Am Montag, dem 01.06.2015, wurde uns eine Unterlassungsklage des Amtsgerichts Strausberg zugestellt. Klägerin ist die Stadt Strausberg in Vertretung der Bürgermeisterin. Es wird zum einen gefordert, die bundeswehrkritischen Transparente, sowie jegliche Schilder an Zäunen und Wänden zu entfernen.
Die Stadt Strausberg sieht ihre Interessen bezüglich der Bundeswehrpatenschaft durch Aussagen wie “300 Jahre Garnisonsstadt, 300 Jahre Krieg — Kein Grund zum Feiern” verletzt, und will uns unter Androhung von Strafgeldern zwingen, alle Transparente und Schilder abzuhängen.
Wir haben bereits in der Vergangenheit in vielen Schreiben und auch auf der Stadtverordnetenversammlung zu unserer politischen Position zur Bundeswehr Stellung bezogen und auf unser Recht auf freie Meinungsäußerung verwiesen. Wir sind der Ansicht, dass in unserer Gesellschaft Themen kritisiert werden dürfen und müssen. Dies soll durch die Klage verhindert werden. Es entsteht der Eindruck, jegliche öffentliche Kritik an der Bundeswehr soll unterdrückt werden.
Stefanie Hinze für’s AJP 1260 stellt fest: “Wir wehren uns dagegen, Kindern zu vermitteln, dass Kriegsgerät normale Mittel der Konfliktlösung sind und betonen damit, dass Klassenzimmer, Universitäten, Ausbildungsbetriebe, etc. keine Orte für militärische Institutionen und deren Nachwuchsakquise sein dürfen. Darauf beziehen sich u.a. auch die Aussagen der anderen Transparente”, so Hinze weiter.
Erst Ende April wies Brandenburgs Bildungsminister Baaske (SPD) darauf hin, dass eine sachliche Darstellung der Bundeswehr im Klassenzimmer stattfinden müsse und Lehrer aufgefordert seien, die Veranstaltungen zu moderieren. Das hört sich wie ein Weckruf an — der aber bundesweit in den Klassenzimmern real so nicht stattfindet.
“Ein praktisches Beispiel dafür, wie Militarisierung der Gesellschaft funktioniert, sahen wir am ‘Tag der Reservisten’ in Strausberg. Da wurden voll funktionstüchtige Kriegsgeräte (u.a. MIM-104 Patriot) nicht nur neben einem allseits beliebten Kinderspielplatz am See, sondern zu allem Überfluss auch noch neben einem jüdischen Gedenkfriedhof unkommentiert akzeptiert,” so Hinze.
Woche für Woche finden im gleichem Rahmen Referate statt. Dabei spielt der Standort Strausberg ‑konkret das Zentrum Informationsarbeit Bundeswehr- bei der Koordinierung dieser Auftritte eine entscheidende Rolle.
“In Strausberg werden spezielle Angebote der Öffentlichkeitsarbeit koordiniert von nationalen und internationalen Seminaren bis zum Einsatz der Jugendoffiziere der Bundeswehr in Schulen. Hier muss die Politik nachbessern”, fügte Stefanie Hinze ergänzend hinzu.
Da wir zum jetzigen Zeitpunkt keine andere Wahl haben, werden wir uns anwaltlich vertreten lassen und versuchen, den Prozess den wir gezwungen sind zu gehen, so transparent wie möglich zu halten.
Kategorie: (Anti)militarismus
Am 8. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht und damit das 3. Reich. Nach 12 Jahren nationalsozialistischer Herrschaft, davon sechs Jahre im Krieg, die über 70 Millionen Menschen, darunter sechs Millionen Juden*Jüdinnen das Leben gekostet hat wurde das Morden, Brandschatzen und Ausplündern ganzer Länder Europas durch die gemeinsame Entschlossenheit der alliierten Nationen ein Ende bereitet. Deshalb soll dieser Tag Anlass zum Feiern sein!
Dennoch bedeutet das Ende des Krieges in Europa und die Niederschlagung des nationalsozialistischen Deutschlands kein Ende nationalistischer, antisemitischer und rassistischer Ideologien. Die von Politiker*innen und einigen Historiker*innen viel beschworene Stunde Null existierte nicht. Ganz im Gegenteil weisen Ausgrenzung und Hass eine Kontinuität in der wiederentstandenen Bundesrepublik, aber auch in der DDR auf. Die Deutsche Täter wurden zu Opfern gemacht.
Mit der Wiedervereinigung 1990 entwickelte sich aus diesem Nährboden ein wiedererstarkter Nationalismus der zu mörderischen Brandanschlägen führte, die teilweise von der Bevölkerung mitgetragen wurde.
Dieser Nationalismus ist heute keineswegs verschwunden. Gruppen wie PEGIDA und Co. versuchen an diesen anzuknüpfen. Die rassistische Hetze nimmt immer weiter zu. Angriffe auf Geflüchtete sind an der Tagesordnung. Gleichzeitig nehmen auch antisemitische Straftaten europaweit zu.
Deshalb wollen wir den Tag zu einem zum Feiern nutzen, um den Menschen zu danken, die die Welt vom Nationalsozialismus befreit haben, aber auch wachsam sein und gegen aktuelle gesellschaftliche Zustände zu kämpfen, die völkisch-nationalistische Ideen wieder aufleben lassen wollen.
„Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen“. Die Worte des Auschwitz-Überlebenden Primo Levi sollten uns Mahnung sein und uns stärken beim Kampf gegen nationalistische, rassistische und antisemitische Stimmungen in Deutschland und Europa.
Daher kommt am 8. Mai ab 17 Uhr zur Kundgebung des VVN-BdA zum Sowjetischen Ehrenmal auf dem Anger und demonstriert mit uns anschließend gegen Nationalismus und Antisemitismus.
organisert von autonomer antifa frankfurt (Oder), libertären Aktion Frankfurt (Oder), Utopia e.V. — AG Erinnern & Gedenken
Transparent für Rojava
Soliaktion in Finsterwalde: Wir haben in der Nacht vom 11. zum 12. Oktober ein Tranparent in Gedanken an die Kämpfe in Rojava — Kobanê auf gehangen. Wir können unserer Wut über das was zurzeit auf der Welt und speziell in Kurdistan geschieht kaum Ausdruck verleihen. Um wenigstens ein kleines Zeichen zu setzen haben wir das Transparent auf gehangen. Unsere Gedanken sind bei den Menschen die um Freiheit und Gleichheit kämpfen. Bijî YPG/YPJ
Die Gelder werden dem aktuellen Bürgerbegehren für die Auflösung der Stiftung Garnisionkirche Potsdam bereitgestellt.
Martin Grothe [3. April 2014]
Am 14.10.2013 feiern wir den 70. Jahrestag des erfolgreichen Aufstandes im deutschen Vernichtungslager Sobibór (Polen). In Sobibór wurden zwischen 1942–1943 etwa 170.000 Menschen durch die deutschen Faschisten ermordet – in der überwältigenden Mehrheit Jüdinnen und Juden aus Polen, Holland und der Sowjetunion. Nur etwa 600 Jüdinnen und Juden waren in Sobibór für den Arbeitseinsatz im Lager selektiert. Sie organisierten einen Aufstand, bei dem am 14.Oktober 1943 fast alle im Lager befindlichen SS-Männer getötet wurden und viele Häftlinge fliehen konnten. Etwa 50 der Aufständischen überlebten den Krieg und konnten so von den Verbrechen in Sobibór berichten. Nach dem Aufstand wurde das Lager durch die Faschisten aufgegeben und nicht mehr genutzt.
Wir möchten an den Aufstand erinnern und laden daher Interessierte in das JWP-MittenDrin (Schinkelstraße 15a in 16816 Neuruppin) ein, um am Jahrestag gemeinsam den 1987 erschienen Film “Flucht aus Sobibor” zu schauen und zu diskutieren. Der Film verschafft einen Eindruck über die Organisierung und Umsetzung des Aufstandes. Beginn der Veranstaltung ist 18:00Uhr – Eintritt ist wie immer frei!
Interessierten Personen empfehlen wir weiterhin das 2013 im unrast-Verlag erschienene Buch “Hunderte solcher Helden” von Franziska Bruder (ISBN: 987–3‑89771–822‑7 // 16,00Euro // 172 Seiten)
Nie wieder Krieg – Nie wieder Faschismus!
„JA, wir sagen NEIN!“
INFORIOT — Etwa 100 Menschen folgten an diesem nebeligen Mittwoch dem Aufruf der PARTEI und fanden sich 18.00 Uhr am Platz der Einheit ein.
„9/11 never again!“ lautete der Slogan auf den Plakaten im Vorfeld der Demonstration. Die PARTEI entlarvt den geplanten Anschlag auf die Twin-Towers Potsdams. Der Nord-Turm (das Haus des Reisens) fiel bereits 2009, dem Südturm (das ehemalige Interhotel, das Hotel Mercure) soll bald das gleiche widerfahren. Seit Jahren plant die Stadt das 1969 erbaute Hotel zu kaufen und es dann abreißen zu lassen. Als Kopf der Verschwörung benennt die PARTEI Oberbürgermeister „Osama bin Jakobs“.
„Ob Al-Quaida oder SPD - WIR SAGEN NEE!“
Der erste Halt des Demonstrationszuges war am ground zero Potsdams, der Baugrube des abgerissenen Haus des Reisens. Dort wurden Transparente angebracht und Blumen, Grabkerzen sowie Kuscheltiere niedergelegt. Interhotel und Haus des Reisens – das klingt nach Weltoffenheit, nach Internationalität, die den Verschwörer_innen, die die Moderne hassten, nicht in den Kram passe, so die PARTEI. Somit träten sie in die Fußstapfen verschiedener extremistischer Organisationen, wie al-Quaida oder der katholisch-evangelischen Kirche. „Wir sehen, dass Fremdenhass das grundlegende Bindeglied aller extrem extremistischen Extremismen ist.“
Das Stadtschloss — ein Exemplar der Gattung: Wiederaufgebaut.
Als zur Linken der Demonstration das Potsdamer Stadtschloss erschien, wies die Sprecherin der PARTEI darauf hin, dass das mit Steuergeldern gebaute Gebäude keineswegs allein von wenigen reichen Preußenfans der Stadt, die „durch Beten, Labern und Computerdaddeln“(gemeint sind Bischof Huber, Jauch und Plattner) ihren Lebensunterhalt bestreiten, möglich gemacht wurde. Außer den Steuerzahler_innen sei es unter anderem der „Multi-Zillionär“ Plattner, der „einen Prunkbau, den niemand braucht und niemand gewollt hat“ finanziere.
Neben ethisch verwerflichen Aspekten, beispielsweise dem, dass in afrikanischen Kupferminen Kinder für Potsdams historische Innenstadt schufteten, warf die PARTEI die Frage danach auf, wie viel das Neue mit dem Alten zu tun hat. Unter den Demonstrationsteilnehmer_innen war Einigkeit zu spüren: „Die Fundis dieser Stadt bauen sich Häuser und Geschichtsbilder, die mit der wirklichen Geschichte soviel zu tun haben, wie David Hasselhoff mit dem Mauerfall.“
Das Interhotel als Grabstein für das Stadtschloss
In Sichtweite sahen die Demonstrierenden schon das Hotel Mercure, den übrig gebliebenen der beiden Zwillings-Türme.
Dazu die PARTEI: „Sie sagen er sei hässlich! Er zerstöre das Potsdamer Stadtbild. Und damit mögen sie recht haben! Doch welches Stadtbild wird denn hier zerstört? Das längst vergangen geglaubte, im Gedächtnis des aufgeklärten DDR-Bürgers langsam verblichene Bild von Potsdam als Hort des Militarismus und der Unterdrückung.“
Grund für das talibaneske Verhältnis zur Baukultur sei laut der PARTEI schlicht Penisneid. „Denn solange dieses Bauwerk steht, solange werden sie nicht den Längeren haben.“ Diese Sorge hätte sich mit dem Wiederaufbau des 88m hohen Turms der Garnisonkirche erledigt.
Die geplante Schweigeminute für alle hohen Häuser der Stadt und die symbolische Menschenkette wurden von der Polizei untersagt, da diese keinen Halt vor dem ehemaligen Interhotel duldete. So mussten die PARTEI-Anhänger_innen gehend dem Song „only time“(Enya) lauschen.
„Diese Stadt, die Plazenta des Bösen, der Brutkasten Preußens, die Mutterbrust der Nazis, diese Stadt wollen sie wieder aufleben lassen.“
Letzte Station des PARTEI-Marsches war die Baugrube der geplanten Kopie der Garnisonkirche, in der sich 1933 Hilter und Hindenburg die Hand reichten. Jakobs, so die PARTEI könne seinen Tag von Potsdam kaum noch erwarten. Die eigentlich Politik unserer Stadt findet im vergoldeten Hinterzimmer statt, wo sich abwechselnd aus der Bibel und „mein Kampf“ vorgelesen würde, hieß es weiter.
Vor kurzem sagte der Bund 12 Millionen Euro für den Wiederaufbau zu und auch prominente Befürworter_innen und ihre Anhänger_innen zeigen sich unbeirrt, obwohl sich erst kürzlich eine Mehrheit der Potsdamer Bürger_innen bei der Abstimmung über den Bürgerhaushalt gegen die Investition städtischen Geldes für den Wiederaufbau der Garnisonkirche ausgesprochen hatten.
In einer schwungvollen Abschlussrede fand die PARTEI unter Applaus der Anwesenden die Worte: „Wir die Partei DIE PARTEI haben genug von Peniswahn und Doppelmoral. Wir werden für eure Prunkbauten nicht länger an der Werkbank versauern. Schiebt euch eure Kirche in den Arsch! Lasst eure schmierigen Finger von unseren Häusern und geht zurück in euren Sektor!“
Wie der Presse zu entnehmen ist, fürchtet sich die Trauergemeinschaft vor einer linken Intervention und bereitet
sich seelisch und moralisch auf das Schreckgespenst des linken Protestes vor. Hilfe dazu wurde von der Polizei angeboten und von der Potsdamer Bürgergemeinschaft auch bereitwillig angenommen. Dazu möchte der Arbeitskreis Antifaschismus Potsdam anmerken: Während die Stadt sich mit vermeintlichen Angriffen auf ihre Gedenkkultur pressewirksam auseinandersetzt, sehen sich linke Projekte in Potsdam tatsächlichen Übergriffen von Neonazis ausgesetzt. Eingeworfene Fensterscheiben sind noch das kleinere übel. Eine völlig neue Dimension bekommt dies durch die Drohung mit Brandanschlägen. So wurden im Februar im Archiv Mülltonnen angezündet und brennendes Material vor dem Hauseingang abgelegt und unlängst in der “Olga” ein Kanister mit Diesel hinterlassen.
Die Reaktion der Stadt beschränkt sich wie üblich auf Polemiken gegen Gewalt an sich, kein Wort über neonazistische Bedrohung, kein Gespräch mit den Betroffenen.
Angesichts des Drohpotenzials werden wir die Veröffentlichung unserer Broschüre verschieben. Dazu sagt die Pressesprecherin Alissa des ak_antifa_potsdam: “Während die evangelische Kirche am heutigen Tag gegen das Unrecht der Welt ‘ganz besonders das von den bösen Alliierten in Potsdam verübte’ betet, sehen wir uns derzeit mit neonazistischer Gewalt konfrontiert. Wir können und wollen unsere Energie nicht zum X‑ten mal auf die
lächerliche Potsdamer Gedenkpolitik verwenden.”
Ja richtig, wer in SA- und Wehrmachts- und preußischen Uniformen einen Tag vor dem Tag von Potsdam durch eben diese Stadt marschiert, zielt auf Provokation ab. Wer einen Slogan wie „ZurÜck in die Zukunft - Vorwärts in die Vergangenheit“ vor sich her trägt und eine Zeichnung der Garnisonkirche dazu, der möchte gezielt angreifen. Vorm Denkmal der ehemaligen Synagoge mit Fackeln zu salutieren trifft vielleicht auch die, die nicht getroffen werden sollen. Aber klar muss auch sein, wer sich zusammen mit der „Stiftung Garnisonkirche Potsdam“ ein Gedenken an die durch das NS-Regime ermordeten Juden erlaubt, der versucht klammheimlich die Geschichte umzudrehen und ist im besten Fall revisionistisch und im schlechtesten ganz einfach rechts konservativ und offen für mehr. Von Geschmacklosigkeit politischer Aktionen und Aussagen, die durch die Befürworter der Garnisonkirche getätigt werden, können auch wir ein Lied singen. Zum Beispiel wenn bei der Veranstaltung im Filmmuseum zum und am Tag von Potsdam Martin Sabrow (Historiker „Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam“) den Tag tatsächlich als eine „politisch belanglosen Zeremonie“ oder gar als „nur eine zeremonielle Auftaktveranstaltung ohne politische Bedeutung“ umzudeuten versucht. Die Kirche steht beispielhaft für den deutschen Militarismus und somit für die deutschen Werte Ordnung, Disziplin und Kadavergehorsam die die gesamte Gesellschaft durchzog. Nur durch diese gesellschaftliche Konstitution war der deutsche Faschismus in seiner Einzigartigkeit überhaupt erst möglich. Ist es wirklich angebracht wenn ein Wolfgang Huber eine kirchliche Militärseelsorge an einem solchen Ort damit rechtfertigt, dass der Frieden nur durch die gewalttätige Durchsetzung von Recht erlangt werden kann? Kann und will die Deutsche Bundeswehr tatsächlich an diesem Ort für „Frieden und Versöhnung“ werben? Noch mehr Verhöhnung der Opfer des Nationalsozialismus geht fast nicht. Aber wagen wir einen Blick in die Zukunft und vergleichen Potsdam mal mit Dresden, wie es die Befürworter der Garnisonkirche auch so gern und oft tun. Die Frauenkirche ist wahrlich kein Zeichen von deutschem Militarismus. Ihre Ruine stand symbolhaft für die Befreiung Deutschlands vom Faschismus. Jedes Jahr seit ihrem Wiederaufbau wird hier nun vor Allem an die Zerstörung der Stadt erinnert und weniger an ihre Ursachen. Dass sich hier noch in den vergangenen Jahren bis zu 8000 Neo- und Altnazis aus ganz Europa versammelten, um eben an dieses einseitige Gedenken anzuknüpfen, spricht Bände. Wie könnte das aussehen in einer Stadt, die Stück für Stück Preußen wieder auferstehen lässt und auch vor nationalsozialistisch aufgeladenen Symbolen wie der Garnisonkirche nicht zurückschreckt? Auf die Kritik an unserer Aktion bleibt nur hinzuzufügen: Euer schönes Potsdam haben nicht wir besudelt, dazu kommen wir zu spät!
Gegendarstellung: Kommentar “Antisemiten”
Peter Tiede in der PNN vom 21.03.2013 / Pressemitteilung Nummer 160 der Stadtverwaltung vom 20.03.2013:
Durch die Aktionsgruppe “Schlagschatten der Geschichte”, die sich für die Agit-Prop-Aktionen vom 19.03.2013 in der Potsdamer Innenstadt und vom 20.03.2013 während des “Demokratiespaziergang” verantwortlich zeichnet, sollte gerade darauf verwiesen werden, dass die Geschichte der Garnisonkirche nicht auf den 21.03.33 reduziert werden darf. Im Gegenteil, sie muss gesondert betrachtet werden, da sie beispielhaft für den deutschen Militarismus steht und dessen Kerntugenden Ordnung, Disziplin und Kadavergehorsam die gesamte Gesellschaft durchzogen. Nur durch diese gesellschaftliche Konstellation war der deutsche Faschismus in seiner Einzigartigkeit überhaupt erst möglich.
Daher ist die größte Geschmacklosigkeit des gestrigen Abends wohl der Demokratiespaziergang an sich: Demokratie auf dem Weg der Diktatur, Kerzen statt Fackeln, die Gedenkminute an der ehemaligen Synagoge bei einer gleichzeitigen eindeutigen Demonstration für die Garnisonkirche, d.h. dem Symbol der Ideologie, die 6 Millionen Juden umbrachte.
Wie wichtig auch drastischer Protest sein kann, ist an den Reaktionen in der gleichgeschalteten Presse zu erkennen. Frei erfundene TeilnehmerInnenzahlen, Kleinreden der Proteste, versuchte Stigmatisierung der AktivistInnen. Wie auf den Pressebildern gut zu erkennen ist, wollten die meisten TeilnehmerInnen Jakobs und Co. nicht diesen Tag überlassen, um die Lüge, eine Mehrheit sei für den Wiederaufbau, immer und immer wieder zu wiederholen.
Pressemitteilung II vom 20.03.2013
Tradition ist keine Asche, sondern die Glut, an der wir Facke.. & ..Kerzen entzünden” (1)
Kerzen statt Fackeln dachte sich heute auch die düstere Gruppe aus der Vergangenheit. Die Gruppe suchte Potsdam erst zum zweiten Mal mit ihrer Agit-Prop-Aktion auf und vergrößerte gleich ihre Gefolgschaft beträchtlich. Sicherlich waren die Kerzen von Einigen etwas größer als die der demokratischen Masse aber wahrscheinlich war es die “mythische Kraft” in den Erinnerungen der Mehrheit der heutigen Bevölkerung, die den Demokratiespaziergang folgen ließ. (2)
Auch wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, diesen Tag aus dem Schlagschatten der Geschichte herauszuholen (3), aber wir möchten bemerken, welche Gebäude und von wem da wirklich aufgebaut werden sollen.
Zurück in die Zukunft — Vorwärts in die Vergangenheit — Vorbei an der Geschichte
Zu Fuß oder mit Bus rammen wir das Bollwerk des Vergessens!
Donnerstag: 17.00 Uhr Kundgebung neben der geplanten Kopie der Garnisonkirche
Pressemitteilung I vom 19.03.2013
Ein grauer, verschneiter Tag in Potsdam.
Passend zum Grau machte sich eine düstere Gruppe der Vergangenheit, allesamt Kämpfer für das vergangene Deutschland auf den Weg. Unter dem Motto “Zurück in die Zukunft! Vorwärts in die Vergangenheit! 80 Jahre Tag von Potsdam” marschierten ein preußischer Soldat, ein Soldat der Wehrmacht und ein SA-Mann. Am Rande der grausigen Vorstellung über die Brandenburger Straße wurden Flyer und eine Sonderausgabe der Potsdamer Allgemeinen Zeitung verteilt, um gegen der Wiederaufbau der Garnisonkirche mobil zu machen.
Die Passanten reagierten erfreut über die Aktion und viele sprachen sich spontan ebenfalls gegen einen Wiederaufbau der zerstörten Militärkirche aus.Im Anschluss fand eine Informationsveranstaltung im Alten Rathaus statt. Bernd Langer (Künstler und Schriftsteller) hielt einen Vortrag zum Thema “Der Tag von Potsdam. Faschismus in Deutschland”.
Am kommenden Donnerstag um 17.00 Uhr wird es eine Kundgebung zum Thema neben der geplanten Kopie der Garnisonkirche geben.
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Aktionsflyer, Bilder, Pressemitteilungen und Videos sind in kürze zu finden auf: https://inforiot.de und http://www.vimeo.com/channels/tagvonpotsdam
mehr Informationen: www.ohne-garnisonkirche.de und www.tagzurnacht.blogsport.eu
(1) Etwas an die heutige Zeit angepasstes Zitat der Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel — eine rechtsextreme Vereinigung, die die Bemühungen zum Wiederaufbau der Garnisonkirche und die Aufstellung des Glockenspiels durch die Stadt Potsdam auf der Plantage initiierte — aus den 90er Jahren. Vgl. Potsdamer Allgemeine vom 21.03.2013, Seite 4, Der Wiederaufbauplan: Wie alles begann.
(2) Vgl. OB Jann Jakobs, Kolumne der Woche: Ein Bollwerk gegen das Vergessen, http://www.potsdam.de/cms/beitrag/10115485/1560816/
(3) Vgl. OB Jann Jakobs, Kolumne der Woche: Ein Bollwerk gegen das Vergessen, http://www.potsdam.de/cms/beitrag/10115485/1560816/