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Antifaschismus

Cottbus: ARD radiofeature über Gewalt in einer überforderten Stadt

In Bran­den­burg gibt es bun­desweit die meis­ten Angriffe von Neon­azis. In Cot­tbus sprechen Bürg­erini­tia­tiv­en schon von ein­er all­ge­gen­wär­ti­gen Bedro­hung und einem feind­seli­gen Kli­ma. Wie leben Geflüchtete, Linke, Punks und lib­erale Fußball­fans in dieser Stadt?
Zum Nach­hören: hier.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration

Rathenow: Kundgebung des extrem rechten Bürgerbündnisses gegen den „Migrationspakt“

Am Mon­tagabend set­zte die extrem rechte Vere­ini­gung „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ ihre regelmäßige Kundge­bungsrei­he auf dem Märkischen Platz in Rathenow fort. Die Ver­anstal­tung wurde im Inter­net unter dem Mot­to: „Wir für unser Volk“ bewor­ben und sollte sich gegen den von den Vere­in­ten Natio­nen angestrebten „Glob­alen Pakt für eine sichere, geord­nete und reg­uläre Migra­tion“, umgangssprach­lich: „Migra­tionspakt“ richt­en. An der Ver­anstal­tung nah­men im Kern 15 Per­so­n­en aus Rathenow, Prem­nitz und Berlin teil.
Nach der üblichen Ein­leitung­sproze­dur, dem Abspie­len der umstrit­te­nen, inof­fiziellen Lan­deshymne „Märkische Hei­de“, hielt Vere­insvor­sitzen­der Chris­t­ian Kaiser den ersten Rede­beitrag. Dessen Kern bein­hal­tete allerd­ings fast nur die Ver­lesung von Antworten auf eine offizielle Anfrage des Bürg­er­bünd­niss­es an die Stadtver­wal­tung Rathenow. Entsprechend ihrer üblichen Mei­n­ungskundgaben fragte die flüchtlings­feindliche Vere­ini­gung vor allem zu The­men wie „Zuwan­derung“ und „Asylpoli­tik“. Ins­beson­dere inter­essierte die Ras­sis­ten, wie viele Men­schen „nicht­deutsch­er Herkun­ft“ im Stadt­ge­bi­et gemeldet seien.
Des Weit­eren erkundigte sich das Bürg­er­bünd­nis über ange­blich „zunehmende Krim­i­nal­ität“, „Dro­gen­prob­leme“ oder aber auch wie die Bedin­gun­gen seien, um zur Wahl der Stadtverord­neten im Jahr 2019 zu gelassen zu wer­den. Dabei betonte Kaiser ein­mal mehr seine Absicht­en bei der Kom­mu­nal­wahl anzutreten, um im Stadt­par­la­ment aktiv zu werden.
Anschließend set­zte eine ver­bit­tert und von Hass zer­fressen wirk­ende, ältere Red­ner­in aus Berlin die Ver­lesung der Antworten der Rathenow­er Stadtver­wal­tung auf die Anfra­gen des Bürg­er­bünd­niss­es fort und kom­men­tierte diese in der für sie üblichen, ger­ingschätzen­den Art und Weise.
Auch die anderen drei Red­ner tat­en sich schw­er das Niveau der Ver­anstal­tung zu heben. Ein­er hat­te Prob­leme einen inhaltlich zusam­men­fassenden Beitrag über den Besuch der Bun­deskan­z­lerin in Chem­nitz (Sach­sen) vorzu­tra­gen. Ein Ander­er sprach von seinen Ein­drück­en beim Fack­el­marsch in Magde­burg sowie der Volksver­dum­mung durch Migra­tion, Chem­trails, Alko­hol und Pornos. Und ein weit­er­er Red­ner sin­nierte über wirre Träume sowie den Sturz der Regierung.
So blieb der „Migra­tionspakt“ nur der Aufhänger, um die wahn­haften öffentlichen Auftritte des Bürg­er­bünd­niss­es fortzuset­zen. Eine inhaltliche Auseinan­der­set­zung mit dem 32 seit­i­gen Doku­ment bzw. den darin for­mulierten Zie­len fand nicht statt. Die all­ge­mein gehal­te­nen, polemis­chen State­ments erweck­ten den Ein­druck, dass sich die Reden­den nur ober­fläch­lich mit dem Pakt beschäftigt hatten.
Fotos zur Kundge­bung: https://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/sets/72157703717882034

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Antifaschismus Law & Order

Proteste gegen das neue Brandenburger Polizeigesetz begleiten die erste Lesung im Landtag

Gestern, am 14. Novem­ber wurde das geplante neue Polizeige­setz für Bran­den­burg erst­ma­lig im Pots­damer Land­tag berat­en. Nach dem Willen der Koali­tion kön­nte das Gesetz schon im ersten Quar­tal 2019 beschlossen werden.
Auch die Gegner*innen des neuen Polizeige­set­zes haben ihre Arbeit am Mittwoch fort­ge­set­zt. Die Organisator*innen der Großdemon­stra­tion am ver­gan­genen Sam­stag in Pots­dam, an der sich 2.300 Per­so­n­en beteiligt haben, hat­ten zu weit­eren Aktio­nen in dieser Woche aufgerufen.
Während der Diskus­sion im Land­tag ließen Aktivist*innen ein Trans­par­ent mit der Auf­schrift „Neues Polizeige­setz stop­pen!“ von der Empore. Die Land­tagspräsi­dentin reagierte mit einem Ordnungsruf.
In Cot­tbus hat­te das Bünd­nis gegen das neue Polizeige­setz in Bran­den­burg zu ein­er Kundge­bung um 17 Uhr aufgerufen. Die Veranstalter*innen geben die Teil­nehmerzahl mit 50 an. Auf der Kundge­bung sprachen unter anderem Geg­n­er des Berlin­er Polizeige­set­zes, Fußball­fans, eine Vertreterin des Frauen­café Cot­tbus und ein Mit­glied der Inter­na­tionalen Jugend.
Sask­ia Thiele, Sprecherin des Bünd­niss­es in Cot­tbus, bew­ertete die Aktion pos­i­tiv: „Hier ist ein wirk­lich­er Quer­schnitt unser­er Stadt zusam­mengekom­men. Wir haben heute als Schüler*innen, Studierende, Fußball­fans, linke Aktivist*innen, Industriearbeiter*innen, Lehrer und Renter*innen gemein­sam laut­stark gegen dieses undemokratis­che Gesetz protestiert. So ein bre­it­er Protest ist gut, denn genau­so groß ist die Zahl der poten­tiellen Betrof­fe­nen solch eines Geset­zes. Ger­ade jet­zt müssen wir im Bezug auf den weit­eren Geset­zge­bung­sprozess unseren Wider­stand entschlossen fortsetzen.“

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Antifaschismus

Inforiot’s Geburtstags-Rückblick

Diesen Sam­stag, den 17.11., find­et endlich Inforiot’s Geburt­stags-Zeck­en­tr­e­ff statt. Um 20:00 geht es im Spar­ta­cus los. Euch erwarten eine Lesung, Konz­erte, im Anschluss Par­ty und natür­lich alles, was son­st noch zu ein­er guten Geburt­stags­feier dazugehört.
Als Ein­stim­mung wer­den diese Woche Redak­tion­s­mit­glieder erzählen, wie sie eigentlich zu Infori­ot gekom­men sind und was das Pro­jekt für sie bedeutet.
 
Den Anfang macht Sum­mer.
„Ich komme aus ein­er Kle­in­stadt im Speck­gür­tel von Berlin. Geboren bin ich in einem ganz anderen Land. Wie es zu der Zeit nicht ganz unüblich war, ist der Nach­barsjunge irgend­wann ein Nazi gewor­den. Er fing an meine Fam­i­lie, die einen ein­deutig aus­ländisch klin­gen­den Namen hat, zu ter­ror­isieren, indem er nächtliche Saufge­lage bei sich ver­anstal­tete. So eine Plat­ten­bau-Wand ist dünn. Und so kam es, dass ich regelmäßig unter „Sieg Heil“ und „Aus­län­der Raus“-Rufen sowie dem Trällern von Landser-Songs mit­ten in der Nacht geweckt wurde. Die Polizei kam hin und wieder an, nach­dem meine Eltern dort ganz ent­nervt anriefen. Aber sobald die Polente weg war, ging der Psy­cho-Ter­ror von vorne los. Irgend­wann reichte es mir und ich beschloss, selb­st dage­gen vor zu gehen. Während ich vor­gab Hausauf­gaben zu machen, suchte ich nach Kon­takt zu  Gle­ich­gesin­nten im Inter­net, denn meine Mitschüler_innen haben sich einen Dreck für Poli­tik inter­essiert. Ich stieß dabei auf die Seite „antifa.de“. Die schrieb ich dann an. In ihrer Antwort ver­wiesen sie mich an die Opfer­per­spek­tive, die lokale Antifa-Gruppe und eben an Infori­ot. Das war der Tag, an dem Infori­ot meine Verbindung zu einem gewalti­gen Micro-Kos­mos wurde, in dem ich mich nicht mehr alleine gefühlt habe. Noch bevor ich die Leute aus der lokale Antifa-Gruppe ken­nen­ler­nen kon­nte, macht­en diese Abitur und ver­pis­sten sich nach Berlin. Aber Infori­ot blieb und wurde zu meinem täglichen Begleit­er. Fünf Jahre nach diesem Erleb­nis wurde ich dann gefragt, ob ich Teil der Redak­tion wer­den möchte. Mit­tler­weile bin ich nun fast sieben Jahre dabei und hoffe all denen, die sich in den Kle­in­städten und Dör­fern auch so ohn­mächtig und allein fühlen, wie ich es einst war, Mut und Hoff­nung zu geben.“
 
Heute erzählt Jess seine Geschichte.
„Als Jugendlich­er, in ein­er kleinen Stadt in Bran­den­burg, ohne Smart­phones, gutes Inter­net oder einen Raum, in dem man sich hätte tre­f­fen kön­nen, war es manch­mal gar nicht so ein­fach aufzuwach­sen und sich poli­tisch außer­halb von Parteien einzubrin­gen. Die Bedro­hung durch Neon­azis war regelmäßig gegeben und es war auch keine Sel­tenheit, dass 20 Neon­azis vor der Schule warteten, um links ausse­hende Jugendliche abz­u­fan­gen und einzuschüchtern. Oft stand man damit allein da oder hat­te das Gefühl, nichts machen zu kön­nen, da es an eige­nen Erfahrun­gen man­gelte und der Aus­tausch mit älteren Gen­er­a­tio­nen von linken Men­schen nicht möglich war.
Da fühlt man sich als link­er Jugendlich­er schnell sehr allein. Mit dem Fach­abitur, welch­es ich in der nächst größeren Stadt machte, lernte ich zum ersten Mal ein Haus­pro­jekt ken­nen und weit­ere Men­schen, die den Wun­sch nach Räu­men ohne Neon­azis mit mir teil­ten. Dort hörte ich auch das erste Mal von Inforiot.
Mit dem Umzug in eine größere Stadt in Bran­den­burg, ergab sich auch die Möglichkeit, sich mit vie­len ver­schiede­nen The­men zu beschäfti­gen. Zen­tral dabei war immer die Präven­tion der extremen Recht­en, woraus natür­lich auch poli­tis­che Arbeit resul­tierte, für die IR nicht wegzu­denken war. Ein­er­seits war es sehr bestärk­end zu sehen, dass so viel in Bran­den­burg passiert und nicht nur in Berlin. Wie viele linke Häuser es gibt, wie viele Grup­pen, Ver­anstal­tun­gen oder Bil­dungswoch­enen­den. Das zu sehen gab auf jeden Fall Kraft.
Nach Jahren der poli­tis­chen Arbeit in Bran­den­burg blieb IR immer ein fes­ter und wichtiger Bestandteil für mich und somit war es eine große Freude, dann auch gefragt zu wer­den und selb­st dieses, für mich so wichtige, Pro­jekt unter­stützen zu können.“
 
Kalle:
„Nach­dem mir Infori­ot von einem guten Fre­und nahe gelegt wurde, fing ich inner­halb kurz­er Zeit an, dort genau­so oft nach Neuigkeit­en zu suchen wie auf linksunten.indymedia. Für mich, als jugendlichen Antifa, war Infori­ot nicht nur ein Anschluss an die “Szene”, die es in der eige­nen Stadt nicht gab. Infori­ot war auch eine Art riesiger virtueller Bib­lio­thek. Ich habe damals auch oder vor allem tage­lang ungeduldig auf den näch­sten Recherc­heartikel gewartet. Egal ob aus Nord‑, Süd, Ost- oder West­bran­den­burg, ich habe alles verschlungen.
Ich finde, dass Infori­ot eine extrem wichtige Struk­tur, auch in social media dominierten Zeit­en, ist. Obwohl jün­gere Men­schen mit­tler­weile oft gar nicht mehr auf Web­seit­en gehen, weil Face­book alles bis in den Feed liefert, sind und bleiben Pro­jek­te wie Infori­ot struk­turell wichtig.“
 
Zum Abschluss erzählt Rachel ihre Geschichte zu Inforiot:
„Als ich nach Bran­den­burg gezo­gen bin (Ja, bei IR gibt es Leute aus dem kap­i­tal­is­tis­chen West­en!), war Infori­ot meine erste Adresse, um zu schauen, was in mein­er neuen (Provinz-)Heimatstadt so geht. Die Über­sicht über Grup­pen und Pro­jek­te war ein guter Einstieg.
Um so cool­er, dass ich jet­zt Teil des Redak­tion­skollek­tives sein kann! Ger­ade wenn men­sch noch nicht so einge­bun­den ist, sei es, weil men­sch neu in der Region oder frisch poli­tisiert ist, ist eine lan­desweite Plat­tform enorm hil­fre­ich, um sich zu orientieren.“
 
Feiert mor­gen, 17.11.2018, mit uns zusam­men im Spar­ta­cus den Infori­ot-Geburt­stag. Wir freuen uns!
 

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Antifaschismus Law & Order

Kundgebung gegen Polizeigesetz geplant

Bran­den­burgs Regierung um Innen­min­is­ter Karl-Heinz Schröter (SPD) will das Polizeige­setz ver­schär­fen. Dage­gen regt sich Wider­stand. Am 14.11. find­et dazu eine Kundge­bung in Cot­tbus statt – genau an dem Tag, an dem die erste Lesung im Pots­damer Land­tag stat­tfind­en wird.
Deshalb ruft an diesem Mittwoch das Bünd­nis #noPol­GB­bg – ein bre­it­er Zusam­men­schluss von poli­tis­chen Ini­tia­tiv­en, Geflüchteten, Studieren­den und weit­eren zivilge­sellschaftlichen Akteuren – zu ein­er Kundge­bung am Platz am Stadt­brun­nen (Heron­platz) in Cot­tbus auf.
Dazu erk­lärt Sask­ia Thiele vom Sprecher*innenrat des Bünd­nis fol­gen­des: „Das Polizeige­setz soll ver­schärft wer­den, um bess­er gegen Ter­rorge­fahren gerüstet zu sein – aber nicht nur. Von den Geset­zen und ihren Auswirkun­gen sind let­z­tendlich alle betrof­fen. Die Ver­schär­fung kann auf den ersten, ober­fläch­lichen Blick für ein größeres Sicher­heits­ge­fühl sor­gen. Beim zweit­en, genauen Blick wird deut­lich, dass die Geset­ze einen Ein­schnitt in die per­sön­liche Frei­heit brin­gen. Der aktuelle Entwurf beschreibt etwa vor­beu­gende Inge­wahrsam­nahme, Telekom­mu­nika­tion­süberwachung, Aufen­thaltsvor­gaben und Kon­tak­tver­bote. Mit diesen Maß­nah­men wer­den Repres­sio­nen gegenüber allen Men­schen vere­in­facht. Dage­gen set­zen wir uns entsch­ieden zur Wehr.“
Bere­its am ver­gan­genen Sam­stag nah­men rund 2000 Men­schen an der Großdemon­stra­tion gegen das neue Polizeige­setz in Pots­dam Teil. Nun muss der Protest in alle Regio­nen Bran­den­burgs getra­gen wer­den, um den flächen­deck­enden Wider­stand zu zeigen. „Vor allem in Cot­tbus, wo seit Jahres­be­ginn die Polizeikon­trollen mas­siv aus­ge­baut wor­den sind, ist spür­bar, was ver­stärk­te Repres­sion macht.“ ergänzt Sask­ia Thiele. „Es geht nicht, darum das Miteinan­der zu stärken, son­dern einzig darum, Macht zu demon­stri­eren und die Bevölkerung kon­trol­lier­bar zu machen. Wir protestieren solange bis das Gesetz vom Tisch ist, auch am Mittwoch in Cot­tbus.“, sagt Sask­ia Thiele abschließend.
Weit­ere Infos: www.nopolgbbg.de Kon­takt:kontakt@nopolgbbg.de

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

Stadtwerke wollen keine Erinnerung an Reichspogromnacht

Am Fre­itag den 9. Novem­ber jähren sich die Novem­ber­pogrome der Nazis zum 80. Mal. Um diesem his­torischen Ereig­nis angemessen zu gedenken wurde ein Bünd­nis ver­schieden­er Grup­pen und Einzelper­so­n­en gegrün­det. Aber nicht nur das Gedenken an Ver­gan­ge­nes ist das Ziel des Bünd­niss­es, son­dern auch zu verdeut­lichen, dass diese Ver­gan­gen­heit bis heute nach­wirkt, auf unser alltäglich­es Leben Auswirkun­gen hat und keines­falls ein­fach abgeschlossen ist. Auch in Pots­dam kam es z.B. zu Ver­haf­tun­gen von Jüdin­nen und Juden, die Syn­a­goge wurde ver­wüstet und eben­so der jüdis­che Fried­hof. Die Opfer waren Potsdamer*innen und die Täter*innen eben­so. Diesen Fakt woll­ten wir den Büch­ern und Akten entreißen und auf der Straße sicht­bar machen. Nicht nur für die über 50 Per­so­n­en die alljährlich an der Gedenk­feier am Mah­n­mal für die Opfer des Faschis­mus teil­nehmen, son­dern für alle Potsdamer*innen. Deshalb planten wir, nach his­torisch­er Recherche in Archiv­en und Bib­lio­theken, Plakate aufzuhän­gen um Orte zu kennze­ich­nen die exem­plar­isch einen Ein­blick in die Ver­gan­gen­heit ermöglichen. Es soll­ten „Orte der Täter*innen“ und „Orte der Opfer“ gekennze­ich­net werden.

Nun stellen sich die Pots­damer Stadtwerke quer. Ihre Lat­er­nen seien nicht dafür da zusät­zliche Plakate oder Schilder anzubrin­gen. Schreiben sie und lassen regelmäßig Wahlplakate von der SPD bis zur AfD zu. Dieses geschichtsvergessene Ver­hal­ten find­en wir skandalös!

Dazu sagt Melyssa Diedrich von der EAP: „Es scheint in diesem stadteige­nen Unternehmen wed­er Anstand noch auch nur ein Fünkchen his­torischen Sachver­stand zu geben. Im näch­sten Jahr wer­den wir die Pots­damer Stadtwerke ver­stärkt in den Fokus nehmen. Und zwar nicht nur als ‚Ort der Täter*innen‘ son­dern als ein­er der Prof­i­teure der sys­tem­a­tis­chen Aus­beu­tung von Men­schen durch die Nazis“.

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Antifaschismus Bildung & Kultur

Inforiot’s Geburtstags-Zeckentreff

17.11.18 | 20 Uhr | Spar­ta­cus (Friedrich-Engels-Straße 22, 14473 Potsdam)

Infori­ot — das unab­hängige Por­tal für alter­na­tive News und Ter­mine in Bran­den­burg — wird 18 Jahre alt. Endlich volljährig! Endlich Voll­bart! Endlich Voll­rausch! Für diesen beson­deren Anlass wollen wir all die Zeck­en von Schwedt bis Sprem­berg, von Frankfurt(Oder) bis Wit­ten­berge, von Eber­swalde bis KW, von Neu­rup­pin bis Straus­berg zum großen Geburt­stags-Zeck­en­tr­e­ff vere­inen. Mit ordentlich Punk und Oi, HipHop bis All­times, Punker*innenkneipe, Lesung und vielem mehr wollen wir mit euch auf weit­ere 18 Jahre anstoßen!

Lesung:

Bran­den­burg muss bren­nen, damit wir grillen kön­nen“ mit Flo­ri­an Ludwig

Live:

Oironie (Uckermark/Berlin, Punk)
Oiphory (Neu­rup­pin, Punk)
PC TOYS (Straus­berg, Hiphop) 

Djanes:

Can­dy Gurls (Pots­dam, Hot Jamz)
No Cap No Style (Berlin, fem HipHop/Trap)

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Antifaschismus

Es „brandenburgt“

Bran­den­burg muss bren­nen, damit wir grillen kön­nen“ ist wohl ein­er der witzig­sten Buchti­tel, der derzeit in gut sortierten Buch­län­den zu find­en ist. Der Roman ist geschrieben von Flo­ri­an Lud­wig, der als Link­er im Bran­den­burg­er Städtchen Rathenow aufgewach­sen ist. Wort­ge­wandt schreibt er über die Zeit Ende der Achtziger und den Beginn der Neun­ziger Jahre. Eine Zeit, die eigentlich alles andere als witzig war. Infori­ot wollte mehr darüber wis­sen und sprach mit Flo­ri­an über sein neues Buch.
 
Infori­ot: „Nachts sind alle Glatzen blau“ ist ein­er dieser Sätze in deinem Buch: er trägt Humor in sich, aber auch die bit­tere Real­ität der Neun­ziger Jahre. Du schreib­st über die Zeit nach dem Ende der DDR, als Jugendlich­er mit vie­len Möglichkeit­en und einem Haufen Scheiße an der Backe.  Wie war es denn damals mit den Nazis in dein­er Stadt?
Flo­ri­an: Vielle­icht würde ich eher fra­gen, wie es für uns damals war. Einige der dama­li­gen Pro­tag­o­nis­ten bracht­en ja sub­kul­turelle For­men aus DDR-Zeit­en mit rüber in die soge­nan­nte Wen­dezeit, ob nun als Punks, Grufties oder Autonome.
Im Zeitraum zwis­chen der Gren­zöff­nung 1989 und der offiziellen Wiedervere­ini­gung am 3. Okto­ber 1990 explodierte die Naziskin­bombe, jed­er Dödel kon­nte sich auf den Wochen­märk­ten zwis­chen Stral­sund und Suhl eine grüne Bomber­jacke und Springer­stiefel kaufen. So auch in Rathenow. Kevin, Mau­rice, Ron­ny und Mario (klis­chee­be­ladene Beispiel­na­men) hat­ten den Gle­ich­schritt ja schon aus DDR-Zeit­en drauf.
Das Prob­lem war, dass sich in Rathenow eine rechte, extrem enthemmte Gewalt­szene entwick­elte. Für uns als linksalter­na­tive Sub­kul­tur stellte sich die Frage, bis zu welchem Niveau gehen wir da mit. Die Ost­bullen, als reg­ulieren­der Fak­tor, spiel­ten keine Rolle mehr. Aus Selb­stschutz wur­den zum Beispiel Häuser beset­zt, da einige Leute selb­st in ihren Woh­nun­gen nicht mehr sich­er waren. Das Pos­i­tive an diesen Beset­zun­gen war, dass die Leute sich untere­inan­der bess­er ken­nen­lern­ten, gemein­sam neue Aktions­for­men aus­pro­bieren kon­nten. Aus diesen Struk­turen entwick­el­ten sich Pro­jek­te, die in eini­gen Städten in Bran­den­burg noch heute existieren.
Schade, dass damals soviel Energie und Kreativ­ität für antifaschis­tis­che Arbeit aufge­bracht wer­den musste. Aber es war eben notwendig, ja ohne zu drama­tisieren, exis­ten­ziell notwendig.
Infori­ot: Im Buch geht es um Berndte, um Oimel und andere junge Punks, auf der Suche nach Freiräu­men, die sie im Fußball, im Alko­hol, auf Par­tys oder beset­zten Häusern find­en. Sie wollen provozieren und wollen sich aus­pro­bieren. Welche Bedeu­tung hat­te und hat in deinen Augen linke Sub­kul­tur in ein­er Kleinstadt?
Flo­ri­an: Zum einen hat sie die selbe Funk­tion wie in Großstädten auch. Sie ste­ht für Protest gegen die Sauereien in dieser Gesellschaft und kann Ori­en­tierung und Basis sein für junge Leute, die Fra­gen haben, auf der Suche nach Ori­en­tierung, Fre­und­schaft und auch Spaß sind.
Das Prob­lem in Kle­in­städten beziehungsweise im ländlichen Raum ist, dass alle alle ken­nen, sowohl Fre­und als auch Feind. Da quatscht der Bürg­er­meis­ter die Poli­tak­tivistin in der Kaufhalle mit Vor­na­men an, der Dorf­bulle erken­nt deine let­zte gesprühte Parole am Geruch und die Nach­barn tratschen schon über deine Ent­gleisun­gen beim let­zten Punkkonz­ert, obwohl du noch nicht mal zu Hause angekom­men bist.
Infori­ot: Wie ist es heute in Rathenow? Das Bürg­er­bünd­nis Havel­land, mit seinen ras­sis­tis­chen Ver­samm­lun­gen, hast du dir ja schon angeschaut. Der Gegen­protest ist eher ver­hal­ten. Gibt es denn noch Punks in der Stadt?
Flo­ri­an: Na gut, der Protest gegen diese Dödel­truppe ist ja nicht von Punks abhängig. Soweit ich das ver­folge, gab und gibt es diesen Protest, manch­mal leise, manch­mal laut, oft auch intelligent.
Punk in Rathenow, ja den gibt es! Selb­st aus mein­er Gen­er­a­tion sind da noch Leute in Bands aktiv. Andere organ­isieren Ver­anstal­tun­gen zu Punk in der DDR oder lassen sich auch mal von mir was vorlesen.
Infori­ot: „Gehen oder bleiben?“ – die Frage, stellen sich wohl die meis­ten mit 18 Jahren. Du leb­st schon seit vie­len Jahren in Berlin. Hast du jemals drüber nachgedacht wieder nach Bran­den­burg zu ziehen?
Flo­ri­an: Holt die Lüneb­urg­er Hei­de nach Bran­den­burg und ick komm zurück!
Vor ein paar Jahren hat­te ich mal so was wie Land­sehn­sucht. Aber nach mehr als 20 Jahren bin ich hier ver­wurzelt, habe erlebt, wie die Stadt sich verän­dert. So manch­er Urber­lin­er spendierte mir inzwis­chen eine Bock­wurst und es gibt immer noch Eck­en in der Stadt, da „bran­den­burgt“ es ganz schön…
Infori­ot: Und zu guter Let­zt: Infori­ot wird nun auch volljährig. Sollen wir gehen oder bleiben?
Flo­ri­an: Bleiben, auf jeden Fall!
Bran­den­burg ohne Infori­ot, das wäre wie Polizeiruf 110 ohne Wacht­meis­ter Horst Krause, wie ein gut sortiert­er Info­laden ohne die SUPER­il­lu, wie Pots­dam ohne Frauenkirche und Zwinger – oder so…
 
Vor 18 Jahren wurde Infori­ot als ein linkes Por­tal für Poli­tik und Sub­kul­tur in Bran­den­burg ins Leben gerufen. Viele, die mit uns aufgewach­sen sind, waren Punks oder sind es heute noch. Am 17. Novem­ber feiern wir daher ein wenig Retro mit einem Punkkonz­ert. Und Flo­ri­an wird aus „Bran­den­burg muss bren­nen, damit wir grillen kön­nen“ lesen.
17. Novem­ber | ab 20 Uhr | Frei­land Potsdam

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Bildung & Kultur

Antirassismus in Zeiten rechter Mobilisierung

Pots­dam — Die jüng­sten Ereignisse in Chem­nitz und Köthen zeigen es deut­lich: Die seit 2015 unge­broch­ene Kon­junk­tur ras­sis­tis­ch­er Stim­mung und Organ­isierung stellt lokale Akteur*innen vor neue Her­aus­forderun­gen. Was kann dem laut­starken Wüten gegen die ange­bliche Über­frem­dung und dem Streben nach ein­er autoritären Verän­derung der Gesellschaft ent­ge­genge­set­zt wer­den? Gemein­sam wollen wir darüber ins Gespräch kom­men und in einen prax­isori­en­tierten Aus­tausch über Hand­lungsan­sätze und Gegen­strate­gien auf lokaler, regionaler und inter­na­tionaler Ebene gehen. Wir laden poli­tisch Aktive, Politiker*innen, Mitarbeiter*innen in kom­mu­nalen Ver­wal­tun­gen und Sozialarbeiter*innen her­zlich zu dieser Tagung ein.

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Antifaschismus Gender & Sexualität

Tipps & Tricks für F_Antifas

Angelehnt an die Broschüre „Tipps und Tricks für Antifas“ hat die fabb (F_Antifa Bran­den­burg) ein eigenes Heft mit „Tipps und Tricks für F_Antifas“ erstellt.
Was kannst du machen, wenn du in dein­er Kle­in­stadt-Antifa die einzige Frau* bist? Ist es auss­chließend, wenn ihr ein Frauen*-Plenum ein­fordert? Und was zur Hölle soll eine Emo-Runde sein und was hat diese mit poli­tis­ch­er Arbeit zu tun? Auf all diese Fra­gen will die Broschüre Antworten geben. Dafür wur­den unter­schiedlich­ste Instru­mente zusam­menge­tra­gen, die FLTI*s (Frauen­Les­ben­TransIn­ter) in ihrer poli­tis­chen Prax­is unter­stützen kön­nen, und diese um Erfahrun­gen aus Bran­den­burg­er Struk­turen ergänzt.
 
Die Her­aus­forderun­gen, denen FLTI*s in ländlichen Regio­nen begeg­nen, sind oft anders als die in der (Groß-)Stadt. Sex­is­mus wird als unwichtiges Prob­lem betra­chtet, die Auswahl an fem­i­nis­tis­chen Ver­bün­de­ten ist ger­ing und Abgren­zun­gen schwierig. Trotz­dem oder ger­ade deswe­gen ist es wichtig, eine fem­i­nis­tis­che Prax­is einzu­fordern und die Arbeit von FLTI*s in ländlichen Gegen­den sicht­bar zu machen.
Die Broschüre will Mut machen und empow­ern. Dabei sind alles Tipps und Tricks nur als Anre­gun­gen gedacht, ein Scheit­ern bei neuen Meth­o­d­en und Ideen gehört (lei­der) oft dazu.
Für eine fem­i­nis­tis­che Praxis!
 
Die Broschüre find­et ihr zum Down­load unter: http://fabb.blogsport.eu/2018/10/10/broschuere-tipps-tricks-fuer-f_antifas/

Inforiot