Rechtsextreme Bezüge eindeutig belegt

Wer immer noch behaupten wolle, dass ein Andreas Edwin Kalb­itz “keine” recht­sex­tremen Bezüge habe, der macht sich oder anderen etwas vor. Alle “Bezüge” die die AfD gerne als “Schnee von Gestern” abge­tan haben möchte, sind klar recht­sex­trem. Und zwar bis ins tief­ste dunkelbraun!

Während sich alle an der umstrit­te­nen Gal­lions­fig­ur des Flügels, also an Björn Höcke, abar­beit­en, wird fast unbe­merkt ein Mann mit neon­azis­tis­ch­er Biografie in den Bun­desvor­stand der AfD gewählt – wenn auch erst mal nur als Beisitzer. Alle einzel­nen recht­sex­tremen und neon­azis­tis­chen “Bezüge” bei Kalb­itz sind Mosaik­steinchen eines größeren Bildes, eine Entwick­lung, die Kalb­itz zu dem macht­en, was er heute ist: Mit­glied, Funk­tions- und Man­dat­sträger ein­er ras­sis­tis­chen und anti­demokratis­chen Partei, Mit­glied im völkisch-nation­al­is­tis­chen Flügel der Partei, die wegen ihrer Posi­tio­nen und Forderun­gen ins Visi­er der Ver­fas­sungss­chützer ger­at­en ist.

Unsere ganzen Recherchen zu Andreas Edwin Kalb­itz find­et ihr hier.

KALBITZ ALS AUTOR FÜR NEONAZI-VEREINSBLATT

Wer sich immer schon gefragt hat , warum Andreas Edwin Kalb­itz im Witikobund ist (Lebens­bund­prinzip), die Witiko­briefe 2001 schrieb, 1994 auf dem neon­azis­tis­chen Lange­mark Tre­f­fen zuge­gen gewe­sen ist, und für den  neon­azis­tis­chen Fritz der JLO geschrieben hat, der lan­det bei allen aufgezählten Punk­ten im Net­zw­erk des Recht­sex­trem­is­ten Hans-Ulrich Kopp.

Wir fassen die gemein­samen Verbindun­gen zur JLO hier nochmals zusammen:

So war Hans-Ulrich Kopp, langjähriger Ver­ant­wortlich­er des Ver­band­sor­gans Witiko-Briefe, Anfang 1998 ein gern gese­hen­er Ref­er­ent bei der JLO Bay­ern. Inzwis­chen ist es dem elitären Zirkel Witikobund mit der offiziellen »Inko­r­pierung« der JLO gelun­gen, eine tat­säch­lich neue Gen­er­a­tion an Gesin­nungsver­triebe­nen in die eigene, über­al­terte Struk­tur einzubinden.

Revi­sion­is­tis­che Flaggen der JLO auf ein­er Neon­azi-Demon­stra­tion in Dres­den, am 14. Feb­ru­ar 2009. Erst­mals veröf­fentlicht in der Aus­gabe “Extra Dres­den” von Der Rechte Rand im März 2011.

Kalb­itz trat als Autor für die Zeitschrift “Fritz” in Erschei­n­ung — dem Vere­ins­blatt der extrem recht­en “Jun­gen Lands­man­nschaft Ost­deutsch­land” (JLO, bis 2006: “Junge Lands­man­nschaft Ost­preußen”). Die JLO war jahre­lang für Anmel­dung und Organ­i­sa­tion der “Trauer­märsche” in Dres­den verantwortlich.

 

Andreas Kalb­itz (AfD) schrieb für die JLO-Pub­lika­tion Fritz. Hier ein Bild der Aus­gabe vom März 2003 mit einem Artikel von Thier­ry Meyssan.

Diese Demon­stra­tio­nen waren zeitweise die europaweit größten und bedeu­tend­sten Ver­samm­lun­gen von Alt- und Neon­azis. 2003, als Kalb­itz Texte beis­teuerte, war die JLO bere­its von Neon­azis dominiert.

 

JLO-Inter­view in Neon­azi-Zeitschrift “Die Kam­er­ad­schaft” (Fak­sim­i­le)

In Inter­views in Neon­azi-Zeitschriften aus dieser Zeit beze­ich­nen sich JLO-Funk­tionäre selb­st als “Nationale Sozial­is­ten”, nutzen die Neon­azi-Gruß­formel “88” (Zeitschrift “Das treue Mädel”) und loben die Zusam­me­nar­beit mit dem “Witikobund” (Zeitschrift “Die Kam­er­ad­schaft”). Nur zur Erin­nerung Kalb­itz hat die Witiko­briefe  (2001) geschrieben!

 

Inter­view mit JLO-Funk­tionär in Neon­azi Zeitschrift von 2001 (Fak­sim­i­le)

 

1993 wurde Kalb­itz lebenslanges Mit­glied im Witiko-Bund. Lebenslang deshalb, weil der Witiko-Bund (wie auch die anderen im Chart genan­nten drei Organ­i­sa­tio­nen) dem soge­nan­nten “Lebens­bund­konzept” folgen.

Es gibt wed­er Ein­tritte noch Aus­tritte, wohl eine Probezeit. Aber nach Über­nahme hal­ten solche Seilschaften (Män­ner­bünde wie Burschen­schaften, Kor­po­ra­tio­nen, Corps, und vor allem Bündis­che Jugen­dor­gan­i­sa­tio­nen, wie die Hitler­ju­gend oder Heimat­treue Deutsche Jugend) bis zum Tod, eigentlich über den Tod hinaus.

HEIMATTREUE DEUTSCHE JUGEND (HDJ)

Nicht nur Andreas Kalb­itz geri­et in den Fokus wegen sein­er Aktiv­itäten in der HDJ. Auch ein Mitar­beit­er Gaulands im Land­tag von Bran­den­burg geri­et in die Schlagzeilen, als seine Aktiv­itäten in der HDJ ans Tages­licht kamen. 1990 grün­dete sich die Heimat­treue Deutsche Jugend, die nach 1994 als Nach­fol­ge­or­gan­i­sa­tion der ver­bote­nen Wik­ing-Jugend gilt. Die Mit­glieder wur­den nicht nur ide­ol­o­gisch gedrillt, son­dern auch mil­itärisch. 2009 wurde auch diese Bündis­che Jugend durch den Bun­desin­nen­min­is­ter verboten.

Die per­son­ellen und struk­turellen Verbindun­gen zur NPD und JN, ins­beson­dere ihrer Führungskad­er, lassen an der Darstel­lung von Kalb­itz zweifeln, er habe da sozusagen nur als Zaun­gast teilgenom­men. Die Mit­glied­schaft von Kalb­itz in der HDJ ist Gegen­stand eines Gutacht­ens des Ver­fas­sungss­chutzes – was unsere bish­erige Recherche und Analyse unterstreicht!

 

Felix W. ein ehe­ma­liges Mit­glied der recht­sex­tremen “Heimat­treuen Jugend Deutsch­lands” hat jahre­lang für Alexan­der Gauland gearbeitet.

AfD-Frak­tion­schef Alexan­der Gauland hat bestätigt, dass ein­er sein­er ehe­ma­li­gen Mitar­beit­er in der recht­sex­tremen “Heimat­treuen Jugend Deutsch­lands” (HDJ) aktiv war. Er habe nicht gewusst, dass Felix W. als Jugendlich­er zur HDJ gehört habe, sagte Gauland der “Frank­furter All­ge­meinen Zeitung”. Er frage seine Mitar­beit­er nicht, was sie im jugendlichen Alter gemacht hät­ten. Das Auss­chei­den von W. habe nicht mit dessen poli­tis­chen Aktiv­itäten in der Ver­gan­gen­heit zu tun, son­dern damit, dass dieser eine andere Stelle ange­treten habe, sagte Gauland der Zeitung.

Andreas Kalb­itz war bekan­ntlich 2007 beim Zelt­lager der HDJ. Warum hier aber eine tiefer­ge­hende Recherche zu Kalb­itz nötig sein muss, soll der weit­er­führende Text und die Ein­schätzung zur HDJ deut­lich machen. Wenn man sich nun Kalb­itz weit­ere Ver­gan­gen­heit vor Augen hält, dann kommt man zu der Auf­fas­sung, dass man bei Kalb­itz ganz klar von ein­er recht­sex­tremen Ver­gan­gen­heit sprechen muss. Nie­mand besucht ein neo­faschis­tis­ches Tre­f­fen in Bel­gien, dem Lange­mark Tre­f­fen, und nie­mand besucht mal eben so ein Zelt­lager der recht­sex­tremen HDJ. Und nie­mand übern­immt “mal eben so” den Vor­stand, in einem anti­semi­tis­chen Vere­in (Kul­tur- und Zeit­geschichte – Archiv der Zeit), der von Recht­sex­tremen und von Alt-Nazis gegrün­det wurde. All das zusam­men genom­men belegt, dass nie­mand als “Aus­bilder” in einem Kinder- und Jugend­lager, wie dem der HDJ, in Frage kommt, der nicht schon über entsprechende Kon­tak­te und Ref­eren­zen ver­fügt. Ehe­ma­lige Kad­er der Wik­ing-Jugend sind dann eben auch als Aus­bilder und Ref­er­enten bei der HDJ tätig. Nie­mand von aussen.

Wer sich mit den einzel­nen recht­sex­tremen “Bezü­gen” des Andreas Kalb­itz näher beschäftigt, stößt auf den Namen eines Alt-Nazis und Holo­caust-Leugn­ers: Klaus Christoph Mar­loh. Wie tief ver­strickt die Neuen Recht­en in dem braunen Sumpf der Alt-Nazis sind, und wie weit der Ein­fluss dieser Alt-Nazis reicht, lässt sich an dem Umfeld und Ein­fluss von Klaus Christoph Mar­loh ablesen.

Net­zw­erk­er Marloh

Das inter­es­sante an den Wall­fahrten nach Flan­dern: Schon  1994 nahm Kalb­itz – dem Jahr seines Ein­stiegs bei der Bun­deswehr – an den Lange­mark Tre­f­fen in Diksmuide teil. Hier tre­f­fen sich seit 1927 (ab 1972 mit anderen Europäis­chen Recht­en)  Zehn­tausende Nation­al­is­ten, Recht­sradikale und Alt- und Neon­azis aus mehreren Län­dern, um gefal­l­en­er Kämpfer aus dem Ersten Weltkrieg zu gedenken und Kränze niederzulegen.

Nach langem Anlauf ver­boten: Die HDJ BpB Artikel 2009 zum Ver­bot der HDJ

Ob Kalb­itz auch an anderen „Wall­fahrten“ nach Flan­dern oder ins Europäis­che Aus­land teilgenom­men hat? Das dürften weit­ere Recherchen im Jahr 2020 zum Vorschein brin­gen. Aber selb­st, wenn dies der Fall wäre, wird der Bun­desvor­stand der AfD nicht reagieren, denn der Flügel – und mit ihm Kalb­itz – dominiert die Geschicke der AfD.

Recht­sex­treme wie Kalb­itz sitzen in Lan­desvorstän­den, trotz Vor­sitz in einem Anti­semi­tis­chen Vere­in, trotz direk­ten Kon­tak­ten zu Recht­sex­tremen und eben Alt- und Neon­azis. Für die AfD offen­sichtlich kein Prob­lem, da sie mit­tler­weile der in die Bedeu­tungslosigkeit ver­ban­nte NPD den Rang abge­laufen hat und Recht­sex­tremen eine poli­tis­che Heimat bietet. “Wer hat denn die NPD mar­gin­al­isiert? Wir waren das von der AfD! Wir sind jet­zt die Heimat­partei für die Patri­oten!” (Jens Maier am 17.1.2017, als Vorred­ner von Höck­es Dres­d­ner Rede und dem Tag der Urteilsverkün­dung im NPD-Verbotsverfahren)

DIE STRUKTUR DER HDJ

Von Seit­en der Ver­fas­sungss­chutzbe­hör­den wird bzw. wurde der 1990 ursprünglich unter dem Namen „Die Heimat­treue Jugend – Bund für Umwelt, Mitwelt und Heimat e.V.“ (DHJ) gegrün­dete Vere­in – der im März 2009 ver­boten wurde – als bun­desweit organ­isiert­er recht­sex­trem­istis­ch­er Jugend­ver­band eingestuft, der für Kinder und Jugendliche ab sechs Jahren unter anderem Ver­anstal­tun­gen mit paramil­itärischen Charak­ter wie Fah­ne­nap­pelle, Wehrsportübun­gen und Fack­elmärsche durchführte.

Seit 2001 lautete die voll­ständi­ge Beze­ich­nung des Vere­ins „Heimat­treue Deutsche Jugend (HDJ)– Bund zum Schutz für Umwelt, Mitwelt und Heimat e.V.“ Die Bun­des­führung war in Berlin ansäs­sig. Der HDJ e.V. war mit seinen ins­ge­samt mehreren Hun­dert Mit­gliedern in nahezu allen Bun­deslän­dern aktiv. Regionale Schw­er­punk­te waren Bran­den­burg, Berlin, Sach­sen, Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Nieder­sach­sen, Nor­drhein-West­falen und Bay­ern.

Gemäß sein­er hier­ar­chis­chen Struk­tur war der HDJ e.V. in „Bun­des­führung“,„Leit­stellen“ sowie in „Ein­heit­en“ unter­gliedert. Let­zter „Bun­des­führer“ des HDJ e.V.war Sebas­t­ian Räbiger aus Reichen­walde in Bran­den­burg. Er hat­te das Amt seit Okto­ber 2002 inne. Zuvor war er bere­its in anderen recht­sex­tremen Grup­pen – unter anderem bis zu deren Ver­bot 1994 als “Gau-Beauf­tragter für Sach­sen“ der “Wik­ing-Jugend“ – aktiv gewesen.

RÄBIGER WURDE IM DEZEMBER 2008 WEGEN GEFÄHRLICHER KÖRPERVERLETZUNG ZU EINER GELDSTRAFE VERURTEILT.

Aus der wegen der Wesensver­wandtschaft mit dem Nation­al­sozial­is­mus ver­bote­nen “Wik­ing-Jugend” (WJ) engagierten sich neben Räbiger noch andere Per­so­n­en im HDJ e.V. Einige Beobachter sahen auf­grund der organ­isatorischen, per­son­ellen und pro­gram­ma­tis­chen Kon­ti­nu­itäten zur 1994 ver­bote­nen Wiking-Jugend (WJ) im HDJ e.V. eine „Qua­si-Nach­fol­ge­or­gan­i­sa­tion“ der WJ.

BpB Artikel 2009 zum Ver­bot der HDJ

So benutzte zum Beispiel der HDJ e.V. auch die „Odal­rune“ – das ein­stige Emblem der WJ – als internes Erken­nungsze­ichen. Der HDJ e.V. ver­suchte über vorder­gründig unpoli­tisch erscheinende (Freizeit-) Aktiv­itäten, die für den äußeren Betra­chter häu­fig den Ein­druck von harm­losen Pfadfind­er- oder Jugend­grup­pen­tr­e­f­fen ver­mit­tel­ten, ins­beson­dere Jugendliche und Kinder bewusst an ras­sis­tis­ches und nation­al­sozial­is­tis­ches Gedankengut her­anzuführen.

Über die eigentliche „Nach­wuch­sar­beit“ hin­aus bot der HDJ e.V. ein recht­sex­tremes „lebensweltlich­es“ Freizei­tange­bot für die ganze Fam­i­lie an. Let­ztere spielte als so genan­nte „Sippe“ ein zen­trales Ele­ment in der vom Nation­al­sozial­is­mus geprägten Ide­olo­gie des HDJ e.V.

So nah­men zum Beispiel an den Lagern des HDJ e.V., bei denen Kinder und Jugendliche mil­itärisch gedrillt und ide­ol­o­gisch geschult wor­den, oft­mals ganze Fam­i­lien teil. In der mehrmals im Jahr vom HDJ e.V. her­aus­gegebe­nen Pub­lika­tion „Funken­flug“ wurde nicht nur die Epoche des Nation­al­sozial­is­mus glo­ri­fiziert, son­dern auch anti­semi­tis­che und ras­sis­tis­che Stereo­type sowie ein revi­sionis­tis­ches Geschichts­bild offen oder zuweilen unter­schwellig vermittelt.

UMFASSENDE SZENEÜBERGREIFENDE KONTAKTE INS RECHTSEXTREMISTISCHE SPEKTRUM

Der HDJ e.V. unter­hielt umfassende szeneüber­greifende Kon­tak­te ins recht­sex­trem­istis­che Spek­trum der Bun­desre­pub­lik, so zum Beispiel zur NPD und zur neon­azis­tis­chen Kam­er­ad­schaftsszene. So nah­men Funk­tionäre und Mitar­beit­er der NPD regelmäßig an Ver­anstal­tun­gen des HDJ e.V. teil.

Nach­dem Ver­bot der Wik­ing-Jugend gab es einen fließen­den Über­gang in die HDJ. Viele HDJ-Aktivis­ten wie NPD-Bun­desvor­stand Man­fred Börm arbeit­eten schon für die Wik­ing Jugend. Recherchen mehrerer Zeitun­gen legten offen, dass Mitar­beit­er von AfD-Man­dat­strägern in Par­la­menten eine HDJ-Ver­gan­gen­heit haben.  Was wir uns nun dabei fragen:

Das alles will die AfD nicht kennen?

Die Zeitachse 2000er

Rechtsextremer Verein Kultur- und Zeitgeschichte, Archiv der Zeit

Neben Kalb­itz Kon­tak­ten zur HDJ und dessen Mit­glied­schaft in der sel­ben, sollte man auch den Vor­sitz des als recht­sex­trem gel­tenden Vere­ins Kul­tur- und Zeit­geschichte, Archiv der Zeit sehr genau unter Lupe nehmen.

Von 2010 bis 2015 war Kalb­itz Mit­glied des Vor­stands des recht­sex­tremen Vere­ins “Kul­tur- und Zeit­geschichte – Archiv der Zeit e.V.”, der vom ehe­ma­li­gen SS-Haupt­sturm­führer und späteren NPD-Funk­tionär Walde­mar Schütz gegrün­det wurde.

O‑Ton Andreas Kalb­itz 2015 (AfD), Stv. Frak­tionsvor­sitzen­der Bran­den­burg: “Für mich ist es so, dass ich auch diese Leute, die da teil­weise Mit­glieder sind, die sind mir näher nicht per­sön­lich bekan­nt. Es han­delt sich um einen rel­a­tiv inak­tiv­en Vere­in. Ich hab da keine Ten­den­zen fest­stellen kön­nen. Wäre das der Fall gewe­sen, wäre das für mich kein Fall der Aktiv­ität gewesen.”

Erk­lärtes Ziel des Archivs war es, “die getreue Darstel­lung der deutschen Geschichte zu sich­ern und das Wis­sen über die reale Not­lage Deutsch­lands in den let­zten 75 Jahren für kün­ftige Gen­er­a­tio­nen zu vermitteln “.

Der Vere­in arbeit­ete am Auf­bau eines Archivs und ein­er poli­tisch ori­en­tierten Bib­lio­thek. Nach eige­nen Angaben waren die Pub­lika­tio­nen, die er ab 1994 an Bib­lio­theken, His­torik­er und Stu­den­ten ver­sandt hat­te, rund 250.000 DM wert.Die Aktiv­itäten wur­den von ein­er Förder­gruppe von rund 1.000 Per­so­n­en finanziert.

Eine Kul­tur- und Zeit­geschichte / Archiv der Zeit-Veröf­fentlichung des revi­sion­is­tis­chen His­torik­ers Georg Franz-Will­ing mit dem Titel “Die Schuld­frage des Krieges”.
Der angeschlossene Rosen­heimer Ver­lag, auch Kul­tur- und Zeit­geschichte / Archiv der Zeit genannt,32 veröf­fentlichte u.a. Werke von Adolf von Thad­den, einem ehe­ma­li­gen Wehrma­cht­sleut­nant, der maßge­blich an der Entste­hung der NPD beteiligt war, oder des revi­sion­is­tis­chen His­torik­ers Georg Franz-Willing.

Im Jahr 2014 wurde Kalb­itz als Vor­sitzen­der der Organ­i­sa­tion reg­istri­ert. Nach einem rbb-Bericht, der diese Zusam­men­hänge aufzeigte, ver­wies Kalb­itz zunächst auf die eingeschränk­te Tätigkeit des Vere­ins in den let­zten Jahren, trat dann aber nach Angaben der AfD Bran­den­burg im Okto­ber 2015 vom Amt des Vor­sitzen­den zurück und ver­ließ die Organisation.

Der Recht­sex­trem­is­mus­forsch­er Hajo Funke kom­men­tierte dies: “Mit sein­er Rolle in diesem Kul­turvere­in stellt er sich als Recht­sex­trem­ist her­aus. Dies ist eine recht­sex­treme Organisation”.

Die Verbindun­gen dieses Vere­ins und deren Grün­er in die alte Rechte ist nach­weis­lich belegt.

Gründer: Klaus Christoph Marloh

Klaus-Christoph Mar­loh war nicht nur Grün­der des Vere­ins Kul­tur- und Zeit­geschichte, Archiv der Zeit (den Kalb­itz 2014–2015  als Vor­stand leit­ete) son­dern auch des recht­sex­tremen Vere­ins „Nord­deutsche Kul­turkreis e.V.

Wer sich mit den einzel­nen recht­sex­tremen “Bezü­gen” des Andreas Kalb­itz näher beschäftigt, stößt auf den Namen eines Alt-Nazis und Holo­caust-Leugn­ers: Klaus Christoph Mar­loh. Wie tief ver­strickt die Neuen Recht­en in dem braunen Sumpf der Alt-Nazis sind, und wie weit der Ein­fluss dieser Alt-Nazis reicht, lässt sich an dem Umfeld und Ein­fluss von Klaus Christoph Mar­loh ablesen.Klaus Christoph Mar­loh wurde am 28.07.1923 in Ham­burg geboren und lebte, aus der Kriegs­ge­fan­gen­schaft zurück­gekehrt, in Seevetal.

In Seeve­tal grün­dete Holo­caust-Leugner­in Ursu­la Haver­beck 1992 den Vere­in „Gedächt­nis­stätte e. V.“, der 2014 die „Gedächt­nis­stätte für die deutschen Opfer des Zweit­en Weltkrieges“ in Guth­mannshausen eröffnete – jene Gedächt­nis­stätte, die Doris von Sayn-Wittgen­stein (AfD) als För­der­mit­glied bewarb.

Mar­loh war Marine Ober­leut­nant und U‑Boot-Offizier der deutschen Kriegs­ma­rine auf der U‑123 und der U‑2506. Nach der Kapit­u­la­tion wurde die U‑2506 vor Irland versenkt und Mar­loh kam in britis­che Kriegs­ge­fan­gen­schaft, wo er die Kriegs­flagge der U‑2506 in sein­er Feld­flasche vor den Alli­ierten ver­steck­te. Dies sei hier nur kurz erwäh­nt. Die kom­plette Recherche zum Leben des Klaus Christoph Mar­loh und dessen Fam­i­lie find­et ihr bei uns auf der Seite.

 

Alt-Nazi Mar­loh

Klaus Christoph Mar­loh war gern gese­hen­er Gast auf Neon­azi- und Kam­er­ad­schaftsver­anstal­tun­gen. Er wurde mit den Worten ange­priesen: Er „ist ein­er der weni­gen die über­lebt haben und uns Bericht erstat­ten kann!“

Seine „Berichte“ erzählen eine glo­ri­fizierende Sicht auf die deutsche Wehrma­cht und seine Sicht der „Wahrheit“, wer den Krieg aus welchen Grün­den ange­fan­gen hat. Mit seinem Grün­dungs­jahr 1962, zwei Jahre vor der Grün­dung der NPD, war der „Nord­deutsche Kul­turkreis e.V.“ (NK)) der älteste Vere­in der extremen Recht­en in Ham­burg und stand in direk­ter per­son­eller und ide­ol­o­gis­ch­er Tra­di­tion des Nationalsozialismus.

Dieser Vere­in löste sich zum 1. Juli 2014 wegen Inak­tiv­ität und Über­al­terung auf.

Fre­un­deskreis Filmkun­st e.V. – Erleb­nis­gen­er­a­tion zeigte NS-Filme

Der Nordeutsche Kul­turkreis wurde ursprünglich unter dem Namen „Fre­un­deskreis Filmkun­st e.V.“ unter maßge­blich­er Beteili­gung der „Erleb­nis­gen­er­a­tion“ des Drit­ten Reichs gegrün­det. Der dama­lige und langjährige 1. Vor­sitzende und bis zu seinem Tode 2009 beliebter Red­ner bei NPD und Kam­er­ad­schaften, Klaus-Christoph Mar­loh war z.B. ehe­ma­liger U‑Boot-Offizier und leugnete den Holocaust.

Gertrud Herr, langjährige Funk­tionärin des Vere­ins, pub­lizierte ihre Biografie „Inhalt­sre­iche Jahre – Aus dem Leben ein­er BdM-Führerin” in einem Ver­lag von Auschwit­zleugn­ern. Herr war bis in die Neun­ziger­jahre eng­ste Mitar­bei­t­erin des ver­stor­be­nen Neon­azis Jür­gen Rieger, der selb­st 1986 in den Vere­in­spro­tokollen auf­tauchte. Der ehe­ma­lige Wehrma­cht­sol­dat Rolf Han­no, der nach 1945 als Immo­bilienbe­sitzer in Spanien erfol­gre­ich war, kam hochbe­tagt zum Jahre­str­e­f­fen der Kul­turfre­unde 2008 aus Mar­bel­la angereist.

Han­no hat­te mehrmals mit sechsstel­li­gen Euro­be­trä­gen die Bun­des-NPD finanziert, und auch den Wahlkampf 2011 der Partei in Ham­burg. Andere  Grün­dungsmit­glieder des NK kamen aus der Deutschen Reichspartei (DRP) sowie aus dem 1960/1961 ver­bote­nen Bund Nationaler Stu­den­ten (BNS). Jahrzehn­te­lang zeigte der Vere­in indizierte NS-Filme in angemieteten Kinos.

Beson­ders in den 1970er und 1990er Jahren gab es gegen diese Auf­führun­gen Proteste. Weil die sog. „Vor­be­halts­filme“ laut Geschäfts­be­din­gun­gen der großen, ser­iösen Ver­lei­her nur mit entsprechend kri­tisch-wis­senschaftlich­er Begleitung gezeigt wer­den dür­fen, der Vere­in dieses aber nicht tat, wurde ihm schon 1980 die Gemein­nützigkeit ent­zo­gen. So war 1967 Klaus-Christoph Mar­loh außer­dem der erste Vor­sitzende des Fre­un­deskreis Filmkun­st e.V.. 1971 wurde er von Adolf Fröh­lich, der eben­falls im Ham­burg­er Hei­de-Heim aktiv war, abgelöst.

BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Druck­sache 19/6267

Zum sel­ben Zeit­punkt wurde Chris­tel Pom­mer Schrift­führerin im Fre­un­deskreis Filmkun­st e.V. und in der Vere­in­szeitung „Die Warte“ vom Jan­u­ar 1995 wurde ihr für die 25-jährige Geschäfts­führung des Vere­ins gedankt.

Auch Gertrud Herr über­nahm hier Funk­tio­nen, so war sie 1975 zweite stel­lvertre­tende Vor­sitzende und 1986 Kassen­prüferin. Auf der Ver­samm­lung am 29.05.1990 wurde der jet­zige Vor­stand gewählt. Als Wahlleit­er betätigte sich Har­ro Horn.

Gewählt bzw. bestätigt wurde Ger­hard Hen­nig als 1. Vor­sitzen­der. Weit­er kamen in den Vor­stand Adolf  Fröh­lich, Klaus Franke, Joachim Goerth und Ilse Kosin. Dieser Vor­stand wurde am 07.06.1994 ins­ge­samt bestätigt. Neben Hen­nig, Fröh­lich und Franke ist auch Goerth im Hei­de-Heim aktiv und wurde 1990 als Rech­nung­sprüfer gewählt. Also sind vier von fünf Vor­standsmit­glieder des Fre­un­deskreis Filmkun­st e.V. auch jet­zt noch im Hei­de-Heim aktiv.

Der Vere­in Fre­un­deskreis Filmkun­st e.V. wurde 1962 ins Ham­burg­er Vere­in­sreg­is­ter einge­tra­gen. Sinn und Zweck des Vere­ins ist es nach der jet­zt gülti­gen Satzung: „(…) die Förderung der sit­tlichen, geisti­gen und kün­st­leri-schen Volks­bil­dung bzw. Erziehung bei Erwach­se­nen, Jugendlichen und Kindern mit dem Ziel eines umfassenden Wert­be­wußt­seins eines ver­ant­wor­tungsvollen Ver­hal­tens, insbesondere (…)

– Förderung gemein­schaftsverpflich­t­en­ten Ver­hal­tens auf allen Gemein­schaft­sebe­nen von der Fam­i­lie über die Nach­barschaft und die Volks­ge­mein­schaft bis zur Menschheit;

– Förderung des Ver­hal­tens, das dem Wolle des deutschen Volkes, sein­er Kul­tur und sein­er Heimat dient;“

Als mildtätiger Zweck wird die Unter­stützung von „Deutschen, die sich unver­schuldet in Not befind­en, ins­beson­dere von notlei­den­den Deutschen in fremd­ver­wal­teten Gebi­eten und im Aus­land sowie Umsiedlern aus solchen Gebi­eten“ angegeben. Die eigentliche Arbeit des Vere­ins beste­ht darin, ein­mal im Monat einen Film zu zeigen. Hier­bei han­delt es sich haupt­säch­lich um alte NS-Pro­pa­gand­filme oder Filme aus der „guten alten Zeit“ von 1937–45.

Bis April 1995 wur­den diese Filme im CITY-Filmthe­ater, Stein­damm 9 in Ham­burg aufge­führt. Darüber hin­aus wer­den hin und wieder Fahrten organ­isiert, so zum Beispiel die Hei­de­fahrt vom 12.11.1994 mit einem Besuch des Panz­er­mu­se­ums in Mün­ster und ein­er anschließen­den Kaf­feetafel in Hetendorf.

Die Gemein­nützigkeit dieses Vere­ins wurde ihm bere­its 1978 auf­grund öffentlich­er Proteste ent­zo­gen. Sollte der Vere­in sich auflösen, so bekommt das Ver­mö­gen die Gesellschaft für biol­o­gis­che Anthro­polo­gie, Eugenik und Ver­hal­tens­forschung e.V. (GfbAEV). In dieser Gesellschaft wiederum ist Jür­gen Rieger der Vor­sitzende und Gertrud Herr bek­lei­dete in den 70er Jahren die Posi­tion der Geschäftsführerin.

Gründer: Waldemare Schütz

Ab 1947 war Schütz als selb­ständi­ger Kauf­mann tätig und grün­dete 1949 oder 1950 zusam­men mit Leon­hard Schlüter den Plesse-Ver­lag und die Göt­tinger Ver­lagsanstalt. Nach Angaben des britis­chen Geheim­di­en­stes hat­te er 1953 Kon­tak­te zum Nau­mann-Kreis, ein­er Vere­ini­gung von Alt­nazis rund um den ehe­ma­li­gen Staatssekretär im Reich­spro­pa­gan­damin­is­teri­um Wern­er Nau­mann, die die FDP unter­wan­dern wollte.

Alt-Nazi Walde­mar Schütz Quelle Source apabiz.de 1996

1955 wurde der Stand seines Plesse-Ver­lages auf der Frank­furter Buchmesse von Buch­händlern »ent­fer­nt« und in der Folge vom Börsen­vere­in des Deutschen Buch­han­dels nicht mehr zur Messe zuge­lassen, woraufhin er den „Ver­lag K. W. Schütz“ grün­dete; zu seinen Autoren zählen beispiel­sweise Hans Grimm („Volk ohne Raum“), Staatssekretär a. D. Wern­er Nau­mann, Flieger-As Hans-Ulrich Rudel und Jochen Stern („Und der West­en schweigt. Erleb­nisse, Berichte, Doku­mente über Mit­teldeutsch­land 1945–1975“.

Der Ver­lag K.W. Schütz veröf­fentlichte vor allem Autoren aus dem recht­sex­tremen Spek­trum, der Hil­f­s­ge­mein­schaft auf Gegen­seit­igkeit der Ange­höri­gen der ehe­ma­li­gen Waf­fen-SS, der Ordens­ge­mein­schaft der Rit­terkreuzträger sowie der Deutschen Wochen-Zeitung, darunter Peter Kleist, ein­stiger per­sön­lich­er Ref­er­ent des NS-Außen­min­is­ters Joachim von Ribben­trop und Grün­dungsmit­glied der Gesellschaft für Freie Pub­lizis­tik, Georg Franz-Will­ing, Mitar­beit­er beim Insti­tute for His­tor­i­cal Review, Erich Kern, Adolf von Thad­den, Rolf Kosiek, Paul Hauss­er, Kurt Mey­er, Felix Stein­er und der ehe­ma­lige SS-Ober­sturm­führer Ernst-Gün­ther Krätschmer, der eigens die Gae­ta-Hil­fe grün­dete, um die Freilas­sung Wal­ter Red­ers zu erwirken.

Im Früh­jahr 1992 wurde der Ver­lag K.W. Schütz vom recht­sex­tremen Nation Europa-Ver­lag über­nom­men, der einen Teil der Schütz-Titel weiterführt.

Vom 15. Juni 1955 bis zum 5. Mai 1959 war Schütz für die Deutsche Reichspartei (DRP) Abge­ord­neter des Nieder­säch­sis­chen Land­tags (3. Wahlpe­ri­ode). Er rück­te für Johannes Her­tel nach. Vom 6. Juni 1967 bis zum 20. Juni 1970 gehörte Schütz als NPD-Mit­glied erneut dem Land­tag in Nieder­sach­sen (6. Wahlpe­ri­ode) an.

Von 1961 bis zur Auflö­sung der Partei 1964 gehörte Schütz der Parteileitung der DRP an. In den inner­parteilichen Auseinan­der­set­zun­gen gehörte er zur Gruppe um Adolf von Thadden.

1964 war Schütz Mit­glied im Grün­dungsvor­stand der NPD; später leit­ete er die Abteilung Presse und Infor­ma­tion der NPD. Schütz wird zu der kleinen Führungs­gruppe gezählt, die ab 1955 die Poli­tik der DRP (Deutsche Reichspartei) bes­timmte und – per­son­ell weit­ge­hend iden­tisch – in den 1960er Jahren die NPD kontrollierte.[4]

Seit August 1955 war Schütz für die DRP-Parteizeitung „Der Reichsruf“ verantwortlich.

Ab 1957 wurde die Zeitung unter der Fed­er­führung von Schütz zu ein­er „all­ge­mein­er ori­en­tierten Wochen­zeitung“ aus­ge­baut, mit der „offen­sichtlich eine bre­it­ere Schicht von Recht­sex­trem­is­ten außer­halb der DRP“ ange­sprochen wer­den sollte.

1959 war er Mit­be­grün­der der „Deutschen Wochen-Zeitung“ (DWZ), die er mehr als 25 Jahre führte. Die DWZ kooperierte eng mit dem Reich­sruf. Am 1. Jan­u­ar 1986 verkaufte Schütz die von der Ein­stel­lung bedro­hte DWZ an Ger­hard Frey, blieb jedoch Mither­aus­ge­ber. „Der Reich­sruf“ wurde nach der Grün­dung der NPD in das NPD-Blatt „Deutsche Nachricht­en“ umge­wan­delt; dessen Ver­leger Schütz war. Schütz war zudem Leit­er des National-Verlages.

Mitte 1960 wurde gegen Schütz ein Strafver­fahren ein­geleit­et. Ver­fahrens­ge­gen­stand war die Her­aus­gabe der Pub­lika­tion „Waf­fen-SS im Ein­satz“ von Paul Hauss­er, die mit Siegrunen und dem SS-Wahlspruch „Meine Ehre heißt Treue“ aufgemacht war. Das Buch war zuvor von der Bun­de­sprüf­stelle für jugendge­fährdende Schriften indiziert wor­den. Schütz war bis 1955 Schriftleit­er der Hil­f­s­ge­mein­schaft auf Gegen­seit­igkeit der Ange­höri­gen der ehe­ma­li­gen Waf­fen-SS (HIAG) gewe­sen. Er schied wegen seines Engage­ments in der DRP aus, da die HIAG in ihrer Außen­darstel­lung Kon­tak­te zu recht­sex­tremen Parteien vermied.[5]

Am 29. Novem­ber 1964 grün­dete Schütz die Deutsche Ver­lags­ge­sellschaft Rosen­heim (DVG) (mit heutigem Sitz in Preußisch Old­en­dorf), deren Geschäfte er bis kurz vor seinem Tod führte. Die Ver­lagsaus­liefer­ung der DVG wird über die seit 1947 beste­hende „Kölle-Druck“ des ehe­ma­li­gen NPD-Funk­tionärs Erwin Höke abgewick­elt, der seinen Anteil am Betrieb 1993 seinem Sohn Rain­er über­gab. Auch Schütz war Mit­in­hab­er der Kölle-Druck in Preußisch-Oldendorf.

1993 und 1994 kam es in der Druck­erei zu Durch­suchun­gen, in deren Ver­lauf rund 3.000 Exem­plare der Zeitschrift „Die Bauern­schaft“ von Thies Christo­phersen beschlagnahmt wur­den. Auch Christo­phersens „Die Auschwitz-Lüge“ wurde hier gedruckt. Im Gebäude von Kölle-Druck befind­et sich außer­dem der „Deutsche Buchver­sand“ von Peter Dehoust und die 1985 von Schütz unter dem Mot­to „ver­i­tas – iusti­tia – futu­rum“ ins Leben gerufene Vere­ini­gung Kul­tur- und Zeit­geschichte, Archiv der Zeit.

Seine let­zten 15 Leben­s­jahre wid­mete Schütz vorzugsweise der Zeit­geschichte. Sein Ziel war die „Sicherung eines wahren Geschichts­bildes und die Über­mit­tlung der wirk­lichen deutschen Ver­hält­nisse im 20. Jahrhun­dert für die kün­fti­gen Gen­er­a­tio­nen“ aus der Sicht seines nation­al­sozial­is­tis­chen Welt­bildes, da Schütz meint, dass das Geschichts­bild nach 1945 sys­tem­a­tisch ver­fälscht wor­den sei. Neben Unter­halt und Aus­bau ein­er Fach­bib­lio­thek für Geschichte, Poli­tik und Wehrkunde sowie eines Zeitungs- und Doku­mente­nar­chivs spielte die Her­aus­gabe geschicht­sre­vi­sion­is­tis­ch­er Pub­lika­tio­nen, unter anderem der Viertel­jahress­chrift Deutsche Geschichte im 20. Jahrhun­dert, eine wesentliche Rolle.

Die „Gesellschaft für Freie Pub­lizis­tik“, deren stel­lvertre­tender Vor­sitzen­der Walde­mar Schütz seit 1992 war, ver­lieh ihm 1979 die Ulrich-von-Hut­ten-Medaille. Nach­fol­ger von Schütz im „Archiv der Zeit“ wurde Hans-Ulrich Kopp.

2018 – Institut für Staatspolitik

Im Jahr 2018 wurde Kalb­itz am “Insti­tut für Staat­spoli­tik” von Götz Kubitschek in Schnell­ro­da gesichtet. Laut der Zeitschrift “Stern” propagierte Kalb­itz am 29. Jan­u­ar 2018 bei einem Vor­trag am Insti­tut “eine Art Nationalsozialismus”

Rede von Andreas Kalb­itz am Insti­tut für Staat­spoli­tik in Schnell­ro­da, 29. Jan­u­ar 2018, mit dem Titel “Die AfD in der sozialen Frage”. Screen­shot aus dem auf YouTube ver­füg­baren Video.

Im März 2018 sagte er bei ein­er Rede auf dem Kyffhäuser-Tre­f­fen in Thürin­gen: “Die AfD ist die let­zte Entwick­lungschance für dieses Land. Danach heißt es ‘Helme auf­set­zen’. Und das will ich nicht. ” In ähn­lich­er Weise beklagte Kalb­itz während ein­er AFD-Demon­stra­tion im Mai 2018, dass die AfD an den Rand gedrängt und geächtet würde, obwohl dies “die let­zte evo­lu­tionäre Chance für unser Land” sei.

In sein­er Rede dank­te Kalb­itz anderen ras­sis­tis­chen Grup­pen für ihre Teil­nahme, darunter PEGIDA und die Ini­tia­tive der Neuen Recht­en “Ein Prozent für unser Land”, die von Götz Kubitschek und Philip Stein geleit­et wird. Im Juni 2018 berichtete das Mag­a­zin “Stern”, dass Kalb­itz ein poten­zieller Nach­fol­ger von Gauland als Bun­desparteivor­sitzen­der sei. Kalb­itz selb­st sagte, er habe Geduld und sehe sich selb­st auf einem poli­tis­chen “Langstreck­en­lauf”. “Es ist kein Geheim­nis, wo ich inner­halb der AfD poli­tisch ste­he. Aber wir müssen ein Gle­ichgewicht zwis­chen allen Kräften erreichen. ”

In einem Inter­view mit Com­pact vom Okto­ber 2018 wieder­holte Kalb­itz sein Ver­sprechen für eine Zusam­me­nar­beit mit recht­sex­tremen Bürg­er­be­we­gun­gen wie PEGIDA, “Kan­del ist über­all”, “Zukun­ft Heimat” und “Ein Prozent”. ”

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Sonstiges

#LeaveNoOneBehind — die Politische Einkaufsschlange

INFORIOT Bun­desweit bericht­en Medi­en über hun­derte Meter lange Schlangen vor Lebens­mit­telgeschäften. In der Pots­damer Innen­stadt kam es am Oster­son­ntag zu ein­er ungewöhn­lichen Warteschlange, nach­dem eine angemeldete Men­schen­kette der See­brücke Pots­dam ver­boten wor­den war. Gegen Mit­tag standen mehr als 200 Men­schen an ein­er Bäck­erei auf der Bran­den­burg­er Straße an, um ihre Brötchen zu kaufen. Da aktuell auch beim Anste­hen und Warten ein Abstand von min­destens 2 Metern einzuhal­ten ist, ging die 700m lange Warteschlange ent­lang der gesamten Fußgänger­zone von der Friedrich-Ebert-Str. bis zum Bran­de­burg­er Tor.

Die Wartenden hat­ten Schilder oder Trans­par­ente dabei, um auf die katas­trophale Sit­u­a­tion an den Europäis­chen Außen­gren­zen und in den Elend­slagern auf den griechis­chen Inseln, wie das Lager Moria auf Les­bos, aufmerk­sam zu machen. Seenotret­tung, Sol­i­dar­ität und Men­schen­rechte wur­den gefordert. Außer­dem wur­den Gesänge und Parolen angestimmt.

Mit vor Ort waren mehrere par­la­men­tarische Abge­ord­nete, Anwält_innen und Journalist_innen, die den Bäckerkund_innen bera­tend und unter­stützend zur Seite standen.

Passant_innen reagierten über­wiegend pos­i­tiv auf die Aktion und sol­i­darisierten sich mit Klatschen, Ein­rei­hen oder Sprechchören.

Die ein­tr­e­f­fende Polizei wirk­te ins­ge­samt über­fordert und plan­los. Die Beamt_innen ver­sucht­en, die Warten­schlange als unangemeldete Ver­samm­lung zu deklar­i­eren und die Men­schen am Brötchenkauf zu hin­dern. Vere­inzelt wur­den Per­son­alien aufgenom­men. Zu beobacht­en war, dass die „Ord­nung­shüter“ im Namen von Coro­na wed­er Abstan­dregeln ein­hiel­ten, noch Mund­schutz trugen.

Die Einkauf­ss­chlange löste sich nach gut ein­er Stunde von selb­st auf, da ein ungestörtes Warten nicht möglich war.

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Flucht & Migration

Aktion Supermarkt-Shuttle „Busverbindung jetzt!“

Damit haben wir ver­sucht den Bus 571 von der Erstauf­nahme zur Stadt­mitte zu erset­zen. Er wurde vom Verkehrs­man­age­ment Elbe-Elster mit Beginn der Coro­na-Krise eingestellt.

Viele der über 400 Bewohner*innen der Sam­melun­terkun­ft reagieren mit Unver­ständ­nis auf die Maß­nahme des Verkehrs­man­age­ments Elbe-Elster. Eine Bewohner­in dazu: „Das Inter­es­sante ist: die anderen Busse fahren. Warum also nur wir? Warum wer­den wir so isoliert?“ Eine weit­ere Bewohner­in fügt hinzu: „Der Bus ist vor ca. einem Monat aus­ge­set­zt wor­den. Wir müssen jet­zt zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren. 5 km mit Taschen ist weit. Zu Fuß ist das eine Stunde hin und eine zurück. Wir sind total abgeschnit­ten und sitzen hier fest, wir kön­nen uns über­haupt nicht frei bewe­gen.“ Die Iso­la­tion durch den man­gel­nden Bus wird durch die schlechte Inter­netverbindung noch ver­stärkt. Für die Men­schen in Quar­an­täne ist dies beson­ders einschneidend.

Geshut­telt wurde in pri­vat­en PKWs. Der Abstand von 1,5 Meter wurde einge­hal­ten, indem immer ein*e Fahrer*in jew­eils eine Per­son aus der Unterkun­ft trans­portierte, zudem wur­den Masken zur gegen­seit­i­gen Sicher­heit getra­gen. Trotz dieser Sicher­heits­maß­nah­men wur­den Men­schen aus der Unterkun­ft von anderen Einkaufend­en, die selb­st keinen Mund­schutz tru­gen, vehe­ment zum Hochziehen ihres Mund­schutzes aufge­fordert. Seit der Coro­na-Pan­demie wer­den sie ver­stärkt mit der­ar­ti­gen Kom­mentaren belei­digt. Ein Bewohner­in dazu: „Ich ver­ste­he das nicht. Wir sind doch die, die den Mund­schutz tra­gen. Warum wer­den wir nicht geschützt? Das ist doch Ras­sis­mus!“. Gle­ichzeit­ig gab es aber auch pos­i­tive Rück­mel­dun­gen und Spende­nange­bote der dort Anwe­senden Bürger*innen.

Durch unseren Shut­tle kon­nten ca. 40 Men­schen trans­portiert und ihnen damit große Einkäufe ermöglicht wer­den. „Seit Beginn der Krise, wurde das Essen reduziert. Viele Men­schen, vor allem die Fam­i­lien müssen selb­st kochen. Daher müssen wir drin­gend einkaufen kön­nen.“ Zudem haben viele Men­schen Angst und möcht­en nicht mehr in die Kan­tine gehen, weil der Sicher­heitsab­stand von 1,5 m kaum zu gewährleis­ten ist.

Die Heimbewohner*innen ste­hen seit Bekan­ntwer­den der Coro­na-Fälle im Lager ohne­hin unter großem Druck. „Wir haben Angst, viele schließen sich im Zim­mer ein. Alles ste­ht still, kein Fit­ness mehr, keine Deutsch-Klassen. Es hat sich vieles zum Schlecht­en verän­dert.“ Mit der Ein­stel­lung des Busses wird die Iso­la­tion der Men­schen in dieser Zeit drastisch gesteigert.

Der Leit­er der zen­tralen Aus­län­der­be­hörde Olaf Jansen gibt an, dass die Ein­stel­lung des Busses als Präven­tion gegen die Aus­bre­itung von Covid-19 angewiesen wurde. Inner­halb der Unterkun­ft selb­st wird allerd­ings wenig unter­nom­men, um die Gesund­heit der Bewohner*innen zu schützen. Desin­fek­tion­s­mit­tel ste­ht aktuell nur auf Nach­frage vere­inzelt zur Ver­fü­gung. Dazu kom­men die man­gel­haften Küchen- und San­itär-Ein­rich­tun­gen der Sam­melun­terkun­ft generell. „Ca. 100 Men­schen teilen sich ein Bad mit 5 Duschen und 5 Toi­let­ten. Vor allem mor­gens ist da viel los. Da machen wir uns natür­lich Sor­gen. Wir haben gefordert, dass öfters geputzt wird, bish­er ist nichts passiert.“ In der Unterkun­ft in Dober­lug-Kirch­hain sind bere­its vier Men­schen infiziert, eine Per­son ist im Kranken­haus, drei in einem Con­tain­er auf dem Gelände isoliert. Zudem ist aktuell die Quar­an­täne für Men­schen, die unter Coro­na-Ver­dacht ste­hen, im 5. Stock des Fam­i­lien­haus­es (siehe Bilder) unterge­bracht. Ins­ge­samt sind 15 Einzelper­so­n­en und 2 Fam­i­lien bish­er isoliert. Zum Betreten und Ver­lassen des Quar­an­tänebere­ich­es, muss das ganze Fam­i­lien­haus durch­quert wer­den. Das ist beson­ders unver­ständlich vor dem Hin­ter­grund, dass hier viele beson­ders gefährdete Men­schen leben, die unter Asth­ma, Hyper­ven­ti­la­tion, Bluthochdruck oder Dia­betes lei­den. Das Kli­ma ist dadurch sehr angespannt.

Statt für die Gesund­heit der Men­schen in den Unterkün­ften zu sor­gen, wird also auf die Iso­la­tion der ganzen Unterkun­ft geset­zt. Zulet­zt steigert sich dieses Vorge­hen bis zur Quar­an­täne ganz­er Unterkün­fte. So wur­den in der zen­tralen Erstauf­nahme in Sach­sen-Anhalt vom örtlichen Gesund­heit­samt rund 850 Bewohner*innen bis 21. April unter Quar­an­täne gestellt und dür­fen das Gelände nicht mehr ver­lassen. Aktuell sind dort bere­it 44 Men­schen mit Covid-19 infiziert. Seit ein­er Woche set­zen sich die Bewohner*innen gegen die Gesamtquar­an­täne mit einem Hunger­streik. Den­noch gibt es über eine dezen­trale Unter­bringung und kurzfristige Verbesserung von hygien­is­chen und medi­zinis­chen Bedin­gun­gen keine Ver­hand­lun­gen. Durch die Gesamtquar­an­täne wer­den fahrläs­sig Men­schen­leben aufs Spiel geset­zt. Laut Posi­tion­spa­pi­er des Flüchtlingsrates Berlin stellt eine Quar­an­täne nach dem Infek­tion­ss­chutzge­setz ohne Zus­tim­mung der Betrof­fe­nen oder richter­lichen Beschluss zudem eine frei­heit­sentziehende Maß­nahme dar und ver­stößt gegen das Grundge­setz. Bleibt zu hof­fen, dass in Dober­lug-Kirch­hain ein Rich­tungswech­sel stat­tfind­et und die Iso­la­tion der Men­schen in der Unterkun­ft been­det wird.

Wir fordern: „Busverbindung jet­zt! WLAN Zugang in jedem Zim­mer! Schluss mit der Iso­la­tion von Men­schen in der Erstauf­nahme! Lager abschaffen!“

Inforiot