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Arbeit & Soziales Law & Order Sonstiges

Potsdam war noch nie eine Stadt für alle – wie andere Städte übrigens auch.

Speziell die Geschichte der Woh­nungspoli­tik seit Beginn des Kap­i­tal­is­mus und vor allem zu Zeit­en des Klassenkampfes in der 1. Hälfte des let­zten Jahrhun­derts zeigt, wie berech­nend und tre­ff­sich­er das Bürg­er­tum das Instru­ment der Stadt­pla­nung genutzt hat, um die Armut der dama­li­gen Arbeit­er­schaft zu zemen­tieren (Armut im Sinne von Auss­chluss von Reich­tum, was wir als wil­lentlichen Prozess sehen). Mitte des 20. Jahrhun­derts war der Klassenkampf ver­loren und die Arbeiter_innen in Sied­lun­gen und Woh­nun­gen unterge­bracht, die – mit weni­gen bzw. vorüberge­hen­den aus­nah­men – dem Bürg­er­tum gehörten – von dem es ger­ade in Pots­dam als preußis­ch­er Beamten­stadt eine Menge gab.

Inzwis­chen ist über ein halbes Jahrhun­dert ver­gan­gen und mit den Gesellschaftssys­te­men haben sich auch die Funk­tion­sweisen der Städte verän­dert. Mit der zunehmenden Glob­al­isierung der Märk­te im Neolib­er­al­is­mus wur­den auch die Städte zunehmend zu unternehmerisch geführten Stan­dorten im Konkur­ren­zkampf um Inve­storen, finanzs­tarke Bewohner­in­nen, Touris­musströme und Großevents. Damit ein­her geht der Aus­bau der Stadtver­wal­tun­gen zu ein­er Art Betrieb und die Neube­w­er­tung städtis­ch­er Eigen­be­triebe und Woh­nungs­bestände mit dem Trend zur Pri­vatisierung und Aus­lagerung unrentabler Bereiche1.

Über­all in den Städten arbeit­en heute Immo­bilien­ver­w­er­tungskoali­tio­nen aus Bau­un­ternehmen, finanzieren­den Banken, und Politiker_innen an Aufw­er­tungsstrate­gien – wobei die „Aufw­er­tung“ sich ger­ade in Pots­dam haupt­säch­lich auf die Inter­essen der Unternehmen und der bürg­er­lichen Ober­schicht bezieht, die in der Regel auch die Politiker_innen stellt. Beispiel­haft ste­hen hier Diskus­sio­nen um das Stadtschloss, Has­so Plat­tners Kun­sthalle, das „Palais Bar­beri­ni“ , die Beze­ich­nung unsaniert­er und damit noch erschwinglich­er Wohnein­heit­en als „Schand­fleck­en“, die Wieder­her­stel­lung his­torisch­er Sich­tach­sen zuun­gun­sten von Wohn­raum, etc.pp.

Kehr­seite dieser neolib­eralen Stadt­poli­tik sind Auss­chlüsse ver­schieden­ster Art, die wir in Pots­dam deut­lich beobacht­en kön­nen. Es find­et ein Aus­tausch sozial niedriger­er Milieus durch sozial höhere statt vor allem in den Innen­stadt­bezirken. Dieser Prozess ist keine Ran­der­schei­n­ung son­dern ein geplanter Regelfall. Die Frage nach Teil­habe an der Stadt­ge­sellschaft stellt sich plöt­zlich nicht mehr nur für Unter­schichtsmit­glieder, (und sowieso für die von zunehmend restrik­tiv­er Ein­wan­derungspoli­tik betrof­fe­nen Migrant_innen, deren dezen­trale Unter­bringung in Pots­dam nach wie vor nicht umge­set­zt wurde), son­dern zunehmend auch für Ange­hörige der soge­nan­nten Gesellschaftlichen Mitte.

Wir ord­nen die heutige Sit­u­a­tion auf dem (Pots­damer) Woh­nungs­markt also ein in eine sys­tem­a­tis­che materielle Abhängigkeit der „normalen“/besitzlosen Bevölkerung von der besitzen­den Schicht, die nicht nur über die Pro­duk­tion­s­mit­tel des gesellschaftlichen Reich­tums ver­fügt, son­dern in den meis­ten Fällen auch über den Wohnraum.

Laut Armuts- und Reich­tums­bericht 2013 ver­fü­gen die 50 Prozent Haushalte in der unteren Hälfte der Verteilung nur über gut ein Prozent des gesamten Net­tover­mö­gens, während die Ver­mö­gensstärk­sten zehn Prozent der Haushalte über die Hälfte des gesamten Net­tover­mö­gens auf sich vere­inen. Der Ver­mö­gen­san­teil des ober­sten Dezils ist dabei im Zeitver­lauf immer weit­er angestiegen. Die sog. Drit­telge­sellschaft ist eine Lüge2. Der Traum der unteren und mit­tleren Bevölkerungss­chicht­en vom eige­nen Häuschen drückt ihre Sehn­sucht aus, sich vom Prof­it­streben ihrer Vermieter_innen unab­hängig zu machen.

Dass das Eigen­heim auf Kred­it aus dieser klemme nicht raus hil­ft, zeigt der Ver­lauf der aktuellen Weltwirtschaft­skrise: Sie fing als Immo­bilienkrise in den USA an, wo Mil­lio­nen haushalte Kred­ite aufgenom­men hat­ten, um sich ein Eigen­heim zu leis­ten. Die Mehrheit ste­ht jet­zt nicht nur ohne Haus, son­dern noch hochver­schuldet da. Als in Spanien die Immo­bilienkrise geplatzt ist, haben immer­hin nur ¼ der Kred­it­nehmer ihr Haus wieder ver­loren, aber alle sind bei sink­enden löh­nen und steigen­der Arbeit­slosigkeit für Jahrzehnte an die Knebelverträge ihrer Banken gebun­den. Bei uns ist es noch zu keinem solchen Clash gekom­men, aber ein paar Betra­ch­tun­gen zeigen, wie auch hier der Hase läuft:

Die Real­löhne sind in der BRD in den let­zten 15 Jahren kon­tinuier­lich gesunken. Gle­ichzeit­ig gab es einen ver­stärk­ten Angriff auf arbeit­srechtliche Stan­dards der let­zten Jahrzehnte. Die mit­tlere pri­vate Ver­schul­dung nimmt immer weit­er zu. In kaum einem Land der Euro­zone nehmen die Ver­brauch­er so hohe Kred­ite auf wie in Deutsch­land. Im Schnitt ste­ht jed­er Bun­des­bürg­er mit rund 2700 Euro in der Krei­de. Da kön­nen fast nur noch die Zyprer und die Griechen mithalten.

Laut dem Deutschen Insti­tut für Bankwirtschaft3 ist die pri­vate Ver­schul­dung in Deutsch­land von 1994 – 2010 um über 50% gestiegen. Dem gegenüber ste­ht die Miet­preisen­twick­lung. Laut Geset­zge­bung ist eine Mieter­höhung von 20% alle 3 Jahre möglich. Bei Neu­ver­mi­etung ist alles möglich und Bestandsmi­eter wer­den durch indi­vidu­elle Ange­bote ruhiggestellt. Der Miet­spiegel fungiert oft als Preistreiber und die Nebenkosten steigen ständig.

Die Folge ist der Aus­tausch der Bewohn­er­schaft in der Innen­stadt an den Rand und vom Rand in die Periph­erie. Ein immer größer­er Anteil des Einkom­mens geht für miete drauf (bis über 50%), die soziale und emo­tionale Unsicher­heit wächst, nicht nur in Pots­dam son­dern in fast allen größeren Städten wird im Inter­esse pri­vat­en Prof­it­strebens mas­siv verdrängt.

Wir bezweifeln, dass es von Seit­en des Staates, der Län­der und Kom­munen über­haupt ein reales Inter­esse an ein­er Lösung der Woh­nungs­frage gibt.

Wir verurteilen diese Entwick­lung und schließen mit einem Zitat von Kropotkin von 1892: “Es ist ein Bewusst­wer­dung­sprozess, und deshalb wird man das Volk nicht länger glauben machen, das Besitzrecht an Wohnge­bäu­den sei gerecht. Nicht der Eigen­tümer hat das Haus gebaut. Errichtet haben es hun­derte von Arbeit­ern, und sie haben es auch deko­ri­ert und tapeziert. Hunger hat sie auf die Bau­plätze getrieben und die Not sie gezwun­gen, einen viel zu gerin­gen Lohn zu akzep­tieren. Der Prof­it, den der sog. Eigen­tümer aus seinem Haus zieht, ver­dankt sich wiederum aus dem Umstand, dass das Haus in ein­er gepflasterten Straße ein­er beleuchteten Stadt ste­ht, die regelmäßige Verkehrsverbindun­gen zu anderen Städten unter­hält und über Industrie‑, Handels‑, Wis­senschafts- und Kun­stetab­lisse­ments ver­fügt. Dass Brück­en, Haus und Architek­tur­denkmäler die Stadt zieren und sie den Ein­wohn­ern auf Dör­fern unbekan­nten Kom­fort und Annehm­lichkeit­en in tausender­lei Gestalt bietet; das 20 oder 30 Gen­er­a­tio­nen sie wohn­lich, gesund und schön gemacht haben. Wer hätte da das Recht, auch nur die kle­in­ste Parzelle des gemein­samen Erbes irgendwem zu verkaufen?”

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1. Laut Woh­nungs­mark­t­bericht 2011 waren bere­its damals von den 24.000 kom­mu­nalen Woh­nun­gen 1999 über ¼ privatisiert

2. In der BRD ver­di­ent das untere Drit­tel über weniger als 1 % des Ver­mö­gens, das mit­tlere Drit­tel über knapp 20 % des Ver­mgens und das obere Drit­tel über ca. 80 % des Vermögens

3. http://www.deutsches-institut-bankwirtschaft.de/Gaedicke%20private%20Verschuldung.pdf http://www.rechtaufstadt-potsdam.de/2014/10504-potsdam-eine-stadt-fur-alle-oder-nur-fur-wenige.html

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Gerichtsverhandlung von abschiebebedrohtem, minderjährigen Flüchtling am morgigen Donnerstag

Dem Betrof­fe­nen dro­ht im schlimm­sten Fall eine Abschiebung nach Mal­ta nach der Dublin-Verord­nung, sollte der Richter an sein­er Überzeu­gung fes­thal­ten. Dieser beruft sich auf eine wider­sprüch­liche Angabe des Gebrust­da­tums in den Unter­la­gen, die dem Bun­desmin­istierum für Migra­tion und Flüchtlinge vor­liegen. Der Richter hat aber selb­st noch keine Alters­fest­stel­lung ver­an­lasst. Obwohl dem Ver­wal­tungs­gericht Pots­dam und dem zuständi­gen Richter eine Gebursturkunde des Betrof­fe­nen vor­liegen und das Jugen­damt Havel­land und die Aus­län­der­be­hörde dies bestätigten, muss gegen den Beschluss des Ver­wal­tungs­gericht­es geklagt wer­den. Heute beschloss das Amts­gericht Rathenow, dass eine Vor­mund­schaft einge­set­zt wer­den muss und unter­schre­icht damit die Min­der­jährigkeit und die damit ver­bun­dene Schutzbedürftigkeit. Der 17-jährige, aus Soma­lia Geflüchtete reichte Klage gegen den vor­ange­gan­genen Beschluss des zuständi­gen Richters ein. Min­der­jährige Flüchtlinge genießen in Deutsch­land eine beson­dere Schutzbedürftigkeit, auch nach der Dublin-Verord­nung. „Wir verurteilen die Igno­ranz und offen­sichtlich ein­seit­ige Herange­hensweise des zuständi­gen Richters, der mit aller Härte eine Abschiebung des Betrof­fe­nen anstrebt.“ — so Johan­na Meier, eine Unter­stützerin des Betrof­fe­nen. Wir als Unterstützunger*Inneninitative rufen dazu auf, den Prozess am morgi­gen Don­ner­stag kri­tisch zu beobacht­en. Die Ver­hand­lung find­et im Pots­damer Ver­wal­tungs­gre­icht, in der Friedrich-Ebert-Straße 32, um 10:00 Uhr im Ver­hand­lungsraum 02 EG statt.

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Antifaschismus Law & Order

Unter falscher Flagge – Schmierereien am Forster Gymnasium

Sonn­tag der 9. März – ein schö­ner Früh­lings­tag, Kör­per und Geist er­wa­chen zu neuen Kräf­ten – Idea­le Be­din­gun­gen für den na­tio­na­len Ak­ti­vis­ten sich ein paar Ge­dan­ken zu ma­chen und sie der Welt in Form von Sprü­he­rei­en mitzuteilen.

Als im Mai 2011 „Na­tio­na­ler So­zia­lis­mus jet­zt“ auf die Mau­ern des Gym­na­si­ums ge­sprayt wurde, haben sich noch alle sehr auf­ge­regt und dem Ruf des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus wurde er­neut ge­scha­det – weil man aus sei­nen Feh­ler lernt, wurde es die­ses Mal mit einem An­griff unter fal­scher Flag­ge ver­sucht. Im Bau­markt noch schnell eine schwar­ze Spray­do­se be­sorgt, viel­leicht noch etwas Mut an­ge­trun­ken und los, 50 Meter lang an der glei­chen Wand: „AN­TI­FA“, „CHAO­SE IS AN­TI­FA“, „ANT­TI­FA IS AN­GRRIFF“; noch ein paar Krin­gel auf die Schul­tü­ren und eine Lin­ie quer über die Fens­ter und auch für die Klin­gel­an­la­ge eine Ladung!

Mit sin­ken­der Farb­men­ge steigt die An­zahl der „T“s in dem jedes Mal ver­wen­de­ten Wort „AN­TI­FA“. Dem Be­trach­ter soll hier die be­son­ders sel­te­ne Form der „Kurz­zeit­ge­dächt­nis-?Recht­schreib­schwä­che“ vor Augen ge­führt wer­den. Kaum noch les­bar an der Wand der ge­gen­über­lie­gen­den Schwimm­hal­le: „ANT­TI­FA RULEZ!“. Zwei Haus­ecken wei­ter ist die Ver­schleie­rungs­tak­tik dann aber nicht mehr nötig: ein paar An­ti­fa-?Auf­kle­ber wer­den am Bahn­über­gang in der Trie­be­ler Stra­ße noch mit den letz­ten Res­ten der Bau­markt­far­be über­sprüht – gar­niert mit einem Hakenkreuz…

Mal wie­der haben Nazis in Forst be­wie­sen, dass ihr Ver­stand so be­grenzt ist wie ihre Weltsicht.

An­ti­fa­schis­mus ist und bleibt not­wen­dig!
Kein Heim­spiel für Nazis.

Bilder gibt es hier.

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(Anti-)Rassismus Gender & Sexualität Law & Order

Flüchtlingsfrauenorganisation ‘Women in Exile’ mit dem Clara-Zetkin-Frauenpreis geehrt

Die Flüchtlings­frauenselb­stor­gan­i­sa­tion ‘Women in Exile’ wurde gestern mit dem Clara-Zetkin-Frauen­preis der Partei DIE LINKE aus­geze­ich­net. Mit  dem Preis  wer­den her­aus­ra­gende Leis­tun­gen von Frauen in Gesellschaft und Poli­tik gewürdigt. “Wir freuen uns sehr darüber. Clara Zetkin wäre, würde sie heute leben, sich­er eine Ver­bün­dete von uns” kom­men­tiert Elis­a­beth Ngari, eine der Mit­be­grün­derin­nen von ‘Women in Exile’.

Die Flüchtlings­frauenor­gan­i­sa­tion ‘Women in Exile’ engagiert sich seit 2002 aus der Per­spek­tive von selb­st Betrof­fe­nen für die Inter­essen von  asyl­suchen­den Frauen und fordert ein men­schen­würdi­ges Leben und Schutz vor Gewalt für Flüchtlings­frauen ein. “Wir haben entsch­ieden, uns als Flüchtlings­frauen­gruppe zu organ­isieren, weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass Flüchtlings­frauen dop­pelt Opfer von Diskri­m­inierung sind,” berichtet Ngari aus der Grün­dungszeit. “Sie wer­den als Asyl­be­wer­berin­nen durch ras­sis­tis­che Geset­ze aus­ge­gren­zt und als Frauen diskri­m­iniert.” Aus Sicht von ‘Women in Exile’ ist die Abschaf­fung von Sam­melun­terkün­ften für Asyl­suchende ein­er der ersten notwendi­gen Schritte um Asyl­suchen­den ein men­schen­würdi­ges Leben zu ermöglichen. Frauen soll­ten die Möglichkeit bekom­men in Woh­nun­gen zu leben, um sie vor Gewalt von außen und aus dem pri­vat­en Umfeld zu schützen. “Gewalt gegen Frauen kommt über­all in der Gesellschaft vor, aber in Sam­melun­terkün­ften haben Frauen keine Pri­vat­sphäre und kön­nen sicde­shalb fast nicht schützen” erläutert Ngari.

Deshalb appel­liert Ngari für ‘Women in Exile’ ins­beson­dere an die Linke  in Bran­den­burg: “In Bran­den­burg ist die Linke in der Lan­desregierung, sie kön­nte unsere Lebens­be­din­gun­gen verbessern. Seit Jahren tra­gen wir unsere Forderun­gen an die Bran­den­burg­er Lan­desregierung her­an. Doch geän­dert hat sich bish­er nichts. Im Gegen­teil, die Zahl der Sam­melun­terkün­fte hat sich in den sel­ben Jahren fast ver­dop­pelt und immer noch gel­ten Min­dest­stan­dards von sechs Quadrat­meter pro Per­son. Wir hof­fen immer noch, dass sich das bald ändert. Darüber wür­den wir uns noch mehr freuen, als über einen Preis.”

*Pressekon­takt: Elis­a­beth Ngari, 0176 329 205 86*

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(Anti-)Rassismus Arbeit & Soziales Bildung & Kultur Law & Order

Kein Podium für Rassisten!

Am 25. Feb­ru­ar stellt Thi­lo Sar­razin sein neues Buch “Der neue Tugendter­ror. Über die Gren­zen der Mei­n­ungs­frei­heit in Deutsch­land” im Pots­damer Niko­laisaal vor. Wie der Titel schon andeutet, kon­stru­iert Sar­razin eine ange­bliche Zen­sur durch die „linke Öffentlichkeit“ und die Unter­drück­ung von unlieb­samen Mei­n­un­gen. Allein der Umstand, dass er nun schon sein drittes Buch ohne Ein­schränkun­gen oder Prob­leme veröf­fentlichen und präsen­tieren darf, zeigt die Absur­dität dieser Behauptungen.

So wurde schon sein erstes Buch “Deutsch­land schafft sich ab. Wie wir unser Land aufs Spiel set­zen.“ von der Presse gefeiert und nur von weni­gen vor­sichtig kri­tisiert. Das obwohl dieses Buch nur so vor ras­sis­tis­chen, antifem­i­nis­tis­chen und sozial­dar­win­is­tis­chen Inhal­ten strotzt und zudem wis­senschaftliche Stu­di­en vol­lkom­men aus ihrem Zusam­men­hang reißt, um sie in das gewün­schte Ergeb­nis pressen zu kön­nen. Zusät­zlich kon­nte er in der Presse offen über ange­bliche genetis­che Eigen­heit­en von Juden und Anderen fabulieren.

Wer außer­dem offen gegen Migrant_innen het­zt, macht auch vor den wirtschaftlich Schwäch­sten keinen Halt. Er deutete an, dass Empfänger_innen von Sozialleis­tun­gen bess­er keine Kinder kriegen soll­ten und forderte die Absenkung der Rente auf das Niveau der Grundsicherung.

Hier zeigt sich auch die wirk­liche Inten­tion von Sar­razin, der die Entrechtet­sten und Aus­ge­beutet­sten der Gesellschaft gegeneinan­der aufhet­zen möchte, um sie von ihren tat­säch­lichen Prob­le­men und deren kap­i­tal­is­tis­chen Ursprün­gen abzu­lenken. Geht es nach Sar­razin, sollen wir uns über die Euros für die Ärm­sten der Gesellschaft empören, statt über die Mil­liar­den für die Banker.

Sar­razin ver­fährt nach dem alten Prinzip, „Teile und herrsche“. Wir wer­den ihm zeigen, dass wir uns nicht spal­ten lassen! Die Arbeiter_innen haben kein Vater­land — Kein Podi­um für Ras­sis­ten wed­er in Pots­dam noch ander­swo! Dien­stag, 25. Feb­ru­ar 2014, 18–22 Uhr vor dem Nikolaisaal

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Nichts hat sich geändert

Pressemit­teilung vom Net­zw­erk aus Geflüchteten, Migrant_Innen und anderen sol­i­darischen Men­schen aus Berlin und Bran­den­burg gegen Lager und Abschiebung in Eisen­hüt­ten­stadt und dem Inter­na­tion­al Women Space

### Bleiberecht für Frau M.! ### Abschiebung nach Polen stop­pen! ### Dublin II abschaf­fen! ### Abschiebek­nast muss endlich geschlossen wer­den! ### min­destens 5 Suizid­ver­suche in den ver­gan­genen 2 Monat­en im Eisen­hüt­ten­städter Abschiebeknast ###

Wir haben die heutige Abschiebung von Frau M.und ihrem Part­ner aus der Abschiebe­haft in Eisen­hüt­ten­stadt nach Polen nicht heim­lich und unwider­sprochen durch­führen lassen. Wir sind wütend und trau­rig darüber, dass die betrof­fene Frau trotz eines Suizid­ver­such­es am gestri­gen Dien­stag heute abgeschoben wer­den soll. Die aus Tschetsche­nien stam­mende Frau ist auf­grund von sex­ueller Beläs­ti­gung und Verge­wal­ti­gung vor ihrem Vater geflo­hen. In Polen angekom­men, war sie auch Diskri­m­inierung, Ver­fol­gung und Demü­ti­gun­gen durch einen Teil der dor­ti­gen tschetschenis­chen Com­mu­ni­ty aus­ge­set­zt, so dass sie nach Deutsch­land geflo­hen ist. Trotz vorhan­den­er Atteste wegen Trau­ma­ta durch die Verge­wal­ti­gung, psy­chisch bed­ingter Haf­tun­fähigkeit und eines Suizid­ver­such­es und den stark kri­tisierten Lebens­be­din­gun­gen von Geflüchteten in Polen, soll sie heute unfrei­willig abgeschoben wer­den. Das ist nicht hinnehmbar!

Abschiebun­gen und Abschiebe­haft sind eine generell men­sche­nun­würdi­ge und men­schen­rechtswidrige Prax­is. Flucht ist kein Ver­brechen! Jed­er Men­sch hat ein Recht auf Bewe­gungs­frei­heit und freie Wahl des Wohn­sitzes, egal wann und wo bzw. wohin. Das gle­iche gilt für das Recht auf Asyl und die Krim­i­nal­isierung durch den kon­stru­ierten Straftatbe­stand der ange­blich „ille­galen“ Ein­reise ein­schließlich weit­er­er neg­a­tiv­er Zuschrei­bun­gen. Denn die Betrof­fe­nen von Ver­fol­gung soll­ten ein Recht darauf haben, selb­st entschei­den zu kön­nen, wo sie ihren Asy­lantrag stellen, sich sicher­er zu fühlen und leben wollen. Die Bere­it­stel­lung ein­er kosten­freien, juris­tis­chen Vertre­tung und eines Dol­metsch­ers freier Wahl zur Wahrung der eige­nen Rechte ist, ger­ade auf Grund der Aus­gren­zungs- und Abschiebe­poli­tik sofort und unab­hängig vom finanziellen Sta­tus zu gewährleis­ten. Gle­ich­es trifft für die notwendi­ge medi­zinis­che und psy­chotrau­ma­tis­che Betreu­ung zu. Dublin II und die Abschiebeprax­is in Deutsch­land schränken diese Rechte sys­tem­a­tisch ein. Dabei entzieht sich Deutsch­land als ein­er der Verursacher_innen und Profiteur_innen von Flucht­grün­den, und umgeben von anderen EU-Län­dern den Fol­gen eigen­er Poli­tik. Dazu wer­den Men­schen auch wider besseren Wis­sens in unsichere, men­sche­nun­würdi­ge und lebens­bedrohliche Lebens­be­din­gun­gen abgeschoben.

So in ein Land wie Polen, welch­es von Amnesty Inter­na­tion­al wegen der „Fes­t­nahme von Asyl­suchen­den und das Fehlen effek­tiv­er Rechtsmit­tel gegen diese Prax­is“ kri­tisiert wird. Auch der UNHCR hält Abschiebun­gen nach Polen für untrag­bar, da laut der Studie ‘Flüchtlinge – obdach­los in Polen’ nur 20 Prozent der als schutzbedürftig Anerkan­nten sich­er und angemessen unterge­bracht sind. Dreißig bis 40 Prozent wer­den obdach­los und fünf bis zehn Prozent liegen sog­ar auf der Straße. Laut der Helsin­ki Foun­da­tion­for Human Rights (HFHR) gibt es zu dem keinen hin­re­ichen­den effek­tiv­en Rechtss­chutz in Asylver­fahren, der eine Ver­let­zung des Zurück­weisungsver­bots und Abschiebung bis in den Ver­fol­ger­staat verhindert.

Deshalb fordern wir das Bleiberecht von Frau M. und die Aus­nutzung aller Spiel­räume für dessen Umset­zung im Einzel­nen! Bleiberecht für alle!

Das Schick­sal von M. rei­ht sich ein in die von uns bekan­nten Vor­fällen von fünf Suizid­ver­suchen in den ver­gan­genen zwei Monat­en von inhaftierten Geflüchteten im Abschiebek­nast Eisen­hüt­ten­stadt! Deshalb fordern wir die generelle Ein­stel­lung aller Abschiebun­gen und die Schließung des Abschiebege­fäng­niss­es in Eisen­hüt­ten­stadt und in ganz Deutschland.

Net­zw­erk von Geflüchteten, Migrant_Innen und anderen sol­i­darischen Men­schen aus Berlin und Bran­den­burg gegen Lager und Abschiebung in Eisenhüttenstadt

http://lagerwatcheisen.blogsport.eu

Inter­na­tion­al Women Space http://asylstrikeberlin.wordpress.com/refugee-women/events/ Berlin, 12.02.2014

Quelle: http://www.amnesty.de/jahresbericht/2013/tschechien?destination=node%2F3029%3Fcountry%3D115%26topic%3D%26node_type%3D%26from_month%3D0%26from_year%3D%26to_month%3D0%26to_year%3D%26result_limit%3D10%26form_id%3Dai_core_search_form%26submit_x%3D81%26submit_y%3D5#rechtevonmigranten [1] http://www.unhcr.de/no_cache/detail/artikel/artikel//zeynab-akhmad-und-dagman-schlaflos-in-polen‑1.html?L=0 [2]

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(Anti-)Rassismus Law & Order

BRANDENBURG SCHIEBT KRANKE FLÜCHTLINGE UND KINDER IN POLNISCHE HAFTEINRICHTUNGEN AB

Dort lan­den sie trotz ander­slau­t­en­der Zusagen über Monate in Haft. Zwei aus Bran­den­burg abgeschobene Fam­i­lien­väter sind nun in den Hunger­streik getreten.

Seit ein­er Woche bzw. neun Tagen befind­en sich zwei aus Bran­den­burg nach Polen abgeschobene Asyl­suchende in ein­er Haftein­rich­tung in Polen im Hunger­streik. Ein Ehep­aar und eine Fam­i­lie mit 6- und 8jährigen Kindern wur­den Ende let­zten Jahres im Rah­men der Dublin-Regelung nach Polen abgeschoben und anschließend im entle­ge­nen Ketrzyn an der Gren­ze zu Rus­s­land in eine Haftein­rich­tung gebracht. Bei­de Män­ner haben bere­its zuvor willkür­liche Inhaftierung erfahren. Nun sind sie in Polen erneut in Haft, ohne zu wis­sen, wie lange sie dort bleiben und was mit ihnen passieren wird. Dage­gen richtet sich ihr Protest und vor allem auch gegen die Inhaftierung der eige­nen Kinder.

Bei­de Fam­i­lien waren zuvor unter harschen Bedin­gun­gen aus Bran­den­burg abgeschoben wor­den. Herr A. lei­det an Epilep­sie, Herr I., hat Folter erlit­ten und ist schw­er trau­ma­tisiert. Bei der Abschiebung wur­den Her­rn I. Hand- und Fußfes­seln angelegt. In bei­den Fällen wur­den fachärztliche Atteste ignori­ert, der Rechts­bei­s­tand nicht informiert. Noch während das Bun­de­samt für Migra­tion und Flüchtlinge prüfte, ob Herr I. wegen akuter Suizidge­fahr und schw­er­er Trau­ma­tisierung in Deutsch­land bleiben müsste, schuf die kom­mu­nale Aus­län­der­be­hörde Tat­sachen und schob ihn und seine Ehe­frau kurz­er­hand nach Polen ab. Auch Herr A. wurde vor den Augen sein­er Kinder gefes­selt und die gesamte Fam­i­lie nach Polen abgeschoben.

In Polen wer­den aus Deutsch­land abgeschobene schutzbedürftige Asyl­suchende — auch Kinder — immer wieder bis zu einem Jahr lang inhaftiert. Sie wis­sen in dieser Zeit nicht, wie lange und warum sie in Haft sind und müssen befürcht­en, nach Rus­s­land und bis in den Ver­fol­ger­staaat zurück abgeschoben zu wer­den. In der Regel kön­nen sie die Gebäude nur eine Stunde am Tag ver­lassen, oft aber auch gar nicht. Aus Tele­fonat­en mit den inhaftierten Fam­i­lien wis­sen wir, dass die Kinder das Einges­per­rt­sein in Ketrzyn nicht länger ertra­gen können.

Trotz Vor­lage ärztlich­er Atteste hat ein Gericht in Polen die Inhaftierung von Her­rn I. bestätigt. Den­noch gibt die Bun­desregierung in ein­er par­la­men­tarischen Antwort im Sep­tem­ber 2013 an, beson­ders schutzbedürftige Flüchtlinge wür­den in Polen nicht inhaftiert. Im Novem­ber 2013 hat der UN-Auss­chuss gegen Folter die pol­nis­che Prax­is der Inhaftierung von Asyl­suchen­den kri­tisiert, weil die derzeit­ige Recht­slage die Inhaftierung von Kindern ermöglicht und dort kein Zugang zu rechtlich­er Beratung beste­ht. Laut Helsin­ki-Foun­da­tion in Polen wer­den Asyl­suchende dort häu­fig über Monate men­schen­rechtswidrig inhaftiert, betrof­fen seien auch syrische Flüchtlinge.

Bran­den­burg entwick­elt sich gegen­wär­tig zu einem Ver­schiebe­bahn­hof für Flüchtlinge. So erhal­ten auch syrische Flüchtlinge Beschei­de, das Land zu ver­lassen und nach Ungarn auszureisen, wo ihnen wie in Polen Inhaftierung dro­ht. Während in Bran­den­burg Ini­tia­tiv­en vor Ort engagiert über­legen, wie sie Flüchtlinge men­schen­würdig aufnehmen kön­nen, wer­den eben diejeni­gen, die ger­ade hier angekom­men sind, rig­oros abgeschoben. Der Flüchtlingsrat fordert das Land Bran­den­burg auf, kranke Men­schen und Kinder nicht sehen­den Auges dor­thin abzuschieben, wo ihnen Haft und gesund­heitliche Gefahr dro­hen. Die bei­den hunger­streik­enden Flüchtlinge müssen mit ihren Fam­i­lien nach Deutsch­land zurück kom­men dür­fen, um ihre medi­zinis­che Behand­lung fortzusetzen.

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Wieder Probleme mit Wertgutscheinen

Im Dezem­ber aus­gegebene Wertgutscheine, mit denen Flüchtlinge in Ober­hav­el ihr Exis­tenzmin­i­mum bestre­it­en müssen, wur­den zum 1. Jan­u­ar an den Kassen mehrerer Super­märk­te nicht mehr akzep­tiert. Selb­st das Sozialamt der Kreisver­wal­tung Ober­hav­el musste eingeste­hen, dass das Sys­tem nicht funk­tion­iert und hat ange­boten, die Gutscheine wieder zurück zu Bargeld zu tauschen. Die betr­e­f­fend­en Gutscheine sind bis zum 15. Jan­u­ar gültig, der aufge­druck­te Strich­code und die aufge­druck­te Jahreszahl beziehen sich aber auf 2013, so dass Super­märk­te mit rein elek­tro­n­is­chen Kassen, wie Pen­ny und Rewe die Gutscheine nicht mehr akzep­tieren kon­nten. Zu Jahres­be­ginn mussten die Flüchtlinge aus dem Flüchtlingslager in Stolpe-Süd zudem bis zum Mittwoch, dem 8. Jan­u­ar, auf die erste Gutschein­aus­gabe warten, da der reg­uläre Aus­gabe-Ter­min am ersten Mittwoch eines Monats auf einen Feiertag fiel. Mit­glieder der Ini­tia­tive Willkom­men in Ober­hav­el, die Flüchtlin­gen einen Teil der Gutscheine in Bargeld umtauschen, wur­den Anfang Jan­u­ar über das Prob­lem informiert und haben daraufhin vom Sozialamt den Rück­tausch in Bargeld sowie eine mehrsprachige Infor­ma­tion der Betrof­fe­nen gefordert. Eine Infor­ma­tion über die Möglichkeit des Rück­tausches ist nach Angaben von betrof­fe­nen Flüchtlin­gen allerd­ings nicht erfol­gt. Diese neuer­liche Panne rei­ht sich in eine Vielzahl von Prob­le­men ein, die das Gutschein­sys­tem regelmäßig her­vor­bringt. Beispiel­sweise ver­weigern einige Super­märk­te nach wie vor die Her­aus­gabe von Wech­sel­geld. Auch ist nicht klar, was mit den Gutscheinen gekauft wer­den darf. Flüchtlinge, die neu ankom­men, wer­den mit diesen Prob­le­men alleine gelassen, es erfol­gt keine Unter­weisung im Gebrauch der Gutscheine. Die Ini­tia­tive Willkom­men in Ober­hav­el hat allein im Jan­u­ar 2014 über 6000 EUR Gutscheine von Flüchtlin­gen gegen Bargeld getauscht.

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Geschichten um den Verfassungsschutz”

Wie bist du darauf gekom­men, eine Daten­abfrage beim bran­den­bur­gis­chen Ver­fas­sungss­chutz zu stellen?

Einige mein­er Fre­unde hat­ten die Idee, ich habe davon erfahren und spon­tan mit­gemacht. Die Antrags­for­mu­la­re haben wir dann zusam­men aus­ge­füllt und in einem gemein­samen Brief weggeschickt.

Bekamst du das Antwortschreiben nach eini­gen Wochen ein­fach zurück oder musstest du über einen Recht­san­walt Aktenein­sicht beantragen?

Ich bekam erst einen Brief, in dem es hieß, dass ich mein Geburts­da­tum auf dem Antrag vergessen hätte. Nach langem Warten, die Antwort brauchte ins­ge­samt vier Monate, bekam ich die Antwort, die man sich auf dem Blog anse­hen kann. Einen Recht­san­walt habe ich erst danach kon­sul­tiert, um zu prüfen, ob ich gegen die Spe­icherung mein­er Dat­en vorge­hen kann. Das würde aber viel Geld kosten.

Der Ver­fas­sungss­chutz beobachtet ja nach eigen­em Ver­ständ­nis, Per­so­n­en und Organ­i­sa­tio­nen, die sich gegen die Ver­fas­sung der Bun­desre­pub­lik Deutsch­land stellen. Denkst du, dass er seine demokratis­che Legit­i­ma­tion
über­schre­it­et, wenn er Men­schen beobachtet, die in stu­den­tis­che Cafés gehen oder auf der Wei­h­nachtspar­ty in der Zep­pelin­straße 26 feiern?

Mir stellt sich die Frage, ob der Ver­fas­sungss­chutz über­haupt demokratisch legit­imiert ist. Er ver­let­zt ständig Vorschriften und wird
kaum kon­trol­liert. Die Frage ist doch, soll­ten wir uns in ein­er Demokratie eine geheim operierende Behörde leis­ten, die schein­bar nur
Skan­dale produziert?

Kön­nte also jede_r vom Ver­fas­sungss­chutz beobachtet wer­den, der_die schon ein­mal im KUZE oder auf dem frei­Land-Gelände war? Wie glaub­st du, selek­tiert da der Ver­fas­sungss­chutz zwis­chen den einzel­nen Leuten?

Ich glaube, dass noch viel mehr Men­schen betrof­fen sind. So kön­nte es zum Beispiel sein, dass der Ver­fas­sungss­chutz sich notiert hat, mit welchen anderen Besuch­ern ich gere­det habe. Deswe­gen soll­ten möglichst viele Men­schen eine Anfrage stellen. Doch wer sagt denn, dass nur das KuZe oder das frei­land-Gelände betrof­fen sind? In der Auskun­ft ste­ht expliz­it, dass der Ver­fas­sungss­chutz weit­ere Erken­nt­nisse nicht preis­gibt, darunter kön­nten auch weit­ere Ver­anstal­tung­sorte sein. Wie und ob der Ver­fas­sungss­chutz zwis­chen den einzel­nen Besuch­ern unter­schei­det, kann ich nicht sagen. Das wäre alles reine Spekulation.

Wie waren die Reak­tio­nen nach­dem du mit den Ergeb­nis­sen dein­er Abfrage an die Öffentlichkeit gegan­gen bist? Gibt es eventuell auch eine Sta­tis­tik über Zugriff­szahlen auf den tumblr?

Das Inter­esse ist echt über­wälti­gend. Beson­ders nach­dem ihr die Anfrage auf face­book geteilt hat­tet. Die Zugriff­szahlen knack­en bald die Tausen­der­marke. Lei­der weiß ich noch nicht, wie viele von den Lesern und Leserin­nen selb­st eine Anfrage gestellt haben. Ich kann es nur jedem empfehlen. Gerne kön­nen mir weit­ere Antworten des VS geschickt wer­den, ich kann sie dann anonymisiert veröffentlichen.

Du schreib­st auf deinem Blog, dass sich andere Per­so­n­en mit ähn­lichen Erfahrun­gen bei dir melden kön­nen. Haben das bere­its Men­schen getan?

Ja ein paar. Am krass­es­ten fand ich die Geschichte, dass der öster­re­ichis­che Staatss­chutz Akten über viele Studierende ange­fer­tigt
hat, die damals in Wien an den Beset­zun­gen rund um “Uni bren­nt” teilgenom­men hatten.

Wie wird es jet­zt, nach der Veröf­fentlichung, weit­erge­hen? Sind irgendwelche Aktio­nen oder Ver­anstal­tun­gen geplant?

Ich habe ver­schiedene Dinge geplant. Neben eini­gen Details zu mein­er Anfrage werde ich wohl ein “How-to” für Anfra­gen veröf­fentlichen. Es gibt aber auch die Idee, ein paar öffentlichkeitswirk­same Aktio­nen durchzuführen. Eine kön­nte sein, an ver­schiede­nen Orten in Pots­dam aus dem näch­sten Ver­fas­sungss­chutzbericht vorzule­sen. In den näch­sten Wochen will ich zudem mit eini­gen Fre­un­den eine Ver­anstal­tung machen, in der wir die ver­schiede­nen “Helden­tat­en” dieser Behörde zusammentragen.

Anhand der Aufk­lärung rund um den NSU sieht man aktuell, dass die Arbeit des Ver­fas­sungss­chutzes am besten durch Öffentlichkeit kon­trol­liert wer­den kann. Was wären denn, abge­se­hen von deinem Einzel­beispiel, Möglichkeit­en, dies auf Dauer möglich zu machen?

Das ist eine gute Frage. Ich glaube, wir soll­ten gemein­sam disku­tieren, welche Auf­gaben Geheim­di­en­sten in ein­er Demokratie übernehmen soll­ten. Mir fall­en derzeit keine ein, die nicht andere Behör­den und Grup­pen kom­pe­ten­ter erledi­gen könnten.

Vie­len Dank für das Interview.

 

Das Inter­view sowie einen Auss­chnitt der Antwort des Ver­fas­sungss­chutzes find­et ihr bei Pots­dam Vibes.

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Utopia fordert eine wirkliche Willkommenskultur für Geflüchtete in Frankfurt (Oder)

Wie auf der vom Bran­den­bur­ger In­nen­mi­nis­te­ri­um am 03.?12.?2013 ab­ge­hal­te­nen Pres­se­kon­fe­renz zu er­fah­ren war, wer­den auf­grund des Be­schlus­ses der Zen­tra­len Auf­nah­me­stel­le in Ei­sen­hüt­ten­stadt (ZAST) 80 Ge­flüch­te­te aus Sy­ri­en in der leer­ste­hen­den Oder­land-?Ka­ser­ne in der Fürs­ten­wal­der Post­stra­ße in Frank­furt un­ter­ge­bracht. Diese Un­ter­brin­gung sei nach An­ga­ben des Lei­ters der Auf­nah­me­stel­le, Frank Nürn­ber­ger, bis zum 31.?03.?2014 be­fris­tet. In der Zwi­schen­zeit sol­len in der ZAST Ei­sen­hüt­ten­stadt die Con­tai­ner aus­ge­baut wer­den, wel­che laut Nürn­ber­ger eine best­mög­li­che und men­schen­wür­di­ge Un­ter­brin­gung für die Ge­flüch­te­ten in der Erst­auf­nah­me­stel­le Ei­sen­hüt­ten­stadt böten.

Wir vom Uto­pia e.V. fra­gen uns je­doch, wie bei ein­er Un­ter­brin­gung in Asyl­hei­men und Con­tai­nern über­haupt von ein­er men­schen­wür­di­gen Un­ter­brin­gung ge­spro­chen wer­den kann. Die Be­din­gun­gen, unter denen die Ge­flüch­te­ten dort leben, sind be­denk­lich und of­fen­ba­ren alles an­de­re als eine Will­kom­mens­kul­tur. Sie müs­sen dort mit schlech­ten sa­ni­tä­ren An­la­gen und von hohen Zäu­nen um­ge­ben iso­liert am Rand der Stadt leben. Auch an ein­er aus­rei­chen­den psy­cho­so­zia­len und ge­sund­heit­li­chen Ver­sor­gung fehlt es für die oft von den Er­leb­nis­sen im Her­kunfts­land und auf der Flucht trau­ma­ti­sier­ten und ge­sund­heit­lich be­ein­träch­tig­ten Ge­flüch­te­ten. Statt­des­sen sind die Ge­flüch­te­ten er­neut ein­er Be­las­tungs­pro­be in den Hei­men aus­ge­setzt, nicht nur in Eisenhüttenstadt.

Ziel ein­er hu­ma­nen Ge­sell­schaft muss es sein, auf die be­son­de­ren Be­dürf­nis­se von Ge­flüch­te­ten ein­zu­ge­hen und diese men­schen­wür­dig und de­zen­tral un­ter­zu­brin­gen. Bis zur Ver­wirk­li­chung des­sen bleibt alles Ge­re­de über eine Will­kom­mens­kul­tur – auch das der Be­tei­lig­ten der Pres­se­kon­fe­renz – nur eine Farce.

Die Stadt hat­te be­reits am 02.?12.?2013 die An­woh­ner*innen der Oder­land-?Ka­ser­ne in einem Schrei­ben und in In­for­ma­ti­ons­ge­sprä­chen über die neue Si­tua­ti­on „auf­ge­klärt“. In­ter­es­san­ter­wei­se wurde hier von den An­woh­ner*innen immer mit dem Ter­mi­nus „Be­trof­fe­ne“ ge­spro­chen. Damit wer­den die ge­flüch­te­ten Men­schen zur Be­las­tung bzw. zur Be­dro­hung sti­li­siert, an­statt sie als neue Mit­bür­ger*innen will­kom­men zu hei­ßen. Mit solch ein­er Rhe­to­rik wird Ras­sist*innen in die Hände gespielt.

Wie die zu­stän­di­gen Be­hör­den ge­den­ken, ein­er mög­li­chen ras­sis­ti­schen Mo­bi­li­sie­rung gegen die Un­ter­brin­gung von Ge­flüch­te­ten ent­ge­gen­zu­wir­ken, blieb, auch auf Nach­fra­ge, un­klar. Wir for­dern die Stadt des­halb auf, kon­kret zu wer­den und Maß­nah­men zur Si­cher­heit und Un­ter­stüt­zung der Ge­flüch­te­ten vorzulegen.

Auf die Frage, in­wie­fern die neuen Be­woh­ner*innen von der Stadt be­grüßt wer­den sol­len, mach­te sich Clau­dia Pos­sardt, Käm­me­rin und Bei­ge­ord­ne­te für Si­cher­heit und Ord­nung, für eine Will­kom­mens­kul­tur sowie für eine de­zen­tra­le Un­ter­brin­gung der Ge­flüch­te­ten stark. Wir vom Uto­pia e.V. wer­den uns auch zu­künf­tig of­fen­siv für die de­zen­tra­le Un­ter­brin­gung von Ge­flüch­te­ten ein­set­zen und ver­su­chen, eine er­neu­te Dis­kus­si­on zu die­sem The­ma in der Stadt an­zu­sto­ßen. Wenn­gleich Frau Pos­sardt be­ton­te, dass dies ihre pri­va­te Mei­nung sei, wer­den wir sie beim Wort neh­men und hof­fen, dass sie sich in ein­er sol­chen De­bat­te für eine men­schen­wür­di­ge Un­ter­brin­gung von Asyl­be­wer­ber*innen ein­set­zen wird.

Nichts­des­to­trotz hat die Pres­se­kon­fe­renz einen sehr bit­te­ren Bei­ge­schmack hin­ter­las­sen. So­wohl Frau Pos­sardt als auch Herr Nürn­ber­ger be­ton­ten viel­fach, dass die Syrer*innen sehr „an­ge­neh­me Men­schen“ und „in ihrem Na­tu­rell an­ders ge­strickt” seien „als an­de­re Völ­ker­grup­pen“. So könne Frank­furt froh sein, wer ihnen da zu­ge­teilt wurde. Dass hier über Men­schen ge­spro­chen wird, scheint nicht bei allen Be­tei­lig­ten klar zu sein. An einen Tu­ber­ku­lo­se­aus­bruch wie bei den Tsche­tschen*innen in Ei­sen­hüt­ten­stadt sei bei den Syrer*innen nicht zu den­ken. Diese un­re­flek­tier­te Ein­tei­lung von Men­schen in „gute“ und „schlech­te“ Ge­flüch­te­te zeigt deut­lich, dass eine Aus­ein­an­der­set­zung mit (All­tags-?)Ras­sis­mus sei­tens der Stadt und der zu­stän­di­gen Be­hör­den drin­gend nötig ist.

Wir for­dern eine Will­kom­mens­kul­tur für Ge­flüch­te­te in Frank­furt (Oder) ein. Ras­sist*innen, wie sie sich al­ler­orts for­mie­ren, muss ent­schlos­sen ent­ge­gen­ge­tre­ten wer­den. Dar­über hin­aus for­dern wir die de­zen­tra­le Un­ter­brin­gung von Ge­flüch­te­ten und die Ab­schaf­fung der Heime.” so Janek Las­sau für den Uto­pia e.V.

Frank­furt (Oder), den 04.?12.?2013

Inforiot