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Antifaschismus

Antifaschistische Kundgebung am 27. Januar in Zossen

In der Nacht des 22. zum 23. Jan­u­ar ist das „Haus der Demokratie“ in Zossen, durch zurzeit unbekan­nte Ursachen, niedergebrannt.

 

Vieles deutet auf einen Bran­dan­schlag von lokalen Neon­azis aus dem Umfeld der Kam­er­ad­schaft „Freien Kräfte Tel­tow-Fläming“ hin. Sollte sich dies bewahrheit­en, stellt dieser Anschlag bei dem die ger­ade öffentlich gezeigte Ausstel­lung „Jüdis­ches Leben in Zossen“ ver­bran­nt ist, einen der schlimm­sten anti­semi­tis­chen Anschläge im Land Bran­den­burg seit dem Bran­dan­schlag auf die „Jüdis­che Baracke“ in der KZ-Gedenkstätte Sach­sen­hausen im Jahr 1992 dar.

 

Die Bürg­erini­tia­tive „Zossen zeigt Gesicht“, als Begrün­derin des Haus­es, engagiert sich seit einiger Zeit in einem bre­it­en Bünd­nis gegen faschis­tis­che Struk­turen in Tel­tow-Fläming und ver­sucht durch selb­stor­gan­isierte Pro­jek­te eine kri­tis­che Zivilge­sellschaft zu fördern.

 

Am kom­menden Mittwoch, den 27. Jan­u­ar, wird eine große Gedenkver­anstal­tung in der Zossen­er Innen­stadt stat­tfind­en. Anlass ist der „Inter­na­tionale Holo­caustge­denk­tag“. Karl Sten­zel, 94 Jahre alt, Mit­glied der „Vere­ini­gung der Ver­fol­gten des Naziregimes — VVN-BdA“, ehe­ma­liger Häftling des Konzen­tra­tionslagers Sach­sen­hausens, wird in diesem Zusam­men­hang über sein Leben im Wider­stand gegen den nation­al­sozial­is­tis­chen Ter­ror bericht­en. Wegen des Bran­des wird er nun im Saal der Kirchenge­meinde Zossen am Kirch­platz 4 sprechen. Auch wenn Neon­azis in Zossen nicht davor zurück schreck­en, Angst und Ter­ror zu ver­bre­it­en, sind die Zossen­er AntifaschistIn­nen nicht bere­it, Ihnen das Feld zu überlassen.

 

In diesem Zusam­men­hang beze­ich­nend für die poli­tis­che Lage in Zossen ist auch ein Kom­men­tar der Zossen­er Bürg­er­meis­terin, Michaela Schreiber. Diese ver­harm­loste die Gefahr durch Nazis in ihrer Stadt und ver­wies auf eine Mitschuld der Bürg­erini­tia­tive, welche „zu links“ bzw. kri­tisch wäre und dadurch den Zorn der Nazis natür­licher­weise anziehen würde. Das die Bürg­er­meis­terin mit solchen Aus­sagen poli­tis­che Anknüp­fungspunk­te für Nazis her­stellt, nimmt diese unkri­tisch in Kauf. Das faschis­tis­che Prob­lem in Zossen wird somit von ihr verneint und auf einen Zus­tand reduziert, welch­er nur her­vortrete, wenn Nazis provoziert wer­den wür­den. Das dieser Ansatz nicht nur falsch ist, son­dern die schlecht­en „Zossen­er Zustände“ noch ver­härtet, anstatt diese pro­gres­siv zu lösen, stellt ein großes Prob­lem für weit­eres antifaschis­tis­ches Vorge­hen dar.

 

Dies stellt ein Schlag ins Gesicht für die Men­schen dar, die sich offen den Nazis ent­ge­gen­stellen und für eine demokratis­che poli­tis­che Kul­tur in Zossen stre­it­en. Die Bürg­er­meis­terin verken­nt ganz offen­sichtlich die poli­tis­chen Bedeu­tung dieses anti­semi­tis­chen Anschlages“, so Hannes Püschel, Mit­glied des Lan­desvor­standes der VVN-BdA Brandenburg.

 

Um diesen fatal­en poli­tis­chen Ten­den­zen in Zossen effek­tiv ent­ge­gen­zuwirken, rufen wir Grup­pen und Einzelper­so­n­en dazu auf, sich an der Gedenkkundge­bung in Zossen zu beteili­gen und ihre Sol­i­dar­ität mit den Betrof­fe­nen von rechter und anti­semi­tis­ch­er Gewalt zu zeigen.

 

Die Ver­nich­tung des Nazis­mus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Auf­bau ein­er neuen Welt des Friedens und der Frei­heit ist unser Ziel“. (Schwur von Buchenwald)

 

Antifaschis­tis­che Gedenkkundge­bung: Mark­t­platz Zossen / 17 Uhr
Zeitzeu­genge­spräch: Kirch­platz 4, Saal der Kirchenge­meinde / 19 Uhr

 

Diesen Aufruf unter­stützen: VVN-BdA e.V. — Land Bran­den­burg, VVN-BdA Pots­dam-Mit­tel­mark-Fläming, Autonome Antifa Tel­tow-Fläming [aatf], Linksju­gend Sol­id‘ TF, Soziale Unruhe Blanken­felde [SUB], Linke Fläming Unit­ed [LFU]

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Haus der Demokratie — ein Raub der Flammen

(Zossen zeigt Gesicht) Wir sind erschreckt und trau­rig über die voll­ständi­ge Zer­störung des Haus­es der Demokratie in der Nacht vom 22. zum 23.Januar 2010. Die Ermit­tlung der Bran­dur­sache müssen wir abwarten.

Nicht warten kann und darf die Arbeit und die Vorhaben der Bürg­erini­tia­tive „Zossen zeigt Gesicht“ und des Vere­ins „Bil­dung und Aufk­lärung  Zossen“ (BAZ e.V.) , des Trägers des Haus­es der Demokratie in Zossen.

Wir danken der Frei­willige Feuer­wehr  und der Polizei, die sich unter extrem schwieri­gen Bedin­gun­gen in der Nacht bemüht haben unser Haus der Demokratie zu retten.

In das Haus der Demokratie ist  seit dem 12.September 2009 viel Arbeit, Geld und ehre­namtlich­es Engage­ment gesteckt worden.

Nun benöti­gen wir Hil­fe und Unter­stützung, um unsere Arbeit sofort in anderen Räu­men fort­set­zen zu kön­nen. Wir hof­fen auf Unter­stützung und Sol­i­dar­ität bei der Wieder­in­be­trieb­nahme des Haus der Demokratie in Zossen.

Spendenkon­to: BAZ e.V. / Kon­ton­um­mer: 1106861200 / Ban­kleitzahl: 16062008 / Kred­itin­sti­tut: VR-Bank Fläming e.G. / Ver­wen­dungszweck: “Haus der Demokratie-Zossen zeigt Gesicht”

 


Zossen: Haus der Demokratie niedergebrannt

(Opfer­per­spek­tive) In der Nacht vom 22. auf den 23. Jan­u­ar bran­nte das »Haus der Demokratie« in Zossen vol­lkom­men nieder. Der Brand wurde gegen 23 Uhr ent­deckt. Im Lauf der Nacht entsch­ied die Feuer­wehr, das Haus kon­trol­liert abbren­nen zu lassen. Laut Polizei beste­ht der Ver­dacht auf Brandstiftung.

 

Nach Angaben der Bürg­erini­tia­tive »Zossen zeigt Gesicht« sollen sich gegen 23.30 Uhr Neon­azis der Freien Kräfte Tel­tow-Fläming vor dem Haus einge­fun­den haben, die sich dort gegen­seit­ig vor dem bren­nen­den Gebäude fotografierten. Die Ini­tia­tive »Zossen zeigt Gesicht« hat sich zusam­menge­fun­den, um in der Stadt die Etablierung fes­ter Neon­azi-Struk­turen zu verhindern.

 

Das Gebäude in der Kirch­straße wurde seit Sep­tem­ber 2009 von der Bürg­erini­tia­tive »Zossen zeigt Gedicht« genutzt. Schon wenige Tage nach Eröff­nung wurde das Haus mit recht­en Parolen beschmiert und Aufk­le­ber der Freien Kräfte Tel­tow-Fläming hin­ter­lassen. Einen Monat später traf es den Sprech­er der Bürg­erini­tia­tive. Mit großflächi­gen Farb­schmier­ereien an seinem Haus wurde ihm mit dem Tod gedro­ht. Erst am ver­gan­genen Woch­enende waren erneut an seinem Haus Schieben einge­wor­fen wor­den, bei einem weit­eren Mit­glied wurde der Briefkas­ten zer­stört und an einem Buch­laden ein Böller gezündet.

 

Inzwis­chen hat der Träger des Haus­es einen Spende­naufruf veröf­fentlicht. Damit soll sichergestellt wer­den, dass die Arbeit der Bürg­erini­tia­tive bald wieder fort­ge­set­zt wer­den kann. Der Sach­schaden wird auf min­destens 200.000 Euro geschätzt.

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Spiel mir das Lied von der Grauzone

Oranien­burg — Wenn Grau­zo­nen­bands und Ver­an­stal­ter von sol­chen kon­zer­ten wegen ras­sis­ti­schen, chau­vi­nis­ti­schen und an­de­ren un­säg­li­chen Tex­ten kri­ti­siert wer­den, dann re­agie­ren diese meist mit ein­er Mi­schung aus Ver­fas­sungs­schutz­re­t­ho­rik und Op­fer­ge­ha­be. So auch Ende des let­zen Jah­res der Ver­an­stal­ter des „Oi The Ni­sche“-?Fes­ti­vals in Oranienburg

Der An­stoß für die der­zei­ti­gen Em­pö­run­gen sei­tens der Oi-?Sze­ne ge­gen­über uns als lo­ka­len An­ti­fa­grup­pe ist ein Text aus dem ver­gan­ge­nen Jahr.*1 Im ver­gan­ge­nen Som­mer wur­den wir dar­auf hin­ge­wie­sen, dass beim „Oi The Ni­sche“ meh­re­re Bands aus der Grau­zo­ne spie­len soll­ten. Diese waren die Bands „Ger­be­nok“, „Bom­becks“ und „Stärks­te Min­der­heit“. Wir haben nach Ei­gen­re­cher­chen einen Text ge­schrie­ben, der nach un­se­ren heu­ti­gen In­for­ma­tio­nen nicht aus­rei­chend war. So haben wir uns dort zu sehr auf Ger­be­nok kon­zen­triert und Bom­becks, sowie stärks­te Min­der­heit den grau­en Schlei­er ent­fernt und uns zu we­ni­ge In­for­ma­tio­nen aus dem Spek­trum der Oi-?Skin­head­sze­ne ge­holt. Der Kern der da­ma­li­gen Kri­tik an dem „Oi The Ni­sche“ ist al­ler­dings auch heute un­ver­än­dert. Bands, die gegen Ho­mo­se­xu­el­le*2, Mi­gran­t_In­nen*3, an­ti­fa­schis­ti­sches En­ga­ge­ment*4 het­zen, und Frau­en*5 in Tex­ten ab­wer­ten er­hal­ten von uns eine klare Ab­sa­ge und wer­den durch uns auch in die Öf­fent­lich­keit ge­stellt. Bei Bands wie Bom­becks soll­te sog­ar über den Be­griff „Grau­zo­ne“ dis­ku­tiert wer­den, denn wer Lo­bes­hym­nen auf Na­zi­lä­den(De Kas­tel­ein) träl­lert und sein Musik u.a. als RAC be­zeich­net ist schon über die Grau­zo­ne hin­aus.~6.

Der Ver­an­stal­ter ver­tei­dig­te sich und seine Ver­an­stal­tung, ohne dabei auf die Kri­ti­ken an den Bands ein­zu­ge­hen.*7
Im Ver­lauf der Zeit waren wir nicht die Ein­zi­gen, die das „Oi The Ni­sche“ unter Be­ob­ach­tung stell­ten. Auf der Web­sei­te des Ver­an­stal­ters wurde das bis­her letz­te Kon­zert mit einem Umzug an­ge­kün­digt. Die Jahre vor­her fand die Ver­an­stal­tung fast immer in Schmach­ten­ha­gen im Gast­hof Nie­gisch statt, doch auf­grund eines Nach­barn geht dies nun nicht mehr, denn die­ser hat sich bei der Pres­se über an­hal­ten­de „Rechts­rock­kon­zer­te“ be­schwert. Statt auf Auf­klä­rungs­kurs zu gehen, oder sich zu über­le­gen, wie sol­che Bil­der ent­ste­hen, schreibt der Ver­an­stal­ter: „Wir he­cken schon Ra­che-?Plä­ne gegen be­sag­ten Nach­barn aus“*8. Das letz­te Kon­zert fand daher im Sport­ler­heim des FC Ein­tracht Ora­ni­en­burg statt. Wei­te­re Be­ob­ach­ter sind die Be­am­ten des po­li­zei­li­chen Staats­schut­zes. Die ört­li­che Zi­vil­ge­sell­schaft wun­der­te sich über die re­gel­mä­ßi­gen Auf­läu­fe von Skins, Punks und Ro­cka­bil­lys und frag­te bei der Tomek/Mega Ober­ha­vel an, um was für Per­so­nen es sich dabei han­delt. Diese gaben an, dass sich bei die­sem eher un­po­li­ti­schen Kon­zert auch junge Neo­na­zis aus Ora­ni­en­burg un­ter­mi­schen, die dem sub­kul­tu­rel­len rech­ten Cli­quen-?Mi­lieu an­ge­hö­ren. Dar­über hin­aus wur­den mehr­fach be­kann­te NPD/JN-?Ka­der wie der Nas­sen­hei­der An­dre­as Rot­kohl bei die­sem Kon­zert beobachtet.

Auf­grund die­ser Fülle an neuen In­for­ma­tio­nen haben wir uns dazu ent­schlos­sen, dass „Oi The Ni­sche“ in die Re­cher­che­bro­schü­re*9 zu neh­men, wel­che im Sep­tem­ber er­schie­nen ist. An kei­ner Stel­le wurde er­wähnt, dass dort Neo­na­zi­kon­zer­te statt­fin­den oder der Ver­an­stal­ter sel­ber ein Neo­na­zi sei. An­statt nun viel­leicht doch mög­li­che Feh­ler zu re­flek­tie­ren, schrieb er auf sei­ner Web­sei­te ein „Ein­op­fe­rungs“text*10, indem er und seine „Ka­mern­os­sen“ sich als Opfer der „Rot­fa­schis­ten“ sah, die ihn in eine Neo­na­ziecke stel­len wol­len. Dem ge­gen­über ste­hen sei­ner Mei­nung nach die Nazis, die ihn in eine „linke“ Ecke stel­len wol­len. Ein Mus­ter­bei­spiel an Ex­tre­mis­mus­theo­rie zeig­te er, als er das üb­li­che „linke und rech­te sind das glei­che“-?Ge­schwa­fel vom Sta­pel ließ. In sei­nem Gäs­te­buch und in­zwi­schen auch auf un­se­ren Blog sind ähn­li­che Kom­men­ta­re von Men­schen zu lesen, die sich mit den Ver­an­stal­tern so­li­da­risch zei­gen. Auch brüs­tet sich der Ver­an­stal­ter damit, dass „eher linke mit dem eher rech­tem Pu­bli­kum aus­ge­las­sen“*11 mit­ein­an­der fei­ern. Auch eine Oi-?Punk-?Sei­te*12 so­li­da­ri­siert sich in­zwi­schen mit den Op­fern von „ein­zig wah­ren An­ti­fa­schis­ten“. Da­ne­ben haben die Ma­cher der Seite er­kannt, dass das Out­fit der An­ti­fa, der der SS gle­icht und diese wohl die neue Ge­sta­po/Stasi sei.

Beim nächs­tem Oi The Ni­sche, am 6.März sol­len u.a. die Ora­ni­en­bur­ger Band John­ny Wol­ga, die Pots­da­mer Band Don­key Work und die Ber­li­ner Goyko Schmidt spie­len.*13 Wir fin­den es gut, dass mit Don­key Work eine an­ti­fa­schis­ti­sche Band in Ora­ni­en­burg spielt, aber ob das Oi The Ni­sche der rich­ti­ge Ort ist, zwei­feln wir an.

Es liegt nicht in un­se­rem In­ter­es­se, Ver­an­stal­tung aus „will­kür­li­chen“ Mo­ti­ven zu kri­ti­sie­ren und zu de­nun­zie­ren. Eher be­trei­ben wir Auf­klä­rungs­ar­beit und zu die­ser ge­hört das Auf­de­cken von neo­na­zis­ti­scher und/oder rechts­of­fe­ner Ten­den­zen, die wie im ge­ge­be­nen Fall in der Grau­zo­ne lie­gen. Wir sind zwar der Mei­nung, dass Sub­kul­tu­ren wich­tig sind, denn Viel­fäl­tig­keit ist ge­ra­de in länd­li­chen Ge­bie­ten oft ein wich­ti­ger Teil des Kamp­fes gegen Neo­na­zis, aber um es mit den Wor­ten der letzt­jäh­ri­gen „Siemp­re An­ti­fa­scis­ta Ak­ti­ons­ta­ge“ zu sagen, „kick Nazis out of our subculture“.


*1Rechts­of­fe­ne Band in Oranienburg

*2 Ger­be­nok – Reich und Schwul
„[…]Reich und Schwul – so wie’s jed­er kennt/ Reich und Schwul – das die Ro¬set¬te brennt[…]“

*3 Ger­be­nok – die neuen Hip­pies
„[…]Ir­gend­wel­che Asy­lan­ten dea­len auf dem Bahn­hofs­klo[…]Schi­cken Kin­der auf den Strich[…]“

*4 Stärks­te Min­der­heit – Anti(?)Fa
„[…]Ihr seid wirk­lich nur zum Kot­zen. Dumm, ver­bohrt und igno­rant. Nichts als kom­mu­nis­ti­sche Fot­zen[…]An­ti­FA heißt Ar­ro­ganz, An­ti­FA – Intoleranz[…]“

*5 Bom­becks – Whis­ky in mein Herz
„[…]Bin ge­spannt bei wel­cher Pussy ich heut’ land. Geil, streng und hunds­ge­mein, ja so muss ne’ „Lady“ sein.[…]“

*6 Oire Szene über Bombecks

*7 Kom­men­ta­re nach Kritik

*8 „Ni­sche-?firm 05.?08.?2009“

*9 Re­cher­che­bro­schü­re

*10 “Ni­sche-?firm 25.?11.?2009“

*11 Ein­trag 215 im Gäs­te­buch des Oi The Nische

*12 Pan­krotz

*13 Oi The Ni­sche 9

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen zu Grau­zo­nen gibt es auf:

Oire Szene

NSHC aus­schal­ten

Die Re­cher­che­bro­schü­re über Neo­na­zi­struk­tu­ren in Ober­ha­vel Süd(Stand Sep. 2009) gibt es hier

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Antifaschismus

Antifaschistischer Jahresrückblick als Dokumentation zum regionalen (neo)nazistischen Milieu erschienen

West­havel­land — Auf­grund der zunehmenden (neo)nazistischen Poli­tak­tiv­itäten im West­havel­land hat sich eine antifaschis­tis­che Recherchegruppe, anknüpfend an das Engage­ment in den Vor­jahren, auch im Jahr 2009 mit dem lokalen Milieu auseinan­derge­set­zt, seine Konzep­tio­nen und Aktio­nen analysiert und die hin­ter einem vorge­blich sozial engagierten Image steck­ende ras­sis­tis­che, anti­semi­tis­che und völkische Ide­olo­gie offen gelegt.

Im Rah­men der Analyse der (neo)nazistischen Struk­turen vor Ort wurde auch eine immer weit­er voran­schre­i­t­ende Ver­net­zung des lokalen (Neo)nazimilieus mit Gesin­nungsgenossen aus Nach­bar­re­gio­nen aufgedeckt sowie die gegen­seit­ige Ein­bindung in Pro­pa­gan­dav­er­anstal­tun­gen fest­gestellt, bei denen zumeist unter dem Schutz der NPD immer selb­st­be­wusster anti­semi­tis­ches, ras­sis­tis­ches und völkisches Gedankengut ver­bre­it­et wurde und wird.

Auch die Wahlen im Jahr 2009 haben gezeigt, dass das (neo)nazistische Milieu radikalere Lösun­gen als die bis dahin im Par­la­ment agierende DVU befür­wortet. Zwar gelang es der dafür offeneren NPD nicht in ein weit­eres Abge­ord­neten­haus einzuziehen, jedoch deut­lich ihren Stim­menan­teil zu mehren und sich dadurch, durch die Präsenz in Kom­mu­nal­par­la­menten sowie durch den fort­laufend­en Struk­tu­rauf­bau in eine gute Posi­tion für den geplanten Marsch durch die Insti­tu­tio­nen via Abstim­mungen zu bringen.

Dabei unter­stützt wird die Partei region­al auch von (Neo)nazis aus den so genan­nten „Freien Kräften“, die sich zum Teil den lokalen Parteiver­bän­den unterord­nen bzw. sich in deren Aktiv­itäten ein­binden lassen, jedoch ins­beson­dere hin­sichtlich der Gewalt­frage sich nach wie vor schw­er diszi­plin­ieren lassen.

Die 148-seit­ige Doku­men­ta­tion kann von der inter­essierten Öffentlichkeit ab sofort hier als PDF (Dateigröße: 41,6 MB) frei run­ter­laden geladen werden.

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Gründung des NPD Stadtverband Potsdam

Wie wir ein­er Mit­teilung, auf der Home­page des NPD Kreisver­band Hav­el-Nuthe vom 11.01.2010, ent­nehmen kön­nen, wurde am ver­gan­genen Woch­enende (09./10.01.2010) der NPD Stadtver­band Pots­dam gegründet.

Über­raschend war dies nicht, da es sich spätestens seit der Grün­dung der Jugen­dor­gan­i­sa­tion der NPD — „Junge Nation­aldemokrat­en“ (JN) — Ende 2008 in der Lan­deshaupt­stadt abze­ich­nete. Konkreter wurde es unter anderem bei der Jahresab­schlussver­anstal­tung des NPD Kreisver­band Hav­el-Nuthe, dem der Stadtver­band Pots­dam zukün­ftig unter­stellt sein wird, am 30.12.2009. Hier sprach das ehe­ma­lige DVU Mit­glied Mar­cel Guse , der laut Michael Müller (Kreisvor­sitzen­der) „[…] über die näch­sten Schritte zur Grün­dung [des] NPD-Stadtver­ban­des Pots­dam […]“ informierte.

Auch erste Aktio­nen der NPD Pots­dam für das Jahr 2010 wur­den durch Mar­cel Guse angekündigt:
„Mit­tels umfan­gre­ich­er Flug­blat­tak­tio­nen, Infos­tän­den und weit­eren öffentlichkeitswirk­samen Aktio­nen wer­den wir unsere Mit­bürg­er umfassend über die […] NPD informieren.“

Diesen Plä­nen gilt es von Anfang an ent­ge­gen zu treten. Wir dür­fen es nicht zulassen, dass die NPD hier Ruhe find­et um sich zu struk­turi­eren und aus zu breiten.

Weit­er­hin inter­es­sant ist hier­bei das Foto von der Grün­dung der NPD Pots­dam1, welch­es auf der Inter­net­seite des NPD Kreisver­band Hav­el-Nuthe zu find­en ist. Im Vorder­grund ist zu sehen, wie Michael Müller dem frisch gewählten Vor­sitzen­den des Stadtver­ban­des Mar­cel Guse grat­uliert. Im Hin­ter­grund (zweit­er v.l.) ist aber auch Daniel H. zu sehen, der einen „Preussen­stolz“ Pullover trägt. Inter­es­sant deshalb, da es sich bei Daniel H. um den Schlagzeuger der Pots­damer Neon­az­iband „Preussen­stolz“ han­delt zu dem die NPD anscheinen keine Berührungsäng­ste zeigt.

 

Ob „FKP“, „AJP“ oder „NPD“ — Neon­azistruk­turen bekämpfen!

 

1Quelle: hxxp://www.npd-havel-nuthe.de/?p=1498 [11.01.2010]

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Das leidige Thema: Neonazis in Potsdam

Am 30.12.2009 war in den „Pots­damer Neusten Nachricht­en” (PNN) ein Inter­view mit dem Titel „Schlägereien sind leichter aufzuk­lären” zu lesen. In diesem sprach der PNN Jour­nal­ist Hen­ri Kramer mit Pots­dams Polize­ichef Ralf Marschall. Dabei ging es um die Ein­schätzun­gen Marschalls zu den The­men „Brand­s­tiftun­gen, die recht­sex­treme Szene, die Bru­tal­ität der Rock­er-Clubs und immer aggres­si­vere Radfahrer”.

Da wir seine Ansicht­en zur Pots­damer Neon­aziszene ganz und gar nicht teilen, doku­men­tieren wir diese im Fol­gen­den und ergänzen sie mit unser­er Analyse:

[…] Leute aus der recht­sex­tremen Szene wohnen zwar noch hier, aber es gibt kaum noch öffentliche Aktio­nen. […] Allerd­ings nehmen immer noch mehrere Pots­damer Neon­azis bei großen Demos der Szene im gesamten Bun­des­ge­bi­et teil. Dazu gibt es einige Web­seit­en und vor allem Pro­pa­gan­da-Delik­te. Aber eine feste Struk­tur ist nicht erkennbar.” (Ralf Marschall, 30.12.2009, PNN

Die Aus­sage, dass es kaum noch öffentliche Aktio­nen gibt, ist unser­er Ansicht nach falsch. Denn die Pots­damer Neon­azis nehmen nicht nur regelmäßig an Demon­stra­tio­nen und Kundge­bun­gen teil und fahren zu neon­azis­tis­chen Konz­erten bzw. spie­len sie sel­ber. Son­dern sie organ­isieren auch eigene Ver­anstal­tun­gen und führen immer wieder großflächige Pro­pa­gan­daak­tio­nen, wie z.B. am 14.09.2009 als sie etliche Hun­dert selb­stge­druck­te A2 Plakate in mehreren Pots­damer Bezirken und umliegen­den Dör­fern verklebten, durch. 

Auch die Ein­schätzung, dass in Pots­dam „eine feste Struk­tur (ist) nicht erkennbar” sei, teilen wir nicht. Denn durch die bei­den Inter­net­seit­en der Pots­damer Neon­azikam­er­ad­schaften „Freie Kräfte Pots­dam” (FKP) und „Alter­na­tive Jugend Pots­dam” (AJP) wird für jede_n ersichtlich, dass sich die Neon­azis in Pots­dam in parteiun­ab­hängi­gen Grup­pierun­gen nach dem Konzept der „Freien Nationalist_innen”, organ­isieren. Doch neben diesen bei­den Grup­pen gibt es auch ganz ein­deutige Bestre­bun­gen für die Grün­dung ein­er NPD Struk­tur in Pots­dam. Zulet­zt war auf der Home­page des „NPD Kreisver­band Hav­el-Nuthe”, der auch für Pots­dam zuständig ist, zu lesen:

Unser Kreisvor­sitzen­der Michel Müller eröffnete den offiziellen Teil der Ver­anstal­tung und erin­nerte an einige wichtige Ereignisse des zurück­liegen­den Jahres. […] Er gab das Wort an unseren Pots­damer Stadtverord­neten Mar­cel Guse weit­er. Dieser informierte die Kam­er­aden über die näch­sten Schritte zur Grün­dung unseres NPD-Stadtver­ban­des Pots­dam.” (Home­page des NPD KV Hav­el-Nuthe, 02.01.2010)

Guse selb­st, der vor einiger Zeit noch Mit­glied der „Deutschen Volk­sunion” war, wech­selte einen Tag nach den Bran­den­burg­er Land­tagswahlen 2009 zur NPD. Er unter­hält gute Kon­takt zu den bei­den oben benan­nten Neon­azikam­er­ad­schaften und war in let­zter Zeit mehrfach mit ihnen zusam­men auf Neon­azi­aufmärschen präsent.

Alle — in den let­zten Monat­en von uns doku­men­tierten und veröf­fentlicht­en — Aktio­nen der Pots­damer Neon­aziszene (1) scheinen der Pots­damer Polizei völ­lig unbekan­nt oder wer­den hier im Zuge des Inter­views von ihr ver­schwiegen oder ver­harm­lost und herun­terge­spielt. Warum wir dies für sehr gefährlich hal­ten müssen wir an dieser Stelle wohl nicht noch ein Mal erklären.

Hier eine (unvoll­ständi­ge) Kurzüber­sicht für das Jahr 2009:

 

- 17.01.2009 — Neon­azikonz­ert mit der Pots­damer Band „Preussen­stolz” in Thüringen

- 17.01.2009 — Pots­damer Neon­azis bei Neon­azi­auf­marsch in Magdeburg

- 24.01.2009 — Neon­azikonz­ert mit der Pots­damer Band „Preussen­stolz” in Sach­sen Anhalt

- 31.01.2009 — Neon­azikonz­ert mit der Pots­damer Band „Preussen­stolz” in Briest

- 07.02.2009 — Pots­damer Neon­azis bei Neon­azi­auf­marsch in Brandenburg

- 14.02.2009 — Pots­damer Neon­azis bei Neon­azi­auf­marsch in Dresden

- 21.02.2009 — Neon­azikonz­ert mit der Pots­damer Band „Preussen­stolz” in Berlin

- 18.04.2009 — Pots­damer Neon­azis bei Neon­azi­auf­marsch in Rathenow

- 02.05.2009 — Neon­azikonz­ert mit der Pots­damer Band „Preussen­stolz” in Rothenburg

- 23.05.2009 — Pots­damer Neon­azis bei Neon­azi­auf­marsch in Luckenwalde

- 11.07.2009 — Kundge­bung und Konz­ert in Gera, mit dabei die „AJP

- 18.07.2009 — Neon­azikonz­ert mit der Pots­damer Band „Cyn­ic” in Berlin

- 03.08.2009 — großflächige Propagandaaktion

- 15.08.2009 — „Ver­net­zungstr­e­f­fen” mit Bran­den­burg­er Neonazis

- 16.08.2009 — Fahrrad­tour durch Pots­dam im Bezug auf Rudolf Hess

- 17.08.2009 — „Gedenkak­tion” im Bezug auf Rudolf Hess in Berlin

- 29.08.2009 — „Nationales Fußball­turnier” in Potsdam

- 05.09.2009 — Pots­damer Neon­azis bei Neon­azi­auf­marsch in Neuruppin

- 14.09.2009 — Pro­pa­gan­daak­tion der „FKP” und „AJP

- 18.09.2009 — Pro­pa­gan­daak­tion der „FKP

- 19.09.2009 — Todes­dro­hun­gen eines Pots­damer Neon­azis während der „Babels­berg­er Livenacht”

- 27.09.2009 — Pro­pa­gan­daak­tion der „FKP

- 10.10.2009 — Pots­damer Neon­azis bei Neon­azi­auf­marsch in Berlin

- 17.10.2009 — Neon­azikonz­ert mit der Pots­damer Band „Preussen­stolz” in Mitteldeutschland

- 19.10.2009 — Plakatak­tion der „Nationale Sozial­is­ten Potsdam”

- 24.10.2009 — Neon­azikonz­ert mit der Pots­damer Band „Preussen­stolz” in Sachsen

- 01.11.2009 — Fly­er­ak­tion der „FKP” und „AJP

- 07.11.2009 — Pots­damer Nazis (u.a. der Stadtverord­nete Mar­cel Guse) bei Nazi­auf­marsch in Halle

- 09.11.2009 — „Gedenkak­tion” im Bezug am den „Hitler-Luden­dorf-Putsch”

- 14.11.2009 — Neon­azikonz­ert mit der Pots­damer Band „Preussen­stolz” in Ostdeutschland

- 15.11.2009 — „Gedenkak­tion” zusam­men mit zahlre­ichen weit­eren Bran­den­burg­er Neonazis

- 05.12.2009 — Pots­damer Neon­azis bei Neon­azi­auf­marsch in Königswusterhausen

- 05.12.2009 — Neon­azikonz­ert mit der Pots­damer Band „Preussen­stolz” in Rothenburg

- 05.12.2009 — Teil­nahme am Auf­marsch in Königs Wuster­hausen-Pots­damer als Red­ner aufgetretten

- 07.12.2009 — Flug­blat­tak­tion der NPD in Neu Fahrland

- 30.12.2009 — Jahresab­schlusver­anstal­tung der NPD Kreisver­band Hav­el Nuthe

 

Nicht zu vergessen sind dabei die zahlre­ichen tätlichen Über­griffe von Neon­azis. Hier genügt ein Blick in die Chronik der Opfer­per­spek­tive: http://www.opferperspektive.de/event/events_by_criteria/1?year=2009

 

Um diese Auflis­tung zusam­men zu stellen muss men­sch keine_r große_r Szenekenner_in sein. Hier reicht ein­fache und gründliche Inter­ne­trecherche um sich ein umfassendes Bild der neon­azis­tis­chen Struk­turen in Pots­dam zu machen. Dazu scheint die Pots­damer Polizei jedoch nicht in der Lage zu sein anson­sten wür­den auch sie zu einem ähn­lichen Ergeb­nis kom­men. Wenn das nicht der Fall ist, kön­nten wir davon aus­ge­hen, dass die Polizei den Neon­azis hier wis­sendlich einen ziem­lich großen Spiel­raum zur Organ­isierung und Durch­führung ihrer Aktio­nen lässt.

 

Wir fordern deshalb alle Men­schen in Pots­dam auf diese Tat­sachen an zu erken­nen und ernst zu nehmen. Der entschlossene Wider­stand gegen Neon­azis und deren Aktiv­itäten muss ernst genom­men wer­den und kann auf keinen Fall Polizeisache sein.

 

Deshalb: Gemein­sam, entschlossen gegen Neon­azis vorgehen!

 

(1) http://aalp.de/content/view/108/1/ , http://aalp.de/content/view/107/1/ , http://aalp.de/content/view/99/30/ , http://aalp.de/content/view/92/30/

 

 

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Antifaschismus

Neonazis stören Punkkonzert im Kamea

Unter den Besuch­ern des alljährlich in Frank­furt (Oder) stat­tfind­en­den Wei­h­nacht­s­po­gos am Fre­itag, den 18.12.2009, mis­cht­en sich zu später­er Stunde auch einige Hooli­gans des FFC Vic­to­ria ’91 e.V., darunter Chris­t­ian Bren­del, Chris­t­ian Riemer und Paul Pfeif­fer, welche in der Ver­gan­gen­heit als Neon­azis in Erschei­n­ung getreten waren (Antifaschis­tis­che Recherchegruppe berichtete, weit­ere Infos hier: http://recherchegruppe.blogsport.de/).

 

Als die Veranstalter_innen durch Antifaschist_innen auf diese aufmerk­sam gemacht wurde und sich die Nachricht unter dem Pub­likum des “Kamea” ver­bre­it­ete, betrat eine Besucherin die Bühne und appel­lierte die Veranstalter_innen, die Neon­azis der Ver­anstal­tung zu ver­weisen. Unter­stützt wurde sie in ihrer Forderung durch das Pub­likum, welch­es spon­tan “Nazis raus!” anstimmte.Es kam schließlich zu Hand­grei­flichkeit­en, als die Kamea-eigene Secu­ri­ty, die auch durch das Tra­gen der Neon­azi-Mode­marke “Thor Steinar” auffiel, besagte Besucherin der Bühne ver­weisen wollte. Nach­dem sich die Sit­u­a­tion etwas beruhigt hat­te, forderte ein Ver­anstal­ter die Neon­azis nun let­ztlich doch auf, die Ver­anstal­tung zu verlassen.

 

Nach­dem diese des Haus­es ver­wiesen wor­den waren, sam­melten sie sich vor der Dis­co und ver­sucht­en, erneut hineinzuge­lan­gen und Besucher_innen zu attack­ieren. Ver­hin­dert wurde dies durch eine Gruppe von etwa 50 Per­so­n­en, die als Reak­tion darauf eben­falls die Dis­co ver­ließ und sich den Nazis ent­ge­gen­stellte. Diese ver­ließen daraufhin fluchtar­tig das Gelände des Kamea.

 

Beson­ders das Ver­hal­ten der Secu­ri­ty am gestri­gen Abend ist zu kri­tisieren. Sie ver­hiel­ten sich der Sit­u­a­tion nicht angemessen, da sie nach Hin­weisen auf die unge­wollte Präsens von Neon­azis auf der Ver­anstal­tung nicht reagierte. Erst durch die Gefahr, dass die Sit­u­a­tion zu eskalieren dro­hte, als das Pub­likum darüber informiert wurde, und erst nach der Auf­forderung der Veranstalter_innen, die Hooli­gans des Haus­es zu ver­weisen, sahen sich die Türste­her zum Han­deln gezwungen.

Autonome Antifa Frank­furt (Oder)

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Antifaschismus

René D. zu sechs Monaten Haftstrafe auf Bewährung verurteilt

René D. kommt mit ein­er Bewährungsstrafe davon. Das Amts­gericht Rathenow
verurteilte den ein­schlägig vorbe­straften Neon­azi am 22. Dezem­ber 2009
wegen ver­suchter gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung zu sechs Monat­en Haft,
die für zwei Jahre auf Bewährung aus­ge­set­zt wurden.

Am 28. März dieses Jahres ver­anstal­tete die NPD einen Info­s­tand in
Prem­nitz. Gegen den NPD-Auftritt protestierte eine Gruppe Punks. Weil er
sich provoziert fühlte, ver­suchte René D. gezielt einen der
Protestieren­den anzu­greifen. Anwe­sende Polizis­ten kon­nten den Über­griff
ver­hin­dern.

Hin­ter­grund­in­for­ma­tion

 

Der betrof­fene Punk war von René D. Zwill­ings­brud­er bere­its am 29.
August 2008 mit einem Kopf­s­toß ver­let­zt wor­den. Peer D. war für diesen
und andere Angriffe auf Linke in Prem­nitz nur zwei Tagen vor der Attacke
am 28. März zu viere­in­halb Jahren Gefäng­nis verurteilt worden.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Arbeit & Soziales Bildung & Kultur Klima & Umwelt Law & Order

PNN und Verfassungsschutz diskreditieren Inwole e.V.

Am 12.12.2009 war in den “Pots­damer Neuesten Nachricht­en” (PNN) in einem Artikel von Thomas Met­zn­er und Hen­ri Kramer (1) nachzule­sen, dass der in Pots­dam ansäs­sige Vere­in Inwole auf sein­er Inter­net­seite für gewalt­tätige Auseinan­der­set­zun­gen auf dem Kopen­hagen­er UN-Klimagipfel wirbt. Zuge­spitzt wurde der Artikel mit der Erwäh­nung, dass die Arbeit und der Unter­halt des Vere­ins zum Teil aus Bun­desmit­teln finanziert wird. Die bei­den Autoren des Textes, der in ähn­lich­er Form bere­its zuvor im “Tagesspiegel” erschien, beriefen sich dabei vor allem auf die Darstel­lung des Ver­fas­sungss­chutzes Bran­den­burg und über­nah­men diese unre­flek­tiert. Die im Artikel for­mulierte Forderung, den Sachver­halt ein­er raschen Prü­fung durch das Min­is­teri­um zu unterziehen, ver­trat auch der CDU-Poli­tik­er Sven Petke.

Eine Gegen­darstel­lung, welche die erhobe­nen Vor­würfe entkräftete, erschien seit­ens des Vere­ins zwei Tage später. Trotz­dem kon­nte mit diesem der bere­its angerichtete Schaden durch die Presse nicht mehr vol­lends begren­zt werden.

Es ist auf­fäl­lig, dass sich Diskred­i­tierun­gen link­er Poli­tik spätestens seit der Land­tagswahl in Bran­den­burg häufen. Neben der wieder­belebten Extrem­is­mus­de­bat­te wer­den Poli­tik und Behör­den nicht müde, Zusam­men­hänge zwis­chen Straftat­en und poli­tis­chem Aktivis­mus herzustellen — seien sie auch noch so weit herge­holt. Dies dient vor allem dem Ziel, linksalter­na­tive Poli­tik zu schwächen und einem ver­meintlichen “Linksruck” in Poli­tik und Gesellschaft ent­ge­gen­zuwirken. Linksalter­na­tive Poli­tik bedeutet im Falle des Inwole: dass er sich seit Jahren für die Förderung inno­v­a­tiv­er Wohn- und Lebens­for­men ein­set­zt — dazu gehört eine entsprechend kri­tis­che Posi­tion­ierung hin­sichtlich der glob­alen Klimapoli­tik. Infolgedessen wird seit­ens der Behör­den und Kon­ser­v­a­tiv­en eine klare Stel­lung­nahme zu diesem The­ma als gewalt­tätig beze­ich­net, was jedoch jed­er Grund­lage entbehrt.

Uns verbindet mit dem Vere­in eine langjährige Zusam­me­nar­beit, die stets frucht­bar und bei­der­seits förder­lich war. Der Vere­in Utopia aus Frank­furt (Oder) erk­lärt sich daher sol­i­darisch mit Inwole e.V. und sieht diesen als Spiel­ball ein­er seit­ens des Ver­fas­sungss­chutzes und kon­ser­v­a­tiv­er poli­tis­ch­er Kräfte insze­nierten Kam­pagne gegen linksalter­na­tive Poli­tik und Ini­tia­tiv­en, die sich als Vertreter_innen ein­er solchen ver­ste­hen. Es scheint bere­its auszure­ichen, Straftat­en und einen Vere­in, welch­er sich links der Mitte für eine freiere, selb­st­bes­timmtere Gesellschaft ohne Diskri­m­inierung ein­set­zt, sprach­lich in Beziehung zueinan­der zu set­zen, um die Schwächung seines gesellschaftlichen Ein­flusses zu bewirken. Dies soll im Falle des Inwoles durch die Kürzung finanzieller Mit­tel geschehen, was für den Vere­in exis­tenzbedro­hend wäre. Dass eine solche Berichter­stat­tung diese neg­a­tiv­en Auswirkun­gen nach sich zieht, ist nicht hin­nehm­bar. Utopia e.V. fordert daher die Kor­rek­tur der medi­alen Darstel­lung, um den Imageschaden des Vere­ins wiedergutzumachen.

(1)“Aufrufe zur Gewalt – gefördert von Bund und EU”, http://www.pnn.de/potsdam/245351/? , let­zter Zugriff: 20.12.2009.

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Pierre Gouffault verstorben

Am Son­ntag, dem 20.12.2009 ist der Präsi­dent des Inter­na­tionalen Sach­sen­hausen Komi­tees, Pierre Gouf­fault, nach schw­er­er Krankheit in Paris im Alter von 85 Jahren verstorben.

Mit Pierre ist ein lieber Kam­er­ad und guter Fre­und von uns gegan­gen. Wir sind tief betrof­fen von seinem Tod, den wir nicht fassen können.

Pierre Gouf­fault war Über­leben­der des KZ Sach­sen­hausen, seit 1984 war er Gen­er­alsekretär der franzö­sis­chen Ami­cale und seit 2002 Präsi­dent des Inter­na­tionalen Sach­sen­hausen Komi­tees, dessen Schatzmeis­ter er bere­its seit 1974 gewe­sen war. Seit 1983 gehörte er dem inter­na­tionalen Beirat der Stiftung Bran­den­bur­gis­che Gedenkstät­ten an. Außer­dem war er Mit­glied des Fördervere­ins des Gedenkstätte und Muse­um Sach­sen­hausen e.v.

Pierre Gouf­fault wurde 1924 in Paris geboren. Nach dem Tod des Vaters, der 1929 an den Fol­gen ein­er Ver­let­zung aus dem 1. Weltkrieg starb, wuch­sen er und sein Zwill­ings­brud­er Roger bei der Mut­ter auf. Nach­dem er 1942 mit Entset­zen erleben musste, dass seine jüdis­chen Mitschüler den gel­ben Stern tra­gen mussten, schloss Gouf­fault sich zusam­men mit sein­er Mut­ter und seinem Brud­er dem Wider­stand gegen die nation­al­sozial­is­tis­che Besatzung an. Am 13. Dezem­ber 1942 wur­den sie ver­haftet, am 25. Jan­u­ar 1943 traf Pierre mit dem ersten großen Trans­port franzö­sis­ch­er Wider­stand­skämpfer aus dem Internierungslager Com­piègne im KZ Sach­sen­hausen ein. Dort erhielt er die Häftlingsnum­mer 59.092. Kurz darauf wurde er in das Außen­lager Heinkel über­stellt, wo ihm die Unter­stützung von Kam­er­aden mehrfach das Leben ret­tete. Anfang 1945 war er für kurze Zeit im Außen­lager Klink­er­w­erk, bevor er auf dem Todes­marsch am 2. Mai 1945 in der Nähe von Witt­stock die Befreiung erlebte.

Nach sein­er Rück­kehr nach Paris geschah, worauf er kaum zu hof­fen Gewagt hat­te: Er traf sein Mut­ter und seinen Brud­er wieder, die eben­falls Gefäng­nis und KZ-Haft über­lebt hat­ten. Pierre Gouf­fault war danach in der met­al­lver­ar­bei­t­en­den Indus­trie tätig, zulet­zt als Leit­er des Per­son­als und der Fer­ti­gung in einem Betrieb mit 1.000 Beschäftigten. 1951 heiratete er seine Frau Luci­enne, die er liebevoll Lulu nan­nte. Aus Anlass des 10. Jahrestages der Befreiung nah­men sie 1955 gemein­sam an der ersten “Pèleri­nage” der franzö­sis­chen Ami­cale nach Oranien­burg teil. Die Wieder­begeg­nung mit dem ehe­ma­li­gen KZ Sach­sen­hausen wurde für bei­de Zum Schlüs­sel­er­leb­nis, denn danach stellen sie sich in den Dienst für die franzö­sis­chen Sach­sen­hausen-Über­leben­den und ihre Fam­i­lien. Vor allem seit dem Ein­tritt in den Ruh­e­s­tand bildete die famil­iäre Gemein­schaft der Kam­er­aden und ihrer Ange­höri­gen das Zen­trum seines Lebens. Alljährlich organ­isierten er und seine Frau die “Pèleri­nage” zu den Befreiungsver­anstal­tun­gen in der Gedenkstätte Sach­sen­hausen, so auch im April dieses Jahres.

Im Jan­u­ar 2009 wirk­te Gouf­fault bei der Ver­ab­schiedung der Erk­lärung “Erin­nerung bewahren – authen­tis­che Orte erhal­ten – Ver­ant­wor­tung übernehmen” in Berlin mit, des Ver­mächt­niss­es der Über­leben­den der Konzen­tra­tionslager. Bei ein­er Pressekon­ferenz forderte er, dass der europäis­che Wider­stand in der Arbeit der Gedenkstät­ten auch kün­ftig gewürdigt wer­den müsse. Er würdigte die Anstren­gun­gen, die in Deutsch­land und vor allem auch in Bran­den­burg für die Sanierung und Neugestal­tung der Gedenkstät­ten unter­nom­men wor­den sind. Gouf­fault forderte in diesem Zusam­men­hang, “dass auch in der Zukun­ft über diese inter­na­tionalen Orte nicht nur deutsche Poli­tik­er, son­dern Men­schen aus allen Län­dern Europas mitbes­tim­men”. Besorgt zeigte er sich hin­sichtlich von Orten mit zweifach­er Ver­gan­gen­heit, wo es keine Ver­mis­chung der his­torischen Phasen geben dürfe: “Ursachen und Wirkun­gen müssen klar benan­nt und die Unter­schiede deut­lich gemacht wer­den, auch wenn wir anerken­nen, dass nach 1945 neues Leid und neues Unrecht geschehen ist.”

Inforiot