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Polnische Nationalist_innen provozieren erneut in Ravensbrück!

Auf­forderung an die Mahn- und Gedenkstätte Ravens­brück endlich zu handeln!
Seit den let­zten Jahren wer­den die Feier­lichkeit­en zum Gedenken an die Befreiung des Frauenkonzen­tra­tionslagers Ravens­brück immer mas­siv­er von pol­nis­chen Nationalist_innen gestört. So auch dieses Jahr am 22. April 2018. Nation­al­is­tis­che Sym­bole auf Arm­binden paramil­itärisch­er Klei­dung, Fah­nen und Ban­nern wer­den (nicht nur) von aggres­siv­en jun­gen Män­nern offen getra­gen. Wie berech­nend sie diese Sym­bo­l­ik ein­set­zen, zeigt unter anderem das punk­t­ge­naue Auf­tauchen ein­er Flagge der Nar­o­dowe Sily Zbro­jne (Nationale Stre­itkräfte, NSZ) zu Beginn des jüdis­chen Kad­disch-Gebets. Diese Organ­i­sa­tion ist für die Ermor­dung von Jüd_innen und Kommunist_innen sowie für ihre Kol­lab­o­ra­tion mit den Deutschen während und nach dem Zweit­en Weltkrieg bekannt.
Zwar beschwor die Gedenkstät­ten­lei­t­erin Insa Eschebach auch in ihrer diesjähri­gen Rede eine Europäisierung des Gedenkens. Doch statt den vielfälti­gen (National-)Fahnen früher­er Jahre, die die Herkun­ft der Häftlinge des Konzen­tra­tionslagers kennze­ich­neten, ste­ht sie jet­zt nur noch einem Meer von pol­nis­chen Fah­nen gegenüber. Schon in den Vor­jahren waren sowohl Mitarbeiter_innen der Mahn- und Gedenkstätte als auch Besucher_innen am Rand der Gedenkver­anstal­tung mas­siv bedro­ht, beschimpft und abfo­tografiert wor­den. In diesem Jahr ist die Sit­u­a­tion jedoch auf der Gedenkver­anstal­tung selb­st eskaliert: Mehrere pol­nis­che Nationalist_innen stell­ten sich demon­stra­tiv direkt vor das Ban­ner der Lagerge­mein­schaft Ravensbrück/Freundeskreis, um dieses sowie die dazuge­hören­den antifaschis­tis­chen Flaggen zu verdeck­en. Die Gruppe der Nationalist_innen wurde immer größer, ihr Auftreten war bedrohlich. So fotografierten sie ständig die Gesichter der­jeni­gen, die um das Ban­ner der Lage rge­meins chaft Ravensbrück/Freundeskreis standen. Als sie von Besucher_innen aufge­fordert wur­den, ihre nation­al­is­tis­chen Trans­par­ente wieder einzurollen und etwas weit­er wegzuge­hen, reagierten sie laut und aggres­siv und es kam fast zu Hand­grei­flichkeit­en. Das Auftreten der pol­nis­chen Nationalist_innen – nicht nur bei diesem Zwis­chen­fall – hat die Gedenk­feier so mas­siv gestört, dass für viele ein Gedenken nicht mehr möglich war.
Einige Mitarbeiter_innen der Mahn- und Gedenkstätte Ravens­brück ver­sucht­en spon­tan, in die anges­pan­nte Sit­u­a­tion einzu­greifen, um Schlim­meres zu ver­hin­dern. Ein Han­deln der Mahn- und Gedenkstätte von offizieller Seite blieb jedoch aus. Nach den Erfahrun­gen der let­zten Jahre hat­te die Mahn- und Gedenkstätte im Vor­jahr angekündigt, eine Strate­gie zum Umgang mit diesem immer mas­siv­eren Prob­lem entwick­eln zu wollen. Doch das ist anscheinend nicht passiert. Im Gegen­teil: Sog­ar der kleine Ver­merk auf der Ein­ladung im Vor­jahr, dass nation­al­is­tis­che Sym­bole auf der Gedenk­feier nicht erwün­scht seien, fehlte in diesem Jahr wieder.
Wir fordern die Mahn- und Gedenkstätte Ravens­brück auf:

  • ihre Besucher_innen (ins­beson­dere die Über­leben­den und deren Nachkom­men!) vor recht­en, nation­al­is­tis­chen Bedro­hun­gen zu schützen und eine Atmo­sphäre zu schaf­fen in der ein Gedenken möglich ist.
  • sich ein­deutig gegen Nation­al­is­mus sowie Anti­semitismus und Ras­sis­mus in all ihren Aus­prä­gun­gen zu positionieren.
  • endlich eine umfassende Strate­gie zu entwick­eln, um zukün­ftig Pro­voka­tio­nen von Nationalist_innen zu verhindern.
  • schon bei der Ein­ladung zur Gedenk­feier klar zu machen, dass nation­al­is­tis­che Sym­bole uner­wün­scht sind.
  • von ihrem Haus­recht Gebrauch zu machen und Nationalist_innen vom Gelände der Mahn- und Gedenkstätte zu ver­weisen, wenn sie ihre Pro­voka­tio­nen (durch entsprechende Sym­bole und ihr Ver­hal­ten) nicht einstellen.
  • ihre Ein­ladungspoli­tik so zu gestal­ten, dass kri­tis­che und fortschrit­tliche Stim­men mehr Gehör bekom­men und nicht Vertreter_innen ein­er reak­tionären, repres­siv­en, recht­en Poli­tik weit­er gestärkt werden.

Wir find­en es notwendig mit der Mahn- und Gedenkstätte Ravens­brück und anderen, die sich dort engagieren, daran zu arbeit­en, dass Nation­al­is­mus an diesem Ort und im Beson­deren bei den Gedenkver­anstal­tun­gen zukün­ftig keinen Platz mehr hat.
Einige Teil­nehmende aus der Ini­tia­tive für einen Gedenko­rt ehe­ma­liges KZ Uck­er­mark e.V. April 2018

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Bildung & Kultur Gender & Sexualität

Ob janz weit draußen oder mittendrin: Antifa heißt Landarbeit!

Im August des ver­gan­genen Jahres feierte ein neues antifaschis­tis­ches Pro­jekt in Bran­den­burg Pre­miere: Das JWD-Camp. Im Strom­bad in Cot­tbus kam ein bunter Haufen Men­schen zusam­men, um zu disku­tieren und zu kri­tisieren, sich zu ver­net­zen, Erfahrun­gen und Wis­sen zu teilen und selb­stver­ständlich um zu entspan­nen und miteinan­der eine gute Zeit zu ver­brin­gen. Daran wollen wir anknüpfen!
2018 wird das JWD-Camp vom 26. bis 29. Juli auf dem Gelände der Coolmüh­le e.V. bei Witt­stock stat­tfind­en. An vier Tagen wer­den wir jen­seits der Trost­losigkeit des grauen All­t­ags, ohne ihre Ohn­machts­ge­füh­le und gesellschaftlichen Zwänge, einen Freiraum schaf­fen. Gemein­sam wollen wir Ideen entwick­eln, wie eine befre­ite und sol­i­darische Gesellschaft und das gute Leben für alle ausse­hen kann und einen Rah­men schaf­fen, in dem Utopi­en nicht nur disku­tiert wer­den, son­dern ein Stück erleb­bar sind. Das JWD-Camp ver­fol­gt das Ziel, Wis­sen und Fer­tigkeit­en zu ver­mit­teln, um faschis­tis­che Ten­den­zen bekämpfen zu kön­nen. Ob es darum geht, kom­plexe Zusam­men­hänge zu ver­ste­hen, Strate­gien zu entwick­eln oder aber auch darum, wie die näch­ste Aktion durchzuführen ist – es ist Zeit sich zu organisieren!
Mit dem Auf­flam­men der PEGI­DA-Bewe­gung und dem Einzug der AfD in die Par­la­mente wur­den ras­sis­tis­che, nation­al­is­tis­che und antifem­i­nis­tis­che Posi­tio­nen wieder salon­fähig. Während Großstädte als Orte des Wieder­standes gel­ten, ist der Kampf in ländlichen Regio­nen ernüchternd. Doch auch auf dem Land geht was! In vie­len Städten und Regio­nen wur­den Freiräume erkämpft und jene Pro­jek­te, die sich Werte wie Frei­heit und Sol­i­dar­ität auf die Fah­nen geschrieben haben, wollen wir auf­bauen, unter­stützen und stärken. Daher fiel die Entschei­dung in diesem Jahr das Camp in Kuhlmüh­le bei Witt­stock im Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin stat­tfind­en zu lassen.
Ost­prig­nitz-Rup­pin gehört u.a. zu den Land­kreisen mit der höch­sten Anzahl rechter Gewalt­tat­en in Bran­den­burg. Dabei spielt die Stadt Witt­stock mit sein­er seit Jahren etablierten Neon­azi-Szene eine trau­rige Haup­trol­le. Witt­stock ver­fügt kaum über Anlauf­punk­te für Men­schen, die nicht in das Welt­bild der Recht­en passen. Gle­ichzeit­ig verze­ich­net die Region einen Zuzug von linksalter­na­tiv­en Men­schen, die die Großs­tadt ver­lassen, um auf dem Land zu leben. Zu diesen gehört auch das Pro­jekt Coolmüh­le e.V., auf dessen Gelände das JWD-Camp in diesem Jahr stat­tfind­en wird.
Das JWD-Camp ver­ste­ht sich als antifaschis­tis­ches Camp, welch­es sich nach dem Do It Your­self-Prinzip organ­isiert. Wir wollen möglichst einen Ort schaf­fen, an dem sich alle wohl fühlen und par­tizip­ieren kön­nen. Antifaschis­mus bedeutet für uns aber nicht nur den ewigen Abwehrkampf gegen Nazis zu führen, son­dern auch die Gesamtver­hält­nisse zu kri­tisieren und unser eigenes Han­deln zu hin­ter­fra­gen. Daher ist das JWD-Camp nicht nur ein Ort zur Selb­stor­gan­i­sa­tion und Empow­er­ment, son­dern auch für Selbstreflexion.
In den vier Tagen erwartet euch ein bre­ites Pro­gramm mit Work­shops und ver­schieden­sten the­o­retis­chen und prak­tis­chen Ange­boten. Aber auch Entspan­nen und ein­fach mal die Seele baumeln lassen ist drin. Abends wollen wir die Tage dann gemein­sam mit Lager­feuer und musikalis­ch­er Unter­hal­tung ausklin­gen lassen.
Also, ob janz weit draussen oder mit­ten­drin: Kommt am 26. bis 29. Juli nach Kuhlmüh­le, denn Antifa heißt (auch) Landarbeit!

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration Law & Order

5 Jahre NSU-Prozess — Kein Schlussstrich!

In Bran­den­burg gibt es seit zwei Jahren einen par­la­men­tarischen Unter­suchungsauss­chuss, der die Ver­strick­un­gen von Neon­azis und Ver­fas­sungss­chutz in den NSU-Kom­plex aufar­beit­en soll. Die dilet­tan­tis­che Arbeit des Auss­chuss­es und ein offen­bar man­gel­nder Aufk­lärungswille zeigen deut­lich, dass die Aufk­lärung der Tat­en ger­ade erst am Anfang ste­ht. Am Tag der Urteilsverkün­dung des NSU-Prozess­es wird es sowohl in München als auch in Berlin Großdemon­stra­tio­nen geben.
Daher ruft die Emanzi­pa­torische Antifa Pots­dam (EAP) ruft am Tag X der Urteilsverkün­dung des NSU-Prozess­es zur Fahrt nach München auf, um gemein­sam mit den Nebenkläger_innen und den Ange­höri­gen der Opfer der NSU-Mord­serie für eine lück­en­lose Aufk­lärung zu demon­stri­eren. Falls euch nicht möglich ist, nach München zu fahren, rufen Grup­pen aus Berlin und Bran­den­burg gemein­sam dazu auf, an der Tag X‑Demonstration in Berlin teilzunehmen. Die Möglichkeit ras­sis­tis­chen Ter­rors in Deutsch­land, der umfassende Wider­willen gegen Aufk­lärung seit­ens poli­tis­ch­er, polizeilich­er und geheim­di­en­stlich­er Stellen und die öffentliche Sol­i­dar­ität mit den Betrof­fe­nen geht uns alle an! Zu lange waren grade unsere Struk­turen nicht unter­stützend aktiv und woll­ten sich dieses The­mas nicht annehmen. In Bran­den­burg gibt es seit zwei Jahren einen par­la­men­tarischen Unter­suchungsauss­chuss, der die Ver­strick­un­gen von Neon­azis und Ver­fas­sungss­chutz in den NSU-Kom­plex aufar­beit­en soll. Die dilet­tan­tis­che Arbeit des Auss­chuss­es und ein offen­bar man­gel­nder Aufk­lärungswille zeigen deut­lich, dass die Aufk­lärung der Tat­en ger­ade erst am Anfang steht.
Achtet deshalb auf Ankündi­gun­gen für Zugtr­e­ff­punk­te der lokalen Anti­ra- und Antifastrukturen.
Das Ende eines end­losen Prozesses
Anfang 2018 geht voraus­sichtlich der NSU-Prozess nach fünf Jahren zu Ende. Das NSU-Net­zw­erk war ver­ant­wortlich für neun ras­sis­tis­che Morde an Enver Şimşek, Abdur­rahim Özüdoğru, Süley­man Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodor­os Boul­gar­ides, Mehmet Kubaşık und Halit Yoz­gat, sowie für den Mord an der Polizistin Michèle Kiesewet­ter und dem ver­sucht­en Mord an ihrem Kol­le­gen Mar­tin Arnold. Bei den drei Sprengstof­fan­schlä­gen in Köln und Nürn­berg wur­den viele Men­schen ver­let­zt, nur durch Glück wurde nie­mand getötet. Auch die 15 Raub- und Banküber­fälle führten zu zum Teil lebens­ge­fährlichen Verletzungen.
Die Betrof­fe­nen des NSU-Ter­rors haben große Hoff­nun­gen in den Prozess geset­zt. Sie wollen wis­sen, warum ihre Ange­höri­gen ster­ben mussten und wer den NSU an den Tatorten unter­stützte. Sie erwarten Aufk­lärung über die Ver­strick­un­gen von Ver­fas­sungschutz und Polizei in den NSU-Kom­plex. Sie wollen, dass der insti­tu­tionelle Ras­sis­mus, der sie nach den Tat­en wie eine „Bombe nach der Bombe“ traf, anerkan­nt wird und Kon­se­quen­zen hat.
All das hat der Prozess in München nicht geleis­tet. Die betrof­fe­nen Nebenkläger*innen und ihre Anwält*innen haben immer wieder ver­sucht, diese Aspek­te in den Prozess hineinzu­tra­gen. Die Bun­de­san­waltschaft hält dage­gen bis zum Ende an ihrer – wider­legten – These vom NSU als “isoliertem Trio” fest. Viele Fra­gen zu den Tat­en des NSU, zum Net­zw­erk und der Rolle der Behör­den wur­den im Münch­n­er Prozess nahezu sys­tem­a­tisch aus­geklam­mert und sind bis heute nicht aufgeklärt.
Das Prob­lem heißt Rassismus
Ras­sis­mus ist eine tra­gende Säule des NSU-Kom­plex­es. Der NSU ent­stand nicht im sozialen Vaku­um. Er ist eine direk­te Folge der ras­sis­tis­chen Pogrome und Anschläge der 1990er Jahre, die durch die Abschaf­fung des Asyl­rechts 1993 poli­tisch belohnt wur­den und für Nazis das Sig­nal aussende­ten: Mit Ras­sis­mus kommt man unges­traft davon. Bis heute wer­den rechte und ras­sis­tis­che Gewalt von der Mehrheits­ge­sellschaft und von Polizei und Jus­tiz ver­harm­lost. Noch schwieriger ist es, insti­tu­tionellen Ras­sis­mus zu the­ma­tisieren – nicht nur im Fall NSU, son­dern auch im Fall ras­sis­tis­ch­er Polizeikon­trollen in Zügen, an Bahn­höfen und im öffentlichen Raum.
Dass das Prob­lem Ras­sis­mus heißt, wis­sen diejeni­gen am besten, die davon betrof­fen sind. Das Umfeld aller neun Mor­dopfer bestand früh darauf, eine ras­sis­tis­che Tat­mo­ti­va­tion in die Ermit­tlun­gen einzubeziehen. Dass ihr Wis­sen 11 Jahre nicht gehört wurde, ist auf Ras­sis­mus zurück­zuführen. Wieso jagte eine „SOKO Bosporus“ den „Dön­er-Mörder“ und nicht eine „SOKO Zwick­au“ die „Nazi-Killer“? Wieso fol­gten die Medi­en fast aus­nahm­s­los den The­o­rien der Sicher­heits­be­hör­den? Und wieso wur­den die Demon­stra­tio­nen der Fam­i­lien Kuba??k und Yoz­gat 2006 in Kas­sel und Dort­mund auch von den meis­ten organ­isierten Antirassisten*innen und Antifaschist*innen in Deutsch­land, trotz der Erfahrun­gen der Pogrome der 1990er Jahre, als nicht rel­e­vant für die eigene sol­i­darische Prax­is wahrgenom­men? Antifaschis­tis­che Struk­turen waren blind in der Wahrnehmung der Anliegen der Demonstrant*innen und haben die Dimen­sio­nen sowie Gefahr organ­isiert­er Nazi-Grup­pen nicht ernst genommen.
Die Struk­turen und Wahrnehmungsmuster der Polizei, Medi­en und auch der Linken kon­nten naht­los an gesellschaftlich geteiltes ras­sis­tis­ches Wis­sen anknüpfen. Der offene völkische Ras­sis­mus der Nazis und der alltägliche insti­tu­tion­al­isierte Ras­sis­mus von Sicher­heits­be­hör­den, Medi­en und Mehrheits­ge­sellschaft bilden zusam­men mit den staatlich aufge­baut­en und beschützten Neon­azistruk­turen den NSU-Kom­plex. NSU bedeutet – Ras­sis­mus, Staat und Nazis Hand in Hand.
An der Igno­ranz gegenüber Ras­sis­mus und der Per­spek­tive der Betrof­fe­nen hat sich auch nach fast 5 Jahren NSU-Prozess wenig geän­dert. Die gesellschaftlichen Voraus­set­zun­gen für den NSU sind bis heute nicht aus der Welt geschafft. Auf das voll­mundi­ge Ver­sprechen der Aufk­lärung fol­gte die behördliche Ver­tuschung, die auch den zahlre­ichen Unter­suchungsauss­chüssen eine wirk­liche Aufk­lärung unmöglich macht. Auch wenn die Angeklagten in München zu Recht verurteilt wer­den, dro­hen den meis­ten Unterstützer*innen des NSU, wie auch den Ver­ant­wortlichen in den Behör­den, immer noch keine Konsequenzen.
Eine angemessene Entschädi­gung der Betrof­fe­nen, die durch die ras­sis­tis­chen Ermit­tlun­gen zum Teil in den Ruin getrieben wur­den, ste­ht weit­er aus. Während für Sach­schä­den nach dem G20-Gipfel in Ham­burg kurzfristig und unbürokratisch ein Härte­fall­fonds ein­gerichtet wurde, müssen sich die Betrof­fe­nen des NSU-Ter­ror ihr Recht auf Entschädi­gung müh­sam vor Gericht erstreiten.
Deutsche Kon­ti­nu­itäten
Die Gesellschaft und die Behör­den Deutsch­lands fol­gen hier eingeübten Ver­hal­tensweisen ihrer jün­geren Geschichte. Auch die Opfer des Naziregimes und ihre Ange­höri­gen hat­ten die Haupt­last und ‑ini­tia­tive zur Aufk­lärung der Ver­brechen des deutschen Faschis­mus zu tra­gen. Die Mehrheits­ge­sellschaft, das Täter*innenkollektiv sehnte sich nach einem Schlussstrich, ver­drängte die Schuld und lehnte die eigene Ver­ant­wor­tung für den mil­lio­nen­fachen Mord ab. Die Ver­ant­wor­tung wurde auf eine kleine, einge­gren­zte und pathol­o­gisierte Täter*innengruppe abgeschoben – Hitler, die NSDAP, die SS.
Anti­semitismus ist Teil des Problems
Zum ide­ol­o­gis­chen Fun­da­ment des NSU gehörte auch Anti­semitismus. Im nation­al­sozial­is­tis­chen Welt­bild des NSU beste­ht ein enger Zusam­men­hang zwis­chen ras­sis­chem Anti­semitismus, der sich gegen Jüdin­nen* und Juden richtet und Ras­sis­mus, der auf Migrant*innen und POC zielt. Die Ide­olo­gie von der Über­legen­heit der „weißen Rasse“ geht mit der Vorstel­lung ein­her, diese sei durch eine „über­mächtige jüdis­che Weltver­schwörung“ ein­er­seits und durch Zuwan­derung und Ver­mis­chung mit „min­der­w­er­ti­gen Frem­den“ ander­er­seits bedro­ht. Dieser Logik fol­gen die „Turn­er Diaries“, die als eine Vor­lage für die NSU-Mord­serie gel­ten. Sie propagieren den Unter­grund­kampf gegen „das Sys­tem“, der mit der Ermor­dung von Schwarzen, Jüdin­nen und Juden und Politiker*innen begin­nt und mit der Weltherrschaft der „weißen Rasse“ endet.
Anti­semitismus äußerte sich auch in den konkreten Tat­en des NSU. 1996 hängte das NSU-Kern­trio eine Puppe mit der Auf­schrift “Jude” und eine Bombe­nat­trappe an ein­er Auto­bahn­brücke auf, um damit gegen den Besuch von Ignatz Bubis, dem dama­li­gen Vor­sitzen­den des Zen­tral­rats der Juden, zu protestieren. Wenige Monate später beteiligte sich Beate Zschäpe an der Ver­schick­ung ein­er Mord­dro­hung an Bubis. Auch das vom NSU-Kern­trio pro­duzierte Spiel “Pogrom­ly” sowie die in der Früh­lingsstraße verteilte nation­al­sozial­is­tis­che Pro­pa­gan­da ver­bre­it­et anti­semi­tis­che Ver­nich­tungs­fan­tasien. Dieser Zusam­men­hang wurde bish­er sowohl von der Öffentlichkeit als auch im NSU-Prozess weitest­ge­hend verdrängt.
Spuren nach Berlin
Mehrere Spuren des NSU führen auch nach Berlin. Stephan Lange war Deutsch­land-Chef von „Blood & Hon­our“ und stand mit zen­tralen Fig­uren des NSU in engem Kon­takt. Er wurde vom LKA Berlin als Spitzel „Nias“ an den Bun­desver­fas­sungss­chutz weit­erg­ere­icht. Thomas Starke wurde seit dem Jahr 2000 vom Berlin­er Lan­deskrim­i­nalamt als V‑Mann in Sach­sen geführt. Er hat­te drei Jahre vor sein­er Anwer­bung für das NSU-Kern­trio Sprengstoff besorgt und später bei der Suche nach einem Ver­steck geholfen. Das LKA Berlin gab min­destens fünf Hin­weise auf das NSU-Kern­trio nicht an die fah­n­den­den Behör­den weit­er. Im Mai 2000 späht­en Zschäpe, Mund­los und der „Blood & Honour“-Kader Jan Wern­er ver­mut­lich die Syn­a­goge in der Berlin­er Rykestraße aus. Im Jahr 2011 stellte sich der Berlin­er Polizei die Frage, ob drei Sprengstof­fan­schläge auf dem Jüdis­chen Fried­hof Heer­straße in Char­lot­ten­burg dem NSU zuzurech­nen seien. Dort waren 1998 am Grab von Heinz Galin­s­ki, dem früheren Präsi­den­ten des Zen­tral­rats der Juden, zweimal Rohrbomben explodiert und 2002 wurde ein Sprengsatz in den Ein­gangs­bere­ich des Fried­hofs gewor­fen. Alle dies­bezüglichen Ermit­tlun­gen blieben bis heute ohne jeden Erfolg. In der Zwick­auer Woh­nung des NSU fand sich eine Adressliste mit 233 jüdis­chen Ein­rich­tun­gen, auf der neben vie­len Orten in Berlin auch der Jüdis­che Fried­hof Heer­straße verze­ich­net war.
Bis heute gibt es trotz der Forderun­gen antifaschis­tis­ch­er Ini­tia­tiv­en und ein­er Peti­tion der Berlin­er Vere­ini­gung der Ver­fol­gten des Naziregimes – Bund der Antifaschist*innen (VVN-BdA) keinen par­la­men­tarischen Unter­suchungsauss­chuss zum NSU-Kom­plex in Berlin, wie er in zahlre­ichen anderen Bun­deslän­dern bere­its existiert. Auch unter der rot-rot-grü­nen Regierung haben sich die Parlamentarier*innen seit einem Jahr nicht entschließen kön­nen, mit der Ein­set­zung eines Unter­suchungsauss­chuss­es in Berlin ein klares Zeichen der Sol­i­dar­ität und des Aufk­lärungswil­lens an die Betrof­fe­nen zu senden.
Auch nach den Mor­den an Burak Bek­ta? im Jahr 2012 und Luke Hol­land im Jahr 2015 in Berlin Neukölln gin­gen wed­er das LKA Berlin noch das BKA von einem ras­sis­tis­chen Motiv aus – ohne dass es einen überzeu­gen­den Ermit­tlungsansatz gab, der diese Hal­tung hätte begrün­den kön­nen. Bek­ta?‘ Ange­hörige kön­nen und wollen sich damit nicht abfind­en. Sie ver­muten, dass Burak Bek­ta? von einem Ras­sis­ten erschossen wor­den sein kön­nte. Im kon­squenten Auss­chließen oder Nicht-Benen­nen ras­sis­tis­ch­er Mord­mo­tive zeigen sich Par­al­le­len zum Ver­hal­ten der Ermit­tlungs­be­hör­den im NSU-Kom­plex. Wirk­liche Lehren aus dem NSU wer­den nicht gezo­gen. Das muss sich ändern!
Die Kon­ti­nu­ität des recht­en Ter­rors und die Real­ität der Migration
Der NSU war nicht die erste Neon­azi-Ter­ro­ror­gan­i­sa­tion und auch nicht die let­zte. Das zeigen Prozesse gegen rechte Organ­i­sa­tio­nen wie die „Old­school Soci­ety“ oder die „Gruppe Fre­ital“. Daneben häufen sich die Mel­dun­gen von immer neuen Waf­fen­fun­den bei recht­en Struk­turen. Die Zahl der Bran­dan­schläge und ras­sis­tis­chen Über­griffe ist in den let­zten Jahren gravierend angestiegen. Die Gren­zen zwis­chen Nazis, der Neuen Recht­en und besorgten Pegi­da- oder Bärgida-Bürger*innen, die sich an Anschlä­gen auf Geflüchtete­nun­terkün­fte beteili­gen, sind zunehmend ver­schwom­men und ver­woben. Die poli­tis­chen Entscheidungsträger*innen reagieren mit dem mas­siv­en Abbau des Asyl­recht, die Aus­län­der­be­hörde und das Bun­de­samt für Migra­tion und Flüchtlinge set­zen auf Abschreckung.
Trotz­dem hat der NSU sein Ziel, die Vertrei­bung von Migrant*innen aus Deutsch­land, nicht erre­icht. Die Ange­höri­gen der Mord- und Anschlag­sopfer haben das Land nicht ver­lassen. Sie haben sich untere­inan­der bun­desweit mit anderen Betrof­fe­nen ras­sis­tis­ch­er Morde und mit Unterstützer*innen ver­net­zt. Sie kla­gen den Ras­sis­mus an und eine Welt ohne Ras­sis­mus ein. Auch die Keup­straße hat sich wieder aufge­baut. Hier wurde wie in unzäh­li­gen anderen Orten der BRD eine neue, post­mi­grantis­che Gesellschaft errichtet, die für uns heute als selb­stver­ständlich gilt. Die über 50-jährige Ein­wan­derung nach Deutsch­land hat­te zivil­isatorische Effek­te auf dieses post­nazis­tis­che Land, die wed­er wegzudemon­stri­eren noch wegzubomben sind. Stattdessen müssen selb­stor­gan­isiert­er migrantis­ch­er Wider­stand sowie ras­sis­tis­che wie anti­semi­tis­che Gesellschaftsstruk­turen sicht­bar gemacht werden!
Das Ende ist erst der Anfang
Das Ende des NSU-Prozess­es ist nicht das Ende der Auseinan­der­set­zung mit dem NSU und der Gesellschaft, die ihn möglich machte. Unab­hängig vom Münch­n­er Urteil bleiben mehr Fra­gen als Antworten. Deshalb mobil­isiert das bun­desweite „Bünd­nis gegen Naziter­ror und Ras­sis­mus“ unter dem Mot­to „Kein Schlussstrich“ zum Tag X, dem Tag der Urteilsverkündi­gung, nach München. Wir rufen euch auf, am Tag der Urteilsverkün­dung nach München zu fahren! Wer allerd­ings nicht nach München fahren kann, kann sich anderen Aktio­nen, wie unser­er Demon­stra­tion in Berlin anschließen. Wir möcht­en unsere Sol­i­dar­ität mit den Ange­höri­gen der Ermorde­ten, den Opfern der Anschläge und allen Men­schen aus­drück­en, die von rechtem Ter­ror und behördlichem Ras­sis­mus bedro­ht und betrof­fen sind. Wir möcht­en zeigen, dass der NSU-Kom­plex für uns nicht abgeschlossen ist.

    Kein Schlussstrich! – NSU-Kom­plex aufk­lären und auflösen!
    Ras­sis­tis­chem Ter­ror gegen Geflüchtete und Migrant*innen ent­ge­gen­treten – Ras­sis­mus in Behör­den und Gesellschaft bekämpfen!
    Aufk­lärung der ras­sis­tis­chen Morde des NSU durch eine inter­na­tionale Unter­suchungs-kom­mis­sion und unter Ein­beziehung der Angehörigen!
    Ver­fas­sungss­chutz auflösen – V‑Leute abschaffen!
    Ein­rich­tung eines par­la­men­tarischen NSU-Unter­suchungsauss­chuss­es für Berlin!

Fahrt nach München. Kommt zur Demo nach Berlin. Ein entschlossenes Zeichen setzen!
Infor­ma­tio­nen zur Demon­stra­tion und Aktio­nen am Tag X find­et ihr für München: nsuprozess.net
Berlin & ander­swo: irgendwoindeutschland.org/nsu

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Gegen die Heimat – Das Spiel von Zukunft Heimat verderben

Ein Zusam­men­schluss von Rassist*innen und Neon­azis hat für Fre­itag den 13.04.2018 in Jüter­bog eine Demon­stra­tion angekündigt. Seit einiger Zeit demon­stri­eren jene Rassist*innen unter dem Namen „Zukun­ft Heimat“ in Cot­tbus und anderen Städten der Lausitz. Immer wieder sind diese Aufmärsche das „Who’s Who“ der Neon­aziszene. So brin­gen Neon­azis gemein­sam mit soge­nan­nten „besorgten Bürger*innen“ men­schen­ver­ach­t­ende Pro­pa­gan­da auf die Straße.
Doch das soll nicht unkom­men­tiert bleiben!
Wenn der deutsche Mob anfängt von Heimat zu sprechen, ist es höch­ste Zeit auf die Straße zu gehen und ihnen entschlossen ent­ge­gen­zutreten. Wenn Neon­azis und ihre ras­sis­tis­chen Freunden*innen behaupten ihre Heimat „vertei­di­gen“ zu müssen, dann fol­gen auch ras­sis­tis­che Über­griffe, Morde oder bren­nende Geflüchteten­heime. „Zukun­ft Heimat“ hat mit ihrer Kundge­bung in Jüter­bog bewusst eine deutsche Kle­in­stadt aus­ge­sucht, um an die erfol­gre­ichen Mobil­isierun­gen von mehreren tausenden Men­schen in Cot­tbus anzuschließen. Dies gilt es in Jüter­bog zu ver­hin­dern, um danach auch Cot­tbus wieder naz­ifrei zu machen.
Warum auf die Straße gehen?
„Zukun­ft Heimat“ betreibt auf ihren Demon­stra­tio­nen und Kundge­bung ras­sis­tis­che Het­ze. Sie het­zten gegen alles was „ihrer“ Heimat nicht entspricht. Alles was in ihren Augen schlecht für die Heimat ist wird dif­famiert, belei­digt, bedro­ht und bei Bedarf auch kör­per­lich ange­gan­gen. So haben beispiel­weise mehere Neon­azis in der Sil­vester­nacht eine Geflüchtete­nun­terkun­ft ange­grif­f­en und in Cot­tbus Pressevertreter*innen bedrängt und bedro­ht. „Zukun­ft Heimat“ ver­sucht den deutschen Mob aufzus­tacheln und anzuheizen.
Jet­zt ist es an uns, dem etwas ent­ge­gen­zuset­zen! Wir dür­fen nicht zulassen, dass Neon­azis – ganz egal wo – Fuß fassen. Raus aus der Kom­fort­zone – rein ins bran­den­bur­gis­che Umland! Also kommt am 13.04. nach Jüter­bog! Ganz gle­ich ob ihr mit dem Zug oder dem Auto kommt. Wir wer­den mit euch gemein­sam vom Bahn­hof zur Kundge­bung demonstrieren! 

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(Anti-)Rassismus

Tschetschenische Flüchtlinge in Brandenburg vom antimuslimischen Rassismus betroffen

Anlässlich des inter­na­tionalen Tags gegen Ras­sis­mus fordert der Flüchtlingsrat Bran­den­burg ein Ende der ras­sis­tis­chen insti­tu­tionellen und alltäglichen Diskri­m­inierung von Flüchtlin­gen aus Tschetsche­nien und anderen Herkunftsländern.
Min­is­ter­präsi­dent Woid­ke hat in die het­zerischen Aus­sagen des neuen Innen­min­is­ters See­hofer einges­timmt und propagiert, der Islam gehöre nicht zu Deutsch­land. Die Auswirkun­gen dieser öffentlichkeitswirk­sam präsen­tierten Stig­ma­tisierung bekom­men in Bran­den­burg ins­beson­dere Flüchtlinge zu spüren. So sind tschetschenis­che Flüchtlinge von einem weit ver­bre­it­eten anti-mus­lim­is­chen Ras­sis­mus betrof­fen. „Ein Kind wurde kür­zlich vom Jugen­damt abge­holt, unter Ein­satz von drei Polizei­wan­nen. Damit schüren die Behör­den völ­lig unver­hält­nis­mäßig Äng­ste, die ein Sig­nal nach außen set­zen und die Betrof­fe­nen als eine Gefahr darstellen.“, berichtet Ivana Domazet vom Flüchtlingsrat Bran­den­burg. Dabei sind es häu­fig Men­schen aus Tschetsche­nien mit beson­derem Schutzbe­darf, die vor Ver­fol­gung und Folter fliehen und sich hier eine Per­spek­tive fern von Gewalt auf­bauen möchten.
Bere­its im Asylver­fahren haben tschetschenis­che Flüchtlinge in Bran­den­burg eingeschränk­ten Zugang zu einem fairen Ver­fahren. Trotz vielfach doku­men­tiert­er Ver­fol­gungs­geschicht­en von Folter- und Kriegser­fahrung wer­den ihre Asylge­suche abgelehnt. Ohne Zugang zu ein­er unab­hängi­gen und qual­i­fizierten Asylver­fahrens­ber­atung kön­nen sie sich kaum dage­gen wehren. Dem Flüchtlingsrat liegen Berichte von Tschetschen_innen vor, denen bere­its während der Anhörung, das heißt vor dezi­diert­er Prü­fung der für die Flucht­geschichte rel­e­van­ten Beweis­doku­mente, ein neg­a­tiv­er Aus­gang des Ver­fahrens vorherge­sagt wird. Das BAMF behauptet in seinen ablehnen­den Beschei­den eine soge­nan­nte inländis­che Fluchtal­ter­na­tive in Rus­s­land, ungeachtet dessen, dass diese für Flüchtlinge aus Tschetsche­nien dort nicht existiert.
Der Ras­sis­mus, der Flüchtlin­gen aus Tschetsche­nien ent­ge­gen schlägt, hat weitre­ichende Fol­gen für ihre Ver­sorgung und gesellschaftliche Teil­habe. Sie sind immer wieder in ihrer Schutzbedürftigkeit ver­let­zt. Laut EU-Auf­nah­merichtlin­ie sind die Bedürfnisse beson­ders schutzbedürftiger Flüchtlinge vor­rangig zu berück­sichti­gen. „Immer wieder begeg­nen uns Men­schen aus Tschetsche­nien, deren Kinder mit schw­er­sten Behin­derun­gen nicht aus den Ein­rich­tun­gen der Erstauf­nahme verteilt wer­den, obwohl sie dort nicht ver­sorgt wer­den kön­nen. Ein an Epilep­sie erkrank­tes Kind befind­et sich etwa seit fünf Monat­en in der Erstauf­nah­meein­rich­tung, seine Mut­ter kann nicht ein­mal allein auf die Toi­lette gehen.“ berichtet Ivana Domazet.
Die Ressen­ti­ments spiegeln sich auch in der Poli­tik und lokalen Behör­den wieder. In der Ver­gan­gen­heit haben Land­kreise und kre­is­freie Städte immer wieder öffentlich oder in Run­den Tis­chen die Auf­nahme von Flüchtlin­gen aus Tschetsche­nien ver­weigern wollen. Sie bedi­enen dabei ras­sis­tis­che Klis­chees und bestärken den Ras­sis­mus in der Gesellschaft, statt dage­gen zu wirken. So erleben Flüchtlinge aus Tschetsche­nien zahlre­iche ras­sis­tisch motivierte Anfein­dun­gen und Übergriffe.
„Satt Men­schen aus Tschetsche­nien immer wieder als dif­fuse Gefahren­quelle zu kon­stru­ieren und zu dämon­isieren, müssen wir sie aus den entle­ge­nen Erstauf­nah­meein­rich­tun­gen dor­thin verteilen, wo unter­stützende Struk­turen sind und sie am gesellschaftlichen Leben teil­haben lassen. Dazu gehört zuallererst der Zugang zu einem fairen Asylver­fahren“, fordert Ivana Domazet. Poli­tisch Ver­ant­wortliche müssen Ras­sis­mus entsch­ieden ent­ge­gen treten, statt ras­sis­tis­che Ressen­ti­ments zu befeuern. Die Per­spek­tive von Geflüchteten muss endlich Gehör finden.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Arbeit & Soziales

Spendenaufruf: Bus nach antirassistischer Demo zerstört

Nach der Demon­stra­tion „Frauen* gemein­sam gegen Ras­sis­mus und Ungerechtigkeit“ am Samstag
10.03.2018 in der Cot­tbuser Innen­stadt wurde der Bus des Pro­jek­ts „OTTO“ von Chance e.V.
ver­mut­lich durch Rechte mutwillig zer­stört. Der Sach­schaden beläuft sich auf mehrere Tausend
Euro. Daher rufen die Vere­ine Chance e.V., die Opfer­per­spek­tive e.V. und Women in Exile &
friends drin­gend dazu auf für die Reparatur zu spenden.
Auf­grund eines leicht­en tech­nis­chen Defek­ts blieb der Bus zunächst nach dem Ende der Demon­stra­tion am Sam­stag auf dem Park­platz am Oberkirch­platz in Cot­tbus ste­hen. Bere­its in der Nacht zu Son­ntag wurde dort durch Unbekan­nte der Aus­puff mit Bauschaum aus­ge­sprüht. Der Bus war dadurch nicht mehr fahrtauglich. In der Nacht zu Mon­tag wur­den dann, von ver­mut­lich mehreren Tätern, zwölf Scheiben eingeschla­gen. Da der Bus sehr klar der sol­i­darischen Demon­stra­tion am Sam­stag zugerech­net wurde, kann von einem geziel­ten Vorge­hen von recht­en Tätern aus­ge­gan­gen wer­den. Der Bus wurde als Sym­bol und stel­lvertre­tend für Alle ange­grif­f­en, die an dem Tag in Cot­tbus für eine sol­i­darische Gesellschaft und gegen Ras­sis­mus auf die Straße gegan­gen sind.
Der Bus wird aktuell für das Kul­tur- und Begeg­nung­spro­jekt „OTTO – der Bus“ des Vere­ins Chance e.V. in der Region Märkisch-Oder­land gebraucht und ste­ht diesem auf­grund der Beschädi­gun­gen derzeit nicht mehr zur Ver­fü­gung. Das Pro­jekt wird von der Robert-Bosch-Stiftung finanziert und gehörte zu den Gewin­ner­pro­jek­ten im Pro­gramm „Neu­land“, welch­es sich für eine demokratis­che Entwick­lung des ländlichen Raums stark macht.
Der Vere­in Chance e.V. will unbe­d­ingt das Pro­jekt weit­er führen und bit­tet daher um finanzielle Unter­stützung für die Reparatur des Busses.
Spenden bitte auf fol­gen­des Konto:
Opfer­per­spek­tive e.V.
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE34100205000003813100
BIC: BFSWDE33BE
Betr­e­ff: Bus-Schaden Cot­tbus (bitte unbe­d­ingt angeben!)

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Sonstiges

Anzahl rechter Gewalttaten ungebrochen hoch

Der Vere­in Opfer­per­spek­tive e.V. hat 2017 im Land Bran­den­burg 171 rechte Angriffe reg­istri­ert. Dies stellt einen Rück­gang gegenüber den Vor­jahren (2016: 221, 2015: 203) dar. Die Zahl der recht­en Gewalt­tat­en liegt immer noch deut­lich über dem Niveau des Zeitraums von 2002 bis 2014. Die Summe der gezählten Kör­per­ver­let­zungs­de­lik­te (148) ist die zwei­thöch­ste Zahl, die jemals im Rah­men des Mon­i­tor­ings durch die Beratungsstelle erfasst wurde.
Das häu­fig­ste Tat­mo­tiv war 2017 Ras­sis­mus: 84 Prozent aller Tat­en lag diese Moti­va­tion zu Grunde. Dies ist ein erneuter Anstieg gegenüber 2016 (79 Prozent). In der Mehrzahl dieser Fälle waren Geflüchtete von den Attack­en betrof­fen. Hierzu erk­lärt Judith Porath, Geschäfts­führerin der Opfer­per­spek­tive: „Die ras­sis­tis­che Gewaltwelle, die vor allem geflüchtete Men­schen bet­rifft, muss endlich gestoppt wer­den. Eine Gesellschaft, in der sich Alteinge­sessene und Neuangekommene auf Augen­höhe begeg­nen kön­nen, ist nicht möglich, solange die Orte fehlen, an denen sich Geflüchtete angst­frei bewe­gen können.“
Neben den 143 durch die Opfer­per­spek­tive reg­istri­erten ras­sis­tis­chen Gewalt­tat­en (2016: 175) wur­den 25 (2016: 24) Angriffe durch Rechte auf poli­tis­che Gegner_innen verübt. Zwei Über­griffe auf nicht-rechte und alter­na­tive Per­so­n­en (2016: 14) wur­den erfasst, außer­dem ein Angriff aus ein­er sozial­dar­win­is­tis­chen Moti­va­tion her­aus. Mehrheitlich han­delte es sich bei den der Beratungsstelle bekan­nt gewor­de­nen Gewalt­tat­en um Kör­per­ver­let­zungs­de­lik­te, davon 79 ein­fache und 69 gefährliche Kör­per­ver­let­zun­gen (2016: 85/101). In Bran­den­burg wur­den 2017 zwei rechtsmo­tivierte Brand­s­tiftun­gen, in Tem­plin und Krem­men, verübt (2016: 9). Der Molo­tow­cock­tail-Anschlag von Krem­men wird durch die Opfer­per­spek­tive als ver­sucht­es Tötungs­de­likt gew­ertet. Des weit­eren wur­den eine ver­suchte schwere Kör­per­ver­let­zung, 13 Fälle von Nöti­gung und Bedro­hung (2016: 13), 3 mas­sive Sachbeschädi­gun­gen (2016: 6), ein rechtsmo­tiviert­er Raub und ein Fall von Land­friedens­bruch sta­tis­tisch erfasst. In zwei Fällen ver­sucht­en ras­sis­tisch motivierte Täter mit­tels Kraft­fahrzeu­gen, Per­so­n­en zu verletzen.
Von den Angrif­f­en waren 2017 264 Per­so­n­en direkt betrof­fen (2016: 335) und 161 Per­so­n­en indi­rekt (2016: 196), z.B. als Zeug_innen oder Ange­hörige. Von einem großen Dunkelfeld ist nach Ansicht der Opfer­per­spek­tive auszuge­hen. Deut­lich zugenom­men hat die Zahl der betrof­fe­nen Kinder (vol­len­detes 13. Leben­s­jahr oder jünger). Die Opfer­per­spek­tive erlangte Ken­nt­nis von 35 Kindern, die 2017 Opfer rechter Gewalt­täter wur­den – eine deut­liche Zunahme gegenüber 2016 (22) und 2015 (26).
Der schon 2016 erkennbare Trend der regionalen Aus­d­if­feren­zierung bezüglich rechter Gewalt­tat­en hat sich auch 2017 fort­ge­set­zt und weit­er ver­stärkt. Die kre­is­freie Stadt Cot­tbus ist mit 32 rechtsmo­tivierten Angrif­f­en erneut der Ort mit den meis­ten reg­istri­erten Angrif­f­en. Dies stellt die zwei­thöch­ste Zahl rechter Über­griffe dar, die durch die Opfer­per­spek­tive jemals in einem Land­kreis bzw. ein­er kre­is­freien Stadt reg­istri­ert wurde (Höch­stzahl 41, eben­falls Cot­tbus, 2016). Gle­ichzeit­ig gibt es in anderen Regio­nen teils erhe­bliche Rück­gänge: In Spree-Neiße (von 27 Angrif­f­en auf 8 Angriffe), Frank­furt (Oder) (von 16 Angrif­f­en auf 5 Angriffe), in Märkisch-Oder­land (von 13 Angrif­f­en auf 2 Angriffe) und im Havel­land (von 11 Angrif­f­en auf 2 Angriffe) zeigt sich diese Entwick­lung beson­ders deut­lich. Dem ent­ge­gen ste­hen Steigerun­gen der Angriff­szahlen in Tel­tow-Fläming (14, 2016:11), Ober­hav­el (12, 2016:11), Barn­im (11, 2016: 5) und der Prig­nitz (8, 2016: 5). Neben Cot­tbus bleibt der Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin mit 16 recht­en Gewalt­de­lik­ten (2016: 21) ein Schw­er­punkt rechter Gewalt in Brandenburg.
In Cot­tbus hat sich in der Stadt eine gewalt­tätige Stim­mung, vor allem gegenüber Geflüchteten, ver­fes­tigt. Mit den Demon­stra­tio­nen des ras­sis­tis­chen Vere­ins „Zukun­ft Heimat“ ist eine Mobil­isierungsplat­tform ent­standen, die unter­schiedlich­ste Strö­mungen des lokalen, regionalen und über­re­gionalen recht­en Spek­trums vere­int und ver­net­zt. „Ras­sis­tis­che Gewalt wird durch die aktuelle Straßen­mo­bil­isierung legit­imiert, indem sie als „Notwehr“ gegen einen ange­blichen, durch Zuwan­derung bed­ingten „Volk­saus­tausch“ umgedeutet wird“, erläutert Judith Porath. Auch die örtliche rechte Hooli­gan­szene besucht die Demon­stra­tio­nen in Cot­tbus. So kommt es im Umfeld dieser Ver­anstal­tun­gen wieder­holt zu Über­grif­f­en auf poli­tis­che Gegner_innen aus diesem Per­so­n­enkreis. Die Opfer­per­spek­tive sieht die Gefahr, dass Cot­tbus zum Vor­bild für ras­sis­tis­che Kam­pag­nen in weit­eren Kom­munen im Land Bran­den­burg wird.
Anbei Sie das Hin­ter­grund­pa­pi­er der Opfer­per­spek­tive zur Veröf­fentlichung der Jahressta­tis­tik 2017 mit aus­führlichen Analy­sen sowie die grafis­che Aufar­beitung der Sta­tis­tik. Die Grafiken sind unter Nen­nung der Quelle (Peer Neumann/ Opfer­per­spek­tive) frei verwendbar.

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Geflüchtete haben ein Recht auf Leistungen!

Das Barn­imer Grund­sicherungsamt zahlt zahlre­ichen Geflüchteten sys­tem­a­tisch zu wenig Geld aus und macht mit Bargel­dauszahlung den Betrof­fe­nen das Leben schw­er. Men­schen im Kirchenasyl wer­den die Leis­tun­gen kom­plett gekürzt, die Betrof­fe­nen bleiben dadurch sog­ar ohne Krankenversicherung.
Kundge­bung, 27.3.2018, 17 Uhr
Eber­swalde, Friedrich-Ebert-Straße
direkt vor dem Grund­sicherungsamt (Paul-Wun­der­lich-Haus)
Offen­er Brief an den Barn­imer Lan­drat Bodo Ihrke
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Grund­sicherungsamt: L@s refugiad@s tienen el dere­cho a la ayu­da social!
La ofic­i­na de asis­ten­cia social (Grund­sicherungsamt) Barn­im, sis­tem­ati­ca­mente no paga el dinero sufi­ciente, y con pago en efec­ti­vo en vez de trans­fer­en­cia difi­cul­ta la vida de las per­sonas afec­tadas. A las per­sonas acogi­das por la igle­sia inclu­so se les recor­ta la ayu­da por com­ple­to, l@s afectad@s ya ni siquiera tienen seguro medico.
Man­i­festación: 27 de mar­zo 2018, 5 p.m.
Eber­swalde, Friedrich-Ebert-Straße
delante del Grund­sicherungsamt (Paul-Wun­der­lich-Haus)
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Grund­sicherungsamt: Qax­oo­tigu wax­ay xaq u leey­i­hi­in gar­gaar lacageed!
Sooshiyaal­ka Deg­ma­da Barn­im nidaam ahaan wax­ay qox­ooti badan siiyaan lacag aad u yar oo gacan­ta laga siiyo taas oo saa­mayn adag ku yee­lanaysa nolosha.
Dad­ka hela mag­a­l­galya­da kani­isa­da wax­aa laga jara dhamaan gar­gaar­ka ay xaqa u leey­i­hi­in, taasne dad ayay saa­maysay oo xata aan helin caymiska caafimaadka.
Kulan­ka 27.03.2018 saa­ca­da 17:00
Goob­ta Eber­swalde, Friedrich-Ebert-Straße.
Wax­ay toos uga soo hor­jee­da dhis­ma­ha sooshiyaalka.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Gender & Sexualität Law & Order

Demonstration „Frauen gegen Rassismus und Ungerechtigkeit“

Anlässlich des Inter­na­tionalen Frauen­t­ages demon­stri­erten am Sam­stag, den 10. März, rund 250 Men­schen durch die Cot­tbuser Innen­stadt. Das Net­zw­erk, welch­es zur Demon­stra­tion aufgerufen hat­te, machte in Rede­beiträ­gen und Sprechchören deut­lich, dass Ras­sis­mus in Cot­tbus und über­all ein Ende haben muss. Der bunte Protest wurde durch Über­griffe von Geg­n­ern der Demon­stra­tion über­schat­tet. In der Nacht von Son­ntag auf Mon­tag wurde der von der Organ­i­sa­tion Women in Exile genutzte Omin­bus auf dem Oberkirch­platz in Cot­tbus schw­er beschädigt.

Die Angriffe während und nach der Demon­stra­tion von Frauen und Geflüchteten zeigen erneut, wie hem­mungs­los in Cot­tbus gegen Ander­s­denk­ende vorge­gan­gen wird. Vor den Augen der Polizei und trotz erhöhter Polizei-Präsenz in Cot­tbus wurde die Demon­stra­tion von zahlre­ichen Vor­fällen über­schat­tet. „Für uns ist klar, dass die Zer­störung des Busses ein geziel­ter Angriff war. Genau die ras­sis­tis­chen und frauen­feindlichen Zustände in Cot­tbus, die von uns kri­tisiert wur­den, haben sich hier wieder ein­mal bestätigt. Wir lassen uns davon aber nicht ein­schüchtern und fordern die Politiker*innen der Stadt auf, endlich Posi­tion zu beziehen und einzu­greifen.“, so Eliz­a­beth Ngari von Women in Exile and Friends. Sie fährt fort: „Die anti­ras­sis­tis­che Arbeit im all­ge­meinen und ins­beson­dere für Frauen ist und bleibt notwendig!“

Die Demon­stra­tion führte von Sandow in die Cot­tbuser Innen­stadt. Am Blechen Car­ree fand eine Zwis­chenkundge­bung statt, bei der eine Demon­stran­tin noch ein­mal expliz­it über die Ras­sis­muser­fahrun­gen berichtete, die sie täglich in Cot­tbus machen muss: „Nicht einen Tag kann ich in Cot­tbus ungestört auf die Straße gehen. Wenn ich mich in der Straßen­bahn in mein­er Mut­ter­sprache unter­halte, fordern mich fremde Men­schen dazu auf, Deutsch zu sprechen. Das erlebe nicht nur ich so. Vie­len anderen Frauen in Cot­tbus erge­ht es ähnlich.“

Auf der Route zum Ort der Abschlusskundge­bung wurde die Demon­stra­tion in der Berlin­er Straße von einem Mann mit Blu­men­töpfen attack­iert. Nie­mand wurde getrof­fen. Der Vor­fall wurde der Polizei gemeldet und der Angreifer von Beamten gesichtet. Den­noch schrieb die Polizei im Nach­gang, dass es während der Ver­anstal­tung keine Vorkomm­nise gab. Nur wenige Stun­den später wurde der Begeg­nungs­bus, der dem Jugend­fördervere­in Chance e.V. gehört und mit dem einige Demon­stri­erende nach Cot­tbus gekom­men waren, beschädigt.

Der Bus kon­nte wegen eines tech­nis­chen Defek­ts zunächst nicht weit­er fahren und wurde an der Oberkirche abgestellt. Laut Aus­sagen eines Anwohn­ers wurde der Aus­puff des Busses bere­its am Abend nach der Demon­stra­tion mit Bauschaum verklebt. In der Nacht von Son­ntag auf Mon­tag wur­den dann die Scheiben eingeschla­gen – ver­mut­lich durch min­destens zwei Personen.

Auch Christoph Berndt, Vere­insvor­sitzen­der von Zukun­ft Heimat, zeigte sich pro­voka­tiv bei­der Abschlusskundge­bung auf dem Oberkirch­platz. Nach­dem die Protestieren­den laut­stark gefordert hat­ten, dass Berndt die Demon­stra­tion ver­lassen solle, wurde er von der Polizei des Ortes ver­wiesen. Er beobachtete diese von einem ent­fer­n­teren Punkt aus weiter.

Es zeigt sich, dass der Hass, der durch Zukun­ft Heimat und andere in die Stadt getra­gen wird, auch zu Gewalt wird. Was haben Men­schen gegen Frauen, die vor Gewalt hierher
geflo­hen sind? Warum sollen ger­ade sie wieder zu Opfern wer­den – im All­t­ag oder am Rande von Demon­stra­tio­nen? Wir wer­den diese Frauen weit­er unter­stützen, um sich zur Wehr zu set­zen gegen Gewalt und Unter­drück­ung – hier und über­all!“ so Luise Mey­er von Cot­tbus Nazfrei.

Der bis­lang geschätzte Schaden am Bus beläuft sich auf mehrere Tausend Euro. Um finanzielle Unter­stützung wird gebeten.

Spenden kön­nen auf fol­gen­des Kon­to über­wiesen werden:

Opfer­per­spek­tive e.V.

Bank für Sozialwirtschaft

IBAN: DE34100205000003813100

BIC: BFSWDE33BE

Betr­e­ff: Bus-Schaden Cot­tbus (bitte unbe­d­ingt angeben)

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration Gender & Sexualität Law & Order

Cottbus: Bus einer Initiative geflüchteter Frauen zerstört

INFORIOT – Anlässlich des inter­na­tionalen Frauen*kampftages fand am ver­gan­genen Sonnabend, den 10. März, eine anti­ras­sis­tis­che Frauen*demonstration in Cot­tbus mit etwa 250 Teil­nehmenden statt. Über­schat­tet wurde die Ver­anstal­tung durch einen mut­maßlich von Neon­azis verübten Anschlag auf den Bus von “Women in Exile”, eines Vere­ins geflüchteter Frauen, die zur Demon­stra­tion aufgerufen hatten.
Foto: Inforiot
Frauen* demon­stri­eren gegen Ras­sis­mus und Ungerechtigkeit
Neben Women in Exile wurde die Demon­stra­tion unter­stützt durch Cot­tbus Naz­ifrei! und der Opfer­per­spek­tive e.V. und richtete sich gegen den durch den neu-recht­en Vere­in „Zukun­ft Heimat“ geschürten Ras­sis­mus in der Stadt. Bei „Zukun­ft Heimat“ han­delt es sich um eine nach außen als heimatver­bun­den darstel­lende Ini­tia­tive, die jedoch mit Unter­stützung des Crowd­found­ing­pro­jek­ts „Ein Prozent“ eine völkisch-nation­al­is­tis­che und ras­sis­tis­che Kam­pagne in Cot­tbus aus­trägt. Teil dieser Kam­pagne sind Demon­stra­tio­nen, an denen in jüng­ster Ver­gan­gen­heit bis zu mehreren Tausend Men­schen aus dem ver­schieden­sten ras­sis­tis­chen und neon­azis­tis­chen Spek­tren aus der Region, aber auch über­re­gion­al teilnahmen.
Foto: Inforiot
Cot­tbusser Drohkulisse
Die Demon­stra­tion startete am Muskow­er Platz in Sandow, einem Ort­steil am Rande von Cot­tbus. In mit­ten ein­er Plat­ten­baukulisse trafen die Demonstrant*innen auf die Cot­tbuser Real­ität, denn im gesamten Ort­steil rangen asylfeindliche Parolen an den Wän­den und Stromkästen, die dort mut­maßlich nicht erst zur Demon­stra­tion ange­bracht wurden.
Foto: Ney Sommerfeld
Nach ein­er kurzen Auf­tak­trede bewegte sich die Demon­stra­tion in Rich­tung des Einkauf­szen­trums Blechen-Car­ré, eines der Haup­taus­tra­gung­sorte gewalt­tätiger Auseinan­der­set­zung in der Cot­tbusser Innen­stadt zwis­chen deutschen Jugendlichen und Geflüchteten. Dort wurde eine Zwis­chenkundge­bung abge­hal­ten. Am Rande der Kundge­bung echauffierten sich einige Anwohner*innen über das Demon­stra­tions­geschehen, schließlich sei das Aus­bleiben der Kund­schaft an den Demon­stra­tionsta­gen ein Ver­lust­geschäft für den Einzel­han­del. Andere Neon­azis, augen­schein­lich aus der Secu­ri­tygewerbe und dem Hooli­gan-Milieu schaut­en sich das Geschehen am Rande der Demon­stra­tion an, darunter auch der IB-Aktivist Mar­cus W. Laut Augen­zeu­gen­bericht­en flo­gen im späteren Ver­lauf der Demon­stra­tion Blu­men­töpfe auf den Aufzug.
Screenshot: Twitter
Vom Blechen-Car­ré aus ging es dann in die Innen­stadt zum Oberkirch­platz, wo die Demon­stra­tion mit ein­er Abschlusskundge­bung mit Rede­beiträ­gen, Live-Musik und Essen been­det wurde. Auch der Vor­sitzende von „Zukun­ft Heimat“, Christoph Berndt, ver­suchte in Mit­ten der Abschlusskundge­bung auf den Oberkirch­platz zu stören. Friedlich, aber bes­tim­mend wurde er von den Organisator*innen und den Demonstrant*innen von der Kundge­bung verwiesen.
Foto: Ney Sommerfeld
Bus von Aktivist*innnen zerstört
Wie im Nach­gang der Demon­stra­tion bekan­nt gewor­den ist, verübten mut­maßlich Neon­azis einen Angriff auf den Bus von Women in Exile. Wie die Lausitzer Rund­schau berichtet, blieb der Bus wegen eines Schadens an der Elek­trik zunächst am Sam­sta­gnach­mit­tag am Oberkirch­platz liegen. Abends soll dann Bauschaum in den Aus­puff geschüt­tet, später dann Scheiben eingeschla­gen wor­den sein. Das Fahrzeug ist kom­plett fahrun­tüchtig und musste am heuti­gen Mon­tag vom Oberkirch­platz abgeschleppt werden.
Foto: privat
Am kom­menden Sonnabend will „Zukun­ft Heimat“ erneut durch Cot­tbus demon­stri­eren. Von Gegen­protesten ist derzeit­ig nichts bekannt.
Weit­ere Bilder zur Demon­straion: hier.

Inforiot