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Arbeit & Soziales

Wenn Bildung zum Geschäft wird

Die möglichst beste Bil­dung und Ver­sorgung von Kindern liegt uns allen am Herzen und ist für eine gerechte Gesellschaft eines ihrer erstrebenswertesten Ziele. Es gibt kaum ein anderes The­ma, dass so emo­tion­al beset­zt ist und sich daher so gut zum Stim­men­fang eignet. Nur wie sollte dies umge­set­zt wer­den bzw. wie wird dies in unser­er gewin­nori­en­tierten Gesellschaft bish­er umgesetzt?
Das Prob­lem ist die Pri­vatisierung von (frühkindlich­er) Bil­dung und Betreu­ung von Men­schen im All­ge­meinen. Die öffentliche Hand gibt in Pots­dam ihre Ver­ant­wor­tung in die Hände von pri­vat­en Trägern. Diese nen­nen sich dann z.B. AWO (Arbeit­er Wohlfahrt), EJF (evan­ge­lis­ches Jugend- und Für­sorgew­erk), Frö­bel und Ober­lin­haus. Diese Träger führen zwar häu­fig das kleine g (für gemein­nützig) in ihrem Namen doch bleibt die Frage: in welchem Umfeld agieren sie? Dadurch, dass die Stadt Pots­dam ihre öffentlichen Kindergärten dicht machte, wurde ein Markt geschaf­fen, auf dem es, wie auf jedem anderen Markt, nur um Ange­bot, Nach­frage und Vor­ma­cht­stel­lung geht. Um als einzel­ner Träger auf diesem Markt aus miteinan­der konkur­ri­eren­den Trägern beste­hen zu kön­nen, muss dieser mit den gle­ichen harten Ban­da­gen kämpfen wie jedes andere Unternehmen auch. Und so wie diesen Unternehmen geht es den Trägern der Kitas let­z­tendlich nur um den Gewinn, der am Ende eines Monats übrig bleibt. Denn dieser Gewinn ist die entschei­dende Kom­po­nente von der abhängt, ob das Unternehmen, egal ob mit oder ohne Gemein­nützigkeit, auf dem Markt erfol­gre­ich han­delt und somit in näch­ster Zukun­ft weit­er hand­lungs­fähig ist. Geld muss also in Mar­ket­ing, Wer­bung, Expan­sion, Ver­drän­gung und so weit­er und so fort gesteckt wer­den. Viel Geld. Aber von wo kommt das Geld? Und viel span­nen­der, wo sollte es eigentlich lan­den? Ganz klar – beim Kind! Doch um ganz vorne mit zu mis­chen, brauchen die Träger eine Par­al­lel­struk­tur um auf diesem Markt zu über­leben. Diese Par­al­lel­struk­tur frisst weit mehr Geld als die paar jäm­mer­lichen Euro, die dafür im offiziellen Etat vorge­se­hen sind.
Und so wer­den Posten geschaf­fen und finanziert, die nichts mit frühkindlich­er Bil­dung zu tun haben und dieser auch nicht nutzen. Sie nutzen auss­chließlich dem Unternehmen und dessen Bestre­bun­gen, sich auf dem Markt eine Vor­rang­stel­lung zu sich­ern. Der Stadt Pots­dam ist dies dur­chaus bewusst. Doch auch sie ver­fol­gt Inter­essen, die am Men­schen vor­beige­hen. Möglichst geringe Kosten für möglichst wenig Aufwand. Solange sich nie­mand beschw­ert und auf­muckt oder das ganze Sys­tem ins Stock­en gerät. Dauer­hafte Unter­fi­nanzierung kann nun ein­mal keine her­vor­ra­gende Dien­stleis­tung her­vor­brin­gen. So wird auch gern mal ein Auge zuge­drückt, wenn die eige­nen Vorschriften nicht umge­set­zt wer­den. Das Prob­lem ist uns allen aus unseren eige­nen Erfahrun­gen oder aus Erzäh­lun­gen bekan­nt. Sei es vom Nach­barn, der als Pfleger im Kranken­haus alleine auf zwei Sta­tio­nen arbeit­et, die Lebens­ge­fährtin, die in der Kita zehn Krip­penkinder allein betreut, oder die Fre­undin, die für acht schw­erst trau­ma­tisierte junge Men­schen gle­ichzeit­ig da sein muss. Egal ob in der Kita, im Kranken­haus oder im Betreuten Wohnen, das grundle­gende Sys­tem ist über­all iden­tisch und nen­nt sich: Kapitalismus.
Es ist ein guter, richtiger und wichtiger Schritt, einen besseren Betreu­ungss­chlüs­sel für das eigene Kind zu fordern. Bei dieser Forderung sollte der Protest allerd­ings nicht aufhören:
Lasst uns gemein­sam für ein sol­i­darisches und gerecht­es Bil­dungs- und Betreu­ungssys­tem kämpfen!?
Für das gute Leben für ALLE!

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Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus Sonstiges

Querfront-Fest in Fürstenberg/Havel dieses Wochenende

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Screen­shot der Ver­anstal­tung. Quelle: Facebook.

INFORIOT Vom 16. bis 18. Sep­tem­ber soll in Fürstenberg/Havel das erste sog. “Friedens­fest am See” stat­tfind­en. Es han­delt sich dabei um eine mehrtägige Ver­anstal­tung um das Release-Konz­ert des Duis­burg­er Quer­front-Hiphop-Duos „Die Band­bre­ite“. Auch weit­ere Fig­uren und Musiker_innen der Quer­front- und “Truther”-Szene sowie “Chem­trail-Geg­n­er_in­nen” sollen in Fürsten­berg auftreten. Das Fest wird durch „Lär­mquelle Records“ organ­isiert — einem Musik­la­bel, welch­es vom „Bandbreite“-Sänger und Song­writer Mar­cel „Woj­na“ Woj­narow­icz gegrün­det wurde.
Auf einem Camp­ing­platz in Fürstenberg/Havel soll das Spek­takel statt find­en. Dabei leg­en die Organisator_innen großen Wert darauf, dass der Fes­tort möglichst lange unbekan­nt bleiben soll. Es liegt eine Anmel­dung für den Camp­ing­platz in Zootzen vor. Die genauen Koor­di­nat­en wer­den an die Ticketbesitzer_innen einen Tag vor Beginn des Friedens­festes per E‑Mail zuge­sendet. Die Teilnehmer_innenzahl ist auf 200 begrenzt.
Braune Inhalte hin­ter linkem Etikett 
Auf dem Fest soll das neue Album der „Band­bre­ite“ , die den kon­tro­ver­sen Namen „Der let­zte Linke“ trägt, freigegeben wer­den. Die Band verortet sich selb­st, trotz ihrer ver­schwörungside­ol­o­gis­chen, teils anti­semi­tis­chen Texte und Lobgesän­gen auf Deutsch­land im linken Lager. 2010 lobte die NPD die Band als eine „eine volkssozial­is­tis­che Musik­gruppe“, ihre Lieder wer­den regelmäßig auf ver­schieden­sten recht­en Ver­anstal­tun­gen gespielt. Die „Band­bre­ite“ unter­stützt aktiv die sog. „Friedens­mah­nwachen“ und ist Teil der „Truther-Bewe­gung“. Die sog. „Truther“ glauben, dass sie von Regierung, Behör­den und Massen­me­di­en sys­tem­a­tisch und bewusst fehlin­formiert und bel­o­gen wer­den. Die Band ist bekan­nt für ihre ver­schwörungside­ol­o­gis­chen, anti-amerikanis­chen und anti­semi­tis­chen Inhalte, die sie als „Wahrheit“ deklar­i­eren. So behauptet  „Die Band­bre­ite“ etwa im Song „Selb­st gemacht“, dass die USA selb­st hin­ter den Anschlä­gen vom 11. Sep­tem­ber steck­ten wür­den.
Mit ihren Inhal­ten dockt „Die Band­bre­ite“ beim extrem recht­en Spek­trum an. In der Ver­gan­gen­heit trat die Band in der „Anti Zen­sur Koali­tio­nen“ (AZK) des evan­ge­likalen Sek­ten­grün­ders Ivo Sasek auf. In seinen AZK-Ver­anstal­tun­gen bietet Sasek regelmäßig Holocaustleugner_innen und Geschichtsrevisionst_innen eine Bühne. Im Feb­ru­ar des ver­gan­genen Jahres trat „Die Band­bre­ite“ u.a. bei ein­er Demon­stra­tion der Grup­pierung „Engagierte Demokrat­en gegen die Amerikanisierung Europas“, kurz „EnDgAmE“, in Halle auf. Auch auf weit­eren Ver­anstal­tun­gen der Grup­pierung war “Die Brand­bre­ite” ein gern gese­hen­er Gast. „EnDgAmE“ ist eine extrem rechte Grup­pierung, die aus ein­er Abspal­tung von „PEGIDA“ ent­stand. Inhaltlich geht „EnDgAmE“ sog­ar noch weit­er. In einem Post­ing vom Juni 2015 schrieb die Grup­pierung, dass der rus­sis­che Präsi­dent Wladimir Putin ein würdi­ger „Führer“ sei, der was gegen die USA, die als das Imperi­um der „jüdis­chen Lob­by“ bzw. „USrael“ beze­ich­net wer­den, macht.
Eine Band­bre­ite an Absurdität
Neben der “Band­bre­ite” treten auf dem Friedens­fest weit­ere Musik­er und Per­sön­lichkeit­en der sog. „Friedens­be­we­gung“ auf. Als Sup­port-Act haben sich die Duis­burg­er Rap­per aus der „Truther“-Szene ein­ge­laden, darunter der Öster­re­ich­er Kilez More sowie Pho­ton und weit­ere fünf schillernde Rap-Grup­pen. Weitaus promi­nen­ter beset­zt ist die Podi­ums­diskus­sion bzw. die Rede­beiträge, die laut Ablauf am Sam­stagabend stat­tfind­en sollen. Die Band­bre­ite an Absur­dität ist beset­zt durch:
  • Christoph Hörs­tel: wichtiger Ver­schwörungside­ologe und Bun­desvor­sitzen­der der Partei „Deutsche Mitte“, die ihren Sitz in Nauen hat. Die „Deutsche Mitte“ ist das Nach­fol­ge­pro­jekt Hörs­tels. Bere­its unter den Namen „Neue Mitte“ trat Hörs­tel 2013 in Pots­dam für den Bun­destag an. Er erhielt 0,4% der Stimmen.
  • Lars Mährholz: Ini­tia­tor der Montagsmahnwachen/„Mah­nwachen für Frieden“, die seit März 2014 meist Mon­tags in Deutsch­land, Öster­re­ich und der Schweiz stat­tfan­den. Mährholz lud in der Ver­gan­gen­heit ver­schieden­ste Redner_innen zu den Demon­stra­tio­nen und Mah­nwachen ein. Das Spek­trum reichte von Per­so­n­en wie Jür­gen Elsäss­er, Ken Jeb­sen, Ver­schwörungside­olo­gen wie Andreas Popp bis hin zu Poli­tik­ern der NPD. Inhaltlich wiesen die sog. „Friedens­mah­nwachen“ starke anti­semi­tis­che, anti-amerikanis­che und ver­schwörungs­the­o­retis­che Ten­den­zen auf.
  • Rico Albrecht: Mit­glied der “Wis­sens­man­u­fak­tur” („Insti­tut für Wirtschaft­forschung und Gesellschaft­spoli­tik“). Bei der “Wis­sens­man­u­fak­tur” han­delt es sich um ein inter­net­basiertes Pro­jekt des Ver­schwörungside­olo­gen, “Chem­trail-Geg­n­er” und Reichs­bürg­er Andreas Popp. Ein weit­eres promi­nentes Mit­glied der “Wis­sens­man­u­fak­tur” ist Eva Her­man. Eva Her­man ist bekan­nt für ihre anti-emazi­pa­torischen und rechts-kon­ser­v­a­tiv­en Ansicht­en. Von 2010 bis 2011 war sie „Nachricht­en­sprechere­in“ beim Kopp-Ver­lag, der sich auf die Pub­lika­tio­nen mit dem Schw­er­punkt Ver­schwörungs­the­o­rien, braune Eso­terik und pseudomedi­zinis­che The­men spezial­isiert hat.
  • Owe Schat­tauer: Mitini­tia­tor der Friedens­fahrt Berlin-Moskau im August 2016. [1] Auf Mah­nwachen tritt er auf mit dem Beinah­men „Die Stimme des Zorns“, als Musik­er unter dem Namen „C‑Rebell“ auf und ver­sucht sich wie die „Die Band­bre­ite“ im Sprechge­sang. Im Okto­ber 2014 mod­erierte er die Friedens­de­mo in Karl­sruhe, auf der neben Ken Jeb­sen die bekan­nte Anti­semitin Eve­lyn Hecht-Galin­s­ki auf­trat­en. [2]
  • Lucas Puchal­s­ki: Ist für den Ver­trieb des Mag­a­zins „Free21“ [3] ver­ant­wortlich. „Free21“ beze­ich­net sich selb­st als eine Plat­tform für „nicht embed­de­ten, crowd­fi­nanziertem Jour­nal­is­mus“. Die als PDF erhältlichen Beiträge wer­den vierteljährlich zu einem Heft gedruckt und behan­deln die klas­sis­chen The­men der „Truther-Bewe­gung“, wie aktuell die Ver­schwörungs­the­o­rien um 9/11. Auf der Plat­tform wurde die Friedens­fahrt Berlin-Moskau aus­führlich dokumentiert.

Promi­nente Mod­er­a­tion aus dem extrem recht­en Spektrum
Für die Mod­er­a­tion der Podi­ums­diskus­sion haben sich die Organisator_innen den Pub­lizis­ten und Rechts-Aktivis­ten Michael Vogt ein­ge­laden. Vogt ist Gesellschafter des Schild-Ver­lags aus Elblin­gen, der haupt­säch­lich Pub­lika­tio­nen in den Bere­ichen Ver­schwörungs­the­o­rien, Eso­terik und Impfkri­tik her­aus­bringt. Zudem betreibt er einen eige­nen Inter­net-Sender: Das „Quer-Denken.TV“ gilt als Organ der „Truther-Bewe­gung“.
Für ver­schiedene Auf­tragge­ber, darunter N‑TV und ProSieben pro­duzierte er, neben belan­glos­er Well­ness- und Ernährungs­dokus, umstrit­tene Doku­men­tarfilme. Gemein­sam mit dem Neon­azi Olaf Rose war er an der Pro­duk­tion des geschicht­sre­vi­sion­is­tis­chen Doku­men­tarfilms „Geheimak­te Heß“ beteiligt. In dem Film wird der Hitler-Stel­lvertreter Rudolf Hess zum „Friedens­flieger“ verk­lärt, der auf ein­er ange­blichen „Friedens­mis­sion“ des „Drit­ten Reich­es“ befand. Zudem wird sein Selb­st­mord im Kriegsver­brecherge­fäng­nis in Span­dau angezweifelt – eine These, die haupt­säch­lich im neon­azis­tis­chen Spek­trum aufge­grif­f­en wird. Dabei berief sich der Film auf den Aus­führun­gen des dubiosen Autoren Mar­tin Ellen, dessen Pub­lika­tio­nen maßge­blich dafür bekan­nt sind, auf gefälscht­en Doku­menten zu beruhen. Sein Co-Pro­duzent Olaf Rose ist zu dem kein Unbekan­nter. Er arbeit­et seit 2007 bei der NPD und ist seit 2009 Stad­trat für die Neon­azi­partei im säch­sis­chen Pir­na. Seit 2015 ist Olaf Rose Bun­desvor­standsmit­glied der NPD, wo er bere­its zwis­chen 2008 und 2009 tätig war. 2012 nominierte die NPD Rose für die Wahl des deutschen Bundespräsidenten.
2012 ini­ti­ierte Vogt u.a. das Pro­jekt „Auf­bruch Gelb-Rot-Schwarz“ (GRS). Das Pro­jekt hat­te sich zum Ziel geset­zt Grup­pierun­gen, wie etwa die Rechtsbürger_innen zu vere­inen, die die Exis­tenz, Sou­veränität und Legit­i­ma­tion der Bun­desre­pub­lik Deutsch­land bestre­it­en. Im sel­ben Jahr pub­lizierte er in den Burschen­schaftlichen Blät­tern ein Man­i­fest „Weg in die Frei­heit — Deutsch­lands Auf­bruch 2012“. U.a. beschrieb er dort die völkische Def­i­n­i­tion der Zuge­hörigkeit zum deutschen Volk: „‘Nach deutschem und burschen­schaftlichem Ver­ständ­nis’ bemesse sich die Eigen­schaft ‘Deutsch­er’ nach den Kri­te­rien ‘Abstam­mung und Kul­tur’“.
[1] hxxp://www.free21.org/friedensfahrt-berlin-moskau/
[2] hxxps://friedensbewegung-halle.de/2014/10/28/xxl-friedensmahnwache-in-karlsruhe-am-25–10-2014/
[3] hxxps://clausstille.com/2015/08/10/free21-das-magazin-laeuft-eine-begegnung-mit-chefredakteur-tommy-hansen/

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Antifaschismus Law & Order

Dossier „28. Mai 2016 – Polizeigewalt in Luckenwalde“

155 ver­let­zte Fans, Dutzende Trau­ma­tisierte – die Geschehnisse am Ende des jüng­sten Pokal­fi­nales in Luck­en­walde sind bei vie­len Anhängern des SV Babels­berg 03 unvergesslich. Ihr Team erzielte wun­der­schöne Tore und gewann mit 3:1 gegen den FSV 63 Luck­en­walde. Damit zog der Vere­in erst­mals nach fünf Jahren wieder in den DFB-Pokal ein. Doch die Fans erin­nern sich an diesen Tag vor allem, weil behelmte, größ­ten­teils ver­mummte und teil­weise ungekennze­ich­nete Polizis­ten ihre fröh­liche Feier zer­störten. Sie set­zten mas­siv Pfef­fer­spray ein, trat­en und schlu­gen auf Fans ein. Mit der heuti­gen Vor­lage eines umfassenden Dossiers zu diesem „Polizeiein­satz“ fordern Fan­vertreter endlich die Aufk­lärung und Kon­se­quen­zen aus der exzes­siv­en Gewalt der Beamten am 28. Mai 2016.
„Wir warten bis heute auf die umfassende Aufar­beitung der Vorkomm­nisse“, sagt Max Hen­nig, Mit­glied im Fan­beirat des SV Babels­berg 03. „Vor allem die Betrof­fe­nen, die vie­len ver­let­zten und trau­ma­tisierten Null­drei-Fans haben ein Recht darauf, endlich wahrgenom­men zu wer­den“, erk­lärt Hen­nig weit­er. „Sie wollen, dass den falschen Zahlen und Unwahrheit­en über sie, die seit Monat­en von der Polizei und dem Innen­min­is­teri­um ver­bre­it­et wer­den, endlich wider­sprochen wird“, betont Hen­nig. Deshalb habe sich der Fan­beirat, ein aus der Fan­szene gewähltes Gremi­um, entsch­ieden zusam­men mit dem Net­zw­erk zur Unter­stützung repres­sions­be­trof­fen­er Nulldreier*innen (nur03*) ein Dossier zu den Ereignis­sen zu erstellen.
„Da die Behör­den sich seit Monat­en weigern die unver­hält­nis­mäßige Eskala­tion und die exzes­sive Gewalt gegen Babels­berg-Fans aufzuar­beit­en, sind wir aktiv gewor­den“, ergänzt Hannes Ulk von nur03*. Dazu wur­den Fotos sowie Videos gesichtet und mit Augen­zeu­gen gesprochen. „Es hat sehr viel Kraft gekostet, dieses Mate­r­i­al zu ord­nen und in eine nachvol­lziehbare Form zu brin­gen. Viele von uns waren selb­st Betrof­fene. Deshalb ist es uns nicht leicht gefall­en, das Erlebte durch die Geschicht­en der Betrof­fe­nen und Augen­zeu­gen immer wieder neu durchzu­machen. Aber wir woll­ten die Aufar­beitung aus der Per­spek­tive der Betrof­fe­nen ermöglichen und mit diesem Dossier eine umfassende Doku­men­ta­tion zu den Ereignis­sen in Luck­en­walde vor­legen“, erläutert Ulk die Arbeit. Die Ini­tia­tive nur03* beobachtet bei jedem Spiel des SV Babels­berg 03 das Ver­hal­ten und die Maß­nah­men der Polizei.
Die vor­liegende Chronolo­gie der Ereignisse for­muliert auch Forderun­gen an die Polizei, das Innen­min­is­teri­um des Lan­des Bran­den­burg beziehungsweise den Innen­min­is­ter Karl-Heinz Schröter, den Fußball-Lan­desver­band Bran­den­burg (FLB) sowie die Vere­ine SV Babels­berg 03 und FSV 63 Luck­en­walde. „Wir ver­lan­gen, dass die Ereignisse in Luck­en­walde umfassend aufgear­beit­et wer­den und es Kon­se­quen­zen für die Ein­sat­zleitung und die gewalt­täti­gen Polizeibeamten gibt. Darüber hin­aus erwarten wir eine Entschuldigung der Polizei bei den Betrof­fe­nen und die Klarstel­lung der wahrheitswidri­gen Behaup­tun­gen“, so Hen­nig. „Wir fordern eben­so die strik­te Ein­hal­tung der beste­hen­den Kennze­ich­nungspflicht für Polizeibeamte. Reiz­gas darf nicht länger im Sta­dion oder in anderen großen Men­schen­men­gen einge­set­zt wer­den. Zudem muss endlich eine externe Ver­trauensstelle für Beschw­er­den gegen polizeilich­es Han­deln ein­gerichtet wer­den“, ergänzt Ulk.
Das Dossier kann Online hier nachge­le­sen wer­den: http://nur03.de/dossier-luckenwalde
Der Down­load als pdf-Doku­ment ist hier möglich: http://nur03.de/…/09/Polizeigewalt_in_Luckenwalde_Online.pdf
Eine Videozusam­men­schnitt der Polizeige­walt ist hier zu find­en: http://vimeo.com/182357671
Für Anfra­gen wen­den Sie sich bitte an den Fan­beirat Babels­berg unter fanbeirat_babelsberg [ät] arcor [punkt] de oder an das Net­zw­erk zur Unter­stützung repres­sions­be­trof­fen­er Nulldreier*innen (nur03*) unter info [ät] nur03 [punkt] de.

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration Klima & Umwelt Sonstiges

Wandelwoche 2016 Berlin — Brandenburg

Bei der Wan­del­woche vom 8. — 18. Sep­tem­ber 2016 kön­nen unter dem Mot­to “Her mit dem guten Leben!” auf mehr als 25 Touren und Ver­anstal­tun­gen über 50 sol­i­darische Pro­jek­te und gemein­schaft­sori­en­tierte Betriebe besucht und Geschicht­en des Gelin­gens ein­er Alter­na­tive zu Aus­beu­tung von Men­sch und Natur und zum Dog­ma gren­zen­losen Wach­s­tums ken­nen­gel­ernt und disku­tiert werden.
Die Touren:
— Soli­Oli. Sol­i­dar­ität in und mit Griechenland
— Lebenswert­er Wohn­raum? Eine Fahrrad­tour zu Sam­melun­terkün­ften für Geflüchtete
— Ansätze ökol­o­gis­chen Wirtschaftens erleben
— Per­makul­tur und Stadtgärtnern
— Von der Schafs­wolle zum Garn
— Lebensmittel*Landwirtschaft*Essen in der Stadt
— Gärt­nern, Schenken, DIY und Feiern: selb­stor­gan­isiert in Cottbus
— Sol­i­darische Entwick­lung im ländlichen Raum nach dem Vor­bild Riace? Ein Herz für Humus
— Ess­bar­er Bezirk Kreuzberg — Zwis­chen Real­ität und Utopie
— Wirtschaften fürs Gemeinwohl
— Her mit dem guten Leben — für alle! Sol­i­darische Ökonomie und Teil­habe von Geflüchteten
— Ökol­o­gisch-soziales Mehrgen­er­a­tio­nen­wohnen in Werder
— Selb­st­be­haup­tung für Frauen
— Made in Barn­im — Ess­bare Land­schaften und Lebens­mit­tel aus der Region
— Win­drad-Work­shop auf dem Tem­pel­hofer Feld
— handgewebt in berlin — Kri­tis­che Auseinan­der­set­zung mit Textilien
— Aktivis­mus in die Suppe gespuckt — Lob­by­is­mus und die Hür­den des Kapitalismus
…und manche mehr, die in den näch­sten Tagen noch dazukommt: es lohnt sich immer wieder mal auf unser­er Touren-Seite Neuigkeit­en zu ent­deck­en. Und wenn ihr euch fragt, wo die jew­eilige Tour stat­tfind­et, schaut auf die
Karte, die wir mit unser­er Part­ner­in Imwandel.net erstellt haben.
Los geht’s beim Auf­takt in Berlin am Do. 08.09. 16–20h auf dem Tem­pel­hofer Feld mit Work­shops, Filme, Vorstel­lung der Touren, Präsen­ta­tion des Wan­del­Mo­bils, Jam­men und Schlem­men und Musik mit die dat­en, der Auf­takt in Bran­den­burg fol­gt am Fr. 09.09. 16–21h im Pro­jek­thaus Pots­dam mit Pro­jek­tvorstel­lun­gen, Diskus­sion­srun­den und Videobeiträ­gen zu The­men des Wan­dels bei leck­erem Essen aus dem Ofen­haus, Bar, DJ und gemütlichem Ausklang am Lager­feuer… Span­nend wird auch der Abschluss in der Prig­nitz am Fr./Sa. 16./17.09. in Kyritz mit dem Markt der regionalen Möglichkeit­en mit Work­shops, Stän­den aus der Region, leck­erem Essen und viel Raum zum Aus­tausch über das gute Leben in unser­er Region…
Her mit dem Guten Leben — wir sehen uns bei der Wandelwoche!

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(Anti)militarismus Antifaschismus Flucht & Migration Law & Order

Kein Frieden mit dem Kapitalismus! OSZE? Och Nee!

KRIEG IM SCHAFSPELZ
Pressemit­telung des linken Bünd­nis Pots­dam zur heuti­gen antikap­i­tal­is­tis­chen Demonstration
Über 250 Men­schen ver­sam­melten sich heute in Pots­dam, um gegen das OSZE-Tre­f­fen am morgi­gen 1. Sep­tem­ber zum demon­stri­eren. In ver­lese­nen Rede­beiträ­gen wurde auf den Zusam­men­hang zwis­chen kap­i­tal­is­tis­ch­er Ver­w­er­tungslogik und den aktuellen Kriegen ver­wiesen, auch wurde zu eini­gen Mit­gliedsstaat­en über Waf­fen­ex­porte und herrschende autokratis­che Regime informiert.
Laut­stark lief die Demo in die Nähe des Tagung­sortes, an dem sich mor­gen die Außenminister_innen zu informellen Gesprächen inklu­sive aus­gedehn­tem Freizei­tange­bot tre­f­fen wer­den und wurde dabei von einem unver­hält­nis­mäßig großen Polizeiaufge­bot begleit­et. Inter­esse an unser­er Demon­stra­tion zeigten vor Ort außer­dem Mitarbeiter_innen von Ver­fas­sungs- und Staatss­chutz. Offen­bar soll das ganze Tre­f­fen der OSZE ohne Zwis­chen­fälle oder Kri­tik ablaufen.
Aluhutträger_innen, Pogi­das und andere unan­genehme Gestal­ten zeigten sich auch am Rande, wur­den aber von Demon­stri­eren­den auf Abstand gehalten.
Anna Drey­fuß vom linken Bünd­nis war mit der Demon­stra­tion zufrieden: „Mit dem Mot­to: Kein Frieden mit dem Kap­i­tal­is­mus! haben wir zumin­d­est den Potsdamer_innen eine Kri­tik an herrschen­den Ver­hält­nis­sen und der schein­heili­gen Frieden­srhethorik näher gebracht. Jet­zt wollen wir auch mor­gen noch den Mit­gliedern der OSZE mit vielfälti­gen Aktio­nen zeigen, dass wir ihre Poli­tik der Aus­beu­tung, der Kap­i­tal­in­ter­essen und der Waf­fen­liefer­un­gen in aller Her­ren Län­der scheiße find­en. Es bleibt, darauf hinzuweisen, dass das OSZE-Tre­f­fen in Pots­dam nur die Kennlern­fahrt der Außenminister_innen wird. Am 8. und 9. Dezem­ber trifft sich die gesam­melte G‑20-und-OSZE — Bar­gage in Hamburg…“
Pots­dam, 31.08.2016
 
DER AUFRUF
OSZE
Am 1. Sep­tem­ber 2016, dem in Erin­nerung an den Über­fall der deutschen Wehrma­cht auf Polen 1939 zum inter­na­tionalen Antikriegstag ernan­nten Datum, tre­f­fen sich in Pots­dam die Außen­min­is­ter der OSZE (Organ­i­sa­tion für Sicher­heit und Zusam­me­nar­beit in Europa) um „neue Impulse für eine Friedenssicherung in Europa [zu] setzen.“
Den Frieden in Europa und über­haupt sich­ern, das klingt doch erst­mal gut, warum also Kri­tik daran üben? Ein erster Blick auf die Zusam­menset­zung der OSZE dürfte eigentlich schon reichen. Die drei größten Rüs­tung­sex­por­teure der Welt, die USA, Rus­s­land und Deutsch­land sind Mit­glieder in der OSZE. Län­der, die direkt von kriegerischen Auseinan­der­set­zun­gen prof­i­tieren, daneben Län­der wie die Türkei, die seit Jahren einen Krieg gegen die eigene Bevölkerung führt. Außer­dem dabei, die Dik­tatur Weißrus­s­land und als Part­ner­land Ägypten, das erst vor kurz­er Zeit einen bluti­gen Mil­itär­putsch hin­ter sich gebracht hat und in dem Men­schen gefoltert werden.
Doch für uns ste­ht eine wesentlichere Frage am Anfang der Kri­tik. Warum gibt es in der Welt Kriege? Nach der Auf­gaben­stel­lung der OSZE liegen die Ursachen für kriegerische Auseinan­der­set­zun­gen vor allem in Kor­rup­tion, Geld­wäsche, Finanzierung des Ter­ror­is­mus, organ­isiert­er Krim­i­nal­ität, sowie Inter­netkrim­i­nal­ität, eth­nis­chen Span­nun­gen und unfreien Wahlen.
Für uns sind es knall­harte Inter­es­sen­ge­gen­sätze. Die inter­na­tionalen Beziehun­gen der Län­der sind geprägt von Konkur­renz: dem Kampf um Ein­flussge­bi­ete, Rohstoffe, Absatz- und Finanzmärk­ten, Han­del­srouten, Mil­itärstützpunk­te, Zugang zu bil­li­gen Arbeit­skräften usw. Danach richtet sich die Außen­poli­tik der Natio­nen, danach wer­den Bünd­nisse geschmiedet und dies sind in let­zter Kon­se­quenz die Gründe, die entschei­den über Krieg und Frieden.
Daher richtet sich unsere Kri­tik auch gegen eine Außen­poli­tik der kap­i­tal­is­tis­chen Ver­w­er­tung und Konkur­renz. Die Gründe für Kon­flik­te liegen nicht in der satanis­chen Boshaftigkeit einzel­ner Herrschen­der. Z.B. sind die Kriege im Nahen Osten immer wieder befeuert durch die Inter­es­sen­ge­gen­sätze von Sau­di Ara­bi­en, der Türkei, den USA und dem Iran. Diese Region ist nicht zu ret­ten durch freie Wahlen oder eine freie Presse, solange Grup­pen mit Kalaschnikow und Panz­ern dort Poli­tik im Inter­esse der regionalen und inter­na­tionalen Mächte machen. Es geht den OSZE-Mit­gliedern eben nicht um Men­schen­rechte und Frieden. Ehe­ma­lige Kolo­nial­län­der, wie Frankre­ich und Großbri­tan­nien haben unzäh­lige Kriege ohne Rück­sicht auf Men­schen­leben geführt. Deutsch­land hat Krieg in Jugoslaw­ien geführt, anschließend ein kor­ruptes Regime im Koso­vo mit aufge­baut, in Afghanistan eine Regierung trotz Wahlbe­trug unter­stützt und die USA führen weltweit als stärk­ste Mil­itär­ma­cht Kriege, auch mit dem Wohlwollen ihrer Verbündeten.
Noch immer ster­ben unzäh­lige Men­schen jedes Jahr wegen Flucht und Vertrei­bung und sind zur Migra­tion gezwun­gen, weil die Lebens­be­din­gun­gen in ihren Län­dern auf­grund von Kriegen, Ver­fol­gung, kor­rupter Regime oder fehlen­der Grund­ver­sorgung sowie Hunger ihnen keine lebenswerte Exis­tenz ermöglicht. Weit­ere Beispiele sparen wir uns an dieser Stelle. Die Kon­se­quenz für uns ist die Erken­nt­nis, dass die Struk­tur des Kap­i­tal­is­mus unabläs­sig Kriege befördert, bed­ingt, ja ger­adezu her­aus­fordert. Eine Organ­i­sa­tion wie die OSZE wird daran nichts ändern!
Nur eine Über­win­dung des Sys­tems Kap­i­tal­is­mus und der Nation kann einen dauer­haften Frieden zwis­chen den Men­schen sich­ern, erst eine weltweite Ver­ständi­gung der Men­schen über gemein­same Inter­essen und gerechte und aus­beu­tungs­freie Pro­duk­tion und Verteilung des gesellschaftlichen Reich­tums kann diesen garantieren!
Kommt zur anti­na­tionalen und antikap­i­tal­is­tis­chen Vor­abend­de­mo am 31.8.2016 um 18.00 Uhr auf dem Luisenplatz!
Krieg dem Kriege!

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(Anti)militarismus Antifaschismus

Reformation 2.0: Kein öffentliches Geld für die Garnisonkirche!

zdf.jpgRef­or­ma­tion 2.0:
Kein öffentlich­es Geld für die Garnisonkirche!
Für die Tren­nung von Staat und Kirche!
Son­ntags, 11.09.2016 / 9:00 Uhr / Gar­nisonkirchen­brache (Bre­ite Straße)
Kommt als Bauern­mob in Arbeit­skluft (kann auch mod­ern sein) passend zu den Revolten während der Reformation!
Welchen wichti­gen Anlass gibt es am diesjähri­gen 11. Sep­tem­ber? Etwa den 15. Jahrestag des Atten­tats auf das World Trade Cen­ter in New York? Nein! Für unsere Garnisonkirchenfreund*innen find­et an diesem denkwürdi­gen Datum etwas viel „Bedeu­ten­deres“ statt: Ein Fernse­hgottes­di­enst in der Nähe der Gar­nisonkirchen­brache (im IHK-Gebäude gegenüber), live aus­ges­trahlt im ZDF, in dem das Zuschauer­pub­likum auf das nach nationaler Bedeu­tung hechel­nde Gar­nisonkirchen­pro­jekt einges­timmt wer­den soll.
Wie und warum es dazu gekom­men ist, an diesem beson­deren Jahrestag einen Fernse­hgottes­di­enst mit Bezug auf die ehe­ma­lige Gar­nisonkirche zu ver­anstal­ten, wis­sen eventuell Mar­lehn Thieme, Mit­glied des EKD-Rates, Gar­nisonkirche­un­ter­stützerin und Vor­sitzende des ZDF-Fernsehrates und ihr guter Bekan­nter Wolf­gang Huber, Vor­sitzen­der der Gar­nisonkirchen­s­tiftung, der im Fernse­hgottes­di­enst seine weisen Worte an das ZDF-Pub­likum wen­den wird – und sich­er jeden unpassenden Ver­gle­ich zwis­chen Gar­nisonkirche und World Trade Cen­ter ver­mei­den wird…
Wir wollen gegen die unangemessene Fernse­hwer­bev­er­anstal­tung für die Gar­nisonkirche vor Ort protestieren.
Deshalb rufen wir zur erneuten Ref­or­ma­tion auf und haben drei „The­sen“:
— Kein öffentlich­es Geld für die Garnisonkirche
— Tren­nung von Staat und Kirche
— Gegen die Dekadenz der Kirchenelite
Wir rufen euch, als Pots­damer “Bauern­schaft”, auf: Zeigt der prunk­süchti­gen Kirchen­leitung, wo eure Mist­ga­beln hän­gen! Kommt son­ntags im Agrarar­beit­sout­fit – ganz im Sinne der Bauer­nauf­stände zu Zeit­en der Ref­or­ma­tion. Denn wie jede*r gute Protestant*in weiß, waren die Finanzschwierigkeit­en eines großen Kirchen­baupro­jek­tes, des Peter­doms, der zen­trale Aus­lös­er der dama­li­gen Ref­or­ma­tion. Der Peters­dom sollte mit­tels der Ver­schär­fung des Ablasshan­dels finanziert wer­den, weshalb für die arme Bevölkerung das Fass der Feu­dalge­sellschaft zum Über­laufen voll war.
Mehr Infos: http://www.ohne-garnisonkirche.de

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Sonstiges

Potsdam: Los Rampos Muy Grandes

187812In den let­zten Tagen ist am Havelufer zwis­chen der Hum­boldt­brücke und dem beset­zten Kul­turzen­trum ‘La Datscha’ in Eigenini­tia­tive auf ein­er Fläche von 35m² eine Skatean­lage gebaut wor­den. Fern von ruhebedürfti­gen Wohnan­la­gen und gefährlichem Straßen­verkehr, zen­tral gele­gen und eine Brach­fläche nutzend, hat sich eine lose Gemein­schaft begeis­tert­er und engagiert­er Skater*Innen entsch­ieden, diese Vorteile zu nutzen und ihre Vorstel­lung ein­er, im Rah­men der Möglichkeit­en, ide­alen Skat­er­ampe zu ver­wirk­lichen. Auch eine Klet­ter­wand ist vorge­se­hen. Genau­so wie bei dem Beachvol­ley­ballplatz direkt daneben und dem aufgeschüt­tetem Sand­strand 30m weit­er, waren die treiben­den Gedanken, mit indi­vidu­eller Inno­va­tion und Eigenini­tia­tive die Stadt, in der wir leben, mit der kreativ­en Aus­for­mung des Raumes lebens- und liebenswert­er für alle Men­schen zu gestalten.
Die Stiftung Preußis­che Schlöss­er und Gärten (SPSG) ver­langt jet­zt den Rück­bau der Anlage, weil sie der Mei­n­ung ist, von ihrem Recht als Grundbe­sitzer Gebrauch zu machen, auch wenn das heißt, eine seit Jahren zugewucherte Brache zu schützen, anstatt, dass die Fläche sin­nvoll genutzt wird. Zur Agen­da der SPSG gehört es auch, einen flo­ri­eren­den Buch­laden auf einem Uni­ver­sitätscam­pus der Geis­teswis­senschaften abreißen zu wollen oder sog­ar zu hohe Bäume fällen zu lassen, nur um Sich­tach­sen zu erhal­ten, die sich vor  300 Jahren jemand aus­gedacht hat. Anstatt die Stadt zeit­gemäß und für das Leben der Einwohner*Innen angenehm zu gestal­ten, wer­den von Ver­ant­wortlichen immer wieder die Wün­sche ein­er rück­wärts­ge­wandten, frühere Zeit­en glo­ri­fizieren­den Elite berück­sichtigt. Wir möcht­en auch an den Kampf um die Idee der Nowaw­iese erin­nern, der mit der Beset­zung des Bolz­platzes begann und durch reges pos­i­tives Inter­esse und den Ein­satz viel­er Einwohner*Innen ver­schieden­er Milieus der Stiftung abgerun­gen wurde und zum Bau des Sport­platzes und des Hun­de­spielplatzes geführt hat. Trotz alle­dem sind die Kinder des Vere­ins Con­cor­dia Nowawes ange­hal­ten, die Toi­let­ten im Strand­bad zu nutzen, weil Toi­let­ten­häuschen an der Nowaw­iese eben­falls mit der bekan­nten Sich­tach­sen­be­grün­dung abgelehnt wur­den, obwohl direkt daneben der Damm der Nutheschnell­straße ver­läuft, der inklu­sive Hum­boldt­brücke im 18. Jahrhun­dert defin­i­tiv noch nicht existierte. Aber die Straße hat natür­lich eine infra­struk­turelle und wirtschaftliche Exis­tenzberech­ti­gung und hier offen­bart sich die Dop­pel­moral jen­er Leute, die sich in Vere­inen wie der SPSG oder MitteSchön ansam­meln und die ihre neo­his­torischen Träume und real­itäts­fer­nen Ansicht­en den weniger bemit­tel­ten Einwohner*Innen oktroyieren müssen. Mit dem Argu­ment, Pots­dam touris­tisch aufzuw­erten wird verkan­nt, dass eine Stadt in erster Lin­ie zur (Be-)Nutzung durch ihre Einwohner*Innen und nicht zum anguck­en da ist. Wir nehmen das nicht hin! Auch wenn ihr nicht Skate­board fahrt, klet­tert oder Vol­ley­ball spielt, seid ihr alle her­zlich ein­ge­laden, Euch das Geschaf­fene anzuse­hen und zu benutzen. Unter­stützt unab­hängige Pro­jek­te und zeigt, dass ihr immer höhere Mieten und immer woh­nun­würdi­gere Ver­hält­nisse in Protz­dam nicht hin­nehmen wollt.
Jede*r kann irgen­det­was, zusam­men kön­nen wir alles!
Die Städte denen, die drin Wohnen! 

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(Anti-)Rassismus Law & Order

10 Jahre AGG – in Brandenburg ein Diskriminierungsschutz mit Lücken

Am 18. August 2006 trat das All­ge­meine Gle­ich­be­hand­lungs­ge­setz (AGG) in Kraft und markierte damit eine Zeit­en­wende. Basierend auf den EU-Antidiskri­m­inierungsrichtlin­ien schreibt es das Recht auf Gle­ich­be­hand­lung und Men­schen­würde fest und ver­bi­etet Diskri­m­inierung. Zum Anlass des 10. Jahrestages des AGG unter­stre­icht die Antidiskri­m­inierungs­ber­atung Bran­den­burg die große Bedeu­tung des Geset­zes und mah­nt zugle­ich Nachbesserun­gen und eine Ver­voll­ständi­gung des Diskri­m­inierungss­chutzes in Bran­den­burg an.
„Das AGG stellt unmissver­ständlich klar: Jed­er Men­sch hat das Recht auf Gle­ich­be­hand­lung. Diskri­m­inierung ist keine Bagatelle, son­dern geset­zlich ver­boten. Aber lei­der stellt es keinen umfassenden Diskri­m­inierungss­chutz dar, denn der Gel­tungs­bere­ich ist eingeschränkt und einige Zugang­shür­den sind für manche Betrof­fene zu hoch“, fasst Ing­mar Pech von der Antidiskri­m­inierungs­ber­atung Bran­den­burg 10 Jahre Praxis­er­fahrun­gen mit dem AGG zusammen.
Diskri­m­inierung ist All­t­ag in Bran­den­burg: Men­schen erhal­ten auf­grund ihres Namens keine Woh­nung, wer­den auf­grund ihrer Haut­farbe nicht in die Diskothek oder einen Fit­ness­club ein­ge­lassen oder wer­den am Arbeit­splatz auf­grund ihres Kopf­tuch­es diskri­m­iniert. Das AGG stärkt die gesellschaftliche Posi­tion Betrof­fen­er und hil­ft ihnen bei der Durch­set­zung ihres Rechts auf Gleichbehandlung.
Es weist jedoch auch Män­gel auf, die drin­gend nachgebessert wer­den müssen: So fehlt es an Ken­nt­nis und Aufk­lärung über das AGG, die Fris­ten zur Gel­tend­machung von Ansprüchen sind zu kurz, es gibt Hür­den in der Rechts­durch­set­zung und der Gel­tungs­bere­ich des AGG ist zu eingeschränkt. Anwend­bar ist das Gesetz auss­chließlich im pri­va­trechtlichen Bere­ich (Arbeits­markt sowie bei Gütern und Dien­stleis­tun­gen). Keinen Schutz vor Diskri­m­inierun­gen bietet es, wenn diese von staatlichen Insti­tu­tio­nen aus­ge­hen. Momen­tan ist es in Bran­den­burg leichter möglich, sich gegen diskri­m­inierende Vermieter_innen oder Arbeitgeber_innen zu wehren, als gegen diskri­m­inierende Lehrer_innen oder Polizeibeamt_innen.
Aktuell beste­ht Anlass zur Hoff­nung, dass Bran­den­burg darauf reagiert und diese rechtliche Schut­zlücke zu schließen ver­sucht: Der Entwurf zu einem Lan­desan­tidiskri­m­inierungs­ge­setz (LADS) ist in den Land­tag einge­bracht wor­den. Bei der Anhörung im Sep­tem­ber wird jedoch erst entsch­ieden, ob er ver­wor­fen wird oder das Gesetz über­haupt real­isiert wer­den soll.
„Ras­sis­mus und Diskri­m­inierung nehmen in Bran­den­burg in erschreck­en­dem Aus­maß zu. Ein nicht uner­he­blich­er Teil der Bevölkerung ist täglich ras­sis­tis­chen Belei­di­gun­gen, Gewalt und Diskri­m­inierung aus­ge­set­zt. Es ist daher drin­gend nötig, dass Bran­den­burg die Anti­ras­sis­mus-Klausel der Lan­desver­fas­sung auch für den Bere­ich Diskri­m­inierung ernst nimmt. Geset­zge­berisch muss mit aller Deut­lichkeit reagiert wer­den, um dieser besorgnis­er­re­gen­den Entwick­lung ent­ge­gen zu wirken,“ stre­icht Ing­mar Pech die rechtliche und poli­tis­che Notwendigkeit eines Lan­desan­tidiskri­m­inierungs­ge­set­zes hervor.
Die Antidiskri­m­inierungs­ber­atung Bran­den­burg der Opfer­per­spek­tive fordert daher den Land­tag und die Lan­desregierung auf, auf Lan­desebene ein Lan­desan­tidiskri­m­inierungs­ge­setz einzuführen und auf der Bun­de­sebene auf die Nov­el­lierung des AGG hinzuwirken.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Raus auf die Straße! Antifaschistische Streetparade in Frankfurt (Oder)

187598Am 03.09.2016 wollen wir gemein­sam mit euch auf die Straße gehen, um gegen ras­sis­tis­che Het­ze in Frank­furt (Oder) anzu­tanzen. Wir ste­hen für eine sol­i­darische Gesellschaft, die sich gegen das her­zlose und has­ser­füllte Gezetere der Frank­furter Recht­en ein­set­zt. Wir ste­hen für eine Gesellschaft, in der jede*r das Recht hat seinen Wohnort zu wählen, vor Krieg und Bar­barei zu fliehen und auf ein besseres Leben zu hoffen.
Die ras­sis­tis­che Flüchtlingspoli­tik auf europäis­ch­er und nationaler Ebene schürt den Hass in dieser Gesellschaft und fördert den sozialen Unfrieden. Sie stellt sich in den Dienst der Wutbürger*innen und entrechtet Men­schen, die in Europa Schutz suchen. Die Abschot­tung und der Ego­is­mus der­jeni­gen, die in Wohl­stand und Frieden leben kön­nen, ste­ht denen gegenüber, welche aus Angst und Ver­fol­gung alles hin­ter sich lassen mussten, um in Sicher­heit weit­er leben zu können.
Der Recht­sruck in Europa ist ein Aus­druck für die Befürch­tung etwas vom großen Kuchen abgeben zu müssen. Dieser Hass entlädt sich über­all in Europa, so auch hier in Frank­furt (Oder).
Dem stellen wir uns entschlossen entgegen!
Gegen die soziale Kälte und Aus­gren­zung stellen wir die Ideen von Emanzi­pa­tion und Gleichberechtigung.
Gegen die Vere­in­samung in unser­er Gesellschaft stellen wir unsere Solidarität.
Gegen den recht­en Hass stellen wir einen gemein­samen Kampf für eine bessere Welt!
Am 03.09.2016 wollen Frank­furter Rassist*innen den Schul­ter­schluss mit Ultranationalist*innen aus Polen üben und mobil­isieren für eine erste län­derüber­greifende Demon­stra­tion. Wir wer­den ihnen die Straße an diesem Tag nicht über­lassen. Gegen ein Europa der Vater­län­der und gegen Abschot­tung und Mauern wer­den wir am 03.09.2016 mit unser­er antifaschis­tis­chen Street­pa­rade demonstrieren.
Start­punkt Street­pa­rade: 13:00 Uhr am Bahn­hof Frank­furt (Oder)
Zugtr­e­ff­punkt in Berlin: 11:45 Alexan­der­platz Gleis 1 — Fahrtzeit 1h Stunde
Außer­dem: Kundge­bung des Bünd­niss­es „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ ab 14:00 Slu­bicer Straße
Achtet auf Ankündi­gun­gen im Vor­feld der Street­pa­rade! Wir nutzen am Tag den Hash­tag #ffo_nazifrei auf Face­book, Twit­ter und Instagram.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration Gender & Sexualität

Wir werden immer lauter!”

Vom 25.7.–14.8.2016 geht Women in Exile and Friends unter dem Mot­to “Wir wer­den immer lauter!” auf Aktion­s­tour quer durch Deutsch­land. Die drei­wöchige Tour soll auf die Sit­u­a­tion von geflüchteten Frauen und Kindern aufmerk­sam machen und Flüchtlings­frauen unter­stützen, für sich selb­st zu sprechen.
Eliz­a­beth Ngari, Mit­be­grün­derin von Women in Exile: “Die Erfahrun­gen, die wir in Bran­den­burg machen, sind den Erfahrun­gen von Frauen aus anderen Bun­deslän­dern ähn­lich. Flüchtlings­frauen sind dop­pelt Opfer von Diskri­m­inierung: Sie wer­den als Asyl­be­wer­berin­nen durch ras­sis­tis­che Geset­ze aus­ge­gren­zt und als Frauen diskriminiert..”
Women in Exile and Friends wird Unterkün­fte besuchen, mit lokalen Ini­tia­tiv­en zusam­me­nar­beit­en und öffen­lichkeitswirk­same Aktio­nen durch­führen. So ist beispiel­sweise am 29.7. eine Protestkundge­bung vor dem Bun­de­samt für Migra­tion und Flüchtlinge in Nürn­berg geplant. Eine zen­trale Forderung ist die Anerken­nung geschlechtsspez­i­fis­ch­er Flucht­gründe. Der Focus der Tour wird jedoch auf dem Empow­er­ment und gegen­seit­igem Aus­tausch der Flüchtlings­frauen liegen.
Eliz­a­beth Ngari: “Über die Jahre haben wir Verbindun­gen mit zahlre­ichen Flüchtlings­frauen und Unterstützer*innengruppen aufge­baut. Jet­zt geht es darum, unsere Gemein­samen Forderun­gen an die Öffentlichkeit zu brin­gen.” Wir wür­den uns freuen, wenn Sie über die Tour bericht­en und den Ter­min wahrnehmen, um mit uns über die Sit­u­a­tion von Flüchtlings­frauen zu sprechen. Es beste­ht auch die
Möglichkeit, die Bus­tour zu begleiten.
Weit­ere Infor­ma­tion über die Gruppe “Women in Exile & Friends”: http://women-in-exile.net/ oder auf facebook.com/Women-in-Exile-Summer-Bus-Tour-2016
Tour­dat­en: 25.7. War Starts Here-Camp Alt­mark // 26.–27.7. Halle/Saale // 28.7.Leipzig // 29.–31.7. Nürn­berg // 1.8. Oberursel // 2.–3.8. Köln // 4.8. Osnabrück // 5.8. Biele­feld // 6.8. Göt­tin­gen // 7.8. Witzen­hausen // 8.–9.8 Bre­men // 10.–11.8. Ham­burg // 12.8. Pots­dam // 13.–14.8. Berlin

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