Die Potsdamer Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der
Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) zeigt im Rahmen der
jährlich im April stattfindenden Gedenkveranstaltungen zur Befreiung der
nationalsozialistischen Konzentrationslager in Brandenburg am 13.04.2018
im Potsdamer Buchladen Sputnik den Dokumentarfilm „Sie nannten mich
Benjamin – Erhard Stenzel“. Der Film berichtet aus dem Leben von Erhard
Stenzel, dem letzten noch lebenden deutschen Résistance-Kämpfer und
Wehrmachtdeserteur. Als 17jähriger wurde Erhard Stenzel zur Wehrmacht
eingezogen. Als seine Einheit nach Frankreich verlegt wurde, desertierte
er und lief zum Widerstand über.
Generell steht bei der Veranstaltung thematisch der Widerstandskampf der
Résistance im Vordergrund. Etwa 1000 Menschen unterschiedlichster
Herkunft kämpften seit 1940 an der Seite der französischen Résistance.
Zu ihnen zählten neben Erhard Stenzel auch die Eltern unseres Gastes
Charles Melis.
Dr. sc. Charles Melis, 1944 in Südfrankreich geboren, ist der Sohn der
Résistancekämpfer Ernst Melis und der Niederländerin Reina
Wessels-Melis. Seine Eltern waren von Anbeginn des deutschen
Nationalsozialismus aktive Widerstandskämpfer an unterschiedlichen Orten
in Europa. Ernst Melis übernahm 1943 die Leitung der deutschsprachigen
Zeitung „Soldat am Mittelmeer“, mit der Aufklärungsarbeit unter den
Wehrmachtsoldaten geleistet wurde. Er war zudem Mitglied des Komitees
„Freies Deutschland“ für den Westen. Reina Melis hatte Kontakte zu einer
MOI-Partisanengruppe, arbeitete als Krankenschwester in Carcassonne und
hatte Verbindungen zum Wehrmacht-Verbindungsstab 682 in Carcassonne.
Ihre Informationen lieferte sie der Résistance. 1947 kehrten beide nach
Deutschland zurück und lebten und arbeiteten in Berlin.
Der Eintritt ist frei.
Wann: Freitag, der 13.04.2018, 19 Uhr
Wo: Buchladen Sputnik, Charlottenstr. 28, 14467 Potsdam
Kategorie: Geschichte & Gedenken
„Die Zeit Gustav Landauers ist noch nicht da“, schrieb Erich Mühsam 1929
anlässlich des zehnten Todestages seines Freundes und Mentors; 90 Jahre
später wird das Werk Gustav Landauers neu entdeckt. Eine umfangreiche
Ausgabe „Ausgewählter Schriften“ und zahlreiche Übersetzungen zeugen von
der eigentümlichen Gegenwart des vor fast 100 Jahren erschlagenen
Anarchisten. Vom universitären Betrieb bis zum „Unsichtbaren Komitee“
reicht die Spanne derer, die sich auf ihn berufen. Warum erscheint
Landauer heute so aktuell und welche Aspekte seines Denkens könnten dazu
beitragen, den Anarchismus zu erneuen? Wir geben eine Einführung in
Landauers Denken, das auf praktisches Beginnen in der gegenwärtigen
Gesellschaft zielt.
6. April, 20 Uhr, Buchladen Sputnik, Potsdam
Als Anarchist vor 100 Jahren in Berlin und Brandenburg
Vortrag: Gustav Landauer Denkmalinitiative
Wie lebten Anarchisten in Berlin und Brandenburg vor rund 100 Jahren?
Was waren ihre Intentionen? Welche Ziele verbinden uns heute mit den
frühen Anarchisten, die für eine freien Gesellschaft und gegen den
repressive Zustände im Kaiserreich und später den Kampf gegen den
Nationalsozialismus entschlossen führten? Auf dieser spannenden
Spurensuche begegnen wir der Vielfalt der Strömungen und Gruppen, ihre
Kampfmethoden und Wirkungen und stellen ihren bleibenden Beitrag zu den
emanzipatorischen Bewegungen der Moderne vor.
–
Buchladen Sputnik
Charlottenstrasze 28
D 14467 Potsdam
Fon Fax 0331 5813679
Mo-Fr 13–19 Uhr
Sa 11–16 Uhr
www.sputnik-buchladen.de
sputnik@potsdam.de
Etwa 200 Menschen versammelten sich am 27. Januar 2018 um 18.00 Uhr am
Platz der Einheit beim Denkmal für die Opfer des Faschismus und später
am Ehrenfriedhof der Sowjetsoldat_innen am Bassinplatz, um an die
Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee zu
erinnern.
Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/ Bund der
Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA), das Fat Cats Roller
Derby Team aus Potsdam und die Emanzipatorische Antifa Potsdam (EAP)
verlasen Redebeträge in denen an die Geschehnisse vor 73 Jahren gedacht
wurde. Zudem wurde die Gedenkpolitik der Stadt Potsdam in der
Lindenstraße kritisiert, persönliche Schicksale der Betroffenen verlesen
und dazu aufgerufen auch heute weiterhin wachsam zu sein und Neonazis,
Rassist_innen und völkischen Rechten keinen Raum für Übergriffe,
Beleidigungen und Naziideologie zu geben.
Anne Schmidt von der EAP zeigte sich sehr erfreut über die große
Teilnahme:
“Das Gedenken am 27. Januar, das nun schon seit über 10 Jahren
stattfindet, ist mittlerweile das größte selbstorganisierte,
antifaschistische Gedenken in der Stadt. Nur wenn es uns gelingt
Gedenken nicht zu einem toten Ritual verkommen zu lassen, sondern uns
die Erinnerung an die Verbrechen von damals zum Handeln und zu
entschlossenem Kampf gegen Neonazis auf der Straße und gegen die AfD in
den Parlamenten bringt, wird sich die deutsche Geschichte und der
Massenmord nicht wiederholen. Trotz Rechtsruck in der Gesellschaft
werden wir auch 2018 zu einem Jahr des entschlossenen antifaschistischen
Widerstands machen.”
Die Veranstaltung wurde mit den folgenden Worten eröffnet:
Der 27. Januar 1945 war ein wichtiger Tag in der Geschichte, doch wie
wollen wir damit umgehen? Alljährlich zum Gedenken kommen und das
restliche Jahr wird zu anderen Themen Politik gemacht?
Gedenken ist notwendig und in vielfältiger Weise ein wichtiger Teil der
politischen Arbeit. Es hilft uns das Vergangene nicht zu vergessen. Sei
es, so wie heute, um die Befreiung des Vernichtungslager
Auschwitz-Birkenau in Erinnerung zu halten, ebenso wie es wichtig ist
der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zu gedenken oder
den unzähligen Todesopfern heute agierender Rassist_innen wie z. B.
Enver Simsek, Mehmet Turgut, Halit Yozgat, die von einer rassistischen
Terrorzelle ermordet wurden. Gemeinsames und öffentliches Gedenken dient
dazu die Vergangenheit nicht einfach vergehen zu lassen, sondern ihr ein
Platz in unserem Leben und Alltag einzuräumen.
Wir, die wir heute hier stehen, sind wahrscheinlich die letzte
Generation, welche noch aktiv mit Zeitzeugen*innen der NS-Zeit in
Kontakt treten, sie kennenlernen und mit ihnen reden konnten. Willi
Frohwein zum Beispiel war ein Mensch, der die Zeit in Auschwitz
überlebte und er sagte einst: “Die Kinder erstaunen mich. Sie haben ein
großes Interesse an der Vergangenheit! Ich glaube, sie werden ihren
Enkeln noch von ihrer Begegnung mit mir erzählen“.
Es liegt an uns, unser Wissen über die Vergangenheit weiterzugeben. Wir
sind die Menschen, die die jüngeren Generationen aufklären können und
müssen. Wir können ihnen bewusst machen, was z. B. das heutige Datum in
allen Facetten bedeutet.
Unser Gedenken ist der erste Schritt für den entschlossenen
antifaschistischen Widerstand!
Es gilt also:
Erinnern! Gedenken! Handeln!
Oder wie wir heutzutage sagen: “Talking ist over, action is on!”
–
Emanzipatorische Antifa Potsdam
https://www.e‑a-p.org
Am 27.01.1945 wurde das Massenvernichtungslager Auschwitz-Birkenau von der Roten Armee befreit. Auch 72 Jahre danach wollen wir uns gemeinsam an die Geschehnisse erinnern und den Toten gedenken. Die aktuelle Verharmlosung und Relativierung der Naziverbrechen darf nicht unwidersprochen hingenommen werden. Die Feindseligkeit gegenüber Jüd*innen und dem jüdischen Staat nimmt öffentlich zu und der Antisemitismus ist auf dem Vormarsch. Kommt am 27.01.2018 um 18.00 Uhr zum Denkmal für die Opfer des Faschismus auf dem Platz der Einheit in Potsdam.
Erinnern – Gedenken – Handeln!
Emanzipatorische Antifa Potsdam
Inforiot Am heutigen Sonntag wird bundesweit der Toten und Opfer von Krieg und Gewaltverbrechen gedacht. Der Volkstrauertag wird dabei auch immer wieder von extrem rechten Gruppen und Parteien missbraucht, um an die gefallenen Soldaten des Dritten Reiches zu erinnern. Waren dies in der Vergangenheit vor allem die NPD und „Der III. Weg“, die mit Trauerkundgebungen und Grabpflege von Wehrmachts- und SS-Friedhöfen aufgefallen sind, wollen dieses Jahr zumindest auch die AfD-Ortsverbände Panketal und Bernau diesen Gedenken. Dabei stehen sie innerhalb ihrer Partei aber nicht alleine da.
Während die SS bereits 1945 zu einer verbrecherischen Organisation erklärt wurde, galt die Wehrmacht lange Zeit als „sauber“ kämpfende Armee. Dass dieser Mythos mehrfach widerlegt ist, haben Ausstellungen über die Verbrechen der Wehrmacht und zahlreiche Untersuchungen gezeigt. So waren Verbände der Wehrmacht an Erschießungen von Juden im Osten Europas beteiligt oder haben diese auf den Weg zu den Erschießungen eskortiert. An diese Fakten scheinen nach wie vor nicht alle zu glauben oder ignorieren sie gewissentlich, wie zwei AfD-Verbände im Barnim. Die Verbände in Bernau und im Panketal rufen dazu auf, sich am 19. November um 9:00 Uhr am Gedenkstein an der Dorfkirche in Schwanebeck zu treffen. In ihrem Flyer, der mit zwei Bildern geschmückt ist die aus NS-Publikationen stammen, machen sie unmissverständlich klar, dass sie weiterhin an eine „sauber“ kämpfende Wehrmacht glauben, deren Andenken von anderen in den Schmutz gezogen würde. So heißt es: „Scheinbar ist es bei vielen unseres Volkes, um den Charakter schlecht bestellt, gerade auch bei vielen in der Politik, welche unsere Großväter und Väter pauschal als Verbrecher entstellen.“
Für die AfD bleiben es weiterhin tapfere Soldaten, „die im besten Glauben für ihr Vaterland kämpften.“ Kritische Worte zum Kriegsgrund oder zum Nationalsozialismus sucht man vergeblich im Aufruf der AfD.
Ganz allein stehen die beiden Ortsverbände in Brandenburg damit nicht. Der ehemalige AfD-Fraktionsführer im Brandenburger Landtag und jetziger Fraktionsvorsitzender der Bundestagsfraktion, Alexander Gauland, sagte bereits im September beim extrem rechten Kyffhäuser-Treffen der AfD, man müsse unter die NS-Vergangenheit endlich einen Schlussstrich setzen. Weiter betonte er: die Deutschen “haben das Recht, stolz zu sein auf Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen.”
Bereits im Mai diesen Jahres hat Wilko Möller, Vorsitzender der AfD in Frankfurt (Oder) mit einem Facebook-Post für Furore gesorgt. Dort hatte er ein Foto von sich selbst während seiner Ausbildung beim BGS (heute Bundespolizei) in den frühen 1990er Jahren gepostet, dass mit dem Spruch: „Klagt nicht, Kämpft!“ versehen wurde. Dieser Spruch stammt von der Wehrmacht und wird heute vor allem von Neonazis gern benutzt.
Gedenken und Widerstand
antirassistische Veranstaltungsreihe in Eberswalde
25.11.2017 Rassistische Angriffe damals und heute — Ausstellung und
Podiumsdiskussion
06.12.2017 Gedenken zum Todestag von Amadeu Antonio — Gedenkveranstaltung
12.12.2017 Rechtspopulismus im Bundestag — Vortrag und Podiumsdiskussion
Wer war Amadeu Antonio? Der am 12. August 1962 in Angola (damals noch
der Kolonialmacht Portugals unterstehend) geborene Amadeu Antonio, wurde
am 25. November 1990 in Eberswalde bei einem Angriff von einer Gruppe
Neonazis niedergeschlagen. Bevor er als Vertragsarbeiter in die DDR kam,
hatte er in Brasilien, Portugal und der Sowjetunion Ausbildungen
absolviert. Er hoffte auf ein Studium der Flugzeugtechnik, wurde aber in
Eberswalde, wie die meisten seiner Landsleute, als Fleischer
ausgebildet. Nach Ablauf des Arbeitsvertrages verlängerte sich sein
Aufenthalt, weil seine deutsche Freundin ein Kind erwartete. Noch vor
der Geburt des Kindes starb Amadeu Antonio am 6. Dezember 1990, nach
zweiwöchigem Koma, an den Folgen des rassistischen Überfalls.
*Rassistische Angriffe damals und heute
Ausstellung & Podiumsdiskussion *
Am 25.11.17 jährt sich der rassistische Angriff auf Amadeu Antonio zum
27. Mal. In der Nacht vom 24. auf den 25. November 1990 ziehen rund 50
Neonazis und Rassisten, bewaffnet mit Baseballschlägern und Zaunlatten,
durch Eberswalde und machen Jagd auf Schwarze Menschen. Unter
„Deutschland den Deutschen“ Gegröle bewegt sich die Gruppe in Richtung
„Hüttengasthof“, zu dieser Zeit die einzige Gaststätte im Ort, in der
Nichtdeutsche noch willkommene Gäste sind. Nachdem der Wirt
benachrichtigt wird, dass eine Gruppe unterwegs ist, die auf Stress aus
ist, schließt er die Gaststätte. Als Amadeu Antonio mit Freunden das
Lokal verlässt, laufen sie den bewaffneten Rassisten genau in die Arme.
Viele konnten in dieser Nacht entkommen, Amadeu Antonio wurde von 10
Leuten umringt und niedergeschlagen, ein Angreifer springt mit beiden
Füßen auf den Kopf.
Die Afie und die Barnimer Kampagne „Light me Amadeu“ laden zu einer
Gedenkveranstaltung in die Räume der HNEE in Eberswalde ein. Die
Ausstellung zur Geschichte der angolanischen Vertragsarbeiter in
Eberswalde, öffnet ab 15 Uhr. Im Anschluss an die Ausstellungseröffnung
wird es eine kurze Lesung über die Vorkommnisse in der Nacht des
Angriffs und ein Podiumsgespräch geben. Wir wollen uns über die
rassistischen Angriffe und die Stimmung in den 1990er Jahren austauschen
und dabei Kontinuitäten bzw. Unterschiede zur heutigen Zeit
herausarbeiten. Gäste sind unter anderem ein Zeitzeuge, der die
rassistischen Angriffe in Eberswalde Anfang der 90er miterlebt hat, und
ein Mitarbeiter des Vereins Opferperspektive e.V. aus Potsdam.
*Samstag, 25.11.17 15:00 Uhr Ausstellungseröffnung **
**18:00 Uhr Podiumsdiskussion* Aula der HNEE (Schicklerstr. 5 — Haus 6)
*Gedenken zum Todestag *
Am 6. Dezember 1990 starb Amadeu Antonio Kiowa mit 28 Jahren in Folge
des Angriffs. Zum Todestag von Amadeu Antonio rufen wir dazu auf, zur
Gedenktafel am Ort des Angriffs in der Eberswalder Straße 26 zu kommen.
Kerzen und/oder Blumen können gerne mitgebracht werden.
*Mittwoch, 06.12.17 16:00 Uhr Eberswalder Straße 26*
*Rechtspopulismus im Bundestag **
**Vortrag & Podiumsdiskussion *
Was angesichts weit verbreiteter rechter Einstellungen in großen Teilen
der deutschen Bevölkerung zu erwarten war, ist nun eingetroffen. Nachdem
die AfD schon im Europaparlament und in 14 Landtagen sitzt, ist sie am
24. September 2017 auch in den deutschen Bundestag eingezogen.
Rechtspopulismus wird damit endgültig nicht nur auf der Straße, sondern
auch auf der parlamentarischen Ebene salonfähig. Auch dort werden jetzt
die Grenzen des Sagbaren nach rechts verschoben und völkische Themen,
Rassismus und Sexismus auf der Tagesordnung stehen. Nach einem Vortrag
zu rechtspopulistischen Akteur*innen in Berlin und Brandenburg wollen
wir mit unseren Gästen ins Gespräch kommen. Der Fokus soll dabei auf den
antifeministischen Bestrebungen und den rassistischen sowie
nationalistischen Ansichten im Rechtspopulismus liegen. Des Weiteren
wollen wir auch über mögliche Strategien gegen das Erstarken solcher
Strukturen sprechen.
*Dienstag, 12.12.17 18:00 Uhr* Aula der HNEE (Schicklerstr. 5 — Haus 6)
Diese Veranstaltungsreihe wird von der afie organisiert. Die
Antifaschistische Initiative Eberswalde (afie) ist seit 2013 aktiv gegen
Rassismus, Sexismus und andere Unterdrückungs- und
Diskriminierungsformen. Dies schließt das Vorgehen gegen Neonazis und
rechte Strukturen ein. Wir organisieren Demonstrationen und arbeiten mit
verschiedenen Akteur*innen in regionalen Bündnissen zusammen. Außerdem
organisierten wir in der Vergangenheit Bildungsveranstaltungen, u.a. zu
Esoterik-Kritik, Kapitalismuskritik von rechts, Abschiebepolitik in
Deutschland und jüdischer Geschichte in Eberswalde. Mit dieser
Veranstaltungsreihe möchten wir neben einer aktiven Gedenkpolitik auch
rassistische Kontinuitäten thematisieren und Handlungs- perspektiven
aufzeigen. Damals und heute versperren unter anderem Rass- ismus,
Antifeminismus und rechte Hetze den Weg, der zu einer Gesellschaft
führen könnte, in der das bessere Leben für alle wartet.
www.afie.blogsport.de
afie@riseup.net
Veranstaltungsreihe gefördert durch: RosaLux
Die Evangelische Gesamtkirchengemeinde Ruppin und das Aktionsbündnis Neuruppin bleibt bunt laden zur Ausstellung “Synagogen in Brandenburg. Eine Spurensuche” ein.
In den heutigen Grenzen Brandenburgs (inklusive den Grenzstädten Frankfurt/S?ubice, Küstrin/Kostrzyn und Guben/Gubin) gab es bis in die 1930er Jahre in zahlreichen Städten und Gemeinden Synagogen, die vom einstigen religiösen jüdischen Leben zeugen. Fand der Gottesdienst seit dem Mittelalter meist in privaten Betstuben statt, dokumentieren seit Mitte des 19. Jahrhunderts stattliche Synagogenbauten die zunehmende Akzeptanz der jüdischen Minorität in der christlichen Mehrheitsgesellschaft. Dies wurde auch topografisch sichtbar, denn die Synagogenstandorte rückten seit dem Mittelalter immer näher in die Ortsmitte und damit in Sichtweite der christlichen Kirchen.
Ein Großteil der jüdischen Gotteshäuser wurde während des Novemberpogroms 1938 in Brand gesteckt oder, sofern sie unmittelbar an Nachbarhäuser grenzten, derart zerstört, dass sie ihrer Funktion als Versammlungs‑, Lern- und Gebetsstätte beraubt waren. Dies war seit 1933 ein weiterer Schritt zur systematischen Verfemung und Vertreibung der Juden und der Zerstörung von Zeugnissen jüdischer Kultur und Religion – nicht allein in Brandenburg.
Nach der Teilung Deutschlands tat die politische Führung der DDR ein Übriges, die ehemaligen Stätten jüdischen Gemeindelebens der Vergessenheit anheim zu geben und damit einer kollektiven Erinnerung zu entziehen. Nur langsam und längst nicht an allen Orten wurde des einstigen jüdischen Lebens erinnert. Bis heute sind in manchen Orten jene Spuren fast vollständig verwischt, an anderen hingegen wieder – dank engagierter Bürger – sichtbar gemacht. In der Ausstellung Synagogen in Brandenburg. Spurensuche werden 46 Orte mit ehemaligen und heutigen Synagogen vorgestellt. (Text: MMZ)
Am 9. November 1938 wurden in der Reichsprogromnacht zahlreiche Synagogen und andere jüdische Einrichtungen zerstört. Die Erinnerung daran soll nicht in Vergessenheit geraten. In der Neuruppiner Klosterkirche zeigt eine Ausstellung die ehemaligen Standorte aller Synagogen in Brandenburg, darunter auch 5 aus dem heutigen Kreis OPR: Kyritz, Lindow, Neuruppin, Wittstock und Wusterhausen.
Wir danken dem Moses Mendelssohn Zentrum und der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Ruppin für die Hilfe bei der Realisierung der Ausstellung.
http://www.neuruppin-bleibt-bunt.de/synagogen-in-brandenburg-eine-spurensuche/
http://www.mmz-potsdam.de/willkommen.html http://www.kirchenkreis-wittstock-ruppin.de/ruppin.html
Synagogen in Brandenburg. Eine Spurensuche Ausstellung in der Klosterkirche in Neuruppin, 9. November bis 1. Dezember 2017
Ausstellungseröffnung: Donnerstag, 9. November 2017, 18:30 Uhr. Zur Eröffnung spricht die Kuratorin der Ausstellung, Frau Dr. Elke-Vera Kotowski (Moses Mendelssohn Zentrum) Anschließend ab 20 Uhr präsentiert die Evangelische Kirchengemeinde unter der Leitung von Matthias Noack mit dem „Ensemble 5Klang“ ein Programm mit jiddischer Musik und Geschichten aus der verschwundenen Welt der Shtetl Galiziens: “Amol is geven a shtetl…”
Öffnungszeiten der Klosterkirche: Freitag, Samstag, Sonntag jeweils 12 bis 16 Uhr
Auch in diesem Jahr wollen wir am 9.11. an die Novemberrevolution 1918 erinnern und den Opfern der Reichspogromnacht 1938 gedenken. Gerade in Zeiten, in denen Neonazis wieder in den Bundestag einziehen und massive faschistische Gewalt weiterhin Menschen bedroht, dürfen wir nicht vergessen. Wir tragen Verantwortung für das, was hier und jetzt passiert! Kommt mit uns am 9. November 2017 um 19:00 Uhr zum Platz der Einheit an das Mahnmal für die Opfer des Faschismus!
Erinnern heißt kämpfen!
Bald ist es soweit – der Turmbau zu Bab…äh Potsdam soll beginnen. Dies wollen wir nicht unkommentiert geschehen lassen.
Die Garnisonkirche wurde vom Soldatenkönig „Friedrich Wilhelm I.“ in Auftrag gegeben und am 17.August 1732 eingeweiht. Im Laufe der Jahre wurden hier Soldaten für den Krieg geehrt und Trophäen, die während der Kriege erobert wurden, ausgestellt.
Es war ein Symbol preußischer Herrschaft. Während die Menschen damals unter erbärmlichsten Bedinungen leben mussten, oft hungerten und für militärische Abenteuer ihrer despotischen Herrschenden in die Armee geprügelt wurden, ließen sich die Monarchen prunkvolle Paläste und eben auch Kirchen in der Residenzstadt Potsdam erbauen.
Zur Zeit der Weimarer Republik wurde die Kirche aufgrund ihrer militaristischen preußisch-deutschen Ausrichtung häufig von Nationalisten und ihren Wehrverbänden für ihre Aktivitäten genutzt, bis der Tag von Potsdam die rechte Aufladung der Kirche auf die Spitze trieb. Hitler wählte die Garnisonkirche aus, um hier am 21.3.1933 seine Machtübernahme zu inszenieren. Auch die sogenannten Widerstandskämpfer und Hitlerattentäter vom 20. Juli 1944 trafen sich in der Garnisonkirche. Diese heute als Beispiele des Antifaschismus verehrten Christen der Garnisonkirche haben den Überfall auf die Sowjetunion geplant und durchgeführt. Sie beteiligten sich am Massenmord, der Mithilfe der Wehrmacht in ganz Europa organisiert wurde oder duldeten diesen zumindest. Erst als sich eine militärische Niederlage abzeichnete, wollten sie Hitler beseitigen. Eher ein Beispiel für Mitläufertum und moralischer Beliebigkeit, insofern aber ganz passend für die Geschichte dieser Kirche, denn genau das wurde in ihr gepredigt.
Somit wurde die Garnisonkirche für alle progressiven Kräfte zum Symbol für Militarismus, Preußentum und Nationalsozialismus. Wie kaum ein anderer Ort in Potsdam verdeutlichte es die Tradition alles Reaktionären. Es ist ein Skandal, diese wieder aufzubauen, nachdem sie vom Krieg zerstört und die Ruine zu DDR-Zeiten gesprengt wurde. In Deutschland – dem Land der Täter_innen – dieses Symbol wieder zu errichten, welches mit seinem 88 Meter hohem Turm das neue „Wahrzeichen von Potsdam“ werden und als „Versöhnungszentrum“ fungieren soll, ist eine eindeutiges Zeichen städtebaulicher Revision. Die Geschichte – vor allem die der Nazizeit – hat in Potsdam Baulücken hinterlassen. Ein deutliches Ergebnis der deutschen Täterschaft!
Nun soll also versöhnt werden. Mit was eigentlich? Mit der Nazi-Vergangenheit? Mit dem alten Preußen? Mit der Verquickung von Staat und Kirche? Nein, danke! Wie geschichtsvergessen und naiv müssen die Menschen sein, die solch ein Gebäude, dass ja nicht mehr steht, als Symbol von Versöhnung wieder aufzubauen. Da könnte ja auch ein Schlachthaus als Symbol für Tierrechte stehen oder eine königliches Schloss als Symbol der parlamentarischen Demokratie, zumindest letztes hat Potsdam ja bereits.
Auch ein weiteres Narrativ dieser Versöhnung, Nationalsozialismus und DDR in einen Topf zu werfen, lehnen wir strikt ab. Wir finden auch die Geschichte der DDR sehr bedenklich und erinnerungswürdig. Diese aber quasi gleich zu setzen mit der systematischen Ermordung von mehr als 6 Millionen Jüd_innen und anderen erklärten Feind_innen der Barbarei relativiert die Schande der Nazis. Von der Stiftung Garnisonkirche wird die Sprengung der Kirche durch die DDR viel stärker thematisiert als die Machtübernahme Hitlers, was völlig unverhältnismäßig ist und von einem katastrophalen Geschichtsverständnis zeugt. Die Kirche wieder aufzubauen und sie „Friedens- und Versöhnungszentrum“ zu nennen, ist reiner Hohn.
Gerade in Zeiten, in denen sich große Teile der Bevölkerung offen für rechte bis rechtsextreme Hetze zeigen, darf ein Ort wie dieser unter keinen Umständen wieder errichtet werden. Es ist eine Schande für Potsdam!
Das Argument, es sei ja „schön, altes wieder neu aufzubauen“, ist angesichts der historischen Ereignisse mehr als lächerlich und unverantwortungsvoll. Besonders, wenn wenige Reiche behaupten, Potsdam lebe davon, dass es schön sei, zeigt, wie wenig sie die (soziale) Realität dieser Stadt kennen. Die Umgestaltung Potsdams zu einem preußischen Disneyland, in dem bezahlbarer Wohnraum wenn überhaupt am Stadtrand noch möglich ist, hat nichts mit sozialer Stadtpolitik zu tun. Der Abriss der Fachhochschule, die auch ein historisches Gebäude ist und einen öffentlichen Raum für Kunst, Kultur, Sport und Politik in der Innenstadt darstellen könnte, ist ein weiteres Beispiel der verklärten Stadtpolitik, die völlig an den Bedürfnissen der meisten Bewohner_innen vorbei geht.
Der Bund beiteiligt sich mittlerweile am Wiederaufbau, Bundespräsident Steinmeier ist Schirmherr des Projekts. Es ist also anscheinend von nationaler Bedeutung, dieses Schandmal der deutschen Geschichte wieder neu aufzubauen.
Es gibt noch nicht mal Erinnerungsstätten für alle deutschen Vernichtungslager in Osteuropa. Dem wird offensichtlich nicht die gleiche nationale Bedeutung beigemessen. Während sich diese Garnisonkirche nämlich dank ihrer protzenden Schönheit wunderbar ins kitschige Stadtbild einfügt, sind die Orte der Verbrechen wirkliche Stachel der Erinnerung. Wer Preußens Glanz und Gloria wieder aufbaut, will aber nicht erinnern, sondern umdeuten.
Willkommen in der deutschen Realität!
Vor nunmehr drei Jahrzehnten gründeten sich die ersten unabhängigen Antifa-Gruppen in der DDR. Nach dem Angriff von Neonazis auf ein Punk-Konzert in der Berliner Zionskirche und angesichts eines zunehmenden Rassismus war ihr erklärtes Ziel, die Gesellschaft wachzurütteln und Selbstverteidigung zu organisieren. Somit entstand in der ausgehenden DDR eine eigenständige antifaschistische Bewegung, deren spezifisches Profil allerdings nach 1989/90 schrittweise verblasste. Die persönlichen Erfahrungen sowie politischen Denk- und Handlungsweisen der damaligen Aktivist*innen gerieten angesichts von Generationsbrüchen und wechselnden Strömungen innerhalb der Bewegung in Vergessenheit. Damit verbunden war und ist einerseits eine stetige Entwicklungsschleife der Herausbildung und Auflösung antifaschistischer Zusammenhänge in Ostdeutschland.
Andererseits war die Deutung darüber was unabhängige Antifa meint oftmals aus westdeutschen Blickwinkeln geprägt. Im Ergebnis ist Wissen verloren gegangen und sind Lernprozesse zwischen den Generationen abgebrochen. Aus diesem Anlass geht es auf der Tagung darum, Brücken zwischen den Generationen zu schlagen und voneinander zu lernen. In Anschluss an den im Mai 2017 erschienen Sammelband „30 Jahre Antifa in Ostdeutschland – Perspektiven auf eine eigenständige Bewegung“ wollen wir uns über persönliche und politische Erfahrungen, Entwicklungen und Probleme austauschen, sowie verblasstes Wissen erinnern, weitergeben und in die heutige Zeit übertragen. Und zwar mit dem Ziel, sowohl die eigene Bewegungsgeschichte zu diskutieren als auch das Wissen aus den vergangenen drei Jahrzehnten für heutige Aktivist*innen nutzbar zu machen.
Programm
Auf dem Programm stehen unter anderem folgende Themen: Neonazis und Rassismus in der DDR und Gegenwart, das Spannungsfeld von militanter Selbstverteidigung und staatlicher Repression sowie die Bedeutung besetzter Häuser als antifaschistische Orte damals und heute. Außerdem ein Rückblick auf die Pogrome von Hoyerswerda 1991 bis Heidenau 2015, der Antifa- und Antira-Widerstand dagegen und das Gedenken danach. Weiterhin fragen wir danach, was Antifa eigentlich heißt, welche Anlässe Aktivist*innen hatten, sich politisch zu engagieren und umgekehrt aufzuhören? Dabei geht es auch darum, wie die Gruppen ihre Aktionen organisierten, sich vernetzten und um das Verhältnis von Antifa in Ost-West und Stadt-Land. Zudem steht die Rolle von Frauen in der Bewegung und der Umgang mit Sexismus im Fokus. Nicht zuletzt wird der Umgang mit der eigenen linken und antifaschistischen Geschichte und Erinnerungspolitik beleuchtet.
Du und ihr seid daher herzlich eingeladen am 1. und 2. Dezember nach Potsdam zu kommen, um euch mit uns und andern Zeitzeug*innen, politischen Aktivist*innen und gesellschafskritischen Wissenschaftler*innen auszutauschen. Wir freuen uns auf dein und euer Kommen und Mittun.
» Direkt zum Programm: Hier klicken
Auftaktpodium zur Tagung
1. Dezember // 18.00 Uhr
Rechenzentrum // Dortustr. 46 Ecke Breite Str.
Arbeits- & Diskussionskreise
2. Dezember // 10.00 Uhr (ab 9 Uhr Frühstück)
Freiland-Gelände // Friedrich-Engels-Straße 22
Anmeldung und Kontakt
Wir bitten um Anmeldung zur Tagung.
Du kannst/Ihr könnte auch ohne Anmeldung kommen. Doch wir haben nicht unendlich Platz: Mit einer vorherige Anmeldung sicherst Du Dir/Ihr Euch zum einen verbindlich die Teilnahme, Essenversorgung und mögliche Schlafplätze. Zum anderen erleichterst Du/Ihr uns die Planung und Kalkulation.
Teilnahmebeitrag
Der Eintritt für die Freitagsveranstaltung ist frei.
Beitrag für Samstag (inkl. Vollverpflegung):
Ermäßigt: 8€
Normal: 15€
Förderbeitrag: 20€ +
» Direkt zur Anmeldung: Hier klicken
Internetseite: www.afa-ost.de
Twitter: twitter.com/antifa_ost
Facebook: facebook.com/events/529717947378335/
Material: Flyer vorn/ hinten, Plakat