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Bekannter Holocaust-Leugner Rainer L. begeht offenbar Selbstmord

Die Krim­i­nalpolizei hat ihre Ermit­tlun­gen gegen den Zossen­er Holo­caust-Leugn­er Rain­er L. wegen des Ver­dachts des sex­uellen Miss­brauchs von Kindern eingestellt. Der Grund: Der 57-jährige Recht­sex­trem­ist wurde nach Angaben der Märkischen All­ge­meinen tot in seinem Haus in Zossen (Tel­tow-Fläming) ent­deckt. Ein Abschieds­brief und leere Tablet­ten­dosen deuteten darauf hin, dass sich der bekan­nte Neon­azi selb­st das Leben nahm, heißt es. Der Leich­nam soll nach Infor­ma­tio­nen aus Sicher­heit­skreisen am 02. Dezem­ber 2009 unter­sucht wer­den. Unklar sei bish­er, welch­es Motiv für den wahrschein­lichen Suizid auss­chlaggebend war. Möglicher­weise seien es die Ermit­tlun­gen wegen Kinder­pornogra­phie oder die Depres­sio­nen gewe­sen, wegen der­er L. psy­chi­a­trisch behan­delt wurde.

Rain­er L. war vor etwa drei Jahren aus Berlin nach Zossen gezo­gen und grün­dete dort das Inter­net­café „Zum Link“. Er sorgte bun­desweit für Schlagzeilen, als er gegen einen Stolper­stein zu Felde zog. L.‘s Inter­net-Cafe wurde der­weil zu einem Tre­ff­punkt der Neonazi-Szene.

Der Märkischen All­ge­meine zufolge standen im Hin­terz­im­mer des Geschäfts die Com­put­er, auf die sich die Polizei-Ermit­tlun­gen wegen Kindesmiss­brauchs stützten. Die Geräte waren am 10. April 2009 gestohlen wor­den, heißt es in dem Bericht. Monate später ent­deck­te die Polizei dem­nach die gestohle­nen Rech­n­er bei zwei jun­gen Neon­azis. Anstatt die Com­put­er dem Besitzer zurück­zugeben, wur­den sie vom Lan­deskrim­i­nalamt gezielt nach kinder­pornographis­chem Mate­r­i­al unter­sucht. Ent­deckt wur­den schließlich mehrere Bilder, die L. gemein­sam mit Kindern in ein­er Weise zeigten, dass die Fah­n­der einen Anfangsver­dacht wegen Kindesmiss­brauchs erkannten.

Schon vor dem Dieb­stahl im April gab es offen­bar Hin­weise auf kinder­pornographis­che Aktiv­ität in L.s Inter­net­café. Wie ein Ken­ner der Szene der MAZ berichtete, habe ein Bekan­nter des Inhab­ers regelmäßig kinder­pornographis­che Dateien aus dem Inter­net geladen. L. habe dies gewusst und geduldet.

Siehe auch: Zossen: Ein Neon­azi wird weinerlich

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Arbeit & Soziales Geschichte & Gedenken

Gegen Mauern gestern und heute!

Rund 40 Men­schen haben am Sam­stag mit einem Flash­mob am Grieb­nitzsee gegen die Mauer vor 20 Jahren und gegen die Mauern von heute protestiert.

Als der Mauer­streifen eine ver­botene Zone war, haben sich dort Tausende Kan­inchen angesiedelt.

Heute begin­nt dies wieder.

Wenn sich Men­schen einsper­ren, kom­men die Kan­inchen“ hieß deshalb das Mot­to der Aktion. Aus Papp­kar­tons bilde­ten die Teil­nehmerIn­nen eine sym­bol­is­che Mauer an der ersten Absper­rung eines Pri­vateigen­tümers am Grieb­nitzsee, ver­sa­hen diese mit Kan­inchen und Sprüchen.

Mit­gemacht bei der Aktion haben auch 20 Jugendliche aus Frankre­ich und Deutsch­land, die im Pro­jek­thaus Pots­dam an ein­er Deutsch- Franzö­sis­chen Begeg­nung zum 20. Jahrestag des Mauer­falls teilgenom­men. Die junge Leute disku­tierten ver­schiedene Per­spek­tiv­en des Jubiläums, beschäftigten sich mit Mauerkun­st und sprachen mit Zeitzeugen.

 

Einig waren sie sich am Sam­stag nach­mit­tag: Es gibt keine guten und schlecht­en Mauern! Mauern tren­nen Men­schen und gren­zen aus. Mauern damals und heute gehören abgeschafft!

 

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Rechtsextremistische Webangebote aus der Uckermark — Torsos, verschwunden oder schlecht gepflegt

Pin­now — Die Webange­bote der ver­schiede­nen recht­sex­trem­istis­chen Grup­pierun­gen in der Uck­er­mark ver­schwinden nach und nach aus dem Netz. Selb­st das früher so agile „Nationale Net­z­tage­buch“ hat neben dem Gezwitsch­er von Julius Fär­ber kaum noch etwas zu bieten.

Zu Beginn des Super­wahl­jahres 2009 leuchtete mit der Web­site des Bünd­nis Uck­er­mark ein neuer Stern am uck­er­märkischen Nazi-Him­mel, die sich als Ban­ner- und Linkverze­ich­nis von Märkisch­er Aktions­front (MAF), den Kam­er­ad­schaften Heimatschutz Ger­ma­nia (HSG) und Nationale Aktivis­ten Uck­er­mark (NAUM) präsen­tierte. Dazu kam die Web­site des FC Ein­heit 06 und eine Samm­lung Ger­man­is­ch­er Vor­na­men. Die MAF führte dann auch den Barn­im-Uck­er­mark Block auf der Nazi-Demon­stra­tion Anfang Feb­ru­ar 2009 in Dres­den an.

FC Ein­heit 06

Dem FC Ein­heit 06, der in Pren­zlau mit zwei Mannschaften in der Freizeitli­ga Fußball spielte, wur­den durch Bürg­er­meis­ter Moser schnell die Fed­ern ges­tutzt. Entwed­er Beken­nt­nis “Gegen Frem­den­feindlichkeit und Recht­sex­trem­is­mus” oder keine Plätze mehr von der Stadt zum Fußball­spie­len, war die Alter­na­tive vor die alle Freizeit­fußballer gestellt wor­den waren, nach­dem das recht­sex­treme Engage­ment der Freizeit­fußballer des FC Ein­heit 06 ruch­bar gewor­den war.

Aufge­fall­en war auch das Clubl­o­go, das zur einen Hälfte einen Fußball und zur anderen Hälfte den nation­al-sozial­is­tis­chen Reich­sadler mit Eichenkranz in den Fän­gen aber ohne Hak­enkreuz zeigte. Gespon­sort wur­den die Trikots des Fußball­clubs unter anderem von ein­er Fir­ma aus Eber­swalde, die dem Ex-Märkischen Heimatschützer Gor­don Rein­holz gehört.

Mitte März 2009 meldete sich der Fußbal­lk­lub vom Spiel­be­trieb ab, ent­fer­nte das Logo von der Web­site und ver­schwand in der Versenkung. Seit­dem ist die Web­site unberührt.

Nationale Aktivis­ten Uckermark

Wer die bei­den Web­sites der NAUM sucht, der sucht vergebens. Sowohl der Link von der Bünd­nis-Web­site zum Ucker­boten, eine tk Domain als auch der direk­te Aufruf der NAUM Web­site, eine tl Domain, scheit­ern. Allerd­ings waren bei­de Web­sites zuvor auch nur spo­radisch gepflegt worden.

Heimatschutz Ger­ma­nia

Der HSG begrüßt seine Besuch­er nach wie vor als Wehrsport­gruppe: Schle­ichen­der Sol­dat durch Pren­zlauer Forst. Das war es aber auch. Die let­zten neuen inhaltlichen Ein­träge haben 2008 stattge­fun­den. Seit­dem herrsch neben dem Schle­ichen Schweigen im Walde.

Es ist zu ver­muten, dass sowohl die NAUM als auch die HSG sich in den neuen Pren­zlauer Orts­bere­ich der NPD inte­gri­ert haben. Ein Hin­weis darauf kön­nte ein klein­er Bericht über Kranznieder­legun­gen an ver­schiede­nen Sol­daten­gräbern und Sol­datenge­denksteinen sein, der im Mai auf der Web­site der NPD Barn­im-Uck­er­mark (BUM) erschien. Der­ar­tige Kranznieder­legun­gen waren bish­er eine Domäne des HSG, die gemein­sam mit dem Nationalen Bünd­nis Preußen und soge­nan­nte Freien Aktivis­ten in den let­zten bei­den Jahren organ­isiert wor­den waren.

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken Law & Order

Neonazi-Aufmarsch in Halbe unter Auflagen genehmigt

Halbe — Die Polizei hat unter stren­gen Aufla­gen einen Neon­azi-Auf­marsch in Halbe am 14. Novem­ber 2009 genehmigt. Allerd­ings dür­fen sich die erwarteten 400 Neon­azis nur auf dem Bahn­hofsvor­platz ver­sam­meln, wie das Polizeiprä­sid­i­um Frank­furt (Oder) am 27. Okto­ber mitteilte.

 

Zunächst woll­ten die Neon­azis von der Lin­den­straße bis zum Kriegerehren­mal für die Gefal­l­enen des Ersten Weltkrieges marschieren. Allerd­ings seien die Örtlichkeit­en begren­zt, heißt es weit­er, zudem wür­den zu mehreren Gegen­ver­anstal­tun­gen Hun­derte Teil­nehmer erwartet. Unter dem Mot­to “Vielfalt tut gut im Schenken­länd­chen” wollen Antifaschis­ten demon­stri­eren. Zur Teil­nahme an der Ver­anstal­tung haben bere­its mehrere Land­tags­frak­tio­nen aufgerufen. Auf den Seit­en des Land­tags heißt es:

 

Mit diesem Aktion­stag wer­den das Gemein­we­sen und die demokratis­che Bürg­erge­sellschaft des Amts­bere­ich­es Schenken­land gestärkt. Gemein­sam mit ihren Unter­stützern und Koop­er­a­tionspart­nern bieten die Gemein­den an diesem Tag ein buntes Pro­gramm der „Vielfalt“ an. Ergänzt wird das lokale Ange­bot durch über­re­gionale Beiträge und durch die Präsenz und Unter­stützung ver­schieden­er lan­desweit agieren­der Akteure und Netzwerke.

 

In der Region um Halbe fan­den bei den Kämpfen im April 1945 ver­mut­lich 60.000 Men­schen den Tod. Halbe beherbergt heute eine der größten deutschen Kriegs­gräber­stät­ten, wo Sol­dat­en, Flüchtlinge und Zivilis­ten begraben wur­den. Immer wieder ver­suchen neon­azis­tis­che Grup­pierun­gen dieses Gedenken für einen Auf­marsch an den Kriegs­gräbern und für die Ver­bre­itung ihres recht­sex­tremen, frem­den­feindlichen und geschichtsver­fälschen­den Gedankengutes zu missbrauchen.

 

Der Land­tag ruft die Bran­den­burg­erin­nen und Bran­den­burg­er auf, am 14. Novem­ber 2009 in Halbe für Demokratie, Tol­er­anz und Weltof­fen­heit einzutreten. Halbe darf kein Wall­fahrt­sort für Neon­azis werden!

 

Die Neon­azis wollen unter dem Mot­to “Ruhm und Ehre dem deutschen Frontsol­dat­en und den europäis­chen Frei­willi­gen” nach Bran­den­burg mobil­isieren. “Da die Poli­tik wie auch die Medi­en sich über­schwänglich über ihren ange­blichen “Sieg” über Halbe erfreut haben und die sys­temtreuen Antifaschis­ten in das gle­iche Horn gestossen haben, wollen wir diese “demokratis­chen Gut­men­schen” eines Besseren belehren”, heißt es. In gewohnt kriegerisch­er Sprache verkün­den die Neon­azis: “Feld­her­ren wür­den dazu sagen – Zwar haben sie eine Schlacht gewon­nen – Aber nicht den Krieg. In diesem Sinne auf ein Neues !”

 

Neon­azis marschieren immer wieder am Volk­strauertag auf, um ihren kriegerischen Heldenkult zu betreiben und die Ver­brechen der Wehrma­cht zu rel­a­tivieren. Im ver­gan­genen Jahr marschierten Neon­azis unter anderem in Berlin zu einem Heldenge­denken auf; ein Auf­marsch von Recht­sex­trem­is­ten aus Bran­den­burg und Sach­sen wurde zudem in Burg / Bran­den­burg aufgelöst. Wie die Polizei berichtete, hat­ten sich etwa 80 Neon­azis mit Fack­eln und Trans­par­enten offen­bar unangemeldet ver­sam­melt. Am Sol­daten­fried­hof Halbe blieb es 2008 erneut ruhig.

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

NPD macht mit Ex-Terrorist Wahlkampf in TF

Ex-Naziter­ror­ist Peter Nau­mann fuhr mit NPD-Laut­sprecher­wa­gen durch den nordlichen Teil des bran­den­bur­gis­chen Land­kreis Teltow-Fläming.

Am ver­gan­genen Mittwoch warb die extrem rechte NPD im Nor­den Tel­tow-Flämings mit einem Laut­sprecher­wa­gen, der mit Wahlplakat­en behangen war, für die neo­faschis­tis­che Partei. Der weiße Ford mit Dres­den­er Kennze­ichen fuhr am Nach­mit­tag durch die Orte Zossen, Wüns­dorf und Rangs­dorf im Land­kreis Tel­tow-Fläming, sowie im benach­barten Kreis Dahme-Spree­wald und spielte Laut­sprecher­durch­sagen vom Band ab.

Gefahren wurde das Wahlkampf­mo­bil vom ehe­ma­li­gen Naziter­ror­is­ten Peter Nau­mann. Nau­mann ist seit den 70er-Jahren in Neon­azikreisen unter­wegs und ist langjähriges Mit­glied der NPD und anderen recht­en Organ­i­sa­tio­nen. Nau­mann ist Diplom — Chemik­er und gilt in der Neon­aziszene als Sprengstoffexperte.

Zu sein­er recht­ster­ror­is­tis­chen Karriere[1]:

1978 verübte er einen Sprengstof­fan­schlag auf die antifaschis­tis­chen Denkmalan­la­gen der Fos­se Ardea­tine in der Nähe von Rom.
Zusam­men mit Kom­plizen sprengt Nau­mann zwei Fernsehsende­mas­ten, um die Ausstrahlung des Filmes “Holo­caust” zu ver­hin­dern.
1981 wur­den seine Fin­ger­ab­drücke bei der Aushe­bung eines Waf­fend­e­pots in der Lüneb­urg­er Hei­de in welchem sich etwa 150 kg Sprengstoff, 50 Panz­er­fäuste und 13.520 Schuss Muni­tion befan­den sichergestellt.
1982 plante er gemein­sam mit Kam­er­aden die gewalt­same Befreiung des Hitler­stel­lvertreter Rudolf Hess.
Er wird 1988 zu ein­er Haft­strafe von vier Jahren und sechs Monat­en verurteilt, u.a. wegen sechs Sprengstof­fan­schlä­gen in Frankre­ich, Ital­ien und Deutsch­land.
Nach sein­er vorzeit­i­gen Haf­tent­las­sung ist er weit­er­hin aktiv. Im März 1995 wur­den bei ein­er Haus­durch­suchung zwei Rohrbomben gefun­den. Im August 1995 über­gab Nau­mann 13 Waf­fend­e­pots an Beamte des Bun­deskrim­i­nalamtes, in denen sich ins­ge­samt 27 Kilo­gramm des hochex­plo­siv­en Sprengstoffs TNT befanden.[2]

Tama­ra Levy, Sprecherin der AATF erk­lärt dazu: „Die NPD liefert mal wieder selb­st den Beweis dafür, dass es sich bei ihr keineswegs um eine ’nor­male’ Partei han­delt son­dern um eine Organ­i­sa­tion von Neon­azis, die ihre men­schen­ver­ach­t­ende Ide­olo­gie not­falls auch gewalt­tätig durchzuset­zen ver­sucht. Während aus der Berlin­er Parteizen­trale ras­sis­tis­che Briefe an Poli­tik­er mit Migra­tionsh­in­ter­grund ver­schickt wer­den um diese zur „Aus­reise“ aufzu­fordern, organ­isieren in Tel­tow-Fläming nicht nur die Gewalt­täter der „Freien Kräfte“ den Wahlkampf der NPD son­dern eben auch der Ex-Ter­ror­ist Naumann.“ 

Levy betont, das Nau­mann im Land­kreis keineswegs ein unbeschriebenes Blatt ist. Bere­its im Juli 2008 fand eine Saalver­anstal­tung der „Freien Kräfte Tel­tow-Fläming“ im “Beel­itzer Hof” in Luck­en­walde mit Peter Nau­mann als Ref­er­enten statt. In einem Inter­net­bericht prahlten die Neon­azis stolz[3]:

In einem vier­stündi­gen Vor­trag über seine Ver­gan­gen­heit und gewis­sen “Unter­grun­dak­tiv­itäten” in der Zeit des kalten Krieges berichtete Peter Nau­mann, pala­men­tarisch­er Berater der NPD-Frak­tion in säch­sis­chen Land­tag, von seinen Erfahrun­gen mit so genan­ntem “recht­en Ter­ror” und dem Verfassungsschutz. 

Wir bedanken uns für den her­vor­ra­gen­den Vor­trag und die weg­weisenden Worte!“ 

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Naumann
[2] http://nip.systemli.org/Article21.html
[3] http://209.85.129.132/search?q=cache:FHHb6tZ6Z98J:www.fktf.net/index.php%3Fm%3Dbericht%26id%3D20+peter+naumann+fktf&cd=2&hl=de&ct=clnk&gl=de&client=firefox‑a

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Wahlkampfabschluss der DVU: Gegen “Sozioten”, 68er – und Nazis

Trotz großspuriger Ankündi­gun­gen und strahlen­dem Son­nen­schein beteiligten sich nur rund 60 Per­so­n­en an der Wahlkamp­fab­schlusskundge­bung der DVU in Pots­dam. Für die Höhep­unk­te des Tages sorgten die zahlre­ichen Gegendemonstranten.

Unweit des Parkes Sanssouci am his­torischen Luisen­platz in Pots­dam hat die DVU am 20. Sep­tem­ber 2009 ihre Wahlkampf­tour durch ver­schiedene Bran­den­burg­er Städte been­det. Unzäh­lige Polizeikräfte hat­ten bere­its am Vor­mit­tag ein großes Car­ré, für die laut einem Polizeis­prech­er erwarteten 150 Teil­nehmer der DVU, auf dem Platz mit Absper­r­git­tern errichtet. Als dann um kurz vor 13:00 Uhr die ersten Anhänger der extrem recht­en Partei den Kundge­bung­sort erre­icht­en, blick­ten sie auf ein riesiges Trans­par­ent mit der Auf­schrift „Nazis? Nein Danke“, das direkt und wei­thin sicht­bar am kleinen Bran­den­burg­er Tor hing. Des Weit­eren tru­gen in Sicht- und Hör­weite mehrere Hun­dert Men­schen mit Trom­meln und Trillerpfeifen sowie durch lautes Rufen ihren Unmut gegenüber der DVU den gesamten Nach­mit­tag auf die Straße.

Inner­halb von 30 Minuten waren dann auch Andreas Molau (DVU-Bun­de­spress­esprech­er), Matthias Faust (DVU-Bun­desvor­sitzen­der), Hans-Gerd Wiech­mann (DVU-Lan­desvor­sitzen­der Nieder­sach­sen), Ing­mar Knop (DVU-stel­lvertre­tender Bun­desvor­sitzen­der), Chris­t­ian Worch (Mul­ti­funk­tionär) und einige Land­tagsab­ge­ord­nete der DVU am Ver­anstal­tung­sort angekommen.

Gegen 14:00 Uhr, kurz nach dem Matthias Faust die Kundge­bung mit ein­er Rede eröffnete, stürmte ein junger Mann den Platz und warf Teile der Musikan­lage aus Protest zu Boden. Wenige Minuten später hat­te Chris­t­ian Worch die Tech­nik wieder unter Kon­trolle und der ehe­ma­lige NPDler Wiech­mann aus Nieder­sach­sen nahm das Mikro­fon in die Hand.

Gegen “Sozioten”, 68er – und Nazis…

Mit­tler­weile hat­ten sich inklu­sive der Funk­tion­sträger inner­halb der Partei rund 60 Per­so­n­en um das mobile Red­ner­pult geschar­rt. Wiech­manns Rede unter­schied sich am Ende nur unwesentlich von denen sein­er Nach­fol­ger. Er het­zte gegen „Sozioten“ und die soge­nan­nten 68er und forderte die Rück­führung der Über­reste von Wehrma­chtssol­dat­en aus Osteuropa.

Zur völ­li­gen Farce geri­et seine Rede und die gesamte Kundge­bung, als er den Gegen­demon­stran­ten ent­ge­gen schrie: “Wir sind auch gegen Nazis” und dafür Beifall von seinen Gesin­nungskam­er­aden ern­tete. Ein Teil der Applaudieren­den unter dreißig trug T‑Shirts der bekan­nten Recht­sRock-Bands “Weisse Wölfe” und “Deutsch-Stolz-Treu”, andere hat­ten Auf­schriften wie: “Anti-Antifa” und “Nie wieder Krieg nach unserem Sieg!”.

Kurz vor Ende der Ver­anstal­tung wurde Andreas Molau beim Ver­such eini­gen Bürg­ern zu erzählen, dass „Mul­ti­kul­ti gescheit­ert“ sei, mit einem Bech­er Wass­er über­gossen. Dann war der Spuk vor­bei und die aus weit­en Teilen Bran­den­burgs, Berlin, Nieder­sach­sen und Ham­burg angereis­ten DVUler ver­ließen den Platz.

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Wähler_innen-täuschung der Extra-Klasse

Bürg­er­lich­es Engage­ment unab­hängig von Parteim­it­glied­schaft ist eigentlich pos­i­tiv zu bew­erten, jedoch auch manch­mal mit Vor­sicht zu genießen. Erst im ver­gan­genen Herb­st hat­te die Lis­ten­vere­ini­gung „Bran­den­burg­er Vere­inigte Bürgerbewegung/ 50 Plus“ (BVB/ 50 Plus), die zu den Kom­mu­nal­wahlen in ganz Bran­den­burg antrat, für Tumult gesorgt. Denn kurz vor den Wahlen wurde bekan­nt, dass sich Recht­spop­ulis­ten und Nazi-Sym­pa­thisan­ten darunter befan­den, welche das ganze Bünd­nis iniziert und in den Hän­den hat­ten. „Eine Liste für Ent­täuschte und Rechte“ und „Bürg­er­be­we­gung will nicht rechts sein, aber DVU Kan­di­datin hil­ft bei Wahlkampf“ titelt damals die Berlin­er Zeitung.

 

Nun ste­hen die Land­tags – und Bun­destagswahl kurz bevor, und dieses Mal treten gle­ich zwei Lis­ten­vere­ini­gun­gen an. Die einen sind das „Gen­er­a­tions­bünd­nis 50 Plus“und die anderen „Zusam­men für Bran­den­burg: FREIE WÄHLER“. Und wer hätte es gedacht, bei bei­den tre­f­fen sich alte Bekan­nte von BVB/ 50Plus.

 

Zusam­men für Bran­den­burg: FREIE WÄHLER“ 

Die Lis­ten­vere­ini­gung „Zusam­men für Bran­den­burg: Freie Wäh­ler“, auch BVB/ FW (Bran­den­burg­er Vere­inigte Bürgerbewegung/ Freie Wäh­ler), geht aus dem Lan­desver­band der Freien Wäh­ler her­vor, der im Dezem­ber 2008 in Chorin (Barn­im) gegrün­det wurde. Vor­sitzen­der ist Hans Jür­gen Malirs aus Hoppe­garten (Märkisch-Oder­land), sein Stel­lvertreter ist der Eber­swalder Man­fred Ehlert (Barn­im).

 

Bere­its kurz nach der Grün­dung, im Früh­jahr 2009, warf man den Lan­desver­band Bran­den­burg, eben­so wie den aus Bre­men aus dem Bun­desver­band der Freien Wäh­ler raus. Der Grund waren recht­spop­ulis­tis­che und recht­sradikale Mit­glieder der Lan­desver­bände. Bun­desvor­sitzen­der Grein äußerte in der TAZ, er habe Infor­ma­tio­nen, wonach die Lan­desver­bände Bran­den­burg und Bre­men den Bun­desver­band unter­wan­dern wollen. Nach dem Rauswurf entsch­ied sich der Bran­den­burg­er Lan­desver­band kurz­er­hand einen eige­nen Bun­desver­band zu grün­den. Der „neue“ Bun­desver­band, mit dem Namen „Freie Wäh­ler Deutsch­land“, arbeit­et nun seit Juni diesen Jahres unter dem Vor­sitz von Man­fred Ehlert und seinem Stel­lvertreter, dem Bernauer Dirk Weßlau. Nur knapp und trotz „erhebliche[r] Zweifel“ seit­ens des Bun­deswahlauss­chuss­es waren sie zur kom­menden Wahl zuge­lassen worden.

 

 

Nach Aus­sage des Lan­desvor­sitzen­den Malirs, wollen seine „Freien Wäh­ler“ nicht mit Recht­sex­tremen in Verbindung gebracht wer­den, wie es vor den let­zten Kom­mu­nal­wahlen geschah. Doch aus­gerech­net Dirk Weßlau und Peter Vida, die nun als Stel­lvertreter und Kan­di­dat­en (Vida auf Lis­ten­platz 2 für Land­tag) agieren, sagte man Verbindun­gen zu Neon­azis nach. An dieser Stelle daher der Ver­weis auf die Broschüre „Aktiv gegen Nazis“ des Bernauer Net­zw­erk­ers für Tol­er­anz und Weltof­fen­heit. Hier heißt es „Die Bernauer Recht­spop­ulis­ten der „Unab­hängi­gen Frak­tion“ seien „in der Ver­gan­gen­heit Seit an Seit mit Nazikam­er­ad­schaften auf ein­er Demon­stra­tion gelaufen“. Außer­dem wird hier u.a. die Anstel­lung des ehe­ma­li­gen NPD Kreisvor­sitzen­den und Abge­ord­neten für die DVU im Barn­imer Kreistag, Mike Sandow, bei Her­rn Weßlau [siehe Berlin­er Zeitung und gegenrede.info] erwäh­nt sowie die Her­aus­gabe der so genan­nten „Unab­hängi­gen Zeitung“ bei welch­er die DVU-Kan­di­datin Peg­gy Müller als Chefredak­teurin fungierte. Ver­leger war offiziell das „Gen­er­a­tions­bünd­nis 50Plus“, die Kon­tak­tadresse war Weßlaus „Roll­bergeck“ in Bernau.

 

 

Ein Grund mehr sich die Vor­sitzen­den und die Kan­di­dat­en von Lan­des– und Bun­desver­band genauer anzuschauen:

 

 

 

Die Akteure der „Freien Wähler“: 

Hans Jür­gen Malirs ist Lan­desvor­sitzen­der des Lan­desver­band Freie Wäh­ler und Spitzenkan­di­dat für „Zusam­men für Bran­den­burg: Freie Wäh­ler“ (Land­tag) und Freie Wäh­ler Deutsch­land (Bun­destag). Er ist Oberst der Reserve der Bun­deswehr, Autor der Jun­gen Frei­heit und laut einem Bericht auf Indy­media sym­pa­thisiert er offen „mit recht­spop­ulis­tis­chen bis recht­sradikalen Posi­tio­nen“. Malirs trat zudem als Sym­pa­thisant für den geplanten Berlin­er Ableger der Schill-Partei auf.

 

Als Bun­desvor­sitzen­der der Freien Wäh­ler fungiert der Eber­swalder Man­fred Ehlert. Er ist auch gle­ichzeit­ig stel­lvertre­tender Lan­desvor­sitzen­der der Freien Wäh­ler Bran­den­burg und tritt für die Lan­desliste auf Platz 34 an. Auch er war, wie seine Kol­lege Weßlau, aktiv­er Schillan­hänger. 2003 ver­suchte er sich als Bürg­er­meis­terkan­di­dat für die Schill­partei in Eber­swalde, nach­dem er die Wahl zum Lan­desvor­sitzen­dem in Berlin im Novem­ber 2002 ver­lor.

 

 

Gibt man den Namen „Peter Vida“ bei Google ein, so enthüllen bere­its die ersten Beiträge das Wesen dieses Her­rn. 2003 tat er sich als „Unab­hängiger“ mit Dirk Weßlau und Thomas Strese zusam­men. Die bei­de ehe­mals bei der Schill­partei aktiv­en, kooperieren offen mit Neon­azis. 2004 wurde er ent­gültig wegen „parteis­chädi­gen­dem Ver­hal­ten“ aus der CDU gewor­fen. 2005 saß der aktive Burschen­schaftler dann im Studenten_innenparlament der FU. Min­destens eine Veröf­fentlichung in der recht­en Zeitung „Junge Frei­heit“, die vor Nation­al­is­mus nur so trieft, ist bekan­nt. Gern wird auch mit der DVU geplauscht, nicht ver­wun­der­lich, so gehört auch Vida zu dem Her­aus­ge­berkreis der „Unab­hängi­gen Zeitung“.

 

 

Ein Wegge­fährte Vidas ist Dirk Weßlau, eben­falls aus Bernau. Er ist stel­lvertre­tender Bun­desvor­sitzen­der und Geldge­ber der Vere­ini­gung. Er ist Zah­narzt und Besitzer des „Roll­bergecks“ in Bernau, bei dem wie oben erwäh­nt, der ehe­ma­liger NPD Kreisvor­sitzende und DVU-Abge­ord­netei m Barn­imer Kreistag, Mike Sandow, als Haus­meis­ter angestellt war. Weßlau tritt trotz seines Amtes als stel­lvertre­tender Bun­desvor­sitzen­der als Einzel­be­wer­ber für den Bun­destag an. Ob ihn interne Stre­it­ereien oder Strate­gie dazu getrieben haben, bleibt erst ein­mal Spekulation.

 

 

Andere auf der Kan­di­daten­liste wie Gün­ther Span­gen­berg, eben­falls aus Eber­swalde, ken­nen den Kreis um Vida und Weßlau seit eini­gen Jahren. Span­gen­berg will allerd­ings nichts mit Recht­en zu tun haben Vielle­icht sollte er dann bei seinen Bünd­nis­part­nern mal genauer hin­schauen und sich ein Beispiel an Mar­tin Lind­st­edt aus Zossen nehmen. Er hat es bere­its vorgemacht und trat aus der Vere­ini­gung aus.

 

 

Das Gen­er­a­tions­bünd­nis 50Plus“

Das Gen­er­a­tions­bünd­nis 50Plus“ ist kein Ver­band von über 50- Jähri­gen, wie der Name vielle­icht ver­muten lässt. „50Plus“ meint hier „langfristig eine Mehrheit von über 50 Prozent“ zu erre­ichen. Im let­zten Jahr trat­en sie zusam­men mit BVB als Lis­ten­vere­ini­gung für die Kom­mu­nal­wahlen an und es gab damals bere­its Diskus­sio­nen um rechte Posi­tio­nen und Akteure.

 

 

Die Akteure von 50Plus: 

Der Vor­standsvor­sitzende von 50Plus, Wern­er Müller, war einst Lan­desvor­sitzen­der der Repub­likan­er (REP) in Berlin. Auf der Kan­di­daten­liste find­et man zwei Mit­glieder der Stadtverord­neten­ver­samm­lung Frank­furt Oder, Mein­hard Gutows­ki und Wern­er Voigt. Ähn­lich wie die „Unab­hängige Frak­tion“ in Bernau sind sie in der SVV in Frank­furt Oder isoliert und nehmen am par­la­men­tarischen Geschehen kaum teil. Bei­de saßen bere­its vor den let­zten Kom­mu­nal­wahlen im Stadt­par­la­ment — ange­treten waren sie 2003 für die dama­lige Schill­partei. Gutows­ki sorgte 2006 für Auf­se­hen, als er der NPD einen Saal anmi­etete und als Ansprech­part­ner für die NPD- Ver­anstal­tung fungierte. Sabine Pet­zholtz, Lan­dess­chatzmeis­terin von 50Plus, sowie Nicole Driegert, sie trat zu den Kom­mu­nal­wahlen 2008 an, sind Mitar­bei­t­erin­nen ein­er Zeitar­beits­fir­ma des Berlin­er REP-Funk­tionärs Wolf­gang Seifert.

An dieser Stelle müssten auch Vida und Weßlau der Voll­ständigkeit hal­ber nochmal erwäh­nt wer­den. Vida war von 2007 bis 2009 noch stel­lvertre­tender Bun­desvor­sitzen­der von 50Plus und gab u.a. zusam­men mit Weßlau als „Gen­er­a­tions­bünd­nis 50Plus“ die „Unab­hängige Zeitung“ in Bernau heraus.

 

Verbindung und Absprache zwis­chen „Freien Wäh­lern“ (BVB/ FW) und 50Plus 

 

Freie Wäh­ler? Aber die gibt’s doch schon!

Bere­its vor Beste­hen der Freien Wäh­lern um Malirs und Vida gab es einen Bun­des- sowie Lan­desver­band. Let­zter­er beste­ht bere­its seit den Neun­ziger Jahren in Bran­den­burg und hat sich bere­its von den „neuen“ Freien Wäh­lern dis­tanziert. Eine ähn­liche Stel­lung­nahme find­et sich auch beim Bun­desver­band, der den Lan­desver­band um Malirs im Früh­jahr rauswarf, und nun ankündigt wegen „namen­srechtliche Auseinan­der­set­zun­gen vor Gericht“ zu ziehen.

 

 

Hin­ter der Grün­dung der Freien Wäh­ler steckt eine Strate­gie des „zen­tralen Kreis­es“ um Vida, Weßlau, Müller, Malirs und Ehlert. Bewusst wolle man nach den Erfol­gen der Freien Wäh­lern in Bay­ern, auf die „Werbe­mas­chine“ auf­sprin­gen und vom „Hype des Namens Freie Wäh­ler“ prof­i­tieren, so heißt es in E‑Mails. Nicht nur der Name wurde über­nom­men, auch das Logo der Freien Wäh­ler find­et sich in abge­wan­del­ter Form wieder. Sehr aus­führlich berichtete dazu im August die Barn­imer Bürgerpost.

 

 

Ein neuer, medi­en­wirk­samer­er Name war da, also musste der alte Name „BVB“ ver­schwinden. Wohl auch um sich von der schlecht­en Presse im let­zten Jahr reinzuwaschen. Die Inter­net­seite www.bvb-50plus.de leit­et nun auf die Seite www.bvb-fw.de weit­er. Dort wiederum wird allein für die Liste „Zusam­men für Bran­den­burg: FREIE WÄHLER“ gewor­ben. Genau wie bei der „Unab­hängi­gen Zeitung“ von 50Plus ste­ht erneut Weßlaus „Roll­bergeck“ im Impres­sum der Inter­net­seite. Wieder ein Briefkästen mehr in seinem Geschäft­shaus. Der Briefkas­ten der „Unab­hängi­gen Zeitung“ ist nach ein­er Anzeige und dem Auf­se­hen um die DVU-Kan­di­dat­en Peg­gy Müller jedoch seit ver­gan­genem Herb­st ver­schwun­den. Bis heute wollen sich Weßlau und Vida nicht zu ihren DVU- und NPD-Kon­tak­ten äußern.

 

 

Ein Spiel mit Namen, Posten und Biografien

 

Klar ist, es geht nicht um Inhalte — diese find­en die Wähler_innen in den Pro­gram­men bei­der Bünd­nisse wenig — son­dern um Täuschung. Täuschung durch ein geschick­tes Spiel mit Namen, Vor­sitzen und Funk­tio­nen. Sitze in Par­la­menten sollen Ser­iösität sug­gerieren, eine Vielzahl von Per­so­n­en, die meist von ein­er Vere­ini­gung zur Näch­sten sprin­gen, sollen Größe und Vielfalt demon­stri­eren. Doch bei genauem Blick ist ein Großteil lediglich Fas­sade, denn der „zen­trale Kreis“ speist sich nur aus eini­gen weni­gen Per­so­n­en. An Peter Vida lässt sich das deut­lich erken­nen: Von 2007 bis 2009 noch stel­lvertre­tender Bun­desvor­sitzen­der von 50Plus, dann Vor­sitzen­der von BVB (auch in der gemein­samen Liste von BVB und 50Plus) musste der Name „BVB“ nun ver­schwinden. Nichts­destotrotz wollte er die „Koor­di­na­tion und Strate­gier­pla­nung“ für die Land­tagswahlen sowohl für 50Plus als auch das neue Pro­jekt „Freie Wäh­ler“ übernehmen.

 

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Mehrere 100 gegen 25 Neonazis in Zossen

Pein­lich­er Auftritt von Neon­azis in Zossen – Erfol­gre­iche und störungs­freie Eröff­nung des „Haus­es für Demokratie“

Am heuti­gen Sam­stag wurde von der Bürg­erini­tia­tive gegen Recht­sex­trem­is­mus „Zossen zeigt Gesicht“ das soge­nan­nte „Haus der Demokratie“ mit einem Fest eröffnet. Mit mehr als 250 Teil­nehmern, diversen Diskus­sion­srun­den und Führun­gen durch das Haus kann die Ver­anstal­tung als voller Erfolg gew­ertet wer­den.
Nach Pla­nung der Organ­isatoren soll das Haus zukün­ftig Anlauf- und Tre­ff­punkt für zivilge­sellschaftlich­es Engage­ment sein und zur Par­tizipa­tion an poli­tis­chen Prozessen ermutigen. 
Seit ger­aumer Zeit ist die Ini­tia­tive daher auch im Fokus der örtlichen Neon­aziszene. In der Ver­gan­gen­heit kam es bere­its mehrfach zu Dro­hun­gen gegen Mit­glieder und recht­en Schmier­ereien.
So ver­sucht­en auch heute die „Freien Kräfte Tel­tow-Fläming“ gegen das Haus zu wet­tern und führten eine großspurig angekündigte Demon­stra­tion mit lediglich 25 Teil­nehmerIn­nen durch. Die mit einem Großaufge­bot angerück­te Polizei machte das Fiasko für die Recht­en kom­plett als sie dafür sorgte, das der Aufzug auf­grund sein­er gerin­gen Größe lediglich auf dem Gehweg stat­tfind­en durfte.
Zu zwei Fes­t­nah­men kam es bei dieser Ver­anstal­tung. Noch am Auf­tak­tort wurde ein Teil­nehmer der Neon­azide­mo festgenom­men, nach­dem er ver­sucht hat­te einen Jour­nal­is­ten zu attack­ieren. Die zweite Fes­t­nahme erfol­gte bei ein­er Zwis­chenkundge­bung am Mark­t­platz, als ein ander­er Neon­azi den zahlre­ich anwe­senden Gegen­demon­stran­ten, die laut­stark gegen die Nazis protestierten, den Hit­ler­gruß entgegnete. 
Tama­ra Levy, Sprecherin der Autonomen Antifa Tel­tow-Fläming [AATF] zum heuti­gen Tag: „Der heutige Tag war aus antifaschis­tis­ch­er Sicht sehr erfol­gre­ich. Die eigentliche Ver­anstal­tung von „Zossen zeigt Gesicht“ kon­nte störungs­frei durchge­führt wer­den und trotz­dem waren am Rande des Nazi­auf­marsches die Gegen­demon­stran­ten sowohl zahlen­mäßig als auch akustisch den Recht­en deut­lich über­legen.“ Die Fes­t­nah­men bei den Neon­azis zeigen Levy zufolge ein­mal mehr, das auch hin­ter ver­meintlich bürg­er­nah auftre­tenden Neon­azis, weit­er­hin die gewalt­tätige, men­schen­ver­ach­t­ende Ide­olo­gie des Nation­al­sozial­is­mus ste­he. Han­delt es sich bei denen, die heute durch Zossens Straßen zogen um diejeni­gen, die den Wahlkampf der NPD in Tel­tow-Fläming machen.
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Erneut Naziaktivitäten in und um Krampnitz (bei Potsdam)

Nach langem Stillschweigen hat sich nun ein Teil der nördlichen

Neo-Naziszene Pots­dams wieder bemerk­bar gemacht und auf ein neues die ehe­ma­li­gen Kaser­nen in Kramp­nitz aufge­sucht. Wie zulet­zt im August
ver­gan­genen Jahres
, hat sich die AGPN (Aktion­s­gruppe Pots­dam Nord), dies­mal im Namen eines
“neuen” lokalen Zusam­men­schlusses, auf der Fas­sade der
Gebäude, mit Parole und Inter­ne­tadresse verewigt. Zu lesen war nun wieder
ein­mal die alt­bekan­nte Floskel “FREI SOZIAL NATIONAL”.
In einem Bericht auf ihrer Web­seite beken­nen sich die Neo-Nazis ger­adezu,
zu dieser Aktion: “Diese Aktion soll mithelfen auf die Prob­leme in
unserem Land aufmerk­sam zu machen und unsere Ziele in die Öffentlichkeit
zu tra­gen.”.
So soll der Aktion eine sin­nvolle Erk­lärung gegeben wer­den, wobei eine
schein­bare inhaltliche Auseinan­der­set­zung enthal­ten ist. Wenn men­sch sich
jedoch mit sel­biger auseinan­der­set­zt, fällt schnell die ide­ol­o­gis­che Nähe
zum Nation­al­sozial­is­mus auf. Bewusst wird heutzu­tage von einem
“Nationalen Sozial­is­mus” gere­det, wobei die ver­bale Nähe zum
bere­its genan­nten kein Zufall ist.

Laut einem weit­eren, etwa zwei Wochen altem, Bericht auf ihrer Home­page
erkun­de­ten sie “naturver­bun­den” die Döber­itzer Hei­de.
Dass sie sich während ihrer Wan­derung auf gesprengten Bunkern aufhiel­ten,
kann bei dem Grundgedanken der Wan­derung ja nur Zufall sein, weit­er liefen
sie dann, wie sie selb­st bericht­en, durch Kramp­nitz und somit schon fast
unmit­tel­bar neben den später bemal­ten Kaser­nen vorbei.

Bis zulet­zt kon­nten sich die Anwohner_innen in Fahrland, Mar­quardt und den
angren­zen­den Ortschaften, für etwa 9 Monate, rel­a­tiv ungestört von
Neo-Nazipro­pa­gan­da fühlen. Noch im ver­gan­genen Jahr waren diese Gegen­den
regelmäßig Ziele der Nazis, über Pots­dam Nord hin­aus ging es
glück­licher­weise nur selten.

Mit­tler­weile wurde die Pro­pa­gan­da wieder ent­fer­nt, allerd­ings taucht das
so viel geforderte zivilge­sellschaftliche Engage­ment nur sel­ten auf und wer
sich dann dazu bere­it erk­lärt Nazis­chmier­ere­in zu ent­fer­nen, der_die muss
dann damit rech­nen strafrechtlich belangt zu werden.

Am 31.07.09 berichtete die MAZ über Frau Irmela Mesah- Schramm. Auch
mit 64 Jahren ent­fer­nt sie Nazipro­pa­gan­da und andere diskri­m­inierende
Graf­fi­ti und Aufk­le­ber, lei­der bleibt auch sie nicht vor Repres­sion
ver­schont.
Fraglich ist, ob sich Herr Jakobs mit solchen Aktio­nen der Zivil­courage,
iden­ti­fizieren kön­nte oder sind das etwa undemokratis­che Nazimeth­o­d­en? Wir
erin­nern uns an die ent­täuscht­en Jugendlichen, die im Novem­ber 2008 die
Stadtverord­neten­ver­samm­lung besucht­en und darauf hin von Her­rn Jakobs mit
Nazis ver­glichen wurden.

 

Nazipro­pa­gan­da überkleben, abreißen, übermalen!

Keine Tol­er­anz für Nazis, deshalb schaut hin,
greift ein und wehrt euch lautstark!

Faschis­mus bekämpfen! Auf allen Ebenen!

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Außer Spesen nichts gewesen

Seit den Bran­den­burg­er Kom­mu­nal­wahlen im Sep­tem­ber let­zten Jahres sitzt die NPD mit zwei Abge­ord­neten im Uck­er­märkischen Kreistag, der 74-jähri­gen Rent­ner­in Irm­gard Hack und der 23-jähri­gen Fachkraft für Kreis­lauf- und Abfall­wirtschaft Andy Kucharzews­ki. Gegenrede.info ver­sucht einen Überblick über die Arbeit der bei­den Abge­ord­neten im Kreistag zu geben.

 

Ihren großen medi­en­wirk­samen Auftritt hätte Irm­gard Hack haben kön­nen, als es ihr als älteste Abge­ord­nete zufiel, die kon­sti­tu­ierende Sitzung des Kreistages im Okto­ber 2008 zu eröff­nen. Ihr Ver­such, die Eröff­nung für eine poli­tis­che Erk­lärung zu miss­brauchen, scheit­erte allerd­ings kläglich. “Weltweit brechen Banken zusam­men. Weltweit dro­hen Wirtschaft­skrise und Rezes­sion.”, begann sie ihre mit Unter­stützung der “Kom­mu­nalpoli- tis­chen Vere­ini­gung der NPD” aus­gear­beit­ete Rede. Der bish­erige Kreistagsvor­sitzende Roland Resch (partei­los) unter­brach sie kurz­er­hand mit dem Hin­weis auf die Geschäft­sor­d­nung, dass sie die Sitzung zu eröff­nen habe, nicht aber eine Rede hal­ten dürfe und unter­brach auch ihren zweit­en Ver­such, zu ein­er Rede anzusetzen.

 

Ihre Worte, dass sie sich unter diesen Umstän­den nicht mehr in der Lage sehe, den Kreistag zu eröff­nen, waren die let­zten, die sie während ein­er Kreistagssitzung öffentlich gesprochen hat. Das bestätigt auch der wiedergewählte Kreistagsvor­sitzende Roland Resch gegenüber gegenrede.info: “Ich habe seit­dem kein Wort mehr von ihr gehört.”

 

Beim Nach­le­sen in der Berichter­stat­tung der Pren­zlauer Zeitung über die zurück­liegen­den Kreistagssitzun­gen, ist festzustellen, dass die NPD nicht erwäh­nt wird. Kri­tik­er kön­nten jet­zt sagen, die bürg­er­lichen Medi­en blenden die Berichter­stat­tung über die Aktiv­itäten der NPD ein­fach aus. Ein Blick auf die offizielle Seite der NPD Barn­im-Uck­er­mark (BUM) sollte da weit­er­helfen. Während der ehe­ma­lige Kreisvor­sitzende der NPD BUM, Mike Sandow, seine Arbeit in der Stadtverord­neten­ver­samm­lung von Biesen­thal – vier Anfra­gen und einen Antrag – brav doku­men­tiert, kommt die Arbeit der bei­den Abge­ord­neten im Uck­er­märkischen Kreistag auf dieser Web­site nicht vor.

 

Dessen ungeachtet hat es einige Anfra­gen und Anträge gegeben. Da die NPD mit zwei Abge­ord­neten genau wie die Grü­nen keine Frak­tion bilden kön­nen, müssen die von ihnen gestell­ten Anträge durch eine Mehrheit im Kreistag zuge­lassen wer­den. “Es hat Anträge gegeben”, weiß Roland Resch zu bericht­en, “Ihre Zulas­sung ist immer bei zwei Gegen­stim­men abgelehnt worden.”

 

Anträge und Anfra­gen aber auch Stel­lung­nah­men während der Kreistagssitzun­gen wur­den grund­sät­zlich von Andy Kucharzews­ki vor­ge­tra­gen. Dabei wurde er dann von seinen NPD-Unter­stützern in den Zuschauer­rei­hen beklatscht, die mit Aus­nahme der Juli-Sitzung des Kreistages regelmäßig erschienen.

 

Als inhaltlich akzept­abel betra­chtet Roland Resch eine Anfrage der NPD zur Kom­mu­nal-Kom­bi, die sei dann auch schriftlich vom Lan­drat beant­wortet wor­den. Anträge, wie die Auf­forderung an die Abge­ord­neten, ihr Sitzungs­geld von 50 Euro für soziale Zwecke zu spenden, seien ein­fach unzuläs­sig gewe­sen. Roland Resch meinte dazu nur, dass es jedem Abge­ord­neten frei ste­he, sein Sitzungs­geld oder Teile davon zu spenden. Andy Kucharzews­ki sprach in diesem Zusam­men­hang von “nationaler Schande”, dass dies nicht geschehe.

 

Der Ver­such der NPD, eine Geld­samm­lung für eine Abitur­feier am Gym­na­si­um Schwedt unter den Kreistagsab­ge­ord­neten “zum Wohle der deutschen Intel­li­genz” zu ver­anstal­ten, wurde eben­falls abge­blockt. Die Gym­nasi­as­ten wussten gar nichts von dieser Aktion und haben dann in einem Brief an Roland Resch mit­geteilt, dass sie nicht Wil­lens sind, auf diese Art und Weise von der NPD funk­tion­al­isiert werden.

 

Roland Resch sieht aber nicht als vor­dringlich­ste Auf­gabe des Kreistages an, den Recht­sex­trem­is­mus zu bekämpfen. “Das ist Auf­gabe der poli­tis­chen Parteien”, meint er, “die müssen sich vor Ort präsen­tieren und für die Demokratie eintreten.”

Inforiot